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Über die Gase der Hundelymphe

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{"created":"2022-01-31T14:00:12.220036+00:00","id":"lit1386","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Hammarsten, Olof","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 121-138","fulltext":[{"file":"p0121.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Gase der Hundelymphe.\nVon\nDr. O. Ilanimarsten.\nDie Gase der Lymphe sind meines Wissens nur einmal untersucht worden. Bei dieser, von Hensen*) ausgef\u00fchrten, Analyse war jedoch die untersuchte Fl\u00fcssigkeit unter pathologischen Verh\u00e4ltnissen abgesondert worden und es konnten wegen mangelnder H\u00fclfsmittel nicht s\u00e4mmtliche Gase sondern nur die Kohlens\u00e4ure, und selbst diese nicht nach den vollkommensten Methoden, bestimmt werden. Unter solchen Umst\u00e4nden war es von Interesse neue Untersuchungen anzustellen, um so mehr als diese f\u00fcr die Respirationslehre von Bedeutung werden konnten. Hierdurch bewogen habe ich unter Leitung des Herrn Prof. Ludwig einige Beobachtungen unternommen.\nDie erste Aufgabe, die gel\u00f6st werden musste, bestand darin eine f\u00fcr die Untersuchung gen\u00fcgende Menge m\u00f6glichst chylus-freier Lymphe aufzufangen ; zu dem Ende wurden grosse Hunde, die w\u00e4hrend 36 bis 48 Stunden gehungert hatten, zu den Versuchen genommen. Nachdem die Thiere mit Curare gel\u00e4hmt waren, wurde entweder der ductus thoracicus am Halse, nahe an der Einm\u00fcndungsstelle in die Vene, aufgesucht, isolirt und ge\u00f6ffnet, dann eine Glascan\u00fcle eingebunden und die ausstr\u00f6mende Lymphe unter Luftabschluss \u00fcber Quecksilber aufgefangen. Die Lymphe str\u00f6mte bei den verschiedenen Thieren mit einer sehr ungleichen Geschwindigkeit heraus, so dass die Dauer des Auffangens eine sehr wechselnde ward ; als die Extreme kann ich anf\u00fchren, dass ich einmal in anderthalb Stunde 160 Cc. erhielt, w\u00e4hrend in einem andern Falle ein fast ebenso grosser Hund in\n1) Virchows Archiv. Bd. 37.","page":121},{"file":"p0122.txt","language":"de","ocr_de":"122\tDr. 0. IIammarstkn,\t[fi1S\n21/4 Stunden nur 70 Ce. lieferte. Zweimal setzte ich dagegen die Can\u00fcle in den grossen Stamm, welcher die Lymphe aus der obern Extremit\u00e4t sammelt und dem ductus thoracicus zuf\u00fchrt. Da die sorgf\u00e4ltige Leichenuntersuchung darthat, dass die Can\u00fcle w\u00e4hrend des Lebens am gew\u00fcnschten Orte gesessen hatte , so ist in diesen beiden F\u00e4llen die gewonnene Fl\u00fcssigkeit als reine Gliederlymphe zu betrachten ; in den \u00fcbrigen dagegen muss sie als ein Gemisch von Darm- und Glieder-Lymphe angesehen werden. In diesem Gemische waren jedoch die beiden Arten von Lymphe vermuthlich nicht immer in demselben Verh\u00e4ltnisse vorhanden. Adoptirt man die in der vorhergehenden Abhandlung von Lesser ausgesprochene Annahme, so musste das eine Mal die Gliederlymphe, ein anderes Mal die Darmlymphe vorherrschend sein, je nach den Bedingungen die man nach Belieben hervorgerufen halte. F\u00fcr das Auffangen von \u00fcberwiegend Gliederlymphe wurde n\u00e4mlich das von Genersich,1) f\u00fcr die Darmlymphe dagegen das von Lesser ge\u00fcbte Verfahren in Anwendung gebracht. Die aufgesammelte Lymphe hatte bisweilen eine schwach-r\u00f6th-liche Farbe, in den meisten F\u00e4llen dagegen war sie vollkommen blutfrei, gelblich gef\u00e4rbt, klar oder opalescirend. Das jedesmalige Verhalten habe ich auch unten in der Tabelle angegeben.\nDie Lymphe wurde sogleich nach dem Auffangen durch Sch\u00fctteln mit Quecksilber defibrinirt und dann in der Quecksilberpumpe evaeuirt. Hierbei zeigten sich dieselben Eigen-th\u00fcmlichkeiten, die man schon beim Auspumpen von Bicarbo-natl\u00f6sungen, Serum und Dr\u00fcsen - Secreten beobachtet hatte, dass n\u00e4mlich das Auspumpen Stunden- ja vielleicht Tage lang fortgesetzt werden konnte, ohne dass die Gasentwickelung vollst\u00e4ndig sistirte. Aus diesem Grunde wurde durch Zusatz einer fixen S\u00e4ure die Gasentwickelung alsdann beschleunigt, wenn man mit Sicherheit annehmen konnte, dass s\u00e4mmtlicher Sauerstoff entfernt worden war.\nDie Analysen sind nach Bunsens Methoden ausgef\u00fchrt. Das zuletzt, nach Zusatz von einer fixen S\u00e4ure, erhaltene Gas bestand ausschliesslich aus Kohlens\u00e4ure, deren Bestimmung in der Weise ausgef\u00fchrt wurde, dass nach der ersten Ablesung und vor dem Einbringen von Kalikugeln eine gemessene Menge atmosph\u00e4rischer Luft (in den 2 ersten Analysen) oder reinen\n1) Diese Berichte, Jahrgang 5. 1870.","page":122},{"file":"p0123.txt","language":"de","ocr_de":"619]\n\u00dcber die Gase der Hundelymphe.\n123\nWasserstoffs (in den \u00fcbrigen) eingebracht w\u00fcrde. Alle Zahlen sind auf 100 Theile Fl\u00fcssigkeit berechnet; die Gasvolumina sind auf 0\u00b0 und 1 Mtr. Quecksilberdruck zur\u00fcckgef\u00fchrt.\nTabelle I.\no 55\tGesammte Gase\tN.\t0.\tC02 erhalt, ohne S\u00e4urezusatz\tC02 erhalt, n. Zusatz ein. S\u00e4ure\tO) 1 . \u00d6 IN CI O cd u <v O\tBemerkungen\n1.