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{"created":"2022-01-31T14:10:08.175685+00:00","id":"lit1345","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Sanders-Ezn, H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 1-29","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Vorarbeit f\u00fcr die Erforschung des Reflexmechanismus im Lendenmarke des Frosches.\nVon\nDr. II. Sanders-Ezn.\nMit drei Tafeln.\nZu einem genauem Studium der Reflexbewegungen eignet sich, wie allbekannt, kein Pr\u00e4parat besser als die hinteren Frosch-Extremit\u00e4ten mit den zugeh\u00f6rigen Nerven und Rllcken-mnrkstheilen. In welcher Richtung man nun auch die Reflexbewegungen zu studiren oder zu benutzen beabsichtigt, immer wird man gezwungen sein, allen \u00dcbrigen voraus, die Beziehungen zu erforschen, weiche zwischen den Ocrllichkciten der gereizten Hnutstellen und denen der bewegten Muskeln bestehen. Da \u00fcber diesen Punkt, soweit mir bekannt, keine genaueren Beobachtungen angestelll sind, so lag mir's nahe eine solche vorzunehmen, als ich methodisch in den Reflexmechanismus einzudringen dachte.\nBei der Betrachtung der \u00f6rtlichen Beziehungen zwischen dem Hautreiz und der ausgel\u00f6sten Bewegung k\u00f6nnte man von der Annahme ausgehen, dass die reflectorischen Einrichtungen im Lendenmarke des Frosches \u00e4hnlich beschaffen sind , wie im verl\u00e4ngerten Marke der S\u00e4ugethiere. Bei Letzteren werden bekanntlich durch die Reizung einzelner scharf abgegr\u00e4nzler Localit\u00e4ten, wie z. B. der Bindehaut des Auges, der Nasen-, Rachen-, Kehlkopfschleimhaut, u. s. w. jedesmal ganz bestimmte Bewegungen ausgei\u00f6st, welche namentlich eine Ver\u00e4nderung in der Lage oder in sonstigen Eigenschafton des Reizes oder des gereizten Ortes hei vorzubringen trachten, wesshalb man jene Reflexbewegungen als zweckm\u00e4ssige zu bezeichnen pflegt. Zu einer Uebertragung dieses Gesichtspunktes auf die Reflexe im\nI","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nDa. H. Sahdim-Ezn,\n[2\nLendenmarke des Frosches k\u00f6nnte, man von vornherein umsomehr geneigt sein, als die einfachste Erfahrung lehrt, wie hau\u00dfg durch eine Reizung dieser oder jener Hautstelle der unteren Extremit\u00e4t eine im eben hingestellten Sinn zweckmassige Bewegung des Beins zu Stande kommt.\nWare nun in der That die ausgesprochene Voraussetzung eingelreten, so w\u00fcrde sich daran die Aufgabe gekn\u00fcpft haben, die zusammengeh\u00f6rigen reflectorischen Stellen bis ins R\u00fcckenmark hinein zu verfolgen, da man denkbarerWeise auch hier \u00e4hnlichen reflectorischen Heerden hatte begegnen k\u00f6nnen, wie sie uns itn sogenannten noeud vital des verl\u00e4ngerten Markes gegeben sind. \u2014 Gesetzt aber, es w\u00f6re keine der eben hingestellten Voraussetzungen eingetroffen, mit andern Worten : es ware die hervorgerufene Bewegung noch von andern Bedingungen abh\u00e4ngig, als vom gereizten Ort und einer bestimmten anatomischen Anordnung des R\u00fcckenmarks, so wBre die bis dahin erw\u00e4hnte Versuchsreihe immerhin noch nothwendig gewesen. Selbstverst\u00e4ndlich jedoch gilt dieses dann mit der Beschr\u00e4nkung, dass der das R\u00fcckenmark betreffende Theil der Versuchsreihe eine andere Form hatte annehmen m\u00fcssen. Denn, wenn jede Stelle der Haut nicht bloss mit einer einzigen, sondern mit einer zahlreichen Reihe von Muskelcombinationeh in Verbindung steht, d\u00fcrfte es bei unseren gegenw\u00e4rtig so beschrankten H\u00fclfsmitleln wohl unm\u00f6glich sein den Zusammenhang der R\u00fcckenmarkstheile so beschrankt aufzuheben, dass hierdurch unmittelbar die reflectorischen Bahnen erforscht werden k\u00f6nnen.\nNach dem Fehlschlagen dieser Hoffnungen w8re aber eine andre nicht minder wichtige Seite der Reflexbewegung in den Vordergrund getreten. Bei den Reflexversuohen benutzen wir die sensiblen Nerven um durch das R\u00fcckenmark hindurch die motorischen zu erregen. Da aber das R\u00fcckenmark die in dasselbe eingetretenen Erregungen nicht bloss nach dem Ort, sondern auch nach der Zeit und Starke variirt, so w\u00fcrde diese letztere Function des R\u00fcckenmarks mit Sicherheit in Angriff genommen werden k\u00f6nnen, wenn man w\u00fcsste, dass \u00fcberhaupt irgend einer oder einige Muskelgruppen in Contraction versetzt werden, wenn vorher eine bestimmte Hautstelle gereizt worden ist. Ausserdem k\u00f6nnten uns die verschiedenen zu verschiedenen Zeiten auftrelenden Bewegungen nach Reizung einer und","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"3] Vorarbeit f\u00fcr d. Erforschung d. Replexmrciunismus etc. 3\nderselben Hautstelle, als Aeusserungen von vorgebenden Variationen in den betreffenden einzelnen Bahnen und Centren, Uber die Eigenschaften dieser Letzteren weitern Aufschluss geben. Diese Aufkl\u00e4rungen k\u00f6nnen aber nur nach vorg\u00e4ngiger Kenntniss der Topographie der Reflexe erlangt werden.\nI Ueber die Topographie der Reflexe.\nBekanntlich wirkt auf den Oi l und den Modus der reflee-torischen Bewegung ausser der Oerllichkeit des Reizes noch eine Reihe von andern Umst\u00e4nden ein, deren Regelung man in der Hand bat. Diese Letztere muss also immer in einer bestimmten Weise geschehen. F\u00fcr meine Versuche bemerke ich in dieser Beziehung Folgendes:\na) Lagerung des Thieres. Ich halte es ftlr n\u00f6lhig, darauf aufmerksam zu machen, dass die Loge, welche der ent-hirnte Frosch bei den Reflexversuchen einnimmt, nicht in allen F\u00e4llen gleichgiltig ist. Liegt z. B. das Thier mit dem Bauche auf einer Glasplatte, w\u00e4hrend der Reiz die \u00e4ussere Seite des Knie\u2019s trifft, so beugen sich danach bei gen\u00fcgender Reizbarkeit in der Regel alle Gelenke der gereizten Extremit\u00e4t, w\u00e4hrend die der anderen gestreckt werden. H\u00e4ngt dagegen der Frosch an dem unempfindlich gemachten Unterkiefer frei in der Luft, so kommen durch Reizung der \u00e4usseren Seite des Knie\u2019s nur die Beugungen auf der gleichen Seile vor, die Streckungen auf der entgegengesetzten Seile bleiben jedoch aus. \u2014 Die mechanische Reizung der Zehenspitzen hat in der Bauchlage des Frosches bei ausgeslreckten Reinen einen andern Erfolg als bei gebeugten Beinen. Im ersteren Falle tritt nach der Reizung meisten-theils eine kr\u00e4ftige Beugung des getroffenen Beines ein, die alsdann nur selten in eine Streckung desselben umschl\u00e4gt. Sind die Gelenke etwa halb gebeugt, so ruft der Reiz schon sehr h\u00e4ufig eine Streckung nach einer vollst\u00e4ndigen Beugung hervor, w\u00e4hrend sehr oft der Streckung gar keine Anstrengung zur weiteren Beugung vorausgegangen ist, wenn derReiz die vollst\u00e4ndig gebeugten Beine trifft. \u2014Durch eine Reizung der \u00e4usseren Kniegegend oder der Zehenspitzen kann bei der R\u00fcckenlage des Frosches viel leichter eine Streckung der anderen Extremit\u00e4t hervorgerufen werden, als dieses bei der Bauchlage desselben Thieres m\u00f6glich ist. Aus diesen und \u00e4hnlichen Beobachtungen\n1 *","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nDr. II. Sanders-Ezn\n[4\nergiebl sich die Nolhwendigkeit, dem Thiere eine bestimmte Stellung zu geben. Ich w\u00fchlte hierzu diejenige, welche in dem nebenstehenden Holzschnitte angegeben ist.