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{"created":"2022-01-31T13:50:18.515504+00:00","id":"lit10291","links":{},"metadata":{"alternative":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane","contributors":[{"name":"Ebbinghaus, Hermann","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Zeitschrift f\u00fcr Psychologie und Physiologie der Sinnesorgane 30: 292-305","fulltext":[{"file":"p0292.txt","language":"de","ocr_de":"292\n{Aub dem psychologischen Laboratorium der Universit\u00e4t Breelau.)\nEin neuer Fallapparat zur Kontrolle des Chronoskops.\nVon\nHerm. Ebbinghaus.\n(Mit 6 Fig.)\nZur Kontrolle des Hipp\u2019schen Chronoskops wird gegenw\u00e4rtig wohl meist der von Wundt erdachte und von K\u00fclpe und Klrsch-mann eingehend beschriebene und gepr\u00fcfte Kontrollhammer1 benutzt Bei der ersten Beschaffung von Apparaten f\u00fcr das Breslauer Laboratorium konnte gleichwohl dieser Apparat nicht in Betracht kommen. Erstens war er f\u00fcr die zur Verf\u00fcgung stehenden bescheidenen Mittel zu kostspielig ; zweitens bedarf er selbst wieder zu seiner oft zu erneuernden Kontrolle 2 eines genauen zeitschreibenden Apparates, an dessen Beschaffung einstweilen nicht gedacht werden konnte. Um dem Bed\u00fcrfnifs einigermaafsen zu gen\u00fcgen, kehrte ich daher zu dem einfacheren Princip des urspr\u00fcnglich zur Kontrolle des Chronoskops benutzten Hipp\u2019schen Fallapparats zur\u00fcck, n\u00e4mlich zu dem Princip der Angabe der Kontrollzeit durch eine frei fallende Kugel Nur suchte ich die dem sehr primitiven Hipp\u2019schen Apparat anhaftenden M\u00e4ngel m\u00f6glichst zu vermeiden.\n1 K\u00fclpe u. Kibschmann. Ein neuer Apparat zur Contr\u00f4le zeitmessender Instrumente. Philos. Studien 8, 8. 14\u00f6.\n* Auf die mannigfachen Einrichtungen des Apparats, die eine solche Kontrolle noth wendig machen, gehe ich nicht n\u00e4her ein, sondern verweise nur auf eine in dieser Hinsicht wichtige Mittheilung von K\u00fclpe und Kirsch-mann (8. 170). Nach einer kleinen Reparatur einiger elektrischen Kontakte an dem Apparat ging eine vorher von ihm mit 616 o angegebene Fallzeit auf 698 <s zur\u00fcck, wurde also um den bedeutenden Betrag von 18 Tausendstel Sekunden kleiner.","page":292},{"file":"p0293.txt","language":"de","ocr_de":"Ein neuer Fallapparat zur Kontrolle des Chronoskops.\n293\nDa der auf solche Weise zu Stande gekommene Fallapparat bei einer chronographischen Pr\u00fcfung in dem hiesigen physiologischen Institut sich von groben Fehlem frei zeigte, und im Vertrauen ferner darauf, dafs er verm\u00f6ge seiner Konstruktion \u00fcberhaupt keine sehr wesentlichen Fehler besitzen k\u00f6nne, habe ich ihn einige Jahre \u2014 \u00fcbrigens nur zu Demonstrationszwecken \u2014 benutzt, hatte aber leider nicht die M\u00f6glichkeit, ihn ausgedehnteren Pr\u00fcfungen von der erforderlichen sch\u00e4rfsten Genauigkeit zu unterwerfen. Seit einiger Zeit bin ich dazu in den Stand gesetzt, durch die Erwerbung eines ausgezeichneten Zimmebmakn\u2019-schen Kymographions, das bei den gr\u00f6fsten Umlaufsgeschwindigkeiten die Ablesung von Tausendstel Sekunden mit gen\u00fcgender Genauigkeit gestattet Mit seiner H\u00fclfe habe ich nunmehr den Fallapparat im Laufe des vergangenen Sommers wiederholten Pr\u00fcfungen unterzogen, sowohl in seinem urspr\u00fcnglichen Zustande, wie auch nach Ausf\u00fchrung kleiner Ver\u00e4nderungen. Dabei haben sich seine Angaben stets so gleichm\u00e4fsig zuverl\u00e4ssig, ja geradezu \u00fcberraschend genau erwiesen, dafs es mir n\u00fctzlich scheint, den Apparat etwas allgemeiner bekannt zu machen.\nBeschreibung des Apparates.