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{"created":"2022-01-31T13:07:11.292964+00:00","id":"lit1382","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Pribram, Richard","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 63-68","fulltext":[{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"Eine neue Methode zur Bestimmung des Kalkes und der Phosphors\u00e4ure im Blutserum.\nVon\nDr. Richard Pribram.\nDie zahlreichen und genauen Analysen, die mit thierischen Aschen ausgef\u00fchrt sind, haben uns in dankenswerther Weise \u00fcber die Elemente aufgeklart, welche in den mineralischen Verbindungen des Organismus enthalten sind ; aus oft ausgesprochenen Gr\u00fcnden lassen sie uns jedoch vollkommen im Unklaren \u00fcber die Gruppirung der Elemente. Da nun aber die Rolle, welche die letztem im thierischen Haushalte spielen, zum nicht geringsten Theile von den Verbindungen abh\u00e4ngen, in denen sich dieselben vorfinden, so besieht die n\u00e4chste Aufgabe der physiologischen Chemie in der Auffindung solcher Methoden, durch welche die Einsicht in die Gruppirung gewonnen wird, welche den Aschenbestandtheilen w\u00e4hrend des Lebens zuk\u00f6mmt.\nEinen Weg, der m\u00f6glicherweise zu dem gew\u00fcnschten Ziele f\u00fchren konnte, schlug mir Herr Professor C. Ludwig zur weitern Verfolgung vor. Obwohl derselbe zun\u00e4chst nur darauf ausgeht, die Phosphors\u00e4ure und den Kalk in dem Blutserum zu ermitteln, so bezweifle ich doch nicht, dass er mit geringen Modificationen auch auf andere Fl\u00fcssigkeiten anwendbar sein wird.\nUm reines und m\u00f6glichst unver\u00e4ndertes Serum auch von fleischfressenden Thieren zu gewinnen, schied ich, nachdem Vorschl\u00e4ge von Babo's dasselbe aus frischem Blute durch die Centrifuge ab.\nDas Blut wurde aus den Gef\u00e4ssen direct in grosse, den Probirgl\u00e4sern \u00e4hnliche Cylinder gelassen, die zum Schutz von Blechh\u00fclsen umgeben waren.\nSobald in diesen Gef\u00e4ssen die Gerinnung eingetreten war, lockerte man den Blutkuchen etwas an den R\u00e4ndern, um ein Anhaften an die Wand des Glasgef\u00e4sses zu vermeiden, ver-","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"Dr. Richard Pribram\n[280\n(54\nschloss die letzteren mit Kautschuk stopfen und legte sie etwas schr\u00e4g auf ein in eine Centrifugaltrommel eingelassenes, mit Einschnitten von der Gr\u00f6sse der Cylinder versehenes Brett, nat\u00fcrlich in der Weise, dass der Boden der Cylinder gegen die Peripherie der Trommel zu liegen kam.\nNach 2 \u2014 \u00f6st\u00fcndiger Rotirung, wobei als Motor eine Gasmaschine ben\u00fctzt wurde, hatte sich der Blutkuchen fest am Boden der Gef\u00e4sse abgeschieden, w\u00e4hrend das dar\u00fcber stehende Serum rein gelb erschien. Da jedoch eine herausgenommene Probe vor dem Spectroskope noch immer die Absorptionsstreifen des Haemoglobin zeigte, so wurde die ganze Menge des Serum abgehoben, in neue Cylinder gef\u00fcllt und nochmals centrifugirt.\nNach ungef\u00e4hr einer Stunde war am Boden der Gef\u00e4sse noch eine kleine Quantit\u00e4t rother Blutk\u00f6rperchen abgeschieden.\nDas dar\u00fcberstehende Serum war nun ganz oder nahezu frei von Blutfarbstoff, jedoch insofern es aus Hundeblut kam nur selten vollkommen durchsichtig. Die schwache Tr\u00fcbung r\u00fchrt von weissen, wie es scheint fettartigen Fl\u00f6ckchen her, welche durch selbst sehr anhaltendes Centrifugiren nicht entfernt werden konnten.