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{"created":"2022-01-31T12:57:28.954278+00:00","id":"lit1359","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Bernstein, Nathan O.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 1-36","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung.\nVon\nDr. N. O. Bernstein.\nI. Absonderungsgeschwindigkeit des Bauchspeichels an permanenten Fisteln.\nDas einzige Mittel, die Absonderung des Bauchspeichels, ihre Geschwindigkeit und ihre Abh\u00e4ngigkeit von verschiedenen Umst\u00e4nden zu erforschen, besteht in der Anlegung von Pankreasfisteln und zwar von permanenten Pankreasfisteln. Tempor\u00e4re Fisteln sind zu diesem Zwecke nicht geeignet, erstens, weil die Beobachtungen nicht lange gen\u00fcg fortgesetzt werden k\u00f6nnen, und zweitens, weil die Yersuchsthiere w\u00e4hrend der Beobachtungszeit sich noch nicht ganz von den Folgen der Operation erholt haben k\u00f6nnen. Die Einw\u00e4nde, welche Cl. Bernard gegen die permanenten Pankreasfisteln zu Gunsten der tempor\u00e4ren macht, sind nicht stichhaltig. Nach ihm sollen n\u00e4mlich permanente Fisteln ein verd\u00fcnntes, in Folge der nach der Operatiort eingetretenen Degeneration der Bauchspeicheldr\u00fcse ver\u00e4ndertes, mit Einem Worte ein pathologisches Sekret liefern, das nicht mehr alle Eigenschaften des normalen Bauchspeichels besitzt ; die Absonderungsgeschwindigkeit dieses Sekrets soll im allgemeinen gr\u00f6sser, und von der Nahrungsaufnahme unabh\u00e4ngiger sein als im normalen Zustande.\nW\u00e4ren diese Einw\u00fcrfe begr\u00fcndet, so m\u00fcssten wir von vornherein auf die M\u00f6glichkeit verzichten, \u00fcber die Absonderungsbedingungen des Bauchspei\u00f6hels in\u2019s Klare zu kommen. Gl\u00fccklicherweise ist es nicht schwer, diese Einw\u00fcrfe zur\u00fcckzuweisen. Das Pankreas von get\u00f6dteten Fistelhurtden unterscheidet sich dem Aussehn nach nicht v\u00fcm Pankreas ganz normaler Hunde. Das aus der Fistel gewonnene Sekret besitzt alle Eigenschaften, die nach unsern jetzigen Begriffen dem normalen Bauchspeichel\n1","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nDr. N. 0. Bernstein,\n[97\nzukommen. Es emulgirl nicht nur Fette und verwandelt sehr schnell Amylum in Zucker, sondern verdaut auch Eiweissstoffe. Ich habe mich von -diesen Eigenschaften des aus permanenten Fisteln gewonnenen Bauchspeichels im Verlaufe der folgenden Untersuchung viele Male auf das unzweifelhafteste \u00fcberzeugt, und werde darauf unten noch zur\u00fcckkommen. Was die Abh\u00e4ngigkeit der Bauchspeichelabsonderung von der Nahrungsaufnahme betrifft, so ist dies eben eine Frage, deren Beantwortung ich mir zun\u00e4chst zur Aufgabe stellte, und wir werden bald sehen, dass diese Abh\u00e4ngigkeit an permanenten Fisteln sehr deutlich zu Tage tritt.\nZur Anlegung permanenter Fisteln bei Hunden verfuhr ich nach folgender von Weinmann *) beschriebenen, von mir ntwas abge\u00e4nderten Methode : Die Bauchh\u00f6hle wurde durch einen ungef\u00e4hr zwei Centimeter langen Schnitt in der Linea alba in der Mitte zwischen Schwerdtfortsatz und Nabel er\u00f6ffnet; durch diese Oeffnung wurde das Duodenum aufgesucht und mit dem daran befestigten Pankreaslappen hervorgezogen. Der enge Zwischenraum zwischen Darm und Dr\u00fcse ist von zahlreichen Gef\u00e4ssen \u00fcberbr\u00fcckt, welche leicht bluten ; der pankrealische Gang ist von dem st\u00e4rksten und untersten B\u00fcndel solcher Gef\u00e4sse bedeckt. Dieses B\u00fcndel wurde also bei Seite geschoben und darunter der Gang (an seiner bl\u00e4sseren F\u00e4rbung und st\u00e4rkeren Lumen von den Gef\u00e4ssen kenntlich,) aufgesucht, mit der Scheere angeschnitten, und in denselben ein Bleidrath so eingef\u00fchrt, dass das eine Ende in den Darm reichte, das andere bis weit in die Dr\u00fcse vorgeschoben wurde, der mittlere Theil zusammengedreht aus der Oeffnung des Ganges hervorragte. Der so ein-gelegteDrath konnte wegen seiner T-artigen Form weder herausschl\u00fcpfen noch sich im Gange verschieben, obgleich er das Lumen des letztem nicht ausf\u00fcllte und den Abfluss des Sekrets nicht hindern konnte. Drei in der N\u00e4he des Ganges durch die Darmwand gezogene F\u00e4den dienten, nachdem die Dr\u00fcse und etwa vorgefallne D\u00e4rme und Netz in die Bauchh\u00f6hle zur\u00fcckgebracht waren, zur Befestigung des Darms an.die Bauchwunde, worauf letztere durch einige N\u00e4the geschlossen wurde, mit der Vorsicht, dass das zusammengedrehte Mittelst\u00fcck des Draths frei in die Wunde hineinragte. \u2014 Obgleich die Operation an nicht nar-\n1) Zeitschr. f. rat. Med. N. F. III. Bd.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"98] J Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung. 3\nkotisirten Thieren ausf\u00fchrbar ist und auch mehrere Male ausgef\u00fchrt wurde, fand ich es doch im Laufe der Untersuchung f\u00fcr vortheilhafter, die Hunde durch Morphiuminjektion in eine Yene zu narkotisiren, da dadurch die h\u00f6chst st\u00f6renden Contractionen der Bauchpresse und sonstigen Bewegungen des Thieres vermieden werden und man mit mehr Ruhe arbeiten kann. \u2014Was die Wahl der Thiere betrifft, so nahm ich vorz\u00fcglich kleine Hunde, da bei diesen der Zw\u00f6lffingerdarm leichter von derMittellinie aus zu erreichen ist, und bei der Fistelbildung weniger gezerrt und aus ihrer nat\u00fcrlichen Lage gebracht werden muss. \u2014 Der Hund durfte am Tage der Operation nichts gefressen haben, weil bei Hunden w\u00e4hrend der Verdauung Pankreas und D\u00fcnndarm sehr blutreich sind und die Verletzung selbst kleinerer Gef\u00e4sse starke Blutungen veranlasst.\nVierundzwanzig Stunden nach der Operation wurden die N\u00e4the entfernt, der Drath aberliegen gelassen, und einen oder zwei Tage sp\u00e4ter konnte bereits der aus der Fistel ausfliessende Saft aufgefangen werden. Zu diesem Zwecke wurde das Thier durch Riemen an einen horizontalen von der Zimmerdecke herab-b\u00e4ngenden Stab so aufgeh\u00e4ngt, dass es sich noch kaum auf einem darunter befindlichen Tische st\u00fctzen konnte und sich also in einer halb stehenden, halb schwebenden Lage befand. Ein die Fistel umgebender Trichter, der in ein graduirtes R\u00f6hrchen m\u00fcndete, diente zum Auffangen des Saftes, dessen H\u00f6he im R\u00f6hrchen von 5 zu 5 oder von 10 zu 10 Minuten abgelesen wurde. Jeder Theilstrich der zwei von mir benutzten R\u00f6hrchen entsprach 0,18 resp. 0,2 Cub. Centim. und nur so viel konnte auch der gr\u00f6sste Fehler beim Ablesen betragen, welcher Fehler sich aber bei der n\u00e4chsten Ablesung ausgleichen musste. Die aufgefangene Fl\u00fcssigkeit wurde jedesmal auf ihre verdauenden Eigenschaften gepr\u00fcft. Immer zeigte sie eine schnelle sachari-ficirende Wirkung auf St\u00e4rkekleister und fast immer verdaute sie Blutfaserstoff ohne den geringsten fauligen Geruch bei 40\u00b0 G im Verlaufe von */2\u20143 Stunden.\nBevor ich zur Anf\u00fchrung meiner Versuche \u00fcbergehe, will ich noch darauf aufmerksam machen, dass man an Fistelhunden nie den gesammten in einer bestimmten Zeit abgesonderten Bauchspeichel erh\u00e4lt. Die Bauchspeicheldr\u00fcse des Hundes besitzt bekanntlich zwei Ausf\u00fchrungsg\u00e4nge : einen obern engen, welcher an gleicher Stelle mit dem Gallengange in den Darm\n1*","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\n' [99\nDr. N. 0. Bernstein,\nm\u00fcndet, also dem Firs\u00ab\u00bb#\u2019sehen Gange des Menschen entspricht, und einen untern weitern, der etwa zwei Centimeter tiefer unten in den Zw\u00f6lffingerdarm einm\u00fcndet. Beide G\u00e4nge communiciren mit einander, so dass eine in den einen Gang in der Richtung nach der Dr\u00fcse eingespritzte Fl\u00fcssigkeit durch den andern Gang in den Darm abfliesst, Da nur der untere Gang zur Anlegung einer Fistel benutzt werden kann, (der obere ist am todten Thiere mit M\u00fche, am lebenden wahrscheinlich gar nicht aufzufinden,) so kann ein gewisser Theil des abgesonderten Saftes in den Darm anstatt in die Fistel abfliessen. Wie gross dieser Theil ist, der f\u00fcr den Versuch verloren geht, l\u00e4sst sich unm\u00f6glich bestimmen. Eine leichte Drehung oder Zerrung beim Anheften des Darms kann hinreichend sein, um im untern Gange einen sonst nicht existirenden Widerstand zu schaffen und dem obern Gange einen verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig grossem Theil des abgesonderten Saftes zuzuf\u00fchren. Wenn daher zwei anscheinend gleich operirle Theile ungleiche Mengen Safts liefern, so wird man daraus noch nicht den Schluss ziehen d\u00fcrfen, dass sie auch ungleiche Mengen Saftes ab sondern. Es ist mir im Verlaufe meiner jetzigen Untersuchung mehrmals vorgekommen, dass Thiere nach einer sonst ganz gut gelungenen Operation \u00fcberhaupt gar keinen Saft lieferten, obgleich sie sich ganz wohl befanden. Ich lege aus diesem Grunde auch keinen Werth auf die absoluten (st\u00fcndlichen oder t\u00e4glichen) Bauchspeichelmengen. Ich erinnere nur daran, dass die dar\u00fcber vorhandenen Angaben verschiedner Autoren, soweit sie sich auf Hunde beziehen, zwischen 2,5 und 117 Grm. in 24 Stunden f\u00fcr 1 Kilogr. K\u00f6rpergewicht schwanken. Meine Versuche w\u00fcrden wahrscheinlich zwischen diesen beiden Extremen stehende Mengen ergeben haben, womit weiter nichts als einige ganz bedeutungslose Zahlen gewonnen w\u00e4ren.\nAnders verh\u00e4lt es sich mit den Schwankungen der Absonderung bei ein und demselben Thiere. Wenn auch nur ein Theil des gesammten Bauchspeichels durch die Fistel abfliesst, so werden die zeitlichen Schwankungen der Absonderungsgeschwindigkeit sich auch an diesem Theile bemerkbar machen m\u00fcssen. Dass dem wirklich so ist, beweisen die regelm\u00e4ssigen Schwankungen in der Menge des zu verschiedenen Zeiten und unter verschiedenen Umst\u00e4nden von denselben Fistel\u2014 thieren gewonnenen Bauchspeichels.