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{"created":"2022-01-31T14:02:05.359182+00:00","id":"lit1351","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Ludwig, Carl","role":"author"},{"name":"Alexander Schmidt","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 1-61","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Das Verhalten der Gase, welche mit dem Blut durch den reizbaren S\u00e4ugetliiermuskel str\u00f6men.\nVon\nC. Ludwig und Alex. Schmidt.\nDie Beziehung des Muskels zu dem Sauerstoff und der Kohlens\u00e4ure hat man auf verschiedenen Wegen genauer darzustellen versucht. Das scheinbar zug\u00e4nglichste Mittel schien vielen Beobachtern darin zu bestehen, dass sie die Gasvolumina aus-massen, welche in der Athmung des gesammten K\u00f6rpers verkehren. Hierdurch k\u00f6nnen jedoch nur beschrankte und, soweit es sich um das Leben des Muskels handelt, nur unsichere Aufschl\u00fcsse gewonnen werden. Beschrankt sind die Ergebnisse darum, weil auf diesem Wege nur aus dem Unterschiede in der Gasbewegung und eines ruhenden oder in Muskelbewegung begriffenen Thieres zu scbliessen ist, welchen Zuwachs der Gasaustausch durch die Muskellhatigkeit gewonnen hat. Dieses Besultat kann allerdings mit Sicherheit f\u00e8slgeslelll werden.\nSo werthvoll dasselbe f\u00fcr die Beurtheilung des gesammten Stoffwechsels werden mag, so wenig leistet es f\u00fcr die Erkenntniss derjenigen Oxydationen, durch welche sich der ruhende von dem zuckenden Muskel unterscheidet. Wenn man, wie es gew\u00f6hnlich geschieht, annimmt, dass der Unterschied in Gewinn und Verlust von Kohlens\u00e4ure und Sauerstoff den Zuckungen der Muskeln allein zugeschrieben werden m\u00fcsse, so geschieht dieses mittelst der unbewiesenen Unterstellung, dass unless die Athmungsvorgango in den Gefiissprovinzon ausserhalb der Muskeln durchaus unver\u00e4ndert geblieben seien. Wenn aber, wie sich zeigen wird, dieses nicht der Fall ist, so lehren die Differenzbeslimmungcn dos gesammten Gasauslausches wahrend der Buhe und der Bewegungen der Muskeln wenig oder nichts Uber den Antheil, den die Vorg\u00e4nge innerhalb des Muskels selbst an dem vermehrten Gasaustausche nehmen.\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"C. Ludwig und Alkx. Schmidt,\n[13\nDem letztgenannten Ziele n\u00e4hern sich, wie es auf den ersten Blick scheinen k\u00f6nnte, die Resultate einer anderen Methode. Wir meinen damit diejenige, welche unmittelbar das Blut auffangt, welches zu und von den ruhenden oder bewegten Muskeln eines lebenden Thieres str\u00f6mt. Bei Anwendung dieses Verfahrens wird allerdings das gewonnene Resultat unabh\u00e4ngig von den St\u00f6rungen, die m\u00f6glicherweise durch andere Organe eingeflihrt werden k\u00f6nnen, es bleibt dagegen behaftet mit denjenigen Unsicherheiten, die aus dem ver\u00e4nderlichen Blutstrom innerhalb der Muskeln selbst erwachsen; von diesen kann es auch nicht unabh\u00e4ngig gemacht werden, weil es unm\u00f6glich ist am lebenden Thier den Blutstrom nach Belieben zu regeln. Den Erfahrungen entsprechend, welche in dieser Abhandlung zur Sprache kommen, k\u00f6nnen wir den Beobachtungen, die auf diese Weise gewonnen sind, einen nur qualitativen Werth zu-sprechcn. Diese Bemerkung soll nat\u00fcrlich die Bedeutung der Resultate, die aus der Untersuchung des lebenden Muskelblutes gewonnen sind, nicht herabsetzen. Wer k\u00f6nnte die Wichtigkeit der von Setschenow gefundenen Thatsache bestreiten, dass ein Muskel, welcher vonO-freiem Blut durchslr\u00f6mt wird, noch zu lebhaften Zuckungen veranlasst werden kann, oder der von Scselkow beobachteten 'Erscheinungen, dass der zuckende Muskel einen viel umf\u00e4nglichem Gasumtausch einleitet als der ruhende, oder endlich die Erfahrung von A. Schmidt untersch\u00e4tzen , dass das O-freie Blut aus dem zuckenden Muskel gr\u00f6ssere Quantit\u00e4ten eines im Blut selbst oxydirbaren Stoffes hinwegf\u00fchrl als aus dem ruhenden?\nDie Ein w\u00e4nde, welche man aus diesem oder jenem Grunde gegen die bisher erw\u00e4hnten Bcobachlungsmitlel erheben kann, d\u00fcrften Veranlassung gewesen sein, dass man zur L\u00f6sung unseres Problems noch den dritten Weg eingeschlagen, auf welchem das Verhalten des isolirlen Muskels als Verzehrer und Bildner von () und C()2 ermittelt worden k\u00f6nnte. Diese Methode, welche zuerst von du Buis nach ihrer ganzen Bedeutung gew\u00fcrdigt wurde, hat G. v. Liebig, Valentin, Matteucci und L. Hermann in der That zu sehr bedeutungsvollen Resultaten gef\u00fchrt, namentlich hat L. Hermann bei seinen Untersuchungen \u00fcber den Gaswechsel in den Muskeln auf eine grosse Zahl sehr wichtiger Thatsachen hingewiesen, von denen wir hier eine Ueber-sirhl nach den eigenen Worten des Verfassers geben.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"Das Ver\u00efialtkn nun Gash etc.\n3\nU]\nDie erste Reihe der Resultate Hermanns, welche sich auf die Gase bezieht, die inan aus dem blulfreien Muskel erhalten kann, lautet folgendermassen.\n\u00bbAusgeschnittene, m\u00f6glichst unver\u00e4nderte Froschmuskeln enthalten keinen auspumpbaren 0 \u2014, sie enthalten kleine ver-mulhlich einfach absorbirte Mengen N \u2014, sie enthalten geringe Mengen freier und festgebundener C02, letztere wahrscheinlich nicht dem Muskelinhalt angeh\u00f6rig. \u2014 Durch das allm\u00e4hlige oder pl\u00f6tzliche Erstarren wird eine bedeutende Menge frei auflreten-denC02 im Muskel gebildet, \u2014 dasselbe geschieht beim Tetanus des Muskels. \u2014 Die durch den Tetanus gebildete C02 erreicht nicht die bei gleichen Muskeln durch die Starre producirbaren Mengen. \u2014 Tritt nach dem Tetanus die Starre ein, so wird hierbei in Vergleich zur directen Erstarrung um so viel weniger C02 gebildet als w\u00e4hrend des Tetanus bereits entstanden ist. \u2014 Bei der F\u00e4ulniss tritt in dem Muskel eine neue Gasentwickelung ein, haupts\u00e4chlich von C02 und N in bestimmtem, aber im Laufe des Prozesses sich \u00e4nderndem Mengenverh\u00e4llniss.\u00ab\nAus einer andern Reihe von Beobachtungen \u00fcber den Gaswechsel ausgeschnittener Froschmuskeln in O-halligen Gasgemengen zieht L. Hermann folgende Schl\u00fcsse. \u00bbDie Sauerstoffaufnahme ausgeschnittener entbluteter Froschmuskeln beruht auf einer sofort nach der Entfernung aus dem K\u00f6rper beginnenden Zersetzung der Oberfl\u00e4che und namentlich etwa freiliegender Querschnitte des Muskels. Sie nimmt mit dem Vorschreiten der F\u00e4ulniss zu. Eine mit den Lebensprozessen des Muskels zusammenh\u00e4ngende O-Verzehrung l\u00e4sst sich nicht nachweisen ; wenn sie vorhanden ist, so kann sie nur verschwindend klein sein.\n\u00bbJene Sauerstoffaufnahme wird durch Bewegungen des Muskels in der umgebenden Luft, wodurch er stets mit neuen Schichten derselben in Ber\u00fchrung kommt, vergr\u00f6ssert; eine mit dem Contraclionsvorgnngo zusammenh\u00e4ngende Vcrmohrung der O-Aufnahme ist nicht nnchzuweisen und kann, wenn sie vorhanden ist, nur verschwindend klein sein. \u2014 Die C02Ab-gabe des ausgeschnittenen Muskels r\u00fchrt, zum Thcil von den Zersetzungsprozessen seiner Oberfl\u00e4che, zum Theil aber von der Ausscheidung physiologisch gebildeter C02 her; der letztere Anlheil wird erst dann nachweisbar, wenn durch Starre oder Contraction eine vermehrte Bildung von C02 im Muskel erfolgt.\u00ab\ni \"","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\n(). Ludwig und Alex. Schmidt,\n[IS\nUeher den Einfluss, den die umgehende Atmosph\u00e4re auf die Erregbarkeit des ausgeschnittenen Muskels aus\u00fcbt, theill L. Hermann Folgendes mit. \u00bbDie Gegenwart von 0 vermag das Absterben ausgeschnittener Muskeln etwas hinaus zu schieben. \u2014 Diese Wirkung des 0 ist nicht nachweisbar, wenn die Muskeln anhaltend in ThUligkeil erhalten werden. \u2014 Gleichzeitig existirt eine den Tod beschleunigende Wirkung des 0 durch Zerst\u00f6rung der oberfl\u00e4chlichen Schicht. Bei d\u00fcnnen Muskeln \u00fcberwiegt diese zerst\u00f6rende Wirkung \u00fcber die erhallende. \u2014 H, N, NO, CO sind f\u00fcr den Muskel indifferente Gase. C02 wirkt auf ihn wie jede S\u00e4ure.\u00ab\nMil diesen Erfahrungen kann das, was uns vom Gasleben des Muskels zu wissen nolhwendig ist, offenbar noch nicht abgeschlossen sein : daf\u00fcr spricht der Umstand, dass die Erfahrungen, die an lebendigem Muskelblut gewonnen sind, nach mehreren Kichlungen hin von den durch Hermann ermittelten abweichen. Abgesehen hiervon betreffen die Beobachtungen einen Muskel, der im Abslerhen begriffen und insbesondere einen solchen, der seines normalen Tauschinittels f\u00fcr die Gase entbehrt.\nln Anbetracht dessen schien es uns zweckm\u00e4ssig ein neues Verfahren zur L\u00f6sung der Aufgabe zu versuchen. Das Princip desselben bestand darin, einen k\u00fcnstlichen Strom frischen, faserslofl'frcien Blutes durch den eben ausgeschnittenen Muskel zu leiten, diesen letztem hierdurch lebendig zu erhallen und die Ver\u00e4nderungen zu untersuchen, welche das Blut w\u00e4hrend seines Durchganges durch den Muskel erf\u00e4hrt.\nDie M\u00f6glichkeit dieses Verfahren erfolgreich anzuwenden setzt die Erf\u00fcllung zweier Vorbedingungen voraus. Die erste verlangt, dass der Blulslroin durch den Muskel isolirt und namentlich ohne Blutung zu erzeugen gef\u00fchrt werden k\u00f6nne, die andere aber, dass sich unter dem Einfluss des k\u00fcnstlichen Blulstroms die Lebenseigenschaften derMuskelsubslanz erhalten.\nAls eine Muskelmasse, die sich der Regelung des Blutstroms wegen von vorn herein als zweckm\u00e4ssig empfahl, stellte sich uns das Herz dar. -Wir griffen um so hoffnungsvoller zu ihm, als durch andere schon fr\u00fcher im hiesigen Laboratorium an-gestollle Versuche erwiesen war, dass sich das Eroscbherz unter dem Einfluss von Blut und Serum sehr lange schlagf\u00fchig erh\u00e4lt. Aber schon wenige Versucho belehrten uns, dass das","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"Das Verhalten her Gase etc.\n5\n\u00bb6]\nHerz ein f\u00fcr unsere Zwecke unbrauchbares Object sei. Dieses Organ ist von einer ungemeinen Empfindlichkeit gegen jede Unregelm\u00e4ssigkeit im Blutstrom. Wenn infolge dieser letzteren eine Stockungeintritt, so bilden sich sogleich Extravasale, dieLymph-gef\u00e4sse f\u00fcllen sich mit Blutk\u00f6rperchen und alsbald wird die durchstr\u00f6mte Muskelmasse starr. Der unmittelbar sch\u00e4dliche Einfluss des Stroms tritt besonders deutlich hervor, wenn man denselben nur durch eine der beiden Kranzarterien f\u00fchrt. Hier sieht man in der Regel schon in der vom Blut durchsp\u00fclten Herzabtheilung die Starre eintreten, w\u00e4hrend die andern nicht durchstr\u00f6mten Abtheilungen noch pulsiren. Wir haben diesen .Erfolg gesehen eben so wohl wenn wir durch das Herz desllun\u2014 des Rinder-, oder llundeblul f\u00fchrten, mochte dieses auf 20\u00b0 C. oder auf 36\u00b0 bis 40\u00b0 C. erw\u00e4rmt sein.\nWir standen dcsshalb von der Benutzung des Herzens ab und wendeten uns zu den mm. biceps und scmilcndi-nosusdes Hundes, zwei Muskeln, an welchen sich der Blut-strom, wie wir unless gefunden, noch viel bequemer beherrschen liess als am Herzen.\n1. Verbindung der Arterien und Venen mit dem k\u00fcnstlichen Blulstrom. \u2014 In den m. biceps treten drei bis vier Arterien\u00e4ste ein. Von oben her, unmittelbar neben seinem Ursprung am Sitzbeinh\u00f6cker dringt ein starker Zweig aus der a. hypogastrica in ihn; ein Theil desselben versorgt auch die Abtheilung \u2019des m. semitendinosus, welche oberhalb seiner inscriptio tendinea gelegen ist. Aus der a. cruralis, nachdem sie auf die Hintorflache des Oberschenkels gelangt ist, entspringen 3 bis 4 Aesle f\u00fcr den m. biceps, welche von unten her in den genannten Muskel eindringen. Diese Aesle gehen nicht unmittelbar aus dem Stamm der a. cruralis hervor, sondern aus einem grossen Zweig, den sie quer durch die Kniekehle sendet. Aus dieser Kniekehlenarterie entsteht ferner der Ast, welcher die unterhalb der Inscription gelegene Abtheilung des m. semitendinosus versorgt und ausserdem mehrere andere f\u00fcr die in der N\u00e4he angehefteten Muskeln des Ober- und Unterschenkels. Neben jedem der aufgez\u00e4hlten arteriellen Zweige l\u00e4uft ein entsprechender ven\u00f6ser.\nDie Verthoilung der Arterien in diesem, vielleicht in allen \u00fcbrigen Muskoln biolcl eine bisher noch nicht beachtete Eigen-th\u00fcmlichkeil. Sobald ein ArlericnstUmmchcn zwischen dio","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"K\nC. Ludwig und Alex. Schmidt,\n[17\nB\u00fcndel des .Muskels selbst eingetreten ist, vertheilt sie sich ausschliesslich in einer ganz bestimmten Ablheilung des Muskels, ohne Verbindungszweige zu den benachbarten Gelassen abzu-geben. Dieses Verhalten legt sich sehr klar bloss, wenn man einen beliebigen der aufgezahlten Zweige mit farbigen, leicht\u2014 fl\u00fcssigen Massen ausspritzt; man erhall hierdurch jedesmal nur eine ganz beschr\u00e4nkte Injection, wie lange und unter welchem Druck man auch den Strom Zufuhren mag. Ebenso fliesst das Blut oder jede andere der eingespritzten Massen nur durch die der injicirlen Arterie entsprechende Vene ab, vorausgesetzt dass dem Fliessen aus der Vene kein llinderniss enlgegcngestelll wird. Unterbindet man dagegen die Vene, welche bis dahin den einzigen Abflussweg darstellte, so entwickelt sich nun auch ein Strom in den andern Venen desselben Muskels und zwar darum, weil durch Netze kleiner Venen, welche die Muskelb\u00fcn-del sowohl wie die Fascie des Gesammlmuskels umspinnen, eine Verbindung zwischen den verschiedenen gr\u00f6ssern Venen-st\u00e4mmen hergestellt ist. Wir unterlassen es Zeichnungen und weitere Beschreibung von den Muskeln und ihren Gelassen zu geben, da diese doch nur f\u00fcr den Leser von Bedeutung sein kannten, welcher unsere Versuche wiederholen wollte. Jeder aber der dies beabsichtigt, wird ohnedies gezwungen sein, sich an einem Pr\u00e4parat zu orientiren, wobei er die anatomischen Verh\u00e4ltnisse auch ohne fremde Anleitung leicht Ubersehen wird.\nAus den milgelheilten Beobachtungen \u00fcber den Gefass-verlauf gehen selbstverst\u00e4ndlich die Regeln hervor, nach denen man bei der Einleitung des k\u00fcnstlichen Blutstroms zu verfahren hat. Sowie man die Absicht hat, die gesammle Masse beider Muskeln zum Versuch zu benutzen, muss man mindestens zwei ArteriencanUlen einbinden: die eine in den Zweig der a. hypogastrica, die andere in den Kniekehlenast der a. cru-ralis. Nachdem dies geschehen, muss man sorgf\u00e4ltig alle Zweige zubinden, die aus den genannten Aesten zu den anliegenden Gebilden abgehen, ln dieser Beziehung bietet die obere Arterie geringe Schwierigkeiten, da sie unmittelbar vor ihrem Eintritt in die mm. biceps und semilendinosus nur zum in. ischiadicus und in das umliegende Bindegewebe Zweige schickt. W\u00fcnscht man den Strom auf den m. biceps zu beschr\u00e4nken, so wird es n\u00f6thig auch noch den Zweig f\u00fcr den obern Tbeil des m. semilendinosus zu unterbinden, wobei man jedoch","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"18]\nDas Verhalten der Gase elc.\n7\nzu beobachten hat, dass h\u00e4ufig, wenn nicht immer ein schmaler Abschnitt des Randes, welchen der m. biceps dem m. semi-tendinosus zukehrt, von einem Aeslchen der Arterie versorgt wird, die in den letztgenannten Muskel eingeht.\nGr\u00f6ssere Schwierigkeit bietet die Behandlung der Zweige, welche von der Kniekehle her in die Muskeln Ubergehen. Um die Zahl der k\u00fcnstlichen Zufl\u00fcsse nicht unn\u00f6thig zu mehren, haben wir von unten her nur eine Gan\u00fcle eingebunden und zwar in die Ursprungsstelle des Kniekehlenastes. Nachdem diese festsitzt, wird es n\u00fclhig die zahlreichen gr\u00f6sseren und kleineren Zweige zu unterbinden, welche die von Fett und einer LvmphdrUse umgebene Arterie nach verschiedenen Seiten bin ausschickt. Wir fanden es zweckm\u00e4ssig, diese oft m\u00fchsame Unterbindung vorzunehmen solange der Muskel und die Arterie sich noch in ihrer nat\u00fcrlichen Lage befanden, so dass sich die kleinen Zweige bequem spannen Hessen, w\u00e4hrend man mit einem stumpfen Instrument den Stamm der Arterie isolirte.\nGerade so wie mit den Arterien ward auch mit den Venen verfahren, das heisst wir setzten nur zwei Venenean\u00fclen ein. Auf die Art, wie je zwei gleichnamige Gef\u00e4sse mit einander verbunden und wie jede der gemeinsamen R\u00f6hren weiter behandelt wurden, kommen wir sogleich zur\u00fcck.\nNachdem die Cau\u00fclen eingesetzt und die sch\u00e4dlichen Zweige unterbunden waren, l\u00f6sten wir die Muskeln vom Schenkel ab, wobei wir uns mit dem Messer sorgf\u00e4ltig nur in den Fascialgebilden hielten. Waren sie vom Oberschenkel losgel\u00f6st, so dass sie nur noch durch ihren Ursprung am Sitzbeinh\u00f6cker mit den \u00fcbrigen K\u00f6rpern in Verbindung standen, so s\u00e4gten wir den Silzbeinh\u00f6cker aus, so dass dieser mit den herausgenommenen Muskeln verbunden blieb. War dieses geschehen, so unterbanden wir die gr\u00f6ssern dor Venenzweige, welche aus der Fl\u00e4che des m. biceps hervorgehen, die er der Haut zuwendet, und betupften mit concentrirlcm Eisenchlorid den S\u00e4geschnitt des Knochens oder bedeckten den letztem mit einem Streifen Fliesspapiers, das mit Eisenchlorid getr\u00e4nkt war.\nAlsdann sotzlen wir an jede Artcricncan\u00fcle ein biegsames schwarzes Kaulschukrobr, f\u00fchrten beide an zwei Zinken einer-hohlen Glasgabel, den dritten Zinken der letzteren verbanden wir durch ein schwarzes Kautschukrohr mit der Glasflascbe, welche das defibrinirte O-reiche Blut des Hundes enthielt. Aul","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\tC. Ludwig und Alex. Schmidt,\t[19\ndieselbe Weise leiteten wir auch die beiden Venen in ein Rohr zusammen.