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{"created":"2022-01-31T13:00:21.711003+00:00","id":"lit1367","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Bernstein, Nathan O.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 35-40","fulltext":[{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"Der Austausch an (iasen zwischen arteriellem und ven\u00f6sem Blute.\nVon\nDr. N. O. Bernstein.\nMil I Stcindrucktafel.\nBis diiliin liiil man, so weil mir bekannt, keinen Versuch angeslellt, welcher auch nur ann\u00e4hernd die Bedingungen nach-ahml, unter denen in der Placenta die Diffusion der Gase des Blutes vor sich gehl. Die Ausf\u00fcllung dieser L\u00fccke isl offenbar w\u00fcnschenswerlh, namentlich auch darum, weil die Erfahrungen, die wir bei einem solchen Versuche gewinncn; Aufschluss versprechen \u00fcber die relativen Geschwindigkeiten, mit welchen der Sauerstoff und die Kohlens\u00e4ure das Blut verlassen, beziehungsweise zu ihm treten. Aufgefordert und in der Knlwerfung der Methode von Herrn Prof. Ludwig unterst\u00fctzt habe ich einige Versuche unternommen, die ich trotz ihrer Unvollsl\u00e4ndigkeit miltheile, theils der schon jetzt erhaltenen Resultate wegen, theils um die Aufmerksamkeit Anderer dem Gegenst\u00e4nde zuzuwenden. Der Versuch stellte sich die Aufgabe, zwei Blularlen, die wom\u00f6glich nur r\u00fccksiehllich ihres Gasgehaltes von einander unterschieden waren, durch eine d\u00fcnne Membran von einander zu trennen, und durch die Analyse zu bestimmen, wolcho Ver\u00e4nderungen in dem Gasgehalte einer jeden der beiden Blutarten verm\u00f6ge der Diffusion hervorgerufen worden waren. Dieser einfache Gedanke wurde folgendermaas-sen ausgef\u00fchrt:\nUm zwei in allem Uebrigen \u00fcbereinstimmende und nur durch ihren Gasgehalt verschiedenartige Blulsorlen zu gewinnen, fing ich aus der a. carotis eines Hundes arterielles Blut aul,\n3*","page":35},{"file":"p0035s0001table1.txt","language":"de","ocr_de":"/laichte i/.h'..Wc.r.i/M\u2019isx ninth /iIi//,kCI. IHM XiirJhhaitillnntJ n- Dr Bernstein\nUlk AhE'","page":0},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"3 H\nDr. N. 0. Dkiinstrin\n[127\nWiihrend der ganzen Zeit der Diffusion blieben in dem Zimmer auch die Hocipienten liegen, welche mit den urspr\u00fcnglichen der Dillusion nicht ausgesetzten Blutproben gef\u00fcllt waren. Da diese Blutproben als Ausgangspunkt f\u00fcr den Vergleich dienen sollen, inwieweit das Blut durch die Diffusion ver\u00e4ndert wurde, so ist die eben erw\u00e4hnte Vorsicht geboten. Bei dem Aufenthalt des Blutes in einer Temperatur von 15 bis 20 Graden \u00e4ndert sich bekanntlich sein Gehalt an Sauerstoff und Kohlens\u00e4ure um ein Geringes. Da diese von der Diffusion unabh\u00e4ngige Aende-rungen bei der besprochenen Maassregel in den entsprechenden Blutproben voraussichtlich gleichm\u00e4ssig fortschreitet, so wird man den jetzt noch auffindbaren Unterschied dem Einfl\u00fcsse der Dillusion zuzuschreiben haben.