\nAus Pferdeblut ward dagegen ein durchaus klares, gelbes, von Haemoglobin freies Serum in ansehnlicher Quantit\u00e4t erhalten. l)\nDas zu den folgenden Versuchen verwandte Serum war aus Hundeblut gewonnen und ich erhielt durchschnittlich mehr als die H\u00e4lfte der angewandten Blutmenge.\nUm zun\u00e4chst Uber die Verbindungsart des Kalks Aufschluss zu erhalten, wurde eine gemessene Portion des auf die eben beschriebene Weise erhaltenen reinen Serum mit Ammoniak im\n1) Bei dieser Gelegenheit will ich eines interessanten Verhaltens des Pferdeserum vor dem Spectroskope gedenken. W\u00e4hrend keine Spur von Haematin oder Haemoglobin nachweisbar war, erschien der ganze blauviolette Theil des Spectrum ausgel\u00f6scht. Bei einer Dicke der Fl\u00fcssigkeitsschicht von 4, 5 Centim., welche Dicke der gew\u00f6hnlichen Breite der planparallelen Glasgef\u00e4sse (Haematinometer) entspricht, beginnt die Absorption schon bei E und erreicht schon in der N\u00e4he von b ihr Maximum ; von da an erscheint der ganze Theil des Spectrum fast vollst\u00e4ndig ausgel\u00f6scht. Bei einer Dicke der Fl\u00fcssigkeitsschicht von 1 Centim. bemerkt man den Beginn der Absorption bei b etwas gegen F. Diese Erscheinung l\u00e4sst sich wohl auf das schon fr\u00fcher beobachtete Vorkommen eines gelben Farbstoffs im Pferdeserum zur\u00fcckf\u00fchren.","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"y8'l ] Bestimmung d. d. Kalkes d. Phosphors\u00e4ure im Blutserum. 65\n\u00dcberschuss versetzt. *) Da sich keine F\u00e4llung von Calciumphosphat ergab, das als solches wohl \u00fcberhaupt in alkalischem Serum nicht leicht vorhanden sein kann, so wurde Ammoniumoxalat zugesetzt, worauf sogleich Tr\u00fcbung erfolgte. Da jedoch die Abscheidung des Calciumoxalates in der z\u00e4hen Fl\u00fcssigkeit durch Absetzen nur langsam vor sich geht und durch Filtriren gar nicht zu erreichen ist, so brachte ich die Fl\u00fcssigkeit in den oberw\u00e4hnten Cylindern auf die Centrifuge. Auch hier erwies sich diese Methode als vorz\u00fcglich anwendbar und d\u00fcrfte dieselbe wohl allgemeinerer Anwendung sowohl bei Abscheidung von Niederschl\u00e4gen als auch zur Trennung von Fl\u00fcssigkeiten von verschiedenem, einander naheliegendem spec. Gewicht, f\u00e4hig sein.\nNach etwa y2 Stunde hatte sich das Oxalat vollst\u00e4ndig und fest am Boden der Cylinder abgeschieden , w\u00e4hrend die W\u00e4nde freiblieben, und die \u00fcberstehende vollkommen klare Fl\u00fcssigkeit konnte filtrirt werden. Sollte die Abscheidung langsam oder unvollst\u00e4ndig vor sich gehen, so gen\u00fcgt Verd\u00fcnnung mit Wasser, um diesen Process zu beschleunigen.\nDie Filtration der albuminreichen Fl\u00fcssigkeit ging, durch die Anwesenheit des Alkalis beg\u00fcnstigt, auch ohne Anwendung der Bunsen'sehen Wasserluflpumpe sehr rasch vor sich, und ein Tr\u00fcbelaufen, wie dies so h\u00e4ufig bei oxalsaurem Kalk vorzukommen pflegt, war niemals zu bemerken.\nBei dem Umstande, dass der Kalk sehr fest am Boden haftet, gen\u00fcgt \u00fcbrigens einfaches Abheben oder Abgiessen der Fl\u00fcssigkeit, ohne dass man irgendwie ein Aufr\u00fchren des Niederschlages zu bef\u00fcrchten hat.\nDas so gewonnene Oxalat wurde sorgf\u00e4ltig gewaschen und unter Beobachtung der n\u00f6thigen Cautelen in bekannter Weise als Aetzkalk bestimmt.\nIm Filtrate wurde die vorhandene Phosphors\u00e4ure als Ammonmagnesiaphosphat gef\u00e4llt, durch Centrifugiren vollst\u00e4ndig abgeschieden und als pyrophosphorsaure Magnesia gewogen. 