\nDurch den Muskel, der mit seiner der Haut zugewendeten Fl\u00e4che auf einer starken Glasplatte lag, leiteten wir jetzt de-fibrinirles Blut hindurch, tlieils in der Absicht, um das Blut, welches noch vom lebenden Zustand her in den Gef\u00e4ssen war, zu entfernen, weil dieses sonst Veranlassung zur Verstopfung gegeben h\u00e4tte, wenn es sp\u00e4ter geronnen w\u00e4re, theils aber in der Absicht, um die Stellung zu ermitteln, welche den CanUlen gegeben werden musste, um den Strom des Blutes m\u00f6glichst unbehindert aus- und eintreten zu lassen; endlich aber f\u00fchrten wir auch darum das Blut vorl\u00e4ufig durch den Muskel, um zu erfahren, ob die Unterbindung der Nebenzweige nach Wunsch gelungen war, oder, wenn dies nicht der Fall gewesen, um die noch eintretende Blutung zu stillen. Um sicher zu sein, dass w\u00e4hrend des Versuches kein neuer sch\u00e4dlicher Nebenweg dem Blut er\u00f6ffnet weide, verschlossen wir zeitweilig das Rohr, in welches die Venen ausm\u00fcndeten und brachten auch vor\u00fcbergehend bei offener Venenm\u00fcndung den Druck in der Quecksilberflasche auf eine H\u00f6he, welche die voraussichtlich w\u00e4hrend des Versuchs nolhwendige \u00fcberstieg. Es ist immer gerathen, auf diesen Theil der Vorbereitung die h\u00f6chste Sorgfalt zu verwenden; mit dieser gelingt es nun auch, die Blutung so weit auszuschlicsscn, dass man sp\u00e4ter viele Stunden hindurch das Blut in den Muskel leiten kann, ohne dass mehr als ein paar Tropfen desselben auf der Oberfl\u00e4che zum Vorschein kommen, deren Gesammtsumme ung\u00fcnstigen Falls einige CbC. betr\u00e4gt. Wir haben nur die Versuche zur Gasanalyse hcran-gezogen, beziehungsweise bei der Ziehung unserer Resultate benutzt, bei welchen die Blutung noch nicht 1 Procent derBlul-masse ausmachte, welche w\u00e4hrend der ganzen Versuchsdauer durch den Muskel geflossen, war. \u2014 So g\u00fcnstige Resultate kann man unless nur dann erwarten, wenn der Muskel mit seiner der Haut ztigekehrlen Fl\u00e4che auf einer Glasplatte ruht, so dass er durch seine Schwere die oft zahlreichen und kurz abgeschiedenen Venen\u00e4stchen zusammendruckt, die von der genannten Fl\u00e4che zum llnlerhaulbindegewebe hinlaufen. Wenn der Sitzknorren in eine Klemme eingespannt wird und von ihm der Muskel senkrecht herabh\u00e4ngt, so bluten sehr h\u00e4ufig die Ycrbindungs\u00e4stchcn zwischen Muskel- und Haulveuen. Diese","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"20]\nDas Vf.rhai.tkn df.ii Gash etc.\n9\nAestchen k\u00f6nnen so zahlreich und so klein sein, dass es kaum m\u00f6glich ist, durch Unterbindung der Blutung abzuhelfen. Verschiedene andere Mittel, durch die wir die Oefl'nungen zu verkleben trachteten, haben uns ebenfalls in einzelnen F\u00fcllen im Stiche gelassen.\n2. Vorbereitung des Blutes. Wie wir immer nur die Muskeln, so haben wir auch, nur das Blut und zwar das defibri-nirle des Mundes verwendet. \u2014 Das zum Durchleilen bestimmte Blut war entweder durch Sch\u00fctteln mit atmosph\u00e4rischer Luft arteriell gemacht, oder dieses war mit Eisen reduoirt, \u00f6deres war Blut des erstickten Thieres. Zuweilen ward auch dem redu-cirten oder dem Erslickungsblute noch nachtr\u00e4glich 0 zugesetzt.\nWenn arterielles Blut zur Verwendung kommen sollte, so wurde dem Thier, dessen Muskeln wir gebrauchen wollten, aus der a. carotis so lange Blut entzogen, bis es dem Tode nahe war. Dieses Blut wurde geschlagen, sorgf\u00e4ltig durch Leinwand filtrirt und in die Glasflascho gebracht, aus welcher der k\u00fcnstliche Strom hervorgehen sollte. Die noch in der Flasche verbleibende Luft wurde durch Quecksilber verdr\u00e4ngt, das durch die untere Tubulatur eingelassen wurde. Die obere Oeffnung der Flasche war mit einem durchbohrten Kautschukpfropf verschlossen. In seiner Bohrung sass ein kurzes, jenseits des Pfropfens rechtwinklig gebogenes Glasr\u00f6hrchen; Uber dieses war ein schwarzes Kautschukrohr gesteckt, in dessen freies Ende abermals ein kurzes Glasr\u00f6hrchen eingebunden war. Durch das Quecksilber, welches vom Boden der Flasche her einfloss, wurde nicht allein die Luft aus dieser letztem, sondern auch aus dem R\u00f6hrchen verdr\u00e4ngt und dann dieses mit einer Klemme verschlossen. Aus dem Inhalt dieser Flasche wurde nicht allein der Muskel gespeist, sondern es wurden auch aus ihm die Blutproben genommen, welche zum Vergleich mit dem durch den Muskel geflossenen entgast wurden.\nZur Reduction des Blutes verwendeten wir nach dem Vor-gango von Holtet Eisen. Wir vermieden jedoch die Anwendung von Limatura, nachdem wir uns \u00dcberzeugt hatten, wie langsam sich die letzten Spuren dieses Pr\u00e4parats aus dem Blute absetzen; statt ihrer benutzten wir feinsten Eisendraht, der zu etwa Millimeter langen St\u00fccken zerschnitten war. Das Blut, welches reducirt werden sollte, liossen wir aus der Arterie in ein ger\u00e4umiges, urspr\u00fcnglich mit Quecksilber gef\u00fclltes Glasrohr","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\tc. I ^iiDwiG und Alex. Schmidt,\t[21\nlliessen, so dass (Ins Blul, welches in die obere verengte M\u00fcndung des Hohrs eindrang, den Platz einnahin, welchen das aus dein untern Halse des Rohres ausfliessende Quecksilber frei machte. Die DrahtslUckchen waren schon vor dem Eintreten des Bluts in das Glasrohr gebracht. Nachdem das Rohr mit lllul nahezu gef\u00fcllt war, wurden die beidenOoll'nungon desselben luftdicht verschlossen und das Rohr so lange aufrecht hin-gestellt, bis sich die LuflblUschen, welche zwischen denEisen-stUckehen verblieben waren, auf die Oberfl\u00e4che des Blutes begeben hatten, alsdann wurden sie von unten her durch Quecksilber verdr\u00e4ngt und die Kautschuke an den beiden R\u00f6hrenenden von Neuem luftdicht verschlossen. Hierauf wurde die Mischung aus Blut, Quecksilber und Eisen anhaltend gesch\u00fcttelt, bis auch in hellstem Licht das Blut eine schwarzrolhe Farbe angenommen hatte. \u2014 Die Ver\u00e4nderung, welche das so behandelte Blut erlitten hat, besteht, wie schon Rollet bemerkte, nicht blos in einer Reduction, sondern auch in der Aufl\u00f6sung eines merklichen Theils seiner K\u00f6rperchen. Diese Aufl\u00f6sung schreiben wir jedoch nicht dem Sch\u00fctteln zu, weil wir sie vermissten, wenn wir das Blut auch noch so heftig ohne den reducirenden SlolV mit Quecksilber gesch\u00fcttelt halten. Die an dem rothgef\u00e4rbten Serum kenntliche Aufl\u00f6sung der Blutk\u00f6rperchen trat dagegen ein, wenn wir das Blut mit Ferrum Hydro-genio reduclum enlsaucrstofflen. Die grosse Wirksamkeit, welche dieses Pr\u00e4parat an und f\u00fcr sich schon besitzt, kann man noch dadurch bedeutend erh\u00f6hen, dass man es luftfrei mit dem Blute in Ber\u00fchrung bringt, indem man es z. B. unter Wasser erhitzt und nach dem Abk\u00fchlen feucht anwendel. Das auf diese Weiso behandelte Eisen reducirt die Blutk\u00f6rperchen \u00e4ussersl rasch, so dass man relativ grosse Mengen dieser letztem zu enlsauerstoflen vermag, ohne zum Sch\u00fctteln greifen zu m\u00fcssen. Hat man auf diese Weise das Blut von seinem Sauerstoff befreit, so ist ebenfalls ein grosser Theil der K\u00f6rperchen aufgel\u00f6st. Die R\u00f6lhung des Serums bleibt dagegen aus, wenn man den SaucrslolT nicht vollst\u00e4ndig entzogen hat, sondern etwa nur so weil, dass das Blul an Farbe einem stark ven\u00f6sen gleicht. Diese Befunde scheinen zu beweisen, dass dio Aufl\u00f6sung der K\u00f6rperchen durch die Entziehung des 0 bedingt werde, eine Erscheinung, wie sic auch bei andern Methoden deV O-Ent-ziohung cintrill.","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"22]\nDas Verhalten der Gase elc.\n11\nWir hegen ausserdem die Vermulhung, dass das Eisenoxydul, welches sich bei der Reduction des Blutes bildet, dem letztem C02 entziehe, diese Annahme st\u00fctzen wir auf das Ergebniss einer Analyse der Blutgase, wonach das urspr\u00fcngliche Blut 21,95Prc., das mit Eisen redueirle 19,41 Proc. C02 enthielt. Dieser Gegenstand erfordert jedoch noch weitere Unlersuclumg. \u2014 Wenn der Muskel hintereinander von zwei Blutsorten durchslr\u00f6ml werden sollte, die sich nur durch ihren Gehalt an 0 unterscheiden, so wurde einThcil des reducirten Blutes unter sorgf\u00e4ltigem Abschluss dor Luft in eine andere Flasche gef\u00fcllt und ihm dort so viol reiner Sauersloirgohall zugemessen, dass dieser vollst\u00e4ndig von dem Blute absorbirt werden konnte.\nAus nahe liegenden Gr\u00fcnden schien es w\u00fcnschenswert, den Muskel auch dem Einfluss von Erstickungsblut auszusetzen. Um dasselbe zu gewinnen, fingen wir auf bekannte Weise das Blut eines erstickten Hundes auf. Um uns nun davon zu \u00fcberzeugen, ob die eigent\u00fcmlichen Wirkungen des Erstickungsblutes von den leicht oxydirbaren Stoffeu herr\u00fchrten, die es, wie wir neulich zeigten, enth\u00e4lt, oder nur von seinem Mangel an 0 bedingt seien, f\u00fcgten wir einem Theile des gewonnenen Erstickungsblutes so viel reinen O\u2019s zu, dass dasselbe deutlich arteriell wurde. Nachdem hierdurch die leicht oxydablen Stoffe zerst\u00f6rt waren, reducirten wir das Blut mit Eisen. Das urspr\u00fcngliche Erstickungsblut und das besauerstofflc und nachtr\u00e4glich wieder reducirte unterschieden sich jetzt allerdings dadurch, dass dem letztem die leicht oxydablen Stoffe fehlten, welche das erstere besass; aber diesos war nicht die einzige Differenz, denn das nach vorg\u00e4ngiger Oxygenirung wieder reducirte Blut besass m\u00f6glicherweise einen h\u00f6heren Kohlens\u00e4uregehalt als das Erstickungsblut, aus dem es dargestelll war.\n3. Begelung des Blutstroms. Nach unsern Erfahrungen kann die Geschwindigkeit des Blulslroms durch den ausgeschnittenen Muskel nur dadurch geregelt werden, dass man den Druck an der arteriellen Stromscite erh\u00f6ht oder erniedrigt. An der Vcncnmltndung muss dor Druck m\u00f6glichst constant bleiben. In unsern Versuchen schwankte er von 2 nun. Uber bis 2 mm. unter Null ; bald erwies sich dieser und bald jener Druck geeigneter, um den Abfluss zu beschleunigen. \u2014 Eine gr\u00f6ssere Erh\u00f6hung dos Drucks als die angegebene bedingt eine Stauung des Stromes in den leicht erweitbaren Venen und in Folge","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\n(',. I.iuiwk; i \\r> Alex. Sciimiht\n[23\ndessen zuweilen ven\u00f6se Blutungen. Kin st\u00e4rker verminderter Itruck als der hezeichnete erzeugt dagegen durch Ansaugen der Wand einen Verschluss der Venen, da in ihnen das Blut aus den (kapillaren her mit sehr geringer Spannung anlangt.\nDie beistehenden Holzschnitte m\u00f6gen den Apparat erl\u00e4utern, dessen wir uns zum Kin leiten und Auffangen des Blutes bedienten.\n*\u25a0\u2019\u00bb\u00ab- !\u2022\nKigur I giebt die Ansicht des Apparates von oben. TT stellt einen (dasteiler dar, dessen oberer Band abgeschlossen und mit einer Spiegelplattc bedeckt ist. Der Verschluss zwisclten","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"24]\nDas Verhalten der Gase etc.\n13\nbeiden ist luftdicht, wenn der Rand des Glastellers mit Talg bestrichen wird. Durch den Boden des Tellers sind vier L\u00f6cher gebohrt, in zwei derselben E E sind zwei \u00fcbersponnene Drahte eingelackt; durch diese k\u00f6nnen elektrische Str\u00f6me von aussen zu den beidenPlatindr\u00e4hlenEP geleitet werden, die durch dieLei-tungsschntlre von E zu P gelangen. Die beiden andern Oeflhun-gen A und V werden durch zw?ei Glasr\u00f6hren ausgefUllt, welche gleich oberhalb des Tellerbodens rechtwinklig umgebogen sind, die eine von ihnen A leitet das arterielle Blut, die andere V das ven\u00f6se. Jede der beiden R\u00f6hren A und V ist durch einen Kautschukschlauch A' und K' mit einem T\u2014 Rohr verbunden, wodurch die obern und untern Gefassstammchen des m. biceps (B) und semitendinosus (S) gegen je eine Ausm\u00fcndung hingeleitet werden. Die Vertheilung und Anordnung der Kautschuk-schlUuche und Blutgef\u00e4sse wird keiner Erl\u00e4uterung bed\u00fcrfen, es sei hier nur noch bemerkt, dass0 das osischii, S'dem. ischia-dicus ist, G(i aber eine Glasplatte vorstellt, auf welcher die Muskeln ruhen. Ausserhalb des Tellers stehen auf der Arterienseite zwei gr\u00f6ssere, Uber ihrem Boden tubulirte Flaschen Fund Q. Die unteren Tubulaturen dieser beiden Flaschen sind durch einen Kaulschukschlauch verbunden. Aus der obern M\u00fcndung der Blulflasche F geht ein Rohr zu A, so dass das Quecksilber, welches in der Flasche Q enthalten ist, das Blut aus P nach A hin verdr\u00e4ngen kann.*) Die M\u00fcndung des ausseren R\u00f6hrchens V steht durch einen Kautschukschlauch mit einem pipettenf\u00f6rmigen Gef\u00e4ss R jR, dessen cylindrischer Bauch nach CbC. getheilt ist, in Verbindung. Aus der untern Oeffnung von R gehl ein l\u00e4ngerer Kautschukschlauch ab, der in die untere M\u00fcndung des Gel\u00e4sses R\u00ce \u00fcbergeht, so dass das ven\u00f6se Blut, welches von V herkommt, das Quecksilber aus R nach K hin verdr\u00e4ngen kann. Die Gefasse R und R' werden durch zwei Klammern H und //', die von demselben Haller ausgehen, festgcslellt.\nFig. 2 stellt den Apparat in der Seitenansicht dar. Um die Zeichnung durchsichtiger halten zu k\u00f6nnen ist der Dreifuss, auf welchem der Teller ruht, weggelassen. An der Blutflasche F, welche in h\u2019ig.2 dargcslellt ist, sieht man noch das Manometer MM, an dessen MillimeleiTheilung der Druck des lly nhgolcscn werden\n*) Die aus dentilasga\u00fceln hoi A und (> hervoi'Kchcndcn, mit Klemmen zugesclm\u00fcrlon Kautscliuko deuten an, wie man ausser F ideichzeitig noch eine andre Dlulltasche zwischen () und A einscliallen k\u00f6nne.","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nfi. fiuDWiii uni\u00bb Alkx. Schmidt,","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"26]\nDas Vkiiiialtkn dkr Cask etc.\n15\nkann, welchem das Blut in der Flasche ausgesetzt ist. Der f\u00fcr den Strom wirksame Druck wird selbstverst\u00e4ndlich gefunden, wenn man von dem Stand des Ifg in M M denjenigen in F abzieht. Den Gegendruck des Blutes in F haben wir vernachl\u00e4ssigt, weil er als zu unbedeutend nicht in Betracht kommt. Unter dem Boden der Flasche Q liegen eine beliebig zu \u00e4ndernde Anzahl Brettchen r r von je einem Ctm. Dicke.\nBei Er\u00f6ffnung der Versuche waren wir darauf gefasst, dass wir die Geschwindigkeit des Blutstromes nicht \u00fcber ein gewisses Maass hinaus steigern d\u00fcrften, ohne Transsudaten oder Extravasaten zu begegnen, die eingetreten sein w\u00fcrden in Folge des hohen Drucks, welcher zur Einleitung gr\u00f6sserer Geschwindigkeiten nothwendig ist. Unterhalb dieser Grenze hofften wir dagegen den Strom mittelst des Drucks leicht regeln zu k\u00f6nnen. Hierin hatten wir uns jedoch getauscht; denn alsbald zeigte sich, dass die ver\u00e4nderlichen Zustande der Muskelmasse und des Blutes mindestens so einflussreich auf den Strom sind, als die Aenderungen des arteriellen Drucks. Zur Aufstellung allgemein g\u00fcltiger Regeln f\u00fcr die Leitung des Stroms durch ausgeschnittene Muskeln gen\u00fcgt unsere Beobachtungsreihe nicht. Obwohl sie sich Uber die nicht unbetr\u00e4chtliche Zahl von 22 Mm. biceps und semilendinosus verschiedener Hunde erstreckt, so war doch die Absicht, in der wir den Strom unterhielten, nicht geeignet, um uns des Genauem Uber die Variationen der Widerst\u00e4nde zu belehren. Wir siud jedoch im Stande eine Anzahl von Vorsichtsmassregeln anzugeben , welche bei der Wiederholung \u00e4hnlicher Versuche k\u00fcnftigen Beobachtern von Nutzen sein d\u00fcrften. Was von uns hier \u00fcber den Strom ausgesagt wird, gilt f\u00fcr eine Temperatur des Blutes und des Muskels von 18\u00b0 bis 20\u00b0C.\nAm besten l\u00e4sst sich der Strom handhaben, wenn arterielles Blut durch den ruhenden horizontal gelagerten Muskel fliessl; unter \u00bbruhend\u00ab wird hier auch der Muskel verstanden, welcher w\u00e4hrend einer Beobachtungsdauer von mehreren Stunden nur zu einigen wenigen Zuckungen veranlasst wird. Die Widerst\u00e4nde, welche der Muskel unter diesen Bedingungen dem Strom entgegensetzt, sind Anfangs am geringsten. Sie wachsen wenn die Zeit zunimmt, w\u00e4hrend welcher er aus seiner nat\u00fcrlichen Verbindung gel\u00fcst war. Ein Druck von bestimmter H\u00f6he, der in den ersten 30 bis 60 Minuten ein bestimmtes Volum Blut in der Zeiteinheit durch den Muskel treibt, muss in","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nC. Ludwig und Alex. Schmidt\n[27\nder drillen und vierten Stunde des Versuchs oft verdoppelt werden, wenn er auch jetzt wieder die urspr\u00fcngliche Menge von Blut durchf\u00fchren sollte. \u2014 Daraus ist die Regel zu entnehmen, dass durch einen m. biceps von 150 bis 200 Gr. Gew. der Strom im Anfang nur mit einem Druck von 40 bis 60 mm. Hg zu beginnen hat. Dieser Druck lieferte uns in der Minute zwischen 2,5 bis 3,0 CbC. Blut; man kann dann sicher sein, dass bei dem Druck von 100 bis 150 mm. Hg auch noch nach vier Stunden diese Menge durchzutreiben ist. Die Anwendung niederer Dr\u00fccke gew\u00e4hrt n\u00e4chstdem den Vortheil, Blutungen aus feinen, schwer oder gar nicht zu unterbindenden Nebenwegen hintanzuhalten. \u2014 Insbesondere glauben wir auch vor vor\u00fcbergehenden, einige Minuten andauernden Druckerh\u00fchungen warnen zu m\u00fcssen. Ein hoher Druck pflegt in der Regel den Widerstand im Muskel dauernd zu erh\u00f6hen.\nDie so eben gemachte Millheilung Uber das allm\u00e4hliche Anwachsen des Widerstandes darf jedoch nicht so verstanden werden, als ob dieses glcichm\u00e4ssig mit der wachsenden Zeit gesch\u00e4he; dieses ist keineswegs der Fall. Der Widerstand w\u00e4chst zwar im Allgemeinen, aber er thul. dieses in sehr unregelm\u00e4ssiger Weise, indem er, ohne dass sich ein Grund daf\u00fcr angeben liesse, bald auf- und bald absteigt. Diese Eigenschaft zwingt den Beobachter zu einer stetigen Aufmerksamkeit, wenn er auch nur ann\u00e4hernd selbst w\u00e4hrend der Zeit von wenigen Minuten die Geschwindigkeit gleichm\u00e4ssig erhalten will.