\nDurch den in Folge der Enthirnung unempfindlichen Unterkiefer ging ein verstellbarer Haken a. Der K\u00f6rper des Frosches lag mit der Bauchseite gegen ein Brettchen, das mittels seines Stiels b in einem um seine L\u00fcngsachse drehbaren Balken senkrecht oder schwach geneigt herabhing. Aus der Ebene des Brettchens ragten zwei h\u00f6lzerne St\u00fctzen c hervor, welche unter die beiden Arme des Frosches griffen. Das untere Ende des Froschleibes wurde durch einen B\u00fcgel d aus sehr dickem Kupferdraht, dessen freie Enden durch zwei L\u00f6cher des Brettchens gesteckt waren, sanft an das letztere gedr\u00fcckt.\nDie h\u00fcngende Stellung ist der Bauchlage desshalb vorzuziehen , weil auf diese Weise wahrend der Bewegungen die st\u00f6renden Reibungen auf der\nUnterlage vermieden und Rotirungen, Ab- und Adductionen der Gelenke sichtbar werden; weiter bietet sic den Vorlheil, dass bei Anwendung chemischer Reizmittel die gereizte Stelle alsbald durch Eintauchen der unteren Extremit\u00e4t in ein grosses Wassergef\u00fcss wieder abgesp\u00fclt werden kann. Durch die angegebene Aufh\u00fcngungswcise wurde vermieden, dass die Bewegungen der Gliedmaassen Zerrungen und Verr\u00fcckungen andrer Hautstellen und das dio Beobachtungen sehr st\u00f6rende","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"5] VORARREIT F\u00dcn D. ERFORSCHUNG I). RKFLEXMKCHANISMUS Clo. 5\nSchwingen und Schleudern des ganzen Thieres erzeugen konnten.\nb)\tDas R\u00fcckenmark habe ich immer durchschnitten und zwar jedesmal auf gleiche Weise unmittelbar unter dem verl\u00e4ngerten Marke. Durch die Oeffnung zwischen den Wirbelbogen steckte ich nach vollbrachtem Schnitt rasch ein Holzst\u00e4bchen in die Sch\u00e4delh\u00f6hle, wodurch nicht allein das Gehirn vollkommen zerst\u00f6rt, sondern auch der Blutung vorgebeugt wurde.\nc)\tDer Reiz. Da es mir in dieser Versuchsreihe nicht darauf ankam, die Reize messbar abzustufen, sondern nur darauf, die \u00f6rtlichen Abh\u00e4ngigkeitsverh\u00e4ltnisse zu pr\u00fcfen und dieses zwar unter der Voraussetzung eines starken auch die weniger reizbaren Stellen und Individuen angreifenden Mittels, so brachte ich Eisessig auf die Haut. Um diesen aber in der gew\u00fcnschten Umgr\u00e4nzung wirken zu lassen , impr\u00e4gnirtc ich Fliesspapierst\u00fcckchen und zwar so weit mit dem Essig, dass keine Fl\u00fcssigkeit von demselben herabsickern konnte.\nUm bei verschiedenen Thieren mindestens ann\u00e4hernd denselben Hautort zu treffen, theilte ich die R\u00fcckenfl\u00e4cho und \u00e4ussere und innere Seite der hinteren Gliedmaassen mit der Umgebung des Afters \u2014 auf welche ich meine Beobachtungen \u00fcberhaupt beschr\u00e4nkt habe \u2014 in 93 Theile und richtete nach der individuellen Gr\u00f6sse dieser meine Papierchen ein.\nWenn ich hinzuf\u00fcge, dass ich nicht eher einen neuen Reiz anbrachte, als bis die Bewegungen verschwunden waren, welche der vorhergehende zum Vorschein gerufen, so sind damit die nach Belieben ver\u00e4nderlich zu machenden Bedingungen des Versuchs angegeben.\nDio Bewegungen, welche durch den Refiex veranlasst werden, k\u00f6nnen, wie ich glaube, nicht aulographirl werden, wenn cs sich, wie hier, darum handelt die Slellungs\u00fcnderungen aller Abtheil\u00fcngen der Hinterbeine aufzufassen, ln der That sind die Bewegungen zu vielf\u00e4ltig, als dass sic durch die graphische Methode ohne eine grosse Complication des Apparates aufgefasst werden k\u00f6nnen. Zudem w\u00fcrden die Widerst\u00e4nde, welche durch das Selbstregistrircn der Bewegung nolhwendig entgegengesetzt werden, gross genug sein um neue Reizungen zu bewirken. Demnach verzichtete ich auf die graphische Methode. Um aber trotzdem nach Kr\u00e4ften allen Willk\u00fcrlichkeiten in der Auffassung der Bewegungen auszuweichen, zeichnete ich mir","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\n[6\nDr. H. Sanders-Ezn,\njede Gliederstellung, die ich beobachtete, sogleich nieder, wobei ich nicht allein die Richtung, sondern auch die Gr\u00f6sse der Ausweichungen ber\u00fccksichtigte, insofern ich diese letztere durch den Beugungswinkel ausdrllcken konnte. Dieses Verfahren setzt, wenn es zu richtigen Resultaten f\u00fchren soll, eine nicht unbetr\u00e4chtliche Uebung voraus, die ich mir in zahlreichen anderen vorher angestellten Reflexversuchen verschafft hatte.\nDie Versuche, welche ich definitiv f\u00fcr die Reflextopographie verwendet, sind an 23 Fr\u00f6schen gewonnen worden. Jede irgendwie zweifelhafte Einzelbeobachtung habe ich selbstverst\u00e4ndlich verworfen. \u2014 Die verschiedenen zum Versuche an-gewendelen Thiere boten einen grossen Unterschied ihrer Reizbarkeit dar. Dieser Umstand ist zwar insofern g\u00fcnstig, als sich hierdurch in meinen Beobachtungen die Folgen der verschiedenen Reizbarkeiten mit ausgedr\u00fcckt finden. Anderseits aber verhindert er es, bei der geringen Anzahl von F\u00e4llen f\u00fcr jede einzelne Reizbarkeitsstufe, dass meine Thatsachen einen statistischen Charakter gewinnen k\u00f6nnen.\nDa der Reflex in demselben Gliede \u00f6fter mehrere Bewegungen hinter einander veranlasst und da er auch \u00f6fter auf die nicht gereizte zweite Gliedmaasse \u00fcbergeht, so muss man gleich- und anderseitige Bewegungen unterscheiden und ausserdem noch, je nach der zeitlichen Reihenfolge der Bewegungen auf jeder Seite, die Ausdr\u00fccke: prim\u00e4re, secun-d\u00e4re, terti\u00e4re, u. s. w. Bewegungen einf\u00fcbren.\nWenn man zun\u00e4chst von den Beziehungen zwischen den gereizten und bewegten Oerllichk\u00e7ilen absichl und nur auf die Bewegungen als solche R\u00fccksicht nimmt, so kann man unterscheiden :\n1)\tSolche, bei denen nur ein oder mehrere oder alle Gelenke einer Gliedmaasse aus der Ruhelage herausgef\u00fchrt werden; nachdem dieses in einem mehr oder weniger ausgedehnten Grade geschehen ist, sinken sie in ihre Ruhelage zur\u00fcck um hierin zu verharren.\n2)\tln anderen F\u00e4llen verh\u00e4lt sich die Reflexbewegung so, dass von denjenigen Gelenken, welche aus ihrer Ruhelage her-ausgetreten sind, alle oder einige in der neuen Stellung nur vor\u00fcbergehend verharren, darauf in der Richtung gegen die Ruhelage zur\u00fcckkehren um nun kurze Zeit darauf abermals in die prim\u00e4re Stellung \u00fcberzugehen (secund\u00e4re Bewegung), liier-","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"7] Vorarbeit f\u00fcr d. Erforschung n. Rkfleximechanismus etc. 7\nbei kann der Fall einlreten, dass einige Gelenke wilhrend der ganzen Dauer der prim\u00e4ren, secundaren, u. s. w. Bewegung in der von ihnen zuerst angenommenen Stellung verharren, wahrend andere diese wiederholt andern; mit einem Wort, ein Theil der vom Reflexe ergriffenen Muskeln ist von einer tonischen, ein andrer ist von einer clonischen Erregung befallen.\n3)\tEin gr\u00f6sserer oder geringerer Theil der bewegten Gelenke durchl\u00e4uft eineReihe von verschiedenen Stellungen, kehrt dann zur Ruhelage oder zur prim\u00e4ren Stellung zur\u00fcck, von welcher aus die Reihe abermals durchlaufen wird. Hierbei kann es ebenfalls Vorkommen, dass ein Theil der bewegten Muskeln in tonischer Zusammenziehung verharrt.\n4)\tGcrathcn die beiden Gliedmaassen in Bewegung, so ist diese in beiden, hinsichtlich derZeit des Eintretens, der Combination der Gelcnkstellungen, der Zahl der befallenen Gelenke und der Starke der Zusammenziehung in den meisten Fallen nicht gleich ; das Uebergcwicht liegt bisweilen in der anderseitigen Bewegung. Von jeder der beiden Gliedmaassen kann weiter alles das gelten, was unter den fr\u00fchem Nummern f\u00fcr eine von beiden ausgesagt wurde.