1 2)\n1)\tIn der Regel dienten zu den einzelnen Versuchen je 100 C.C. Serum.\n2)\tEs ist, wie schon Fresenius wiederholt betonte, unbedingt nothwen-dig, den erhaltenen Niederschlag nach der Filtration nochmals zu l\u00f6sen und wieder zu f\u00e4llen und nun erst weiter zu bestimmen, da hei der ersten F\u00e4llung immer etwas oxalsaure Magnesia mit niedergeschlagen wird, was eine fehlerhafte Bestimmung zur Folge h\u00e4tte.\n5","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"Dr. Richard Prirram,\n\u00ab6\n[282\nMan erhielt so in einem Falle 0.015% Kalk und 0.01067% Phosphorsaure.\nDa nun m\u00f6glicherweise sowohl Kalk als Phosphor noch in anderer nicht direct f\u00e4llbarer Form (z. B. der Kalk als Albumi-nat) vorhanden sein konnten, so wurde eine neue Portion Serum mit einem \u00dcberschuss reinen Salpeters in einer Platinschale vorsichtig verascht, der R\u00fcckstand in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure gel\u00f6st und mit den entsprechenden F\u00e4llungsmitteln versetzt, um so die Gesammtmengen des im Serum enthaltenen Kalkes und der Phosphors\u00e4ure zu erfahren.\nDie Analyse ergab die Zahlen :\nf\u00fcr Kalk .\t.\t.\t0.017%\n- Phosphors\u00e4ure 0.0106%.\nVergleicht man diese Zahlen mit den bei der directen F\u00e4llung erhaltenen :\ndirecte F\u00e4llung nach Veraschen Kalk . .\t.\t0.015 '\t0.017\nPhosphors\u00e4ure 0.01067\t0.0106\nso ergiebt sich, dass der Kalk aus dem Serum durch die gew\u00f6hnlichen Reagentien direct vollst\u00e4ndig f\u00e4llbar, muthmasslich nur in einer Verbindungsforrn, jedoch nicht als phosphorsaurer Kalk vorhanden, der Phosphor jedoch sowohl als direct f\u00e4llbare Phosphors\u00e4ure, als auch, und zwar zum gr\u00f6ssten Theil in anderer Form im Serum vork\u00f6mmt.\nWar diess der Fall, so durfte das nach dem directen Ausf\u00e4llen des Kalkes und der Phosphors\u00e4ure erhaltene Filtrat keinen Kalk, dagegen den Rest des Phosphors ergeben, welcher als Phosphors\u00e4ure berechnet 0.03% betragen musste.\nZur Constatir\u00fcng dieses Umstandes wurde dieses Filtrat unter Beobachtung der erforderlichen Vorsichtsmassregeln mit Salpeter verascht. Auf diese Weise erhielt ich die Gesammt-menge des noch vorhandenen Phosphors als Phosphors\u00e4ure.\nDie Analyse der Asche ergab in der That keinen Kalk mehr, dagegen 0.032% Phosphors\u00e4ure.\nIch lasse hier noch als weitern Beleg dieser Verh\u00e4ltnisse eine kleine Anzahl der vorgenommenen Untersuchungen folgen.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"283] Bestimmung n. Kalkes u.d. Phosphors\u00e4ure im Blutserum. 1i7\n\tDirect gef\u00e4llt\t\tDurch Veraschung erhalten\t\n\tKalk\tPhosphor-\tKalk\tPhosphor-\n\t\ts\u00e4ure\t\ts\u00e4ure\nA\t0.0174\t0.0124\t0.0177\t0.0387\nB\t0.0216\t0.0121\t0.0230\t0.0448\nC\t0.0150\t0.01067\t0.0170\t0 0320\nD\t0.0173\t\u2014\t0.0171\t\u2014\nE\t0.0200\t\u2014\t0.0195\t\u2014\nF\t0.0188\t\u2014\t0.0200\t\u2014\nG\t0.0155\t0.0108\t0.0170\t0.0559\nSucht inan nun durch Rechnung f\u00fcr die in obiger Tabelle gefundenen Kalkmengen die zur Constitution von 3CaOPOri nothwendige Menge von Phosphors\u00e4ure, so f\u00e4llt diese letztere gr\u00f6sser aus als die gefundenen Werthe.\nEs w\u00e4re nothwendig gewesen f\u00fcr\nA .\t0.0146 Phosphors\u00e4ure\nB\t.\t.\t.\t0.0182\nC\t.\t.\t.\t0.0127\nG\t.\t.\t.