Open Access
{"created":"2022-01-31T14:11:16.205991+00:00","id":"lit1364","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Coats, Joseph","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 176-207","fulltext":[{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"Wie \u00e4ndern sich durch die Erregung des n. vagus die Arbeit und die innern Beize des Herzens?\nVon\nDr. J. Coats.\nMit 1 Tafel und 9 Holzschnitten.\nDas Herz mit seinen Muskeln, Nerven und Erregern stellt das einfachste Beispiel eines thierischen Motors dar; somit w\u00fcrde es sich vor Allen eignen zu der Untersuchung Uber die wesentlichsten Eigenschaften eines solchen, vorausgesetzt, dass man die Arbeit des Herzens genau zu messen verm\u00f6chte. Diese letztere Forderung erscheint aber erf\u00fcllbar, seit es m\u00f6glich geworden, das isolirte mit r\u00f6thlichem Serum gespeiste Froschherz bequem und anhaltend zum Versuche zu benutzen. Unter diesen Umstanden entschloss ich mich leicht, den Vorschl\u00e4gen des Herrn Prof. Ludwig zu folgen, die mich aufforderten, mit der von ihm angegebenen Methode eine Versuchsreihe \u00fcber die Frage anzustellen, die in dem Titel dieser Abhandlung enthalten ist.\nDie Vorbereitungen, welche am Frosch zur Anstellung der Versuche nothwendig sind kurz folgende : Mit einem Stift wird Hirn und R\u00fcckenmark durchbohrt, das Thier unterhalb der Leber durchschnitten, von der oberen H\u00e4lfte wird sorgf\u00e4ltig das Brustbein sammt den oberen Extremit\u00e4ten entfernt, dieses jedoch mit der Vorsicht, auf einer Seite einen grossen Hautlappen zu erhalten, welcher als Decke f\u00fcr die Nerven und das Herz benutzt werden kann; das blosgelegte Herz befreit man vom Herzbeutel, durchschneidel die kleine Br\u00fccke der Serosa, welche durch die H\u00f6hle des Letzteren hindurch geht, nachdem dieselbe vorerst mit einem feinen Faden umschn\u00fcrt wurde. Auf den","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"361]\nArbeit des Herzens.\n177\nersten Blick mag es r\u00e4thlicher erscheinen, den Herzbeutel uner\u2014 \u00f6ffnet zu lassen und damit dem Herzen seine sch\u00fctzende Decke zu lassen. Diese Vorsorge, so gerechtfertigt sie einerseits ist, bringt, wenn sie befolgt wird, leicht St\u00f6rungen in den Versuch, durch Falten, welche den Uebergang der Fl\u00fcssigkeit zu und von dem Herzen behindern ; wird, um dieses zu beseitigen, der Herzbeutel er\u00f6ffnet, dann muss auch das Herzende des kleinen Gefasses unterbunden werden, welches durch den oben erw\u00e4hnten Fortsatz des Herzbeutels hindurch geht. Nach Er\u00f6ffnung des Herzbeutels wird ein Zweig der Aortengabel unterbunden und in den zweiten eine Glascan\u00fcle durch den bulbus aorta hindurch bis zum Ventrikel hingeschoben und eingebunden; nun trennt man bis auf den Stamm der untern Hohlvene die H\u00e4ngeb\u00e4nder der Leber ab, legt einen Faden um das Gef\u00e4ss, er\u00f6ffnet dieses letztere, f\u00fchrt eine m\u00f6glich starke Glascan\u00fcle bis in den Vorhof ein und bindet dieselbe fest. Hierauf wird Leber und Lunge entfernt, der Magen etwa in seiner Mitte durchschnitten und alsdann eine starke an beiden Enden zugeschmolzene Glasr\u00f6hre durch den Mund ein- und zum offenen Magen wieder ausgef\u00fchrt; es ist zweckm\u00e4ssig, diese R\u00f6hre von einem so grossen Durchmesser zu nehmen, als es nur immer die Dimensionen der thierischen Theile erlauben, weil hierdurch der vagus auf seinem Verlauf von der Wirbels\u00e4ule bis zum Herzen m\u00f6glichst entfaltet und das Herz vom Ursprung des Nerven m\u00f6glichst entfernt wird. Das Pr\u00e4parat nimmt sich alsdann so aus, wie es in der beigegebenen Tafel dargestellt ist und es gelingt jetzt leicht, alle auf ihm verlaufenden Nervenst\u00e4mme aufzufinden, insbesondere aber den des n. vagus zu isoliren; zu dem letzteren Ende ist es zweckm\u00e4ssig, alle \u00fcbrigen Nerven auszusch\u00e4len und aus der Schlundwand, wo sie der Wirbels\u00e4ule zugekehrt ist, ein Fenster auszuschneiden, so dass der n. vagus unmittelbar nach seinem Austritt aus dem Knochen von allen Weich-theilen befreit ist. Jenseits des Ortes, wo der Nerv sich mit der absteigenden a. aorta kreuzt, bleibt dagegen der Nerv am besten g\u00e4nzlich unber\u00fchrt, deshalb ist es auch zweckm\u00e4ssig, die Unterbindung der Jugularvenen zu unterlassen, die ohnedies mit Klappen versehen sind, welche den Austritt von Fl\u00fcssigkeit aus den Vorh\u00f6fen verhindern.\nWenn das Pr\u00e4parat so weit gediehen ist, wird das aus dem Munde hervorstehende Ende des Glasrohrs in den Griff eines","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nDr. J. Coats,\n[362\nHalters eingesetzt (s. die Tafel) und der Kautschuk H, in dem die Cantile der Hohlvene endet, durch ein kleines Glasr\u00f6hrchen mit einem andern langem Kautschukrohr verbunden, welches in den kleinen Glasbeh\u00e4lter (/I) ausl\u00e4uft; dieser ist mit r\u00f6th-lichem Kaninchenserum gef\u00fcllt und tr\u00e4gt zur beliebigen Regelung des Abflusses an seiner untern M\u00fcndung eine Klemme oder einen Glashahn. Hierauf wird an die Aortencan\u00fcle das Manometer gef\u00fcgt; das von mir benutzte besass die Dimensionen des von Cijon gebrauchten, von diesem unterschied es sich jedoch r\u00fccksichtlich seiner Construction. Die beiden senkrechten Schenkel dieses Manometers waren oben offen, aus der einen Oeffnung ragte wie immer das Ende des leichten auf dem Quecksilber ruhenden Schwimmers hervor, auf der Oeffnung des andern unmittelbar an den wagrechten grenzenden Schenkels steckte ein Kautschukr\u00f6hrchen F, das mit einer Klemme zu ver-schliessen war.\nIst alles dieses vorbereitet, so kann die Verbindung zwischen dem etwas \u00fcber das Herz erhobenen Serumbeh\u00e4lter A und dem Vorhofe hergestellt werden, in Folge dessen Serum in den Vorhof und von da in die Kammern \u00dcbertritt, von wo es allm\u00e4h-lig durch die Kammercontractionen selbst in. das Manometer gelangt. Die Oeffnung des Manometers bei (F) blieb so lange unverschlossen bis alle Luft aus dem Pr\u00e4parate entfernt war. Wenn diess geschehen so wurde die Oeffnung geschlossen und der Versuch konnte seinen Anfang nehmen. Bevor ich jedoch den Schluss des Kautschuks bei (F) herstellte, nahm ich eine Abscisse, deren H\u00f6he durch die Gleichgewichtslage des Schwimmers, Quecksilbers und Serums, sow'eit das Letztere im Manometer enthalten war, bestimmt wurde. Den Bemerkungen, welche Cyon*) in Betreff der Zuverl\u00e4ssigkeit gemacht hat, mit welcher der Schreibstift die selbstst\u00e4ndigen Bewegungen des Herzens notirt, weiss ich nichts zuzuf\u00fcgen, wesshalb ich auf dieselben verweise.\nSollte der n. vagus gereizt werden, so schob ich zwei feine Platindr\u00e4htchen, die mittelst einer isolirenden Masse an einem starken Bleidraht befestigt waren, unter den einen der beiden Nerven. R\u00fcckw\u00e4rts standen die Platindr\u00e4htchen mit den Enden der secund\u00e4ren Inductionsspirale eines gew\u00f6hnlichen Inductors\n1) Diese Berichte 1866.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"363]\n\u00c4Itl\u00eel\u00eeIT DES HkuZENS.\n179\noder auch eines Rh\u00fcmkorffs von Siemens und Halske in Verbindung. Ausser der Unterbrechung, welche durch den Abstand der beiden Platindr\u00e4hte gegeben war, bestand noch eine zweite, welche durch eine schl\u00fcsselartige Einrichtung \u00fcberbr\u00fcckt oder ge\u00f6ffnet werden konnte. Dieser Schl\u00fcssel trug ebenfalls einen Schreibstift, welcher unmittelbar unter den des Manometers an die Trommel gestellt wurde.