\t42,38\t1,63\t0,43\t17,06\t23,26\t40,32\tDie Lymphe, \u00fcberwiegend aus dem Darmkanale, enthielt ein wenig Blut, das gr\u00f6sstentheils in den Coa-gulis eingeschlossenwurde.\n2.\t41,73\t1,25\t0,12\t21,71\t18,65\t40,36\tLymphe von derselben Beschaffenheit wie die vorige. Die Blutk\u00f6rperchen werdenvollst\u00e4ndig in denCoa-gulis eingeschlossen.\n3.\t33,38\t1,20\t0,16\t21,75\t10,27\t32,02\t\u00c4usserst schwach r\u00f6thlich gef\u00e4rbte Lymphe, \u00fcberwiegend aus dem Darmkanal.\n4.\t32,69\t0,85\t0,00\t21,52\t10,32\t31,84\tVollkommen blutfreie Lymphe von dem linken Vorderbeine.\n5.\t37,10\t1,20\t0,08\t18,22\t17,60\t35,82\tReine Gliederlympho wie bei 4.\n6.\t34,42\t0,93\t0,00\t18,37\t15,12\t33,49\t\u00dcberwiegend Gliederlymphe, klar und blutfrei.\n7.\t29,86\t1,24\t0,08\t\t\t28,54\tBlutfreies Gemisch von Darm- und Gliederlymphe.\n8.\t29,92\t1,38\t0,04\t\t\t28,50\tdito.\n9.\t30,48\t0,90\t0,03\t\t\t29,55\tDas Gemisch von Darmund Gliederlymphe enthielt Spuren von Blut-Farbstoff.\n\t\t\t\t\t\t\t","page":123},{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"124\nDr. 0. Hammarsten,\t[620\nAus dieser Tabelle geht also unmittelbar hervor, dass die Lymphe eine kohlens\u00e4urereiche aber entweder sauerstofffreie oder jedenfalls wenn \u00fcberhaupt eine an Sauerstoffsehr arme Fl\u00fcssigkeit ist. Um jedoch die erhaltenen Zahlen richtig beurtheilen zu k\u00f6nnen, scheint es mir am besten ein jedes der gefundenen Gase etwas n\u00e4her zu betrachten.\nWir wenden uns also zuerst zu\nDer Kohlens\u00e4ure. Vergleicht man die von Hensen f\u00fcr die menschliche Lymphe gefundenen Kohlens\u00e4urewerthe mit den von mir f\u00fcr die Hundelymphe erhaltenen, so zeigt sich ein sehr grosser Unterschied. W\u00e4hrend n\u00e4mlich der h\u00f6chste Kohlens\u00e4urewerth der Tabelle 40,36 % betr\u00e4gt, fand Hensen 50% durch Kochen austreibbare und 20 % fest gebundene Kohlens\u00e4ure. Der Grund dieser grossen Differenz ist nicht mit Sicherheit anzugeben ; jedenfalls scheint mir der Unterschied zwischen unseren Zahlen zu gross, als dass er durch die Verschiedenheit der analytischen Methoden zu erkl\u00e4ren w\u00e4re. Es ist darum, abgesehen von der M\u00f6glichkeit, dass zwischen menschlicher Lymphe und Hundelymphe ein wesentlicher Unterschied vorhanden sei, noch daran zu erinnern, dass die menschliche Lymphe in dem angef\u00fchrten Falle unter pathologischen Verh\u00e4ltnissen abgesondert wurde und folglich auch einen abnormen Gasgehalt besitzen konnte.\nUm den niedrigen Werth meiner Zahlen aus einer Abnormit\u00e4t abzuleiten, k\u00f6nnte man anf\u00fchren, dass die Hunde mit Curare vergiftet waren; da die curarisirten Thiere stark zu speicheln pflegen, der Speichel aber eine sehr kohlens\u00e4urereiche Fl\u00fcssigkeit ist, so k\u00f6nnte man annehmen wollen, dass auf diesem Wege eine gr\u00f6ssere Menge Kohlens\u00e4ure aus dem Blute respective der Lymphe, entfernt worden sei. Ein solches Speicheln wurde auch in der That einigemal, aber nicht immer, beobachtet; es ist also m\u00f6glich, dass hierdurch in einigen F\u00e4llen der Kohlens\u00e4uregehalt der Lymphe etwas herabgesetzt wurde aber sicher ist, dass dies nicht in allen geschah, da einige meiner Beobachtungs-Thiere nur wenig Speichel und dennoch eine verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig kohlens\u00e4urearme Lymphe lieferten. Von einem solchen Falle r\u00fchrt unter anderen die Analyse No. 9 her, wo das Thier beinahe gar nicht speichelte und der Kohlens\u00e4uregehalt dennoch nicht ganz 30 % erreichte. Einen andern Grund daf\u00fcr, dass die Lymphe der curarisirten Thiere \u00e4rmer","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"621]\t\u00dcber die Gase der Hundelymphe.\t125\nan C02 sein m\u00fcsse als die der unvergifteten k\u00f6nnte man daraus entnehmen wollen, dass die Lungen der ersteren von einem ausgiebigen k\u00fcnstlichen Luftwechsel durchblasen wurden, obwohl sie wegen der bestehenden Vergiftung nur wenig C02 bildeten. Diesem Einwande stellen sich jedoch die Zahlen entgegen, welche ich von der Serumkohlens\u00e4ure curarisirter Hunde erhielt (siehe die folgenden Bl\u00e4tter], Diese weichen n\u00e4mlich nicht aus den von Preyer *) und Alex. Schmidt1 2) f\u00fcr unvergiftete Thiere gefundenen Grenzen. Demnach d\u00fcrfte dasselbe auch von der Lymphkohlens\u00e4ure gelten, so dass die hier angegebenen Schwankungen des C02-Gehaltes der Lymphe auf individuelle Verschiedenheiten zur\u00fcckzuf\u00fchren sein d\u00fcrften. Jedenfalls bestehen die Lymphgase wesentlich aus Kohlens\u00e4ure, und bei der grossen Bedeutung, die diesem Gase als Endgliede der Zersetzungsproducte in den Geweben zuerkannt wird, ist es von Interesse die Mengen dieses Gases in der Lymphe und in den Secreten zu vergleichen. Die Lymphe ist n\u00e4mlich vorzugsweise dazu geeignet Aufschl\u00fcsse \u00fcber den Gaswechsel in den Geweben, insbesondere im Bindegewebe und Muskel im Gegensatz zu den Dr\u00fcsen zu geben. Bei einem solchen Vergleiche wird es jedoch n\u00f6thig zwischen saufen und alkalischen Secreten zu unterscheiden, indem beide ganz andere Anhaltspunkte f\u00fcr einen Vergleich mit