\nSein allgemeines Princip besteht, wie schon gesagt, darin, dafs die von ihm gelieferten kleinen Zeitintervalle durch den freien Fall einer Kugel bestimmt werden. Um diese Fallzeiten nutzbar zu machen, waren namentlich drei Bedingungen zu erf\u00fcllen, denen von dem Hipp\u2019schen Fallapparat nur sehr unvollkommen gen\u00fcgt wird.\n1.\tDie Fallh\u00f6hen der Kugel, d. h. die Entfernungen zwischen ihrem Fufspunkt und der Aufschlagsfl\u00e4che m\u00fcssen bis auf Bruch-theile des Millimeters genau eingestellt und abgelesen werden k\u00f6nnen.\n2.\tBeginn und Ende des Falles der Kugel m\u00fcssen so genau als m\u00f6glich zeitlich zusammenfallen mit der Oeffnung oder der Schliefsung eines elektrischen Stromes.\n3.\tDie fallende Kugel mufs zur Ueberwindung des Luftwiderstandes m\u00f6glichst schwer sein, und der Apparat doch kr\u00e4ftig genug, um ihren Fall aus gr\u00f6fseren H\u00f6hen auszuhalten.\nDaraus ergab sich folgende Einrichtung:\nAuf einer kr\u00e4ftigen Holzunterlage, A in Fig. 1, die durch Stellschrauben wagerecht eingestellt werden kann, sind zwei ver-","page":293},{"file":"p0294.txt","language":"de","ocr_de":"294\nHerrn. Ebbinghaus.\nniekelte Messings\u00e4ulen S und S' lothrecht befestigt Bei einem JDurchmesser von etwa 3 cm haben sie eine H\u00f6he von 86 cm und sind auch an ihrem (in der Figur nicht sichtbaren) oberen Ende durch ein solides Metallst\u00fcck fest mit einander verbunden. Auf ihnen gleitet mit mit leichter Reibung eine horizontale Metallbr\u00fccke Br, die durch zwei seitliche Schrauben s und s in beliebiger H\u00f6he festgestellt werden kann. Jede der beiden S\u00e4ulen ist in genau gleicher H\u00f6he \u00fcber der Unterlage mit einer Milli-\nng. 1.\nmetertheilung versehen, und bei der Bewegung der Br\u00fccke wird jederseits an diesen Theilungen eine auf den Br\u00fcckenhaltern ein-geritzte Marke entlang geschoben, so dafs die H\u00f6he der jeweiligen Einstellung stets an beiden Enden in Uebereinstimmung gebracht und genau abgelesen werden kann. In ihrer Mitte ist die Br\u00fccke \u25a0ausgeschnitten, um die fallende Kugel durchzulassen ; au\u00dferdem tr\u00e4gt sie zwei Einrichtungen.","page":294},{"file":"p0295.txt","language":"de","ocr_de":"Ein neuer Fallapparat zur Kontrolle des Chronoskops.\n295\nDie eine, links, dient dem Festhalten und Loslassen der Kugel. Sie besteht aus einer Art Zange, deren Arme um eine verticale Axe o drehbar sind. Die vorderen H\u00e4lften dieser Arme werden von zwei Messingbacken b gebildet, die sich gerade \u00fcber dem Br\u00fcckenausschnitt befinden. Werden sie zusammengedr\u00fcckt, so stehen sie einander parallel und halten dann die Messingkugel k mit m\u00e4fsiger Kraft zwischen sich festgeklemmt und schwebend \u00fcber dem Ausschnitt Das Festhalten in der Parallel-Stellung geschieht an den hinteren H\u00e4lften der Zangenarme, den Forts\u00e4tzen fy und zwar vermittelst der Abzugsvorrichtung abz. Wird aber dieser Abzug etwas nach hinten, d. h. nach der S\u00e4ule S hin, gezogen, so werden die beiden Forts\u00e4tze durch eine zwischen ihnen befindliche Spiralfeder schnell und kr\u00e4ftig aus einander getrieben. Die die Kugel haltenden Backen schnellen damit gleichfalls aus einander und die Kugel beginnt zu fallen.