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{"created":"2022-01-31T14:10:37.717630+00:00","id":"lit1348","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Schmidt, Alexander","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 99-130","fulltext":[{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"Die Atliinung innerhalb des Blutes.\nZweite Abhandlung.\nVon\nAlex. Schmidt.\n(Mit 4 Abbildungen.)\nSeit Jahrzehnten gehen die Meinungen der Physiologen dar\u00fcber aus einander: ob und wie viel des lose gebundenen Blutsauerstofles schon innerhalb der Gef\u00e4ssh\u00f6hle in fesle Verbindungen, einschliesslich dieC02, \u00fcbergef\u00fchrt werde, oder ob er zu diesem linde erst in die Gewebssiifte \u00fcbergctrclen sein mUsslc. beide Annahmen konnten nur Wahrscheinlichkcils-gr\u00fcnde jedoch keine beweise Vorbringen. Die M\u00f6glichkeit der Entscheidung stellte sich erst dann ein, als die quantitative Bestimmung \u00ab1er Gase des Blutes die Stufe der Vollkommenheit erreichte, deren sie sich jetzt erfreut. Von dieser Zeit an sind nun auch in der genannten Absicht wiederholt Versuche unternommen worden, aus denen sich hcrausslellte, dass unter verschiedenen Umst\u00fcnden der an die Blutscheiben gebundene Sauerstoff innerhalb des Blutes iheils zur Erzeugung von Kohlen-s\u00fcure benutzt werde, iheils auch in andern unbekannten Oxy-dalionsprocessen zur Verwendung kommt, ohne dass sich bei diesem chemischen Vorgang irgend welche andere thierische Gewebsbestandlheile betheiligen. Alle die h\u00fclle von Oxydationen innerhalb des Blutes jedoch, welche bis zum Beginn meiner Untersuchung bekannt waren, unterschieden sich von den Vorg\u00e4ngen, in denen der Sauerstoff wiihrend des Lebens verbraucht wird, in auffallender Weise durch die geringe Geschwindigkeit, mit welcher sic abliefen. Dieser eine Umstand gen\u00fcgte, um die ganze Beihe von Oxydationsprocessen, welche in dem aus den GefUssen genommenen Blute beobachtet wurden, f\u00fcr verschieden von denjenigen Yorgitngen zu erkl\u00fcren, welche wiihrend des Lebens den Sauersloffverbrauch bedingen. Demnach h\u00e4tte es scheinen k\u00f6nnen, als ob im Verlaufe des Lebens die ver-","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nAu:.\\. Schmidt.\n[100\nbrennlichen Stolle des Blutes innerhalb der Gelasse selbst entweder gar keiner Oxydation oder dieser nur in so geringem Maasse unterliegen, dass die Verbrennung im Blute verschwindend sei gegen diejenige, welche mit H\u00fclfe anderer Gewebs-bcslandlhcile vor sich gehe. Eine genauere Ueberlegung liess jedoch erkennen, dass in den bisherigen Versucher? die Reihe der M\u00f6glichkeiten noch lange nicht ersch\u00f6pft sei. Auf eine von der letzteren, welche bisher tibersehen worden, liai vor Kurzem Pfl\u00fcger aufmerksam gemacht\u2019). Er zeigte, dass das arterielle Blut, welches fast momentan nach seiner Entfernung aus dem Gef\u00e4ss entgast wird, durchweg mehr Sauerstoff abgab, als dasjenige, welches erst einige Zeit nach seiner Entfernung aus dem thicrischen K\u00f6rper von seinen Gasen befreit wurde. Noch dieser wichtigen Beobachtung lauft also mit grosser Geschwindigkeit in dem arteriellen Blut ein Oxvdalionsprocess ab, durch welchen unabh\u00e4ngig von andern physiologischen Beihillfen ein Theil ties liliiIsolierstoffs in eine feste Verbindung Ubergeftlhrt wird. \u2014 L\u00e4ngere Zeit bevor diese Miltheilung bekannt wurde hatte mich Rrof. Ludwig auf einen andern Versuch hingewiesen, durch welchen festgestellt werden konnte, ob'das BlutBestand-theile enthielt, die einer raschen Verbrennung durch den in ihm enthaltenen Sauerstoff auch ausserhalb des K\u00f6rpers unterworfen sind.\nDieser neue Weg, den ich in einer ausgedehnten Versuchsreihe betreten habe, bestand darin, ein Thier zu ersticken und ihm dann, wenn sein Blut voraussichtlich sauerstofffrei gewor-den, sein Herz aber noch im Schlagen begriffen war, zwei zu einer Doppelanalyse hinreichende Blutmengen zu entziehen, welche durchaus gleiche Zusammensetzung besessen. Zu der einen dieser Blulmengen sollte dann eine bekannte Menge von Sauerstoff zugesetzt werden, die klein genug war, um vollst\u00e4ndig in das Blut Uberzutrotcn. Hierauf sollte beiden Blutproben das Gas entzogen und das letztere analysirl werden. Man sieht, dass diesem Versuch die Vorstellung zu Grunde liegt es k\u00f6nnte im Erstickungsblute eine Anh\u00e4ufung aus den Geweben und Organen stammender oder im Blute selbst entstehender verbrennlicher Stoffe stattfinden, welche unter normalen Verh\u00e4ltnissen durch den \u00fcbersch\u00fcssig vorhandenen Sauerstoff vielleicht schon\nt, Ceniralblatt der mediz. Wissenschaften 1867. No. 46.","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"401]\ttue Athmcng innerhalb des Blutes.\t101\ninnerhalb der Capillarcn vollkommen verbrannt werden und daher dem Nachweis sich entziehen.\nEinen Theil dieser Beobachtungen habe ich in No. 23 des Cenlralblattes f\u00fcr die medizinischen Wissenschaften, Jahrgang 1867 ver\u00f6ffentlicht. Ich erw\u00e4hne dieses, um ein Missverst\u00e4ndnis zu beseitigen, zu welchem Pfl\u00fcger durch die K\u00fcrze der genannten Mitlhcilung veranlasst worden ist. Die 10\u2014\u2022 \u2022> \u00b0/o Sauerstoff, von welchen ich am angef\u00fchrten Orte spreche, bezieht Pfl\u00fcger, ohne dass indess durch den Wortlaut meiner Mittheilung dazu Ursache gegeben ist, auf den normalen Sauer-stofl'gehalt des arteriellen Blutes; sie stellen aber die Menge von Sauerstoff dar, welche ich k\u00fcnstlich dem Erstiekungs-blule zugeselzt. Hicmit erledigen sich denn auch die Bef\u00fcrchtungen, welche in Hinsicht auf die von mir benutzte Methode der Gasgewinnung nach den Bemerkungen Pfliiger\u2019s sich einstellen konnten. Es ergiebt sich vielmehr, dass die von mir in der nachfolgenden Versuchsreihe f\u00fcr den Sauerstoflgehalt \u00eeles Arlericnblulcs gefundene mittlere Zahl innerhalb der Mittelwerte Pfliiger\u2019s liegt. Sein h\u00f6chster Mittelwert betr\u00fcgt 16.9 %, sein niedrigster 15,3%; der meine betr\u00fcgt 16,4%. Wenn man bedenkt, dass ich meine Sauerstoflfbestimmungen an einem Blute ausgef\u00fchrt, das einem durch seine Gr\u00f6sse t\u00f6dt-lichen Aderlass entnommen war, so wird man unter Ber\u00fccksichtigung der Erfolge, welche die Farbenpr\u00fcfung erzielte, den kleinen Unterschied zwischen Pfliiger's maximalem Mittelwerte und dem meinigen weniger auf Abweichungen der von mir benutzten Methoden als auf solche des von uns angewendelen Blutes schieben. Die Berechtigung hierf\u00fcr wird Pfl\u00fcger um so mehr anerkennen, als in seinen eignen Versuchen, aus welchen er seine Maximalmillel ableitete, Unterschiede von 4,85% Vorkommen, die nur von dem analysirten Blute abh\u00fcngen.\nNach dieser kurzen Einleitung gehe ich zur Beschreibung meiner Versuche Uber.\nDen Apparat, dessen ich mich zur Gewinnung zweier identischer Blutportionen bediente, habe ich bereits in meiner fr\u00fcheren Arbeit1) beschrieben. Er wich nur insofern von dem damals benutzten ab, als nicht eine breite und eine schmale, sondern zwei schmale R\u00f6hren zu einer einzigen Doppelr\u00f6hre\n1) Diese Berichte, pag. 3t II.","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nAlex. Schmidt.\n[102\nmit gemeinschaftlicher\nAbfluss\u00f6ffnung beiden\ndieser\nzugleich etwas\noberer Zu- und unterer verbunden waren. Der obere Tlieil der einen R\u00fchren war bis zu einer Marke knlibrirt: sie wo k\u00fcrzer als die andre, so dass, wenn ihr oberem Ende mit dein der letzteren in gleicher H\u00f6he stand, zwischen i il-unteres Ende und die entsprechende Zinke der unteren Gabel ein kurzes T-Iormiges Glasr\u00f6hrchen eingeschoben werden konnte. An das seitliche Ansatzrohr des letzteren wurde vor dem Auffangen des Blutes eine kleine, etwa 10 Cen. fassende Absorplionsr\u00f6hre, welche den fr\u00fcher abgemessenen Sauerstoff enthielt, mittelst des an ihrer M\u00fcndung angebrachten und durch eine Schraubenklemme geschlossenen Kautschukschlauches befestigt.\nNach Anf\u00fcllung aller \u00fcbrigen Theile des Apparates mit Quecksilber wurde bei dem in passender Lage befestigten Thierc die zum Versuch bestimmte Vene sowie die Trachea blos-gelegl und in die erstere eine Can\u00fcle, an welche sich eine etwa 2 Fuss lange Glasr\u00f6hre schloss, eingebunden; dann wurde die Trachea durch eine Schraubenklemme geschlossen, der Moment, in welchem der Aderlass beginnen sollte, abgewartet und nun dem Blute, welches die in der Zuleitungsr\u00f6hre befindliche Luft selbst verdr\u00e4ngte, mittelst dieser R\u00f6hre der Zugang zum Apparat er\u00f6ffnet. Sobald das durch die absinkenden Quecksilbers\u00e4ulen in gleichm\u00fcssiger Vcrlheilung erhaltene Blut die Marke an der einen R\u00fchre erreicht halte, wurde der Strom unterbrochen und dann die an beiden Enden tier R\u00f6hren befindlichen Klemmen geschlossen die zwischen dem T-rohr und der entsprechenden Blutr\u00f6hre blieb dagegen ge\u00f6ffnet. Jetzt wurde das den Sauerstoff enthaltende R\u00f6hrchen nach unten gesenkt und die dessen M\u00fcndung verschliesseude Klemme ge\u00f6ffnet; der Sauerstoff, durch Quecksilber verdr\u00e4ngt, stieg empor zum Blute, die \u00fcber detn T-rohr angebrachte Klemme wurde nun auch geschlossen, beide Blutr\u00f6hren von einander getrennt\nund das ihnen zur\u00fcckgebliebenen fand nun auch die Ab-\nBlul durch Sch\u00fctteln mit dem in Quecksilber defibrinirt. Gleichzeitig sorption des Sauerstoffes Statt.