Open Access
{"created":"2022-01-31T13:00:20.064563+00:00","id":"lit1363","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Schweigger-Seidel, Franz","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 121-175","fulltext":[{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Grimdsubstanz und die Zellen der Hornhaut des Auges.\nVon\nF. Schweigger-Seidel.\nMit zwei Tafeln.\nI.\nDie Behandlung der thierischen Gewebe mit Argent, nitric., welche gerade f\u00fcr die in den letzten Jahren geltend gemachten Anschauungen Uber den Bau der Hornhaut von besonderer Wichtigkeit, war f\u00fcr mich schon einmal der Gegenstand einer ausf\u00fchrlicheren Besprechung.1) Ich finde nicht, dass die damals aufgestellten Behauptungen eine Widerlegung erfahren hatten, mag man sich auch in zum Theil recht allgemein gehaltenen Ausdr\u00fccken gegen sie ausgesprochen haben. Wenn ich daher jetzt auf dieses Thema zur\u00fcckkomme, so geschieht es nicht nur, um einige Missverst\u00e4ndnisse aufzukl\u00e4ren , sondern haupts\u00e4chlich um meine fr\u00fcheren Behauptungen zu erweitern und durch neue Beobachtungen vollst\u00e4ndiger zu begr\u00fcnden, damit die nicht bloss in methodischer Beziehung wichtige Frage nach dem Werth der Silberbilder zur endg\u00fcltigen Entscheidung gebracht werde.\nIn Folge einzelner Aeusserungen sehe ich mich zuv\u00f6rderst zu der Bemerkung veranlasst, dass ich durchaus nicht gegen ein Kanalsystem im Bindegewebe \u00fcberhaupt aufgetreten bin,\n1) Sitzungsber. d. K. S. Gesellschaft d. Wissenschaften zu Leipzig. Bd. XVIII, S. 329 ; oder: Arbeiten aus d. physiologischen Anstalt zu Leipzig v. Jahre 1866 S. ISO.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\nF. Schweigger-Seidel,\n[306\nvielmehr ganz speciell nur die Deutung angegriffen habe, welche den auf der Oberfl\u00e4che der ser\u00f6sen H\u00e4ute und der Gelenk-ineinbranen bei Behandlung mit Silberl\u00f6sung auftretenden Bildern zu Theil geworden, wobei ich das durch Silber hervorgerufene Ltlckensystem, wie allgemein \u00fcblich, das System der v. Recklinghausen'sehen Saftkan\u00e4lchen nannte. Wenn man daher jetzt anf\u00e4ngt, von platten Zellen ausgekleidete Spalten im Bindegewebe als Saftkan\u00e4lchen zu bezeichnen *) und dabei behauptet, ich habe das Vorhandensein der Saftkan\u00e4lchen ganz geleugnet, so ist das offenbar eine etwas starke Verschiebung der thats\u00e4chlichen Verh\u00e4ltnisse. An der Praeexistenz gewisser Spaltr\u00e4ume im Bindegewebe habe ich nie gezweifelt, und habe noch weniger einen Zw'eifel ausgesprochen, wesshalb es in der That gar keinen Zweck hat meinen Einw\u00fcrfen gegen die Silberbilder entgegenzuhalten den Hinweis auf Saftkan\u00e4lchen im Allgemeinen und die der Nabelschnur im Besonderen, ohne zugleich die Berechtigung nachzuweisen, nat\u00fcrliche Spalten und Silberl\u00fccken einander vollkommen gleich setzen zu d\u00fcrfen. Diese Berechtigung habe ich bestritten und werde\"ich auch fernerhin bestreiten.\nDas Endresultat meiner fr\u00fcheren Untersuchungen war folgendes : Die bei Anwendung von Silberl\u00f6sung auf Bindegewebs-h\u00e4ute unmittelbar unter dem Epithel derselben hervortretenden sternf\u00f6rmigen Hohlr\u00e4ume stehen zur eigentlichen Textur der Gewebe in keiner Beziehung, sondern sind im Wesentlichen nur bedingt durch die coagulirende Wirkung des Silbersalzes auf eine formlose, mehr oder weniger fest anhaftende d\u00fcnne Schicht einer eiweissartigen Substanz. Nach Reduction der Silberverbindung scheint es alsdann, als ob in einer gef\u00e4rbten Grundsubstanz ein Kanalsystem vorhanden sei.\nDie Beweisf\u00fchrung war bisher insofern keine allgemeine, als ich fr\u00fcher eine bestimmte Oertlichkeit, an welcher sich die vermeintlichen Saftkan\u00e4lchen besonders sch\u00f6n darstellen lassen, ausdr\u00fccklich von der Ber\u00fccksichtigung ausgeschlossen hatte.1 2)\n1)\tK\u00f6ster, K., Ueber die feinere Structur der mensclil. Nabelschnur. Inaugur. Dissert\u00e2t. W\u00fcrzburg 1868. Es ist dem Herrn Vf. anzurathen, Arbeiten, \u00fcber die er sich ein Urtheil erlaubt, genau durchzulesen, damit er wisse, was darin steht und danach seine Ausdr\u00fccke beinesse.\n2)\t1. c. p. 338 resp. 189.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"307]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n123\nEs ist dies die Hornhaut. Wie ich damals hervorhob, gestalten sich in ihr die Verh\u00e4ltnisse complicirter, indem sie K\u00f6rperchen mit strahlig angeordneten Ausl\u00e4ufern beherbergt, die in ihrer Form den sternf\u00f6rmigen Silberl\u00fccken vollst\u00e4ndig zu entsprechen scheinen. Zweifel an der nat\u00fcrlichen Vorbildung beider konnten eben nur auf Grund anderweitiger Erfahrungen aufsteigen, aber diese Erfahrungen waren gerade hinreichend, um zu einer erneuten genauen Untersuchung zu dr\u00e4ngen, wenn auch der Erfinder der Saftkan\u00e4lchen seine Lehre bez\u00fcglich der Hornhaut f\u00fcr so vollkommen gesichert h\u00e4lt, dass er mit dem einfachen Hinweis auf sie die anderen Angriffe abschlagen zu k\u00f6nnen vermeint.1) Selbstverst\u00e4ndlich ist dies kein wissenschaftliches Verfahren.\nIch glaube, dass die Discussion \u00fcber die Silberbilder sich wesentlich vereinfachen wird, wenn ich zuv\u00f6rderst das angebe, was durch verschiedenartige andere Beobachtungen \u00fcber den Bau der Hornhaut festgestellt werden kann, da die Sicherheit der Resultate offenbar eine um so gr\u00f6ssere, je freier von Einw\u00fcrfen die angewendete Untersuchungsmethode ist. Ueber die Hornhaut ist bekanntlich schon manches Wort gesprochen worden und da den Lesern dieser meiner Arbeit die fr\u00fcheren Angaben nicht neu sein k\u00f6nnen, so darf ich wohl von einer entwicklungsgeschichtlichen Darstellung der Lehre absehen. Auf Grund der immerhin nothwendig werdenden Citate wird die jedesmalige Uebereinstimmung oder Abweichung leicht aufgefunden werden k\u00f6nnen.\nII.\nDie Grundsubstanz der Hornhaut ist eine fibrill\u00e4re. Wie beim gew\u00f6hnlichen Bindegewebe hat man die Fibrillensubstanz zu trennen von einer zwischen ihre Elemente eingelagerten formlosen Eiweisssubstanz (Kittsubstanz) ; die Reichhaltigkeit derselben bedingt bei der Feinheit der Fibrillen den Anschein einer fast vollst\u00e4ndigen Homogenit\u00e4t des Hornhautgewebes.\n1) v. Recklinghausen, Das Lymphgef\u00e4sssystem. Strieker's Handbuch der Gewebelehre S. 228.","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nF. Schweigger-Seidel\n[308\nBeide Substanzen kann man leicht getrennt von einander gewinnen. Bruns, welcher die aus der Hornhaut zu extrahi-renden Eiweissstoffe neuerdings untersuchte,*) fand neben einem in Wasser l\u00f6slichen Alkalialbuminat noch einen dem Myosin gleichzusetzenden K\u00f6rper und will denselben von den zeitigen Elementen ableiten. Richtig ist, dass man bei Behandlung der Cornea mit lOproc. Kochsalzl\u00f6sung eine Substanz erh\u00e4lt, welche vollst\u00e4ndig die Reactionen des sogen. Myosins giebt und welche entschieden den Hauptbestandteil der durch Extraction \u00fcberhaupt zu gewinnenden Stoffe bildet. Verfolgt man jedoch mit dem Mikroskope die durch Kochsalzl\u00f6sung im Hornhautgewebe hervorgerufenen Ver\u00e4nderungen , so kann es nicht zweifelhaft bleiben, dass eine L\u00f6sung der interfibrill\u00e4ren Kittsubstanz vorliegt.1 2 3) Maceration von Schnitten frischer Hornh\u00e4ute in der bestimmten Kochsalzl\u00f6sung bietet uns ein sicheres Mittel, um die Fibrillen isolirt zu gewinnen. Rollet bediente sich bekanntlich zu demselben Zweck des \u00fcbermangansauren Kali. 3)\nVollst\u00e4ndig von einander gel\u00f6st sind die Hornhautfibrillen von der \u00e4ussersten Feinheit und d\u00fcrfen als solche nicht verwechselt werden mit den zarten B\u00fcndelchen oder Fasern, welche durch ihre Aneinanderlagerung entstehen.4) Die Fibrillenb\u00fcndel sind weiterhin zu d\u00fcnnen Schichten angeordnet, welche im Allgemeinen parallel der Hornhautoberfl\u00e4che gelagert sind. Da die Richtung der Fibrillen in diesen Schichten eine wechselnde, bei zwei sich deckenden Lagen eine fast rechtwinklig gekreuzte ist, so m\u00fcssen auf Querschnitten der Hornhaut die Fibrillen bald mehr in der L\u00e4ngs- bald mehr in der Querlage getroffen sein. An der einfach erh\u00e4rteten Cornea gelingt es allerdings zumeist nicht (wegen der anscheinenden Gleichartigkeit der Substanz) dies Structurverh\u00e4ltniss wahrzunehmen, aber\n1)\tT\u00fcbinger medic, ehern. Untersuchungen 2. Heft S. 260.\n2)\tDas N\u00e4here findet sich in dem dieser Arbeit beigegebenen Anh\u00e4nge, in dem die Wirkung der 10 proc. Kochsalzl\u00f6sung auf die Gewebe eingehender besprochen wird. Daselbst wird auch auf das chemische Verhalten der Fibrillensubstanz R\u00fccksicht genommen werden.\n3)\tRollet, Sitzungsber. d. Wiener Akad. d. Wissensch. Bd. XXXIII, S. 516.\n4)\tIV. K\u00fchne nennt im Lehrbuch d. pbysiol. Chemie S. 386 die aus der Hornhaut durch \u00fcbormangans. Kali darstellbaren \u00bbFibrillen\u00ab geradezu breiter als die Fibrillen des Bindegewebes.","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"309]\nUebek die Hornhaut des Auges.\n125\nman kann es deutlich hervortreten lassen, wenn man in die frische Hornhaut vermittelst Einstichinjection eine Gerbs\u00e4ure-L\u00f6sung von etwa \\ proc. oder auch d\u00fcnnen Alkohol unter schwachem Druck eintreibt und die in Folge davon verdickte Substanz auf Querschnitten untersucht. Durch die injicirte Fl\u00fcssigkeit werden die Fibrillen auseinander gedr\u00e4ngt, die Schichten schwellen an, und die Verschiedenheit der Lagerung gewinnt an Deutlichkeit, Fig. 1. Zweifellos dieselben Bilder erhielt llenle an einer durch entz\u00fcndliche Infiltration verdickten Hornhaut.1) Durch derartige Pr\u00e4parate gewinnt man freilich keine richtige Vorstellung von der Dicke und der Vertheilung der einzelnen Schichten, deren Spaltung in Wirklichkeit eine viel ausgesprochenere, als es so erscheint. Desshalb gebe ich die bei SOOfacher Vergr\u00f6sserung gezeichnete Abbildung Fig. 3, entnommen einem Querschnitte der Hornhaut des Hundes, welche ohne Formver\u00e4nderung in der von Merkel empfohlenen Mischung von Ghroms\u00e4ure und Chlorplatin2) erh\u00e4rtet worden war.3)\nMan pflegt vielfach von Hornhaut-Lamellen zu reden, darf dies aber nie in dem Sinne thun, als ob eine wirklich natur-gem\u00e4sse Trennung der einzelnen Faserschichten vorhanden sei, da nachweisbar die Fibrillen aus der einen Schicht in die benachbarten \u00fcbertreten. Die Durchflechtung der Fibrillenb\u00fcndel bewirkt den nat\u00fcrlichen Zusammenhang der Lamellen und nicht eine zwischen letztere abgelagerte Kittsubstanz. L\u00e4sst man Schnitte frischer Hornh\u00e4ute in Kochsalzl\u00f6sung liegen und sucht sie dadurch von der Kittsubstanz m\u00f6glichst zu befreien, so verbreitern sie sich betr\u00e4chtlich in Folge einer Quellung der Kittmassen, aber in keinem Stadium der Maceration bemerkt man eine Losl\u00f6sung der Lamellen. Ersichtlich ist ferner, dass die Annahme gesonderter Lamellen einen anderen Erfolg der erw\u00e4hnten Einstichinjectionen erwarten l\u00e4sst. Macht man derartige Querschnitte in Wasser aufquellen und versucht sie sodann der Breite nach auseinander zu ziehen, so trennen sich wiederum niemals Lamellen von einander, sondern es legen\n1)\tLanghaus, Zeitschrift f. rat. Medicin 3. R. Bd. 12, S. 9 u. Henle, Eingeweidelehre S. 595, Fig. 454.\n2)\tMerkel, Fr., Ueber die Macula lutea des Menschen. Leipzig 1870.\n3)\tUeber Fibrillen u. Fasern vergl. auch Engelmann (Ueber die Hornhaut-des Auges, Leipzig 1867), welcher seine Angaben st\u00fctzt auf die Untersuchung der frischen Cornea vom Frosche.","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nF. Schweigger-Seidel\n[310\nsich die quergetroffenen Schichten um, indem ihre Formelemente mit den L\u00e4ngslagen in Verbindung bleiben. Wir erhallen Bilder, wie Fig. 2. Zwischen den von rechts nach links ziehenden L\u00e4ngslagen au. b befindet sich die auf die Seite gelegte Querschicht c, zusammengesetzt aus bandartigen Fasern (Fibrillenb\u00fcndel), deren Vertheilung gerade hier gut zu \u00fcbersehen ist und in R\u00fccksicht auf die entsprechende Vertheilung der interfibrill\u00e4ren Massen beachtenswerth erscheint. Ein Theil der Fibrillenb\u00fcndel geht in die obere, der andere in die untere L\u00e4ngsschicht \u00fcber; soll a u. b noch weiter von einander entfernt werden, so kann dies meiner Anschauung nach nur geschehen, indem die Fasern in der Schicht c sich bis zur vollst\u00e4ndigen Trennung so neben einander verschieben, wie die Finger aneinander hingleiten , wenn die gefalteten H\u00e4nde auseinander gezogen werden. G\u00fcnstigen Falls erkennt man bei st\u00e4rkerer Vergr\u00f6sserung den Austausch der Fibrillen zwischen den einzelnen Lagen verschiedener Richtung unmittelbar, wenigstens erschienen mir Pr\u00e4parate, denen Fig. 5 entspricht , hinreichend beweisend. Auf die Bedeutung dieser Pr\u00e4parate wird sp\u00e4ter nochmals zu verweisen sein.\nDer im Vorhergehenden erw\u00e4hnte Parallelismus der sogen. Hornhautlamellen ist \u00fcbrigens, wie bekannt, kein vollst\u00e4ndiger. In der ganzen Dicke der Hornhaut sieht man selbst von einander entferntere Schichten durch zumeist schr\u00e4g ansteigende B\u00fcndel in Verbindung gesetzt. H\u00e4ufiger ist dies der Fall in den vorderen Partien der Hornhaut, und besonders in den Schichten unmittelbar unter dem \u00e4usseren Epithele ist die Spaltung und Durchflechtung der B\u00fcndel eine so ausgesprochene, dass jeder Anschein einer lamell\u00f6sen Structur verschwindet. Das dichte Flechtwerk zarter B\u00fcndelchen (von etwa 0,Ol Mm. Breite) bedingt das festere Gef\u00fcge dieser Lagen, welche selbst nach anhaltender Maceration in Kochsalzl\u00f6sung nicht auseinander weichen. Jedoch kommt es hier nicht zur Bildung einer eigentlichen Elastica anterior, die in Analogie zu bringen mit der so scharf charakterisirten Descemet\u2019sehen Membran an der inneren Fl\u00e4che der Hornhaut.\nW\u00e4hrend man Letztere fast allgemein f\u00fcr structurlos erkl\u00e4rt, hat neuerdings Tamamscheff an mit Jodkaliumjodl\u00f6sung behandelten Schnitten getrockneter Hornh\u00e4ute nicht nur eine Zusammensetzung aus einzelnen Lamellen, welche auch Henle","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"311]\tUeber die Hornhaut des Auges.\t127\nerw\u00e4hnt, sondern sogar einen Zerfall in feinste Fibrillen wahrgenommen.1)\nEine deutliche fibrill\u00e4re Streifung der Membran sieht man auch nach l\u00e4ngerer Einwirkung von 10 proc. Kochsalzl\u00f6sung, welche eine leichte und vollst\u00e4ndige Abl\u00f6sung erm\u00f6glicht, jedoch gelingt es nicht Fibrillen wirklich zu isoliren, was mir auch das Verfahren von Tamamscheff nicht zu leisten scheint.\nSpricht schon der Nachweis einer fibrill\u00e4ren Zusammensetzung gegen die Annahme einer structurlosen Membran, so ist dies noch mehr der Fall bei Beobachtungen, welche dar-thuen, dass der Aufbau der Descemetiana entschieden ein sehr complicirter. Obgleich meine Untersuchungen in dieser Beziehung sich nur in Anf\u00e4ngen bewegen, so gebe ich doch die Beschreibung gewisser durch Kochsalzl\u00f6sung gewonnener Pr\u00e4parate, schon um die Aufmerksamkeit auf diese Verh\u00e4ltnisse zu lenken. Man kann an einer glatt abgel\u00f6sten Haut drei Schichten unterscheiden, von denen jede ein eigenth\u00fcmliches, bisher unbekanntes mikroskopisches Bild liefert. Nach Entfernung des Augenkammerepithels bemerkt man zuerst (unmittelbar unter demselben) in der gl\u00e4nzenden Substanzschichte eine Abgrenzung unregelm\u00e4ssiger Felder, hervorgerufen durch hellere oder dunklere Linien (je nach Einstellung des Mikroskopes), welche von weiteren, in ihren Knotenpuncten gelegenen, scheinbaren Poren ausgehen. Die Abbildung Fig. 7 erspart mir eine de-taillirtere Beschreibung. Die Felder sind klein, zumeist vierseitig oder auch dreieckig, jedenfalls mit den Epithelzellen in keine Verbindung zu bringen. Die abgrenzenden Linien sind zumeist nicht auf gr\u00f6ssere Strecken gleichm\u00e4ssig wahrzunehmen, sie verschwinden stellenweise, um an anderen Puncten wieder aufzutauchen, ja es bleiben bisweilen nur die scheinbaren Poren \u00fcbrig , bis auch diese undeutlich werden. 2) In den mittleren Schichten der Membran stossen wir auf ein anderes, recht verwickeltes Bild (Fig. 8 u. 9), welches mit dem vorhergehenden theilweise zur Deckung gebracht werden kann. Wiederum eine Abgrenzung bestimmter Felder, welche jedoch\n1)\tCentralblatt f. d. medic. Wissenschaft. 1869. No. 23.\n2)\tTamamscheff sagt am Schl\u00fcsse seiner kurzen Mittheilung, er sei mit der Untersuchung der Frage besch\u00e4ftigt, ob die Membrana Demoursii Poren \u00bbductuli\u00ab besitze.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nF. Schweigger-Seidel,\n[312\ndieses Mal bewirkt wird durch B\u00fcndel feinster Fibrillen, die den Knotenpu\u00fccten resp. Poren entsprechend wie zusammen-geschn\u00fcrt erscheinen. Untersucht man mit Immersionslinsen, so macht es an bestimmten Stellen den Eindruck, als ob ein Fibrillenb\u00fcndel durch eine enge Oeffnung gesteckt, sich b\u00fcschelf\u00f6rmig ausbreite um in die allgemeine Fibrillenfaserung der ganzen Membran \u00fcberzugehen. Fig. 9. Uebrigens ist auch in diesem Falle das Verhalten kein gleichm\u00e4ssig verbreitetes, sondern zeigt sich mannichfach unterbrochen und verschwindet stellenweise wieder ganz. Die dritte Schicht der Descemet'sehen Membran schliesslich ist diejenige, welche der fibrill\u00e4ren Hornhautsubstanz unmittelbar anliegt. Ihre Eigenth\u00fcmlichkeiten giebt Fig. 7 in gen\u00fcgender Weise wieder.