\nAehnlich wie ein Muskel, der fortw\u00e4hrend vom arteriellen Blut durchslroml wird, verh\u00e4lt sich auch ein solcher, dessen Strom, nachdem er durch Zeitr\u00e4ume von 1 bis 1 */2 Stunde unterbrochen war, wieder eingclcilel wird. Nach der Strom-pausQ findet man den Muskel mit ungef\u00e4hr denselben Widerst\u00e4nden behaftet, die er vor dem Beginn derselben darbot, zuweilen aber scheint sich auch in Folge der Pause der Widerstand erniedrigt zu haben, so dass er dem bei Beginn der ersten Durchleitung vorhandenen gleichkommt. Die so eben ausgesprochene Bemerkung gilt jedoch nur dann, wenn der Muskel durch den wieder eintretenden Strom zu seiner fr\u00fcheren Reizbarkeit zur\u00fcckgcf\u00fchrl wird.\nBesondere Widerst\u00e4nde werden eingef\u00fchrt, wennderMus-kel zu Iclanischnn oder zuckenden Zusamtnenziehungen veranlasst wird. Mil jeder Zuckung entleert sich allerdings das","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"28]\nDas Verhalten der Gase etc.\nH\nBlui, welches in den Venen angch\u00e4ufl war, aber zugleich mehrt sich der Widerstand, der dem Eindringen arteriellen Blutes entgegen tritt. Daraus wird es verst\u00e4ndlich, dass man den Druck erh\u00f6hen muss, wenn man durch einen inlermiltirend zuckenden Muskel gerade so viel Blut fuhren will, wie durch den ruhenden in derselben Zeit abfloss. Schwerer verst\u00e4ndlich ist der Umstand, dass hinter einer abgelaufenen Zuckung ein vergr\u00f6sserter Widerstand zur\u00fcck bleibt. Zuweilen ist derselbe so gross, dass man geneigt ist an eine die Zuckung \u00fcberdauernde Zusaimnenziehung der Gefilsse zu denken. \u2014 Die Hemmungen, welche in dem Blutstrom angebracht werden durch einen Muskel, den man mehrere Minuten hindurch in raschem Wechsel bald zucken und bald ruhen lilsst, sind um so gr\u00f6sser, je reizbarer der Muskel, beziehungsweise je kr\u00e4ftiger und allgemeiner seine Zusammenziehungen ausfallen.\nViel gr\u00f6ssere Widerst\u00e4nde als durch die bisher ber\u00fchrten Umst\u00e4nde werden eingef\u00fchrt, wenn man O-armes Blut in den Muskel schickt. Uns hat es geschienen, als ob das durch Erstickung enlsaucrslofllc in dieser Richtung nicht merklich anders wirkte als das mit Eisen reducirle. Die Hemmung k\u00f6nnte man als eine Folge der Ver\u00e4nderung anschen, welche die Blutk\u00f6rperchen erlitten haben ; wenn sich, wie oben erw\u00e4hnt, ein Theil derselben aufgel\u00f6st hat, so d\u00fcrften auch andere, die nicht vollst\u00e4ndig zerflossen sind, aufgequollen sein und damit ihre Gl\u00e4tte und Elasticil\u00e4t eingeh\u00fcssl haben. Wir m\u00f6chten jedoch nicht behaupten, dass diese Erkl\u00e4rung f\u00fcr alle F\u00e4lle ausreiche. Auffallend war es wenigstens, dass w iederholt der Strom unter relativ niederm Druck rasch floss, wenn das O-arme Blut unmittelbar auf das arterielle folgte, so dass sich erst sehr allm\u00e4hlich der langsame Strom des schwarzen Blutes einstellte. Wir k\u00f6nnen zudem nicht leugnen, dass uns die Annahme einer Selbststeuerung des Stroms innerhalb der Muskeln eine ansprechende ist. Jedenfalls scheint es nach den vorliegenden Andeutungen wllnschenswerlh Versuche dar\u00fcber anzustellen, ob nicht etwa die conlraclilen Ringe der kleinen Arterie unmittelbar .von dem durch ihre Lichtung str\u00f6menden Blute angeregt werden. Eine solche Einrichtung k\u00f6nnte m\u00f6glicherweise dazu f\u00fchren, dass die Gef\u00e4sse des Muskels je nach den Bed\u00fcrfnissen dieses letztem das Blut mehr oder weniger rasch zuflicssen Hessen.\n4. Die Lehenseigenschaften des ausgeschnittenen Muskels.","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nG. Ludwig und Ai.kx. Schmidt\n[29\nVielleicht isl es schon nufgcfallcn, dass wir zwischen dem Ausschneiden des Muskels und dein Beginn des k\u00fcnsllichenBlutslro-mes so viele umst\u00fcndliche Handgriffe ausf\u00fchrten, die nothwen-digerweise einen Zeitraum von mindestens einer halben Stunde in Anspruch nehmen. Man k\u00f6nnte denken diese Zeit w\u00fcrde gen\u00fcgen, um einen Silugethiermuskel vollst\u00e4ndig abzut\u00f6dten ; diess ist jedoch nicht der Fall, vorausgesetzt dass man das Thier, dem der Muskel entnommen wurde, durch einen sehr grossen Aderlass dem Verblutungstode nahe brachte. Diese Ver-lahrungsweise ergiebt sich aber bei den vorstehenden Versuchen von selbst, weil wir in der Regel das Blut desselben Hundes zu dem k\u00fcnstlichen Strome benutzten, dessen Muskel wir gebrauchten. Wir Hessen also, wie schon bemerkt, den meist sehr grossen Hunden so viel Blut aus der Carotis ab, bis sie aus An\u00e4mie in Kr\u00fcmpfe verfielen, und verfuhren nun mit dem Blute wie angegeben. Nachdem von Seiten des Bluts alle Vorbereitungen geschehen waren, t\u00f6dteten wir das Thier vollkommen durch einen Stich in das Herz und begannen mit der Aussch\u00e4lung des Muskels, sobald das Auge unempfindlich geworden war. Bei diesem Verfahren ist uns niemals ein vorzeitiger Muskellod oder eine Gerinnung des in den Muskeln zur\u00fcckgebliebenen Blutes an der Ausf\u00fchrung des Versuchs hinderlich gewesen; sollte man aber f\u00fcrchten, dass bei besondere Schwierigkeiten der Einbindung ein im Muskel verbleibender Blutrest gerinnen oder die Reizbarkeit in Folge der langen Blutleere erl\u00f6schen k\u00f6nnte, so hat man es immer in der Gewalt, den Muskel durch einen vor\u00fcbergehenden Strom wieder zu beleben.\nWir wollen in dem Folgenden sogleich alle unsere Erfahrungen zusammen stellen, die wir Uber die belebenden Eigenschaften eines Blutes gesammelt haben, das auf 18\u201c bis 20\u00b0 C. temperirt war. \u2014 Unzweifelhaft erh\u00e4lt ein k\u00fcnstlicher Strom arteriellen Blutes die Lebcnscigcnschaflen der Muskeln und Nerven, und stellt sie auch diesen Gebilden wieder her, wenn sie bis zur Ersch\u00f6pfung der Reizbarkeit erm\u00fcdet waren. Hierf\u00fcr sprechen die einfachsten Versuche. Wird z. B. nur eine der Muskelarterien eingebunden, so dass nur ihr Bezirk einen Strom empf\u00e4ngt, w\u00e4hrend die der \u00fcbrigen Arterien leer bleiben, so tritt unfehlbar und sp\u00e4testens nach 2 bis 3 Stunden in den nicht vom Blut benetzten Muskelmassen die Starre ein, w\u00e4hrend die","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"30]\tDas Verhalten der Gase etc.\t1\u00d4\nunmiUcIbar anliegenden, vom Hlul umflossenen Fasern einen hohen Grad von Reizbarkeit behauptet haben. Gerade so wie die Muskeln verhalten sich auch die Nerven. Soweit die St\u00e4mme derselben von Blut umflossen sind, erweisen sie sich auch erregbar und geschickt die von ihren Zweigen versorgten und annoch reizbaren Muskeln zur Contraction zu veranlassen. \u2014 Nicht minder wie die vorhandene Reizbarkeit durch den k\u00fcnstlichen Blutslrom erhalten wird, kann durch den letztem auch der erm\u00fcdete Muskel wieder bergeslellt werden. Ein Muskel, der durch Unterbrechung des Blutstromes oder durch eine anhaltende Reihe von elektrischen Schl\u00e4gen so weil herabgekommen ist, dass er durch die heftigsten Reize nicht mehr angeregt wird, gewinnt seine Zuckungsf\u00e4higkeit alsbald wieder, wenn er auch nur kurze Zeit von einem k\u00fcnstlichen Strom arteriellen Blutes durchsetzt wurde. Selbstverst\u00e4ndlich geschieht dieses letztere nicht mehr, wenn schon die Starre eingetreleri war.\nDie erquickenden Wirkungen des k\u00fcnstlichen Stroms sind jedoch keineswegs von solcher St\u00e4rke und Nachhaltigkeit, wie man sie dem lebendigen Blute zuzuschreiben pflegt. Zun\u00e4chst ist es augenf\u00e4llig, dass die Zeit, w\u00e4hrend welcher das Blut die Lebenseigenschaften erh\u00e4lt, keine unbeschr\u00e4nkte ist. F\u00fcllt man das gesammte durch den Aderlass erhaltene Blut in eine Flasche und l\u00e4sst von dort den Strom ununterbrochen durch den Muskel lliessen, so'dass dieser letztere fortw\u00e4hrend mit frischem arteriellen Blute gespeist wird, so findet man denselben trotz stetiger und sorgf\u00e4ltiger Ueberwnehung nach etwa zwanzig Stunden abgestorben und ungeachtet des fortdauernden Stromes auch alsbald starr. Da das angef\u00fchrte Blut, wie wir zeigen werden, zu dieser Zeit erst nur geringe Ver\u00e4nderungen in seinem Gasgehalt erlitten hat, so kann die Schuld des Abslerbons nicht auf eine sch\u00e4dliche Wirkung des Blutes bezogen werden. Der Muskel ist w\u00e4hrend des Versuchs, wie kaum bemerkt zu werden braucht, vor Verdunstung gesch\u00fctzt.\nVon diesem allm\u00e4hlichen Absterben zeigten sich jedoch wenigstens in den ersten 4\u20146 oder auch 8 Stunden seil dem Beginn des Versuchs koine Spuren, insofern man sich damit begn\u00fcgt, auf die Lebenseigenschaften nur aus dem Verhalten der Reizbarkeit des unbelasteten Muskels zu schliessen.\nAls Manss f\u00fcr die St\u00e4rke des elektrischen Reizes, welcher zum Hervorlocken der minimalen Zuckung nothwendig war,\n2\"","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\nC. Ludwig und Alex. Schmidt\nL31\ndiente aiii'.li uns dur Abstand der beiden Rollen des gew\u00f6hnlichen lnduclionsapparalcs, welcher durch einen Grove in Gang gesetzt wurde. Die Str\u00f6me wurden in den Muskel durch zwei l\u2019latindrUhte UbergefUhrt, von denen der eine in die untere Sehne eingehakt war, w\u00e4hrend der andere zu einer Schlinge unigebogen den Nerven umgriff, unmittelbar bevor sich sein oberer Ast in den Muskel einsenkte, den wir reizen wollten. In andern F\u00e4llen, wo wir die Reizung vom Nerven allein aus beabsichtigten, legten wir diesen letztem kurz vor seinem Eintritt in den Muskel auf zwei wohl isolirte Zuleilungsdr\u00e4hte, die mehrere Millimeter weit von einander abstanden.\nbevor wir die Ergebnisse der Reizung millhcilen, wiederholen wir die Bemerkung, dass die betreffenden Versuche nur ausgefUhrl wurden, um uns von der belebenden F\u00e4higkeit des Blutes zu \u00fcberzeugen. Von diesem Gesichtspunkt aus sind also auch unsere'Angaben Uber die beobachteten Zuckungen selbst anzusehen.\nBei dem Aufsuchen der minimalen Zuckung ergiebt sich sogleich, dass mehl alle Theile des Muskels gleich reizbar sind, namentlich sind die Unterschiede, welche m. biceps und in. seinilendinosus dorbieten, in der Regel sehr betr\u00e4chtlich. Aber auch die verschiedenen Abschnitte desselben Muskels be-linden sich auf verschiedenen Stufen der Reizbarkeit; die Ab-llieilungeu, welche von Anfang an die h\u00f6chste Reizbarkeit besessen, bewahren sie auch w\u00e4hrend der ganzen Dauer des Versuchs. Dem entsprechend bestimmten wir die Reizbarkeit durch den Rollenabsland, welcher zur Erzeugung der minimalen Zuckung in den erregbarsten Muskelsl\u00fccken nothwen-dig war.\nDie Intensit\u00e4t der Schl\u00e4ge, welche die minimale Zuckung der reizbarsten Theile ausl\u00fcsle, war immer eine geringe. Dieses geht daraus hervor, dass der hiezu n\u00fclhige telanisirende Strom auf der Zunge nicht mehr empfunden wurde, selbst wenn die den Reiz zufUlirendcn Elektroden im Gegensatz zu ihrer gr\u00f6sseren Entfernung am Muskel auf der Zunge nur um zwei bis vier min. von einander abslanden.\nDie Zuckung trat int Beginn des Versuchs vom Nerven aus bei einem weil grossem Abstand der Rollen ein, als vom Muskel aus ; in den sp\u00e4tem Zeitr\u00e4umen zeigte sich dagegen die Zuckung beim allm\u00e4hlichen Zusammenschieben derRollen eher","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"32]\nHas Verhalten der Gase eie.\n21\nvom Muskol ;ius als vom Nerven, und endlich fand sich ein Zeitraum ein, hei welchem man durch einen einzigen Induclions-schlag weder vom Muskel noch vom Nerven aus irgend eine Zuckung eintreten sah, ohwohl die tctanischc Erregung noch sehr wirksam war. Dieses fUr uns rilth sei hafte Verhalten ist indess von E. Br\u00fccke in einer Abhandlung aufgekl\u00e4rt worden, die w\u00e4hrend des Verlaufs unserer Untersuchung erschien, lievor wir noch durch Br\u00fccke wussten, dass die Contraction in Folge eines kurz dauernden Reizes darum ausbleibl, weil die Muskelnerven gelahmt sind, hallen wir durch unsere Erfahrungen belehrt schon zu der Aushilfe gegriffen, dass wir statt einen Induclionsschlag eine Reihe derselben in Anwendung brachten und dass wir diese durch den ganzen Muskel in der oben beschriebenen Weise hindurchfahren Hessen.\nUnter dieser Voraussetzung zeigte sich nun die Reizbarkeit in dem von uns angewendeten Muskel so lange, als der k\u00fcnstliche Blutstrom durch ihn ging, jedesmal viele Stunden hindurch ganz constant; nicht minder stellte sich unter dem Ein\u2014 str\u00f6men des Bluts die Reizbarkeit wieder in dem fr\u00fchem Grade ein, auch wenn diese durch eine anhaltende Blutleere so weit herahgebrachl war, dass sich gar keine Zuckungen mehr sehen Hessen, selbst wenn die Rollen \u00fcbereinander geschoben, der tiohlraum der prim\u00e4ren mit Dr\u00e4hten ausgef\u00fcllt und statt eines zwei Elemente angesetzt worden waren. Darnach h\u00e4tte man sohliessen sollen, dass das Blut mindestens 6 Stunden hindurch die Muskel in voller Lebenskraft erhalten habe.\nAnders gestaltet sich jedoch das Urtheil, wenn man das Verhalten des belasteten Muskels untersucht. Zur Ausf\u00fchrung dieses Vorhabens w\u00e4hlten wir in der Regel den m. semilcndi\u2014 nosus, da er zum Unterschied von dem m. biceps aus parallel laufenden Fasern zusammengesetzt ist. Um den Muskel der Beobachtung zug\u00e4nglich zu machen, wurde das Sitzbein von der Zange eines starken Halters umklammert. Die untereSchnc des frei herahh\u00fcngenden Muskels ward an einen Hebel gehakt, dessen freies Ende in einen Schreibstift auslief, so dass die lelanische Contraction um das Doppelte ihrer wahren H\u00f6he ver-gr\u00f6ssort auf das herussle Papier einer langsam rotirenden Trommel zu noliren war; an demselben Hebel hing ein Gewicht von einer verstellbaren Unterlage unterst\u00fctzt, damit der Hub immer von derselben Anfangsdehnung des Muskels aus","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"C. Ludwig und Ai.kx. Schmidt,\n22\n[33\nbegann. \u2014 Dit Muskel selbst war von einem passenden Beutel leinen weichen Gutta-Perchapapiers umh\u00fcllt, die Zuleitung des Blutes geschah in der Regel durch die beiden Arterien. Da jedoch aus den Venen des frei herabh\u00e4ngenden Muskels das Blut nicht mehr so leicht hervorlliesst, wie aus denen des horizontal liegenden, so sahen wir uns \u00f6fter gen\u00f6thigt, aus den schwellenden Venen das Blut mit der Hand sanft auszudr\u00fccken. Diesem etwas mangelhaften Blutstrom k\u00f6nnen wir jedoch darum die gleich zu beschreibende Abnahme der Leistungsf\u00e4higkeit nicht zurechnen, weil sich w\u00e4hrend dess die Reizbarkeit nicht vermindert hatte.\nln allen auf diese Weise veranstalteten Versuchen fanden wir nun, dass mit der Zeit und mit den zugemutheten Anstrengungen die Arbeitsf\u00e4higkeit betr\u00e4chtlich abnahm. Dieses dr\u00fcckte sich nicht allein dadurch aus, dass der im Maximum tetanisirte Muskel das angeh\u00e4ngte Gewicht (50 bis 200 Gr.) bei den sp\u00e4tem Conlraclionen nicht mehr auf dieselbe H\u00f6he hob, wie in den fr\u00fchem, sondern auch darin, dass w\u00e4hrend des sp\u00e4tem Tetanus die Krm\u00fcdung rascher eintrat als in den fr\u00fchem, indem das Gewicht in den sp\u00e4tem Contractionen zeitlicher und steiler nach der Abscisse hin herabfiel, als diess in den ersten Conlraclionen der Fall gewesen. Die Fig. 3 ist nach einer der Cur-ven durchgepaust, welche auf diese Weise erhalten wurden. Die\ni\tiv\tv\tx\nZahlen \u00fcber den leianischen Zuckungen geben an, zum wie vielten Male seit dem Reginn des Versuchs das Gewicht gehoben war. R\u00fccksichllich der Zeit, die wir vom Termin der vollendeten Aufh\u00e4ngung des Muskels an rechnen, ist zu den Curven zu bemerken, dass Tetanus I im Reginn dor Zeit notirt ist; Tetanus IV XX Minuten sp\u00e4ter; TetanusV zur 101. Minute; Tetanus X bei 125 Minuten nach Beginn des Versuchs. ______ Das\ngehobene Gewicht betrug 200 Grammen.","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"34]\tDas Verhalten nun Gase elc.\t23\nDie graphische Darstellung zeigt, dass w\u00e4hrend der Reizung des Gewicht alliuUhlich von der h\u00f6chsten H\u00f6he herabsinkl, auf die es hei Beginn derselben gestiegen war. \u2014 Bleibt dann nach unterbrochener Reizung der vom Blutslrom fortdauernd durchsetzte Muskel einige Zeit in Ruhe, so erholt sich derselbe wieder, denn es wird das Gewicht bei einer n\u00e4chstfolgenden Reizung \u00fcber die H\u00f6he gehoben, auf welche es am Ende der vorhergehenden herabgesunken war. \u2014 Eine Abnahme der Huhf\u00e4higkeit gegen die des fr\u00fcheren Zustandes dr\u00fcckt sich jedoch dadurch aus, dass die maximale H\u00f6he, auf welche das Gewicht bei Beginn der fr\u00fchem Reizung gehoben wurde, im Beginn der sp\u00e4tem eine geringere ist. Die Unterschiede der maximalen H\u00f6hen, zu denen das Gewicht in zwei aufeinander folgenden Tetanus gehoben wird, ist in den fr\u00fchem Stadien der Versuchsreihe eine gr\u00f6ssere als in den sp\u00e4tem, so dass schliesslich ein Zustand eintritl, bei welchem die in gr\u00f6ssern Pausen auf einander folgenden letanischen Gontractionen einander vollkommen gleich bleiben. Das Eintreten dieses Zeitpunkts erfolgt um so fr\u00fcher, jo \u00f6fter nach einander der Muskel zu Anstrengungen veranlasst worden.\nDas Resultat dieser letztem Versuchsreihe w\u00fcrde demnach kurz dahin zu fassen sein, dass der ruhende, vom Blutstrom durchflossene Muskel die ihm innewohnende Hubf\u00e4higkeil sehr viel l\u00e4nger auf einer der urspr\u00fcnglichen gleichen Stufe bewahrt, als dieses im blutleeren Zustand geschehen w\u00e4re; es vermag auch der Blutstrom dem Muskel die Einbusse wieder zu ersetzen, die er durch Anstrengungen erlitten; dieses gelingt ihm jedoch nur in beschr\u00e4nktem Maasse, so dass er insbesondere nur die kleinen Verluste eines erm\u00fcdeten, nicht aber die grossen eines kr\u00e4ftigen Muskels auszugleichen vermag.