\t0.0131\nEs ergiebt sich daraus, dass, selbst wenn man die M\u00f6glichkeit eines gel\u00f6sten Zustandes des 3Ca0P05 in alkalischem Blutserum unter Mithilfe irgend eines organischen K\u00f6rpers zugeben wollte, die f\u00e4llbare Phosphors\u00e4ure nicht hinreichen w\u00fcrde, den gesammten Kalk zu binden, und dass demnach mindestens der \u00dcberschuss in anderer Weise gebunden sein m\u00fcsste. Es fragt sich nun woran? An die nicht f\u00e4llbare Phosphors\u00e4ure schwerlich, m\u00f6glicherweise aber an Eiweiss? Nur erscheint es dann unerkl\u00e4rlich, warum er hieraus durch Kohlens\u00e4ure nicht gef\u00e4llt wird. Das Vorhandensein von doppelt kohlensaurem Kalk anzunehmen erscheint wegen der alkalischen Reaction des Serum wohl nicht zul\u00e4ssig.\nEin weiteres Argument endlich, welches gegen die Anwesenheit des Kalkes als phosphorsaures Salz im Blutserum spricht, ist die schon von Sertoli erwiesene Thatsache des \u00dcberganges von Phosphors\u00e4ure in das alkoholische Serumextract; ein Verhalten , das nicht m\u00f6glich w\u00e4re, wenn man die Phosphors\u00e4ure an Kalk gebunden annimmt.","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68 Dr. Pribram, Kalk u. Phosphors\u00e4urf. im Blutserum. [284\nDie erw\u00e4hnte Arbeit Sertoli's *) liefert nur in allgemeiner Weise den Nachweis, dass der gr\u00f6sste Theil der Phosphors\u00e4ure mit Alkohol ausziehbar ist. Da es mir von Bedeutung schien, zu wissen, ob die ganze nicht f\u00e4llbare Phosphors\u00e4ure des Blutserum oder nur ein Theil derselben von absolutem Alkohol aufgenommen wird, so habe ich in dieser Richtung Versuche angestellt.\nEine Portion Serum wurde mit Salpeter vorsichtig verascht, in verd\u00fcnnter Salzs\u00e4ure gel\u00f6st und darin die Phosphors\u00e4ure in bekannter Weise bestimmt. Die Menge derselben betrug 0.0559%.\nEine andere Portion Serum versetzte ich direct mit Ammoniak und schwefelsaurer Magnesia. Der entstehende Niederschlag, mittelst Centrifuge abgeschieden, ergab bei der Analyse einen Gehalt von 0.0108 \u00b0/0 Phosphors\u00e4ure auf 100 Thl. Serum\nDas Filtrat mit absolutem Alkohol versetzt, die entstehende feinflockige F\u00e4llung abfiltrirt, mit Alkohol wiederholt gewaschen, das alkoholische Filtrat zur Trockne gebracht, mit Salpeter verascht und darin die Phosphors\u00e4ure bestimmt ergaben einen Gehalt von 0.0325\u00b0/o.\nDer mit Alkohol extrahirte R\u00fcckstand enthielt noch 0.006% Phosphors\u00e4ure.\nEs wurden also erhalten :\ndurch directes Veraschen ................J'O- 0.056%\ndurch directe F\u00e4llung....................- 0.0108%\ndurch Extraction mit Alkohol ....\t-\t0.0325 -\nnach Veraschen des extrahirten R\u00fcckstandes -\t0.0060 -\nPhosphors\u00e4ure 0.0493%\nIch beabsichtige, die Untersuchungen, soweit diess thun-lich, auch auf die andern Mineralbestandlheile des Serum und anderer thierischer Fl\u00fcssigkeiten auszudehnen. Man darf \u00fcbrigens wohl annehmen, dass sich auch bei den Pflanzen die Bestimmung der Mineralbestandtheile mit Umgehung der Aschenanalyse in \u00e4hnlicher Weise wird ausf\u00fchren lassen.\nPhysiologische Folgerungen \u00fcber die Ablagerung des Kalkes in den Knochen, den \u00dcbergang des Kalkes und der Phosphors\u00e4ure in den Harn etc. werden sich erst ableiten lassen, wenn es feststeht, dass der Kalk an Eiweiss gebunden ist.\nI) Mediz.-chem. Untersuchungen von Hoppe-Seyler, 3. Heft. 1868 p.350.","page":68}],"identifier":"lit1382","issued":"1871","language":"de","pages":"63-68","startpages":"63","title":"Eine neue Methode zur Bestimmung des Kalkes und der Phosphors\u00e4ure im Blutserum","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:07:11.292969+00:00"}