\nZur Contr\u00f4le der Zeiten dienten die Marken, welche ein Secundenpendel, oder auch unter Umst\u00e4nden eine Stimmgabel mit \u201828 Schwingungen in der Secunde auf die Trommel notirte. Der Stift dieses Pendels stand ebenfalls senkrecht unter dem des Manometers.\nDie Trommel war mit berusstetem Papier \u00fcberzogen.\nAus der Vorbereitung des Versuches geht hervor, dass es Absicht ist die \u00e4ussere Arbeit des Herzens durch den Hub des Quecksilbers zu messen, der im Manometer stattfindet; sie wird, wenn r der Radius des Manometerrohres, h die H\u00f6he des Hubes, den der Herzschlag veranlasst, s das specifische Gewicht des\nQuecksilbers ist, gleich\tsein.\nObwohl nun der angestrebte Versuch in die Gattung derjenigen geh\u00f6rt, welche von E. Weber in die Wissenschaft einge-fiihrt und von Ad. Fick >) einer sorgf\u00e4ltigen Retrachtung unterworfen wurden, so stellen sich doch zwischen der Anordnung und der AbsichtbeiderVersuchsreihenmannichfaltigeUnterschiede heraus.\nZun\u00e4chst ist das Ziel des Versuchs am Herzen und desjenigen am parallel faserigen Froschmuskel insofern verschieden, als hier die dem bekannten Reize angeh\u00f6rige Arbeit gesucht wird, am Herzen soll umgekehrt aus der gegebenen Arbeit auf die Gr\u00f6sse des Reizes geschlossen werden. Nach bekannten Erfahrungen ist dieses Letztere zul\u00e4ssig, weil die Arbeit, welche ein nach Dimensionen, Elasticit\u00e4t und Reizbarkeit unver\u00e4nderlicher Muskel ausgiebt, abh\u00e4ngig ist von dem angeh\u00e4ngten Gewicht, von der Dehnung des Muskels bei Beginn seiner Zusammenziehung und innerhalb gewisser Grenzen von der St\u00e4rke des Reizes.\nIn der Anordnung des Versuchs zeigen sich Verschiedenheiten, zun\u00e4chst insofern, als das Gewicht nicht an den Muskel angeh\u00e4ngt, sondern von der Herzwand umgriffen wird, dieser-\n4) Untersuchungen \u00fcber Muskelarbeit. Basel 4867.\n12 *","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nDr. J. Coats\n[364\nhalb kann es hier niemals zu einem Abheben des Gewichtes, beziehungsweise zu Wurfbewegungen kommen. \u2014 Unterschiede liegen ferner darin, dass sich im Gegensatz zu den gew\u00f6hnlichen Versuchen das vom Herzen gehobene Gewicht w\u00e4hrend der Zusammenziehung des erstem \u00e4ndert. Auch durch die Muskelsubstanz ist der Versuch abweichend, indem die Zusammenziehung des Herzens sehr viel langsamer, und wegen der Anordnung der Muskelf\u00e4den mit grossen innern Widerst\u00e4nden vor sich geht, wesshalb die Beschleunigungen des Gewichts, die bei den gew\u00f6hnlichen Zuckungsversuchen eine grosse Rolle spielen, von geringer Bedeutung sind.\nDiesen Vortheilen verschiedener Art treten aber auch nun Schwierigkeiten gegen\u00fcber, deren bedenklichste darin besteht , dass die L\u00e4ngen der Muskelfasern nicht zu messen sind; aus diesem Grunde unterliegt der Herzversuch sehr grossen Beschr\u00e4nkungen. F\u00fcr den vorliegenden Zweck d\u00fcrften die Grenzen seiner Brauchbarkeit folgendermaassen zu bestimmen sein. Wenn die ruhende Herzwand, deren Ausdehnung f sei, von einem Reize E getroffen wird, so sucht sich die genannte Wand einer andern Ausdehnung f' zu n\u00e4hern und sie erreicht dieselbe um so mehr, je geringer der Widerstand ist den sie beim Hingange von f zu f findet. Ist nun wie in unserem Falle die Einrichtung getroffen, dass das bei der Verkleinerung des Herzens aus diesem ausgetriebene Volum einen Druck h erzeugt, so wird das Herz seine Contraction vollendet haben so wie das Product aus der Herzfl\u00e4che f\" in den Druck h, also f h dem durch E angeregten Contractionsbestreben das Gleichgewicht h\u00e4lt. Da nun h in Anbetracht dass es in der Ma-\nf_fff\nnometerr\u00f6hre vom Radius r erzeugt wird offenbar\tpropor-\n_fff\\\ntional ist, so wird auch E durch Function ' f\" auszudr\u00fccken sein ; oder in Worten : es h\u00e4ngt der Werth h, welcher durch die Erregung E herbeigef\u00fchrt wird, u. A. auch ab von der Ausdehnung f) welche das Herz besass als die Reizung eintraf, und demn\u00e4chst auch von dem Radius r der Manometerr\u00f6hre. In dem vorliegenden Versuch wird sich nun sowohl die urspr\u00fcngliche, wie wir voraussetzen elastische Spannung als auch die durch die Zusammenziehung erzeugte Spannung im Manometer aus-dr\u00fccken. Bedeutet nun k (proportional f) die elastische und h' die durch die Contraction herbeigef\u00fchrte Spannung, so ist aus","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"181\n365]\nArbeit des Herzens.\nden Eigenschaften der Volum- und Fl\u00e4chen\u00e4nderung des Herzens ohne Weiteres ersichtlich dass bei gleichem E mit dem Werthe von f und dem ihm proportionalen Werthe h bis zu gewissen Grenzen E wachsen wird. \u2014 Die Richtigkeit dieser Auseinandersetzung l\u00e4sst sich leicht durch den Versuch nach weisen (Fig. 1). Zu diesem Ende f\u00fclle man ein Froschherz mit Serum so weit, dass in der Pause das Quecksilber auf den Stand H \u00fcber seine Gleichgewichtslage g g steige. Bei dieser F\u00fcllung f\u00fchrt das Herz Contractionen aus, die bei vollendeter Systole das Quecksilber aul die H\u00f6he h' heben. Nun lasse man einige Tr\u00f6pfchen Serum ausfliessen, so dass die Ruhespannung sich auf I\u00cf senkt, augenblicklich wird die Excursion nur bis zu h\" steigen, u. s. f. bis h'\", h'v, hy, d. h. es wird jedesmal die Excursion sinken, so wie die F\u00fcllung des Herzens verringert ist. Augenblicklich aber kehrt die fr\u00fchere Excursion h' wieder, wenn man das Herz, bei hv\\ wieder so weil mit Serum gef\u00fcllt hat, dass die bei h' vorhandene Spannung des ruhenden Herzens H erreicht ist.1) \u2014 N\u00e4hert sich die Spannung des ruhenden Herzens mehr und mehr derjenigen welche der Reiz \u00fcberhaupt zu \u00fcberwinden vermag, so mindert sich selbstverst\u00e4ndlich mit dem wachsenden Druck im ruhenden Herzen die Excursion.\nAus alle diesem folgt, dass die vom Herzen an das Manometer abgegebene Arbeit nur dann zur Sch\u00e4tzung des Reizes verwendet werden kann, wenn die Zusammenziehungen des Herzens von immer gleichen Dr\u00fccken ihren Anfang nehmen. Ist aber dieser Bedingung gen\u00fcgt, so wird, wenn auch alles Andere unver\u00e4ndert geblieben, mit Sicherheit zu schliessen sein, dass von zwei Herzschl\u00e4gen, die ungleiche H\u00fcbe ausgef\u00fchrt ha-\n11 Diese Figur verdanke ich der G\u00fcte des Herrn Dr. Bowditch.","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\t' Dr. J. Coats,\t[366\nben, der weniger arbeitende auch von einem schwachem Reize ausgel\u00f6st worden sei.\nDiese durch die Erfahrung best\u00e4tigten Erw\u00e4gungen gaben die Veranlassung zur Aufstellung des Serumgef\u00e4sses A (s. die Tafel). W\u00e4hrend jeder Versuchsreihe wurde der Inhalt desselben auf m\u00f6glichst gleichem Niveau erhalten, nach jeder Versuchsreihe wurde der Zufluss aus A unterbrochen und die Klemme bei F er\u00f6ffnet, so dass sich das Herz entleeren konnte ; vor Beginn einer neuen Beobachtung ward das Herz mit frischem Serum durchgesp\u00fclt. Dann wurde die Klemme bei F geschlossen, die Verbindung mit A dauernd hergestellt und das Aufschreiben von Neuem begonnen. Das Herz wurde jedesmal soweit gef\u00fcllt, dass w\u00e4hrend der Systole noch eine merkliche Form\u00e4nderung eintrat, dass dagegen nach Beendigung derselben in dem Herzen noch ein nicht unbetr\u00e4chtlicher Serumtheil verblieb; unter diesen Umst\u00e4nden nehmen die Excursionen des Quecksilbers einen bedeutenden Umfang an und die von dem Herzen entwickelten Kr\u00e4fte werden vollst\u00e4ndig auf dasselbe \u00fcbertragen, da zu allen Zeiten noch Serum vorhanden ist um in das Manometer Ubergef\u00fchrt zu werden.