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"100] Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung. 5\nDiese regelm\u00e4ssigen Schwankungen stehen in direktem Zusammenh\u00e4nge mit der Nahrungsaufnahme. Die Thatsache ist nicht neu, und alle Forscher welche die Bauchspeichelabsonderung untersucht haben, heben hervor, dass dieselbe w\u00e4hrend der Verdauung gesteigert ist. Aber es ist meines Wissens bis jetzt nicht versucht worden festzustellen, wie sich die Absonderungsgeschwindigkeit des Bauchspeichels zu den verschiedenen Stadien der Verdauung verh\u00e4lt. Folgende an 6Versuchs-thieren gewonnene Zahlen geben dar\u00fcber Aufschluss:\nVersuchs- thier.\tTag nach der Operation.\tStunde nach der F\u00fctterung.\tln 10Min. abgesonderte Menge Cub. Centm. h\tBemerkungen.\nI.\t5.\t24.\t0\t\n\t\u00bb\t1.\t1,4\t\n\t9.\t15.\t0\t\n\t\u00bb\t1.\t2,2\t\n\t\u00bb\t4.\t2,3\t\nII.\t7.\t15.\t0,33\t\n\t\u00bb\t1.\t1,6\t\n\t\u00bb\t5.\t2,6\t\n\t))\t6.\t3,0\t\nIII.\t3.\t20.\t0\t\n6600 Grm.\t\u00bb\t1.\t0,6\t\n\t\u00bb\t6.\t0,5\tDer Hund ist am folgenden\n\t4.\t22.\t0\tTage zu einem andern Ver-\n\t\u00bb\t1.\t1,5\tsuche benutzt worden, von\n\t\u00bb\t2.\t2,0\tdem weiter unten die Rede\n\t5.\t20.\t0\tist.\nIV.\t5.\t20.\t0\t\n5900 Grm.\t\u00bb\t1.\t2,1\t\n\t\u00bb\t2.\t3,0\t\n\t\u00bb\t3.\t3,6\t\n\t\u00bb\t4.\t5,2\t\n\t6.\t22.\t0\t\n\t\u00bb\t1.\t5,4\t\n\t7.\t21.\t0,4\tDer Hund wird zu einem\n\t))\t1.\t5,7\tweiteren Versuche benutzt.\n1) Die hier angegebenen Mengen sind aus gr\u00f6sseren w\u00e4hrend */2\u20141 Stunde gewonnenen Mengen berechnet.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nDr. N. 0. Bernstein,\n[101\nVersuchs- thier.\tTag nach der Operation.\tStunde nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. abgesonderte Menge Cub. Centim.\tBemerkungen.\nV.\t3.\t22.\t0\tFig. 1 \u00c2.\n\t\u00bb\t1.\t1,5\t\n\t\u00bb\t2.\t2,3\t\n\t))\t3.\t2,2\t\n\t))\t6.\t1,3\t\n\t\u00bb\t7.\t1,8\t\n\t\u00bb\t8.\t1,4\t\n\t4.\t23.\t0\tDer Hund wird zu weiteren\n\t\u00bb\t1.\t1,6\tVersuchen benutzt.\n\t)\u00bb\t2.\t2,3\t\nVI.\t5.\t23.\t0\tBeobacht, ununterbrochen\n6000 Grm\t\u00bb\t1.\t2,2\tw\u00e4hrend acht Stunden.\n\t\u00bb\t2.\t3,8\tFig. 1 B.\n\t\u00bb\t3.\t1,0\t\n\t\u00bb\t4.\t0,7\t\n\t\u00bb\t5.\t1,1\t\n\t))\t6.\t1,1\t\n\t)>\t7.\t1,3\t\n\t6.\t15.\t0,5\tUnunterbrochene achtst\u00fcn-\n\t\u00bb\t16.\t0,2\tdige Beobachtung.\n\t\u00bb\t1.\t1,4\tFig. 1 C.\n\t\u00bb\t2.\t1,8\t\n\t)>\t3.\t1,2\t\n\t\u00bb\t4.\t1,0\t\n\t\u00bb\t5.\t0,9\t\n\t\u00bb\t6.\t1,3\t\nAus den angef\u00fchrten Zahlen ist gleich auf den ersten Blick ersichtlich, dass die Absonderung des Bauchspeichels, welche beim- hungernden Thiere gleich oder fast Null ist, schon in der ersten Stunde nach der Nahrungsaufnahme eine bedeutende H\u00f6he, in der zweiten oder dritten Stunde aber ihr Maximum erreicht, dann f\u00e4llt, in der 5\u20147ten Stunde wieder etwas aufsteigt , um von da bis etwa gegen die 15te Stunde wieder auf Null herabzusinken.\nDieses Ergebniss ist in Fig. 1 graphisch dargeslellt in Form von Curven, auf deren Abscissenaxe die Zeit nach der Nahrungsaufnahme aufgetragen ist, w\u00e4hrend die Ordinalen die entsprechenden Absonderungsgeschwindigkeiten (auf 10 Minuten berechnet) darstellen. Als Grundlage zur Curve A dienen die am Versuchsthier V, zu den Curven B und C die vom Thier VI gewonnenen Zahlen.","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"102] Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung.\n7\n4,0\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n4*\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\niS\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u25a0U\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n4*\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nV>\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nS>\tj\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nSt\t1\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nSA\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\ti\t\t\nV>\tf\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\nS,0\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n<S\tr\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tA\t\t\t\t\t\t\t\t\niS\tr\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t/\t\t\t\t\t\t\t\t\t\ni*\tT\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tL\t\t\\\t\t\t\t\t\t\t\niS\tT\t\t\t\t/\tVl|\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t/\t\t\\\t\t\t!\t\t\t\t\n1,0\t\tV\t\tV\t\t\t\t\tV. '\u25a0\t\t\t\t\t\t\t\t\t\tV\t1\t\t\t\t\t\n0,8\t\t\ts/\t\t\t\t\t\t\t\t***\u2022\u00bb\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n\u00ab4\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\\\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n0,4\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\\\tI\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n0,2\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t7\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n0\tjr\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\t\n*\t3 / X\t3\t4\ts\tff\t7\t8\t9\t10\t11\t1%\t18\t44\tIS\tie\t1\t\u00bb\t8\t4\tS\t6\tV\t8\t9\t10\nIch brauche nicht erst auf die auffallende Aehnlichkeit dieser drei Curven aufmerksam zu machen, aus welcher hervorgeht, dass wir es hier nicht etwa mit zuf\u00e4lligen, unregelm\u00e4ssigen , sondern mit gesetz- und regelm\u00e4ssigen Schwankungen zu thun haben. Daf\u00fcr sprechen auch die \u00fcbrigen von den Thieren I\u2014IV erhaltenen und in der obigen Tabelle mitgetheilten Zahlen.\nDie Erm\u00fcdung der stundenlang im Schwebeapparat aufgestellten Versuchsthiere und die heranbrechende Nacht verhinderten mich leider die Beobachtungen \u00fcber die achte Stunde nach der F\u00fctterung hinaus auszudehnen. Da ich 15 Stunden nach der Nahrungsaufnahme immer nur ganz unbedeutende","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"8\nDr. N. 0. Bernstein,\t[103\nMengen Bauchspeichels erhielt, so glaube ich annehmen zu k\u00f6nnen, dass die Absonderung von der 9ten \u2014 l\u00f6ten Stunde in fortw\u00e4hrendem Sinken begriffen ist, und habe auch in diesem Sinne die Curven (durch punktirte Linien) erg\u00e4nzt. Es kommt \u00fcbrigens nicht viel darauf an, ob dieser Curvenabschnitt mehr oder weniger steil abf\u00e4llt, da es sich haupts\u00e4chlich um die Constatirung der Thatsache handelt, dass die Bauchspeichelabsonderung bei einigermassen auseinanderger\u00fcckten. Mahlzeiten fast oder ganz aufh\u00f6rt. Da aber gew\u00f6hnlich die Mahlzeiten nicht mehr als acht bis zehn Stunden auseinander liegen, so ist die Bauchspeichelsecretion im normalen Zustande als eine best\u00e4ndige mit jeder Mahlzeit steigende und in den Intervallen wieder abnehmende zu betrachten.\nII. Einfluss der Nerven auf die Pankreasabsonderung.\nDie oben constatirten regelm\u00e4ssigen Schwankungen in der Geschwindigkeit der Bauchspeichelabsonderung k\u00f6nnen kaum anders als auf reflektorischen Vorg\u00e4ngen beruhend aufgefasst werden. Man kann sich diesen Reflex als Anregung der Abson-derungsth\u00e4tigkeit oder als Aufhebung einer Hemmung denken, der Anstoss dazu ist durch die Reizung gewisser Stellen des Verdauungsapparats gegeben.\nDen ersten und wirksamsten Anstoss zur Bauchspeichelabsonderung giebt der Eintritt der Speisen in den Magen. Dies beweist der j\u00e4he Aufschwung der Absonderungscurve gleich nach der Nahrungsaufnahme. Kaum ist der erste Bissen hinuntergeschluckt, so fangen die Tropfen aus der Fistel rasch aufeinander zu folgen an. W\u00e4hrend der ersten Zeit der Magenverdauung dauert dieses Ansteigen der Absonderung ununterbrochen fort. Bald aber hat sich die Magenschleimhaut an den Reiz der Speisen gew\u00f6hnt, letztere fangen an den Magen zu verlassen, und die Bauchspeichelabsonderung f\u00e4ngt wieder zu sinken an.\nDie zweite weniger steile Erhebung der Absonderungscurve f\u00e4llt in die 6te \u2014 7te Stunde nach der Nahrungsaufnahme, d. h. in eine Zeit, wo die Magenverdauung bereits vollendet und die Speisen in den D\u00fcnndarm \u00fcbergegangen sind. Der Uebergang der Speisen in den D\u00fcnndarm erfolgt zwar nicht mit einem Male, aber jedenfalls zu Ende der Magenverdauung viel schneller als zu Anfang derselben ; der Pf\u00f6rtner l\u00e4sst schliesslich auch solche gr\u00f6bere und unverdaute Speisereste passiren, welchen er","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"104] Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung.\t9\nanfangs den Durchgang verweigerte. Durch diese wird nun ein st\u00e4rkerer Reiz auf die D\u00fcnndarmschleimhaut ge\u00fcbt, und dieser Reiz giebt den Anstoss zur zweiten Erhebung der Absonderungsgeschwindigkeit des Bauchspeichels.\nAbgesehn von den durch die Nahrungsaufnahme bedingten regelm\u00e4ssigen Schwankungen machen sich in der Absonderung des Bauchspeichels noch andere, vor\u00fcbergehende und unregelm\u00e4ssige Schwankungen bemerkbar, deren Ursachen meisten-theils unbekannt sind. Bestimmt man die Mengen des abgesonderten Saftes von f\u00fcnf zu f\u00fcnf oder von zehn zu zehn Minuten, so findet man, dass diese Mengen in zwei solchen aufeinanderfolgenden Zeiteinheiten keineswegs immer gleich sind, sondern oft betr\u00e4chtlich differiren. Folgende verschiedenen Versuchs-thieren entnommene Zahlenreihen geben einen Begriff von diesen Schwankungen :\nZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. Cub. Centim.\tZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. Cub. Centim.\n0\u201410 Min.\t0,4\t200\u2014210Min.