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{"created":"2022-01-31T14:00:26.467647+00:00","id":"lit1388","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Kronecker, Hugo","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 177-266","fulltext":[{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber die Erm\u00fcdung und Erholung der quergestreiften Muskeln.\nVon\nII. Kronecker.\nDem Blute war f\u00fcr die Muskelbewegung die h\u00f6chste Bedeutung zuerkannt worden, lange bevor man vom Standpuncte der mechanischen W\u00e4rmetheorie aus die Not'hwendigkeit eines StoffVerbrauches bei Arbeitsleistung der Organismen eingesehen hatte.\nNicht nur die Erhaltung der Lebenskraft im Allgemeinen, die Zufuhr plastischer, wie erregender Stoffe, erachtete man als seine Aufgabe, es sollte sogar den Act der Contraction durch Stauung in den Muskel-Gef\u00e4ssen unmittelbar verursachen [Swammerdam}.\nSeit dem Swammerdam - Stenson\u2019sehen Versuche wusste man, dass die von der Circulation ausgeschlossenen Glieder gel\u00e4hmt werden. Haller *) zeigte, dass h\u00e4ufig in gleicher Weise die Muskeln paralytisch werden, wenn statt der Arterien die entsprechenden Venen unterbunden sind, und Bichat1 2) erweiterte den Satz dahin, dass auch circulirendes ven\u00f6ses Blut auf die Bewegungen des durchstr\u00f6mten Muskels schw\u00e4chend, zuweilen momentan l\u00e4hmend wirke.\nDer gel\u00e4hmte Muskel aber bleibt noch l\u00e4ngere Zeit erregbar (Lorry,3) Humboldt,4 5) Longet3). Erst nach 7 Stunden erl\u00f6scht die Irritabilit\u00e4t abgebundener Kaninchenschenkel g\u00e4nzlich. In diesem Stadium bewirkt die R\u00fcckkehr des Blutes keine Bestilu-\n1)\tElement, phys. 1762. S. 546.\n2)\tAnat. g\u00e9n\u00e9r. 1812. T. 11. p. 279.\n3)\tR\u00e9cueil period. 1757. T. VI. p. 15.\n4)\tGereizte Muskel und Nervenfaser. 1797. Bd. II. S. 88.\n5)\tTrait\u00e9 de physiol. 1857. S. 35.","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"178\nH. Kronecker,\n[691\ntion mehr, sondern beschleunigt die F\u00e4ulniss. Diesen letzten Effect hat die erneute Blutcirculation auch in fr\u00fcheren Stadien des Absterbens, obwohl sie da vor\u00fcbergehend die Erregbarkeit wieder herstellt (K\u00fchne*). Schon weniger als 2V2st\u00fcndige Compression der Bauchaorta des Kaninchens gen\u00fcgt, die Hinterbeine dauernd zu l\u00e4hmen, w\u00e4hrend jedoch die dem Willenseinlluss entzogenen Muskeln auf schwache directe und indirecte Reize reagiren (Sczelkow2). Oft w\u00e4hrt es einen ganzen Tag, ehe die L\u00e4hmung, welche von y2sl\u00fcndiger Aortencompression zur\u00fcckgeblieben ist, durch die normale Circulation im Kaninchen gehoben wird (Schiffer 3 4 5 6 7 8).\nAus dem K\u00f6rper gel\u00f6ste Ilundemuskeln sterben, selbst unter \u00fcbrigens g\u00fcnstigsten Bedingungen, trotz Durchleitung frischen arteriellen Blutes desselben Thieres binnen 20 Stunden, wenngleich w\u00e4hrend der ersten 1\u20148 Stunden die Reizbarkeit nicht merklich ver\u00e4ndert erscheint (C. Ludwig und A. Schmidt*).\nln Blut gebadete Hundemuskeln erhalten sich etwas kr\u00e4ftiger, als in feuchtem Raume aufbewahrle {K\u00fchne-').\nFroschschenkel sollen in frisches Blut getaucht st\u00e4rkere Conlraclionen ausf\u00fchren k\u00f6nnen, besonders wenn sie vorher mit schwacher Solution von Schwefelleber abgesp\u00fclt worden sind (Humboldt\u00b0); auch in ges\u00e4ttigte Schwefelleberl\u00f6sung versenkte Muskeln sollen sich sehr lange erregbar erhalten (Carlisle1), und urspr\u00fcnglich schwache Muskeln durch Transfusion von 0,7 pro-centiger Kochsalzl\u00f6sung leistungsf\u00e4higer werden (Ranke*).\nWeniger zahlreich sind die Angaben dar\u00fcber, wie die Transfusion auf Muskeln wirkt, deren Erregbarkeit in Folge von Gon-traclionen abgenommen hat. Die Wiederherstellung durch Reizung der Tschiadici geschw\u00e4chter Froschschenkel geschieht schneller und vollkommener, wenn der Blutlauf in denselben\n1)\tArch. f. Anal., u. Physiol, von Reichert und du Bois-Reymond. 1859. S. 781.\n2)\tSitzungsbor. d. math.-natunv. Classe d. Wien. k. Akad. d.Wissensch Bd. 155. 1862. S. 179.\n3)\tCentralblatt f. d. med. Wissensch. 1869. No. 38.\n4)\tBor. d.K. Sachs. Gesellsch. d.Wissensch. math.-phys. Classe IV. 2. 1868. S. 30.\n5)\tI. c. S. 782.\n6)\t1. c. Bd. II. S. 86.\n7)\tOn muscular motion. Transact, i 1 805. S. 26.\n8)\tTetanus 1865. S. 421.","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"17\u00bb\n692] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln.\nerhalten bleibt [Kilian}). Ranke giebt an, dass a bgebunde n e Froschschenkel wegen des in ihnen enthaltenen Blutes l\u00e4nger zuckungsf\u00e4hig bleiben, als a b ges ch n itten e.2 3)\nAndere Versuche lehrten ihn in der Transfusion von indifferenten Fl\u00fcssigkeiten (verd\u00fcnnten Kochsalzl\u00f6sungen) Mittel zur Erholung kennen und leiteten ihn zu dem Satze, dass die Erm\u00fcdung des Muskels bedingt werde durch Stoffe, welche sich zufolge seiner Th\u00e4tigkeil in ihm anh\u00e4ufen , gehoben durch einfache Wegsp\u00fclung dieser.\nDie alte Erfahrung, dass die Leistungsf\u00e4higkeit der Muskeln, welche der Blutcirculalion theilhaftig sind, weit gr\u00f6sser ist, als die vom Kreisl\u00e4ufe abgesperrter, ist unter Anderen auch von Leber\u2018i) best\u00e4tigt worden, aber zuerst im hiesigen Institute durch genaue Versuche an \u00fcberlebenden Muskeln gepr\u00fcft und in ihren Ursachen erkannt worden (C. Ludwig und Alex. Schmidt4). Der tetanisirte, von arteriellem Blute durchflossene Muskel (Semitendinosus eines Hundes) bewahrt danach seine Hubf\u00e4higkeit, mit abnehmender Energie, sehr viel l\u00e4nger, als der blutleere. Die Telanuscurven sp\u00e4terer Contraction unterscheiden sich mehr noch durch (\u2018inen steileren Abfall, als durch geringere Maximalh\u00f6hen von den Curven des frischen Muskels. Der Blutstrom vermag vollkommener die kleinen Hubdifferenzen eines erm\u00fcdeten, als die grossen Verluste eines kr\u00e4ftigen Muskels anszugleichen. In jedem Stadium des erm\u00fcdeten Muskels giebt es ein im Verlaufe seiner Th\u00e4tigkeil abnehmendes Zuckungsmaximum , welches durch Ruhe und Blut, erreicht, aber nicht \u00fcberschritten wird. V\u00f6llig unreizbare Muskeln k\u00f6nnen durch I Kubikcentimeter Sauerstoff wieder schwach reizbar, durch etwa 4 Kubikcentimeter auf dieselbe Reizbarkeitstufe gebracht werden, welche sie vor einer flst\u00fcndigen Blutleere hatten. Hierdurch war der qualitative Nachweis geliefert, dass das sauerstoffhaltige Blut nicht nur die Erregbarkeit eines ruhenden, ausgeschnittenen Muskels, sondern auch dessen Hubf\u00e4higkeit in beschr\u00e4nktem Maasse wieder herzustellen\n1)\tF. M. Kilian: Versuche \u00fcber die Restitution der Nervenerregbarkeit nach dein Tod/ Oiessen 1S47. S. tS.\n2)\tI. C. S. 230.\n3)\tUeber d. Einfluss der Leistung nieeli. Arbeit auf d. Erm\u00fcdung d. Muskeln. Leipzig 1Sfi3.\n4)\tI. e.\n12*","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nH. Kronecker\n[693\nvermag. Die hiermit gewonnenen Anhaltspuncte Hessen es lohnend erscheinen, die Abh\u00e4ngigkeit der Leistungsf\u00e4higkeit des Muskels von dem ihm zugef\u00fchrten Materiale eingehender zu pr\u00fcfen.\nDem dahin zielenden Vorschl\u00e4ge des Herrn Professor Ludwig folgend habe ich diese Untersuchung im April 1868 im hiesigen physiologischen Institute begonnen und mit langen Unterbrechungen bis jetzt in demselben fortgef\u00fchrt.\nBei den ersten Versuchen an S\u00e4ugethiermuskeln erfreute ich mich der H\u00fclfe meines hochverehrten Lehrers und auch bei den sp\u00e4teren hat mich sein g\u00fctiger Rath vielfach geleitet.\nDie auffallendste Thatsache in der zuletzt besprochenen Abhandlung ist die Restitution der Muskelerregbarkeit durch Transfusion ausserordentlich kleiner Mengen sauerstoffhaltigen Blutes. Diese Erscheinung n\u00e4her zu pr\u00fcfen, war der Zweck der ersten Experimente, welche am Semitendinosus und Gastrokne-mius des Hundes und am Gastroknemius des Frosches angestellt worden sind. Um hierbei die 2 Variabein, welche die Erholung zu beeinflussen scheinen, die Ruhe und die Circulation gesondert zu erhalten, Hess ich in gleichen Zeitintervallen durch Schliessungsinductionsschl\u00e4ge den Muskel erregen. Der zur Beobachtung gew\u00e4hlte Muskel des Hundes ist jedesmal in der Weise vorbereitet worden, wie es in der mehrfach erw\u00e4hnten Arbeit ') beschrieben ist. Wie dort, zeigte sich auch bei dieser Versuchsmethode, trotz lebhafter Circulation von arteriellem, defibrinirtem Blute eine continuirliche Abnahme der Leistungsf\u00e4higkeit, welche bedeutend schneller sank, wenn der Blutlauf unterbrochen worden war, welche, wenn die Transfusion in einem vorger\u00fcckten Erm\u00fcdungsstadium wieder aufgenommen wurde, sich constant erhielt, oder selbst ein wenig hob, welche bedeutend und nachhaltig durch Ruhe bei fortgesetzter Biutdurchleitung gesteigert werden konnte, w\u00e4hrend Ruhe bei aufgehobener Circulation keinen g\u00fcnstigen, bei l\u00e4ngerer Dauer mindernden Effect hatte. Es zeigten sich diese Erscheinungen sowohl bei maximalen, als bei submaximalen Reizen. Die Leistungsf\u00e4higkeit sank im Anf\u00e4nge des Versuches mit wachsender Arbeitszeit, bei verschiedenen Individuen sehr verschieden schnell, so dass sie in einem Falle schon nach 150 Zuckungen sehr kleine Werthe\n1) Diese Berichte, 1868. S. 6 ff.","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"\u00fc94] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 181\nhatte (bei schw\u00e4cheren Reizen), in anderen erst nach 1350, 500 und\n000\tZuckungen mit 40 \u201450 Grammen Belastung, w\u00e4hrend zur vollkommenen Ersch\u00f6pfung bei fortgesetzter Circulation 1000\u2014\n1\t500 Reize nicht hinreichlen. Der Anfangstheil der ungest\u00f6rt verlaufenden Ermildungscurve n\u00e4herte sich in einzelnen F\u00e4llen sehr einer geraden Linie, in einem Versuche, dessen Resultate durch Figur 1 dargeslellt werden, liegen alle Endpuncte der als Ordinaten auf die Abscisse der Zeit in gleichen Abst\u00e4nden aufgetragenen Mittelwerthe ') von je 10 Zuckungen in einer geraden Linie.\nDie Reizungen des mit 40 Grammen belasteten Gaslrokne-mius eines Hundes folgten in Intervallen von 4 Secunden , w\u00e4hrend Blut unter gleichm\u00e4ssigem Drucke von 35 Mm. Quecksilber den Muskel durchstr\u00f6mte.\nFig- t.\nV = Verst\u00e4rkung der Reize, bis sie maximale Zuckungen ausl\u00f6sten, a = Belastung, b \u2014\nUeberlastung.\nDie Erm\u00fcdungscurven der belasteten Muskeln endigen meist asymptotisch der Abscisse sich n\u00e4hernd. Um zu pr\u00fcfen, ob nur dem Ohaltigen Blute oder auch anderen, ozonisirten Sauersloli enthaltenden Fl\u00fcssigkeiten die St\u00e4rkung der Muskeln gelingt, injicirte ich einem Semitendinosus, nachdem derselbe mit 45 Gramm belastet durch nicht maximale Reize stark erm\u00fcdet worden war, eine w\u00e4ssrige L\u00f6sung von 1 \u00b0/0 Kochsalz und etwa 0,05\u00b0/o \u00fcbermangansaurem Kali, welche, nachdem durch Kneten des Muskels die stockende Circulation in Gang gebracht worden, die Contraction bedeutend und nachhaltig steigerte. Zwei weitere\n1) Diese sind bei den graphischen Darstellungen der Resultate, der Deutlichkeit wegen tofach vergr\u00f6ssert, so dass die nebenstehenden Zahlen in Wahrheit Millimetern entsprechen.","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"182\nH. Kronecker\n[695\nVersuche an Hunde-Gastroknemien lehrten, dass eine 2procen-tige L\u00f6sung von zweibasisch-phosphorsaurem Natron die Muskel-erregbarkeit nicht erh\u00f6ht. Es hat also die Entfernung von freier Kohlens\u00e4ure aus dem Muskel, oder die Aussp\u00fclung desselben mittels einer im Uebrigen unsch\u00e4dlichen Fl\u00fcssigkeit, nicht den Erfolg, wie die Sauerstoffzufuhr. Aber auch der Sauerstoff, wenn er mit H\u00fclfe des transfundirten \u00fcbermangansauren Kalis dem Muskel abgegeben wird, ist keineswegs ein unfehlbares Mittel zur Restitution, w\u00e4hrend er, durch die Blutk\u00f6rperchen \u00fcbertragen, nur sehr selten seine H\u00fclfe versagt.\nUm nun die Differenzen in der Wirksamkeit verschiedener Sauerstofftr\u00e4ger eingehender zu studiren , wendete ich mich an die Froschmuskeln, weil diese, auch bei l\u00e4ngerer Entziehung von Blut, arbeitsf\u00e4hig bleiben.\nHier zeigten gleich die ersten, an den Gastroknemien des Frosches angestellten Erm\u00fcdungsversuche eine so prompte, bedeutende und nachhaltig belebende Wirkung erstaunlich kleiner, durch die Muskeln geleiteter Mengen von \u00fcbermangansaurem Kali, dass mir dieses in Bezug auf Muskelrestitution v\u00f6llig gleieh-werthig mit arteriellem Blute erschien.\nFig. :1.\n.0 - \u25a0\n350 400\n= sehr mangelhafte Circulation von Kali hypermang. Solution. K\u2014 K' = gute Circul. C\u2014C' = Circ. von CI. Solut.\nFigur 2 gicbt eine Anschauung von der Art dieser Erholung. Die L\u00e4ngeneinheit (1 Centimeter) der Ordinalen entspricht 1 Millimeter Muskelverk\u00fcrzung, die gleiche L\u00e4ngeneinheit der Abscisse umfasst 1 00 Contraclioncn.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"096] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 183\nDer maximalen Anfangszuckung des mit 40 Gr. \u00fcberlasteten (40 gr. b.) Frosch-Gastroknemius folgten in Intervallen von 4 Secunden 350 hier nicht betrachtete Contractionen, an welche sich der durch vorstehende Curve repr\u00e4sentirte Arbeitsverlauf des belasteten (40 gr. a) Muskels schloss. Hier gen\u00fcgten, um die volle Wirkung zur Geltung zu bringen, 10 Cubikcenli-meter einer w\u00e4sserigen L\u00f6sung von 0,5 Proc. Kochsalz und etwa 0,01 Proc. \u00fcbermangansaurem Kali, welches noch r\u00f6th-lich, also nicht v\u00f6llig zu Mangansuperoxyd reducirt aus der Vene drang. An das ganze Schenkelpr\u00e4parat waren demnach h\u00f6chstens 0,15 Milligramm = 0,1 Cubikcentimeter Sauerstoff abgegeben worden. J) Zwischen den einzelnen Injectionen von obengenannter L\u00f6sung wurden etwa gleiche Quantit\u00e4ten 0,5procenligc Kochsalzl\u00f6sung transfundirt, welche eine so geringe erholende Wirksamkeit zeigt, dass man dieselbe den noch aus dem Zuflussr\u00f6hrchen verdr\u00e4ngten Resten der \u00fcbermangansauren Kalisolution zuschreiben k\u00f6nnte. In der That habe ich bei einer sp\u00e4teren Gelegenheit, vor einer h\u00f6chst erfolgreichen Transfusion von \u00fcbermangansaurem Kali, Circulation von Kochsalzl\u00f6sung v\u00f6llig indifferent gefunden. Ich will aber gleich hier erw\u00e4hnen, dass manche Froschschenkel der ein gespritzten Salzl\u00f6sung eine freilich sehr geringe Hebung ihrer Kr\u00e4fte verdankten , w\u00e4hrend sie f\u00fcr L\u00f6sung von \u00fcbermangansaurem Kali nicht empf\u00e4nglicheiwaren, sondern nur durch Ohaltiges Blut zu neuer Th\u00e4ligkeil gest\u00e4rkt werden konnten.\nNachdem ich obigen Versuch mehrmals mit gleichem Resultate wiederholt hatte, glaubte ich ihn f\u00fcr unfehlbar arischen zu d\u00fcrfen und besch\u00e4ftigte mich w\u00e4hrend der n\u00e4chsten 10 Tage mit anderen, naheliegenden Problemen. Als ich aber\nI) Das transfundirtc Frosehpr\u00e4parat, dessen Herrichtung weiter unten ausf\u00fchrlich beschrieben wird, besteht aus den beiden unversehrten Oberschenkeln, an denen die Gastroknemicn h\u00e4ngen. 1 Gastroknemius enl-h\u00e4lt etwa ^ der gesammten, durchstr\u00f6mten Muskelmasse beider Schenkel ; es k\u00e4me also im betrachteten Falle auf ihn, hei gleicher Verthoilung des 0,1\nabgegebenen O, h\u00f6chstens \u2014 Cbctm. = 0,012Cbctm. O, welcher 190 ver-8\ngr\u00f6sserte Zuckungendes mit 40 gr. belasteten Muskels erm\u00f6glichte, entsprechend einer Mehrarbeit (im Vergleich zur Arbeit, die der undurch-str\u00f6mte Muskel w\u00e4hrend der gleichen Zeit voraussichtlich h\u00f6chstens geleistet h\u00e4tte) von 0,01176 Kilogrammmeter.","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"184\nH. Kronecker.\n[697\ndanach4) mit besseren Hiilfsmitteln die erste Frage wieder aufnahm, konnte ich zu meiner \u00dcberraschung das erst gefundene, interessante Factum gar nicht, oder nur sehr unvollkommen best\u00e4tigen. Erst l\u00e4nger als ein Jahr sp\u00e4ter (im Juni 1869) gl\u00fcckte mir dieses oft vergeblich wiederholte Experiment, als ich es w\u00e4hrend eines mehrt\u00e4gigen Aufenthaltes in W\u00fcrzburg auf den Wunsch des Herrn Professor Fick improvisirte, an zwei auf einander folgenden Tagen in eclatanter Weise. Trotz vieler Bem\u00fchungen ist es mir nicht m\u00f6glich gewesen, die Bedingungen ausfindig zu machen, welche das Gelingen des besprochenen Experimentes sichern. Wir machen hier wieder die Erfahrung, welche du Bois-Reymond in seinen \u00bbUntersuchungen \u00fcber thierische Elec-tricit\u00e4t\u00ab ausf\u00fchrlich besprochen hat,1 2) \u00bbdass die Jahreszeit ein Punct von grossem Belang beim Frosche ist, und zwar, allem Anscheine nach, nicht nur in Folge der verschiedenen Luftw\u00e4rme, der die Gliedmassen nach dem Tode ausgesetzt sind, sondern zum Theile verm\u00f6ge bestimmter Unterschiede, welche durch den typischen Kreislauf des individuellen Lebens bedingt werden, ihrerseits aber allerdings wieder unstreitig unter der Botm\u00e4ssigkeit der kosmischen und meteorologischen Einfl\u00fcsse stehen. Im Fr\u00fchlinge vor der Begattung ist die Reizbarkeit nach dem einstimmigen Zeugnisse aller Beobachter am gr\u00f6ssten und am l\u00e4ngsten ausdauernd; die heisse Sommerzeit ist am ung\u00fcnstigsten.\u00ab Es war sonach nicht immer auf grob unterschiedene Resultate bei Versuchen \u00fcber die Wirkungsart der erholenden Stoffe auf den Muskel zu rechnen, sondern es musste die Methode so vervollkommnet werden, dass auch feinere Differenzen in dem Erm\u00fcdungsverlaufe unter gegebenen Bedingungen erkennbar w\u00fcrden, und durch ihre Constanz beweiskr\u00e4ftig. Als ich zu diesem Behufe die experimentellen H\u00fclfsmittel so weil verbessert hatte, dass die Apparate bei mehrst\u00fcndigem Gebrauche keine Fehlerquellen mehr in die Versuche einf\u00fchrten, kamen so unerwartete Gesetze betreffs des Erm\u00fcdungsverlaufes zu Tage, dass ich das Studium derselben zur Hauptaufgabe der vorliegenden Arbeit machte. Alle Erscheinungen , welche unter dem Einfl\u00fcsse der wesentlichsten und nat\u00fcrlichsten Modificatio-nen der Arbeits-Art, Gr\u00f6sse und Folge durch die Versuche fixirt\n1)\tIm Mai bei einer Temperatur von 20\u201423\u00b0 Cels.\n2)\tBand II. S. 164.","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":"6981 \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 185\nworden sind, ordneten sich unter wenige, einfache Gesetze, deren theoretische Entwickelung an einem anderen Orte \u2019) bereits gegeben worden ist.\nVon dem wesentlichsten Einfl\u00fcsse auf den Gang der Erm\u00fcdung ist die Dauer der Ruhepausen, welche zwischen den einzelnen Reizen dem Muskel geg\u00f6nnt werden. Dieser Punct ist bisher bei allen Arbeiten auf dem hier behandelten Gebiete gar nicht, oder nur sehr unvollkommen beachtet worden, w\u00e4hrend die Abh\u00e4ngigkeit der Muskelzuckung von der Intensit\u00e4t, Dauer und Qualit\u00e4t der Reize von vielen Beobachtern erforscht worden ist. Ebenso ist nicht unbekannt geblieben, dass die Richtung, welche die erregenden Inductionsstr\u00f6me im Muskel oder Nerven haben, unter Umst\u00e4nden die Zuckungsreihen modifient, so dass es gerathen erscheint, die Stromesrichtung nach jeder Reizung umzukehren, wenn man andere Varianten der Erregbarkeit bestimmen will.\nEin Erforderniss f\u00fcr die bequeme \u00dcbersicht der graphisch fixirten Versuchsergebnisse ist es, die Muskelcontractionen, deren H\u00f6he in dieser Arbeit einzig in Betracht genommen ist, in gleichen Abst\u00e4nden neben einander aufgezeichnet zu erhalten. Nat\u00fcrlich w\u00fcnschte ich auch jede der Versuchsconstanten \u00e4ndern zu k\u00f6nnen, um den Einfluss solcher Aenderung zu beobachten. Statt eines Muskels (oder einer Muskelgruppe) des Frosches benutzte ich die zwei analogen f\u00fcr jedes Experiment, einmal um hiermit eine Contr\u00f4le f\u00fcr zuf\u00e4llige Versuchsst\u00f6rungen zu haben, sodann, um unter verschiedenen Umst\u00e4nden die beiden zu vergleichen, endlich, um das Versuchsmaterial zu vermehren.\nAn die Apparatanordnung war demnach die Forderung gestellt, zwei analoge Muskeln eines Frosches mit beliebigen Gewichten belastet oder \u00fcberlastet, durch beliebig starke \u00d6\u00f6nungs- oder Schliessungs-Inductionsschl\u00e4ge von jedesmal wechselnder Richtung, in ver\u00e4nderlichen Zeitintervallen zu reizen und deren Zuckungsh\u00f6hen auf zwei \u00fcber ein Blatt Papier gezogenen, parallelen Linien in gleichen, kleinen (1 Mm.) Abst\u00e4nden zeichnen zu lassen. Dieses ist durch folgende Vorrichtungen erreicht worden.\n1) Berichte der K. Akad. d. Wissensch. zu Berlin 1870. S. 629 ff.","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"186\nH. Kronecker.\n[69!)\nBeschreibung der Versuchsanordnung und der Apparate.