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{"created":"2022-01-31T14:00:12.780959+00:00","id":"lit1354","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Prussak, Alexander","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 86-103","fulltext":[{"file":"p0086.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Physiologie und Anatomie des Blutstroms in der Trommelh\u00f6hle.\nVon\nDr. A. Priissak.\nMil zwei Tafeln in Farbendruck.\nDer Blutstrom in der Wand der Trommelh\u00f6hle muss mil eigent\u00fcmlichen Einrichtungen ausgcslattel sein, die es bedingen, dass im gew\u00f6hnlichen Laufe des Lebens der Hohlraum der Trommel seine F\u00fcllung mit Lufl behauptet. Bei der geringen Festigkeit der Weichtheile, welche die Blutgef\u00e4sse von dem Luftraum der Trommelh\u00f6hle scheiden, k\u00f6nnte man h\u00e4ufige Blutungen in sie erwarten; \u2014 da den weichen Bedeckungen der kn\u00f6chernen Trommelwand die Lymphgef\u00e4sse fehlen, so m\u00fcssten, sollte man glauben, die ser\u00f6sen Erg\u00fcsse, welche in den aus Bindegewebe hcrgcstellten H\u00e4uten so h\u00e4ufig Vorkommen, an unserm Ort ganz besonders St\u00f6rungen veranlassen ; \u2014 da ferner die Trommelh\u00f6hle mit einem Epithelium ausgekleidet ist, so muss auch eine Abschuppung desselben eintreten. Gesch\u00e4he dieselbe einigermassen reichlich, so w\u00e4re eine Anh\u00e4ufung der Sch\u00fcppchen in der Trommelh\u00f6hle um so sicherer zu erwarten, als die Mittel, welche zur Entfernung derselben durch die tuba Eustachii hindurch hier zu Gebote stehen, keineswegs zur F\u00f6rderung gr\u00f6sserer Massen geeignet sind. Von allen den Sch\u00e4den, welche soeben als drohend bezeichnet wurden, sieht man jedoch f\u00fcr gew \u00f6hnlich keinen eintreten. Wenn hieraus mit Recht auf ein besonderes Verhalten des Itlulslroins in den Bedeckungen der Trnmmclknocltcn zu schliessun ist, so weisen nicht minder andere Thalsachen auf einen cigcnthUmlichcn Blutslrom im Trommelfell hin.\nF\u00fcr die Aufnahme des Schalles scheint es in keinem Fall gleichg\u00fcltig zu sein, bis zu welchem Grade die Gef\u00e4sse des Trommelfells mit Blut erf\u00fcllt sind und namentlich, ob das","page":86},{"file":"p0087.txt","language":"de","ocr_de":"1021 Zur Physioi.ocik arm Anatomie des Hi.itstroms etc. 87\nTrommelfell Tlioil nimml tin don ver\u00e4nderlichen Cou^osliv\u2014 zusUinden, welchen die Ohrmuschel so reichlich nusgcsclzl ist.\nDiese Ueberlegungcn forderten zu einer erncuelen Pr\u00fcfung Uber das Verhalten der Blutgef\u00e4sse in der Trommelh\u00f6hle auf. Da die Eigenschaften des Blutslroms, welche auf fundamentale Lebensvorg\u00e4nge Bezug nehmen, sich bekanntlich in gleicher Weise beim Menschen und den S\u00e4ugethieren gestalten, so schien es mir gestaltet, als Object der Beobachtung die Trommelh\u00f6hle des Hundes zu w\u00e4hlen, ohne der Bef\u00fcrchtung ausgesetzt zu sein, dass diese Wahl die G\u00fcltigkeit der gewonnenen Resultate f\u00fcr das menschliche Ohr beeintr\u00e4chtigen w\u00fcrde. DieKenntniss des anatomischen Verhaltens der Gef\u00e4sse in der Trommelh\u00f6hle erwies sich aber um so nolhwendiger, als ich im Verlauf meiner Untersuchungen eine Methode kennen lernte, nach welcher man am lebenden Hund die genannte H\u00f6hle in der Weise bloszulegcn vermag, dass man den Blutstrom in ihr mit vollster Deutlichkeit beobachten und den Ver\u00e4nderungen, die er durch Nervenerregung erleidet, nachgehen kann. Die Fragen, deren L\u00f6sung sich durch die Verbindung von anatomischen und physiologischen Methoden in Aussicht stellte, erwiesen sich bald so zahlreich, dass an ihre Beantwortung w\u00e4hrend meines kurzen Aufenthalts in Leipzig nicht gedacht werden konnte. Ich muss mir deshalb Vorbehalten, nach meiner R\u00fcckkehr in St. Petersburg auf den vorliegenden Gegenstand noch einmal zur\u00fcckzu-kommen.\nI. Heber das anatomische Verhalten der Blutgef\u00e4sse und ihrer Umgebung.\nDie k\u00fcnstliche F\u00fcllung der Blutgef\u00e4sse, welche in der Wand der Trommelh\u00f6hle liegen, ist nicht ohne Schwierigkeit, namentlich wenn man nicht bloss eine vollst\u00e4ndige F\u00fcllung derselben zu erhalten, sondern auch zu erfahren w\u2019Unscht, von welchem arteriellen Zulluss jede einzelne Abtheilung der Paukenwand versorgt wird und in welche Venen sie ihr Blut ergiossl. Das wesentliche llinderniss, welches sich der Erlangung der zuletzt geforderten Erkennlniss entgegenslelll. liegt in den zahlreichen und feinen Aeslchen, welche in die Trommelh\u00f6hle cinlrcten und die, obwohl sie einen verh\u00e4ltnissm\u00fcssig selbstst\u00e4ndigen Verlauf besitzen, dennoch einem System angch\u00f6ren,","page":87},{"file":"p0088.txt","language":"de","ocr_de":"88\nDh. A. Prussak,\t[103\ndas in .seinen gr\u00f6hcrn Ver\u00e4stelungen ;mf die mannigfachste Weise durch Collateralwege verbunden ist.\nDas vorgesleckle Ziel scheint mir nur dadurch mit Sicherheit erreichbar /.u sein, dass jedes einzelne der Pauken\u00e4stchen isolirt eirigesprilzl wird und zwar so, dass die in das betreffende Ce lass gef\u00fchrte Masse nur in die Paukenh\u00f6hle dringt, ohne auch ausserhalb derselben sieh zu verbreiten. Diese dem Injeclionsverfahren gestellte Aufgabe ist mit den neuesten Verbesserungen desselben l\u00f6sbar, vorausgesetzt dass man mit der Topographie der zuf\u00fchrenden und der abf\u00fchrenden St\u00e4mmchen auf das genaueste vertraut ist und dass man eine leicht bewegliche kalte Masse cinsprilzt.