\nVon einer besondern Bedeutung f\u00fcr die Frage nach den belebenden Eigenschaften des Blutstromes ist das Verhalten des Muskels w\u00e4hrend der Blutleere und in der darauf folgenden Wiederherstellung des Blutstromes. Wenn derStrom des kalten Blutes unterbrochen wird nachdem er nicht l\u00e4nger als eine Stunde nach Ausschneiden des Muskels durch diesen letzteren geleitet war, so bedarf cs jetzt einer Zoit, die bis zu drei Stunden reichen kann, bevor er seine Reizbarkeit vollkommen ein-geh\u00fcsst hat. L\u00e4sst man darauf das arterielle Blut wieder zu-trolen, so erholt sich die Reizbarkeit, wie schon bemerkt, nach","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nC. Ludwig und Alrx. Schmidt,\n[35\n13 bis 30 Minuten v\\ ieder vollst\u00e4ndig. Unterbricht man dann den Strom von Neuem, so verliert ein Muskel, der z. B. wahrend der ersten Blutleere drei Stunden hierzu n\u00f6lhig hatte, jetzt seine Reizbarkeit in etwa I '/2 Stunde vollsUlndig. Ein erneutes Kinleiten von arteriellem Blute stellt abermals in 15 bis 30 Minuten die Reizbarkeit wieder vollst\u00e4ndig her. Ist dieso vollkommen wiedergekehrt und wird darauf der Blutslrom zum dritten Mal unterbrochen, so schwindet jetzt die Reizbarkeit in etwa 40 bis 50 Minuten; sic lasst sich dann in derselben Zeit wie fr\u00fcher durch den arteriellen Blutslrom wieder herbeifuhren. Daraus gehl hervor, dass der Muskel den zerst\u00f6renden Ein-llltsscn , welche wahrend der Blutleere auf ihn wirken, um so rascher unterliegt, je \u00f6fter er schon vorher in der Blutleere seine Reizbarkeit cingebUssl halte.\nDa, wie schon wiederholt erw\u00e4hnt wurde, dcrMuskel trotz des fortdauernden Blutstroms allm\u00e4hlich seine Lebenseigenschaften verliert, so k\u00f6nnte man vermuthen, dass die geringere Widerstandsf\u00e4higkeit des Muskels gegen die zweite und dritte Blutleere nicht von den vorhergehenden An\u00e4mien, sondern von der Schw\u00e4chung bedingt sei, die der Muskel durch seinen langem Aufenthalt ausserhalb des Organismus erfahren habe, liegen diese letztere Annahme sprechen aber andere Erfahrungen. Wir sahen n\u00e4mlich wiederholt, dass der Mangel an Blut den Muskel erst nach 6, ja nach 8 Stunden um seine Reizbarkeit brachte, wenn der arterielle Strom erst dann zum ersten Male unterbrochen worden war, nachdem er seil dem Ausschneiden des Muskels nicht eine, sondern mehr als drei Stunden gedauert halte. Nach diesem Ergehniss scheint uns die Annahme berechtigt, dass die Widerstandsf\u00e4higkeit nicht wesentlich beeintr\u00e4chtigt wird durch die l\u00e4nger dauernde Entfernung des Muskels aus seiner nat\u00fcrlichen Lagerst\u00e4tte. Die Analogie, welche sich zwischen der verminderten Arbeitsf\u00e4higkeit und dem Widerstand gegen die Blutleere zeigt, scheint uns demnach unverkennbar.\nIn dem ersten Stadium der Blutlecro steigt die Reizbarkeit, die auch hier durch die Minimalzuckung bestimmt wurde, om-por und zwar zuweilen sehr merklich Uber den Werth, den sie vor dem Beginn der Slrmnunlerbrechung besessen hatte; alsbald aber sinkt sie, erst rasch und sp\u00e4ter allm\u00e4hlich auf Null herab. L\u00e4ngere Zeit, bevor sie auf Null sinkt, bieten die Zu-","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"36]\nDas Verhalten der Gase etc.\n25\nsammenziehungen des blutleeren Muskels eine cigenth\u00fcmlichc Abweichung von dein des durchstr\u00fcmlen. Beurlheill man die Reizbarkeit nach dem Rollonabsland, der f\u00fcr die Erzeugung der minimalen Zuckung nothvvendig ist, so erscheint \u00f6fter tlieselbe noch nicht abgesunken zu sein und trotzdem zeigt sie sich als eine verminderte, wenn man die Wirkung eines st\u00e4rkeren Reizes auf den blutleeren Muskel mit derjenigen vergleicht, die derselbe Reiz in dem blulhaltigen hervorbringt. N\u00e4hert man die Holle aus dem Abstand, welcher die minimale Zuckung hervor-brachtc, nur um wenige Millimeter gegen die prim\u00e4re, so wird, vorausgesetzt dass ein bluthaltigcr Muskel zwischen den Elektroden liegt, die Zuckung sogleich eine allgemeine und kr\u00e4ftige. Wenn dagegen der Muskel eingeschaltet ist, der schon das Stadium der gesteigerten Reizbarkeit \u00fcberschritten hat, aber noch die minimale Zuckung zeigt, bei einem Rollenabsland, der nahezu eben so gross ist wie der, welchen auch der bluthallige Muskel, um minimal zu zucken, n\u00f6lhig hat, so findet man jetzt, dass durch eine N\u00e4herung der beiden Rollen keine Verst\u00e4rkung der Zuckung mehr eintritt. Die Zuckung verbreitet sich zwar Uber alle Fasern, aber es kommt keine irgendwie betr\u00e4chtliche Verk\u00fcrzung der Muskeln zu Stande, h\u00e4ufig selbst dann nicht, wenn auch die beiden Rollen ganz \u00fcbereinander geschoben wurden; demnach w\u00e4re der blutleere Muskel nur noch zu un-kr\u00e4ftigen Zuckungen zu bewegen, trotzdem dass er nach der Aussage der minimalen Zuckung noch den Anschein eines sehr reizbaren besitzt.\nDer ausgeschnittene und l\u00e4ngere Zeit von k\u00fchlem Blut durchsetzte Muskel verliert, wenn er nun blutleer gemacht wird, nicht alsbald seine Arbeitsf\u00e4higkeit. Wird der Muskel kurze Zeit nach dem Aufh\u00f6ren des Stroms mit einem Gewicht belastet und nun zu einer tetanischen Contraction gezwungen, so hebt er das Gewicht anf\u00e4nglich auf eine betr\u00e4chtliche H\u00f6he und l\u00e4sst cs dann w\u00e4hrend der dauernden Erregung tiefer und tiefer absinken. Wird darauf der tetanisirlc Reiz unterbrochen, nachdem der Muskel nahebei zu seiner nat\u00fcrlichen L\u00e4nge zu-r\u00fcckgokehrl ist, so erholt er sich in der darauffolgenden Zeit der Ruhe ebenfalls wieder betr\u00e4chtlich ; denn wenn nach der letztem der Reiz von Neuem cingeleilot wird, so goht das Gewicht weit \u00fcber die ll\u00f6ho empor, auf dio es zu Endo des vorhergehenden Tetanus herabgesunken war. \u2014 Hieraus folgt,","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"2\u00ab\nC. Ludwig um) Alkx. Schmidt\n[37\ntlii.vs der blutleere Muskel des S\u00e4ugethiers ebenso wie der des Frosches die Hcizungspause zu einer Llieil weisen Ausgleichung der Knnilduug benutzen kann, aber es wurde fchlerliaft sein, aus dieserTlialsache schliessen zu wollen, dass die Arbeitskraft sieh in den Ruhezeiten am blutleeren Muskel eben so vollst\u00e4ndig hcrslellcn k\u00f6nnte als am bleihaltigen. F\u00fcr die Mith\u00fclfe des Hintes an der Wiederherstellung der Arbeitskraft spricht am unverf\u00e4nglichsten die Erscheinungsreihe, unter welcher die F\u00e4higkeit Gewichte zu heben zurUckkehrt, wenn der Muskel durch eine anhaltende Blutleere ersch\u00f6pft war. Er\u00f6ffnet man, nachdem das letztere geschehen, den Blutslrom von Neuem und reizt man, nachdem die Erregbarkeit zur\u00fcckgekchrl ist, den belasteten Muskel, so wird anf\u00e4nglich das Gewicht kaum Uber die Abscisse gehoben. Wiederholt man, w\u00e4hrend der \u00dflutstrom fortw\u00e4hrend fliesst, die elektrische Reizung und zwar in gleicher Weise und Dauer wie vorher von Neuem, so wird jetzt das Gewicht schon merklich h\u00f6her emporgetrieben. Bei einer sp\u00e4tem Reizung, die nach einem Ruhezustand von mehreren Minuten eingeleitet wird, steigt das Gewicht abermals Uber den fr\u00fchem Maximalwert!) und erreicht jetzt oder in einer sp\u00e4tem Reizung die H\u00f6he, \u00fcber die es auch in allen folgenden Erregungen nicht mehr emporgebracht werden kann. Diese Thalsachen beweisen also, dass sich die Arbeitskraft des vollkommen ersch\u00f6pften Muskels unter der Mitwirkung des Blutes ganz allm\u00e4hlich bis zu einem nicht Uberschreitbaren Maximum wiederherstelll. In unsern allerdings wenig zahlreichen Versuchen war jedoch die maximale Hubh\u00f6he nach der Wiedererholung des blutleeren Muskels nie so hoch, als die niedrigste der maximalen Hubh\u00f6hen, welche der Muskel vor dem Aufh\u00f6ren des Blutstromes geliefert hatte. Die Erscheinungen, die wir soeben beschrieben haben, werden durch Fig. 4 erl\u00e4utert.\ni\tu\t111\tIV\nTetanus I ist unmittelbar vor Beendigung des Blulslromes bei einer Belastung von 200 Gr. gezeichnet; darauf wurde w\u00e4hrend","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"38]\nHas VmiiuLTKN der Gase etc.\n27\n\u25a0H 5 Minuten der Blulslroiu tmlcrhroclien, bis sehr slnrkc Reize keine Zuckung mohrhervorriefen. Naclidein der Hlulslroin 1U Minuten durchgcleilet wer, kam durch eine Stromst\u00e4rke, wie sic bei I wirksam gewosen, der Tetanus II, nach weitern 15 Minuten der Tetanus Hl und nach noch weitern 4 5 Minuten, also 40 Minuten seit Wiederbeginn des Blutslroms, Tetanus IV zu Stande, welcher das Maximum f\u00fcr den wicdcrerholten Muskel gab.\nEin anderer Versuch ist durch die nachstehende Tabelle dargestelll. In dieser wurde der Blutstrom einmal vor\u00fcbergehend unterbrochen und dann wieder in Gang gesetzt, ehe noch die F\u00e4higkeit das Gewicht zu heben erloschen war. W\u00e4hrend der Stromunterbrechung wurde zweimal tetanische Reizung eingeleitet, darauf wurden, nachdem der Blutslrom einige Zeit in Gang gesetzt war, wiederum zwei tetanische Zuckungen erregt und nun abermals der Blutslrom unterbrochen, 28Minuten nach Beginn der Unterbrechung wurde ein Tetanus erzeugt, der das Gewicht noch betr\u00e4chtlich hob; 80 Minuten nach Beginn der Unterbrechung hob der Muskel das Gewicht nicht mehr. Als darauf der Strom 65 Minuten wieder hindurchgegangen war, hob eine eingeleitete tetanische Zuckung das Gewicht wieder um 2 mm., 5 Minuten nachher schon um 5,5 mm. und 32 Minuten sp\u00e4ter um 6,5 mm. Ueber diese H\u00f6he hinaus konnte das Gewicht auch bei fortgesetzter Durchleitung des Stroms nicht gehoben werden; als dagegen inzwischen ein Tetanus, ohne Belastung eingeleitet wurde, verk\u00fcrzte sich der Muskel um 28,5 Millimeter. \u2014 Im ersten Stab der folgenden Tabelle sind die Minuten eingetragen, welche seit dem Zeitpunkt verstrichen sind, bei dem der k\u00fcnstliche Blutstrom begann. Im zweiten Stab stehen die gr\u00f6ssten H\u00f6hen, auf welche das Gewicht von der Abscisse aus emporgestiegen war; im dritten Stab steht diejenige H\u00f6he, auf welche das Gewicht nach Beendigung der ungleich lange dauernden Reizung herabgesunken war. Im vierten Stabe ist die H\u00f6he eingetragen, auf welche das Gewicht nach einer bei allen H\u00fcben glcichlangen Dauer der Reizung hcrabkarn. Nach diesen Millhcilungcn d\u00fcrften die Zahlen ein gen\u00fcgendes Beispiel f\u00fcr die Ableitungen sein, welche oben gegeben wurden.","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nC. Ludwig und Alex. Schmidt,\n[39\n\t\t\tH\u00f6he in\t\t\nZeit vom Beginn des knnstl. Stroms.\tMaximale lliilic-in Millim.\tMinimale H\u00f6he in Millim.\tMillim. nucli 30 Mm.Umgang der Trommel.\tBlutslrom.\tBemerkungen.\n12 Min.\t3S,7\t5,2\t34,0\tim Gang\tMuse, semilon-\n31\t30,0\t12,0\t23,0\t\tdinosus. L\u00fcng-\n39\t22,7\t6,7\t13,0\tlinier-\tste Faser= 1t6\n44\t16,0\tt,0\t10,5\tbrochen\tmm. Angeh\u00e4ngtes Ge-\n\t\t4 0\t8,7 7,2\t\t\n56\t11,5\t2,7\t\tim Gang\twicht = 200 Gr.\n\t\t\t\t\t\n9t\t8,5\t3,7\t6,2\tunter-\tzeichnet. H\u00f6ben\n\u00ab36\t0,0\t\u2014\t\u2014\tbrochen\tsind d. wirklich\n\u00ab91\tSpuren\t\u2014\t'\t\t\tvom Muskel\n206\t2,7\t4\t1,2\t\tdurchlaufenen.\n238\t3,2\t1\t1.2\tim Gang\t\n252\t3,0\t1,5\t1,5\t\t\n253\t1t,2\t5,5\t9,5\t\tohne Belastung.\n278\t3,2\ti\t1,5\t\t\nBei der Durchleitung von O-armcm Blut, gleichg\u00fcltig oh der 0 vom erstickenden Thier oder durch Sch\u00fctteln mit Eisen weggenommen war, verhielt sich der Muskel wie wahrend der Blutleere. Die vorhandene Reizbarkeit starb allm\u00e4hlich ab und die einmal, sei es durch Reiz- oder Blutleere verloren gegangene kehrte nicht wieder. Auch darin glich die Wirkung des O-armen Blutes derjenigen der An\u00e4mie, dass die Zeiten, welche der Muskel bedurfte, um wahrend der Anwesenheit des 0-armen Blutes seine Reizbarkeit einzub\u00fcssen, jedes folgende Mal k\u00fcrzer wurden, wenn alternirend O-reiches und O-armes Blut bis zur Auslilguug, beziehungsweise bis zur Wiederherstellung tier Reizbarkeit durch ihn geleitet wurde. Wie es hiernach gewiss ist, dass das O-nrine Blut die Wiederherstellung der Reizbarkeit nicht bewirken kann und dass in dieser Beziehung kein Unterschied zwischen Krslickungs- und reducirtem Blut bestellt, so ist es uns auch mindestens unwahrscheinlich geworden, dass die Anwesenheit des Ersfickungsbliiles die Reizbarkeit rascher zerst\u00f6re als die des reducirten. Stall des k\u00fchlen Blutes haben wir auch einige Mal lllul von 35 bis 40 Gr. an-gcwendel. Wir sahen aus dieser Complication des Versuchs keinen Vorlheil erwachsen r\u00fceksichtlich der Bef\u00e4higung dieser h\u00f6her lemperirlen Fl\u00fcssigkeit f\u00fcr die Erhaltung und St\u00e4rkung der Lebcnseigeuschaflen. Umgekehrt fanden wir, dass der","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"Das Verhalten de\u00ab Gase etc.\n29\n40]\n.Muskel dein sch\u00e4dlichen Einfluss w\u00e4hrend der Blulleere weniger gut als hei der Anwendung des kalten Blutes widerstand. Wir haben desslialh die Durclilcilung eines warmen Blutes nicht weiter fortgesetzt.\nBetrachtet man den Muskel von dem Gesichtspunkte der Thalsachcn, welche die Durchleitung des Blutes ergeben haben, so scheint es, als ob sich die im Innern des Muskels vorhandenen, seine vollen Lebenseigenschaflen bedingenden Ursachen in zwei Gruppen spalten liessen. Die eine derselben, welche die Bcizharkeit zur Folge hat, wird durch das str\u00f6mende Blut lange Zeit auf ihrem normalen Bestand erhalten, und wenn sie verloren war, auch wieder vollkommen hergestellt. Die andere Gruppe wird dagegen, wenn sie einmal ihre Wirksamkeit verloren, durch den Blutstrom wieder wirksam, aber in viel minderem Grade als sie es urspr\u00fcnglich gewesen. Dem entsprechend ist auch der k\u00fcnstliche Blulstrom nicht im Stande diese Gruppe auf dem urspr\u00fcnglichen Grad ihrer Leistungsf\u00e4higkeit zu erhallen; sie gehl allm\u00e4hlich, trotz des dauernden Blutstromes, zu Grunde, was jedoch weitaus langsamer geschieht als wenn der Muskel blutleer gelassen wird.\nDas k\u00fchle arterielle faserstofl'freie, den Einwirkungen anderer Ihierischen Organe entzogene Blut wirkt also anders als das lebendige. Aber, immerhin ist das erstgenannte Blut bef\u00e4higt, den Muskel lange Zeit auf einem hohen Grade von Beiz-barkeit und auf einem niedrigen der Leistungsf\u00e4higkeit zu erhalten, so dass der Gasaustausch, dessen Studium wir uns vorgesetzl hatten, auch am ausgeschnittenen Muskel unter \u00e4hnlichen Bedingungen wie im Leben geschehen durfte. Unser Muskel scheint dem erm\u00fcdeten lebendigen am n\u00e4chsten zu stehen.\n5. Die Gewinnung der Blutgase. \u2014 Die Methoden, mit welchen die Gase gewonnen und anolysirl wurden, waren die bekannten. Bevor wir die mit ihnen erhaltenen Besultate aufz\u00e4hlen, m\u00fcssen wir noch ein Bedenken besprechen, das sich r\u00fccksichllich der Diffusion erhobt, welche den Gasen des Bluts erm\u00f6glicht war auf dem kurzen Woge des letztem von dem Muskel bis in die Glasr\u00f6hren. In den Versuchen, die wir zum Gewinnen des Blutes f\u00fcr die Gasanalyse benutzten, lag der Muskel, wie in Fig. I zu sehen ist, in einem zugedocklcn Glasteller, so dass diejenige seiner Fl\u00e4che, durch welche die Blutgef\u00e4sse ein- und nuslraten, von Luft umsp\u00fchll wurde. Diese","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nC. Lunwir. und Alkx. Schmidt,\n[41\nLuft musste nolhwendigerweise in einen Tnuschverkehr zu den Gasen des Illutes treten. Wir haben uns in der That davon \u00fcberzeugt, dass die Lull innerhalb des Tellers einen geringem 0- und einen grossem C02-Gehaltals die atmosph\u00e4rische besass, nachdem der Muskel einige Stunden in diesem hermetisch geschlossenen Raume gelegen hatte. Diesem Uebelstand und den daraus fliessenden Bef\u00fcrchtungen wiire leicht abzuhelfen gewesen, wenn der Muskel in eine anschliessende H\u00fclle von fein gewalzter Gultn-Pereha eingeschlossen worden w\u00e4re. Zu dieser Massregel konnten wir uns jedoch nicht entschlossen, weil durch sie eine sorgf\u00e4ltige Ueberwachung der Muskelfl\u00e4che unm\u00f6glich gemacht worden w\u00e4re, wie sie doch wegen des drohenden Eintritts einer Blutung und zur Pr\u00fcfung der Reizbarkeit nothvvendig war. Zudem schien uns auch der voraussichtliche Beider nicht allzu bedenklich. Das Blut, welches durch die Arterien einfloss, war schon beim Defibriniren und den \u00fcbrigen Vorbereitungen so anhaltend mit Luft gesch\u00fcttelt worden, dass es entweder nahezu oder vollst\u00e4ndig mit 0 ges\u00e4ttigt wurde, und ebenso war ihm bei jenen Vorbereitungen so viel C02 entzogen worden, dass der noch verbleibende R\u00fcckstand ein zu fest gebundener sein musste um durch die dichten Arterienwandungen auf der kurzen Wegstrecke von der CanUle bis in das Innere des Muskels merklich zu dill'undiren. \u2014 In ung\u00fcnstigen Verh\u00e4ltnissen befand sich das Blut, welches aus dem Muskel durch die d\u00fcnuwandigern Venen arm an 0 und reich an C02 zur\u00fcckkam. Obwohl uns die Ueberlegung nicht fern stand, dass das von seiner vollen S\u00e4ttigung mit Sauerstoff weiter abstehende Venenblut zur Aufnahme von atmosph\u00e4rischem 0 sehr geeignet sei, so haben wir doch rucksichtlich dieses Gases alle Bedenken schwinden lassen, nachdem wir gefunden, dass das in langsamem Strome durch den Muskel fliessende O-freie Blut auch in nnserm Sammelgef\u00e4ss O-frei anlangte. Wenn also das mit den gr\u00f6ssten Absorptionskr\u00e4ften begabte Blut w\u00e4hrend eines l\u00e4ngern Aufenthaltes in den Venen keinen Sauerstoff anfnimmt, so wird dieses noch viel weniger von andern theilweise mitO ges\u00e4ttigten und rascher abfliessenden Blutarlen angenommen werden d\u00fcrfen. \u2014 Bedenklicher gestaltet sich die Sache f\u00fcr die C02, vorzugsweise darum, weil dieses Gas bekanntlich viel leichter als der O die mit Wasser getr\u00e4nkten H\u00e4ute durchsetzt . Darum .....die M\u00f6glichkeit nicht bestritten werden, dass","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"Das Verhalten nun Gase ole.