\nUm diesen Moment auf das Chronoskop oder andere Apparate \u00fcbertragen zu k\u00f6nnen, sind die beiden Zangenarme von einander und von allen \u00fcbrigen Theilen des Apparats durch Hartgummi-zwischenlagen isolirt. Jeder steht nur mit einer seitlich angebrachten Klemmschraube in Verbindung, von denen eine, m, in der Figur sichtbar ist Werden diese Klemmschrauben mit den Leitungsdr\u00e4hten einer Elektricit\u00e4tsquelle verbunden, so ist mithin der von dieser gelieferte Strom unterbrochen, solange die Zange ge\u00f6ffnet ist, dagegen geschlossen, sobald und solange die beiden Messingbacken die Messingkugel zwischen sich eingeklemmt halten. Sowie sie aus einander springen, wird er wieder unterbrochen. Genau in demselben Moment beginnt aber auch der freie Fall der Kugel. Ein Fehler k\u00f6nnte nur dadurch entstehen, dafs die eine Backe sich etwas fr\u00fcher von der Kugel losl\u00f6ste als die andere, und die Kugel also, an dieser schleifend, eine wenn auch minimale Verlangsamung der beginnenden Fallbewegung erlitte. Um das zu vermeiden, ist darauf zu sehen, dafs die beiden Backen stets symmetrisch aus einander springen.\nDie zweite auf der Br\u00fccke, und zwar rechts, befindliche Einrichtung dient dem richtigen Einbringen der Kugel zwischen die sie haltenden Backen. Sie wird von einem kleinen Teller t gebildet, der gerade in den Ausschnitt in der Mitte der Br\u00fccke hineinpafst. Er ist an dem seitlich angebrachten Stift st befestigt und wird von diesem in H\u00f6he der Br\u00fccke selbst gehalten. Er kann aber auch durch Druck auf den Stift sammt diesem","page":295},{"file":"p0296.txt","language":"de","ocr_de":"296\nHerrn. Ebbinghaus.\nheruntergedr\u00fcckt und dabei zugleich um ihn als Axe bewegt werden. L\u00e4fst der Druck nach, so hebt sich der Teller durch Federkraft wieder in die H\u00f6he der Br\u00fcckenebene.\nDie Handhabung dieser Einrichtungen ist nun diese. Man bringt den Teller von unten her in den Br\u00fcckenausschnitt und legt die 27 mm im Durchmesser haltende und rund 90 g schwere Messingkugel in seine Mitte. Sie wird hier durch einen kleinen auf dem Teller befestigten Ring an dem Fortrollen gehindert Dann schliefst man die Zange, deren Backen, wenn sie richtig parallel stehen, sich lediglich von den Seiten an die Kugel an-legen, ohne sie irgendwie zu heben oder sonst zu bewegen. Schliefslich dr\u00fcckt man den Teller wieder nach unten und dreht ihn zur Seite, so dafs die Kugel frei \u00fcber dem Ausschnitt gehalten wird.\nF\u00e4llt die Kugel nun herunter, so trifft sie unten auf ein rechteckiges Brettchen Fb, das zwischen Spitzen p und p' gelagert und daher etwas beweglich ist Der vordere Theil des Brettchens wird durch sie heruntergedr\u00fcckt und schl\u00e4gt dabei gegen einen Filzstreifen F, durch den die Wucht des Stofses aufgefangen und unsch\u00e4dlich gemacht wird. Um Deformationen der Oberfl\u00e4che des Brettchens durch die verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig schwere Kugel selbst bei gr\u00f6fseren Fallh\u00f6hen zu vermeiden, ist aufser-dem an der Aufschlagstelle der Kugel eine gen\u00fcgend starke Hartgummiplatte H eingelegt Von dieser springt die Kugel zur\u00fcck und f\u00e4llt in die an der Vorderkante des Untersatzes angebrachte Vertiefung F.\nMit der Abw\u00e4rtsbewegung der vorderen H\u00e4lfte des Brettchens geht seine hintere H\u00e4lfte in die H\u00f6he. In demselben Moment, wo diese Bewegung beginnt, wird nun ein Platinkontakt unterbrochen, der hinten an der Unterseite des Brettchens zwischen ihm und dem Untersatz des ganzen Apparates angebracht ist, und dessen beide Glieder mit den Klemmschrauben h und h' in Verbindung stehen. Ebenso wie der Beginn des freien Falls der Kugel kann also auch sein Ende mit einer so gut wie gleichzeitigen Unterbrechung eines elektrischen Stromes in Verbindung gebracht werden. Damit dieser Kontakt durch Funkenbildung nicht allm\u00e4hlich verschlechtert werde, ist er so eingerichtet, dafs er beim Gebrauch des Apparates durch einen Tropfen Glycerin benetzt werden kann. Aufserdem ist zu seiner Sicherung noch eine mit der Schraube sp in Verbindung stehende Spiralfeder an-","page":296},{"file":"p0297.txt","language":"de","ocr_de":"Ein neuer Fa\u00fcapparat zur Kontrolle des Chronoskops.