\nUnter den mannigfachen Massen, welche gegenw\u00e4rtig angewendet werden, fand ich f\u00fcr den vorliegenden Zweck am brauchbarsten eine concentrirte L\u00f6sung von Berliner Blau, welches nachtr\u00e4glich durch Zusatz von Kochsalz ausgef\u00e4llt, war. Die Kochsalzmenge muss sehr allm\u00e4hlich der blauen L\u00f6sung zugef\u00fcgt werden, und zwar nur in dem Maasse, dass nicht weniger als ein halbes und nicht mehr als ein ganzes Procent von Na CI in der Fl\u00fcssigkeit gel\u00f6st ist. Die Absicht, welche mit diesem vorsichtigen Zusatz von Kochsalz erreicht werden soll, besteht darin, dass der Niederschlag m\u00f6glichst feink\u00f6rnig wird. Zu der gelullten blauen Farbe mischt man ein gleiches Volum Glycerin, um die gern an derGef\u00e4sswand haftenden und in Folge davon die Lichtung verstopfenden blauen K\u00f6rnchen leichter beweglich zu machen. Mil dieser Masse erh\u00e4lt man allerdings keine sogen. Musterpr\u00e4parate; denn nach der vollendeten Injection strotzen die Gef\u00e4sse niemals, sondern sie sind nur auf ihrem Verlauf durch eine deutlich blaue F\u00e4rbung gekennzeichnet, die in die Arterien etwas tiefer als in die Venen hervortritt. Diese unvollkommene F\u00fcllung halte ich jedoch gerade f\u00fcr einen Vortheil, weil durch die blaue Farbe hindurch die mikroskopische Struetur der Wand in der Regel noch zu erkennen ist. Darum ist man immer in der Lage, mit Hilfe von CarminfUrbung festzuslellen, welcher Gattung von Gef\u00e4ssen das injicirle angeh\u00f6rt. \u2014 Statt eines feinen Niederschlags des Berliner Blau\u2019s habe-ich auch einen solchen von. Carmin, mit w\u00e4sserigem Glycerin versetzt, brauchbar gefunden.\n\u25a0 ! -, Die Orte, an welchen man behufs der partiellen Injection die Can\u00fcle einzuselzen hat, ergeben sich, wie oben bemerkt, aus der","page":88},{"file":"p0089.txt","language":"de","ocr_de":"10t] Zur Physiologie und Anatomir d\u00fcs Bujtsthoms elc. 89\ngenauen Konntniss des Ursprungs und Verlaufes der Zweige, welche \u00fcberhaupt zur Paukenh\u00f6hle treten. Statt einer ausf\u00fchrlichen Beschreibung gebe ich in Tafel I. Pig. I eine Abbildung von der Arterienverthcilung in der Umgegend der Paukenh\u00f6hle, insbesondere soweit sic von der a. carotis exl. aus geschieht.\nlieber die Bedeutung der in die Figur eingeschriebenen Zahlen und Buchstaben giebt die nachstehende tabellarische Zusammenstellung Aufschluss. Diese, letztere ist nach den Bezirken der Pauke geordnet, in welche sich die. bezoichnelcn Ge fasse verbreiten. \u2014 An diese Tabelle schlicssl sich eine andere an, \\velche die Arterien der Pauke mit dem ihnen zugeh\u00f6rigen Verbreituugsbezirk aufzahll.\nGef\u00e4sse der Paukenh\u00f6hle nach derOertlichkeil der letztem geordnet.\n1.\tMeatus auditories exlcrnus, und zwar\n\u00e4usserer Theil des knorpeligen St\u00fccks,\nram. art. auricularis posterior 6. a, b.\n\u00bb\t\u00bb auricularis inferior 7. c, d, e, f.\nInnerer Theil des knorpeligen und des kn\u00f6chernen meatus externus,\nram. art. auricularis posterior 6. k.\n\u00bb\t\u00bb auricul. profunda 12. o. p.\n2.\tTrommelfell,\nram. art. auricularis posterior 6. k.\n\u00bb\t\u00bb auricularis profunda 12. o. p.\n3.\tPeriost der Pauke.\nAeussere Paukenwand hintere H\u00e4lfte,\nram. art. auricularis posterior G. I.\nAeussere Paukenwand, vordere H\u00e4lfte, Zweig der maxillar. interna 11.\nHintere Paukenwand,\nrant. art. auricularis posterior G. I.\nDach der Pauke.\nZweig der maxillaris interna 11.\nVordere Paukenwand.\nBesonderer Zweig aus der carotis oxterna 13.\nBulla ossea.","page":89},{"file":"p0090.txt","language":"de","ocr_de":"Dr. A. Prussak,\n!)(>\n[I OH\nZweig aus der carotis externa 13.\nZweig aus der art. auricul. posier. 5. innere Paukenwand.\nOberer Theil der innern Wand,\nAcsleiicn aus arlcr. maxillaris interna 11.\nMittler und unterer Theil (promontorium),\nZweige aus der carotis interna, i. Membrana lynipani secundaria,\nZweige aus der art. carotis interna, \u00f6. Musculi tensor tympan* und stapedius,\nZweig aus dor art. tnaxillar. interna 11. fi. Paukenende der tuba Euslachii (ostium lyiupanicum lubae).\nAst tnaxillar. interna (11).\nd\u00e9lasse tier Paukenh\u00f6hle nach dem Ursprung aus den Arterien geordnet:\na. auricularis posterior 6.\nKnorpeliger und kn\u00f6cherner Gch\u00f6rgang. Trommelfell. IVriost der Pauke an tier hintern H\u00e4lfte der \u00e4ussern Wand und an der hintern Wand. \u2014 Bulla ossea an der \u00e4ussern und untern Wand, a. auricularis inferior 7.\nAeusserer Theil des knorpoligen Geh\u00f6rgangs, a. auricularis profunda 12.\nInnerer Theil des knorpeligen und kn\u00f6chernen Gch\u00f6r-gangs. Trommelfell.\nart. maxillaris interna 11.\nPcriosl der vordem H\u00e4lfte der \u00e4ussern Wand, Dach, oberer Theil der innern Wand. Mm. tonsor lympani und stapedius. Tuba Euslachii.\nBesondere Zweige der a. carotis externa (pharyngca ascon-tlens?) 13.\nBulla ossea an der vorderen und inneren Wand dcrPauko. a. Carotis interna. Promontorium \u2014 Fcnostra rotunda.\nZur Anliillung der Gelasse am Promontorium und seiner 'Umgegend eignet sieh auch und zwar vorzugsweise der sin. cavernosus nach vorg\u00e4ngiger Unterbindung dor art. carotis","page":90},{"file":"p0091.txt","language":"de","ocr_de":"106] Zur Physiologie und Anatomie der Bmitstroms etc. 91\ninterna diess- und jenseits des Schl\u00e4fenbeins und gleichzeitiger Verstopfung des durchschnittenen sinus durch eine Gypspnste.