\t0,5\n10-20 \u00bb\t0,5\t210\u2014220 \u00bb\t0,5\n20 \u2014 30\t\u00bb\t0,9\t220\u2014230 \u00bb\t1,3\n30 \u2014 40\t\u00bb\t2,5\t230\u2014240 \u00bb\t0,8\n40\u201450\t\u00bb\t3,3\t240\u2014250 \u00bb\t0,5\n50\u201460\t\u00bb\t5,6\t250\u2014260 \u00bb\t0,6\n60\u201470\t\u00bb\t5,3\t260\u2014270 >\u00bb\t1,5\n70 \u2014 80\t\u00bb\t4,9\t270\u2014280 \u00bb\t1,1\n80\u201490\t\u00bb\t3,8\t280\u2014290 \u00bb\t1,7\n90 \u2014 100 \u00bb\t3,2\t290 \u2014 300 \u00bb\t1,1\n100\u2014110 \u00bb\t2,7\t300\u2014310 \u00bb\t1,2\n110\u2014120 \u00bb\t2,7\t310 \u2014 320 \u00bb\t1,6\n120\u2014130 \u00bb\t2,0\t320\u2014330 \u00bb\t1,0\n130\u2014140 \u00bb\t1,5\t330-340 \u00bb\t1,3\nHO\u2014150 \u00bb\t1,8\t340\u2014350 \u00bb\t1,2\n150\t160 \u00bb\t0,4\t350 \u2014 360 \u00bb\t0,6\n160\u2014170 \u00bb\t0,4\t360\u2014370 \u00bb\t1,4\n170\u2014180 \u00bb\t0,2\t370\u2014380 \u00bb\t1,0\n180 \u2014 190 \u00bb\t0,5\t380 \u2014 390 \u00bb\t1,5\n190\u2014200 \u00bb\t0,6\t390\u2014400 \u00bb\t1,5\nZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. Cub. Centim.\tZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. Cub. Centim.\n0\u201410 Min.\t0,7\t40\u201450 Min.\t1,1\n10\u201420 \u00bb\t1,6\t50\u201460\t\u00bb\t1,5\n20\u201430\t\u00bb\t1,7\t60\u201470\t\u00bb\t1,2\n30\u201440\t\u00bb\t1,7\t70\u201480\t\u00bb\t0,6","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nDr. N. O. Bernstein\n[105\nZeit nach der F\u00fctterung.\t\tIn 10 Min. Cub. Centim.\tZeit nach der F\u00fctterung.\t\tIn 10 Min. Cub. Centim.\n80\u201490\tMin.\t1,6\t200\u2014210Min.\t\t0,8\n90\u2014100\t\u00bb\t2,2\t210\u2014220\t\u00bb\t1,3\n100\u2014110\t\u00bb\t2,1\t220\u2014230\t\u00bb\t1,9\n110\u2014120\t\u00bb\t2,9\t230 -240\t\u00bb\t0,4\n120\u2014130\t\u00bb\t1,2\t240\u2014250\t\u00bb\t0,4\n130\u2014140\t\u00bb\t1,2\t250\u2014260\t\u00bb)\t0,4\n140\u2014150\t\u00bb\t1,3\t260\u2014270\t\u00bb\t0,8\n150\u2014160\t))\t1,1\t270\u2014280\t\u00bb\t1,0\n160\u2014170\t\u00bb\t1,1\t280\u2014290\t\u00bb\t1,0\n170 \u2014 180\t))\t1,4\t290\u2014300\t))\t1,6\n180\u2014190\t\u00bb\t0,9\t300\u2014310\t\u00bb)\t1,2\n190\u2014200\t\u00bb\t0,6\t310\u2014320\t\u00bb\t1,4\nZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 5 Min. Cub. Centim.\n5\u201410 Min.\t0,4\n10\u201415\t\u00bb\t0,6\n15\u201420\t\u00bb\t0,6\n20\u201425\t\u00bb\t1,0\n25\u201430\t\u00bb\t2,8\n30\u201435\t\u00bb\t1,6\n35-40\t\u00bb\t1,6\n40\u201445\t\u00bb\t2,0\n45\u201450\t\u00bb\t2,6\n245-250\t\u00bb\t1,0\n250\u2014255\t\u00bb\t1,4\n255\u2014260\t\u00bb\t1,4\n260\u2014265\t\u00bb\t2,2\n265\u2014270\t\u00bb\t1,8\n270\u2014275\t\u00bb\t2,6\n275\u2014280\t\u00bb\t2,4\n280\u2014285\t\u00bb\t2,4\n285\u2014290\t\u00bb\t3,0\n290\u2014295\t>,\t1,8\n295\u2014300\t\u00bb\t1,8\n300\u2014305\t>,\t3,8\n305\u2014310\t\u00bb\t2,8\nZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. Cub. Centim.\n40\u201450 Min.\t1,4\n50\u201460\t\u00bb\t1,6\n60\u201470\t\u00bb\t1,8\n70\u201480\t\u00bb\t2,0\n80\u201490\t\u00bb\t2,8\n90\u2014100\t\u00bb\t2,2\n100\u2014110 \u00bb\t2,6\n110\u2014120 \u00bb\t2,6\n120\u2014130\t\u00bb\t2,2\n130\u2014140\t\u00bb\t2,2\n140\u2014150\t\u00bb\t2,4\n150\u2014160\t\u00bb\t2,0\n160\u2014170\t\u00bb\t2,2\n170\u2014180\t\u00bb\t2,0\n330\u2014340\t\u00bb\t1,2\n340\u2014350\t\u00bb\t1,6\n350\u2014360\t\u00bb\t1,2\n360\u2014370\t\u00bb\t2,4\n370\u2014380\t\u00bb\t1,8\n380\u2014390\t\u00bb\t2,0\n390\u2014400\t\u00bb\t1,6\n400\u2014410\t\u00bb\t1,2\n410\u2014420\t\u00bb\t1,6\n420\u2014430\t\u00bb\t1,6\n430\u2014440\t\u00bb\t1,2","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"106]\nZur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung. 11\nZeit nach der F\u00fctterung.\t\tIn 5 Min. Cub. Centim.\n35\u201440 Min.\t\t0,6\n40\u201445\t\u00bb\t0,4\n45\u201450\t\u00bb\t0,8\n50\u201455\t))\t1,0\n55\u201460\t\u00bb\t1,0\n60\u201465\t\u00bb\t0,6\n65\u201470\t))\t0,6\n70\u201475\t\u00bb\t1,0\n75\u201480\t\u00bb\t0,8\n80-85\t\u00bb\t0,8\n85\u201490\t\u00bb\t0,6\n90\u201495\t\u00bb\t0,6\nIch habe diese Beobachtungen darum so detaillirt angestellt und angef\u00fchrt, weil es hier darauf ankommt, die selbstst\u00e4ndigen Schwankungen in der Absonderungsgeschwindigkeit von den durch k\u00fcnstliche Einfl\u00fcsse hervorgerufenen zu unterscheiden. Wie aus der Tabelle ersichtlich, sind diese selbstst\u00e4ndigen Schwankungen nie so bedeutend, dass die Absonderungsgeschwindigkeit w\u00e4hrend der Verdauungsperiode auf Null oder nahe auf Null herabsinke. Von dieser Regel habe ich bis jetzt nur eine Ausnahme kennen gelernt. Die Absonderung steht n\u00e4mlich beim Eintritte von Erbrechen ganz oder fast ganz still. Diese Thatsache ist bereits von Weinmann und Cl. Bernard constat\u00e2t und ich hebe sie hier nur darum besonders hervor, weil sie zum Ausgangspunkte der folgenden Versuche Uber den Einfluss der Nerven auf die Bauchspeichelabsonderung diente.\nDer Fistelhund I bot mir die Gelegenheit den Einfluss des spontanen Erbrechens auf die Bauchspeichelabsonderung zu constatiren. Am 5. Tage nach der Operation hatte er nach vier-undzwanzigst\u00fcndigem Fasten eine ziemliche Menge rohen Fleisches gefressen, worauf er, in den H\u00e4ngeapparat gebracht, folgende Mengen Saftes lieferte :\nZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. abgesonderte Cub. Centim.\tBemerkungen.\n30 Min.\t0,8\t\n40 \u00bb\t1,4\t\n50 \u00bb\t1,4\t\n60 \u00bb\t1,4\t","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nDr. N. 0. Bernstein,\n[107\nZeit nach der F\u00fctterung.\t\tln 10 Min. abgesonderte Cub. Centim.\tBemerkungen.\n70\tHin.\t0,9\tBrechbewegungen.\n80\t\u00bb\t1,2\t\n90\t\u00bb\t0,7\t\ntoo\t\u00bb\t1,1\t\n110\t\u00bb\t1,0\t\n120\t\u00bb\t0,4\tErbrechen.\n130\t\u00bb\t0,7\t\n140\t\u00bb\t0,1\tErbrechen.\n150\t\u00bb\t0,4\t\n160\t\u00bb\t0,4\t\n170\t\u00bb\t0,2\tErbrechen.\n180\t\u00bb\t0,4\t\n190\t\u00bb\t0,2\t\n200\t\u00bb\t0,4\t\n210\t\u00bb\t0,9\t\nEs ist aus diesen Zahlen ersichtlich: 1) dass schon die Brechneigung (Uebelkeiten) die Bauchspeichelabsonderung verlangsamt, selbst wenn das Erbrechen erst viel spater eintritt; 2) dass die Absonderung w\u00e4hrend des Erbrechens fast ganz still steht; 3) dass die Verlangsamung der Secretion noch einige Zeit nach dem Erbrechen anh\u00e4lt.\nAn eine mechanische Erkl\u00e4rung dieser Wirkung des Erbrechens ist schon darum nicht zu denken, weil die Verlangsamung der Bauchspeichelabsonderung sich nicht blos auf den Moment des Erbrechens beschr\u00e4nkt, sondern fr\u00fcher anf\u00e4ngt und einige Zeit dar\u00fcber hinausdauert; ganz abgesebn davon, dass man vom Druck der Bauchpresse beim Erbrechen gerade die entgegengesetzte mechanische Wirkung erwarten d\u00fcrfte. Die Thatsache deutet also auf einen noch nicht n\u00e4her bekannten Nerveneinfluss und es liegt nah, vor allem an denjenigen Nerven zu denken, dessen Reizung das Erbrechen zur Folge hat, \u2014 n\u00e4mlich an den Vagus.\nEs fr\u00e4gt sich also, ob nicht dieselbe Reizung des Vagus welche Erbrechen hervorruft, auch eine Hemmung der Pankreas-secretion bewirkt. Diese Frage wird durch die nun zu beschreibenden Versuche bejaht.\nZu diesen Versuchen w\u00e4hlte ich Fistelhunde, die seit einigen Tagen operirt von den Folgen der Operation sich vollst\u00e4ndig erholt hatten, so dass die Absonderung im besten Gange","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"1 08] Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung. 13\nwar. Nachdem ich mich an diesen Thieren von dem Einfl\u00fcsse der Nahrungsaufnahme \u00fcberzeugt hatte, legte ich w\u00e4hrend der Verdauung einen Vagus blos, und beobachtete dann die Absonderungsgeschwindigkeit ohne und w\u00e4hrend der k\u00fcnstlichen Reizung des blosgelegten Nerven. Zu den Versuchen dienten die schon oben angef\u00fchrten Fistelhunde HI, IV und V.\n1) F.istelhund IV. Am 6. Tage nach der Operation, nach 22st\u00fcndigem Hungern ist die Absonderung fast 0. ln den ersten zwanzig Minuten nach der F\u00fctterung erreicht sie die bedeutende H\u00f6he von 5,4 Cub. Centim. in 10 Minuten. Drei Stunden darauf, w\u00e4hrend die Absonderung noch ziemlich bedeutend ist, wird der linke Vagus aufgesucht und abgeschn\u00fcrt. Nach dieser Operation ist im Verlaufe einer halben Stunde kein Tropfen Saft aus der Fistel zu gewinnen.\n7. Tag. 18te Stunde nach der Abschn\u00fcrung des Vagus :\nZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. abgesondert.\tBemerkungen.\n22 St. \u2014\t0,4 C. Cm.\t\n10 Min.\t0,4\t\u00bb\t\n20 \u00bb\t0,4\t\u00bb\t\n30 \u00bb\t0,6 \u00bb\tF\u00fctterung.\n40 \u00bb\t6,0 \u00bb\t\n80 \u00bb\t5,4\t\u00bb\t\n60 \u00bb\t0,0 \u00bb\tReizung des centralen Vagusstumpfes, Brechbeweg.\n70 \u00bb\t0,0 \u00bb\t\nErst zwanzig Minuten nach der Vagusreizung kommt die Absonderung wieder zum Vorschein, anfangs langsam aber allm\u00e4lig steigend, so dass sie 3 Stunden nach dem Versuche wieder die H\u00f6he von 3 Cub. Centim. in 10 Min. erreicht hatte.\n2) Fistelhund V. Vierter Tag nach der Fisteloperation :\nZeit nach der F\u00fctterung.\tln 10 Min. abgesondert.\tBemerkungen.\n23 St. \u2014\t0 C. Cm.\tF\u00fctterung.\n40 Min,\t1,2 \u00bb\t\n50 \u00bb\t2,0 \u00bb\t\n60 \u00bb\t2,0 \u00bb\t\n70 \u00bb\t2,8 \u00bb\t","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nDr. N. 0. Bernstein,\n[109\nAls dann der rechte Vagus biosgelegt und abgeschnilrt wird, steht die Absonderung ganz still, kommt aber nach einer halben Stunde wieder zum Vorschein und ist nach Verlauf einer Stunde so weit wiederhergestellt, dass sie gemessen werden kann, und zwar:\nZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. abgesondert.\tBemerkungen.\n130 Min. 140 \u00bb 150\t\u00bb 160 \u00bb 170\t\u00bb\t0,6 C. Cm. 0,6 \u00bb 0,6 \u00bb 1,0 \u00bb 0,8 \u00bb\t\n5. Tag:\nZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. abgesondert.\tBemerkungen.\n16 St. \u2014 30 Min. 40 \u00bb 50\t\u00bb 60 \u00bb 70 \u00bb 80 \u00bb\t0,0 C. Cm. 1,6 \u00bb 1,4\t\u00bb 1,2 \u00bb 1,2 \u00bb 1,2 \u00bb 1,2 \u00bb\tF\u00fctterung.\nDer gestern abgeschn\u00fcrte rechte Vagus wird oberhalb der Unterbindungsstelle durchschnitten und der linke Vagus blos-gelegt ; bald darauf die Absonderung beobachtet :\nZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. abgesondert.