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{"created":"2022-01-31T13:07:00.224196+00:00","id":"lit1374","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Ustimowitsch, C.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 199-238","fulltext":[{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"Experimentelle Beitr\u00e4ge znr Theorie der Harn-absonderung.\nVon\nC. Ustimowitsch.\nDur B;iu und die Lago der S\u00fcugclhicrnicrc gestatten den viviscctorischen Versuchen Uber Ilarnabsonderung keine Einsicht in die Zust\u00e4nde und Vorg\u00e4nge des harnbildenden Apparates selbst. So erhalten wir namentlich keinen Aufschluss \u00fcber die Dr\u00fccke und Geschwindigkeiten des Blutstroms im Innern der Niere, \u00fcber die F\u00fcllung und Entleerung der Lymphr\u00e4ume, \u00fcber die Spannungen des Inhaltes der einzelnen Abschnitte des Harnkan\u00e4lchen, \u00fcber die Gr\u00f6sse der Nervenerregung, \u00fcber die Zusammensetzung des Blutes diesseits und jenseits und Uber diejenige der \u00fcbrigen Fl\u00fcssigkeiten innerhalb der Niere, \u00fcber etwaige Ver\u00e4nderungen der Endothelw\u00e4nde und des Zellenbelags u. a. m. Dem entsprechend sind wir auf die Erforschung der Beziehungen beschr\u00e4nkt, welche zwischen dem Fehlen und Vorhandensein einer Erregung in den centralen Norvenendon, dem Mehr oder Weniger von harnf\u00e4higen Stollen in dem arteriellen Blute, dem Drucke dieses letztem in der Aorta, den Widerst\u00e4nden f\u00fcr den Harnabfluss in dem Ureter einerseits und anderseits zwischen der Menge und Art des abgesonderten Harnes bestehn. Versuche von der soeben geschilderten Beschaffenheit werden selbstverst\u00e4ndlich nur zur Auffindung von sog. empirischen Gesetzen f\u00fchren k\u00f6nnen. Aber auch diese verh\u00e4llnissm\u00e4ssig bescheidene Erwartung w\u00fcrde sich nur dann durch einfache und immer zutreffende Versuche erf\u00fcllen lassen, wenn wir nach Belieben eine Absonderung von bestimmter Geschwindigkeit und","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"431] EXPKIIIMI'.NT. BlilTIt. ZUH TlIKORIK D. HaKNABSONDHRUNG. 199\nZusammensetzung herbeif\u00fchren, fcsthallcn und sie als Ausgangspunkt f\u00fcr weitere Variationen benutzen k\u00f6nnten. Dieses ist uns jedoch wegen der mangelhaften Beherrschung der Bedingungen die an der Harnabsonderung betheiligt sind, unm\u00f6glich, denn es treten ausser der einen willk\u00fcrlich von uns herbei-gef\u00fchrten Ver\u00e4nderung auch noch andere in unbekanntem Grade und aus unbekannten Gr\u00fcnden auf, welche den beabsichtigten Erfolg tr\u00fcben. Demgem\u00fcss werden wir in der Regel uns nur durch die Ausf\u00fchrung gr\u00f6sserer Versuchsreihen, beziehungsweise durch die aus ihnen gezogenen Mittelwerlhe die gew\u00fcnschte Aufkl\u00e4rung zu beschaffen haben. Obwohl mir diese Bedenken nicht entgingen, als mir Hr. Frof. C. Ludwig den Vorschlag zu der im Folgenden mitgetheilten Versuchsreihe machte, stand ich doch nicht an sie zu beginnen, theils in Anbetracht der grossen und namentlich praktischen Wichtigkeit unseres Gegenstandes, theils geleitet von der Ueberzeugung dass ein Fortschritt der Methode nur wahrend der Arbeit selbst zu gewinnen sei.\nMeine Versuche sind durchweg an llunden angeslelll, die seit mindestens 18 Stunden weder feste noch fl\u00fcssige Nahrung empfangen hatten. N\u00fcchterne Thiere geben zwar viel weniger Harn als verdauende, aber sie gewahren f\u00fcr den Verlust an Zeit welche die Beobachtung erfordert, gr\u00f6ssere Sicherheit f\u00fcr eine gleichmassige Harnabsonderung. An den Thieren wurde bestimmt : das wahrend mehrer Stunden abgeschiedene Harnvolum und in diesem entweder nur der Harnstoff oder das Chlor oder beides ; wo cs n\u00f6thig erschien wurde auch nach Zucker oder Eiwoiss gesucht. Neben diesem wurde h\u00e4ufig auch der Druck des Blutes in der a. carotis gemessen. Die Ver\u00e4nderungen die - ich an den Thieren in der Absicht anbrachte um den Einfluss derselben auf die Harnabsonderung zu pr\u00fcfen, bestanden in der Durchsclmeidung der Nierennerven und des Ilalsr\u00fcckenmarkes, in der Einspritzung von Harnstoff oder NaCll\u00f6sung in die vena jugularis, in der Vergiftung mit Curare. \u2014 Vor der Mitlheilung der Versuchsreihen selbst werde ich erst angeben, wie ich die genannten Messungen und Variationen des Versuches bewirkt habe.\nAufsammlung des Harns. Sie geschah aus den Uro-teren, welche nach der schon wiederholt beschriebenen Weise nahe ihrer Einm\u00fcndung in die Blase aufgesuchl, aus der Unlcr-leibsh\u00f6hlc herausgehoben mit einer Can\u00fcle vers\u00f6hn und dann","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nC. UsTIM 0 WITSCH\n[432\nwieder ;in ihren Ort zur\u00fcckgcbrachl wurden. * **)) Die Tliicrc verweilten w\u00e4hrend der Beobachtungszeit abweichend von dem bei M. Herrmann bescliriebencn Verfahren in der R\u00fcckenlage, weil ihnen bei Curarevergil'tung oder nach den R\u00fcckenmark-durchschneidungen das aufrechte Stehen unm\u00f6glich gewesen sein w\u00fcrde. Die Zeit der Aufsammlung wurde so lange fortgesetzt bis eine zur Analyse gen\u00fcgende Menge gewonnen war ; dann erst ward zu einer Zustandsver\u00e4nderung des Thieres geschritten. Wurde kein Harn abgesondert, so liess man den Zustand in Folge dessen die Harnstockung bestand meist I Stunde und l\u00e4nger dauern bevor eine neue Variation in denVersuch eingcf\u00fchrl ward. \u2014Beim Aufl\u00e4ngen des Harns wurden alle Vorsichtsmaussrcgcln angewen-del, deren M. Herrmann gedenkt. Um auch der Forderung zu gen\u00fcgen, dass der in dem Abflussr\u00f6hrchen enthaltene Harn keinen Druck auf den Inhalt des Ureters \u00fcbe wurde an den Uber die Bauchdecken hervorragenden Schenkel derj_ f\u00f6rmigen Can\u00fcle ein Winkclrohr gesetzt, dessen absteigender in das calibrirle Sammelglas freim\u00fcndender Schenkel gerade so lang war als der auf-steigende der X Can\u00fcle.\nHarnanalyse. Den Harnstoff bestimmte ich im Beginn meiner Versuche durch das Verfahren von Liebig. Nachdem Herr Dr. H\u00fcfner*) die Methode von Knop f\u00fcr den Harn nutzbar gemacht zog ich diese ebenso einfache als genaue Bestimmungsweise vor. ln weitaus den meisten F\u00e4llen erlaubte mir die aufgefangene Menge des Harns die Ausf\u00fchrung von Doppelanalyscn. Jede der sp\u00e4ter aufgef\u00fchrten Zahlen ist also in der Regel das Mittel aus zwei meist sehr ann\u00e4hernd Ubereinkommender Bestimmungen. \u2014 Das Chlor wurde nach der bekannten Vorschrift von Mohr ermittelt. Herr Dr. Hofmann thcilte mir mit, dass nach den Erfahrungen von C. Voit diese Methode den Chlorgehalt des Harns zu hoch angebe, weil sich beim Verbrennen des Harns mit Salpeter Cyan bildet, welches nachtr\u00e4glich in den Silberniedcr-schlag eingehl. Durch diesen bei meinen kleinen Harnmengen schwer zu beseitigenden Uehelstand war allerdings die absolulo Menge des Chlors um einen im einzelnen Falle unbekannten Werth erh\u00f6ht. Diese Erh\u00f6hung d\u00fcrfte jedoch meine aus den\n*) Siehe Max Herrmann, Wiener Sitzungsberichte malhom.-phys. Classe. 30. Bd. p. 350 und 47. Bd.\n**) Kollo\u2019$ Journal f\u00fcr pract. Chemie 3. 13d.","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"433] ExraiiMKNT. Burnt. 7.111t Tiikoiuk i>. IlAHNAiisoptnmiiiNU. 201\nAnalysen gezogenen Schl\u00fcsse kaum beeintr\u00e4chtigen, weil diese sich nur auf den Unterschied des Chlorgehalts zweier auf gleiche Weise behandelter Harnmengen beziehen. \u2014 Den Wassergehalt der llarnmengen habe ich nicht besonders bestimmt, weil ich es f\u00fcr erlaubt halte das Volum des ausgeschiedenen Ilarns seinem Wassergehalte \u201cproportional zu setzen, wenn es auf die Vergleichung so grosser Unterschiede, wie sie sich im Folgenden finden ankommt. \u2014 Nach dem Zucker habe ich mit Fehling's L\u00f6sung gesucht. Ich bemerke hier ein und f\u00fcr allemal dass ich niemals bei meinen Pr\u00fcfungen eine Uber das Spurweise hinausgehende Reduction bemerkte. Eiweiss ward durch Erhitzen des schwachsauren Harnes oder durch Salpeters\u00e4ure nachgewiesen.\nBestimmung des arteriellen Blutdruckes. Der Druck des Carotidenblutes ward in bekannter Weise durch das registrirende Manometer gefunden. Entsprechend einer durch viele Stunden hindurch fortgesetzten Aufsammlung des Harns hatte auch die Bestimmung des Blutdruckes stundenlang andauern m\u00fcssen, da es ja darauf ankommt die aus einer l\u00e4ngeren Versuchsperiode abgeleitete mittlere Geschwindigkeit der Ilarn-absonderung mit dem w\u00f6hrend derselben Periode bestehenden mittleren Blutdrucke zu vergleichen. Obwohl eine \u00fcber Stunden sich erstreckende Bestimmung des Blutdruckes sich aus technischen Gr\u00fcnden nicht als unausf\u00fchrbar erweist, so habe ich doch vorgezogen von ihr abzustehn. Mich bewog hiezu die fiesorgniss dass der Schaden der hiebei durch die unvermeidlichen Blutverluste und durch das Eindringen von kohlensaurem Natron in den Blullauf des Thieres entstehen k\u00f6nnte, gr\u00f6sser sein m\u00f6chte als der Vortheil den ich erlangte. Wenn ein sonst unver\u00e4ndert gebliebenes Thier stundenlang in strenger Ruhe verharrt, so \u00e4ndert sich voraussichtlich auch sein Blutdruck nicht. Diese Annahme scheint sich durch meine Versuche insofern zu best\u00e4tigen als die von '/q zu '/2 Stunde bestimmten Dr\u00fccke sehr ann\u00e4hernd gleich gefunden wurden, vorausgesetzt dass in der Zeit zwischen je zwei Bestimmungen keine wesentliche Acndc-rung in die Lebensbedingungen des Thieres cingofllhrl worden war. Aus diesem Grunde habe ich mich damit begn\u00fcgt von '/z Stunde zu */2 Stunde den Druck etwa 20 Sccunden hindurch zu messen. Nur unter gewissen Umst\u00e4nden erwies es sich als nothwendig den Druck \u00f6fter zu messen. Zu diesen z\u00e4hlen die Perioden, in welchen das R\u00fcckenmark durchschnitten ward.","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nC. I Ist I ho wiTSCii j\n1*3*\nUnmittelbar nach diesem, zuerst reizend und dann luhinend wirkenden Eingrill'\u00e4ndert sich der Blutdruck sehr merklich, und erst allm\u00e4ldig stellt sich eine f\u00fcr l\u00e4ngere Zeit gleichbleibende H\u00f6he desselben ein. Diesem gem\u00e4ss habe ich in der ersten Zeit nach Vollendung der HUekenmarkdurchsehncidung den Druck \u00f6fter gemessen. \u2014 Ucbcr die Druck\u00e4nderungen und die Modifikation seiner Bestimmung w\u00e4hrend Curarcvergiftung und Harnstofleinspritzung werde ich sp\u00e4ter noch sprechen.\nVergiftung mit Curare. Nach den Angaben von Eckhard,*) wirkt das Curare je nach den Stadien der Vergiftung sehr ungleich auf die Harnabsonderung. Unmittelbar nach dem Eintritt der Vergiftung stockt dieselbe vollst\u00e4ndig; im weitern Verlaufe der Curarel\u00e4hmung stellt sich das Hamen wieder ein, zun\u00e4chst jedoch sparsam, dann aber namentlich wenn die Thiere wieder selbstst\u00e4ndig zucken reichlicher, so dass schliesslich in der Zeiteinheit mehr Harn abgesondert wird als vor der Vergiftung. Diese Beobachtungen, welche ich in meinen Versuchen im Wesentlichen best\u00e4tigt fand, veranlassten zu einer besonders sorgf\u00e4ltigen Anwendung des Curare. Mein Bestreben ging darauf aus den Harn zu gewinnen, welcher w\u00e4hrend des Il\u00f6he-stadiums der Vergiftung abgesondert war. Als ein leicht zu gewinnendes Kennzeichen f\u00fcr diesen Vergiftungsgrad betrachte ich die Unf\u00e4higkeit der Conjunctivalnerven, Reflexe in dem Augen-lidschliessen hervorzurufen. Um nur gerade soweit als n\u00f6thig zu vergiften spritzte ich durch die vena jugularis absatzweise etwa je 2 Milligram eines wenig stark wirkenden Curare\u2019s; nach jeder Dosis wartete ich mehrere Minuten und pr\u00fcfte darauf die Reflexe des Auges. War die gew\u00fcnschte Unf\u00e4higkeit zur Reaction eingelreten, so begann ich mit dem Versuche. Thiere, welche mit dieser gerade nur zur vollst\u00e4ndigen Vergiftung hinreichenden Dosis versehn sind, pflegen gew\u00f6hnlich nach einer Stunde wieder die ersten Spuren der Erholung darzubieten. Sowie sich nun bei der \u00f6fter angcslelllen Pr\u00fcfung der Conjunctiva eben merkbare Bewegungen des Auges rosp. dos Augenlides.einslellten, wurdo von neuem eine kleine Dosis des Gilles cingcsprilzl und dieses geschah so oft und so lange als das Aul'fangcn dos Harns dauern sollte. Alle Angaben, welche in den folgenden Bl\u00e4ttern nieder-gelegl sind, beziehen sich desshalb auf die volle Curarenarkoso.\n*) C. Eckhard, Beitr\u00fcge zur Anatomie u. Physiologie V. Bd. 166.","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"43!>] I\u00eexi'i:imn:Nr. Bkitii. zuh Tiikoiiih i>. IIaunaiisondkiiung. 