\nUm mit Bequemlichkeit zu den gew\u00fcnschten Arterien-Aestclien gelangen zu k\u00f6nnen, trennt man den Sch\u00e4del von der Wirhels\u00e4ulo und halbirl ihn. Darauf sucht man sich nach Anleitung eines gut angcferligten gr\u00f6hernlnjeclionspr\u00e4parates den Arterienslamm auf, aus welchem der Ast hervorgehl, dessen Anf\u00fcllung man zu bewirken w\u00fcnscht, setzt die Can\u00fcle so nahe als m\u00f6glich an den Paukenzweig und unterbindet sorgf\u00e4ltig alle \u00fcbrigen Aeste, welche aus der can\u00fclentragendcn Arterie hervorgehen.\nWie vorsichtig man nun auch mit der Unterbindung der GePcfsse vorgehen mag, so gelingt sie doch in der Regel nicht vollst\u00e4ndig. Um hieraus keinen Nachtheil erwachsen zu lassen, muss die Injection unter einem niedrigen Druck, d. h. mit 10\u2014 20 Mm. Quecksilberh\u00f6he begonnen und dann beachtet werden, ob Blutungen eintreten oder ob sich ausser der gew\u00fcnschten Arterie auch noch andere mit Masse f\u00fcllen.\nIst dieses der Fall, so sind jetzt noch leicht die nothwen-digen Unterbindungen auszuf\u00fchren. Wird darauf, sowie dieses letztere geschehen, der Injectionsdruek erh\u00f6ht, so fliessl gew\u00f6hnlich die Masse aus den Venen sehr rasch aus, ohne dass sich der ganzo Bezirk, welcher von der Arterie gespeist wird, vollkommen erf\u00fcllt h\u00e4tte. Will man das letztere herbeifuhren, so m\u00fcssen die abf\u00fchrenden Venen unterbunden oder zugeklemml werden.\nDie hier beschriebenen Vorbereitungen sind zwar zeitraubend, aber daf\u00fcr gew\u00e4hren sie auch die genaueste Auskunft \u00fcber die Gef\u00e4ssverbreitung in den einzelnen Abschnitten der Trommelh\u00f6hle. Nach einer sorgf\u00e4ltigen Vorbereitung gelingt es bei er\u00f6fVneterTrommelh\u00f6hle den Fortschritt der.Masse verfolgen zu k\u00f6nnen. Dieses gilt namentlich f\u00fcr die Gef\u00e4sse des Promontoriums, welches man leicht durch Wegnahme der bulla ossea freilegen kann.\nDurch das bis dahin beschriebene partiale Injectionsver-fahren ist es mir jedoch niemals gelungen, eine vollst\u00e4ndige Injection des Trommelfells herbeizuf\u00fchren. Einen bessern, wenn auch nicht vollst\u00e4ndig sichern Erfolg erzielte ich auf die folgende Weise: Der Hals des Hundes wurde unterhalb der ersten Rippe abgeschnilten, die aus dem Intet vertobralcanal","page":91},{"file":"p0092.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dc2\nDr. A. Prussak,\n[107\nkommenden St\u00e4mme beiderseits unterbunden, ein gutschliessen-der Kork in den Wirbeleanal m\u00f6glichst fest eingetrieben und darauf eine Schlinge von starker Hanfschnur um den untersten Theil des noch mit der Haut bedeckten Halses gelegt. Diese Schlinge wird dann fest zugezogen und zwar am besten mit H\u00fclfe einer starken Schraube. Ich benutzte hierzu, weil mir dieselbe gerade zu Gebote stand, den Zug einer Hobelbank. Unzweifelhaft wird sich aber auch jeder andere kr\u00e4ftigere Sehlingenschn\u00fcrcr z. B. ein starkes Tourniquet hierzu gebrauchen lassen. Alsdann wurde durch ein gablig gethciltcs Bohr die Injectionsmasso gleichzeitig in die beiden Carotiden gef\u00fchrt und zwar unter einem hohen Druck, ln den sorgf\u00e4ltig vorbereiteten Kopf dringt sehr viel Masse ein, ohne dass aus den Venen etwas hervorfliessl, oder, wenn doch, so wenig, dass weitaus der gr\u00f6sste Theil des Zugeflossenen in dem Pr\u00e4parat zurUekbloibt. Bei einer l\u00e4ngern Fortsetzung der Injection treten oodemat\u00f6se Anschwellungen verschiedener Weichtheile ein, weil die fl\u00fcssigen Bestandtheile der Masse durch die Wandungen fillriren; der feink\u00f6rnige Farbstoff bleibt jedoch innerhalb der Gef\u00e4sse zur\u00fcck.\nUnter den aufgez\u00e4hlten Bedingungen f\u00fcllt sich jeder nicht schon vorher bluthaltige Gef\u00e4ssnbschnilt des Kopfes h\u00f6chst vollst\u00e4ndig mit blauer Farbe an; diejenigen Bezirke dagegen, in welchen Blut eingel\u00e4ngen ist, k\u00f6nnen nat\u00fcrlich keine blaue .Masse aufnehmen. Dieses letztere ist leider nicht selten in den Gef\u00e4ssen der Trommelh\u00f6hle der Fall, selbst wenn die Thierc durch Verblutung get\u00f6dtel waren. Aus diesem Grunde bleibt es dem Zufall \u00fcberlassen, ob die totale Injection innerhalb deines inleressirenden Theile zum gew\u00fcnschten Ziele f\u00fchrt.\nBevor ich zur Beschreibung der Gef\u00e4sspr\u00e4parate \u00fcbergehe, die ich auf die angegebene Weise erhalten habe, muss ich mich erst kurz \u00fcber die Gewebe auslassen, innerhalb welcher die Gef\u00e4sse gelegen sind.\nI. Die weiche Bedeckung des Knochens ist um Promontorium und in der bulla essen des Hundes am d\u00fcnnsten. Ihre oberste I.age bestellt aus einem Epithelium mit kleinen und sehr d\u00fcnnen Sch\u00fcppchen ; diese h\u00e4ngen zwar auf ihrer Unterlage sehr lest, aber sie lassen sicli doch durch Jodserum isolireo. Auf einem Schnitt, der senkrecht gegen die Fl\u00e4che des Promontoriums gerichtet ist, erscheinen die Sch\u00fcppchen als eine w ohl-","page":92},{"file":"p0093.txt","language":"de","ocr_de":"108] Zur Physiologie um) Anatomie uks Blutstroms etc. 93\nabgegrenzle aber unmessbar feine Linie. \u2014 Vom Epithelium bis zum Knochen erstreckt sich ein fasriges netzf\u00f6rmig an-geordnetes Bindegewebe, das sich aus\u201ezwei Lagen zusammen\u2014 setzt, die sich \u00f6fter leicht von einander trennen lassen. Aus der dem Knochen n\u00e4heren Lage gehen Fasern in die tunica adventitia der Knochengef\u00e4sse Uber. Diese tiefere Bindegewebs-lage darf deshalb als ein Periost angesehen werden.