\n297\ngebracht, durch die die hintere H\u00e4lfte des Brettchens mehr oder weniger stark nach unten gezogen wird. Damit aber nun der durch Aufschlagen der Kugel ge\u00f6ffnete Kontakt sich durch den Zug dieser Feder nicht sogleich wieder schliefse, befindet sich an der hinteren Seite des Brettchens noch eine Nase N, die es in der durch den Fall der Kugel herbeigef\u00fchrten Stellung solange festh\u00e4lt, bis sie wieder zur\u00fcckgedr\u00fcckt wird.\nDie Klemmschraube h' und die mit ihr in Verbindung stehende obere Spitze des erw\u00e4hnten Platinkontaktes sind in ihrer H\u00f6henstellung etwas ver\u00e4nderlich : sie k\u00f6nnen mehr oder weniger tief durch das Holz des Fallbrettchens hindurchgeschraubt werden. Dabei \u00e4ndert sich nat\u00fcrlich die H\u00f6henlage der hinteren H\u00e4lfte des Brettchens etwas, und jedesmal in entgegengesetztem Sinne die H\u00f6henlage der vorderen H\u00e4lfte. Diese Einrichtung erm\u00f6glicht in einfachster Weise eine genaue Einstellung des Apparats, d. h. die Herstellung einer genauen Uebereinstimmung der von der Kugel wirklich zur\u00fcckgelegten Fallh\u00f6hen mit den seitlich an den S\u00e4ulen S und S' abgelesenen. Man stellt dazu die Br\u00fccke so ein, dafs ihre seitlichen Marken beiderseits auf einen bestimmten Theilstrich zeigen, z. B. auf 200 mm, und bringt den beweglichen Teller an seinen Platz in der I I Mitte der Br\u00fccke. Dann nimmt man einen an beiden Enden zugespitzten und fragezeichenf\u00f6rmig gebogenen Metallstab (Fig. 2), bei dem die Entfernung zwischen den freien Enden genau die eingestellte Gr\u00f6fse von 200mm\tff\"\nhat, setzt das eine Ende auf die Mitte des Tellers und regulirt nun die H\u00f6he des Fallbrettes so, dafs das andere ^ 2 Ende die Mitte der Hartgummiplatte H gerade ber\u00fchrt.\nStimmt die Einstellung f\u00fcr irgend eine H\u00f6he, so stimmt sie nat\u00fcrlich auch f\u00fcr alle anderen.\nUm die Verwendbarkeit des Apparates zu erh\u00f6hen, ist auch am vorderen Ende des Fallbrettes noch ein Platinkontakt c angebracht, dessen beide Theile mit den Klemmschrauben v und v leitend verbunden sind. Er wird durch das Aufschlagen der Kugel geschlossen. Der Moment aber, in dem das eintritt, kann nat\u00fcrlich mit dem Ende ihres freien Falls nicht so genau zusammenfallen wie die Unterbrechung des hinteren Kontakts, da das Fallbrett immer erst eine gewisse Strecke heruntergedr\u00fcckt werden mufs, ehe der Schlufs eintritt","page":297},{"file":"p0298.txt","language":"de","ocr_de":"298\nHerrn. Ebbinghaus.\nPr\u00fcfung des Apparates.\nEs handelt sich nun darum, ob die von dem Apparat f\u00fcr verschiedene Fallh\u00f6hen angegebenen und durch 2 Stromunterbrechungen abgegrenzten Zeiten auch mit den theoretisch f\u00fcr jene H\u00f6hen zu fordernden Fallzeiten \u00fcbereinstimmen. Ich habe -diese Pr\u00fcfung f\u00fcr 4 H\u00f6hen angestellt, f\u00fcr diejenigen n\u00e4mlich, denen theoretisch die Fallzeiten V10, */ioi 8/io und 4/10 Sek. zukommen. Die Fallbeschleunigung f\u00fcr Breslau betr\u00e4gt 9811 mm in der Sekunde; die jenen Zeiten entsprechenden Fallh\u00f6hen (lltgt*) sind mithin 49, 196,2, 441,4 und 784,9 mm.1 Die Pr\u00fcfung \u2022wurde in bekannter Weise so vorgenommen, dafs die beiden Stromunterbrechungen durch ein elektromagnetisches Signal auf eine rotirende Trommel \u00fcbertragen und die zwischen ihnen verflossenen Zeiten durch die gleichzeitig aufgeschriebenen Schwingungen einer Stimmgabel ausgemessen wurden.