\nDie gegebene Beschreibung d\u00fcrfte in allen ihren Einzelheiten vielleicht nur f\u00fcr den Ochsen gelten, bei dem ich auch in der frischen Haut die Bildungen der Fig. 7 wieder finden konnte. Bei anderen Thieren scheinen sich die Verh\u00e4ltnisse den Formen, aber wohl nicht der Bedeutung nach anders zu gestalten, doch will ich mich auf eine detaillirtere Schilderung nicht einlassen. Beim Kaninchen waren auch nach dem Kochen der Descemet'sehen Membran in Alkohol + Salzs\u00e4ure die Formationen der Fig. 10 deutlich ausgepr\u00e4gt.\nDer ganze Befund deutet offenbar auf eine Zusammensetzung der glasartigen Haut aus einzelnen kleineren Abtheilungen und erinnert sofort an die Angabe, dass die Membran der Ochsen \u00bbnach 30st\u00fcndigem Kochen in eine Menge feinster etwas eingerollter, glasartig durchsichtiger Pl\u00e4ttchen\u00ab zerf\u00e4llt. [Henle, Eingeweidelehre.) Die Spaltlinien der Fig. 7 lassen sich zwar eine Strecke weit hinein in die Haut, aber nicht durch die ganze Dicke hindurch verfolgen. Was endlich die Fasereinlagerung (Fig. 8 u. 9) betrifft, so findet sich dieselbe, soweit als ich sehe, am sch\u00f6nsten entwickelt in der N\u00e4he des Hornhautrandes und wird demnach mit der An- resp. Einf\u00fcgung des Ligamentum pectinatum in Verbindung zu bringen sein. Dasselbe gilt ja nach H. M\u00fcller von den warzenartigen Erhebungen, die er am Rande menschlicher Hornh\u00e4ute aufgefunden,1) sodass wir auch in ihnen eine den beschriebenen Formeigenth\u00fcmlich-keiten an die Seile zu setzende Bildung wiederfinden.\n1) M\u00fcller. H., Arch, f\u00fcr Ophthalmol. Bd. II.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"313]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n129\nDie bisher geschilderte Spaltbarkeit der Hornhautgrundsubstanz ist selbstverst\u00e4ndlich eine k\u00fcnstliche, da sie nur nach Entfernung des einen Gewebsbestandtheiles zur Geltung kommen kann. Neben ihr besteht aber noch eine nat\u00fcrliche Spaltbildung, dadurch bedingt, dass die einzelnen lamell\u00f6sen Schichten nicht in ihrer ganzen Ausdehnung an einander geheftet sind. Es bleiben vielmehr bei der Durchflechtung der Fibrillen L\u00fccken bestehen, welche sich, wenngleich nur gr\u00f6blich, mit den L\u00fccken eines Strohgeflechtes vergleichen lassen. Diese Spalten sind gekn\u00fcpft an das Vorhandensein zelliger Elemente inmitten der Grundsubstanz, welche in den bekannten Querschnittsbildern als eingelagerte spindelf\u00f6rmige K\u00f6rperchen erscheinen. Die Zellen sind der fibrill\u00e4ren Substanz fest angeheftet und werden nur zur Auskleidung der L\u00fccken verwendet, wesshalb es nicht gestattet, die Spalten in der Hornhaut den Knorpelh\u00f6hlen gleichzusetzen. Im Knorpel ist die Zelle die einzige Bedingung f\u00fcr die H\u00f6hle, in der Cornea dagegen m\u00f6gen beide zwar in genetischem Zusammenh\u00e4nge stehen, aber in rein morphologischer Beziehung k\u00f6nnen wir uns das Vorhandensein der L\u00fccken auch ohne die Zellen denken.\nDer weiteren Darstellung wird es Vorbehalten bleiben, gr\u00f6ssere Klarheit \u00fcber diesen Puncl zu verbreiten, vorerst muss es sich darum handeln, die Mittel kennen zu lernen, durch welche das Spaltsystem an sich zur deutlichen Anschauung gebracht werden kann.\nUm dies zu erm\u00f6glichen hat man bei Behandlung der Hornhaut vor allen solche H\u00fclfsmittel auszuschliessen, welche eine Quellung der Grundsubslanz hervorrufen, desgleichen solche, welche eine st\u00e4rkere Schrumpfung bewirken. Man muss daher viele der gebr\u00e4uchlichen Erh\u00e4rlungsmethoden vermeiden und d\u00fcrfte mit Vortheil etwa folgendes Verfahren einschlagen. Ausgeschnittene Hornh\u00e4ute gr\u00f6sserer Thiere werden mit verd\u00fcnntem Alkohol (absolutem Alkohol mit gleichen Theilen Wasser) behandelt, nachdem sie auf kurze Zeit in eine L\u00f6sung von Ar-qent. nitric, eingetaucht worden, letzteres in der Absicht um durch die vom Silber bewirkte Coagulation der \u00e4usseren Schichten die Haut gegen eine gleichm\u00e4ssige Verdichtung widerstandsf\u00e4higer zu machen und Faltungen auszuschliessen. Die Anwendung des d\u00fcnnen Alkohols gen\u00fcgt \u00fcbrigens auch allein, besonders wenn die Augen im Ganzen eingelegt werden, we-\n9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nF. Schweigger-Seidel,\n[314\nnigstens lassen gen\u00fcgende Hornhautquersehnitte auch nach dieser Behandlung die Eigent\u00fcmlichkeit hervortreten, dass die Lamellen an circumscripten Stellen von einander weichend ein mehr oder weniger ausgepr\u00e4gtes L\u00fcckensystem begrenzen , das namentlich in den mittleren Schichten der Querschnitte oft in gr\u00f6sserer Ausdehnung sichtbar wird. Fig. 4. Da aber das angewendete Verfahren jedenfalls keine tiefgreifenden Ver\u00e4nderungen bedingt, indem es frei von gewaltsamen Eingriffen, da wir brauchbare mikroskopische Pr\u00e4parate gewinnen k\u00f6nnen, ohne nennenswerten Druck und Zug auszu\u00fcben, so bleiben f\u00fcr die Vermutung, dass wir es hier mit beliebigen k\u00fcnstlichen Spalten und Rissen zu tuen haben, keine Anhaltepuncte. Anderweitige Gr\u00fcnde machen sich direct gegen eine derartige Annahme geltend.\nZun\u00e4chst die Form der Spalten, welche als eine bestimmte und regelm\u00e4ssige zu bezeichnen, wenngleich Verschiedenheiten vorhanden, je nach der Schnittf\u00fchrung und nach dem Grade der Erweiterung. Die wyenig ge\u00f6ffneten Spalten sind langgestreckt, nimmt der Querdurchmesser zu, dann verk\u00fcrzt sich der L\u00e4ngsdurchmesser, sodass wir neben spindelf\u00f6rmigen R\u00e4umen ovale und fast runde Formen bekommen. Die Gestalt der L\u00fccken ist abh\u00e4ngig von dem Quellungszustande der Hornhautlamellen. Querschnitte einer in der oben angegebenen Weise vorbereiteten Haut mit ganz d\u00fcnner Essigs\u00e4ure betupft, werden allm\u00e4ldig breiter und lassen alsdann keine ge\u00f6ffnete Spalten erkennen, gelingt es jedoch die S\u00e4ure m\u00f6glichst schnell wieder auszuwaschen, so sind in den schmaler gewordenen Schnitten die L\u00fccken wieder aufgethan. Besser gelingt diese Zur\u00fcckf\u00fchrung in den fr\u00fcheren Zustand, wenn man etwas Gerbs\u00e4ure zu H\u00fclfe nimmt.\nDer erw\u00e4hnte Umstand , dass L\u00e4ngs- und Querdurchmesser der Spalten an einander gebunden sind, beweist ihr peripherisches Abgeschlossensein, weil andernfalls die Erweiterung mit einer Vergr\u00f6sserung Hand in Hand gehen w\u00fcrde. Gerade desshalb ist unsere Fig. 5 von besonderer Wichtigkeit, weil sie unmittelbar erkennen l\u00e4sst, wie die Abgrenzung bewirkt wird durch die sich verflechtenden Fibrillenz\u00fcge. F\u00fcr die hierauf gest\u00fctzte Behauptung, dass die Spalten pr\u00e4formirle Bildungen seien, spricht ferner die M\u00f6glichkeit einer reinlichen Anf\u00fcllung derselben durch Injection, aus deren Ergebnissen wir \u00fcberdies","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"315]\nHeber die Hornhaut des Auges.\n131\ndie Ueberzeugung gewinnen, dass wir es nicht mit isoliitcn L\u00fccken zu thuen haben, wie es den Querschnittsbildern nach erscheint, sondern dass es sich um ein zusammenh\u00e4ngendes Spaltsystem handelt, welches die ganze Hornhaut nach L\u00e4nge und auch nach Dicke durchzieht. \u2014 Henle, welcher bekanntlich das Vorhandensein spaltf\u00f6rmiger Hohlr\u00e4ume in der Cornea schon fr\u00fcher behauptet und neuerdings wieder eingehender behandelt hat,1) glaubt, dass kein Grund f\u00fcr die Annahme eines derartigen Zusammenhanges der Spalten vorhanden sei, indessen w\u00fcsste ich wirklich nicht, was sich mit Erfolg einwenden Hesse gegen die Beweiskraft der Injectionsversuche, deren Besprechung wir uns jetzt zuwenden wollen.\nEinstichinjectionen der Hornhaut sind bereits fr\u00fcher von Bowmann ausgef\u00fchrt, von neuem durch v. Recklinghausen aufgenommen2) und sp\u00e4ter durch Leber 3) und C. F. M\u00fcller4) wiederholt und erweitert worden. G\u00fcnstige Resultate wurden nur theilweise erzielt und zwar desshalb, weil bei Anwendung der gew\u00f6hnlichen Injectionsmassen die Fl\u00fcssigkeit sofort in das weiche Gewebe der frischen Hornhaut eindrang und sich zwischen den Fibrillen verbreitete, w\u00e4hrend die k\u00f6rnigen Massen zur\u00fcckgehalten klumpig zusammengeballt wurden. Brauchbar erwiesen sich daher neben Quecksilber eigentlich nur \u00f6lige Massen, letztere namentlich wenn sie gef\u00e4rbt. M\u00fcller verband mit der Igjeclion der Cornea die Behandlung mit Chlorgold und die F\u00e4rbung mit Haematoxylin.\nVon einer Wiederholung derartiger Injectionsversuche waren von vornherein wesentlich neue Resultate nicht zu erwarten. Selbst bei voller Anerkennung ihrer Beweiskraft musste es daher w\u00fcnschenswert!! erscheinen andere Wege einzuschlagen, um wom\u00f6glich mit besseren Erfolgen als bisher auch k\u00f6rnige Injectionsmassen zur Verwendung zu bringen. In diesem Bestreben wurde ich dahin gef\u00fchrt Hornh\u00e4ute zu benutzen, welche eine Zeit lang in d\u00fcnnem Alkohol verweilt hallen, w as um so n\u00e4her lag, als ich wusste, dass in ihnen die Spalten er-\n1)\tEingeweklclehre S. 601.\n2)\tv. Recklinghausen, Die Lymphgef\u00e4sse und ihre Beziehung zum Bindegewebe. Berlin 1862.\n3)\tMonatsblatt f\u00fcr Augenheilkunde. 1866, S. 17.\n4)\tVirchow's Archiv. Bd. 41, S. 110.\n9*","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nF. Schweigger-Seidel,\n[316\n\u00f6ffnet oder wenigstens in erweiterungsf\u00e4higem Zustande vorgefunden werden. Ausserdem hatte ja C. Ludwig bereits andere Organe f\u00fcr die Injection der Lymphbahnen durch Alkoholbehandlung vorbereitet. Will man Pr\u00e4parate von w\u00fcnschens-werther Vollendung erzielen, so d\u00fcrfen die eingespritzten feinvertheilten Niederschl\u00e4ge nicht grobk\u00f6rnig und zu dicht sein, d\u00fcrfen auch nicht in zu hohem Grade die Neigung besitzen, zusammenzuballen, weil sonst die feinen G\u00e4nge allzuleicht ver \u2022 legt werden. Unter allen Umst\u00e4nden ist es empfehlenswerth, die Ausf\u00e4llung des Niederschlages jedesmal unmittelbar vor der Benutzung vorzunehmen.* 1) Brauchbare Injectionsmassen m\u00fcssen bei langsam erh\u00e4rteten (aber nicht geschrumpften) Hornh\u00e4uten selbst bei ganz geringem Druck von der Einstichstelle aus eine Strecke weit Vordringen, ohne Verdickung der Haut, also ohne Extravasatbildung. Hierauf ist besonders zu achten. Die Schnelligkeit der Verbreitung ist ein sicheres Zeichen, dass die Massen in die rechten Bahnen eingetreten; eine Steigerung des Druckes gew\u00e4hrt zumeist keinen wesentlichen Vortheil. F\u00fcr die Sch\u00f6nheit der Pr\u00e4parate ist ein gewisser Grad der F\u00fcllung der Spaltr\u00e4ume unerl\u00e4sslich. Stauen sich die injicirten Massen zu stark an, so droht eine Zerreissung ; ist die F\u00fcllung zu gering, so tritt die Begrenzung nicht scharf genug hervor. Aus diesen Gr\u00fcnden findet man die besten Bilder immer nur in einer beschr\u00e4nkteren Region um die Einsticlistelle herum. Die unvollst\u00e4ndig injicirten Partien lassen sich daf\u00fcr in anderer Beziehung n\u00fctzlich verwenden, z. B. wenn es gilt durch nachfolgende Imbibition die Lagerungsverh\u00e4ltnisse der Kerne anschaulich zu machen, kurz es liegt die M\u00f6glichkeit vor verschiedenartige Pr\u00e4parate aus derselben Cornea mit einander zu vergleichen.\nVon den F\u00e4llen einer gelungenen Spaltinjection sind mit\n1) Ich empfehle folgende Injectionsmassen : 1 Theil l\u00f6sliches Berlinorblau (nach Br\u00fccke\u2019s Vorschrift) in trockener Substanz gel\u00f6st in 100 Theilon Wasser, vermischt mit gleichen Mengen einer 2 proc. Kochsalzl\u00f6sung. \u2014 Einen Niederschlag von Ferrocyankupfer bereite ich mir, indem ich einer\n1 proc. L\u00f6sung von Ferrocyankalium hinzuf\u00fcge gleiche Theile einer gleichfalls 1 proc. L\u00f6sung von schwefelsaurem Kupferoxydammoniak. Es ist f\u00fcr die Form des Niederschlages durchaus nicht gleichg\u00fcltig, aus welchen Verbindungen er hergestellt wird. Als L\u00f6sungsmittel f\u00fcr die Salze empfehlen sich auch kaltfl\u00fcssige Leimmassen.","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"317]\tUeber die Hornhaut des Auges.\t.\t133\nLeichtigkeit diejenigen abzutrennen, bei denen die Massen in die Grundsubstanz selbst, zwischen die Fibrillenb\u00fcndel eingedrungen, wie es an der Einstichstelle fast ausnahmslos in gr\u00f6sserem oder geringerem Grade geschieht. Hier finden sich stets gestreckte spiessartige Figuren, bald breiter bald schmaler, parallel neben einander verlaufend, aber in wechselnden Schichten verschiedentlich gekreuzt, gerade wie die Fibrillenz\u00fcge selbst zwischen denen die Massen liegen. Vergl. Fig. 12. Taf. II. Um wieviel anders dagegen Fig. 13, nach einem Fl\u00e4chenschnitt derselben Hornhaut des Hundes! Bei den-mannichfachsten Versuchen kehren dieselben Bilder mit grosser Gleichm\u00e4ssig-keit wieder. Immer erhalten wir Netze, ohne vollkommene Begelm\u00e4ssigkeit der Maschenbildung, parallel der Hornhautoberfl\u00e4che schichtenweis (a, b, c) angeordnet, aber auch in der Tiefe durch vereinzelte Ausl\u00e4ufer mit einander verbunden (d). Man constatirt letzteres noch sicherer an Querschnitten injicirter Hornh\u00e4ute, die \u00fcbrigens unserer Fig. 4 vollst\u00e4ndig entsprechen, bloss dass die Spalten gleichm\u00e4ssiger ge\u00f6ffnet und gef\u00fcllt sind. Die anastomosirenden Kan\u00e4le sind ausgebuchtet, abwechselnd enger und weiter, deutlich aus einzelnen Abtheilungen zusammengesetzt. Wie die \u00e4usseren Schichten der Hornhautsubstanz weniger regelm\u00e4ssig geordnete Lamellen erkennen lassen, so bilden auch die injicirten Spalten-Netze hier weniger parallele Lager und bestehen aus sch\u00e4rfer gesonderten drei- oder vier-strahligen Abtheilungen, w\u00e4hrend in der Tiefe, besonders nach dem Scleralrande zu h\u00e4ufiger weitere R\u00e4ume angetroflen werden, durch deren Eingeschobensein das Bild ein etwas abweichendes wird. Schliesslich d\u00fcrfte noch zu erw\u00e4hnen sein, dass die Injectionsmasse mitunter auch in isolirt verlaufende langgestreckte Kan\u00e4le eindringt (Fig. 13e), welche als zur Aufnahme der Hornhautnerven bestimmt angesehen werden m\u00fcssen. Von einem Einstichkanale aus kann man unter g\u00fcnstigen Umst\u00e4nden die halbe Hornhaut anf\u00fcllen, nur dass an der Grenze des Injec-tionsterrains die Masse allm\u00e4hlig an Dichte abnimmt. Spritzt man verschieden gef\u00e4rbte Massen von zwei Puncten aus ein, so begegnen und vermischen sich dieselben in den vorgeschriebenen Bahnen der Hornhautspalten.\nBeschreibung und Abbildungen beziehen sich zun\u00e4chst, wie angegeben, auf die Hornhaut des Hundes, aber ganz ebenso verhalten sich die injicirten Spaltr\u00e4ume hei der Katze und beim","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"184\nF. Schweigger-Seidel\n[318\nKiininchon. Schon des Vergleiches halber, inwieweit meine Resultate mit den fr\u00fcherer Beobachter Ubereinstimmen, betrachte man das Bild, welches der Abhandlung von C. Fr. M\u00fcller beigegeben ist,1) und von mir, wenn auch nur zum kleineren Theil, in Fig. 15 copirt worden. Dasselbe ist entnommen einer injicirlen frischen Cornea des Kaninchens und gleicht fast vollst\u00e4ndig meiner Fig. 14. Die Uebereinslimmung bezieht sich nicht allein auf die Vertheilung der Injectionsmasse im Allgemeinen, sondern auch auf das Verhalten der Kerne zu den Spaltr\u00e4umen, wie es durch nachtr\u00e4gliche F\u00e4rbung zur Anschauung gebracht werden kann. M\u00fcller f\u00e4rbte mit Haemato-xylin, ich liess einer Einspritzung von Ferrocyankupfer eine Imbibition mit Carmin folgen, nachdem ich den zu injicirenden Niederschlag so feinvertheilt genommen, dass er nur einen zarten Beleg der Wandungen bildete und nicht im Stande war, die Kerne zu verdecken. Ueberall liegen letztere der einen Wand an, einzeln oder zu zweien in jeder ausgesprochenen Abtheilung des Kanalsystemes. H\u00e4lt man sich bei Betrachtung von Fl\u00e4chenschnitten an die schichtenweisen Lagen der injicir\u2014 ten R\u00e4ume, so finden sich s\u00e4mmtliche Kerne an der oberen oder an der unteren Wand. Nie aber bemerkt man etwas von einer den Kern umgebenden Zellsubstanz. Hiervon wird noch ausf\u00fchrlicher gehandelt werden, wenn von den Hornhautzellen selbst die Rede sein wird, wesshalb es gen\u00fcgen m\u00f6ge, an dieser Stelle darauf hinzuweisen, dass auch ein Theil der His\u2019-schen Abbildungen von der menschlichen Cornea herangezogen werden kann zum Vergleiche mit dem geschilderten Befunde beim Hunde und Kaninchen, obgleich, um dies nicht unerw\u00e4hnt zu lassen, His seinen Bildern eine andere Deutung giebt.2)\nScheinbar abweichend von den bis jetzt angegebenen gestalten sich die Verh\u00e4ltnisse der Injection der Hornh\u00e4ute einiger Thiere, z. B. der Wiederk\u00e4uer, da den Angaben zu Folge bei ihnen die eingetriebenen Massen sich fortbewegen in nicht mit einander zusammenh\u00e4ngenden, langgestreckten r\u00f6hrenf\u00f6rmigen Gebilden, den eigentlichen Corneal-Tubes von Bowmann. Bei diesen Bildungen muss man unbedingt die M\u00f6glichkeit zugeben,\n1)\t1. c. Taf. I, Fig. 1.\n2)\tHis, W., Beitr\u00e4ge zur normalen und pathologischen Histologie der Cornea. 