203\nIlicmit ist nun keineswegs gesagt, dass der Zustand der motorischen Nerven, insbesondere aber der Gef\u00e4ssnerven in allen meinen Versuchstieren identisch gewesen sei. Im Gegentheil es bieten sich trotz einer sorgf\u00e4ltigen, den Individualit\u00e4ten der Thicre scheinbar noch so genau angepassten Dosirung grosso Verschiedenheiten im Verhallen der Gef\u00e4ssnerven. Abgcsehn von dem Ausdruck, den diese in der ungleichen H\u00f6he des arteriellen Blutdrucks finden, pr\u00e4gen sie sich unmittelbar sichtbar auch in der verschiedenartigen R\u00f6thung der Haut aus. Die haarlosen Stellen der Haut f\u00e4rbten sich n\u00e4mlich nach der Vergiftung nicht bei jedem Hunde in gleichem Grade rolh, eine Erscheinung, welche nur dahin zu deuten ist, dass die Wand der \u00dfauchhaut-arterien trotz einer scheinbar gleichen L\u00e4hmung der willk\u00fchr-lichen Muskelnerven in ungleichem Maasse erschlalft ist. \u2014 Aus diesem Grunde ist es von vorneherein wahrscheinlich, dass mit dem Ausdruck \u00bbH\u00f6hestadium der Cu rare Vergiftung\u00ab g\u00fcnstigsten Falls ein Zustand bezeichnet ist, der mit R\u00fccksicht auf die in der Niere stattfindenden Vorg\u00e4nge von einem zum andern Hunde nur als ein ann\u00e4hernd bestimmter oder unver\u00e4nderlicher zu bezeichnen ist.\nDurchschneidung der Nierennerven. Die Operation wurde im wesentlichen nach den bei Max Herrmann beschriebenen Handgriffen ausgef\u00fchrt. Gew\u00f6hnlich ward sie auf der linken Seite unternommen. Fette und allzu grosse Hunde sind f\u00fcr diese Operation nicht geeignet. Die etwas m\u00fchseeligere Durchschneidung der Nierennerven habe ich derjenigen des nerv, splanchnicus vorgezogen, weil durch die letztere Operation ausser der Erschlaffung der Nierenarterien auch die der Darmarterien hervorgerufen wird, wodurch, wie bekannt, mancherlei nebens\u00e4chliche Ver\u00e4nderungen des Blutstroms in der Aorta hervorgerufen werden, die f\u00fcr die Ilarnabsonderung nicht gleichgiltig sind. Die Durchschneidung der Nierennerven ist \u00fcbrigens um so leichter ausf\u00fchrbar je weiter entfernt sie von dem Ililus der Niere vorgenommen wird. Da der plexus renalis in dem Bindo-gewebo verl\u00e4uft, welches zwischen den grossen Nierengef\u00e4ssen und der Nebenniere ausgespannt ist, so ist die Auffindung derselben sehr erleichtert, sowie man sich die hintere Fl\u00e4che der Nebenniere als Ausgangspunkt der Aufsuchung ausw\u00e4hlt. Ausser der Bequemlichkeit gew\u00e4hrt aber die gr\u00f6ssere Entfernung des Operationsfeldes von der Niere noch einen andern gewiss nicht zu","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"C. USTIJIOWITSCII\n204\n[43G\nuntersch\u00e4tzenden Vorthcil. Dieser besteht darin, dass inan sicher das Oedem der bindegewebigen Umgebung der Niere vermeidet, durch welches die Eymphgef\u00e4sse der Niere ihren Weg nehmen. Dieses Oedem kann aber f\u00fcr die an der Harnabsonderung bc-theiligten Vorg\u00e4nge keine gleichgillige Erscheinung sein, weil es sicli in der Hegel bis in die Niere selbst, beziehungsweise bis in die Raume zwischen die Harnkan\u00e4lchen hinein verbreitet. \u2014 Die Operation in der unmittelbaren N\u00e4he der Niere f\u00fchrt auch noch ausserdem selbstverst\u00e4ndlich zu einer theilweisen Entbi\u00f6ssung und somit zu einer Abk\u00fchlung der Niere. Nun kann man sich aber leicht davon \u00fcberzeugen , dass die Abk\u00fchlung der Nierenoberfl\u00e4che von einer St\u00f6rung des Blutstroms begleitet ist, dio allerdings durch die nachfolgende Erw\u00e4rmung wieder ausgeglichen wird Die der Abk\u00fchlung ausgesetzte Nierenoberfl\u00e4che nimmt alsbald eine dunkle Farbe an, die erst nach der Wiedererw\u00e4rmung wie sie u. a. durch die bedeckende Hand erreicht wird, sich in die fr\u00fcher vorhandene hcllrothc umwandelt. Diese unzweifelhaft nicht gleichgiltige St\u00f6rung des Stroms wird durch die von mir empfohlene Modifikation des Durchschneidungs-verfahrens ebenfalls vermieden und darum d\u00fcrfte sie auch aus diesem Grunde den Vorzug verdienen.\nDurchschneidung des R\u00fcckenmarks. Die Blosslegung des Markes im Bereiche der beiden letzten Halswirbel ist namentlich bei grossem Hunden kein unbedeutender und auch kein leicht auszuf\u00fchrender Eingriff, theils wegen der M\u00e4chtigkeit der Muskulatur, welche die Wirbels\u00e4ule deckt, und theils wegen der Festigkeit der Wirbelbogen. Da diese Operation schon so ausserordentlich h\u00e4ufig von Andern ge\u00fcbt wurde, so wird eine Beschreibung des Verfahrens nicht nothwendig sein. Bei derBloss-legung der Wirbels\u00e4ule bin ich besonders darauf bedacht gewesen die Blutung zu vermeiden, theils durch die sorgf\u00e4ltigste F\u00fchrung des Messers und durch h\u00e4ufige Unterbindungen, dann aber habe ich auch die Fleischwnndo so klein gemacht als es nur irgond mit ilcr Sicherheit des Erfolgs vertr\u00e4glich war. Zur Durchbohrung des Knochens habe ich statt der gew\u00f6hnlich benutzten Knochenzange einen eigens f\u00fcr die vorliegenden Verh\u00e4ltnisse gebauten Trepan gebraucht. Wenn mit diesem der mittlero Tlioil des Rogens durchschnitten und die ausgebohrto Knochcnschoibo entfernt war, so ward mit einem feinen Messer die dura mater er\u00f6ffnet. Nachdem dieses geschehen ward ein gebogenes, starkes","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"437] Expekimknt. Beitu. zeit Theorie i>. Haiinaiisondhiiuno. 20\u00e4\naber scharfes Messer in den Wirbelkanal cingefUhrl und durch passende Schnitle das Mark vollst\u00e4ndig durchgetrennt. Die venose Blutung, die hierauf zu folgen pflegt, stillte ein kleines Schw\u00e4mmchen das in die austrepanirtc Knochen\u00f6ffnung einge-f\u00fchrt ward. \u2014 Zu allen Versuchen, bei welchen das Ilalsmark durchschnitten werden soll, eignen sich nur jungo kr\u00e4ftige Hunde ; \u00e4ltere pflegen in der Regel nach kaum stundenlangem Leben unter stetig fortschreitender Erniedrigung des Blutdruckes zu sterben.\nDer Durchschncidung des llalsmarkcs Hess ich die der beiden n. vagi folgen, weil cs \u00f6fter vorkommt, dass nach der Trennung des llalsmarkcs die Pulsfolge sehr verlangsamt wird, offenbar in Folge der reflectorischen Erregung von Seilen des zerschnittenen Markendes.\nNach Beendigung des Versuchs wurde jedesmal durch eine sorgf\u00e4ltige Section nachgewiesen, ob und inwieweit die Niere und das R\u00fcckenmark zerschnitten waren.\nK\u00fcnstliche Respiration. Ein Hund der stundenlang in der R\u00fcckenlage zu verharren gezwungen ist k\u00fchlt nicht unbetr\u00e4chtlich ab, insbesondere wenn er wie nach der Curarisirung oder der Markzerschneidung nur durch k\u00fcnstliche Athmung lebendig bleibt. Diese Abk\u00fchlung ist von einem unzweifelhaften Einfluss auf die Gcf\u00e4ssnervcn. Desshalb suchte ich derselben vorzubeugen und zwar dadurch, dass stets nur erw\u00e4rmte Luft in die Lungen eingeblasen wurde. Zwischen den von der Gasmaschine in h\u00f6chster Regelm\u00e4ssigkeit getriebenen Blasebalg und die Luftr\u00f6hre schaltete ich darum ein zinnernes Schlangenrohr ein, das in heiss erhaltenes Wasser versenkt war. Mit dieser Einrichtung gelang es, der Lunge einen Strom von Luft, die zwischen 30\u00b0 und 40\u00b0 C. temperirt war, zuzuf\u00fchren. An k\u00fchlen Tagen bedeckte ich auch noch den K\u00f6rper des Thiercs mit einer wollenen Decke. Bei der Anwendung dieser Vorsichls-maassregeln k\u00fchlt denn auch das Thier so wenig ab, dass der bef\u00fchlenden Hand selbst die haararmen Bauchfl\u00e4chen immer warm erscheinen.\nDen Inhalt meiner Beobachtungen fasse ich unter zwei Titeln zusammen.\nI. Ueber die untere Grenze des Blutdruckes, bei welcher noch Harn abgesondert wird. \u2014 Die Annahme, dass der Druckunterschied zwischen dem Inhalt der","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"20\u00df\n[438\nC. Ustimowitscii,\nBlutgef\u00e4sse und dem der Harnkan\u00e4lchen eine der wesentlichen Ursachen sei, welche die Harnbeslandtheile des Blutes aus diesem in die Nicrengef\u00e4ssc \u00fcberfahren, slUl'/.t sich vorzugsweise auf die Versuche von Max Herrmann. Um zu einem Beweise seines aus anatomischen Gr\u00fcnden wahrscheinlichen Satzes zu gelangen erh\u00f6ht er entweder den Druck des Inhaltes der Harnkaniilchon oder er erniedrigt den Druck des Blutes in der a. renalis. Auf beiden Wegen kommt er schliesslich zu Druckgrenzen, bei welchen die Ilarnabsonderung vollst\u00e4ndig stillsteht ; \u00e4ndert er von dieser Grenze aus den Druck in dem Sinne, dass der Druckunterschied zwischen dem Inhalte der Harn- und Blulkan\u00e4le ver-gr\u00f6ssert wird, so tritt ein Wachsthum der Harnabsonderung auf bis endlich ein Punkt erreicht wird, von welchem aus ein weiteres Ansteigen des Druckunterschiedes keine Vermehrung der Harnabsonderung bewirkt, ln dieser Versuchsreihe erscheint besonders beachlcnsvverth: 1. der Druckwcrth, auf welchen der Blutstrom in der art. renalis herabgebracht werden muss, wenn bei vollkommen freier Wegsamkeit des Ureters die Ilarnabsonderung zum Stillstand kommen soll ; ist das letztere erreicht, so ist damit keineswegs der Blutslrom durch die Niere unterbrochen, im Gegentheil es geht derselbe noch mit Lebhaftigkeit aus der Niere durch die ge\u00f6ffnete Vene hervor. Hierin liegt also der Beweis, dass der blosse Wechsel des Blutes innerhalb der Niere nicht gen\u00fcgt, um die Absonderung zu unterhalten. \u2014 2. Wenn aber bei normalem Blutslrom in der Nierenarterie der Druck im Ureter gesteigert wird, so h\u00f6rt die Absonderung auf, lange bevor der Uretereninhalt auf die H\u00f6he der Spannung gekommen ist, welche innerhalb des Blutstroms vorkommt. Demnach reicht der arterielle Blutdruck aus, um die Kr\u00e4fte zu decken, welche der Ilarnabsonderung zur Verf\u00fcgung stehn. \u2014\nNach diesen wiederholt best\u00e4tigten und leicht zu best\u00e4tigenden Thalsachen wird man zugcslchn m\u00fcsson, dass der erw\u00e4hnte Druckuntorschied f\u00fcr die llarnbildung von cinor wesentlichen Bedeutung ist, selbst wenn man anerkennen muss, dass derselbe weitaus nicht hinreicht, um alle bei dor Ilarnabsonderung eintretenden Erscheinungen erkl\u00e4rlich zu linden.\nBei meinen Untersuchungen haben sich nun oinu Anzuhl von Thatsachcn ergeben, die f\u00fcr die Bedeutung, welche dem Blutdruck bei der Ilarnabsonderung zukommt, nicht glcichgiltig sein d\u00fcrften.","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"439] Exi\u2019krimknt. UiiiTit'. zur Tiikomk i>. Hahnarsonukrunu. 207\nIn allen meinen Versuchen war, wie schon erw\u00e4hnt, dem Ausfluss des Harns aus dem Ureter gar kein Widerstand entgegengesetzt worden. Man konnte dosshall) zu glauben geneigt sein, dass der ganze Druck, welcher in den grossen Arterien vorhanden ist, der Ilarnabsonderung zu Gute k\u00e4me. Ware diese Meinung berechtigt, so wtlrdo hieraus folgen, dass der zur Ilarnabsonderung nothwendige Blutdruck ein sehr bedeutender sei, denn ich finde unter meinen Beobachtungen Falle, in welchen bei dem Drucke von 118 und einmal sogar bei einem solchen von 134 Mm. Ilg. stundenlang koine Ilarnabsonderung erschien.\nErw\u00fcgen wir jedoch, dass die Geschwindigkeit und die Spannung, mit welcher das Blut jenseits der feinsten Arterienzweige str\u00f6mt, keineswegs allein ubhangt von dem Drucke, der in den grossen Arterien herrscht, sondern ausserdem noch bestimmt wird von dem Verk\u00fcrzungsgrade der Muskeln in den Wanden der kleinen Arterien, so erkennen wir sogleich, dass nicht der ganze Druck, welcher innerhalb der grossen Gefllsso besteht, f\u00fcr die Abscheidung des Harns nutzbar werden kann, sondern nur der Theil desselben, welcher nach Abzug der genannten Widerstande in die Abschnilto der Niere hineinwirkt, welche die Absonderung des Harns besorgen. Daf\u00fcr, dass dioso Annahme der Wahrheit naher kommt, sprechen die Erfolge, welche nach der Durchschnoidung der Nicrennorven eintreten. Mit dieser Operation werden, wie wir aus anderen Versuchen wissen, die Nervenbahnen durchschnitten, durchweiche Erregungen , die im Gehirn erzeugt sind, auf die Muskolringe der Nierenarterie \u00fcbertragen werden. Wir werden dessbalb zu erwarten haben, dass nach der Durchschneidung dieser Leitungswege ein vorher unwirksamer Aortendruck harnabsondernd wirken k\u00f6nne; diese Voraussetzung best\u00e4tigt denn auch die Erfahrung. Als Beispiele m\u00f6gen die folgenden Beobachtungen gelten, welche von curarisirlen Hunden entnommen sind. \u2014 1) Der Druck in der Carotis betrug vor der Nervendurchschneidung 66.