\nDie zur Verf\u00fcgung stehende Stimmgabel machte hundert Schwingungen in der Sekunde. Bei der hier erforderlichen Genauigkeit indes konnte sie nicht gebraucht werden, wie sie geliefert war, sondern wurde erst genau eingestimmt Dies geschah auf graphischem Wege mit H\u00fclfe eines Jaquet sehen F\u00fcnftel-sekunden-Chronographen, unter Ber\u00fccksichtigung wiederum von dessen nicht ganz unerheblichen Fehlern.*\n1 Da die S\u00e4ulen des Apparats, wie oben angegeben, 86 cm hoch sind, diese aber wegen der auf der Br\u00fccke befindlichen Einrichtungen nicht ganz ausgenutzt werden k\u00f6nnen, ist mit 4/i0 Sek. Fallzeit die obere Grenze seiner Leistungsf\u00e4higkeit erreicht Nat\u00fcrlich kann man ihn, um noch 1 oder 2 Zehntel mehr zu gewinnen, auch h\u00f6her bauen; er verliert dann aber an Handlichkeit.\n* Ich konnte zwei Jaqckt - Chronographen, die mir von hiesigen Uni-versit\u00e4tsinstituten zur Verf\u00fcgung gestellt waren, mit einander vergleichen. Sie zeigten \u00fcbereinstimmend folgende Fehler. L Je zwei unmittelbar auf einander folgende F\u00fcnftelsekunden oder ganze Sekunden, die von den Apparaten angegeben wurden, waren unter einander nicht genau gleich, sondern das eine Intervall war immer etwa um eine halbe Stimmgabel-Schwingung zu lang und das folgende um den gleichen Betrag zu kurz. Nur zwei auf einander folgende F\u00fcnftelsekunden oder ganze Sekunden zusammen ergaben eine objectiv richtige Zeit 2. Wenn man die Apparate F\u00fcnftelsekunden markiren liefe, gingen sie nicht genau ebenso schnell, wie wenn sie ganze Sekunden markirten, sondern in jenem Fail etwas zu langsam. Sie blieben in etwa 12 Min. 1 Sek. zur\u00fcck, in der Sekunde also etwa 1 Va Tausendstel. i^Auch bei der M&rkirung ganser Sekunden gingen sie, verglichen mit einer xuverl\u00e4ssigen Taschenuhr, noch etwas zu langsam, aber f\u00fcr meinen Zweck nicht mehr in Betracht kommend.) Die Stimmgabel","page":298},{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"Ein neuer Fallapparat zur Kontrolle des Chronoskops.\n299\nDi\u00a9 Uebertragung der Stromunterbrechungen auf die Kymo-graphiontrommel geschah durch ein DEPREZ-Signal. Bekanntlich antworten diese Signale erheblich prompter und gleichm\u00e4fsiger auf Strom\u00f6ffnung als auf Stromschlufs. Es trifft sich insofern also g\u00fcnstig, dafs die von dem Fallapparat angegebenen Zeiten eben durch zwei Stromunterbrechungen begrenzt werden. Zu-gleich ist damit noch ein anderer Vortheil verbunden. Auch auf Strom\u00f6ffnung reagirt das Signal nicht absolut momentan, sondern erst nach Verlauf einer, wenn auch \u00e4ufserst kleinen, so doch hier nicht zu vernachl\u00e4ssigenden Zeit von unbekannter Gr\u00f6fse. Wird nun das Signal sowohl zu Anfang wie zu Ende der zu messenden Zeit in genau gleicher Weise in Anspruch genommen, so er\u00fcbrigt sich die Nothwendigkeit, diese Latenzzeit erst zu bestimmen und in Rechnung zu bringen: die von ihm gelieferten Zeitmarken werden beide um den gleichen Betrag verschoben, und ihre zeitliche Differenz bleibt dieselbe, wie wenn keine Latenzzeit vorhanden w\u00e4re. Allerdings mufs dazu der das Signal durchfliefsende elektrische Strom in beiden F\u00e4llen von gleicher St\u00e4rke sein, am einfachsten also von derselben Stromquelle (bei gleichen Widerst\u00e4nden) geliefert werden, und es entstand mithin noch die Nothwendigkeit, den bei Beginn des Falles der Kugel unterbrochenen Strom vor Beendigung ihres Falls wieder zu schliefsen, damit er durch das Aufschlagen der Kugel aufs Neu\u00a9 unterbrochen werden k\u00f6nnte.