\tBemerkungen.\n130 Min. 140 \u00bb 150 \u00bb 160 \u00bb 170\t\u00bb 180 \u00bb 190 \u00bb\t0,4 C. Cm. 0,4\t\u00bb 1,6 \u00bb 1,2 \u00bb 1,4\t\u00bb 0,0 \u00bb 0,0 \u00bb\tReizung des linken Vagus.","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"14 0] Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung.\n15\nDie Absonderung kehrt nicht wieder und das Thier wird am n\u00e4chsten Tage todt gefunden.\n3) Fistelhund III. F\u00fcnfter Tag nach der Operation :\nZeit nach der F\u00fctterung.\tln 10 Min. abgesondert.\tBemerkungen.\n20 St. \u2014 30 Min. 40\t\u00bb 50 \u00bb 60 \u00bb 70\t\u00bb 80 \u00bb\t0,0 C. Cm. 1,0 \u00bb 1,8 \u00bb 1,6 \u00bb 1,6 \u00bb 1,6 \u00bb 1,2 \u00bb\t\t\t ' ' \u00ab F\u00fctterung.\nEs wird auf der rechten Seite des Halses der Vagus aufgesucht, derselbe aber noch nicht blosgelegt. Die Absonderung verh\u00e4lt sich darauf, wie folgt:\nZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. abgesondert.\tBemerkungen.\n130 Min.\t1,4 C. Cm.\t\n140\t\u00bb 150\t\u00bb 180 \u00bb 190\t\u00bb . 200 \u00bb\t1,0 \u00bb 1,2 \u00bb 0,6 \u00bb 0,6 \u00bb 0,4\t\u00bb\tDer Vagus wird isolirt und durchschnitten.\n210 \u00bb\t0,4\t\u00bb\tW\u00e4hrend dieser 20 Min.\n220 \u00bb\t0,4\t\u00bb\twird der peripherische Vagusstumpf wiederholt bis Eintritt von Herzstillstand gereizt.\n6. Tag:\nZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. abgesondert.\tBemerkungen.\n15 St. \u2014\t* 30 Min. 40 \u00bb 50 \u00bb 60 \u00bb\t0,0 C. Cm. 2,0 \u00bb 1,6 \u00bb 2,0 >\u00bb 1,6 \u00bb\t","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\tDr. N. 0. Bernstein,\t[111\nDer centrale Stumpf des gestern durchschnittenen Vagus wird isolirt.\nZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Min. abgesondert.\tBemerkungen.\n110 Min.\t0,8 C. Cm.\t\n120 \u00bb\t0,8 \u00bb\t\n\u00bb\t130\t\u00bb\t0,8 \u00bb\t\n140\t\u00bb\t0,0 \u00bb\tReizung des centr. Vagusstumpfes bis Erbrechen ein-tritt.\n150\t\u00bb\t0,4\t\u00bb\t\n160 \u00bb\t0,6 \u00bb\t\nDiese Versuche ergeben \u00fcbereinstimmend das Resultat, dass di e cen tri peta I e Rei zung des Vagus eine hemmende Wirkung auf die Bauchspeichelsecretion aus\u00fcbt; diese Hemmung ist eine vollkommne und beschr\u00e4nkt sich nicht auf die Zeit der Reizung. (Zentripetale Reizung, so wie Durchschneidung eines Vagus, \u00fcbt keinen bemerkbaren Einfluss auf die Pankreassecretion. (Die bald nach der Durchschneidung oder Abschn\u00fcrung des Nerven eintretende Verlangsamung der Secretion ist keine bleibende und erkl\u00e4rt sich durch die bei der Isolirung des Nerven nicht zu vermeidende mechanische Reizung.)\nEs ist h\u00f6chst wahrscheinlich, dass der Secretionsstillstand w\u00e4hrend des Erbrechens und die nach k\u00fcnstlicher Reizung des Vagus eintretende Secretionshemmung auf ein und demselben (durch das R\u00fcckenmark und den Sympathicus bedingten) reflectorischen Vorg\u00e4nge beruht. Im ersten Falle geht die Erregung des Vagus von seinen peripherischen Endigungen in der Magenschleimhaut aus.\nAndererseits steht es fest, dass Reizung der Magenschleimhaut (durch eingebrachte Speisen etc.) die Secretion des Bauchspeichels anregt. Es machen sich also vom Magen aus zwei einander gerade entgegengesetzte Einfl\u00fcsse auf die Th\u00e4tigkeit der Bauchspeicheldr\u00fcse geltend: ein secretionsanregender und ein secretionshemmender. Man wird darin keinen Widerspruch finden, dass die Reizung der Magenschleimhaut in dem einen Falle eine, in dem andern dife entgegengesetzte Wirkung zur Folge hat, wenn man bedenkt, dass ja auch nicht jeder die Magenschleimhaut treffende Reiz Erbrechen hervorruft und dass nur","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"M2] Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung. 17\nein gewisser Theil der Magenschleimhaut mit dieser Reaction behaftet ist. Man kann sich u. A. denken, dass die Vagusfasern, deren Erregung secretionshemmend wirkt, der Pars cardiaca angeh\u00f6ren, welche ja auch in besonderer Beziehung zum Erbrechen steht, w\u00e4hrend die \u00fcbrige Magenschleimhaut oder irgend ein Theil derselben Fasern besitzt deren Erregung, ebenfalls reflectorisch, die Bauchspeichelsecretion anregt.\nJedenfalls wird man sich die Bauchspeichelsecretion als unter dem Einfl\u00fcsse zweierlei Nervenfasern denken m\u00fcssen, anregender und hemmender. Es schien daher geboten, die Nervenfasern, welche sich zum Pankreas begeben, direkt auf ihre Wirkungen zu pr\u00fcfen. Ich musste aber von direkten Reizversuchen abstehn, weil schon die blosse Er\u00f6ffnung der Bauchh\u00f6hle einen fast vollst\u00e4ndigen Stillstand der Pankreassecretion zur Folge hat. Ich musste mich daher auf die sogleich anzuf\u00fchrenden Durchschneidungsversuche beschr\u00e4nken.\nDie Nerven der Bauchspeicheldr\u00fcse begleiten ausschliesslich die Arterien. Weder mit den Venen, noch mit den Ausf\u00fchrungsg\u00e4ngen habe ich irgend welche Nerven\u00e4stchen in die Dr\u00fcse eindringen sehen. Entsprechend der Theilung des Hunde-pankreas in einen transversalen (der kleinen Curvatur entlang bis an die Milz reichenden) und einen longitudinalen (dem Zw\u00f6lffingerdarm entlang gelegenen) Lappen, theilt sich auch die Arterie, ein Ast der Pankreatico-Duodenalis, in einen obern und untern Zweig, welche sich dann in der Dr\u00fcse weiter verzweigen. Die Nerven\u00e4stchen halten sich auch im Innern der Dr\u00fcse an die Verzweigungen der Arterien und enthalten h\u00e4ufig eingestreute mikroskopische Ganglienhaufen. Gr\u00f6ssere, mit blossem Auge wahrnehmbare Ganglien habe ich an ihnen blos ausserhalb der Dr\u00fcse gefunden. Hier stehen die Nerven welche sich zum Pankreas begeben mit dem Plexus hepaticus und gastricus in Verbindung und lassen sich leicht durch den Plexus coeliacus hindurch bis an die Splanchnici und Vagi verfolgen.\nAusser den Hauptdr\u00fcsenarterien treten noch einige kleinere Arterien\u00e4stchen in das linke Ende des transversalen und in das hintere Ende des longitudinalen Lappen, ebenfalls in Begleitung von Nerven\u00e4stchen. '\nBei diesen anatomischen Verh\u00e4ltnissen ist an die Durchschneidung s\u00e4mmtlicher Dr\u00fcsennerven nicht zu denken. Ebensowenig aber wird man an die isolirte Durchschneidung einzelner Nerven-","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"18\nDr. N. 0. Bernstein,\n[113\nstammchen denken, da dieselben anatomisch nicht isolirt sind, sondern h\u00e4ufig mit einander Verbindungen eingehen und ge-wissermassen Geflechte um die sie begleitenden Arterien bilden. Ich musste mich also bescheiden, die die Hauplarterie begleitenden Nerven en masse zu durchschneiden und die Folgen dieser Durchschneidung auf die Bauchspeichelabsonderung zu beobachten.\nDie Operation wurde auf folgende Weise ausgef\u00fchrt. Der Schnitt wurde ganz wie zur Anlegung einer gew\u00f6hnlichen Bauchspeichelfistel in der Mittellinie des Bauches gef\u00fchrt. Durch die Wunde wurde der Zw\u00f6lffingerdarm hervorgeholt, mit m\u00f6glicher Vermeidung von Druck und Zerrung des Pankreas bis etwas \u00fcber die Einm\u00fcndung des Gallenganges hervorgezogen und durch eine provisorische Ligatur an den Wundrand befestigt. Die Pankreasarterie ist hier zwischen der Dr\u00fcse und dem Darm nicht schwer zu finden. Schwieriger ist es, wegen der kaum zu vermeidenden Gef\u00e4ssverletzungen und Blutungen, die Nervenf\u00e4den aufzufinden, welche in mehreren B\u00fcndeln die Arterie umgeben. Diese B\u00fcndel wurden einzeln durchschnitten oder durchrissen und schliesslich nach der oben angegebenen Methode eine Fistel angelegt. Die ganze Operation nahm J/2\u20141 Stunde in Anspruch.1)\nVon zehn auf diese Weise operirten Thieren erlagen vier in den ersten drei Tagen den unmittelbaren Folgen der Operation. Von den \u00fcbrigen 6 konnten 5 zur Beobachtung der Bauch-speichelsecretion benutzt werden, w\u00e4hrend einer wegen zu geringer Absonderung f\u00fcr die Beobachtung untauglich war. Ich hebe dies hier hervor, weil von den mit einfachen Fisteln (ohne Nervendurchschneidung) operirten Hunden fast die H\u00e4lfte wegen zu geringer Absonderung nicht benutzt werden konnte.\nIch gehe nun zur Beschreibung der betreffenden Versuche \u00fcber:\nVII. Einem 5550 Grm. wiegenden Hunde werden in der Morpbiumnarkose die die Pankreasarterie begleitenden Nerven durchschnitten und eine Fistel angelegt. Der Hund ist schon\n1) Es ist selbstverst\u00e4ndlich, dass ich mich in allen F\u00e4llen durch die Obduction von der wirklichen mehr oder weniger vollst\u00e4ndigen Durchschneidung der Nerven zu \u00fcberzeugen suchte. Die Untersuchung geschah mit der gr\u00f6ssten Vorsicht unter Salz- oder Zuckerl\u00f6sung.","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"114] Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung. 19\nam n\u00e4chsten Tage ziemlich munter, am dritten Tage nach der Operation verzehrt er mit Appetit vorgesetztes Fleisch ; am vierten Tage kann er behufs der Beobachtung im H\u00e4ngeapparat aufgestellt werden.\nTag nach der Operation.\tStunde nach der F\u00fctterung.\t\tGewonnener Saft im Mittel auf 10 Min. berechnet.\t\tBemerkungen.\n4.\t16.\tSt.\t0,7 C.Cm.\t\t1 Faserstoff wird vom Safte nicht\n))\tJ 7.\t\u00bb F\u00fctter.\t0.4\t\u00bb\tJ verdaut.\n\u00bb)\t1.\t\u00bb\t0,7\t\u00bb\t| Faserstoff wird nicht verdaut.\n\u00bb\t2.\t\u00bb\t0,3\t\u00bb\t\n))\t5.\t\u00bb F\u00fctter.\t1,6\t\u00bb\tDer Saft verdaut Faserstoff in 3*/2 St.\n\u00bb)\tj.\t\u00bb\t1,6\t\u00bb\tFaserstoff wird in 5 St. verdaut.\n5.\t19.\t))\t0,5\t\u00bb\tFaserstoff wird in 5 St. verdaut.\n\tJ.\t))\t0,9\t\u00bb\tFaserstoff in 3 St. verdaut.\n\t2.\t))\t2,2\t\u00bb\tFaserstoff in 4 St. verdaut.\n\u00bb\t4.\t))\t1,4\t\u00bb\t1\n\u00bb\t5.\t\u00bb\t0,8\t\u00bb\t; Faserstoff in 4 St. verdaut.\n\u00bb\t6.\tF\u00fctter.\t0,6\t\u00bb\tJ\n\u00bb\t1.