\u00d6 Mm., die Ilarnabsonderung stockte wahrend einer Beobach-lungszeit von 9b Minuten vollst\u00e4ndig; als darauf die Nicrenncr-ven durchschnitten waren, war der Druck des Blutes unver\u00e4ndert geblichen, der Harn begann jedoch alsbald zu (liessen und zwar mit einer Geschwindigkeit von 1.4b Cbc. in jo 10 Minuten. \u2014 2) Der Druck in der Carotis betrug vor der Nervendurchschneidung 118.1 Mm., die Ilarnabsonderung stockte wahrend","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nC. USTIMOWITSCH,\n[HO\neiner Bcobachlungszeit von 70 Minuten vollst\u00e4ndig; als darauf die Nierennerven durchschnitten waren, schwankte der Druck des Blutes in den darauf folgenden 75 Minuten um 120 Mm. herum, der Harn begann alsbald zu fliessen und zwar mit einer Geschwindigkeit von 0.H Cbc. fUr je 10 Minuten. \u2014 3) Der Druck in der Carotis betrug vor der Nervendurchschneidung 100 Mm., die Harnabsonderung stockte wahrend einer Beobachtungszeit von 55 Minuten; als darauf die Nierennerven durchschnitten waren, betrug der Druck des Blutes 103 Mm., der Harn begann alsbald zu lliesson und zwar mit einer Geschwindigkeit von 0,70 Cbc. in je 10 Minuten.\nDiese Beobachtungen sind also in vollkommener Ucberein-slimmung mit der Annahme, dass erst in Folge der zunehmenden Nachgiebigkeit der Arlerienwand die Dr\u00fccke der grossen Arterien f\u00fcr die Harnabsonderung nutzbar werden. Da jedoch, wie wir wissen, die vom Gehirne ausgehenden Erregungen keineswegs allein die Ursachen f\u00fcr den erh\u00f6hten Tonus der kleinen Arterien abgeben, so wird es erstens nicht auffallen, dass die Durchschncidung der Nierennerven nicht jedesmal eine vermehrte Absonderung zur Folge hat; das Ausbleiben eines positiven Erfolges hat schon fr\u00fcher Max Herrmann am unvergifteten Hunde gesehen, an curarisirten Thieren habe ich selbst das n\u00e4mliche \u00f6fter beobachtet.\nAndererseits leuchtet im Hinblick auf die ver\u00e4nderliche Widerstandsf\u00e4higkeit der Arterienwand ein, dass trotz einer Verminderung des arteriellen Druckes eine Steigerung der Geschwindigkeit, mit welcher der Ilarn abgesondert wird, ein-trelen kann, wenn gleichzeitig die Gef\u00fcssmuskeln in Erschlaffung gerathen. Ungezwungen lassen sich auf diese Weise die Erfolge erkl\u00e4ren, welche die Durchschncidung des n. splonchnicus begleiten. Dieser Nerv enth\u00e4lt bekanntlich ebensowohl dio Motoren der Nierenarlerie als auch die eines Thciles der Darm-arterien. ln Folge einer L\u00e4hmung dieser letzteren pflegt sich nach Durchschncidung des Nerven eine Verminderung des Blutdruckes in \u00ab1er Aorta oinzuslollon. Bei Kaninchen ist dieses Ab-sinken des Druckes sehr viel bedeutender als bei Hunden. Sicht man z. B. die Zahlen durch, welche Asp *) aus einer umf\u00e4nglichen Versuchsreihe an Hunden gewonnen hat, so findet man, dass der\n*) bericht \u00fcber die Arbeiten des physiol. Instituts zu Leipzig 1807.","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"441] Experiment. Bum. zun Theorie r. Harnabsonderung. 209\nDruck, welcher bei verschiedenen Thieren vor der Durchschneidung 165 bis 104 Mm. Hg. betrug, nach der Durchschneidung auf 103 bis 79 Mm. Ilg. herabging; demnach bleibt ein Druck bestehen, der auch nach anderen Erfahrungen noch als durchaus gen\u00fcgend f\u00fcr die Erhaltung einer raschen Harnabsonderung anzusehen ist. Hiemit stimmen nun auch die Thatsachen, welche Eckhard*) und Knoll**) nach Durchschneidung der Splanchnici erhalten haben. Die Durchschneidung des genannten Nerven vermehrt n\u00e4mlich in der Regel bei Hunden die Harnabsonderung, die Zunahme ist jedoch nach ihrem absoluten und relativen Wcrlhe eine sehr ver\u00e4nderliche. Und wenn Eckhard findet, dass die Zunahme der Harnabsonderung nach Durchschneidung des genannten Nerven beim Kaninchen eine viel weniger ausgesprochene ist, so erkl\u00e4rt sich dieses im Sinne der Druckhypothese daraus, dass bei diesem Thier die genannte Operation f\u00fcr den arteriellen Blutdruck eine viel eingreifendere ist.\nIm \u00e4hnlichen Sinne, wie die Durchschneidung des n. splanchnicus, wirkt auch diejenige des R\u00fcckenmarks, vorausgesetzt, dass sie im unteren Theile der Halswirbels\u00e4ule ausgef\u00fchrt wird. Der Unterschied der beiden Operationsweisen besteht jedoch darin , dass mit der Durchschneidung des R\u00fcckenmarks ausser den Gef\u00e4ssnerven der Nieren und eines Theiles der Ged\u00e4rme zugleich diejenigen der Haut und s\u00e4mmtlicher Baucheingeweide gel\u00e4hmt werden. Der gr\u00f6sseren Ausbreitung des gel\u00e4hmten Bezirks entsprechend sinkt denn auch der Blutdruck viel tiefer. In den Beobachtungen von Asp stieg er nach der Durchschneidung des Ilalsmarkcs zum Mindesten bis auf 50 Mm. herab, und h\u00e4ufig sank er noch weit tiefer. In meinen eigenen Beobachtungen habe ich ihn nach dieser Operation bis auf 18 Mm. herabkommen sehen, ein Werth, bei welchem die operirlcn Thiore in Verlauf einer Stunde oder noch fr\u00fcher abstarben.\nEckhard beobachtete, dass nach der Durchschneidung des R\u00fcckenmarkes innerhalb der letzten Hals- und der ersten Brustwirbel die Harnabsonderung stundenlang beziehungsweise bis zum Tode des Thiers ausbliob, eine Erfahrung, die sich auch in meinen Versuchen best\u00e4tigte, vorausgesetzt, dass unmittelbar voider \u00fcurchschneidung keine sehr lebhafte Harnabsonderung bo-\n*) C. Eckhard, Beitr\u00e4ge zur Anatomie u. Physiologie, IV. B\u00e4. 175.\n**) Eckhard, Beitr\u00e4ge etc. VI. B\u00e4. 42.","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"!\n210\tC. UsTiMowiTScii,\t[442\nstanden hat, und weiter vorausgesetzt, dass man die Ilarnmenge vernachl\u00e4ssigt, welche in den ersten Minuten nach der R\u00fccken-markdurchschneidung ausfliessl. Da diese noch auf Rechnung der R\u00fcckenmarkreizung geschoben werden kann, welche durch den Schnitt herbeigef\u00fchrt wurde, so k\u00f6nnte man geneigt sein, den Grenzwerth des Druckes, bei welchem in der Ilundeniere noch Harn abgesondert wird, auf etwa 50 Mm. Hg. zu setzen.\nBekanntermassen \u00fcbt jedoch ausser dem Drucke noch ein anderer Umstand einen grossen Einfluss auf die Menge des abgesonderten Harnes, n\u00e4mlich der Gehalt des Blutes an solchen Stoffen, welche wie der Harnstoff, der Zucker und das Kochsalz leicht in den Harn Ubergehen. Bevor ich mich also entschloss, den Grenzwerth des harntreibenden Druckes zu 50 Mm. Hg. lestgesteilt anzusehen, hielt ich cs f\u00fcr r\u00fcthlich, die Harnabsonde-rung bei 1 liieren zu beobachten, denen nach der Durchschneidung des R\u00fcckenmarks eine L\u00f6sung von Harnstoff oder Kochsalz oder von beiden Stoffen gleichzeitig in die Jugularvonc eingespritzt war.\nDas Ergebniss dieser Versuchsreihe gebe ich ausf\u00fchrlich wieder, weil es nach verschiedenen Richtungen hin wichtig sein d\u00fcrfte. Bei der Ausf\u00fchrlichkeit der Ueberschriften der Colum-nen in der folgenden Tabelle wird zum Verst\u00e4ndniss derselben nur weniges beizuf\u00fcgen sein. Die Einspritzung des Kochsalzes und des Harnstoffs geschah durch die vena .jugularis, beide L\u00f6sungen waren m\u00f6glichst concentrirt genommen, um die Wirkungen der genannten Stoffe im Gegensatz zu denen des Wassers recht scharf hervortreten zu lassen. Eine concentrirte Ifarnstofll\u00f6sung zerst\u00f6rt aber die rothen Blutscheiben; um dieses zu vermeiden, wurde durch ein allm\u00e4liges Einspritzen die gew\u00fcnschte Menge beigebracht; ich habe, weil ich so verfuhr, nur in einem einzigen Falle (im sechsten der folgenden Tabelle,) Erscheinungen gesehen, die auf eine L\u00f6sung der Scheiben schlics-sen Hessen; in diesem enthielt der Harn etwas weniges Eiweiss und zeigte, nachdem er mit Luft gesch\u00fcttelt war, vor dem Spec-tralapparal die Streifen des Oxyhaemoglobin. \u2014 Um den in Folge der Markdurehschnoidung abgesunkonen Blutdruck wieder emporzubringon, habe ich an zwei 'filieren die Aorta unterhalb der Nierenarlerio unterbunden. Nachdem ich mich jedoch \u00fcberzeugt halle, dass hierdurch der beabsichtigte Erfolg gar nicht oder nur sehr vor\u00fcbergehend erreicht wurde, unterliess ich dieses sp\u00e4terhin.","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"443] Experiment. Bhitr. zur Tiirorih n. Harnabsonderung. 211\nVersuchs- Nummer\tVariation des Versuches\tDauer der Harn- samm- lung\t\t. ln 10 gt Harn Cbc.\tMinute sonder Harn- stoff Gr.\tn ab- NaCI Gr.\tProc.-Gehalt des Harns an Harnstoff\tMittl. Blutdruck in d. cor. wahrend des Aufsamm.\n1.\tCurarevergiftung\t67Min.\t\t0.00\t0.00\t0.00\t\t84 mm. Hg\n\tNieren-Nerven durchs.\t\t\t\t\t\t\t\n\tNaCI eingespr. 3 Gr.\t40\t\u00bb\t0.85\t\u2014\t0.011\t\u2014\t49\t\u00bb\t\u00bb\n\tHalsmark durchschn.\t\t\t\t\t\t\t\n\tNaCI 4 Gr.\t70\tM\t0.30\t\u2014\t0.002\t\u2014\t46, spater\n\tAorta unter d. Niere un-\t\t\t\t\t\t\t95 mm. Hg\n\tterbunden\t55\t\u00bb\t0.91\t\u2014\t0.008\t\u2014\t42 m \u00bb\n\u00ce.\tCurarevergiftung, Hals-\t\t\t\t\t\t\t\n\tmark durchschnitten\t20\t\u00bb\t0.00\t0.00\t0.00\t\u2014\t51\t\u00bb\t\u00bb\n\tHarnstoff 5 Gr. u. NaCI\t\t\t\t\t\t\t\n\t2 Gr. eingespritzt\t70\t\u00bb\t0.150\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t70\t\u00bb\t\u00bb\n\tNaCI 4 Gr. eingespritzt\t9\t\t0.100\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t54\t\u00bb\t\u00bb\n\t\u00bb \u00bb \u00bb\t?\t\t0.00\t0.00\t0.00\t\u2014\t34\t\u00bb\t\u00bb\n3.\tR\u00fcckenmark durch-\t35\tKurz nach Durchschnd\t\t\t(f. noch\t___\t45 m \u00bb\n\tschnitten\tHaru 3.2 Cbc. sp\u00e4ter nichts mehr\t\t\t\t\t\t\n\tNaCl-Einspritzung 6 Gr.\t65Min.\t\t1.08\t0.011\t0.008\t1.03\t40m m\n\tAorta unterbunden\t50\t\u00bb\t0.80\t\t\t\u2014\t51, spater\n\t\t\t\t\t\t\t\t46 mm. Hg\n4.\tHalsmark durchschn.\t123\t\u00bb\t0.00\t0.00\t0.00\t\u2014\t52 m \u00bb\n\tNaCl-Einspritzung 4 Gr.\t70\t\u00bb\t0.89\t\u2014\t0.027\t8.03\t48 M M\n5.\tHals u. beide Vagi durch-\t\t\t\t\t\t\t\n\tschnitten\t65\t\u00bb\t0.26\t0.002\t\t0.71\t.\tfn\nLinks\tDasselbe\t\u00bb\t\u00bb\t0.25\t0.002\t\t0.75\t\nRechts\tHarnstoff eingespr. 5 Gr.\t45\t\u00bb\t3.07\t0.078\t0.016\t2.54\t74 mm. Hg\nLinks\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t3.66\t0.084\t0.011\t2.63\t\u2014\nRechts\tHarnstoff eingespr. 5 Gr.\t35\t\u00bb\t3.20\t0.072\t0.009\t2.27\t\u2014\nLinks\tin 80 Cbc. Wasser\t\u00bb\t\u00bb\t3.51\t0.049\t0.008\t1.41\t\u2014\n6. Rechts\tUnverletzt\t45\t\u00bb\t0.36\t0.014\t_\t3.80\t141\nLinks\t\u00bb\tJ>\t\u00bb\t0.31\t0.012\t\u2014\t3.80\t\u2014\nRechts\tHarnstoff eingespr. 3 Gr.\t25\t\u00bb\t1.48\t0.033\t\t2.25\t164\nLinks\tM\tMM\tM\tm\t0.80\t0.020\t\u2014\t2.40\t\u2014\nRechts\tHalsmark durchschn.\t51\t\u00bb\t0.59\t0.040\t\u2014\t6.80\t91 *)\nLinks\tn\t\u00bb\tM\t\u00bb\t1.37\t0.122\t\u2014\t8.62\t68 U. 55 **)\nRechts\tHarnstoff eingespr. 4 Gr.\t87\t\u00bb\t2.95\t0.079\t\u2014\t2.29\t83 mm. Hg\nLinks\t\u00bb \u00bb \u00bb\t\u00bb\t\u00bb\t2.97\t0.169\t\u2014\t5.49\t\t\nRechts\tHarnstoff 3 Gr. mit\t\t\t\t\t\t\t\n\t12 Cbc. HO\t15\t\u00bb\t4.93\t0.182\t\u2014\t8.71\t58 mm. Hg\nLinks\t\t\t\t5.20\t0.133\t\u2014\t2.53\t\u2014\n*) Anfangs 91 mm. Druck mit 1.0 Harn und je 10 m.\n**) 08 und 55 mm. Druck mit 1.76 Harn und 10 auf der linken Seile.\n1t*","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nfi. Ustimo witsch,\n[444\nVersuchs- Nummer\tVariation des Versuches\tDauer der Harn- samm- lung\tln 1C Harn Cbc.\tMinute ;csondc Harn- stoff Gr.\t!n ab-rt NaCI Gr.\tProc.-Gehalt des Harns an Harnstoff\tMi ttl. Blutdruck in d. car. w\u00e4hrend dos Aufsamm.\n7.\titalsmark durchschn.\t35\t0.00\t0.00\t\t\t19 mm. Hg\n\tHarnstoff 8 Gr. eingespr.\t20\t0.00\t0.00\t\u2014\t\u2014\t21 \u00bb \u00bb\n\t\u00bb \u00bb \u00bb\t10\t1 Tropfen Harn\t\t\t\t21 alsbald\n8.\t\t\t\t\t\t\ttodt\nHechts\tUnverletzt\t80\t0.45\t0.017\t\u2014\t3.89\t112 mmHg\nLinks\t\u00bb\t\u00bb\t0.25\t0.010\t\u2014\t3.95\t\u2014\nHechts\tHalsmark durchsebn.\t65\tanfangs ein PaarTropf.\t\t\t\u2014\t30 \u2014\nLinks\t\u00bb\tI\u00bb\t\t| | anf. 0.18* O.OO\u00dfsp.O.O\t\t\t\t\t\t\n\tHarns toffeinspritzung\t\tBeiderseits kein Harn\t\t\t\t30 \u2014\nWir wollen uns, ehe wir auf die Absonderungserscheinungen eingehen, mit dem Erfolge besch\u00e4ftigen, welcher nach der Einspritzung des Harnstoffs und des Kochsalzes im Blutstrom hervortritt. Nach jeder ersten Einspritzung des Harnstoffes steigt der Blutdruck um etwa 20 bis 25 Mm. empor, gleichgiltig, ob das R\u00fcckenmark erhalten oder durchschnitten wird. Dieses Anwachsen des Druckes kann entweder durch eine Reizung der muskul\u00f6sen Gef\u00e4ssw\u00e4nde oder durch eine Vergr\u00f6sserung der Reibung erkl\u00e4rt werden, welche letztere namentlich den an ihrer Oberfl\u00e4cho ver\u00e4nderten Blutscheiben zugeschrieben werden k\u00f6nnte. Die erste der beiden Alternativen d\u00fcrfte darum als die wahrscheinlichere betrachtet werden, weil die Druckerh\u00f6hung eine vor\u00fcbergehende ist und weil sie nach einer zweiten Injection von Harnstoff ausbleibt, nachdem dieselbe durch eine erste hervorgerufen war. \u2014 Eino \u00e4hnliche Nebenwirkung, wie sie dem Harnstoff zukommt, zeigt das Kochsalz nicht. Der vor dem Einspritzen vorhandene Blutdruck wird durch das letztere nicht alterirl.