\nBei der Anwendung dieser Vorsichtsmaassregeln erh\u00e4lt man nun vom Froschherzen Schlagcurven, die an Regelm\u00e4ssigkeit nichts zu w\u00fcnschen \u00fcbrig lassen ; jeder folgende Schlag erhebt sich von derselben H\u00f6he Uber der Nulllinie wie der vorhergehende und jeder steigt genau in derselben Weise zu demselben Maximum und sinkt in gleicher Art wieder herab.\nAn einer Reihe von dieser Beschaffenheit wird man also leicht erkennen ob und nach welcher Richtung hin sich die Reize ge\u00e4ndert haben , die zwei aufeinander folgende Schl\u00e4ge veran-lassten.\nGr\u00fcnde, die im Verlaufe dieser Mittheilung hervortreten, machen es nun aber w\u00fcnschenswerth auch noch unter weniger beschr\u00e4nkten Redingungen aus dem Umfang der Zusammenziehung auf. die Gr\u00f6sse des veranlassenden Reizes sehliessen zu k\u00f6nnen. Unter bestimmten Umst\u00e4nden ereignet es sich n\u00e4mlich, dass der Stand des Quecksilbers, der beim Wiederbeginn eines Schlages vorhanden, ein anderer ist, als er beim vorhergehenden oder folgenden Schlage gewesen und geworden. \u2014 Auch wenn die Menge des Serums, welche das Herz und das Manometer zugleich f\u00fcllt, unver\u00e4ndert geblieben ist, kann sich die","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"367]\nArbeit des Herzens. \u2022\n183\nSpannung des ruhenden Herzens \u00e4ndern ; namentlich geschieht dieses entweder wenn die Pausen zwischen je zwei Systolen ihre Dauer, oder wenn die Systolen selbst ihre Hubkraft \u00e4ndern. Verl\u00e4ngerung der Pause und Minderung der Hubh\u00f6he wirken hier im gleichen Sinne, denn beide erniedrigen den Stand des Quecksilbers zu Ende der Diastole. Um dem Leser ein Bild von der Erscheinung die sich hier darbietet zu gew\u00e4hren, verweise ich ihn auf Fig. 2 u. 3 (S. 375).\nDie Ursachen, wesshalb sich das Quecksilber in der Pause seiner Gleichgewichtslage nur allm\u00e4hlig n\u00e4hert, kann bei dem geringen Widerstand in den Verbindungsst\u00fccken zwischen Manometer und Herz nur in den Widerst\u00e4nden des letztem gelegen sein; und diese selbst k\u00f6nnen nur ihre Erkl\u00e4rung finden in der geringen Geschwindigkeit mit welcher die Herzwand aus dem zusammengezogenen in den erschlafften Zustand \u00fcbergeht. Wenn nun zwei Schl\u00e4ge beim Beginn ihres Auftretens das Quecksilber auf ungleicher H\u00f6he finden, so entsteht die Frage, wie hoch w\u00fcrde, gleichen Reiz vorausgesetzt, jeder derselben das Quecksilber schliesslich heben. Eine aus Analogien mit andern Muskelversuchen gesch\u00f6pfte Antwort l\u00e4sst sich nicht geben. Zun\u00e4chst w\u00e4re es n\u00e4mlich m\u00f6glich dass das Gewicht, welches bei kleinerem Druck auf der Herzfl\u00e4che lastet, nicht wesentlich geringer ausfiele als bei gr\u00f6sserem, weil sich das Herz ausgedehnt haben muss um den Inhalt des Manometers aufzunehmen, somit k\u00f6nnten sich Druck und Herzfl\u00e4che, die beiden Factoren der Herzlasl, compensirt haben. Offenbar ist aber nun anderseits die Herzwand bei h\u00f6herem Druck h\u00e4rter als bei niederem und es tritt somit der beim gew\u00f6hnlichen Muskelversuch nicht m\u00f6gliche Fall ein, dass die Spannung des ruhenden Muskels gr\u00f6sser bei geringerer als bei st\u00e4rkerer Dehnung ist. Die Analogie zwischen dem Herzen und dem Muskel k\u00f6nnte let; tern Falls nur aufrecht erhalten werden, wenn man das Herz auch zu Ende der Pause als ein noch in schwacher Contraction befindliches ansehn wollte. Je nach der zu Grunde gelegten Annahme w\u00fcrde man also die oben gestellte Frage nach dem Hub bei gleichem Reize entweder dahin beantworten, dass das Herz zu Ende der Systole das Quecksilber immer auf gleiche H\u00f6he bringe, weil dann dieselbe Endspannung der Faser, welcher der Reiz das Gleichgewicht zu halten verm\u00f6ge, erreicht sei, oder man w\u00fcrde behaupten, das Herz hebe das Quecksilber um gleiche","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nDr. J. CoatSj\n[368\nWerthe, weil dann der Reiz jedesmal gleiche Arbeit geleistet habe; im erstem Fall w\u00fcrde also der Hub, den das Quecksilber erfahren, ungleich gross aber sein Abstand von der Gleichgewichtslage gleich hoch gewesen sein, im andern Fall w\u00fcrden umgekehrt die H\u00fcbe gleich gross aber die Abst\u00e4nde der h\u00f6chsten H\u00f6he von der Nulllinie ungleich geworden sein, s\nWie die Schl\u00fcsse aus Analogie so versagen auch die welche man aus den Herzbewegungen selbst zu entnehmen sucht, insbesondere darum, weil wir kein anderes Kennzeichen f\u00fcr die Gleichheit der Reize besitzen, als die Leistung gleicher Arbeit von gleicher Anfangsdehnung Immerhin scheint es aber zul\u00e4ssig anzunehmen, dass wenn bei geringen Unterschieden in der Anfangsdehnung sehr betr\u00e4chtliche Unterschiede in der Arbeit sichtbar werden, dieses auf eine Verschiedenheit der Reize deute. Dieser Schluss findet darin eine Unterst\u00fctzung, weil auch bei geringen Unterschieden der Gesammtf\u00fcllung die Arbeit sehr ann\u00e4hernd gleich zu sein pflegt. Reispiele hierf\u00fcr werden im Verfolg dieser Mittheilung noch Vorkommen.\nNach dieser Auseinandersetzung komme ich zur Darstellung der Ergebnisse meiner Versuchsreihen. In der ersten derselben ward vorzugsweise dar\u00fcber Auskunft gesucht, ob durch eine Reizung des n. vagus die Summe der Herzarbeit vermindert oder nur anders auf die Zeit vertheilt sei. Niemanden wird es je zweifelhaft gewesen sein, dass w\u00e4hrend der bestehenden Erregung des n. vagus die Herzarbeit eine Verringerung erlitten habe; fraglich konnte es nur sein, ob unmittelbar auf den Moment, in welchem die Erregung des n. vagus verschwunden ist, eine Periode folge, in welcher der Arbeitsverlust wieder ausgeglichen wird der w\u00e4hrend der Vaguserregung entstanden war. Die Reobachtungen am S\u00e4ugethier-Herzen sprechen nun auch scheinbar f\u00fcr eine solche Ausgleichung, denn in der Regel kehrt der Puls nach der langen durch den n. vagus bewirkten Pause in sehr kr\u00e4ftigen Schl\u00e4gen wieder, die den tief abgesunkenen Blutdruck rasch wieder emporheben. Diese Erscheinung kann aber, wie schon Donders bemerkt, auch erkl\u00e4rt werden aus der reichlicheren F\u00fcllung des Herzens bez. der Brustvenen, welche in der langen Pause bewerkstelligt wurde. \u2014 In meinen Versuchen an Froschherzen, in welchen die Unterschiede der F\u00fcllung keine Rolle spielen k\u00f6nnen, zeigt sich nun nichts, was zu Gunsten einer sp\u00e4teren Ausgleichung spr\u00e4che. Denn wenn die","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"369]\nArbeit des Herzens.\n185\nWirkungen des erregten n. vagus erloschen sind, so kehrt in weitaus den meisten Fallen der Schlag zu der St\u00e4rke und H\u00e4ufigkeit zur\u00fcck, welche er vor der Vagusreizung besessen hatte. Nur in einigen wenigen F\u00e4llen wurde die Quecksilbers\u00e4ule nach erloschener Erregung des n. vagus etwas h\u00f6her gehoben als dieses vor Eintritt derselben geschehen war. Doch war das Maass an Arbeit, welches hierdurch gewonnen wurde, nicht im Stande den Verlust zu decken, der w\u00e4hrend der Erregungsperiode entstanden war.\nKaum wird die Bemerkung n\u00f6thig sein, dass der Arbeitsverlust gr\u00f6sser wurde wenn die Reizung anhaltender und st\u00e4rker gemacht worden war.