\t\u00bb\t1,7\t))\tFaserstoff in 4 St. verdaut.\nDer Hund wird zu weitern Versuchen benutzt. Bei der Obduction stellt sich heraus, dass nicht alle Nerven durchschnitten waren.\nVIII. Einem 10500 Grm. wiegenden Hunde wird ohne vorhergehende Narkotisation eine Pankreasfistel angelegt und dabei die die Pankreasarterie begleitenden Nerven durchschnitten. Das Thier giebl bei der Zerrung der Nerven deutliche Schmer-zens\u00e4usserungen. Nach der Durchschneidung der Nerven erscheint das Pankreas stark ger\u00f6thet und deutlich \u00f6demat\u00f6s. Das Thier hat sich am vierten Tage vollst\u00e4ndig erholt, frisst Fleisch und Milch, sondert aber noch wenig ab.\n5. Tag. Obgleich der Hund seit sechszehn Stunden nichts gefressen hat, ist er ganz von Saft triefend. In den H\u00e4ngeapparat gebracht, giebt er folgende Mengen Safts : *)\n1) Ich bringe hier die detaillirten Zahlen von JO zu JO Minuten, als Beleg daf\u00fcr, dass die spontanen Schwankungen eben so bedeutend waren,\n2*","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"\u00e2o\nDr. N. O. Bernstein,\n[115\nZeit nach der F\u00fctterung.\ttn 10 Minuten abgesondert.\tBemerkungen.\n16 St. \u2014 M.\t4,5 C.Cm.\t)\n\u00bb \u00bb \\ o \u00bb \u00bb \u00bb20 \u00bb \u00bb \u00bb 30 \u00bb \u00bb \u00bb 4 0 \u00bb\t4,5\t\u00bb 4.5\t\u00bb 3.6\t\u00bb 4,3\t\u00bb\t( Im Mittel in 10 Min. = 4,3 C.Cm. | Der Saft verdaut Faserstoff in 3 Stund.\nDer Hund wird gef\u00fcttert. Drei Stunden darauf :\t\t\n3 St. \u2014 M. \u00bb \u00bb 4 0 \u00bb \u00bb \u00bb 20 \u00bb \u00bb \u00bb 30 \u00bb\t6.2\tC.Cm. 5,6\t\u00bb 5.2\t\u00bb 5,4\t\u00bb\tIlm Mittel in 10 Min. = 5,6 C.Cm. I Der Saft verdaut Faserstoff in 4 Stund.\n6. Tag. Der Hund hungert 17 Stunden. Absonderung:\t\t\n17 St. \u2014 M. \u00bb \u00bb 40 \u00bb \u00bb \u00bb 20 \u00bb\t6,2 C.Cm. | 4,8\t\u00bb 5,0\t\u00bb\tI Im Mittel in 10 Min. == 5,3 C.Cm. f Der Saft verdaut Faserstoff in 3 Stund.\nEine Stunde darauf\t\t\n18 St. \u2014 M. \u00bb \u00bb 10 \u00bb\t5,4 C.Cm. 3,6\t\u00bb\t| Im Mittel in 10 Min. = 4,5 C.Cm.\nDer Hund wird zu weitern Versuchen verwendet. \u2014 Bei der vier Tage darauf vorgenommenen Obduction hatte der Hund 2300 Grm. , also Uber ein F\u00fcnftel seines K\u00f6rpergewichtes an Gewicht verloren. In der Bauchh\u00f6hle keine Abscesse, das Pankreas ger\u00f6thet und weich. Die Nerven an der Arterie sind alle mit Ausnahme eines einzigen F\u00e4dchens durchschnitten.\nIX. Einern 9000 Grm. schweren Hunde werden ohne vorhergehende Narkotisation die die Pankreasarterie begleitenden Nerven durchschnitten und eine Pankreasfistel angelegt. Wegen Blutung m\u00fcssen einige Gef\u00e4sse unterbunden und die Ligaturen in der Bauchh\u00f6hle zurUckgelassen werden. Das Pankreas, das vor der Operation blass gewesen war, erscheint vor Beendigung der Operation stark ger\u00f6thet. Das Thier hat sich am dritten Tage schon ziemlich erholt und kann vom folgenden Tage ab beobachtet werden.\nwie bei den unten anzuf\u00fchrenden am selben Thiere gemachten Reizversuchen.","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"116]\nZur Physiologie der Bauchspeichelarsonderung. 21\nTag nach der Operation.\tStunde nach der F\u00fctterung.\tGewonnener Saft im Mittel auf 10 Min. berechnet.\tBemerkungen.\n4.\tt.\t0,8\t\n\u00bb\u00bb\t2.\t1,0\t\n))\t3.\t1,3\t\n))\t5.\t1,5\t\n5.\t15. Futter.\t1,2\t\n\u00bb\t1.\t0,6\t\n6.\t2.\t6,5\t\n\u00bb)\t3.\t2,8\t\nDer am 6. Tage gewonnene Saft ist etwas r\u00f6thlich gef\u00e4rbt. Am n\u00e4chsten Tage ist das aus der Fistel kommende Sekret ganz blutig, der Hund ist matt und frisst nichts. Er wird umgebracht. Die Nerven sind alle durchschnitten mit Ausnahme eines dem transversalen Lappen zugeh\u00f6rigen F\u00e4dchens. Zwischen Leber, Pankreas und Zw\u00f6lffingerdarm befinden sich drei Eiterheerde, von denen einer ganz nahe an der Fistel\u00f6lfnung, aber nicht mit derselben communicirend.\nX. Einem 6 Kilogramm wiegenden seit zwanzig Stunden fastenden Hunde werden ohne vorhergegangene Narkotisation die die Pankreasarterie begleitenden Nerven durchschnitten und eine Fistel angelegt. Die bei Er\u00f6ffnung der Leibesh\u00f6hle blasse Dr\u00fcse r\u00f6thet sich w\u00e4hrend der Operation und wird \u00f6demat\u00f6s. Zwei Gef\u00e4ssligaturen werden in der Bauchh\u00f6hle zur\u00fcckgelassen.\nEinen Tag nach der Operation zeigt sich ein Theil der Dr\u00fcse aus der Wunde vorgefallen und kann nicht wieder zur\u00fcckge-bracht werden. Das Thier befindet sich aber wohl und kann schon am n\u00e4chsten Tage zu Beobachtungen benutzt werden:\nTag nach der Operation.\tStunde nach der F\u00fctterung.\tGewonnener Saft auf 10 Min. berechnet.\tBemerkungen.\n3.\t15.\t1,3 C.Cm.\tDer Saft verdaut keinen Faserstoff.\n4.\t15. F\u00fctter.\t2,0 \u00bb\tDer Saft verdaut Faserstoff in 2 St.\n\u00bb\t1.\tL>,4\t\u00bb\tDer Saft verdaut Faserstoff in t/jSt.\n5.\t20.\t2,5\t\u00bb 0,9* \u00bb\tDer Saft verdaut Faserstoff in 1 St.\n))\t1.\t\tDer Saft verdaut Faserstoff in 1 St.\n6.\t17.\t1,1 \u00bb\tDer Saft verdaut Faserstoff in 2 St.","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"22\nDr. N. 0. Bernstein,\n[117\nDer Hund frisst nichts, ist sehr matt und abgemagert und wird den Tag darauf todt gefunden. Bei der Obduction erscheint die Dr\u00fcse ger\u00f6thet, in der N\u00e4he derselben ein kleiner Eiterheerd. Die Nerven scheinen alle durchschnitten zu sein.\nIn diesem wie in den vorhergehenden F\u00e4llen war die Absonderung constant geworden. Dies war schon daran zu erkennen, dass es unm\u00f6glich war, die Thiere trocken zu halten. Die ganze untere Bauchfl\u00e4che bis weit \u00fcber die Schenkel herab war best\u00e4ndig vom abfliessenden Safte durchn\u00e4sst, die Haut erythemat\u00f6s ger\u00f6thet und an mehreren Stellen wund gekratzt. Wie aus den angef\u00fchrten und noch weiter anzuf\u00fchrenden Zahlen zu ersehen, hatte die Nahrungsaufnahme keinen beschleunigenden (in manchen F\u00e4llen sogar einen verlangsamenden) Einfluss auf die Absonderung. Dagegen war das Erbrechen immer noch von einer bedeutenden Verlangsamung begleitet, wie aus folgender Zahlenreihe zu ersehen ist, die sich auf die oben mit einem Sternchen bezeichnete Zahl bezieht, die eben wegen des eingetretenen Erbrechens so klein ausfiel :\nZeit nach der F\u00fctterung.\tIn 10 Minuten abgesondert.\tBemerkungen.\n10 Min. 20 \u00bb 30\t\u00bb 40\t\u00bb 50\t\u00bb 60 \u00bb 70\t\u00bb\t0,9 C.Cm. 0,9\t\u00bb 0,4\t\u00bb 0,9\t\u00bb 0,9\t\u00bb 0,9\t\u00bb 1,0 \u00bb\tErbrechen.\nDiese Beobachtung ist nicht entscheidend. Man kann eine zuf\u00e4llige Goincidenz derSecretionsabnahme und des Erbrechens annehmen, oder auch, dass die unversehrt gebliebenen Nerven-f\u00e4den die Hemmung, wenn auch nur theilweise vermittelten. Um wenigstens die erste Annahme auszuschliessen, wiederholte ich die Vagusreizversuche an Fistelhunden mit durchschnittenen Pankreasnerven. Diese Versuche dienen eigentlich als Con-trolle der oben beschriebenen Vagusreizversuche an gew\u00f6hnlichen Fistelhunden. Ist die Auffassung des SecrelionsstillStandes als einer reflectorischen Hemmung richtig, so d\u00fcrfte nach","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"118] Zur Physiologie der Bauchspeicheuabsonderung. 23\nder Durchschneidung des gr\u00f6ssten Tlieils der Pankreasnerven auf Reizung des Vagus kein Stillstand, h\u00f6chstens eine Verlangsamung der Secretion eintreten.\nZu den Versuchen dienten die Hunde VII und VIII, nachdem bei ihnen die Secretion constant und ziemlich abundant geworden war, wie aus obigen Tabellen zu ersehen ist.\nFistelhund VII. Am 6. Tage nach der Fisteloperation wird der linke Vagus blosgelegl und durchschnitten. Sechs Stunden darauf, nachdem das Thier eben gef\u00fcttert worden war, verh\u00e4lt sich die Absonderung, wie folgt : t)\nZeit nach der F\u00fctterung.\t\tAbsonderung in 5 Minuten.\t\tAbsonderung in 10 Minuten.\t\tBemerkungen.\n20\tMin.\t0,5 C.Cm.\t\t\t\t\n25\t))\t0,5\t\u00bb\t1,0 C.Cm.\t\t\n30\t))\t0,6\t\u00bb\t\t\t\n35\t))\t0,6\t)\u00bb\t1,2\t\u00bb\t\n40\t\u00bb\t0,4\t\u00bb\t\t\t\n45\t))\t0,2\t\u00bb\t0,6\t))\t\n50\t))\t0,6\t\u00bb\t\t\t\n55\t\u00bb\t0,4\t\u00bb\t1,0\t))\t\n60\t))\t0,4\t))\t\t\tW\u00e4hrend dieser 5 Minuten wird\n65\t))\t0,4\t))\t0,8\t))\tder centrale Vagusstumpf zu\n70\t))\t0,4\t\u00bb\t\t\twiederholten Malen mit dem\n75\t\u00bb\t0,4\t\u00bb\t0,8\t))\tInductionsapparat gereizt, bis\n80\t\u00bb\t0,6\t\u00bb\t\t\tBrechbewegungen eintreten.\n85\t\u00bb\t0,4\t\u00bb\t1,0\t\u00bb\t\n90\t\u00bb\t0,6\t\u00bb\t\t\t\n95\t))\t0,4\t\u00bb\t1,0\t))\t\n100\t\u00bb\t0,6\t))\t\t\tDer centrale Vagusstumpf wird\n105\t))\t0,8\t\u00bb\t1,4\t))\t1V2 Minute lang gereizt, bis\n110\t))\t1,0\t\u00bb)\t\t\tBrechbewegungen eintreten.\n115\t\u00bb\t1,0\t\u00bb\t2,0\t)>\t\n120\t))\t0,6\t\u00bb\t\t\t\nln diesem Versuche war also nicht einmal eine deutliche Verlangsamung eingelrelen, w\u00e4hrend in den oben angef\u00fchrten Versuchen constant ein vollst\u00e4ndiger Stillstand eintrat, der 20 bis 30 Minuten die Reizung \u00fcberdauerte.\n1) In diesem wie im folgenden Versuch habe ich die Fl\u00fcssigkeit von 5 zu 5 Minuten abgelesen, um nicht einen vielleicht nur f\u00fcnf Minuten anhaltenden Stillstand zu \u00fcbersehen.","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"24\nDr. N. O. Bernstein,\n[119\nFistelhund VIII. Am 6. Tage nach der Fisteloperation wird der linke Vagus biosgelegt und dem Hund Futter vorgelegt, von dem er aber nicht viel isst. Die Absonderung verh\u00e4lt sich wie folgt :\nZeit nach der F\u00fctterung.\t\tAbsonderung in 5 Minuten.\t\tAbsonderung in 10 Minuten.\t\tBemerkungen\n10 Min.\t\t0,4 C.Cm.\t\t\t\t\n15\t\u00bb\t0,4\t\u00bb\t0,8 C.Cm.\t\t\n20\t\u00bb\t0,5\t\u00bb\t\t\t\n25\t\u00bb\t0,4\t\u00bb\t0,9\t)>\tDer Vagus wird gereizt, bis Brech-\n30\t))\t0,4\t))\t\t\tbewegungen eintreten.