\n1. Die Strom zuf\u00fchrende Vorrichtung (Taf. I und III). Die prim\u00e4re Spirale und der Magnet eines du Bois-Beymond'sehen Schlitten-Induktoriums \u2022) (Fig. 1. Taf. I.) stehen durch eine Leitung von dickem Kupferdrahte mit einer Kette von zwei grossen Groue\u2019schen Elementen in Verbindung, welche, durch einen Schl\u00fcssel A, unterbrochen werden kann. Ausserdem ist in die Leitung vermittelst zweier Quecksilbern\u00e4pfchen ein B\u00fcgel von dickem Platindraht, B, eingeschaltet. F\u00fcr den periodischen Schluss des Stromes durch Hebung und Senkung des B\u00fcgels\n1) Zu den letzten Versuchen diente ein nach Stromeinheiten graduir-ter Schlittenapparat. Die Ficfc'sche Calibrirung (Unters, aus d. physiol. Laborat. d. Z\u00fcricher Hochschule. Wien 1869. S. 38) lasst sich auch innerhalb der Grenzen hoher Inductions-Stromst\u00e4rken (bei \u00fcbereinanderge-schobenen Rollen) mit gleicher Genauigkeit wie bei geringen Intensit\u00e4ten der Str\u00f6me durchf\u00fchren, wenn man einen zweiten Inductionsapparat zu H\u00fclfe nimmt. L\u00e4sst man die 2 prim\u00e4ren Spiralen entgegengesetzt vom gleichen Strome durchfliessen, so kann man die 2 secund\u00e4ren Rollen so einstellen, dass die Wirkungen der inducirten Str\u00f6me auf das Galvanometer sich compensiren. Hat man nun den Ausschlag bestimmt, welcher einer, nach wenigen Proben f\u00fcr die Gr\u00f6sse des Apparates passend gew\u00e4hlten Stromeinheit entspricht, so kann manschrittweise die eine und andere Rolle fortr\u00fcckend, die empirische Skale leicht construiren, besonders, wenn ein Galvanometer mit aperiodisch schwingendem Magneten [du Bois-liey-niond Monatsber. d. K. Akad. d.Wissensch. zu Berlin. 1870. S. 807 ff.) die Ablesungen f\u00f6rdert. Dies Compensationsverfahren schliesst auch bei einigermassen gleicher Gr\u00f6sse der 2 Apparate den st\u00f6renden Einfluss der einzelnen prim\u00e4ren Spirale aus, welche, so lange sie vom Strom durchflossen ist auf weite Entfernung den Magneten des Galvanometers ablenkt.\nAn den in solcher Weise graduirten Schlittenapparat habe ich dann in der Werkstatt des Herrn Schortmann eine \u00bbEinstellvorrichtung\u00ab anbringen lassen, welche die sonst w\u00e4hrend der Experimente unbequeme und zeitraubende Stromver\u00e4nderung nach Einheiten, mittelst Einstellung des Schlittens auf Skalentheile sehr erleichtert. Im Principe besteht die Vorrichtung aus einem Metallbande, welches, zwischen den Gleisen der Schlittenbahn eingelassen, L\u00f6cher im Abstande derSkalentheilstriche enth\u00e4lt. In jedes dieser L\u00f6cher f\u00e4llt ein mit der secund\u00e4ren Rolle verbundener Stift, so oft er dasselbe passirt, und hemmt so die weitere Verschiebung, bis er mittelst eines leicht beweglichen Keiles herausgehoben wird. Den Einstellvorrichtungen werden aus Herrn Schortmann\u2019s Atelier Markvorstifte mitgegeben, so dass f\u00fcr jede Schlittenskale an Ort und Stelle die zugeh\u00f6rigen L\u00f6cher markirt und gebohrt werden k\u00f6nnen.","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"700] \u00dcbek die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 187\nsorgt ein MaelzeVscher Metronom, der ein R\u00e4derwerk zur Bezeichnung des guten Takttheils durch einen Glockenschlag enth\u00e4lt. Dieser Metronom ist durch ein f\u00fcnftes Rad completirt worden, so dass nunmehr jeder zweite, dritte, vierte, sechste oder zw\u00f6lfte Pendelschlag durch eine Bewegung des Glockenkl\u00f6ppels markirt werden kann, jenachdem man mittelst des aus dem Geh\u00e4use hervorragenden Schiebers den Sperrhaken auf eines der f\u00fcnf R\u00e4der stellt. Der Kl\u00f6ppel ist, wie auf Taf. I ersichtlich, mittelst eines Fadens mit einem St\u00e4bchen verbunden, welches auf der Axe eines Rollenpaares steckt. Ueber die gekehlten R\u00e4nder der Rollen laufen zwei F\u00e4den, welche um die Rollen geschlungen und befestigt, an ihren untern Enden den erw\u00e4hnten B\u00fcgel B tragen. Dieser B\u00fcgel taucht in die Quecksilbern\u00e4pfchen, so lange der Kl\u00f6ppel in Ruhe ist, wird aber schnell herausgehoben, so oft ein Zahn des Metronoms den Sperrhaken l\u00f6st.1)\nDie Pole der secund\u00e4ren Spirale stehen sowohl mit den Muskeln, als auch mit einer nach dem Principe der Pfl\u00fcger'-schen Abblendungs-Vorrichtung2) construirten Wippe Nn in Verbindung, welche letztere an beiden Enden N, n amalgamate Kupferdrahtb\u00fcgel tp\u00e4gt, von denen jeder (gew\u00f6hnlich der bei N) durch je einen auf dem wippenden B\u00e4lkchen gef\u00fchrten Draht mit der Klemmschraube c verbunden werden kann. Diese fasst den Leitungsdraht des einen Poles der secund\u00e4ren Spirale, w\u00e4hrend die Klemmschraube D den anderen Pol mit dem vordersten der zwei Quecksilbern\u00e4pfchen bei N vereinigt. Die Wippe spielt leicht beweglich um eine sie halbirende Axe, doch hat die bei N endigende H\u00e4lfte das \u00dcbergewicht, so dass bei v\u00f6lliger Unth\u00e4tigkeit der Apparate der Kupferdrahtb\u00fcgel N in seinen 2 N\u00e4pfchen ruht. Ein Holzst\u00e4bchen H, welches seitlich an den Anker des Schlitten-Induktoriums befestigt ist, dr\u00fcckt, sobald derselbe vom th\u00e4ligen Magneten angezogen wird, auf die hintere H\u00e4lfte der Wippe, nahe der Axe, senkt damit den in der\n1) Solche \u00bbReizungs-Metronome\u00ab sind von Herrn Schortmann, Media nikus in Lindenau bei Leipzig, gefertigt und bereits an verschiedene Institute geliefert worden.\n\u00fc) Pfl\u00fcger Untersuchungen \u00fcber die Physiologie des Elektrotonus. Berlin 1839. p. 130.","page":187},{"file":"p0188.txt","language":"de","ocr_de":"188\nH. Kronecker,\n[701\nZeichnung nicht sichtbaren Kupferdrahtb\u00fcgel bei n in die zugeh\u00f6rigen 2 Quecksilbern\u00e4pfchen und hebt hierdurch die Verbindung bei N auf. Die freien Dr\u00e4hte f g leiten den Induktionsstrom durch einen, nach neuem Principe von mir construirten Stromwender den Muskeln zu.\nDer Stromwender, Taf. III., den wir Pendel-Commu-tator nennen wollen, hatte die Aufgabe, nach jedem Reize die Bahn des secund\u00e4ren Stromes in der Weise zu \u00e4ndern, dass die Muskeln in jedesmal wechselnder Richtung durchflossen wurden. Der Apparat besteht im Wesentlichen aus zwei kreisf\u00f6rmig gebogenen Glasr\u00f6hren, Fig. 2. A, von etwa 5 Mm. Lumen, deren vier M\u00fcndungen, etwas ausw\u00e4rts abgebogen, durch Korke geschlossen sind. In jeder R\u00f6hre befinden sich einige Tropfen reinen Quecksilbers, etwa so viel, dass ein Endst\u00fcck bis zur Kreisbiegung damit gef\u00fcllt ist. Je zwei Platindr\u00e4hle durchbohren jeden Korken und die acht hervorragenden sind in der Weise, wie es Fig. 2 schematisch darstellt, durch vier Kupferdr\u00e4hte verbunden, welche ihrerseits in vier Quecksilbern\u00e4pfchen a, b, c, d tauchen. Bei der Stellung des Quecksilbers, wie sie in Fig. 2 angenommen ist, w\u00fcrde der elektrische Strom von dem positiven Pol einer Erregungsquelle S nach dem Quecksilbern\u00e4pfchen a, von dort durch die \u2022 \u2014 \u2022 \u2014 Bahn zum Quecksilber e, hierdurch zur + + + Bahn geleitet nach N\u00e4pfchen c fliessen, von da zum peripheren Finde des Muskels, durch diesen\naufsteigend zum N\u00e4pfchen d, hierauf durch die...Linie zum\nQuecksilber f, durch dieses zur \u2014Bahn, welche ihn durch Quecksilbern\u00e4pfchen b zum negativen Pole der Stromquelle S zur\u00fcckf\u00fchren w\u00fcrde. Denkt man sich nun die Quecksilbertropfen von e und /\u2019nach g und h, den anderen Enden der Glasr\u00f6hren Ubergef\u00fchrt, so w\u00fcrde der Strom von S aus den Weg S, a, g, d, im Muskel absteigend nach c, h, b, S machen. Die \u00dcberf\u00fchrung des Quecksilbers von einem Ende jeder R\u00f6hre zum anderen besorgt die Schwingung des Pendels, Fig. 1. Dieses besteht aus einem geraden Holzkreuze, in dessen L\u00e4ngsbalken, oben und unten je ein Schlitz ges\u00e4gt ist, in welchem je zwei schwere, bleierne Scheiben, die zugleich als Muttern f\u00fcr das auf der gemeinsamen Axe geschnittene Gewinde dienen , verschiebbar sind. Durch diesen Balken, dicht Uber der Kreuzungsstelle mit dem Querbalken, ist ein vierseitig prismatischer, flacher Stahlstab gestossen, durch dessen Enden zwei wohlgeh\u00e4rtete","page":188},{"file":"p0189.txt","language":"de","ocr_de":"702] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 189\nStahlschrauben gef\u00fchrt sind, deren stumpfwinklige Spitzen in den Centren von zwei flach konischen Stahllagern ruhen. Auf der einen H\u00e4lftc.des Querbalkens liegt das R\u00f6hrensystem A und ein eiserner Anker zu dem Elektromagneten i geh\u00f6rig, w\u00e4hrend die andere H\u00e4lfte an ihrem freien Ende eine Messingschraube tr\u00e4gt, auf deren G\u00e4ngen eine Metallscheibe /.: laufen kann. Diese aequilibrirt das R\u00f6hrensystem bei frei ruhendem Pendel, so dass der Querbalken des Kreuzes horizontal sieht. Die amal-gamirten Enden der vier gut isolirten Kupferdr\u00e4hte, welche die entsprechenden Platinleilungen aus den Glasr\u00f6hren aufgenommen haben, tauchen in die Centren der Quecksilberkuppen in den Stahln\u00e4pfchen a. 6, c, d, welche paarweise, jederseits in der idealen Axe des Pendelkreuzes stehen. An diesen 4 N\u00e4pfchen sitzen 4 Stahlklemmschrauben, welche unterhalb des Holzge-stells einerseits die Zuleitungsdriihle von der Inductionsrolle, andrerseits die Ableitungsdr\u00e4htc zum Muskel aufnehmen.\nDer Elektromagnet i h\u00e4lt das Pendel in der, Fig. 1., abgebildeten Stellung fest, bis der ihn umkreisende Strom eines grossen GVooe\u2019schen Elementes e, Taf. 1. Fig. 2., durch die Wippe der Abblendungsvorrichtung unterbrochen wird. Dies geschieht, sobald nach \u00d6ffnung des prim\u00e4ren Stromes der Watjner\u2019-sche Hammer vom Schlitteninductorium sich heben und die Wippe gegen N herabsinken kann. Jetzt wird das Pendel vom Magneten i freigelassen, das Quecksilber in dem R\u00f6hrensystem A rinnt herab, eilt verm\u00f6ge seiner Tr\u00e4gheit in die andere H\u00e4lfte der R\u00f6hren hin\u00fcber, ehe das Pendel seine halbe Schwingung vollendet, und f\u00e4llt den Enden ^ und h zu, w\u00e4hrend das Pendel in seine Anfangslage zur\u00fcckkehrt, wo es von dem inzwischen wieder elektrisirten Magneten i aufgefangen wird, um nach einem vom Metronom abh\u00e4ngigen Intervalle sein Spiel aufs Neue zu beginnen. Die Bedingungen f\u00fcr die exakte, stundenlange Th\u00e4lig-keit des Apparates, als: richtige Wahl des Ausschlagswinkels, mittels angemessener Entfernung des Magneten, der Schwingungszeit, durch passende Einstellung der Belastungsscheiben in den Schlitzen, sind empirisch leicht zu ermitteln.1) F\u00fcr den\n1) Derartige Pendel-Commutatoren werden in der mechanischen Werkstatt von Schortmann in Leipzig verfertigt.\nIn einfacherer Construction zum Handgebrauch ohne Elektro-Magnet werden \u00e4hnliche Stromwender nach meiner Angabe daselbst fabricirt. Bei","page":189},{"file":"p0190.txt","language":"de","ocr_de":"190\nII. Kronkckf.r,\n[70.1\nGebrauch sei noch bemerkt, dass nach langer Ruhe des Pendels das Quecksilber anf\u00e4nglich an den R\u00f6hrenwandungen zu haften pflegt und, in einzelne Tropfen zerfallend, die Schliessung unsicher macht. Einige Pendelschwingungen gen\u00fcgen dann , um es in leichteren Fluss zu bringen.\n11. Das Frosrhprtiparnl.\nDas Froschpr\u00e4parat ist in folgender Weise hergerichtet worden. Es wurde das Thier decapilirt, unterhalb des Brustbeins durch einen breiten Querschnitt die Bauchh\u00f6hle ge\u00f6ffnet, durch zwei in den Axillarlinien bis nahe zum Becken gef\u00fchrten Scheerenschnilte ein breiter, alle Bauchdecken enthaltender Lappen gebildet und nach unten zur\u00fcckgeschlagen , darauf eine Massen-Ligatur unterhalb der Nieren um das Rectum und alle dort verlaufenden Blutgef\u00e4sse der Eingeweide, mit Ausschluss der Aorta abdominalis gelegt, oberhalb der Ligatur das Eingeweide-B\u00fcndel durchtrennt, mit Schonung der Aorta das Thier ausgeweidet und der Schulterg\u00fcrlel samml vorderen Extremit\u00e4ten und dem Thorax durch ein Paar Schnitte entfernt, so dass nur der R\u00fccken, die Schenkel und der breite Bauch-Haut-Lappen in Zusammenhang blieben.\nDie beiden Schenkel wurden in folgender Weise vorbereitet. Ein L\u00e4ngsschnitt in die Haut auf der Streckseite jedes Knies gef\u00fchrt, legte die Sehne des M. triceps femoris (Eckei') frei; diese wurde von der Tibia und den Nachbarsehnen lospr\u00e4-parirt und der gemeinsame Muskel-Bauch nach oben hin ein wenig von dem Femur gel\u00f6st. Eine Massenligalur um das Kniegelenkende des os femoris schn\u00fcrte alle Weichgebilde, mit Aus-\nExperimenten, die ein h\u00e4ufiges Wenden des elektrischen Stromes er fordern und zugleich anderweitig die Aufmerksamkeit in Anspruch nehmen, wo also andere Gyrotropen, welche in jedes Mal entgegengesetztem Sinne gewendet werden m\u00fcssen, nicht bequem w\u00e4ren, k\u00f6nnte dieser Commutator gute Dienste leisten.","page":190},{"file":"p0191.txt","language":"de","ocr_de":"191\n704] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln.\nSchluss des M. |riceps femoris, so dass nunmehr der Unterschenkel abgetrennt werden konnte, ohne dass bei bestehender Circulation Fl\u00fcssigkeit in irgend erheblicher Menge an der. Ligaturstelle austrat.\nIn die Aorta abdominalis wurde nun eine feine Glascan\u00fcle nach dem peripherischen Ende hin eingef\u00fchrt und an die Wirbels\u00e4ule durch Fadenschlingen wohl befestigt. In die grosse Mittel\u2014 vene des Bauchlappens wurde gleichfalls peripher gerichtet eine Glascan\u00fcle gebunden, nachdem zwei seitlich im Lappen verlaufende Venen unterbunden worden waren. In das Kautschuk-Ansatz-Rohr der Aorten-Can\u00fcle wurde hierauf eine 0,5\u2014 0,75\u00b0/Oge Kochsalzl\u00f6sung enthaltende Spritze eingesetzt und bei geringem Drucke das Schenkelpaar ausgewaschen, so dass erst Blut und blutige Salzl\u00f6sung, sp\u00e4ter wasserhelle Fl\u00fcssigkeit tropfenweise aus der Venencan\u00fcle drang.\nIII. Der Lagerung*-Apparat. Taf. II, /r.\nDer Apparat k, Taf. II, auf welchen der hergerichtele Frosch gelagert wurde, besteht im Wesentlichen aus einer quadratischen, 1,5 cm. dicken Platte von Kammmasse, die sich mit H\u00fclfe eines im Centrum befestigten Messingslabes, welcher in einem Messingrohre gleitet, h\u00f6her oder tiefer stellen l\u00e4sst. Auf dieser Platte liegt eine zweite, rechteckige, fast gleich dicke /?, welche etwa zwei Drittheile der Oberfl\u00e4che bedeckt und einen Vf\u00f6rmigen Fortsatz bis zur Mitte des vorderen Plattenrandes / schickt. Doit ist eine starke Messingklemme eingelassen, welche mit ihren Querriefen das Schambein des Froschpr\u00e4parates zu fixiren hat. Gegen\u00fcber bei n sitzt eine andere entsprechend geformte Klemme, in einem Schlitze verschiebbar, dazu bestimmt, das Kopfende der Wirbels\u00e4ule fest zu halten.\nZwei in seitlichen Schlitzen der Lagerungsplatte schleifende Messingst\u00e4nder h und i halten Querarme mit Endh\u00fclsen. Hierin stecken, durch Stellschrauben fixirl, kleine Knochenzwingen, welche die unteren Gelenkenden der Oberschenkelknochen zu fassen und hieran die Schenkel zu spreizen geeignet sind. An","page":191},{"file":"p0192.txt","language":"de","ocr_de":"192\nH. Kronecker.\n[705\nden zwei vorderen Ecken der Lagerungsplatte sind zwei Axen-lager hei k u. o angeschraubt, in deren Kernl\u00f6chern zwei d\u00fcnn ausgedrehte, horizontal gestellte Messingrollen mit st\u00e4hlernen Spitzen leicht beweglich ruhen. Ueber die lief gekehlten R\u00e4nder derselben sind sehr feste, feine, goldbesponnene Seidenf\u00e4den gef\u00fchrt, deren Enden einerseits Stahlh\u00e4kchen tragen, welche w\u00e4hrend des Experiments mittelst fester Schleifen von chinesischem Garn die aus den Hautschlitzen ragenden Iriceps-Sehnen fassen und diese mittelst eines Paares vertikal gestellter, an einer Messings\u00e4ule verschiebbarer Rollen r, r mit den Schreibhebeln verbinden. Die Dr\u00e4hte f, g der secund\u00e4ren Spirale des Schlitten-Inductoriums, einmal durch den Pendel-Commutator unterbrochen, nehmen den Gyrotropen m Taf. II in die Leitung auf und senken endlich ihre konisch geschlitfenen starken Kupferpole in die entsprechenden L\u00f6cher der zwei Messing-Stative h, i. Die ganze Platte bedeckt ein passender Glaskasten, damit eventuell eine feuchte Kammer hergestellt werden kann.1]\nIV. Der Schreibapparat Taf. II.\nDie zwei Schreibhebel, welche die Bestimmung haben, \u00fcber einander die Zuckungen der zwei sich gleichzeitig contrahiren-den Muskeln auf eine mit berusstem Glanzpapiere bespannte Kymographion-Trommel zu zeichnen, sind im Principe denen am Helmholtz'sehen Myographion gleich, aber leichter gearbeitet, indem nur je ein flacher, auf der hohenKante ruhender Messingbalken die in Stahlspitzen spielende Hauptaxe mit der kleineren , gleichfalls in Spitzen drehbaren Axe v des Schreibstift tragenden Stengels verbindet. Das Laufgewichtchen, welches am Myographion die zeichnende Spitze gegen den Cylinder dr\u00fcckt, ist hier durch ein Loth w ersetzt, dessen Faden dem Winkel einer am Zeichenarme angebrachten Drahtgabel sanft\n1) Dieser Lagerungsapparat stammt aus der Werkst\u00e4tle des Herrn Sauerwald in Berlin.","page":192},{"file":"p0193.txt","language":"de","ocr_de":"706] \u00dcber hie Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 193\nanliegt. In der Milte jedes Hebelbalkens nimmt ein oberes H\u00e4kchen das Ende des \u00fcber die Rolle r laufenden Fadens auf, ein unteres tr\u00e4gt das cylindrische Gewicht p.1) Dicht daneben unterst\u00fctzt je eine Stellschraube x die Hebelstange. Jeder Haupt-axe sitzt noch in der Verl\u00e4ngerung der Hebel ein starker Draht auf, an welchem ein Laufgewicht das ganze System aequilibriren kann.\nDamit die Hebel steh in ihrem Gange nicht st\u00f6ren, und die Zugf\u00e4den von den Rollen r, r parallel neben einander zu den Ilebelangriffspuncten herablaufen k\u00f6nnen, ist die Stange des oberen Hebels nicht in die Mitte der Axe sondern n\u00e4her dem Stative s zu, in dieselbe eingelassen, w\u00e4hrend der untere Hebelbalken nach dem anderen Ende der zugeh\u00f6rigen Axe excen-trisch verschoben, angebracht ist. Der untere, zeichnende Stift ist dagegen in der Weise winklig abgebogen, dass er ziemlich genau vertikal unter dem oberen schreibt.\nDie grosse Rymographion-Trommel K von 46 Cm. Umlang und 16 Cm. H\u00f6he wird durch ein grosses Gewicht-Uhrwerk in Bewegung gesetzt.2) Um die Zuckungsh\u00f6hen nahe neben einander gezeichnet zu erhalten, w urde der Trommel nach jedem Reize nur ein ganz kleines St\u00fcck Rotation gestaltet, soviel, als einer halben Umdrehung des Windfl\u00fcgelpaares W entspricht. Daf\u00fcr sorgt der elektromagnetische Sperrapparat S. Er besieht aus einem vertikal auf einem Brette errichteten Elektromagneten, der seine Pole nach oben kehrt, aus einem gleich hohen etwa ;t Cm. davon auf dem gleichen Brette stehenden Halter, der die Axe eines Doppelhebels tr\u00e4gt. Auf der einen H\u00e4lfte der Hebelstange sitzt der Anker des Elektromagneten und am Ende ein Z\u00e4pfchen\u00ab/; mit dem Ende der anderen Seile steht ein dem \u00bbZ\u00e4hler\u00ab dienendes Melallrad in Verbindung und eine Spiralfeder,\n1)\tDie Schreibstifte zeichnen also die doppelte H\u00f6he der Muskelcon-traction auf den Cylinder. Die Abweichungen von diesem Verh\u00e4ltnisse sind selbst bei sehr starken Zusammenziehungen der Muskeln ganz unerheblich.\n2)\tIn der Abbildung erscheint die Trommel dicht auf dem Kasten des Uhrwerkes sitzend. In Wirklichkeit ist die Axe, auf welcher sie sich verschieben l\u00e4sst um die H\u00e4lfte l\u00e4nger, als die H\u00f6he des Cylinders. Der St\u00e4nder St, welcher mittelst eines Querbalkens das obere Axenlager der Trommel st\u00fctzt, ist in der Figur abgebrochen gezeichnet, damit die wichtigen Theile sichtbar seien.\n13","page":193},{"file":"p0194.txt","language":"de","ocr_de":"m\nH. Kronecker,\n[707\nwelche dem Zuge des Magneten entgegenwirkt. Mittelst des Z\u00e4pfchens y wird der in der Zeichnung durch punktirten Contour angedeutete Windfl\u00fcgel aufgehalten, bis die Wippe Taf. I, Fig. 1 (siehe Schema Fig. 2) bei N den Strom des Elementes e schliesst und mit dem Anker das Z\u00e4pfchen y herabzieht. Kurz nachdem die freigegebenen Windfl\u00fcgel in der durch die Pfeile angedeuteten Richtung ihre Rotation begonnen haben, l\u00e4sst der indessen unwirksam gewordene Magnet den Hebel mit dem Z\u00e4pfchen y wieder der jenseits ziehenden Spiralfeder folgen und den zweiten Windfl\u00fcgel in seinem Laufe hemmen.