\n2. In der hinlern Rinne, durch welche die \u00e4ussere in die innere Trommel wand \u00fcbergeht, also an der hinlern Wand der Trommelh\u00f6hle und ferner auf der \u00e4ussern Wand hinter und unter dem Trommelfell und von da ab noch bis in die Tuba ist das Epithelium aus Fliminerzellen hergestellt. Die K\u00f6rper des Flimmerepilhels beginnen von hintenher klein und niedrig; gegen die Tuba hin nehmen sie allm\u00e4hlich an Gr\u00f6sse zu, bis sie endlich den Flimmercylindern in der Tubenschleimhaut vollkommen \u00e4hnlich sind. Durch Jodserum kann man diese Flimmerzellen isoliren und alsdann ihre Cilien in lebhaftester Th\u00fctigkeit sehen. Auf einem Querschnitt gelingt es jedoch ebenfalls leicht sich von der Anwesenheit dieser Gebilde zu \u00fcberzeugen, welche Tr\u00f6ltsch an den entsprechenden Stellen der menschlichen Pauke zuerst beobachtet hat. \u2014 ln den Gegenden, welche ein Flimmerepilhelium tragen, ist das Bindegewebe wohl doppelt so stark angelegt, als in denen, welche von den Epithel-Sch\u00fcppchen bedeckt sind.\n8. Das Trommelfell ist auf seiner von dem \u00e4ussern Geh\u00f6rgang her sichtbaren Fl\u00e4che von einer Fortsetzung der Cutis \u00fcberzogen, welche namentlich dem Hammergriff gegen\u00fcber stark ist. Dem entsprechend ist die ganze \u00e4ussere Fl\u00e4che des Trommelfells von Epidermis uberkleidet. \u2014 Die tunica propria besteht auch beim Hund aus einer radi\u00e4ren und einer innern circul\u00e4ren Faserung. Nach Innen von dieser letztem trifft man auf ein plallenf\u00f6rmiges, nicht flimmerndes Epithelium. An dem Band des Trommelfells schiebt sich zwischen das Epithelium und die circul\u00e4ro Faserung der tunica propria ein schmaler Streifen von Bindegewebe ein, welcher als eine Fortsetzung der sogenannten Schleimhaut der Trommelh\u00f6hle anzusehen ist. \u2014 Ich will hier gleich bemerken, dass alle Blutgef\u00e4sse des Trommelfells einerseits nur in der Fortsetzung der Cutis und andrerseits sich nur in der Fortsetzung der Trommelschleimhaut befinden.\nHm sich in der nun folgenden Beschreibung der Blutgef\u00e4sse","page":93},{"file":"p0094.txt","language":"de","ocr_de":"94\tI)k. A. Phussak,\t[109\nund ihrer Vertheilung zurecht zu finden, bitte ich sogleich die Figuren auf Tafel II anzusehen.\nVon den in Figur II dargeslellten Gefitssen geben die rotli-gefiirbten den Bezirk wieder (promontorium), welcher aus'der art. carotis interna (b) versorgt wird, die bl au ge f\u00e4rb ten empfangen tlagegen ihre Zufl\u00fcsse aus einem Aestchen der arteria maxillaris interna. Da die Zeichnung unter der Lupe angefertigt wurde, so ist es nicht m\u00f6glich, aus einer Zergliederung der Structur zu entscheiden, was Vene und was Arterie sei. Die gr\u00f6ssern Sl\u00e4inmchen der beiden Reviere sind jedoch, wie die nachtr\u00e4gliche Untersuchung zeigte, Venen. \u2014 Der allgemeine Charakter, nach welchem die Zusammenfassung der kleinern in gr\u00f6ssere Venen geschieht, ist in dem rothen Bezirk augenf\u00e4llig ein anderer als in dein blauen; in dem letztem tritt die gablige Ver\u00e4stelung mehr in den Vordergrund, so dass aus dem allm\u00e4hlichen Zusammentritt kleinerer Zweige ein gr\u00f6sseres abf\u00fchrendes (\u00ab) entsteht. Auf dem Promontorium bildet sich dagegen ein reichliches Netz, das aus feinem und sl\u00e4rkern Aestchen besteht, so dass das Blut, welches in einem der feinen Zweige str\u00f6mt, auf mehreren gieichlangen Wegen in eine gr\u00f6ssere Vene \u00fcbergehen kann. Die gr\u00f6ssern Venen sind reichlich vorhanden und so beschaffen, dass keine von ihnen als die angesehen werden kann, welche aus dem Zusammenfluss aller \u00fcbrigen entstanden ist. Dieses Verhalten l\u00e4sst darauf schliessen, dass der Abfluss zugleich an mehreren Orlen slattfiude, eine Annahme, welche durch die genauere Untersuchung best\u00e4tigt wird. An vielen Orten stehen die Venen in unmittelbarem Zusammenhang mit denjenigen des Knochens, an einigen gehen unmittelbar Zweige in den sinus cavernosus Uber, und endlich geht ein starker Zweig durch die Fenestra rotunda, von dem ich, obwohl ich ihn nicht weiter verfolgt, doch wohl behaupten darf, dass er mit den Labyrinthvenen in Verbindung trete. Wenn man den hier rothgef\u00e4rbten Venenbezirk vom sinus cavernosus aus anf\u00fclll, w\u00e4hrend man das Promontorium der Beobachtung zug\u00e4nglich gemacht hat, so sieht man von einigen wenigen Stellen aus die in derN\u00e4he von c gelegen sind das Netz allm\u00e4hlich sich anf\u00fcllcn, bis zu den Verbindungen hin, die es mit dem hlaugcf\u00e4rhlen Bezirk eingehl.\nFig. Ill giebl einen kleinen Theil der Gef\u00e4ssVerzweigung auf dem Promontorium wieder, wie er sich bei einer 300fachen Ver-","page":94},{"file":"p0095.txt","language":"de","ocr_de":"HO] Zni Piiykioi.ocik und Anatomik dus Rliitstroms etc. \u25a0 95\ngr\u00f6sserungausnimmt. Die rolligef\u00e4rbten Hahnen slellen Arlerien-zweige dar, der Nachweis der arteriellen Natur ist hier aus der Slructur mit Sicherheit gef\u00fchrt worden. Die blaugel\u00e4rbten Hahnen sind ihrer Struclur nach ven\u00f6se. Die violetten solche, an welchen die arterielle Struclur im Verschwinden begriffen war.