\nDie tabellarische Zusammenstellung einiger Versuche (siehe n\u00e4chste Seite) wird die soeben hingestellten S\u00e4tze best\u00e4tigen. Zum Versl\u00e4ndniss der Zahlen diene: In dem ersten Stabe stehen die Nummern der aufeinander folgenden Herzschl\u00e4ge; in dem zweiten die Zeit in Secunden in welcher der Herzschlag ablief, vom Beginn seiner Systole bis zum Beginn der Systole des n\u00e4chsten Schlages ; in dem dritten ist verzeichnet die H\u00f6he in M. M., die das Quecksilber in seiner Ruhelage einnahm am Ende der Herzpause des vorhergehenden Schlags, mit andern Worten die Spannung, unter welcher sich die Herzwand befand als der Schlag begann; im vierten Stabe, unter Hubh\u00f6he, steht der Stand des Quecksilbers in M. M., den es am Ende der Systole erreicht hatte, diese letztere H\u00f6he ist von dem Ausgangspunkt der Bewegung an gemessen, mit andern Worten : die Zahl giebt an wie weit durch die Systole die Quecksilbers\u00e4ule Uber den tiefsten Punkt in der vorhergehenden Herzpause gehoben wurde. Die f\u00fcnfte Reihe enth\u00e4lt das Quadrat der vorhergehenden Zahl; sie giebt also das proportionale Maass der durch den Schlag geleisteten Arbeit. \u2014 Der Zeitpunkt der beginnenden Reizung ist durch f, der beendeten durch o bezeichnet.","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nDr. .1. Coats\n[370\nTabelle I.\nNo.\tSchlagdauer\tRuhe-\tHubh\u00f6he des\tQuadrat eines Arbeit in glei-\t\n\tin Secunden\tSpannung\tSchlags\tHubes\tcher Zeit\n1\t\t\tMm.\t\t\nbis\t1.32\t9.5\t34.2\t1169\t885\n10 J\t+\t\t\t\t\n11\to 7.7\t8.0\t26.3\t691\t5899\n12\t3.3\t0.0\t26.3\t691\t19.1\n13 14\t2.0 1.6\t0.3 4.7\t29.9 29.3\t894 858\t= 308\n18\t1.6\t7.6\t28.9\t835\t\n16\t1.5\t8.5\t30.1\t906\t\n17\t1.4\t10.5\t32.0\t1024\t\n18\t1.5\t9.5\t33.6\t1128\t18053\n19\t1.4\t\u00bb\t35.7\t1274\t19.7 .\n20 21\t1.3 1.5\t\u00bb \u00bb\t36.1 \u00bb\t1303 1303\t= 916\n22\t1.5\t))\t36.5\t1332\t\n23\t1.3\t\u00bb\t\u00bb\t1332\t\n24\t1.3\t\u00bb\t\u00bb\t1332\t\n25\t1.5\t))\t\u00bb\t1332\t\n26\t1.5\t\u00bb\t36.1\t1303\t\n27\t1.3\t\u00bb\t\u00bb\t1303\t\n28\t1.4\t\u00bb\t\u00bb\t1303\t\n29\t1.4\t)\u00bb\t35.7\t1274\t\n30\t1.3\t\u00bb\t\u00bb\t1274\t\n31\t+ 1.5\t\u00bb\t35.5\t1260\t\n32\t1.7\t\u00bb\t31.9\t1017\t12460\n33\t1.6\t5.7\t30.4 .\t924\t29.7\n34\to 1.8\t4.7\t26.6\t707\t= 419\n35\t6.6\t3.8\t25.6\t655\t\n36\t2.0\t0.0\t26.0\t676\t\n37\t1.5\t?\t?\t?\t\n38\t1.5\t6.6\t21.8\t475\t\n39\t1.5\t8.5\t22.8\t519\t\n40\t1.5\t9.1\t24.7\t610\t\n41\t1.5\t9.3\t27.2\t739\t\n42\t1 5\t9.5\t28.5\t812\t\n43\t1 3\t\u00bb\t30.4\t924\t\n44\t1.5\t\u00bb\t32.3\t1043\t\n45\t1.5\t\u00bb\t33.1\t1095\t\n46\t1.4\t\u2022 \u00bb\t33.5\t1122\t\n47\t1.3\t\u00bb\t33.8\t1142\t\n48\t1.5\t\u00bb\t34.2\t1169\t4704\n49\t1.4\t\u00bb\t\u00bb\t1169\t5.8\n50 51\t1.4 1.5\t)) \u00bb\t34.4 \u00bb\t1183 1183\t= 811","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"371]\nArbeit des Herzens.\n187\nDie Betrachtung der Zahlen in der vorstehenden Zusammenstellung, durch welche die Arbeit des Herzens ausgedr\u00fcckt wird (Stab 5 u. 6), l\u00e4sst erkennen, dass w\u00e4hrend und unmittelbar nach der Reizung des n. vagus sowohl die in der Zeiteinheit als auch die vom einzelnen Schlage geleistete Arbeit bedeutend herabgesetzt ist. Auf die Periode, in welcher die Arbeit geringer als vor der Reizung war, folgt eine andere, in welcher sie gr\u00f6sser werden kann als sie vor der Reizung gewesen. Dieses findet sich in der vorstehenden Tabelle w\u00e4hrend der Zeit, in welcher die Schl\u00e4ge IS bis 31 ausgef\u00fchrt wurden. In diesem Zeitabschnitt steigt die von dem einzelnen Schlage ausgegebene Arbeit zun\u00e4chst an und sinkt alsdann mit der wachsenden Schlagzahl wieder auf den Werth herab, welcher vor der Reizung vorhanden gewesen, daf\u00fcr aber verl\u00e4ngern sich die Pausen, welche zwischen je 2 Schl\u00e4gen auftreten. Dieser Combination kr\u00e4ftigerer aber seltner Herzschl\u00e4ge ist es zuzuschreiben, dass auch in diesem Zeitraum die Herzarbeil in der Zeiteinheit nur um wenige Procente gr\u00f6sser wird als sie vor der Reizung gewesen ist, namentlich aber dass der Ueberschuss, der hier zu Tage tritt, durchaus nicht gen\u00fcgt um den Ausfall zu decken, welcher w\u00e4hrend und unmittelbar nach der Reizung entstanden war.\nDie Erscheinungen , welche nach der zweiten beim Schlag 31 eintreffenden Reizung eintreten , zeigen wiederum einen um mehr als die H\u00e4lfte verminderten Werth der mittleren Arbeit, aber sie lassen das Ansteigen der Letzteren vermissen nachdem die Periode der Nachwirkung erloschen ist.\nMit diesem ausf\u00fchrlich dargelegten Befund stimmen nun zahlreiche Beobachtungen \u00fcberein, die ich an verschiedenen Herzen im Verlauf von drei Sommermonaten ausgef\u00fchrt habe. Zuweilen findet sich, nachdem die herabsetzende Wirkung der Vagusreizung erloschen, eine kurze Periode mit kr\u00e4ftigeren Herzschl\u00e4gen. H\u00e4ufiger noch fehlt diese Erscheinung, aber auch da wo sie auftrat gen\u00fcgte der Ueberschuss, den das Herz an Arbeit gab, niemals auch nur ann\u00e4hernd um den Verlust w\u00e4hrend der vorausgegangenen Erregungsperiode zu decken.\nObwohl die Erscheinung, dass sich zu einer gewissen Zeit nach beendigter Vagusreizung die Arbeit des einzelnen Schlages \u00fcber das Maass erh\u00f6ht, welches vor der Reizung bestanden hat, ernstlicher Weise wohl nicht dazu benutzt werden kann, um die Annahme zu stutzen, dass die geringere Summe von Reizen,","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nDr. J. Coats,\n[372\nwelche w\u00e4hrend der Vaguserregung ausgegeben werden, sich ausgleiche durch das gr\u00f6ssere Maass der sp\u00e4ter ausgegebenen, so verdient die genannte Thatsache doch die volle Beachtung. Irre ich nicht, so reiht sich dieselbe an die Beobachtungen an, welche Gzermak und v. Piotrowslcy!) am ausgeschnittenen Herzen vom Kaninchen gewonnen haben. An einer sehr umf\u00e4nglichen Versuchsreihe gelangten sie zu Mittelwerlhen, welche deutlich darauf hinweisen dass die Zahl der Schl\u00e4ge, welche das ausgeschnittene Herz des Thieres bis zum vollen Absterben ausf\u00fchrte, am gr\u00f6ssten war, wenn die n. vagi unmittelbar vor dem Tod des Thiers gereizt waren, kleiner, wenn die genannten Nerven des Thieres nicht gereizt gewesen, und am kleinsten, wenn die n.vagi schon vor dem Tode des Thieres durchschnitten waren. Die Aehn-lichkeil dessen, was ich am Froschherzen beobachtet habe mit den eben wiedergegebenen Thatsachen scheint mir einleuchtend und die Erkl\u00e4rung f\u00fcr dieselben glaube ich suchen zu m\u00fcssen in der Erholung, welche die Nerven und Muskeln des Herzens w\u00e4hrend der absoluten und relativen Ruhe gewonnen haben, die durch den erregten n. vagus eingeleitet wurde. Jedenfalls gen\u00fcgt diese Annahme, um es begreiflich zu machen dass das Herz auch ohne eine Aenderung in den Reizen w\u00e4hrend einer kurzen Zeit nach dem Ablauf der Vaguserregung st\u00e4rkere Schl\u00e4ge auszuf\u00fchren vermochte.\nDieser Versuch, die Thatsachen zu deuten, reicht jedoch nicht vollst\u00e4ndig aus, um den ganzen Kreis der secund\u00e4ren Vaguswirkung zu erkl\u00e4ren. In dem Tab. I vorgelegten Vorgang werden die einzelnen Schl\u00e4ge nicht allein kr\u00e4ftiger, sondern sie folgen einander auch seltner, und was hier vorkommt, findet sich auch \u00f6fter in andern \u00e4hnlichen F\u00e4llen. Der Einfluss, der sich schon hierdurch auf die Ausl\u00f6sung der Reize darstellt, wird aber unter bestimmten Umst\u00e4nden noch viel augenf\u00e4lliger. \u2014 Es giebt, wie bekannt, Zust\u00e4nde des Herzens, in welchen nicht alle Schl\u00e4ge von gleicher Dauer oder gleicher Kraft sind, namentlich aber kommt es \u00f6fter vor, dass diese Unregelm\u00e4ssigkeiten periodisch wiederkehren, so z. B. dass abwechselnd ein kurzer und schwacher Schlag und ein l\u00e4ngerer und kr\u00e4ftigerer auftrilt. Wenn an einem Herzen, das diese Art des Schlagens inneh\u00e4lt, durch eine Reizung des n. vagus eine l\u00e4ngere Pause\n1} Wiener Sitzungsberichte 25. Bd. S. 431.","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"373]\nArbeit des Herzens.