\nDamit nach einmal vollendetem Umlaufe des Kymographion-Cylinders dieser auf seiner Axe bequem, sicher und schnell herabgeschoben werden k\u00f6nne, habe ich ein Getriebe G an dem in der Figur als Bruchst\u00fcck gezeichneten Querarme des Maschinengestelles anbringen lassen. Eine gez\u00e4hnte Messingaxe ist an zwei flachen K\u00f6pfen in dem am Stativ festsitzenden Lager drehbar und greift in ein Paar Zahnstangen, deren untere Enden durch eine elliptische mit einem flf\u00f6rmigen Ausschnitte versehene Messingplatle verbunden sind. Diese Verbindungsplatte passt lose um eine flache, an den M\u00fcndungen mit breiten R\u00e4ndern versehene Messingh\u00fclse, welche im Centrum der oberen Grundfl\u00e4che des Cylinders befestigt ist, auf der Axe mit Reibung verschiebbar. Mit dem r\u00f6hrenden Cylinder kreist die obere Randscheibe der H\u00fclse ungehindert zwischen den Zahnstangen \u00fcber der Verbindungsplatte. Wird das Zahnstangenpaar durch Drehung der gez\u00e4hnten Axe aufw\u00e4rts oder abw\u00e4rts getrieben, so nimmt die Verbindungsplatte die obere oder untere Randscheibe der H\u00fclse mit und verschiebt hierdurch an der Stahlaxe den Kymographion-Cylinder vertikal. *)\n1) Derartige Vorrichtungen werden jetzt in (1er Werkst\u00e4tte von Schort-mann in Lindenau mit kleinen Varianten allen dort gefertigten Cylinder-Kymographien beigegeben und sind leicht an jedem alten Apparate anzubringen.","page":194},{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"709] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 195\nZur Erleichterung des Z\u00e4hlens der Zuckungsh\u00f6hen diente ein mit den anderen Maschinen zusammenwirkender elektromagnetischer Markirapparat Ma und Z.l)\nDas Zusammenwirken der beschriebenen Apparate w\u00e4hrend eines Versuchs, wie es durch nebenstehendes Schema versinnlicht wird, geschieht folgendermassen. Das Secunden schlagende Pendel des Metronoms M hebt, gem\u00e4ss der Einstellung, bei jeder zweiten, dritten, vierten, sechsten oder zw\u00f6lften Schwingung den B\u00fcgel aus den zugeh\u00f6rigen N\u00e4pfchen, \u00f6ffnet somit den von E aus die prim\u00e4re Spirale und den Magneten des Schlittenapparateseinfassenden \u2014 Stromkreis (E, M, E), w\u00e4hrend\nder bei n noch geschlossene -------Kreis des vom Element e\nausgehenden Stromes den Magneten W am Pendel-Commutator wirksam h\u00e4lt. Der Oefl'nungs-Inductions-Strom von pp' auf der + + + Bahn durch den Pendel-Commutator bei a, b ein-, bei c, d austretend, erregt das Muskelpaar bei F. Jetzt l\u00f6st sich der Anker vom stromlosen Magneten des Schlitten - Inductoriums, l\u00e4sst die Nebenschliessungs-VVippe frei, diese, sich nach N senkend, hebt die Verbindung bei n, wodurch der Pendel-Connnu-lator von seinem Magneten losgelassen seine Schwingung beginnt ; der B\u00fcgel N schliesst die Leitung e, K, N, n, e, wodurch der SperrapparatS, Taf. II, den Kymographion- Windfl\u00fcgel freigiebt. Zugleich schliesst das rechte B\u00fcgel-Ende N die in das zugeh\u00f6rige Quecksilbern\u00e4pfchen m\u00fcndende Abblendungs- + + + Bahn. Die n\u00e4chste Secundenschwingung des Metronompendels schliesst den prim\u00e4ren Strom M E wieder, der Schliessungs-Inductions-strom fliesst durch die kurze Abblendungs- + + + Bahn pNp', bald hebt sich der B\u00fcgel N, der Sperrapparal \u00c4'kann wieder die Rotation der Kymographion-Trommel hemmen, B\u00fcgel n f\u00fchrt\nden e Strom wieder durch die---Bahn zum Magneten IE, dieser\nf\u00e4ngt das Pendel des Commutators wieder auf, und h\u00e4lt es, bis der n\u00e4chste, B\u00fcgel hebende Secundenschlag des Metronompendels einen neuen Turnus einleitet.\n1) Dieser Apparat ist durch einen besseren und einfacheren nach Angabe des Herrn Dr. Bowditch gebauten \u00bbZ\u00e4hler\u00ab ersetzt worden.\n13*","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nII. Kronecker\n[710\nV. Der Transfusionsapparat.\nNach dem Schema von in diesen Berichten schon wiederholt beschriebenen Vorrichtungen ist dem Apparate t\u00fcr meine Zwecke die im untenstehenden Holzschnitte Fig. 4 versinnlichte, handliche Gestalt gegeben worden.\nFig. 4.\nAls Tr\u00e4ger des Gef\u00e4sssystems dient ein Eisengestell, an welchem die einzelnen Arme mit den daran fest geklammerten Glasgefiissen und R\u00f6hren verdrehbar und verschiebbar sind.","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"197\n711] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln.\nDas eif\u00f6rmige Gef\u00e4ss a ist zum Theil mit Quecksilber gef\u00fcllt, welches durch einen Kautschukschlauch mit dem Quecksilber in dem tiefer stehenden Gef\u00e4sse b communicirt und aus diesem die Luft unter einem Drucke, welchen der Quecksilberstand im Manometer anzeigt gegen das kleinere Eierpaar c, d hindr\u00e4ngt. Diese Gef\u00e4sse c und d werden vor Beginn des Versuches mit 2 zur Transfusion bestimmten Fl\u00fcssigkeiten (z. B. Blut und Kochsalzl\u00f6sung) gef\u00fcllt.\nDie Glash\u00e4hne e, f sperren die eine oder andere Fl\u00fcssigkeit von der Glascan\u00fcle g ab, welche in die Aorta des Froschpr\u00e4pa-rales m\u00fcndet. Die unter einem massigen Drucke (15 bis 40 Mm. Quecksilber) injicirten Fl\u00fcssigkeiten werden aus der Bauchvene mittelst einer Glascan\u00fcle in einen graduirten Cylinder geleitet.\nTafel IV giebt das getreue Bild einer Originalzeichnung, welche mit H\u00fclfe der beschriebenen Anordnung von den zwei Tricepsmuskelgruppen eines kurz zuvor gefangenen, grossen, m\u00e4nnlichen Frosches im Juli 1870 construirt worden ist. Dem Triceps des rechten Schenkels (I) verdanken wir die 3 unteren Reihen, unter denen die in Abst\u00e4nden von je 6 Zuckungsh\u00f6hen markirte Abscisse des Z\u00e4hlers verl\u00e4uft; dem linken (II) die 3 oberen.\nDer Anfangspunkt jeder Reihe liegt am rechten Rande der Tafel und an das linke Ende jeder horizontalen Linie schliesst sich das rechte der n\u00e4chst h\u00f6heren , weil die Trommel sich von links nach rechts dreht.\nDas Intervall zwischen je zwei Zuckungen betr\u00e4gt 4 Secun-den. Als Reize dienten Oeffnungsinduclionsschl\u00e4ge, welche das eine Mal in aufsteigender Richtung (/\u00b0) das andere Mal in absteigender (\u00b0\\) den Muskel durchstr\u00f6mten. Die Anfangs-lastung jedes der beiden Muskeln ist 20 Gramm, welche zu 5 Gramm als Belastung (dehnend) J), zu 15 Gramm als Ueber-lastung (w\u00e4hrend der Muskelruhe unterst\u00fctzt) angeh\u00e4ngt waren.\n1) Zur bequemeren Uebersicht habe ich den Belastungsgewichten die von Volkmann eingef\u00fchrte Bezeichnung o, den Ueberlastungsgewichlcn b beigef\u00fcgt. Der Muskel war, um den Verbindungsfaden die n\u00f6thige Spannung zu geben, bei jedem Versuche mit 5 Gramm belastet, dann unterst\u00fctzt, bevor ihm die gew\u00fcnschte Ueberlastung angeh\u00e4ngt wurde. Der K\u00fcrze halber werde ich bei Bezeichnung von Ueberlastungsgr\u00f6ssen (&) gew\u00f6hnlich die ganze Last angeben ; also z. B. statt 5a + 15&, 20b.","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\nH. Kronecker,\n[712\nDas Experiment begann damit, dass die Entfernung der secund\u00e4ren Rolle von der prim\u00e4ren ermittelt wurde, bei welcher minimale Zuckungen ausgel\u00f6st werden.\nNach je 2 Reizungen wechselnder Stromesrichtung wurde der Rollenabstand um je 1 Ctm. verk\u00fcrzt, bis fernere Reizverst\u00e4rkung die Zuckungen nicht mehr vergr\u00f6sserte (in dem fixirten Reispiele bei 24 Ctm. Rollenabstand).\nDer so behandelte Tricepsmuskel des rechten Schenkels (I) zeichnet von 24 R. ab noch 50 Zuckungen auf, welche bald ab-, bald zunehmen, im Mittel gleich bleiben.\nDies abnorme Verhalten deutet auf fr\u00fcher bereits erw\u00e4hnte !) Unregelm\u00e4ssigkeiten der Reizbarkeit, die im Laufe der Th\u00e4tigkeit verschwinden.\nDie folgenden 430 Contractionen nehmen im Allgemeinen nach dem Gesetze einer arithmetischen Reihe mit der constanten Differenz 0,0466 Mm. (der gezeichneten, also 0,0233 Mm. der wirklichen H\u00f6hen) ab. Demgem\u00e4ss ist die Linie, welche die oberen Endpunkte der in gleichem Abstande aufgeschriebenen Verk\u00fcrzungen verbindet \u2014 die Erm\u00fcdungscurve \u2014 eine gerade.\nAls der Muskel die Ueberlastung kaum mehr zu heben vermochte, wurde die Unterst\u00fctzungsschraube gesenkt, so dass die 20 Gramm als Relastung an ihm hingen (20 a). Nun begann er wieder eine ansehnliche Reihe von H\u00f6hen aufzuschreiben, deren Differenz schon anf\u00e4nglich viel kleiner ist (0,01 Mm.), als diejenige der mit Ueberlastung gezeichneten H\u00f6hen, weiterhin aber sich auf 0,008 mindert.\nAls die Zuckungen des betrachteten Muskels den Zeichenstift nur noch um etwa 1 Mm. hoben (dritte Reihe), wurde dem Pr\u00e4parate Kochsalzl\u00f6sung (0,7%) unter einem Drucke von 30 Mm. Quecksilber transfundirt.\nDer Reginn der Transfusion ist auf der Tafel mit 'C. 30m. bezeichnet. Nach Verlauf von 24 Zuckungen (48 Secund.) waren 5 Cbclm. aus der Vene abgetropft (5. c c.), nach weiteren 12 Zuckungen weitere 3 Cbctm. (in Summa 8Cbctm.), nach abermals 12 Zuckungen fernere 2 Cbctm., so dass im Ganzen 10 Cbctm. durch das obere Schenkelpaar gestr\u00f6mt waren; da nunmehr trotz der Injection die anf\u00e4nglich vergr\u00f6sserten\n1) Berichte der K. Akad. d. Wissenschaft, z. Berlin. 1870. S. 638.","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"713] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 199\nContractionen wieder abzunehmen begannen, so wurde der Durchfluss sistirt (11 10 cc).1)\nNach Verlauf von 33 Zuckungen erhielt (unter einem Drucke von 30 Mm.) eine Mischung von frischem, defibrinirlem Hundeblut und der erw\u00e4hnten Kochsalzl\u00f6sung (zu gleichen Theilen) Zutritt zu den wiederum stark erm\u00fcdeten Muskeln {'B \u2022+\u2022 C). Nachdem die in den Zuflussrohren noch stagnirende, reine Salzl\u00f6sung durch die neue Fl\u00fcssigkeit verdr\u00e4ngt war, machte sich der Einfluss dieser sogleich durch betr\u00e4chtliche Zunahme der Contractionen bemerklich. Dieselben erreichen nach einiger Zeit, w\u00e4hrend stets unter dem gleichen Drucke erhaltener Circulation ein Maximum, von welchem sie, ungeachtet des gleichm\u00e4ssig zugef\u00fchrten Blutes, langsam absinken. Auch, als nunmehr die Blutzufuhr abgeschnitten worden (\"B-t- C), nachdem 18Cbctm. verd\u00fcnnten Blutes dunkelfarbig aus der Vene ausgeflossen waren, behielt die Erm\u00fcdungscurve ihren gleich-m\u00e4ssigen, geradlinigen Verlauf, welcher erst an einer sp\u00e4teren Stelle einem hyperbolischen Gange Platz machte. So sehen wir am Ende der 3ten Beihe den Muskel wieder auf ganz kleine Zusammenziehungen reducirt, welche durch nochmalige Blutzufuhr voraussichtlich etwas umf\u00e4nglicher h\u00e4tten gemacht werden k\u00f6nnen.\nDer folgende Holzschnitt Fig. 5 erl\u00e4utert die durch die eben erkl\u00e4rte Zeichnung gewonnenen Resultate \u00fcbersichtlicher, ln gleicher Weise wie bei den \u00fcbrigen in dieser Arbeit angewendeten graphischen Darstellungen der Versuchsergebnisse sind die Ordinaten um das 10fache der wirklichen, also um das \u00f6fache der gezeichneten Hubh\u00f6hen vergr\u00f6ssert, die mittle-\n1) Die Geschwindigkeits\u00e4nderung des Blutflusses in den rhythmisch zuckenden Muskeln folgt im Allgemeinen den in der Sadler\u2019sehen Abhandlung (Ueber den Blutstrom in den Muskeln. \u2014 Arbeiten aus der physiol. Anstalt zu Leipzig 1869. S. 77ff.) aufgestellten Gesetzen.\nAnfangs w\u00e4chst in den meisten F\u00e4llen der Blutstrom ein wenig, um bei fortgesetzter Durchleitung schnell abzunehmen. Will man den Strom constant erhalten, so muss man den Druck schnell wachsen lassen und erh\u00e4lt baldOedem (vergl. C. Ludwig und Alex. Schmidt indenArb. aus d. physiol. Anstalt zu Leipzig 1868 S. 17). Viel besser vertragen die Gef\u00e4sse der Froschmuskeln ganz kurz dauernde, periodische Druckerh\u00f6hungen, selbst bis auf 100 Mm. Quecksilber. Kochsalzl\u00f6sung rein, wie mit geringen Mengen Ueber-mangansauremKali vermengt, scheint schneller als Blut die Gef\u00e4sse zu verengen. Zu manchen Zeiten bewirken kleine Quantit\u00e4ten von Kali hypermang. obliterirenden Gef\u00e4sskrampf.","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\t11. Kronecker,\t[714\nren Werthe von je 12 Zuckungen im horizontalen Abstande von 1 Mm. aufgetragen.\nDie anf\u00e4ngliche Unregelm\u00e4ssigkeit der Erm\u00fcdungscurve pr\u00e4gt sich im zackigen Verlaufe aus. Hierauf folgt der geradlinige Abfall. Bei 12 Sec. R. ist die H\u00f6he der ersten Zuckung nach der bei Beginn der zweiten Beihe (Taf. IV) gew\u00e4hrten Ruhe von 12 Secunden durch eine \u00fcber die Erm\u00fcdungslinie aufsteigende Ordinate bezeichnet. An der Stelle der Curve, welche der 360. Zuckung entspricht, sehen wir einen Knick,\nFig. 5.\n12 Sec.R.\n960 Reize\nwelcher einer kleinen Zunahme der wirklichen Hubh\u00f6hen \u00fcber die gesetzmassigen entspricht. Diese hat vermuthlich ihren Grund in einem etwas verlangsamten Reiztempo des ablaufenden Metronomuhrwerkes. Der Anfangspunkt der Erm\u00fcdungs-curve des durch 20 Gr. gedehnten Muskels liegt bei 20\u00ab, in einer H\u00f6he von 15 Mm. \u00fcber der neuen Abscisse, 2,5 Mm.","page":200},{"file":"p0201.txt","language":"de","ocr_de":"201\n715] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln.\n\u00fcber der vorigen des \u00fcberlasteten Muskels. Mithin entspricht die anf\u00e4ngliche Dehnungsgr\u00f6sse des mit 20 Gr. belasteten, ruhenden Muskels 12,5 Mm. (d. h. in Wirklichkeit 1,25 Mm.). Diese ist durch einen kleinen Querstrich unter 20\u00ab markirt.\nVon der Zuckungsh\u00f6he an, deren Gr\u00f6sse gleich ist der Dehnung (d) des ruhenden Muskels durch das bei der Arbeit gehobene Gewicht, nehmen die Contractionen nicht mehr nach dem Gesetze einer arithmetischen Reihe, sondern, wie fr\u00fcher aus einander gesetzt worden ist *), im Allgemeinen so ab, dass die Zuckungswerlhe (y) durch die Gleichung y2 -+\u2022 Dxy = d1 2, bestimmt werden, worin D die constante Differenz der Zuckungsreihe bei gleichen Intervallen der Reizungen des \u00fcberlasteten Muskels bedeutet, x die Zuckungsanzahl, ddie Dehnungsgr\u00f6sse. Diese Gleichung stellt eine Hyperbel dar, f\u00fcr welche die cc-Axe eine der Asymptoten ist.\nIn einem sp\u00e4teren Abschnitte dieser Abhandlung werden wir die Voraussetzungen begr\u00fcnden, aus welchen obige Gleichung gefolgert ist.\nNehmen wir die wirksame Dehnungsgr\u00f6sse d zu 1,5 an2) und die constante Differenz (der mittleren H\u00f6he von 2 benachbarten Zuckungs-Dutzenden) D zu 3 (rund gerechnet), so ergeben sich f\u00fcr die um je eine (12 Zuckungen entsprechende) Einheit (1 Mm. der graphischen Darstellung) wachsenden Ab-scissen x, deren Anfangspunkt bei 20a (Fig. V) gedacht ist, die H\u00f6henwerthe von y, welche durch die einzelnen 10 Punkte angedeutet sind. Sie weichen, wie man sieht, von der empirisch gefundenen Erm\u00fcdungscurve ab. Legt man hingegen den Werth f\u00fcrD gleich 1,5 (rund gerechnet) zu Grunde, welcher von Zuckung 360 ab die Erm\u00fcdungsreihe bestimmt, so treffen die neuen Werthe von y fast ganz genau mit den durch den Versuch gefundenen \u00fcberein.\n1)\tBerichte der K. Akad. d. Wissenschaften zu Berlin 1870. S. 637.\n2)\tWertheim, E. Weber, Helmholtz, Wundt (Muskelbewegung S. 39 ff.) und Andere haben auf die elastische Nachwirkung bei Dehnung der Muskeln aufmerksam gemacht. Hiernach darf man keineswegs die durch Se-cundenlange Wirkung des Gewichtes verursachte Dehnung als die definitive ansehon. Der Ort, an welchem hei graphischer Darstellung der Zuckungswerlhe die geradlinige Erm\u00fcdungscurve in die hyperbolische \u00fcbergeht, entspricht dem Momente, in welchem die Contractionsgr\u00fcssen kleiner, als die Dehnungsgr\u00f6ssen werden und bestimmt dieselben h\u00e4ufig sicherer, als die Messung der L\u00e4nge des belasteten, ruhenden Muskels.","page":201},{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nH. Kronecker,\n[71G\nNachdem die Transfusion von 10 Cbctm. Kochsalzl\u00f6sung (C bis C') die Contractionen etwas umf\u00e4nglicher gemacht, die Circulation von 8 Cbctm. verd\u00fcnntem Blute (B+ C bis B + C) die Zuckungswerthe betr\u00e4chtlich vergr\u00f6ssert hat, f\u00e4llt die Er-m\u00fcdungscurve von B + C an unter dem Einfl\u00fcsse des urspr\u00fcnglichen Reizrhythmus in der anf\u00e4nglichen Steilheit (Differenz D = 3) ab und nimmt von H\u00f6he 1,5 an einen hyperbolischen Verlauf, welcher fast ganz genau mit dem durch die Rechnung gefundenen, durch die einzelnen Punkte unter 20a bezeichneten \u00fcbereinstimmt.\nDen Erm\u00fcdungsgang des Musculus triceps femoris (II) des linken Schenkels, dessen Zuckungen auf den oberen 3 Reihen von Tafel IV verzeichnet sind, k\u00f6nnen wir nach der vorausgeschickten, eingehenden Betrachtung der vom rechten Muskel gelieferten Zeichnung und der darnach construirten Erm\u00fcdungs-curve leicht und schnell verfolgen.\nNach den Maximal-Probezuckungen mit 20 Gramm Ueber-lastung verzeichnet der Muskel, mit 50 Gramm \u00fcberlastet, (50 C) eine H\u00f6hen-Reihe, deren 200 erste Glieder die constante Differenz von 0,016 Mm. (also D der wirklichen Zuckungsreihe = 0,008 Mm.) haben, deren folgende 50 Glieder mit der Differenz von 0,032 Mm. abnehmen; vielleicht weil der Hebel und Muskel verbindende Faden etwas gelockert ist und nun bei jeder Zuckung sich ein wenig verl\u00e4ngert. Die sich anschliessende hyperbolische Erm\u00fcdungscurve verl\u00e4uft steiler, als sie nach aufgestelltem Gesetze d\u00fcrfte. Dieses Gesetz gilt eben nur unter der Voraussetzung vollkommener Elasticit\u00e4t des Muskels. Wie die in der 2ten Reihe (bei 50a) zur Anschauung gebrachte Nachdehnung beweist, vermag das Gewicht von 50 Gramm schon nach kurzer Zeit eine ansehnliche, bleibende Dehnung zu bewirken. *)\nUebrigens sind ja, wie bereits erw\u00e4hnt, Gewichte von 50 Gramm schon weit jenseits der im normalen Zustande vom Frosche zu \u00fcberwindenden Widerst\u00e4nde. Ein ziemlich grosser\n1) Die pl\u00f6tzliche Verschiebung der Abscisse bei 50 a in der zweiten Reihe r\u00fchrt daher, dass an dieser Stelle die Unterst\u00fctzungsschraube, welche den durch 50 Gramm gedehnten Muskel vor Ueberdehnungen durch das fallende Gewicht bewahrte, so weit zur\u00fcckgestellt wurde, dass nun die Belastung frei hing.","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"717] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 203\nFrosch wiegt bekanntlich nur 50 Gramm und diese Last wird doch in der Regel nur von einem Muskel-Paare bewegt.\nIm Anf\u00e4nge der obersten Reihe ist die Entlastung des Muskels bis auf 20 Gramm (20 a) verzeichnet. Die geringe Hebung um 2,25 Mm. entspricht keineswegs der Erleichterung um 30 Gramm. Da die neue Abscisse des mit 20 Gramm belasteten Muskels nunmehr noch 5,25 Mm. unter der mit 5 Gramm Belastung gleich Anfangs gezeichneten Abscisse liegt, so w\u00fcrden, unter der Annahme, dass der Muskel keine bleibende Formver\u00e4nderung erfahren hat, 15 Gramm denselben um 2,625 Mm. (= 5,25 in der Zeichnung) verl\u00e4ngern, w\u00e4hrend fernere 30 Gramm nur 1,125 Mm. zuf\u00fcgen.\nDer weitere Arbeits-Verlust des, ein wenig durch Kochsalzl\u00f6sung, dann betr\u00e4chtlich durch verd\u00fcnntes Blut (gleichzeitig mit dem ersten Schenkel) gest\u00e4rkten Muskels scheint darauf hinzuweisen, dass mit der Contractilit\u00e4t gleichzeitig die Elasticit\u00e4t durch heilsame Transfusionen theilweise restituirt werden k\u00f6nne.\nObwohl der zuletzt betrachtete Muskel so bedeutende Abweichungen von dem gesetzm\u00e4ssigen Erm\u00fcdungsverlaufe zeigt und auch der ei\u2019ste Muskel an einigen Stellen eine nicht vollkommen musterhafte Zeichnung ausgef\u00fchrt hat, so habe ich doch keinen Anstand genommen, gerade das vorliegende Blatt aus meiner sehr zahlreichen Sammlung f\u00fcr ein Facsimile auszuw\u00e4hlen, weil es mir ganz besonders instructiv erschien, um die Muskelerm\u00fcdung unter dem Einfl\u00fcsse der Arbeit mit kleinen und grossen Ueberlastungen und Belastungen, sowie die in verschiedenem Grade erholende Wirkung von Kochsalzl\u00f6sung und Blut paradigmatisch zu demonstriren.\nFreilich gelingt auch nicht jeder Versuch in so vollkommen glatter Weise, dass er f\u00fcr ein nichtretouchirtes Abbild geeignet w\u00e4re. Von den Tausend und mehr Reizen, welche w\u00e4hrend eines Experimentes durch den complicirten Mechanismus dem Pr\u00e4parate zugef\u00fchrt werden, versagt wohl hier und da einer, oder die Kymographion-Trommel l\u00e4uft einmal, nicht rechtzeitig gehemmt, ohne dass hierdurch die Versuchsergebnisse im Mindesten getr\u00fcbt w\u00fcrden.\nBei genauerem Vergleiche der von Muskel I und Muskel 11 (Taf. IV) entworfenen Zeichnungen w\u00fcrde es vielleicht Manchen befremden, dass beide Muskeln schliesslich unter gleichen Be-","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nII. Kronecker\ndingungenfast die gleiche Arbeitskraft zeigen, obgleich schon anfangs der linke Muskel (II) schw\u00e4cher erscheint, als der rechte (I) und darauf noch mit viel gr\u00f6sserem Gewichte, als dieser arbeiten muss.\nAuf die hierdurch sich documentirende Unabh\u00e4ngigkeit der Arbeitsdauer von der Gr\u00f6sse der zeitweiligen Lastungen werden wir sp\u00e4ter unser Augenmerk richten.\nDavon abgesehen, zeigen unsere beiden Muskeln eines Frosches mancherlei individuelle Unterschiede. So treten die Minimalzuckungen bei verschiedener Reizst\u00e4rke ein, die Gon-tractionen wachsen mit dem Reize in ungleichem Verh\u00e4ltnisse; (in anderen F\u00e4llen ist auch der Maximalreiz ein verschiedener) und die Erm\u00fcdungslinien der 2 Muskeln verlaufen unter gleichen Redingungen verschieden geneigt zur Abscisse. ')\n(F\u00fcr 2 analoge Muskeln desselben Thieres gilt bei gleichzeitiger Anwendung von Inductionsreizen wechselnder Richtung zuweilen ein verschiedenes Zuckungsgesetz, wie ich 1. c. p. 712 schon erw\u00e4hnt habe.)\nI. Die Erm\u00fcdungscurve des in gleichen Zeitintervallen, mit gleichstarken (maximalen) Induclionsschl\u00e4gen gereizten, \u00fcberlasteten Muskels ist eine gerade Lime.\nEs bedarf gut ausgebildeter Methoden und (wie erw\u00e4hnt) Beschr\u00e4nkung der Lastungsgewichte auf normale Gr\u00f6ssen, um dieses Gesetz^ welches durch den soeben beschriebenen Versuch erl\u00e4utert worden ist, zum klaren Ausdruck zu bringen.