\nDa ein etwa in der R\u00f6hre zur\u00fcckbleibender Sauerstoffresl sich nicht mehr gut messen liess und dadurch ein nicht zu beseitigender Fehler in die Rechnung h\u00e4tte eingef\u00fchrl werden m\u00fcssen, so wares vor Allem geboten eine vollst\u00e4ndige Absorption des Gases zu bewirken: dieses erreichte ich dadurch, dass","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"die Atiimung innerhalb des Blutes.\n103\n10JJ\nich slots weniger Sauerstoff dem Blule zuf\u00fchrte als dasselbe verm\u00f6ge seiner Absorptionsf\u00e4higkeit f\u00fcr dieses Gas aufzunehmen vermochte. Ferner will ich nicht unerw\u00e4hnt lassen, dass der aus chlorsaurem Kali gewonnene Sauerstoll' vor jedem Versuch in Beziehung auf seine Reinheit durch Verpuffen mit Wasserstoff gepr\u00fcft wurde. Enthielt er messbare Mengen von Stickstoff, so wurden dieselben von dem dem Blute zugef\u00fchrlen Sauerstoff-volum in Abrechnung gebracht.\nDer Zeitpunkt, mit dem man das Auffangen des Blutes zu beginnen hat, wird nicht immer gleich weit entfernt vom Moment des Zuklemmens der Trachea liegen d\u00fcrfen. Wird ein gr\u00f6sseres, aus einer blutreichen Partie des thierischen K\u00f6rpers kommendes Blutgefiiss zum Aderlass benutzt, so kann man mit diesem letzteren so lange warten, bis die reflektorische Reizbarkeit der Cornea erloschen ist. Zu dieser Zeit kann man sicher sein, dass aus dem Blule aller Sauerstoff verschwunden ist. \u2014 Will man dagegen das Blut aus einem kleineren Gef\u00fcss gewinnen, z. B. aus der Vene, die ihren Inhalt aus den Muskeln des Oberschenkels bezieht, so ist man gezwungen, den Aderlass alsbald zu beginnen, nachdem die Erslickungskr\u00fcmpfe beendet sind und das wahrend derselben pulslose Herz seine Schl\u00fcge wieder begonnen hat. Die Wahl dieses fr\u00fcheren Zeitpunktes bringt es allerdings mit sich, dass die Sicherheit ein vollkommen sauerslofffreies Blut zu erhalten eine geringere ist, aber man erreicht es nur auf diese Weise, dass die zu zwei Analysen n\u00f6thige Blutmenge gewonnen wird, bevor noch eine Gerinnung der zuerst in die R\u00f6hre eingeleiteten Blutmengen eingetreten ist. Zur Unterst\u00fctzung des langsamen Venenstromes hilft in diesen F\u00fcllen auch die pausenweise angewendete Reizung des Muskels nicht mehr, weil in den sp\u00e4teren Stadien der Erstickung der Muskel sehr bald aufh\u00f6rl auch auf die st\u00e4rksten Induktionsstr\u00f6me zu reagiren.\nDie Handgriffe, welche zum Einbinden des Ucberf\u00fcllungs-rohres in die Blutgef\u00fcsse noting sind, gestalten sich je nach der Lage des letzteren wie selbstverst\u00e4ndlich verschieden. Da sie f\u00fcr die leichter zug\u00e4nglichen Gefiisse eben so einfach als bekannt sind, so wird es gen\u00fcgen, wenn ich nur diejenigen erw\u00e4hne, deren ich mich beim Auffangen des Blutes aus den Oberschenkelmuskeln und aus der Leber bediente.\nDas Venenblut aus den Oberschenkelmuskeln gewann ich","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nAlex. Schmiot\ndadurch, dass ich die Ven. Cmralis unmittelbar vor ihrem Eintritt in die Unterleibsh\u00f6hle isolirte und darauf Ligaturen um alle die Aeste legte, welcho das Blut aus der Haut in die Schenkelvene \u00fcberf\u00fchrten, also namentlich um den Stamm der Vena Crural, gleich unterhalb der Ven. profunda und ebenso um die Ven. epigastrica inf. und pudenda externa. L)a die Venen in der Schenkelbeuge straff angespannt sind, und sehr nahe an einander liegen, so vermeidet man Blutungen mit Sicherheit nur dann, wenn man mit einer stumpfen gebogenen Sonde die Trennung der Venen vornimml. \u2014 Sind die eben genannten Unterbindungen ausgef\u00fchrt, so werden nun auch Schlingen um das obere Ende der Vena Cmralis, und eben solche um s\u00e4mml-liche Muskelvenen gelegt, und diese mit einer Schleife geschlossen ; dann wird die Can\u00fcle in den Stamm der Schenkelvene eingebunden und nach L\u00f6sung der Schlinge das Auffangen des Blutes begonnen.\nDas Lebervenenblut wurde durch einen Doppelkatheter aufgefangen, der mit dem bekannten Instrument von 67. Bernard grosse Aehnlichkeil halte. Die Katheterisirung erfolgte von der unteren Hohlvene aus. Der Katheter bestand aus zwei in einander liegenden, an beiden Enden offnen Metallr\u00f6hren, von welchen die \u00e4ussere, 300 mm. lange an dem einen Ende einen Kaulschukschlauch trug, welcher auf die innere, 370 mm. lange Bohre luftdicht aufgebunden werden konnte; nahe diesem Ende zweigte sich von der \u00e4usseren R\u00f6hre ein kurzes mit Kautschukschlauch und Klemme versehenes Seilenrohr ab. durch welches ihre H\u00f6hlung mit dem \u00dflulrecipienten in Communication gesetzt werden konnte. An dem entsprechenden Ende der inneren R\u00fchre befand sich gleichfalls ein mit einer Klemme versehener Kaulschukschlauch, auf das entgegengesetzte Ende war eine feine luftdicht schliessende Blase aufgebunden. Vor der Einf\u00fchrung des Katheters wird nur der Schlauch am Seilenrohr geschlossen.\nDie Bauchmuskeln wurden durch einen in (1er rechten regio lumbalis nahe beim R\u00fcckgrat und parallel demselben gef\u00fchrten Schnitt durchtronnl und von hier aus mit Schonung des Bauchfelles bis zur unteren Hohlvene vorgedrungen. Die Lumbalarterien wurden w\u00e4hrend der Operation unterbunden. Der Katheter, dessen innere R\u00f6hre so weit zur\u00fcckgezogen wurde, dass die colla bi rte Blase sich innerhalb der \u00e4usseren befand,","page":104},{"file":"p0105.txt","language":"de","ocr_de":"die Athmi'.ng innkiiiui.b des Hu tes.\n105\n105]\nwurde nun, nach Unterbindung der llolilvene oberhalb der Nierenvenen, soweit in dieselbe eingeschoben, bis nachAugen-maass angenommen werden konnte, dass derselbe die Einm\u00fcn-(lungsslellen der Lebervenen erreicht hatte, dann wurde die innere R\u00f6hre allein bis in\u2019s Herz foi (geschoben, die auf dem Kaulschukschlauch der \u00e4usseren R\u00f6hre bereit liegende Schlinge zugezogen, die Rlase durch kl\u00fcftiges Lufteinblasen ausgedehnt, der Schlauch am Ende dieser R\u00f6hre wahrend des Lufteinblasens zugeklemmt und die Klemme des Scilenrohres ge\u00f6ffnet. Erst wenn das Blut aus dem letzteren hervortrat und somit die Lull in der \u00e4usseren R\u00f6hre des Katheters ganz verdritngt war, wurde die Verbindung desselben mit dem Blutsammelapparate her-geslellt, dessen F\u00fcllung schnell und ohne Schwierigkeiten von Statten ging.\nEinige Augenblicke nach beendetem Blutauffangen starb das Thier. Wie die unmittelbar nach dem Tode gemachte Sektion ergab war die Absperrung des Herzens jedes Mal vollkommen gelungen ; der rechte Vorhof war durch die gespannte Blase m\u00e4chtig ausgedehnt worden und lag der letzteren \u00fcberall dicht an. Von einer Verunreinigung des Lebervenenblutes durch ruckstr\u00f6mendes K\u00f6rperblut konnte also nicht die Rede sein. \u2014\nH\u00e4ufig, jedoch nicht jedes Mal, kam es vor, dass dasarteriell gemachte Blut sehr bald , oft noch w\u00e4hrend des Schtlllelns mit Sauerstoff wieder merklich dunkler wurde. \u2014 Nachdem der zugeselzte 0 vollkommen absorbirt worden, wozu meist ein 5 Minuten langes Sch\u00fctteln hinreichte, wurde das Blut auf 5\u2014S .Minuten in Wasser von 30\u201438\u00b0 gestellt, dann in den zur Luftpumpe geh\u00f6renden Recipienlen Ubergef\u00fcllt und entgast. W\u00e4hrend dess befand sich das unver\u00e4nderte Erstickungsblut in Eis-wasser. Alle das arlerialisirte Blut betreffenden Manipulationen konnten so rasch ausgef\u00fchrt werden, dass dasselbe h\u00f6chstens 20 \u2014 30 Minuten nach seiner Entfernung aus dem K\u00f6rper sich bereits im luftleeren Raume befand.