1856. Vergl. Taf. VI, Fig. 4 u. 6.","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"319]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n135\ndass es sich um \u00fcberm\u00e4ssig ausgedehnte interfibrill\u00e4re Zwischenr\u00e4ume handelt in Analogie mit Fig. 12, wenigstens bedarf die Gleichstellung der netzf\u00f6rmigen Hornhautspalten und der Corneal-Tubes eines besonderen Nachweises. \u2014 Ich habe die Ueberzeugung einer Berechtigung hierzu nicht gewinnen k\u00f6nnen , muss vielmehr in Gemeinschaft mit C. Fr. M\u00fcller *) behaupten, dass bei den betreffenden Thieren gleichfalls Netze injicirt werden k\u00f6nnen. Der genannte Forscher will allerdings neben den Netzspalten auch die Tubes gelten lassen, indem er zwei Formen unterscheidet, solche die durch Erweiterung der Zellliicken und solche die durch Ausdehnung der interfibrill\u00e4ren R\u00e4ume entstehen. Ich will die Gr\u00fcnde nicht ausf\u00fchrlich er\u00f6rtern, welche gegen eine solche Combination sprechen. F\u00fcr mich ist die Hauptsache'die, dass sich zwischen Tubes und Hornhautzellen keine analogen Beziehungen festslellen lassen, wie sie ersichtlicherweise zwischen letzteren und den netzartig verbundenen Spalten vorhanden sind.\nDass bei Fl\u00e4chenbetrachtung frischer Hornh\u00e4ute von diesen Spalten zumeist nichts wahrzunehmen kann nicht auff\u00e4llig erscheinen. Eher noch wird man etwas wahrzunehmen im Staude sein, wenn eine Verdichtung der interfibrill\u00e4ren Kittsubstanz statlgefunden hat. Werden beim Herausschneiden der Cornea die normalen Spannungsverh\u00e4ltnisse aufgehoben, wird die Haut dadurch zum Zusammenfallen gebracht, dann m\u00fcssen sich auch die W\u00e4nde der Spalten falten, entsprechend den Abtheilungen der begrenzenden fibrill\u00e4ren Massen. Daraus aber, dass die Richtung der Fibrillenz\u00fcge in den anliegenden Schichten eine gekreuzte ist, folgt weiterhin, dass die Form der etwa wahrnehmbaren L\u00fccken eine zackige sein muss. Diese Gestalt der Spalten als die nat\u00fcrliche anzusehen w\u00fcrde nur dann gerecht-\n1) 1. c. p. 138.\nv. Recklinghausen z\u00e4hlt auch das Kaninchen unter den Thieren auf, in deren Hornhaut die injicirten Massen in weiten geraden R\u00f6hren sich fortbewegen (Die Lymphgef\u00e4sse etc. p. 42), und doch ist es gerade bei diesen Thieren leicht die sch\u00f6nsten Netze anzuf\u00fcllen. Die ung\u00fcnstigeren Resultate bei Ochsen, K\u00e4lbern, Schafen u. s. w. h\u00e4ngen ab von der auch anderweitig nachweisbaren gr\u00f6sseren Spaltbarkeit der fibrill\u00e4ren Substanz, der zu Folge die Masse viel leichter in die falschen, als in die richtigen Bahnen eintritt.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\tF. Schweigger-Seidel,\t[320\nfertigt sein, wenn sie bei normalem F\u00fcllungszustande sichtbar gemacht werden k\u00f6nnte.\nBei den bisherigen Er\u00f6rterungen wurde auf die zelligen Elemente der Hornhaut fast gar keine R\u00fccksicht genommen und doch ist gerade dieser Punct von besonderer Wichtigkeit. Dass ihre Erforschung mit Schwierigkeit verbunden, erkl\u00e4rt die auch hieran gekn\u00fcpften Gontroversen.\nUnschwer sind unter den verschiedenartigsten Verh\u00e4ltnissen in der Grundsubstanz der Hornhaut scheinbar nackte Kerne wahrzunehmen, welche, wie bereits erw\u00e4hnt, in bestimmter Beziehung zu den injicirbaren Spalten stehen. Allerdings kann man schon an den gew\u00f6hnlichen Querschnittsbildern constatiren, dass die Kerne nicht einfach zwischen den Lamellen liegen, sondern schmalen spindelf\u00f6rmigen K\u00f6rperchen eingelagert sind, indessen sind doch besondere Pr\u00e4parationsmethoden n\u00f6thig, um zu zeigen, dass die Kerne platten Zellen angeh\u00f6ren, welche der Grundsubstanz aufgeheftet mit einer Fl\u00e4che frei in die vorgebildeten L\u00fccken hineinschauen.\nBez\u00fcglich dieser Zellplatten soll vorerst verwiesen werden auf eine Arbeit von Iloyer, welche sch\u00e4tzbares Material enth\u00e4lt.1) Bei einer bestimmten Anwendung der H\u00f6llensteinl\u00f6sung traf Hoyer bei jungen Hunden und Katzen im braungef\u00e4rbten Gewebe scharf begrenzte, helle, unregelm\u00e4ssig gestaltete gr\u00f6ssere Flecke, welche durch feine schwarze Linien in polygonale Felder mit je einem grossen ovalen Kern getheilt wurden. Die hellen Flecken entsprechen in seinen Augen einem Lager platter Zellen, welche in Analogie zu bringen mit den sogen. Endothelzellen. Nach ihm fand C. Fr. M\u00fcller dieselben Bilder wieder bei verschiedenen Thieren und in allen Schichten der Cornea, f\u00fchlte sich jedoch nicht veranlasst, die schwarzen Linien als Zellgrenzen gelten zu lassen. Ohne auf seine Bedenken n\u00e4her einzugehen f\u00fchre ich nur an, dass f\u00fcr mich keine gen\u00fcgende Veranlassung vorzuliegen scheint, die Silberlinien hier anders zu deuten, als an den \u00fcbrigen Oertlichkeiten ihres Vorkommens, obgleich ich zugebe, dass den betreffenden Pr\u00e4paraten keine derartige Beweiskraft zugeschrieben werden kann, dass anderweitige Controlbeobachtungen f\u00fcr unn\u00f6thig zu halten. Von der hierher\n1) Hoyer, Archiv f\u00fcr Anatomie u. Physiologie. 1865. S. 204.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"321]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n137\ngeh\u00f6rigen Fig 16 auf Taf. II wird noch an einer anderen Stelle die Rede sein.\nIm Allgemeinen hat sich ja zur Zeit die Anschauung immer mehr Bahn gehrochen, dass aneinander gereihte platte Zellen im Bindegewebe eine mehr oder weniger ausschliessliche Rolle spielen, aber bei.jeder einzelnen Form des Gewebes m\u00fcssen wir an erster Stelle die Forderung aufstellen, die Zellen selbst isolirt zur Untersuchung zu bringen, damit die neue Lehre auf sicheren Grundlagen aufgebaut werde. \u2014 In der Hornhaut gelingt die Isolation kernhaltiger Zellplatten nicht allzuschwer, wenn man erst die passende Methode aufgefunden hat. Ich erm\u00f6gliche sie durch Anwendung der eingangs dieses Abschnittes erw\u00e4hnten Einstichinjectionen in das frische Gewebe, zu denen man je nach Wunsch Jodserum, Zuckerwasser oder verd\u00fcnnten Alkohol verwenden kann. An (wom\u00f6glich gef\u00e4rbten) Querschnitten derartig aufgeschwollener H\u00e4ute bemerkt man vielfach die Abl\u00f6sung kernhaltiger Streifen in den Spalten (Fig. 5); k\u00f6nnen alsdann durch vorsichtige Bewegungen die Streifen flottgemacht und durch leisen Druck auf das Deckgl\u00e4schen zum Umlegen gebracht werden, so ergeben sich \u00e4usserst zarte, gebogene oder gefaltete Platten mit Kern (Fig. 6), deren Identit\u00e4t mit den spindelf\u00f6rmigen Hornhautk\u00f6rperchen der Querschnitte und deren Beziehung zu den Spalten durch die unmittelbarste Beobachtung vollkommen sicher gestellt werden.\nDie Substanz der Platten ist glashell, ohne Einlagerung von K\u00f6rnchen, und, wie die mitunter stark in den Vordergrund tretenden Faltungen beweisen, von mehr elastischer Beschaffenheit. Die Kerne sind oval, bisweilen stark in die L\u00e4nge gezogen oder unregelm\u00e4ssig eingebuchtet. Auch zwei alsdann meist kleinere , dichter an einander liegende Kerne k\u00f6nnen einer Zelle angeh\u00f6ren. Das fast immer scharf markirte Kernk\u00f6rperchen ist einfach oder doppelt vorhanden. Wie man sieht, kehren in den isolirten Zellplatten alle diejenigen Eigenlh\u00fcmlichkeiten der Kerne wieder, welche man als bemerkenswerth f\u00fcr die-sogenannten Hornhautk\u00f6rperchen angegeben hat, welche aber gleichzeitig charakteristisch sind f\u00fcr diejenigen zum Bindegewebe geh\u00f6rigen Zellen, welche man unter der Bezeichnung \u00bbEndothelien\u00ab zusammengefasst hat. Diese Eigenth\u00fcmlichkeiten sch\u00fctzen auch hinl\u00e4nglich vor der Verwechselung mit anderen","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\tF. Schweiggeh-Seidel,\t[322\nplatten Zellen, die bei der Untersuchung der Cornea in Frage kommen k\u00f6nnten.\nEtwas Genaues \u00fcber die normale Gestalt der Zellplatten anzugeben ist bei diesen Versuchen nicht m\u00f6glich, weil dieselbe bei der Isolation leicht leiden kann und bei der elastischen Beschaffenheit der Substanz sog'ar leiden muss. Allerdings d\u00fcrfte die beschriebene Isolationsmethode, bei der es sich im Wesentlichen nur um eine mechanische Lostrennung der Zellen handelt, immer noch denjenigen vorzuziehen sein, welche auf einer Quellung und L\u00f6sung der Grundsubstanz beruhen, wie die Isolation mit concentrirten S\u00e4uren (His) oder d\u00fcnner Kalil\u00f6sung (Hoyer), abgesehen davon, dass bei ersterer noch andere Verh\u00e4ltnisse in Betracht zu ziehen sind. Selbstverst\u00e4ndlich w\u2019ird durch eine vollst\u00e4ndige Freilegung der Zellen die nat\u00fcrliche Aneinanderlagerung allzuleicht aufgehoben ; nur \u00e4usserst selten gl\u00fcckt es auch hier den Zusammenhang zu erhalten, Fig. 6 b. Da ferner die Platten wegen ihrer grossen Zartheit bei Fl\u00e4chenbetrachtung der unver\u00e4nderten Cornea nicht wahrzunehmen sind, so m\u00fcssen wir uns schon an gewisse Silberbilder halten (Fig. 16 u. 19), d\u00fcrfen aber vor allen anderen die injicirten Pr\u00e4parate nicht ausser Acht lassen (Fig. 14 u. 15), weil die Form der Spalten abh\u00e4ngig ist von der Form der Zellen. Beachtet man das fr\u00fcher Angef\u00fchrte, so kommt man zu folgenden Schl\u00fcssen. Wo die Zellplatten mehr zusammenh\u00e4ngende Lager bilden, stossen sie mit breiten R\u00e4ndern aneinander, welche sich bei der Silberbehandlung als schwarze Linien bemerkbar machen. Die Gestalt derselben ist alsdann eine unregelm\u00e4ssig polygonale. Wo hingegen die Zellen mehr einzeln liegen sind sie durch drei bis f\u00fcnf, zumeist jedoch durch vier schmalere Br\u00fccken mit einander verbunden, sodass sie als multipolar bezeichnet werden k\u00f6nnten.\nMeinen Untersuchungen \u00fcber die Beschaffenheit der Zellen wurden zu Grunde gelegt die Hornh\u00e4ute von Hunden, Katzen, Kaninchen, K\u00e4lbern und Fr\u00f6schen, ohne dass ich bez\u00fcglich der platten Zellen einen wesentlichen Unterschied aufzufinden im Stande gewesen w\u00e4re. Ich kann demnach nicht die Hornhautzellen gewisser Thiere idenlificiren mit den gew\u00f6hnlich so genannten vielstrahligen Hornhautk\u00f6rperchen, wie dies von Hoyer geschieht. Beide, Zellplatten und vielstrahlige K\u00f6rperchen, bestehen neben einander, aber nicht so, dass beide gesondert","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Hornhaut des Auges.\n13\u00bb\n323]\nvorhanden sind, sondern \u00fcberall sind Platten und slrahlige Massen um dieselben Kerne gruppirt und es kommt nur auf die n\u00e4heren Umst\u00e4nde an, unter denen die Untersuchung vorgenommen wird, ob man die durchsichtig glasartige Platte (Fig. 6, a u. b) oder die gl\u00e4nzend oder granul\u00f6s erscheinenden slrahli-gen K\u00f6rperchen (Fig. 20) oder beide zugleich (Fig. 6, c) sichtbar machen kann. Letzteres gelang mir durch Kochen der Hornhaut in Alkohol mit Salzs\u00e4ure nach der Ludwig'sehen Vorschrift.\nDie vielstrahligen Hornhautk\u00f6rperchen sind bekanntlich verschiedenartigen Ver\u00e4nderungen unterworfen, wie dies ausf\u00fchrlicher besprochen werden wird. Von dem Aneinander-gekn\u00fcpftsein einer constanten und einer variabelen Gr\u00f6sse k\u00f6nnte man folgende zwei Annahmen machen. 1. Das Protoplasma der Zellen hat sich nur zum Theil in eine elastische Platte umgewandelt, zum anderen Theil besteht es fort als eine weiche, ver\u00e4nderliche Substanz, wie es z. B. f\u00fcr die ser\u00f6sen Deckzellen von Rindfleisch und M\u00fcnch behauptet worden. *) 2. Es liegt keine Berechtigung vor die weiche ver\u00e4nderliche Masse als Protoplasma zu bezeichnen, vielmehr handelt es sich um eine amorphe Eiweisssubstanz (Kittsubstanz), welche besonders unter den Zellplatten abgelagert, beim Wechsel der Beschaffenheit ihrer eigenen Masse und beim Wechsel in den Quellungszust\u00e4nden der fibrill\u00e4ren Substanz Verschiedenheiten in Aussehen und Vertheilung darbietet. Ich muss mich f\u00fcr letzteres entscheiden. Zu Gunsten der ersten Annahme spricht keine hinl\u00e4nglich sicher gestellte Analogie, w\u00e4hrend f\u00fcr die zweite eine Reihe von beachtenswerthen Gr\u00fcnden geltend gemacht werden k\u00f6nnen. Von ihnen handelt der n\u00e4chstfolgende Abschnitt ausf\u00fchrlicher.\nSoviel \u00fcber die Zellen des Hornhautgewebes. \u2014 Obgleich ihr Verh\u00e4ltnis zu den Spalten durch das Angef\u00fchrte hinl\u00e4nglich klar gestellt sein sollte, will ich doch noch einmal darauf hinweisen, dass die Platten nicht die L\u00fccken im Ganzen auskleiden, dass durch ihre Aneinanderlagerung keine R\u00f6hren entstehen, wie etwa bei den Capillaren, sondern dass sie stets nur eine einseitige Bekleidung bilden. Man darf auch das obwaltende Verh\u00e4ltnis nicht dadurch zu bezeichnen versuchen,\n1) Rindfleisch, Lehrbuch der pathol. Gewebelehre. Leipzig 1867. S. 202.","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"140\nF. Schweigger-Seidkl\n[324\ndass man sagt, \u00bbin den Spalten der Hornhautgrundsubslanz liegen platte Zellen\u00ab, weil damit nicht ausgedr\u00fcckt, dass die eine Fl\u00fcche der Zelle immer frei, die andere immer der fibrill\u00e4ren Substanz aufgeheftet ist. Ich mache in dieser Beziehung noch auf folgende Beobachtung aufmerksam. Vergewissert man sich von der Lage der Zellen an Querschnitten von Hornh\u00e4uten, deren Spalten ge\u00f6ffnet, so findet man die Zellen fast ausnahmslos nach ein und derselben Seite gerichtet, und zwar, wie ich wenigstens f\u00fcr die mittleren Partien mit Bestimmtheit behaupten kann, nach derjenigen Seite, welche der Descemet\u2019sehen Membran zugewendet ist (Fig. 4). Sicher ist die \u00dfegelm\u00e4ssig-keit der Lagerung mit der Annahme einer mehr zuf\u00e4lligen Spaltbildung nicht in Einklang zu bringen.\nEin richtiges Verst\u00e4ndniss f\u00fcr dies bemerkenswerthe Verhalten wird uns, glaube ich, solange fehlen, bis uns die entwicklungsgeschichtlichen Vorg\u00e4nge genauer bekannt geworden sind, bis f\u00fcr die Cornea im Besonderen festgestellt worden, in welcher Beziehung die Grundsubstanz zu den Bildungszellen steht, und welche Ver\u00e4nderungen letztere beim Entstehen der ersteren erleiden. Unter Ber\u00fccksichtigung der bisherigen Angaben \u00fcber embryonale Hornh\u00e4ute und unter Hinblick auf das, was Rollet Uber die Entwicklung des Netzes gezeigt hat,1) habe ich mir vorl\u00e4ufig folgende Vorstellung gebildet. Die von vornherein schichtweis angeordneten verzweigten embryonalen Zellen der Hornhaut scheiden einseitig eine Substanz zwischen sich ab, in der durch nachtr\u00e4gliche Ver\u00e4nderung die Fibrillen entstehen. Da, wo die ausgeschiedenen Massen sich zwischen den Ausl\u00e4ufern der Zellen ber\u00fchren, werden sie mit einander verschmelzen. Die Zellen selbst, durch Zunahme der Abscheidung auseinander gedr\u00e4ngt, werden nur mit den von ihnen direct gebildeten Schichten in Verbindung bleiben, w\u00e4hrend ihre andere Fl\u00e4che in Folge einer Verdichtung der Substanz zur Verklebung ungeeignet wird und dadurch zur Entstehung der Spalten Veranlassung giebt.\nEine wichtige Frage bleibt noch zur Beantwortung \u00fcbrig. Wohin \u00f6ffnet sich das Spaltsystem der Hornhaut? Steht es mit dem Lymphgef\u00e4sssysteme im Zusammenhang oder nicht? \u2014 Wie wenig ich auch diesen Zusammenhang zu bezweifeln\n1) Rollet, Strieker\u2019s Handbuch d. Gewebelehre, 1. Lief. 1868. S. 61.","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"325]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n141\ngeneigt hin, so muss ich doch eingestehen, dass mir der directe Nachweis bis jetzt noch nicht gelungen ist. In die Lymph-gef\u00e4sse der Conjunctiva sah ich die injicirlen Massen nicht ab-fliessen. Es ist leicht dieselben in allen Schichten bis an die Sclerotica heranzutreiben; sie gelangt in die N\u00e4he von Kan\u00e4len, welche nach den Untersuchungen von Schwalbe dem Lymphsysteme angeh\u00f6ren,1) aber in sie hinein dringt sie nicht. Vielleicht werden fortgesetzte Injectionsversuche mit anderen Massen , als bisher verwendet, bessere Resultate ergeben. Anwendung von Silberl\u00f6sung macht es auch nur wahrscheinlich, dass das Spaltsystem der Hornhaut in G\u00e4nge der Sclerotica \u00fcbergehen, welche mit kleineren Zellen ausgekleidet sind. Die vorhandenen Angaben Uber Lymphgef\u00e4sse am Hornhautrande durften zu unbestimmt sein, um weitere Verwendung finden zu k\u00f6nnen.\nNoch bliebe ein Ausweg f\u00fcr den Inhalt der Hornhaul-spalten \u00fcbrig in den Kan\u00e4len, welche die Nerven beherbergen, da diese nach den bestimmten Behauptungen von v. Recklinghausen und W. K\u00fchne mit den \u00bbSaftkan\u00e4lchen\u00ab in offener Communication stehen sollen. Wie berechtigt auch diese Behauptung erscheinen mag, wenn man seinen Beobachtungen die anscheinend ganz klaren Silberbilder zu Grunde legt, so muss ich ihnen doch die ebenso bestimmte Beobachtung entgegenhalten, dass an injicirten Pr\u00e4paraten sich Nervenkan\u00e4le und Spalten ohne Zusammenhang erweisen, wenigstens im Inneren der Hornhaut, und dass demnach die Nervenscheiden schwerlich als ausf\u00fchrende Lymphbahnen angesehen wTerden d\u00fcrfen.\nW\u00e4hrend die Nervenst\u00e4mmchen in besonderen Kan\u00e4len verlaufen, liegen die einzelnen Fasern nach der weiteren Ver-theilung in den interfibrill\u00e4ren R\u00e4umen, also ausserhalb des in-jicirbaren Spaltsystemes ; sie liegen eben da, wo auch die strahligen K\u00f6rperchen sich vorfinden, normaler Weise also umgeben von der interfibrill\u00e4ren Kittsubstanz , welche bei ihren Ver\u00e4nderungen den Anschein hervorrufen kann, als ob die frei auslaufenden Nervenf\u00e4serchen unmittelbar in die strahligen Hornhautk\u00f6rperchen \u00fcbergingen, wenigstens glaube ich so die Angaben W. K\u00fchne's2) \u00fcber die Beziehung der Nerven zu den\n1)\tSchwalbe, G., Arch, f\u00fcr mikroskop. Anatomie. Bd. 6, S. 1.