\n189\neingeleilet wird, so kehren, wie ich drei Mal gesehn, die Schl\u00e4ge nach der Pause als durchaus regelm\u00e4ssige zur\u00fcck, dieses jedoch nur f\u00fcr kurze Zeit; denn schon nach wenigen Schl\u00e4gen, welche einander gleich waren, stellt sich das Alterniren von einem kleinen und einem grossen wieder ein. Diese Thatsachen weisen darauf hin, dass die Nachwirkung der Vaguserregung sich auch in dem Vorgang auspr\u00e4ge, welcher bei der Entstehung defr Herzreizung betheiligt ist. Hierbei bleibt es jedoch unentschieden, ob die Ruhe f\u00fcr sich allein wirksam vyar oder ob man dem n. vagus einen unmittelbareren Antheii zuzuschreiben hat.\nDie Zahlen 11 bis 17 und 32 bis 47 in der Tabelle p. 370 zeigen aber noch eine andere, soweit mir bekannt bisher nicht beachtete Erscheinung. Diese besteht wie man sieht darin, dass das Herz w\u00e4hrend der vorhandenen Vaguserregung nicht blos seltener sondern auch schw\u00e4cher schl\u00e4gt.\nAehnliches wie in dem vorliegenden Beispiel findet sich nun allerdings nicht immer, aber doch sehr h\u00e4ufig. Um nach dieser Richtung hin einen Ueberblick Uber das Ergebniss meiner Beobachtungen zu gewinnen, leite ich die nachstehenden Wirkungsformen aus ihnen ab:","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nDr. J. Coats, Arbeit des Herzens.\n[374\na.\tIn Folge der Reizung verl\u00e4ngert sich die Pause ; w\u00e4hrend derselben sinkt der Quecksilberstand tiefer als er in der vorhergehenden k\u00fcrzeren Diastole herabgestiegen war; kehrt der Schlag wieder, so erhebt sich das Quecksilber zu Ende der Systole genau auf den Stand, den es vor der Reizung erreicht hatte, und es folgen nun mit dem Unterschiede, dass noch einige Pausen l\u00e4nger als vorher sind, Schl\u00e4ge von genau derselben Art wie sie vor der Reizung waren. Eine Anschauung von diesem Vorkommen gew\u00e4hrt die in Holzschn. 2 gegebene Abbildung, welche wie die fr\u00fchere von der durch das Herz selbst gelieferten Curve abgepausst ist. In diesen unter meinen Beobachtungen seltenem F\u00e4llen l\u00e4sst sich also mindestens w\u00e4hrend der Erregung des n. vagus keine Verminderung der Reize nachweisen, welche den Herzschlag ausl\u00f6sen. Eher w\u00e4re an das Gegentheil zu denken ; doch l\u00e4sst sich auch hier\u00fcber keine Gewissheit erhalten.\nb.\tEine zweite viel h\u00e4ufigere Erscheinung bietet sich \u00e4hnlich dem in Fig. 3 vorgelegten Falle. Mit dem Eintritt der ersten l\u00e4ngern Pause sinkt die Spannung des ruhenden Herzens ab und es erhebt sich der n\u00e4chste Schlag nicht mehr so hoch wie der vorhergehende, wobei die Excursion gleich gross bleiben oder auch kleiner ausfallen kann. Wird dann in Folge der dauernden Reizung die Pause noch l\u00e4nger, so sinkt das Quecksilber dem Nullpunkt bis zum Erreichen desselben n\u00e4her, und wenn jetzt ein Schlag erscheint, so ist sein Hub ein sehr viel schw\u00e4cherer. Werden von da ab die Schl\u00e4ge wieder h\u00e4ufiger, so hebt sich sowohl die Excursion als auch der Druck in der Herzruhe und es n\u00e4hert sich mit jedem folgenden Schlage die Excursion und der ruhende Druck den vor der Reizung vorhandenen, bis beide erreicht sind oder vor\u00fcbergehend um ein Kleines \u00fcberschritten werden.","page":190},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nDr. J. Coats, Arbeit des Herzens.\n[376\n\u25a0 c. Nicht selten ereignet es sich auch, dass die erste Wirkung, welche die Vagusreizung hervorbringt, in einer Erniedrigung der Excursion besteht. Beispiele geben Fig. 4 u. 5. Bei dem verticalen Strich fiel die Beizung, eine schwache Tetani-sirung, ein. Die untere Horizontallinie giebt die Gleichgewichtslage des Quecksilbers. Der obere horizontale Strich ist gezogen um die H\u00f6hen des Quecksilberstandes w\u00e4hrend der Systole besser vergleichen zu k\u00f6nnen. In solchen F\u00e4llen erhebt sich w\u00e4hrend der ersten Systole nach wirksam gewordener Vaguserregung das Quecksilber weniger als es vorher geschah, trotzdem dass die vorhergehende Pause nicht l\u00e4nger und der Stand des Quecksilbers in der Herzruhe nicht niedriger war. ln Folge dieses niedrigem Schlags und seiner meist l\u00e4ngeren Pause wird nun der Stand der Buhespannung am Ende der Diastole ein geringerer und dann der darauffolgende Schlag noch weniger kr\u00e4ftig. So wie das Absinken bei steigender, so erfolgt auch wieder das Anwachsen bei verschwindender Erregung des n. vagus, und hier kommt es ebenfalls \u00f6fter vor, dass die Ruhespannung nicht abweicht von der vor aller Erregung vorhanden gewesenen , w\u00e4hrend doch die Hubh\u00f6he der Systole eine geringere als vorher ist.","page":192},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"379]\nArbeit des Herzens.\n195\nTabelle II.\nNo.\tSchlaiizeil in\tDruck der\tHubh\u00f6he\tQuadrat des\n\tSecunden\tHerz ruhe\t\tHubes\n1 2\t1.6\t4.7\t23.0\t529\n3\t1.4\t4.5\t22.8\t519\n4\t1.5\t4.7\t\u00bb\t519\n5\t1.3\t4.7\t22.7\t515\n6\t1.4\t4.5\t22.5\t506\n7\t+ 1.4\t4.7\t22.3\t497\n8\t1.7\t4.7\t21 3\t453\n9\to 12.0\t2.8\t17.3\t299\n10\t2.0\t0.0\t4.9\t24\n11\t1.8\t1.6\t5.7\t32\n12\t1.5\t1.9\t6.5\t42\n13\t1.7\t2.3\t8.5\t72\n14\t1.9\t3.0\t10.5\t110\n1S\t1.8\t3.2\t12.8\t163\n16\t1.7\t3.4\t15.2\t231\n17\t1.6\t3.4\t17.1\t292\n18\t1.6\t3.6\t19.4\t376\n19\t1.6\t3.8\t21.0\t441\n20\t1.6\t3.8\t22.0\t484\n21\t1.7\t4.0\t23.0\t529\n22\t1.7\t4.2\t23.0\t529\n23\t1.7\t4.6\t23.0\t529\n24\t1.7\t4.6\t23.0\t529\n25\t1.7\t4.8\t22 7\t515\n26\t1.5\t4.8\t22.8\t519\n27\t1.6\t5.1\t22.0\t484\n28\tf 1.6\t5.1\t21.4\t457\n29\to 9.4\t5.1\t19 0\t361\n30\t1.8\t0.0\t4.2\t17\n31\t1.7\t1.2\t5.7\t32\n32\t1.6\t1.9\t7.6\t57\n33\t1.7\t2.5\t9.5\t90\n34\t1.8\t2.5 '\t12.4\t153\n35\t1.8\t2.3\t15.2\t231\n36\t1.8\t2.3\t17.1\t292\n37\t1.8\t2.7\t19.0\t361\n38\t1.5\t2.8\t20.0\t400\n39\t1.6\t2.8\t21.0\t441\n40\t1.8\t3.0\t21.0\t441\n41\t1.7\t3.2\t21.2\t449\n42\t1.6\t3.8\t21.0\t441\n43\t1.7\t4.0\t21.0\t441\n44\t1.7\t4.0\t21.0\t441\n45\t1.5\t4.0\t21.0\t441\n13*","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nDr. J. Coats\n[380\nTabelle III.\nNo.\tSchlagdauer in Secunden\tSpannung des ruhenden Herzens\tHubh\u00f6he\tQuadrat des Hubes\n1\t2.4\t1.9\t35.8\t1281\n2\t1,6\t2.3\t36.0\t1296\n3\t1.3\t9.9\t28.5\t812\n4\t1 5\t9.1\t25.3\t640\nS\t1.3\t8.7\t26.6\t707\n6\t1.2\t8.5\t26.6\t707\n7\t1.3\t8.7\t26.6\t707\n8\t1.6\t8.2\t26.6\t707\n9\t1.3\t8.5\t26.4\t696\n10\t1.2\t8.4\t26.0\t676\n11\t\\ .4 *J*\t8.5\t25.4\t645\n12\t11.7o\t8 0\t22.4\t501\n13\t2.0\t1.6\t8 2\t67\n14\t1.4\t1.8\t22.8\t519\n15\t1.6\t7.6\t20.6\t424\n16\t1.5\t8.0\t22.4\t501\n17\t1.5\t8.2\t24.7\t610\n18\t1.6\t9.3\t26.3\t691\n19\t1.5\t9.1\t27.0\t729\n20\t1.5\t9.0\t28.2\t795\n21\t1.6\t8 8\t28.5\t812\n22\t1.5\t9.0\t28.5\t812\n23\t1.5\t9.1\t28.5\t812\n24\t1.5\t9.5\t28.7\t823\n25\t1.5\t9.5\t28.2\t795\n26\t1.5 +\t9.5\t28.5\t812\n27\t12.4 o\t9.5\t24.2\t585\n28\t1.8\t1.4\t17.3\t299\n29\t1.6\t6.7\t19.0\t361\n30\t1.5\t7.6\t\u2022\t22.3\t497\n31\t1.5\t8.0\t24.7\t610\n32\t1.6\t8.6\t26.6\t707\n33\t1.5\t8.6\t28.5\t812\n34\t1.6\t9 5\t29.5\t870\n35\t1.5\t?\t?\t?\n36\t1.6\t8.6 i\t31.6\t998\n37\t1.6\t8.8\t32.0\t1024\n38\t1.5\t9.0\t32.8\t1043\n39\t1.7\t9.5\t32.8\t1075\n40\t1.4\t9.5\t32.3\t1043","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"381]\nArbeit des Herzens.\n197\nTabelle IV.\nNo.\tSchlagzeit in Secunden\tDruck in der Panse.