\nWas an der Verkeilung zuerst in die Augen fallt, sind die langen schm\u00e4chtigen Arterien, welche bei ihrer Vertheilung in Aeste zerfallen, deren Caliber im Verh\u00e4ltniss zu dem des Stammes ein grosses genannt werden muss. Die letzten Arterien\u00e4ste laufen \u00f6fter weithin, ohne sich zu verzweigen; geschieht dieses, so gehen die entstandenen Zweige sehr rasch in Venen Uber, so dass von einer Capillarbildung kaum die Rede ist. Sehr h\u00e4ufig st\u00f6ssl sogar unmittelbar ein Gef\u00e4ss mit arterieller Struclur an ein solches mit ven\u00f6ser. \u2014 Im vollen Gegensatz zu der arteriellen Verzweigung steht nun die Zusammenfassung der Venen. Die kleinern Gef\u00e4sse dieser letztem Art treten vielfach in netzf\u00f6rmiger Verbindung zu einander. Aus den Maschen dieser letztem gehen zahlreiche Aestchen in ein zweites Netzwerk \u00fcber, das aus gr\u00f6ssern Venenst\u00e4mmchen zusammengesetzt ist; dieses letztere Netz verh\u00e4lt sich im Allgemeinen gerade so wie das zuerst beschriebene.\nHeber die Lagerung der Gef\u00e4sse innerhalb der verschiedenen Schleimhautschichlen ist noch zu bemerken, dass die den Capillaren entsprechenden Gef\u00e4sse zun\u00e4chst am Epithelium gelegen sind.\nWenn ich nicht irre, so ist das bis dahin geschilderte Verhallen der Gef\u00e4sse auf dem Promontorium keineswegs diesen letztem allein eigenth\u00fcmlicli, sondern es tragen denselben Charakter die Gef\u00e4sse des Periostiums \u00fcberhaupt. An der innern Wand der Hirnschale findet sich , wenigstens wie ich gesehen, ganz dieselbe Anordnung der Gef\u00e4sse wie am Promontorium.\nUm sich eine Vorstellung \u00fcber den Verlauf des Blutslroms in einem System zu verschallen, das so eigenartig gebaut ist, wie das unsere, kann man sich der k\u00fcnstlichen Injection bedienen. Da die Gef\u00e4sse des Promontoriums aus der art. carotis interna hervorgehen, w\u00e4hrend diese durch den canalis carolicus l\u00e4uft, so kann man leicht die Zweige des Promontoriums aus der a. carotis interna her und zwar ganz isolirl f\u00fcllen, und zugleich den Fortschritt des Stroms auf dem IVeigelegten Pro-","page":95},{"file":"p0096.txt","language":"de","ocr_de":"96\nDr. A. Prussak\n[111\nrnontorium beobachten. Indem man dieses thut, bemerkt man, dass die Masse, welche in ein Arterien\u00e4stchen gedrungen, sogleich in die Venen \u00fcbergeht; darum ist es ganz unm\u00f6glich, zuerst s\u00e4mmlliche arterielle und von hier aus erst nachtr\u00e4glich die ven\u00f6sen Gef\u00e4sse anzuf\u00fcllen. Demnach sollte man erwarten, dass eine F\u00fcllung s\u00e4mmtlicher arterieller Bahnen, vorausgesetzt dass der Abfluss aus den Venen nicht gehemmt ist, nur dann m\u00f6glich sei, wenn gleichzeitig viele kleine Arterien aus der art. carotis entspringen w\u00fcrden, so dass auf dem Ursprungsquer-schnitt eines jeden von ihnen der volle Blutdruck des Hauptstammes wirksam w\u00e4re. Die thats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnisse entsprechen jedoch keineswegs dieser Forderung. Allerdings gehen h\u00e4ufig mehrere selbstst\u00e4ndige Zweige aus der art. carotis interna zu dem Promontorium \u00fcber, aber immer l\u00e4uft mindestens einer derselben Uber das Promontorium bis zum runden Fenster. Ausserdem sah ich auch wiederholt ein einziges st\u00e4rkeres St\u00e4mmchen in die Trommelh\u00f6hle treten und sich erst dort verzweigen. Will man also nicht annehmen, dass das Blut, welches in den st\u00e4rkern St\u00e4mmchen anlangle, immer auf dem k\u00fcrzesten Wege in die Vene \u00fcbergehe, so dass die entferntem Bahnen nur bei ven\u00f6sen Stauungen angef\u00fcllt werden, so bleibt nichts anderes \u00fcbrig, als an einen eigent\u00fcmlichen Wechsel in dem Conlractionsgrad der einzelnen Arlerienzw'eige zu denken.\nWie dem aber auch sein mag, jedenfalls lernen wir hiermit ein Gef\u00e4sssvsiem kennen, in welchem ein Strom mit ge-i ingctn Druck und grosser Geschwindigkeit geschehen muss; der also in keinem hall den Eintritt von Exsudalionen unterst\u00fctzen kann.\nBis dahin bin ich noch nicht im Stande, eine \u00e4hnliche Zergliederung f\u00fcr den Gef\u00e4ssvcrlauf in der Abteilung der Pauke zu geben, welche von der art. maxillaris interna versorgt wird. Es l\u00e4sst sich voraussehen, dass dieses mit Muskeln versehene St\u00fcck einen durchaus andern Gef\u00e4ssbau tr\u00e4gt, und es d\u00fcrfte nicht bedeutungslos sein, dass die Muskeln, welche in der Paukenh\u00f6hle Vorkommen, in Knochenkapseln eingeschlossen sind.\nDer Verlauf der Gef\u00e4sse auf dem Trommelfell ist in Fig.1V und \\ dargeslellt. Zum Verst\u00e4ndniss der wichtigen Figur IV ist zu bemerken, dass sie einen Ausschnitt des Trommelfells","page":96},{"file":"p0097.txt","language":"de","ocr_de":"112] Zu\u00bb PuYSioLOGiK und Anatomik nus Blutstroms etc. 97\nvom Hammergriff kh an und zwar, einschliesslich desselben bis zu einem gegen\u00fcberliegenden Trommelfellrand rr giebt. Da dieser Ausschnitt wegen der hohen Vergr\u00f6sserung, bei welcher er gezeichnet ist, einen zu grossen Baum cinnchrnen w\u00fcrde, so ist zwischen h und r bei mm ein breiter Streifen des Trommelfells in der Zeichnung ausgelassen. Die Ansicht giebt das Trommelfell von der dem Geh\u00f6rgang zugewendeten Fl\u00fcche.\nFigur V stellt das Trommelfell von der innern oder Paukenfl\u00e4che gesehen dar. Die blaugef\u00e4rbten Gef\u00e4sse geben nach einer Lupenvergr\u00f6sserung die allgemeine Anordnung der Ge-f\u00e4ssverzweigung wieder, die sich vom Umfang des Handgriffs gegen den \u00e4ussern Band des Trommelfells hin erstreckt. \u2014 Die rothgef\u00e4rblen Partien stellen nach einer h\u00f6hern Vergr\u00f6sserung das Verhalten der Gef\u00e4sse dar, welche mit der Schleimhaut der Trommelh\u00f6hle \u00fcber den \u00e4ussern Band des Trommelfells hin\u00fcbergreifen.