\n2)\tK\u00fchne, W , Untersuchungen \u00fcber das Protoplasma. Leipzig 1864,","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\nF. Schweiggeu-Seidel,\n[326\nvielstrahligen Hornhautk\u00f6rperchen deuten zu d\u00fcrfen, ohne die Genauigkeit derselben direct zu bezweifeln. Es liegt ausserhalb des Planes dieser Arbeit hierauf sowohl, wie auf das Verhalten der Nerven im Hornhautgewebe n\u00e4her einzugehen. Vorl\u00e4ufig erlaube ich mir nur noch mitzutheilen, dass in den Plexus der Nervenfibrillen Ganglien oder ganglienartige Gebilde Vorkommen, theils in den Knotenpuncten, theils den Verlauf eines einzelnen St\u00e4mmchens unterbrechend , am ehesten zu vergleichen den Ganglienknoten in dem Nervenplexus des Darmes. Einzelne, isolirbare gew\u00f6hnliche Ganglienzellen lassen sich allerdings in der Hornhaut nicht deutlich erkennen, indessen w\u00fcsste ich nicht, wie man Bildungen, von den Fig. 11 ein Beispiel giebt, in K\u00fcrze anders bezeichnen soll, als dass man sagt, in dem Knotenpunct des Nervenplexus ist ein gang-lienarliges Gebilde eingelagert.\nUeber die wandernden Zellen in der Hornhaut, insbesondere \u00fcber die Bahnen, in denen sie sich fortbewegen, machten sich bisher zwei Annahmen geltend, die jedoch schliesslich auf dasselbe hinauslaufen. Einmal liess man die Lymphk\u00f6rperchen wandern in einem Kanalsysteme mit engen und weiten Stellen, ausgef\u00fcllt mit den weichen vielstrahligen Zellen (v. Recklinghausen), das andere Mal sollten sie sich ihren Weg zwischen den Fibrillen hindurch suchen m\u00fcssen [Engelmann). Da aber ein an das Vorkommen der strahligen K\u00f6rperchen gekn\u00fcpftes eigenwandiges Kanalsystem nicht existirt, da die strahligen K\u00f6rperchen in den interfibrill\u00e4ren Zwischenr\u00e4umen liegen, so kann ein wirklicher Unterschied zwischen den zwei Annahmen nicht gefunden werden. Beiden gegen\u00fcber verweise ich auf das Vorhandensein eines glattwandigen, verh\u00e4llnissm\u00e4ssig weiten, durch keine Zelleinlagerung verengten Spalt- oder Kanalsystems, in dem selbstverst\u00e4ndlich die Bedingungen f\u00fcr die eigenartigen Bewegungen der zarten Gebilde sich bei weitem g\u00fcnstiger gestalten.\nEin weiteres Vorgehen in dieser Richtung w\u00fcrde mich auf das Gebiet der pathologischen Histologie hin\u00fcberfuhren. Ich beabsichtige nicht, dasselbe zu betreten, da die Lehre von der Entz\u00fcndung der Hornhaut anderweitig zum Austrag gebracht werden wird, sondern will nur bemerken, dass die von mir mitgetheillen Beobachtungen in einer ganz bestimmten Richtung einen Einfluss aus\u00fcben m\u00fcssen. Der Behauptung Cohnheim's,","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"327]\tHeber die Hornhaut des Auges.\t143\ndass es sich bei der Entz\u00fcndung der Hornhaut an erster Stelle einzig um eine Einwanderung von Eiter- resp. Lymphk\u00f6rper-chen handelt, Stehen alle diejenigen entgegen, welche die auftretenden kleinzelligen Elemente aus einer Theilung der Hornhautzellen selbst hervorgehen lassen. F\u00fcr sie ist in allen F\u00e4llen der Nachweis unerl\u00e4sslich, dass die zu beobachtenden Ver\u00e4nderungen auch wirklich im Innern der Zeltplanen vor sich gehen ; denn es ist in die Augen fallend, wie man bisher alles, was man in den Hornhaulspalten vorgefunden, in das Innere der Zellen selbst verlegt hat, w\u00e4hrend doch das, was den Zellen wirklich angeh\u00f6rt und was ihnen nur anliegt , wohl zu trennen ist.1)\nUnter dieser Voraussetzung lassen sich, wie bereits erw\u00e4hnt , die Angaben von His und anderen Beobachtern zum Theil ohne weiteres verwerthen. Es schwindet der Widerspruch in dem meine Beobachtungen mit den Erfahrungen der Pathologen zu stehen schienen.\nSchliesslich will ich es nicht unterlassen, darauf hinzuweisen, dass durch das Vorgetragene die Beziehungen des Hornhautgewebes zu dem Bindegewebe im Allgemeinen nur um so innigere werden. Man vergleiche nur die neuesten Untersuchungen von Ranvier, dessen Angaben \u00fcber das Vorkom-\n1 ) Im Anschl\u00fcsse hieran m\u00f6chte ich noch einer Beobachtung gedenken, aus der K\u00f6lliker besondere Schl\u00fcsse ziehen zu k\u00f6nnen glaubt. Es heisst S. 657 der 5. Aufl. seines Handbuches: \u00bbEine 4% L\u00f6sung von phdfephor-saurem Natron bewirkt nach v. Recklinghausen ein Zur\u00fcckziehen der Ausl\u00e4ufer der Hornhautzellen. Macerirt man nun eine solche Hornhaut in Schwefels\u00e4ure', so isolirt sich dasselbe Netzwerk, wie in einer frischen Hornhaut, aber in den breiten Knotenpuncten liegt das scharfumschriebene Hornhautk\u00f6rperchen, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen Theile des Netzes blass erscheinen.\u00ab \u00bbWas liegt n\u00e4her, fragt K., als hier an \u00e4hnliche Verh\u00e4ltnisse zu denken, wie bei den Knorpel- und Knochenkapseln , bei denen der Inhalt oder Protoblast auch von der umschliessendcn Wand sich zur\u00fcckziehen kann.\u00ab N\u00e4her liegt, erwiedere ich jetzt, die Erkl\u00e4rung, dass durch die Maceration die Zellplatten isolirt wurden und mit ihnen die anliegenden rundlichen K\u00f6rperchen, da deren Substanz in der S\u00e4ure auch unl\u00f6slich. Es ist demnach ganz derselbe Fall, wie in unserer Fig. 6, e, nur dass hier die mit der Zellplatte gleichzeitig zur Beobachtung kommende Masse eine strah-lige Form besitzt, w\u00e4hrend in dem K\u00f6lliker'sehen Falle die Ausl\u00e4ufer unter dem Einfl\u00fcsse des phosphors. Natron verschwunden. Gerade durch ihn wird bewiesen , dass die Gestalt der strahligen K\u00f6rperchen unabh\u00e4ngig ist von der Gestalt der eigentlichen Hornhautzellen.","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nF. Schweigger-Seidel,\n[328\nmen reihenweis geordneter, platter kernhaltiger Zellen in den Sehnen sich der Hauptsache nach leicht best\u00e4tigen lassen.1) Die Befunde in den Sehnen sind allerdings nicht beweisend f\u00fcr die Hornh\u00e4ute, aber es ist wichtig zu wissen, dass das Verhalten beider Gewebe in den wesentlichen Puncten einander gleichkommt.\nIII.\nIch habe es bisher unterlassen von den sogen, v. Reckling-hausen\u2019sehen Saftkan\u00e4lchen der Hornhaut zu reden, um Alles, was auf sie Bezug hat, im Zusammenh\u00e4nge Vorbringen zu k\u00f6nnen. Man wird aus dem Nachfolgenden leicht ersehen, dass die Behandlung dieser Lehre mit grossen Schwierigkeiten verkn\u00fcpft ist, weil nat\u00fcrliche und k\u00fcnstliche Bildungen, wahre und falsche Behauptungen oft dicht nebeneinanderherlaufen; und man d\u00fcrfte es desshalb wohl begreiflich finden, wenn ich ein wenig gr\u00fcndlich zu Werke gehe, selbst auf die Gefahr hin, dass manchem Leser dieser oder jener Beweis \u00fcberfl\u00fcssig erscheint \u2014 Eine endliche Verst\u00e4ndigung ist doch dringend zu w\u00fcnschen.\nDie mikroskopischen Bilder, welche bei Application der L\u00f6sungen von Argent, nitric, auf Hornh\u00e4ute entstehen, sind zu bekannt, als dass sie besonders beschrieben zu werden brauchten. Ich behandle zuerst ausschliesslich die \u00bbnegativen\u00ab Silberbilder [Leber) Fig. 16, 17, 18, und werfe sogleich die Frage auf: Inwieweit passt die fr\u00fcher von mir gegebene und in der Einleitung zu dieser Arbeit wiederholte Erkl\u00e4rung der Silberbilder auf die Hornhaut? Obwohl es n\u00e4mlich auf der einen Seite feststeht, dass auch hier S a ft k a na lbi I de r entstehen k\u00f6nnen zwischen dem Epithele und der Grundhaut der Descemet\u2019sehen Membran und dass es trotzdem Niemandem einfallen wird, dieser Haut ein Saftkanalsystem anzudichten, so ist es auf der anderen Seile ebenso unzweifelhaft, dass dieselben , oder, vorsichtiger ausgedrUckt, \u00e4hnliche Bilderauch in den verschiedenen Schichten des eigent-\n1) Ranvier, Archives de Physiologie normale et pathologique. Tome II. p. 471.","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"329]\tUeber die Hornhaut des Auges.\t145\nliehen Hornhautgewebes wiederkehren. Sind also hier die Bedingungen des Entstehens die gleichen, wie zwischen Epithel und Grundhaut oder nicht?\nUm auf diese Frage Antwort geben zu k\u00f6nnen, m\u00fcssen wir vor allen Dingen die Ver\u00e4nderungen genauer kennen lernen, welche speciell im Gewebe der Hornhaut bei der Silberhehand-lung vor sich gehen. Die bisherigen Angaben hier\u00fcber lauteten einfach folgendermaassen : Das am Licht braun werdende Silber wird einzig und allein in der Grundsubstanz abgesetzt ; wo also innerhalb derselben H\u00f6hlungen vorhanden sind, werden weisse L\u00fccken sichtbar werden, die uns die nat\u00fcrliche Form der H\u00f6hlen genau wiedergeben. Diese einfache und desshalb einleuchtende Erkl\u00e4rung findet scheinbar volle Best\u00e4tigung durch die Beobachtungen, welche in neuerer Zeit Leber \u00bb\u00fcber einige anderweitige Impr\u00e4gnationsmethoden der Hornh\u00e4ute\u00ab bekannt gemacht hat.1) Durch wechselweise Behandlung der H\u00e4ute mit Melallsalzen, welche zusammen verschieden gef\u00e4rbte Niederschl\u00e4ge geben , vermochte Leber mikroskopische Pr\u00e4parate zu erzeugen, welche denen nach Siiberbehandlung vollkommen gleichen. Besonders sch\u00f6n treten die gew\u00fcnschten Bilder hervor bei Anwendung von Schwefels. Eisenoxydul und Ferridcyankalium, sowie von Schwefels. Kupferoxydammoniak und Ferrocyankalium ; andere Metallverbindungen erwiesen sich weniger brauchbar und noch andere ergaben nur diffuse F\u00e4rbungen der Hornhautsubstanz.2)\nMit den angegebenen H\u00fclfsmitteln kann man in der That sehr sch\u00f6ne Saftkan\u00e4lchen erzeugen, ohne dass die L\u00f6sungen der verwendbaren Substanzen eine Coagulation von Eiweissstoffen bewirken. Es m\u00fcsste demnach meine Erkl\u00e4rung von der Entstehung der Silberbiider hier vollst\u00e4ndig hinf\u00e4llig erscheinen, wenn nicht leicht nachgew iesen werden k\u00f6nnte, dass es sich bei den Lefter\u2019schen Pr\u00e4parationen doch nicht um einfache Niederschl\u00e4ge handelt. S\u00e4mmtliche Substanzen, welche in ihrer Vereinigung zur Darstellung der Bilder brauchbar, haben eine wichtige Eigenth\u00fcmlichkeit gemeinsam. Es bilden sich an den Puncten, wo die L\u00f6sungen mit einander in Ber\u00fch-\n1)\tArch, f\u00fcr Ophthalmol. Bd. XIV, S. 300.\n2)\tIn Bezug auf die Einzelheiten der Methoden vergleiche pnan die Abhandlung Leber's direct.\n10","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"146\nF. Schweigger-Seidel,\n[330\nrung treten, Membranen von gr\u00f6sserer oder geringerer Festigkeit, Membranen, welche den durch Silber erzeugten Eiweiss-h\u00e4\u00fctchen nicht nachstehen, welche erst ungef\u00e4rbt oder gleich-massig gef\u00e4rbt, weiterhin durch k\u00f6rnigen Niederschlag verdickt werden.\nM. Traube, welcher diese Erscheinungen eingehender schildert, nennt solche Stoffe Membranbilder und erforschte die Bedingungen f\u00fcr das Entstehen der Niederschlagsmembranen je nach Wahl der Stoffe, Concentration der L\u00f6sungen etc.1) Von den zahlreichen Beispielen, welche Traube beibringt, k\u00f6nnen einzelne direct auf unseren speciellen Fall \u00fcbertragen werden; auch Leber hat gefunden, dass es bei seinen Impr\u00e4gnationsmethoden auf analoge Umst\u00e4nde ankommt, z. B. auf die Auswahl der Substanzen, welche zusammen einen Niederschlag von Berlinerblau geben und besonders auf die Concentration der L\u00f6sungen in ihrem gegenseitigen Verh\u00e4ltniss. Ich habe nach verschiedenen Bichtungen hin die Versuche wiederholt und mit der Darstellung der Niederschlagsmembranen eine mikroskopische Betrachtung derselben verbunden. Von den vielen Einzelf\u00e4llen, welche die mannichfache Gestaltung der H\u00e4utcher) erl\u00e4utern k\u00f6nnen, sei nur der eine angef\u00fchrt, weil er zeigt, wie in einer frei auf dem Objeclglas gebildeten Membran gr\u00f6ssere und kleinere, zum Theil sternf\u00f6rmige L\u00fccken entstehen, welche von einem harmlosen Beobachter ganz gut als \u00bbSaftkan\u00e4lchen\u00ab angesprochen werden k\u00f6nuten. Blutlaugensalz in 5proc. L\u00f6sung wird in d\u00fcnner Schicht auf einem Objectglas nusgebreilel und vorsichtig in Ber\u00fchrung gebracht mit essigs. Kupferoxyd von -Iproc., indem man diese L\u00f6sung aus einer ausgezogenen Glasr\u00f6hre langsam ausstr\u00f6men l\u00e4sst, um heftigere Bewegungen zu vermeiden. Das H\u00e4utchen muss \u00e4us-serst fein und nur leicht gef\u00e4rbt sein, ohne k\u00f6rnigen Niederschlag. Alsdann ist es fest genug, um es sogar abzusp\u00fchlen und mit einem Deckglase zu bedecken.\nIch bin weit davon entfernt, durch das vorgef\u00fchrte Beispiel die Frage nach dem L\u00fcckensysteme in den v. Recklinghausen-Leber sehen Silber-, Eisen- und Kupferbildern als einfach gel\u00f6st anzusehen, da unm\u00f6glich die freien Niederschlagsmembranen den Bildungen im Innern der Hornhaut gleich\n1) Traube, M., Arch, f\u00fcr Anat. u. Physiol. 18fi7. S. 87.","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"3.31]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n147\ngesetzt werden k\u00f6nnen, trotzdem es leicht ersichtlich, dass die Bedingungen f\u00fcr das Entstehen von Niederschlagsmembranen in der Hornhaut besonders g\u00fcnstig sind, weil die auf einander wirkenden Substanzen stets in ungest\u00f6rte fl\u00e4chenhafte Ber\u00fchrung kommen. Mir kam es bei dieser Besprechung nur darauf an, zu zeigen, dass es sich in den Leber'sehen Versuchen nicht um einfache Absetzung eines feink\u00f6rnigen Niederschlages handelt, sondern dass eine eigenlh\u00fcmliche Gruppirung der Molek\u00fcle zur Geltung kommt, die wir als Verdichtung oder Coagulation bezeichnen.\nHierf\u00fcr noch folgende Beobachtungen. Nach Erzeugung blauer Saftkanalbilder kann man mit H\u00fclfe d\u00fcnner S\u00e4uren die Descemet sehe Membran vollkommen glatt abl\u00f6sen und wird auch dann an ihr sternf\u00f6rmige farblose L\u00fccken wahrnehmen. Bei der Versilberung treten gleiche Figuren bisweilen deutlich unter dem Descemet sehen Epithele hervor, w\u00e4hrend f\u00fcr gew\u00f6hnlich in der d\u00fcnneren subepithelialen Schicht durch die Silberl\u00f6sung feinere dendritische Figuren oder mehr regelm\u00e4ssige Sterne hervorgerufen werden, wenn man das Epithel zuv\u00f6rderst mit Pinsel abl\u00f6ste. L\u00e4sst man nun Hornh\u00e4ute vom Frosche in einer alkalischen L\u00f6sung von Schwefels. Kupferoxydammoniak liegen, so fliesst. die Kittschicht unter dem Epithele mitunter zu einzelnen gr\u00f6sseren oder kleineren Tropfen zusammen. Dieselben ver\u00e4ndern sich beim Aufbringen der zweiten Salzl\u00f6sung (Ferrocyankalium oder Schwefelammonium) derart, dass in den gr\u00f6sseren von ihnen strahlige Vacuolen in sch\u00f6nster Ausbildung sichtbar werden, von denen aus alle m\u00f6glichen Ueberg\u00e4nge zu einfachen L\u00fccken in kleineren Tropfen vorhanden sind. Die Beobachtungen beweisen Isiens, dass in einer amorphen Substanz durch Verdichtung sternf\u00f6rmige Hohlr\u00e4ume entstehen k\u00f6nnen, und 2tens dass sich in dieser Hinsicht die metallischen Membranbildner zu einander ebenso verhalten, wie Silber zu Eiweiss.1)\n1) Dies zur besonderen Ber\u00fccksichtigung f\u00fcr Herrn Dr. Gerlach in Greifswald, welcher im Centralbl. f\u00fcr d. med. Wissensch. 1869. Nr. 44 die Angaben von H\u00fcter \u00fcber Synovialmembranen aufrecht halten zu k\u00f6nnen meint, weil es ihm gelungen mit essigs. Bleioxyd u. Schwefelwasserstoff-wasser dieselben mikroskop. Bilder zu erhalten wie mit Silber. Genannte Blei- u. Schwefelverbindung sind in d\u00fcnnen L\u00f6sungen exquisite Membranbildner.\n10*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"148\nF. Schweigger-Seidel,\n[332\nIch habe im Vorhergehenden mehrfach von der Verbindung von Silber und Eiweiss als Bedingung f\u00fcr die Saftkanalbilder auch in der Hornhaut geredet. Wie aber, wenn die von H/s ausgesprochene1) und von Leber wieder aufgenommene Ansicht begr\u00fcndet, dass es sich in der Cornea gar nicht um Silber-albuminate, sondern um Niederschlage von Chlorsilber handelt? Chlor und Silber geben zusammen keine Niederschlagsmem\u2014 branen.\nBez\u00fcglich der Beweisf\u00fchrung von His erscheint es zuvorderst nach den neueren Untersuchungen unzweifelhaft, dass von ihm der Eiweissgehalt des Corneagewebes untersch\u00e4tzt wurde, da ihm das Myosin unbekannt. Derselbe ist nichts weniger als gering. Wenn His Gr\u00fcnde f\u00fcr seine Behauptung ferner hernimmt aus dem Verhalten der Niederschl\u00e4ge in der Hornhaut gegen verschiedene Beagentien, so ist ihnen gegen\u00fcber ganz im Allgemeinen geltend zu machen, dass die Silberverbindung innerhalb des Hornhautgewebes nicht ohne Weiteres mit freien Niederschl\u00e4gen verglichen werden d\u00fcrfe, weil die Coagulationsh\u00e4utchen interessanterweise andere Reactionen geben, als die entsprechenden einfachen Niederschl\u00e4ge. So wird den Angaben nach Silberalbumin durch Essigs\u00e4ure, Kochsalz und Salzs\u00e4ure gel\u00f6st. Das gilt jedoch nur f\u00fcr den frisch bereiteten Niederschlag; l\u00e4sst man denselben eine Zeit lang (auch im Dunkeln) stehen, so h\u00f6rt die L\u00f6slichkeit auf. Gleicherweise sind auch die feinen, durch Silberl\u00f6sung in Eiweiss erzeugten Coagulationsmembranen in Essigs\u00e4ure u. s. w. unl\u00f6slich. Die k\u00f6rnigen Tr\u00fcbungen, welche den Membranen in wechselndem Grade anhaften, verschwinden, das H\u00e4utchen selbst bleibt erhalten, br\u00e4unt sich aber nicht mehr am Lichte. Es kommt also auch hier wie in anderen F\u00e4llen beim Eiweiss wesentlich auf die molekulare Form des Niederschlages an. wesshalb die L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnisse nicht ohne Weiteres zur Beurtheilung der Natur der Silberniederschl\u00e4ge in der Hornhaut verwendet werden d\u00fcrfen, wie dies His gethan.