\n5)\tBei der unvollkommenen Ausbildung einer zusammengesetzten Bewegung, die von derselben Haulstelle aus erzeugt wird , tritt es \u00f6fter ein, dass bald das eine und bald das andre Gelenk sich mehr der Stellung n\u00e4hert, welche sie bei vollkommener Ausbildung dieses Typus einnehmen w\u00fcrden.\nBei R\u00fccksichtnahme auf die Combination der Gelenkstellungen und der Folge von Bewegungen, die zu einem Acte geh\u00f6ren, kann man mehrereTypen unterscheiden und zwar solche, die zu vollkommner oder solche, die zu unvollkommner Ausbildung gelangt sind. Unvollkommene Ausbildung eines Typus halte ich mich dann f\u00fcr berechtigt anzunehmen, wenn alle die Gelenke, welche bei der vollkommenen Ausbildung im starken Grade ergriffen sind, nur schwach, aber im gleichen Sinne aus der Ruhelage heraustreten. \u2022 Die auf Tafel I und II verzeichnten Gliederstellungen geben die wesentlichsten der von mir beobachteten Typen wieder.\nDie Hautfl\u00e4chen, durch deren Reizung die gezeichneten Typen hervorger.ifcn werden, sind im Allgemeinen so zu bezeichnen, dass 1, 2 und 3 von der tlusseren R\u00fcckenhalfte des Ober- und dem oberen Drittheil der \u00e4usseren Seite dos Unter-","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nDn. H. Sanders-Ezn,\n[8\nSchenkels (1 und 3 von dem letzteren weniger, die zweite so-cund\u00e4re Form von 1 nur von der ausseren Kniegegend) aus ausgel\u00f6st werden; 4, 6, 7, 8, 9, 10 und 11 von den beiden unteren Driltheilcn der R\u00fcckenscile des Unterschenkels, der Umgebung des Fussgelenks, der Plantarflache des Fusses und der Umgebung des Afters (10 haupts\u00e4chlich von der letzteren) ; \u2014 5, 12 und 13 von den Zehen und einigermaassen von der ausseren Kniegegend; \u2014 14 und 15 von der inneren R\u00fccken-halfte des Oberschenkels. 1 ist in seinen Gliedern und Abstufungen am vielf\u00e4ltigsten vergegenw\u00e4rtigt an der ausseren Kniegegend. Von den Zehen aus treten ausser der ihr mehr cigcnlh\u00fcmlichcn auch die andren Typen in gemischter Weise hervor. Die von der inneren R\u00fcckenh\u00e4lfle des Ober- und dem oberen Driltheil des Unterschenkels aus hervorgerufenen Bewegungen tragen durchgehends in mehr oder weniger ausgepr\u00e4gter Weise den Charakter von 2. Die Typen 5, 12 und 13 pflegen in den gleichseitigen Bewegungen noch mit Rotation oder Adduction in dem Millelfuss- oder Fussgelenke verbunden zu sein. Diese Rotation und die nach der Streckseite hin concav bogenf\u00f6rmige Stellung des Fusses sind die am meisten conslan-ten unter den einzelnen Gelenkstellungen, welche durch Reizung der Zehenhaul erzeugt werden. Da ich fast nur die Plantarfl\u00e4che der Zehen reizte, so konnte die erw\u00e4hnte cigenth\u00fcm-liche Stellung und Bewegung des Fusses (gegen das Knie) nicht dazu beilragen, die gereizte Stelle irgendwo mit einer anderen in Ber\u00fchrung zu bringen.\nMit Ausnahme des letzteren Falls aber gen\u00fcgen die darge-stelllen Bewegungen, um jedesmal die gereizte Haulslellc durch ein anderes St\u00fcck einer oder beider Oliedmaassen zu ber\u00fchren, also auch ver\u00e4ndernd auf den dort angebrachten Reiz zu wirken und es k\u00f6nnen also diese Bewegungen als sogenannte zweckm\u00e4ssige bezeichnet werden. Best\u00e4nde nun zwischen den gereizten Haulstellen und den verzeichnelen Bewegungen eine constante Beziehung, so w\u00fcrde in der Thal der Reflex im I.en-denmark im fr\u00fcher mitgetheilten Sinn mit demjenigen im verl\u00e4ngerten Marke zu identificiren sein.\nGegen dieses Vorhaben sprechen aber schon von vornherein die verschiedenartigen Bewegungsreihen, welche, wie erw\u00e4hnt, durch Reizung der Zehenhaut hervorgerufen werden k\u00f6nnen. Noch mehr aber leuchtet die Unlhunlichkeit der Annahme ein,","page":8},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nI)h. H. Sanders\u2014Ezn,\n[10\nZeichnungen nichts aus, vielleicht nur darum, weil ich sio nicht mit hinreichender Scharfe aufgefasst habe.\nln Betreff der Combinalionen der einzelnen Gelenkstellungen bemerke ich zun\u00e4chst, dass sich keineswegs alle die Gelenkbewegungen mit einander combinirten , welche \u00fcberhaupt re-flectorisch in die Erscheinung traten. Dieses gilt namentlich im ausgedehnten Maasse von den beobachteten Rotationen ; in keiner meiner Aufzeichnungen ist w\u00e4hrend einer bestimmten Stellung der Gliedmaasse mehr als ein Gelenk in rotatorischer Bewegung begriffen angemerkl. Lassen wir aber auch die Rotationen bei Seite und beschr\u00e4nken wir uns auf die m\u00f6glichen Combinalionen zwischen Streckung und Beugung der einzelnen Glieder, so sehen wir auch hier noch einzelne ausfnllen ; namentlich gilt dies von der Stellung, bei welcher die H\u00fcfte gebeugt, alle \u00fcbrigen Gelenke aber gestreckt sind, eine Bewegung, welcho der Frosch bei der Reizung des Kiefers z. B. ausf\u00fchrl. Hinsichtlich der anderseitigen Bewegungen ist zu bemerken, dass diese von den wenigsten Haiilstellen aus erzeugt werden k\u00f6nnen und in der Variation ihrer Gestaltung sehr beschr\u00e4nkt sind.\nIrre ich nicht, so liegt in der Beschr\u00e4nkung des Zusammenfassens und der Sonderung der einzelnen Gelenkstellungen zu einer zusammengesetzten Bewegung der Gliedmaasse, wie sie durch den Reflex gegeben ist, ein bemerkbarer Gegensatz zwischen diesem Letzteren und der willk\u00fcrlichen Erregung.\nII. Aus der vorhin erw\u00e4hnten Vergleichung meiner Beobachtungen ergiebt sich ferner f\u00fcr die einzelnen Bewegungen, sowohl f\u00fcr sich als auch mit R\u00fccksicht auf die Hautstellen, von denen sie ausgel\u00f6st wurden :\nWenn w\u00e4hrend einer Contraction der Muskeln an allen \u00fcbrigen Gelenken ein einzelnes Gelenk in Ruhe blieb, so war dieses nur entweder mit dem H\u00fcftgelenk oder mit den Zehen der Fall; dasselbe bei den anderseitigen Bewegungen nur mit dem H\u00fcftgelenk. Beschr\u00e4nkte sich die gleichzeitige Bewegung * auf nur ein Gelenk, so geschah dieses entweder in der H\u00fcfte, oder im Knie, oder in den Zehen.\nDie Bewegungen, welche in den oinzolnen Gelenken der hinteren Extremit\u00e4t Vorkommen, ordnen sich nach den Hautstellen von denen sie ausgel\u00f6st werden, folgendermaasscn :","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"H] Vorarbkit k\u00fcr n. Erforschung n. Rkflexmkcuanismus etc. 11\n\u2018v\nH\u00fc fige 1 en k.\nPrim\u00e4re gleichseitige maximale Beugung des H\u00fcftgelenks wurde hervorgerufen von den Stellen, welche in Taf. Ill Fig. 1 gef\u00e4rbt sind.\nPrim\u00e4re gleichseitige Streckung wurde von den in Taf. Ill Fig. 2 gef\u00e4rbten Stellen aus erzeugt. Die Vergleichung der beiden Figuren l\u00e4sst erkennen, dass die Stellen, welche Streckung und Beugung verursachen, mit Ausnahme der zweiten und dritten Zehenspitze, durchweg verschieden sind.\nDiejenigen Beugungen des H\u00fcftgelenks, bei welchen der Oberschenkel einen grosseren Winkel als 90\u00b0 mit der Bauchwand bildete, verlangen eine besondere Betrachtung, weil sie wahrscheinlich durch das Zusammenirenen verschiedener Umst\u00e4nde bedingt sind. Offenbar k\u00f6nnen sie entweder dadurch entstehen , dass nur die Beugemuskeln der H\u00fcfte und zwar nur theilvveisc oder nur in schwachem Grade erregt sind, oder sie k\u00f6nnen bedingt sein durch ein gleichzeitiges Zusammenwirken der Streck- und Beugemuskeln.