\n31\n42]\nein Theil der Blut \u2014 C02 ausgetreten sri. Weil wir vom Gegenteil keine Gewissheit besitzen, so legen wir auf sonst bemerkenswerte Versuche kein besonderes Gewicht. So findet sich u. A. unter den Beobachtungen mit Erstickungsblul eine, in welcher das aus dem Muskel zur\u00fcckkehrende Blut armer an C02 war als das in ihn eingef\u00fchrle. Da das zugef\u00fchrtc Blut ungew\u00f6hnlich reich an C02 war, so liesse sich ein Verlust an diesem Gase auch durch eine Absorption desselben von Seiten der Muskelfl\u00fcssigkeilen erkl\u00e4ren. Ebensowenig wie auf diesen Versuch legen wir jetzt schon einen Werth auf die absoluten Quantit\u00e4ten von C02, welche wir in dem aus dem Muskel zu-r\u00fcckkehrenden Blute auffanden. Auch die relativen Werlhe der aus dem Muskel stammenden C02 ber\u00fccksichtigen wir nur dann, wenn sie mit einem der zu vergleichenden Venenblutarten einen ann\u00e4hernd gleichen Gehalt an C02 darboten und wenn sie mit sehr ann\u00e4hernd gleicher Geschwindigkeit durch die Vene geflossen waren. Unter diesen Umst\u00e4nden durften wohl die aus dem Venenblut bestimmten C02-Mcngen zu einer Vergleichung der vom Muskel gelieferten benutzt werden, da alsdann ein von der Diffusion herr\u00fchrender Fehler in beiden F\u00e4llen von sehr ann\u00e4hernd gleicher Gr\u00f6sse sein musste.\nDie Richtungen, nach welchen dieDurchslr\u00f6mungsversuche zu variiren waren, sind gegeben durch die Eigenschaften des Stroms, den Gasgehalt des Blutes und die Zust\u00e4nde des Muskels. Von der grossen Zahl von Versuchen, die hierdurch vorgeschrieben sind, haben wir nur einen kleinen Theil ausgef\u00fchrt ; unter den angestelltcn befinden sich jedoch solche nach einer jeden der bezeichneten Richtungen hin.\nWir beginnen unsere Mittheilungen mit den Erfahrungen, die wir Uber den O-Verbrauch gewonnen haben.\n6. Verbrauch von Sauerstoff mit der Aenderung der Stromgeschwindigkeit. \u2014 Um den Einfluss der Stromgeschwindigkeit des Blutes auf den O-Verbrauch festzustellen, m\u00fcssen der Muskel und das arterielle Blut, mit welchem die Versuche aus-gef\u00fchrt werden, genau dieselben sein. Dieser Forderung ist f\u00fcr das Blut ohne Schwierigkeit Gen\u00fcge zu leisten, fraglicher erscheint diese M\u00f6glichkeit f\u00fcr den Muskel, da er sich mit der Zeit \u00e4ndert. Um den Einfluss, welchen die Aenderung der Muskelstofl'e mit sich f\u00fchrt, zu eliminiren, haben wir durch denselben Muskel mehrmals hintereinander das Blut mil ver-","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\tC. Ludwig und Alex. Schmidt,\t[43\nschiedener Geschwindigkeit str\u00f6men lassen. Der Versuch selbst wurde so geleitet, dass der Blutstrom, bevor noch die zur Analyse bestimmte Portion aufgefangen wurde, jedesmal l\u00e4ngere Zeit etwa 10 Minuten mit der Geschwindigkeit floss, die ihm wilhrend der Zeit zugetheill werden sollte, in der die zur Analyse dienende Probe aufzufangen war. War diese letztere gesammelt, so wurde alsbald die Geschwindigkeit des Stromes so weit ge\u00e4ndert, wie wir sie beim Auffangen der zweiten Probe zu haben w\u00fcnschten. Bevor das Blut bei der neuen Geschwindigkeit Uber Hg aufgesammelt wurde, ward das aus den Venen kommende so lange weggelassen, bis wir erwarten konnten, dass das mit der neuen Geschwindigkeit einstr\u00f6mende Blut aus dem Muskel und den Zuleitungsr\u00f6hren die Portionen verdr\u00e4ngt halle, welche von der fr\u00fchem Durchleilung her darin angeh\u00e4uft waren. \u2014 Der Muskel selbst blieb w\u00e4hrend der ganzen Versuchsdauer in Buhe. Vor Beginn und nach Beendigung des Versuchs wurde die Reizbarkeit durch die Miniinalzuckung gepr\u00fcft. Wir bemerken ein- und f\u00fcr allemal, dass sie sich unver\u00e4ndert erhalten halte.\nNr. (1. V.\tMuskel- gewichl.\tZeit in Min. v. Beginn d.t.Samm-lens.\tOurebgeg. Blntvolum in 4Minute.\tO-Verbr. in 4Minute.\tO-Gehall \u00f6. Venen-bluls.\tO-Geball des Arterienbluts.\n1.\t\u00e2l 1 Gr.\t0\u201412\t2,25 CbC.\t0,49 CbC.\t5,58\t\n\t\t36\u201466\t4,08\t0,09\t4,02\t4 3,20\n\t\t79\u201490\t2,94\t0,21\t5,85\t\n\t\t408\u2014137\t4,08\t0,08\t5,43\t\nII.\t\u00ce00 Gr.\t0\u201412\t2,44\t0,47\t6,40\t\n\t\t38\u201474\t0,86\t0,07\t4,45\t\n\t\t80\u201491\t2,90\t0,21\t5,83\t42,94\n\t\t105\u2014138\t0,91\t0,07\t5,48\t\n\t\t4.70\u20144 64\t2,24\t0,44\t6,42\t\n\t\t486\u2014 223\t0,85\t0,06\t6,44\t\nIII.\t135 Gr\t0 \u2014 24\t4,52\t0,08\t42,05\t\n\t\t34\u201478\t0,69\t0,01\t44,47\t\n\t\t168\u2014195\t4,30\t0,44\t5,87\t47,54\n\t\t267\u2014349\t0,58\t0,05\t9,85\t\n\t\t379\u2014404\t4,37\t0,09\t40,75\t\nIV\t\t0\u201429\t4,03\t0,06\t9,28\t\n\t\t54\u20144 42\t0,54\t0,05\t5,90\t44,70\n\t\t492\u2014843\t0,93\t0,08\t6,98\t\n\t\t354\u2014412\t0,57\t0,04\t0,98\t\nV.\t15* Gr\t0\u20148.5\t8,53\t0,24\t48,69\t\n\t\t20\u201447\t4,44\t0,40\t40,60\t49,52\n\t\t55\u201464\t3,39\t0,49\t43,44\t\n\t\t72\u201499\t4,44\t0,07\t49,84\t","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"441\nDas Verhalten der Gase etc.\n33\nDa (lie Bedeutung der Zahlen aus den Ueberscliriflen der St.lbe zur Gen\u00fcge klar sein durfte, so k\u00f6nnen wir sogleich zur Betrachtung ihres Inhaltes \u00fcbergehen. Die vorstehende Reihe zeigt nun ganz unzweifelhaft, dass der Muskel in der Zeiteinheit dem Blute um so mehr 0 entzieht, je rascher das letztere durch ihn fliesst. Das specifische, mit der Zeit ver\u00e4nderliche 0-Bed\u00fcrfniss, das jeder der f\u00fcnf angewendeten Muskeln dargeboten haben mag, tritt, wie erkennbar, gegen den Rinfluss der ver\u00e4nderlichen Stromgeschwindigkeit vollkommen in den Hintergrund, wenn die Unterschiede dieser letztem nur einigermassen bedeutend sind. Das ungleiche O-Bed\u00fcrfniss leuchtet dagegen noch hervor, wenn die Unterschiede der Geschwindigkeit nur geringe sind; Beispiele hierf\u00fcr finden sich im III. und IV. Versuch.\nBei der Klarheit, mit welcher in den vorstehenden Versuchen der Einfluss der Stromgeschwindigkeit auf den 0-Verbrauch im Muskel hervortritl, hielten wir es f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcssig, die Zahl unserer Versuche nach dieser Richtung hin noch weiter zu vermehren. Dieser Entschluss wurde uns um so leichter, weil wir auch noch wiederholt bei Versuchen, die ein anderes Ziel im Auge hatten, auf dieselbe Regel stiessen.\nDer Einfluss, den die Stromgeschwindigkeit auf den 0-Verbrauch \u00fcbt, durfte sich am einfachsten dadurch erkl\u00e4ren lassen, dass es von ihr abh\u00fcngl, wie weil sich der procentischc 0-Gehall des ven\u00f6sen Blutes von dem des arteriellen entfernen kann, beziehungsweise wie gross der mittlere Procentgehalt des im Muskel anwesenden Blutes an 0 ist. \u2014 Denn da der Muskel dem Blute allen 0 bis zum Verschwinden desselben entziehen kann, so lilsst sich erwarten, dass das rascher durchflicssende sich einen gr\u00f6sseren Sauersloflgohalt gerettet hol als das langsamer bewegte. Dieses best\u00e4tigt sich, wenn wir den in der vierten Zahlenreihe eingeschriebenen O-Gehalt des ven\u00f6sen Blutes betrachten; wir finden dort, dass von zwei unmittelbar hinter einander folgenden Zahlen, d. h. von solchen, die sich auf zwei durch geringe Zcitrlluinc von einander getrennte Versuche beziehen, diejenige jedesmal die gr\u00f6ssere ist, wolcho dom raschem Strom entspricht.\nHiervon findet sich nur ein Mal eine Ausnahme in III. Hiernach durfte der Schluss berechtigt sein, dass der Muskpl den\n3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\t(1. l.imwKi und Ai.kx. Schmidt,\t[45\nSauerstoff aus dem Hint um so rascher entfernt, je reichlicher er in <lem letzteren vertreten ist.\nEine Vergleichung der Snuerstoffproccnte des ven\u00f6sen Blutes mit dem 0-Verbrauche in einer Minute f\u00fchrt aber noch einen kleinen Schritt weiter. Die obigen Mittheilungen ergeben n\u00e4mlich, dass die beiden Zahlen f\u00fcr das Verh\u00e4ltnis, in welchem bei zwei miteinander verglichenen Beobachtungen einerseits die Stromgeschwindigkeiten, anderseits die O-Verbrauche zu einander stehen, ann\u00e4hernd dieselben sind; dieses ist mindestens in gewissen Grenzen der Fall. So stehen u. A., um ein Beispiel herauszugreifen, in Beobachtung I, Durchleitung 3 und 4, die Geschwindigkeiten des Stroms im Verh\u00e4ltniss von 1 :2,6 und die O-Verbrauche in der Minute wie 1:2,7. Ganz anders gestaltet sich die Sache bei einer Vergleichung der O-Procenle in den zugeh\u00f6rigen ven\u00f6sen Blutarten; sie sind nur wenig von einander verschieden, denn sie verhallen sich wie 1:0,93. \u2014 Diese sich stetig wiederholende Erscheinung scheint zu ergeben, dass sich der Muskel der verschiedenen O-Antheile, welche die Scheiben tragen, mit ungleicher Leichtigkeit bem\u00e4chtigt, entweder weil die in den liefern Schichten des Scheibchens gelegenen O-Massen schwerer zug\u00e4nglich sind, oder weil der an dem H\u00e4moglobin noch haftende O-Rest mit gr\u00f6sserer Festigkeit gebunden wird; jedenfalls nimmt die F\u00e4higkeit des Muskels dem Blute 0 zu entziehen weit rascher ab als der Gehall desselben an diesem Bestandteile.\nDie in dem Vorstehenden aufgedeckte Beziehung zwischen dem Gehalt des Blutes an 0 und dem Verbrauch desselben innerhalb des Muskels k\u00f6nnte man zun\u00e4chst in Parallele setzen wollen mit der von L. Hermann betonten Sauerstoffzehrung, welche der ausgeschnittene, blutleere Froschmuskel erleidet, wenn er im sauerstonhaltigen Baume h\u00e4ngt. \u2014 Der ausgeschnittene blutleere Froschmuskel stirbt im O-freien und O-halligen Baume ab; also liegt dem Abslerben ein Vorgang zu Grunde, dessen scldiess-liclior Ablauf durch den anwesenden Sauerstoff weder bedingt, noch aufgehoben wird. Da aber d\u00fcnnere Muskeln rascher, dickere langsamer in O-haltigor Luft abslerben als in O-freier, so schliessl L. Hermann, dass der 0 auf den Ablauf des Ab-sterbens von Einfluss sei und zwar so, dass eine der Verbindungen, die er eingehe, erhallend, eine andre aber zerst\u00f6rend","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vkiiiiai.tkn dkii Hash etc.\n35\ni(>]\nwirk\u00ab. Die letztere erhall\u00ab das Uelnrge wicht, wo der Sauerslull' ungehindert zulreten k\u00f6nne.\nVergleichen wir hiemit die Wirkungen des arteriellen Blut\u2014 siroms, so sehen wir allerdings auch hier, dass der Muskel mil und ohne Blul alistirbl. Aber unter dem Zulrilt des sauerslotl-haltigen Blutes erh\u00e4lt sich der Muskel 4 7 bis 20Stunden l\u00e4nger reizbar, als wenn er blutleer bleibt oder wenn ihm nurO-freies Blut geboten wird. Das muss man doch eine erhaltende Wirkung des O\u2019s nennen. Besteht daneben eine zerst\u00f6rende, so muss diese in einem ganz andern Verh\u00e4ltnis zur erhaltenden stehen, als sie der in der Luft h\u00e4ngende Froschmuskel gewahren l\u00e4sst, denn sonst m\u00fcsste der Blutstrom, welcher den Muskel bis zu mikroskopischen Dimensionen herab mit 0 mischt, rasch absterben. Besteht dennoch eine Analogie zwischen den von Hermann und uns beobachteten Vorg\u00e4ngen, so d\u00fcrfte es schwer fallen sie darzulegen, solange man auf die Wirkungen des Sauerstoffs nur durch die Rcuctionen der erregbaren Substanzen scldicsscn kann.\nWie dein auch sei, jedenfalls lehren die von uns beobachteten Thatsachen, dass das durch den Muskel str\u00f6mende Blul ausgedehntere Oxydationen einleitet, als sie zur Erhaltung der Reizbarkeit beziehungsweise zur Verlangsamung ihres Absterbens n\u00f6thig sind. Dieses ergiebt sich daraus, weil der Muskel auf vollkommen gleicher Stufe der Erregbarkeit verharrte, mochte der Blutslrom rascher oder langsamer (Dessen: ja er behauptet dieselbe sogar, selbst wenn der Blulstrom l\u00e4ngere Zeit unterbrochen war. Ebensowenig aber, wie die Reizbarkeit durch die lebhaftere Oxydation anslieg, ebensowenig wurde sie auch durch dieselbe beeintr\u00e4chtigt, wie dieses aus Versuch III und IV (png. 43) hervorgeht, bei denen wir w\u00e4hrend mehrerer Stunden den Strom fortw\u00e4hrend mit der gr\u00fcssern Geschwindigkeit (Dessen Dessen.\nDemnach besieht im Gegensatz zu den bisherigen Annahmen innerhalb des Muskels eine eigent\u00fcmliche Respiration, die unabh\u00e4ngig von den sog. I.ebens-vni'gilngon der \u00abon Ira \u00abli I <\u2022 n Stoff\u00ab ahl\u00e4ufl.\nBetrachtet man die Bedingungen, unter denen sie vor sich gehl, so kann man sich kaum der Vermuthung erwehren, dass ein Theil des Sauerstoffverbrauchs innerhalb der Blutgef\u00e4sse selbst stattfinde, wobei es nat\u00fcrlich zun\u00e4chst unentschieden\n3\u00bb '","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nG. lu h wie uni) Ai.sx. Schmidt,\n[47\nbleiben muss, uh, wie Iloppe-Seyler will, die BlutgofUsswan-dungen \u00abder \u00abl> irgend welche andre Umst\u00e4nde die Oxydation einleiten. Vergegenw\u00e4rtigt man sieh namentlich die Zeit, in welcher der Overschwindet, so erscheint sie kaum ausreichend, um auf dem Wege der Diffusion den reichlichen Austritt von 0 aus den Scheiben durch die Gcfitsswand hindurch zu erm\u00f6glichen.\nSollten k\u00fcnftige Untersuchungen lehren, dass auch in andern Capillarbezirken als in denen dcsMuskels derO-Verbrauch mit der Stroingeschwindigkeit des Blutes beziehungsweise mit dem O-Gehalt des letztem wachse, so w\u00fcrde die ver\u00e4nderliche Geschwindigkeit des \u00dflulslroms eine bis dahin unerwartete Bedeutung gewinnen. Manche unbewiesene Behauptung w\u00fcrde in das Bereich der Thalsachen treten, wie z.B. die von Cl. Bernard bef\u00fcrwortete W\u00fcrmebildung nach Durchschneidung des n. sym-palhicus: und manche sichere Erfahrung w\u00fcrde anders zu deuten sein, wie z. B. die gr\u00f6ssere W\u00e4rme des Blutes, das aus der G\u00fcltigen Speicheldr\u00fcse oder aus einem entz\u00fcndeten Glied zu-r\u00fcckstr\u00f6mt.\nWir kehren zu unsern Versuchen zur\u00fcck. Der Annahme, dass die Stroingeschwindigkeit desshalb maassgebend f\u00fcr den O-Verbrauch sei, weil sie den procenlischen O-Gehalt des Muskelblutes regele, erwuchst eine Best\u00e4tigung durch die folgenden Versuche, in welchen das mit ungleichem O-Gehalt begabte, im Uebrigen aber gleichartige Blut mit derselben Geschwindigkeit durch den Muskel floss.\nNr. il V.\tMuskel- gewichl.\tZeit.\t[tlutvoluin f\u00fcr 1 Min.\tO-Verbrauch in t Minute.\tO-Gehalt d.ven\u00f6sen Bluts.\tO-Gehalt des art. Bluts.\nI\t?\t0\u2014104\t0,38\t0,001\t0,00\t0,47\n\t\t<04\u2014109\t0,30\t0,046\t3,45\t46,80\n\t4 94 fir.\tSB\u2014154\t0,48\t0,004\t0,48\t0,63\n\t\t198\u2014\u00ceB0\t0,43\t0,038\t7,44\t| 4 5,04\n\t\t370\u20148t 5\t0,58\t0,036\t9,08\t\nDiese beiden Versuche hallen wir ausser dem schon angef\u00fchrten Grunde noch darum f\u00fcr der Erw\u00e4hnung werlh, weil sie, sich gegenseitig beleuchtend, zeigen, dass der ausgeschnittene Muskel dem Blute zwar die letzten Spuren von 0 entziehen","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"481\nDas Vkriialtkn nun Gash ole.\n37\nkann (I), (lass aber dieses ganz ungemein langsam gcsoliielil, da in II das ven\u00f6se Blut trotz seiner geringen Slromgcschwindig-kcil noch oinen merklichen Antheil von 0 enthielt.\n7. Sauorstodverbrauch in verschiedenen Muskelzusl\u00e4ndcn. Den Einfluss -welchen die ver\u00e4nderlichen Zustande des Muskels auf den O-Vcrbrauch \u00fcben, haben wir namentlich untersucht : f\u00fcr die gleichnamigen Muskeln verschiedener Thicrc im Maximum ihrer Reizbarkeit; f\u00fcr die Zustande der Ruhe, der Zuckung, der Erm\u00fcdung, der Erholung, der Starre und endlich ffir verschiedene Zeitabstande vom Beginn des Versuchs.\na. Um klar darzustellen, ob von der Gewichtseinheit gleichnamiger Muskeln, die verschiedenen Thieren entnommen sind, ungleiche Mengen von O verzehrt werden, m\u00fcsste man selbstverst\u00e4ndlich durch die aus den verschiedenen Tbieren entnommenen Muskeln dasselbe Blut leiten. Ausserdem m\u00fcssten die verschiedenen Muskeln sich in gleichen Zust\u00e4nden, z. B. dem Maximum ihrer Reizbarkeit befinden, oder es m\u00fcssten stall dessen mindestens die bestehenden Verschiedenheiten in den Lebenseigenschaften nach einem gemeinsamen Maassstab aus-'zudr\u00fccken sein, und endlich es m\u00fcsste die Geschwindigkeit des Stromes in allen F\u00e4llen die gleiche sein. Diesen Forderungen ist wiederum selbstverst\u00e4ndlich keineswegs gen\u00fcgt in den Versuchen, welchen die folgenden Zahlen entnommen sind.\nS\u00e4mmlliche Durchleitungen, die zu der folgenden Zusammenstellung benutzt sind, waren die ersten definitiven, welche an dem ausgeschnittenen Muskel vorgenommen wurden, sie sind demnach an Muskeln ausgef\u00fchrt, die sich im Maximum der Reizbarkeit und Leistungsf\u00e4higkeit fanden, welche w\u00e4hrend der Versuchsdaucr jedem der angewendeten Muskel zukam. Aus den bekannten Angaben ist die Slromgeschwindigkeil und der O-Verbrauch f\u00fcr 100 Gr. Muskelsubstanz berechnet, die Zahlen sind dann in absteigender Reihe nach der Gr\u00f6sse des Blulvolums geordnet, welche in einer Minute durch 100 Gr. Muskel gcllosifoh war.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"33\nC. Ludwig und Alex. Scumidt,\t[49\nBlut riurcli-geiianiieii in 1 Minute.\tO-Verhrauch in 1 Minute.\tO-Gebalt in 100 art. Blut.