\nGehen wir nun zur Betrachtung der Ilarnabsonderung selbst Uber, so sehen wir zun\u00e4chst, dass die nach der Durchschneidung des Ilalsmarkes verminderte oder g\u00e4nzlich aufgehobene Ilarnabsonderung nach der Einverleibung einer merklichen Kochsalzoder Harnstollinenge wieder beschleunigt oder von Neuem hor-vorgerufen wird.\nDiese Thatsache beleuchtet abgesehen von anderen sp\u00e4ter","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"4 45] Rxpkrimknt. Hkitk. zim Tiikoiiir d. IIaiinaiisondkukn\u00ab. 213\nzu besprechenden Fragen die Hypothese, welche Eckhardt\u201c) in einer Reihe von Abhandlungen vertheidigt hat. Gest\u00fczl auf seine mit grosser Sorgfalt und Ausdauer gef\u00fchrte Untersuchung glaubt sich der genannte Gelehrte dahin aussprechen zu d\u00fcrfen, dass das Erscheinen und Verschwinden der Ilarnnbsondcrung von der Erregung zweier Nervengattungen, eines anregenden und eines hemmenden abh\u00e4nge. Die Beweisf\u00fchrung beruht insofern ich sie recht verstanden auf den folgenden Thatsachen und Schl\u00fcssen. \u2014 \\. Ein Stich in den Boden der Rautengrube an der von Cl. Bernard, bezeichneten Stelle und ebenso eine mechanische Reizung des obersten sympathischen Brustganglions erzeugen unter eigenth\u00fcmlichen Erscheinungen eine vermehrte Harnabsonderung. \u2014 2. Die Harnabsonderung stockt vollkommen, wenn man das R\u00fcckenmark im siebenten Halswirbel oder oberhalb desselben durchschneidet. Diese beiden Erfahrungen lassen, so meint Eckhard, verschiedene Erkl\u00e4rungen zu. Zun\u00e4chst k\u00f6nnte man daran denken, dass die Harnabsonderung nach der Durchschneidung des Halsmarkes desshalb aufh\u00f6re, weil durch sie der Blutdruck betr\u00e4chtlich herabgesetzt werde. Diese Deutung halt er jedoch darum f\u00fcr unzureichend, weil die Durchschneidung des n. splanchnicus, welche doch ebenfalls den Blutdruck betr\u00e4chtlich herabsetzt, die Harnabsonderung beschleunigt. \u2014 N\u00e4chstdem k\u00f6nnte die Vermehrung des llarn-flusses , welche nach dem Stich in die Hautengrube beobachtet wird, aufgefasst werden als die Folge eines allgemeinen K\u00f6rperzustandes, durch welchen u. a. harntreibende Stoffe der Niere zugef\u00fchrt w\u00fcrden, oder wie sonst. Bei dieser Annahme erscheint es Eckhard jedoch unerkl\u00e4rlich, warum nach der einseitigen Ausf\u00fchrung des Zuckersliches die Harnabsonderung nicht gleichmassig auf beiden Nieren, sondern vorzugsweise nur auf derjenigen der verletzten Seile beschleunigt wird. \u2014Reicht aber, wie Eckhard meint, die Verminderung des Blutdrucks und die Annahme von der Entstehung eines neuen K\u00fcrperzu-s tan des nicht aus, um die unter 1. und 2. angef\u00fchrten Thatsachen zu erkl\u00e4ren, so bleibe nichts Anderes \u00fcbrig, als dass durch irgend welche Nervenbahnen die im Gehirn entstandene Erregung in die Niere getragen werde und dort die llarnabson-derung veranlasse. Mit diesem Erkl\u00e4rungsversuch lassen\n*) Beitr\u00fcge zur Anatomio u. Physiologie, IV. V. u. VI. Bd.","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nC. USTIMOWITSCII,\n[446\nsich denn auch noch die besonderen Erscheinungen in Ueber-einslimmung bringen, welche auf den Zuckerstich zu folgen pflegen, namentlich aber die, dass unmittelbar nach der genannten Operation eine Periode stockender oder mindestens verlangsamter llarnsecretion eintreto, aus welcher sich erst allm\u00e4hlich an- und dann auch wieder absteigend eine Polyurie entwickle. In diesem Gang der Erscheinungen spiegele sich der Verlauf einer hemmenden und einer anregenden Nervenreizung wieder. \u2014 3) Die schon \u00f6fter erw\u00e4hnte Erscheinung, dass die Durchschncidung des n. splanchnicus eine Polyurie hervorrufe, deutet Eckhard dahin, dass dieser ein Ilemmungsnerv f\u00fcr die absondernde Th\u00e4ligkeit der Niere sei ; ausser diesem m\u00fcsse es aber noch einen zweiten Hemmungsnerven geben, denn die auf den Zuckerstich folgende Periode der Harnstockung bleibt nicht aus, auch wenn der Splanchnicus vorher durchschnitten war, und andererseits gestaltet sich auch der zeitliche Ablauf der vermehrten Harnabsonderung wesentlich verschieden, je nachdem der Zuckerstich oder die Durchschncidung des n. splanchnicus ausgef\u00fchrl war. \u2014 Alle Versuche jedoch, welche Eckhard unternahm, um einen Nerven ausserhalb des verl\u00e4ngerten Marks und des ersten Brustganglions zu finden, durch dessen Reizung eine beschleunigte Harnabsonderung erzeugt werden k\u00f6nnte, schlugen fehl, obwohl mit seltener Ausdauer nach einem solchen gesucht wurde. Dagegen gelang es Eckhard wiederholt, durch Reizung des peripherischen R\u00fcckenmarkstumpfes, namentlich wenn diese eine sogenannte mechanische war, oder wenn vorher die n. splanchnici durchschnitten worden, die aufgehobene Harnabsonderung wieder in den Fluss zu bringen.\nDiesen Ausf\u00fchrungen von Eckhard treten meine Erfahrungen von zwei Seiten her entgegen. Zun\u00e4chst ist, wie ich schon oben erw\u00e4hnte, die Behauptung nicht haltbar, dass die Durch-schneidungcn der n. splanchnici und die des Halsmarkes f\u00fcr den Blutdruck von gleicher Bedeutung seien. Um aber auch noch meinerseits einen Beitrag zu dem zu liefern, was schon von A$j) foslgeslellt war, bestimmte ich an einem Hunde den Blutdruck in der art. carotis; ich fand ihn gleich 154 Mm. 11g.; darauf durchschnitl ich den linken n. splanchnicus und solzlo in den Ureter derselben Seile ein R\u00f6hrchen. Dor wiederholt bestimmte Mitteldruck des Carolidcnblules schwankte nun zwischen 92 und 101 Mm. Hg. Unmittelbar nach der Durchschnei-","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"447] Experiment. Bkitr. zur Theorie \u00bb. IIarnabsoniibrung. 215\ndung des n. splanchnicus floss der Harn langsam ab, so dass etwa zwei Stunden hindurch f\u00fcr je 10 Minuten nur 0,5 Cbc. Harn erschien, allm\u00e4hlich aber beschleunigte sich die Harnabsonderung auf den betr\u00e4chtlichen Werth von 3 Cbc. auf je 10 Minuten. Als nun auch' das Halsmark durchschnitten wurde, sank der Blutdruck auf 48 Mm. herab und gleichzeitig verschwand die vorher so bedeutende Absonderung und sie erschien auch w\u00e4hrend einer mehrst\u00fcndigen Beobachtung nicht wieder. Man sieht hieraus, dass diese Beobachtung mit den Erfahrungen, keineswegs aber mit den Deutungen Ubereinslimmt, welche Eckhard \u00e4hnlichen Versuchen gegeben hat.\nNicht anders verh\u00e4lt es sich mit den Beobachtungen, welche in der auf pag. 443 vorgelegten Tabelle enthalten sind. Man erkennt aus ihnen, dass auch noch nach der Durchschneidung des R\u00fcckenmarkes die llarnabsondcrung in einem sehr lebhaften Grade fortdauern kann, denn es kommen in ihr F\u00e4lle vor, in welchen nach dieser Operation 5 Cbc. Harn f\u00fcr je 10 Minulon von einer Niere abgeschieden wurden. Wollte man also mit Eckhard nnnehmen, dass die absondernde Th\u00e4tigkeit der Niere unter den unmittelbaren Einfluss eines erregten Nerven gestellt sei, so m\u00fcsste man zum Mindesten zugestehen, dass die Niere automatische vom Gehirn oder R\u00fcckenmark unabh\u00e4ngige Nerven enthalte, ein Satz, gegen welchen sich Eckhard*) ausdr\u00fccklich verwahrt. **)\nMan wird aber ohne mit den Thatsachen in Widerspruch zu gerathen, auch noch einen Schritt weiter gehend behaupten d\u00fcrfen, dass die absonderndc Th\u00e4tigkeit der Niere \u00fcberhaupt nicht in der Weise von der Nervenerregung abh\u00e4ngig sei, wie dieses bei den Speicheldr\u00fcsen der Fall ist. Nach welcher Richtung hin man den Vergleich beider Dr\u00fcsen beziehungsweise ihre\n*) 1. c. V. Bd. 169 ff.\n*\u00bb) In der pathologischen Litleralur d\u00fcrften unzweifelhaft F\u00fclle verzeichnet sein, welche f\u00fcr den Menschen dasselbe beweisen, was meino Versuche f\u00fcr den Hund dargethan haben. Degenerationen und Zerschmetterungen in den oberen Thoilon des Brust- und don unteren Tlioilon dos Hnlsuiarkcs pflogon nicht notliwoiulig unmittelbar tOdllioh zu sein und somit ist Gelegenheit gobolon, die llnrnubsonderung zu beobachten. In der That linde ich in Gurll\u2019s Handbuch von den Knnchonhnichen II. 1 png. 7K, dass nach Wirbel- und R\u00fcckonmnrkverletzung die Secretion dos Urins in den Nicron in der f\u00fcr die Verletzung zun\u00e4chst folgenden Zeit bisweilen zwar merklich herabgesetzt ist, dass sie aber niemals unterbrochen wird.","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"21(5\nC. USTIMOWITSCH,\n[448\nSecrete auch vornehmen mag, immer findet sich ein durchschlagender Unterschied, um nicht zu sagen, ein Gegensatz. Dess-halb d\u00fcrfte es kaum zu bezweifeln sein, dass die bedeutungsvollen Thatsachen, welche Eckhard bei seinen L\u00e4hmungs- und Ueizungsversuchon entdeckt hat, in einer mittelbaren Einwirkung des Nervensystems auf die llarnabsonderung z. B. durch den Blulslrom oder den Stoffwechsel ihre Erkl\u00e4rung finden.\nln welcher Beziehung steht nun aber der Inhalt der auf pag. 443 vorgclcgten Thatsachen zur Druckhypothese? Auf den ersten B\u00fcck scheint es, als ob die dort gegebenen Zahlen in keinen Einklang mit derselben zu bringen seien. Unter den dort niedergelegten Beobachtungen ist die sechste am bemerkens-vverthesten. Vor der Durchschncidung des Ilalsmarkes und nach der Injection von drei Gramm Harnstoff war der Blutdruck 164 Mm. Ilg. und die auf 10 Minuten berechnete mittlere Harnmenge beider Nieren betrug 1.14 Cbc. Harn mit 0.026 Gramm Harnstoff. Nach Durchschneidung des Halsmarkes schwankte der Druck zwischen 91 und 55 Mm. und das Mittel der Absonderung aus beiden Nieren betrug 0.88 Cbc. Harn mit 0.081 Gramm Harnstoff und sp\u00e4ter, als zu verschiedenen Zeiten noch 7 Gramm Harnstoff eingesprilzt waren, war der Blutdruck constant auf 58 Mm. herabgegangen, w\u00e4hrend das Mittel der Harnabsonderung aus beiden Nieren 5,1 Cbc. mit 0.157 Gramm Harnstoff betrug. Dieser Fall belehrt uns also, dass trotz eines stetigen Absinkens der Blutdr\u00fccke die Harn- und Harnsloffmenge in einem fortw\u00e4hrenden Steigen begriffen sein kann und zwar nicht blos, wenn man die Niere in dem unversehrten und gel\u00e4hmten Zustande ihrer Nerven vergleicht, sondern auch, wenn man die Beobachtungen mit gel\u00e4hmten Nerven einander gegen\u00fcber stellt.\nBei weiterer Ueberlegung l\u00e4sst sich jedoch auch die eben besprochene und die ihr \u00e4hnlichen Beobachtungen mit der Annahme in Einklang bringen, dass der Druckunlerschied zwischen Blut und Harn f\u00fcr die Absonderung der letzteren von durchschlagender Bedeutung sei. Die n\u00e4chste Aufforderung zu diesem Unternehmen ist schon durch die wiederholt best\u00e4tigte Bo-obachlungsweise von Max llerrman gegeben. Nach ihr ist es gar keinem Zweifel unterworfen, dass bei ann\u00e4hernd gleichem Gehall des Blutes an harnf\u00e4higen Stoffen die Abscheidung des Harns mit dem steigenden Unterschiede der oftgenannlen Dr\u00fccke im Wachsen begriffen sei. Warum soll also dieses Abh\u00e4ngig-","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"449] Exi'krimknt. Bkith. zur Tiiuohik i>. IIarnahsondkuung. 217\nkcitsverh\u00e4llniss bei meinen Versuchen ein anderes geworden sein? Zudem scheint es, dass man auch um so mehr berechtigt sei, die Bedeutung des Druckes in den vorliegenden Beobachtungen zu betonen , als ausnahmslos die Ilnrnabsondcrung verschwindet oder auf eine unmessbare Menge herabsinkt, wenn der Blutdruck unter die allerdings geringe H\u00f6he von 40 Mm. 11g. heruntergeht. Hierf\u00fcr berufe ich mich auf die Beobachtung 2, 7 und 8 der vorgelegten Reihe.\nAllerdings muss nach diesen Versuchen die Druckhypolhese einen Zusatz erfahren, den n\u00e4mlich, dass die Wirksamkeit des Druckes in einer Abh\u00e4ngigkeit stehe von dem Gehalte des Blutes an harnf\u00e4higen Stoffen und zwar in der Art, dass eine gegebene Differenz der Spannungen erst bei einem bestimmten Gehalte des Blutes an Harnbestandlheilen wirkungsfiihig werden, beziehungsweise um so mehr Harn liefern k\u00f6nne, je gr\u00f6sser die Anh\u00e4ufung der llarnbestandthcile im Blute geworden sei. Es d\u00fcrfte ein lohnendes und wie ich glaube nicht unausf\u00fchrbares Unternehmen seih, die Abh\u00e4ngigkeit der beiden Gr\u00f6ssen einer genaueren Untersuchung zu unterwerfen.\nDie Ursache, wesshalb ein gr\u00f6sserer Gehalt des Blutes an Kochsalz, Harnstoff u. s. w. die Wirksamkeit der zur Verf\u00fcgung stehenden Druckdifferenz erh\u00f6ht, kann entweder darin gefunden werden, dass der aus den glomerulis ahgesonderte Harn auf seinem Wege durch die Harnkan\u00e4lchen noch weitere Ver\u00e4nderungen erleidet, oder darin, dass die Durchg\u00e4ngigkeit der H\u00e4ute, welche die glomeruli umgeben, sich \u00e4ndert, je nachdem in der Blutfl\u00fcssigkeit mehr oder weniger Ilarnbestandtheile enthalten sind, wahrscheinlich ist cs sogar, dass die beiden angef\u00fchrten Gr\u00fcnde bei dem Zustandekommen der Erscheinung betheiligt sind. Sp\u00e4tere Untersuchungen m\u00fcssen hier\u00fcber entscheiden.