\nDaher haben die fr\u00fcheren Untersuchungen, welche nach \u00e4hnlichem Plane angeslellt worden sind, abweichende Resultate 1 2) ergeben.\n1)\tAusnahmsweise zeigten Muskeln von Winter-Fr\u00f6schen ein ganz eigenthiimliches Ph\u00e4nomen, welches mein Freund Bowdilch als Regel bei seinen mit Serum gef\u00fcllten Froschherz Ventrikeln beobachtete. Nach Pausen von 2 bis 3 Minuten, im Anf\u00e4nge der Arbeitsreihe, war die erste Contraction kleiner (oft um 1 Mm.), als die letzte vor der Ruhe. Die n\u00e4chsten, im fr\u00fcheren Rhythmus (von 4 Sec.) folgenden Zuckungen wuchsen all-m\u00e4hlig, bis nach 6 oder 7 Reizen die gesetzm\u00e4ssige H\u00f6he erreicht war.\n2)\tVolkmann. Hie Erm\u00fcdungsverh\u00e4ltnisse der Muskeln. Archiv f\u00fcr Physiologie von Pfl\u00fcger 4870. S, 378 ff. u. a. 0. Leber. Uebei den Einfluss der Leistung mech. Arbeit auf d. Erm\u00fcdung d. Muskeln. Dissert. 1863. S. 16.","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"719] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 205\nAuch die ersten dieser Arbeit zu Grunde liegenden Versuche (cf. Holzschnitt : Fig. 2), die mit noch mangelhaften Vorrichtungen angestellt sind, geben nicht die genauen Werthe der sp\u00e4teren Experimente.\nDas Gesetz ist leicht erkennbar, so grossen qualitativen und quantitativen Schwankungen auch die Erregbarkeit, der Fr\u00f6sche unterliegen mag. Nur bei Beginn der Arbeitsreihen dr\u00fccken Anomalien der Reizbarkeit das Zuckungsmaximum zuweilen herab und st\u00f6ren so ein wenig den Verlauf der Erm\u00fcdungs-curve.\nEs nehmen in diesem Falle die Contraclionen wieder ab, wenn die Reize nach erreichtem Zuckungsmaximum weiter verst\u00e4rkt werden. ') Die Anzahl der Zuckungen, welche ein mit 20 Gramm belasteter Froschmuskel [Triceps femoris von etwa :l Ctm. L\u00e4nge) bei maximalen Inductionsreizen und Intervallen von 4 bis 6 Sec. zu vollbringen vermag, variirl zwischen 250 (Januar) und 2700 (October).\nDie gr\u00f6sste Contraction von 14,4 Mm. bei 20 Gramm Belastung (Gesammtzahl der Zuckungen 1000) habe ich im Juli beobachtet; die kleinste Zusammenziehung von 3,3 Mm. (bei maximalem Reize eines frischen mit 20 Gramm belasteten Muskels) traf mit der kleinsten Zuckungszahl 250 zusammen.\nDie H\u00f6hendifferenz D der Erm\u00fcdungsreihe schwankt, selbst unter sonst gleichen Bedingungen, innerhalb weiter Grenzen, von 0,008 Mm. (Juli s. Taf. IV. Muskel II) Arbeit mit 50 Gramm bei 4 Sec. Intervall bis zu 0,08 (Mai) mit 40 Gramm bei 4 Sec. Intervall. Am h\u00e4ufigsten liegt der Werth von D zwischen 0,015 und 0,025. Der Gastroknemius des Hundes, dessen Curve im Holzschnitt Fig. 1 dieser Abhandlung wiedergegeben ist, zeigt den auffallend kleinen Werth von 0,0025; doch ist dabei in R\u00fccksicht zu ziehen, dass die Contraclionen des grossen be-I asteten Muskels im Ganzen sehr wenig ausgiebig gewesen sind.\nDa es wichtig erscheint, den ersten Grundsatz sicher zu stellen, dass die Erm\u00fcdung, der Zahl der zeitlich gleich distanlen Zuckungen proportional fortschreitet, da Zahlentabcllen aber nur als sehr l\u00fcckenhafte Beweise dienen k\u00f6nnten; so lege ich noch ein facsimilirtes Versuchsblatt in extenso vor. \u00efaf. V giebt das\n1) Vergl. die Lehre von den \u00fcbermaximalen Zuckungen bei A. B. Meyer in den Untersuchungen aus dem physiol. Institute der Z\u00fcricher Hochschule. Wien 1869. p. 49.","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nII. Kronecker,\n[720\nArbeitsbild eines grossen Winter-Frosches (Januar). Wie in Taf. IV sind die Zuckungen des linken Triceps vertikal 3 Reihen \u00fcber denen des rechten gezeichnet worden.\nUnter der Ruhelinie (Abscisse) des rechten Muskels verl\u00e4uft die getheilte Linie des Z\u00e4hlers, deren Abschnitte je 5 Reizen entsprechen.\nVon rechts beginnend steigt bei beiden Muskeln die H\u00f6hen-curve, w\u00e4hrend nach je 2 Zuckungen um 10, resp. (von 100 ab) um 100 Einheiten wachsende Inductionsstr\u00f6me reizen, deren Richtung (in beiden Muskeln entgegengesetzt) w\u00e4hrend des Versuchs nicht ge\u00e4ndert worden ist.\nWie man leicht bemerkt, hebt die Curve des linken (oberen) Muskels sp\u00e4ter an und steigt flacher und weniger hoch , als die des rechten (unteren).\nDieser hat bei 800 Einheiten das Maximum seiner Zuckung erreicht, welche bei st\u00e4rkerem Reize (900 R) wieder abnimmt, und bei Schw\u00e4chung auf 800 bis 700 wieder die fr\u00fchere H\u00f6he gewinnt. Der linke Muskel hingegen gelangt erst nach der zweiten Einstellung der secund\u00e4ren Spirale auf 700 allm\u00e4hlig auf sein Zuckungsmaximum. Seine Contractionen wachsen in gewissem Grade unabh\u00e4ngig von der Reizst\u00e4rke mit der Anzahl der Erregungen, um dann in gesetzm\u00e4ssiger Erm\u00fcdungscurve [D = 0,095) abzusinken. W\u00e4hrend dessen arbeitet der rechte Muskel mit 40 Gramm Ueberlastung (5 a + 356) und erm\u00fcdet ebenfalls in ganz regul\u00e4rer Weise.J) \u2014 Durch 40 Gramm Belastung (40a) erf\u00e4hrt er eine bedeutende Dehnung, (2,6 Mm.) die eine so betr\u00e4chtliche Nachwirkung hinterl\u00e4sst, dass nach Entlastung um 20 Gramm (20a in zweiter Reihe von unten) noch eine Verl\u00e4ngerung des Muskels um 2,15 Mm. zur\u00fcckbleibt.\nDieser unvollkommenen Elasticit\u00e4t ist, wie sp\u00e4ter ausgef\u00fchrt werden soll, das anfangs ungew\u00f6hnlich steile Absinken der Erm\u00fcdungscurve des stark belasteten Muskels zuzuschreiben.\nDie Erm\u00fcdungscurve des inzwischen mit 20 Gramm belasteten, linken Muskels (20 a, Zeile 2 von oben) nimmt einen, besonders anf\u00e4nglich, ganz gesetzm\u00e4ssigen Verlauf (der Voraussetzung vollkommener Elasticit\u00e4t entsprechend) ; sp\u00e4ter verl\u00e4uft sie etwas weniger flach, ungehindert durch inzwischen eingeleitete\n1) Einige Zuckungen in dieser Reihe zeigen auf dem\u00abFacsimile kleine, gesetzwidrige Abweichungen, von denen die Originalcurve frei ist.","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"721] \u00dcber mie Erhebung und Erholung der Muskeln. 207\nTransfusion von Kochsalzl\u00f6sung (siehe C 25m Zeile 2 von unten beim rechten Muskel) und wurde nur schliesslich aufgehalten, sogar allm\u00e4hlig etwas nach oben abgelenkt, durch Blutcircula-lion (\u00df+ C 3\u00e4ih Zeile 2 des rechten Muskels).\nW\u00e4hrend diese im Gange ist, sind beide Muskeln gleich belastet; der obere (linke) erholt sich schneller, als der rechte. Nachdem Ruhe von 1 Minute den Rhythmus von 4 Sec. unterbrochen hat, ist der untere Muskel (rechte) f\u00fcr 2 bis 3 h\u00f6here Conlractionen, der obere Muskel nachhaltig gest\u00e4rkt worden. Fernere intercurrente Pausen von 1 Minute steigern (in ungleichem Maasse) die Kraft beider Muskeln, so lange die Transfusion von 8 Cbc. mit Kochsalzsolution verd\u00fcnntem Hunde-Blute unter einem Drucke von 35 Mm. Quecksilber besteht (B + C 35m bis \"\u00df + C 8 cc 35m) ; dann sch\u00e4ften eingeschobene Pausen (1 M 1 Meie.) von I Minute nur ganz vor\u00fcbergehende Erholung, w\u00e4hrend die mittlere Zuckungsh\u00f6he sinkt. Von ' B+C 35 m (3. Reihe) ab steht die Curve wieder unter dem doppelten Einfl\u00fcsse von intercurrenten. gr\u00f6sseren Ruhepausen (1 Min., dann 2 Min.) und Blutzufuhr. Der untere Muskel erholt sich bei solcher Behandlung dieses Mal erheblich besser, als der obere. Nach aufgehobener Circulation ('B+C 8c c) macht trotz der ferneren, zeitweilig eingeschalteten Erholungszeiten von 2 Min. (2M. 2 M. 2 M. u. s. w.) die mittlere Erm\u00fcdung weitere Fortschritte. Als beide Muskeln auf den Grad der Leistungsf\u00e4higkeit gesunken waren, welchen sie vor Beginn der Bluttransfusion hatten, wurde der Versuch unterbrochen. Wir sehen aus diesem Verlaufe, dass bald der eine, bald der andere Muskel an Leistungsf\u00e4higkeit \u00fcberwiegt und auch dieser Versuch best\u00e4tigt wieder unsere Vermuthung, dass die Gesammterm\u00fcdung durch anf\u00e4ngliche, gr\u00f6ssere Arbeitsleistungen nicht beschleunigt werde.\nZugleich hat dieses Expei'iment gezeigt, dass vereinzelte l\u00e4ngere Ruhepausen, ohne Zufuhr von sauerstoffhaltigem Blute, nur ganz vor\u00fcbergehende Erholung erm\u00f6glichen.\nVergleichen wir die Leistung eines Sommer-Frosches (Taf. IV) mit der eines Winter-Frosches (Taf. V) , so finden wir nicht nur gr\u00f6ssere und anhaltendere Arbeitskraft bei jenem, sondern auch nach der Erm\u00fcdung gr\u00f6ssere Empf\u00e4nglichkeit f\u00fcr erholende Stoffe, als bei diesem. Bei beiden sehen wirkeinen nachhaltigen Einfluss zeitweiliger Arbeit mit gr\u00f6sseren' Gewichten auf die Leistungsf\u00e4higkeit, hingegen f\u00fcr die Elasticit\u00e4t","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nH. Kronecker\n[722\ndes Muskelgewebes sehr sch\u00e4dliche Nachwirkung, wenn gr\u00f6ssere Gewichte dauernd (Belastung) oder auch nur periodisch (Ueber-lastung) die Muskeln gedehnt halten.\n\u2019 Die von der Circulation ausgeschlossenen Muskeln verlieren ihre Leistungsf\u00e4higkeit bekanntlich nicht nur im erregten, sondern auch im ruhenden Zustande. Die Zeit des Abslerbens bis zur v\u00f6lligen Erregungslosigkeit variirte bei meinen Experimenten zwischen I Stunde (ausnahmsweise) und mehr als 2 Tagen ') unter \u00fcbrigens gleichen Bedingungen. Im Allgemeinen sind die Muskeln der Fr\u00f6sche im Sommer und Herbst dauerhafter als im Winter.\nIn den ersten Stunden nach dem Tode, w\u00e4hrend welcher die meisten meiner Experimente ablaufen, macht sich das Ab-sterben der Muskeln selten bemerklich. Erm\u00fcdungscurven, welche bei Reizintervall von J/2 Min. u. m. gewonnen werden, sind jedoch bereits durch das Absterben beeinflusst. Daher habe ich bei den meisten Versuchen Intervalle von 2 bis 12 Sec. an-gewendel, nur intercurrent gr\u00f6ssere Pausen einlreten lassen.\nDie geradlinige Erm\u00fcdungscurve zeigt sich bei allen diesen Intervallen.\nII. Die Differenz D der Erm\u00fcdungsreihe nimmt ab, wenn die Reizintervalle ivachsen.\nEs w\u00e4re vergebliche M\u00fche, wenn man versuchen wollte, durch Vergleichung zweier Muskeln diesen Satz zu beweisen. Die schon wiederholt hervorgehobenen , individuellen Verschiedenheiten selbst analoger Muskeln des gleichen Frosches machen es unm\u00f6glich, die verh\u00e4ltnissm\u00e4ssig kleinen Unterschiede der Erm\u00fcdung bei verschiedenen Reizintervallen zu erkennen.\nGl\u00fccklicherweise setzt uns eine ganz \u00fcberraschende Eigenschaft des Muskels in den Stand, auch bei vergleichenden Experimenten mit einem Pr\u00e4parate uns 'zu begn\u00fcgen. Diese Eigenth\u00fcmlichkeit besteht in einer schon oben angedeutelen Unabh\u00e4ngigkeit des Muskels von der Gr\u00f6sse der Leistung, welche\n1) du Bois- Reymond (Untersuchungen \u00fcber thier. Electricit\u00e4t Band 2, S. 164) hat nach 112 Stunden galvanische Pr\u00e4parate von Winter-Fr\u00f6schen reizbar gefunden.","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"723] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 20\u00bb\ner vor dem Augenblicke, in welchem wir ihn beobachten, vollbracht hat.\nNur die Anzahl der Impulse, welche ihn in Erregungszustand versetzt haben , bestimmt die H\u00f6he seiner gegenw\u00e4rtigen Leistungsf\u00e4higkeit.\nEs besitzt also jeder Muskel einen individuellen , w\u00e4hrend seiner Lebensf\u00e4higkeit unzerst\u00f6rbaren Charakter, welcher sich vornehmlich in der Gr\u00f6sse der Erm\u00fcdungs - Differenz D aus-pr\u00e4gt.\nDemgem\u00e4ss arbeitet der Muskel, so oft er auch seinen Zuckungsrhythmus hat wechseln m\u00fcssen, in jedem Erm\u00fcdungs-stadium, bei beliebigem Reizintervalle in derselben Weise weiter, als wenn er alle bis dahin ausgef\u00fchrten Contractionen von Anfang an in dem gegenw\u00e4rtigen Intervalle gemacht h\u00e4tte.\nDie H\u00f6hen gleicher Intervalle mit einander verbunden, ergeben Erm\u00fcdungscurven, welche von einem gemeinsamen Anfangspunkte im Allgemeinen geradlinig und divergent zur Abscisse abfallen, indem die Erm\u00fcdungs-Linie kleinster Intervalle den steilsten Verlauf nimmt.\nFig. 6 giebt eine Anschauung von dem Resultate, welches ein nach den oben mitgetheilten Princi-pien angestellter Versuch ergeben hat.\nIn dem entsprechenden Experimente war der linke Triceps femoris eines Frosches, welcher erst mit 20a + 30 b, sp\u00e4ter mit 50a, schliesslich mit 20a gelastet war, in periodischemWech-sel, je 12mal in 3secundi-gen Pausen, dann je 12mal in 6secundigen, gereizt worden.\nDie mittleren H\u00f6hen von jeder Zuckungsperiode, um das zehnfache vergr\u00f6ssert, gaben die Richtpunkte der gezeichneten Erm\u00fcdungslinien.\nJG Sec.\n420 Reize\nU","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"\u00e2io\tH. Kronecker,\t[724\nDie Nummern an der Abscisse bezeichnen die Gesammtzahl der Zuckungen beider Intervalle.\nDie Differenz D der Erm\u00fcdungsreihe des mit 20 Gr. be-und mit 30 Gr. \u00fcber-lasteten Muskels bei 3 Sec. Intervall., D3 ist = 0,0229 (wenn man den Ilaupttheil der Curve zur Berechnung verwendet), D6 ist = 0,0200.\nAls die k\u00fcrzere Reihe (3 Sec. Intervall) auf 0 gesunken war, wurde der Muskel mit 50 Gr. belastet.\nDie hyperbolischen Erm\u00fcdungscurven convergiren, ohne durch Minderung der Last (20a) wesentlich abgelenkt zu werden ; Rhythmus von 12 Sec. l\u00e4sst die Curve etwas steigen.\nDiese scheinbar paradoxe Convergenz wird erkl\u00e4rt werden, wenn die charakteristischen Merkmale zur Sprache kommen werden, welche die Ueberlastung von der Belastung unterscheiden.\nDer Horizontalstrich bei 50a giebt an, um welche Gr\u00f6sse der mit 50 Gr. belastete Muskel Uber die L\u00e4nge, welche er in Folge der vorhergegangenen Dehnungen bleibend angenommen, sich gedehnt hatte. Der Strich unter 20a bezeichnet den Werth der bleibenden Dehnung.\nDie Haupt-Resultate einiger anderer, nach \u00e4hnlichem Plane angestelllen Experimente geben folgende Zahlen - Tabellen, ln diesen bezeichnet R den rechten, L den linken Triceps femoris. Die Muskeln sind mit Ausnahme von 3) und 8) paarweise geordnet, a und b h\u00e8isst Belastung, resp. Ueberlastung mit der bezifferten Anzahl von Grammen.\nI)\t\u00df. 10a. 2) L. 10a+306. 3) \u00df. 20a. 4) \u00df. 10a+106. 5) L. 10a + 30i.\nZ).,=\t0,0186\t0,0149\t0,0244\t0,0171\t0,0151\nD6=\t0,0160\t0,0128\t0,0204\t0,0155\t0,0128\n6) fl. 10a + 106. 7) L. 10a+406.\t8) \u00df. 20a.\t9) \u00df. 20a.\t10) L. 20a.\n7}3=\t0,0247\t0,0208\t0,0239\t0,0235\t0,0238\nD(l\u2014\t0,0208\t0,0167\t0,0218\t0,0199\t0,0208\nII)\t\u00df. 5a + 35ft. 12) L. 20a+206.\nD3=\t0,0113\t0,0154\nZ)ti=\t0,0079\t0,0125\n13) \u00df. 20a. 14)\tL.\t20a + 306.\t15)\t\u00df. 5a + 356.\t16) L.\t20a + 20ft.\nD3=\t0,0192\t0,0161\t0,0201\t0,0178\n06=\t0,0157\t0,0139\t0,0151\t0,0096","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"211\n725] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln.\n17) fl. 5o+156. 18) L. \u00f6a+156.\nD 3=\t0,0282\t0,0177\nDt 2=\t0,0229\t0,0142\n19) fl. 5o+156. 20) L. 20o. 21) fl. So+156. 22) i.20o. \u00df 3=\t0,0318\t0,0341\t0,0303\t0,0373\nD 6=\t0,0296\t0,0312\t0,0265\t0,0322\nZ>12=\t0,0266\t0,0286\t0,0239\t0,0287.\nDiese Zahlen beweisen, dass bei demselben Muskel mit kleineren Intervallen stets eine gr\u00f6ssere Erm\u00fcdungs-Differenz auftritt, als bei Arbeitsleistung in gr\u00f6sseren Intervallen.\nWeitere Schl\u00fcsse sind aus den Zahlen nicht zu ziehen. Die Unterschiede der D zweier Muskeln unter gleichen Verh\u00e4ltnissen, sind viel gr\u00f6sser, als die der Differenzen (D) sehr verschiedener Intervalle bei einem Muskel. (Vergl D3 und 74,2 bei beiden Muskeln obiger Reihe (17 u. 18).\nDie absolute Gr\u00f6sse der D beeinflusst das Verh\u00e4llniss der Differenzen nicht. Nur im Allgemeinen kann man sagen, dass, wenn die Intervalle sehr bedeutend differiren, auch die Unterschiede der Erm\u00fcdungsdifferenzen sehr gross sind.\nBevor ich einige facsimilirte St\u00fccke von Originalzeichnungen vorlege, welche pr\u00e4gnanter als Zahlen das oben belegte Gesetz erl\u00e4utern, sei es gestattet, eine Erscheinung zu besprechen, deren eingehendes Studium mich zu dem obigen Gesetze geleitet hat. Bei l\u00e4ngeren Versuchsreihen \u00fcber Muskelarbeit, wird dieser specielle Fall sich h\u00e4ufig geltend machen.\nWenn n\u00e4mlich aus irgend einem Grunde der Versuchsrhythmus im Beginne des Experimentes eine Weile unterbrochen wird, so bemerkt man, selbst nach langer Ruhe, keine Erh\u00f6hung der nun folgenden Zuckungen, auch wenn diese schon ganz sichtlich unter das Zuckungsmaximum gesunken sind.\nHat aber der Muskel eine gr\u00f6ssere Reihe von Contractionen ausgef\u00fchrt und wird auch nur etwas l\u00e4ngerer Ruhe \u00fcberlassen, als die bisherigen Rhythmen ihm gew\u00e4hrten, so sieht man beim n\u00e4chsten Reize seine Zuckung sich weit \u00fcber das Niveau der letzten H\u00f6hen erheben, nach 3 oder 4 Reizen im vorigen Tempo aber die Zusammenziehungen wieder auf ihren gesetzm\u00e4ssigen Werth sinken (vergl. Taf. IV Reihe 2 und 5 von unten bei \u00bb12 Sec. Ruhe\u00ab).","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nH. Kronecker,\n[726\nAuch Marey lj macht darauf aufmerksam, dass eine bestimmte Erholungszeit einen ausgesprocheneren Effect habe, wenn der Muskel durch vorg\u00e4ngige Arbeit erm\u00fcdet ist, als im frischen Zustande.\nMeine Versuche, den Ort in den Erm\u00fcdungscurven zu finden, an welchem l\u00e4ngere Ruhepausen ihren erholenden Einfluss geltend zu machen beginnen, zeigten mir das in Rede stehende Gesetz.\nDie scheinbare Incongruenz der Effecte von Ruhepausen in verschiedenen Stadien der Muskelerm\u00fcdung, erkl\u00e4rt sich leicht durch die gesonderte Summirung der f\u00fcr jedes Reizintervall verschieden grossen Erm\u00fcdungsdifferenzen.\nEs w\u00e4re also z. R. die 1 Oie Zuckung bei 3 Sec. Intervall, wenn D3 = 0,02, kleiner als die 10te Zuckung bei 6 Secunden Intervall, wenn D6 = 0,01,\num 9. (0,02\u20140,01) = 0,09,\nw\u00e4hrend die 10Ote Contraction bei 3 Sec. Intervall von der 100ten bei 6 Sec. Intervall sich unterscheiden w\u00fcrde :\num 99.(0,02-0,01)= 0,99.\nFolgende Facsimilia m\u00f6gen das bewiesene Gesetz versinnlichen.\nFig. 7.\nSehr wenig erm\u00fcdeter Muskel, mit 20 Gramm U e b erl a stung, bei periodisch wechselnden Reizintervallen von 6, 3 und 12 Secunden.\nFig. 7 giebt die H\u00f6hen wieder, welche der frische Triceps femoris dextri eines grossen, unl\u00e4ngst gefangenen Frosches mit 20 Gramm Ueberlastung aufzeichnete, inFolge von Reizen, welche\n1) Du mouvement dans les fonctions de la vie. Paris 1868. S. 341.","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"727] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 213\nnach Pausen von 6, oder 3, oder 12 Sec. in regelm\u00e4ssigem Wechsel einander folgten.\nBenachbarte H\u00f6hen, welche verschiedenen Intervallen entsprechen, difl'eriren nur sehr wenig, selbst am Ende (links) dieser Zuckungsreihe, obwohl daselbst die Contractionsgr\u00f6sse schon erheblich abgenommen hat.\n120 fernere Zuckungen hatte der Muskel vollbracht, als er in das Erm\u00fcdungs-Stadium trat, in welchem er die in Fig. 8 dargeslellten Zusammenziehungen aufschrieb.\nFig. 8.\n6\t12\t3\t\u00df\t12\t3 Sec.\nMassig erm\u00fcdeter Muskel, mH 20 Gramm U'ebe rlastung, bei periodisch wechselnden Reizintervallen von 3, 12 und 6 Secunden.\nDie H\u00f6hen stufen sich deutlich mit abnehmenden Intervallen ab.\nEndlich ger\u00e4th der Muskel in einen Erm\u00fcdungszustand, in welchem das kleinste Intervall (3 Sec.) keine gen\u00fcgende Erholung mehr f\u00fcr eine sichtbare Contraction zu Stande kommen l\u00e4sst.\nFig. 0 giebt ein Bild von diesem Verhalten.\nStark erm\u00fcdeter Muskel, mit 20 Gramm \u00fcebe rlas tung, bei periodisch wechselnden Reizintervallen von 12, 6 und 3 Secunden.\nW\u00e4hrend [hier die Zuckungen bei 12 Sec. Intervall noch ganz betr\u00e4chtlich sind, bei 6 auch noch recht merklich, verschwinden sie bei 3, nach 2 schwachen Erhebungen g\u00e4nzlich, um beim langsamen Tempo von 5 Schl\u00e4gen pro Minute (12) wieder in solcher Gr\u00f6sse aufzutreten, dass eine Verbindungs-","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"214\nH. Kronecker,\n[728\nlinie der H\u00f6henendpunkte die Gipfel der vorhergehenden 12 See.-H\u00f6hen gleicher (absteigender) Stromesrichtung trifft. Ebenso ist die Linie, welche die h\u00f6chsten Punkte der nach aufsteigenden Stromesreizen gezeichneten Zuckungen verbindet, eine gerade. Einige Abweichung zeigt stets die erste H\u00f6he nach dem Wechsel des Tempos, in Zuckung f\u00f6rderndem, oder hemmendem Sinne, je nachdem zuvor langsameres oder schnelleres Tempo gegolten hatte.\nZur Illustration des merkw\u00fcrdigen Gesetzes, dass Reize, welche wegen ihrer H\u00e4ufigkeit beim erm\u00fcdeten Muskel geringe oder keine Zuckung mehr ausl\u00f6sen, doch den gleichen Erm\u00fcdungseffecthaben, wie seltenere und darum h\u00f6here, diene ferner folgende Zeichnung.\nFig. 10.\nStark erm\u00fcdeter Muskel, mit 20 Gramm Ueberl a s tu n g, bei periodisch\nwechselnden Reizintervallcn von 6 und 2 Secunden.\nDie Verbindungslinie der Zuckungsgipfel nach \u00f6secundigen Pausen ist eine gerade, ebenso wie die der kleineren in 2secun-digen Intervallen gezeichneten. Diese sinkt am Ende der Reihe in die Abscisse.