\tHubh\u00f6he\tQuadrat des Hubes\nA 1\t1.5\t11.4\t22.5\t506\n2\t1.4\t\u00bb)\t22.5\t506\n3\t1.4\t\u00bb\t22.5\t506\n4\t1.3\t12.0\t22.8\t519\n5\t1.5\t12.0\t22.8\t519\n6\t1.4\t12.0\t22.8\t519\n7\t1.5\t11.4\t22.8\t519\n8\t1.5 +\t9.5\t22.8\t519\n9\t1.6\t11.4\t23.8\t566\n10\t1.7\t9.5\t19.4\t376\n11\t1.3\t9.9\t16.2\t262\n12\t1.5\t9.9\t16.1\t259\n13\t1.7\t10.1\t16.1\t259\n14\t1.6\t9.5\t16.7\t278\n13\t1.5 o\t9.5\t17.1\t292\n16\t1.7\t9.9\t17.1\t292\n17\t1.6\t10.3\t17.5\t306\n18\t1.6\t11.1\t17.5\t306\n19\t1.4\t11.3\t19.4\t376\n20\t1.6\t11.4\t20.0\t400\n21\t1.6\t11.4\t21.2\t449\n22\t1.4\t11.4\t21.6\t466\n23\t1.4\t11.6\t22.2\t492\n24\t1.7\t11.4\t22.6\t510\n23\t1.5\t11.4\t22.6\t510\n26\t1.4\t11.4\t\u00bb\t510\n27\t1.5\t11.4\t\u00bb\t510\n28\t1 4\t11.4\t22.8\t519\n29\t1.6\t11.4\t))\t519\n30\t1.4\t11.4\t\u00bb\t519\nB 1\t1.7\t7.6\t29.6\t874\n2\t1.9\t\u00bb\t29.6\t874\n3\t1.8\t\u00bb\t29.6\t874\n4\t1 9\t\u00bb\t29.4\t864\n5\t1.8\t\u00bb\t29.4\t864\n6\t1.8 +\t\u00bb\t29.4\t864\n7\t2.4\t\u00bb\t28.1\t789\n8\t2.2\t6.1\t23.2\t538\n9\t2.0\t6.6\t23.6\t556\n10\t2.4 o\t7.0\t25.1\t630\n11\t2.3\t9.0\t25.9\t670\n12\t2.3\t9.2\t27.8\t772\n13\t2.1\t9.3\t29.6\t874\n14\t2.2\t7.6\t30.2\t912\n15\t2.2\t7.6\t30.8\t948\n16\t2.0\t7.6\t31.4\t985\n17\t2.0\t7.6\t30.4\t924\n18\t1.8\t7 8\t30.4\t924\n19\t1 8\t8.2\t30.4\t924\n20\t1.7\t8.6\t29.6\t874","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nDr. .1. Coats\n[382\nTabelle V.\nNo.\tSchlagdauer\tDruck in der\tHubh\u00f6he\n\tin Secunden\tHerzpause\t\n1\t1.0\t5.7\t27.0\n2\t1.3\t\u00bb\t\u00bb\n3\t1.3\t))\t)>\n4\t1.4\t\u00bb\t))\nS\t1.1\t))\t\u00bb\n6\t1.1\t6.1\t))\n7\t1.1 -j-\t5.7\t28.3\n8\t1.1\t6.1\t25.7\n9\t1.1\t5.7\t29.3\n10\t1.3\t5.3\t24.1\n11\t1.2\t5.1\t24.1\n12\t1.5\t5.1\t24.1\n13\t1.3\t4.9\t23.7\n14\t1.3\t4.9\t24.7\n15\t1.0\t4.7\t23.3\n16\t1.3\t4.4\t23.5\n17\t1.4\t4.6\t23.5\n18\t1.6\t4.7\t23.3\n19\t1.4\t4 6\t23.3\n20\t1.3\t4.7\t23.1\n21\t1.9\t4.6\t\u00bb\n22\t1.3\t4.7\t\u00bb)\n23\t1.3\t4.6\t))\n24\t1.3\t3.8\tM\n25\t1.4\t4.2\t23.0\n26\t1.1\t4.6\t\u00bb\n27\t1.4 o\t4,2\t\u00bb\n28\t1.4\t4.2\t\u00bb)\n29\t1.3\t4.0\t\u00bb\n30\t1.3\t4.4\t23.3\n31\t1.3\t5.2\t23.7\n32\t1.3\t))\t25.0\n33\t1.3\t\u00bb\t26.0\n34\t1.3\t\u00bb\t\u00bb\n35\t1.4\t)\u00bb\t\u00bb\n36\t1.1\t\u201d\t26.8\n37\t1.1\t\u00bb\t27.2\n38\t1.4\t\u00bb\t27.2\n39\t1.3\t\u00bb\t27.2\n40\t1.2\t\u00bb\t27.8\n41\t1.4\t\u2022 \u00bb\t27.8\n42\t1.3\t\u00bb\t27.8\n43\t1.3\t\u00bb\t27.8\n44\t1.4 i\t))\t28.1","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"383]\nArbeit des Herzens.\n199\nZu den beiden Zahlenbeispielen II u. III ist Folgendes zu bemerken. Sie sind demselben Herzen entnommen. Beide unterscheiden sich dadurch von einander, dass die urspr\u00fcngliche F\u00fcllung eine verschiedene war; aus dem in den Pausen vorhandenen Druck ist zu erkennen , dass die F\u00fcllung in II geringer war als in dem sp\u00e4ter entnommenen III. Dieser Unterschied dr\u00fcckt sich denn auch in den Excursionen aus, welche in II kleiner als in III sind. \u2014 In beiden Reihen ist zu beachten (siehe II 7 u. 8, 28 u. 29 und in III 11 u. 27), dass als die erste Folge der eingeleiteten Reizung, also noch vor der Verl\u00e4ngerung der Pause und dem Herabgehn des Drucks in der Herzruhe die Excursionen kleiner werden. \u2014 Ausserdem findet sich durchweg, wenn auch in ungleichem Maasse, das allm\u00e4hlige Ansteigen der Excursion und des Drucks der Herzruhe nach der langen Pause, siehe II von 10 bis 20 und ferner vom 30. zu dem 45. Schlag und in III vom 13. zum 17. und vom 26. zum 31. Schlag. \u2014 ln III kommt auch ohne Zuthun einer electrischen Vagusreizung 1. u. 2. die Erscheinung vor, dass nach l\u00e4ngerer Pause mit tiefem Sinken der Spannung in der Herzruhe ein Schlag mit gr\u00f6sserer Excursion als sp\u00e4ter erscheint, wo die Pause k\u00fcrzer und der Druck w\u00e4hrend der Herzruhe h\u00f6her geworden war.\nDie* Tabelle IV namentlich aber V enth\u00e4lt genauere Angaben Uber die Erscheinung, welche oben unter d aufgef\u00fchrt und durch die Holzschnitte 6 u. 7 versinnlicht ist ; siehe von Schlag 7 bis zu 36.\nDie vorstehenden Mittheilungen d\u00fcrften keinen Zweifel dar\u00fcber lassen, dass der erregte n. vagus die Arbeit des Herzens nicht bloss dadurch herabsetzt, dass er die Schl\u00e4ge seltener erscheinen l\u00e4sst, sondern auch dadurch, dass er die St\u00e4rke des einzelnen Schlages vermindert. Aus der besonderen Art, unter der dieses Auftreten stattfindet, geht auch mit Sicherheit hervor, dass die Ursache f\u00fcr die Minderung der Herzarbeit in einer Herabsetzung der inneren Herzreize zu suchen sei. Denn welchen andern Erkl\u00e4rungsgrund f\u00fcr den Unterschied in der Arbeit","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nDr. J. Coats.\n[384\nzweier Schl\u00e4ge k\u00f6nnte man vorf\u00fchren, wenn beide bei gleicher Reizbarkeit des Herzens von gleicher F\u00fcllung und gleichem H\u00e4rtegrad des Herzens ausgegangen sind.\nObwohl nun allerdings die letzteren F\u00e4lle die einzigen sind, aus denen mit Sicherheit auf eine Abstumpfung der inneren Herzreize durch den n. vagus geschlossen werden kann, so begr\u00fcnden zahlreiche andere mindestens eine grosse Wahrscheinlichkeit f\u00fcr das genannte Verhalten unseres Nerven. Hierher geh\u00f6ren F\u00e4lle wie diejenigen, von denen in Tabelle V und Fig. 7 ein Beispiel vorgelegt ist, denn in diesen kann das Sinken der Spannung des ruhenden Herzens, welches w\u00e4hrend der dauernden Vagusreizung einlritt, nur geschoben werden auf die schw\u00e4cheren Excursionen die die Herzschl\u00e4ge ausf\u00fchrten, keineswegs aber w\u00fcrde ohne Weiteres der umgekehrte Zusammenhang zu statuiren sein. Nicht minder wahrscheinlich ist es auch, dass die in Tabelle II und III bez. in Fig. 3 vorgef\u00fchrten Typen, in welchen nach einer l\u00e4ngeren Pause die Schl\u00e4ge mit geringerer Kraft beginnen, von schw\u00e4cheren Reizen angeregt waren. Wollte man die niedrigen Excursionen, die nach der l\u00e4ngeren Pause auftreten, aus einer verminderten Spannung des Herzens in der Ruhe ableiten, so w\u00fcrde das auffallende Vorkommen unerkl\u00e4rt bleiben, welches sich bei einer Vergleichung gewisser Zahlen in Tabelle II und III her\u00e4usstellt. Die Zahlen beider Tabellen sind von demselben Herzen geliefert worden, und die Vorrichtungen der Versuche unterschieden sich in beiden Beobachtungsreihen nur dadurch, dass in II die urspr\u00fcngliche F\u00fcllung geringer war als in III; in Folge hiervon war die Excursion des normal schlagenden Herzens in III um einige Millimeter h\u00f6her als in II; als aber in III der n. vagus gereizt und hierdurch eine l\u00e4ngere Pause erzielt wurde, sank auch in III die Spannung der Ruhe auf Werthe herab, wie sie in II vorkamen. Man h\u00e4tte jetzt erwarten sollen, dass auch die Excursionen auf die normalen von II herabgegangen w\u00e4ren, vorausgesetzt, dass der innere Herzreiz nicht herabgesetzt worden w\u00e4re. Aus einer Betrachtung der Schl\u00e4ge 15, 16, 29 und 30 ergiebt sich nun aber, dass jetzt die Excursionen noch kleiner als die normalen von II sind, trotzdem dass die Spannung in der Ruhe eine gr\u00f6ssere war, als sie jemals in II vorkommt. Daraus scheint denn doch hervorzugehen, dass die Ursache der verminderten Excursionen in einem geringeren Reize, nicht aber in der ver-","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"385]\nArbeit des Herzens.\n201\nminderten Spannung zu suchen sei. \u2014 Der Grund des verminderten Reizes kann beim Froschherzen, dessen Kammer keine Blutgef\u00e4sse besitzt, auch nicht abgeleitet werden aus einer St\u00f6rung der Ern\u00e4hrung, so dass nach alledem nichts \u00fcbrig bleibt, als eine unmittelbare Wirkung des n. vagus. Da nun auch die Verl\u00e4ngerung der Pausen die Reizung des n. vagus \u00fcberdauert, so verst\u00f6sst es nicht gegen die Analogie anzunehmen, dass auch die Wirkung, welche der n vagus auf die Schlagkraft des Herzens besitzt, allm\u00e4hlig verschwinde; hierf\u00fcr treten denn auch ohne Weiteres die Fig. 6 u. 7 ein.