\n11. Ucber das Verh\u00e4ltniss der Geschwindigkeit, mit welcher der Harnstoff, die Chlorverbindungen und das Wasser insbesondere w\u00e4hrend des H\u00f6hestadiums der Curare Vergiftung abgesondert werd en.\nBei einer Vergleichung zweier Harnproben, die von derselben Niere zu verschiedenen Zeiten abgesondert sind, findet man in der Regel, dass weder die Menge, welche von jedem einzelnen der obengenannten Stoffe in der Zeiteinheit abgeschieden wurde, sich unver\u00e4ndert gehalten hat, noch auch dass dieses mit","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"218\nC. USTIMOWITSCn,\n[450\ndem VcrhHllniss, in welchem sic abgesondert wurden, der Fall war. Die folgenden Mitlheilungcn sollen einen Beitrag liefern zur Erkenntniss der Bedingungen, von welchen die erw\u00e4hnten Variationen abh\u00e4ngig sind.\nNach den bis dahin bekannt gewordenen Erfahrungen lindert sich die Absonderungsgeschwindigkeit des Wassers, des Harnstoffs und des Kochsalzes 1} mit dem Drucke in den Arterien. 2) mit der Durchschneidung der Nierennerven, 3) mit den Widerst\u00fcnden, welche dem Abfluss des Harns aus dem Ureter entgegen treten, 4) mit dem Gehalt des Blutes an Stollen, die in den Harn \u00fcbergehen k\u00f6nnen. Ich f\u00fcge hinzu 5) mit der Anwendung des Curare.\nDer Versuch, welcher die Wirkung einer jeden einzelnen der genannten Variablen ermitteln will, hat begreiflich mit grossen Schwierigkeiten zu k\u00e4mpfen, weil er verlangt, dass alle \u00fcbrigen an der Harnabsonderung betheiligten Bedingungon unver\u00e4ndert erhalten worden, w\u00e4hrend nur eine derselben nach Belieben, aber messbar variirl werden soll. Die aus diesem Verlangen fliessenden meist un\u00fcberwindlichen Schwierigkeiten m\u00f6gen ebensowohl daran Schuld sein, wie auch andererseits der Mangel an einer scharfen Stellung der Frage, warum bisher nur wenige Beobachtungen so angestcllt worden sind, dass aus ihnen ein f\u00fcr unsere Zwecke brauchbarer Schluss gezogen werden kann. Das Wenige, das wir wissen, d\u00fcrfte sich, soweit mir bekannt, auf das Folgende beschr\u00e4nken :\nI. Wenn der Druck des zur Niere fliessenden Blutes abnimmt, so vermindert sich auch die Absonderungsgeschwindigkeit des Wassers und des Harnstoffes. Das Verh\u00e4ltniss, in welchem sich bei abnehmender Absonderungsgeschwindigkeit des Gesammtharns die beiden Stolle zu einander stellen, ist abh\u00e4ngig von dem llarnstoll'reichlhum des urspr\u00fcnglichen mit gr\u00f6sster Geschwindigkeit abgeschiedenen Harnes. 1st dieser letztere sehr harnstoflreich (z. B. von 8\u201413 p. c.), so nimmt bei dem genannten Verhallen des Druckes in der Arterie die Absonderungsge-schwindigkeit des Harnstoffs rascher ab, als die des Wassers; ist dagegen der Harn weniger reich an Harnstoff (von 2\u20145 p. c.), so nimmt mit dem absinkenden Druck die Absondorungs-gesohwindigkeil des Wassers mehr ab als die des Harnstoffs. Dieser Salz ist aus den Beobachtungen von Max Herrmann abgeleitet, in welchen die Zusammensetzung von Ilarnproben be-","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"451 ] Expkrimknt. Bkitr. zur Tiieorik i>. Harnahsondkrung. 219.\nstimmt wurden, die wahrend einer steigenden Verengerung der Nierenarterie abgeschieden waren. Die von Herrmann beobachteten Aenderungen des Harns sind um so gewisser von der Verengerung des Strombettes abzuleiten, theils weil sie mit der letztem erschienen und verschwanden, und theils weil der gleichzeitig aufgefangene Harn der anderen Seite keine Ver\u00e4nderung in seiner Zusammensetzung darbot. \u2014 Aus den wenigen Bestimmungen des Chlors, welche in den eben angef\u00fchrten Versuchen gleichfalls vorgenommen wurden, ergibt sich, dass mit dom sinkenden Druck auch die Absonderung des Chlors vermindert wird; \u00fcber das Verhilltniss, in welchem dieses zu den anderen Bostandlheilen geschieht, geben die Versuche eine mehrdeutige und desshalb zweifelhafte Auskunft.\n2.\tDie Durchschneidung der Nierennerven beziehungsweise die des n. splanchnicus vermehrt h\u00e4ufig die Absonderungsgeschwindigkeit des Gesammtharns; tritt dieso Vermehrung ein, so wachst die Absonderungsgeschwindigkeit des Wassers viel betr\u00e4chtlicher an als die des Harnslolls, in Folge dessen der I\u2019ro-centgehalt des Harnstoffs sehr bedeutend abzunchmen pfiegl. Dieses gehl hervor aus den Versuchen von Max Herrmann und Knoll. Selbstverst\u00e4ndlich m\u00fcssen die Beobachtungen unbeachtet bleiben, in welchen nach der Nervendurchschneidung im llarno Eiweiss auflral, weil dieses Vorkommen die Zusammensetzung des Harns an und f\u00fcr sich zu andern pflegt.\n3.\tWenn die Widerstande, welche in den Ureter eingesetzt werden, so betr\u00e4chtlich genommen wurden, dass die Absonderung des Gesammtharns nur noch sehr sp\u00e4rlich erfolgte, so sank die Abscheidung aller Harnbeslandtheile, die des Harnstoffs aber sehr viel bedeutender als die des Wassers. Dieses f\u00fcr den Harnstoff ung\u00fcnstige Verh\u00e4ltniss stellte sich auch ein, wenn der ohne Widerstand ausfliessendc Ilarn einen Gehall an Ilarnstolf von 3 Procent darbol. Hieraus geht hervor, dass die Art des Eingriffs, durch welche die Verlangsamung der Gesammtabson-derung erzielt wird, keineswegs gleichgiltig ist f\u00fcr die Zusammensetzung des Harns. Denn wir sahon, dass, wenn die Absonderung eines massig harnslollreichcn Harns durch die Arterien vorongorung herabgesetzt wird, dass dann ein Harn mit gr\u00f6ssorm llarnslolfgehall abgeschieden wurde. Jedenfalls ist es sohr w\u00fcnschenswerlh, dass dieser nur aus wenigen Beobachtungen abgeleitete Satz durch weitere Versuche gepr\u00fcft werde.","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nC. UsTiMOwrrscii,\n[452\n4. Dor Gehalt des Blutes an solchen Stoffen, welche in den Harn \u00fcbergehen, ist, wie schon langer bekannt, f\u00fcr die Geschwindigkeit der Harnabsonderung von der allergr\u00f6ssten Bedeutung. Um zu einem Verst\u00e4ndniss der harntreibenden Wirkung der wesentlichsten Ilarnbestandtheilc zu gelangen, d\u00fcrfte nur die Methode anzuwenden sein, welche C. Voit*) benutzt hat. Sie besteht darin, dass man mit Ausnahme des einen zu pr\u00fcfenden Stoffes alle \u00fcbrigen Bestandtheile der Nahrung nach Art und Menge m\u00f6glichst unver\u00e4ndert erhalt. Nur bei dieser Vorsichtsmassregel kann man hoffen, Aufschluss \u00fcber die Wirkung des einen in ver\u00e4nderlicher Menge gereichten Nahrungsstoffes zu erhalten. Nach diesem Plane hat C. Voit eine Versuchsreihe mit Kochsalze ausgef\u00fchrt; dem Hunde wurden wahrend einer Bcobachtungsdauer von 16 Tagen t\u00e4glich 1.5 Kilo Fleisch von m\u00f6glichst gleicher Beschaffenheit verabreicht und diesem entweder gar keins oder 5 oder 10 oder 20 Gramm Kochsalz t\u00e4glich zugesetzt. Aus der Zusammenstellung der Beobachtungen ergibt sich Folgendes: *)\nEingenommenes\tWasser des Harns\tDifferenz des\tWasservermehrung des Harns\nSalz in Gramm\tin Gramm\tWassers in Grm.\tf\u00fcr 4 Gramm \u2022\n0,0\t828\t_\tKochsalz\nM\t898\t70\t44,0\n10,0\t987\t4 59\t15,9\n20,0\t112t\t296\t14,8\nBerechnet\tman aus der Tabelle, welche dem Werke Voil's\t\t\nbeigegeben ist,\tden Procentgehalt des Harns an Kochsalz, so fin-\t\t\ndet man denselben Eingenommenes Wasser des Harns\t\tKochsalz des Harns\tProcentgehalt dos Harns an Kochsalz 0,12\nSalz in Grm. 0,0\tin Grm. 840\tin Grm. M\t\n5,0\t909\t6,5\t0,72\n10,0\t987\t14,7\t4,23\n20,0\t11X1\t21,9\t4,98\n*) Untersuchungen iihor den Einfluss des Kochsalzes otc. auf den Stoffwechsel. M\u00fcnchen 4X60.\n**) F\u00fcr denjenigen honor, welcher die vorstehenden Zahlen mit denen des Originals vergleicht, bemerke ich, dass die Tabelle auf pag. 65 dos Koi'i'schen Werkes einen Druckfehler enth\u00e4lt, indem die Einglingo derselben \u00bbmit und ohne Wasscraufnuhmc\u00ab gerade umgekehrt gesetzt sind.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"453] Expkrimknt. Rkitii. zun Tiieomb d. IIaknabsondekung. 221\nZu dieser letzteren Zusammenstellung geh\u00f6rt die Bemerkung, dass jede einzelne Zahl das Mittel aus nur drei, nicht aber, wie in der vorhergehenden das Mittel aus je vier Beobachtungen ist. Diese etwas ver\u00e4nderte Berechnung scheint desshalb den Vorzug zu verdienen, weil der erste Tag einer neuen Kochsalzgabe als Uebergangsstadium von einer Kochsalzdi\u00e4t in eine andere aus bekannten Gr\u00fcnden mit Unregelm\u00e4ssigkeiten behaftet ist.\nAus den beiden vorgcfuhrlen Zusammenstellungen ergibt sich, dass, wenn bei sonst unver\u00e4nderter fl\u00fcssiger und fester Nahrung die verf\u00fctterte Kochsalzmenge vermehrt wird, 1) die Abscheidung des Gesammtharns w\u00e4chst, 2) dass die Abscheidung des Kochsalzes rascher steigt als die des Wassers, so dass der Procentgchalt des Harns an Kochsalz zunimmt, 3) f\u00fcr je ein Gramm mehr des ausgeschiedenen Kochsalzes wird ein sehr ann\u00e4hernd gleiches Gewicht an Wasser (n\u00e4mlich zwischen 14 und 16 Gramm) abgesondert.\nDas letzte dieser drei Ergebnisse, welches beil\u00e4ufig gesagt von Voit nicht hervorgehoben worden ist, w\u00fcrde, wenn es sich verallgemeinern liesse, von einer fundamentalen Bedeutung f\u00fcr die Theorie der llarnabsonderung werden m\u00fcssen.\nUm zu pr\u00fcfen, ob sich f\u00fcr den llarnstofT ein entsprechendes Verhalten herausstelll, wird man der methodischen Begel gem\u00e4ss gen\u00f6thigt sein , den Thieren Harnstoff einzugeben. Indem ich mir eine nach diesem Plane auszuf\u00fchrende Versuchsreihe f\u00fcr die n\u00e4chste Zukunft Vorbehalte, bemerke ich nur, dass die Einverleibung des Harnstoffs nicht unmittelbar in die Venen wenigstens nicht in gr\u00f6sseren Dosen geschehen darf, weil hierdurch zugleich ein anderer f\u00fcr die Harnabsonderung wichtiger Factor ge\u00e4ndert wird, n\u00e4mlich der Blutdruck, wie schon auf pag. 444 vermerkt wurde. Diesem Umstande mag cs zuzuschreiben sein, dass ich in zwei Versuchen, in welchen ich in die Jugular-veno gesunder Hunde eino concentrirtc Harnstoffl\u00f6sung einspritzte, Iheilweiso entgegengesetzte Hosullalo erhielt. Damit ich mich sp\u00e4ter auf diese F\u00e4lle beziehen kann, setze ich sie hierher.","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\tC. UsTiMOwiTscu,\t[454\n\u00f9 75\t\tRechte Niere\t\t\tLinke Niere\t\t\nen M O P v. t\u00bb <u V*\tBemerkungen\tin 10 5 Harn Cbc.\tin.abges Harn- stoff Grm.\tondert Harn- stoff Proc.\tin 1 Harn Cbc.\tMin. ab Harn- stoff Grm.\tges. Harn- stoff Proc.\n9\tUnversehrtes Thier 6 Grin. Harnstoff ein-\t0,61\t0,031\t5,17\t0,97\t0,53\t5,48\n\tgespritzt\t2,16\t0,134\t6,25\t2,07\t0,127\t6,48\n10\tUnversehrtes Thier 3 Grm. Harnstoll ein-\t0,36\t0,014\t3,80\t0,31\t0,012\t3,80\n\tgespritzt\t1,48\t0,033\t2,25\t0,80\t0,020\t2,40\nDie Zahlen des zweiten Versuches sind in dieser Abhandlung schon einmal auf pag. 443 in der Beobachtung 6 vorgef\u00fchrt; dort wurde auch schon angemerkt, dass der Blutdruck durch die llnrnsloffcinsprilzung von 141 auf 1 GA Mm. Ilg. also um 23 Mm. cmporgclricbcn wurde.\nBei beiden Thieren ist die Abscheidung des Wassers und des Harnstoffs nach der Einspritzung der letzteren Verbindung erh\u00f6ht. Das Verhiiltniss, in welchem die Absonderung der beiden Stoffe anwuohs, war jedoch durchaus verschieden, da bei dem ersten Thiere der llarnstoffgehalt des Harnes nach der Einspritzung des Harnstoffs zunahm, wahrend er im zweiten Falle nach der Einf\u00fchrung des genannten Stoffes absank. Spatere Versuche m\u00fcssen, wie schon gesagt, entscheiden, welches der beir den Ergebnisse der Einverleibung des Harnstoffs und welches cingelretonen Neben umstanden zuzuschreiben ist.\n5. Die Abs on derungsgeschwindigkeit des Harns im H\u00f6hestadium der Curarevergiflung.\nAuf die Acnderungcn, welche die Curarevergiflung in der Absonderung des Gesammlharns und insbesondere in dem Ilarn-stoffgehn He desselben hervorruft, war ich zuf\u00e4llig bei einer aus anderen Absichten unternommenen Beobachlungsreihe gestossen. Der Gegensatz schien einer weiteren Verfolgung werth.\nAus fr\u00fcheren Miltheilungen von Cl. Bernard, Pavy, Schiff', Winoyrado/f, Suikowsky und Eckhard*) ist bekannt, dass in\n*) Cl. Bernard,Le\u00e7on <le physiologie Tom.1. 1854\u201455. p. 342. \u2014Schiff, Journal de physiologie 1866. p. 358. \u2014 Pavy, on tho nature and treatment","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"455] Experiment. Beitr. zur Tiikorie i>. IIarnarsondhruno.. 