der Lymphe darbieten. Aus den bisher bekannten Analysen geht n\u00e4mlich hervor, dass die sauren Secrete nur eine geringe Menge Kohlens\u00e4ure enthalten, w\u00e4hrend dieselben Secrete bei alkalischer Reaction sehr reich daran sind. So fand Sch\u00e4ffler3) im sauren Harne h\u00f6chstens 5,82 im alkalischen dagegen 38,21 \u00b0/0 C02. Pfl\u00fcger 4) fand in alkalischen Secreten 49,2 bis 64,75 \u00b0/0, in neutralen oder sauren 5 bis 14,9\u00b0/0C02. Die Kohlens\u00e4uremenge einer Fl\u00fcssigkeit wird also wesentlich durch deren Reaction bedingt. W\u00e4hrend ein saures Secret, wie der Harn, nur freie oder vielleicht nur ein weniges locker gebundener (Pfl\u00fcger) Kohlens\u00e4ure enth\u00e4lt, ist wahrscheinlich s\u00e4mmtliche in einer alkalischen Fl\u00fcssigkeit vorhandene C02 che-\n1)\tZusammenstellung der Untersuchungen \u00fcber Blutgase etc. von C. Ludwig. Zeitschrift der Gesellschaft der Aerzte in Wien. 1865.\n2)\t\u00dcber die Kohlens\u00e4ure in den Blutk\u00f6rperchen. Diese Berichte, Jahrgang 2.\n3)\tWiener Sitzungs-Berichte. Bd. 41.\n4)\tArchiv f\u00fcr die gesammte Physiologie. 2. Jahrgang. 2. u. 3. Heft.","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"126\nDr. O, Hammarsten\n[622\nmisch gebunden und demnach ihre Menge durch den Gehalt derselben an Kohlens\u00e4ure bindenden Substanzen bedingt. Wenn also die Kohlens\u00e4ure in den sauren Fl\u00fcssigkeiten in ganz anderer Weise als in den alkalischen vorhanden ist, so folgt hieraus, dass nur alkalische Secrete mit der alkalischen Lymphe direkt verglichen werden k\u00f6nnen.\nWenden wir uns demnach an diese, so finden wir f\u00fcr alkalischen Hundeharn 38,21 \u00b0/0 C02 (Sch\u00f6/fer), f\u00fcr den Speichel 49,2 bis 64,7 und f\u00fcr die Galle 56,1 \u00b0/0 C02 (Pfl\u00fcger). Im Harne sehen wir also einen Werth, der mit meinen f\u00fcr die Hundelymphe gefundenen Zahlen sehr gut \u00fcbereinstimmt, w\u00e4hrend der C02-Gehalt der Galle und des Speichels ein weit gr\u00f6sserer ist. Diese grosse C02-Menge in den Secreten gegen\u00fcber der kleineren in der Lymphe ist eine auffallende Erscheinung, die ein noch gr\u00f6sseres Interesse gewinnt, wenn man sich erinnert, dass, w\u00e4hrend Blut und Lymphe hinsichtlich des C02-Gehaltes auf ungef\u00e4hr derselben Stufe sich befinden, die grossen C02-Werthe der obengenannten Secrete niemals im Serum oder Blute selbst gefunden worden sind. Es geht n\u00e4mlich als Mittel aus meinen Zahlen f\u00fcr die Lymphe der Werth 35,38\u00b0/0CO2 hervor, w\u00e4hrend f\u00fcr das arterielle Blutserum aus 15 von Schaffer *) Preyer2) und A. Schmidt3) ausgef\u00fchrten Analysen der Mittelwerth 34,05% sich berechnen l\u00e4sst. Stellt man einen Vergleich mit dem Blute selbst an, so zeigt es sich, dass sogar der bisher h\u00f6chste, im Erstickungsblute gefundene, Werth 52,64% (Holmgren) von den in den alkalischen Secreten gefundenen Zahlen bedeutend \u00fcbertroffen wird. Der Grund dieses Verhaltens ist nicht n\u00e4her anzugeben; m\u00f6glicherweise deutet es darauf hin, dass die Dr\u00fcsen auf eine specifische Weise die Abscheidung der Alkalien des Blutes bedingen, oder dass in ihnen chemische Processe von ganz besonderer Intensit\u00e4t vor sich gehen; jedenfalls zeigt aber der oben angestellte Vergleich, dass auch hinsichtlich des Gasgehaltes ein wesentlicher Unterschied zwischen Lymphe und Secreten besteht. Da diese Fl\u00fcssigkeiten s\u00e4mmtlich aus dem Blute hervorgehen, so liegt hierin ein neuer Beweis, dass die Secrete nach ganz anderen Gesetzen als die Lymphe gebildet werden.\n1) 1. c.\n2) I. C. 3) 1. c.","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Gase der Hundelymphe.\n127\n62 3]\nIn welcher Weise ist nun die C02 in der Lymphe enthalten ; ist sie dort einfach absorbirt, oder chemisch gebunden ? Was zun\u00e4chst die absorbirte C02 betrifft, so muss ich in \u00dcbereinstimmung mit Prey er ') das Vorkommen von solcher in einer alkalischen Fl\u00fcssigkeit \u00fcberhaupt und demnach auch in der Lymphe als h\u00f6chst unwahrscheinlich bezeichnen.\nIn der alkalischen Lymphe kann also ebensowenig wie im Serum einfach absorbirte C02 vorhanden sein, und die durch Auspumpung, ohne S\u00e4urezusatz, erhaltene C02 sehe ich demnach als eine nur locker gebundene im Gegensatz zu der durch S\u00e4ure austreibbaren an.\nDer Sauerstoff. Um die Frage, ob die Lymphe sauer-slofffrej oder sauerstoffhaltig sei, zu beantworten, m\u00fcssen wir von den 3 ersten Versuchen, in denen die Lymphe etwas Blut enthielt, absehen und nur die \u00fcbrigen 6 in Betracht ziehen. Unter diesen finden wir dann zun\u00e4chst 2, in denen gar kein Sauerstoff gefunden wurde, und in den \u00fcbrigen war die Sauer-stofl'menge 0,03 bis 0,08\u00b0/o. Um diese kleinen Sauerstoffwerthe richtig beurtheilen zu k\u00f6nnen, m\u00fcssen wir die Genauigkeitsgrenzen f\u00fcr die Sauerstoffbestimmung etwas n\u00e4her er\u00f6rtern. Gehen wir von dem h\u00f6chsten Werthe, 0,08/\u00b0/o aus, so entspricht dieser, da die untersuchte Lymphmenge 25,79 Gc. war, 0,02Cc. Sauerstoff' bei 0\u00b0 und I Mtr. Druck berechnet und, bei dem w\u00e4hrend der