\n35\t\u00bb\t0,9\t))\t1,3\t\u00bb\t\n40\t\u00bb\t1,1\t\u00bb\t\t\t\n45\t\u00bb\t1,6\t))\t2,7\t\u00bb\t\n50\t\u00bb\t1,4\t\u00bb\t\t\t\n55\t\u00bb\t1,6\t\u00bb\t3,0\t\u00bb\t\n\tZwei Stunden darauf:\t\t\t\t\t\n190\t\u00bb\t1,6\t\u00bb\t\t\t\n195\t\u00bb\t1,4\t\u00bb\t3,0\t\u00bb\t\n200\t\u00bb\t1,6\t\u00bb\t\t\t\n205\t\u00bb\t1,8\t\u00bb\t3,4\t))\t\n210\t\u00bb\t2,0\t\u00bb\t\t\t\n215\t))\t1,8\t))\t3,8\t\u00bb\t\n220\t))\t0,7\t\u00bb\t\t\tDer Vagus wird gereizt bis zum\n225\t\u00bb\t1,0\t\u00bb\tV?\t\u00bb\tEintritt von Brechbewegungen.\n230\t))\t1,4\t\u00bb\t\t\t\n235\t))\t0,7\t\u00bb\t2,1\t\u00bb\t\n240\t. \u00bb\t1,1\t\u00bb\t\t\t\n245\t\u00bb\t0,7\t\u00bb\t1,8\t\u00bb\t\n250\t))\t0,7\t\u00bb\t\t\t\nAlso auch hier war in einem Falle nach der Reizung eine Beschleunigung, im andern eine Verlangsamung der Secretion eingetreten ; von Stillstand keine Spur. Mit der Durchschneidung der Pankreasnerven war also der hemmende Einfluss des Vagus aufgehoben. Es kann daher diese Hemmung nur als ein auf das Pankreas wirkender Reflex aufgefasst werden.\nObgleich ich, wie Eingangs bemerkt, nur geringen Werth auf die Totalmengen des gewonnenen Saftes lege, kann ich doch nicht umhin darauf aufmerksam zu machen, dass gerade bei den Thieren, an denen die Pankreasnerven durchschnitten waren, diese Totalmengen sehr bedeutend waren, obzwar die","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"120] Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung. 25\nOperationsmelhode ausser der Nervendurchschneidung sich durch nichts von dem bei den andern Fistelhunden angewandten Verfahren unterschied. Ich will dies zwar nicht als Beweis gelten lassen, halte es aber f\u00fcr wahrscheinlich, dass das Pankreas, nachdem seine Verbindungen mit den hemmenden Nerven gel\u00f6st sind, \u00fcberhaupt reichlicher absondert, als unter dem normalen Nerveneinfluss.\nIn allen den eben angef\u00fchrten vier Versuchen ist nach der Nervendurchschneidung starke R\u00f6thung, in zweien \u00f6demat\u00f6se Anschwellung der Dr\u00fcse beobachtet worden. Ich erlaube mir aber nicht diese Erscheinungen mit Bestimmtheit als Folgen der Nervendurchschneidung zu deuten. Die Dr\u00fcse mag bei Er\u00f6ffnung der Bauchh\u00f6hle noch so blass sein, immer wird sie in Folge des Luftzutrittes und der verschiedenen Manipulationen mehr oder weniger ger\u00f6thel. Zwar ist mir die R\u00f6thung in diesen F\u00e4llen viel intensiver vorgekommen als bei Anlegung gew\u00f6hnlicher Pankreasfisteln ; aber die Operation ist auch eine complicirlere und nimmt mehr Zeit in Anspruch als jene. Eben so k\u00f6nnte man das Oedem, das mir sonst nicht vorgekommen ist, durch Einklemmung der Dr\u00fcse oder durch Druck auf die Venen erkl\u00e4ren.\nGewiss ist aber, dass die Circulalionsverh\u00e4ltnisse in der Bauchspeicheldr\u00fcse .verschieden sind, je nachdem diese sich in gesteigerter Th\u00e4tigkeit oder im Zustande der Ruhe befindet. Beim hungernden Thiere ist das Pankreas weiss mit einem sehr leichten Stich in\u2019s Rothe ; das Pankreas des verdauenden Thieres dagegen ist stark ger\u00f6thet, und jedes Dr\u00fcsenl\u00e4ppchen zeigt an der Oberfl\u00e4che ein mit blossem Auge wahrnehmbares injicirtes Gef\u00e4ssnetz. Dieser Unterschied des Blutreichthums tritt sogar noch bei der mikroskopischen Untersuchung hervor. Das einem verdauenden Hunde entnommene Pankreas zeigt unter dem Mi-\u00bb kroskope ein reichliches mit Blutk\u00f6rperchen gef\u00fclltes Capillar-netz, w\u00e4hrend man am Pankreas von hungernden Hunden ohne vorhergegangene k\u00fcnstliche Injection nur mit M\u00fche die Capil-laren unterscheiden kann. Wie bei andern absondernden Dr\u00fcsen ist auch bei der Bauchspeicheldr\u00fcse die gesteigerte Th\u00e4tigkeit von gesteigertem Blutandrang und Erweiterung der Ca-pillaren begleitet und zum Theil auch bedingt.\nEs lag nahe zu untersuchen, ob die Vagusreizung, deren hemmende Wirkung auf die Bauchspeichelsecretion wir eben","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nDr. N. 0. Bernstein,\n[421\nkennen gelernt hallen, eine entsprechende Wirkung auf die Blutf\u00fclle haben w\u00fcrde. Der Versuch bietet an und f\u00fcr sich keine be-sondern Schwierigkeiten. Das Pankreas wird einfach freigelegt und mit blossem Auge oder mit der Lupe beobachtet, w\u00e4hrend der Vagus gereizt wird. Doch konnte ich zu keinem sichern Resultate gelangen, weil schon die Freilegung des Pankreas an und f\u00fcr sich eine starke R\u00f6thung desselben zur Folge hat, die unm\u00f6glich von der physiologischen Injection zu unterscheiden ist. Ich habe diesen Versuch zweimal unternommen: an einem in der Verdauung begriffenen unvergifteten und an einem hungernden curarisirten Hunde. Beim ersten war die Dr\u00fcse gleich nach Er\u00f6ffnung der Bauchh\u00f6hle ziemlich gleichm\u00e4ssig ger\u00f6thet und nahm w\u00e4hrend der ersten, von keinen Brechbewegungen gefolgten Reizung des Vagus ein marmorirtes Aussehen an. Die folgenden Reizungen brachten Brechbewegungen hervor, w\u00e4hrend welcher die Dr\u00fcse sich st\u00e4rker zu r\u00f6then schien, um nach der Reizung wieder bl\u00e4sser zu werden. Ob sie auch im Vergleich mit der urspr\u00fcnglichen Nuance bl\u00e4sser wurde, kann ich nicht mit Bestimmtheit sagen. Das w\u00e4hrend der Brechbewegungen beobachtete Dunklerwerden der Dr\u00fcse braucht keineswegs auf die Vagusreizung bezogen zu werden, es erkl\u00e4rt sich durch die begleitende Respirations- und Circulationsst\u00f6rung.\nBeim zweiten curarisirten Hunde, welcher seit zwanzig Stunden nicht gef\u00fcttert w orden war, war die Dr\u00fcse urspr\u00fcnglich blass, aber jeder aus der Wunde gezogene Theil derselben r\u00f6thete sich zusehends, bevor noch etwas am Thiere vorgenommen wurde, so dass jedes neu hervorgeholte St\u00fcck sehr auffallend durch seine Bl\u00e4sse von dem fr\u00fcher vorgclegenen ab-slach. Wenn in meinen auf diesen Versuch bez\u00fcglichen Notizen ein unbedeutendes R\u00f6therwerden w\u00e4hrend der Vagusreizung \u2022angegeben ist, so kann dies unter solchen Umst\u00e4nden nicht als Folge der Reizung gedeutet werden. Bl\u00e4sserwerden der Dr\u00fcse ist hier weder w'\u00e4hrend noch nach der Reizung beobachtet worden.\nEin sichererer Weg, dar\u00fcber in\u2019s Klare zu kommen, ob Reizung des Vagus die Bauchspeicheldr\u00fcse blutarmer mache, w\u00e4re vielleicht folgender: An einem in der Verdauung begriffenen Thiere (bei dem doch das Pankreas mit Bestimmtheit als blutreich vorausgesetzt werden darf,) den Vagus zu reizen und erst dann die Bauchh\u00f6hle zu er\u00f6ffnen, um sich vom Zustande","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"122] Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung. 27\nder Dr\u00fcse zu \u00fcberzeugen. Ich habe diesen Versuch noch nicht ausgef\u00fchrt.\nIII. Ueber die Wirkung des Curare auf die Bauch-speichelsecretion.\nIch habe auch einige Versuche \u00fcber die Wirkung des Pfedgiftes auf die Bauchspeichelsecretion angestellt. Der eigentliche Zweck dieser Versuche War nicht sowohl die Wirkung dieses Giftes kennen zu lernen, als an curarisirten Thieren geeignete Subjecte f\u00fcr die Untersuchung verschiedner Nerveneinfl\u00fcsse auf die Pankreassecretion zu gewinnen. Ich ging n\u00e4mlich von der Thatsache aus, dass bei curarisirten Thieren die Speichel- und Urinsecretion gesteigert ist. W\u00fcrde das Pfeilgift dieselbe Wirkung auf die Bauchspeichelsecretion aus\u00fcben, so h\u00e4tten wir darin ein Mittel an ex tempore hergestellten Pankreasfisteln die Secretionsschwankungen zu studiren. Dieser Zweck ist leider nicht erreicht wordeh, weil aus solchen Fisteln, sowohl bei vergifteten als bei unvergifteten Thieren, immer nur ganz kleine Quantit\u00e4ten Saftes erhalten werden. Doch machte sich in den meisten Versuchen ein Steigen der Absonderung in Folge der Vergiftung bemerkbar.\nDas Versuchsverfahren bestand darin, dass durch einen in der Mittellinie des Bauches gef\u00fchrten Schnitt Zw\u00f6lffingerdarm und Pankreas hcrvorgeholt und in den untern Pankreasgang eine Caniile eingebunden wurde, deren freies Ende mit einer Glasr\u00f6hre zur Aufnahme der Fl\u00fcssigkeit in Verbindung stand. Die Eingeweide wurden dann reponirt, die Wunde zugen\u00e4ht und von Zeit zu Zeit die Menge des abgesonderten Saftes vor und nach der Vergiftung an dem R\u00f6hrchen abgemessen. Ich theile hier diese Versuche mit:\nXI. Bei einem in der Verdauung begriffenen mittelgrossen Hunde wird in den Pankreasgang eine Can\u00fcle eingebunden. Nachdem im Verlaufe einer Stunde kein Saft in der Can\u00fcle erscheint, wird der Hund mit Curare vergiftet und k\u00fcnstliche Respiration eingeleitel. Eine Viertelstunde darauf f\u00e4ngt die Fl\u00fcssigkeit im R\u00f6hrchen merklich zu steigen an und zwar ;","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"28\nDr. N. 0. Bernstein\n[123\nZeit.\tH\u00f6he der Fl\u00fcssigkeit.1)\tBemerkungen.\n9 U. 45 M.\t0 Mm.\tOperation.\n10 \u00bb 4 5 \u00bb\t0 \u00bb\tGurareeinspritzung.\n11\u00bb 2 \u00bb\t8 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb\t7 \u00bb\t26 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb\t9 \u00bb\t3t \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 11 \u00bb\t40 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 1B \u00bb\t42 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 15 \u00bb\t43 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 17 \u00bb\t47 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 19 \u00bb\t51 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 21 \u00bb\t56 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 23 \u00bb\t58 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 25 \u00bb\t61 \u00bb\tStarker Speichelfluss.