223\nFolge der Gurarevergiftung h\u00e4ufig Zucker im Harn erscheint. Schiff ist geneigt, das Erscheinen des Zuckers von einer mangelhaften F\u00fchrung der k\u00fcnstlichen Respiration abzuleiten und Eckhard, gibt an, dass die Zuckerausscheidung namentlich bei Hunden sehr vor\u00fcbergehend sei. Obwohl ich selbst auf die Zuckerausscheidung nicht vorzugsweise geachtet habe, so bin ich doch \u00f6fter veranlasst gewesen, den Harn meiner Versuchstiere auf seinen Zuckergehalt zu pr\u00fcfen. Dieses ist, wie schon oben erw\u00e4hnt, niemals mit einem positiven Erfolg geschehen. Meine Resultate schliessen sich demnach den von Schiff gewonnenen an, womit nicht gesagt sein soll, dass ich auch die von ihm auf-gestellte Erkl\u00e4rung f\u00fcr erwiesen halte. Der Widerspruch zwischen Cl. Bernard's und Eclchard\u2019s Beobachtungen im Gegensatz zu meinen liegt m\u00f6glicherweise in den verschiedenen von uns angewendeten Vergiftungsgraden und sonstigen Zust\u00e4nden des Thiers; Eckhard untersuchte nur sehr schwach und ich vollst\u00e4ndig vergifteloThiero; Cl. Bernard in der Verdauung begriffene und ich n\u00fcchterne Hunde. \u2014 Lieber die Reichlichkeit der llarn-absonderung nach Curare gibt nur Eckhard Mittheilungen; ich habe sie schon fr\u00fcher pag. 434 erw\u00e4hnt.\nBei der Beobachtung der Harnabsonderung w\u00e4hrend der Gurarevergiftung springen sogleich zwei auffallende Thatsachen hervor. Die eine, dass die Harnabscheidung mit dem Eintritt der vollen Vergiftung entweder stockt oder zum Mindesten sich sehr verlangsamt; die andere, dass der Ilarnsloffgehalt indem sp\u00e4rlicher abgesonderten Harne geringer wird, als er vor der Vergiftung gewesen.\nDie Stockung des Harnabflusses k\u00f6nnte ihren Grund finden in der Ver\u00e4nderung des Druckes, unter welchem das Blut in der Aorta steht. Wir wissen, dass das Curare eine besondere Beziehung zu den reizbaren St\u00fccken der Arterien besitzt, namentlich aber, dass es die Nieren und Muskeln der Arterien anhaltend zu reizen oder auch dauernd zu lahmen vermag, oder dass es wechselnd bald das cino und bald das andere hervorruft. Gest\u00fctzt auf diese Erfahrungen k\u00f6nnte man jede Stockung der Harnabsonderung auf eine L\u00e4hmung der Gef\u00e4ssnerven, die durch\nof diobetes. Loud. 1869. 160. \u2014 Sailiowsky, Med. Contrnllilatt 1805. \u2014 Winogradoff, Virchow's Archiv XXIV. u. XXVII. Bd. \u2014 Eckhard, Beitr\u00e4ge zur Anatomic u. Physiologie V. lld. p. <63 u. VI. Bd. p. 19.","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nC. UsTIMO WITSCH,\n[456\nilas Curare bewirkt worden, zurUckfUhren wollen, weil diese letztere eine sehr betr\u00e4chtliche Herabsetzung der Aorlenspan-nung zur Folge hat. Die Beobachtung der einzelnen F\u00e4lle l\u00e4sst jedoch alsbald das Unhaltbare dieser Annahme erkennen. Ich habe lifter den Druck in der artoria carotis bestimmt, w\u00e4hrend die Absonderung ein bis anderthalb Stunden hinduroh vollkommen unterbrochen war und dabei in acht Versuchen sechsmal den Druck zwischen 66 und 139 Mm. schwanken sehen, w\u00e4hlend er in nur zwei F\u00e4llen zwischen 20 und 50 variirte. Nach den in der ersten Abtheilung dieser Abhandlung aufgeftlhrten Thatsachen gen\u00fcgte also der Druck sechsmal unter acht Bestimmungen, um die Harnabsonderung im Gang zu erhalten. Gegen die Annahme, dass andere Male, wo die Anwendung des Manometers unterblieb, der geringe Druck in der Aorta die Ursache der llarnslockung sei, spricht ausserdem die wiederholt auftre-lende Erscheinung, dass die Harnabsonderung nur einseitig ausbleibt und ferner der Umstand, dass eine bisher unterdr\u00fcckte Absonderung auflebl, wenn die Nerven der Niere durchschnitten sind, obwohl hierdurch keine Steigerung in der Aortenspannung herbeigef\u00fchrt wird. \u2014 Demnach ist es nicht thunlich, in diesen und \u00e4hnlichen F\u00e4llen die stockende oder verminderte Harnabsonderung in dem Mangel des n\u00fcthigen Blutdruckes zu suchen.\nDie zweite Folge der Curarevergiftung, die Abnahme der Harnslollprocente, dr\u00fcckt sich durchweg sehr deutlich aus. Folgende Beispiele m\u00f6gen den Grad derselben darlegen :\neo T3 \u00a7\t\t1 V) QO c\tRechte Niere\t\t\tLinke Niere\t\t\n\u00a3 5 C O C <x C Xi 5 \u00b0 P & \u00ceS CQ\tBemerkungen\t3 u 2 \u00a7 \u00ab \u00ab o 0) \u00ab\tIn 1 ( llarn Cbc.\tMin. al Harn- stoff Grm.\t>gos. Harn- stoff Broc.\tIn 1 u Harn Cbc.\tMin. al Harnstoff Grm.\t>ges. Harn- stoff l\u2019roc.\nit\tUnvcrgiftet\t\tMin. 48\t0,67\t0,031\t4,4\t0,58\t0,087\t*,7\n\tOurarovergiflung . .\t71\t0,83\t0,007\t8,8\t0,18\t0,007\t3,8\n1*\tUnvorgiflut\t\t47\t8,66\t0,807\t7,8\t8,60\t0,190\t7,4\n\tCurnrevorgillting . .\t\u00ab1\t1,18\t0,118\t6,0\t1,80\t0,118\t6,8\n13\tUnvcrgiflet\t\t79\t0,73\t0,041\t6,51\t0,38\t0,088\t7,19\n\tCurarevergiftung . .\t80\t0,85\t0,034\t3,97\t0,55\t0,086\t4,70","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"457] Expkrimrnt. Britr. zur Thborir n. Harnarsondbriin\u00ab. 225\nAuf wolclio Woiso golingl os nun (loin Curare, so oingroi-fend auf die Harnabsondorung zu wirken? Fallen die Mittel, welche das Curare zur Aenderung der Harnabsonderung in Bewegung setzt, in den Kreis der bekannten , oder sind sie noue Y\nKino orsto M\u00f6glichkeit, um es zu erkl\u00e4ren, warum der Harn und ganz vorzugsweise der Harnstoff in vermindertem Maasse abgesondert werden, liegt in der Annahme, dass das Blut wahrend der Curarevergiflung an Harnstoff verarme. Diese Unterstellung gewinnt desshalb einen gewissen Grad von Wahrscheinlichkeit, weil der Blutslrom und in Folge der Muskelliihmung auch der Lymphstrom durch das Curare so wesentlich gest\u00f6rt werden. Ware in der That das zur Niere gelangende Blut ungew\u00f6hnlich arm an Harnstoff, so konnte hieraus zwar die geschw\u00e4chte Absonderung erkl\u00e4rbar werden, aber es wurde hieraus noch nicht cinleuchtcn, warum so unmittelbar nach dem Eintritt der Curarevergiftung die Absonderung zum vollkommenen Stillstand kommt, da cs doch zum Mindesten unwahrscheinlich ist, dass der von fr\u00fcher her vorhandene Harnstoffvorrath des Blutes sich so rasch ersch\u00f6pft. Immerhin erschien es n\u00f6lhig, diese Hypothese zu beleuchten. Der k\u00fcrzeste Weg hiezu war dadurch gegeben, dass man dem Blute k\u00fcnstlich Harnstoff zusetzte. Die Ausf\u00fchrung dieses Vorhabens geschah entweder so, dass zuerst dom unvergifteten Thier und dann dem vergifteten und zugleich mit einem Ilarnstoffzusatz versehenen Thier der Harn abgefangen ward, oder es wurde auch dem unvergifteten Thiere, bevor demselben Harn abgefangen war, eine Harnstoffl\u00f6sung eingespritzt. Nachdem dann die gew\u00fcnschte Menge von Harn gewonnen, wurde mit Curare vergiftet und von Neuem eine IlarnstoffquantiUil in das Blut gebracht, welche in jedem Fall betr\u00e4chtlich gr\u00f6sser war, als diejenige, welche seil der ersten Harnstoffeinspritzung durch den Ilarn entleert worden. Das gewonnene Resultat gibt die nachstehende Zusammenstellung.","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"22(5\tC. UsTiMowiTscii,\t[458\nU Cjj \u25a0\u00a7\u00a7\t\t1 J. (30 a\tHechte Niere\t\t\tLinke Niere\t\t\nfei E \u00ab 1 o P \u00a9 56 ca\tRcmcrkungen\t3 u \u00a9 X.3 p \u00a9 \u00ab 2 ca\tln 1C llarn Cbc.\tMin. a Harn- stoff Grm.\tbges. Harn- stoff Proc.\tIn 10 Horn Cbc.\tMin. a Horn- stoff Grm.\tbg\u00e9s. Harn- stoff Proc.\n14\tUnvergiftet\t\tMin. 27\t\t\t\t\t.\t2.66\t0.190\t7.4\n\tCurare und Harnstoff-einspritzung ....\t65\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t0.77\t0.054\t6.9\n15\tUnvergiftet, Harnstoff 6 Grm. eingesprilzt\t135\t0.77\t0.040\t5.27\t0.79\t0.043\t5.44\n\tCurare\u2019und 1 Gramm Harnstoff\t\t84\t0.24\t0.011\t4.65\t0.26\t0.012\t4.63\n16\tUnvergiftet u. 8 Grm. Harnstoff\t\t131\t\t\t\t3.17\t0.211\t6.46\n\tCurare, * Grm. Harnst.\t64\t\u2014*\t\u2014\t\u2014\t2.34\t0.068\t2.91\n17\tUnvurg., 4 Grm. Harnst, u. 1.5 Grm.Kochsalz\t120\t1.02\t0.025\t2.48\t0.75\t0.048\t2.87\n\tCurare 2 Grm. Harnst. 0.75 Grm. Kochsalz\t195\t0.40\t0.007\t1.67\t0.45\t0.006\t1.58\n1S\tUnverg. 4 Grm. Harn-stoffl .5Grm. Kochs.\t105\t1.43\t0.057\t4.00\t0.88\t0.035\t3.98\n\tICurareZGrm. Harnst. 0.75Grm.NaCl . .\t170\t0.60\t0.014\t2.26\t0.69\t0.015\t2.44\n19\tUnverg. 4 Grm. Harnstoff 1.5 Grm. NaCl\t60\t1.83\t0.056\t3.06\t1.70\t0.052\t3.07\n\tCurare 2 Grm. Harnst. 1.5 Grm. NaCl . . .\t120\t0.89\t0.027\t2.89\t1.22\t0.039\t3.40\n20\tUnverg. 4 Grm. Harnstoff 1.5 Grm. NaCl\t180\t1.03\t0.037\t3.56\t\t\t_\n\tCurare 4 Grm. Harnst. 1.5 Grm. NaCl . . .\t169\t0.50\t0.010\t2.00\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nDiese Versuchsreihe iiisst auf das Deutlichste erkennen, dass die Nieren eines mit Curare vergifteten Thieres auch durch einen gr\u00f6sseren llarnstoffgehalt des Blutes in keine erh\u00f6hte Th\u00e4-ligkeit versetzt werden k\u00f6nnen ; denn in allen F\u00fcllen mindert sich nach der Einspritzung des Curare nicht blos der Gesammtharn, sondern es sinkt auch im Vorh\u00e4ltniss zum Wasser die Ausscheidung des llarnsloll's ab und zwar zum Theil sehr betr\u00e4chtlich.\nDaraus folgt schon, wie mir scheint, unwiderleglich, dass wir auch das Sinken dor Harnstoffabschoidung, welches wir fr\u00fcher","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"459] Experiment. Beitr. zur Theorie r>. Harnarsonderun\u00ab. 227\nam curarisirlen Thiere im Gegensatz zum unvergiftclcn fanden, nicht auf einen Mangel des Harnstoffs im Blute zu schieben haben, der durch die Vergiftung hervorgerufen sei. Das Verhaltniss, in welches die Niere wahrend der Curarcvcrgiflung zum Harnstoff gestellt ist, wird noch klarer beleuchtet durch die folgenden Thatsachen, die ich gelegentlich bei einer, spater zu besprechenden, Versuchsreihe gewonnen habe. Bei dieser wurden die auf den beiden Nieren abgeschiedenen Harnmengen aufgefangen, zuerst nachdem nur Curare und dann nachdem auch Harnstoff in das Blut gespritzt und die Nerven der einen Seite durchschnitten waren. Man erhielt demnach auf der einen Seite llarnmengen aus einer Niere, deren Nerven unversehrt geblieben und zwar eine Portion bei Curarevergiftung ohne Vermehrung des Harnstoffs im Blut und eine zweite Portion wahrend der Curarevergiftung mit Vermehrung des Harnstoffs im Blute. Bei dieser Anordnung des Versuchs war zu erwarten, dass sich dio Anwesenheit des Harnstoffs in \u00e4hnlicher Weise gellend mache, wie an unvergiftelen Thieren, mit anderen Worten, dass sich die Menge des ausgeschiedenen Harns und insbesondere die des Harnstoffs mehren w\u00fcrde. Die folgenden Zahlen sind dieser Voraussetzung nicht gerade g\u00fcnstig.\nU fc\u00df o c a\t\tC\u00df u c\tRechte Niere\t\t\tLinke Niere\t\t\ne \u00ae |o ? O) m\tBemerkungen\ti-s c\u00f6 o Q 0> sa\tln 10 Harn Cbc.\tMin. a Harn- stoff Grm.\tbgos. Harn- stoff l\u2019roc.\tIn 10 Harn Cbc.\tMin. a Harn- stoff Grm.\tbges. Harn- stoff Proc.\nzi\tCurare\t\tMin. 95\t_\t_\t\t\t1.29\t0.076\t5.8\n\tHarnstoff eingespritzt\t65\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t0.77\t0.054\t6.9\n22\t'Curaro\t\tKl\t0.64\t0.067\t10.4\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n\tHarnstoff4.5Grm. in 40 Cbc. HO ... .\t73\t1.37\t0.157\t11.5\t\u2014\t\u2014\t-\n23\tCurare\t\t150\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t1.53\t0.079\t5.16\n\tHarnstoff 4.0 Grm. in 6 Cbc. HO\t\t32\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t1.52\t0.040\t2.61\n24\tCurare\t\tHO\t1.85\t0.048\t2.6\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n\tHarnstoff 6 Grm. . .\t30\t1.18\t0.028\t2.5\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n23\tCuraro\t\t80\t0.85\t0.034\t3.97\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n\tHarnstoff 6 Grm. . .\t110\t0.38\t0.014\t3.52\t\t\t\n","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nC. USTIMOWITSCII,\n[460\nUnter diesen f\u00fcnf Beobachtungen ist also in Folge der Ilarn-stoffeinspritzung nur einmal das eingetreten, was nach Analogie des un vergifteten Zustandes zu erwarten war, die vermehrte Abscheidung von Wasser und Harnstoff; in den \u00fcbrigen F\u00fcllen ist dann noch einmal die Abscheidung des Wassers der fr\u00fchem gieiehgeblieben, in den drei andern hat sie sich vermindert. Der Harnstoff ist dagegen nach der Einspritzung desselben viermal in geringerer Menge aufgetreten. Besondere R\u00fccksicht verdient meiner Meinung nach die Beobachtung 23, in welcher die Harnstoffausscheidung gegen fr\u00fcher so bedeutend herabging, ohne dass ein gleiches mit dem Wasser geschehen war.\nDiese Thalsachen weisen demnach eine bisher unbekannte Unabh\u00e4ngigkeit der Nierenarbeit von dem Harnstoffgehalt des Blutes nach. Trotzdem dass alle \u00fcbrigen Bedingungen unver\u00e4ndert blieben, konnte doch durch den gesteigerten Reichthurn des Blutes an Harnstoff keine vermehrte Absonderung desselben erzwungen werden. Da uns kein \u00e4hnliches Verhalten von der normalen Niere her bekannt ist, so werden wir dasselbe als eine specifisehe Folge des Curarismus ansehen d\u00fcrfen. Zu den Mitteln, durch welche beim un vergifteten Thiere die Absonderung der llarnbestandthcile absolut und relativ ge\u00e4ndert werden k\u00f6nnen , geh\u00f6rt nach den fr\u00fcheren Mittheilungen die L\u00e4hmung der Gef\u00e4ssnerven der Niere. Dieser Eingriff war also auch am curarisirton Thiere anzubringen und zwar empfahl sich dieses um so mehr, als thalsiichlich feststehl, dass das Curare die centralen Enden der Gef\u00e4ssnerven sehr h\u00e4utig wenigstens erregt und damit den Blulstrom in einzelnen Capillarbezirk.cn verlangsamt.