\nDie Contractionen sind bei Reizen aufsteigender wie absteigender Stromesrichtung gleich gross.\nIn analoger Weise, wie soeben ein \u00fcberlasteter Muskel betrachtet worden ist, werden wir den Erm\u00fcdungsgang eines mit 20 Gramm belasteten Muskels verfolgen. Die H\u00f6henreihen eines noch wenig erm\u00fcdeten Muskels (nach etwa 50 Reizungen von variabler St\u00e4rke, deren drei von gleicher H\u00f6he zu sp\u00e4terer Besprechung an dem rechten Ende der Figur aufgezeichnet sind,) stellt folgende Figur dar.","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"215\n729]\n\u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln.\nFig. 11.\nSehr wenig erm\u00fcdeter Muskel, mit20 Gramm Belastung , bei periodisch wechselnden Reizintervallen von 6, 3 und 12 Secunden.\nDie Differenzen der H\u00f6hen gleicher Stromesrichlung sind nur merklich beim Uebergang von 3 zu 12 Secunden Intervall ; aber auch da sehr gering. Sie sind kleiner, als die Unterschiede benachbarter Zuckungen, die zwei verschiedenen Stromesrich-lungen entsprechen.\nMit diesen wechselt hier der Effect, w\u00e4hrend in den meisten F\u00e4llen maximale Inductionsstr\u00f6me aufsteigender wie absteigender Richtung gleich wirksam sind.\nDie Zuckungsh\u00f6hen erscheinen nach unten \u00fcber die Linie verl\u00e4ngert, welche der ruhende belastete Muskel auf die roti-rende Trommel zeichnet. Die Bedeutung dieser Ueberdeh-\nnungen werden wir sp\u00e4ter darlegen.\nEine aus der sp\u00e4teren Fortsetzung derselben Arbeitszeichnung ausgeschnittene Partie folgt nachstehend :\nMassig erm\u00fcdeter Muskel, mit 20 Gramm Belastung, bei periodisch wechselnden Reizintervallen von 3, 12 und 6 Secunden.\nAuch hier sind, wie beim \u00fcberlasteten Muskel die H\u00f6hen entsprechend den Intervallen abgestuft, die Ueberdehnungen sind nicht mehr bemerkbar, ebensowenig die Unterschiede der","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\n[730\nH. Kroneck\u00ebr,\nStromesrichtung. Die 3 gr\u00f6sseren Ordinaten zu Anfang der Reihe, benachbarten Zuckungen, einem etwas fr\u00fcheren Erm\u00fcdungsstadium zugeh\u00f6rig, sind f\u00fcr einen sp\u00e4teren Vergleich mit den 3 Anfangsh\u00f6hen in Fig. 11 beigef\u00fcgt.\nEin wesentlicher Unterschied in den Effecten des verschiedenen Reiztempos auf den \u00fcberlasteten und belasteten Muskel f\u00e4ngt an, sich bemerklich zu machen, wenn die Zuckungsh\u00f6he des letzteren kleiner wird, als die Dehnung des ruhenden Muskels durch das angeh\u00e4ngte Gewicht. Von da ab werden die Differenzen der H\u00f6hen verschiedener Intervalle mit zunehmender Erm\u00fcdung kleiner, wie wir aus Schema Fig. 6 ersehen k\u00f6nnen.\nDemgem\u00e4ss zeigt Fig. 13, die einem weiter vorgeschrittenen Erm\u00fcdungsstadium desjenigen Muskels entspricht, welcher Figuren 11 und 12 gezeichnet hat, erheblich mindere Differenzen der Contractionen verschiedener Intervalle, als Fig. 12.\nFig. 13.\nSehr erm\u00fcdeter Muskel, mit20Gramm Belastung, bei periodisch wechselnden Reizintervallen von 12, 6 und 3 Secunden.\nW\u00e4hlen wir endlich ein Arbeitsst\u00fcck aus, welches bei ganz geringer Leistungsf\u00e4higkeit eines belasteten Muskels vollbracht worden ist, so finden wir darin kaum noch merkliche Differenzen der H\u00f6hen bei Tempowechsel.\nMuskel, mit20 Gramm Belastung, bei periodisch wechselnden Reizintervallen von 6 und 2 Secunden, nahe dem Ende seiner Leistungsf\u00e4higkeit.","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"731] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 217\nZum inslructiven Vergleiche wollen wir Fig. 10 noch einmal betrachten.\nEia. 10.\n2\t6\t2\t6\t2\t6 Sec.\nStark erm\u00fcdeter Muskel, mit 20 Gramm Ue\u2019berlastung, bei periodisch wechselnden Reizintervallen von 6 und 2 Secunden.\nDerselbe Muskel, welcher, mit 20 Gramm belastet diese Zeichnung geliefert hat, war kurze Zeit vorher gen\u00f6thigt, mit 20 Gramm Ueber la stung Fig. 1 4 zu conslruiren.\nHier finden wir die letzten Zuckungen bei 6 Secunden Intervall von ungef\u00e4hr gleicher H\u00f6he, wie die ersten der Fig. 1 4 ; aber in Figur 10 erscheint 2 Secunden Tempo bald v\u00f6llig unwirksam, in Fig. 14 sehen wir, dass die h\u00e4ufigeren Reize nur wenig kleinere Contractionen ausl\u00f6sen, als die seltneren.\nSp\u00e4ter, wenn die Merkmale der belasteten und \u00fcberlasteten Muskeln zur Sprache kommen werden, wird sich die Ursache ergeben, aus welcher schwachzuckende Muskeln mit der Art der Lastung ihre Empfindlichkeit gegen Tempowechsel \u00e4ndern.\nNachdem wir nunmehr erkannt haben, dass mit wechselndem Intervalle der Neigungswinkel, welchen die Erm\u00fcdungslinie und die Abscisse einschliessen, abnimmt, dr\u00e4ngt sich die Frage auf, bis zu welcher Grenze dieser Winkel verkleinert werden kann.\nEs ist fr\u00fcher schon angegeben worden, dass bei den meisten Versuchen periodisch nur Reizintervalle von 2 bis 12 Secunden ange wendet worden sind, weil bei sehr langer Dauer des Versuchs das Absterben des Muskels sich st\u00f6rend einmischt. Da jedoch einzelne, eingestreute, grosse Zuckungspausen die Ge-sammtzeit nicht st\u00f6rend verl\u00e4ngern, so k\u00f6nnen wir leicht Rc-stimmungspunkte f\u00fcr die Erm\u00fcdungslinie bei sehr grossen Reizintervallen finden, in der Voraussetzung, dass auch bei diesen unsere Linie eine gerade ist.\nAus solchen Versuchen ergab sich, als Intervall, welches maximale Erholung gestattet, das von 3 Minuten. Die maximale Erholung ist aber bei Weitem keine vollst\u00e4ndige, wenn wir eben nur Muskeln todter Thiere in Betracht ziehen.","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"Fig. 15.\n218\nH. Kronecker\n[732\nDie Zahl der Conti lange, die Todtenstarre\n<N\nG\noo p*\na 3\nI \u2019S\n> s-. e c a> <\u00fc\nE s I s\na w\n\u20195 CO\n\u2019S '\u00f6 rt a \u25a0 a ^\n03 CO\n'\u00d6 4. ,\na $ \u00ae ee \u25a0\ne\n\u00bb\ni \u00eb\n03\nO\nI OO M\nI ^ \u2019S -a _r\n\u00d6D\n\u00a3\tC/3\nC/3\na \u00e6\n\u25a03 I \u00eb \u00c6\nCO\tc/3\t-a\nS- \u2022'*\u00ab y M C 3 c\u00ab\nCO \u00ab3\nC\n3 -2\n.2 o 2 5\na-\n03\n03 fl\nA g\n&D ^\na hi\nC/3\t- 1\n* l> '\na>\tI\n031> a 1 a a =\nCO \u2022\"* : U * \u25a0\no a -\na S\n\u201e \u25a0\u00d6\nG\nG\n4sJ\nO\nG\nS3\nw 03\na c/j 2:\nT3\t\u2022>*\t2\n1 Sh\t\t5\n03\t\tG 03\nU\teo\tC/3\n43\t\tG\n03\tO\tCO\n\tCO\tQu\nactionen w\u00fcrde sich, wenn es seihst ge-g\u00e4nzlich fcrnzuhaltcn, im besten Falle verdoppeln, w\u00e4hrend die gesammtc Arbeit bei 3 Minuten Intervallen 30mal l\u00e4nger dauern w\u00fcrde, als bei 6secun-digen Pausen.\nEin frischer Muskel zeigt, wie wir eben gesehen haben, kaum merkliche Differenzen seiner Zuckungsh\u00f6hen bei verschiedenen Zuckungsintervallen, weil die Erm\u00fcdungslinien gegen den Anfangspunkt hin convcrgiren. Daher wird das Zuckungsmaximum im Anf\u00e4nge der Arbeitszeit schon bei sehr kleinen Intervallen nahezu erreicht, w\u00e4hrend am Schl\u00fcsse einer Arbeitsreihe mit den Ruhezeiten die Zuckungsh\u00f6hen betr\u00e4chtlich wachsen.\nDie folgende Figur zeigt das Endst\u00fcck der Erm\u00fcdungsreihe eines mit 20Gramm belasteten Muskels, welcher zuvor in periodisch wechselnden Intervallen von 6 und 2 Secunden gereizt worden war.\nDie Gontractionen wachsen in diesem Beispiele schnell, bei Zunahme der Intervalle bis 30 Secunden, dann langsamer bis zu 54 Sec., ausnahmsweise betr\u00e4chtlich bis 60 Secunden, darauf sehr langsam bis III Minuten, bleiben nahezu gleich, wenn die Ruhezeiten bis IV und V Minuten verl\u00e4ngert werden und mindern sich bei Pausen von VI Minuten, vermuthlich, weil nach der ersch\u00f6pfenden Arbeit das Abslerben schnell fortschreitet.1)\nDiese hier er\u00f6rterte Erscheinung war im Allgemeinen den Physiologen\n1) Ed. Br\u00fccke, \u00fceber die Ursache der Todtenstarre. Muller's Archiv f. Anatom., Physiol, und wissenschaftl. Mod. 1842. S. 188.","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"733] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 219\nl\u00e4ngst aufgefallen, ohne dass sie dieselbe weiter verfolgt hatten. [Marianini [1837], Valentin, E. Weber u. A.)\nMatteucci1) hat sogar eine Versuchsreihe milgetheiit, in welcher er die Abh\u00e4ngigkeit der Kraflzunahine von der Dauer der Erholung bei kurzen Intervallen (2 bis 30 Secunden) bestimmte, und daraus geschlossen, dass die Ruhezeit, w\u00e4hrend welcher der Nerv seine m\u00f6glichste Erregbarkeit (toute lexcitabilit\u00e9 qu'il peut reprendre) wiedererlangt, desto k\u00fcrzer ist, je gr\u00f6sser seine Reizbarkeit.\nEndlich haben neue Untersuchungen zu dem schon cilirten Satze gef\u00fchrt: In jedem Stadium des erm\u00fcdeten Muskels giebt es ein im Verlaufe seiner Th\u00e4tigkeit abnehmendes Zuckungsmaximum, welches durch Ruhe und Blut erreicht, aber nicht \u00fcberschritten wird. (C. Ludwig und Alex. Schmidt. 2)\nIn dieser hier angezogenen Arbeit ist auch nachgewiesen worden, dass wie die Gr\u00f6sse der m\u00f6glichen Leistungsf\u00e4higkeit eines Muskels (vom Warmbl\u00fcter) abnimmt, bei jeder neuen lelanischen Contraction, in \u00e4hnlicher Weise die Widerstandsdauer gegen Rlutleere sich mindert, bei jeder Unterbrechung der Circulation.3)\nDiese Thatsachen k\u00f6nnen zu bemerkcnswerthen Folgerungen verwerthet werden, welche am Ende dieser Arbeit ihre Stelle finden m\u00f6gen.\nEs er\u00fcbrigt nun zu-sehen, bis zu welchem Werthe der Neigungswinkel der Erm\u00fcdungslinie vergr\u00f6ssert werden kann, dadurch, dass die Reizintervalle verkleinert werden.\nMan kann das Zuckungstempo bis auf 4 in der Secunde beschleunigen, ohne wesentliche Abweichungen von der gesetz-m\u00e4ssigen Erm\u00fcdungslinie zu erhalten, dieselbe f\u00e4llt dann sehr steil ab. Steigert man die Frequenz der Reize bis auf 6 pro Secunde, so verschmelzen die anf\u00e4nglich separaten Contrac-tionen allm\u00e4hlig zu tetanischer Verk\u00fcrzung, weil in Folge der Erm\u00fcdung die einfachen Zuckungen l\u00e4nger werden (vergl. Fig. 121 in dem erw\u00e4hnten Ruche von Marey).\n1)\tAction physiologique du courant \u00e9lectrique. Ann. de Chim. et de Pliys. 2e s\u00e9rie, T. 19 (Janvier 1847) p. 66.\n2)\t1. c. p. 37.\n3)\t1. c. p. 35.","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"220\nH. Kronecker\n[734\nDamit w\u00e4re die Grenze der Beobachtung der Erm\u00fcdungsreihen gezogen. Manche Erscheinungen aber machen es wahrscheinlich, dass die Erm\u00fcdung in Folge von tetanisirenden Reizen \u00e4hnlich verl\u00e4uft, wie die durch einfache Contraetionen verursachte, nat\u00fcrlich modificirt durch die mit der Zuckungsdauer ver\u00e4nderliche Superposition der Zusammenziehungen. Es w\u00e4re dann ein Tetanus als eine Reihe von Zuckungen zu betrachten, welche mit der Geschwindigkeit der Einzelreize einander folgen. Diese h\u00e4tten \u00e4hnlichen Erm\u00fcdungseffect, wie eine gleiche Reihe von Contraetionen, die. durch Intervalle geschieden sind , welche Erschlaffung gestatten. rj\nW\u00e4hrend der frische Muskel lange auf der fl\u00f6he des Tetanus verharrt, sinkt der erm\u00fcdete schnell vom Maximum seiner Contraction herab, ohne dass darum dieses Maximum viel niedriger w\u00e4re, als das der vorhergehenden Zusammenziehung. Ja es kann bei hohen Erm\u00fcdungsgraden die Tetanuscurve auf eine Ordinale, die h\u00e4ufig noch ganz betr\u00e4chtliche L\u00e4nge hat, zusammenschrumpfen.\nIn der geringen Abnahme der Anfangsh\u00f6hen und dem sehr schnellen Absinken derTetanuscurven sp\u00e4terer Erm\u00fcdungsperioden erscheint eine auffallende Analogie mit den oben betrachteten, spitzen Erhebungen der Erm\u00fcdungscurve, welche man erh\u00e4lt, wenn man im sp\u00e4teren Verlaufe die gleichm\u00e4ssigen, kurzen Intervalle durch eine l\u00e4ngere Pause unterbricht.\nSehr deutlich zeigt sich diese Analogie in den Curven-reihen, welche ich in fr\u00fcherer Zeit von 2 Gastroknemien eines Frosches hatte zeichnen lassen, um den Einfluss der Arbeit auf die Erm\u00fcdung zu eruiren. (Vergl. Taf. III Linie 1 und 3 meiner Dissertation.1 2)\nEs war in diesem Falle der eine Muskel best\u00e4ndig tetanisirl, der andere in Intervallen von beinahe 1 Secunde aus dem Stromkreise geschaltet. W\u00e4hrend einer einzelnen Reizungsperiode hielt sich die kammf\u00f6rmige Curve des rhythmisch-con-trabirten Muskels l\u00e4ngere Zeit \u00fcber der Abscisse, als die gleich-m\u00e4ssig h\u00fcgelige des tetanisirlen, aber bei den folgenden (10 \u2014 15 Secunden distanten) Perioden blieben nicht nur dieAnfangs-\n1)\tVergl. Bernstein Untersuch, \u00fcb. d. Erregungsvorgang im Nerven- und Muskelsystem. Heidelberg 1871. S. 94.\n2)\tde Ratione, qua musculorum defatigatio ex labore eorum pendeal. Dissert. Berolini 1863.","page":220},{"file":"p0221.txt","language":"de","ocr_de":"735] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 221\nh\u00f6hen der K\u00e4mme kleiner, wie diejenigen der Tetanush\u00fcgel, sondern versagten auch fr\u00fcher g\u00e4nzlich.\nEin anderes Experiment, in welchem die Reizperioden beider Muskeln nur 5 Secunden lang gew\u00e4hlt wurden, mit ebenso grossen Ruhepausen, l\u00e4sst schon das allgemeine Erm\u00fcdungsgesetz erkennen. Die Anfangsh\u00f6hen der Tetanuscurven ordnen sich nahezu in eine gerade Linie, eb\u00e9nso die Anfangsh\u00f6hen der K\u00e4mme, nur dass die letzteren viel fr\u00fcher g\u00e4nzlich verschwinden als jene. Von den tetanischen Contractionen bleibt bald nur die erste Erhebung \u00fcbrig, w\u00e4hrend die kammf\u00f6rmigen Curven auch bei geringer H\u00f6he s\u00e4mmtliche Zacken erscheinen lassen.\nHier verhalten sich also die aussetzenden Reize zu den tetanisirenden, wie die Reize gr\u00f6sserer Intervalle zu denen kleinerer.\nNach intercurrenten, l\u00e4ngeren Ruhepausen erhebt sich die n\u00e4chste Zuckung, oder auch wohl, in minderem Maasse, ein Paar folgender, weit Uber das Niveau der sehr frequenten Zuckungsreihe. Die Differenzen zwischen den H\u00f6hen nach \u00f6secundiger Ruhe und den Zuckungen von 1 Secunde Intervall, sind nat\u00fcrlich kleiner, als die Anfangsh\u00f6hen der nach \u00f6secundigen Pausen einander folgenden Tetanuscurven, welche nur noch in einer Ordinate bestehen.\nDa aber die tetanischen Anfangsh\u00f6hen noch mehrere Male wiederkehren, nachdem auch die ersten H\u00f6hen der Kammperioden verschwunden sind, trotzdem die Gesammtzahl der passirten Einzelreize im ersten Falle gr\u00f6sser ist, als im zweiten, so muss man die weitere Annahme machen, dass schwache Reize, wenn sie unwirksam geworden sind, nicht mehr, oder wenigstens nicht mehr in dem vollen Maasse erm\u00fcdend wirken, wie es die effectlos gewordenen Maximalreize thun. Sp\u00e4ter aufzuf\u00fchrende Thatsachen werden zeigen, dass diese hier gebrauchte Unterstellung berechtigt ist.\nAuch andere Refunde weisen darauf hin, dass die Tetanuscurven steiler abfallen, wenn die Zahl der sie constituiren-den Reize w\u00e4chst. \u2019) Aus Engelmann's Versuchen \u00fcber die Wirkung von schnellfolgenden Stromst\u00f6ssen ergiebt sich, dass mit der Schnelligkeit ihrer Folge die Steilheit des tetanischen\n1) Wundt. Die Lehre von der Muskelbewegung. 1858. S. 183.","page":221},{"file":"p0222.txt","language":"de","ocr_de":"222\tH. Kronecker,\t[736\nAbfalles w\u00e4chst, und zwar soweit, dass endlich, anstatt Tetanus einfache Zuckung erfolgt. (Taf. II. Fig. i bis 4.')\nDiese Grenze \u00bbdie Anfangszuckung\u00ab hat auch Bernstein bei Anwendung von Inductionsstr\u00f6men gefunden.1 2)\nAeltere dahin geh\u00f6rige Angaben finden sich bei Eckard zusammengestellt.3) Aus diesen ist auch zu entnehmen, dass f\u00fcr st\u00e4rkere Str\u00f6me eine gr\u00f6ssere Zahl von Reizen n\u00f6thig ist, um den Tetanus zum Verschwinden zu bringen, als f\u00fcr schw\u00e4chere (.Heidenhain).\nIn einigen beil\u00e4ufigen Versuchen habe ich ineine Voraussetzung best\u00e4tigt gefunden, dass ein Tetanus geringerer Reizfrequenz l\u00e4nger anh\u00e4lt, als ein solcher, der aus gr\u00f6sserer Reizzahl constituirt wird, w\u00e4hrend die Anfangszuckungen der Perioden fast gleich gross sind.\nDiesen Retrachtungen \u00fcber Analogien der Erm\u00fcdung bei Tetanus und Einzelarbeit habe ich mehr Platz einger\u00e4umt, als dem noch kaum experimentell begr\u00fcndeten, daher ausserhalb der festen Grenze meiner Arbeit stehenden Gebiete zuk\u00e4me. Das hohe Interesse aber, welches der Tetanus als eigentlicher vitaler Contractionsmodus beansprucht, schien mir auch einen Hinweis auf noch nicht sicher gestellte Gesetze zu entschuldigen.\nDie Gr\u00f6sse der Arbeit eines Muskels in der Zeiteinheit zu \u00e4ndern, stehen uns zwei Mittel zu Gebote: Wir k\u00f6nnen \\. die Zuckungsfrequenz, 2. die Gr\u00f6sse der Lastung variiren.\nDen Effect, welchen die ersterw\u00e4hnte Aenderung auf die Erm\u00fcdung \u00fcbt, haben wir bisher behandelt; wie die Erm\u00fcdung von der Gr\u00f6sse und Art der Lastung abh\u00e4ngt, bleibt uns in diesem Abschnitte zu ermitteln.\nAlle mir bekannten Angaben \u00fcber den Einfluss der Lastung auf die Erm\u00fcdung des arbeitenden Muskels stimmen\n1)\tBeitr\u00e4ge zur allgemeinen Muskel-und Nerven-Physiologie. Pfl\u00fcger's Archiv f\u00fcr die gesammte Physiologie. 1871. S. 3 ff.\n2)\t1. c. S. 100 ff.\n3)\tExperimental-Physiologie des Nervensystems. 1867. S. 107.","page":222},{"file":"p0223.txt","language":"de","ocr_de":"737] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 223\ndarin \u00fcberein, dass mit den gehobenen Gewichten die Erm\u00fcdung zunehme. Daher habe ich mich erst nach vielen Versuchen entschlossen, das folgende Gesetz als g\u00fcltig anzusehen :\nIII. Die Differenz D der Erm\u00fcdungsreihe bleibt bei unver\u00e4ndertem Reizintervalle gleich, wenn die Ueberlastungen des arbeitenden Muskels ver\u00e4ndert werden. Mit anderen Worten : Wenn ein Muskel abwechselnd mit verschiedenen Gewichten \u00fcberlastet, in stets gleichen Intervallen maximale Zuckungen macht, so liegen die Endpunkte aller H\u00f6hen, auf welche ein Gewicht successive gehoben worden ist, in einer geraden Linie, und alle diese Verbindungslinien sind einander parallel.\nGleich in erster Linie will ich betonen, was ich fr\u00fcher schon hervorgehoben habe, dass dieses Gesetz, wie die zuvor aufgestellten nur innerhalb der Grenzen normaler Lastungen g\u00fcltig ist, das heisst, f\u00fcr Gewichte, welche 50 Gramm nicht \u00fcberschreiten, wenn der in dieser Arbeit vorzugsweise angewendete m. triceps femoris des Frosches als Beobachtungsobject dient. Nat\u00fcrlich w\u00fcrden f\u00fcr kleinere Muskel wie z. B. den viel gebrauchten Zungenmuskel, oder den Sartorius, viel geringere Gewichte als normale Grenzlastungen anzusehen sein.\nNach den Erfahrungen, welche wir schon fr\u00fcher \u00fcber die Unabh\u00e4ngigkeit des Muskels von der Art und Gr\u00f6sse der \u00fcberstandenen Arbeit gemacht haben, k\u00f6nnen wir den Vergleich der Erm\u00fcdungseffecte verschiedener Lastungen bei einem Muskel vornehmen.","page":223},{"file":"p0224.txt","language":"de","ocr_de":"224\nH. Kronecker,\n[738\nUntenstehendes Schema (Fig. 16) stellt die Erm\u00fcdungscurve eines Muskels dar, welcher in periodischem Wechsel mit 20 Gr. (206) und mit 40 Gramm (406) \u00fcberlastet, bei Reizintervallen von 4 Secunden seine Hubh\u00f6hen aufschrieb. Bei 206 beginnend, steigt die Curve von dem 20ten Zuckungsende (schwacher Ueberlastung) herab, zur ersten H\u00f6he bei starker Ueberlastung (406) ; von dem 20ten Hubende der 2ten Zuckungsdoppeldekade herauf zur 3ten und so weiter in gleichm\u00e4ssigem, d\u00fcnnzackigem Verlaufe.\nFig. 1\u00ab.\nDie Verbindungslinie der oberen Zacken ergiebt die Er-m\u00fcdungscurve bei 20 Gramm Ueberlastung, die der unteren Zacken die Erm\u00fcdungslinie f\u00fcr 40 Gramm. Beide Linien senken sich ann\u00e4hernd parallel gegen die Abscisse.\nDas letzte St\u00fcck der oberen Linie vermindert seine Neigung gegen die Abscisse etwas, nachdem die dem grossen Gewichte entsprechende Erm\u00fcdungscurve ihr Ende gefunden hat. Diese","page":224},{"file":"p0225.txt","language":"de","ocr_de":"739] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 225\nein wenig verz\u00f6gerte Erm\u00fcdung f\u00fcr kleinere Ueberlastung, nachdem die gr\u00f6ssere nicht mehr von der Unterlage abgehoben werden kann, ist eine Erscheinung, welche h\u00e4ufig (jedoch nicht regelm\u00e4ssig) wiederkehrt, und hat wohl ihren Grund in elastischen Nachk\u00fcrzungen, welche unten besprochen werden.\nDer gegenw\u00e4rtig nicht ber\u00fccksichtigte 2te Theil der Figur vom 440sten Reize ab, welcher den Zustand der Elaslicit\u00e4t und Gontractilit\u00e4t des erm\u00fcdeten, belasteten Muskels characterisiren soll, wird bei Besprechung der Eigenheiten belasteter Muskeln, erkl\u00e4rt werden.\nDas Versuchsergebniss, welches obige Figur versinnlicht, darf als gut \u00fcbereinstimmend mit dem aufgestellten Ulten Gesetze angesehen werden, wenn man im Auge beh\u00e4lt, dass die Curve die Contractionsgr\u00f6ssen, also auch deren Differenzen um das 1 Ofache vergr\u00f6ssert darstellt.