\nAuch das Verhalten des Salpeters. Quecksilberoxyd bei versilberten Hornh\u00e4uten kann, wie wir noch sehen werden anders erkl\u00e4rt werden , als es von His geschehen. Es spricht nicht unbedingt gegen die Eiweissnatur des Hornhaut-Silber-\n1) His, Schweiz Zeitschr. f\u00fcr Heilkunde. 2. Bd., S. 1.","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"333]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n14\u00bb\nniederschlages, zumal da dieselbe von anderer Seite her vollkommen sicher gestellt werden kann. Wir ber\u00fccksichtigen die F\u00e4rbung des Niederschlages, sein Verhalten gegen unter-schwefligs. Natron gegen chroms. Salze und vor allen gegen Kochsalz. \u2014 In ersterer Beziehung ist die braune Farbe charakteristisch, welche das Silberalbumin (auch in der Hornhaut) unter der Einwirkung des Lichtes annimmt, w\u00e4hrend Chlorsilber und selbst die Doppel-Verbindung Chlor-Albumin-Silber unter denselben Verh\u00e4ltnissen sich stets grau oder schwarz f\u00e4rbt. Weiterhin wird reducirles Chlorsilber bekanntlich von unterschwefligs. Natron nicht ver\u00e4ndert, reducirtes Silberalbumin dagegen wird durch dieselbe Substanz vollst\u00e4ndig entf\u00e4rbt, ohne dass eine L\u00f6sung eintritt, geradeso wie in der Hornhaut nach Versilberung und Lichtwirkung durch unterschwefligs. Natron nicht die ganze Zeichnung, sondern nur die Farbe des Silberbildes schwindet. Chroms. Salze zersetzen Chlorsilber nicht, wohl aber Silberalbumin und gleichzeitig den Niederschlag in der Hornhaut nach der Silberwirkung. In Kochsalz l\u00f6st sich Chlorsilber nur schwer, Silberalbumin leicht. Die L\u00f6sung des ersteren ver\u00e4ndert sich am Lichte nicht, die des letzteren br\u00e4unt sich. Bringt man versilberte Hornhaut also-gleich in st\u00e4rkere Kochsalzl\u00f6sung und setzt sie unter dem Deckgl\u00e4schen dem Lichte aus, so br\u00e4unt sich die Substanz diffus, besonders die Kerne, sodass man auf diesem Wege eine Kernimbibition erzielen kann. Wird Kochsalz in geringeren Quantit\u00e4ten dem Silberalbumin zugesetzt, so wird dasselbe zwar nicht gel\u00f6st, aber in einer Weise zerlegt, die unser volles Interesse beansprucht. Man w\u00e4scht den in Eiweissl\u00f6sungen erzeugten Silberniederschlag rein aus, setzt die etwa IOfache Menge einer 1 proc. Kochsalzl\u00f6sung hinzu und erh\u00e4lt eine Verbindung des Chlors mit Silber, welche sich am Lichte schw\u00e4rzt, w\u00e4hrend ein Eiweissk\u00f6rper, frei von Silber, in L\u00f6sung \u00fcbergeht und als solcher durch die bekannten Mittel nachgewiesen werden kann. W\u00e4hrend Silberalbumin in destillirtem Wasser ausser der Farbenver\u00e4nderung keine Umsetzung erleidet, wird es durch Kochsalz in der \"angegebenen Weise gespalten ; in d\u00fcnner Salzs\u00e4ure quillt es, wird unter Umst\u00e4nden fast gallertartig und bildet schliesslich eine feinvertheilte mit Chlorsilberk\u00f6rnchen vermischte durch Filtriren nicht mehr abscheidbare Substanz.","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nF. Schweigger-Seidel\n[334\nDas Freiwerden der Eiweisssubstanz und das Aufquellen und Erweichtwerden des Silberniederschlages ist f\u00fcr uns dess-halb von besonderer Wichtigkeit, weil dieselbe Zerlegung ein-tritt, wenn man versilberte Hornh\u00e4ute mit d\u00fcnner Kochsalzl\u00f6sung oder Salzs\u00e4ure behandelt, wenn man aus den sogen, negativen Silberbildern die positiven erzeugt, bei denen ein am Lichte sich schw\u00e4rzender feink\u00f6rniger Niederschlag in sternf\u00f6rmigen Figuren der Grundsubstanz eingelagert erscheint. (Siehe hier\u00fcber noch sp\u00e4ter.)\nUnter der Annahme, dass der Hornhautniederschlag Chlorsilber, kann man, wie aus den Angaben von His selbst folgt, die Umwandlung der negativen in die positiven Silberbilder nicht erkl\u00e4ren.\nWo liegen nun im Hornhautgewebe die am Lichte gebr\u00e4unten Silberalbuminate? \u2014 Besteht zwischen dem zellf\u00fchrenden Kanalsysteme im Sinne v. Recklinghausen's und der fibrill\u00e4ren Grundsubstanz ein unmittelbares Abh\u00e4ngigkeitsverh\u00e4ltniss ?\nDass in dieser Beziehung nicht Alles so selbstverst\u00e4ndlich, kann daraus ersehen werden , dass schon Leber neben der \u00e4lteren Erkl\u00e4rung eine anderweitige M\u00f6glichkeit zul\u00e4sst. Er sagt I. c. p. 315: \u00bbWenn n\u00e4mlich die Hornhaut aus \u00fcbereinander \u2018liegenden Schichten feiner Fasern besteht, zwischen denen die Netze der Hornhautk\u00f6rperchen liegen, so kann, wenn die K\u00f6rperchen durch das Beagens geschrumpft sind, die Begrenzung der L\u00fccken durch die Kittsubstanz gebildet werden, welche die Lamellen unter einander verbindet, aber nat\u00fcrlicher Weise in der Ausdehnung der L\u00fccken fehlt.\u00ab Grundsubstanz und gef\u00e4rbte Substanz h\u00e4tten also direct nichts mit einander zu thun. Leider sind jedoch in der Cornea keine gesonderten, nur durch Kittsubstanz vereinigte Lamellen vorhanden, und ausserdem belehren uns Querschnitte versilberter H\u00e4ute, dass wirklich die Grundsubstanz in toto gef\u00e4rbt wird, dass es also mit anderen . Worten die gesammten ipterfibrill\u00e4ren Eiweissmassen sind, welche mit dem Silbersalz in Verbindung treten. Will man das Silber tiefer in das Gewebe eindringen lassen, so ist es bei dickeren H\u00e4uten (Hund) n\u00f6thig st\u00e4rkere L\u00f6sungen von etwa 4 proc. anzuwenden. Legt man die Cornea nach der Versilberung noch kurze Zeit in Alkohol, dann erm\u00f6glicht ihre Consister selbst feine und scharfe Querschnitte. An ihnen bemerkt man im braunen Grunde auch helle Stellen, welche jedoch nicht","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"335]\nUebkr die Hornhaut des Auges.\n151\nzwischen den Lamellen sondern in ihnen selbst liegen und dieselben der ganzen Dicke nach durchsetzen. Es handelt sich nicht um wirkliche L\u00fccken, denn die fibrill\u00e4ren Schichten ziehen gleichm\u00e4ssig durch sie hindurch und die parallele Streifung der Lamellen ist in nichts an die braungef\u00e4rbte Substanz gebunden. Letztere fehlt also einfach an circumseriplen Stellen. Man k\u00f6nnte hierbei an Faltungen der Lamellen denken, oder wahrscheinlicher an ein Ausweichen der zwischen den Fibrillen verschiebbaren Eiweissmassen bei der durch das Silber bewirkten Verdichtung ; mag man aber eine Erkl\u00e4rung belieben, welche man will, das eine ist unbestreitbar, dass farblose Stellen in der versilberten Hornhaut nicht ohne Weiteres das Recht beanspruchen k\u00f6nnen, f\u00fcr pr\u00e4formirte L\u00fccken im Gewebe angesehen zu werden.\nUebrigens lehrt in dieser Beziehung eine aufmerksame Fl\u00e4chenbetrachtung der Silberbilder selbst schon Gen\u00fcgendes, besonders wenn man sich zur Pr\u00fcfung Pr\u00e4parate ausw\u00e4hlt, in denen bei Anwendung recht schwacher L\u00f6sungen (1 : 1000) ganz d\u00fcnne Silberschichten gewonnen werden. Fig. 18, Tab II ist genau copirt. Das braune Lager, die vermeintliche Grundsubstanz erscheint durchaus ungleichm\u00e4ssig, indem sie zahlreiche gr\u00f6ssere und kleinere runde oder l\u00e4ngliche L\u00fccken enlh\u00e4lt in mannichfachen Ueberg\u00e4ngen zu den Spalten, welche als Ausl\u00e4ufer der gr\u00f6sseren Vacuolen auftrelen. Wer will wohl in einem solchen Falle angeben, wo das Constante in der Bildung aufh\u00f6rt und wo das Zuf\u00e4llige anf\u00e4ngt? Und nun gar erst Fig. 17. Bei ihrem Anblicke muss sich doch jeder Unbefangene sagen, dass eine fibrill\u00e4re Grundsubstanz mit paralleler Faserrichtung so nicht geformt, dass demnach von einem vorgebildeten Kanalsysteme gleichfalls nicht Rede sein kann.\nLassen wir f\u00fcr jetzt die offenbaren Widerspr\u00fcche , welche uns so eben entgegengetreten, und wenden uns anderen kritischen Betrachtungen zu. Man hat sich mehrfach der Annahme hingegeben, dass das Vorhandensein der vielstrahligen Hornhautk\u00f6rperchen jeden Zweifler geradezu zwinge, die Silberbilder als Ausdruck einer naturgem\u00e4ssen Formung der Hornhautsubstanz anzusehen. \u2014 Wenn es nur jemals gelingen wollte die fraglichen Zellen im Innern der Silberl\u00fccken aufzufinden. Es ist nicht gelungen und wird nicht gelingen. Allen Ausfl\u00fcchten gegen\u00fcber stelle ich diese Thatsache als unbestreit-","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nF. Schweigger-Seidel,\n[336\nbar hin. Mit allen H\u00fclfsmilteln, Essigs\u00e4ure, Carmin, Haemato-xylin, Goldchlorid, Jodtinctur u. s. w., kann man zumeist nur einen Kern sichtbar machen, h\u00f6chstens noch die Spuren einer kr\u00fcmlichen Masse, deren Vorhandensein gewiss bedeutungslos ist. Denn dass die Vacuolen in den Silberschichten nicht leer sind, ist klar und ebenso klar, dass in dem Inhalt unter Umst\u00e4nden z. B. durch Jodtinctur [Leber) ein Niederschlag erzeugt werden kann, aber \u2014 ein kr\u00fcmlicher Niederschlag ist doch noch kein Zellk\u00f6rper. Ein ausgebildetes strahliges K\u00f6rperchen in einer Silberl\u00fccke zu demonstriren, das ist die Aufgabe.\nDas Missverh\u00e4ltniss zwischen dem, was man erwarten sollte und dem, was man findet, ist auch mehrfach anerkannt, wenigstens hat man verschiedentlich nach einer allenfalls ausreichenden Erkl\u00e4rung gesucht. Ich will die zum Theil sogar sonderbaren Gr\u00fcnde f\u00fcr das Freibleiben der Hornhaulk\u00f6rper-chen bei der Durchtr\u00e4nkung der ganzen Haut mit den. Metallsalzen, nicht einzeln durchgehen , denn das Wunderbare liegt hierbei nicht sowohl darin, dass die Zellen sich von der Wirkung der Metalle frei halten, als vielmehr darin, dass sie auch f\u00fcr nachfolgende Bem\u00fchungen verschwunden sind. In den Silber-, Kupfer- und Ebenbildern sind die Zellen spurlos geworden, trotz der Verschiedenheit der Stoffe, welche zur Darstellung derselben verwendet. Es bleibt scheinbar nichts weiter \u00fcbrig, als anzunehmen, dass die Silberl\u00f6sungen (auch die st\u00e4rksten) in diesem Falle nicht nur ihre coagulirende Kraft einb\u00fcs-sen, sondern sogar eine L\u00f6sung der fraglichen Zellsubstanz bewirken ! Das soeben Besprochene ist von grosser Wichtigkeit f\u00fcr die Frage nach der Zellnalur der strahligen Hornhautk\u00f6rperchen \u00fcberhaupt. Ohne der weiteren Er\u00f6rterung vorzugreifen, will ich desshalb hier nur noch den Satz aussprechen : Die L\u00fccken in der versilberten Hornhaut erscheinen weiss, weil sie leer sind, d. h. weil sie keine Zellen einschliessen.\nIn welchen Beziehungen stehen die injicirbaren Hornhaut-spalten zu den Silberl\u00fccken? Da beider Formen sich nur auf das Gr\u00f6blichste entsprechen (vergl. Fig. 14 u. 20), so suchte man ein Aush\u00fclfemiltel in der \u00bbDilatirbarkeil\u00ab der bei der Versilberung sichtbar werdenden Kan\u00e4lchen, ohne dieselbe durch etwas Anderes, als durch die einfache Annahme zu beweisen. Ich kenne wenigstens keine andere Schlussfolgerung, von der man sich leiten liess als folgende: Die mit Injectionsmasse","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"337]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n153\ngef\u00fcllten R\u00e4ume entsprechen den durch Silberl\u00f6sung hervorgerufenen, weil die letzteren mit sammt ihren feinen Ausl\u00e4ufern dilatirbar sind; denn dilatirbar m\u00fcssen sie sein, weil die injicirten Pr\u00e4parate sonst mit den versilberten nicht in Ueber-einstimmung gebracht werden k\u00f6nnen. Man bedenke doch nur die Complication der ErweiterungsVorg\u00e4nge, wenn nach der Annahme v. Recklinghausen's aus den vielstrahligen Saftkan\u00e4lchen die einfach r\u00f6hrenf\u00f6rmigen Corneal \u2014Tubes hervorgehen sollen. Bereits wurde zudem hervorgehoben, dass au Silberbildern der Zusammenhang zwischen Saftkan\u00e4lchen und Ner-venkan\u00e4len ebenso deutlicherscheint, als das Abgeschlossensein letzterer bei reinlichen Injectionspr\u00e4paraten unzweifelhaft ist. Dieses spricht also direct gegen eine Identit\u00e4t der Silberl\u00fccken mit den injicirbaren Spalten.\nIm Anschl\u00fcsse hieran d\u00fcrfte noch die Bemerkung gestattet sein, dass wir bei den Injectionen gleichfalls \u00fcber den Verbleib der strahligen K\u00f6rperchen im Unklaren gelassen werden. F\u00e4rbeversuche nach der Injection lassen (siehe fr\u00fcher) wiederum nur Kerne hervortreten bei Oelinjectionen der frischen Hornhaut in gleicher Weise, wie bei k\u00f6rnigen Injectionen der erh\u00e4rteten Hornhaut. W\u00fcrden die vielstrahligen K\u00f6rperchen die Kan\u00e4le ausf\u00fcllen, so m\u00fcssten dieselben unbedingt zusammengeballt, oder wenigstens an die eine Wand angedr\u00fcckt werden. Der Umstand, dass dies nicht der Fall, deutet darauf hin, dass die Voraussetzungen falsche.\nUeber die strahligen Hornhautk\u00f6rperchen, von denen wir soeben einige bemerkenswerthe Eigenschaften kennen gelernt, habe ich meine Ansichten im Allgemeinen schon im vorhergehenden Abschnitte dieser Arbeit ausgesprochen. Als die zelligen Elemente der Hornhaut hatte ich klare kernhaltige Platten beschrieben, von mehr elastischer Beschaffenheit der Substanz (Fig. 6); welche zwar einzelne Forts\u00e4tze zur gegenseitigen Verbindung besitzen, aber nicht zu identificiren sind den exquisit strahligen K\u00f6rperchen (Fig. 20), mit weichem, bewegungsf\u00e4higem Protoplasma (?), von welchen \u2014 ich m\u00f6chte es, um Irrungen zu vermeiden, besonders betonen \u2014 im Nachfolgenden allein die Rede sein soll. Dabei wird es sich im Wesentlichen um die zwei Puncte handeln, ob die Sternform die naturgem\u00e4sse Gestalt der K\u00f6rperchen und ob die Substanz derselben die Eigenschaften des Protoplasma besitzt.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nF. Schweigger-Seidel\n[338\nEs ist bekannt, dass in der vorsichtig ausgeschnittenen, ganz frischen Hornhaut die strahligen K\u00f6rperchen seltener deutlich sichtbar sind, sondern sich erst allm\u00e4hlig von dem klaren, gleichm\u00e4ssigen Grunde abheben. Dies geschieht den Annahmen nach in Folge einer Gerinnung der Substanz, welche durch Erh\u00f6hung der Temperatur bis auf 40\u00b0 C. (f\u00fcr Fr\u00f6sche) wesentlich beschleunigt werden kann.1) Genannte Eigenschaften, verbunden mit der L\u00f6slichkeit in 10 proc. Kochsalzl\u00f6sung, l\u00e4sst uns dieselbe in Analogie bringen mit der isotropen Substanz der Muskeln, die von K\u00fchne mit dem Namen des Myosins belegt worden ist. Erscheint diese Annahme gerechtfertigt, so kann weiterhin behauptet werden, dass die strahligen K\u00f6rperchen in ihrer Gesammtmasse bloss aus Myosin bestehen. D\u00fcnne S\u00e4uren l\u00f6sen bei anderen Zellen immer wenigstens einen Theil der Leibessubstanz ; gerade aus diesen L\u00f6slichkeitsverh\u00e4ltnissen hat man mit Recht erschlossen, dass das Protoplasma aus verschiedenen Eiweissstoffen aufgebaut wird. Bei den strahligen K\u00f6rperchen der Hornhaut tritt durch S\u00e4uren eine Gerinnung in toto ein, wenigstens l\u00e4sst sich von einer partiellen L\u00f6sung nichts wahrnehmen.2)\nHierzu kommt (vorsichtig ausgedrUckt) die Wahrscheinlichkeit, dass die Substanz der strahligen K\u00f6rperchen den interfibrill\u00e4ren Massen \u00fcberhaupt gleichwerthig ist. Ich will auf die gleiche L\u00f6slichkeit in Kochsalz keinen besonderen Werth legen, will aber auf die leicht zu constatirenden Angaben einzelner Beobachter hinweisen, dass in der Hornhaut zwischen den gr\u00f6beren Fibrillenb\u00fcndeln l\u00e4ngere oder k\u00fcrzere schmale R\u00e4ume vorhanden sind,3) welche nat\u00fcrlich mit einer Zwischensubslanz ausgef\u00fcllt sein m\u00fcssen. Gerinnt diese Ausf\u00fcllmasse, so zeigen sich im Gesichtsfelde schmale spindelf\u00f6rmige , spiessartige Gebilde, die wohl einem jeden Beobachter aufgefallen sind. Die Substanz derselben zeigt den bekannten matten Glanz und ist mitunter in einzelne reihenweis gestellte Tr\u00f6pfchen gesondert. Liegen die Spindeln in sich kreuzenden Lagen dicht \u00fcber einander, so k\u00f6nnen Formen entstehen, die den strahligen Horn-\n1)\tK\u00fchne, W., Untersuchungen \u00fcber das Protoplasma.\n2)\tVergl. His, Beitr\u00e4ge etc. S. 47: \u00bbEssigs\u00e4ure ist sonach nicht im Stande Albumin aus dem eigentlichen Hornhautgewebe auszuziehen ; ebensowenig thut dies verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure.\u00ab\n3)\tEngelmann u. Carl Friedr. M\u00fcller. 1. c.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"339]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n155\nhaulk\u00f6rperchen so \u00e4hnlich werden, dass C. F. M\u00fcller sich veranlasst f\u00fchlt (speciell f\u00fcr die Cornea der V\u00f6gel) ausdr\u00fccklich vor einer Verwechslung zu warnen. Das Unterscheidungsmerkmal liegt f\u00fcr ihn im Mangel eines Kernes, da jedoch die Kerne, um welche sich die strahligen K\u00f6rperchen gruppiren, den Zellplatlen eingelagert sind, so muss dieses Kriterium unbedingt an Bedeutung verlieren. Uebrigens sieht M\u00fcller die isolirt liegenden Spindeln nicht als etwas besonderes an, h\u00e4lt sie vielmehr, wie W. K\u00fchne, f\u00fcr abgel\u00f6ste Ausl\u00e4ufer der strahligen K\u00f6rperchen, die nach einer Angabe des Letzteren geradezu in Gruppen getrennter (theilweise kernloser) Protoplasmaanh\u00e4ufungen zerfallen k\u00f6nnen. Ein anderes Mal vertheilt sich die Substanz der K\u00f6rperchen in den interfibrill\u00e4ren Spaltr\u00e4umen so, dass ihre Ausl\u00e4ufer unmittelbar ineinanderfliessen und ein die ganze Hornhaut durchziehendes Netzwerk bilden. Von einzelnen Zellen, Zellindividuen, kann dann ebenso wenig die Rede sein, sondern nur von einer in die unter sich zusammenh\u00e4ngenden interfibrill\u00e4ren Spaltr\u00e4ume eingelagerten Substanz, welche keine eigenen Kerne und keinen nachweisbaren organischen Zusammenhang mit den wirklichen, von einander gesonderten, Hornhautzellen besitzt. Bei all\u2019 den Abweichungen von dem, was sonst vom Zellleibe bekannt ist, erscheint es geradezu geboten mit Z\u00e4higkeit an der Frage festzuhalten : Wer oder was berechtigt uns, die Substanz des strahligen K\u00f6rperchen Protoplasma zu nennen?, vorausgesetzt, dass \u00fcberhaupt ein Unterschied zwischen Protoplasma und amorpher Eiweissmasse zugegeben wird.