Ablesungen herrschenden Drucke und W\u00e4rmegrade, ungef\u00e4hr 0,04 Cc. Nun entspricht der Raum zwischen je 2 Strichen auf den in m. m. getheilten Eudiometerr\u00f6hren 0,17 bis 0,20 Cc. und 0,04 Cc. Gas entsprechen also etwa 0,2 m.m. Die niedrigsten Sauerstoffwerthe 0,03 bis 0,04\u00b0/0 entsprechen also 0,1 m.m., ein Werth der gar nicht mit Sicherheit abzulesen ist, und auch diedi\u00f6heren, 0,08\u00b0/0. liegen, wie ersichtlich, innerhalb der Fehlergrenzen, so dass es vielleicht besser gewesen w\u00e4re von den quantitativen Bestimmungen ganz abzustehen und nur die qualitativen mit Pyrogalluss\u00e4ure zu versuchen, wenn nicht die Schwierigkeit, bei der C02-Absorption mittelst Kali, den Luftzutritt v\u00f6llig zu verhindern auch diese etwas unsicher machte. Aus allem geht jedoch so viel hervor, dass die Lymphe keinen Sauerstoff oder \u00e4ussersten Falls nur Spuren davon enth\u00e4lt. In dieser Hinsicht zeigt die Lymphe eine gewisse \u00dcbereinstimmung\n1) Centralblatt f\u00fcr die medicinischen Wissenschaften. 1866. pag. 321.","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nDr. O. Hammarsten,\n[624\nmit den Secreten, welche, wenn auch nicht in dem Maasse als die Lymphe, s\u00e4mmtlich, mit Ausnahme des Speichels, sehr sauerstoffarm sind.\nDie 3 ersten Versuche, in denen die Lymphe etwas Blut enthielt, sind, wie oben gesagt, f\u00fcr die Frage nach dem Sauerstoffgehalte nicht direct verwerthbar, da sie aber f\u00fcr eine andere, spater zu er\u00f6rternde, Frage von Wichtigkeit sein k\u00f6nnen, wollen wir hier nachsehen, ob der in ihnen gefundene Sauerstoff urspr\u00fcnglich in der Lymphe enthalten oder erst sp\u00e4ter w\u00e4hrend der Analyse eingedrungen sei. W\u00e4re das letztere der Fall, r\u00fchrte also der Sauerstoff von der atmosph\u00e4rischen Luft her, so m\u00fcsste man ja auch einen entsprechenden Stickgas\u00fcberschuss darin gefunden haben. In der ersten Analyse, wo das Verh\u00e4ltniss zwischen Stickstoff und Sauerstoff dasselbe wie in der Luft, oder 4:1, ist, muss, obgleich in diesem Falle doch wahrscheinlich etwas Luft eingedrungen ist, wenigstens ein Theil des Sauerstoffs urspr\u00fcnglich in der Lymphe vorhanden gewesen sein, weil diese sonst gar keinen Stickstoff enthalten h\u00e4tte. In den 2 \u00fcbrigen Analysen k\u00f6nnte der Sauerstoff m\u00f6glicherweise von der atmosph\u00e4rischen Luft herr\u00fchren, nach Abzug von den entsprechenden Stickstoffmengen w\u00e4re dann aber der Stickgasgehalt der Lymphe nur 0,77 bis 0.56%. Ein so niedriger Stickstoffgehalt w\u00e4re, obgleich die von mir f\u00fcr die Lymphe gefundenen Zahlen immer h\u00f6her sind, allerdings m\u00f6glich ; da aber gerade die in diesen 2 Analysen gefundenen Stickstoffzahlen zu den in der Tabelle am h\u00e4ufigsten vorkommenden geh\u00f6ren glaube ich kaum, dass sie unrichtig sind, um so weniger, als die gefundenen Sauerstoffwerthe sehr gut mit den im Blutserum gefundenen \u00fcbereinstimmen; ich schliesse also aus diesen Analysen, besonders aus der ersten, dass in der Lymphe Sauerstoff vorhanden sein kann ohne verzehrt zu werden.\nDer Stickstoff. Als Mittel aus den Analysen geht Bilden Stickstoff die Zahl 1,17% hervor, ein Werth , der zwischen den f\u00fcr das Blut und die Secrete gefundenen Zahlen liegt. F\u00fcr das Blut l\u00e4sst sich n\u00e4mlich aus einer grossen Zahl von Analysen der Werth f,42\u00b0/0 berechnen und in den Secreten hat Pfl\u00fcger bekanntlich 0,5 bis 0,9% gefunden. Die aus derTabelle ersichtlichen Variationen in der Stickgasmenge k\u00f6nnten theils von ana-\n1) 1. c.","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber die Gase der IIcndeiymphe.\n129\n6251\nlytjschen Fehlern theils von individuellen Verschiedenheiten herr\u00fchren. Eine n\u00e4here Betrachtung der Tabelle namentlich aber ein Vergleich zwischen den Analysen 8 und 9 zeigen jedoch, dass individuelle Verschiedenheiten wirklich hier Vorkommen, was um so weniger befremden darf als man bekanntlich im Blute noch gr\u00f6ssere Schwankungen gefunden hat.\nFragt man nach den Ursachen, auf die ein Gasgehalt in der Lymphe \u00fcberhaupt zur\u00fcckzuf\u00fchren sei, so erweisen sich zun\u00e4chst folgende M\u00f6glichkeiten.\nEs k\u00f6nnen die Gase, im Blute gebildet, mit der aus demselben filtrirten Fl\u00fcssigkeit oder auch durch Diffusion in die Gewebe \u00fcbergegangen sein, oder sie k\u00f6nnen in der Weise entstehen, dass aus dem Blute solche Stoffe, welche vorzugsweise Gase binden, abgeschieden werden, also z. B. dadurch, dass kohlensaure Alkalien in unverh\u00e4ltnissm\u00e4ssig grosser Menge ausgeschieden werden.\nWeiter k\u00f6nnte ein Gasgehalt in der Lymphe dadurch bedingt sein, dass in den Geweben neue Gase sich bildeten, in welchem Falle die Lymphgase, wenn ein Theil derselben in das Blut \u00fcberginge, als die Differenz der gebildeten und in das Blut getretenen zu betrachten w\u00e4ren ; und zuletzt, wenn eine Gasbewegung nach beiden Richtungen stattf\u00e4nde, w\u00e4ren die Lymphgase als das Resultat dieser beiden Vorg\u00e4nge zu betrachten.