\nDazu wurde an dem Fallapparat noch \u00a9ine klein\u00a9 Vorrichtung angebracht, die ich bisher nicht erw\u00e4hnt habe. Zwischen dem Abzug abz und der ihm zun\u00e4chst befindlichen S\u00e4ule S wurden an der die Br\u00fccke tragenden H\u00fclse 2 kleine Platinblech\u00a9 in parallelen Ebenen und in geringer Entfernung von einander befestigt, aber so, dafs sie sich nicht ber\u00fchren. Auch von den \u00fcbrigen Theilen des Apparates sind sie durch Hartgummi isolirt; jedes steht nur mit einer seitlich angebrachten Klemmschraube (q und q in Fig. 1) in leitender Verbindung. Wird nun nach richtiger Einbringung der Kugel zwischen die Metallbacken der Abzug nach hinten gezogen und dabei etwas weiter bewegt als zum Loslassen der Kugel erforderlich ist, so trifft er auf das vorderste Platinblech und prefst dieses bei Fortsetzung der Be-\nwurde nun so eingestimmt, dafs sie f\u00fcr eine Zeit von 10 Sek. keine erkenn-\u2022baren Abweichungen von dem entsprechend korrigirten Gang des Jaquet-Ohronographen zeigte.","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\nHerrn. Ebbinghaus.\nwegung gegen das zweite, so dafs bei Verbindung der Klemmen q und q mit stromzuf\u00fchrenden Dr\u00e4hten durch dieselbe Abzugsbewegung, die erst eine Stromunterbrechung bewirkt, immittelbar nachher hier ein Stromschlufs hergestellt wird.\nDie Anordnung der Pr\u00fcfungsversuche im Einzelnen wird durch Fig. 3 schematisch veranschaulicht Die Elektricit\u00e4tsquelle\nE wird mit einer der die Kugel haltenden Backen leitend verbunden, die andere Backe mit dem Elektromagneten des Deprez-Signals (ES); von diesem f\u00fchrt die Leitung weiter zu der einen Klemmschraube (h) des hinteren Kontaktes des Fallbrettchens und endlich von dessen anderer Klemmschraube (V) zur\u00fcck zu der Stromquelle. Aufserdem ist je eins der eben erw\u00e4hnten Platin-bleche mit je einer der kugelhaltenden Messingbacken in Verbindung gebracht Zu Beginn eines Versuchs wird nun jener Fallbrettkontakt geschlossen und die Kugel zwischen die Messing-backen eingeklemmt Der Strom kann jetzt cirkuliren und der Anker des Signals wird angezogen. Wird nun der Abzugshebel abz soweit nach hinten gedr\u00fcckt, dafs er die die Kugel haltende Zange freigiebt, so springen die Backen aus einander, der Strom wird unterbrochen, der Schreibhebel des Signals schnellt in die H\u00f6he und markirt den Moment auf der rotirenden Trommel durch einen kleinen Vertikalstrich. Unmittelbar darauf aber werden durch die nat\u00fcrliche Fortsetzung der Abzugsbewegung des Fingers die beiden Platinbleche gegen einander gedr\u00fcckt Der soeben unterbrochene Strom kann jetzt durch sie seinen Weg nehmen, er wird also wieder geschlossen, der Schreibhebel des Signals kehrt in die vorige, tiefere Lage zur\u00fcck, um dann beim Aufschlagen der Kugel und der L\u00f6sung des hinteren Kontaktes abermals nach oben zu schnellen und jetzt in dieser Lage zu verharren.\nZum Gl\u00fcck ist es nicht erforderlich, dem Leser die auf solche Weise gefundenen Resultate in gr\u00f6fserer Anzahl vorzuf\u00fchren. Er vermag sich ein ausreichendes Urtheil zu bilden durch ge-","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Ein neuer Fallapparat zur Kontrolle de\u00bb Chronoskops.\n301\nnauere Betrachtung einer einzigen Versuchsreihe, die im Rahmen von TabelleI (S.302)inautotypischerReproduction wiedergegeben ist und mit allen \u00fcbrigen Ergebnissen vollkommen \u00fcbereinstimmt -Sie umfafst 12 Einzelversuche, je 3 f\u00fcr jede der oben angebenen Fallh\u00f6hen, und zwar sind diese Versuche, was di\u00a9 Hauptsache ist, unmittelbar nach einander angestellt und ohne jede Auswahl auf 12 unmittelbar auf einander folgenden Trommeluml\u00e4ufen niedergeschrieben.1\nDie Stimmgabelschwingungen bedeuten, wie oben erw\u00e4hnt, Hundertstel Sekunden. Die die Fallzeiten begrenzenden Stromunterbrechungen sind durch die beiden vertikalen Erhebungen in den \u00fcber