\nZwei eingeschobene Ruhepausen von je 1 Minute Dauer, inmitten der 1. und der 8. Zuckungsdoppeldekade schwacher Ueberlastung, zeigen wieder den Unterschied der Ruhewirkung bei frischem und erm\u00fcdetem Muskel: im ersten Falle ist kaum eine Erhebung merklich, im zweiten steigt die erste Zuckung nach der Erholung bis nahezu 4,0 Mm. hoch, w\u00e4hrend die benachbarten 1,5 Mm. gross sind.\nDie Convergenz der 2 Erm\u00fcdungslinien ist sehr unerheblich. Die mittlere Differenz D zweier benachbarter Zuckungsh\u00f6hen des Muskels, bei 20 Gramm Ueberlastung, betr\u00e4gt 0,0186, bei 40 Gramm 0,0163.\nDie gr\u00f6ssere Neigung kommt also hier der Erm\u00fcdungslinie zu, welche dem kleineren Gewichte entspricht und dieses Ver-h\u00e4ltniss macht sich durchweg bei analogen Experimenten be-merklich.\nEs widerspricht dies geradezu der allgemeinen Annahme, dass Arbeit mit gr\u00f6sseren Gewichten , die Muskelerm\u00fcdung beschleunigt.\nDie Ursache dieser auffallenden Erschrinung ist in den durch die wechselnde Belastung eigenth\u00fcmlich modificirten Dehnungsverh\u00e4ltnissen des Muskels zu suchen. Derselbe wird n\u00e4mlich, w\u00e4hrend des Actes der Contraction von dem Gewichte, das in der Ruhe unterst\u00fctzt worden, gedehnt, und diese Dehnung hinterl\u00e4sst eine geringe Nachwirkung, die sich allm\u00e4hlig","page":225},{"file":"p0226.txt","language":"de","ocr_de":"H. Kronecker\n226\n[740\nw\u00e4hrend der Ruhe und (scheinbar schneller) w\u00e4hrend der Verk\u00fcrzung mit leichteren Gewichten verliert.\nIn Folge dieser Nachwirkung ist der entlastete, ruhende Muskel etwas l\u00e4nger, als er urspr\u00fcnglich gewesen, und macht (wenn ich mich so ausdr\u00fccken darf] w\u00e4hrend der Zusammenziehung etwas todten Gang. Der Zug am Gewichte erfolgt in etwas sp\u00e4terem Stadium der Contraction, die ganze Verk\u00fcrzung wird ein wenig geringer.\nNach den Angaben von Helmholtz ') dauert n\u00e4mlich die latente Reizung des mit 40 Gramm \u00fcberlasteten Muskels, 0,02Sec., in sp\u00e4terem Erm\u00fcdungsstadium 0,025 Sec. ; die latente Reizung des mit 20 Gramm \u00fcberlasteten Muskels w\u00e4hrt 0,0151 bis 0,017 Sec. Die Gewichtsdifferenz von 20 Gramm entspricht also den Zeitunterschieden von 0,0049 bis 0,008 Sec. (nach grossen Ueberlastungen). \u2014 Wird also der mit 40 Gramm \u00fcberlastete Muskel um 20 Gramm entlastet, (ohne dass man ihn aufs Neue auf seine nunmehrige, nat\u00fcrliche L\u00e4nge einstellt) so wird er den Reginn des Hubes versp\u00e4ten, und zwar um einen mit der Dauer der Nachwirkung wechselnden Rruchtheil der obigen Zeitdifferenz. 1 2) Diese Verz\u00f6gerung f\u00e4llt aber ungef\u00e4hr in denjenigen Theil der Zuckungscurve des unbelasteten Muskels, welcher nach Kl\u00fcnder\u2019s 3) Restimmungen der gr\u00f6ssten Kraftentwickelung entspricht (in die 3. und 4. y400 Sec.) und kann mithin schon einen merklichen Einfluss auf die Ausgiebigkeit der Zuckung haben.\nDaraus erkl\u00e4rt sich die st\u00e4rkere Neigung der f\u00fcr 20 Gramm Ueberlastung construirten Erm\u00fcdungslinie, im Vergleiche zu der 40 Gramm entsprechenden (Fig. 16).\nDie Elemente der ersteren stehen unter der schw\u00e4chenden Macht der Nachdehnung durch das gr\u00f6ssere Gewicht, die Elemente der letzteren werden g\u00fcnstig beeinflusst durch die Rehabilitation der Elasticit\u00e4t, w\u00e4hrend der verminderten Reckung.\nSp\u00e4ter wird mit H\u00fclfe des zweiten Theiles der Fig. 16 gezeigt werden, dass in der That die Nachdehnung so zu Stande kommt, wie es hier vorausgesetzt ist.\n1)\tMessungen \u00fcber den zeitlichen Verlauf der Zuckung etc. in M\u00fcller\u2019s Archiv f\u00fcr Anat. Physiol, und wissenschaftl. Medicin. 1850. S. 307.\n2)\tVergl. Helmholtz 1. c S. 312 u. S. 323 \u00a7. IV.\n3)\tVoruntersuchungen \u00fcber d. zeitlichen Verlauf der Muskelzuckung. Arbeiten aus dem Kieler physiol. Inst.it. 1869. S. 123.","page":226},{"file":"p0227.txt","language":"de","ocr_de":"741] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 227\nFig. 17.\nDie schon erw\u00e4hnte, verminderte Neigung des Endst\u00fcckes der oberen Erm\u00fcdungslinie (f\u00fcr20Gramm), nachdem die untere (f\u00fcr 40 Gramm) in die Abscisse gesunken ist, wird nunmehr erkl\u00e4rlich. Nachdem der ersch\u00f6pfte Muskel unf\u00e4hig geworden, die Spannung von 40 Gramm zu \u00fcberwinden, gelangt er bei den folgenden Reizen zu immer geringeren Spannungsh\u00f6hen, welche von Zuckung zu Zuckung abnehmenden Gewichten entsprechen, daher verliert die Nachdehnung mehr und mehr an Umfang und l\u00e4sst die Erm\u00fcdungscurve flacher abfallen.\nDem Verdachte zu begegnen, dass der regelm\u00e4ssige Wechsel der Lastung den gleichm\u00e4ssigen Erm\u00fcdungsabfall verschulde, m\u00f6ge noch ein Curvenst\u00fcck hier Platz finden, das den Theil eines Versuchs darstellt, in welchem zwischen die regul\u00e4ren Perioden von je 10 Reizen solche von 20 und 40 Reizen eingeschaltet sind.\nDie oberen Linienst\u00fccke zeichnen den Erm\u00fcdungsverlauf bei 20 Gramm, die unteren den bei 40 Gramm Ueber-lastung.\nDie mittlere Erm\u00fcdungsdifferenz der oberen Linie :\n5,0\n4,0\n3,0\n2,0\n1,0-\n(f\u00fcr 20 Gramm)\nZ)2o ist = 0,0211,\n120\n240 Reize\ndiejenige der unteren\nLinie:\tZ)40\t= 0,0210.\nBei den meisten derartigen Versuchen zeigten sich die Unterschiede der Erm\u00fcdungsdifferenzen zu Gunsten des gr\u00f6sseren Gewichtes:\n1) D20 = 0,0237\nD40 = 0,02 0 0\n2)\tD20 = 0,0154 Dm = 0,0133\n3)\tZ)20 = 0,0160 O40 = 0,01 40\nUntermaxi-male Reize.\nD20 = 0,0178 Z)40 = 0,0171\n7)20 = 0,0116\nZ>40 = 0,0100\nMaximale\nReize.\n15*","page":227},{"file":"p0228.txt","language":"de","ocr_de":"228\nH. Kronecker,\n[742\n4)\t7*20\t= 0,0351\t5)\t7*20\t= 0,0281\n\t7*50\t= 0,0300\t\t7*50\t= 0,0208\n6)\t7*20\t= 0,0223\t7)\t7*20\t= 0,0154\n\t7*50\t= 0,0200\t\t7*50\t= 0,0100\n8)\t7*20\t= 0,0198\t9)\t7*20\t= 0,0121\n\t7*50\t= 0,0133\t\t7*50\t= 0,0156\nFreilich geben die Muskeln, bei denen 50 Gramm Ueber-lastung, abwechselnd mit 20 Gramm angewendet worden, nicht immer f\u00fcr den ganzen Verlauf gerade Erm\u00fcdungslinien.\nZuweilen zeigt der Anfangstheil der 50 Gramm Curve eine nach oben convexe Kr\u00fcmmung, welche verz\u00f6gerte Erm\u00fcdung andeutet, w\u00e4hrend die 20 Gramm entsprechende Curve h\u00e4ufig mit anf\u00e4nglicher Beschleunigung der Abscisse zuf\u00e4llt.\nAuch diese Abweichungen vom gesetzm\u00e4ssigen Erm\u00fcdungsgange werden nach dem, was vorher Uber den Einfluss der Nachdehnungen gesagt worden ist, verst\u00e4ndlich sein.\nDie Variationen der L\u00e4nge, zumal des frischen, noch sehr beweglichen Muskels, wachsen mit der Gr\u00f6sse und der Differenz der Ueberlastungsgewichte.\n\u00bbEs wird ein Theil der Ueberlastung zur Belastung\u00ab bei Uebergang vom leichteren zum schwereren Gewichte ; wenn dem schweren das leichte folgt, wird dieses als Ueberlastung \u00bbmit Flucht\u00ab *) an den ganz schlaffen Muskel geh\u00e4ngt.\nEbenso, wie mit zwei Werthen der Ueberlastung, kann man mit mehreren unser Gesetz pr\u00fcfen, indem man dem Muskel verschiedene Gewichte in beliebigem Wechsel zur Hebung Uber-giebt. Man wird auch dann noch die wesentlichen Merkmale der Gesetzm\u00e4ssigkeit erkennen, nur etwas getr\u00fcbt durch die mannigfach sich kreuzenden Nachdehnungswellen.\nDie Reihenfolge der Ueberlastungen bei derartigen Versuchen entsprach den von Eduard Weber1 2) gegebenen Regeln.\nDie Resultate eines solchen Experimentes, welches, um seiner Ausf\u00fchrlichkeit willen, als Muster passen kann, wenn es auch an Gesetzm\u00e4ssigkeit anderen Curven \u00e4hnlicher Art nach-\n1)\tA. W. Volkmann. Versuche u. Betrachtungen \u00fcber Muskelcontrac-tilit\u00e4t. Miiller's Archiv f\u00fcrAnat., Physiol, etc. 1858. S. 240.\n2)\tMuskelhewegung. Handw\u00f6rterbuch der Physiologie. Bd. III. Abth. 2. S. 79.","page":228},{"file":"p0229.txt","language":"de","ocr_de":"743] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 229\nsteht, sind in der folgenden Figur nach den schon mitgetheilten Normen wiedergegeben.\nZu Beginn dieses, wie aller anderen Versuche, wurde bei ~0 Gramm Ueberlastung der Maximalreiz aufgesucht. Bei dieser Gelegenheit erfuhr man auch die Hubh\u00f6he des mit 20 Gramm \u00fcberlasteten, frischen Muskels, welche in diesem Falle 7,0 Mm. betrug.\nDieser Punkt ist bei 7,0 in Fig. \\ 8 bezeichnet. Die dicken 7,0 Curvenst\u00fccke in derselben geben ferner in gleicherweise, wie es bei den zwei vorhergehenden Figuren 5,0 geschehen, die Zuckungsperioden wieder, 4 welche hier, mit zwei Ausnahmen, aus je 24 Contraclionen be- 3-\u00b0 stehen. Die an der Spitze jeder Periode 2o stehende Ziffer bezeichnet die Zahl der Gramme, welche bis 1-\u00b0 zum 360ten Beize als Ueberlastung, dann als Belastung dem Muskel angeh\u00e4ngt waren. So folgen also nach der Anfangs\u00fcberlastung mit 20 Gramm, solche mit 30 Gr., 40, 50, 70, 50, 40, 30, (Doppelperiode, in deren Mitte, nach kurzer Ruhe, Tempowechsel von 6 zu 3 Sec., vorgenommen wurde), dann 20 Gr., 30, 40, 30, 20, 30, 20; hierauf die Belastungsgewichte: 20 Gr., 30, 30, 20, 20a, (Doppelperiode bei Intervallen von 6 Secunden).\nDie Horizontalstriche bei\t2L bezeichnen die Gr\u00f6sse\nder a nf\u00e4n glichen Dehnung durch resp. 20, 30, 20 Gramm.\nDie Betrachtung der Curve zu erleichtern, wollen wir den Anfangspunkt der ersten Periode jeder Ueberlastung mit dem Endpunkte der letzten Periode gleicher Ueberlastung ver-\nFig. 18.\n480 Reize","page":229},{"file":"p0230.txt","language":"de","ocr_de":"230\tH. Kronecker,\t[744\nbunden denken. Der Punkt bei 7,0 gilt als Anfang der Erm\u00fcdungslinie f\u00fcr 20 Gramm.\nDie 5 geraden Linien, welche hierdurch entstehen, den 5 angewandten Gewichten entsprechend, sind nahezu parallel. Die Erm\u00fcdungsdifferenz, welche die Neigung der so gefundenen Erm\u00fcdungslinie des mit 20 Gramm \u00fcberlasteten Muskels bestimmen w\u00fcrde: D20 w\u00e4re = 0,0192, die nach solcher Methode gefundene Erm\u00fcdungsdifferenz f\u00fcr 30 Gr. Ueberlastung : D-i0 w\u00e4re = 0,0176, dem entsprechend D4O=0,0189, Z)50 = 0,0 1 83, i)70 = 0,0112. Keine dieser Erm\u00fcdungslinien nimmt alle zugeh\u00f6rigen Curvenst\u00fccke vollst\u00e4ndig auf.\nAm weitesten bleiben wiederum die Gr\u00f6ssen der mit 20 Gr. Ueberlastung gezeichneten H\u00f6hen (von den mittleren Ordinaten-werthen 2,5 und 1,3) unter den gesetzm\u00e4ssigen.\nDer Muskel steht w\u00e4hrend dieser Zuckungsperioden unter dem sch\u00e4dlichen Einfl\u00fcsse der starken Dehnungen, welche er kurz zuvor von den grossen Ueberlastungsgewichten erfahren hatte. Und zwar ist bei der ersten der Effect bedeutender, als bei der zweiten, weil dieser geringere Gewichte vorausgehen. Bei der dritten, 20 Gr. angeh\u00f6rigen Periode endlich hat der Muskel, durch keine gr\u00f6ssere Spannung (als h\u00f6chstens 30 Gr.) mehr in seiner allm\u00e4hlichen Nachk\u00fcrzung gest\u00f6rt, die normale Erm\u00fcdungslinie ann\u00e4hernd erreicht. Die Curvenst\u00fccke, welche 30 Gr. Ueberlastung entsprechen, zeigen \u00e4hnliches Verhalten. Das zweite (welches 4 Dutzend Zuckungen umfasst) ist in der Mitte geknickt, weil w\u00e4hrend kurzer Ruhe (des dann entlasteten Muskels) die Nachk\u00fcrzung eine Beschleunigung erfahren hat, welche durch das schnellere Tempo nicht \u00fcbercompensirt wird. Die sp\u00e4teren Curvenst\u00fccke f\u00fcr 30 Gr. fallen nahezu in die gesetzliche Erm\u00fcdungslinie. Die Anfangsh\u00f6he der zweiten Zuckungsperiode bei 40 Gr. Ueberlastung liegt der normalen Erm\u00fcdungslinie f\u00fcr 40 Gr., deren Richtung das erste Curven-st\u00fcck angiebt, ferner, als die Endh\u00f6he derselben. In erh\u00f6htem Maasse zeigt sich bei dem zweiten St\u00fcck der 50 Gr. entsprechenden Curve diese Ablenkung ; sie hat die Bedeutung einer w\u00e4hrend der Periode stark abnehmenden Nachdehnung. F\u00fcr die Erm\u00fcdungslinie von 70 Gr. ist nur ein Bestimmungsst\u00fcck da, welches absolut sehr niedrige Zuckungsh\u00f6hen umfasst und vielleicht darum flacher abf\u00e4llt.","page":230},{"file":"p0231.txt","language":"de","ocr_de":"745] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 231\nDer zweite Theil der Figur, welcher die Erm\u00fcdungsver-h\u00e4ltnisse bei wechselnder Bela stung behandelt, wird sp\u00e4ter besprochen werden.\nDie folgenden Zahlen-Tabellen f\u00fchre ich noch an, um zu zeigen, dass die Abweichungen vom geselzm\u00e4ssigen Erm\u00fcdungslaufe bei vielfachem Wechsel der Ueberlastungen nicht zuf\u00e4llige sind, sondern durch die Alteration der elastischen Eigenschaften des ruhenden Muskels bedingt; ihrer Gr\u00f6sse nach ver\u00e4nderlich, mit der bei verschiedenen Muskeln sehr variirenden Dehnbarkeit. Die Gr\u00f6ssen der Dehnung, welche wie fr\u00fcher (S. 715) mit einem \u00e2 bezeichnet worden, dem die Zahl der angeh\u00e4ngten Gramme beisteht, sind bei jedem Experimente f\u00fcr einige Gewichte angegeben. Diese Bestimmungen waren zwar mit meinen Apparaten nicht sehr genau zu machen, doch hinreichend, um die grossen Differenzen , welche in der Dehnbarkeit selbst zwischen den 2 analogen Muskeln eines Thieres (vergl. \u00dfund C) bestehen, zu beweisen.\nDie Zahlen beziehen sich stets auf wirkliche Contractions-werlhe. Als Einheit dient das Millimeter. \u2014\nH bedeutet : Gesetzm\u00e4ssige, mittlere H\u00f6he einer Periode.\nHa\u2014ha\tUnterschied der gesetzm\u00e4ssigen und der\nbeobachteten Anfangsh\u00f6he einer Periode.\nHt\u2014he\tUnterschied der gesetzm\u00e4ssigen und der\nbeobachteten Endh\u00f6he einer Periode.\n1)2).... ordnen die Perioden nach zeitlicher Folge.\nA.\n6 Secunden Reizintervall, von 9) ab 3 Sec. Intervall.\n\t\t=\t2,6 tf3o\t= 3,5 <V =\t4,1\tMm.\t\n\t20 Gr.\t\t30 Gr.\t40 Gr.\t\t50 Gr.\t70 Gr.\nH\t1)\t7,3\t2)\t5,1\t3)\t3,7\t4)\t2,6\t5)\t0,4\n\"a-K\t\t\t0,0\t0,0\t\t0,0\t0,0\n\"e-h\t\t\t0,0\t0,0\t\t+ 0,1\t\u2014 0,1\nH\t\t8)\t2,5\t7)\t2,0\t6)\t1,8\t\n\"a hfi\t\t\t0,0\t+0,12\t\t+ 0,5\t\nHg-hg\t\t\t0,0\t0,0\t\t3\t","page":231},{"file":"p0232.txt","language":"de","ocr_de":"H. Kronecker,\n[746\n232\n20 Gr. 30 Gr. 4 0 Gr. 50 Gr. 70 Gr.\nH 10) '3,7\t9)\t2,1\nHa\u2014ha 4-0,55\t0,0\nU\u00df\u2014h\u00df\t4-0,5\t0,0\nH\t11)\t1,25\t12) 0,12\nna-K\t\t\u20140,55\t\u2014 0,38\nHe-he\t\t\u2014 0,45\t-0,5\nH\t14)\t2,05\t13)\t0,45\nHa\t\t4-0,35\t-0,35\nH g\th g\t\t4-0,2\t\u2014 0,4\nH\t16)\t1,2\t15)\nHa\u2014ha\t\t4-0,15\t-0,7\nHe~he\t\t0,0\t-0,75.\nB.\n<f20 = 3,3 (f3o = 4,3 Mm. 4 Sec. Reizintervall.\n20 Gr. 30 Gr. 40 Gr. 50 Gr.\nH\t1)\t8,6 2)\t5,6\t3)\t3,5\t4)\t1,75\nHa\t\t0,0\t0,0\t0,0\nH e he\t\t4-0,05\t4- 0,05\t0,0\nH\t7)\t5,45 6)\t3,65\t5)\t2,55\t\nHa-K\t4-0,92\t4-0,65\t4-0,25\t\nHg-hg\t4-0,95\t4-0,4\t4-0,25\t\nH\t8)\t2,65\t9)\t0,55\t10)\t0,\nHa-ha\t\t4-0,4\t-0,18\t\nHg-he\t\t4-0,4\t-0,15\t\nH\t13)\t2,4 12)\t0,7\t11) 0,0\t\nHa h a\t4-0,45\t0,0\t-0,2\t\nH g hg\t4-0,4\t0,0\t\t\nH\t15)\t1,4 14)\t0,0.\t\t\nHa ha\t4-0,15\t-0,5\t\t\nHg-hg\t4-0,15\t\t\t","page":232},{"file":"p0233.txt","language":"de","ocr_de":"747] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 233\nC.\n<?20 = 2,2\t<y30 = 2,8 Mm.\t4 Sec. Reizintervall.\t\t\t\n20 Gr.\t30 Gr.\t40 Gr.\t50 Gr.\t\nH\t1)\t7,9\t2)\t5,5\t3)\t4,0\t4)\t2,4\nIia-K\t0,0\t0,0\t0,0\t\t0,0\nl'e he\t0,0\t+ 0,1\t+ 0,05\t\t+ 0.1\nH\t7)\t5,5\t6)\t4,1\t5)\t3,2\t\t\nHa\u2014ha\t+0,7\t+0,5\t+ 0,25\t\t\nHe\u2014he\t+0,7\t+ 0,25\t+ 0,45\t\t\nH\t8)\t3,25\t9)\t1,75 10)\t\t0,3\nHa ha\t0,0\t0,0\t\t-0,3\nHe hg\t+0,1\t0,0\t\t\u2014 0,2\nII\t13)\t3,05\t12)\t1,75\t11) 1,0\t\t\nIIa\u2014ha\t+0,25\t0,0\t-0,05\t\t\nHg-hg +0,35\t+ 0,05\t+ 0,02\t\t\nII\t15)\t2,25\t14) 1,0\t\t\t\nHa\u2014ha\t0,0\t\u2014 0,3\t\t\t\nHe-he\t0,0\t\u2014 0,45.\t\t\t\n\tD.\t\t\t\nC\u00ce20 = 1,7,\t= 2,4 Mm.\t3 Sec. Reizintervall.\t\t\t\n20 Gr.\t30 Gr.\t40 Gr.\t50 Gr.\t70 Gr.\t\nII\t1)\t6,85\t2)\t5,05\t3)\t3,5\t4)\t1,9\t5) 0,2\nHa h a\t0,0\t0,0\t\t0,0 0,0\nH-hg\t+ 0,2\t+ 0,3\t\t0,0 \u20140,1\nH\t9)\t2,75\t8)\t1,9\t7)\t1,4\t6)\t0,85\nHa\u2014ha +0,7\t+0,4\t+ 0,4\t\t+ 0,1\nHe\u2014he\t+0,6\t+ 0,35\t-4-0,4\t\t0,0\nH\t11)\t1,75\t10)\t0,85\t\t\t\nHa ha +0,15\t0,0\t\t\t\nHe-he\t0,0\t0,0.\t\t\t","page":233},{"file":"p0234.txt","language":"de","ocr_de":"234\n11. Krone cker,\n[748\nE.\n<?20 = < ,75 (I30 = 2,45 Mm. 3 Sec. Reizintervall.\n\t20 Gr.\t\t30 Gr.\t\t40 Gr.\t\t50 Gr.\t70 Gr.\n//\t*)\t6,5\t2)\t5,0\t3)\t3,4\t4)\t2,2 5)\t0,2\nHa-\tha\t\t\t0,0\t\t0,0\t0,0\t0,0\nll e-\t\u2014he\t\t\t+ 0,2\t\t+ 0,1\t0,0\t-0,1\nH\t9)\t2,:i\t8)\t1,7\t7)\t1,3\t6) 1,1\t\nHa-\t\u2014ha\t+ 0,7\t\t+ 0,5\t\t+ 0,175\t+ 0,35\t\nHe-\t-he\t+ 0,5\t\t+ 0,4\t\t+ 0,25\t+ 0,32\t\nH\t11)\t1,2\t10)\t0,75\t\t\t\t\nHa-\t-ha\t+ 0,2\t\t+0,15\t\t\t\t\nlle-\t~'hg\t0,0\t\t-0,15\t\t\t\t\nAus den Tabellen ist ersichtlich, dass die ersten Curven-slilcke gesetzm\u00e4ssig abfallen, oder h\u00e4ufig ein klein wenig steiler, wodurch die Differenz He\u2014he der Endh\u00f6hen von den ersten Perioden bei wachsenden Ueberlastungen kleine positive Werthe erhalten; wie z. B. Tabelle E 2) bis 4). Sub. 5) derselben Tabelle ist die Differenz sehr klein, aber negativ (bei 70 Gr. Belastung) , ebenso in Tabelle I) und A bei 70 Gramm. Die Dehnungen scheinen bei so grossem Gewichte w\u00e4hrend der unbedeutenden Hebungen nur wenig mehr zu wachsen. Die n\u00e4chsten Unterschiedswerthe f\u00fcr die H\u00f6hen abnehmender Ueberlastung (welche in den betreffenden Zeilen der Tabellen von rechts nach links einander folgen) sind positiv; stets bei 20Gr.am gr\u00f6ssten. Es liegen also die gesetzlichen Erm\u00fcdungslinien h\u00f6her, als die gefundenen Curvenst\u00fccke abnehmender Gewichte (s. Tabelle E 6) bis 9). Wenn die Gewichte wieder zunehmen, so mindern sich die Differenzen und werden endlich negativ, d. h. die gesetzlichen Linien verlaufen unterhalb der betreffenden Curvenst\u00fccke (Tabelle E 9) bis 4 0).\nSo documentirt sich der Einfluss der Nachdehnungen und Nachk\u00fcrzungen, welcher durch regelm\u00e4ssigen Wechsel der Ueberlastungen wohl etwas gemildert, doch nicht g\u00e4nzlich eliminirt werden kann. Ein Paar St\u00fccke von Original-Curven sollen wieder die Gewinnungsart der milgelheilten Besullate erl\u00e4utern.","page":234},{"file":"p0235.txt","language":"de","ocr_de":"235\n749] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln,\nFig. 19 zeigt die Zuckungsreihe eines unerm\u00fcdeten Muskels bei 6 Se-cunden Reizintervallen und wachsenden Ueberlastungsgewichten. Die ann\u00e4hernde Parallelit\u00e4t der Erm\u00fcdungslinie ist schon aus diesen St\u00fccken erkennbar.\nAusserdem wird hier wieder das l\u00e4ngst bekannte Factum erl\u00e4utert, dass die Gr\u00f6sse der Gontractionen nicht umgekehrt proportional den Ueberlastungen sich \u00e4ndert; ebenso, dass das Maximum der Arbeit einer Zuckung h. p bei einem mittleren Gewichte auftritt, welches in diesem Falle 30 Gramm ist. Aus dem eben besprochenen Gesetze ergiebt sich, dass das Verh\u00e4ltniss der H\u00f6hen , auf welche verschiedene Gewichte vom Muskel in demselben Erm\u00fcdungsstadium gehoben werden, mit jeder Zuckung sich \u00e4ndert. \u2014 Weil die H\u00f6hen der Zuckungszahl umgekehrt proportional abnehmen, die Differenz zwischen den H\u00f6hen verschiedener Gewichte aber in allen Erm\u00fcdungsstadien dieselbe bleibt, so muss das Verh\u00e4ltniss einer Hubh\u00f6he kleinen Gewichts zu einer gleichzeitigen, grossen Gewichts, mit zunehmender Erm\u00fcdung wachsen.\nIn gleicher Weise wird das Verh\u00e4ltniss der Arbeitsgr\u00f6ssen pH : Ph mit der Anzahl der Gontractionen zunehmen.\nSo best\u00e4tigen sich die Beobachtungen von E. Weber, ') denen zufolge \u00bbMuskeln, wenn sie erm\u00fcdet sind bei\n1) 1. c. S. 99.\nFrischer Muskel, bei Reizintervallen von 6 Secunden, mit gradatim wachsenden Ueberlastungen von 20, 30, 40, 50, 60 Gr.\nversehen.","page":235},{"file":"p0236.txt","language":"de","ocr_de":"Muskel mittlerer Erm\u00fcdungsstufe, bei Reizintervallen von 6 Secunden, mit successive wechselnder Ueberlastung von 20, 30,\n40, 50 Gramm arbeitend.\nH. Kro.vkcker,\n336\n[7 50\nleichterer Arbeit unverh\u00e4ltnissm\u00e4ssig mehr zu leisten im Stande sind, als wenn sie zu schwerer Arbeit verwendet werden. \u00ab\nW\u00e4hrend in dieser Figur (Fig. 19) l\u00e4ngere Zuckungsperioden f\u00fcr jede Ueberlastung die Richtung der Erm\u00fcdungslinie bestimmen, geben in Fig. 20 k\u00fcrzere, periodisch wiederkehrende Curvenst\u00fccke gleichen Gewichts, Bestimmungsorte f\u00fcr den Verlauf der Erm\u00fcdungslinie.\nDie Verbindungslinien der Endpunkte von H\u00f6hen gleicher Ueberlastung sind gerade und einander ann\u00e4hernd parallel. Nur die H\u00f6hen der vorletzten Periode von Zuckungen mit 30 Gr. reichen nicht ganz bis an die entsprechende Verbindungslinie.