\n1\t5,0\u00ab\t0,151\t18,97\n\u00cf\t4,31\t0,1 38\t19,52\n3\t(.32\t0,07\u00bb\t45,\u00bbt\n4\t1,30\t0,100\t46,52\n5\t1,21\t0,000\t13,20\n6 1,12\t0,05\u00bb\t17,54\n7\t1,11\t0,110\t1 4,\u00bb0\n8 0,80\t0,052\t45,04\nt)\t0.46\t0,033\t15,47\nIn diesen Znhlen spricht sich abermals das Gesetz ans, dass mit der Geschwindigkeit des Stroms auch dcrO-Verbrauch w\u00e4chst. Zugleich aber leuchtet die specifische Wirkung der an dem Versuch belheiligten Stoffe (Muskel und Blut) hervor. So haben z. B. zwei Paare von Versuchen, n\u00e4mlich 3 und 4 und andererseits 6 und\" untereinander sehr ann\u00e4hernd gleiche Geschwindigkeit und doch ist ihr O-Verbrauch auff\u00e4llig verschieden. Bemerkenswerther Weise str\u00f6mte durch den Muskol 6, der etwa nur die H\u00e4lfte des O\u2019s band, wie Muskel 7, auch noch ein vielO-reicheres Blut, so dass die im sechsten Falle verminderte Zehrung an \u00fc keinesfalls abgeleitet werden kann von einem geringem Gehalt des Blutes an dieser Substanz. Da es jedoch nicht ausgemacht ist, ob das Blut nur durch seinen 0-Gehalt f\u00fcr unsern Vorgang von Bedeutung ist, so m\u00fcssen wir cs unentschieden lassen, ob den Besonderheiten des Muskels der ungleiche O-Verbrauch bei gleicher Stromgeschwindigkeil zu verdanken ist.\nb. Wir schreiten jetzt zu einem Vergleich des O-Ver\u2014 Brauchs w\u00e4hrend der Ruhe, der Zuckung und der durch letztere herbeigef\u00fchrten l\u00fcrmUdung. Bei diesen Versuchen wurde in den verschiedenen Zust\u00e4nden je eines Muskels immer dasselbe Blut durchgef\u00fchrt, auch wurde die Slromgescbwin-digkeil m\u00f6glichst gleich erhalten. Um dieses letztere zu erreichen bedarf es grosser Sorgfalt, da, wie schon fr\u00fcher erw\u00e4hnt, der Muskel w\u00e4hrend der Ruhe, der Zuckung und der KrmUdung dem Strome verschiedenartige Hindernisse entgegensetzt. Dieser Umstand mag es erkl\u00e4ren, dass in den folgenden Versuchen eine nicht noch vollkommnere Gleichheit der Geschwindigkeit erzielt wurde. \u2014 Die Zuckungen wurden bei","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"Das Verhalten der Gase etc.\n39\n50]\nden mitzutheilenden Versuchen dadurch erzeugt, dass durch den ganzen Muskel elektrische Schlage geschickt wurden, die ihn durchweg in heftige Zuckungen versetzten. Der Reiz wurde verst\u00e4rkt, wenn die Energie der Zuckungen nnchlioss. Um den Muskel wahrend der Bcobachlungszoil m\u00f6glichst uuszunulzen, wurden die Zuckungon nicht ununterbrochen erregt, sondern er wurde nur je w\u00e4hrend einer Secunde oder etwas l\u00e4nger teta-nisirt und dann die Reizung eben so lange unterbrochen, so dass der Muskel etwa w\u00e4hrend der H\u00e4lfte der Reobnchiungszeil in Contraction verharrte. Zum Schluss des Versuchs sahen wir, trotz der auf eine grosse St\u00e4rke gebrachten Reize, den Muskel viel schw\u00e4cher zucken als Anfangs. \u2014 Reim Aufsamrneln des zu untersuchenden Blutes wendeten wir die Vorsicht an, dass wir vom zweiten der mitgetheilten Versuche an die Reizung fr\u00fcher als das Auffangen des Zuckungsblutes beginnen Wessen, damit w\u00e4hrend dieser vorg\u00e4ngigen Zuckung das Blut aus dem Muskel entfernt wurde, welches er noch von der fr\u00fchem beim Ruhezustand erfolgten Zuleitung zur\u00fcckgehalten. Eben so verdr\u00e4ngten wir durch den Blutstrom den blutigen Inhalt des Muskels, bevor wir nach beendeter Reizung das Ermtldungsblut auffingen. \u2014 Die Zeit der folgenden Tabelle ist vom Beginn des ersten Auffangens gerechnet.\n/\n\tZeit.\tDurchgeg. Blutvolum in 1 Min.\tO-Verbr. in 1 Min. in CbC. bei 0\u00b0 u. 1 Ml. Hg.\tZustand d. Muskels.\tO-Gehall des ven\u00f6s. Blutes in 100 Thln.\tMuskel- gewicht.\n1.\t0\u201420\t\u00ab.ISCbC.\t0,071CbC.\truhend\t40,74\t\n\t20 -40\t2,3\u00ab\t0,170\tzuckend\t6,70\t\n\t4 0\u201401\t2,16\t0,124\term\u00fcdet\t8,25\t\nII.\t0-4\u00ab *)\t0.71\t0,050\truhend\t8,58\t\n\t75\u2014116\t0,75\t0,051\tzuckend\t8,75\t\n\t1*4\u201417\u00ab\t0,68\t0,035\term\u00fcdet\t10,04\t\n\t(7S\u2014\u00ab14\t0,85\t0,088\truhend\t11,02\t\nIII.\t0\u201410\t3,00\t0,188\truhend\t9,80\t\n\t30\u20144\u00ab\t1,95\t0,210\tzuckend\t4,15\t\n\t50\u201460\t3,01\t0,264\tzuckend\t7,20\t227 Gr.\n\t90 \u2014 100\t2,98\t0,272\term\u00fcdet\t6,82\t\n\t104\u2014119\t2,68\t0,182\truhend\t0,17\t\n) Durch vorausgegangene ^st\u00fcnd. Blutleere vielleicht etwas erm\u00fcdet.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\tC. I.i nwm und Ai.kx. Schmidt,\t[51\nNr. (IV.\tZeit.\tDurclioeg. Blutvolum in 1 Min.\t0-Vorl>r.in 1 Min. in ChC. hei 0\u00ab in 1 Ml. Ilg.\tZustand d. Muskels.\tO-Gehslt des ven\u00f6s. Blutes in 100 Thln.\tMuskel- gewichl.\nIV.\t0\u201412,5\t2,\u00ab0CbC.\t0,i9CI>e.\truhend\t0,83\t\n\t16\u20142 S\t2,50\t0,22\tzuckend\t6,\u00abU\t\n\t34 \u2014 47\t2,3\u00ab\t0,20\term\u00fcdet\t6,*9\t\n\t85\u201497\t2,60\t0,13\truhend\t9,92\t\n\t105,5\u2014118\t2,10\t0,11\tzuckend\t10,42\t\n\t133,5\u2014146\t2.40\t0,1\u00ab\term\u00fcdet\t9,06\t\nUm den f\u00fcr diessinal wichtigen Inhalt der vorstehenden Ta-bellc noch deutlicher \u00fcbersehen zu lassen, wird cs n\u00fctzlich sein, aus ihr abzuleiien den Unterschied, und ebenso das Ver-hiillniss zwischen dem 0-Verbrauch wUhrend der Zuckung oder Erm\u00fcdung einerseits und derRuho anderseits. Ein-f- in dem mit \u00bbUnterschied\u00ab \u00fcbcrschricbenen Stabe bedeutet ein Uebergcwicht des zuckenden oder erm\u00fcdeten Muskels \u00fcber den ruhenden; die Proportionalzahlen sind durch Division des O-Verbrauchs wahrend der Ruhe in den wahrend der Zuckung oder Erm\u00fcdung gewonnen.\nVergleichung des Verbrauchs bei Ruhe und Zuckung.\nUnterschied. I. + 0,099 II. + 0,001 III\u201c. + 0.033 IIP\u2019. + 0,081 IV\u201c. + 0,030 IVO. \u2014 0,020\nVerh\u00fcltniss,\n2,89\n1,02\n1,18\nM*\n1,16\n0,8\u00ab\nVergleichung des O-Verbrauchs bei Ruhe und li r m \u00fc d u n g.\nUnterschied. I. + 0,053 II. \u2014 0,016 III\u201c. -f 0,0i>9 IIP'. 4- 0,090 IV\u201c. + 0,01 IV\u00ab-. 4-0,01\nVerh\u00e4ltnis*.\n1,7\u00ab\n0,70\nM#\n1,50 1,05 1,09\nDurch die Zuckung wird demnach in der Regel dem O-Verbraiich ein deutlicher Zuwachs zugcflllirl. Dieses Anwachsen ist jedoch nicht immer sichtbar, vielleicht darum, weil es","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"52]\nDas Vkriiai.tkn i>kk Gask clc.\n41\nnichl gross genug isl um dm Ausfall auszugleichen, der in dcui zweiten, von der Muskellhiitigkcit unabh\u00e4ngigen Zehrungsvorgang eintritl. Durch die Compensation der beiden verschiedenen, innerhalb des Muskels auftretenden Proccssc erkl\u00e4rt sieh am cmfnchsten die zweite Beobachtung im vierten Versuch, in welcher w\u00e4hrend der Zuckung keine Vermehrung, sondern eine Verminderung des O-Verbrauchs cintrai.\nStatt dieser Erkl\u00e4rung k\u00f6nnte man auch noch eine andere versuchen wollen. Da durch den Eintritt O-halligcrK\u00f6rperchen in den Muskel ein Oxydalionsprocoss veranlasst wird, so k\u00f6nnte man meinen, dass der 0 des H\u00e4moglobins w\u00e4hrend der Zuckung besser ausgenulzl werde als w\u00e4hrend der Buhe. Diese Erkl\u00e4rung ist, wie man sieht, analog derjenigen, welche L. Hermann Clir den Froschmuskel versucht hat, der im lufthaltigen Baume \u2022/.lickt. Ftlr den unter unsern Verh\u00e4ltnissen zuckenden Muskel durfte sie jedoch unanwendbar sein oder mindestens die That-sachen nicht vollst\u00e4ndig decken, weil der gr\u00f6ssere O-Vcrbrauch sich auch noch in den Zeitraum der Erm\u00fcdung hinein erstreckt, in welchem der ruhige Muskel an der Blutbewegung nichts \u00e4ndert.\nObwohl nun hiermit eiuO-Verbrauch w\u00e4hrend der Zuckung dargelhan isl, so isl damit doch keineswegs die Hoffnung erwachsen, dass wir aus der Gr\u00f6sse dieses letztem ein Maass f\u00fcr die vom Muskel ausgef\u00fchrlc Arbeit gewinnen k\u00f6nnten. Einstweilen erhebt sich gegen dieses Vorhaben der vorliegende Befund, wonach der Mehrverbrauch des 0 w\u00e4hrend der Contraction so betr\u00e4chtliche Schwankungen darbietet. Hier kann man freilich mit Recht eimvenden, dass m\u00f6glicherweise die Zuckung der verschiedenen Muskeln ebenfalls von sehr ungleichem Umfang gewesen sei. Gesetzt aber, wir Dessen diesen Einwand gellen, so w\u00fcrde die Behauptung, dass der O-Verbrauch kein Maass f\u00fcr die Muskelarbeit sei, noch nicht fallen, weil man diesen, gleiche chemische Verwendung vorausgesetzt, doch nur dann dazu benutzen k\u00f6nnte, wenn man den Aulheil an Sauerstoff, welchen dio Contraction verbraucht, von demjenigen sondern k\u00f6nnte, welcher in dem nebenhergehenden Oxydalions-process gebunden wird.\nDio Triftigkeit diesosGrundes leuchtet vielleicht noch besser als es bisher schon gescholten ist ein, wenn wir eine Beobachtung hcrselzcn, bei der es uns nicht gelungen war, die Gleich-","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\tC. Ludwig und Alkx. Schmidt,\t[53\nheit der Slromgeschwindigkeit wahrend Ruhe, Zuckung und Erm\u00fcdung zu erhallen.\nBlulvolum in 1 Minute.\t0-Verbrauch in t Minute.\tO-Gehalt in 100 Th. des ven\u00f6s Blutes.\tZustand des Muskels.\n4,IS\t0,140\t41,32\truhend\n2,1 2\t0,077\t10,83\tzuckend\n0,75\t0,032\t9,58\term\u00fcdet\nDer wahrend der Zuckung und der Erm\u00fcdung vorhandene 0-Verbrauch ist also hier sehr viel geringer als der wahrend der Ruhe; dem Fr\u00fchem gem\u00e4ss offenbar darum, weil wahrend der ersteren Zustande die Stromgeschwindigkeit geringer war.\nBevor wirin der Darstellung unsererVersuche weiterschreiten, wollen wir noch darauf aufmerksam machen, wie wenig geeignet die Bestimmung der gesainmten Athemgase eines lebenden Wesens wahrend der Ruhe und der Arbeit ist, um zu einer Kenntuiss der O-Mengen zu gelangen, welche der arbeitende Muskel im Gegensatz zum ruhenden verbraucht. Die zum Theil betr\u00e4chtlichen Unterschiede, welche man f\u00fcr die O-Aufnahme des ruhenden und arbeitenden Wesens gefunden, wurden bisher ohne Widerspruch auf die in der conlraclilen Substanz selbst statt findenden Vorg\u00e4nge bezogen. Nach unsern Versuchen ist dieses nicht mehr statthaft. Denn da im zuckenden Muskel das Blut in der Rege) rascher als im ruhenden fliesst, so ist, ganz abgesehen von dem durch den Act der Zuckung selbst verbrauchten 0, noch eine andre Ursache des Mehrverbrauchs durch den rascheren Strom gegeben. Also ist das Mehr des durch die Lunge einwandernden Sauerstoffs keineswegs allein durch die\u2019Vorg\u00e4nge in der conlraclilen Substanz gefordert worden.\u2014 Aber man kann vielleicht noch weitergehend behaupten, dass der lebhaftere O-Vorbraueh w\u00e4hrend dcrMuskolbowegung sogar nicht einmal allein vom Bltilslrom und der Arbeit innerhalb des Muskels selbst abh\u00fcngc, m\u00f6glicherweise ist er mit bedingt durch die raschere Blut Bewegung, welche auch in andern K\u00f6r-perlheilcn, namentlich w\u00e4hrend einer ausgiebigen Muskelbewe-gung, darum ein/ul relen pllegl, weil durch die letztere der Inhalt vieler Venen in das Herz entleert wird, so dass nun dieses Blut dem Gesammlslrom zu Gute kommt. Die G\u00fcltigkeit dieser","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"Das Verhalten her Gase etc.\n43\n54] '\nBetrachtung d\u00fcrfte auch durch die jetzt folgende Reihe von Bemerkungen nicht beeintr\u00e4chtigt werden.\nDa der ausgeschnittene vorn k\u00fcnstlichen Strom gespeiste Muskel die charakterischen Eigenschaften seines erregbaren Stoffes in geringerer M\u00e4chtigkeit bewahrt als der in der nat\u00fcrlichen Lage sitzende, so ist zu vermuthen, dass w\u00e4hrend der Zuckung des erstem weniger 0 verbraucht wird als w\u00e4hrend der des normal gelagerten und gespeisten Muskels. DieRichtig-_keil dieser Vermuthung zu pr\u00fcfen w\u00fcrde es sehr complicirler, wenn \u00fcberhaupt ausf\u00fchrbarer Versuche bed\u00fcrfen. \u2014 In Ermangelung derselben kann man jedoch einen Wahrscheinlichkeilsbeweis f\u00fcr die obige Annahme antreten, indem man den procenlischen Gehall an 0 vergleicht, welchen das Venenblut besitzt, je nachdem es aus Muskeln des lebenden Thiers oder aus dem ausgeschnittenen Muskel geflossen ist. Indem wir eine solche Vergleichung ausf\u00fchren, werden wir die von uns gefundenen Zahlen neben die Mittel- und Grenzwerlhe desO-Gehalles in dem Venenblut stellen, welches Sczelkow am lebenden Hund aufgefangen.\n1.\tVersuche von Sczelkow am lebenden Thier.\nO-Gehalt im Arterienblul Mittel\t4 5,23\nGrenzen\t\u2014\nO-Gehall im Venenblut ruhender Muskel zuckender Muskel 6,70\t2,40\n8,22 \u20144,39\t4,68\u2014t ,27.\nII.\tAusgeschnittener Muskel.\nO-Gehalt im\tO-Gehalt im Venenblut\nArlerienblut, ruhend, zuckend, erm\u00fcdet, zuckend 2, erm\u00fcdet, ruhend\nI.\t44,0t\t40,74\t6,70\n11.\t45,47\t8,58\t8,75\nIII.\t15,94\t9,89\t4,75\nIV.\t44,90\t6,83\t6,40\nMittel\t45,08\t9,0t\t6,52\nIII.\tHerzblut\nQ-Gohult des Arterionhluls Mittel\t' \u00ef*7\u00ab1\n8,25\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n40,04\t\u2014\t\u2014\t11,03\n\u2014\t7,20\t6,82\t9,4 7\n6,49\t<0,42\t9,06\t\u2014\n8,26\t8,84\t7,94\t<0,14\nach Schaffer.\nO-Gehall des ven\u00f6s. Bluts 9,05\nWir sehen, dass das Vcnenblul, welches aus dem zuckenden Muskel des lebenden Thieres zur\u00fcekkomml, um ein sehr Betr\u00e4chtliches \u00e4rmer an Sauerstoff ist als dasjenige, welches","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nG. I.imwn; rnu Ai.kx. Schmidt.\n[55\nilcn ausgeschnittenen Muskel verl\u00e4sst. Allerdings \u00fcbt auf den Procenlgchalt die Dauer der Anwesenheit des Blutes innerhalb des Muskels einen bedeutenden Einfluss, und man k\u00f6nnte demnach geneigt sein, den Grund der Verschiedenheit in der ungleichen Stromgeschwindigkeil der verglichenen Blularten zu finden ; hiergegen liesse sich einwenden, dass aus dem zuckenden Muskel des lebenden Thieres das Blut mit ungleich gr\u00f6sserer Geschwindigkeit hervorsl\u00fcrzc als aus dem ruhenden, und soweit der Augenschein lehrte, nicht minder rasch als aus dem ausgeschnittenen von uns zur Vergleichung herbeigezogenen. Diese Aussagen haben allerdings keine grosse Bedeutung, weil der Bezirk, aus welchem im lebenden Thier der Strom hervorging, g\u00e4nzlich unbekannt ist. Aber selbst zugegeben, es sei derSlrom im Muskel des lebenden Thiers ein viel langsamerer gewesen, so w\u00fcrde sich hieraus immer noch nicht erkl\u00e4ren lassen der geringe Gehall an 0 desjenigen Blutes, welches aus dem zuckenden Muskel des lebenden Thieres kam. In ihm ist die untere Grenze, bis zu welcher der O-Gelialt sank, 1,7 Proeent, ein Werth, zu dem wir niemals am ausgeschnittenen Muskel gelangten, wenn derSlrom des arteriellen Blutes auch noch so langsam durch ihn floss. Wir glauben daraus schliessen zu m\u00fcssen, dass der lebendige Muskel energischer auf den 0 wirkt, als der ausgeschnittene.\nAuf einen \u00e4hnlichen Unterschied deuten diejenigen unsrer Zahlen hin, dio wir an demselben Muskel fanden, welcher zweimal hinter einander in Zuckungen versetzt wurde. Das Blut, welches w\u00e4hrend der ersten Zuckungsperiode ausfloss, war \u00e4rmer an 0 als das w\u00e4hrend der zweiten Zuckungsperiode gewonnene. Da diessmal die Ursache des ungleichen O-Gehalles nicht auf eine verschiedene Stromgeschwindigkeil bezogen werden kann, so bleibt nur die Berufung an eine ungleiche Bef\u00e4higung zum 0-Verbrauch ollen.\nNicht \u00fcberfl\u00fcssig d\u00fcrfte die Bemerkung sein, dass das Mittel des O-Gehalles, welches die verschiedenen Blutproben darbolcn, die aus dem ruhenden ausgeschnittenen Muskel hervorgegangen waren, innerhalb der Fehlergrenzen mit dem 0-Gehall des ven\u00f6sen Blutes \u00dcbereinkommen, welches ScliO/l'cr aus dem rechten Herzen von mehreren lebenden Thiercn gewonnen hat; demnach entfernt sich die Wirkung, welche der ausgeschnittene Muskel auf den 0 des arteriellen Blutes \u00fcbt,","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"56]\nDas Vkriialtkn dkii Oash otc.\n45\n\u2666nicht allzu sehr von derjenigen des lebenden Gesamml-thieres.\nc. An die Beobachtung, dass bei einer zweiten Zuckungsperiode weniger 0 verbraucht wird als bei der ersten, schliesst sich die Frage an, ob auch der ruhende Muskel in dein Maasse weniger 0 verzehre, in welchem die Dauer seiner Abwesenheit aus seiner nat\u00fcrlichen Lagerst\u00e4tte w\u00e4chst. Um hier\u00fcber Aufkl\u00e4rung zu schaffen, Hessen wir mehrmals durch einen ausgeschnittenen Muskel das Blut sehr lange Zeit hindurchgehen und fingen in Zeitabschnitten, die um mehrere Stunden von einander entfernt waren, einen Anlheil desselben auf. Der Strom, welcher durch den immer ruhenden Muskel hindurch-(loss, wurde bald mehr, bald weniger beschleunigt, so dass wir je zwei Blutproben aus einer raschem und einer langsamem Str\u00f6mung erhielten, von denen je eine gewonnen war, als der Muskel erst seit Kurzem, die andere aber nachdem er schon seit drei bis nahezu sechs Stunden ausgeschnitten gewesen. Die folgende Tabelle giebl das gewonnene Resultat wieder. In zweien der milgetheilten Versuche haben wir den Strom auch noch durch den in Starre \u00fcbergegangenen Muskel geleitet, ln dem einen derselben (II) trat die Starre wider unsern Willen eiu, nachdem der Strom wahrend zwanzig Stunden ununterbrochen durch den ruhenden Muskel angedauert halte. In dem andern (111) f\u00fchrten wir dagegen die Starre absichtlich durch Blutleere herbei, nachdem der Muskel etwa zwei Stunden (die Vorbereitung mit einbegriffen) vom k\u00fcnstlichen Strom durchsetzt war. Dieser letztere Muskel war ausgezeichnet durch die Hartn\u00e4ckigkeit, mit welcher er in der Blutleere seine Reizbarkeit festhielt. Erst sieben Stunden nachher, als der Blulslrom unterbrochen war, verschwanden die letzten Spuren seiner Erregbarkeit.\nZeit in Minuten.\tRlulvolum in 4 Min.\tO-Verbr. in 4 Min.\tO in 400 Th. Venenblut.\tO in 400 Th. Arle-rienhlut.\tMuskcl-zust ii ml.\n1. 0\u201481\tt .niCeiii.\tO.OSCcm.\t18,05\t\t\nms\u2014to.n\t4,30\t0,1t\t5,87\t\t\n379\u2014tOt\t1,37\t0,09\t40,75\t47,5t\t\n31\u201478\t0,69\t0,0t\t11,17\t\t\ni67 \u2014319\t0,58\t0,05\t\u00bb 35\t\t","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\tC. Ludwig und Ai.kx. Schmidt,\t[57\nZeit in Minuten.\tIllutvolum m 1 Min.\tO-Verhr. in 4 Min.\t0 in 4 00 Th. Venenblut.\t0 in 400 Th. Artc-rienblut.\t* Muskel- zustand.\n11.\t0\u201419\t1,03Ccm.\t0,06Ccm.\t9,18\t\t\n191\u2014323\t0,93\t0,08\t6,98\t\t\n54 \u2014H\u00dc\t0,5t\t0,05\t5,90\t44,70\t\n354 \u2014Ul\t0,57\t0,04\t6,98\t\t\n1200\u2014im\t2,56\t0,10\t40,48\t\ttodtensturr\nIII.