\nIch bin der Ansicht, dass die Angaben K\u00fchne's Uber Bewegungserscheinungen an den strahligen Hornhautk\u00f6rperchen in dieser Beziehung nicht entscheidend sein k\u00f6nnen ; denn abgesehen davon , dass sie von Engelmann direct bestritten worden. scheint mir eine Gleichstellung mit den \u00bbspontanen\u00ab Bewegungen der am\u00f6boiden Zellen nicht statthaft. Nach der Seite hin f\u00e4llt also gleichfalls eine wichtige Analogie weg. Jedenfalls ist es \u00e4usserst. schwierig, alle etwaigen passiven Formver\u00e4nderungen auszuschliessen , bedingt durch Gerinnung, Quellung und Verlagerung der Lamellen nach dem Ausbreiten der gew\u00f6lbten Hornhaut auf dem platten Ohjectglase. M\u00fcssen doch auch die allgemeinen Spannungsverh\u00e4ltnisse in der aus-","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\tF. Schweigger-Seidel,\t[340\ngeschnittenen Cornea anders sein, als w\u00e4hrend der normalen Lage im lebenden Auge.\nDeutlicher zu \u00fcbersehen sind gewisse Ver\u00e4nderungen, welche einerseits die fibrill\u00e4re Substanz, anderseits die interfibrill\u00e4ren Massen treffen. Auf ihnen beruhen die Abweichungen in den Beobachtungsresultaten, jenachdem die eine oder die andere Pr\u00e4parationsmethode in Anwendung gezogen wurde. Um sich recht sch\u00f6ne Pr\u00e4parate von den fraglichen Hornhautk\u00f6rperchen zu verschaffen, soll man nach K\u00fchne's Angaben die ausgeschnittenen H\u00e4ute vom Frosche in einem mit Wasserdampf ges\u00e4ttigten, auf 40\u00b0 C. erw\u00e4rmten Raume liegen lassen, bis sich das Epithel getr\u00fcbt hat und in zusammenh\u00e4ngenden Lagen abgehoben werden kann. H\u00e4ngt hierbei das Deutlichwerden der K\u00f6rperchen und das ganze Aussehen der Substanz allein ab von einer W\u00e4rmegerinnung, so muss offenbar dasselbe eintreten, wenn man das ganze Auge in Jodserum bringt, das auf gleiche Temperatur erw\u00e4rmt worden. Es treten jedoch alsdann nur die Kerne deutlich hervor, w\u00e4hrend die Umh\u00fcllungsmassen meist schwach angedeutet, sehr feink\u00f6rnig und ohne scharfe Begrenzung erscheinen. Steigert man die Temperatur um einige Grad, so finden sich in der Umgebung der Kerne viele rundliche L\u00fccken, sodass dieselbe wie siebf\u00f6rmig durchbrochen erscheint. Ich m\u00f6chte aus diesem Verhalten der strahligen K\u00f6rperchen gegen die W\u00e4rme schliessen, dass die bekannte Gestaltung derselben nicht bloss von einer einfachen Gerinnung abh\u00e4ngt, sondern dass noch andere Umst\u00e4nde eine Rolle spielen, z. B. eine Imbibition mit Wasser, da wir \u00fcbereinstimmenden Angaben gem\u00e4ss nach dem Verweilen der Hornh\u00e4ute in der feuchten Kammer die charakteristischsten Bilder erhalten.\nEine Ver\u00e4nderung erleiden die strahligen K\u00f6rperchen durch die W\u00e4rme immerhin , aber eine Ver\u00e4nderung k\u00f6nnen wir unter gleichen Umst\u00e4nden auch an den interfibrill\u00e4ren Kittmassen nachweisen und zwar durch folgenden Versuch. Bringt man eine soeben ausgeschnittene Hornhaut in st\u00e4rkere, selbst 4proc. H\u00f6llensteinl\u00f6sung, die auf 40\u00b0 C. erw\u00e4rmt worden, so bilden sich Saftkan\u00e4lchen nur in der alleroberfl\u00e4chlichsten Schicht der inneren Hornhautfl\u00e4che, indem hier das Silber momentan wirken konnte. In der Tiefe hingegen, auch wenn man die Einwirkungsdauer verl\u00e4ngerte, trifft man auf gar keine am Lichte sich br\u00e4unende Massen, sondern nur auf ein mehr oder weniger","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"341]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n157\ndichtes Lager feinster schwarzer Silberk\u00f6rnchen, ein Zeichen daf\u00fcr dass unter Einwirkung der gesteigerten Temperatur die Kittsubstanz eine Umsetzung erfahren hat.\nWir wenden uns jetzt zu den Beobachtungen \u00fcber die Einwirkung verschiedener Reagentien auf die strahligen K\u00f6rperchen, und k\u00f6nnen die zu w\u00e4hlenden Mittel leicht in zwei Gruppen bringen, in die der einfach h\u00e4rtenden und in die der quellend wirkenden. Nach Anwendung der ersleren gewahrt man von den strahligen K\u00f6rperchen fast gar nichts, w\u00e4hrend die letzteren sie in voller Pracht hervortreten lassen. (Will man Hornh\u00e4ute h\u00e4rten, so ist es nat\u00fcrlich wiederum zweckm\u00e4ssig, die Augen ganz zu lassen, weil so eine Erhaltung der normalen Lagerungsverh\u00e4ltnisse und eine Fixirung der K\u00f6rperchen in bestimmten Zust\u00e4nden am ehesten zu erwarten steht.)\nFeine Fl\u00e4chenschnitte einer in Alkohol erh\u00e4rteten Hornhaut lassen von eigentlich zelligen Elementen nichts erkennen ; die Grundsubslanz, gleichm\u00e4ssig gl\u00e4nzend oder fibrill\u00e4r gestreift, ist von blassen schwer wahrzunehmenden Kernen durchsetzt. Die F\u00e4rbeversuche mit solchen Schnitten fallen zumeist ung\u00fcnstig aus, weil der Farbstoff, diffus abgelagert, keinen Nutzen gew\u00e4hrt. Aber selbst, wenn es gelingt den Farbstoff zu con-centriren, nimmt man doch in keinem Stadium der Durchtr\u00e4nkung und Aufhellung strahlige K\u00f6rperchen wahr, wie sehr man dies auch erhoffen d\u00fcrfte beim Vorhandensein eines von der interfibrill\u00e4ren Substanz verschiedenen Zellprotoplasma mit besonderer Quellungs- und Imbibitionsf\u00e4higkeit. Immer werden nur die Kerne deutlicher. Pr\u00e4parate nach der Methode von Thiersch,*) Schnitte aus Alkohol, behandelt mit einer schw\u00e4chen alkoholischen H\u00f6llensteinl\u00f6sung, ergaben, abgesehen von der Kernf\u00e4rbung, gleichfalls negative Resultate.\nEbenso wie Alkohol wirken im Allgemeinen Gerbs\u00e4ure, Chroms\u00e4ure, die erw\u00e4hnte Mischung von Chlorplatin und Chroms\u00e4ure und endlich die Pikrins\u00e4ure, von der besonders ger\u00fchmt wird, dass sie auf frische Gewebe angewendet, selbst dicke Schichten schnell durchtr\u00e4nkt und das Zellprotoplasma ohne Schrumpfung fast momentan fest macht.1 2)\n1)\tThiersch, Der Epithelialkrebs. Leipzig 1865.\n2)\tDas Verhalten der Pikrins\u00e4ure gegen frische thierische Gewebe lernte ich durch Dr. Ranvier kennen. Derselbe hat dar\u00fcber bereits berichtet in den Archives de la physiologie normale et pathologique. Tome I p. 318.","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158\nF. Schweigger-Seidel,\n[342\nIn allen derartigen Pr\u00e4paraten sind die mikroskopischen Bilder, weil ohne distincte F\u00e4rbung, zumeist blass und wenig pr\u00e4gnant. Die Kerne liegen , von der Fl\u00e4che gesehen , mitunter in einer L\u00fccke der deutlich fibrill\u00e4ren Substanz,1) in ihrer Umgebung mehr oder weniger ausgesprochen eine feink\u00f6rnige Masse, regellos dem Kerne anliegend oder von ihm getrennt, nur an einer Seite des Kernes bemerkbar oder denselben ringsumgebend. Die betreffenden Bilder sind im Allgemeinen denen vollkommen analog, welche W. K\u00fchne aus einer mit Chroms\u00e4ure von 0,1 proc. erh\u00e4rteten Hornhaut vortrefflich wiedergegeben hat, namentlich auf der bei starker Vergr\u00f6sserung gezeichneten Tafel VIII seiner bereits citirten Abhandlung \u00fcber das Protoplasma. Je naturgetreuer die Zeichnung , um so mehr dr\u00e4ngen sich aber bei genauer Betrachtung Zweifel, ob denn die zarte, k\u00f6rnige Masse in der Umgebung des Kernes wirklich \u00bbk\u00f6rnig geronnenes Protoplasma\u00ab. Die K\u00f6rnchen in losen Gruppen neben einander liegend, ohne Verbindung zwischen, sich, werden durch keine \u00e4ussere Begrenzung zusammengehalten. Eine Membran kann man jetzt von einer Zelle nicht mehr verlangen , aber eine Grenzcontur muss dieselbe doch haben, oder soll dieselbe, obwohl es sich um eine coagulirte Zelle handelt, der Conlur der fibrill\u00e4ren Substanz \u00fcberall so innig anliegen, dass bei einer 2400fachen Vergr\u00f6sserung keine Spur davon zu sehen ist? Ungezwungener ist es desshalb sicherlich , anzunehmen, dass in diesen F\u00e4llen eben nur ein leicht k\u00f6rniges Gerinsel in der Umgebung des Kernes abgelagert worden.\nDen einfach h\u00e4rtenden Mitteln stehen also gegen\u00fcber alle diejenigen, welche eine Quellung bewirken, entweder eine Quellung der interfibrill\u00e4ren Massen, wie die ganz d\u00fcnnen Chroms\u00e4ure - L\u00f6sungen und die L\u00f6sungen von doppeltchroms. Kali, oder aber eine Quellung der Fibrillen selbst, wie der Holzessig, die Essigs\u00e4ure, Salzs\u00e4ure u. s. w. Unter letzteren ist wieder besonders die Essigs\u00e4ure empfehlenswerth in Verbindung mit dem Goldchlorid nach der Cohnheim\u2019schen Methode (Fig. 20), ohne, oder mit nachfolgender Haematoxylinf\u00e4rbung. Beachtens-werth sind ausserdem die Ver\u00e4nderungen, welche die Pr\u00e4parate aus Pikrins\u00e4ure erleiden, wenn man sie erst in Carminl\u00f6sung einlegt und dann mit Essigs\u00e4ure behandelt. Hiernach kann man\n1) Vergl. die Abbildung in Henle\u2019s Eingeweidelehre, Fig. 453.","page":158},{"file":"p0159.txt","language":"de","ocr_de":"343]\nUebbr die Hornhaut des Auges.\n159\nn\u00e4mlich wieder strahlige K\u00f6rperchen in sch\u00f6nster Ausbildung zur Wahrnehmung bringen und k\u00f6nnte glauben, die S\u00e4ure habe die strahligen K\u00f6rperchen einfach fixirt, wenn dem nicht die Betrachtung der Pr\u00e4parate vor der F\u00e4rbung entgegen st\u00e4nde. Die starke Imbibitionsf\u00e4higkeit der Pr\u00e4parate mit Pikrins\u00e4ure zeigt schon an und f\u00fcr sich, dass festere Coagulate der Eiweissk\u00f6rper nicht vorliegen, da Imbibition und Quellung immer Hand in Hand gehen; zudem kann man sich aber auch durch den directen Versuch \u00fcberzeugen, dass beliebige durch Pikrins\u00e4ure erzeugte Eiweissniederschl\u00e4ge im Wasser wieder aufquellen, vor allen aber bei Gegenwart von Essigs\u00e4ure so fein vertheilt werden, dass sie sich im Reagenzglase nur sehr schwer zu Boden setzen. Die Wirkung der Essigs\u00e4ure auf die Fibrillen wird demnach kein Hinderniss erfahren in der vorangegangenen Wirkung der Pikrins\u00e4ure auf die strahligen K\u00f6rperchen und die interfibrill\u00e4ren Massen , sie wird in gleicher Weise zur Geltung kommen k\u00f6nnen, als ob die Pr\u00e4parate frisch gewesen.\nBei allen diesen Pr\u00e4parationsmethoden darf man die Ver\u00e4nderung der fibrill\u00e4ren Substanz durch die Quellung nicht aus den Augen lassen. Durch die Quellung werden nat\u00fcrlich die interfibrill\u00e4ren Spaltr\u00e4ume und mit ihnen die darin liegenden K\u00f6rperchen zusammengepresst, wesshalb f\u00fcr diese F\u00e4lle wohl jeder zugeben kann, dass es sich um gewaltsame Formen handelt. Wir sind \u00fcberhaupt in Ungewissheit dar\u00fcber, ob den fraglichen Gebilden eine selbst\u00e4ndige Form zukommt oder nicht. Wir kennen ihre normale Gestalt nicht, weil wir bei unseren Untersuchungen die Einfl\u00fcsse der Imbibition, Quellung und Compression nicht auszuschliessen im Stande sind. Ber\u00fccksichtigt man jedoch die verschiedenartigen Erfahrungen, welche \u00fcber die strahligen Hornha\u00fctk\u00f6rperchen vorliegen, im Zusammenh\u00e4nge, so ergiebt sich eine, wie ich glaube gen\u00fcgende Einsicht durch folgende Aufstellung : Eine bei normalen Verh\u00e4ltnissen unter den Zellplatten und zwischen den Fibrillen mehr gleich-m\u00e4ssig vertheilte Eiweisssubstanz (Myosin) wird bei einer in der Grundsubstanz stattfindenden Quellung in abgegrenzte Bahnen gedr\u00e4ngt. Sie wird dorthin getrieben, wohin zun\u00e4chst ein Ausweichen m\u00f6glich ist, nach den Lymphspalten der Hornhaut, sie wird sich unter den Zellplatten um den Kern derselben anh\u00e4ufen und von hier aus Vordringen in die ger\u00e4umigeren interfibrill\u00e4ren Spalten. Je st\u00e4rker die Verdichtung der Kittsubstanz, je","page":159},{"file":"p0160.txt","language":"de","ocr_de":"16\u00ab\nF. Schweigger-Seibel\n[344\nausgesprochener die Quellung der Fibrillen, um so mehr erscheinen die Strahlen der K\u00f6rperchen ausgebildet. Ihre L\u00e4nge, ihr unmittelbares Ineinanderilbergehen, sowie das zumeist rechtwinklige Abtreten der Ausl\u00e4ufer, die deutlich in verschiedenen Ebenen liegen , \u2014 Alles findet eine Erkl\u00e4rung in der Formation der Grundsubstanz und ihrer sich kreuzenden Faserrichtung.\nDie Behauptung, dass uns in der Hornhaut eine im Wesentlichen interfibrill\u00e4re Kittsubstanz in wechselnder Yertheilung entgegentritt und dass dadurch das Vorhandensein besonderer zelliger Elemente vorget\u00e4uscht werden kann, erh\u00e4lt schliesslich eine sehr erfreuliche St\u00fctze in den anscheinend so widerspruchsvollen Resultaten der Silbermethode. Um dies darthuen zu k\u00f6nnen ist es den fr\u00fcheren Angaben gegen\u00fcber freilich noth-wendig, eine andere Erkl\u00e4rung der Silberbilder aufzustellen und zu begr\u00fcnden, wrobei es noch besonders darauf ankommen wird, die Beziehungen klar zu legen, welche zwischen den sogen, positiven und negativen Bildern vorhanden sind, da dies sich unmittelbar an das soeben behandelte Thema von den strahligen Hornhautk\u00f6rperchen anschliesst.\nGrosser Werth wurde von jeher auf die gegenseitige Erg\u00e4nzung der positiven und negativen Silberbilder gelegt. Was an den einen nicht wahrzunehmen, sollte an den anderen sich darbieten ; beide mussten eben immer in einander geschoben gedacht werden, wenn ein Ganzes herauskommen sollte. Die Art und Weise, wie beide Bildungen ineinander \u00fcbergehen ist bisher nicht richtig erkannt worden. Nach den sehr zahlreichen Versuchen, die ich mit der Versilberung angestellt habe, glaube ich ein hinreichendes Verst\u00e4ndniss erzielt zu haben und glaube behaupten zu k\u00f6nnen, dass sich das Ergebniss dieser Versuche in vollkommene Uebereinstimmung bringen l\u00e4sst mit den Ge-sammtresultaten meiner Untersuchungen \u00fcber den Bau der Hornhaut durch den Nachweis, dass es ein und dieselbe Substanz ist, welche in ungleicher Verbindung mit dem Silber sowohl die negativen als die positiven Bilder liefert und dass die letzteren aus den ersteren sich bilden durch eine Umsetzung und Umlagerung der vom Argent, nitric, prim\u00e4r niedergeschlagenen Eiweissmassen.\nUm m\u00f6glichst unbefangen zu Werke zu gehen, will ich es nicht unterlassen auf das im vorhergehenden Abschnitte Ange-","page":160},{"file":"p0161.txt","language":"de","ocr_de":"345]\nUl\u00eeBER DIE HORNHAUT DES AuGES.\n161\nf\u00fchrte hinzuweisen, wonach es wahrscheinlich, dass in der ausgeschnittenen Hornhaut durch das Zusammenfallen der Lymphspalten die Gestalt derselben bei Fl\u00e4chenansichten eine zackige werden kann. Sind diese zackigen L\u00fccken nicht identisch mit den strahligen Yacuolen der Silberbilder? \u2014 Abgesehen von den vorhandenen Formverschiedenheiten w\u00fcrde eine solche Annahme von vornherein nur gerechtfertigt sein , wenn es sich bei den Metallbildern wirklich nur um eine F\u00e4rbung der Grundsubstanz handelte. Dies ist jedoch entschieden nicht der Fall, da bei dem Entstehen charakteristischer Pr\u00e4parate stets die Verdichtung durch Coagulation oder Membranbildung eine wesentliche Rolle spielt. Die sch\u00f6nsten Saftkanalbilder, d. h. die ausgebildetsten Vacuolen mit verzweigten Ausl\u00e4ufern, treffen wir immer nur in den oberfl\u00e4chlichen Schichten der Hornhaut, also da , wo das Silbersalz pl\u00f6tzlich einwirken konnte, w\u00e4hrend in der Tiefe, wohin das Silber nur allrn\u00e4hlig dringt, die Bilder weniger pr\u00e4gnant ausfallen. Dazu kommen noch folgende That-sachen. In allen F\u00e4llen, in denen die strahligen K\u00f6rperchen der Hornhaut deutlich sichtbar geworden sind (sei es nach dem Verweilen der Membran in der feuchten Kammer oder nach Anwendung starker Zerrung (Engelmann) oder schliesslich in Folge des Entz\u00fcndungsreizes), gelingt es nicht gute Saftkan\u00e4lchen zu erzeugen. Es bildet sich zwar noch braunes Silberalbumin, es sind in den Schichten desselben auch noch Kernl\u00fccken nachweisbar, aber sie sind eng und ohne Ausl\u00e4ufer. Dies rechtfertigt die bekannten Pr\u00e4parationsvorschriften, dass man die Gewebe m\u00f6glichst frisch verwenden und vor Insulten bewahren soll, es beweist aber auch, dass f\u00fcr die echten Saftkanalbilder ein ganz bestimmter molekul\u00e4rer Zustand der Eiweissk\u00f6rper unerl\u00e4ssliche Bedingung ist. Die einfache Bildung von Silberalbumin gen\u00fcgt nicht.