\nMit wachsenden Gewichten nehmen die Hubh\u00f6hen stufenweise ab und wachsen wieder in \u00e4hnlichem Verh\u00e4ltnisse bei verringerten Ueberlastungen. Jedoch sind die (nach links) aufsteigenden Stufen etwas niedriger, als die absteigenden. Die Ursache von diesem Verhalten ist, wie oben auseinandergesetzt worden, in dem sch\u00e4digendem Einfl\u00fcsse der gr\u00f6sseren Gewichte, welche den niedrigsten Zuckungsstufen entsprechen, zu suchen. Weder die H\u00f6he der Contractio-nen, noch die Gr\u00f6sse der geleisteten Einzelarbeit beeinflusst den Gang der Erm\u00fcdung. Die sichtbaren Contractionen k\u00f6nnen selbst auf den Werth 0 sinken, ohne dass die folgende Zuckungsperiode ihren dem Orte und den augenblicklichen Bedingungen entsprechenden Werth \u00e4ndert.","page":236},{"file":"p0237.txt","language":"de","ocr_de":"751] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 237\nIY. Die Differenz D der Erm\u00fcdungsreihe eines in gleichen Zeitintervallen gereizten, belasteten Muskels bleibt constant, bis die Gr\u00f6sse der Zuckung y gleich geworden ist: der Gr\u00f6sse der Dehnung d durch das an den ruhenden Muskel geh\u00e4ngte Gewicht. Von dieser Stelle der Reihe an nimmt die Differenz mit der Anzahl n der Glieder ab, und n\u00e4hert sich dem\nWerthe :\t\u2022\nn2D\nMit anderen Worten : Die Verbindungslinie der H\u00f6henendpunkte eines mit unver\u00e4nderlichem Gewichte belasteten, in gleichen Zeitintervallen sich contrahirenden Muskels, verl\u00e4uft geradlinig, bis die Werthe der H\u00f6hen kleiner geworden sind, als die Werthe der Dehnung des ruhenden Muskels durch dasselbe Gewicht. Von diesem Punkte ab wird die Verbindungslinie nahezu eine Hyperbel, deren eine Asymptote die Dehnungslinie des ruhenden Muskels ist.\nSchon bei Gelegenheit der Erkl\u00e4rung von Taf. 4, und des daraus gewonnenen Curvenschema Fig. 5, hat das hier formulirte Gesetz angedeutet werden m\u00fcssen (S. 715). Auch an anderen Stellen ist auf die Besprechung der charakteristischen Unterschiede der Erm\u00fcdung belasteter und \u00fcberlasteter Muskeln, verwiesen worden.\nEinige kleine Abweichungen ausgenommen, welche wir bald betrachten werden, verh\u00e4lt sich die von Contraction zu Contraction vorschreitende Erm\u00fcdung des belasteten Muskels, wie die des \u00fcberlasteten.\nDie der Zahl der Zuckungen proportional wachsende Erm\u00fcdung des belasteten Muskels folgt scheinbar einem anderen Gesetze, sobald die Zuckungsgr\u00f6sse kleiner geworden ist, als die Dehnung des ruhenden Muskels durch das belastende Gewicht.\nZum Vergleiche der Wirkung von Ueberlastungen und Belastungen , k\u00f6nnen wir einen Muskel verwenden, wenn wir die Gewichte so klein w\u00e4hlen, dass keine st\u00f6rende Nachwirkung der Nachdehnungen zu bef\u00fcrchten ist.\nDas folgende Schema (Fig. 21), welches mit H\u00fclfe von schon h\u00e4ufig erw\u00e4hnten Regeln nach den Resultaten eines Experimentes construirt worden ist, gestattet einen schnellen Ueberblick \u00fcber den Verlauf der 2 den Ueberlastungen und Belastungen zugeh\u00f6rigen Erm\u00fcdungslinien. Die Grundlinie des Schema, auf welcher die Anzahl der Reize als Abscissen aufgetragen sind,","page":237},{"file":"p0238.txt","language":"de","ocr_de":"H. Kronecker,\n238\n[752\nentspricht der Gleichgewichtslage des belasteten, wie des \u00fcberlasteten Muskels.\nDie Dehnungsgr\u00f6sse (1,2 Mm.) des mit 30 Gramm belasteten Muskels ist als Anfangsordinate aufgelragen (\u00ae5i). Jeder Zuckungsperiode (von 12 H\u00f6hen), vom Muskel mit Ueber-Iastung von 30 Gramm (30 b) ausgef\u00fchrt, folgt eine mit Belastung von 30 Gramm (30 a) vollbrachte.\nFig. 21.\n360 480 Reize\n3) 0,0075 4) 0,007 5) 0,0046\nDie zweite Periode f\u00fcr 30a \u00fcberragt die benachbarten, die \u00fcbrigen bis zur H\u00f6he 1,3 (=\u00f4 30) liegen ziemlich genau in einer geradenLinie, welcher die Verbindungslinie der Perioden f\u00fcr 30b parallel l\u00e4uft.\nEs ist die Differenz der Erm\u00fcdungsreihe f\u00fcrdieBelastung mit 30 Gr.: D30a = 0,0222, diejenige der Erm\u00fcdungsreihe f\u00fcr die Ueberlastung mit 30 Gramm: D30b = 0,0220. Von dem Punkte, wo die Zuckungsh\u00f6he des mit 30 Gr. belasteten Muskels gleich d wird, erhalten die Differenzen (d) f\u00fcr die folgenden Belastungsperioden diese, grob durchschnittlich bestimmten Werthe: 1) 0,011 2) 0,008 ) 0,0042 7) 0,0025.\nDem Hyperbelgeselze zufolge w\u00fcrden die d folgende Werthe haben: 1) 0,010\t2) 0,0084 3) 0,007 4) 0,0061 5) 0,005\n6) 0,0046 7) 0,0041.\nZu der Annahme, dass die Zuckungsh\u00f6hen y, welche kleiner als \u00f6 sind, durch die Gleichung yn2 + [n\u20141) yn D = d2 bestimmtwerden, hat die Voraussetzung geleitet, dass das Gesetz der Erm\u00fcdung f\u00fcr den ganzen Arbeitsverlauf, auch des belasteten Muskels gelte, nur modificirt erscheine in dem Theile der Erm\u00fcdungscurve, deren gr\u00f6sste Ordinale gleich d ist. Von diesem Punkte ab w\u00e4chst mit jeder Zuckung der Antheil, welchen","page":238},{"file":"p0239.txt","language":"de","ocr_de":"753] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 289\ndie elastischen Kr\u00e4fte des gespannten Muskels an dem Contrac-tionsacte haben.\nUm die Zergliederung des complicirten Vorganges ') zu erleichtern, wollen wir folgende Annahmen vorausschicken, deren Berechtigung, innerhalb der Grenzen des jetzt betrachteten, kleinen Zuckungsumfanges, wir sp\u00e4ter pr\u00fcfen werden:\n1)\tEin Muskel, welcher seine Ueberlastung nicht mehr zu heben vermag, vollbringt mit leichteren Gewichten belastet, Zuckungen, deren erste H\u00f6hen den Gr\u00f6ssen der Gewichte umgekehrt proportional sind.\n2)\tDie Verbindungslinie der, gleichen Gewichten entsprechenden H\u00f6henendpunkte ist eine gerade, und die verschiedenen Verbindungslinien, welche den verschiedenen Gewichten zugeh\u00f6ren, sind einander parallel.\n3)\tDie L\u00e4nge des durch ein Gewicht gedehnten, ruhenden Muskels, nimmt proportional der Gewichtsverminderung ab.\nJetzt wollen wir, beispielsweise, einen Muskel betrachten, welcher soweit erm\u00fcdet ist, - dass er eine Ueberlastung von 20 Gr. eben nicht mehr von der Unterlage abheben kann. Wenn wir die St\u00fctze des Gewichtes entfernen, so wird der Muskel durch die Last von 20 Gr. um ein St\u00fcck z. B. 1 Millimeter verl\u00e4ngert. Verringern wir jetzt die Last um 1 Gr., so verk\u00fcrzt sich der Muskel, der Voraussetzung 3) zufolge, um den 2Osten Theil seiner Dehnung, also ^ Mm.; es w\u00e4ren mithin durch die Entlastung um 1 Gr., 19 Gr. ^ Mm. gehoben. Wird ein zweites Gramm weggenommen, so wird der elastische K\u00f6rper um weitere ^Mm. k\u00fcrzer und hebt dabei 18 Gr. Mm. Die Befreiung vom 3. Gramm l\u00e4sst 17 Gr. um ^ Mm. aufw\u00e4rts bewegen, u. s. w., bis endlich der vom 19ten Gramme erl\u00f6ste K\u00f6rper das letzte \u00fcbrig bleibende 1 Gramm-Gewicht noch um ^ Mm. hebt.\nWir sehen vorl\u00e4ufig von diesem 2 Osten Gramme ab, welches den Muskel noch belastet. W\u00fcrden wir es im Ganzen fortnehmen, so verl\u00f6re die freie Elasticit\u00e4t den Angriffspunkt, der Muskel verk\u00fcrzte sich leer, bis auf seine nat\u00fcrliche L\u00e4nge.\nZum Gesch\u00e4fte des Entlastens w\u00fcrden wir nur verschwindende Arbeit aufzuwenden brauchen, denn die Gewichte k\u00f6nn-\n1) Die einfache mathematische Darstellung. Siehe Monatsber. d. Berl. Akad. d. Wissensch. 1870. S. 636.","page":239},{"file":"p0240.txt","language":"de","ocr_de":"240\nH. Kronecker,\n[754\nten so angebracht sein, dass der geringste, seitliche Anstoss sie successive abfallen liesse.\nDurch das Wegschaffen von 1 Gr. Gewicht haben wir also die'vom elastischen K\u00f6rper geleistete Arbeit von 19^ Millimeter-Gramm ausgel\u00f6st, durch grammweise Erleichterung um 2 Gr. im Ganzen die Arbeit (19 + 18). ^ Mm.-Gr., durch 3 Gr. die Arbeitssumme (19+18+17). ^ Mm.-Gr., danach erlangen wir durch die succesive Entfernung der Belastungen von 19 Gr. die Gesammtarbeit (19 + 18+17+...........+1 ) - J^Mm.-Gr.\nDie Summe der eingeklammerten arithmetischen Reihe ist = (19 + 1). y, also der Werth des Arbeitsproductes\n20.19\t1\n== ^ Mm.-Gr.\n2 20 *\nDie Gr\u00f6sse der Arbeit, welche durch Hebung eines Gewichtes von 20Gr. um -|$Mm. geleistet wird, ist = 19Mm.-Gr.; also kann die H\u00e4lfte der gesammten Hubarbeit durch Entlastung um 19 Gr. eines vollkommen elastischen, durch 20 Gr. gespannten K\u00f6rpers gewonnen werden. Der durch 20 Gr. belastete Muskel braucht also, ausser seinen elastischen Kr\u00e4ften, nur eine Arbeit, welche Mm.-Gr. \u00e4quivalent ist, aus den erst bei der Contraction sich entwickelnden Kr\u00e4ften hinzuzuf\u00fcgen, um die gegebenen 20 Gr. auf die H\u00f6he Mm. zu f\u00f6rdern.\nUm zu ermitteln, welchen Theil von dem 20sten, bisher nicht ber\u00fccksichtigten Gramme die elastischen Kr\u00e4fte von -^Mm. bis auf 0 zu bringen verm\u00f6gen, m\u00fcssen wir wieder den Vorgang zerlegen. Wir theilen also dieses I Gramm, wie wir es mit den 20 Gr. gethan, in 20 gleiche Theile, und ebenso das resti-rende ^ Mm.\nWir erhalten so das Product (<9+\t...+.1I y, T)yT|- =\nMm.-Gr. als N\u00e4herungswerth der Elasticit\u00e4tsarbeit. Um 1 Gr. Mm. zu heben, bedarf es der Arbeit ^ Mm.-Gr., folglich hat die elastische Kraft nahezu | der Gesammtarbeit eines Zuckungselementes \u00fcbernommen.\nGem\u00e4ss obiger Auseinandersetzung haben bei Hebung von 20 Gr. um 1 Mm., mittelst grammweiser Erleichterung, die elastischen Kr\u00e4fte eine Arbeit von\tMm.-Gr. geleistet. Es\nfehlt also zur H\u00e4lfte der Gesammtarbeit = 10 Mm.-Gr. noch ^ Mm.-Gr. Dieses Deficit erkl\u00e4rt sich aus der von uns angenommenen Entlastung in grossen Spr\u00fcngen von je 1 Gr. W\u00fcrden wir Gr. als amoviblen Theil auf die gesammte Dehnungs-","page":240},{"file":"p0241.txt","language":"de","ocr_de":"755]\n\u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 241\n20\t2\t400\t40\t40\nEs fehlen also zur H\u00e4lfte der Gesammlarbeit nur noch\nstrecke verwenden, wie wir es beim 20sten Gramme gethan haben, so w\u00fcrden wir den Arbeilswerth der Elasticit\u00e4t mit (399 + 398 +... + 1 )\t399\t1\t399\t..\t1 -,\t\u201e\t,\n\u00ee-------------------- \u25a0 \u2014 \u2022 77^; = t= i 0 \u2014 \u2014 Mm. - Gr.\n20\t2\t400\t40\nfinden.\n^ Mm.-Gr., statt, wie oben:\nWir vermuthen leicht aus diesen Proben, dass, wenn wir die Hubh\u00f6he \u00e2 und das gehobene Gewicht p in unz\u00e4hlig viele, miteinander correspondirende Theile zerlegten, wir mit H\u00fclfe einer Rechnungsoperation, die der vorigen \u00e4hnlich w\u00e4re, zu dem\n^ Mm.-Gr.\nWerthe\np \u00e0\n\u2014, als Antheil der elastischen Kr\u00e4fte an der Erhebung des\nGewichtes gelangen w\u00fcrden. Nehmen wir jetzt an, die Differenz von 2 benachbarten Zuckungsh\u00f6hen des \u00fcberlasteten Muskels \u2014 welche wir als \u00bbDifferenz der Erm\u00fcdungsreihe\u00ab, oder \u00bbErm\u00fcdungsdifferenz\u00ab D bezeichnet haben \u2014 sei gleich 0,05, so w\u00e4re dies die H\u00f6he der letzten, sichtbaren Zuckung, wenn die n\u00e4chste gerade = 0 ist. Unter der experimentell begr\u00fcndeten Voraussetzung, dass sich kleine Ueberlastungszuckungen zu gleicher absoluter H\u00f6he erheben, wie die entsprechenden Belastungs-Zuckungen, w\u00fcrde eine, an Stelle der gedachten, 0,05 Mm. hohen Ueberlastungs-Zuckung ausgef\u00fchrte Belastungs-Zuckung gleich sein: d-t-0,05. Ohne Ber\u00fccksichtigung der Elasticit\u00e4t w\u00fcrden wir die n\u00e4chste Zuckung = d\u20140,05 erwarten m\u00fcssen. Wir finden sie aber gr\u00f6sser, und zwar nahezu \u2014 \u00e2\u20140,025, sodass, statt der vorher g\u00fcltigen, constanten Erm\u00fcdungsdifferenz von 0,05, eine um die H\u00e4lfte kleinere, eingetreten ist. Die folgenden Differenzen werden immer kleiner, und zwar entsprechen sie immer\nA ^\nn\u00e4her dem Werthe:\two n die Anzahl der H\u00f6hen, von \u00f6 als\nn-/J \u25a0\nI ab gerechnet, angiebt. Der Grund f\u00fcr dieses Verhalten wird aus folgender Betrachtung deutlich werden.\nOben ist gezeigt worden, dass der Muskel, bei der Verk\u00fcrzung um \u00f6, mit dem zugeh\u00f6rigen Gewichte p\nzur gleich grossen, von den elastischen Kr\u00e4ften gelieferten hinzulhun musste, um die Arbeit p.\u00f6 zu schaffen. Arbeitswerth der vorhergehenden Zuckung setzt sich,\n\u00ab(J\ndas Fr\u00fchere ergiebt, aus den Producten \u2014 +p.D zusammen, und f\u00fcr alle vorherigen Glieder bleibt der erste Summand der\n16\ndie Arbeit ^ 2\nDer\nwie","page":241},{"file":"p0242.txt","language":"de","ocr_de":"242\nH. Kronecker,\n[786\ngleiche, w\u00e4hrend der zweite mit dem Factor n erscheint, der gleich ist der Anzahl der H\u00f6hen y, welche die betrachtete von der H\u00f6he yi=\u00f6 trennt. Die constante Arbeitsdifferenz zwei solcher, benachbarter Zuckungen ist demnach = p.D.\nBliebe die Differenz der H\u00f6hen auch f\u00fcr diejenigen, welche kleiner als \u00f4 sind {y < d) constant, so w\u00fcrde die Arbeit der Zuckung 2/2) welche der Zuckung //, = \u00e4 folgt, nach der gegebe-\npd pD\t.|\nnen Auseinandersetzung den Werth haben = \u2014----------, weil\ndie Elasticit\u00e4t des durch die Contraction nicht v\u00f6llig entspannten Muskels, aus ihren noch restirenden Kr\u00e4ften, f\u00fcr das Zuckungselement = D die H\u00e4lfte der Arbeitskraft hergiebt. Infolge der neuen Arbeitserleichterung erreicht die Zusammenziehung einen etwas h\u00f6heren Werth, die Differenz D wird demzufolge kleiner.\nWir wollen nun diese Abnahme der Erm\u00fcdungsdifferenz genauer verfolgen.\nEs nimmt, gem\u00e4ss der Voraussetzung 3, das durch die con-tractilen Kr\u00e4fte zu \u00fcberwindende Gewicht umgekehrt proportional der Verl\u00e4ngerung des Muskels ab. Es bleibt also auf der Zuckungsh\u00f6he z f\u00fcr die contractilen Kr\u00e4fte ein Theil, welcher z\nproportional ist : ^\t, denn f\u00fcr z = \u00f6 ist das Gewicht p\nnoch keines Theils seiner Zugkraft von der Elasticit\u00e4t beraubt worden. Somit ist auf jeder H\u00f6he solcher Zuckung z, der Be-\np.z\nla stungswerth p = -j- .\nDer Antheil, welchen die contractilen Kr\u00e4fte an dem Zuckungsvorgange nehmen, ist soeben, mit H\u00fclfe weitl\u00e4ufiger\nElementarberechnung ann\u00e4hernd zu gefunden worden. Hiernach ist der Arbeitsantheil der Contractilit\u00e4t = y * f =\t\u2022\nWir fanden fr\u00fcher f\u00fcr die Arbeit pd den Arbeitsantheil der Contractilit\u00e4t =\t. Wir best\u00e4tigen jetzt\t, weil\nz = d gesetzt :\t~ \u25a0 Gleichermassen fanden wir f\u00fcr jedes\nZuckungselement, y1 als Werth des Arbeitstheiles der contractilen Kr\u00e4fte, da aber p = \u2014 , so ergiebt sich y \u2022 f = ^ \u2022 2-","page":242},{"file":"p0243.txt","language":"de","ocr_de":"757] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln.\n243\nDie Zuckungsh\u00f6hen des \u00dcberlasteten Muskels bilden eine arithmetische Reihe, mit der constanten Differenz D, also ist die ute H\u00f6he yn = yl \u2014 [n\u20141) D.\nWir wenden nun die sub. 2 formulirte Voraussetzung an, dergem\u00e4ss die Zuckungsh\u00f6hen umgekehrt proportional den vom Muskel gehobenen Gewichten wachsen. Diese Annahme wird innerhalb der engen Zuckungs- und Gewichtsgr\u00f6ssen, um welche es sich hier handelt, im Allgemeinen mit dem Thatbestande \u00fcbereinstimmen, umsomehr, als ja eine Art von Selbstregulirung der Zuckungsh\u00f6he im belastet sich verk\u00fcrzenden Muskel besteht, da, verm\u00f6ge der mit der Verk\u00fcrzung proportionalen Abnahme der elastischen Kr\u00e4fte, der Uber das gesetzliche Mass sich contrahirende Muskel, mit best\u00e4ndig wachsender Last arbeiten w\u00fcrde, bei sich verringernder Contraction mit Entlastung.\nSetzt man demnach y1 : y%=p2 \u25a0 pi, oder allgemein yx =\nP \u2019\nber\u00fccksichtigt p = || und vertauscht z wieder mit yn, so kann\nman aus obiger, linearer Gleichung: yn = y\\ \u2014 (n\u2014 1) D die quadratische erhalten :\n2 ctf .\t,\nV\u00ab =-------(n\u2014 1 D,\nJn Pyn \\\t! I\noder :\n2 2cJ ,\t.,\t\u201e\nVn = ~~ ~ (n-\\)ynD,\nworaus sich f\u00fcr n = 1 und y] = \u00e2 die Constante c =\ny^p\n2<f\ndp\nY\nergiebt.\nDie Gleichung y%+{n\u2014 \\)yn D = d2 bestimmt also die Zuckungsh\u00f6hen in dem ganzen Verlaufe, von der H\u00f6he ab, welche gleich d ist.\nDiese Gleichung kann man, behufs graphischer Darstellung vereinfachen, indem man f\u00fcr die Zuckungszahl die Abscisse x substituirt, wobei xn f\u00fcr die Anzahl n\u2014 1 gilt, weil im 0 Punkte der Abscissenaxe die erste Zuckung aufgetragen ist. Wird nunmehr x = n \u2014 1 in die Gleichung eingesetzt und der Index n weggelassen, so erh\u00e4lt man :\ny1 + Dxy = d2,\nwo der 0 Punkt von den der Zuckungsanzahl proportionalen Abscissen beidemWerthe y\u20148 liegt. Diese Gleichung stellt eine Hyperbel dar, f\u00fcr welche die x-Axe eine der Asymptoten ist.\n16*","page":243},{"file":"p0244.txt","language":"de","ocr_de":"244\nH. Kronecker,\n[758\nWir haben uns dieser Gleichung schon fr\u00fcher (S. 715) bedient, um die Uebereinstimmung der berechneten Wcrthe von y mit den gefundenen zu constatiren. Auch f\u00fcr das zuletzt beschriebene Experiment ist die Formel benutzt worden , um die theoretischen Erm\u00fcdungsdifferenzen des abwechselnd \u00fcberlasteten und belasteten Muskels mit den empirisch bestimmten zu vergleichen.\nUeber die Abnahme der Differenzen yn \u2014yn + j kann man sich mit H\u00fclfe folgender Berechnung eine Uebersicht verschaffen. Aus der obigen, quadratischen Gleichung ergiebt sich :\n?/\u00bb+t\nOrt\tw 0\n0\tT\nD T / \u201e\t4 tf2 n D\n! f \" + fl* 2 \u2019\nwodurch die Gr\u00f6sse jeder Zuckung genau bestimmt wird.\nSetzt man \u25a0 = X und Vn2 + 4 X2 = wn, so wird :\n*/\u00ab + i = i\u00b0K-w) und analog: yn = \\ D (wn _ t \u2014 (n \u20141))\nDer Werth Vn\t, welcher f\u00fcr die Reihe der Zuckungsh\u00f6hen,\ndie gr\u00f6sser als d, constant gleich 1 gefunden war, wird also f\u00fcr die Reihe der Contractionen, die kleiner als \u00f4 sind, gleich :\n\\ (1 -t- wn - \\ \u2014 wn)\nWenn der Bruch \u2014 mit wachsenden n hinl\u00e4nglich klein\ngeworden ist, um eine Vernachl\u00e4ssigung der dritten und h\u00f6heren Potenzen desselben zu gestatten, so ergiebt sich daf\u00fcr der im Satze IV ben\u00fctzte N\u00e4herungswerth :\nP .\noder \u2022\nri2\tn1 D*\nEs ist n\u00e4mlich : wn = V n2 -+\u25a0 h X2 =\nund y \\+=I +\nalso ann\u00e4hernd:\n2 P\nn2\nwn = n-t-\n\u00eeP n \u2019\nd. h genau, bis auf die Glieder von der Ordnung ^ . wird :\nHiernach","page":244},{"file":"p0245.txt","language":"de","ocr_de":"759] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln.\n245\n\u00a3(1\tW\u201d> ~ n(n- 1) ~ \u00bb2 +\u00bb2(w_ 1) >\nweii^(1+\u00a5H_i+- \u2022 \u2022 \u2022)\nDaher ist ann\u00e4hernd, ohne Ber\u00fccksichtigung der Glieder der Ordnung ~ oder ^ :\n^2\n(1 -+- WB + x wn) = ~ni \u2022\nDeshalb ist in der Thal, bei hinreichend grossem w:\n_\t_ P \u00fc _\nVn Vn + 1 \u2014 n2 - \u201e2 D '\nwie im Satze IV behauptet worden ist.\nDie experimentell gefundenen Gr\u00f6ssen der Zuckungsh\u00f6hen stimmen, wie oben erw\u00e4hnt, sehr h\u00e4ufig genau mit den theoretisch geforderten \u00fcberein, aber es finden sich auch Abweichungen, ui d zwar zuweilen ziemlich bedeutende, wie z. B. in dem Experimente, welches Taf. IV in extenso wiedergiebl. Hier f\u00e4llt anf\u00e4nglich die Erm\u00fcdungscurve des mit 50 Gr. belasteten, (oberen) linken Muskels steiler ab, als die des \u00fcberlasteten.\nDer Grund dieser Abnormit\u00e4t ist nicht in beschleunigter Erm\u00fcdung zu suchen, sondern in der Unvollkommenheit der Elasticit\u00e4t bei sehr starken Dehnungen, ln der That sehen wilden Muskel durch das Gewicht von 50 Gramm, nachdem er mit demselben \u00fcberlastet 250 Contractionen gemacht hatte, eine Dehnung um 3,5Mm. (50a Isle Reihe) erleiden, und sp\u00e4ter (50a 2te Reihe), als die St\u00fctze entfernt worden , welche ihn vor den Ueberreckungen durch das fallende Gewicht sch\u00fctzen sollte, noch 0,4 Mm. Nachdehnung, dann aber, bei Entlastung von 30 Gramm (20a 3te Reihe) sich nur um 1,15 Mm. verk\u00fcrzen, so dass noch 4,5 Mm. Dehnung bei 20 Gr. Belastung bleiben.\nDer Muskel hatte also eine sehr betr\u00e4chtliche, bleibende Ausdehnung erfahren, die sich sp\u00e4ter, auch unter dem Einfl\u00fcsse der restaurirenden Blutcirculation kaum vermindert (um 0,25 Mm.).\nAuch bei Gelegenheit der Versuche mit wechselnden Ueber-lastungen habe ich auf die Variationen aufmerksam gemacht, welchen dieMuskelelasticit\u00e4t, sowohl wegen individueller Eigen-","page":245},{"file":"p0246.txt","language":"de","ocr_de":"H. Kkonecker\n246\n[760\nth\u00fcmlichkeiten, wie in Folge vorhergegangener Belastungen unterliegt.\nSchon in den ausf\u00fchrlichen Tabellen von E. Weber finden sich Belege f\u00fcr die ausserordentliche Ver\u00e4nderlichkeit der L\u00e4nge des ruhenden Muskels.\nDie Tabelle H \u25a0) z. B. weist folgende L\u00e4ngen bei 5 Gr. Belastung auf: 40,5 \u2014 42,3 \u2014 44,8 \u2014 45, \u2014 45,6 \u2014 46 \u2014 46.\nDiese Zunahme ist nicht Folge der Erm\u00fcdung, wie auch E. Weber selbst angiebt2), sondern der zwischengeschobenen Belastungen: bis 35 Gr., welche f\u00fcr den d\u00fcnnen Zungenmuskel ungemein gross sind.\nWir finden die elastische Nachwirkung ebenfalls sehr ausgepr\u00e4gt in derselben Reihe, bei symmetrisch geordnetem Wechsel von 15 und 5 Gramm.\nJe nachdem das schwere oder das leichte Gewicht vorausgeht, haben die Dehnungsdifferenzen L15Gr.\u2014L5Gr. folgende Gr\u00f6ssen :\nVerk\u00fcrzung +5,6,+ 4,8,+3,0,+ 2,9,+2,7, +2,7,+2,7 Verl\u00e4ngerung \u20144,5, \u20142,7, \u20141,2, \u20142,0, \u20142, 1, \u20142,1, \u20142,1\nGegen das Ende der Reihe zu, werden ebensowohl die Differenzen kleiner, als auch die Unterschiede derselben, und n\u00e4hern sich asymptotisch einem kleinen, festen Werthe, wenn wir von der letzten, wohl irrth\u00fcmlichen Zahl \u00bb50,1 \u00ab absehen. Folgendes Versuchsschema kann \u00e4hnliche Verh\u00e4ltnisse bei einem, abwechselnd mit 40 und 20 Gr. belasteten Muskel nach-weisen.