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{"created":"2022-01-31T15:46:16.278198+00:00","id":"lit10290","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ebbinghaus, Hermann","role":"author"},{"name":"J. A. Barth","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 27: 145-147","fulltext":[{"file":"p0144s0004.txt","language":"de","ocr_de":"\n\n","page":0},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"Arthur K\u00f6nig f.\nUnser lieber und treuer Arbeitsgenosse an dieser Zeitschrift ist uns am 26. October 1901 durch den Tod entrissen worden. Bedrohliche Anzeichen einer schweren Erkrankung hatten ihn ein fr\u00fchzeitiges Ende schon lange voraussehen lassen, und es war \u00fcberaus schmerzlich, ihn gegen diesen l\u00e4hmenden Gedanken immer wieder k\u00e4mpfep und zugleich sich ihm unterwerfen zu sehen. Noch im Laufe des Sommers war er voll Hoffnung, seinen Zustand durch selbst ersonnene Mittel bessern zu k\u00f6nnen. Aber eine pl\u00f6tzliche Verschlimmerung seiner Krankheit hat ihn dann rasch hinweggerafft und ihm schwerere Leiden erspart. Nur 45 Jahre zu vollenden war ihm beschieden.\nK\u00f6nig ist von physikalischen Studien ausgegangen und ihnen Zeit seines Lebens mit seinen Interessen zugethan und durch selbst\u00e4ndige Arbeiten verbunden geblieben.. Aber durch Helmholtz, der zu Anfang der 80er Jahre auf seine Begabung aufmerksam wurde und ihn zu seinem Assistenten machte, wurde er fr\u00fch auch in andere Gebiete hinein gezogen. Er hatte seinem Lehrer bei der Ne\u00fcheraus-gabe seines grofsen Handbuchs der physiologischen Optik zur Hand zu gehen, literarisch durch Sichtung des ungeheuren, seit etwa 20 Jahren aufgeh\u00e4uften gedruckten Materials,\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 27.","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"und experimentell durch Bearbeitung einzelner wichtiger Fragen im Laboratorium. So wurde sein eigentliches Arbeitsgebiet mehr und mehr die physiologische Optik, indem seine Aufmerksamkeit sich zugleich auch den mit ihr zusammenh\u00e4ngenden psychologischen und erkenntnifstheoretischen Fragen zuwandte. Eine gl\u00fcckliche \u00e4ufsere Stellung zur Verfolgung dieser Interessen fand er als Vorsteher der physikalischen Abtheilung des Berliner physiologischen Instituts, zumal seit ihm mit der Berufung Engelmanns nach Berlin die Vertretung der gesammten Sinnesphysiologie und die Abhaltung der Vorlesungen \u00fcber sie \u00fcbertragen wurde.\nZahlreiche psychophysiologische Arbeiten sind hier seiner eigenen Th\u00e4tigkeit wie auch seiner anregenden Wirkung auf Andere entsprungen. Ueberblickt man ihre ganze Reihe, so wird man als die wichtigsten wohl seine Untersuchungen zur Klarstellung von 5 Problemen bezeichnen m\u00fcssen: die Arbeiten \u00fcber das Weber\u2019sehe Gesetz, \u00fcber die Mischung von Farben, \u00fcber die Helligkeitsvertheilung der Farben im Spectrum, \u00fcber den Sehpurpur und \u00fcber die Sehsch\u00e4rfe. Sie geh\u00f6ren uneingeschr\u00e4nkt zu dem Ersten, was wir \u00fcber die von ihnen behandelten Gegenst\u00e4nde \u00fcberhaupt besitzen, theilweise sind sie das einzig Zuverl\u00e4ssige. Was sie charak-terisirt, sind \u00fcberall die gleichen Vorz\u00fcge: sichere Beherrschung auch der verwickeltesten physikalischen H\u00fclfs-mittel, weiteste Ausdehnung der Untersuchung \u00fcber die extremsten Lichtintensit\u00e4ten, die verschiedensten Wellenl\u00e4ngen , die mannigfachen Anomalien des Farbensehens, sorgf\u00e4ltige Ber\u00fccksichtigung aller in Betracht kommenden psychophysiologischen Factoren, Exactheit der Resultate und vorsichtige Zur\u00fcckhaltung in ihrer Verwerthung. So sind namentlich unsere genaueren Kenntnisse der verschiedenen Formen der Farbenblindheit durch K\u00f6nig aufs Wesentlichste gef\u00f6rdert, die wichtige Thatsache, dafs die Total-","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"Farbenblinden mit dem Centrum ihrer Netzhaut nichts sehen, ist durch ihn gefunden worden.\nDen eigentlichen Anstofs zur Gr\u00fcndung dieser Zeitschrift hat K\u00f6nig gegeben. Im Anschlufs an seine Th\u00e4tig-keit fafste er zu Ende der 80er Jahre den Plan, ein Centralorgan f\u00fcr physiologische Optik oder auch f\u00fcr Sinnesphysiologie im Allgemeinen zu schaffen, und fand f\u00fcr die Verwirklichung seiner Absicht, unterst\u00fctzt durch das Interesse und die Autorit\u00e4t von Helmholtz, bald die \u00e4ufsere M\u00f6glichkeit Der Wunsch nach einem Genossen des Unternehmens f\u00fchrte dann, unter Festhaltung des urspr\u00fcnglichen Gedankens, zugleich zu seiner Ausdehnung \u00fcber die ganze Psychologie, wie ja beides in dem Doppeltitel unserer Zeitschrift sich auspr\u00e4gt Auch um den Fortbestand der Zeitschrift, als er einmal vor\u00fcbergehend bedroht erschien, hat K\u00f6nig sich das maafsgebende Verdienst erworben. Aber was sie ihm wesentlich zu danken hat, bleibt doch seine nimmer erm\u00fcdende t\u00e4gliche Arbeit an ihr. Ungeachtet des dunklen Schattens, der \u00fcber ihm schwebte, hat er ihr bis in seine letzten Tage mit stets gleicher Freudigkeit seine besten Kr\u00e4fte gewidmet, musterhaft durch seinen Fleifs, seine Gewissenhaftigkeit und seine P\u00fcnktlichkeit Wir werden wenige Schritte thun k\u00f6nnen, ohne ihn schmerzlich zu vermissen, aber um so dankbarer in Ehren halten, was er uns gewesen ist\nEbbinghaus.\nJohann Ambrosius Barth.","page":147}],"identifier":"lit10290","issued":"1901","language":"de","pages":"145-147","startpages":"145","title":"Nachruf an Arthur K\u00f6nig","type":"Journal Article","volume":"27"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T15:46:16.278204+00:00"}