\nFr\u00fcher war gezeigt worden, dass es die interfibrill\u00e4ren Kittmassen sind, welche das am Lichte sich br\u00e4unende Silberalbumin bilden. Diese Massen haben wir zu trennen in den Theil, welcher zwischen den einzelnen Fibrillen eingelagert, diesen fester anhaftet, und in den zweiten, welcher in den weiteren R\u00e4umen zwischen den Fibrillenb\u00fcndeln und unter den Zellplatten abgelagert eine gr\u00f6ssere Verschiebbarkeit besitzt. Wirkt der H\u00f6llenstein auf letztere ein, so werden dieselben bei der eintretenden Coagulation sich verdichten und werden sich von\n11 '","page":161},{"file":"p0162.txt","language":"de","ocr_de":"162\nF. Schweigger-Seidel\n[346\nden Kernen der Zellplatten, die in sie eingetaucht sind, nach den Seiten hin zur\u00fcckziehen. Die Yacuolen werden in Verbindung mit den sich anschliessenden feineren Spalten und kleineren L\u00fccken die exquisiten Saftkanalbilder geben (Fig. 18), welche sich im Wesentlichen in nichts unterscheiden von den gleichen Bildern in subepithelialen Eiweissschichten. Mit dieser Auffassung vertr\u00e4gt sich vollkommen die Regelm\u00e4ssigkeit der Silberbilder, aufwelcheu. Recklinghausen einen so entscheidenden Werth legt.1) Die einzelnen Vacuolen geben uns den Ort an, wo in der Grundsubstanz die Zellplatten liegen, allein Zellen und Vacuolen decken einander nicht unbedingt, sie sind an einander gebunden, sind jedoch nicht gleich. Die Vacuolen der Silberbilder liegen ausserhalb des injicirbaren Spaltsystemes in der Hornhaut. Die Form der Vacuolen ist variabel ; sie ist abh\u00e4ngig von der gr\u00f6sseren oder geringeren Verdichtung der Eiweisssubstanzen. Der Einfluss st\u00e4rkerer Silberl\u00f6sungen auf die Weite der Vacuolen ist mehrfach beobachtet und durch eine energischere Schrumpfung der Grundsubstanz erkl\u00e4rt worden, indess hat man dabei unter anderen \u00fcbersehen, dass bei einer wirklichen Schrumpfung der fibrill\u00e4ren Substanz in der Richtung des Radius der Hornhaut die gekreuzte Lage der Faser nothwendiger-weise zur Geltung kommen m\u00fcsste. Zudem l\u00e4sst es sich direct beweisen, dass die Vacuolenbilder vom Zustande der Fibrillen selbst unabh\u00e4ngig sind. Behandelt man versilberte Hornh\u00e4ute nach der Reduction mit Schwefels\u00e4ure (nach der //\u00ab\u2019sehen Vorschrift mit gleichen Theilen Wasser verd\u00fcnnt), so werden bekanntlich die Fibrillen gel\u00f6st. Wir erhalten auch auf diese Weise isolirte Zellplatlen und mit ihnen im innigsten Zusammenh\u00e4nge d\u00fcnne Schichten brauner Silbersubstanz, welche vollkommen wohl erhaltene Vacuolen einschliessen.\nAuch ohne dies k\u00f6nnen meiner Ansicht nach Figuren, wie sie uns auf Taf. II, 17 entgegentreten, nur durch die Annahme erkl\u00e4rt werden, dass hier von der fibrill\u00e4ren Substanz mehr unabh\u00e4ngige Eiweissmassen die Silberverbindung eingegangen sind, zu welcher Annahme sich bereits C. Fr. M\u00fcller gedr\u00e4ngt f\u00fchlte. Auf exquisite Bilder derart stossen wir besonders in den inneren Schichten der Hornhaut in der N\u00e4he des Scleralrondes, da, wo die platten Zellen mehrfach in zusammenh\u00e4ngenderen\nI) Stricker s Handbuch, S. 228.","page":162},{"file":"p0163.txt","language":"de","ocr_de":"347]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n163\nLagen auftreten. Man gewahrt desshalb gerade hier zwischen dem Gewirr von braunen Flecken deutlich die schwarzen Linien, welche die Grenzen der Zellen anzeigen. Klarer noch werden die Bilder, wenn die betreffenden Massen unter den Zellplatten weg nach der Seite hingedr\u00e4ngt worden. Dann f\u00e4rbt sich nur die Substanz zwischen den Fibrillen, dann erst bekommt man die ann\u00e4hernd richtige Umgrenzung der Zellplalten und der ihnen entsprechenden Lymphspalten, dann erst kann von einer Uebereinstimmung der versilberten und injicirten Pr\u00e4parate die Rede sein. Die einzigen allenfalls verwerthbaren negativen Silberbilder sind demnach solche, welche der Fig. 16 auf Taf. II entsprechen. Vollst\u00e4ndig gelingt die gew\u00fcnschte Entfernung allerdings wohl nie; immer bleiben gr\u00f6ssere und kleinere Tr\u00f6pfchen zur\u00fcck, welche sich gern den schwarzen Linien oder den R\u00e4ndern anheften. Wahrscheinlich sind die Quantit\u00e4tsverh\u00e4ltnisse von vornherein verschiedene. Eine Rolle scheint fernerhin die Spannung der Lamellen zu spielen, denn ich erzielte die g\u00fcnstigsten Resultate, wenn ich frisch herausgeschnittene Hornh\u00e4ute, z. B. vom Hunde, umkehrte (sodass die innere Fl\u00e4che die gew\u00f6lbte wurde) und dann die Silberl\u00f6sung einwirken liess. N\u00fctzlich erwies sich ausserdem der Zusatz von Essigs\u00e4ure zum Silber, m\u00f6glicherweise desshalb, weil durch sie ein Theil der lockeren Silberverbindungen gleich im Entstehen gel\u00f6st werden.1)\nZur Vervollst\u00e4ndigung dieser Er\u00f6rterungen m\u00fcssen wir noch auf das Verhalten der strahligen Hornhautk\u00f6rperchen gegen die Silberl\u00f6sung einige Blicke werfen.\nUnzweifelhaft liegen die sternf\u00f6rmigen Silbervacuolen an derselben Stelle, wo die strahligen K\u00f6rperchen liegen, d. h. unter den Zellplatten. Durchmustert man mit Genauigkeit Hornh\u00e4ute, die nicht allzutief versilbert und dann regelrecht imbibirt sind, so kann man sich davon \u00fcberzeugen, dass einzig nackte Kerne sichtbar soweit als die Silberwirkung ging, w\u00e4hrend dar\u00fcber hinaus die strahligen K\u00f6rperchen sofort wieder auftreten.\n1) Der Zusatz von Essigs, zur Silberl\u00f6sung ist auch f\u00fcr die F\u00e4lle sehr empfehlenswerth, in denen es sich um einfache Darstellung der Epithelzeichnung handelt. Die Pr\u00e4parate werden sehr klar und reinlich, die Kerne deutlich sichtbar. (1 proc. Essigs, mit */2 proc. H\u00f6llenstein.) Die Gegenwart des Silbers hindert die quellende Wirkung der Essigs, auf die Binde-gewebs-Fibrillen nicht.","page":163},{"file":"p0164.txt","language":"de","ocr_de":"164\nF. Schweigger-Skidel,\n[348\nEin Gleiches lehren uns die erw\u00e4hnten Isolationsversuche mit Schwefels\u00e4ure. H\u00e4lt man versilberte und nicht versilberte Schichten scharf auseinander, so wird man die Behauptung best\u00e4tigt linden, dass Silber va cuolen und strahlige K\u00f6rperchen sich gegenseitig ersetzen. Sollte nicht schon hierdurch die Vorstellung nahe gelegt werden, dass die Substanz der strahligen K\u00f6rperchen es selbst ist, welche bei bestimmter Fixirung die negativen Silberbilder liefert? Wird nicht so das R\u00e4thsel vom Verbleib der strahligen K\u00f6rperchen gel\u00f6st, ohne dass wir zu unstatthaften Hypothesen zu greifen brauchen ?\nWir hatten gesehen, dass die Entstehung guter Saftkanalbilder abh\u00e4ngig ist von bestimmten Zust\u00e4nden der Hornhaut, welche sich irn Allgemeinen folgendermaassen charakterisiren lassen: Je weniger von den strahligen K\u00f6rperchen sichtbar, um so besser werden die negativen Silberbilder. Erstere sucht man alsdann vergeblich. Ein Gleiches tritt ein, wenn man mit der Application der Silberl\u00f6sung wartet, bis die strahligen K\u00f6rperchen in der Hornhaut deutlich hervorgetreten. Man kann hierzu unter anderen auch das phosphorsaure Natron benutzen, welches sicher auf die Substanz der strahligen K\u00f6rperchen einwirkt, da dieselben bei bestimmter Concentration der L\u00f6sung zu rundlichen Tropfen zusammenfliessen. Sp\u00fchlt man eine Hornhaut, welche eine Zeit in phosphors. Natron gelegen hat, mit Wasser ab und l\u00e4sst zu dem Pr\u00e4parate, w\u00e4hrend es unter dem Mikroskope liegt, ganz allm\u00e4hlig Silberl\u00f6sung hinzutreten, so bemerkt man g\u00fcnstigen Falls die Bildung feiner K\u00f6rnchen (phosphors. Silberoxyd) in den strahligen K\u00f6rperchen. Gleichzeitig aber constatirt man durch die directe Beobachtung, wie dieselben allm\u00e4hlig undeutlich werden, indem ihre Substanz zerfliesst oder richtiger indem die k\u00f6rnigen Massen sich gleich-massiger vertheilen. In dem diffusen K\u00f6rnchenlager bleiben kleine, nicht scharf begrenzte, hellere Flecke zur\u00fcck.1)\nDem soeben geschilderten Verhalten der strahligen K\u00f6rperchen gegen\u00fcber sind von gr\u00f6sstem Interesse die Vorg\u00e4nge, durch welche die scheinbar verschwundenen Gebilde wieder\n1) Eine analoge Vertheilung der Substanz auch ohne phosphors. Natron. \u2014 Mit Recht sagen die ersten Beobachter der Wirkung des H\u00f6llensteins auf die Hornhaut Coccius-Flinzer, corpuscula corneae lapide infer-nali destrui. Cf. Flinzer, De argenti nitrici usu et effectu. Dissert, inaug. Leipzig \\ 854.","page":164},{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"349]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n165\nsichtbar worden k\u00f6nnen, wenn man frisch versilberte Hornh\u00e4ute mit Chlorverbindungen behandelt und hierdurch nach der gew\u00f6hnlichen Ausdrucksweise die negativen Bilder in die positiven \u00fcberf\u00fchrt. Zur Beurtheilung der dabei stattfindenden Ver\u00e4nderungen habe ich bereits im Vorhergehenden Beitr\u00e4ge geliefert, aus denen ziemlich unmittelbar ersichtlich, inwieweit die fr\u00fcher gegebene Erkl\u00e4rung aufrecht erhalten werden kann. Dieselbe lautete : Wird eine versilberte Hornhaut mit Kochsalzl\u00f6sung oder Salzs\u00e4ure in Ber\u00fchrung gebracht, so l\u00f6st sich der Niederschlag innerhalb der Grundsubstanz auf, um alsdann von neuem in der Form von Chlorsilber in den strahligen K\u00f6rperchen abgesetzt zu w\u2019erden. Auf diese Weise wird der anfangs extra-cellul\u00e4re Niederschlag zu einem intracellul\u00e4ren.\nIch muss bestreiten, dass es zu einer wirklichen Aufl\u00f6sung des Niederschlages kommen darf, falls positive Bilder entstehen sollen; denn wenn wir durch st\u00e4rkeren Kochsalzzusatz eine vollst\u00e4ndige L\u00f6sung eintreten lassen , bekommen wir \u00fcberhaupt keine strahligen K\u00f6rperchen, sowie kein Chlorsilber zu Gesicht, sondern nach Einwirkung des Lichtes h\u00f6chstens braungef\u00e4rbte Kerne in einer klaren Grundsubslanz. Erzeugt man sich in einer versilberten Hornhaut zuerst einen Niederschlag von Chromsilber und l\u00e4sst dann d\u00fcnne Salzs\u00e4ure einwirken, so erh\u00e4lt man gleichfalls sehr sch\u00f6ne mit Chlorsilberk\u00f6rnchen durchsetzte strahlige K\u00f6rperchen. Chromsilber wird aber von der Salzs\u00e4ure nicht gel\u00f6st, es tritt nur eine Zerlegung ein. In gleicher Weise kommt es auch bei den gew\u00f6hnlichen Silberpr\u00e4paraten bloss zu einer Umsetzung der Substanzen. Ich habe dar-gethan, wie man Silberalbumin durch geringere Kochsalzmengen derartig zerlegen kann , dass eine Chlor-Silberverbindung entsteht, w\u00e4hrend ein fr\u00fcher gebundener Ei weissk\u00f6rper wieder frei wird. Auf die Cornea \u00fcbertragen heisst das: Im Silberalbumin-Niederschlage bildet sich durch directe Umsetzung Chlorsilber; die bei der Coagulation fixirten Eiweissmassen werden wieder gelockert, werden zusammen mit den in sie eingelagerten Chlorsilberk\u00f6rnchen verschiebbar und bilden durch Umlagerung die strahligen K\u00f6rperchen. Je st\u00e4rker die Quellung der Hornhautsubstanz, um so ausgebildeter die Ausl\u00e4ufer der vermeintlichen Zellen.\nDen Vorschriften f\u00fcr Erzeugung der positiven Bilder gem\u00e4ss soll man die Pr\u00e4parate l\u00e4ngere Zeit in der chlorhaltigen Fl\u00fcssig-","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nF. Schweigger-Skidel,\n[350\nkeit liegen lassen. Man erhalt in der That auf diese Weise die vollkommensten Formen, aber es entgehen der Beobachtung die gerade so \u00e4usserst wichtigen Uebergangsstufen , deren Vernachl\u00e4ssigung wohl allein die Schuld tr\u00e4gt, dass das wahre Sachverh\u00e4ltniss nicht richtig erkannt wurde. Ganz bestimmte Pr\u00e4parationsvorschriften lassen sich nicht wohl geben, weil die prim\u00e4re Silberwirkung in ihrem Erfolg nicht mit Sicherheit abzumessen , wesshalb es zweckm\u00e4ssiger zu diesen Versuchen sogleich st\u00e4rkere Silberl\u00f6sungen zu verwenden.\nDie Pr\u00e4parate, in denen wir das Silberalbumin in einen Niederschlag von Chlorsilberumgewandelt, gew\u00e4hren, wie zu erwarten, einen verschiedenartigen Anblick. Die ersten Stadien sind die, wo eine Umsetzung stattgefunden hat, ohne dass die Vertheilung des Niederschlages und damit das mikroskopische Gesammtbild ver\u00e4ndert worden. Man bekommt sie zu Gesicht, sobald man die Chlorwirkung zeitig unterbricht und jede Quellung durch Einlegen in Alkohol hindert. Es wurde angef\u00fchrt, dass die durch starke Coagulation erzeugten Eiweissh\u00e4utchen durch Kochsalz nicht zur L\u00f6sung gebracht werden, obgleich das Silber aus der Verbindung austritt. So kann unter Umst\u00e4nden die Grundlage der negativen Bilder erhalten bleiben, aber die in ihr gebildeten feinen Chlorsilberk\u00f6rnchen beginnen zu wandern , um schliesslich in den Vacuolen und ihren Ausl\u00e4ufern angesammelt zu werden. Die gesammte Silbersubstanz, von der die F\u00e4rbung der Pr\u00e4parate abh\u00e4ngt, setzt sich in einem vorhandenen L\u00fcckensysteme ab. In der Mehrzahl der F\u00e4lle wird das ganze mikroskopische Bild ver\u00e4ndert. Die zwischen den Vacuolen liegenden Massen gruppiren sich zu feineren mit einander zusammenh\u00e4ngenden Streifen, entsprechend den inter-fibrill\u00e4ren Spaltr\u00e4umen. Durch weiteres Zusammenfliessen oder Zusammengedr\u00e4ngtwerden verkleinern sich allm\u00e4hlig die Vacuolen, bis sie endlich auf den Raum reducirt worden, der dem in ihr gelegenen Kerne entspricht. Ist die Umlagerung soweit gediehen, so sind die strahligen K\u00f6rperchen der positiven Silberbilder fertig. Da es unm\u00f6glich ist all\u2019 die verschiedenen Stufen der Umwandlung einzeln vorzuf\u00fchren, so m\u00f6gen die beiden Abbildungen Fig. 21 au. b zur Veranschaulichung des soeben Geschilderten gen\u00fcgen.\nEine gleichwerthige Ver\u00e4nderung des prim\u00e4ren Silberniederschlages in der Hornhaut findet, wie ich glaube, noch in","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"351]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n167\nanderen F\u00e4llen Statt, z. B. nach Einwirkung des salpetersauren Quecksilberoxyds, auf welche His besonderen Werth legt. Weil nehmlich dieses Salz zwar Chlorsilber aber kein Silberalbumin l\u00f6st, so behauptet His, dass der durch Silberl\u00f6sung in der Hornhaut erzeugte Niederschlag kein Silberalbumin sein k\u00f6nne; denn die Tr\u00fcbung schwindet, \u00bbwenn man die (versilberten) Hornhautschnitte mit Salpeters. Quecksilber behandelt. Die Reaction erfolgt bei dickeren Schnitten etwas langsamer, aber doch ganz vollst\u00e4ndig ; die Hornhautk\u00f6rperchen und ihre Ausl\u00e4ufer treten in der aufgehellten Hornhaut mit grosser Sch\u00e4rfe hervor.\u00ab Etwas N\u00e4heres \u00fcber die Concentration der angewendeten L\u00f6sungen findet sich bei llis nicht, woher es kommen mag, dass mir der angegebene Versuch nicht ordentlich gelang. Gewiss ist dabei nicht ausser Acht zu lassen, dass das Salpeters. Quecksilberoxyd doch eine ganz bestimmte Wirkung auf das Silberalbumin aus-\u00fcbt. Der bekannte, feste k\u00e4seartige Niederschlag wird, wie His selbst angiebt, \u00bbgrobflockig\u00ab, er wird aufgelockert und somit wird auch der Hornhautniederschlag aus dem fixirten Zustande erl\u00f6st, eine nachtr\u00e4gliche Verschiebung erfahren k\u00f6nnen.\nNoch ist es \u00fcbrig diejenige Form der Chlorsilberbilder zu erw\u00e4hnen, welche in Fig. 19 vorliegen. Man findet dieselben regelm\u00e4ssig in den tieferen Schichten dickerer Hornh\u00e4ute, in denen die Zerlegung des Silberalbumins ohne Quellung der Grundsubstanz durch kurz dauernde Behandlung mit mehr-procentiger Kochsalzl\u00f6sung bewirkt worden. Hier hat sich offenbar die schwarzk\u00f6rnige Masse gleichm\u00e4ssig unter den Zellplatten ausgebreitet, ohne dass eine Einpressung in die interfibrill\u00e4ren R\u00e4ume erfolgte, sie giebt uns Abdr\u00fccke der Zellplatten mit ein-schliessendem Kern, die wahren positiven Bilder zu den negativen, welche wir in Fig. 16 kennen gelernt hatten. Diese Bilder gleichen unzweifelhaft den durch Injection gewonnenen, wonach es ersichtlich, dass wir auf ganz verschiedenen Wegen zu denselben Resultaten gelangen k\u00f6nnen. Die Ergebnisse der Versilberung, richtig gedeutet, stehen also nicht im Widerspruch mit dem, was uns andere Pr\u00e4parationsmethoden kennen gelernt haben.\nIch bin am Schl\u00fcsse dieser Abhandlung. Zwar habe ich noch manche Puncte, die nicht ohne Bedeutung sind, \u00fcbergangen, hoffe jedoch hinreichend beweisende Einzelheiten angef\u00fchrt zu haben. Die Verh\u00e4ltnisse, welche der Behandlung Vorlagen,","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nF. Schweigger-Seidkl,\n[352\nsind complicirt genug, wesshalb meinerseits wohl der Wunsch gerechtfertigt, diejenigen, welche anderer Meinung sind, m\u00f6chten stets die Gesammtheit der Gr\u00fcnde im Auge behalten, umsomehr, als wir in unseren Beweismitteln mannichfach beschrankt sind. Ich will nicht mit voller Sicherheit behaupten, dass ich bei den verschiedenen Erkl\u00e4rungen, welche ich dem direct Beobachteten angef\u00fcgt habe, stets die einzig richtige getroffen, jedoch kenne ich zur Zeit keinen neuen Weg, auf dem ich zur Beseitigung etwa bestehender Zweifel gelangen k\u00f6nnte. An folgenden beiden Schlusss\u00e4tzen wird so wie so schwerlich etwas zu \u00e4ndern sein :\n1.\tDie Methode der Versilberung verschafft uns keine richtige Vorstellung von der Structur der Hornhaut. Sie ist dess-halb nur mit Vorsicht anzuwenden oder lieber ganz zu verwerfen , weil sie neben der Unsicherheit der Resultate entbehrlich ist.\n2.\tDie sogenannten strahligen K\u00f6rperchen der Hornhaut entsprechen nicht den eigentlich zelligen Elementen derselben. Sie sind keine selbst\u00e4ndigen Gebilde. Ihre Substanz besitzt so vielfache Uebereinstimmung mit den interfibrill\u00e4ren Kittmassen, dass wir zum mindesten berechtigt sind, an der Protoplasmanatur der Substanz solange zu zweifeln, bis neue, charakteristische Eigenschaften erkannt sein werden.\nAnhang.\nUeber die Wirkung der lOproe. Kochsalzl\u00f6sung auf die thierischen Gewebe.