\nDie Sauersloflbestimmung geschah stets durch Verpuffen mit Wasserstoff. Die Bestimmung der geringen Sauerslolfmen-gen, die das urspr\u00fcngliche Erslickungsblut h\u00e4ufig noch enthielt, war nur m\u00f6glich unter Zusatz einer gemessenen Menge atmosph\u00e4rischer Lull. \u2014\nAuf diese Weise habe ich bei zehn verschiedenen Hunden Erstickungsblut aufgefangen. In zwei F\u00e4llen habe ich dasselbe","page":105},{"file":"p0106.txt","language":"de","ocr_de":"106\nAlex. Schmidt,\n[106\naus Venen gewonnen, die ihren Zufluss aus der Haul und den Muskeln empfingen, in vier anderen aus der Carotis (wovon ein Mal bei Reizung der plexus brachiales und ischiadici), in noch zwei anderen aus der Lebervene, und zwar ein Mal ohne, das andre Mal mit Unterbindung der Leberarterie, und endlich in zwei Fallen aus einer Vene, deren Wurzeln innerhalb der Ober\u2014 schenkelmuskeln gelegen sind. \u2014 In der nachstehenden Lebersicht der Resultate aus den genannten Beobachtungen bedeuten die Zahlen den Gasgehalt in lOOTheilen des Blutvolums. Die Maasse der Gase sind auf 0\u00b0 und I M. Hg. berechnet. Die unter dem Tabellenkopf \u00bbBemerkungen\u00ab enthaltenen Angaben bitte ich nicht unber\u00fccksichtigt zu lassen.\n\tZiisainineu-\t1 C\n\tsclziing der ge-\t\u00cf -\nZusatz\twoimeiien Gase\t\n\tin lOOTheilen\ts2 \u00a3\n\tBlut\tCJ\n\u00e4s .5\nName\ndes\nGef\u00e4sses\nVenen aus len rulienden Muskeln des Oberschenkels und aus der Baucliliaut.\nVenenausden ruhenden Muskeln des Oberschenkels und aus der Buuchhaut.\n16\nCO\u00bb 34,91 Ohne \\\t0\t\u00ab,SI\n!\tN\t4,47\n(\tCO\u00bb\t36,34\n41,74JOj 0 44,18 (\tN\t4,69\nOhne\nCO-,\n0,\nN\n37,44\n4,70\n1 CO,?\n<0,87\u00a7O\t0\t9,68\n( X\t4,47\n1,34\n4,83*)\n1,40\nBemerkungen\nDer Saui\u2019otulT vor dem Dclihii-niren des Blutes zugesetzt.\nSauerstolTzuaatz\nvord.Defihriniren.\n*) Unter der Voraussetzung berechnet, dass das Blut urspr\u00fcnglich frei vonO gewesen. 1st diese Annahme unrichtig, so ist der SauerstofVver-lusl zu klein all-\n\tVenen aus\t\tCO\u00bb 38,54\n\tdcrBaiichhaul\tOhne\t0\t8,71\n\tund aus den\t\tN 0,76\n\tMuskeln des\t\tCO\u00bb 40,96\n111.\tOber- schenkels.\tI4,8S$0\tO\" 48,34 N 4,50\n\t\t\t\n8, 48\n\u00cf\nSauerste ITzusatz vord.Dollbrinircn.\nDie Muskeln vor und wahrend des Blutauffangens gereizt, so dass nachweislich mehr als die H\u00e4lfte des aul-gesaminel ten Blutes aus den Muskel-venen kam.","page":106},{"file":"p0107.txt","language":"de","ocr_de":"107]\nDIE AtHMLNG I.NNEItHALB DES BlETES.\n107\nNr. des Versuches\tName des Gelasses\tZusalz\tZusammensetzung der gewonnenen Gase in 100 Tlieilen Blut\tVerschwun- dener O\tGewonnene CO,\tBemerkungen\nIV.\tVenen aus den Muskeln des Oberschenkels.\tOhne 13,18$Oj\tCO-, 38,6t 0 0,20 N 0,G7 CO., 39,87 O <0,06 N 0,89\t\u25a0 3,32\t\u25a01,*3\tSnuerstotTzusatz vor d.Defibriniren Die Muskeln vor und wahrend des Auffangens\tge- reizt.\nV.\tCarotis\tOhne j t\u00fc.lSgO\tCO, 33,38 O 0,00 N <,26 CO-, 35,66 O' 9,74 N 4,24\t\u25a02,44\t\u2022 2,28\tSauerstoffzusatz vor d.Defibriniren. DaskrUftigeThier verfiel in sehr heftige\tAtliern- kr\u00fcmpfe. Nach Beendigung derselben wurden die plexus ischiadici und brachiales mit kleinen Pausen gereizt.\nVI.\tCarotis\t<1,2*80\tCO, 33,61 O 9,53 N 0,94\t4,7<\u00bb)\t\tSauorstoffzusatz nach dem Defibri-niren. *) DerSauerstolT-verlusl nur aus dem zugesetzten O berechnet, da eino Analyse den. urspr\u00fcnglichen Erstickungsblutes fehlt.\nVII.\tCarotis\tOhne 44,0080\tCO, 44,8< O 0,84 N 4,48 CO-, 45,00 O <3,46 N 4,39\t| <,G5\t> 2,4 9\t\nVIII.\tCarotis\tOhne <5,3680\tCO-, 43,90 O 0,00 N 4,86 CO-, 44,65 O 4 4.07 N 4,26\t1 | 4,29 !\t> 0,75\t","page":107},{"file":"p0108.txt","language":"de","ocr_de":"108\nAlex. Schmidt\n[108\nX X ~ \u00ab -C \u2022 \u25a0 X ^ \u00a3\tName des Gebisses\tZusatz\tZusammen- i Setzung der gewonnenen (i\u00e4se in 100 Tlicilcn \u00dflut\tVerschwun- dener O\t! o ] \u00a3 o 0\u00bb\tBemerkungen\nIX.\tl.ebervene des Sterbenden Thieres.\tOhne\tCO-, 37,71 I o' 2,98 N 1,42 CO, 38,69 O 13,6\u00ab N\t1,29\t0,60\t'0,98\t\nX.\tLebervene des sterbenden Thieres nach Unterbindung der Leberarterie.\t1 CO.. 23,03 Ohne .\t0\t*,9* ( N 0,90 ( CO-, 23,24 12,71\u00a70\tO\t14,62 ( X 0,83\t\t0,03\t,0,21\t\nAus den vorstehenden Zahlen geht hervor:\nI) dass das Erstickungsblul in allen F\u00fcllen einen Stof! enth\u00fcll, welcher in k\u00fcrzester Zeit einen Tlieil des dem Hinte zugesetzten Sauerstoffes bindet, gleichgillig ob das Blut vor diesem Zusatz schon geronnen war oder nicht. Das Blut aus der Leber des nicht erstickten Thieres enthielt diesen Stoff in verlniltniss-m\u00fcssig geringer Menge, nach Unterbindung der Leberarterie dagegen auffallender Weise gar nicht.\nDer Vorgang, durch welchen der dem hrstickungsblute zu\u2014 gesetzte Sauerstoff verschwindet, ist offenbar ein andrer als derjenige, welchen man bei fr\u00fcheren Versuchen im sauerstoffhaltigen Blute ausserhalb des K\u00f6rpers beobachtete. Im Ei \u2014 stickungsblute wurde ein Theil des locker gebundenen Sauerstoffes unmittelbar nach seinem Zusatz in feste Verbindungen tlbergef\u00fchrl, ein Ausspruch, f\u00fcr welchen das rasche Nachdunkeln des mit Sauerstoff gesch\u00fcttelten hellrothen Blutes oinlrill. Der Best des locker gebundenen Sauerstoffes, welcher nach dieser pl\u00f6tzlichen Oxydation noch \u00fcbrig ist, bleibt dagegen unver\u00e4ndert zur\u00fcck. Im gew\u00f6hnlichen Blute dagegen findet zwar auch, namentlich wenn es bei normaler K\u00f6rperwarme aufbewahrt wird , eine Umwandlung des lose- in festgebundenen Sauerstoff statt, aber dieser Process schreitet von seinem Beginn bis zu seinem Ende ganz allm\u00fclig und glcichm\u00fcssig vorw\u00fcrts, so dass in der Regel erst nach mehrst\u00fcndigem Aufenthalt in einer Temperatur von 38\u00b0 bis 40\u00b0 C. so viel des verdunstbaren Sauer-","page":108},{"file":"p0109.txt","language":"de","ocr_de":"Ul K A T 11 MU Mi IN.NEIUIAI.B DES Bl.l TES.\n109\n109]\nstoft's fest gebunden ist, als dieses nach wenigen Minuten schon im Erstickungsblute geschah.\n2) Ein Theil des zum Eislickungsblute gesetzten Sauerstoffs verschwindet auch dann, wenn das erslere urspr\u00fcnglich noch eine kleine Menge von locker gebundenem Sauerstoff enthielt und dieselbe ausserhalb des K\u00fcrpers bei mehrst\u00fcndigem Aufenthalt in Eiswasser sich bewahrte. Do das Blut des erstickten Thicrcs, vorausgesetzt, dass das Auffangen desselben in einem spateren Termin slattfindet, immer sauerstofffrei gefunden wird, so gehl zun\u00e4chst aus der letzterw\u00e4hnten Beobachtung hervor, dass die Alomgruppen, welche im Ei slickungsblute den Sauerstoff zu verzehren verm\u00f6gen, in dieser Beziehung weniger energisch wirken als ein andrer uns noch unbekannter Umstand innerhalb des Blulslromes.\nWas der urspr\u00fcnglich im Erstickungsblut vorhandene Sauerstoffresl nicht zu vollf\u00fchren vermochte, gelang dem neu-hinzugesetzlen. Dieses eigent\u00fcmliche Verhalten des k\u00fcnstlich hinzugebrachten im Gegensatz zum urspr\u00fcnglichen Sauerstoff k\u00f6nnte man erkl\u00e4ren wollen entweder durch eine Massenwirkung, oder durch die Annahme, dass nicht alle Massen des ver-dunslbaren Sauerstoffes mit denselben Affinit\u00e4ten gefesselt sind, oder endlich k\u00f6nnte man sich vorslellen, dass der Sauerstoff vor seinem Uebergange in die Blulscheiben die in der Blutfl\u00fcssigkeit aufgel\u00f6sten Stoffe leichter ergreift als nachdem er zu den K\u00f6rperchen getreten. Von diesen Erkl\u00e4rungen scheint, die letzte unvereinbar mit dem Nachdunkeln des Blutes, nachdem es durch Sauerstoffzusatz zuerst hellroth geworden war. Gegen die Massenwirkung spricht eine sp\u00e4ter zu erw\u00e4hnende Thalsache. Also bliebe als Erkl\u00e4rungsgrund nur die ungleiche Affinit\u00e4ts\u2014 gr\u00f6ssc \u00fcbrig, mit welcher die verschiedenen Portionen des ver-dunslbaren Sauerstoffes im Blute gebunden sind.\nDie eben angeslellle Betrachtung w\u00fcrde sich als unn\u00fctz erweisen, wenn ein Verdacht, auf den man leicht verfallen k\u00f6nnte, sich best\u00e4tigte. Das reine Erstickungsblut wurde nach dem Aderlass sogleich in Eiswasser gestellt, das mit Sauerstoff versetzte dagegen einige Minuten hindurch noch auf der Temperatur des K\u00f6rpers erhallen. Man k\u00f6nnte nun den Unterschied im Verhalten des Sauerstoffes der beiden Blutsorlen in derEin-wirkuna der ungleichen Temperaturen suchen. Diesen Verdacht beseitigt jedoch ein sp\u00e4ter milzulheiiender Versuch, in welchem","page":109},{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\nAi.ex. Schmidt\n[110\nder Unterschied im Verhalten des zugesetzten und des urspr\u00fcnglichen Sauerstoffes gerade so wie sonst hervortrat, trotzdem dass in beiden F\u00fcllen das abgelassene Blut in Ejswnsscr gebracht worden war.\nOrdnet man, wie es in der nachstehenden Tabelle geschehen ist, das Volum des aus 100 Theilen Blut verschwundenen Sauerstoffes seiner absoluten Gr\u00f6sse nach und vergleicht man diese Reihe mit der Menge des urspr\u00fcnglich im Ersliekungs-hlul vorhandenen oder mit der Menge des zugesetzlcn Sauerstoffes, so ergiebt sich auch nicht die geringste Beziehung zwischen diesen drei Gr\u00f6ssen.\nSauerstoff.\nKr. de\u00bb Vcriiuclies\tVer- schwunden\tIm Er- sttckiingsblut f utliallen\tZu- gesetzt\tNr. des Versuches\tVer- schwunden\tIm Er- stickunesblut enthalten\tZu- gesetzt\n4\t3.3 4\t0,40\t13,18\t1\t1,34\t0,81\t11,71\n3\t4,44\t0,00\t14,18\t8\t1,29\t0,00\t15,36\n3\t4,37\t4,71\t14,88\t2\t1,45\t0,00?