\nSchon oben wurde erw\u00e4hnt, dass die Wirkung, welche der n. vagus auf die Kraft der Zusammenziehung \u00fcbt, nicht jedesmal in die Erscheinung trete. Die n\u00e4chste Aufgabe jedes weiteren Versuches w\u00fcrde demnach darin bestehen, zu ermitteln, unter welchen Umst\u00e4nden sie auftritt oder fehlt. Obwohl ich dieser Frage nachgegangen bin, so habe ich doch zu keiner L\u00f6sung derselben gelangen k\u00f6nnen, denn man wird es nicht f\u00fcr eine solche halten, wenn ich hervorhebe, dass die Individualit\u00e4t des Herzens hierbei eine wesentliche Rolle spielt; soviel steht n\u00e4mlich fest, dass die den Reiz vermindernde Wirkung des n. vagus bei dem einen Herzen h\u00e4ufiger und st\u00e4rker als bei dem andern auftritt. \u2014 Aus meinen Beobachtungen scheint ausserdem hervorzugehen, dass tetanische Reizungen sie leichter erzeugen, als ein einzelner Inductionsschlag, doch fehlt sie auch nach diesem nicht. Oefter ist es auch vorgekommen, dass in Folge der ersten Reizungen keine Verminderung der Excursionen , sondern nur eine Verl\u00e4ngerung der Pausen eintrat, w\u00e4hrend sie bei den sp\u00e4teren Erregungen desselben Nerven zum Vorschein kam. Hiernach k\u00f6nnte unsere Erscheinung mit der Erm\u00fcdung sei es des Nerven oder der reizenden Werkzeuge des Herzens in Verbindung gebracht werden.\nEin Herz, das von einer Vaguspause befallen ist, kann bekanntlich zu einem Vollkommen normal ablaufenden Schlage geweckt werden, wenn ein beschr\u00e4nkter Theil seiner Oberfl\u00e4che auch nur ber\u00fchrt wird ; diese totale, vom Vorhof zur Kammer fortschreitende Bewegung, welche von einem engumgrenzten Reize ausgel\u00f6st war, hat man, so lange sie bekannt ist, als eine reflectorisch bedingte angesehn. \u2014 Unter dieser Voraussetzung w\u00fcrde es bemerkenswerth sein, wenn die Vagus-","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"Dr. J. Coats,\n[386\n303\nreizung gar keinen Einfluss auf die Art ihres Erscheinens \u00fcbte. Ich war gerade im Begriff- mir hier\u00fcber Aufschluss zu verschaffen, als mich unvorhergesehene Umst\u00e4nde nach Hause riefen; aus diesem Grunde kann ich nur die Beobachtungen vorlegen, welche an einem Herzen gewonnen sind; die Absicht, die ich hiermit verbinde, kann nur die sein, den Gegenstand weiterer Aufmerksamkeit zu empfehlen.\nDer Versuchsplan bestand darin, das Herz bei bestehender oder abwesender Vagusreizung in einer beschr\u00e4nkten Stelle mit sehr ann\u00e4hernd gleichen Reizen zu treffen und die Arbeit der beiden unter verschiedenen Bedingungen entstandenen Schl\u00e4ge zu vergleichen. Ich verkenne die grossen Schwierigkeiten nicht, welche sich der Ausf\u00fchrung meines Vorhabens entgegenstellen, und ich weiss dass die Anordnung meines Versuchs nicht fehlerfrei ist, dennoch scheint mir das gewonnene Resultat wegen seiner Deutlichkeit der Mittheilung werth. \u2014 Als Reizmittel benutzte ich einen Inductionsschlag, der. dem durch das Serum weit ausgedehnten Ventrikel aus nahe zusammenstehenden Electroden zugef\u00fchrt wurde. Der Schlag traf das Herz einerseits in verschiedenen Perioden der Vagusreizung (beginnender, voll ausgebildeter und verschwindender) und anderseits auch das nicht vom n. vngus angeregte Herz ; hierbei fand sich nun, dass allerdings die Erregung des n. vagus von einem Einfluss auf die Gr\u00f6sse der Excursion, beziehungsweise auf das Maximum der vom Herzen erreichbaren Zusammenziehung war. Die Gr\u00f6sse derselben war n\u00e4mlich so beschaffen, wie man sie unter den gegebenen Umst\u00e4nden auch ohne Hinzutreten eines \u00e4ussern Reizes h\u00e4tte erwarten sollen ; bei wachsender Vaguserregung, die sich durch die lange Pause ausdr\u00fcckte, erzielte die Erregung einen niedrigen Hub, bei wieder verschwindender dagegen einen betr\u00e4chtlicheren ; war durch eine sehr starke Vaguserregung eine sehr anhaltende Pause hervorgerufen, und wurde in derselben mehrmals hintereinander und zwar in secundenlangen Abst\u00e4nden das Herz gereizt, so waren alle Schl\u00e4ge gleich hoch, dabei aber so niedrig, wie sie beim Wiederbeginn nach einer langen Pause zu sein pflegen, mit einem Worte, die Reihe der Herzschl\u00e4ge machte r\u00fccksichtlich ihrer Gr\u00f6sse den Eindruck, als ob diese letztere vielmehr von dem Zustande abh\u00e4ngig sei, in welchem sie durch den n. vagus versetzt worden , als von dem Reize, der sie getroffen hatte.","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"Arbeit des Herzens.\n203\nDie Figuren 8 u. !), welche, durch den Storchschnabel verkleinert, zwei Curvenst\u00fccke des Versuchs wiedergeben, sollen den Inhalt der ebengegebenen Mittheilung versinnlichen. \u2014 ln beiden F\u00e4llen fand eine tetani-sche Reizung des n. vagus statt, in Fig. 8 eine k\u00fcrzere, in Fig. 9 eine l\u00e4ngere. W\u00e4hrend der Zeit, in welcher die Curven aufgeschrieben wurden, ward die \u00e4ussere Herzfl\u00e4che wiederholt gereizt; die Zeitpunkte, an denen dieses geschah, sind durch je einen senkrechten Strich bezeichnet; die horizontalen Striche haben die schon fr\u00fcher erkl\u00e4rte Bedeutung.\nIn Fig. 8 beginnt die Vagusreizung mit dem Anfang der Curve; sie endet in einer nicht genau bekannten Zeit etwa in der Mitte derselben. \u2014 Die Reizung der Herzfl\u00e4che ruft jedesmal eine Zusammenziehung des Herzens hervor; der maximale Hub, zu welchem das Quecksilber gebracht wird, ist in der H\u00f6he der Vagusreizung am geringsten ; von da ab nimmt er nach beiden Seiten zu. \u2014 Als die Vaguserregung verschwunden brachte der Reiz (4) eine das gew\u00f6hnliche Maass der Zusam-mcnzichung noch \u00fcbersteigende Zuckung hervor.\nIn Fig. 9 beginnt die Vagusreizung kurz nach dem Anfang der Curve; sie schliesst etwas","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nDr. J. Coats,\n[388\n\u00fcber der Mitte derselben, in Folge der langen Reizung verbleibt eine sehr andauernde Nachwirkung. \u2014 Diese Curve giebt in Folge der Reizung der \u00e4usseren Herzfl\u00e4che dasselbe Rild wie die fr\u00fchere ; sie verdient insofern besondere Reachtung, als sie nachweist, dass nicht bloss der maximale Hub sondern auch die Excursion der Zuckung niedriger war, die w\u00e4hrend der Vaguserregung durch einen \u00e4usseren Reiz veranlasst wird, selbst wenn sie von der n\u00e4mlichen Ruhespannung ausgeht wie die normalen vor der Vaguserregung (Reiz 4).\nSind die Zuckungen reflectorisch, und setzt der n. vagus die F\u00e4higkeit des Herzens innere Reize zu entwickeln herab , so ist die vorliegende Erscheinungsreihe eine selbstverst\u00e4ndliche.\nAus mehrfachen Gr\u00fcnden schien pair auch die Restimmung der Zeit w\u00fcnschenswerth, welche zwischen dem Eintreffen des electrischen Reizes und dem Erscheinen des Schlages verstrich, um dieses Intervall mit Genauigkeit bestimmen zu k\u00f6nnen benutzte ich als Zeitmaass die Schwingungen einer Stimmgabel von fl. K\u00f6nig, welche 28 ganze Vibrationen in der Secunde aus-f\u00fchrte. Aus der Zusammenstellung der 40 Reizungen , die'ich an dem Herzen ausf\u00fchrte, liess sich eine gewisse Regelm\u00e4ssigkeit nicht verkennen, es zeigte sich n\u00e4mlich, dass 30 Mal, also in 75\u00b0/0 aller F\u00e4lle, der Zeitraum der latenten Reizung zwischen 0.2 und 0.3 Secunde fiel, und dass keinmal der Schlag fr\u00fcher als 0.14 und keinmal sp\u00e4ter als 0.47 Secunde erschien. Dieses Verhalten unterst\u00fctzt die Annahme, dass die unter den vorliegenden Umst\u00e4nden auftretenden Herzbewegungen reflectorisch ausgel\u00f6ste seien. Nur hierdurch d\u00fcrfte der selbst in seinen minimalen Werthen lange Zeitraum verst\u00e4ndlich s\u00e8in, welcher zwischen Zuckung und Reizung verfliesst, und durch die Annahme eines Reflexes d\u00fcrften die bedeutenden Abweichungen erkl\u00e4rbar sein, welche dieZeitr\u00e4ume bei verschiedenen Reizen darbieten. Das Auftreten spontaner Reize, die sich mit den \u00e4usseren kreuzen k\u00f6nnen, sind bei Erkl\u00e4rungsversuchen zwar ebenfalls im Auge zu behalten, aber mit Hilfe derselben l\u00e4sst sich, wie mir scheint, doch nur die Abk\u00fcrzung nicht aber die Verl\u00e4ngerung der latenten Reizungszeit erkl\u00e4ren. \u2014 Ausdr\u00fccklich muss ich noch hinzuf\u00fcgen, dass meine wenigen Beobachtungen keine Veranlassung zu der Annahme geben, der n. vagus verhalte sich \u00e4hnlich zu den Zeiten der latenten Reizung , wie wir dieses seit T\u00fcrk und Setschenow von gewissen","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"389]\nArbeit des Herzens.