den Schwingungen verlaufenden Geraden markirt. Der unmittelbar nach der ersten Unterbrechung erfolgende Strom-schlufs wird durch einen kleinen Bogen wiedergegeben, dessen wechselnde L\u00e4nge von der verschiedenen Schnelligkeit der Ab-. zugsbewegung des Fingers bedingt wird und also keine Bedeutung hat. Man erkennt nun bei n\u00e4herer Pr\u00fcfung der Kurven, dafs die beiden zusammengeh\u00f6rigen Vertikalmarken jedes Versuchs nicht etwa nur im groben die theoretisch geforderten Anzahlen von Stimmgabelschwingungen zwischen sich schliefsen, sondern dafs sie ausnahmslos stets genau in dieselbe Phase der Schwingungen fallen, dafs also die zu den verschiedenen Fallh\u00f6hen geh\u00f6rigen Fallzeiten von 10, 20, 30 und 40 Gabelschwingungen von dem Apparat mit gr\u00f6fster Pr\u00e4cision \u2014 und sicher bis auf 1 Tausendstel Sekunde genau \u2014 wiedergegeben werden. Bemerkenswerth ist, dafs selbst bei der gr\u00f6fsten Fallh\u00f6he der Kugel von etwa 80 cm der Luftwiderstand noch keine erkennbare Verl\u00e4ngerung der theoretischen Fallzeit herbeigef\u00fchrt hat, und ebensowenig bei der geringsten Fallh\u00f6he von * etwa 5 cm die Nothwendigkeit, das Fallbrett behufs L\u00f6sung des hinteren Kontaktes erst um eine minimale Distanz herunterzudr\u00fccken. Beides offenbar in Folg\u00a9 der verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig grofsen Schwere der Kugel.\n1 Ich habe auch nicht einmal die hier und in Tabelle II reproducirten Kurven aus einer greiseren Anzahl anderer als die bestgelungenen ausgew\u00e4hlt. Sie wurden von vornherein zur Reproduktion bestimmt und dann genommen, wie sie ausfielen. Daraus erkl\u00e4rt sich die verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig grofse und in Tabelle II schon fast st\u00f6rende- Dicke der aufgezeichneten Linien. Um eine gute Wiedergabe zu erm\u00f6glichen, mufisten die Trommel\u00fcberz\u00fcge etwas st\u00e4rker bewufet werden und die Schreibapparate etwas dickere Linien ziehen, als ohne diese R\u00fccksicht n\u00f6thig gewesen w\u00e4re.","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"302\nHerrn. Ebbinghaus.\n-O\trf*\tM-\noo\t\tCO\n\t*\u2014*\u2022\tGD\n'cO\t\t'n>\nCO\nB\nB\n\no\nV#\nCO\nv\u00b0\nCO\nm\nCP\npr\nFallh\u00f6hen\nFallzeiten\nberechnet\n*4\nSD\ni\u2014i h\u2014<\n63\nCD\nm*\ncfr-\nCD\nP\nO4\nCD\nO4\n\u00c90\no\np4\nd*4\nCO\nd-\nSo\nd\nCD\nCD","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"Ein neuer Fallapparat zur Kontrolle des Ckronoskops.\n303\nDie in diesen Versuchen von dem Fallapparat angegebenen Zeiten zwischen zwei Stromunterbrechungen sind auf das Chrono-skop nicht direct \u00fcbertragbar; hierzu bedarf es vielmehr entweder der Kombination Oeffnung - Schlufs oder der anderen Schlufs-Oeffnung. Indes diese zweite kann ohne Weiteres auch mit den beiden Stromunterbrechungen des Fallapparats her-gestellt werden. Man leitet d\u00eb\u00fb Strom d\u00fcrch den hinteren Kontakt des Fallbrettes' und dann weiter in zwei neben einander geschalteten Zweigen sowohl durch den Kugelhalter des Fallapparats wie den Elektromagneten des Chronoskops zur\u00fcck zu der Stromquelle. Solange dem Strom der Weg durch die Messingkugel zur Verf\u00fcgung steht, geht kein nennenswerther Antheil durch die einen viel gr\u00f6fseren Widerstand bietende Zweigleitung des Chronoskops. In dem Moment des Auseinanderspringens der Kugelzange aber mufs der ganze Strom diesen Weg nehmen, um dann beim Aufschlagen der Kugel unterbrochen zu werden.