\nDas Letztere, Entstehen der minimalen Beugung durch gleichzeitige Conlraction von Beuge- und Streckmuskeln, fand sehr wahrscheinlich in den Bewegungen Statt, die von den in Taf. Ill Fig. 3 gr\u00fcnen Stellen aus hervorgerufen werden. Der Grund, warum ich zu dieser Annahme greife, liegt theils darin, weil in diesen F\u00e4llen der Hautreiz meistens stark genug wirkte um auch im jenseitigen Gliede Bewegungen zu erzeugen und an-drentheils, weil die angemerkten Stellen zu denen geh\u00f6ren, von welchen auch die prim\u00e4re Streckung des H\u00fcftgelenks herkam.\nDie minimale Beugung der H\u00fcfte in Folge einer schwachen Wirkung der Be\u00fcgemuskeln nehme ich dann an, wenn diese (wie von den in Taf. III Fig. 4 gef\u00e4rbten) von den Stellen aus ausgel\u00f6st wurden , von welchen andere Male eine maximale Beugung erzielt wurde und wenn zugleich die schwache Beugung aller anderen Gelenke auf eine geringe Wirksamkeit des Hautreizes bindeutete.\nAusserdem aber habe ich noch von fast allen Orten der untersuchten Hautfl\u00e4che des Beines und der Umgebung des Afters Beugungen mittleren Grades eintreten sehen, von denen ich es zweifelhaft lassen muss, zu welcher der beiden oben aufgestellten Kategorieen sie geh\u00f6ren.","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\n[12\nDr. H. Sanders-Ezn,\nAusw\u00fcrtsdrehungen der H\u00fcfte fanden sich durchg\u00e4ngig nur von solchen Stellen aus bewirkt, welche auch eino Streckung erzeugen.\nBeim Uebergang der Reflexe auf die andre Seite trat entweder nur eine Streckung oder eine minimale Beugung des H\u00fcftgelenks auf; niemals gewahrte ich eine prim\u00e4re maximale, oder selbst einen mittleren Grad von Beugung des jenseitigen H\u00fcftgelenks.\nKniegelenk.\nIch habe schon erw\u00e4hnt, dass niemals eino prim\u00e4re gleichseitige Streckung des Kniegelenks durch Beizung der hier in Betracht kommenden Hautstellen eingeleitet wurde; dagegen kann von allen diesen Stellen aus eine derartige Beugung hervorgerufen werden. In den anderseiligen Bewegungen sah ich sowohl prim\u00e4re Streckung als Beugung des Knie\u2019s auflrelcn.\nFussgelen k.\nAuch das Fussgelenk konnte von allen Orten her in prim\u00e4re gleichseitige Beugung gerathen ; eine gleichseitige Streckung desselben sah ich nur von der ersten Zehe und der Umgebung des Afters aus eintreten. Anderscitig verhielt es sich wie das Kniegelenk.\nM i t tel fuss.\nGleichseitige prim\u00e4re Beugung desselben geschah vorzugsweise von denselben Stellen aus, welche im weitesten Wortsinn auch die Beugung der H\u00fcfte veranlassen k\u00fcnnen (Taf. Ill Fig. 5). Die prim\u00e4re gleichseitige Streckung kam dagegen, wenn auch nicht ausschliesslich, aber doch vorzugsweise von dort her zum Vorschein, von wo auch die prim\u00e4re Streckung der H\u00fcfte eingeleitet wurde (Taf III Fig. 6).\nPrim\u00e4re Beugung mit secund\u00e4rer Streckung (Taf. 111 Fig. 7) ereignete sich von viel mehr Orten aus, als prim\u00e4re Streckung und secund\u00e4re Beugung (Taf. Ill Fig. 8). Anderscitig fand sich sowohl Streckung als Beugung vor.\nZehengelenke.\nPrim\u00e4re gleichseitige Beugung (Taf. III Fig. 9) und Streckung (Taf. III Fig. 10) derselben geschahen von ungef\u00e4hrdonselben Stel-","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"13] Vorarbeit f\u00fcr d. Erforschung n. Rkflexmeciunismus etc. 13\nlen aus ; die Letztere erstreckt sich aber ausserdem Uber die ganzo Gegend, von welcher aus die prim\u00fcre Streckung des H\u00fcftgelenks erfolgte. \u2014 Diejenigen Hautstellen, von welchen aus auf die primilr eiugeleitete Beugung eine Streckung der Zehen erfolgte, fielen wesentlich zusammen mit denjenigen, von welchen aus die prim\u00e4re HUftgelenksbeugung erzeugt ward und nicht mit denjenigen, in welchen die H\u00fcftgelenksstreckung vorwaltele. Dasselbe war der Fall mit der prim\u00e4ren Streckung, wenn diese mitBeugung aller\u00fcbrigen Gelenkezusaminenfiel (Taf. Ill Fig. 11).\nAdduction der Zehen konnte ich nur von der Zehenhaut selbst und dem angr\u00e4nzenden Theil der Fusssohle aus hervor-rufen.\nTrat prim\u00e4re Streckung von Miltelfuss und Zehen zugleich mit Beugung des H\u00fcftgelenks auf, so war diese letztere fast nie maximal.\nAnderseitigeRcflexbewegungcn.\nTaf. Ill Fig. 12 giebt die Orte an, von welchen aus anderseilige Reflexe erzeugt werden. Die \u00f6rtliche Ausdehnung derselben ist also sehr beschr\u00e4nkt; bei einer andren Lagerung des Tbieres und bei anderen Reizungsverfahren kann man bekanntlich bei gen\u00fcgender Reizbarkeit an den meisten Hautstellen anderseitige Reflexe veranlassen. Die hier angemerkten Stellen sind dieselben , welche vorwaltend die prim\u00e4re gleichseitige Streckung der H\u00fcfte bedingen. Die beobachteten ander-seitigen Reflexe trugen in der Regel den tetanischen Charakter, durch welchen sich auch die hierzu geh\u00f6rigen gleichseitigen Reflexe auszeichnen.\nAn diese Zusammenstellung kn\u00fcpfen sich noch einige Betrachtungen :\nDie Hautstellen, von welchen die maximale Beugung des Oberschenkels erzeugt wird, sind vorzugsweise versorgt vom 7. sensiblen Nerven, dessen motorische Wurzel (bei gen\u00fcgender St\u00e4rke) fast nur der Beugung der H\u00fcfte vorsteht. In dem vorliegenden Falle findet sich also eine innige reflectorische Beziehung zwischen den beiden zu einem Nerven geh\u00f6rigen Wurzeln ausgesprochen und wir werden sp\u00e4ter noch sehen, dass dieses auch f\u00fcr dieR\u00fcckenmarkstheile gilt, welche dem 7. Nerven zun\u00e4chst liegen. Dass eine solche Art von Uebcrgang aber keine allgemein giltige ist, erkennt man u. a. sogleich daraus, dass","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nDr. H. Sandrrs-Ezn,\n[U\nwenn der durch die Reizung des 7. Nerven \u00bbusgel\u00f6sle Reflex auf die andere Seite \u00dcbertritt, dort nicht abermals Beugungen sondern Streckungen des Oberschenkels hervorgerufen werden.\nVon den Zehen aus konnten, wie erw\u00e4hnt, die mannigfachsten Bewegungen eingeleitet werden ; also m\u00fcssen ihre sensible Nerven mit den motorischen Centren vieler Muskelgruppen in Verbindung stehen. Dieses erkl\u00e4rt sich vielleicht aus der Verbreitung der 7., 8. und 9. sensiblen Wurzeln im Bereiche der Zehen. Die erw\u00e4hnte f\u00fcr die Zehenhaut charakteristische Bewegung, namentlich die nach der Slreckseite hin concave Kr\u00fcmmung und die Einw\u00e4rtsdrehung des Fusses, steht, wie die unter 111 zu besprechende Versuchsreihe ergab, unter der Herrschaft des 8. Nerven.\nDie Thatsache, dass von einer bestimmten Haulstellc aus zwei verschiedene Reihen von Bewegungen zu verschiedenen Zeiten ausgel\u00f6st werden, ohne dass in den \u00e4usseren Bedingungen ein Grund f\u00fcr das Auftreten bald, der einen und bald der anderen gefunden w erden kann, deutet darauf hin , dass in dem R\u00fcckenmarke selbst ver\u00e4nderliche Bedingungen bestehen, durch welche in jedem einzelnen Fall die Wirkung des Reizes rnodifi-cirt wird. Diese Variabelen k\u00f6nnen nur physicalischcr Natur sein. Denn aus dem Auftreten der beiden Bewegungen nach Erregung desselben Hautnerven ist unzweifelhaft der Schluss zu ziehen, dass der bestimmte Ilautort innerhalb des B\u00fcckenmarks mit den beiden verschiedenen Muskelgruppen in anatomischer Verbindung steht. Es bleibt demnach nur die M\u00f6glichkeit \u00fcbrig, dass innerhalb des Markes selbst entweder die Reizbarkeit der motorischen Centralwerkzeuge oder der Widerstand der Leitungsbahnen von den sensiblen zu den motorischen Theilen ver\u00e4ndert sei.