\t10,87\n6\t1,71\t?\t11,44\ty\t0,60\t4,98\t1 1,48\n7\t1,65\t0,81\t14,00\t10\t0,00\t1,94\t14,71\nDa keine Beziehung zwischen den verschwundenen und den zugesetzlen O\u2019sMengen besteht, so gew\u00e4hrt es keinen Vortheil, die Menge des verschwundenen in seinem procenlischen Verh\u00e4ltnisse zum zugesetzlen zu berechnen. Nimmt man dagegen an, dass alle zur Analyse verwendete Blutarlen die gleiche S\u00e4tligungscapacil\u00e4t f\u00fcr den 0 gehabt haben, z. B. die von 18 Theilen der Volumeinheit, so w\u00fcrden in den vorliegenden Versuchen mit Erslickungsblul zwischen 18.4 und 7.0 Procenlen des Maximums der vom Blute fassbaren O-mepge verschwunden sein.\n3) Statt des verschwundenen O\u2019s erscheint jedesmal ein Zuwachs an Kohlens\u00e4ure. Das Verh\u00e4ltniss zwischen dem in feste Verbindungen tlbergelretenen Sauerstoff und der erschienenen Kohlens\u00e4ure ist jedoch durchaus wechselnd, wie die nachstehende Tabelle zeigt, in welcher die Zahlen nach den\nCO\nWerthen des Quotienten \u2014\u00e7~ geordnet sind.","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"111]\nhie Atiijum; innerhalb des Hu tes.\nIll\nNr. des Versuches\tVer- schwunden 0\tNeugehildet C02\tCOo 0\n9\t0,60\t0,98\t1,63\n7\t1,65\t2,19\t1,33\n\t< ,34\t1,40\t1,04\n3\t2, 37\t2.42\t1,02\n5\t2,44\t2,28\t0.93\nS\t1,29\t0,75\t0,38\n4\t3,32\t1,23\t0,37\nDie\nUnbest\u00e4ndigkeit des Verh\u00e4ltnisses\nvon\nC\u00fc2\n0\nl\u00e4sst\nsch Hessen, dass die Einhusse an locker gebundenem 0 nicht etwa dadurch zu Stande kommt, dass er jedesmal zur Oxydation einer ganz bestimmten Atomgruppe verwendet wird. Dieses hat nichts Auffallendes, bei der Vielf\u00e4ltigkeit der oxydablen Atome im thierischen K\u00f6rper. Bemerkenswerlher ist es, dass der Werth des Quotienten die Einheit so betr\u00e4chtlich \u00fcbersteigen kann; eine Thatsache, welche darauf hinzuweisen scheint, dass durch den Eintritt des locker gebundenen O's in feste Verbindungen auch noch Zerlegungen anderer Molec\u00fcle bewirkt werden k\u00f6nnen,'wobei mit H\u00fclfe des in ihnen enthaltenen Os Kohlens\u00e4ure frei gemacht wird.\nDie bisher vorgelegten Thatsachen d\u00fcrften es ausser Zweifel stellen, dass die alte schon von Lavoisier vertretene Annahme, wonach der 0 im Uungenblute eine unmittelbare Verbrennung einleitet, wenigstens bis zu einer gewissen Grenze ihre volle Berechtigung hat. Dass die Verbrennung bereits in den Lungen selbst stall f\u00e4nde, w\u00fcrde wohl nur in dem Falle zuzugeben sein, dass in dieselben ein an Sauerstoll' sehr armes Blut einslr\u00fcuit, allein es k\u00f6nnen offenbar in der ganzen Blulhahn und namentlich in den Capillarcn Oxydalionsprocessc ablaufen, bei welchen in \u00e4hnlicher Weise, wie in meinen Versuchen mit Erstickungs-blut, wenigstens ein Theil des Blulsauerslofles im Blute selbst verbraucht wird. Es ist \u00fcbrigens leicht einzusehen, dass der von mir beobachtete, verh\u00e4ltnissmiissig geringe SnuersloiFver-hrauch in dem aus dem K\u00f6rper genommenen Erstickungsblute keineswegs der Annahme in gr\u00f6sserem MaasssUbe ablaufender Oxvdalionen im kreisenden Blute Schwierigkeiten in den Weg logt; denken wir uns n\u00e4mlich die Sauerstoff'verzehrenden Substanzen diffundirten aus den Geweben in das Blut, so erscheint","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\nAlex. Schmidt.\n[1(2\nes als m\u00f6glich, \u00ablass durch die Gegenwart des Sauerstoffes seihst, indem er diese Substanzen sofort zerst\u00f6rt, der Strom derselben aus den Geweben in das Blut im Gange erhallen und der Ein-trill des diffusiven Gleichgewichtes behinder wird, und dass andererseits bei Unterbrechung der Sauerstoffzufuhr jener Strom sehr bald nach Verbrauch der letzten Sauersloflatome in s Stocken geralhen muss. Der Gehalt des Erstickungsblutes an leicht oxydirbaren Stoffen w\u00e4re dann gering, verglichen mit derjenigen Menge derselben, welche with rend der Erstickung im Blute verbrannt wurde. Aber auch in andrer Weise bisst sich die Thalsache, dass im Erstickungsblule sich nur geringe Mengen verbrennlicher Stoffe vorfinden, als Folge eben des Sauerstoffmangels deuten. Sollte n\u00e4mlich die. Erzeugung jener Sto\u00dfe in den Geweben unmittelbar abh\u00e4ngig jsein von der Zufuhr gewisser, wenn auch kleiner Sauerslofffnengen aus dem Blute, so wird beim Aufh\u00f6ren dieser Zufuhr sehr bald die Diffusion derselben Stillstehen, weil ihre Erzeugung aufhorl. \u2014\nAusser diesen Folgerungen kn\u00fcpfen sich an meine Erfahrungen noch zahlreiche andre Fragen \u00fcber das Wo, Woraus, Wann und Wieviel des verbrennlichen Sto\u00dfes gebildet werden m\u00f6chte. Die geringe Quantit\u00e4t, in welcher derselbe vorkommt, giebt uns, besonders bei einem so schwierig zu handhabenden Gemenge wie das Blut, wenig Hoffnung, diese Fragen geradeaus zu l\u00f6sen. Wir sind deshalb auf einen indirecten und dazu noch beschrankten Weg angewiesen, auf den n\u00e4mlich, aus den Ver\u00e4nderungen im Gasgehalt des Blutes auf die chemische Umwandlung seiner fl\u00fcssigen Stoffe zur\u00fcckzuschliessen.\nDie erste Variation, die dieses Verfahren erlaubt, besieht darin, zu ermitteln, ob das Blut, welches aus verschiedenen Organen oder aus demselben Organ bei verschiedenen Zust\u00e4nden desselben hervorkommt, ungleiche Mengen des locker gebundenen Sauerstoffs verbraucht. Nach dieser Richtung hin gew\u00e4hrt die mitgetheilte Versuchsreihe einige Anhaltspunkte, da das Erstickungsblut an verschiedenen Oepllichkeilen aufgefangen wurde.\nWenn man, wie ich dies in der nachstehenden Zahlenreihe gethan, die Blutarien nach der O\u2019sQuantit\u00e4t ordnet, welche si in \u00ab>ine feste Verbindung \u00fcberfuhren konnten, and zugleich den Ort eintr\u00e4gt, woher sie stammen, so ergiebt sich","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"me Athmunu innerhalb des Blutes.\n113\n113]\nNr. des Versuches\tVer- schwunden 0\tCO 0\tBlutart\n4\t3,3*\t0,37\tgereizter Muskel.\n5\t2,44\t0,93\tdo.\tdo.\n3\t2,37\t4,02\tHaut, gereizter Muskel.\n6\t4,74\t\u2014\tHerzblut.\n7\t4,65\t4,33\tdu.\n4\t4,34\t4,04\tHaut und Muskel.\ns\t4 ,29\t0,58\tHerzblut.\n2\t4,25\t\t\tHaut und Muskel.\n9\t0,60\t1,63\tLebervene bei offener Leberartoric.\n10\t0,00\t\u2014\tLebervene bei unterbundener Leberarterie.\nUnverkennbar weisen die Zahlen nacli, dass das Blut, welches den gereizten Muskeln entstr\u00f6mte, bedeutend mehr von den oxydablen Stoffen enth\u00e4lt, als das Herzblut oder dasjenige, welches aus den ruhenden Muskeln und der Haut geflossen war; am wenigsten aber enthielt das Blut aus der Leber bez. das aus den Darmgef\u00e4ssen hervorgegangene. Da in dem 9. Versuch die Leberarlerie offengeblieben war, und in diesem Falle kein Erstickung\u00ab-, sondern gew\u00f6hnliches Venenblut aufgefangen wurde mit einem Gehall von 3 % 0, so kann sich sein geringer Gehalt an oxydablen Stollen aus diesen Umst\u00e4nden ableiten lassen. Alle diese Gr\u00fcnde k\u00f6nnen jedoch nicht mehr zur Erkl\u00e4rung des Erfolgs im 10. Versuch herbeigezogen werden; denn in diesem war vor der Calheterisirung der Vene die Leberarlerie unterbunden gewesen, und dem entsprechend enthielt das Venenblut noch nicht ganz 2 % O\u2019s. Trotzdem verzehrte dieses Blut gar keinen Sauerstoff. Bis auf Weiteres muss demnach der Gegensatz zwischen dem Blute des gereizten Muskels und dem der Leber aufrecht erhallen werden.\nZur endgilligen Entscheidung der Frage Wo und zu welcher Zeit die gr\u00f6sste Menge des loichtverbrennlichen Stoffes entstehe, sind jedoch schwerlich die Versuche an dem ganzen Thiere verwendbar, da sich bei ihm durch den Kreislauf die Blutmasso von allen Orten her mischt. Ich hielt es deshalb f\u00fcr gerathener, mich zu Versuchen mit k\u00fcnstlicher Durchstr\u00f6mung m\u00f6glichst rasch aus den get\u00f6dlelen Thieren herausgenommener Organe zu wenden. Derartige Versuche, mit Sorgfalt angeslellt, versprachen zudem noch anderweile Aufschl\u00fcsse Uber den Verbrauch von 0 und die Bildung der CO\u00ee. Den Einwurf, dass","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nAlex. Schmidt\n[114\nman durch solche Versuche weniger die Erscheinungen des Lebens derThiere als die der beginnenden Faulmss ermittelt, hielt ich nicht f\u00fcr beachtenswerth, weil cs fest steht, dass die Blutgef\u00e4sse, die Zellen, die Muskeln l\u00e4ngere Zeit nach ihrer Entfernung aus dem thierischen K\u00f6rper lebenstbatig bleiben, wenn sie mit frischem Blut umsp\u00fcll sind.\nZum ersten Versuch nach dem ebengenannten Princip w\u00e4hlte ich mir die Niere aus. Dieses Organ hat den Vorzug, dass sich der Blutstrom durch dasselbe sehr leicht regeln lasst. Daneben ist seine Anwendung jedoch mit dem N'achlheil verkn\u00fcpft, dass man kein bestimmtes Kennzeichen f\u00fcr das Fortbestehen seines Lebens besitzt. Harnabsonderung tritt auch bei einem sehr sorgf\u00e4ltig geregelten k\u00fcnstlichen Blulstrom nicht ein. Vielleicht k\u00f6nnte man die Reizbarkeit der kleinen Nierarlerien als Pr\u00fcfungsmitlel benutzen.