\nDie Kombination Oeffnung-Schlufs l\u00e4fst sich nicht auf so einfache Weise verwirklichen. Die Benutzung von zwei ganz getrennten Stromkreisen, durch die die Sache m\u00f6glich w\u00e4re, w\u00fcrde der Verwendung des Chronoskops in den mit ihm anzustellenden Untersuchungen, f\u00fcr die es doch kontrollirt werden soll, nicht entsprechen, und also unzweckm\u00e4fsig sein. Sehr nahe liegt nat\u00fcrlich die Benutzung des vorderen Kontaktes des Fallbretts (s. S. 297). Indes er funktionirt nicht ganz so befriedigend wie der hintere; wie ja wegen der Nothwendigkeit, dafs die aufschlagende Kugel das Widerstand leistende Fallbrett erst eine gewisse endliche Strecke herunterdr\u00fccken mufs, von vornherein erwartet werden kann. Ich habe ihn in entsprechender Weise gepr\u00fcft (indem ich den Stromschlufs des Kontaktes durch Nebenschliefsung f\u00fcr d\u00e4s Deprez - Signal wieder in Strom\u00f6ffnung verwandelte) und theile 8 unmittelbar nach einander gewonnene Resultate, je 2 f\u00fcr jede der 4 Fallh\u00f6hen, in Tabelle II mit Die erhaltenen* Fallzeiten sind, wie man sieht, durchweg (abgesehen von der allerersten) um 1\u2014l1/* Tausendstel Sekunde l\u00e4nger als sie in Folge der blofsen Fallbeschleunigung sein sollten, aufserdem sind sie unter einander etwas weniger \u00fcbereinstimmend als in Tabelle I, und endlich an ihrem Ende zum Theil etwas weniger scharf abgegrenzt als dort\nDa es somit wqnschenswerth erscheint, den. so pr\u00e4cise arbeitenden hinteren Kontakt des Fallbrettes auch zur Kontrolle","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nHerrn. Ebbinghaus.\nFall-\nFall- Zeiten\tFallzeiten beobachtet\nh\u00f6hen be-","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"Ein neuer Fallapparat zur Kontrolle des Chronoskops.\n305\nder Kombination Oeffnung-Schlufs bei dem Chronoskop verwenden zu k\u00f6nnen, habe ich an dem Apparat noch eine weitere kleine Einrichtung angebracht, die dies gestattet Der mehrerw\u00e4hnte Abzugshebel der Kugelzange wurde, gleich den hinter ihm befindlichen Platinblechen, von den \u00fcbrigen Theilen des Apparats isolirt, so dafs er ebenso wie jene noch zur Herstellung eines Stromschlusses Verwendung finden kann. Werden die Leitungen dann so hergestellt, wie Figur 4 schematisch angiebt, so geht der Strom zun\u00e4chst nach Einbringen der Kugel zwischen die sie haltenden Arme durch diese und den Elektromagneten (Em) des Chronoskops. Dieser Weg wird durch das Fortziehen des Abzugs von der Kugelzange und deren Auseinanderspringen unterbrochen. Unmittelbar darauf aber wird der weiter bewegt\u00a9\nAbzug gegen das vordere Platinblech gedr\u00fcckt und damit eine durch den hinteren Kontakt des Fallbrettes f\u00fchrende und das Chronoskop umgehende Strom-bahn geschlossen. Wieder einen Moment sp\u00e4ter wird durch Ber\u00fchrung auch des hinteren Platinblechs eine Zweigleitung zu diesem Stromwege hergestellt, di\u00a9 den Elektromagneten des Chronoskops umkreist. Sie bleibt aber wegen des in ihr bestehenden gr\u00f6fseren Widerstandes solang\u00a9 unwirksam, bis durch das Aufschlagen der Kugel der hintere Kontakt des Fallbretts ge\u00f6ffnet und damit dem Strom kein anderer Weg mehr als durch das Chronoskop hindurch gelassen wird. Auf diese Weise wird also genau in den Momenten der beiden Stromunterbrechungen des Fallapparats ein den Elektromagneten des Chronoskops umkreisender Strom erst ge\u00f6ffnet und dann wieder geschlossen.1\n1 Der Fallapparat ist von dem hiesigen Mechaniker F. Tiessen, J\u00e4chmiedebr\u00fccke 32, angefertigt worden.\nZeitschrift f\u00fcr Psychologie 80.\n20","page":305}],"identifier":"lit10291","issued":"1902","language":"de","pages":"292-305","startpages":"292","title":"Ein neuer Fallapparat zur Kontrolle des Chronoskops","type":"Journal Article","volume":"30"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:50:18.515509+00:00"}