\nBez\u00fcglich des Vorkommens von \u00bbMyosin\u00ab in der Hornhaut sagt Bruns in der vorerw\u00e4hnten Abhandlung, es folge daraus, dass die Hornhautk\u00f6rperchen contractil seien. Mir scheint gerade im Gegentheil die physiologische Bedeutung, welche man dem Myosin zugeschrieben, durch diese Thatsache gef\u00e4hrdet. Es d\u00fcrfte nothwendig werden den aufgestellten physiologisch chemischen Begriff einer erneuten Pr\u00fcfung zu unterziehen, um genauer, als es bisher m\u00f6glich war, die Rolle kennen zu lernen,","page":168},{"file":"p0169.txt","language":"de","ocr_de":"3S3]\nUeber die Hornhaut des Auges.\n169\nwelche das Myosin im Organismus spielt, um die Stellung zu fixiren, welche es unter anderen einnimmt gegen\u00fcber dem Mucin, das bekanntlich den Hauptbestandtheil der Kiltsubstanz des Bindegewebes bilden soll. Es ist nehmlich leicht zu constatiren dass die interfibrill\u00e4re Substanz des Sehnengewebes sich gegen Kochsalzl\u00f6sung im Allgemeinen gerade so verh\u00e4lt wie die der Hornhaut. Wenn also in letzterer Myosin vorhanden ist, so muss es auch in den Sehnen angenommen werden, oder es liegt in beiden F\u00e4llen eine Substanz vor, welche in ihrem Verhalten gegen bestimmte Reagentien dem Myosin ganz nahe kommt. Bei den Sehnen aber d\u00fcrfte wohl niemand versucht sein, die durch Kochsalz zu gewinnende Substanz von contractilen Zellen herleiten zu wollen.\nDie rein chemische Seite der angeregten Fragen \u00fcberlasse ich nat\u00fcrlich vollst\u00e4ndig den Fachleuten. Mir wird es im Weiteren nur darauf ankommen etwas ausf\u00fchrlicher diejenigen Versuche und Beobachtungen mitzutheilen, welche f\u00fcr meine Zwecke unerl\u00e4sslich erschienen.\nBringt man ausgeschnittene Hornh\u00e4ute in 10proc. Kochsalzl\u00f6sung , so fangen sie alsbald an aufzuquellen. Die Quellung kann besonders bei einzelnen Thieren, z. B. beim Hunde, all\u2014 m\u00e4hlig so betr\u00e4chtlich werden, dass die Hornhaut fast kugelig wird. Noch sichtbarer tritt die Quellung hervor an Querschnitten frischer Hornh\u00e4ute. Hat man den Schnitt so gef\u00fchrt, dass an der einen Seite ein St\u00fcckchen der Sclera sitzen geblieben, so breitet er sich f\u00e4cherf\u00f6rmig aus, indem die fester gewebte Sclerotica an der Ausdehnung keinen Theil nimmt. Betrachtet man schliesslich einen solchen quellenden Hornhautschnitt genauer, so kann es gar keinem Zweifel unterliegen, dass es wirklich die interfibrill\u00e4re Kittsubstanz ist, welche von der Kochsalzl\u00f6sung ver\u00e4ndert wird, da die alleinige Quellung und L\u00f6sung der strahligen K\u00f6rperchen nie eine derartige Ver\u00e4nderung hervorzubringen im Stande sein kann.\nUm aus dem Hornhautextract Myosin in gr\u00f6sseren, zur Pr\u00fcfung der chemischen Reactionen n\u00f6thigen Mengen zu gewinnen, Hess ich die H\u00e4ute von Ochsen, K\u00e4lbern, Schafen erst einige Tage in Kochsalzl\u00f6sung liegen, bis sich die Epithelialschichten in Fetzen abl\u00f6sten ; dann erst wurden sie zerkleinert, mit neuer L\u00f6sung \u00fcbergossen und auf l\u00e4ngere Zeit der Maceration ausgesetzt. Letzteres ist durchaus nothwendig, wenn man eine m\u00f6g-","page":169},{"file":"p0170.txt","language":"de","ocr_de":"170\tF. Schweiuger-Seidel,\t[354\nliehst concentrirte L\u00f6sung erhalten will. Auch ist es rathsam, die Quantit\u00e4t der Kochsalzl\u00f6sung nicht zu gross zu nehmen und die Trennung des Myosins von Fibrillensubstanz durch Schlagen und Sch\u00fctteln zu unterst\u00fctzen. Die Kittsubstanz haftet in der That sehr fest in dem dichten Geflechte der feinsten Fibrillen, besonders wenn sie eine ausgesprochen gallertige Beschaffenheit angenommen hat.\nDie Sehnen vom Ochsen, zu deren Zerkleinerung ich eine Fleischschneidemaschine benutzte, wurden in gleicher Weise behandelt. Bei ihnen ist die Quellung in Kochsalzl\u00f6sung zwar nicht so auff\u00e4llig, doch d\u00fcrfte es gleichfalls n\u00f6thig sein die Losl\u00f6sung der gequollenen Kittsubstanzen von den fibrill\u00e4ren Massen durch mechanische H\u00fclfe zu bef\u00f6rdern.\nDass der Uebergang des Myosins aus dem Hornhaut- und Sehnengewebe in die Kochsalzl\u00f6sung langsamer vor sich geht, h\u00e4ngt einmal ab von dem innigeren Umschlossenwerden von dem Fibrillengewirr, dann aber auch von einer wirklich vorhandenen schwereren L\u00f6slichkeit, indem zun\u00e4chst immer ein starkes Aufquellen eintritt. Dieser Umstand k\u00f6nnte von wesentlicher Bedeutung sein. Da jedoch K\u00fchne haupts\u00e4chlich das Froschmyosin zu seinen Untersuchungen benutzt zu haben scheint und da dasselbe sich z. B. in seiner Gerinnungsf\u00e4higkeit bei erh\u00f6hter Temperatur von dem S\u00e4ugethiermyosin unterscheidet , so ist es immerhin m\u00f6glich, dass es f\u00fcr letzteres ein g\u00fcnstigeres Procentverh\u00e4ltniss der Kochsalzl\u00f6sung giebt als das zur Anwendung gekommene. Bei Behandlung todtenstarrer Kaninchenmuskeln ist das Gallertigwerden gleichfalls auff\u00e4lliger, w\u00e4hrend auf der anderen Seite Froschhornh\u00e4ute in der Kochsalzl\u00f6sung fast gar nicht aufquellen.\nDer Kochsalzauszug der Hornh\u00e4ute und der Sehnen verhalten sich \u00fcbereinstimmend in folgenden Puncten. Eine Ausscheidung des Myosins tritt ein sowohl durch Zusatz von Kochsalzpulver als durch Eintr\u00e4gen in gr\u00f6ssere Wassermengen. Der auf die zweite Weise erhaltene Niederschlag, meist fein vertheilt, l\u00f6st sich in Salzs\u00e4ure, schneller oder langsamer vollst\u00e4ndig oder nur theilweise, jenachdem er l\u00e4ngere oder k\u00fcrzere Zeit gestanden. Das in L\u00f6sung Uebergegangene f\u00e4llt bei Neutralisation der S\u00e4ure durch kohlensaures Natron wieder aus. Wasserstoffsuperoxyd endlich wird zerlegt, mag man das Product der Hornhaut- oder Sehnenmaceration mit ihm zusammenbrin-","page":170},{"file":"p0171.txt","language":"de","ocr_de":"355]\nUeiier die Hornhaut des Auges.\n171\ngen. Die angef\u00fchrten Reactionen sind im Wesentlichen die gleichen beim Muskelmyosin.\nL\u00e4ngere Zeit in Kochsalzl\u00f6sung macerirt und mit Wasser vollst\u00e4ndig ausgewaschen, bildet das fibrill\u00e4re Gewebe im Ganzen eine \u00e4usserst zarte, weisse, flaumartige Masse. Je lockerer die gereinigte Substanz, um so leichter ihre L\u00f6slichkeit in kochendem Wasser. Namentlich l\u00f6st sich fein zerfasertes Hornhautgewebe fast momentan und auch die festen \u00e4usseren Schichten desselben verschwinden bei 4\u2014\u00f6st\u00fcndigem Koclien unter gew\u00f6hnlichem Druck vollkommen. Eine Elastica anterior bleibt nicht zur\u00fcck.\nDurch die Kochsalzbehandlung der Gewebe scheint den Leiml\u00f6sungen die F\u00e4higkeit zu gelatiniren mehr oder weniger vollst\u00e4ndig entzogen zu werden, wenigstens blieb es bei meinen beiden Versuchen der Gewinnung von Hornhautleim ganz aus, obgleich das Kochen nur kurze Zeit andauerte, und die Concentration der einen L\u00f6sung durch nachtr\u00e4gliches Abdampfen eine derartige geworden, dass die Substanz von etwa 20 grossen Hornh\u00e4uten (Ochsen, K\u00e4lber, Schafe) auf 50 Cbcm. Fl\u00fcssigkeit kam. Beim Sehnenleim fehlte das Gelatiniren einmal g\u00e4nzlich , w\u00e4hrend es das anderemal nur nach betr\u00e4chtlicher Concentration in schw\u00e4cherem Grade eintrat. Leider habe ich keine Zeit gefunden um quantitative Controlversuche mit gew\u00f6hnlichem Sehnengewebe anzustellen, ich habe auch meine Versuche nicht hinreichend variirt, um eine Entscheidung dar\u00fcber treffen zu k\u00f6nnen, ob die Fibrillensubstanz selbst durch das Kochsalz mo-dificirt wird (morphologisch ist dies nicht der Fall), oder ob das Gelatiniren des gew\u00f6hnlichen Leimes abh\u00e4ngig ist von einem Stoffe, der von der eigentlichen Fibrillensubstanz abgetrennt werden kann.\nDer gewonnene Hornhautleim gab in dem einen Falle gar keine Chondrinreaction, das andremal hingegen, wo die Kochsalzbehandlung weniger lange angedauert, stellte sich bei massenhafter F\u00e4llung durch Gerbs\u00e4ure bei Zilsatz von Essigs\u00e4ure und Kupfervitriol eine leichte Tr\u00fcbung ein, ohne im Ueberschuss des Reagens wieder zu verschwinden. Sollte sich das Ausbleiben der Chondrinreactionen als constant erweisen, so w\u00fcrde daraus gefolgert werden k\u00f6nnen, dass Hornhautfibrillen und Sehnenfibrillen im Wesentlichen aus> demselben Stoffe gewebt sind, und dass die bekannten Unterschiede zwischen gew\u00f6hn-","page":171},{"file":"p0172.txt","language":"de","ocr_de":"172\tF. Schweigger-Seidel,\t[356\nHohem Bindegevvebsleim und Hornhautlein) abh\u00e4ngig von der Verschiedenheit der Beimengungen.\nBehandelt man glatte Muskulatur mit lOproc. Kochsalzl\u00f6sung, so werden die Zellen selbst wenig ver\u00e4ndert, aber sie trennen sich mit grosser Leichtigkeit von einander offenbar in Folge einer L\u00f6sung der Kittsubstanz. Aus abgel\u00f6ster Muskelhaut des Hundedarmes isoliren sich die spindelf\u00f6rmigen Elemente schon nach zweit\u00e4giger Maceration sehr sch\u00f6n und behalten dabei in einem Grade ihr normales Aussehen, dass sich schon desshalb diese Isolationsmethode ganz besonders empfiehlt. Ob sie in allen F\u00e4llen dasselbe leistet vermag ich nicht anzugeben ; beim Frosche z. B. war die Isolation schon mit gr\u00f6sseren Schwierigkeiten verkn\u00fcpft, als beim Hunde.\nDass \u00fcbrigens das Myosin nicht beschr\u00e4nkt ist auf die bisher besprochenen Gewebe, beweisen weiterhin die Angaben von Heynsius,1) nach denen es in den Blutk\u00f6rperchen vorkommt un'd zwar in den kernhaltigen reichlicher als in den kernlosen. Unterzieht man das Blut einer mikroskopischen Untersuchung, w\u00e4hrenddem das Kochsalz wirkt, so sieht man die zuerst hervortretende Schrumpfung allm\u00e4hlig schwinden und deutlich in einen Erweichungszustand \u00fcbergehen, indem die K\u00f6rperchen kugelig werden oder bei Druck allerhand verschiedene Formen annehmen. Die Ver\u00e4nderungen gleichen denjenigen, welche man an den Blutk\u00f6rperchen durch Harnstoff oder ganz d\u00fcnne Kalil\u00f6sung (Iproc.) hervorrufen kann; es tritt endlich ein Zer-fliessen ein, wie denn das Blut im Ganzen durch die bestimmte Kochsalzl\u00f6sung in eine z\u00e4he schmierige Masse verwandelt wird. Wir haben die Ver\u00e4nderungen der Blutk\u00f6rperchen wohl aufzufassen als hervorgegangen aus einer Umwandlung des Stroma\u2019s, zu dem allerdings auch die Kerne hinzugerechnet werden m\u00fcssen , denn sie werden bei der Kochsalzbehandlung sichtlich in Mitleidenschaft gezogen. Wenn also hiernach Stroma und Kern die myosingebenden Bestandtheile der Blutk\u00f6rperchen zu sein scheinen, so stimmt\u2018damit auch ihr Verhalten gegen andere Be-agentien, z. B. ihre Unl\u00f6slichkeit in S\u00e4uren, welche bei der isotropen Substanz der Muskeln und an den strahligen Hornhautk\u00f6rperchen , der Kittsubstanz des fibrill\u00e4ren Gewebes in gleicher Weise beobachtet wird. Wenn fernerhin von K\u00fchne,\n4; P\u00df\u00fcger's Archiv f\u00fcr Physiologie. 2. Band. S. 1.","page":172},{"file":"p0173.txt","language":"de","ocr_de":"357]\nUeber die Hornhaut des Auges.\nn3\nneuerdings von Brunton1) angegeben wird, dass die Kerne Mucin enthalten, so w'erden wir zum zweiten Male daraufhingewiesen, dass gewisse Beziehungen zwischen Myosin und Mucin vorhanden zu sein scheinen, wie wir dies schon bei der Kittsubstanz des Bindegewebes angedeutet fanden.\nAndere zellige Elemente des K\u00f6rpers und ihre Kerne werden gleichfalls mehr oder weniger stark von der Kochsalzl\u00f6sung ver\u00e4ndert, so jedoch, dass sich nirgends eine blosse Wasserentziehung geltend macht.\nJedenfalls kommt dem Myosin im Organismus eine weite Verbreitung zu. Darin liegt die grosse Wichtigkeit dieser Substanz , zun\u00e4chst ohne R\u00fccksicht auf die physiologische Bedeutung, die erst festgestellt werden muss. Wenn man es \u00fcberhaupt wagen darf, aus dem vorhandenen Beobachtungsmaterial, auf das ich nicht n\u00e4her eingehe, schon jetzt bestimmtere Schl\u00fcsse zu ziehen, so m\u00f6chte ich mir gestatten, dieselben in nachfolgenden Umrissen vorzuf\u00fchren :\nDie namentlich in physiologischer Beziehung hervortretenden Eigenth\u00fcmlichkeiten des Protoplasma, welche wir damit bezeichnen, dass wir sagen, dasselbe sei organisirte Substanz, sind abh\u00e4ngig von dem Aneinandergekn\u00fcpftsein verschiedenartiger Eiweissstoffe. Es handelt sich jedoch nicht um eine einfache Mischung, sondern es ist eine r\u00e4umliche Sonderung vorhanden, eine bestimmte morphologische Anordnung. Mil der Entwicklung der Zellsubslanz geht die Zerlegung Hand in Hand; je weiter die Zelle ausgebildet wird, um so ausgepr\u00e4gter wird die Sonderung, um so bestimmter der innere Bau, um so mehr gewinnt eine jede die Bedeutung eines besonderen physiologischen Apparates.\nDie beiden Substanzen, die bei allen Zellen und Zellabk\u00f6mmlingen in Frage kommen, lassen sich im Allgemeinen fol-gendermaassen charakterisiren. Die eine Substanz ist die physiologisch wirksame, d. h. diejenige , welche die jeweilige physiologische Function bedingt, diejenige, welche in den verschiedenen Zellen wechselnde physikalische und chemische Eigenschaften besitzt. Die zweite Substanz ist eine allen zelligen Gebilden gemeinsame, gewissermaassen oder wahrscheinlich das Residuum der gleichartigen Stoffanlage. Sie tritt entweder\n1) Journ. of anatomy and physiol. No. V. p. 91.","page":173},{"file":"p0174.txt","language":"de","ocr_de":"174\nF. Schweigger-Sewel,\n[358\nals wirklich formgebend, als Stroma auf oder erscheint mehr als Einlagerung zwischen den sch\u00e4rfer abgegrenzten morphologischen Gruppirungen der ersten Substanz, wie z. B. in den quergestreiften Muskeln, in denen die einfachbrechende Substanz die doppeltbrechenden sarcous elements von einander scheidet. Sie ist es, welche, wie ich glaube, das durchgehende Vorkommen des Myosins bedingt, womit jedoch nicht gesagt sein soll, dass dieser Stoff \u00fcberall ganz dieselben Eigenschaften besitzen muss. Das Zusammenwirken mit dem specifischen Zellstoff kann auch in ihm gewisse Modificationen hervorrufen.\nDer vorw\u00e4rtsschreitenden Forschung wird es Vorbehalten bleiben m\u00fcssen \u00fcber Begr\u00fcndung oder Verwerfung dieser Aufstellungen zu entscheiden.\nErkl\u00e4rung der Abbildungen.\nTafel I.\nFig. 1. Querschnitt einer durch Einstichinjection von d\u00fcnner Gerbs\u00e4ure verdickten Hornhaut. L\u00e4ngs- und quergetroffene Schichten. Ver-gr\u00f6ss. 200.\nFig 2. Analoger Schnitt, der Breite nach auseinander gezogen, a u. 6 L\u00e4ngslagen der Faserz\u00fcge. Die quergetroffenen Schichten (c) haben sich auf die Seite gelegt.\nFig. 3. Querschnitt einer einfach erh\u00e4rteten Hornhaut des Hundes. Ver-gr\u00f6\u2019ss. 500.\nFig. 4. Querschnitt der Hornhaut mit er\u00f6ffneten Spalten. Zellkerne gef\u00e4rbt. Vcrgr\u00f6ss. 400.\nFig. 5. o u. c wie in Fig. 2. Austausch der Fibrillen zwischen den Schichten verschiedener Richtung. Offene Spalte mit abgel\u00f6ster kernhaltiger Zellplatte im optischen Querschnitt. Vergr\u00f6ss. 800.\nFig. 6. Isolirte Hornhautzellen, a Verschiedene Kernformen, Faltungen der elastischen Platten, b Zusammenhang einer einzelnen Zelle mit einem aus \u00fcbereinander goschobenen und gefalteten Zellen gebildeten H\u00e4utchen, c Isolirte kernhaltige Zellplatte mit anhaftendem strahligen K\u00f6rperchen. Vergr\u00f6ss. 300.\nFig. 7-10. Descemet\u2019sehe Membran des Ochsen, in verschiedenen Dickenschichten nach Maceration in Kochsalzl\u00f6sung. 7, 8 u. 10 hei 400-facher Vergr\u00f6ss., 9 dasselbe Bild wie 8, bei 1000faeher Vergr\u00f6ss.\nFig. 11. Nervenplexus der Hornhautsubstanz mit eingelagertem, ganglienartigen Gebilde v. Frosche. Vergr\u00f6ss. 300.","page":174},{"file":"p0175.txt","language":"de","ocr_de":"359]\nHeber die Hornhaut des Auges.\n175\nTafel II.\nS\u00e4ramtliche Figuren bei 250facher Vergr\u00f6ss. gezeichnet.\nFig. 12. Eindringen von Injectionsmassen in die interfibrill\u00e4ren R\u00e4ume. Massige Ausdehnung derselben.\nFig. 13. Injection des abgeschlossenen Spaltsystems der Hornhaut, a, b, c \u00fcbereinander liegende Schichten der Kan\u00e4le von der Fl\u00e4che in stereoskopischer Ansicht, d Verbindungskanal zwischen verschiedenen Massen, e Durchbruch der Massen in die interfibrill\u00e4ren R\u00e4ume, f Nervenkanal.\nFig. 14. Dasselbe mit imbibirten Kernen der auskleidenden Zellplatten. 12\u201414 vom Hunde.\nFig. 15. Injection der frischen Hornhaut des Kaninchens, imbibition der Kerne mit Haematoxylin. Copie einer Abbildung von C. Fr. M\u00fcller, Virchow's Arch. 41. Bd. Taf. 1.\nFig. 16 Aus einer mit Silberl\u00f6sung behandelten Cornea vom Hunde. Dunkele Linien Grenzen der auskleidenden Zellplatten.\nFig. 17. Silberhild aus der Hornhaut des Kaninchens, Fig. 18 aus der des Frosches.\nFig. 19. Hornhautzellen vom Hunde, mit feinen Chlorsilberk\u00f6rnchen belegt und dadurch in ihren Grenzen markirt. Kerne imbihirt.\nFig. 20. Sogen, vielstrahlige Hornhautk\u00f6rperchen nach Behandlung mit Chlorgold. Vom Kaninchen.\nFig. 21. a u i) Ueberg\u00e4nge aus den sogen, negativen Silberbildern in die positiven.","page":175},{"file":"z0001table1.txt","language":"de","ocr_de":"Berichte et JC.. Y. Oes.d. Wiss. walJi.pJujs.CL 1869. Zw Jbhandhmej v. YScJuveiejejn \u2018Seidel.\nLith. A nst.v. J. G. Bach, Le i p z i","page":0},{"file":"z0001table2.txt","language":"de","ocr_de":"Fig.12.\nTaf.\u00ef\u00ef.\nBerichte d. K. S. Ges. ci. Ufas, viath.yhys. Cl. 1869. Zur Abhandlung o. F. Schweigger-SeicUl.\n\nLith fnst.\u00abJ.C.\u00dfach,Leipzig.","page":0}],"identifier":"lit1363","issued":"1869","language":"de","pages":"121-175","startpages":"121","title":"\u00dcber die Grundsubstanz und die Zellen der Hornhaut des Auges","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:00:20.064569+00:00"}