\nDas Blut und die Nieren, welche ich gebrauchte, wurden meist zweien, in einzelnen Fallen aber aucheinpm und demselben Hunde entnommen. Um letzteres bewirken zii k\u00f6nnen, Hess ich die grossen zur Verw endung kommenden Hunde aus der Carotis nahezu bis zur Verblutung zur Ader. Das aufgelangene Blut ward defibrinirt, durch Leinen fillrirl und dann in die Flasche gef\u00fcllt, von welcher aus der Strom in die Niere geleitet weiden sollte. Aus dieser Flasche f\u00fchrte ich mehrere Blutproben nat\u00fcrlich unter Luftabschluss in die Beh\u00e4lter Uber, welche mit der Blutpumpe in Verbindung gebracht werden k\u00f6nnen. Eine dieser Proben stellte ich in Eiswasser, die andern setzte ich derselben Temperatur aus, welcher das zum Strom benutzte Blut unterworfen wurde, und zwar ebenso lange wie dieses. Nachdem ich mir das Blut auf diese Weise vorbereitet hatte, t\u00f6dtete ich das blutarme Thier durch einen Stich in das Herz, nahm eine Niere desselben rusch und vorsichtig heraus und setzte so geschwind als m\u00f6glich in die Arterie und Vene die in Bereitschaft gehaltenen Glascan\u00fclen. NHchsldem unterband ich die am Ureier herablaufenden Arterien und Venen. Die rumi communicantes, welche von den N\u2019ierenarterien durch die Kapsel gehen, habe ich nicht unterbunden. Trotzdem bluteten sie gew\u00f6hnlich nicht; dagegen trat fast regelmassig eine Blutung in das Bindegewebe ein, w-elches am Hilus der Niere liegt. Da dieses Bindegewebe, bekannten Injectionsversuchen entsprechend, vorzugsweise durch kleine Gefasse versorgt wird, die aus der gabligen Theilung der","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"DIE AtHMUN\u00dc IK.NEnilALB DES BLUTES.\n115\n115]\nNierenarterie entspringen, so w\u00fcrden die Blutungen in dasselbe wahrscheinlich dadurch vermieden werden k\u00f6nnen, dass man statt einer Canute in den Stamm zwei in die beiden Haupl\u00fcste der Arterien einsetzte.\nDie Operationen an der Niere waren gew\u00f6hnlich so rasch beendet, dass 10 bis 15 Minuten nach Herausnahme derselben aus dem Thiere die k\u00fcnstliche Durchslr\u00fcmung beginnen konnte.\nDer Apparat mit und in dem der Blutstrom geschah, musste so beschaffen sein, dass er eine leichte llegelung des Slrom-druckes gestattete, ferner dass der Strom in seinem ganzen Verlauf sorgf\u00e4ltig von der Luft abgeschlossen war; dann musste das aus der Vene gekommene Blut unmittelbar wieder in die Arterietzu leiten sein, und endlich musste die Temperatur des Blutes und derNiere wahrend mehrerer Stunden auf 3(5\u00b0\u201440\u00b0C verharren. Alles Dieses war leicht zu erreichen ; ich habe die in den folgenden Holzschnitten versinnlichte Construction angewendet.\nFig. I stellt eine Seitenansicht des Apparates vor. I ist\n\ndie mit Quecksilber gef\u00fcllte Druckflasche , die auf dem Statif, auf welchem sie ruht, erhoben und!Gesenkt werden kann. Aus","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nAlkx. Schmidt,\n[116\nihrer unteren Tubulatur geht ein Gummirphr hervor, welches in die untere Tubulatur der Flasche 2 m\u00fcndet. Diese letztere Flasche ist mit Blut unter Ausschluss aller Luft gef\u00fcllt. Aus ihrer obern Oefl'nung steigt ein Kaulschukrohr empor, welches gegen eine der beiden M\u00fcndungen des Stromwenders 3 l\u00e4uft; aus dem entgegengesetzten Ende des letzteren gehen abermals 2 ll\u00f6hren hervor, welche durch Kautschuk mit den Can\u00fclen f\u00fcr die Arterie und Vene verbunden sind. Die Niere liegt in der Glaskapsel 4; ich habe hierzu eine platt gedr\u00fcckte Glasglocke, wie sie f\u00fcr Standuhren kleinster Gattung im Handel Vorkommen, benutzt; das untere offene Ende derselben war w\u00e4hrend des Versuches durch eine Messingplalte verschlossen, die mittelst eines Kautschukringes luftdicht auf das Glas gesetzt werden konnte. Diese Platte (Fig. 2) hatte in der Mitte zwei Bohrungen, in welche zwei Metallh\u00fclsen verschiebbar und luftdicht passten; in die letzteren wraren die Glascan\u00fclen f\u00fcr die Blutgef\u00e4sse fest eingelackt. Die f\u00fcr die Arterie bestimmte Glascan\u00fcle war etwas nach unten gegen die f\u00fcr die Vene bestimmte gebogen, so dass beide R\u00f6hren sich m\u00f6glichst nahe in dem Abstande befanden, in welchem die Arterie und Vene der Niere in ihrer nat\u00fcrlichen Lage gestellt sind. An die als Deckel der Glocke dienende Platte war etwas unterhalb ihrer Bohrun-gen'eine zweite Platte unter rechtem Winkel angel\u00fcthet (Fig. I), dieselbe diente als Unterlage f\u00fcr die Niere.\nSollte nun die Niere in diese Kapsel eingeschlossen werden, so w'urcjen zun\u00e4chst die aus dem Decket mit ihren Metall-h\u00fclsen herausgenommenen Glascan\u00fclen in .die Nierengef\u00e4sse eingebunden, dann der Niere eine passende Lage auf der betreffenden Platte gegeben und die Can\u00fclen wieder in den Deckel gcslosscn; eine etwa eingetrelenc Torsion der Gef\u00e4sse licss sich durch entsprechende Drehung der Can\u00fclen im Deckel leicht beseitigen. Die Niere konnte nun, ohne die geringste Lagever\u00e4nderung zu erleiden, in die Glocke geschoben und in denselben mittelst des erw\u00e4hnten Kautschukringes luftdicht abgeschlossen werden.\nFig. 3 giebt die Ansicht des Apparates von oben. Man erkennt aus dieser Figur, dass mit dem Stromwender 3 zwei Blulflaschen 2 und 21 verbunden sind. Aus der einen str\u00f6mt das Blut zur Niere, w\u00e4hrend in die andere das aus der Vene\nFi\u00ab, \u00e4.","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"die Athmung innerhalb des Blutes.\n117\n117]\nzurilckkehrende Blut \u00dcbertritt. Jede dieser beiden Blut-flaschen ist mit einer zugeh\u00f6rigen Druckflasche verbunden;\nFig. 3.\nwahrend des Versuchs steht jedesmal diejenige Druckflasche, welche mit der arteriellen Blulflasche verbunden ist, in der gew\u00fcnschten H\u00f6he Uber der letzteren ; die Druckflasche dagegen, welche mit dem ven\u00f6sen BlutbehUlter in Verbindung steht, unterhalb des Niveaus des letzteren, so dass sie saugend wirkt.\nUm den Strom aus jeder der beiden Flaschen in die Nierenarterie f\u00fchren, oder umgekehrt ihn in die Vene aufnehmen zu k\u00f6nnen, diente der aus Neusilber verfertigte Stromwender Fig. 4. Da dieses Instrument, soweit ich weiss, noch nicht beschrieben ist, muss ich etwas ausf\u00fchrlicher auf seinen Bau eingehen.\nA stellt daszur Arterie, Fdas zurVene f\u00fchrende Ende dar; mittelst Gummir\u00f6hren wurden die beiden anderen Enden G und G1 mit den beiden Blutflaschen verbunden. In den Erweiterungen an den unteren Winkeln dieses H\u00f6hren-systemes befanden sich zwei durch eine llebelstange gelenkig mit einander verbundene H\u00e4hne, deren Durchbohrungen durch die Linien in der Zeichnung angedeutet sind; der linke Hahn trug einen Handgriff. Die llebelstange bewirkte die gleichzeitige Drehung beider Hahne und zwar musste, wie schon aus der Zeichnung leicht ersichtlich ist, ihre Drehnnesrichtune immer eine entueoeneesetzte sein. Der\nFig. 4.","page":117},{"file":"p0118.txt","language":"de","ocr_de":"118\nAlex. Schmidt,\n[118\nlinke Hahn besass ausserdem oben einen seitlichen, in einen kurzen Einschnitt der Wand hineinragenden Zapfen, welcher nur eine Drehung um ungef\u00e4hr 45\u00b0 gestattete, so dass bei der in der Zeichnung wiedergegebenen itussersler. Stellung dieses Hahnes nach links die Blutbchiilter durch die beiden \u00e4usseren R\u00f6hren des Systems mit der Niere communicirten, w\u00e4hrend die inneren, gekreuzten, abgesperrt waren, bei der \u00e4ussersten Stellung nach rechts dagegen die Communication durch die letzteren hergestelll und die durch die erstcren aufgehoben wurde. Die Lage des Handgriffes gab w\u00e4hrend des Versuches Auskunft \u00fcber die jedesmalige Stellung der llahn-durchbohrungen, so dass, niemals ein Zweifel obwalten konnte \u00fcber den augenblicklichen Gang des Blutstromes und Uber die etwa n\u00f6lhig werdende Ab\u00e4nderung desselben.\nSollte nun das Blut aus dem mit dem R\u00f6hrenende G in Verbindung stehenden Beh\u00e4lter durch die Niere hindurch in den zweiten mit dem Ende G1 verbundenen Beh\u00e4lter getrieben werden, so wurde den H\u00e4hnen die in der Zeichnung abgcbildele Stellung gegeben; der Blulstrom ging alsdann in der Richtung a1 a1 a3 a4 durch das R\u00f6hrensystem (in der Niere also von der Arterie zur Vene) zum zweiten Beh\u00e4lter. War s\u00e4mmtliches Blut hierangesammelt, so wurde der linke Hahn nach rechts (der rechte also nach links) gedreht und das Blut durch Quecksilberdruck in den ersten Beh\u00e4lter zur\u00fcckgelrieben; dasselbe musste nun den Weg b1 b2 b3 64 nehmen, ging also in der Niere wiederum von der Arterie zur Vene.