\n\u00bb \u00bb 27 \u00bb\t65 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 29 \u00bb\t67 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 31 \u00bb\t69 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 33 \u00bb\t70 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 35 \u00bb\t71 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 37 \u00bb\t73 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 39 \u00bb\t76 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 41 \u00bb\t79 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 43 \u00bb\t82 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 45 \u00bb\t84 \u00bb\t\nAlso unvergiftet w\u00e4hrend einer Stunde abgesondert = 0,0 C.Cm.\ncurarisirt \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t= 0,734 \u00bb\nDarauf wurde zum zweiten Male eine Curarel\u00f6sung injicirt; da aber die Fl\u00fcssigkeit in den n\u00e4chsten 15 Minuten nur um wenige Millimeter steigt und auch der Speichelfluss aufgeh\u00f6rt hatte, wird die k\u00fcnstliche Respiration eingestellt.\nDer gewonnene Saft war farblos, durchsichtig, sehr z\u00e4h, blasenbildend, stark alkalisch. St\u00e4rkekleister, mit einigen Tropfen versetzt, giebt in weniger als einer Minute die Zucker-reaction ; trockner Blutfasersloff wird bei 40# in 2 Stunden verfl\u00fcssigt.\nXII. Einem mittelgrossen seit 16 Stunden fastenden Hunde, dessen Pankreas bei Er\u00f6ffnung der Bauchh\u00f6hle weiss aussieht, wird in den Pankreasgang eine Can\u00fcle eingebunden. Bei Er\u00f6ffnung des Ganges ist ein Tropfen Saft zum Vorschein gekommen; nach vollendeter Operation aber ist w\u00e4hrend einer halben Stunde\n1) Ein Millimeter des R\u00f6hrchens = 0,00874 Cub.-Centim.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"29\n124] Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung.\nkeine Absonderung zu bemerken. Der Hund wird curarisirt und k\u00fcnstliche Respiration eingeleitet :\nZeit.\t\t\t\tH\u00f6he der Fl\u00fcssigkeit.\t\tBemerkungen.\t\n10 U.\t\t10 M.\t\t0 Mm.\t\tOperation.\t\n\u00bb\t\u00bb\t40\t)\u00bb\t0\t\u00bb\tNarkotisation.\t\n\u00bb\t\u00bb\t55\t\u00bb\t19\t))\t'\t\n11\t\u00bb\t7\t\u00bb\t34\t)>\t\t\n\u00bb\t)>\t10\t))\t36\t\u00bb\t\t\n\u00bb\t)>\t13\t\u00bb\t41\t\u00bb\t\t\n\u00bb\t\u00bb\t16\t\u00bb\t42\t\u00bb\t\t\n\u00bb\t\u00bb\t19\t\u00bb\t43\t\u00bb\t\t\n\u00bb\t))\t22\t\u00bb\t44\t))\t\t>Kein Speichelfluss.\n\u00bb\t\u00bb\t25\t\u00bb\t44\t\u00bb\t\t\n\u00bb\t\u00bb\t28\t\u00bb\t44\t\u00bb\t\t\n\u00bb\t\u00bb\t31\t\u00bb\t46\t\u00bb\t\t\n\u00bb\t\u00bb\t34\t\u00bb\t49\t\u00bb\t\t\n\u00bb\t\u00bb\t37\t\u00bb\t53\t>\u00bb\t\t\n\u00bb\t\u00bb\t40\t\u00bb\t53\t\u00bb\t\t\n))\t\u00bb\t43\t\u00bb\t53\t\u00bb\tWiederholte Curareinjection.\t\n\u00bb\t\u00bb\t46\t\u00bb\t54\t)\u00bb\t\t\n\u00bb\t\u00bb\t49\t))\t56\t\u00bb\t\t\n\u00bb\t\u00bb\t52\t\u00bb\t59\t))\t\t\n\u00bb\t\u00bb\t55\t\u00bb\t65\t\u00bb\t\t\n\u00bb\t\u00bb\t58\t\u00bb\t67\t\u00bb\t\t^Kein Speichelfluss.\n12\t,,\t1\t\u00bb\t70\t\u00bb\t\t\n\u00bb\t\u00bb\t4\t)>\t74\t\u00bb\t\t\n\u00bb\t\u00bb\t7\t\u00bb\t77\t))\t\t\n\u00bb\t)\u00bb\t10\t\u00bb\t79\t\u00bb\t\t\nDa die Fl\u00fcssigkeit nicht weiter steigt, wird der Hund durch Einstellung der k\u00fcnstlichen Respiration gel\u00f6dtet.\nVor der Narkolisation Absonderung w\u00e4hrend 30 Min. = 0,0 C.Cm. Naoh \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t90 \u00bb\t= 0,690 \u00bb\nDer gewonnene Saft besitzt dieselben Eigenschaften wie im vorhergegangenen Versuche. Eine frische Blutfaserstoffflocke wird darin in einer halben Stunde aufgel\u00f6st.\nXIII.\tEinem in der Verdauung begriffenen Hunde wird eine Can\u00fcle in den Pankreasgang eingebunden. Das Pankreas ist stark injicirt. Nachdem das R\u00f6hrchen 15 Minuten lang leer geblieben war, wird der Hund mit Curare vergiftet. Es tritt starker Speichelfluss ein, aber die Bauchspeichelsecretion bleibt nach wie vor gleich Null, obgleich die Beobachtung anderthalb Stunden lang fortgesetzt wird.\nXIV.\tEinem grossen seit 16 Stunden fastenden Hunde,","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nDr. N. O. Bernstein,\n[125\ndessen Pankreas bei Er\u00f6ffnung der Bauchh\u00f6hle weiss aussieht, wird eine Canflle in den Gang eingebunden. W\u00e4hrend der ersten 40 Minuten nach der Operation ist keine Absonderung zu bemerken, worauf der Hund durch Einspritzung von Curare narkolisirt und k\u00fcnstliche Athmung eingeleitet wird. Sofort f\u00e4ngt die Fl\u00fcssigkeit zu steigen an. In den folgenden 40 Minuten werden 0,594 Cub.-Cm., in den n\u00e4chsten 20 Minuten fast ebensoviel Saft gewonnen. Da das Thier sich dann zu regen anf\u00e4ngt, wird die Curareinjeclion wiederholt, aber die Fl\u00fcssigkeit steigt in den darauffolgenden 20 Minuten blos um wenige Millimeter.\nDer gewonnene Saft verdaut einige frische Fasersloffflocken bei 40 0 in einer Stunde.\nXV. Einem seit 23 Stunden fastenden Hunde, dessen Pankreas bei Er\u00f6ffnung der Bauchh\u00f6hle weiss erscheint, wird eine Can\u00fcle in den Gang eingebunden. Die Can\u00fcle f\u00fcllt sich ziemlich schnell und die Fl\u00fcssigkeit im R\u00f6hrchen steigt mit folgender Geschwindigkeit :\nZeit.\tH\u00f6he der Fl\u00fcssigkeit.\tBemerkungen.\n10 \u00fc. 6 M. \u00bb \u00bb 10 \u00bb \u00bb \u00bb 14 \u00bb \u00bb \u00bb 18 \u00bb \u00bb \u00bb 22 \u00bb\t17 Mm. 23\t\u00bb 27\t\u00bb 31\t\u00bb 34 \u00bb\t(Zusammen in 16 Minuten f 0,15 Cub.-Centim.\nDer Hund wird mit Curare vergiftet, worauf die Fl\u00fcssigkeit bedeutend schneller zu steigen anf\u00e4ngt:\nZeit.\tH\u00f6he der Fl\u00fcssigkeit.\tBemerkungen.\n10 D. 35 M.\t11 Mm.\t\n\u00bb \u00bb 39 \u00bb\t24 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 43 \u00bb\t56 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 4 7 \u00bb\t66 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 51 \u00bb\t74 \u00bb\t\n>\u00bb \u00bb 55 \u00bb\t80 \u00bb\tMassiger Speichelfluss.\n\u00bb \u00bb 59 \u00bb\t83 \u00bb\t\n11 \u00bb\t3 \u00bb\t86 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb n \u00bb\t91 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 11 \u00bb\t93 \u00bb\t\n\u00bb \u00bb 16 \u00bb\t97 \u00bb\t\nIn 40 Minuten = 0,75 Cub.-Centim.\t\t","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"126] Zur Physiologie der Bauchspeichelabsondkriing. 31\nDer vor und nach der Narkotisation gewonnene Saft wird jeder f\u00fcr sich mit frischen Faserstoffflocken versetzt. Im ersten war der Faserstoff bereits nach einer halben Stunde verdaut, w\u00e4hrend der nach der Narkotisation gewonnene Saft eine ungef\u00e4hr gleiche Menge Faserstoff erst in zwei Stunden verdaut hatte. \u2014\nDie Curarisirung hatte also in allen F\u00e4llen eine mehr oder weniger bedeutende Beschleunigung der Bauchspeichelsecrelion zur Folge, mit Ausnahme des einzigen Falles (XII), in dem \u00fcberhaupt keine Secretion zum Vorschein kam. Dass aus im-provisirten Pankreasfisteln keine namhaften Mengen Bauchspeichel zu erhalten sind, ist l\u00e4ngst bekannt. Die Bauchspeicheldr\u00fcse scheint eben f\u00fcr derartige Eingriffe zu empfindlich zu sein und f\u00e4ngt nicht eher wieder reichlich zu secerniren an, als bis sie sich vom Eingriffe wieder erholt hat. Merkw\u00fcrdig ist es, dass in den eben angef\u00fchrten Versuchen gerade von den hungernden Thieren gr\u00f6ssere Mengen Saftes erhalten wurden, als von den in der Verdauung begriffenen. Die von den hungernden Thieren gelieferten Mengen sind vielleicht gerade so gross wie im normalen Zustande oder an constanten Fisteln, wo sie, wie wir gesehen haben, fast gleich Null sind. Am verdauenden Thiere aber wird durch den operativen Eingriff die gesteigerte Th\u00e4tigkeit des Pankreas pl\u00f6tzlich fast ganz sistirt.\nIch habe es auch einmal versucht, am curarisirten Thiere an einer improvisirten Pankreasfistel den Einfluss der Nerven-reizung und Nervendurchschneidung zu pr\u00fcfen, aber \u2014 wie schon Eingangs erw\u00e4hnt \u2014 ohne Erfolg. Die Absonderung war vor wie nach der Durchschneidung eines der Pankreasnerven unbedeutend und wurde auch durch die Beizung des peripherischen Endes des durchschnittenen Endes nicht merklich beeinflusst. Auch hier sah ich nach der Durchschneidung des Nerven die Dr\u00fcse eine dunklere F\u00e4rbung annehmen.\nZum Schl\u00fcsse noch einige Bemerkungen \u00fcber die Eigenschaften des Bauchspeichels.\nIch habe es nie unterlassen, das erhaltene Sekret auf seine","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nDn. N. 0. Bernstein\n[127\nverdauenden Wirkungen zu pr\u00fcfen. Unter was immer f\u00fcr Bedingungen es abgesondert war, von hungernden oder verdauenden, curarisirten oder nicht curarisirlen Thieren, nach oder ohne Durchschneidung der Pankreasnerven : die sacharificirende Wirkung auf Starkekleister blieb nie aus. Fast dasselbe war der Fall mit der Verdauung von Faserstoff. Mit Ausnahme von zweien Fallen (nach Nervendurchschneidung,) verdaute der Saft frischen Faserstoff in weniger als drei, getrockneten Faserstoff in weniger als f\u00fcnf Stunden, ohne dass der leiseste Geruch nach F\u00e4ulniss sich eingestellt hatte. Am schnellsten verdaute der aus improvisirten Fisteln gewonnene Saft, am langsamsten der nach der Nervendurchschneidung secernirte, was \u00fcbrigens leicht aus der verschiedenen Dichtigkeit der Sekrete zu erkl\u00e4ren ist.\nGekochtes H\u00fchnereiweiss widersteht der Einwirkung des Pankreassaftes viel l\u00e4nger als frischer und selbst getrockneter Blutfaserstoff. Es tritt F\u00e4ulniss ein, bevor noch die Verdauung zu Ende ist, ja noch bevor die scharfen Kanten der Eiweissst\u00fcck-chen angefressen werden. Um der F\u00e4ulniss vorzubeugen, goss ich nach vierst\u00fcndiger Digestion die Fl\u00fcssigkeit weg und ersetzte sie durch frischen Saft, worauf das Eiweiss nach abermals vierst\u00fcndiger Digestion sich vollst\u00e4ndig und ohne allen Geruch aufl\u00f6sle. Dasselbe war mit gekochtem Fleische der Fall. Dieses zerfallt bei der Digestion mit Pankreassaft sehr schnell in prim\u00e4re Muskelfasern, die ziemlich lange unversehrt bleiben und sogar die Querstreifung beibehalten. Die Aufl\u00f6sung der Fasern erfolgt erst nach l\u00e4ngerer Digestion. Wenn die Gewinnung des Pankreassaftes mit weniger Schwierigkeiten verbunden w7\u00e4re, so liesse er sich vielleicht mit Vortheil zur mikroskopischen Untersuchung der Muskelfasern (sowie anderer durch Bindesubstanz zusammengehaltener faseriger Gewebe) verwerthen.