\nWenn wir diese M\u00f6glichkeiten etwas n\u00e4her jns Auge fassen, so finden wir, dass sie sich s\u00e4mmtlich um die Frage drehen, ob die Hauptmasse der Gase aus dem Blute in die Gewebe oder in entgegengesetzter Richtung sich bewege. W\u00e4re es m\u00f6glich dies experimentell zu entscheiden, so k\u00f6nnte man daraus wichtige Aufschl\u00fcsse gewinnen, nicht nur \u00fcber den Ursprung der Lymphgase, sondern auch \u00fcber die Frage, ob die Oxydations-processe schon innerhalb des Blutes, oder erst in den Geweben vor sich gehen, und aus diesen Gr\u00fcnden schien es angemessen einige vergleichende Untersuchungen von Serum und Lymphe desselben Thieres anzuslellen.\nDa das Auffangen gr\u00f6sserer Mengen von Lymphe immer eine gewisse Zeit erfordert, w\u00e4hrend welcher das Blut, das erst am Ende des Versuches aufgesammelt werden kann, fortw\u00e4hrend sich ver\u00e4ndert, so folgt hieraus, dass, selbst wenn man das\n9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nDr. 0. Hammah st K N\n[626\nBlut und die Lymphe nus demselben Gef\u00e4ssgebiete aufsammejte, es doch nicht m\u00f6glich war, ein mit der Lymphe v\u00f6llig vergleichbares Blut zu erhalten. Da aber die Lymphe durch ihren Sauerstoffmangel und Kohlens\u00e4urereichthum eine gewisse \u00dcbereinstimmung mit dem Erstickungsblutserum zeigt, und da weiter die Kohlens\u00e4urebildung in den Geweben a fortiori bewiesen w\u00e4re, wenn bei einem Yergleiche zwischen Erstickungsblutserum und Lymphe die letztere Fl\u00fcssigkeit als die kohlens\u00e4urereichere sich erwiese, so schien es zweckm\u00e4ssig den Gasgehalt des Erstickungsblutserums und der Lymphe desselben Thieres zu vergleichen. In der folgenden Tabelle sind zwei solcher Vergleichsanalysen enthalten und daneben habe ich auch eine Analyse von Lymphe und arteriellem Blutserum angef\u00fchrt.\nTabelle II.\nNo. : 1\tGesammte Gase\tN.\tO.\tco.?\tBemerkungen\n\u25a0I. a\t33,38\t4,20\t0,16\t32,02\tLymplie.\nb\t40,20\t1,89\t0,36\t37,95\tErstickungsblutserum.\n2. a\t34,42.\t0,93.\t0,00.\t33,49.\tLymphe.\nb\t41,18.\t0,89.\t0,00.\t40,29.\tErstickungsblutserum.\n3 a\t37,10.\t1,20.\t0,08.\t35,82.\tLymphe.\nb\t32,45.\t0,91.\t0,15.\t31,39.\tArterielles Blutserum.\nIn der ersten dieser Analysen hat sich wahrscheinlich bei der Sauerstoffbestimmung ein Fehler eingeschlichen, indem der Werth 0,36% f\u00fcr das Erstickungsblutserum nicht ganz richtig sein kann. Wenn wir aber von diesem Fehler, welcher \u00fcbrigens gar keinen Einfluss auf die Hauptresultate \u00fcbt, absehen, so finden wir, dass hinsichtlich der C02-Menge die Resultate der beiden ersten Analysen so evident und in so guter \u00dcbereinstimmung mit einander sind, dass es nicht n\u00f6thig war noch mehrere anzuslellen. In beiden F\u00e4llen finden wir n\u00e4mlich einen sehr bedeutenden C02-\u00dcberschuss in dem Erstickungsblute, ein \u00dcberschuss, welcher in der ersten Analyse \u00e4,93 in der zweiten","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"627\u2019\n\u00dcbe\u00ab die Gase der Hundelymphe.\n131\n6,80% betr\u00fcgt. Bei einer oberfl\u00fcchlichen Betrachtung dieser Resultate k\u00f6nnte es also den Anschein haben, als w\u00e4re die Hauptmasse der C02 nicht in den Geweben sondern im Blute selbst gebildet; in Wahrheit ist jedoch ein solcher Schluss nicht berechtigt, da, wie wir sehen werden, diese Analysen weder f\u00fcr die eine noch f\u00fcr die andere Ansicht entscheidend sind.\nBei der Beurtheilung dieser Resultate muss man n\u00e4mlich von der Thatsache ausgehen, dass nicht das Blut allein, sondern auch die Gewebss\u00e4fte eine alkalische Reaction besitzen, dass wir es also hier mit einem Gasauslausche zwischen zwei alkalischen Fl\u00fcssigkeiten zu thun haben. In einer alkalischen Fl\u00fcssigkeit kann man nun, wie schon oben gesagt wurde, kaum einen Antheil freier C02 annehmen, aber, selbst wenn diese Behauptung unrichtig w\u00e4re, stimmt doch alles darin \u00fcberein, dass die Menge wirklich freier C02 im Blute, und demnach auch in der Lymphe, eine sehr geringe ist. Es muss also die Hauptmasse der C02 in den Geweben ebenso wie im Blute in irgend einer Weise, sei es an Alkalien, phosphorsaure Salze, alkalische Eiweissverbindungen oder andere unbekannte K\u00f6rper locker- oder fest-chemisch gebunden sein, und es folgt hieraus, dass der C02-Gehalt dieser Fl\u00fcssigkeiten haupts\u00e4chlich durch deren Gehalt ari C02 bindenden Substanzen bedingt wird, dass also, wenn das Blut an solchen reicher als die Lymphe w\u00e4re, es auch einen gr\u00f6sseren C02-Gehalt besitzen m\u00fcsste. Nun hat man in der That auch angegeben, dass die Lymphe \u00e4rmer an Alkali als das Blut sei;1) wenn diese Angabe richtig ist, so muss das Blut ja auch nach der Erstickung mehr C02 als die Lymphe enthalten, unabh\u00e4ngig davon ob diese C02 im Blute oder in den Geweben gebildet w\u00e4re. \u2014 Eine andere M\u00f6glichkeit, wodurch der C02-Lberschuss im Blutserum erkl\u00e4rt werden k\u00f6nnte, ist die von Lesser2) gefundene Thatsache, f\u00fcr die wir auch unten einen neuen Beweis geben werden, dass durch das Abfliessen der Lymphe das Blut concentrirter wird. Durch diese Concentration k\u00f6nnte m\u00f6glicherweise eine relative Vermehrung der C02 bindenden Substanzen des Blutes herbeigef\u00fchrt werden und in diesem Falle m\u00fcsste ja die C02-Differenz beider Fl\u00fcssig-\n1)\tE. Hardy: Principes de Chimie biologique. Paris 1871. pag. 264\n2)\tI. C.