\nZum Versuch wurden zun\u00e4chst die beiden Blulbeh\u00e4ller in einen ger\u00e4umigen Kasten aus Eisenblech gestellt, in welchem sich ausserdem ein als Unterlage f\u00fcr den Stromwender und die llhrglockc dienendes passend geformtes Ilolzgestell befand. Auf letzteres wurde dann der Stromwender befestigt und mit den Ausflussr\u00f6hren der Blutbeh\u00e4lter verbunden. Durch Hinausdr\u00fccken des Blutes aus den letzteren, wobei den H\u00e4hnen die passenden Stellungen gegeben werden mussten, wurde die Luft aus allen Thcilen des Stromwenders verdr\u00e4ngt und die an den beiden Ausflussenden A und V befindlichen Schl\u00e4uche zugeklemmt. Jetzt erst wurde die Niere exstirpirt, in der bereits angegebenen Weise in die Glocke eingeschlossen und dann mittelst der aus dem Deckel hervorragenden Can\u00fclen mit dem Stromwender verbunden.","page":118},{"file":"p0119.txt","language":"de","ocr_de":"H 9]\tDIE AtIIMCXG INNERHALB DES RlL'TES.\t1 10\nDer Kasten wurde nun mit Wasser von 97 bis 40\u00b0 gef\u00fcllt und durch abwechselndes Heben und Senken der Druckflaschen der k\u00fcnstliche Nierenkreislauf beliebig lange erhallen.\nDer Widerstand, welchen die Niere dem Durchg\u00e4nge des Blutes entgegensetzte, war, je nach dem Zustande ihres Gef\u00e4ss-systernes, ein sehr verschiedener. Als extreme Falle f\u00fchre ich an, dass es mir ein Mal gelang circa 400 Cm. Blut in s/4 Stunden 42 Mal durch dio Niere kreisen zu lassen, w\u00e4hrend in einem anderen Falle eine ebenso grosse Blutmenge innerhalb 2 Stunden die Niere bei gleichem Quecksilberdrucke nur zwei Mal pnssirle. Auf die Energie der Kohlensiiurebildung in der Niere \u00fcble \u00fcbrigens dio Schnelligkeit des Blutdurchganges durch dieselbe keinen Einfluss, weil die gr\u00f6ssere H\u00e4ufigkeit der Ber\u00fchrung des Blutes mit der Niere durch die k\u00fcrzere Dauer der \u00dferlthrungs-zeilen compensirt wurde.\nImmer zeigte das Blut schon nach einmaligem Durchg\u00e4nge durch die Niere eine dunkel ven\u00f6se F\u00e4rbung; nach 20 bis 30 Minuten langem Durchleiten sah das Blut wie Erstickungsblut aus. Da es mir jedoch darauf an kam mit Sicherheit den Verbrauch allen Sauerstoffes und zugleich eine m\u00f6glichst bedeutende Anh\u00e4ufung reducirender Substanzen im Blute zu bewirken, so habe ich den Versuch stets 4 bis 2 Stunden w\u00e4hren lassen, lieber die Minimalzeiten des Sauerstoffverbrauches in der Niere kann ich daher keine Angaben machen.\nEs versteht sich von selbst, dass die Temperatur des Wassers w\u00e4hrend des Versuches stets auf der H\u00f6he von 37 bis 40\u00b0 erhalten wurde, ferner dass nach Beendigung desselben die Ueberf\u00fcllung des Blutes in die Recipienten der Luftpumpe unter Luftabschluss geschah und endlich, dass diejenigen Blutportionen, welche nichtsogieich entgast werden konnten, in Eiswasser aufbewahrt wurden. \u2014\nDen k\u00fcnstlichen Strom von defibrinirtem O haltigem Blut habe ich durch 5 verschiedene Nieren hindurch gef\u00fchrt. Um diese Versuchsreihe m\u00f6glichst nutzbar zu machen, habe ich die k\u00fcnstliche Durchleitung des genannten Blutes unter mehrfachen Modificalionen geschehen lassen. Dieselben bestanden darin, dass ich von dem dclibrinirten O halligen Blute, welches durch die Niere geleitet wurde, eine Probe so lange im warmen Wasser stehen liess, als der in demselben Wassergef\u00e4ss vorgenommene Durchleilungsversuch andauerte. Hierdurch erhielt","page":119},{"file":"p0120.txt","language":"de","ocr_de":"120\nAlex. Schmidt,\n[120\nich die Angaben \u00fcber den Unterschied in den Wirkungen der Niere und der Warme f\u00fcr sich: \u2014 2) verlheille ich die ganze zur Durchleitung bestimmte Blutmasse auf 2 Flaschen. Nachdem der Inhalt der ersten von ihnen in Folge der Durchleitung die Farbe des Erslickungsblutes angenommen hatte, verwendete ich nun die 2. Flasche zur k\u00fcnstlichen Blutstr\u00f6mung und liess den Inhalt bei demselben Druck, derselben Temperatur und so lange wie den der ersten durch die Niere laufen. Hierdurch erfuhr ich, ob die F\u00e4higkeit der Niere den Gasgehalt des Blutes zu andern iin Verlauf derZeit ungleich Werde; \u2014 3) liess ich durch die Niere erst l\u00e4ngere Zeit hindurch einen Strom von Erstickungsblut gehen, auf den ich dann erst das defibri-nirte 0 haltige Blut folgen liess. Durch diese Anordung der Str\u00f6mung konnte ich erfahren, ob das Erstickungsblut der Niere ihre oxydirenden Wirkungen geraubt hatte; \u2014 4) nahm ich das Blut, welches in Folge seines Durchgangs durch die Niere O-frei oder mindestens sehr arm an O geworden wai, aus der Flasche heraus und s\u00e4ttigte es von Neuem mit 0. Nachdem dies geschehen, leitete ich es unter denselben Bedingungen wie fr\u00fcher abermals durch die Niere. Dieser Weg ertheilte sowohl Aufkl\u00e4rung dar\u00fcber, ob das Blut rucksichtlich seines Absorptionsverm\u00f6gens durch den Strom alterirt war, als auch dar\u00fcber, ob das Blut zum zweiten Mal in der Niere noch ebenso ver\u00e4ndert wurde, wie es zuerst geschah; \u2014 5) in einigen der genannten F\u00e4lle gelang es mir auch, m\u00f6glichst genau die absolute Menge des durch die Niere gegangenen Blutes zu messen, wodurch es mir m\u00f6glich wurde, die ganze Menge der im Versuch gebildeten C02 und des verschwundenen O\u2019s zu ermitteln. Nach diesen Mit\u2014 theilungen werden die nachstehenden Zahlenreihen verst\u00e4ndlich sein.\nf","page":120},{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"121]\ndie Atiimung innerhalb des Blutes.\n121\nBlut\nGasgehalt\nin\ntOO Theilen des Blutes\nXI.\nUrspr\u00fcnglich.\nI 1,5 Stunden , j durch die I Niere ge- j leitet '\n: Das urspriing-, liehe Blut I 8 Stunden bei ) 38\u00b0 C. '\nDas ursprl.BI. J 1,5 Stunden j in der W\u00f6rme .\nund dann ) 1,5 Stunden 1 durch die ' Niere geleitet.\nCOo\t16,07\n0\t14,84\nN\t1,14\nco2\t26,80\n0\t0,00\nN\t1,62\nco2\t16,90\n0\t13,13\nN\t1,05\nco2\t25,19\n0\t2,28\nN\t1,68\nco2\t18,82\n0\t15,28\nN\t1,04\nco2\t21,01\n0\t14,92\nN\t1,32\nco2\t82,15\n0\t0,85\nN\t1,35\nco2\t21,83\n()\t14,57\nN\t1,16\nco2\t81,79\n\u00fc\t1,27\nN\t1,26\nUnterschied der (iasmengen in 100 Th. des ur-sprilngl. ti. des nur gew\u00e4rmten Blutes\tUnterschied der (iasmengen in 100 Th. des ur-spriingl. u. des durchgeleiteten Blutes\n\u2014 O +CO2\t1 O + O O h3\n>14,84\n1,71\n0,83\n10,73\nGesammt-menge der gewonnenen C02\n5\u00ce,90 Ccm.\n40,87 Ccm.\nXII.\nUrspr\u00fcnglich.\n2 Stunden in l der Warme, i\nDas ursprl.BI. ( 2 Stunden ' durch die ) Niero ge- i leitet.\nDas ursprl.BI. 1 4 Stunden in j der W\u00e4rme. (\nDas ursprl.BI.\n2 Stunden in der W\u00f6rme und dann 2 Stunden durch die Niere geleitet.\n2,1 9\n0,36\n0,71\nI\n>14,57\n\u25a0 11,14\n.01\n13,30\n9,96","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nAlex. Schmidt,\n[122\nT3 3\n. w\nXIII.\nBlut\nGasgehalt\nin\n100 Theilen des Blutes\n\t(co.,\t46,64\nUrspr\u00fcnglich.\ti 0\t17,87\n\tN\t0,56\n70 Minuten\t[COo \u00b0!\t37,75\ndurch die Niere geleitet.\t\t4,41\n\tn{\t\nDas durch die Niere geleitete\tCO* o\t34,01 17 71\nBlut mitO ges\u00e4ttigt.\tN\t1,08\nDas mit O ges\u00e4ttigte Blut\tCO.,\t39,43\n35 Minuten\tO\t7,36\ndurch die Niere geleitet.\tN\t1,04\n\tC02\t17,79\nUrspr\u00fcnglich.\t0\t15,77\n\tN\t1,74\n35 Minuten\tC02 34,03\t\ndurch die\tO\t0,44\nNiere geleitet.\tN\t1,74\nUnterschied d. (ias-inengen in 100 Th. des urspr\u00fcngl. und des dnrchgelcitctcn Blutes\n-0\t| + C02\nI.\u00bb\nMindestens 16,44 *)\n;i 1,13\n5,42\n10,35\nGesairimt menge der gewonnenen COo\n44,54\nXIV.\n[14,44\n15,35\nBemerkung. Vor diesem Versuch war durch dieselbe Niere 70 Minuten l8ng Erstickungsblut gef\u00fchrt worden.\nIn dem Illute, das durch die ausgeschnittenen Nieren geleitet wird, verschwindet also, vorausgesetzt dass der Strom lange genug dauert, aller O. Das Blut wird also in dieser Beziehung gerade so wie in einer andern spater zu erw\u00e4hnenden dem (Erslickungsblut gleicbbeschaflen. 'Die Geschwindigkeit, mit welcher dieser O Verbrauch vor sich geht, ist mindestens 20 \u2014 30mal so gross als diejenige, mit welcher der 0 in dem\n\u2022) Das Eudiometer zersprang wahrend der SauerslotThestiminunp. Die Zahl 16,44 ist unter der Voraussetzung gefunden , dass der StickstolT-gehalt des Blutes vor und nach der Durchleilung durch die Niere gleich gross gewesen. In den beiden vorhergehenden Versuchen war dieses nicht der Fall, Insofern das durchgeleitete Blut mehr N enthielt als das urspr\u00fcngliche. Demnach d\u00fcrfte 4,41 \u20140,56 =1,65% der h\u00f6chste Werth sein, der dem SauerstofTgehalt des durchgeleiteten Blutes zugeschrieben werden kann.\nI","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"DIE AtIIMUNG INNERHALB DES BlITES.