\n205\nHirntheilen f\u00fcr die vom R\u00fcckenmark ausgel\u00f6sten Reflexe wissen. Damit soll selbstverst\u00e4ndlich nicht gesagt sein, dass nicht sorgf\u00e4ltiger durchgebildete Versuche eine Analogie zwischen den Reflexen am R\u00fcckenmark und am Herzen herstellen k\u00f6nnten.\nDa die Anordnung aller meiner Versuche Zeitbestimmungen mit sich brachte, so Hessen sich ungesucht auch Erfahrungen \u00fcber die latente Reizung des n. vagus sammeln. Zur Feststellung dieses Zeitwerthes habe ich ausserdem eine besondere Versuchsreihe ausgef\u00fchrt.\nDa die Wirkung des n. vagus nur erkannt werden kann aus der Ver\u00e4nderung, welche sie an dem Herzschlag hervorbringt, so wird es nur dann m\u00f6glich sein Uber ihre Dauer eine genauere Aussage zu machen, wenn es gelingt, den Versuch der Art einzurichten, dass der erste Schlag, welcher nach der Reizung folgt, entweder schon hinausgeschoben oder an St\u00e4rke vermindert ist. Geschieht dieses nicht, verl\u00e4uft der Schlag w\u00e4hrend dessen die Reizung stattfand normal zu Ende und erhebt sich der folgende zu der H\u00f6he, welche vor der Reizung bestand, so wird die Bestimmung um nahezu den Zeitwerth eines ganzen Herzschlags unsicher ; denn wenn, was nun der g\u00fcnstigste Fall, der auf die Reizung folgende Schlag eine l\u00e4ngere Pause nach sich zieht, so ist es ganz willk\u00fcrlich anzunehmen , dass die Reizung des n. vagus erst dann in Wirksamkeit getreten sei, nachdem die Pause diejenige Zeitdauer erreicht hat, welche ihr voraussichtlich zukommen w\u00fcrde, wenn \u00fcberhaupt keine Erregung des n. vagus stattgefunden h\u00e4tte. In der That giebt es kein Mittel, wodurch wir feststellen k\u00f6nnten, ob nicht der Vagusreiz schon in Wirksamkeit getreten ist unmittelbar nachdem der innere Herzreiz ausgel\u00f6st worden. Denn die Erscheinung, dass die Pause des betreffenden Schlags verl\u00e4ngert ist, beweist uns \u00fcberhaupt nur, dass er in einer Zeit, welche kleiner als der zeitliche Ablauf eines normalen Herzschlages ist, eingetreten sei. Ausgehend von dieser Betrachtung, welche schon Donders seinen Bestimmungen zu Grunde gelegt hat, schien mir das Herz des Frosches vorzugsweise geeignet, um die Frage nach der Dauer der latenten Vagusreizung ins Klare zu bringen, und zwar darum, weil bei der gew\u00f6hnlichen Temperatur die Zeit, welche ein ganzer Herzschlag ausf\u00fcllt, 1.3 bis","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nDr. J. Coats\n[390\n1.6 Secunde zu dauern pflegt. Diese Periode w\u00fcrde nach den Erfahrungen von Donders, Prahl und Czermak hinreichend lang sein, um die Wirkung des n. vngus zur Entfaltung zu bringen, bevor der n\u00e4chste auf ihren Eintritt noch unmittelbar nachfolgende Herzschlag ausgel\u00f6st ist.\nDie Versuche, welche ich vorzugsweise zur Feststellung der latenten Reizung unternahm, habe ich ganz auf dieselbe Weise wie es Donders gethan in das Werk gesetzt. Als Reiz benutzte ich den Oeflhungs- oder den Schliessungsschlag eines grossen Inductors von Siemens und Halske. Dieser Apparat ward durch mehrere (2\u20143) Grovische Elemente gespeist; um die St\u00e4rke des Entladungsschlages abstufen zu k\u00f6nnen, schaltete ich zu der prim\u00e4ren Spirale eine Nebenschliessung ein und setzte in den Zweig, der durch die prim\u00e4re Spirale des Inductors ging, eine Tangenten-Roussole. Allzu heftig darf man die Inductionsschl\u00e4ge nicht nehmen, weil sonst ein Uebertreten derselben auf das Herz nicht zu vermeiden ist, wie dieses ein strompr\u00fcfender auf das Herz gelegter Froschschenkel nachweist. Zur Markirung der Zeit diente die schon erw\u00e4hnte Stimmgabel.\nRei der Anwendung dieser Einrichtung ist es mir nun auch sehr h\u00e4ufig gelungen, die Wirkung des Vagusreizes schon an dem n\u00e4chsten auf ihn folgenden Schlage sichtbar zu machen, entweder dadurch, dass der n\u00e4chstfolgende Schlag sp\u00e4ter auf den vorhergehenden erschien , als dieses ohne Vagusreizung an dem gebrauchten Herzen vorher und nachher gesehah, oder auch dadurch, dass der n\u00e4chste Schlag eine geringere Excursion als die vorhergehenden und nachfolgenden darbot. Als k\u00fcrzesten Grenzfall der von mir beobachteten Zeiten stellte sich nun der folgende heraus: Die mittlere Schlagdauer betrug in der gewonnenen Curve 1.47 Secunde (von Reginn einer Systole bis zum Reginn der n\u00e4chsten gerechnet). Auf einen solcher Schl\u00e4ge traf die Reizung ein, nachdem 1.33 Secunde seit seinem Reginn verflossen war, nachdem also in runder Zahl 0.9 Theile der ganzen Schlagzeit abgelaufen ; in Folge dieses Reizes verl\u00e4ngerte sich der Schlag auf 1.53 Secunde und der darauffolgende erhob sich um 1.5 Millimeter weniger hoch als die vorhergehenden und folgenden. Aus dieser Reobachtung wird also zu schliessen sein, dass die Zeit der latenten Reizung nicht l\u00e4nger als 0.14 Secunde betragen habe, eine Zeit die sehr nahe mit der von Donders am Kaninchen zu 0.16 Secunde gefundenen \u00fcberein-","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"Arbeit des Herzens.\n207\n391]\nstimipt. An diesen gl\u00fccklichsten Fall reihen sich andere an, welche nahezu denselben Werth angeben.\nDamit scheint mir nun allerdings der Beweis geliefert, dass es Umst\u00e4nde giebt, unter welchen sich in einer Zeit, die nicht l\u00e4nger als O.H Secunde dauert, der Reiz des n. vagus wirksam zeigen k\u00f6nne, aber es ist damit noch nicht erwiesen, dass der Reiz jedesmal in dieser Zeit seine Wirksamkeit entfallet habe. Meine Versuchsreihen weisen n\u00e4mlich auch andere zahlreiche Reispiele auf, wo der Reiz viel fr\u00fcher als die angegebene Zeit vor dem n\u00e4chsten Schlage erschien, ohne dass dieser sp\u00e4ter aufgetreten w\u00e4re oder eine geringere Excursion des Quecksilbers veranlasst h\u00e4tte, F\u00e4lle, in welchen entweder erst die n\u00e4chste Pause verl\u00e4ngert oder die zweitn\u00e4chste Excursion vermindert wurde. Hier konnte also die Zeit der latenten Reizung nicht weniger als eine Secunde betragen haben.\nAuf Grund dieser Erfahrungen schliesse ich, dass die Zeitdauer der latenten Reizung eine von mehrfachen Bedingungen abh\u00e4ngige sei, deren gesetzliches Verhalten noch aufzudecken ist.","page":207},{"file":"z0001s0001.txt","language":"de","ocr_de":"Jlt'i \u00efch\u00f9\u2019d.KS'.\u00fbes.d. Wmaihflhys CI, 1869. Zu Dr\u2018 Coats. Abhandlung.\nLitLAnstv J. \u00f6. Bach, Leipzig.","page":0}],"identifier":"lit1364","issued":"1869","language":"de","pages":"176-207","startpages":"176","title":"Wie \u00e4ndern sich durch Erregung des n. vagus die Arbeit und die inneren Reize des Herzens","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:11:16.205996+00:00"}