\nZum Trommelfell des Hundes verlaufen die arteriellen Aesle in \u00e4hnlicher Weise, wie es nach Gerlach am Trommelfell des Menschen geschieht: sie dringen n\u00e4mlich von der obern und hintern Wand des Geh\u00f6rgangs auf den Hammergriff. Hier angelangt, Fig. IV aa, schicken sie in der Bichtung der radi\u00e4ren Faserung des Trommelfells Aestchen ab, Fig. IV 6. Diese Aest-chen entlassen verschiedene Zweige, die k\u00fcrzesten derselben c bilden Anastomosen mit den benachbarten Arterien\u00e4sten; die zweite Gattung geht durch kurze netzf\u00f6rmig angeordneto Schlingen dd in einen Venenplexus w \u00fcber, welcher den Umfang des Handgriffs umkr\u00e4nzt; die dritte Gattung endlich l\u00e4uft geradlinig \u00fcber das ganze Trommelfell hinweg bis zum \u00e4ussern Bande desselben. Diese letztem Aestchen schicken theils Zweige in die beiden Venen, welche je ein arterielles Aestchen auf ihrem Verlauf Uber das Trommelfell begleiten, theils aber m\u00fcnden sie in den Venenkranz kk aus, welcher am \u00e4ussern Umfang des Trommelfells und zwar auf der Culisfl\u00e4cho desselben gelegen ist. Die Darstellung, welche in Figur IV von dem Verlauf der (rothgof\u00e4rbten) Arterion gegeben wurde, ist durchweg Portrait, also keineswegs, wie man auf den ersten Blick glauben k\u00f6nnte, schematisch. Der Struclur ihrer Wand nach verdienon die rothgef\u00e4rbten oder, wie ich sie bisher nannte, die arteriellen Gef\u00e4sse allerdings nicht \u00fcberall diesen Namen; denn in ihrer Wand verlaufen in der That nur so lange Muskelfasern, als sie sich auf\n7","page":97},{"file":"p0098.txt","language":"de","ocr_de":"!)8\nDit. A. Prussak,\n[H3\ndeni Hammergriff lain erstrecken. Sowie sic auf das Trommelfell dringen, zeigen sie den Bau von Capillareu, so dass sie nur ihrem Zusammenhang nach als Fortsetzung der Arterie anzu-sprechen sind.\nDie Venen des Trommelfells (die blauen Gef\u00e4sse inFig. IV) zeigen eine starke Entwickelung. Die grossem Suimmchen derselben entleeren sich nach zwei Richtungen. Die auf dem Hammergriff neben der Arterie aa gelegenen und diejenigen, welche den Plexus rings um den Hammergriff bilden, gehen schliesslich in ein Venennetz Uber, das die Wand des aussern Geh\u00f6rgangs auskleidet. \u2014 Nach derselben Seite hin entleeren sich auch zum gr\u00f6ssten Thcil^lie Venenstammchen, welche auf der dem aussern Geh\u00f6rgang zugewendeten Flache des Trommelfells den Plexus am iiusserri Rande des letztem bilden. Dieser Plexus steht jedoch auch noch in Verbindung mit den Venennetzen, die in die Schleimhaut der Pauke eingebettet sind, so dass das peripherische Geflecht nach zwei Seiten hin Abfl\u00fcsse besitzt.\nDer gegebenen Beschreibung gem\u00e4ss kann das durch die Trommelfellarterien herandringende Blut auf mehrfachen Wegen in die Venen \u00fcbergehen. Auf einem kurzem unmittelbar am Hand des Hammergriffs; auf einem langem Uber das Trommelfell hinaus, und hier zwar so, dass es entweder durch die gestreckten Capillaren zum Venenplexus am Handgriff des Hammers zurUckkehrt, oder dass es in den Venenplexus am aussern Rand des Trommelfells einmUndet. Welchen der Wege das Blut wahrend des Lebens einschl\u00e4gt, wird offenbar von der Beschaffenheit der Widerst\u00e4nde abh\u00e4ngen, welche sich in den verschiedenen Bahnstrecken, beziehungsweise in den Venen einfinden. Mit Bestimmtheit wird man jedoch sagen k\u00f6nnen, dass das arterielle Blut jedesmal dann auf dem k\u00fcrzesten Wege durch die Plexus um den Hammergriff zur\u00fcckkehrt, wenn keine besondern Widerst\u00e4nde in den Venen bestehen, in welche sich die Gef\u00e4sse jener Plexus entleeren. Bed\u00fcrfte es hierf\u00fcr noch eines besondern Beweises, so w\u00fcrde derselbe durch dio Ergebnisse der Injection erbracht sein. Sohr selten gelingt es, das Trommelfell vollst\u00e4ndig auszuspritzen; nur wenn der Abfluss aus dem Kopfe im bedeutenden Grado gehemmt wurde, konnte ich das Trommelfell, wenn auch nicht ganz, so doch wenigstens seinem gr\u00f6ssten Theile nach injiciren. Es wird","page":98},{"file":"p0099.txt","language":"de","ocr_de":"114] Zur Physiologie, uni\u00bb Anatomik dus I\u00eflutstuoms etc. U!)\neine in der Zukunft '/.u l\u00f6sende Frage sein, ob die F\u00fcllung der Blutgef\u00e4sse des Trommelfells einen Einfluss auf die schallleitenden Eigenschaften desselben aus\u00fcbt; sollte dieses der Fall sein, so w\u00fcrde es sich der M\u00fche lohnen, den Bedingungen weiter nachzusp\u00fcren, unter welchen sich die gestreckten Maschen des Trommelfells mit Blut f\u00fcllen.\nEine besondere Erw\u00e4hnung verdienen endlich noch die Gef\u00e4sse, welche in dem Streifen der Schleimhaut verlaufen, der sich von der Pauke aus auf die innere Fl\u00e4che des Trommelfells hin\u00fcberzieht. In dieses St\u00fcck setzen sich die Capillaren aus den benachbarten Schleimhautpartien fort, so dass dem peripheren (cuticularen) Venenplexus der \u00e4ussern Trommelfell-B\u00e4che gegen\u00fcber ein kleinerer capillarer auf der Paukenfl\u00e4cho des Trommelfells gelegener gegen\u00fcbersteht. Die rothe Abteilung auf Fig. V stellt einen kleinen vergr\u00f6ssert gezeichneten Abschnitt dieses Gef\u00e4sswerkes dar.\nDa, wie fr\u00fcher erw\u00e4hnt, die Venen des \u00e4usseren peripheren Plexus durch einzelne Acste in Verbindung stehen mit den Venen der Pauke, so wird allerdings auch eine Verbindung der cuticularen Tromruelfellgef\u00e4sse mit denen des Schleimhautringes bestehen. Betr\u00e4chtlich kann jedoch diese Verbindung nicht sein, da es nur von der Pauke, niemals aber vom Trommelfell aus gelingt, die Gef\u00e4sse in dem Schleimhaulring des Trommelfells zu injiciren.