\n(I *","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nDr. 0. Hammarstkx,\n[628\nkeilen noch gr\u00f6sser ausfallen und das C02-\u00dcbergewicht im Erstickungsblutserum noch weniger auffallend erscheinen. Da nun der C02-Gehalt beider Fl\u00fcssigkeiten jedenfalls haupts\u00e4chlich durch deren Gehalt an Alkali oder anderen C02 bindenden Substanzen bedingt wird, so ist es klar, dass ein Vergleich zwischen dem C02-Gehalte des Erslickungsblutserums und der Lymphe \u00fcber die Bildungsst\u00e4tte der C02 und den Ursprung der Lymphgase keinen bestimmten Aufschluss geben kann.\nEin Vergleich mit arteriellem Blutserum (Analyse 3) zeigt allerdings, dass dieses \u00e4rmer an C02 als die Lymphe ist, dieser Umstand berechtigt aber nat\u00fcrlich zu gar keinen Schl\u00fcssen auf eine C02-Bildung in den Geweben. Da es also wegen der alkalischen Reaction beider Fl\u00fcssigkeiten nicht m\u00f6glich war durch einen Vergleich zwischen Serum und Lymphe die oben discutirten Fragen ins Klare zu bringen, so stand ich von weiteren \u00e4hnlichen Versuchen ab und ging zu anderen \u00fcber.\nln der n\u00e4chsten Beziehung zu den oben er\u00f6rterten steht eine andere, f\u00fcr die respiratorischen Vorg\u00e4nge im Blute und den Geweben \u00e4usserst wichtige'Frage, die n\u00e4mlich, ob leicht oxydable Substanzen in der Lymphe enthalten sind. Bekanntlich ist es durch A. Schmidtst) Untersuchungen bewiesen, dass solche Stoffe im Erstickungsblute Vorkommen, und es liegt sonach die Frage nahe, ob diese Stoffe innerhalb der Capillaren im Blute selbst entstehen oder, in den Geweben gebildet, in das Blut hinein diffundiren. \u00dcber diese fundamentale Frage Aufschl\u00fcsse zu geben, dazu schien die Lymphe vorzugsweise geeignet, indem diese sauerstoffzehrende Substanzen, wenn sie in den Geweben entstehen, doch wohl in der Lymphe gefunden werden m\u00fcssten. Erinnern wir uns nun, dass in den drei ersten Analysen der Tabelle I die Lymphe sauerstoffhaltig war, so k\u00f6nnte es den Anschein haben, als h\u00e4tte diese Frage schon dadurch ihre Antwort gefunden. Da aber in diesen F\u00e4llen die Blutk\u00f6rperchen gr\u00f6sslentheils oder vollst\u00e4ndig in den Coagulis eingeschlossen waren und der gefundene Sauerstoff' also beinahe ausschliesslich im Serum enthalten war, so k\u00f6nnte man zweifeln, ob dieser Sauerstoff auch activ w\u00e4re, und es konnte somit die Frage durch diese Versuche nicht als erledigt\n)' Die Athmung innerhalb des Blutes. Diese Berichte, Jahrgang i. \\ S67.","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"i\u2019i\u00eeKii un: Gase der Uimjelympiik.\n133\nangesehen werden, w\u00e4hrend umgekehrt, wenn die Anwesenheit reducirender Stoffe in der Lymphe einmal bewiesen war, aus diesen drei Versuchen geschlossen werden k\u00f6nnte, dass der im Plasma enthaltene Sauerstoff nicht der active sei. Es war also n\u00f6thig, besondere Versuche anzustellen und diese wurden nach folgenden Principien ausgef\u00fchrt.\nZum Nachweise von leicht oxydablen Substanzen in der Lymphe schien es am einfachsten, diese und sauerstoffreiches Blut, beide von bekanntem Gasgehalte, in bestimmten Mengen mit einander zu vermischen und dann den Gasgehalt des Gemisches nach einiger Zeit zu untersuchen. Wenn n\u00e4mlich die Lymphe reducirende Stoffe enthielt, so hatte man in dem Gemische einen geringeren Sauerstoff- und gr\u00f6sseren Kohlens\u00e4ure-Gehalt zu erwarten, als aus den im Blute und der Lymphe gefundenen Zahlen f\u00fcr dasselbe Gemisch zu berechnen w\u00e4ren. Aus diesen Gr\u00fcnden wurde folgendes Verfahren eingeschlagen .\nNachdem eine gen\u00fcgende Menge Lymphe aufgesammelt war, wurde das Thier durch Verblutung aus der Carotis ge-t\u00f6dtet, das Blut durch Schlagen in einem offenen Gef\u00e4sse defi-brinirt und gleichzeitig mit Luft gesch\u00fcttelt, dann durch Leinwand filtrirt und zuletzt in einem Gef\u00e4ss \u00fcber Quecksilber luftfrei aufgefangen. Eine gemessene Menge dieses Blutes wurde mit einer ebenfalls gemessenen Menge Lymphe bei vollkommen verhindertem Luftzutritt \u00fcber Quecksilber aufgesammelt und vermittelst des \u00fcbrig gebliebenen Quecksilbers m\u00f6glichst genau vermischt. Bei dem Zusammenbringen von Blut und Lymphe zeigte es sich immer, dass das vorher sehr dunkle Blut nach Zutritt der Lymphe sehr sch\u00f6n hellroth wurde, was wohl in diesen F\u00e4llen, wo ein sehr concentrirtes und sauerstoffreiches Blut benutzt wurde, aus der eingelretenen Verd\u00fcnnung erkl\u00e4rt werden muss. Wenn das Blut und die Lymphe nach Verlauf von etwa einer Viertelstunde vollst\u00e4ndig vermischt waren, wurde dieses Gemisch sammt den noch \u00fcbrigen Quantit\u00e4ten Blut und Lymphe in Eis aufbewahrt, bis die Auspumpung unternommen werden konnte.