\n123\n123]\nwarmen, innerhalb des Glasgef\u00e4sses aufgehobenen Blute erfolgt. Demnach wohnt der ausgeschnittenen Niere ein specifisches Verm\u00f6gen inne, den 0 des Blutes in teste Verbindungen Uber-zufUhren. Die Kraft, mit welcher die ausgeschnittene Niere auf das defibrinirle Blut wirkt, scheint, wenn man der folgenden Ueberschlagsrechnung trauen darf, nicht geringer als im lebendigen K\u00f6rper zu sein. Die Niere macht n\u00e4mlich nach C. /\u2022'. Krause etwa den 0,003 Theil des K\u00f6rpergewichtes aus; nach meinen W\u00e4gungen beim Hunde noch weniger, und zwar nur etwa 0,002. Die im Versuch XI benutzte Niere gab in 3 Stunden 9t Ccm. C02 bei O\u00fc und I Met. Hg. Druck; also w\u00fcrden in 24 Stunden 752 Ccm. C02 bei 0\u00b0 und 1 Met. Hg. Druck entstanden sein. Diese enthalten an Gewicht 0,53 gr. Kohlenstoff. H\u00fctten alle \u00fcbrigen Gewebsmassen des Thieres den C mit gleicher Geschwindigkeit verbrannt, so w\u00fcrden dieselben in 24 Stunden 175 bez. 265 gr. C in CO> umgewandelt haben, d. h. ungef\u00e4hr so viel als nach Voit und Petlenkofer in 24 Stunden ein erwachsener Mann verbraucht, der keine Nahrung zu sich genommen.\nAuch das Verhiiltniss, in welchem die Volumina des verbrauchten O\u2019s und der neugebildelen C02 zu einander stehn, ist sehr \u00e4hnlich demjenigen, welchem wir bei der normalen Respiration des Fleischfressers begegnen. Zu einer Ableitung dieses Verh\u00e4ltnisses eignen sich aus sp\u00e4ter ersichtlichen Gr\u00fcnden von den vorstehenden Beobachtungen nur XI, XII und der erste\nC02 O\nVersuch von XIII. In diesen finden wir den Werth des\nzwischen den Grenzen von 0,80 bis 0,69 eingeschlossen, also auch von dieser Seile ist der Gaswechsel in der ausgeschnittenen Niere mit dem normalen Respirationsvorgang \u00fcbereinstimmend.\nBetrachtet man die oxvdirenden F\u00e4higkeiten der Niere in ihrer Abh\u00e4ngigkeit von derZeit, welche seit ihrer Entfernung aus dem lebendigen Thiere verflossen ist, so sagen hier\u00fcber meine Beobachtungen aus, dass sie mit der wachsenden Zeit in einer wenn auch geringen Abnahme begriffen sind. Meine Beobachtungen sind jedoch zu unvollst\u00e4ndig, als dass sie sich zu weiteren Er\u00f6rterungen eigneten.\nDie Niere verliert ihre oxydirenden Wirkungen nicht, wenn sie auch unmittelbar nach dem Ausschneiden und bevor sie von","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nAlex. Schmidt,\n[124\nI\ndein O-haltigen Blut durchflossen wird, eine Stunde lang einem Strom des Erstickungsblules ausgeselzt wird. (Versuch XIV.)\nDas Blut endlich , welches in der Niere se.nes O\u2019s beraubt wurde, besitzt, soweit die Genauigkeit der Beobachtung nicht, noch denselben Absorplions-Coeflicienlen f\u00fcr 0, der ihm vor der Durchleilung zukam, und ebenso ist nach neuer O-Zufuhr seine Oxydationsfilhigkeit der urspr\u00fcnglichen gleich. (Versuch XIII.) Insofern darf wohl auch von Seilen des Blutes diese k\u00fcnstliche Respiration der nat\u00fcrlichen gleichgestellt werden.\nWenn aber dieses gestattet ist, so er\u00f6ffnen die Beobachtungen, welche nach Analogie der bis dahin mitgetheillen an-geslellt werden, noch Aussichten auf weitere Aufschl\u00fcsse Uber die Bedingungen, von welchen die Bildung des oxydablen Stoffes abh\u00e4ngt, den ich im Erstickungsblute angetroflen. Namentlich liesse sich jetzt die Frage entscheiden, ob dieser Stoff auch dann noch im Blute sich nnh\u00fcuft, wenn das letztere als von vorneherein sauerstofl'freies durch die Capillaren des lebens-thUligen Organes gef\u00fchrt wird. Zu diesem Zwecke musste ich mich wiederum an das Erstickungsblul halten; dabei war aber zu ber\u00fccksichtigen, dass das Erstickungsblul immer eine gewisse Menge des in Rede stehenden Stoffes von vorneherein enth\u00e4lt, welche demnach von der beim Durchg\u00e4nge durch die Niere etwa hinzukommenden Menge desselben abgezogen werden musste. Bevor ich jedoch meine Versuche nach dieser Richtung hin ausdehnte, schien es mir nothwendig eine!Vorfrage zu erledigen.\nWenn man mit H\u00fclfe des O-freien Erstickungsblutes zu er\u00f6rtern trachtet, ob aus der Niere ein leicht oxydabler K\u00f6rper gewonnen werden kann, der mit dem dem Blute zugeselztcn 0 CO-2 zu liefern im Stande ist, musste man, wie mir es schien, erst wissen, ob auch das urspr\u00fcnglich O-haltige Blut, nachdem es in der Niere frei von 0 gemacht worden, den leicht oxydir baren Stoff enthalte. Diese Frage ist durch die nun anzuf\u00fch-renden Versuche bejaht worden.\nZum Verst\u00e4ndniss des Resultats der Versuche, welche in der oben angegebenen Absicht angestelll und in der folgenden Zahlenreihe wieder gegeben sind, wird die Angabe gen\u00fcgen, dass dos dunkel gewordene Blut, welches schliesslich nach mehrmaligem Durchleiten desselben defibrinirten arteriellen Blutes aus der Vene hervor kam, als k\u00fcnstliches Venenblul der","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"125]\tix K Athmunu innerhalb des Blutes.\t125\nNiere bezeichnet worden ist. Von diesem wurde eine Probe ohne weiteren Zusatz entgast, und das aus ihm gewonnene Luflgemenge analysirt. Zu einer zweiten abgemessenen Portion desselben Blutes wurde eine bekannte Menge von 0 gesetzt und bis zur vollst\u00e4ndigen Absorption derselben gesch\u00fcttelt; darauf wurde das O-haltigo Blut 5 Minuten lang im Wasser von 38\u00b0 gestellt, und gleich darauf die Entgasung vorgenommen. Mil dem k\u00fcnstlichen Venenblut der Niere wurde also in derselben Weise verfahren, wie es fr\u00fcher bei \u00e4hnlichen Versuchen mit dem Erstickungsblut geschehen war. Erw\u00e4hnenswert!) ist ferner, dass ich im folgenden XV. Versuch eine dritte Partie des k\u00fcnstlichen Venenblules nach vollkommener S\u00e4ttigung mit Sauerstoff analysirte. Die S\u00e4ttigung geschah durch Sch\u00fctteln mit einer gemessenen Menge Sauerstoff, bis Nichts mehr aufgenommen wurde. Der liest des 0 wurde w iederum gemessen, die Differenz ergab die Gr\u00f6sse der Sauerstoffabsorption. Durch vorsichtigen Zusatz des Sauerstoffes brachte ich es dahin, dass dieser Best kaum I Ccm. betrug; da er durch etwas Blutschaum verunreinigt war, so konnte die Messung nicht ganz genau aus-fallen ; dieser Fehler ist aber verschwindend klein gegen\u00fcber den groben Zahlen, welche grade dieser Versuch ergeben. Auch die C02menge, die durch Diffusion in den Sauerstofl'rest verloren gegangen sein kann, kommt wohl kaum in Betracht, namentlich da die \u00dflutinenge sehr gross, ca. 250 Ccm., genommen war. Dieses Blut war zugleich dasjenige, welches, ohne Anwendung h\u00f6herer W\u00e4rme, unmittelbar nach der S\u00e4ttigung mit 0 in Eiswasser gestellt wurde.\ntfl\t\t\t\t\t\n\u00ab jC\t\t\tGasgehalt in\tVor-\tGe-\ns\tBlutart\tZusatz\t1 00 Thoilen\tschwundoncr\twonnene\n\u00e4 J5 **\t\t\tdes Blutes\tO\tco2\n\ta. K\u00fcnstliches Ve-\t\tCO2 31,79\t1\t\n\tnenblul tl. Niere\tOhne\t0\t4,*7\t\t\n\t(Beobachtung XIII.)\t\tN 4,26\t\t\n\t\t\t|C02 32,40\t\t0,64\nXV.\tb. Dasselbe Blut.\t4 4,27$0<\t0\t9,23 N 4,92\t.\t3,34\t2,29\n\t\t\t\t\t\n\tc. Blut a nach S\u00e4t-\t\t[ COj 34,08\tL\t8,05\t\n\ttigung mit . . .\t28,42JO\tO 46,64 N 4,44\t\t\n\t\t\t\t1\t","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"Alex. Schmidt,\n[126\n12\u00df\nNr. des Versuches\tBlutarl\tZusatz\tGasgehalt in too Tbeilen des Blutes\tVer- schwundener O\tGe- wonnene C02\n\tK\u00fcnstliches Venen-\t\tCO, 39,\u00cf8\t\t\n\tbiut der Niere aus\tOhne\tO 7,36\t\t\n\teinem Blut, das\t\tN t ,64\t\t\nXVI.\tnach einer fr\u00fcheren\t\t\t\t\n\tDurchleitung mit\t\tC02 39,46\t\t0,2$\n\tSauerstoff gesehnt-\tf 3,06 g O .\tO 15,55\tr l5-\u20187\t\n\tteil war.\t\tN 0,8t\t1\t\nDiese Beobachtungen zeigen, dass aucli irn k\u00fcnstlichen Venenblut ein Stoir enthalten ist, welcher den locker gebundenen Sauersloir zu fixiren vermag. Vergleicht man die absolute Menge des durch die Einwirkung dieses Stoffs verschwundenen O\u2019s mit den im Erstickungsblut gebundenen Mengen, zo zeigt sich, dass vom k\u00fcnstlichen Nierenvenenblut so viel und mehr gebunden werden kann, als dieses das Erstickungsblut im Maximum zu thun vermochte. \u2014 Also ist die Niere ein Ort. welcher die Entstehung leicht oxydabler Verbindungen vorzugsweise beg\u00fcnstigt. \u2014 Die Menge der C02, welche bei der Bindung des zugeselzten Sauerstoffes im k\u00fcnstlichen Nicrenvenenblute entsteht, ist in den vorstehenden Beobachtungen absolut, vielmehr also relativ, weil geringer, als wir sie in den fr\u00fcheren Versuchen mit Er-slickungsblut gefunden. In der Beobachtung XV, b ist der CO.\nQuotient = 0,18, in XV, c = 0,28, und im Fall XVI ist er sogar nur = 0,04.\nJedenfalls ist es der M\u00fche werth, zu untersuchen, ob sich \u00e4hnliche Verh\u00e4ltnisse auch im nat\u00fcrlichen Venenblut der Nieren einfinden. W\u00e4re dieses constant der Fall, so\u2018 w\u00fcrden die Zersetzungsvorg\u00e4nge in der Niere als durchaus eigent\u00fcmliche anzusehen sein.