\nDie Aufl\u00f6sung der zu den Verdauungsversuchen genommenen Substanzen (mit Ausnahme des getrockneten Faserstoffes) ging immer ohne vorhergegangene Quellung vor sich. Die einzelnen St\u00fccke erschienen an mehreren Stellen angefressen, zerfielen dann in einen feinen Brei, der sich nach und nach aufl\u00f6ste, so dass der eigentliche Zeitpunkt der Verfl\u00fcssigung nie genau bestimmt werden konnte.","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"128] Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung. 33\nDer ziemlich allgemein verbreiteten Ansicht, dass der ausserhalb der Verdauungszeit abgesonderte Bauchspeichel auf Eiweissk\u00f6rper unwirksam sei, muss ich auf Grund meiner Erfahrungen widersprechen. Es ist mir zwar nicht gelungen, von hungernden Fistelhunden hinreichende Mengen Bauchspeichels zu Verdauungsversuchen zu gewinnen; wohl aber war dies bei den Fistelhunden mit durchschnittenen Pankreasnerven, bei denen die Secretion constant geworden war, der Fall. Bei diesen konnte ich eben keinen Unterschied in der Wirkung des Saftes auf Faserstoff bemerken, mochte er vor oder nach der Nahrungsaufnahme abgesondert sein. Ebenso war der aus im-provisirten Fisteln von hungernden Hunden gewonnene Saft sehr wirksam auf Faserstoff. Es kann also auch nicht von einer Ladung des Pankreas mit Verdauungsferment die Rede sein, wollte man nicht etwa annehmen, dass das Pankreas 20 Stunden und mehr nach jeder Mahlzeit geladen bleibe, in welchem Falle es freilich immer geladen w\u00e4re.\nWo ich \u00fcber gr\u00f6ssere Mengen Bauchspeichels verf\u00fcgen konnte, benutzte ich dieselben zur Bestimmung des Gehaltes an festen Bestandtheilen. Ich habe an 50 solcher Bestimmungen ausgef\u00fchrt, in denen der Gehalt an festen Bestandtheilen zwischen 1,68 und 5,39 Percent schwankte. In folgender Tabelle sind die darauf bez\u00fcglichen Zahlen nach der Absonderungsgeschwindigkeit f\u00fcr jedes einzelne Versuchsthier geordnet. Die erste Columne enth\u00e4lt die f\u00fcr eine Stunde berechnete abgesonderte (richtiger aufgefangene) Saftmenge in Cubiecentimetern, die zweite Columne \u2014 den Percentgehalt des Saftes an festen Bestandtheilen, die dritte \u2014 die f\u00fcr eine Stunde berechnete Menge von mit dem Safte ausgeschiedenem festen Stoffe in Grammen.\nVersuchs- thier.\tBauchspeichelmenge in 1 Stunde.\tGehalt an festen Bestandtheilen.\tIn einer Stunde abgesonderte feste Stoffe.\nIII.\t3,00 C.Cm. 3,78\t\u00bb 8,58\t\u00bb 9,12\t\u00bb 10,38\t\u00bb\t2,48 p. C. 2,37\t\u00bb 2,10 \u00bb 1.90\t\u00bb 2.90\t\u00bb\t0,074 Grm. 0,090\t\u00bb 0,180 \u2022 \u00bb 0,173\t\u00bb 0,301\t\u00bb\n3","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nDr. N. 0. Bernstein\n[129\nVersuchs- tier.\tBauchspeichelmenge in 1 Stunde.\t\tGehalt an festen Bestandteilen.\t\tIn einer Stunde abgesonderte feste Stoffe.\t\nIV.\t2,76 C.Cm.\t\t3,42 p\tC.\t0,091\tGrm.\n\t5,58\t\u00bb\t4,92\t))\t0,274\t\u00bb\n\t11,52\t))\t1,71\t))\t0,197\t\u00bb\n\t17,58\t))\t2,22\t\u00bb\t0,389\t\u00bb\n\t17,82\t))\t2,15\t\u00bb\t0,373\t\u00bb\n\t21,96\t\u00bb\t1,82\t))\t0,399\t\u00bb\n\t31,68\t\u00bb)\t1,83\t\u00bb\t0,580\t\u00bb\n\t32,40\t\u00bb\t1,65\t\u00bb\t0,535\t))\n\t34,20\t\u00bb\t1,92\t*\t0,657\t\u00bb\nV.\t4,26\t\u00bb\t3,63\t\u00bb\t0,155\t\u201e\n\t6,84\t\u00bb\t3,37\t))\t0,230\t\u00bb\n\t7,20\t\u00bb\t2,26\t\u00bb\t0,163\t\u00bb\n\t8,82\t\u00bb\t2,39\t))\t0,211\t\u00bb\n\t10,02\t\u00bb\t2,07\t\u00bb\t0,211\t\u00bb\n\t11,34\t\u00bb\t2,43\t\u00bb\t0,276\t\u00bb\n\t11,52\t\u00bb\t2,18\t\u00bb\t0,251\t)>\n\t13,08\t\u00bb\t2,10\t))\t0,275\t))\n\t14,76\t\u00bb\t1,82\t\u00bb\t0,269\t))\nVII.\t2,82\t\u00bb\t4,71\t\u00bb\t0,129\t\u00bb\nBei durch-\t4,80\t))\t3,53\t\u00bb\t0,169\t\u00bb\nschnittenen\t9,48\t)>\t2,91\t))\t0,276\t\u00bb\nPankreas-\t9.60\t\u00bb\t2,60\t\u00bb\t0,250\t\u00bb\nnerven.\t12,18\t\u00bb\t2,30\t))\t0,280\t\u00bb\n\t13,26\t\u00bb\t2,26\t\u00bb\t0,300\t\u00bb\nVIII.\t5,88\t\u00bb\t3,75\t\u00bb\t0,222\t\u00bb\nBei durch-\t7,44\t))\t2,33\t\u00bb\t0,173\t\u00bb\nschnittenen\t26,34\t\u00bb\t1,68\t\u00bb\t0,442\t\u00bb\nPankreas-\t31,68\t))\t1,68\t\u00bb\t0,532\t\u00bb\nnerven.\t33,00\t\u00bb\t1,67\t\u00bb\t0,551\t\u00bb\nIX.\t3,72\t,)\t4,42\t\u00bb\t0,164\t\u00bb\nBei durch-\t7,20\t)\u00bb\t2,74\t\u00bb\t0,197\t\u00bb\nschnittenen\t7,86\t\u00bb\t2,91\t\u00bb\t0,229\t\u00bb\nPankreas-\t9,00\t\u00bb\t2,45\t\u00bb\t0,221\t\u00bb\nnerven.\t14,04\t\u00bb\t3,19\t)>\t0,448\t,, l)\n\t39,00\t\u00bb\t3,11\t\u00bb\t1,213\t\u00bb 'i\nX.\t4,98\t))\t5,39\t\u00bb\t0,268\t\u00bb\nBei durch-\t6,84\t\u00bb\t3,32\t\u00bb\t0,227\t\u00bb\nschnittenen\t10,98\t\u00bb\t3,47\t\u00bb\t0,381\t\u00bb\nPankreas-\t11,82\t\u00bb\t2,53\t))\t0,299\t\u00bb\nnerven.\t15,36\t\u201d\t2,35\t\u00bb\t0,361\t\u00bb\n1 ) Dei\u2019 Saft ist blutig gef\u00e4rbt.","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"130} Zur Physiologie deu Bauchspeichelabsonderuxg. 35\nIm Allgemeinen enthalten diese Zahlen eine Best\u00e4tigung der Angaben von Weinmann, nach welchen der Gehalt an festen Bestandtheilen des Bauchspeichels in umgekehrtem Verh\u00e4ltnisse zu dessen Absonderungsgeschwindigkeit steht. Doch giebt es, wie eben diese Tabelle zeigt, ziemlich zahlreiche Ausnahmen von dieser Regel, die es wahrscheinlich niachen, dass der Grad der Verdauung noch von anderen Umst\u00e4nden, als von der Absonderungsgr\u00f6sse abh\u00e4ngt. Es ist nicht unwahrscheinlich, dass auch dabei der Nerveneinfluss eine Rolle spielt. Wenigstens tritt die Abh\u00e4ngigkeit der Verd\u00fcnnung von der Absou-derungsgeschwindigkeil nach Durchschneidung der Pankreasnerven (bei Versuchsthier VII\u2014X) viel deutlicher hervor, als bei den gew\u00f6hnlichen Fistelhunden (Versuchsthier III\u2014V).\nWas die absoluten Mengen der ausgeschiedenen festen Bestandteile betrifft, so gilt f\u00fcr den Bauchspeichel dasselbe, was auch f\u00fcr die anderen Absonderungen feststeht, n\u00e4mlich, dass, trotz der wachsenden Verd\u00fcnnung, die Menge der ausgeschiedenen festen Bestandtheile mit der Absonderungsgeschwindigkeit w\u00e4chst, wie aus der vierten Columne der Tabelle zu ersehen ist. Mit andern Worten, die Verd\u00fcnnung w\u00e4chst langsamer als die Absonderungsgeschwindigkeit. Bemerkenswerth und f\u00fcr den Mechanismus der Absonderung von Bedeutung ist es, dass der Gehalt an anorganischen Bestandtheilen nur sehr unbedeutenden Schwankungen unterworfen ist. Ich habe von 20 verschiedenen Proben den Gehalt an festen Bestandtheilen durch Trocknen und den Gehalt an anorganischen Bestandtheilen durch Gl\u00fchen im Platintigel bestimmt; w\u00e4hrend der Percentgehalt an organischen Bestandtheilen zwischen 1,82 und 4,71 schwankte, schwankte der Gehalt an anorganischen festen Stoffen blos zwischen 0,72 und 0,99 p. C. In folgender Tabelle sind diese Zahlen ausf\u00fchrlich mitgelheilt:\nVersuchs- thier.\tIn einer Stunde abgesonderter Saft.\tTotalgehalt an festen Bestandtheilen.\tGehalt an organischen Bestandtheilen.\tGehalt an anorganischen Bestandtheilen.\nIII.\t3,00 C.\u00c7m. 3,78\t\u00bb 8,58\t\u00bb 9,12\t\u00bb 10,83\t\u00bb\t2,48 p. C. 2,37\t\u00bb 2,10 \u00bb 1.90\t\u00bb 2.90\t\u00bb\t1,65 p. G. 1,52\t\u00bb 1,12 \u00bb 1,14\t\u00bb 1,63\t\u00bb\t0,83 p. C. 0,85\t\u00bb 0,88 \u00bb 0,76\t\u00bb 0,97\t\u00bb\n3","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nDr. J. J. M\u00fcller, Zur Physiologie etc.\n[131\nVersuchs- thier.\tIn einer Stunde abgesonderter Saft.\tTotalgehalt an festen Besland-theilen.\t.Gehalt an organischen Bestandteilen.\t\tGehalt an anorganischen Bestandteilen.\nV.\t4,26 C.Cm.\t3,63 p. C.\t2,73 p\tC.\t0,90 p. C.\n\t6,84\t\u00bb\t3,37\t\u00bb\t2,51\t\u00bb\t0,86 \u00bb\n\t7,20\t\u00bb\t2,26 \u00bb\t1,54\t\u00bb\t0,72\t\u00bb\n\t8,82 \u00bb\t2,39\t\u00bb\t1,45\t)>\t0,94\t\u00bb\n\t10,02 \u00bb\t2,07\t\u00bb\t1,35\t)\u00bb\t0,72\t\u00bb\n\t11,34\t\u00bb\t2,43\t\u00bb\t1,44\t\u00bb\t0,99\t\u00bb\n\t11,52\t\u00bb\t2,18 \u00bb\t1,46\t))\t0,72\t\u00bb\n\t13,08\t\u00bb\t2,10 \u00bb\t1,17\t\u00bb\t0,93\t\u00bb\n\t14,76\t\u00bb\t1,82 \u00ab\t1,03\t\u00bb\t0,79\t\u00bb\nVU.\t2,82 \u00bb\t4,71\t\u00bb\t3,94\t\u00bb\t0,77\t\u00bb\nBei durch-\t4,80\t>.\t3,53\t\u00bb\t2,72\t\u00bb\t0,81 \u00bb\nschnittenen\t9,48\t\u00bb\t2,91\t\u00bb\t2,14\t\u00bb\t0,77\t\u00bb\nPankreas-\t9,60\t\u00bb\t2,60 \u00bb\t1,68\t\u00bb\t0,92\t\u00bb\nnerven.\t12,18 \u00bb\t2,30\t\u00bb\t1,46\t\u00bb\t0,84\t\u00bb\n\t13,26\t\u00bb.\t2,26 \u00bb .\t1,26\t\u00bb\t0,90\t\u00bb\nDer Gehalt des Bauchspeichels an anorganischen Stoffen ist also unabh\u00e4ngig von der Absonderungsgeschwindigkeit und ist ann\u00e4hernd gleich dem Gehalte des Blutserums. F\u00fcr den Mechanismus der Absonderung ist dies insofern von Wichtigkeit, als dadurch wahrscheinlich gemacht wird, dass hier eine Filtration des Blutwassers (mit seinen Salzen) vor sich geht, welches die in der Dr\u00fcse producirten specifischen Sekretbesland-theile wegschwemmt. Dies ist gerade hier um so wahrscheinlicher, als die specifischen Bestandtheile des Bauchspeichels sonst nirgends aufgefunden werden, w\u00e4hrend sie in der Bauchspeicheldr\u00fcse selbst best\u00e4ndig in bedeutenden Quantit\u00e4ten enthalten sind.","page":36}],"identifier":"lit1359","issued":"1869","language":"de","pages":"1-36","startpages":"1","title":"Zur Physiologie der Bauchspeichelabsonderung","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T12:57:28.954284+00:00"}