\nWenn auch nicht in allen, so kann doch in vielen F\u00fcllen gezeigt werden, dass die Ursache f\u00fcr das Ausbleiben irgend einer bestimmten Reflexbewegung nicht die sein kann, dass die Erregungin den betreffenden Centralmoloren unbeantwortet bleibt. Denn es gelingt sehr oft die Bewegung, welche nach Reizung der ersteren Stelle ausgeblieben und durch eine andere ersetzt war, von einem andren Ilautort her auszul\u00f6sen.\nDemnach scheinen f\u00fcr die Thalsache, warum von den verschiedenen von ein und derselben llautslclle zu erzielenden Bewegungen bald nur die eine und bald nur die andere","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"15] Vorarbeit f\u00fcr n. Erforschung i>. Reflex Mechanismus etc. 15\neinlrill, die Erkl\u00e4rungen \u00fcbrig zu bleiben, dass entweder eine beschr\u00e4nkte Ilautslelle von verschiedenen Seiten des R\u00fcckenmarks her mit Nerven versorgt wird, oder dass die mit gleichem Ursprung begabten Nerven der gereizten Stelle nach ihrem Eintritt in\u2019s Mark sich in Leitungsbahnen spalten, welche zu verschiedenen motorischen Centren laufen. Durch eine beliebige Disposition \u00fcber die Widerst\u00e4nde in den mehrfachen Haulnerven oder in den mehrfachen R\u00fcckenmarksbahnen desselben Haulnerven k\u00f6nnten begreiflicher Weise alle diejenigen Erfolge, welche erfahrungsgem\u00e4ss bestehen, erkl\u00e4rt werden. Die Entscheidung f\u00fcr eine oder die andere der zuletzt genannten Alternativen kann nur durch weitere Versuche erfolgen. Denn es ist in der That bekannt, dass einerseits die meisten Partieen der Haut des Hinterbeins von verschiedenen Nervenwurzeln her versorgt werden und anderseits, dass die Nervenfasern der hinteren Wurzeln, welche in Ganglienk\u00f6rper \u00fcbergehen , mit H\u00fclfe der letzteren in zahlreiche Aeste zersplittert werden.\nDie ungleiche Dauer und St\u00e4rke der Contraction, die wir in den gleichzeitig zu einer complicirten Bewegung zusammen-tretenden Muskeln der verschiedenen Gelenke gewahren, zeigt, dass die motorischen Centren f\u00fcr die einzelnen Muskeln und Muskelgruppen ganz unabh\u00e4ngig von einander arbeiten. Demgem\u00e4ss k\u00f6nnte man annehmen, dass sie sich auch in anatomischer Unabh\u00e4ngigkeit von einander befinden. Die Verbreitung der reflectorischen Erregung im Marke, wie nach Slrychninver-giflung u. s. w. ist aber schwer mit dieser Annahme in Einklang zu bringen. Es kommt mir daher wahrscheinlicher vor, dass die M\u00f6glichkeit der gegenseitig unabh\u00e4ngigen Arbeit in den motorischen Centren durch eine geeignete Regulirung der Widerst\u00e4nde bedingt sei, die in den Verbindungsbahnen zwischen den verschiedener) Centren vorhanden sind.\nII. Die Reflexbewegungen bei Nicht-Ausf\u00fchrbarkeit der inlendirten Gelenkstellungen.\nF\u00fcr die Beurlheilung der Vorg\u00e4nge in den rcQectorischen Centren und nicht minder f\u00fcr die Methodik der Untersuchung ist es eine Frage ersten Ranges, ob dio Ocrtlichkeit des ausgel\u00f6sten Reflexes auch bestimmt werde durch die Ausf\u00fchrbarkeit","page":15},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"17] Vorarbeit f\u00fcr d. Erforschung n. Reflexmechanismus etc. 17\nin .jedem derselben einen kleinen Haken fest, nn welchen ein fester Fadert gebunden war, der mittelst je zwei Rollen zu je einem Schreibhebel f\u00fchrte. Die Federn dieser Letzteren lehnten gegen eine mit berusslem Papier \u00fcberzogene rotirende Walze. Nachdem dies geschehen war, reizte ich auf die im ersten Abschnitt beschriebene Weise verschiedene Hautslellen mit Eisessig. Hier stellte sich dann neben Manchem andern, was ich einer weitern Mittheilung Vorbehalte, die Thatsache heraus, dass die f\u00fcr die Bewegung der Knochen unwirksam gemachten Muskeln sieb ganz in derselben Weise zusammenzogen, als ob sie noch in ihren normalen Verbindungen geblieben wilren.\nAus diesen beiden Versuchsreihen geht, wie ich glaube, unzweifelhaft hervor, dass dem Froschr\u00fcckenmarke keineswegs die Wahl Uber die Muskeln freisteht, welche zum Reflexe verwendet werden sollen und noch weniger, dass es zu einem andren Typus der Bewegungen greifen kann, wenn ihm die M\u00f6glichkeit genommen ist, die durch den normalen Reflex hervorgerufene Gliederstellung in der That auszuf\u00fchren. Daraus, dass zuweilen nach der Verst\u00fcmmelung einer Gliedmaasse die Reizung derselben Haulstelie eine andere Bewegung bedingt, als vorher eingetreten war, folgt um so weniger etwas f\u00fcr das Verm\u00f6gen einer freien Wahl als dieselbe Erscheinung oft genug auch bei zwei auf einander folgenden Reizungen eines unversl\u00fcmmelten Gliedes eintritt.\nIII. Reflectorisch|B Leistungsftihifikeit der einzelnen motorischen Wurzeln und Fasern.\nWiederholt ist die Frage aufgeworfen worden, ob sich alle motorischen Nervenwtirzeln an der Reflexbewegung betheiligen; noch neulich ist dieses von Paschutin geschehen und dahin beantwortet, dass nur zwei der vier motorischen,Wurzeln f\u00fcr die hintere Extremit\u00e4t im Stande seien Reflexe auszul\u00f6sen.\nEin Plan f\u00fcr die zur Beantwortung der vorliegenden Frage anzusteliende Versuchsreihe bietet sich leicht dar; denn er w\u00fcrde dahin lauten, dass man alle \u00dcbrigen Wurzeln wegschnitte und nur die eine stehen Messe, deren reflectorische Leistungsf\u00e4higkeit man pr\u00fcfen wollte. Indem man aber zur Ausf\u00fchrung desselben geht, stellen sich sogleich Schwierigkeiten ein und zwar","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\n[18\nDr. H. Sanders-Ezn,\nvorzugsweise dadurch , dass der Ursprung der motorischen Wurzeln in mehrfacher Beziehung ein sehr unregelm\u00e4ssiger ist. So entspringen sie selten auf ganz derselben H\u00f6he wie die entsprechenden sensiblen; dann sind die gleichnamigen motorischen Wurzeln oft von ungleichem Durchmesser, so dass die eine um so viel an Fasern gewonnen zu haben scheint, als die andre daran eingeb\u00fcsst hat. Zu den gr\u00f6ssten Verwirrungen f\u00fcr unsern Zweck aber giebt das h\u00e4ufigo Vorkommen Veranlassung, dass ein und dieselbe Wurzel in 2, 3 und selbst 4 getrennten B\u00fcndeln entspringt, in welcher Beziehung, ebenso wie auch in der vorher erw\u00e4hnten, auf den beiden'Seiten manchmal noch ansehnliche Unterschiede wahrgenommen werden. Demgem\u00e4ss kann man \u00f6fter erst bei der Obduclion, bei welcher man die motorischen Wurzeln bis zu ihrer Verbindung mit den sensiblen verfolgt, entscheiden, welche derselben bei den Versuchen durchschnitten wurden. Aber selbst bei der Zergliederung bleibt es manchmal noch zweifelhaft, welche der Nervenwurzeln erhallen blieb. Aus allen diesem geht hervor, dass die Fragestellung, wie sie bisher geschehen ist, an einer Unbestimmtheit leidet; denn der Begriff motorische Wurzel umfasst eine variabele Gr\u00f6sse, was namentlich in den F\u00e4llen, in welchen positive Resultate gewonnen werden, sehr in Betracht zu ziehen ist, weil solche Resultate aus einer Mischung von refleclorisch leistungsf\u00e4higen und reflectorisch nicht leistungsf\u00e4higen B\u00fcndeln hergeleitet werden k\u00f6nnte. Man li\u00e2t sich demnach die Frage so zu stellen : giebt es unter der Masse der vom Lendenmarke entspringenden motorischen Fasern solche, welche keine reflectorische Leistungsf\u00e4higkeit besitzen und wenn, in welchem Verh\u00e4ltnisse vertheilen sie sich durchschnittlich auf jeden einzelnen der 4 Nerven.