\nIn Beobachtung XV, c nahm das k\u00fcnstliche Nierenvenenblut bei einem gegebenen Gehalt von 1,27\u00ae/,, Sauerstoff noch 23,42% auf, enthielt also nun im Ganzen 24,69% 0. In Beobachtung XVI wurden zu dem noch 7,36%0 enthaltenden Blute 13,66% hinzugesetzt und vollkommen absorbirt; dieGesammt-menge des O\u2019s betrug also hier 21,02%. Die Zahlen 24,69 und 21,02 \u00fcberstiegen aber das Absorptionsmaximum des Blutes in Bezug auf den locker gebundenen O bei Weitem und liefern uns.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"127]\ndie Atiiml'm; innerhalb des Butes.\n127\nalso den Beweis, dass ein betr\u00e4chtlicher Theil desselben mit der gr\u00f6ssten Geschwindigkeit, w\u00e4hrend der Sauerstofiabsorplion selbst, in feste Verbindungen Ubergef\u00fchrt worden ist.\nNimmt man an, dass 100 Th. Blut im Maximum 18 Tb. locker gebundenen 0 enthalten, und drUckl man den im k\u00fcnstlichen Nierenvenenblut eingetretenen O-verlusl, wie wir das auch in den fr\u00fcheren Versuchen gethan, in Procenlen dieses Maximalwerthes aus, so betr\u00e4gt derO-verlust in Versuch XV, b 18,1%, in Versuch XV,c 41,7% und in Versuch XVI 30,1%.\nEine andere Erscheinung endlich, die auch beim Er-stickungsblule beobachtet wurde, tritt beim k\u00fcnstlichen Ve-nenblute der Niere, insbesondere aber in Beobachtung XVI sehr auffallend hervor, der Umstand n\u00e4mlich, dass ein in dem Blute noch vorhandenerSauerstolTantheil nicht benutzt wird zur Oxydation des leicht verbrennlichen Stoffes, w\u00e4hrend sich hierzu der neueingef\u00fchrte O sogleich bef\u00e4higt erweist. Der Versuch XVI, in welchem noch 7,3G% O neben einer reichlichen Menge des leicht oxydirbaren Stofi'es unver\u00e4ndert bestehen konnten, w\u00e4hrend von dem zugesetzlen 0 augenblicklich 5,5% ver-schwanden, spricht offenbar gegen die Annahme, dass man es hier mit einer Massenwirkung zu thun habe ; dagegen scheint durch den'Vergleich der Ergebnisse von Versuch XV, b u. c. diese Annahme gest\u00fctzt zu werden.\nNach allem diesem erscheinen die Nieren vorzugsweise zur Erledigung der Frage geeignet zu sein, ob die Anwesenheit eines urspr\u00fcnglich O-balligen Blutes die nolhwendige Bedingung sei f\u00fcr die Bildung bcz. f\u00fcr das Auftreten der leicht oxydablen Stoffe im Blute. Das Interesse, das sich an die Erledigung dieses Punktes kn\u00fcpft, liegt auf der Hand. Wenn die Entstehung jener Alomgruppen ohneZulhun des 0 im Blute erfolgt, so wird, soweit ich sehe, die Zahl der m\u00f6glichen Hypothesen, die man f\u00fcr ihre Entstehung aufstellen k\u00f6nnte, sehr bedeutend eingeschr\u00e4nkt. Man w\u00fcrde dann nur noch annehmen k\u00f6nnen, entweder dass die Wandungen der Capillargef\u00e4sse einen zerlegenden Einfluss auf die Blulbestandtheile \u00fcbten, oder dass aus den Gewebss\u00e4ften die \u00f6fter erw\u00e4hnten Atomgruppen in das Blut dill'undirten. Es w\u00fcrde also, wenn diese Stoffe ohne Zulhun des O\u2019s entstehen, uns der Beweis geliefert sein, dass der Oxydation eines Theils der complicirten Verbindungen, die im thie\u2014","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"Alex. Schmidt\n128\n[128\nrischen K\u00f6rper enthalten sind, eine Zerlegung vorausgehen mUsse.\nBehufs Beantwortung dieser Fragen habe ich in der nun folgenden Versuchsreihe Erstickungsblut, nachdem jedes Mal durch einen besonderen Versuch festgcstelll worden, wie viel Sauerstoff dasselbe festzu binden vermochte, l\u00e4ngere Zeit durch eine Niere geleitet und dann die Gr\u00f6sse des neueintretenden 0-Verbrauches mittelst Zusatz einer gemessenen O-menge und Analyse der ausgepumpten Blutgase ermittelt. Im Vers. XVII fehlt die Analyse des urspr\u00fcnglichen Erstickungsblules ; ich habe dasselbe f\u00fcr sauerslofffrei angenommen. Die auf dieser Grundlage berechnete Zahl f\u00fcr den verschwundenen Theil des zugcsetzlcn 0 stellt also das Minimum des O-verbrauches dar.\nDie nachfolgende Tabelle zeigt, was meine Versuche ergeben haben.\n</3\t\t\t\t\t\t\no) jn T3 O\t\t\tGasgehalt in\t\tVer-\tGe-\n. 3\tBlutart\tZusatz\t100 Theilen\t\tschwundener\twonnene\n\t\t\tBlut\t\t0\tCO-2\n\ta. Erstickungsblut.\t11,24$0<\t|\u00ef\t33,61 9,53 0,9*\t1,71\t\n\tb. Dasselbe 70 Mi-\t\t[C02\t32,20\t\t\nXVII.\tnuten lang durch\tOhne\t0\t0,00\t\t0,00\n\tdieNiere geleitet.\t\tN\t1,46\t1,63\t\n\t\t\t\t\t\t\n\tc. Das durchge-\ttO,13$0 \u2022\tCO*\t32,20\t\t\n\tleitete Blut.\t\t0\t8,50\t\t\n\t\t\tN\t1,02\t\t\n\tu. Erstickungsblut.\tOhne\tCO-\u00bb 0 N\t48,90 0,00 1,86\t\t\u25a0 0,75\n\t\t\tCO-2\t44,65\t1,29\t\n\tb. Dasselbe.\t15,36$ 0\t0\t1 *,07\t\t\n\t\t\tN\t1,26\t\t\nXVIII.\tc. Blut a 1$Stun-\t\t[CO\u00fc\t*2,02\t\t\n\tden durch die\tOhne \u2022\t0\t0,00\t\t\n\tNiere geleitet. d. Das durchgelei-tele Blut.\t15,62$0 .\tN co.\u00bb si\t1,70 42,92 14,39\tMindestens 2,93\t0,90","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"129]\ndiK Athmong innerhalb des Blutes.\n129\ni/l o \u00ab -C\t\t\t\tGasgehalt in\t\tVer-\tGe-\n3\t\tBlutart\tZusatz\t100 Theilen\t\tschwundener\twonnene\n\u00a3 2 55 \u00a3\t\t\t\tdes Blutes\t\tO\tco2\n\t\t\t\tC02\t4 2,81\t\t\n\ta.\tErslickungsblul.\tOhne\tO\t0,81\t\t1,19\n\t\t\t\tN\t1,28\t\t\n\t\t\t\tC02\t45,00\t1,65\t\n\tb.\tDasselbe.\tu,oo#o\t\u00fc\t18,16\t\t\nXIX.\t\t\t\tN\t1,39\t\t\n\tc.\tBlut a If Stun-\t\tfC02\t40,31\t\t\n\t\tden durch \u00ablie\tOhne\tO\t0,00\t\t' 3,00\n\t\tNiere geleitet.\t\tN\t1,45\t\t\n\t<1.\tDas durchgclei-tete Blut.\tK.\u00dftgO,\t|?\t43,31 10,86 1,11\t\u25a0\t3,78\t\nUnter den 3 vorgef\u00fchrlen Versuchen war das erste Mal die Menge der leicht oxydahlen Stoffe, welche das in die Niere eingeleitete Erslickungsblul schon urspr\u00fcnglich enthielt, nicht vermehrt worden ; in den beiden anderen F\u00e4llen war dagegen eine Vermehrung eingelreten. Ber\u00fccksichtigen wir zun\u00e4chst nur die beiden letzteren, so erkennen wir 1) dass die absolute Menge des O\u2019s, welche in dem durch die Niere geleiteten Erslickungs-blut zum Verschwinden kam, sich dem von uns in unsren 10 ersten Versuchen beobachteten Maximum anschliesst; da nun in den vorstehenden Beobachtungen das Blut schon vor dem Durchleben durch die Niere einen Gehalt an sauerstoffverzehrenden Stoffen besass und doch nur jenes Maximum erreicht wurde, so scheint es, dass die Anh\u00e4ufung dieser Stoffe in sauerslofffreiem Blut Uber eine gewisse Grenze nicht hinausgeht.\n2) Der verschwundene Anthcil des zugcselzten O\u2019s ist in dem durch die Niere geleiteten Erstickungsblule geringer als in denjenigen F\u00e4llen, in welchen sauerstoffhaltiges Blut zur Durchleitung verwendet und in Erstickungsblut umgewandelt wurde. Es scheint demnach die Gegenwart von 0 eine Bedingung zu sein f\u00fcr das Auftreten der leicht oxydirbaren Stoffe im Blute, resp. f\u00fcr deren Erzeugung.\nWenn wir die im urspr\u00fcnglichen Erstickungsblute ver-. schwundene 0- und die neu gebildete C02Menge von den gleichnamigen Werthen im durchgeleitetcn abziehen, so gewahren wir, dass das Verh\u00e4ltniss zwischen diesen beiden Besten ein","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"I\n130 A lex. Schmidt, die Athmlng innerhalb des Blutes. [130\n\u00e4hnliches ist, wie es sieb im Venenblul der Niere diirbol, das durch Durchleiten von O-halligem Blute erzeugt worden war. Die Reste, welche \u00fcbrig bleiben, sind in Beobachtung XV11I 1,04 0 u.\nGO\n0,15 C02 und somit der Werth des Quotienten = 0,09, in\nBeobachtung XIX 2,13 O und 0 81 C02 ; der Quotient aus beiden Zahlen bel\u00e4uft sich demnach auf 0,38.\nDer Versuch XVII stimmt insofern mit den beiden anderen nicht \u00fcberein, als in demselben das durch die Niere geleitete Erslickungsblut von dem zugeselzten O nicht mehr zum Schwinden brachte als das urspr\u00fcngliche. Diese Abweichung l\u00e4sst sich vielleicht im Sinne einer der vorhin aufgeslellteh lirkl\u00e4rungsgr\u00fcnde f\u00fcr das Erscheinen der oxydahlen Stolle im Blute aus bekannten Diffusionsgeselzen erkl\u00e4ren. H\u00e4tte in der That die Niere in Versuch XVII nicht mehr leicht oxydirbarer Stoffe enthalten als dem zugelcilcten Erstickungsblute zukam, so w\u00fcrde es selbstverst\u00e4ndlich sein, dass (ins letztere w\u00e4hrend seines Durchganges durch die Niere keinen Zuwachs an solchen Stoffen erhalten konnte.\nEinen Hinweis auf das Slalllinden einer Diffusion zwischen dem Blute und den Niercns\u00e4flen liefern die Versuche mit Kr-sliekungsblut ausnahmslos insofern, als dasselbe vordem Durchg\u00e4nge durch die Niere regelm\u00e4ssig mehr C02| enthielt als nach demselben; dieser Verlust von C02 d\u00fcrfte kaum einfacher als durch eine Diffusion in das Nierengewebe zu erkl\u00e4ren sein.","page":130}],"identifier":"lit1348","issued":"1867","language":"de","pages":"99-130","startpages":"99","title":"Die Athmung innerhalb des Blutes: Zweite Abhandlung","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:10:37.717637+00:00"}