\nVon dem Blute und der Lymphe wurde, wenn m\u00f6glich immer so viel aufgesammelt, dass eine Doppelanalyse von einer jeden der drei Fl\u00fcssigkeiten, Blut, Lymphe und Gemisch ausge-f\u00fchrl werden konnte. Die Reihenfolge der Auspumpungen","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\nUr. \u00fc. Hahhar'S\u2019J'kn,\n[(530\nwar die folgende. Am ersten Tage wurde zuerst das Gemisch, dann die Lymphe und zuletzt das Blut ausgepumpt, am anderen, nachdem alles in Eis aulbewahrt gewesen war, folgten die 3 Controlporlionen in derselben Reihenfolge. Bei der Wichtigkeit dieser Untersuchung und der Kleinheit der beobachteten \u00c4nderungen im Gasgehalte scheint es mir angemessen, nicht die berechneten Mittelwerlhe allein, sondern die Doppelanalysen selbst anzuf\u00fchren.\n\t0.\tN.\tco3\tBemerkungen\na\t2 3,310/0\t1,360/0\t10,170/0\tBlut mit Luft gesch\u00fcttelt.\nb\t23,120/0\t1,570/o\t10,51%\tBlut 24 Stunden sp\u00e4ter ausgepumpt.\na\t0,080/0\t1.240/0\t28,540/0\tLymphe, Darm- u. Glie-der-Lymphe.\nb\t0,040/o\t1,3 8\u00b0/0\t28,50O/o\tdito, 24 Stunden sp\u00e4ter ausgepumpt.\na\t11,86%\t1,390/o\t1 9,65\u00b0/0\tGemisch von Blut und Lymphe (1 03,68 Cc.)\nb\t11,640/o\t1,120/o\t19,740/o\tdito, 24 Stunden sp\u00e4ter ausgepumpt (98,5 Cc.)\nZu dieser Analyse wurden 105,68 Cc. Blut mit 98,5 Cc. Lymphe vermischt und demnach eine sehr bedeutende Fl\u00fcssigkeits-Menge f\u00fcr die Auspumpung gewonnen. Aus dem gefundenen mittleren Gasgehalte des Blutes und der Lymphe l\u00e4sst sich der mittlere Gehalt in der Mischung berechnen. Folgende Tabelle enth\u00e4lt eine Zusammenstellung des f\u00fcr das Gemisch berechneten und in demselben wirklich gefundenen Gasgehaltes.\nO.\tN.\tC02\tBemerkungen\n12,04\t1,38\t19,12\tBerechnet f\u00fcr 100 Theilc des Gemisches\n11,88\t1,25\t19,69\tGefunden in 100 Theilen des Gemisches\n- 0,16\t- 0,13\t4- 0,57\t","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"\u00dcber mi; Gase der Hundelymphe.\n135\n631]\nF\u00fcr die folgende Analyse konnten nicht mehr als 70 Cc. Lymphe erhalten werden, die nur f\u00fcr eine Lymphanalyse ausreichten ; das Gemisch enthielt 32,6 Cc. Lymphe und 33,7 Cc. Blut.\n\t0.\tN.\tCO\u00e4\tBemerkungen\na\t2 0,210/0\t1,41%\t9,540/0\tBlut mit Luft gesch\u00fcttelt.\nb\t20,12%\t1,320|0\t9,750/0\tdito, 24 Stunden sp\u00e4ter ausgepumpt.\na\t0,030/0\t0,900/q\t29,5 5\u00b0/o\tDarm-und Gliederlymphe.\na\t1 0,20 \u00b0/0\tLI 2%\t19,6 60/0\tGemisch von Blut und Lymphe (32,6 Ce.).\nb\t10,09O/o\t1,03%\t19,680/0\tdito, 24 Stunden sp\u00e4ter ausgepumpt (31,2 Cc.).\nDie Tabelle B{ ist nach denselben Grunds\u00e4tzen wie die Tabelle B zusammengestellt.\nO.\tN.\tco2\tBemerkungen\n1 0,2 5 0/0\t1,13\t19,43\tBerechnet, f\u00fcr 100 Theile.\n10,14\t1,08\t19,67\tGefunden in 100 Theilen.\n- 0,11\t- 0,05\t+ 0,24\t\nBevor wir die Hauptresultate dieser Analysen etwas n\u00e4her ins Auge fassen, wollen wir der aussergew\u00f6hnlich hohen Sauer-stoffwerthe des Blutes gedenken. Der Werth 23,31 \u00b0/0 der ersten Analyse ist, so weit mir bekannt, der h\u00f6chste bisher gefundene, w\u00e4hrend die Zahl 20,21 \u00b0/0, wenn sie auch den von Worm-Miiller1) gefundenen Werth 21,76\u00b0/0 nicht erreicht, dennoch den mittleren Sauerstoffgehalt des arteriellen Blutes bei weitem \u00fcbertrifft. Dieser ungew\u00f6hnlich grosse Sauerstoffgehalt, der vielleicht durch ein mehr anhaltendes Sch\u00fctteln des Blutes noch gr\u00f6sser gefunden w\u00e4re, muss seinen Grund in der w\u00e4hrend der Lymphabsonderung einlretenden Concentration des Blutes mit\n1) Diese Berichte, Bier Jahrgang, 1870.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nDr. 0. Hammarstkx,\n[63 2\nentsprechender, relativer Vermehrung der rothen Blutk\u00f6rperchen haben. Umgekehrt wird auch dieses Anwachsen der Concentration des Blutes, welches \u00fcbrigens in anderer Weise von Lesser*) gezeigt wurde, durch diese hohen Sauerstoffwerthe schlagend dargethan und in diesen Analysen finden wir also einen neuen Beweis \u2014 sollte es \u00fcbrigens eines solchen noch bed\u00fcrfen? \u2014 daf\u00fcr, dass die Lymphe ein Transsudat aus dem Blute ist.\nWenden wir uns dann an die Hauptresultate selbst, so finden wir in beiden Versuchen eine \u00c4nderung des Gasgehaltes in derselben Bichtung, n\u00e4mlich eine Verminderung des Sauerstoffs und eine Vermehrung der Kohlens\u00e4ure, Diese \u00c4nderungen sind indessen in beiden Analysen so gering, dass sie erstens innerhalb der analytischen Fehlergrenzen liegen und zweitens nicht gr\u00f6sser als diejenigen sind, welche w\u00e4hrend der Aufbewahrung des Blutes innerhalb desselben stattfinden. Wir k\u00f6nnen also den Schluss ziehen, dass keine nennenswerthe Menge redu-cirender Substanzen in der untersuchten Lymphe vorhanden war, und dieser Schluss wird nicht im geringsten ersch\u00fcttert, sondern im Gegenthe.il vielleicht noch mehr erh\u00e4rtet, durch den einzigen Einwurf, welcher dagegen gemacht werden k\u00f6nnte.