\t0\u20148,5\t3,53\t0,21\t43,59\t\t\n55\u201464\t3,39\t0,19\t43,41\t\t\n20 \u2014 47\tt ,11\t0,10\t40,60\t\t\n7\u00cf\u201499\t1,1 1\t0,07\t12,84\t\t\n678\u2014790\t1,88\t0,45\t11,42\t\t/ todlen-\n801 \u2014 844\t0,69\t0,07\t40,27\t\tj starr\nAus der Vergleichung je zweier, durch gleiche Geschwindigkeit erlangten Blutproben, die sich dadurch von einander unterschieden, dass die eine fr\u00fcher und die andere erst uni mehrere Stunden spiller aufgefangen wurde, ergiebl sich, dass der O-Verbrauch im ruhenden Muskel mit der wachsenden Zeit nicht wesentlich abnimmt. Allerdings ist er nicht zu allen Zeiten genau derselbe, aber es fallt keineswegs die gr\u00f6ssere 0-Zehrung immer auf den Beginn der Beobachtungszeit, daraus ware also die vielleicht nicht unwichtige Folgerung zu ziehen, dass der O-Verbrauch im ruhenden Muskel eine andere Abh\u00e4ngigkeit von der Zeit darbietet, als in dem zuckenden. Die Beobachtungen an todtenstarren Muskeln sind ihrer geringen Zahl wegen und auch darum, weil in ihnen der Blutstrom mit andern Geschwindigkeiten floss, als dieses an dem noch lebenden Muskel geschehen war, zu quantitativen Urthoilen nicht geeignet, immerhin dienen sie jedoch zum Beweis daf\u00fcr, dass auch der todtenstarre Saugethiermuskel dem Blute Sauerstoff entzieht, \u00e4hnlich wie wir dieses von einem todtenstarren Froschmuskel wissen, welcher in 0\u2014halliger Luft frei aufgehttngt ist. Die Geschwindigkeit, mit welcher hier der 0 in dem Blut verbraucht wird, ist dem Anschein nach kaum geringer als unter \u00e4hnlichen Bedingungen im lebenden Muskel. Der O-Verbrauch in todlen-slarren Muskeln unter den hier bestehenden Umstanden d\u00fcrfte noch eine weitere Untersuchung verdienen, um zu entscheiden, ob zu seiner Einleitung die Anwesenheit gewisser Lebens-erseheimmgen in der Wand der Blutgcflisse nothwendig ist.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"58]\nDas Verhalten der Gase etc.\n47\nd. Wir wenden uns jetzt zu der Beziehung, welche zwischen dem O-Verbrauch und der Wiederbelebung des vollkommen ermatteten Muskels besteht. Wir h\u00fcben oben schon darauf hingewiesen, dass' ein Muskel, der in Folge einer andauernden Blutleere seine Beizbarkeit vollst\u00e4ndig eingebltsst hat, diese nur dann wieder zu gewinnen vermag, wenn er von O-haltigem Blut durchflossen wurde, w\u00e4hrend ein O-freies durch Eisen reducirtes Blut dieses nicht zu erreichen vermag. Somit lag es nahe, den O-Mengen genauer nachzugehen, welche f\u00fcr die Herstellung der Reizbarkeit nothw endig sind. Dass diese Versuche eine ganz besondere Sorgfalt erfordern, war uns schon fr\u00fcher klar geworden, als svir das Verhalten der Reizbarkeit gegen verschiedene Blularten pr\u00fcften. Damals war schon zu bemerken, wie rasch der O-hallige Blulstrom die verlorne Erregbarkeit wieder hervorrief; beispielsweise seien die folgenden F\u00e4lle erw\u00e4hnt.\n1.\tBlutleere w\u00e4hrend 128 Minuten; vollkommener Verlust der Erregbarkeit; die letztere kehrt nicht wieder w\u00e4hrend einer 38 Minuten anhaltenden Durchleitung von reducirlem Blut ; als darauf in folgenden drei Minuten 13,5 Ccm. arterielles Blut durchgeflossen waren, war die Reizbarkeit nahezu wieder auf den Punkt gehoben, den sie vor der Blutleere eingenommen.\n2.\tDurch den Muskel wird Erslickungsblut geleitet; nachdem der Strom 92 Minuten gedauert, ist der Muskel vollkommen erm\u00fcdet. Hierauf beginnt die Einf\u00fchrung desselben Er-slickungsblules, welches jedoch durch einen Zusatz von 0 hellroth gemacht worden war. 7 Ccm. dieses besauerstolftcn Erstickungsblutes waren gen\u00fcgend, um dem Muskel seine fr\u00fchere Reizbarkeit nahezu wieder zur\u00fcckzugeben.\nDurch diese und \u00e4hnliche Versuche belehrt, gaben wir der einzigen quantitativen Beobachtungsreihe, die wir anstellteu, folgende Anordnung. Der Muskel ward auf das Sorgf\u00e4ltigste vorbereitet, so dass kein Tr\u00f6pfchen durch Blutung verloren ging, darauf ward er in den Raum des bedeckten Glaslellers gelegt und.mit den Elektroden in Verbindung gebracht; war dies geschehen, so begann der definitive Blulstrom. Kurze Zeit nachher ward der Rollcnabsland ermittelt, bei dem die minimale Zuckung eintrat. Nachdem hierauf der Blutstrom noch etwa 10 Minuten gedauert hatte, unterbrachen wir denselben. Trotzdem dass jetzt die Zufuhr von Blut unterbrochen war, tropfte doch","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\tC. l.imwio uni\u00bb Alkx Schmidt,\t[59\nnoch von Zeit zu Zeit aus dem GiasrOhrchen, welches in die Vene eingebunden war, etwas Blut alt, das offenbar durch Ver\u00e4nderungen, die innerhalb des Muskels staltfnnden, beziehungsweise durch die Schwere desselben ausgepresst worden war. Danach konnte man voraussehen, dass auch mit dem Wiederbeginn des Stroms die Blutmasse, welche aus der Vene hervorlief, geringer als die zugeflossene sein w\u00fcrde, da die unter dem Stromdruck ausgedehnten Ge\u00dfisse einen Theil des zugeflossenen zur\u00fcckbehallen w\u00fcrden. Um diesen Antheil zu messen, setzten wir vor die Arterie ein kalibrirtes Zuflussrohr, so dass wir beim Wiederbeginn des Stromes gleichzeitig die zu- und die abgeflossenen Volumina ablesen konnten. Aus dein Unterschied beider Werlhe ergab sich die Menge des im Muskel zur\u00fcckbehaltenen Blutes. Bevor der Strom in der beschriebenen Weise seinen Anfang nahm, wurde die Blutleere so lange fortgesetzt, bis der Muskel die heftigsten Beize nicht mehr mit sichtbaren Zuckungen beantwortete. War dieser Zeitpunkt eingetreten, so wurde nun das Blut aus den graduirlen Zuflussgefiissen zugelassen und von Minute zu Minute die Menge des aus ihm zum Muskel geflossenen abgelesen. Zugleich wurde der Muskel auf seine Reizbarkeit von Minute zu Minute gepr\u00fcft, wobei der wachsenden Reizbarkeit entsprechend die Drahte aus dem Hohlraum der prim\u00e4ren Rolle hervorgezogen und die Abstande beider Rollen vergr\u00f6sserl wurden. Wie in fr\u00fcheren Fallen, so kehrte auch hier die Reizbarkeit viel eher wieder zur\u00fcck, als bis aus der Vene 30 Ccm. abgeflossen waren, d. h. so viel, als zur sichern Bestimmung des Sauerstoll'gehaltes im Blute nothwendig war. Wir sahen uns desshalb gezwungen, auch mich vollkommener Herstellung der Reizbarkeit den Strom so lange fortdauern zu lassen, bis wir die n\u00f6lhige Blutmengc aufgefangen halten. Um nun zu sch\u00fctzen, wie viel O zur Wiederherstellung der Reizbarkeit nothwendig gewesen, machten' wir die Voraussetzung, dass der zu allen Zeilen gleich geschwinde Strom in jedem Zeiltheil vom Anfang bis zu Ende gleichviel 0 eingeb\u00fcssl habe. Die Annahme, dass der mittlere 0\u2014Verlust in der Thal f\u00fcr alle Zeilthcile zu gelten habe, ist jedoch nicht vollkommen zutreffend, da das Blut, welches nach Wiederbeginn des Stroms zuerst aus der Vene in das Glasr\u00fchrchen \u00dcbertritt, um ein Merkliches dunkler als dasjenige ist, welches einige Minuten spater hervorgeht, somit untersch\u00e4tzen wir also den","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"(\u00bb01\nDas Verhalten dich Gase etc.\n49\nanf\u00e4nglichen O-Vorbrauch und \u00fcbersch\u00e4tzet) den sp\u00e4ter ein-trelenden. Wir kennen kein Mittel, uni diesen kleinen Fehler zu vermeiden.\nDer nuf diese Weise angestellle Versuch verlief folgender-massen\nGewicht des Muskel 209 Gr.\nErste D urch I eitung durch den reizbaren Muskel.\nDie folgenden Zeiten sind vom Beginn der ersten Sammlung des Blutes an gezahlt.\nZeit in Minuten. Blulvolum in 1 Min. O-Verbrauch in t Min. von 0\u2014tt'\t2,72 Ccm.\tt,2t Ccm.\nHierauf wurde der Strom bis zur 194. Minute unterbrochen ; der Muskel zeigte trotz Anwendung der st\u00e4rksten Str\u00f6me keine Zuckungen mehr. Als dieser Zeitpunkt eingetrelen, beginnt der Strom des arteriellen Blutes von Neuem ; von dem Blut, welches aus den gl\u00e4sernen Venencan\u00fclen ausfloss, wurden zun\u00e4chst 4 Ccm. fortgelassen und darauf das Blut zur Analyse gesammelt.\nZeit in Minuten. Blutvoluui in t Min. O-Verbrauch in t Min.\nA 97\u201422t\tt ,96\t0,t9\nBis zu 221 Minuten waren im Ganzen 52Ccm. zugeflossen, dagegen aus der Vene hervorgekommen 41 Ccm., also verblieben im Muskel 11 Ccm. In dem Zeitraum von 197\u2014221 Minuten wurde die Reizbarkeit gepr\u00fcft und gefunden :\nErste Spuren von Zuckungen durch sehr starke Reize, nachdem 10 Ccm. Blut in den Muskel geflossen und 0,95 Ccm. 0 (bei 1 Mt. %druck und 0\u00b0 C.) verbraucht waren. \u2014 Die Reizbarkeit war dagegen der urspr\u00fcnglichen nahezu gleich als 40 Ccm. Blut zugeflossen, beziehungsweise 5,79 Ccm. \u00d6 verbraucht waren. \u2014 Die Reizbarkeit ist wieder auf dieselbe Stufe angelangl, wie sie vor der Blutleere gewesen, als 52 Ccm. Blut eingeflossen beziehungsweise 4,93 Ccm. O verbraucht waren.\nZweite Durebleilung. Nachdem dies geschehen, wurde der Strom alsbald wieder unterbrochen, so dass der Muskel vpn der223slen bis zu der319len Minute blutleer blieb. In diesem Zeitraum tropfte die von der fr\u00fchem Leilung zur\u00fcck-gehaltene Blulmengc aus dem Muskel wieder ab, am Ende dieser Zeit zuckte der Muskel trotz der Anwendung sehr starker Str\u00f6me nicht mehr.\n4","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"5ft\nC. Ludwig und Ai.ex. Schmidt,\t[61\nMil iler 319. Minute beginnl der Strom. Nachdem 4 Ccm. nach Aussen allgelassen waren, wurde zur Analyse aufge-fnngen.\nZeit in Minuten, Blulvolum in t Min. O-Vorbroucb in i Min 323\u2014338.\t2,4\u00ab\t0,38\nZugeflossen waren im Ganzen 43,5 Ccm., abgeflossen waren 31.\u00fc, also waren im Muskel zur\u00fcckgeblieben 9,5 Ccm.\nDie Reizbarkeit der erregbaren Stellen in der Umgebung des Nerveneinlrills hatte sich schon sehr merklich gehoben als 15 Ccm. Itlul eingeflossen, beziehungsweise 1,21 Ccm. 0 verbraucht waren. \u2014 Die Reizbarkeit hat sich auf die urspr\u00fcngliche Stufe erhoben, als 43 Ccin. Blut eingeflossen und 3,54 (lein. O verlyauchl waren.\nDer Blutstroin ward darauf mit immer gleicher Geschwindigkeit fortgesetzt, wobei der Muskel sich auf gleicher Reizbarkeit erhielt, darauf wurde aufgefangen.\nZeit in Minuten. Blulvolum in t Min. O-Vorbrauch in I Min 380\u2014 39t\t3,72\t0,18\nVon der 406. Minute an wurde der Strom unterbrochen bis zur 449. Minute, worauf die Reizbarkeit vollst\u00e4ndig erloschen war. Der Strom begann jetzt von Neuem und als 14 Ccm. Blut zugeflossen waren, halle sich schon ein massiger Grad von Reizbarkeit wieder eingefunden.\nDieser genau durchgef\u00fchrte Versuch best\u00e4tigt also vollkommen das, was die fr\u00fcheren qualitativen Beobachtungen gelehrt halten. Die in Folge der Blutleere erloschene Reizbarkeit kehrt nach einem Hussersl geringen Verbrauch von 0 wieder zur\u00fcck.\nEin Ccm. \u00dc bei 1 Mt. //\u00e7druck und 0\u00b0 wiegt 1,907 Milligramm, demnach waren in der ersten der beiden vorstehenden Beobachtungen 1,8 Mgr. O gen\u00fcgend, um einen Muskel von 209 Gramm Gewicht wieder merklich reizbar zu machen und 7,4 Mgr. O, beziehungsweise 6,7 Mgr. O gen\u00fcgten, um in ihm die Reizbarkeit wiederum so vollslllndig herzu-siellen, wie sie im Beginn des Versuchs gewesen war. Diese in Anbetracht des grossen Muskelgewichls schon an und f\u00fcr sich iiussersl geringf\u00fcgigen Zahlen sind aber offenbar noch viel zu hoch gegriffen. Wir haben fr\u00fcher gesehen, dass in dem Muskel noch ein zweiter sauersloll'verbrauchender Vorgang ablUuft,","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Das Verhalten der Gask (*lc.\n51\nG2]\nder mit der Erhaltung der Reizbarkeit nichts zu schaffen hat. Dieser letztere wird also auch hier neben demjenigen hergegangen sein, welcher, indem er \u00dc verbrauchte, die Reizbarkeit wieder hergcslelll hat. Uebcr den Betrag an 0, welcher jedem einzelnen der beiden genannten Vorg\u00e4nge zu Gute gekommen ist, sagt unsre Beobachtung nichts aus, da in dem einen Fall vor der Erm\u00fcdung in der Zeiteinheit mehr 0 verbraucht wird, als vviihrend der Wiederherstellung der Erregbarkeit. \u2014 Im zweiten Fall fand dagegen das Umgekehrte statt. Daraus scheint hervorzugehen, dass der O-Verbrauch, welcher zur Wiederherstellung der Reizbarkeit nolhwendig ist, durch die Variation der andern Zehrungsprocesso verdeckt werden kann. W\u00e4re also nicht durch sorgf\u00e4ltige Versuche mit O-freiem Blut der Nachweis geliefert, dass ohne die Anwesenheit des O die Erregbarkeit nicht zur\u00fcckkehrt, so w\u00fcrde es selbst den genauesten Methoden schwer fallen, auf quantitativem Wege die Nothwendigkeit des O darzutbun. \u2014 Hiemil findet, wie es scheint, die Streitfrage zwischen G. v. Liebig und L. Hermann ihre Erledigung; die Folgerung Liebig\u2019s bez\u00fcglich der Nothwendigkeit des Sauerstoffs zur Erhaltung der Reizbarkeit bleibt bestehn, wenn auch Hermann nach seinen Untersuchungen mit Recht behaupten darf, es lasse sich aus dem messbaren O-Ver-brauch kein Beweis f\u00fcr den obigen Salz erbringen.\nEine genauere Verfolgung der Erscheinungen, welche die Wiederherstellung der Reizbarkeit unter dem Einfluss des O begleiten, wird unzweifelhaft noch zahlreiche Thatsachen zu Tage f\u00f6rdern und unsre Vorstellungen kl\u00e4ren Uber das Ver-Ji\u00e4llniss der Reizbarkeit zur beistungsf\u00e4higkeit, ferner Uber den Ort, an welchem die Bindung des 0 vor sich gehl u. A. Bei dem gegenw\u00e4rtigen Stand unsrer Erfahrungen liegt es nahe anzunehmen, dass der Sauerstoff zun\u00e4chst nur auf die Reizbarkeit, keineswegs aber auf die Gruppe von Einrichtungen wirke, deren Resultirende die Leistungsf\u00e4higkeit ist. Offenbar hat es einen hohcnGrad von Wahrscheinlichkeit f\u00fcr sich, dass an der Ausl\u00fchrung einer Arbeit beziehungsweise der sie begleitenden Verschiebung der Muskcllhcilciieu diese letzteren insgesamml belheiligl seien. Ist dieses der Fall, sind also, damit eine Leistung aus-gcfuhrl werden k\u00f6nne, dem weitaus gr\u00f6ssten Theil der Muskelmasse gewisse Eigenschaften nolhwendig, so ist nicht einzu sehen, wie dieselben, wenn sie einmal verloren gegangen sind,\nr","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nC. Lutiwig uni\u00bb Airx. Schmidt,\n[63\n(hiii'li cine so geringe Menge von 0 wieder hcrgestelll werden k\u00f6nnen Stellen wir uns dagegen vor, dnss innerhalb des Muskels neben der (h uppe von Stollen und Hinrichtungen f\u00fcr die Leistungsf\u00e4higkeit eine andere bestehe, unter deren Mitwirkung die Iteizbarkeil zu Stande kommt, so liegt nichts im Wege, nn-zunehmen, dass dieser letztere nur einen sehr kleinen Anlheil der Muskelmasse ausmache, obwohl sie durch die ganze Substanz des Muskels hindurch verbreitet sei. Diese Masse w\u00fcrde als diejenige anzusehen sein, welche durch den Reiz zun\u00e4chst in Bewegung gesetzt w\u00fcrde und welche, wenn dieses geschehen, dann erst die Gruppe der leistungsf\u00e4higen Bestandteile zu Contraclionen veranlasste. Zu dieser oder einer \u00e4hnlichen Vorstellung ist man, wie wir glauben, nicht allein durch die geringe Menge des zur Erholung n\u00f6thigen Sauerstoffs gedr\u00e4ngt, sondern auch durch die von uns fr\u00fcher betonte Thatsache, dass der k\u00fcnstliche Blutstrom die verlorne Leistungsf\u00e4higkeit, wenn \u00fcberhaupt, so jedenfalls nur in beschr\u00e4nktem Maasse, wieder herstellen kann.\nEin eigent\u00fcmliches Licht auf die Stellung des Sauerstoffs zu den Einrichtungen, von welchen die Reizbarkeit abh\u00e4ngt, wirft die von uns beobachtete und schon fr\u00fcher erw\u00e4hnte Thatsache, dass in dem ersten Stadium in der Blutleere die Reizbarkeit \u00fcber ihr fr\u00fcheres Maass anw\u00e4chst. Wir wollen aus ihr keine weiteren Hypothesen ableiten, wir erw\u00e4hnen sie hier nur noch einmal, um die Aufmerksamkeit der k\u00fcnftigen Beobachter auf sie zu lenken.\n8. Die C02-Bildung im Muskel. \u2014Unsere Methode zum Aufl\u00e4ngen des Blutes l\u00e4sst, wie wir schon erw\u00e4hnt haben, den Verdacht berechtigt erscheinen, dass eine, wenn auch geringe Menge von C02 durch Diffusion aus dem Venenblut entwichen sei, bevor dasselbe in unsere Sammelr\u00f6hrchen gelangte. Dieser Umstand l\u00e4sst es uns gerathen erscheinen, von einer so umf\u00e4nglichen Benutzung unsrer \u00fcber jenes Gas gesammelten Thalsachen nhzustehen, wie wir sie den auf das Sauerstoffgas bez\u00fcglichen angedeihen Hessen. Wir halten uns dagegen f\u00fcr berechtigt, aus unsern Versuchen die Folgerungen abzuleilen, welche durch die eingetretene Dilfusion nicht beeintr\u00e4chtigt waren. Hiezu z\u00e4hlen wir zun\u00e4chst solche Beobachtungen, bei welchen an demselben Muskel der Strom mit gleicher Geschwindigkeit durch die Vene floss. Da in diesen F\u00e4llen die","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"Das Verhalten der Gase etc.\n53\n64]\nverschiedenen Hlulmassrn will)rend sehr ann\u00e4hernd gleicher Zeiten der Diffusion au.sgcsclzl und in der Hegel rUeksiehllich ihres Gehaltes an C02 nicht sehr verschieden waren, so darf man annehmen, dass der vorhandene Verlust f\u00fcr jede derselben ein gleicher gewesen sei.\na. Die erste unserer Betrachtungen bezieht sich auf den Unterschied in der C02-Bildung, w\u00e4hrend der Muskel ruht, zuckt oder erm\u00fcdet ist. Die Zusammenstellung der Zahlen aus den zu unsorm Zsvcck brauchbaren und schon fr\u00fcher erw\u00e4hnten Versuchen (p. 50) an 4 verschiedenen Muskeln f\u00fchrt zu der folgenden Tabelle. \u2014 Unter dein ersten Slabo derselben steht die Zeit von der Sammlung der ersten zur Analyse dienenden Blulmcnge an gerechnet, unter der zweiten steht der Zustand des Muskels w\u00e4hrend der Sammlungszeil des Blutes, in der dritten Beihe steht die Blutmenge in Ccm., welche in je einer Minute w\u00e4hrend der Sammlungszeit aus der Vene, floss. Die vierte Zahlenreihe giebl an, wio viel C02 (in Ccm. bei \\ Ml. /fydruck und 0\u00b0 C.) in je einer Minute w\u00e4hrend der Zeit der Durchleitung gebildet wurde. Bei den unter dem f\u00fcnften Stabe stehenden Verh\u00e4ltnisszahlen der gebildeten C02-Mengen Jsl die w\u00e4hrend der Ruhe gebildete C02 als die Einheit angenommen. Bei der Erwerbung dieser Zahlen wurden im Uebrigen selbstverst\u00e4ndlich alle die Vorsichtsmassrcgcln in Anwendung gebracht, deren wir uns, wie Seite 49 erw\u00e4hnt, bedienten.