\nDa w\u00e4hrend der folgenden Versuchsreihe in der Regel aus den beiden Uretercn der Harn aufgofangon wurde, aber nur die Nerven an einer Sente durchschnitten waren, so gewinnt man hiermit nicht blos Gelegenheit, die Absonderungserscheinungen vor und nach der Operation, sondern auch noch die zu vergleichen, welche zu derselben Zeit auf der operirlen Seite vorhanden waren. Die folgenden Zahlen worden bei einer genauen Beachtung (hissen, was an den Eing\u00e4ngen und K\u00f6pfen der Co-lumnon geschrieben stellt, verst\u00e4ndlich soin. Diu gleichnamigen Versuchsnummern 21 , 22, 24 der folgenden und der fr\u00fcheren auf pag. 4\u00f6\u2018J milgetheilten Tabelle zeigen an, dass diese Versuche an demselben Thiere ausgef\u00fchrt sind.\nAus einer Vergleichung der llarnvolumina, welche vor und","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"401 ] Exi\u2019krimbnt. Hurra, zun Timonin n. IlAitKAnsoNniinimr.. 220\n\t\tU \u00ab\tN. m.durchs. N.\t\t\tN. m. unvers. N.\t\t\n*1 \u00a3 \u00a7\tBemerkungen.\t^ A \u00ae g 5\u00ab Q\tln 101 Harn. Cbe.\tl. abgoa. Harn- stoff.\tProc. Goli.\tIn lot Horn.\t[. abgoe. Harn- stoff.\tProc. Geh.\n26\tCurare\t\tMin. 1\\\t0.18\t0.007\t8.2\t0.23\t0.007\t3.2\n\tNerven theihv. durchs.\t208\t0.32\t0.009\t2.9\t0.29\t0.009\t3.1\n21\tCurare\t\t81\t1.87\t0.113\t6.0\t1.80\t0.112\t6.2\n\tNerven durchschn. . .\t95\t1.16\t0.065\t5.6\t1.29\t0.076\t5.8\n22\tCurare\t\t186\t0.80\t0.053\t6.6\t0.76\t0.060\t7.8\n\tNerven durchschn., ob s\u00e4mmtliche? ....\t81\t0.74\t0.037\t4.9\t0.64\t0.067\t10.4\n27\tCurare\t\t57\t0.84\t0.056\t6.6\t0.70\t0.401\t5.72\n\tNerven durchs, u. noch eine Dose Curare . .\t41\t0.83\t0.018\t2.2\t0.00\t0.000\t0.00\n28\tCurare\t\t12\t0.00\t0.000\t0.00\t0.00\t0.000\t0.00\n\tNorven durchschn. . .\t150\t0.67\t0.026\t3.84\t1.53\t0.079\t5.61\n24\tCurare . . \t\t\t55\t1.10\t0.037\t3.4\t0.80\t0.023\t2.8\n\tNerven durchschn. . .\t119\t2.94\t0.081\t2.8\t1.85\t0.048\t2.6\n29\tCurare\t\t95\t0.00\t0.000\t0.00\t15 Minuten\t\tnach\n\tNerven durchschn. . .\t76\t1.45\t0.050\t3.42\tderNerveadurch-\t\t\n30\tCurare\t\t70\t0.00\t0.000\t0.00\tschneidung be-\t\t\n\tNerven durchschn. . .\t75\t0.44\t0.016\t3.75\tgann erst\t\tdie\n31\tCurare\t Nerven durchschn. . .\t55 115\t0.00 0.70\t0.000 0.004\t0.00 0 64\tAbsonderung.\t\t\nnach der Durchschneidung nbgeflossen sind, ergibt sich, dass nach der Durchschneidung der Nerven die Ilnrnbildung in der Itegel vermehrt ist, denn das Mittel der llarnnicngon l'lIr je 11) Minuten aus dim Versuchen der oporirlen Seite stellt sieh voider Durchselmeidung auf 0.Cbo., wilhrend es nach derselben 1.03 Cbe. hetrilgt. Vergleicht inan die einzelnen Versuche unter einander, so liiulel. inan jedoch auch die lllr das un vergiftete Thier gellende Krselieiniing heslilligl, dass der hllhunmg der Nierennerven nicht jedesmal eine vermehrte llarnahsonderung folgt. Sehr beaclilenswerth ist es jedoch, dass nach der Durcli-scliiieidung die Absonderung jedesmal wiederkelirle, wenn sie in Folge der (hinirevorgiflung vollslllndig in das Stocken ge-rallmn war.\nDer liiiilluss, den die Durclischneidung auf die Absclieidung des Harnstoffs \u00fcbt, ist allerdings in den verschiedenen Beobachtungen nicht \u00dcberall dersolbo, aber die Versuche lassen trotzdem wohl keinen Zweifel dar\u00fcber, dass die Abscheidung des","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"23\u00ab\nC. ULTIMO WITSCH j\n[462\ngenannten Steiles w\u00e4hrend der L\u00e4hmung der Nerven eine geringere gewesen, als die vorher auf derselben Seite vorhandene und die gleichzeitig auf der gegen\u00fcberliegenden Seile gewosenc. Diese Bemerkung gilt selbstverst\u00e4ndlich nur f\u00fcr die F\u00e4lle, in welchen die Harnabsonderung vor der Durchschneidung nicht vollst\u00e4ndig unterdr\u00fcckt war. Nimmt man nach Abzug der letzteren Beobachtungen das Mittel aus den noch \u00fcbrigen Zahlen, so findet man, dass es vor der Durchschneidung f\u00fcr je 4 0 Minuten 53 Milligramme, nach der Durchschneidung aber f\u00fcr den gleichen Zeitraum nur 42 Milligramme betragen hat. Zu derselben Zeit, als diese Menge auf der operirten Seite abgesondert wurde, schieden sich auf der entgegengesetzten Seite 56 Milligramme ab. Aus einer Durchsicht der einzelnen Beobachtungen geht ferner hervor, dass die absolute Menge von Harnstoff, welche w\u00e4hrend der Nervendurchschneidung abgesondert wurde, die vor der letztem ausgeflossene \u00fcberragt, wenn dasselbe auch mit dem Volum des gebildeten Harnes der Fall war (26, 24), dass dagegen die absolute Menge des Harnstoffs nach der Nervendurchschneidung kleiner wurde, wenn das Ilarnvolum die vor der genannten Operation erlangte Gr\u00f6sse gerade nur erreichte (22, 27), oder gar geringer war (21). \u2014 Dies Verh\u00e4ltniss, in\nwelchem der Harnstoff zur Wasserabscheidung ) steht, ist\ndagegen durchweg nach der Niorendurchschneidung kleiner als vorher; so dass in Folge der letztem die Wasserabscheidung vorzugsweise beg\u00fcnstigt erscheint.\nDieses Verhalten gewinnt f\u00fcr die Frage, durch welche Mittel das Curare auf die Harnabsonderung wirkt, insofern eine Bedeutung, als es den Kreis der m\u00f6glichen Erkl\u00e4rungsarten einschr\u00e4nkt. Unter den auf pag. 440 erw\u00e4hnten die Harnstoffabsonderung herabsetzenden Bedingungen wurde auch die sehr verlangsamte Harnabscheidung aufgez\u00e4hlt, gleichgiltig ob diese erzeugt war durch Widerst\u00e4nde f\u00fcr den Abfluss des Harns aus dem Ureter oder durch solche f\u00fcr den Zufluss des Blutes zur Niere. Da nun auch bei der Curarcvorgiflung der Ilarn langsamer abgesondert wird, so k\u00f6nnte man den verminderton Ilarn-stollgehnlt auf Rechnung dieser Erscheinung setzen, wobei man es nat\u00fcrlich unentschieden lassen m\u00fcsste, ob der Ilarnbowegung in den Kan\u00e4lchen, z. B. durch Quellung der Epithelion, oder dem Blutstrom zu den glomerulis, z. B. durch Conlraktiori der","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"463] Experiment. Bbitr. zur Theorie d. Harnabsondkrung. 231\nMuskelringe um die kleinen Arterien, ein vermehrter Widerstand entgegentrete. \u2014 Diese Erkl\u00e4rung erscheint aber sogleich ungen\u00fcgend, wenn man sieht, dass die HarnstofTabschcidung sparsamer wird, trotzdem dass das Volum des ausgeflossenen Harns sich gleichgeblieben ist.\nVergleicht man endlich die Erfolge, welche der Nervendurchschneidung am curarisirten im Gegensatz zum unver-gifteten Thiere zukommen, so finden wir I) dass bei beiden \u00fcbereinstimmend die Abscheidung des Gesammtharns durch die genannte Operation vermehrt werden kann. Ueber das unmittelbare Ergebniss des Versuchs hinausgehend wird man hierin einen Beweis daf\u00fcr finden, dass auch im curarisirten Zustande eine tonische Erregung der centralen Nervenenden bestehe, welche den Blutstrom durch die Niere und damit die Harnabsonderung beschr\u00e4nke. Aus zahlreichen anderen , freilich nicht an der Niere unternommenen Versuchen ist es nun ferner bekannt, dass die L\u00e4hmung der Gef\u00e4ssncrvenst\u00e4mme, w\u00e4hrend des Curarismus sehr h\u00e4ufig von einem geringeren Erfolge f\u00fcr die Anf\u00fcllung des gel\u00e4hmten Gcf\u00e4ssbezirkes ist, als ohne dieVergiftung. UnterderVorausselzung eines \u00e4hnlichen Verhallens f\u00fcr die Niere w\u00fcrde es verst\u00e4ndlich sein, warum die Durchschneidung der Nierennerven am vergifteten Thiere h\u00e4ufiger als am unvergiftelen zu keiner vermehrten Absonderung f\u00fchrt. \u2014 2] Nach der Durchschneidung sinkt beim vergifteten und beim unvergiftelen Thiere der Procentgehalt des Urins an Harnstoff; also auch insofern besteht zwischen beiden Versuchsreihen Ucbcreinstimmung; sie finden sich jedoch dadurch in einem bcmerkenswerlhen Gegensatz, dass 3) nach der Durchschneidung der Nerven am unvergiftelen Thiere die absolute Menge des in der Zeiteinheit abgeschiedenen Harnstoffs stets an w\u00e4chst, w\u00e4hrend sie danach beim curarisirten Thiere h\u00e4ufig absinkt. Es bleibt also auch nach der Nervendurchschneidung eine der wesentlichen folgen bestehn, welche die Gurarevergiflung nach sich zieht. Darum ist es nicht gestaltet, die Ursache der durch die letztere ver\u00e4nderten Nierenth\u00e4ligkeil allein in einer Krhlihung des Tonus zu finden, welche im Gehirn entwickelt wird.\nEine weitere Variation meiner Versuchsreihe bestand darin, die beiden Eingriffe, die bis dahin ge\u00fcbt wurden, miteinander zu verbinden, mit anderen Worten, an dem curarisirten Thiere","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"232\tC. USTIMO WITSCH,\t[46*\ndie Nierennerven zu durchschnciden und dann zugleich Harnstoff in die Venen zu spritzen.\nDurch diese Anordnung des Versuchs konnten also die Ab-sondorungserschoinungcn verglichen werden, welche die Niere w\u00e4hrend der Nervenl\u00e4hmung bei geringerem und bei gr\u00f6sserem llarnsloffgehalte des Blutes darbot. Die Daten, welche aus der Versuchsreihe hervorgegangen sind, gibt dio folgende Zusammenstellung. *') Nach ihr wurden also zun\u00e4chst am curarisirtcn Thiere die Nierennerven einseitig durchschnitten und der Harn meist beiderseits aufgefangen, dann wurde Harnstoff in die vena jugularis eingespritzt und die Harnabsonderung abermals beobachtet. Alles Weitere zum Verst\u00e4ndniss der Zahlen ergibt sich aus den Ueberschriflen.\nWenn das Blut, dessen Hnrnslofl'gehalt durch die Einspritzung des letztem vermehrt worden ist, auf die Niere mit durchschnittenen Nerven wirkt, so erfolgt nun in der Begcl eine bedeutendere Vergr\u00f6sserung des Harnvolumens. W\u00e4hrend im Mittel aus allen Versuchen vor der llarnstoireinspritzung in je zehn Minuten 1,10 Cbc. abflossen, kamen nach derselben in je zehn Minuten 2,33 Cbc. zum Vorschein. Vergleicht man die abgeschiedenen llarnvolumina in den einzelnen Beobachtungen, so findet sich unter den zehn F\u00e4llen nur zweimal keine Steigerung desselben. Diese beiden aus der Reihe fallenden Beobachtungen z\u00e4hlen jedoch zu den ersten, die ich \u00fcberhaupt \u00dcber Harnabsonderung angestellt habe. In einem derselben war die Menge des eingespritzten Harnstoffs unbekannt und in dem anderen war m\u00f6glicher Weise bei der Anwendung des Curare nicht die Sorgfalt ge\u00fcbt, die in den sp\u00e4teren Versuchen gebraucht wurde. Aus diesen Gr\u00fcnden muss es dahin gestellt bleiben, ob den beiden Versuchen derselbe Werth beizulegen ist, den die anderen besitzen. Da ich mir jedoch bei ihrer Ausf\u00fchrung keines Fehlers bewusst bin, so habe ich mich nicht f\u00fcr berechtigt gehalten, diese Beobachtungen zu unterdr\u00fccken.\nZugleich mit dem vermehrten Austritt des Wassers stellt sich jetzt auch eine reichlichere Harnslolfabschcidung ein; dieses ergeben die Millclzaldcn des Harnstoffs f\u00fcr jo 1(1 Minuten vor und nach der Einf\u00fchrung des Harnstoffs in das Blut; vor derselben stellt sich die ausgeschiedene llarnslofl'mcngc zu 39 Milli\u2014\n*) Siche die Tabelle auf folgendor Seile.","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"465] Experiment. Beitr. zur Theorie d. Harnabsonderung. 233\n\u00ab i\t\tDauer\tNiere mit durchschnitt. Norvon\t\t\t\tNiero mit unvorlotzlen Norvon\t\t\t\n\u2022 \u00ab \u2022* *\tBemerkungen\tder Beob.\tIn 10 M. abgOK. Harn 1 Hnrn-Cbc. 1 Stoff.\t\tHarn- stoff Proc.\tChlor proc.\tIn IHM. nbges. Hnrn.l Harn-Cbc. | Stoff.\t\tHarn- stoff Proc.\tChlor proc.\n32\tCur. Nerv, durchschnitten ....\tMiuut. 11 9\t2.94\tG ramme 0.081\t2.80\t\t4.85\tUmmrno 0.048\t2.6\t\n\tHarnstoff eingespr. 6 Gr\t\t80\t3.75\t0.407\t3.48\t\t4.43\t0.028\t2.5\t\t\n*2\tCur. Norvendurchs. ob s\u00ebmmtl. ? . .\t84\t0.74\t0.037\t4.9\t\t0.64\t0.067\t40.4\t\n\tHarnslofT eingespr. 4.5Gr.in40Cbc.HO\t73\t4.44\t0.444\t7.7\t\t\t4.37\t0.457\t44.5\t\t\n23\tCur. Nerv, durchschnitten ....\t450\t0.67\t0.026\t3.84\t\t4.53\t0.079\t5.46\t\n\tHarnstoff eingespr. 4 Gr\t\t82\t2.32\t0.083\t3.57\t\t\t4.52\t0.040\t2.64\t\n33\tCur. HiirnstoIT cin-gespr. 6 Gr.. . 1\t65\t4.44\t0.056\t4.96\t\t4.57\t0.078\t4.96\t\n\tNerven theilweise durchschnitten .\t90\t4.62\t0.063\t3.86\t\t\t0.54\t0.049\t3.80\t_\n34\tNerv.durchs. Harnst. 4Gr. NaCI.4.5Gr.\t80\t4.05\t0.047\t4.50\t0.24\t4.03\t0.087\t3.56\t0.94\n\tCur. Harnst. 4 Gr. NaCI. 4.5 Gr. . .\t4 69\t2.54\t0.044\t0.48\t0.40\t0.50\t0.040\t4.96\t0.24\n85\tCur. Nerv, durchschnitten ....