\nW\u00e4hrend des Verlaufs meiner anatomischen Untersuchungen machte mich Herr Professor Ludwig darauf aufmerksam, dass es verm\u00f6ge des eigent\u00fcmlichen Baues der pars mastoidea beim Hunde gelingen m\u00fcsse, einen Einblick in die Pauke des lebenden Hundes zu gewinnen. Diesen Vorschlag habe ich aus-gef\u00fchrt und es ist mir gelungen, die Trommelh\u00f6hle durch Wegnahme der bulla ossea, was ohne merkliche und jedenfalls ohne st\u00f6rende Blutung geschehen kann, so woil frei zu legen, dass man unmittelbar das ganze Promontorium und dun gr\u00f6ssten Theil der obern vordem Paukonwand mit einer starken Lupen-vergr\u00f6sserung betrachten konnte.\nDie Hunde, wolcho ich zum Versuch benutzte, wurden mit Curare vergiftet, auf dem Operationstische waren sie in der R\u00fcckenlage mit ausgeslrecktem Kopfe befestigt. Um zur bulla\n7*","page":99},{"file":"p0100.txt","language":"de","ocr_de":"100\nDr. A. Prussak,\n[H5\nossea zu gelangen, durchschnitt ich mitten zwischen dem Kehlkopf und dem Winkel des Unterkiefers die Haut und suchte in der Wunde den hintern Ansatzpunkt des musc, digastricus auf. Nach unten und innen von diesem liegen die grossen Venen-und Arlericnllsle, welche man mit einom Haken nach innen ziehen muss. Unterhalb diesor Gcf\u00e4sse (indet sich noch eine bctrliclHlicho Schicht lockern Bindegewebes, welche das Periost der bulla ossea bedeckt. 1st auch diese entfernt und darauf die Blutung vollkommen gestillt worden, so schabt man das Periost von der tinssent Knochenfische ab, mit m\u00f6glichster Schonung des kleinen hier gelegenen und oben erw\u00e4hnten Arterienzweiges. Ist dieses geschehen, so wird mittelst eines sehr kleinen Trepans, der in der Mille der Bulla aufgesetzt ist, ein rundes Knochensl\u00fcck hcrausgcschnillcn, das sich ohne Verletzung der locker anhaftenden Schleimhaut entfernen lasst. Mit Hilfe einer kleinen Zange kann dann der Knochen noch so weit entfernt werden, dass bei einem gr\u00f6ssern Hund eine Oelfnung von der Gr\u00f6sse eines Silbergroschens entsteht. Darauf schneidet man auch die Schleimhaut ein und klappt ihre Lappen Uber den Knochenrand. Die Oeffnung in der Trommelh\u00f6hle bedeckt man nun mit einem reinen weichen Schw\u00e4mmchen und stellt sich den Beleuchtungsapparat zurecht.\nIch bediente mich hiezu einer Gaslampe mitArgandbrenner, hinter der ein grosser Reflector aufgestellt war; dieser letztere warf das Licht auf einen kleinen mit centraler Oeffnung versehenen Reflector, welcher unmittelbar Uber der Wunde stand, und zwar so, dass man, ohne dem Lichteintritt in die Trommelh\u00f6hle zu schaden, eine Lupe von Br\u00fccke oder die grosse Beleuchtungslinie des Hartnack'sehen Mikroskopes auf die Schleimhaut der Trommelh\u00f6hle einstellen konnte. Setzt man in die Trommelh\u00f6hle ein erw\u00e4rmtes Metallspiegelchen, so gelingt es auch, die innere Fl\u00e4che des Trommelfells zur Anschauung zu bringen.\nDa man an der ge\u00f6ffneten und gutbeleuchteten Trommelh\u00f6hle die Gcf\u00e4sse deutlich sehen kann, welche aus der carotis interna auf das Promontorium treten, und ebenso diejenigen, welche zum Bezirk des Paukenastes der muxillaris interna geh\u00f6ren, so versuchte ich zun\u00e4chst die Abh\u00e4ngigkeit diesor Ge-f\u00e4sse vom Grenzslrang des n. sympathicus nachzuweisen.\nDer Versuch, durch den dieses geschieht, ist ein sehr deli-","page":100},{"file":"p0101.txt","language":"de","ocr_de":"H6] Zur Piiysiologik uni* Anatomik dhs Blutstroms etc. 101\ncaler. Die Arterien, welche hier verlaufen, sind zu klein, um trotz der Lupcnvergr\u00f6sserung mit Sicherheit erkennbar zu sein, man bleibt deshalb vorzugsweise auf die Betrachtung der Venen angewiesen.\nDie Venen sind nun aber am lobendon mit Curare vergifteten Thiere keineswegs so strotzend gof\u00fcllt, wie sio in Figur II nach einem Injectionspr\u00e4parat abgebildet sind. Statt der vielen, die dort zu sehen, gewahrt man in der Regel nur einige wenige Stammchen. Dieses deutet darauf hin, dass der Blutslrom durch die Arterien unter den genannten Umstanden schon an und f\u00fcr sich ein massiger ist. Wenn also auch noch durch Reizung des n. sympathicus eine st\u00e4rkere Verengerung der Arterie eintritl, so kann diese von keinem grossen Effect auf den Venendurchmesser sein. Will man da zu einer sichern Beobachtung gelangen, so muss man mit aller Ruhe l\u00e4ngere Zeit eine ganz beschr\u00e4nkte Stelle unter der Lupe halten und ihre Ver\u00e4nderungen beobachten, welche vor, w\u00e4hrend und nach der Reizung oinlrclen. Mit diesen Vorsichtsmassregeln sind die nachstehenden Beobachtungen ausgef\u00fchrt, aus denen, wie ich glaube, zu schliessen ist, dass der n. sympathicus beziehungsweise der am Hals verlaufende Grenzstrang die Verenger der Arterien auf dem Promontorium beherrscht.\n1.\tVersuch. Mittelgrosser Hund. Nach Er\u00f6ffnung dor Trommelh\u00f6hle und darauf folgender Durchschneidung des gleichseitigen Ncrvenstamms, in welchem Vagus und Sympathicus verlaufen, sind die Gef\u00e4sse deutlich zu sehen, welche aus art. carotis interna und art. maxillaris interna hervorgehen. Die Beobachtung derselben geschah theils ohne und theils mit Lupe. Die Reizung des mit dem Kopf zusammenh\u00e4ngenden Nervenstumpfs wurde mit dazwischen gesetzten Pausen viermal unternommen; die Dauer je einer Reizung betrug von einer bis zu drei Minuten. Einige Zeit nach dem Beginn der Reizung wurden die Gef\u00e4sse merklich schm\u00e4ler und bei der zweiten Reizung waren sie nahezu verschwunden. Einige Zeit nach beendeter Reizung orschionon die Gef\u00e4sse jedosmal st\u00e4rker gef\u00fcllt, so dass dor Untorschied dor Gol\u00e4ssfUllung w\u00e4hrend und nach dor Reizung deutlicher war, als vor und w\u00e4hrond der Reizung.