\nZeit des Aufsain-melns in Minuten.\tMuskel- . zustand. \u2022\tBlut in \u00ab1er Minute. \t1 \u2014 r \t\tC02 in der Minute.\tVerh\u00e4lt- nis\u00bb ruhend\tC02 in 100 Th. art. Blut.\tMuskel- f.ew\n0\u201420\truhond\t2,l8Ccm.\t0,036Ccm.\t\t.\t\n20\u201440\tzuckend\t2, 36\t0,187\t3,80\t1 7,0\u00bb\t\u2014\n40\u201461\term\u00fcdet\t2,<6\t0,116\t3,22\t\t\n75\u2014 H6\tzuckend\t0,75\t0,055\t1.22\t19,29\t153\n124\u2014172\term\u00fcdet\t0,68\t0,038\t0,84\t\t\n178\u2014214\truhend\t0,K5\t0,045\t\t\t\n0\u201410\truhend\t8,00\t0,229\t\t\t227\n50\u201460\tzuckend\t8,01\t0,808\t1,34\t24,12\t\n\u00bb0\u2014100\term\u00fcdet\t2,\u00bb8\t0,277\t1,21\t\t","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"f>4\t(I. I.iiiiwiu und Ai.kx Schmidt,\t[lift\n/.oil des AiiJ'snm-\tMuskel-\tlllul in der\tCO* in der\tVorliiill- niss.\t:<>3 in 100 Th. art. mut.\tMuskel-\nmollis in\tZllslilllll.\tMinute.\tMinute.\truhend\t\tK\u00abW.\nMimilcn.\t\t\t\t= 1.\t\t\n0 \u2014 14,5\truhend\tS.tOCcin.\tO.iftCcin.\t\t.\t\n16\u2014is\tzuckenil\t4,50\t0,11)\t0,73\t\t\n31 \u2014 47\term\u00fcdet\t4,34\t0,46\t1,00\t. 21,04\t- 174\nS5\u201497\truhend\t4,60\t0,44\tI\t\t\n105\u2014HS\t/.tickend\t4,40\t0,19\t0,86\t\t\n133\u2014146\term\u00fcdet\t4,40\t0,40\t0,91\t\t\nNur in Her Mehrzahl der Einzclbcobachtungen, keineswegs ledoch in allen zeigt sich die Menge der C02 innerhalb des Vonenblules vermehrt, wenn diescsaus dein zuckenden oder dem erm\u00fcdeten Muskel hervorslr\u00f6mt. Trotz des unbest\u00e4ndigen Erfolgs scheint es dennoch als ob die Steigerung dcrC02-\u00dfildnng, in den F\u00e4llen wo sic stattfand, von dcrZuckung bedingt worden sei. Auf eine Zusammengeh\u00f6rigkeit beider Vorg\u00e4nge deutet mindestens der Umstand, dass die C02 sich mit dem Eintritt der Zuckung pl\u00f6tzlich mehrt und mit ihr bis in die Periode der Erm\u00fcdung hinein andauert. Unsere Annahme wird ferner unterst\u00fctzt durch die'Beobachtungen, welche Sczelkow am lebendigen Muskelblut und L. Hermann am ausgeschnittenen Froschmuskel anslolltcn. Beide Beobachter fanden, dass durch die Zuckung dor C02-Bildung Vorschub geleistet werde. Zugleich fehlt es nicht an Auswegen, um mit der vorstehenden Auslegung unserer Versuche das Vorkommen in Uobereinstimmung zu bringen, bei welchem das Vcnenblul des zuckenden oder erm\u00fcdeten Muskels weniger C02 ausf\u00fchrl als das des ruhenden. Will man sich nicht zu der an und f\u00fcr sich zul\u00e4ssigen Meinung bekennen, dass es auch Zuckungen geben k\u00f6nne, die ohne eine gesteigerte Neubildung der genannten S\u00e4ure ablaufen k\u00f6nnen, so kann man annehmen, dass die w\u00e4hrend dcrZuckung im vermehrten Muasse entstandene C02 den Gehalt des Blutes an derselben darum nicht auf oder \u00fcber den des ruhenden Vonenblules gebracht habe, weil die andere von den Muskclzusl\u00fcndcn unabh\u00e4ngige C()2-Bildung in den angegebenen F\u00e4llen aus unbekannten Gr\u00fcnden verringert war. Diese letztere Unterstellung erscheint um so weniger als eine gesuchte, weil es den A n-sehein hat, als ob der ausgeschnittene Muskel auch w\u00e4hrend der Buhe in einem hesondern Verh\u00e4ltnis zur C02-Bildung stehe.","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"Das Vkhiiai.tkn DUR GaNK \u00able.\n55\n()<)]\nh. lieber iliis Verhilllniss dos verbrauchten O's zur neuge-bildclen GOr \u2014 Die Beobachtungen von Sczclkow filier d;is\nVerh\u00e4ltnis\u00bb im ruliondon und zuokonden Muskid, ludion zu\nder Meinung gef\u00fchrt, dass im Gegensatz zur Ruhe wahrend der Zuckung C02 gebildet w\u00fcrde, ohne Zuthun des Sauerstoffs, welchen das arterielle Blut in den Muskel einfuhrt. Diese Annahme schien ihre Best\u00e4tigung zu finden durch Athmungs-vorsuchc am Kaninchen und nicht minder durch die rasch ber\u00fchmt gewordenen von l,eUenkofer~Voit am Menschen aus-gef\u00fchrten Beobachtungen. Die Erfahrungen am ausgeschnittenen Muskel gewahren jedoch den obenorwahnten Thatsachon keine Unterst\u00fctzung. \u2014 Da die Beobachtungen Uber den Saucrsloff-vcrbrauch (p. 50) und die \u00fcber C02- Bildung (p. tii) an\u2019denselben Muskeln und aus demselben Blut gewonnen sind, so CO\nlasst sich das Vcrhaltniss aus ihnen ableitcn.\nZustand des Muskels.\tO-Verbiauch in t Minute.\tC02-Gewinn in 1 Minute.\tC02 0\n1. ruhend\t0,07t\t0,036\t0,51\nzuckend\t0,170\t0,137\t0,81\nerm\u00fcdet\t0,121\t0,116\t0 91\nII. schwachcrmitdcl\t0,050\t0,067\t1,83\nzuckend\t0,051\t\u2022 0,055\t1,08\nerm\u00fcdet\t0,035\t0,038\t1,08\nruhend\t0,038\t0,015\t1,18\nIII ruhend\t0,183\t0,129\t1,25\nzuckend\t0,261\t0,308\t1,17\nerm\u00fcdet\t0,372\t0,177\t1,02\nIV. ruhend\t0,11)\t0,26\t1,31\nzuckend\t0,22\t0,19\t0,87\nerm\u00fcdet\t0,20\t0,26\t1,31\nruhend\t0.18\t0,22\t1,73\nzuckend\t0,11\t0,19\t1,71\nerm\u00fcdet\t0,11\t0,20\t1,11\nR\u00fccksichlliclt der Frage \u00fcber die Erh\u00f6hung der Verhall\u2014 CO\nnisszahl \u2022 * geht also aus der vorstehenden Zusammenstellung hervor, dass der betreffende Werth, wahrend die Zuckung ein-","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"G. Ludwig und Alkx. Schmidt,\n[\u00ab17\n50\nmal ein grosserer, dreimal ein kleinerer und einmal gleich derjenigen w ahrend der Ruhe war. Ganz dasselbe Verhalten bielel sieh, wenn man den bereiten Quotienten w\u00e4hrend der Erm\u00fcdung und der Ruhe mil einander vergleicht. \u2014 Somit giebl, wie schon erw\u00e4hnt, die augoslelllc Vergleichung koine Veranlassung zu der Meinung, dass der zuckende ausgeschnittene Muskel vorzugsweise zu einer Zerspaltung seinor Molecule und einer hieraus folgenden G02-\u00dfildung geneigt sei.\nDie vorstehenden Zahlen liefern dagegen das andre auffallende Ergcbniss, dass innerhalb des ausgeschnittenen Muskels in der Regel und zwar in allen seinen Zustanden w\u00e4hrend der Ruhe, Zuckung und Erm\u00fcdung mehr C02 entsteht, als aus den locker gebundenen 0- Massen des Oxyh\u00e4moglobins hervorgehen kann.\nZur weitern Sicherstellung dieser Erscheinung wollen wir auch noch unsere andern C02-Bestimmungen herbeiziehen, in welchen die Folgen dos Verlustes an C02 nicht eliminirt sind. Vorausgesetzt, dass ihre Aussagen zu Gunsten der eben gegebenen ausfnllen, sind sic zur F\u00fchrung eines Beweises geeignet. Denn w-enn sie, obwohl sie mit dem Verdacht des C02-Verlustes\nbehaftet sind,\ndennoch einen Quotienten\nCO,\n0\nliefern, der die\nEinheit \u00fcbersteigt, so ist sichor erwiesen, dass der 0 des Oxyh\u00e4moglobins zur S\u00e4urebildung nicht gen\u00fcgt habe.\nAusser den auf der vorstehenden Seite besprochenen Muskeln haben wir noch durch 8 andere arterielles Blut geleitet und den O und die C02 des Blutes untersucht. Die Dauer der Str\u00f6mung, aus welcher das zu analysirendo Blut hervorging, betr\u00e4gt bei jedem dieser Muskeln lange Zeit. Wenn wir demnach die O-Mcngc nehmen, welche w\u00e4hrend dieser ganzen Zeit verbraucht und sie in die C02 dividiren, welche w\u00e4hrend dess gebildet wurde, so erhalten wir eine Auskunft, die sich \u00fcber einen betr\u00e4chtlichen Bruchlhcil der Lebensdauer erstreckt, die dem Muskel noch verg\u00f6nnt war. In der folgenden Zusammenstellung finden sich die hier cinschlagcndcn Zahlen.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"68]\tDas Vkriiai.tkn dkh Cask etc.\t57\n\t\tZustand des Muskels.\tGesummt\u00ab Zeit der Durcli- Icitll I1R.\tGesummt. Blutmeng.\tGesamm-lor O-Vcr-lust.\tGosainm-tor COg-Gewinn.\tCO O\n\u2022 1\t\t17 Min. zuck.\tS3 Min.\tIlSCcm.\t4,18\t4,31\t1,08\n11\t\t\t209\t147\t7,44\t10,13\t1,36\nlit\u00bb\t\t\t82\t124\t9,61\t7,67\t0,80\nmb\t\t\t23\t63\t4,59\t4,13\t0,90\nIV\u00bb\t\t\t7S\t188\t12,23\t12,21\t1,00\nIVb\t\t\t37\t94\t7,40\t8,40\t1,10\nV\t\truhend\t61\t<46\t11,12\t11,55\t1,04\nV[ft\t\t\t169\t1.73\t11,91\t<2,68\t1,05\nV|b\t\t\t69\t92\t6,80\t8,17\t1,20\nVII\t\t\t176\t120\t9,40\t5,34\t0,57\nVIII\u00bb\t\t\t71\t121\t8,09\t7,33\t0,91\nVlllb\t\t\t17,5\t60\t3,50\t4,19\t1,20\nBevor vvir aus den milgelhcillen Zahlen ein Resultat ziehen, \u00ab erden wir erst den Grund angeben m\u00fcssen, warum in der Tabelle die Muskeln III, IV, VI, VIII je zweimal erscheinen. An diesen Muskeln wurden die Versuche \u00fcber die Aenderungcn der Blutgase durch den ungleich raschen Rlulslrom angestellt. Wir erhallen somit an ihnen Zeitabschnitte der langsamen und der raschen Str\u00f6mung. Nun ist es offenbar, dass, wenn ein CQ2-Verlust eintrat, dieser w\u00e4hrend der raschen Str\u00f6mung geringer als w\u00e4hrend der langsamen sein musste. W\u00e4hrend der langsamen Str\u00f6mung konnte m\u00f6glicherweise der Verlust so weit\nCO,\nangewachsen sein, dass hierdurch der wahre Werth von \u2014^\nwesentlich beeintr\u00e4chtigt worden w\u00e4re, w\u00e4hrend dieser Schaden zur Zeit der raschen Str\u00f6mung weniger zu bef\u00fcrchten war. Aus diesem Grund haben wir nicht nur die Resultate der Gasbewegung w\u00e4hrend der gesammten Dauer des Stroms eingeschrieben, sondern auch diejenigen, welche w\u00e4hrend dcrZeit des rascheren Stroms gefunden wurden. Bei einer Vergleichung CO.\ndes Bruches -* von llla mit lllb u. s. f. wird man in der Thal\ngewahren, dass derselbe f\u00fcr die Zeilen der rascheren Str\u00f6mung jedesmal einen h\u00f6heren Werth erh\u00e4lt als f\u00fcr die Zeilen der gesummten. Hieraus scheint sich also unsere Bef\u00fcrchtung eines G02-Vcrliislos w\u00e4hrend der letztem zu best\u00e4tigen.\nCO.\nDie Verh\u00e4llnisszahl erreicht und \u00fcbersteigt, wie die\nTabolle sehen l\u00e4sst, in 5 Muskeln die Hinhoit wenn man dip","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nC. Ludwig und Ai.kx. Schmidt,\n(60\nMil Irl aus doi gesummten Stromzcil in Betracht zieht; wenn niriii dagegen die Zeilen der raschem Str\u00f6mung zur Bildung der genannten Vcrhiiltnisszahl benutzt, so geben 6 Muskel einen die Kiuhcil Ubersleigenden Werth des Quotienten; der 7. erreicht sie nahezu, so dass unter den 8 Muskeln nur einer \u00dcbrig bleibt, welcher stark aus der Reihe fallt. Unter diesen Umst\u00fcnden wird man sich nicht dem Vorwurf der Ueberlreibung ausselzen, wenn man diese Beobachtungen als einen Beweis daf\u00fcr ansieht, dass in der Regel der ausgeschnittene Muskel zur C02-Bildung mehr O verbraucht als or aus dem lose gebundenen der Blutscheiben beziehen kann.\nKincn nicht minder entscheidenden Bewois crh\u00fcll man aus den Durchlcilungcn des Blutes, das wenig oder gar kein 0 enthalt. Der Versuch mit enlsauerstofRem Blule f\u00fchrt jedoch nur dann zu einem deutlichen Resultat, wenn man in die Arterie ein Blut mit nicht allzu grossem Gehalt an C02 einloitel. Zuerst \u00fcbersahen wir die Bedeutung des Ictztorn Umstandes und f\u00fchrten durch einen Muskel Krslickungshlul mit 38,7 bcz. 40,87 Proc. GO.,. In zwei auf einander folgenden Leitungen kehrte das Blut mit \u2022\u25a0>\u2022'),40 und beziehungsweise mit 43,77 Proc. beladen zur\u00fcck. In dem einen Fall hallo es also C02 oingeb\u00fcssl, in dem andern daran gewonnen. Ob der Verlust innerhalb des sehr langsamen Stromes im Muskel oder durch die Venenwand in die Luft geschah, wissen wir nicht.\nDurch diesen Versuch belehrt, wendeten wir sp\u00e4ter Blut an, das zuerst durch Sch\u00fctteln mit Luft eines grossen Theils seiner GO\u201e beraubt und welchen) dann durch Kiscn der 0 entzogen war. liinen Fall, in welchem dieses letztere nahezu gelungen, thoilon wir ausf\u00fchrlich mit, der Muskel wog \\ 94 Gramm, er wurde nur, soweit dies zur Pr\u00fcfung der Reizbarkeit noth\u2014 wendig, gereizt.\nZoll v. hoginn\nIn der Minulo.\nU 1 Id II \u00a3UIIS>.\tBlutvulum.\t0\tCOo.\t0.\t\tC02.\n0\u2014 1 \u00fc\t1,5f>\t0,099\t0,136\t15,04\t\t21,95\n3(1\u2014fl3\t0,90\t0,009\t0,!0t\t\t0,62\t19,41\nS5 \u2014 15*\t0,42\t0,00t\t0,018\t\t\t\n198\u2014260\t0.43\t0,038\t0,0*2\t\t15,0t\t21,95\n270\u2014315\to,ss\t0,036\t0,030\t\t\t\nIn <00 Tlioil. des zu-gcllossonen Blulos.","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"70]\nDas VkRiiAi.TKN DKii Gasf. etc.\n5\u00bb\nIn der Zeit, die zwischen die I. und 2. Aufsannnlung liel, wurden 11 Ccm. reducirtcn Blutes durch den Muskel geschickt. * Inder Zeit, welche zwischen die 3. und 4. Aufsammlung fiel, wurden 21 Ccm. arteriellen Blutes durch den Muskel gef\u00fchrt. Nach Beendigung dor3. Ansammlung, nachdem also derMuskol wilh-rend 135 Minuten von rcducirlem Blut durchstr\u00f6mt worden war, hatte er seine F\u00fclligkeit, auf sehr starke Reize zu zucken, eingebtlsst. Nachdem alsdann 30 Ccm. arteriellen Blules durch ihn gegangen, fanden sich jetzt, mit schw\u00e4cheren Schl\u00e4gen gereizt, lebhafte Zuckungen ein. Aus dem 0-Gehall des Blutes in Durchlcitung 4 w\u00fcrde sich bis zu dieser Zeit ein O-Vcrbrauch von 3,11 Ccm. berechnen.\nMil R\u00fccksicht auf die Frage, ob ein Muskel, der von O-freiem Blut durchstr\u00f6mt wird, C02 zu liefern im Stande ist, w\u00fcrde aus der vorstehenden Reihe nur das Resultat der dritten Durchlcitung herbeizuziehen sein. Man sieht, dass die Antwort bejahend ausf\u00e4llt. Vergleicht man 3 und 4, in welchen das Blut mit gloicher Geschwindigkeit str\u00f6mte, so stellt sich heraus, dass der durch den vorg\u00e4ngigen O-Mangcl fast vollst\u00e4ndig erm\u00fcdete und noch immer von nahezu sauerslofffrciem Blut durch-slr\u00f6mlc Muskel, wio er bei der Aufsammlung 3 gewesen, nahezu ebensoviel C02 geliefert hat, wie w\u00e4hrend des Aufsammelns 4, bei welcher der wiedor reizbar gewordene Muskel von arteriellem Blut durchflossen war. Obwohl also in 3 dem Muskel fast gar kein Sauerstoff durch das Blut zugef\u00fchrl wurde, war dennoch die C02-Bildung nahezu so m\u00e4chtig gewesen wie in 4, wobei das den Muskel durchsetzende Blut eine merkliche Menge? von 0 eingebtlsst hatte.\nIn einem zweiten Versuch, der dasselbe Ziel, wie der vorstehende anslrebte, war die lintfernung des O\u2019s nicht so vollst\u00e4ndig gelungen; immerhin ist auch diese Beobachtung er-w\u00e4hnenswerth.\nZeit.\tZustand d. Muskels.\tIn niut- stroin.\t1er Min O\tulo. C02\tGelullt in 100 der Arterien. O I COa\t\tTlnilei der \\ O\tBlut enen. C02\n1.\t0 \u2014 65 2.\tr,r,\u2014S7 3.\t67\u2014154\truheml zuckend ruhend\t0,47 1,48 0,50\t0,010 0,12!) 0,051\t0,008 0,198 0,045\t5.29 16,27\t16,41 17,34\t1,32 7,57 6,07\t30,81 30,72 26,35","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nC. Ludwig und Ai.kx. Schmidt,\n[71\nAuch liier ist rlas Volum der gebildeten C02 viel betr\u00e4chtlicher als das des verlornen O\u2019s. Durch alle diese Thatsachen scheint, es uns nun unzweifelhaft erwiesen, dass der ausgeschnittene Muskel mehr C02 bildet, als er cs verm\u00f6ge des mit dem Blute zu ge f\u00fchrten O\u2019s thun konnte. Da dieses geschieht in der Ruhe und Zuckung und w\u00e4hrend der Ilurchleilung eines Blutes, das reich oder arm an Sauerstoff ist, so glauben wir nicht fehl zu gehn, wenn wir diesen Vorgang als einen dem ausgeschnittenen Muskel unter allen Umst\u00e4nden eigenthtlmlichen ansehn. Hiezu glauben wir um so mehr berechtigt zu sein, weil diejenigen Angaben nichts Aehnliches gewahren lassen, die wir Uber die C02-\u00dfildung des Muskels besitzen, der noch seinen nat\u00fcrlichen Standort einnimmt. Aus den Milthoilungen von Sczelkow Uber das Vcrh\u00e4ltniss zwischen O-Verbrauch und C02-Bilduug innerhalb eines dem lebenden Thierc angch\u00f6rigcn Muskels, gehl mit Entschiedenheit hervor, dass der ruhende Muskel des lebendigen Thiers noch lange nicht so viele Volumina f:02 bildet als er dieses verm\u00f6ge des vom Blute abgegebenen O's zu thun verm\u00f6chte. Diese Erfahrungen knUpfen an eine von L. Hermann gewonnene an. Nach dieser letztem vollendet sich das Absterben des nicht ern\u00e4hrten Froschmuskels jedesmal unter Bildung einer bestimmten von der Art des Abslcrbens unabh\u00e4ngigen C02-Mcngc, woraus zu schlicsscn, dass die Erreg-, barkeil erl\u00f6sche, so wie ein bestimmter Anlhcil eines nicht n\u00e4her zu bezeichnenden Molectlls der Muskelsubstanz zerst\u00f6rt sei. \u2014 Zu dieser Anschauung passt cs, dass auch der ausgeschnittene und ern\u00e4hrte S\u00e4ugcthicrmuskcl w\u00e4hrend seines Abslcrbens eine C02-liildung sehen l\u00e4sst, die unabh\u00e4ngig von der durch das Oxyh\u00e4moglobin cingclcileten vor sich gehl. Ob aber die Uebereinstimmung zwischen den Thatsachen von Hermann und den unsern noch weiter zu treiben, scheint uns zweifelhaft. Denn wir sehen schon die M\u00f6glichkeit nicht ein, wio man am ausgeschnittenen von Blut durchslr\u00f6mlcn S\u00e4ugethier\u2014 muskel das hier in Frage kommende C02-Volum bestimmen wollte, weil cs durchaus kein Kennzeichen f\u00fcr die auf den Process des Absterbens sich beziehende C02 gicbl. \u2014 Ausserdem ist augenscheinlich die vom Sauerstoff des Oxyh\u00e4moglobins unabh\u00e4ngig gebildete <;02-Mengc geringer, wenn der Muskel blutleer, und gr\u00f6sser, wenn er trotz des fortdauernden Blutslroms ab-siirbl. \u2014 Zudem setzt sich die Bildung der C02, die aus dem","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"61\n72]\tDas Verhalten de\u00ab Gase de.\nZerfall O-halliger Molecule hervorgeht, auch noch wahrend der\n*\tCO\nTodtenstarre fort. So fanden wir den Quotienten in drei\nLeitungen von zwei verschiedenen lodtenslarren Muskeln zu 3,3; 2.0 und 1,1. An eine zeitliche Abgrenzung der Processe im absterbenden und abgeslorbenen Muskel ist also ebenfalls nicht zu denken.","page":61}],"identifier":"lit1351","issued":"1868","language":"de","pages":"1-61","startpages":"1","title":"Das Verhalten der Gase, welche mit dem Blut durch den reizbaren S\u00e4ugethiermuskel str\u00f6men","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:02:05.359188+00:00"}