\nln dem zweiten Versuche enthielt n\u00e4mlich die Lymphe ein durch Oxyhaemoglobin schwach r\u00f6thlich gef\u00e4rbtes Fibrin-Coagu-lum und man k\u00f6nnte vielleicht denken, dass der darin vorhandene Sauerstoff die sauerstoffzehrenden Substanzen oxydirt h\u00e4tte. Aber abgesehen davon, dass es sich hier bei der schwach r\u00f6thlichen F\u00e4rbung des Coagulums nur um Spuren von Sauerstoff handelte, die wohl kaum eine merkbare Menge reduciren-der Substanzen oxydiren k\u00f6nnten, spricht entschieden gegen eine solche Annahme die Beobachtung, dass dieses Coagulum w\u00e4hrend der ganzen Dauer der Lymphabsonderung, Stunden, seine hellrothe Farbe nicht \u00e4nderte. Diese Abwesenheit aller Farbenver\u00e4nderung ist nicht mit der Annahme reducirender Substanzen und deren Oxydation in der Lymphe zu vereinbaren, im Gegentheil liefert sie einen neuen Beweis daf\u00fcr, dass keine leicht oxydablen Stoffe darin enthalten sind.\nWenn also die Abwesenheit reducirender Substanzen in der hier untersuchten Lymphe kaum zu bezweifeln ist, so fragt\n1) I. c.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"tTmits niK < ias!\u2022: niiit 11i;ndelynphi:.\n137\n(>:{:{]\nes sich demn\u00e4chst, in wie weit dieses Resultat auf Lymphe \u00fcberhaupt anwendbar sei. Zu dem Ende m\u00fcssen wir die Quelle unserer Lymphe ins Auge fassen, denn ebenso wie das Blut verschiedener Gef\u00e4ssprovinzen eine ungleiche, das Nierenvenenblut eine grosse, das Lebervenenblut eine \u00e4usserst geringe, Menge reducirender Substanzen besitzt, ebenso k\u00f6nnte auch die Lymphe der entsprechenden Organe ein \u00e4hnliches Verhalten zeigen. Wir m\u00fcssen also darauf aufmerksam machen , dass die unsere ein Gemisch von Darm- und Glieder-Lymphe war, und, wenn nun m\u00f6glicherweise die erstere, entsprechend dem Lebervenenblute, gar keine reducirenden Stoffe enth\u00e4lt, muss doch die aus Bindegewebe und Muskeln stammende Gliederlymphe, gleich dem entsprechenden Blute, verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig reich daran sein ; es k\u00f6nnten also jedenfalls in unserer Lymphe diese Stoffe nicht vollst\u00e4ndig fehlen. Wenn aber die Darmlymphe in unverh\u00e4lt-nissm\u00e4ssig grosser Menge in dem Gemische vorhanden war, k\u00f6nnte die Menge dieser Stoffe eine sehr geringe sein , und ich will darum angeben , dass in beiden Versuchen die Absonderung der Lymphe dadurch beschleunigt wurde, dass w\u00e4hrend des Versuches mit nur kurzen Unterbrechungen passive Bewegungen mit den Hinterbeinen ausgef\u00fchrt wurden. Die aufgesammelle Fl\u00fcssigkeit enthielt also gewiss eine bedeutende Menge Gliederlymphe und hieraus geht hervor, dass, wenn auch m\u00f6glicherweise die Lymphe eines besonderen Organes sich anders verhalten kann, doch die. Hauptmasse der K\u00f6rperlymphe keine reducirenden Stoffe enth\u00e4lt.\nWTenn aber die Lymphe keine oxydablen Substanzen enth\u00e4lt, so fragt es sich, ob diese Stoffe nicht in den Geweben sondern in dem Blute selbst gebildet werden. \u00dcber diese Fragen k\u00f6nnen wir freilich nichts Bestimmtes sagen, nach unseren Analysen scheint aber die letztere Annahme die wahrscheinlichste zu sein. W\u00e4ren n\u00e4mlich diese Stoffe in den Geweben gebildet, w\u00e4hrend man sie in der Lymphe vermisste, so m\u00fcssten sie entweder durch den aus dem Blute in die Gewebe \u00fcbertretenden Sauerstoff sogleich vollst\u00e4ndig verbrannt werden, oder mit einer ausserordentlich grossen Geschwindigkeit vollst\u00e4ndig in das Blut hinein diffundiren. Eine Diffusion aus den Gewebss\u00e4ften, so vollst\u00e4ndig, dass in der Lymphe nichts von den diffundirenden Stoffen \u00fcbrig bliebe, l\u00e4sst sich kaum denken, insbesondere da diese Stoffe wahrscheinlich unaufh\u00f6rlich neugebildet werden,","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138 1)r. 0. Hammarsten, \u00dcber die Gase der Hi ndei.yju'iie. (>3i\nund was die Verbrennung durch den Sauerstoff betrifft, so spricht dagegen unter Anderem auch der von Worm-M\u00fcHer gelieferte Nachweis, dass die Menge freien Sauerstoffs, welcher in die Gewebe \u00dcbertritt, nur eine geringe sein kann, so dass sie f\u00fcr eine Verbrennung in gr\u00f6sserem Maasse nicht als hinreichend anzusehen ist. Jedenfalls k\u00f6nnten diese beiden Momente, die Diffusion und die Verbrennung, Zusammenwirken, aber sogar in diesem Falle w\u00e4re es auffallend, wenn die reducirenden Stoffe so vollst\u00e4ndig und in der Weise entfernt w\u00fcrden, dass weder von ihnen, noch von dem Sauerstoff ein Rest in der Lymphe bliebe, und es ist also wahrscheinlicher, dass die oxydablen Substanzen innerhalb der Gef\u00e4sse seihst, vielleicht durch einen von den Gef\u00e4sswandungen eingeleiteten Zersetzungsprocess entstehen. Es fragt sich dann weiter, ob diese Stoffe, wie man gew\u00f6hnlich annimmt, l\u00f6sliche, im Plasma enthaltene Substanzen sind, oder ob sie vielleicht den Blutk\u00f6rperchen selbst angeh\u00f6ren, und es w\u00e4ren vielleicht durch eine weitere Pr\u00fcfung dieser Fragen wichtige Aufschl\u00fcsse \u00fcber die Chemie des Blutes und den Herd der Oxvdationsprocesse zu erwarten.","page":138}],"identifier":"lit1386","issued":"1871","language":"de","pages":"121-138","startpages":"121","title":"\u00dcber die Gase der Hundelymphe","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:00:12.220041+00:00"}

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