\n2.\tVersuch. Mittelgrosser Hund. Der n. sympathicus wird aus der Scheide des Vagusstammes horauspr\u00e4parirt und","page":101},{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nDr. A. I\u2019rursak\n[117\nisolirt durchschnitten. Zum Beweis, dass das durchschnittene Nervenb\u00fcndel der Grenzstrang des Sympathicus ist, dient die starke Verengung der Pupille, welche nach der Durchschneidung eintrilt. Die Gef\u00e4sse der Trommelh\u00f6hle sind sehr deutlich mit und ohne Lupe zu sehen. Die Reizung wurde unter \u00e4hnlichen Bedingungen wie im ersten Versuch viermal wiederholt. Mit dem Beginn der Reizung erweitern sich die Gef\u00e4sse vor\u00fcbergehend, dann werden sie bl\u00e4sser und verharren in diesem Zustand, solange die Reizung andauert. Nach Beendigung des Reizes werden die Gef\u00e4sse vorzugsweise deutlich. Die Erweiterung, welche im Beginn der Reizung bemerkbar wurde, l\u00e4sst sich vielleicht dadurch erkl\u00e4ren, dass die pl\u00f6tzlich contrahirteu Arterien ihr Blut in die Venen entleerten, so dass diese durch den pl\u00f6tzlicheh Zuwachs an Blut ausgedehnt wurden. Ist diese Annahme haltbar, so ist es auch erkl\u00e4rlich, dass die von uns beobachteten Gef\u00e4sse im Beginn der Reizung weiter wurden, da, wie schon fr\u00fcher bemerkt, bei schwachen Lupenvergr\u00f6sse-rungen, wie wir sie anwendeten, nur die Venen der Trommelh\u00f6hle deutlich unterscheidbar sind.\n3., 4. und 5. Versuch. Alle Vorbereitungen waren wie beim zweiten Versuch getroffen. Die Reizung geschah ebenfalls in der fr\u00fcher angegebenen Weise. Die Erscheinungen w\u00e4hrend des 5ten Versuches verhielten sich genau so, wie im zweiten. Int 3. und 4. Versuch trat abweichend von den fr\u00fchem Beobachtungen nach beendeter Reizung nicht alsbald die Gef\u00e4ss-erweiterung ein, sondern sie wurden zun\u00e4chst noch enger und dann erst einige Zeit nach dem Aufheben der Reizung wieder voll und roth.\nDie Erscheinungen, welche w\u00e4hrend der Reizung eintreten, sprechen daf\u00fcr, dass die Muskelringe der Paukenarterien von dem n. sympathicus beherrscht werden. Je mehr ich mich durch eine sorgf\u00e4ltige Beobachtung von der Richtigkeit dieser Annahme \u00fcberzeugt hielt, um so auffallender war es mir, dass die frei-gclogtcn Gcfilssorle nach der Durchschneidung des n. sympathicus keine so auffallende R\u00f6lhung darboten, wie man sie ander-weit nach der Durchschneidung dieses Nerven zu sehen pflegt. Um Uber die Ursache dieser Erscheinung weiter Aufkl\u00e4rung zu erhallen, unternahm ich noch den folgenden\n6. Versuch. An einem grossen Hund war der n. sympathies am Halse durchschnitten. Am dritten Tag nach dieser","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"118] Zur Physiologie und Anatomie des Blutstroms etc. 103\nOperation ward erst die Bloslogung dor Trommelh\u00f6hle vor-genommen; den gr\u00f6ssern Zeitraum zwischen den beiden genannten Eingriffen hatte ich in der Hoffnung verstreichen lassen, dass sich wahrend dess eine gr\u00f6ssere Erweiterung der Gefasse in der Trommelh\u00f6hle ausbilden sollte. Nach der Bloslegung der letztem fand ich mich jedoch in meinen Erwartungen getauscht : die Gefassflachen erschienen nicht merklich r\u00f6ther als sie es auch in den fr\u00fchem Beobachtungen gewesen waren. Aus dieser Erfahrung, wie aus dem Vorhergehenden, d\u00fcrfte also zu schliessen sein, dass die Durchschneidung des Sympathicus f\u00fcr die Arterie der Trommelh\u00f6hle nicht in \u00e4hnlicher Weise folgenreich ist, wie sie es f\u00fcr diejenigen der \u00fcbrigen Kopfparlien zu sein pflegt. Unter der Voraussetzung, dass die Durchschneidung des n. sympathicus eine L\u00e4hmung in den uns besch\u00e4ftigenden Arterien herbeifuhrt, war zu erwarten, dass eine sehr auff\u00e4llige R\u00f6lhung des Promontoriums eintreten m\u00fcsse, wenn der arterielle Blutdruck betr\u00e4chtlich erh\u00f6ht w\u00fcrde. Zur Best\u00e4tigung dieser Folgerung benutzte ich noch den Hund, der zu dem vorliegenden Versuche gedient hatte. Der n. splanchnicus einer Seite ward aufgesucht und gereizt, w\u00e4hrend ich die Gef\u00e4sse der Trommelh\u00f6hle beobachtete. In der That stellte sich w\u00e4hrend der Reizung des genannten Unterleibsnerven mehrmals eine auffallende R\u00f6thung des Promontoriums ein, doch blieb sie auch einige Mal aus. Dieser Versuch kann demnach nicht als ein abschliessender angesehen werden. Eine solche Bedeutung darf ihm um so weniger zugeschrieben werden, als die Reizung des n. splanchnicus nicht jedesmal in gew\u00fcnschter Vollkommenheit gelang. Ueber diesen Umstand hat man sich bei der tiefen Lage dieses Nerven an einem so grossen Hunde nicht zu verwundern, da die Isolation des Nerven unter den genannten Umst\u00e4nden nur schwierig zu bewerkstelligen ist.","page":103},{"file":"z0001table1.txt","language":"de","ocr_de":"Bmcke d KS Ges d Ute mtlh.phjs.CI 1668 ZurAblundlung v. Prussah","page":0},{"file":"z0002table2.txt","language":"de","ocr_de":"II.\nc\nBerichte dH. 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