\nNachdem auch die Recipienlen aus dem DifTusionsapparat mit Blut gef\u00fcllt sind, bettet man dieselben in Eis und pumpt andern Tags aus ihm die Gase aus, welche schliesslich nach bekannten Methoden analysirt werden.\nIch lasse nun in \u00fcbersichtlicher Zusammenstellung die Zahlen folgen, welche ich bei vier Versuchen erhalten habe.\n\tUrspriin arte- rielles\tgl. Blut, ven\u00f6- ses\tBlut na arte- rielles\tch Diff. ven\u00f6- ses\tSumme vor d. Dill.\td.Gase nach d.DifT.\tBemerkgen.\n1. \u2022Sauerstoff Reliions. Stickstoff\t\u00bb 16,97 29,80 1,53\t2,85 42,97 1,64\t16,46 31,76 1,38\t2,65 38,02 2,19\t19,82 72,77 3,17\t19,11 69,78 3,57\tDauer d. Diff. 5 Stunden, Temp. 15\u00bb C.\nII. Snucrstofl K\u00f6hlens. Stickstoff\t14,95 38,00 1,34\t1,98 46,77 1,80\t14,17 39,55 1,87\t2,08 44,89 1,52\t16,93 84,77 3,14\t16,20 84,44 3,39\tDnuer d. Diff. 5 Stunden, Temp. 18\u00b0 C.\nIII. Snucrsloir\t15,19\t0,0\tverun- gl\u00fcckt\t0,25\t\t\tDauer d. Di IT.\nK\u00f6hlens.\t21,53\t34,49\t,,\t32,19\t\u2014\t\u2014\t6 Stunden.\nSl ic:kslolT\t2,09\t2,02\tM\t2,36\t\u2014\t\u2014\tTemp. 20\u00bb C.\nIV.\t\t\t\t\t\t\t\nSauerstoff\t12,79\t1,54\t8,91\t0,14\t14,33\t9,5\tDauer d. Diff.\nK\u00f6hlens.\t3<i,48\t4 4,94\t42,94\t44,13\t82,42\t87,07\t7*/a Stunden\nSlickslolT\t1,69\t1,48\t1,63\t1,42\t3,17\t3,05\tTemp. 16,5\"C.\nWenden wir uns zu einer Kritik der vorstehenden Zahlen, so leuchtet zun\u00e4chst ein, dass ein Theil derselben auf analytische","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"128] I)kk Austausch an Gasen zwischen aktkii. u. ven\u00f6s. Blute. 31)\nFehler, ein anderer iiuf Zersetzungen des Blutes hinweist, die innerhalb des Diffusionsapparates andere gewesen sein m\u00fcssen, als in der Blutprobe, welche in dem Hccipienlcn aufgehoben war.\nZu der ersteren Gattung geh\u00f6rt unzweifelhaft die Zahl f\u00fcr die Kohlens\u00e4ure im ersten Versuche. Aus der Columne 6 und 7 in der zweiten Reihe der vorstehenden Tabelle erkennt man, dass der Gehalt an Kohlens\u00e4ure der beiden Blutarten vor der Diffusion gr\u00f6sser ist, als nach derselben; da es aber ganz unm\u00f6glich ist, dass durch den Vorgang der Diffusion Kohlens\u00e4ure verschw\u00e4nde, so m\u00fcssen wir einen Verlust oder \u00fcberhaupt einen Fehler w\u00e4hrend der Analyse voraussetzen.\nZu den Aenderungen des Gasgehaltes, welche nicht durch Diffusion, sondern durch Zersetzung herbeigef\u00fchrt sind, m\u00fcssen wir den ungew\u00f6hnlich hoben Sauerstoffverlust rechnen, welchen das der Diffusion ausgesetzte Blut im i. Versuche erlitten hat, umsomehr, als gleichzeitig das arterielle Blut einen ungew\u00f6hnlich hohen Zuwachs an Kohlens\u00e4ure empf\u00e4ngt. \u2014 Diese Abweichung des Sauerstoffverbrauches innerhalb des Diffusionsapparates von demjenigen im Glasrecipienten macht sich nun auch in den andern Versuchen gellend, da auch in der 1. und 2. Beobachtung die Summe der Sauerstoffprocente vor der Diffusion um 0,7 gr\u00f6sser ist, als nach derselben.\nDie eben angelegte Kritik vermindert nicht blos mein an und f\u00fcr sich kleines Material, sondern sie ist auch geeignet, gegen einen Theil des Restes Misstrauen zu erwecken.