\nNachdem ich an 26 Fr\u00f6schen Versuche nach dem oben beschriebenen Plan angestelll halte, bei welchen die 7., 8. und 9. Nerven sich als refleclorisch wirksam zeigten, schlug ich folgenden Weg ein um die Frage in der eben dargestelllen ForrA zu l\u00f6sen und dabei die vorher erw\u00e4hnten Schwierigkeiten so viel als m\u00f6glich zu umgehen. Beim enlhirnten Frosche wurden von der Bauchh\u00f6hle aus 3 der 4 f\u00fcr die hintere Extremit\u00e4t bestimmten Nerven an einer Seite durchschnitten und nun der erhaltene Nerv auf seine reflectorische Wirkung gepr\u00fcft. Nach der Ausf\u00fchrung des Reflexversuches wurde der Nerv electrisch","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"19] Vorarbeit f\u00fcr d. Erforschung d. Rkflexmeciunissius etc. 19\ngereizt, einmal beim inlncten Zustande der betreffenden Extremit\u00e4t und andre Male nach Durchschneidung verschiedener Muskeln. Diese D\u00fcrchschneidungen mussten desshalb ausgef\u00fchrt werden, weil man sonst nur die Resultate der Contraction aller vom Nerven versorgten Muskeln bekommt. Aus der-Vergleichung der auf reflectorischem Wege und der durch directe eleclrische Reizung erhaltenen Bewegungen musste sich die Antwort auf die erw\u00e4hnte Frage ergeben.\nBei diesem Verfahren wird sich von vornherein ein Nachtheil auf Seiten der reflectorischen Erregung erwarten lassen ; denn, da durch die Durchschneidung von 3 Nerven auch der gr\u00f6ssre Theil der Haut unempfindlich gemacht wird, So k\u00f6nnen nur noch solche Reflexe gewonnen werden, welche von den empfindlich gebliebenen Hautslellen ausgel\u00f6st werden. Dieser Nachtheil wird jedoch auf mehrfache Weise verringert. Zun\u00e4chst k\u00f6nnen auch von dem Bein der entgegengesetzten Seite aus, das vollkommen empfindlich geblieben, Reflexe in den Muskeln angeregt werden, welche ihre Innervation durch den unverletzten Nerven empfangen ; ferner aber ist auch, wie im topographischen Abschnitt erw\u00e4hnt wurde, der Muskelbezirk, den selbst beschr\u00e4nkte Hautslellen reflectorisch beherrschen, in der Regel ein ausgebreiteter. Diesen Umst\u00e4nden mag es zu verdanken sein, dass ich trotz des Ausfalls der vielen .sensiblen Nerven zu einem deutlichen Resultat gelangt bin.\nDiese an 24 Fr\u00f6schen gewonnenen Resultate sind in folgendem Verzeichnisse dargelegt. Der die reflectorischen Bewegungen betreffende Theil enth\u00e4lt sowohl die anderseitigen als die gleichseitigen Reflexe; die r\u00f6mischen Ziffern bezeichnen den jedesmal untersuchten Nerven :","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"Reflectorisch\tElectriscb\n20\nDr. H. SANnKBS-EzN,\n[20\nI I _ 0> O) Out-\n|.\u00efw \u00cf-0 \u00ab\n<3\u00a3-B\nXJ O \u00a3>\n3 3 \u00fc c \" 5 ob o o o c CJ '\u00bb * 3\n? 5= \u00d6D\nC\no c . - a> o -c\n2.S\n3 3\nc s\n__J=\n: <u Q\n' u \u2022\u201c\nle\nu O xa -r; * \u00ab C 3 \u2014 *C C\u00dc ~\n-c\n71 c\nfe 8\n^ T3\nS =\nS \u00d6D C C 3\n\u00a3 oo\n\u2014 3\nx5 \u00ab\nc2 03\n-r CQ DD*0\n* a o <\" 0\no c \u2022\u2014 .E 3 :3\no -C X\nW\ncd c\u00b0 \u00ab 5P\nC 3 U C 3 .* 39 3 t\u00df\u00fc 5-C 3 \u00ab e \u00ae \u00a9 j~ .2 *\n\u0153 </> w *\u00b0\n\u00bb l i\n00 \u00bb\n50 C \u00ab2 CD C 3 u c P J\u00e4 3\nCD O \u00bb -C 3 \u00ae\t\u00ae\n\u00ae h .\u00a3 \u00b1\n03 CD W 73\nI 1 1\nOO \u00ab*\u2022 OO\n\u00d6D I\n\u00d6D c \u00bb \u00d6D\nc 3 r c\n3 :fl 5\n3 o \u00a3 \u00ae\n0\t\u00a3 g *S\n1\t1 1\n00 00\n\u00bb\u201c \u00e0 g1 \u00a75 \u00ef\u00bb \u00efgSl \u00ab\u00bb<\u201d\nI 1 1\n00 <H \u2014\n-3 u *\n-G\n\u2014 \u2022\u00bb O \u00ab o \u00abs </> c \u2019E\nS = 2\n13|J\n5\nO oc\n\u00d6D C *\u00ab DD i\u00a3 \u00d60 C 3 u 3 u 3\n3 ^ :\u00bb 3 xo 3\n2? g fc-g\nJuC^u\nraSSw-'3^^\n\u00bbII I\nS\nr- oo <w <n\n2\ndo y \u00ab\noo a\n-J a> \u00ae *o\nc \u00ae\n3 \" u -c \u2022\u2014\n3 zt \u00ab3 .22 a o oo o \u00ae *r*r c 3 3 3 \u00ae \"O \u00abg \u00a3 \u201cO\n\u0153 -*\t\u00ae \u00ae \u2014 'S\n03 C/3 * \u00c6 X3 0D< \u2014\t*3 <\u00fc a> 3 \u2014\n,\u00bb I t/i N * flj t","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"21] Vorarbeit p\u00efr d. Erforschung \u00bb. Reelexmechanismus elc. 21\n*\ntJi\nW\nw\nnc\n\u00ae\t3\noc\nc \u201cu\n-Cu t- 3 Z <u rt, -\u00bb C\u00df \u201cca\n5!\n\u00ae oo\nC\u00db c Q> 3 6\u00ab bojse\nC r- CJ\n\u2022C \u00a7 2\n4) M-00\tC/3\n<0\nI\nb\u00df\n3 o>\n00 \u00abD 3 oo qd-u: c a o *C 3 2\n<\u00fc Q\u00df 00\nco\na>\ni\nc MO \u2022= \u00a7 2 \u2022>. Si \u2014\na\n00\t\u00a3 I C\nc h 60 iS 00 o\n1\t5 etc-\n3\tr\t\u00ef\tu\tw\t2\n\u00a3(\u2022\t3\t:S\t3\t\u00ae\n\u00abi\toc\t\u00bb\tpi\tX\n3 \u00a3 \u00ab\n-.s\ncn \u00ab 1\n3 \u00bb\n- z. \"O\n3 ^ J2\n\u00a9\nor>\n'S\n\u00e8\u00b0 u M) A \u00ab) g\n55=;c5 .* O. ? * 3 'S o \u00bb \u00ff' \u00ef \u00a3 a\nS\u00fclls\nCO 0)\t\u25a0**\t<\nfl \u00ab i * 2 1 O <M 00\t00\nw\n00 c oo= o c 3 \u2014 3^ o So o 3 3 2*0\n0J i J3\nca j) < \u00dc2 \u2022 \u00bb\n.2 \u00bb\nse\nGO \u00bbJ\nT3 0>","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nDr. H. Saxi>krs-Ezn,\n[22\nAus diesen Resultaten gehl unzweifelhaft hervor, dass kein Nerv oder Muskel dem Einfl\u00fcsse einer refleelorischen Erregung entzogen ist. Dass die Thalsache, welche sich bei VIII und IX zeigte, wonach nicht in jedem Versuche alle die Muskeln auf refleclorischem Wege in Contraction versetzt wurden, mit welchen dieses durch die directe Reizung des Nerven erzielt werden konnte, dieser Folgerung keineswegs widerspricht, bedarf nach Allem fr\u00fcher Erw\u00e4hnten wohl keiner n\u00e4heren Er\u00f6rterung.\nIn Betreff der Sliirke der auf beiden Wegen erhaltenen Muskelcontraclion ist hervorzuheben, dass in den meisten F\u00fcllen die reflectorische Beugung jedes Gelenkes und die gleiche Streckung des H\u00fcftgelenks und der Zehen einzeln oder mehrmalen dasselbe Maximum erreichte, als durch die eloelrischc Reizung herbeigef\u00fchrt werden konnte. Ein gleiches konnte ich f\u00fcr die Streckung desKnie\u2019s, Fusses und Mittelfusses nicht con-slatiren. Dass aber eine Streckung dieser Gelenke in gr\u00f6sster Sl\u00fcrke auch auf reflectorischem Wege erreicht werden kann, zeigten uns die Reflexe nach der Slrychninvergiftung.\nDa nun die Reflexerregung in jedem Muskel das Maximum seiner f\u00fcr die Gr\u00f6sse der Gelenkbewegung verwerlhbaren Contraction auszul\u00f6sen im Stande ist, so ist es schwerlich denkbar, dass es ausser der reflectorisch erregbaren noch eine andere Gattung von motorischen Fasern g\u00e4be. Mit anderen Worten : man ist dadurch zu der Annahme gezwungen, dass jede vom Lendenmarke her stammende motorische Faser reflectorische Leistungsf\u00e4higkeit besitzt.\nIn wiefern jeder einzelne Nerv bei den verschiedenen Gelenkstellungen betheiligl ist, dar\u00fcber gew\u00e4hrt das vorstehende Verzeichniss einen gen\u00fcgenden Ueberblick. Dass ihm kein statistischer Werth beizulegen ist, versieht sich wohl von selbst.