\t76\t4.45\t0.050\t3.42\t\t\t\t\t\n\tHarnstoff eingespr. 4 0 Gr\t\t54\t8.04\t0.446\t4.48\t_\t\t_\t\t\n36\tCur. Nerv, durchschnitten ....\t75\t0.44\t0.046\t3.75\t\t\t\t\u2014\t\u2014\n\tHarnstoff eingespr. 8 Gr\t\t60\t4.67\t0.022\t4.84\t\t\t_\t_\t\t_\n37\tCurare\t80\t0.55\t0.026\t4.7\t.\t0.85\t0.034\t3.97\t\t\n\tNerven durchschn. Hst. eingespr. 6Gr.\t440\t0.60\t0.049\t3.24\t\t\t0.38\t0.044\t3.52\t\t\n38\tCur. Nerv, durchschnitten ....\t95\t4.46\t0.065\t5.6\t\t4.29\t0.076\t5.8\t\n\tHarnstoff eingespr. Menge unbekannt\t65\t0.93\t0.055\t6.4\t\t\t0.77\t0.053\t6.9\t\t\n27\tCur. Nerv, durchschnitten ....\t44\t0.83\t0.048\t2.2\t\t\t\t\t\n\tHarnstoff eingespr. 5 Gr\t\t430\t0.42\t0.005\t4.2\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\nC. USTIIMOWITSCI!\n[4 Cf)\ngrammen, nach derselben dagegen zu 63 Milligrammen. Das Ergcbniss, welches durch die Vergleichung der mittleren Harn-sloll'nbschcidung auf der operirten Seite gewonnen wird, findet sich auch best\u00e4tigt, wenn man das Mittel aus den vergleichbaren F\u00e4llen der beiderseitigen Absonderungen zieht, ln den Beobachtungen n\u00e4mlich, in welchen der Harn beiderseits gesammelt wurde, ist nach der Harnstoffeinsprilzung auf der operirten Seite die Ilarnstoffausscheidung f\u00fcr je 10 Minuten gleich 69 Milligrammen , w\u00e4hrend sie auf der Seite mit unversehrten Nerven gleich 46 Milligrammen gefunden wurde. \u2014 F\u00fcr die Beurtheilung der vorstehenden Versuche ist das Verhalten der Niere mit unversehrten Nerven darum wichtig, weil es zeigt, dass die Vergiftung mit Curare eine vollkommene gewesen ist.\nSo wird also dem Zusammentreffen der Nervendurchschneidung und der Vermehrung des Harnstoffs im Blute das erreichbar, was jode derselben f\u00fcr sich allein nicht zu bewirken vermochte. Dieses Resultat war mir nicht allein unerwartet, sondern es scheint mir auch gegenw\u00e4rtig unerkl\u00e4rlich. Wenn man annimmt, dass nach der Zerschneidung der Nierennerven, beziehungsweise nach der Losl\u00f6sung ihrer Peripherie von der tonischen Erregung ihrer centralen Enden, der Blulstrom der Niere nur quantitativ ge\u00e4ndert werde, so h\u00e4tte doch jedenfalls, wenn auch in beschr\u00e4nkter Weise, die Harnstoffeinspritzung vor der Durchschneidung zu einer vermehrten Ausscheidung des Harnstoffs f\u00fchren m\u00fcssen. Denn dieses w\u00fcrde die strenge Consequenz der andern jetzt g\u00fctigen Annahme gewesen sein, dass die gr\u00f6ssere Dichtigkeit des Harnstoffs im Blute eine erh\u00f6hte Abscheidung desselben hervorrufe. Wollte man aber annehmen, dass mit der Durchschneidung der Nerven die Wirkung des Curare auf die Niere aufgehoben sei, so w\u00fcrde es unerkl\u00e4rt bleiben, vvesshalb nach dieser Operation (ohne gleichzeitige Einspritzung von Harnstoff) die Niere nicht zu den Absonderungserscheinungen bef\u00e4higt ist, die ihr vor der Curarevergiftung eigenth\u00fcmlich waren.\nImmerhin bleibt es jedoch m\u00f6glich, dass zwischen dor Absonderung nach der Nervendurchschneidung und Ilnrnsloffoin-sprilzung, die vor und die w\u00e4hrend der Curarevergiftung besteht, ein quantitativer Unterschied exislirl. F\u00fcr die Entscheidung dieser Frage lieferte die vorstehende Versuchsreihe nur einen Beitrag. Um sie zum vollen Auslrag zu bringen, w\u00e4re cs","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"4 07] Expkrimknt. Bmtr. zur Theorie j>. IIarnarsondkrung. 235\nnolhwendig gewesen, die Anordnung des Versuches Nr. 34 \u00f6fter auszuf\u00fchren. In diesem Falle wurden, wie man sieht, die Nerven durchschnitten und gleich nachher Harnstoff eingespritzt. Als nun die n\u00f6thige Quantit\u00e4t Harn nufgofangen war, wurde erst die Vergiftung mit Curare vorgenommen und eine neue llam-stoffeinsprilzung bewerkstelligt. Als jetzt abermals die Harnabsonderung beobachtet wurde, fand sich das Harnvolumen und der Harnstoff betr\u00e4chtlich vermehrt. Somit scheint diese Beobachtung daf\u00fcr zu sprechen, dass-sich durch die Verbindung der Nervendurchschneidung und der Harnstoffbereicherung die Wirkung des Curare vollst\u00e4ndig aufheben lasse. Trotz dieses g\u00fcnstigen Falles habe ich es vorgezogen, diese Versuchsreihe erst nach Ausf\u00fchrung weiterer Vorarbeiten wieder aufzunehmen. Desshalb muss ich vorerst die Erledigung des angeregten Zweifels sp\u00e4tem Arbeiten \u00fcberlassen.\nDas Verhalten des Harnstoffs w\u00e4hrend der Curarevergiflung f\u00fchrte unmittelbar zu der Frage, ob dasselbe ein f\u00fcr diesen Stoff specifischos sei oder ob sich auch andere feste Harnbestandtheile z. B. die Chlorverbindungen desselben \u00e4hnlich verhielten. Die Versuchsreihe, welche \u00fcber diesen Punkt Aufkl\u00e4rung verschaffen sollte, war \u00e4hnlich eingerichtet, wie die mit dem Harnstoff unternommene. Den wesentlichen Inhalt derselben gibt die nachstehende Zahlenreihe. Die erste unter-I stehende Abtheilung vergleicht die Absonderung des Chlors im vergifteten und un-vergifteten Zustand, nachdem eine Einspritzung von concentrir-ter Kochsalzl\u00f6sung in die Venen stattgefunden hatte ; die unter II stehende Reihe gibt Aufschluss Uber die vereinigte Wirkung der Nervendurchschneidung und der Kochsalzeinspritzung.\nI.\n\t\t>4 fl)\tRechte Niere\t\t\tLinke Niere\t\t\n\u2022Sg . \u2022 M >- M >\tBemerkungen\tQ I\u00ab Q\tln 101 Harn Cbe.\t1. abgos. Chlor in Gr.\tChlor proc.\tIn 101 Harn Che.\t1. aligns. Chlor in Gr.\tChlor proc.\n\u00bbu\tU ii vergilt. Nu\u00fcl. 1.0 <ir.\tMin. m\t1.02\t0.004\t0.41\t0.75\t0.002\t0.25\n\tCuniro, NnCI. 0.75 (ir.\t105\t0.40\t0.001\t0.20\t0.45\t0.001\t0.24\n40\tUnvorgift. NaCI. 1,5Gr.\t105\t1.43\t0.000\t0.50\t0.88\t0.005\t0.58\n\tCurare, NaCI. 0.75 Gr.\t170\tO.GO\t0.002\t0,41\t0.60\t0.003\t0.50\n41\tUnvorgift. NnCI. 1.5Gr.\tG0\t1.83\t0.043\t2.34\t1.70\t0.02G\t1.57\n\tCurare, NaCI. 0.75 Gr.\t120\t0.80\t0.008\t0.01\t1.22\t0.005\t0.05","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"23\u00ab\nC. UrtihoWITSCH\n[468\nii.\nNr. des Versuchs.'\tBemerkungen\t8 r\tN. m. durchs. N.\t\t\tN. m. unvers. N.\t\t\n\t\t\tIn 101 Harn Cbc.\t1. abges. Chlor in Gr.\tChlor proc.\tIn 101 Harn Cbc.\tI. abgos. Chlor in Gr.\tChlor proc.\n\t\tMin.\t\t\t\t\t\t\n42\tNorven durchschnitten\t\t\t\t\t\t\t\n\tNaCI. 0.75 Gr. . . .\t80\t1.05\t0.003\t0.24\t4.03\t0.010\t0.94\n\tCuraro NaCI. 0.75 Gr..\t169\t2.51\t0.002\t0.10\t0.50\t0.004\t0.24\n43\tCurare Nerven theihv.\t\t\t\t\t\t\t\n\tdurchschnitten . . .\t137\t2.57\t0.013\t0.52\t\t\t-\t\n\tNaCI.eingespr. 3.75Gr.\t32\t3.12\t0.025\t0.94\t__\t\t\t\t\n\tCurare abermals . . .\t37\t3.08\t0.017\t0.53\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n44\tCur. Nerv, durchschn.\t115\t0.70\t0.008\t1.18\t\t\t\t\t\n\tNaCI. eingespr. 4.5 Gr.\t469\t4.69\t0.023\t1.23\t\u2014\t\u2014\t\u2014\n45\tCurare\t\t67\t0.00\t0.000\t0.01\t\t\t\t\n\tNv. durchs. NaCI. 3 Gr.\t40\t0.85\t0.011\t4.32\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nAuch ohne die Benutzung von Mittelwerlhen ist augenblicklich zu erkennen, dass sich die Chlorverbindungen des llarns genau so verhalten, wie dor Harnstoff. Nach dem Eintritt des Thicres in den vergifteten Zustand sinkt die Menge des Chlors absolut und relativ ab, w\u00e4hrend durch eine Vereinigung der Nervendurchschneidung und der Kochsalzeinspritzung ein Ansteigen der herabgeminderten Harnvolumina und Chlormengen bewirkt werden kann.\nEine kurze Zusammenfassung der Thatsachen, welche ich \u00fcber die Harnabscheidung im H\u00f6hezustand der Curarevergiftung geschn, lautet dahin. Nicht alle Nieren verhalten sich gleich-m\u00e4ssig, aber in weitaus der \u00fcberwiegenden Mehrzahl derselben stellen sie ihre absondernde Th\u00e4tigkeit entweder ganz ein oder vermindern dieselbe um ein sehr betr\u00e4chtliches. Obwohl das Curare gleichzeitig auch den Blutdruck unter die Grenze herab-bringt, bei welcher die Nieren aus einem Blut von massigem llamstolTgchall noch Harn zu gewinnen verm\u00f6gen, kann doch in der Regel dies Stocken oder Absinken der Harnabsonderung hieraus nicht erkl\u00e4rt werden, theils weil sich Beides auch dann lindet, wenn der Blutdruck weit \u00fcber der genannten Grenze erhoben blieb, und theils weil nach der Durchschneidung der Nierennerven die bis dahin unterdr\u00fcckte ilarnabsondorung wieder aullebt. \u2014 Die Verminderung der absondernden Thlllig-keit der Niere erstreckt sich nicht glcichm\u00e4ssig auf alle llarn-beslandthoilc, denn wenn auch jeder derselben in geringerem Maasse abgeschieden wird, so geschieht dieses doch in h\u00f6herem","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"469] Experiment. Beitr. zur Tiikorih d. IIarnaiisondi\u00eerung. 287\nGrade mil dem Harnstoff und den Chlorverbindungen, als mit dem Wasser. Demgemilss findet sich wahrend der vollen Vergiftung trotz der verlangsamten Absonderung ein verd\u00fcnnter Harn, \u00e4hnlich wie dieses der Fall, wenn die Harnabsonderung durch einen Gegendruck im Ureter oder durch eine Verminderung des Blutslroms in der Niere herabgesetzt wird. Dieses Zur\u00fccktreten der Absonderungsgeschwindigkeil von Chlorverbindungen und von Harnstoff ist jedoch im Gegensatz zu den zuletzt genannten Ursachen wahrend der Curarevergiftung nicht dadurch aufgehoben, dass die absondernde Thatigkeit der Niere gesteigert wird, oder mit andern Worten nicht dadurch, dass das Volum des abgesonderten Harnes w\u00e4chst. Dieses letztere ist auch wahrend der Curarevergiftung oft dadurch erreichbar, dass man die Nierennerven durchschneidel; der Harn, der dann abfliesst, f\u00fchrt nun zwar in der Zeiteinheit h\u00e4ufig mehr Wasser, aber noch weniger Harnstoff als vorher aus. Die dem Einfluss centraler Erregungen entzogene Niere liefert also wahrend der Curarevergiftung einen vorzugsweise verd\u00fcnnten Harn. \u2014 Das Zur\u00fccktreten der Absonderung von Harnstoff und von Chlorverbindungen ist auch, vorausgesetzt, dass die Nierennerven unverletzt blieben, nicht dadurch zu beseitigen, dass man Kochsalz oder Harnstoffl\u00f6sung in das Blut einspritzt. \u2014 Aus allem diesem ist zu schliessen, dass die Niere w\u00e4hrend der Curarevergiftung aus irgend welchem uns unbekannten Grunde an der Abscheidung des Harnstoffs und der Chlorverbindungen mehr behindert ist als an der des Wassers. Die Hemmung, welche der Curarisrmis der Absonderung des Wassers entgegensetzt, kann zum Theil wenigstens gehoben werden mittelst der Nervendurchschneidung, machtlos erweist sich dagegen diese Operation gegen dio Hemmung der Chlor- und Ilarnstoffabsonderung. Wird dagegen, wenn die Nerven durchschnitten sind, der NaCI-oder Harnstoff-Gehalt des Blutes vermehrt, so wird nun die st\u00f6-rendo Wirkung des Curare durchbrochen. \u2014 Nach allem diesem d\u00fcrllo es berechtigt sein, dem Curare einen speeifisehen Einfluss auf die Harnabsonderung zuzuschrciben.\nZum Schl\u00fcsse muss ich noch einer Erscheinung gedenken, welche von einer neuen Seite her die Wirkung des Curare beleuchtet. ln einer meiner Beobachtungen bemerkte ich zuf\u00e4llig, dass der Harn rascher zu llicsscn begann, als die k\u00fcnstliche Respiration bei Beendigung des Versuches unterbrochen wurde.","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"238 C. UsTIMOWITSCII, Theorie d. IIarnahsondbrunq. [470\nIn diesem Falle waren links die Nierennerven durchschnitten. Diese Seite hatte w\u00e4hrend 'der ganzen Versuchsdauer, welche sich Uber 282 Minuten erstreckte, Harn geliefert, auf der entgegengesetzten Seite war nur w\u00e4hrend der ersten 57 Minuten Harn geflossen, von da an stockte die Absonderung, trotzdem dass im Verlaufe des Versuches Harnstoff und Kochsalz in das Blut gespritzt worden war. Nachdem jedoch die k\u00fcnstliche Athmung unterbrochen war, begann der Harn tropfenweise aus der GanUle des rechten Ureters hervorzufliessen.\nDurch dieses Vorkommen aufmerksam gemacht, habe ich noch \u00f6fter auf den Zustand des Harnflusses w\u00e4hrend der beginnenden Erstickung R\u00fccksicht genommen und noch dreimal die beschriebene Erscheinung gesehen, die also im Allgemeinen darin bestand, dass der Harnausfluss rascher wurde , wenn schon die Zahl der Herzschl\u00e4ge w\u00e4hrend der beginnenden Erstickung sich sehr bedeutend herabgemindert hatte.\nGew\u00f6hnlich vermehrte sich der Abfluss des Harns vorzugsweise auf der Seite, auf welcher die Nierennerven durchschnitten waren, einmal jedoch zeigte sich auch das entgegengesetzte Verhalten. Ob diese Erscheinung auf Rechnung des hohen Blutdruckes zu setzen ist, welcher dem Erstickungstode vorauszugehn pflegt*?\nDruck vuu Uroitkopf und Ilikrtol in Leipzig.","page":238}],"identifier":"lit1374","issued":"1870","language":"de","pages":"199-238","startpages":"199","title":"Experimentelle Beitr\u00e4ge zur Theorie der Harnabsonderung","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:07:00.224201+00:00"}