\nSehen wir jedoch einstweilen hiervon ab und betrachten wir demnach die Ver\u00e4nderungen, welche jede der Blularten erfahren hat, die der Diffusion ausgesetzt waren, als bedingt durch den letzteren Vorgang, so linden wir, dass das arterielle Blut des ersten Versuches verloren hat an Sauerstoff 0,51 Procent, das des zweiten 0,78Procenl, w\u00e4hrend in keinem der genannten F\u00e4lle das ven\u00f6se Blut eine Sauerstoff-Ver\u00e4nderung erlitten , die ausserhalb der analytischen Fehlergrenzen gelegen w\u00e4re. Daraus darf man jedenfalls den Schluss ziehen, dass trotz einem Sauerstoff-Unterschiede der beiden Blutarten von 13 bis 14 Procenl binnen 5 Stunden h\u00f6chstens 0,5 bis 0,7 Procent Sauerstoff aus dem arteriellen in das ven\u00f6se Blut Ubcrgelrelen sei. Wahrscheinlich ist cs aber, dass auch von dieser Menge noch ein An-theil innerhalb des arteriellen Blutes selbst durch Zerselzungs-vorg\u00e4nge verschwunden ist. Aber selbst wenn dieses letztere","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40 Dr. N. 0. Bernstein, Dur Austausch an Gasen etc. [129\nnicht geschehen w\u00e4re, so w\u00fcrde dns Resultat bestehen bleiben, dnss die diffusive Sauorsloffbewegung unerwartet gering wiire.\nWenn wir dieselbe Betrachtung auch auf die Kohlens\u00e4ure anwenden, so ergiebl sich, dass im zweiten Versuch das arterielle Blut an Kohlens\u00e4ure gewonnen 1,65 Procent, w\u00e4hrend das ven\u00f6se 1,88 Procent eingeb\u00fcssl hat, und ferner, dass das arterielle Blut des ersten Versuchs 1,96 Kohlens\u00e4ure gewonnen, das ven\u00f6se des dritten 2,30 Procent und das ven\u00f6se Blut des vierten Versuchs 0,81 Procent Kohlens\u00e4ure verloren hat. Da ein Verlust an Kohlens\u00e4ure des ven\u00f6sen Blutes, die analytische Richtigkeit des Resultates vorausgesetzt, sich gar nicht anders erkl\u00e4ren l\u00e4sst, als daraus, dass ein Uebcrlritt der Kohlens\u00e4ure in das arterielle statlgcfunden hat, so m\u00fcssen wir schliessen, dass in der Thal ein dem vorstehenden Betrag entsprechender Antheil an Kohlens\u00e4ure durch Diffusion \u00fcbertragen worden. Indem wir dieses thun, sehen wir ein, dass der Austausch der Kohlens\u00e4ure bei ann\u00e4hernd gleichen Unterschieden des Procentgehaltes mindestens doppelt so gross gewesen sei, als derjenige des Sauerstoffs.\nObwohl kein Grund vorliegt, den Vorgang, wie ich ihn k\u00fcnstlich hcrgcslclll, f\u00fcr \u00fcbereinstimmend zu halten mit den nat\u00fcrlichen Ereignissen, da weder der Bau, noch die chemische Zusammensetzung meiner Scheidewand mit der Haut der Capil-largef\u00e4sso Ubcreinsliinmt, so lehren doch meine Thalsachen, dass der Gasaustausch von Fl\u00fcssigkeit zu Fl\u00fcssigkeit sich als ein sehr unbedeutender erweist.","page":40}],"identifier":"lit1367","issued":"1870","language":"de","pages":"35-40","startpages":"35","title":"Der Austausch an Gasen zwischen arteriellem und ven\u00f6sem Blute","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:00:21.711009+00:00"}