\nVerfolgt man das Auftreten und Verschwinden der einzelnen Bewegungen mit R\u00fccksicht auf das Verh\u00fcllniss, in welchem die Nervenurspr\u00fcnge vom Anf\u00e4nge des Lendenmnrks nach dem Schwanzende desselben zu vorr\u00fccken , so findet man, dass zuerst die Beugung der H\u00fcfte auflritt und auch am ersten wieder verschwindet, darauf verschwindet gr\u00f6sstentheils die Beugung des Knie\u2019s und am letzten die Bewegungen der Zehen, einzelne Muskeln in der Nahe des Afters ausgenommen.\nIch mache hier darauf aufmerksam, dass in dem'Vcrzeich-","page":22},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nDn. 11. Sandbhs-I\u00eezn,\n[24\nsich vom Urspr\u00fcnge des 6. Nerven bis zum Schwanzende des Markes erstrecken, re\u00fceclorisch wirksam sind und ob einzelne Theile des genannten St\u00fccks besondern Reflexbewegungen vorstehen. Diese Aufgabe erschien l\u00f6sbar und zwar einfach dadurch , dass ich der Reihe nach vom C. Nerven abw\u00e4rts das blossgelegte Mark mit einer scharfen Scheere durchschnitt. Die Genauigkeit der Zergliederung, welche durch dieses Verfahren erreichbar ist, priigt sich am besten dadurch aus, dass zwei Querschnitte durch das Mark, die um % Mllmlr. unterschieden waren , an bestimmten Orten sehr deutliche Unterschiede in den noch zur\u00fcckbleibenden Reflexen gewahren Messen. Diese Erscheinung sagt freilich nicht aus, dass ytMllmtr. unterhalb des Schnittes das R\u00fcckenmark noch vollkommen gesund gewesen sei, aber es beweist zum Mindesten , dass die Zerst\u00f6rung des Markes in einem gleichmUssigen Abstand vor dem Schnitte herlief.\nUm die Versuche, welche an verschiedenen Fr\u00f6schen angestellt waren, mit einander vergleichbar zu machen, ging ich anf\u00e4nglich von dem Gedanken aus , das R\u00fcckenmarksst\u00fcck, welches zwischen zwei sensiblen Nervenwurzeln liegt, in 4 Theile zu theilen, sodass 6%, (>%, u. s. w. einen Schnitt im ersten, zweiten, u. s. w. Viertel zwischen der C. und 7. Wurzel bezeichnet. Diese Einlheilung gew\u00e4hrt jedoch , wegendes unregelm\u00e4ssigen Ursprungs auch der sensiblen Wurzeln, keineswegs eine v\u00f6llige Vergleichbarkeit.\nKaum wird es der Bemerkung bed\u00fcrfen, dass ich nicht gesonnen bin, die Erfolge meiner Durchschncidungen etwa allein auf eine Verletzung der refleclorischen Cenlren zu beziehen. Der einzige Erfolg, welchen man nach der Durchschneidung des Markes beobachten kann , das Ausbleiben der Reflexbewegungen , kann ebensowohl bezogen werden auf die Zerst\u00f6rung der Nervenbahn zu den Centren, als auch auf die der Uetzteren selbst. Da ausserdem die refleclorischen Centren eine r\u00e4umliche Ausdehnung besitzen, so w\u00e4re es m\u00f6glich, dass eine theil-vveise Zerst\u00f6rung eines derselben eingetreten w\u00e4re, ohne dass ein vollkommenes Erl\u00f6schen ihrer Function zu Stande gekommen sei. Demnach erscheint es nicht einmal gerechtfertigt, aus dem unvollkommenen Fortbestehen einer Bewegung schliessen zu wollen, dass das betreffende Centrum unber\u00fchrt gelassen sei.\nDie erste Reihe meiner Versuche werde ich, weil ich\u2018sie","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"2\u00f6] Vorarbeit f\u00fcr n. Erforschung i>. Refi.ixmechanismus elc. 25\nweder fUr vergleichbar noch f\u00fcr gegliedert genug ansehe, nicht im Einzelnen mitlheilen. Nur einige Ergebnisse, welche mir sehr augenf\u00e4llig \u00ebntgegcntraten, will ich hervorheben.\nNach einer Anzahl von Durchschneidungen, die ich f\u00fcr vollkommen gelungen halte, waren alle Reflexbewegungen, die man \u00fcberhaupt erzielen kann, noch unver\u00e4ndert, nachdem ich den Schnitt auf 5er H\u00f6he von 6 oder (i'/4 gef\u00fchrt habe. War dagegen der Schnitt auf 7y8, 7% oder 7% angelangt, so hatten alle Reflexe ein Ende. Dieses Resultat habe ich \u00fcbereinstimmend in 30 Versuchen best\u00e4tigt gefunden. Aus dieser Erfahrung gebt unzweifelhaft, hervor, dass in dem Zwischenraum des 8. und 9. Nerven nicht alle die Bedingungen vereinigt sind, welche das Zustandekommen der Reflexe erm\u00f6glichen. Um mich zu vergewissern, dass der Grund des Misserfolges nicht in der Methode der Schnittf\u00fchrung gesucht werden k\u00f6nne, habe ich auch vom Schwanzende nach aufw\u00e4rts die Durchschneidung ousgef\u00fcbrt und dabei beobachtet, dass die dem 7. Nerven an-geh\u00f6rigen Reflexe noch unver\u00e4ndert fortbestehen, wenn ich das St\u00fcck, welches zwischen 6*/* und 7% liegt, unber\u00fchrt gelassen. Einige Male sah ich noch Reflexe erfolgen, wenn ich das R\u00fcckenmark soweit zerst\u00f6rt hatte, dass nur noch derTheil \u00fcbrig blieb, welcher die Eintrittsstelle des 7. Nerven unmittelbar umgiebt.\nMit R\u00fccksicht auf die Beziehungen, welche zwischen dem R\u00fcckenmarksschnitt und den einzelnen Gelenkbewcgungen bestehen, lassen die Versuche nur den Schluss zu, dass die Beuge-reflexe des H\u00fcftgelenks am ersten aufh\u00f6ren, wenn man mit der Durchschneidung vom Kopf- gegen das Schwanzende vorr\u00fcckt.\nDie \u00f6rtliche Beziehung zwischen der H\u00f6he des R\u00fccken-marksschnittes und dem Ausfall der Gelenkbewegungen babe ich noch in 1 \\ Thieren genauer beobachtet, welche ich hier namentlich anf\u00fchren werde, trotzdem dass meiner Methode nur dann eine Beweiskraft zuzuschreiben ist, wenn sie sich \u00fcber sehr viele F\u00e4lle erstreckt h\u00e4tte. Dieses w\u00e4re, wie ersichtlich, darum nothwendig gewesen, weil ein negativer Erfolg, das Ausbleiben einer Zuckung, gesucht werden soll, ein Ereigniss, das begreiflicher Weise eben so gut von der verminderten Reizbarkeit der peripherischen Theile, als auch von der der centralen abh\u00e4ngen kann.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nDit. H. Sandkrs-Ezn,\n[26\nDie Beugungen des H\u00fcftgelenks fielen aus bei\n6\t\u2014 1 Mal 6'/2 \u2014 2 Mal 6% \u2014 2 Mal 6% \u2014 4 Mal\n7\t\u2014 1 Mal\nDie Streckung des H\u00fcftgelenks war verschwunden bei G'/2 \u2014 1 Mal 67g \u2014 3 Mal?\n7\t\u2014 2 Mal\n7% \u2014 1 Mal 7% \u2014 2 Mal\nDie Beugungen des Knie's h\u00f6rten auf bei\n6\t\u2014 1 Mal 6% \u2014 1 Mal 6% \u2014 K Mal 67g \u2014 3 Mal\n7\t\u2014 2 Mal 7\u2018/g \u2014 1 Mal\nDie Streckung des Knie\u2019s blieb aus bei 6\t\u2014 4 Mal\n6% \u2014 2 Mal 6% \u2014 5 Mal\nOrdnet man die ausgefallenen Bewegungen derBeihe nach, so verschwindet\n1)\tStreckung des Kniegelenks; C Mal war sic verschwunden bevor noch eine andre Bewegung vermisst wurde ; 5 Mal fielen gleichzeitig noch andre Bewegungen aus und zwar 3 Mal Beugungen der Hllfle und 3 Mal Streckung des Fusses. Bei der Kniestreckung ist aber in Betracht zu ziehen, dass, wie fr\u00fcher schon erw\u00e4hnt, unsre Hautfl\u00e4che zu ihrer Ausl\u00f6sung \u00fcberhaupt wenig geeignet ist.\n2)\tDarauf gleichzeitig Beugungen der H\u00fcfte und Streckung des Fusses, 2 Mal die Beugung der H\u00fcfte fr\u00fcher und 2 Mal die Streckung des Fusses. (Auch die Streckung des Fusses geh\u00f6rt unter die schwer zu provocirenden Bewegungen.)\n3)\tStreckung des Mittelfusscs.\n4)\tStreckung der H\u00fcfte und Beugung des Knie\u2019s ; von diesen verschwindet bald die eine, bald die andre fr\u00fcher. Ist jedoch die Streckung der H\u00fcfte Verschwunden, so ist die Beu-","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"27] Vorarbeit f\u00fcr d. Erforschung d. Refi.kxmhciianismus ctc. 27\ngung des Knie\u2019s immer noch sehr schwach, was vielleicht damit zusammenhangt, dass die mm. semimembranosus und recti interni, welche zugleich Strecker des Haft- und Beuger des Kniegelenks sind, unwirksam gemacht sind.\nVt. Empfindung f\u00fcr mechanische und chemische Reize.\nUnter die \u00e4usseren Bedingungen, deren Einfluss auf die reflectorischen Vorg\u00e4nge zu bestimmen ist, geh\u00f6rt selbstverst\u00e4ndlich auch die Art des angewandten Reizes. Ich halle es desshalb f\u00fcr geeignet, hier einige meiner Erfahrungen Uber das verschiedene Verhallen in dieser Hinsicht von chemischen und mechanischen Reizen mitzutheilen.\n<) In den weitaus meisten F\u00e4llen ist die Haut der hinteren Froschextremit\u00e4t noch lebhaft empfindlich gegen chemische Reize, nachdem jede mechanische Reizung schon l\u00e4ngst ihre Wirksamkeit eingeb\u00fcsst hat. Nat\u00fcrlich darf man dieses Verh\u00e4ltnis nur pr\u00fcfen, indem man das Thier so viel wie m\u00f6glich sich selbst \u00fcberl\u00e4sst und nicht durch anhaltende oder schnell wiederholte Reizung der einen oder andren Art st\u00f6rend eingreift.\n2)\tKneift man, bei einem mittleren Grad von Reizbarkeit desThieres, irgend eine Haulslelle anhaltend mit solcher St\u00e4rke, dass weitere Steigerung des Reizes keine Erh\u00f6hung der Intensit\u00e4t und gr\u00f6ssere Ausbreitung der Bewegungen erzeugt, und reizt nun ein andermal dieselbe Stelle (wenn man durch die vorhergehende mechanische Reizung nicht zerst\u00f6rend auf sie gewirkt hat) mit einer 20procentigen Essigs\u00e4ure, so sind im letzteren Fall die Bewegungen viel energischer, ausgebreiteter und mehr andauernd als im ersteren. Die nach einer solchen chemischen Reizung einlrctende Ersch\u00f6pfung w\u00e4hrt l\u00e4nger als die nach der mechanischen.\n3)\tKneift oder quetscht man eine Hautstelle eines sehr reizbaren Thieres mit solcher St\u00e4rke und so lange, bis diese Stelle auch sp\u00e4ter gegen weitere mechanische Reize unempfindlich bleibt und betupft man nun diese Stelle innerhalb derselben r\u00e4umlichen Ausdehnung alsbald mit sehr verd\u00fcnnter Essigs\u00e4ure, so\n, bekommt man meistens noch Reflexbewegungen. \u2014 Hat man dagegen starke chemische Reizmittel, z. B. 2\u00f6procenlige Essigs\u00e4ure angewendet, dann kann man durch mechanische Reizung von derselben Stelle aus weiter keine Reflexe hervorbringen,","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nDr. II. Sanders-Ezn\n[28\nals wenn man mit der Haut auch tieferliegende Gebilde, also subcutane Nerven oder mehr central gelegene Abschnitte der zu der Haut gehenden Fasern trifft. \u2014 Aehnliche Resultate bekommt man, wenn beide Reizungsarten abwechselnd in minimal wirksamer Starke applicirt werden; die St\u00e4rke des jedesmal zuletzt applicirten Reizungsmilteis wird hierbei durch Vergleichung an andren Hautslellen ermittelt.\nAus 1) und 2) erfolgt, dass die Steigerung der reflecto-rischen Erregung durch Reizung mit chemischen Mitteln viel weiter fortgesetzt werden kann, als durch mechanische Reizung. Dieses kann nur dadurch bedingt sein, dass die zerst\u00f6rende Wirkung (durch Zerdr\u00fccken, u. s. w.) auf die getroffenen Theile auf mechanischem Wege weit eher herbeigef\u00fchrt wird als bei Anwendung chemischer Mittel.\nDie unter 3) erw\u00e4hnten Thalsachen ergeben , dass , in welcher St\u00e4rke ein mechanischer Reiz auch angewendet sei, er die gereizte Stelle weit ungleichm\u00e4ssigcr trifft als ein chemischer Reiz, da vom ersleren nicht alle Punkte der getroffenen Stelle dauernd oder vor\u00fcbergehend unempfindlich gemacht werden.\nDie Pr\u00fcfung der (mit dem in der II. Nummer beschriebenen Apparat) erhaltenen Contraetionscurven der einzelnen Muskeln ergab, dass chemische Reizmittel fast ohne Ausnahme tetanische Gonlraclionen erzeugten, w\u00e4hrend durch mechanische Reizung durchgehends wiederholte Zuckungen, seltner ein k\u00fcrzrer Tetanus herbeigef\u00fchrt wird.\nVII. Wiederholung derselben Bewegung bei anhaltender Beizung.\nVorhin ist schon angedeutet worden, dass bei anhaltender Reizung, und einem gen\u00fcgenden Grad von Erregbarkeit, dieselben Reihenfolgen von Bewegungen sich wiederholen. Haupts\u00e4chlich ist dies der Fall bei chemischer Reizung, die ausserdem der Natur der Sache nach nie momentan angewendet werden kann. Zwischen dem ersten und zweiten Erscheinen derselben Muskelbewegung, welche sich an zwei aufeinanderfolgenden Gliederstellungen betheiligt, liegt stets eine deutlich wahrnehmbare Pause, welche um so k\u00fcrzer w\u00e4hrt, je gr\u00f6sser die Reizbarkeit ist. Dieses abwechselnd Verschwinden und Erscheinen einer Bewegung zeigt an, dass der Reiz, obwohl er continuirlich besteht, dennoch nur periodisch seine ausl\u00f6-","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"29] Vorarbeit f\u00fcr n. Erforschung r>. Refleximbchanismus elo. 29\nsende Wirkung \u00e4ussert. Als erkl\u00e4rende Momente hierf\u00fcr k\u00f6nnte man anf\u00fchren : 1) dass nach jedesmaliger Arbeitsleistung in den betreffenden Nervenbahnen eine Erm\u00fcdung eingetreten sei ; die Pause w\u00fcrde dann die Erholungszeit darslellen ; oder 2) dass die Erscheinung daher r\u00fchre, dass die durch den Reiz frei gemachten Kr\u00f6fte sich jedesmal bis zu einer gewissen Gr\u00f6sse summiren m\u00fcssen, um die vorhandenen Leitungswiderst\u00e4nde \u00fcberwinden zu k\u00f6nnen. F\u00fcr die letztere Erkl\u00e4rungsweise spricht schon an sich die Thatsache, dass die Bewegungen sich um so schneller wiederholen, je gr\u00f6sser die Reizbarkeit ist, d. h. je kleiner die Widerst\u00fcnde sind. Ich glaube, dass folgender Versuch einen noch bessern Beleg daf\u00fcr giebt.\nBei einem auf die vorhin erw\u00e4hnte Weise enlhirnten und gegen Blutverlust gesch\u00fctzten Frosche beobachte man nach einiger Zeit die L\u00e4nge der zwischen dem Auftreten derselben Bewegung liegenden Pause ; darauf lasse man das Thier durch Exstirpation des Herzens verbluten. Hiernach tritt jedesmal eine Erh\u00f6hung der Reizbarkeit und damit zugleich eine betr\u00e4chtliche Abk\u00fcrzung der genannten Pause ein. Da man nun annehmen muss, dass eine Erholung von der Erm\u00fcdung durch die Verblutung erschwert ist, so kann die Abk\u00fcrzung jener Pause nur durch die Verringerung der Leitungsw'iderst\u00e4nde bedingt sein.\nNoch eine andre Erscheinung glaube ich auf eine Summi-rung von Kr\u00e4ften zur\u00fcckfuhren zu d\u00fcrfen. Ich beobachtete \u00f6fter, dass wenn zwei gleiche schw\u00e4chere Reize kurz nach einander applicirt werden, die auf den letzteren folgende Bewegung energischer war als diejenige, welche nach dem ersteren Reiz auftrat. Als die wahrscheinlichste Erkl\u00e4rung hierf\u00fcr halle ich nur die, dass die vom ersteren Reiz disponibel gemachten Kr\u00e4fte bei der darauf folgenden Bewegung nur theilvveise ausgel\u00f6st wurden, w\u00e4hrend der reslirendeTheil sich zu denjenigen Kr\u00e4ften summirle, welche durch den zweiten Reiz disponibel wurden.","page":29},{"file":"z0001table1.txt","language":"de","ocr_de":"Bericht# d. KS.Ous.dWiys. tmth.phyg.Cl W67.","page":0},{"file":"z0002table2.txt","language":"de","ocr_de":"T\u00e2fl.\nBerichte d.K.S.Ges. d. 'Hiss. math.php.Ci 1887.\nl.iU\u00bb. AmtvJ.fi. Dach j Le\u00eepz.sg.","page":0},{"file":"z0003table3.txt","language":"de","ocr_de":"Beneided K.S.Ges.dWisn. mth.phys.CI. 11167. 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