\n1) 1. c. S. 77.\t2) 1. c. S. 413.","page":246},{"file":"p0247.txt","language":"de","ocr_de":"247\n761] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln.\nEs soll hier vorz\u00fcglich die untere H\u00e4lfte der Figur instrui-ren. Als Abscisse ist die Gleichgewichtslage des mit 20 Gr. Belastung ruhenden Muskels angenommen. Wie bekannt, ist diese keine horizontale, sondern sinkt meistens, in Folge der bleibenden Dehnung ein wenig, wie wir es in dem vorhin besprochenen Experimente (Taf. IV.)\ngesehen haben.\tFlg' 22'\nAuch in vorliegendem Versuche erleidet der Muskel durch 20 Gr. eine bleibende Dehnung von 1,0 Mm., welche hier nicht kenntlich gemacht 8.\u00ab worden, um die Art, wie sich die Dehnungslinie f\u00fcr 40 Gr.\n(40a) derjenigen f\u00fcr 20 Gr.\n(20 a) n\u00e4hert, deutlich zu lassen. Die schmalen Trapeze, welche sich auf der Abscisse erheben, bezeichnen (in Mit-tclwerthen) die lOmal ver-gr\u00f6sserten Dehnungsgr\u00f6ssen des ruhenden, mit 40 Gr. belasteten Muskels. Nat\u00fcrlich sind diese Dehnungsh\u00f6hen die reducirlen Spiegelbilder derjenigen, welche in Wahrheit als Dehnungstiefen gleich weit unter die Abscisse reichen. Wir sehen, dass sie, der Zuckungszahl proportional, sich der 20a Abscisse n\u00e4hern.\nIn Wahrheit n\u00e4hern sie\nsich nicht continuirlich, sondern mit periodisch wechselnder Neigung, indem die spitzen Winkel der Trapeze etwas gr\u00f6sser sind, in Folge der zeitweiligen Minderspannung, welche eine\n300 Reize\npartielle Restitution der Elaslicit\u00e4t gestattet.\nDie Erm\u00fcdungslinien, welche durch Verbindung der Cur-venst\u00fccke f\u00fcr 20a und 40a erhalten werden, convergiren nach unten zu erheblich, und treffen sich endlich, nach 330 Zuckungen,","page":247},{"file":"p0248.txt","language":"de","ocr_de":"248\tH. Kronecker,\t[762\num vereinigt weiter zu laufen, w\u00e4hrend die Dehnungslinien noch relativ grosse Distanz halten.\nDer Abfall beider Erinildungslinien ist [in den oberen Theilen nicht v\u00f6llig geradlinig, auch ist die Erm\u00fcdungsdifferenz nicht f\u00fcr beide Gewichte gleich gross. Wir sehen aber wiederum, dass der Erm\u00fcdungslinie des leichteren Gewichtes die gr\u00f6ssere Neigung zukommt.\nDie Versuche mit irgend erheblichen Belastungen geben selten glatte Resultate. Die, auch wahrend der Ruhe, durch wechselnde Gewichte gezerrten Muskeln k\u00f6nnen denErm\u00fcdungs-gesetzen nicht mehr in vollem Masse gehorchen.\nDie Ver\u00e4nderlichkeit der Gr\u00f6sse der Elasticit\u00e4t der Muskeln, besonders wenn sie von der Blutcirculation ausgeschlossen, ist \u00fcbrigens von allen Forschern, welche sich mit diesem Gegenst\u00e4nde besch\u00e4ftigt haben, erkannt worden. Jedoch kann man die Muskelelasticlt\u00e4l f\u00fcr kleine Gewichte als ziemlich vollkommen gelten lassen, wenn man nur die Anfangsdehnung ber\u00fccksichtigt, welche hier allein wirksam ist.\nMan wird nach dem Gesagten zugeben, dass Abweichungen von dem gesetzm\u00e4ssigen Erm\u00fcdungs verlaufe, unter Bedingungen, welche die Elasticit\u00e4t zu beeintr\u00e4chtigen verm\u00f6gen, nicht als Beweise gegen die G\u00fcltigkeit der Erm\u00fcdungs-Gesetze angef\u00fchrt werden d\u00fcrfen.\nIn welcher Weise unvollkommene Elasticit\u00e4t die durch dieselbe zu leistende Arbeit modificiren kann, hat Fick1) durch Rechnung und Beispiele er\u00f6rtert.\nEs bleiben noch einige auffallende Eigenth\u00fcmlichkeiten zu erw\u00e4hnen, welche im Anfangs- und Endtheil der Erm\u00fcdungs-curve sich zeigen.\nDem Gesetze zufolge sollten die absoluten H\u00f6hen der, mit gleichem Gewichte vollbrachten Zuckungsh\u00f6hen in gleichem Erm\u00fcdungsstadium dieselben sein, mag der Muskel belastet oder \u00fcberlastet arbeiten.\nDer frische Muskel gehorcht jedoch nicht immer diesem Gesetze, und zwar macht er Fehler, oberhalb und unterhalb.\nGrosse Belastungen werden meist nicht bis auf dieselbe H\u00f6he gebracht, wie gleich grosse Ueberlastungen. Je gr\u00f6sser die Last, desto betr\u00e4chtlicher ist das Deficit. Ich muss dieses,\n1) Untersuch, \u00fcber Muskel-Arbeit. 1867. S. 26 u. f.","page":248},{"file":"p0249.txt","language":"de","ocr_de":"763] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 249\nmeinen Erfahrungen zufolge, von der Minderung der Elasticit\u00e4t des ruhenden Muskels herleiten, denn die aufzuwendende Energie ist die gleiche, beim belasteten und \u00fcberlasteten; nur verwendet er sie im ersten Falle zur Bewegung des schon \u00e4quilibrirlen Gewichtes, im zweiten Falle zur Spannung seiner Fasern bis zur H\u00f6he, die gleich ist dem zu hebenden Gewichte. Die Bedingungen sind sogar beim belasteten Muskel g\u00fcnstiger: denn im Anf\u00e4nge der Contraction hilft ihm die, durch kleine Kraft beschleunigte, grosse Masse. Er verh\u00e4lt sich anf\u00e4nglich wie ein Muskel, welcher kleine Lasten und damit verbundene \u00e4quilibrirte Masse zu bewegen hat. *) Es entstehen die \u00bbWurfh\u00f6hen\u00ab, welche die Gleichgewichtsh\u00f6hen (\u00bbHubh\u00f6hen\u00ab) \u00fcberlreffen.\nIn der That findet man, bei Anwendung nicht zu grosser Gewichte, die Belastungen \u00fcber das Niveau der Ueberlastun-gen gebracht.\nEs verdient \u00fcbrigens hervorgehoben zu werden, dass der Fall einer Bewegung \u00e4quilibrirter Massen, nebst kleinem Ueber-gewichte durch meine Versuchsanordnung nicht verificirt ist. Mein Hebel mit Zeichenstift ist nicht \u00e4quilibrirl, sondern dehnt den Muskel mit der Intensit\u00e4t eines Gewichtes von 20 Gr. Er ist viel leichter, als das Hebelsystem an einem Helmholtz1 sehen Myographion.\nDie n\u00e4chste Figur zeigt eine derartige Leistung.\nFig. 23.\n20a\t20b\t20a\t20b\nTriceps-Muskel des rechten Schenkels eines massig er m\u00fcdeten Frosches, hei periodisch wechselnder Ueberlastung (20 b) und Belastung (20 a) mit 20 Gramm. Reizintervalle 4 Secunden.\nDas folgende Arbeitsst\u00fcck, welches gleichzeitig mit dem vorstehenden, vom 2ten Muskel des Doppelpr\u00e4parates vollbracht\n1) Fick 1. c. S. 58.","page":249},{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\nH. Kronecker.\n[764\nworden, w\u00e4hrend ihm 30 Gr. , abwechselnd als \u00fceberlastung und als Belastung \u00fcberlassen wurden,\nFig. 24.\t-<----\n30b\t30a\t30b\t30a\nTriceps-Muskel des linken Schenkels eines m\u00e4ssig erm\u00fcdeten Frosches, hei periodisch wechselnder Belastung (30 a) und \u00dceberlastung (30 b) mit 30 Gramm. Reizintervall 4 Secunden.\nzeigt die Differenzen der beiden Arbeitseffecte im entgegengesetzten Sinne.\nFig. 25.\tDie zu jedem Wechsel\nder Lastungsart verwendete Zeit von 24 Secunden vermag dem Muskel, f\u00fcr je 1 gr\u00f6ssere Zuckung Kraft zu geben.\nDen Gesammtarbeits-gang, welchem die Probe (Fig. 24) entnommen ist, hat das Schema Fig. 21 dargestellt, den skizzirten Arbeits verlauf des anderen Muskels, dem wir Fig. 23 verdanken, giebt die folgende Zeichnung wieder. Die entsprechenden Erm\u00fcdungslinien f\u00fcr 20 Gr. Belastung (20 a) und 20 Gr. \u00fceberlastung (20 b) verlaufen ann\u00e4hernd geradlinig und ziemlich parallel, abgesehen von einigen un-gesetzm\u00e4ssigen Hebungen oder Senkungen der Zacken, welche von kleinen Versuchsst\u00f6rungen herr\u00fchren, und wiederum mehr die a Linie, als die b Linie treffen.\n120\n240\n360\n480 Reize","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"765] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 251\nDie mittlere Erm\u00fcdungsdifl'erenz der Belaslungsreibe :\n\u00a3>20\u00ab ist = 0,0230, diejenige der Ueberlastungsreihe :\nD20b = 0,0204.\nDie anf\u00e4ngliche Dehnung durch 20 Gr. ist (gleich 1,0) an der Ordinaten-Linie angegeben. Die wesentliche Ablenkung der \u00abLinie von dem geradlinigen Wege erfolgt nicht in dieser H\u00f6he, sondern schon etwas h\u00f6her, etwa bei 1,3, gerade an der Stelle, an welcher die OLinie in die Abscisse sinkt. Es beweist uns dieser Umstand, dass eine Nachdehnung um 0,3 Mm. stattgefunden hat, ohne dass die Elasticit\u00e4t des Muskels merklich unter derselben gelitten h\u00e4tte.\nIn der That stimmen die von = d = 1,3 ab berechneten Werthe von y (d. h. die mittlern Werthe einer Zuckungsdekade) mit den gefundenen recht gut \u00fcberein :\nGefunden: 1,3 1,325\t0,95\t0,8\t0,65\t0,6\t0,5\t0,525 0,45\nBerechnet: -\t1,1\t0,93\t0,8\t0,69\t0,6\t0,53\t0,48\t0,43\nWer unvermuthet diese Figur ans\u00e4he, k\u00f6nnte zu der Ver-muthung kommen, die Ursache des flacheren Abfalls der \u00abLinie sei die Ruhe, welche der \u00fcberlastete Muskel pflegt, w\u00e4hrend die Reizungsperioden an dem auf die St\u00fctze gesenkten Organe vorbeiziehen. Aber wenn wir nicht schon aus dem elektrischen1) und thermischen2) Verhalten des Muskels w\u00fcssten, dass die Ruhe nur eine \u00e4usserliche ist, so w\u00fcrde uns der Gang der Erm\u00fcdungslinie des belasteten Muskels \u00fcberzeugen, dass die Anstrengung und Erm\u00fcdung des Muskels ganz die gleiche ist, ob er die Last bewegt oder nur an derselben sich spannt.\nDie Uebereinstimmung dieses Befundes mit der Leber'sehen Anschauung von der Ursache der Erm\u00fcdung3), ist aber nur scheinbar, denn die Erm\u00fcdung ist keine Function der Spannung, ebensowenig wie der Belastung, sondern nur abh\u00e4ngig von der Zahl der wirksamen Impulse. Auch f\u00fcr diesen Satz finden wir wieder eine Best\u00e4tigung in der hyperbolischen Linie, welche denselben Verlauf nimmt, als wenn der Muskel, stets mit 20 Gr. belastet in 4secundigen Intervallen sich contrahirt h\u00e4tte.\n1)\tdu Bois-Reymond. 1. c. Bd. II. Abthlg. 1. S. 66.\n2)\tHeidenhain. Mechanische Leistung, W\u00e4rmeentwickelung und Stoff-umsatz bei der Muskelth\u00e4ligkeit. 1864. S. 109.\n3)\t1. c. S. 29.","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\nH. Kronkcker\n[766\nBekanntlich ') nehmen mit der Erm\u00fcdung auch die maximalen Spannungsh\u00f6hen des Muskels ab, was wir an den Erscheinungen der verringerten, elastischen Nachwirkung schon oben bemerkt haben. Wenn die Erm\u00fcdung Function der activen Spannung w\u00e4re, so m\u00fcsste die Erm\u00fcdungsdifferenz nicht nur durch den stetig zunehmenden Antheil der hilfreichen, elastischen Kr\u00e4fte, sondern auch noch durch die gradalim abnehmenden Spannungsh\u00f6hen retardirt werden.\nDie Wurfh\u00f6hen, welche wir bei Fig. 23 besprochen haben, verschwinden bei etwas vorgeschrittener Erm\u00fcdung. Sie sind, wie es scheint, von der Schnelligkeit abh\u00e4ngig, welche der aufsleigende Theil der Muskelcurve in dem Momente besitzt, wo das volle Gewicht seine haupts\u00e4chliche Beschleunigung erf\u00e4hrt.\nDurch bedeutendes Gewicht wird der ganze Gang der Curve erheblich verlangsamt (Helmholtz, Marey, Kl\u00fcnder 11. cc.)\nEbenso, wie \u00fcber den Anfangstheil des Zuckungsverlaufes durch die Wurfh\u00f6he einige Nachricht gegeben wird, manifestirt sich auch der Charakter des Endtheiles einigermassen durch die \u00dceberdehnungen, welche der Muskel durch das fallende Gewicht erf\u00e4hrt.\nMan kennt l\u00e4ngst die elastischen Nachschwingungen am Ende der Muskelcurve, welche darauf hinweisen, dass der Muskel durch das fallende Gewicht \u00fcber seine Gleichgewichtslage gedehnt wird, um nach einigen Schwingungen in dieselbe zur\u00fcckzukehren.\nKl\u00fcnder hat auch dieser Erscheinung einen klein en* Abschnitt (B) gewidmet. Er zeigt, dass die Fallgeschwindigkeit des Gewichtes , an der Stelle , wo es in das Elasticil\u00e4ts - Gebiet des sich dehnenden Muskels ger\u00e4th, abzunehmen beginnt, dass aber dann die Curve bis \u00bbunter die Abscissenaxe hinunterreicht.\u00ab \u00bbMan bekommt stets eine solche Curve, wenn man keine zu schwere Belastung angewendet, und unterlassen hat, den Muskel vorher stark auszudehnen.\u00ab Anderenfalls bleiben, wie es die meisten Autoren angeben, die Wellen \u00fcber dem Niveau der Abscissenlinie.\nEr weist auch nach, dass dieselben Schwingungen erscheinen, wenn man ein massiges Gewicht, welches mit dem\n1) Helmholtz l. c S. 325.","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"767] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 253\nnicht unterst\u00fctzten, unbelasteten Muskel durch einen biegsamen Faden verbunden worden, von der pr\u00e4sumtiven H\u00f6he der Zuk-kungen fallen l\u00e4sst.\nDem ganz analog habe ich bei den meisten meiner Belastungsversuche, bei welchen ich es vermieden hatte, dem zeichnenden Muskel eine prophylaktische St\u00fctze an-zubringen (vergl. Taf. IV) die angegebene Erscheinung recht exquisit erhalten. Diese Ueberdehnungen , von denen Fig. 11 beil\u00e4ufig eine Probe gegeben hat, k\u00f6nnen eine L\u00e4nge von mehr als 2 Mm. erreichen, und nehmen mit der H\u00f6he der Contractionen ab, aber keineswegs proportional, sondern meist langsamer als jene.\nEinfache Zuckungsh\u00f6hen k\u00f6nnen also dar\u00fcber Aufschluss geben, in welchem Stadium der Erm\u00fcdung der sich verl\u00e4ngernde Muskel das fallende Gewicht so weit verz\u00f6gert, dass es mit unmerklicher Geschwindigkeit seine Dehnung vollendet. Fig. 11 und 12 enth\u00e4lt je 3 Zuckungsh\u00f6hen, welche s\u00e4mmtlich nahe gleich gross sind, sich aber dadurch wesentlich unterscheiden, dass die ersten betr\u00e4chtlich ( I Mm.) unter die Abscisse verl\u00e4ngert sind, die anderen dieselbe nur erreichen. Dass es sich hier nicht um eine Starrheit des Muskels handelt , die dem fallenden Gewichte keine Dehnung gestattet, habe ich, obwohl es aus anderen Erscheinungen zu erschliessen war, durch directen Fallversuch nachgewiesen.\nNicht nur von der Zuckungsh\u00f6he und der Erm\u00fcdung sind die Ueberdehnungen abh\u00e4ngig, sondern auch von der Erregungsgr\u00f6sse.\nBei gleicher Intensit\u00e4t der reizenden In-ductionsstr\u00f6me, deren Richtung nur verschieden wirksam war, vollbrachte ein Muskel die Contractionsreihe, von welcher ein St\u00fcck hier folgt :\nDer Muskel halte etwa 10O Contractionen","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\nH. Kroneckkr,\n[768\ngemacht, bevor er in das Stadium trat, in welchem er seine umstehende Leistung zu Papier brachte. Im Beginn seiner Arbeit differirten die beiden Zuckungsh\u00f6hen um 1,3 Mm., w\u00e4hrend die Ueberdehnungen gleiche L\u00e4nge halten; aber schon vor der 200sten Zuckung sind die kleineren Ueberdehnungen verschwunden, w\u00e4hrend die gr\u00f6sseren bis \u00fcber die \u00f6OOste andauern , selbst bei Zuckungswerthen , welche geringer sind als die kleinsten auf unserer Figur verzeichneten.\nW\u00e4hrend bei stets gleicher Reizintensit\u00e4t die kleineren Contractionen, welche wenig wirksamer Stromesrichtung entsprechen, an Dauer mehr zuzunehmen scheinen, als die gr\u00f6sseren, st\u00e4rker wirksamer Stromesrichtung, zeigen die Zuckungen, deren H\u00f6hendifferenz durch betr\u00e4chtlichen Unterschied derStrom-intensit\u00e4t verursacht wird, ein entgegengesetztes Verhalten.\nIn einem Versuche, dessen Illustration unten (s. Fig. 30) folgen wird, fiel bei periodisch abwechselnden , maximalen und submaximalen Reizen die Linie der Ueberdehnungen, trotz bedeutender Verschiedenheit der Zuckungsh\u00f6hen, als eine ungebrochene Curve, mit beschleunigter Geschwindigkeit der Abscisse zu, und schliesslich waren die Ueberdehnungen, nach den starken Contractionen kleiner, als diejenigen nach den schw\u00e4cheren.\nAus den mitgetheilten Beobachtungen kann mit Wahrscheinlichkeit geschlossen werden, dass der ganz frische Muskel sich schneller verl\u00e4ngert als das Gewicht f\u00e4llt.\nAus der mannigfachen Abwandelung, welche die Gr\u00f6sse der Ueberdehnungen mit den verschiedenen Reizzust\u00e4nden des Muskels erleidet, ohne dass eine stricte Abh\u00e4ngigkeit von der Gr\u00f6sse der Zuckungsh\u00f6he nachzuweisen w\u00e4re, darf man folgern, dass auch der absteigende Theil der Zuckungscurve nicht pure den freien Kr\u00e4ften des fallenden Gewichtes zu danken ist, sondern , dass in den meisten F\u00e4llen das Gewicht vielfach aufgehalten wird, manchmal aber, besonders im Anf\u00e4nge der Contractionenreihe den Muskel erst erreicht, wenn dieser schon seine Gleichgewichtslage eingenommen hat. Auch Kl\u00fcnder hat bei vergleichenden Versuchen gefunden, dass zuweilen die Curve des am th\u00e4tigen Muskel befestigten Rahmens schneller sank, als die Curve der am ruhenden Muskel abfallenden Last, was offenbar nur beweisen kann, dass der ungedehnte, unth\u00e4tige Muskel dem fallenden Gewichte gr\u00f6ssere Widerst\u00e4nde entgegen-","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"769] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 255\nsetzt, als der th\u00e4tige. Ebenso hat Fiele1) gezeigt, dass ein durch Momentanreiz gespannter Muskel viel rascher erschlafft, als der verk\u00fcrzte sich dehnt.\nDiese beschleunigte Verl\u00e4ngerung des kr\u00e4ftigen Muskels deutet darauf hin, dass durch schnelle Contraction, derselben entgegen wirkende, elastische Kr\u00e4fte in Th\u00e4tigkeit gesetzt werden, welche beim schwerbeweglichen, erm\u00fcdeten Muskel sich nicht mehr geltend machen k\u00f6nnen. Aber man muss festhalten, dass nicht der\u00fcmfang, sondern die Geschwindigkeit der Zuckung das wesentliche Moment f\u00fcr eine beschleunigte Verl\u00e4ngerung ist.\nVon gr\u00f6sserer, praktischer Wichtigkeit, als die ersten, sind die letzten Zuckungen der Erm\u00fcdungsreihe des belasteten Muskels. W\u00e4hrend im ersten Falle die lebendigen Kr\u00e4fte ihr wechselvolles Spiel treiben, sind am Ende die stabilen, elastischen Kr\u00e4fte wesentliche Helfer der matten Muskeln.\nVon welcher Richtung auch immer die Erm\u00fcdungslinien des belasteten Muskels einlaufen, ob sie divergirende Curven verschiedener Zeitintervalle gewesen sein m\u00f6gen, ob parallele Linien verschiedener (urspr\u00fcnglich) Ueberlastungsgewichte oder Belastungsgewichte, ob sie von hoher, oder niederer Anfangsh\u00f6he, steil, oder flach absteigen, \u2014 alle vereinigen sich an der Asymptote der Erm\u00fcdungshyperbel, wobei nat\u00fcrlich vorausgesetzt wird, dass als Asymptote stets die Dehnungslinie des ruhenden Muskels f\u00fcr das gehobene Gewicht gilt.\nDer Muskel, welcher verm\u00f6ge seiner Elasticit\u00e4t dem dehnenden Gewichte stets die reciproke Kraft entgegensetzt, kann aus seinem Gleichgewichte, durch die leisesten Anst\u00f6sse, um ein Geringes gebracht werden. Er verh\u00e4lt sich eben, wie ein unbelasteter. Belege f\u00fcr diese Ansicht bieten : 1) Fig. 6 mit den convergenten Endtheilen der Curve verschiedener Intervalle, dem entsprechend die Probe, Fig. 14 mit dem unmerklich gewordenen Einfl\u00fcsse der Erholungsdauer; 2) Fig. 16, dessen zweiter Theil in der unteren Treppenlinie den Erm\u00fcdungsverlauf bei alternirender Belastung von 20 und 40 Gr. darstellt, in der oberen, zackigen, die zugeh\u00f6rige Dehnungscurve.\nDie Zuckungsh\u00f6he correspondirt in dem letzten Beispiele (Fig. 16) v\u00f6llig mit der schwankenden Ruhedehnung. Steigen die Dehnungslinien mit gr\u00f6sseren Gewichten auf, eine zuneh-\n1) P\u00df\u00fcger's Archiv f. Physiol. 1871. S. 312.","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nH. Kronecker,\n[770\nmende Verl\u00e4ngerung anzeigend, so bekunden die n\u00e4chsten, sich senkenden Abschnitte der Dehnungscurve minderer Gewichte eine zunehmende, passive Verk\u00fcrzung. Hiermit \u00fcbereinstimmend sind die Hubh\u00f6hen kleiner Gewichte herabgedr\u00fcckt; Ubertreffen die vorhergehenden der grossen zuerst wenig, oder gar nicht, nehmen aber dann auch nicht merklich ab, (zuweilen sogar zu). Die nachfolgenden Hubh\u00f6hen grossen Gewichts sind aber wieder von denen des kleinen, durch eine Stufe getrennt, deren H\u00f6he erst allm\u00e4hlig, mit dem Umfange aller Contractionen abnimmt, bis endlich alle Unterschiede sich verwischen.\nDer Anfang in Fig. 18 giebt dieselben Verh\u00e4ltnisse, in etwas anderer, durch die vorausgegangenen Belastungen modi-ficirter Form wieder. Die in der Ueberlaslungsperiode betr\u00e4chtlichen Differenzen der Hubh\u00f6hen mit den Gewichten 20 Gr. und 30 Gr., werden jenseits der Dehnungsh\u00f6he ganz gering. Eingeschobene Ruhepausen heben ein Weniges die Contractions-f\u00e4higkeit.\nFolgende 2 Figuren m\u00f6gen noch einmal den unterschiedlichen Einfluss der Erm\u00fcdung bei \u00fcberlasteten und belasteten Muskeln in Evidenz setzen.\n50\t40\t30\t206\nErm\u00fcdeter Muskel, mit 20, 30, 40, 50 Gr. successive \u00fcberlastet, bei Reiz-Intervallen von 6 Secunden.\nFig. 28.\n50\t40\t30\t20 a\nErm\u00fcdeter Muskel, mit 20, 30, 40, 50 Gr. successive belastet, bei Reiz-Intervallen von 6 Secunden.\nBeide Proben stammen von demselben Muskel, welcher, nachdem seine Arbeitskraft zum Heben von 20 Gr. Ueberlastung nicht mehr ausreichte, die vorher gebrauchten Gewichte als Belastung empfing. In Fig. 27 sehen wir mit wachsenden Ge-","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"771] \u00dcber die Erm\u00fcden\u00ab und Erholung der Muskeln. 257\nwichlen die Zuckungsh\u00f6hen von betr\u00e4chtlichen Werthen auf 0 sinken ; in Fig. 28 die Dehnungen mit den Gewichten zunehmen , aber die Zuckungsh\u00f6hen sich nur wenig \u00e4ndern. Ein besonderer Fall von diesem allgemein g\u00fcltigen Verhalten ist die von Hermann1) beobachtete Gonstanz der minimalen Reizwerthe, welche erforderlich sind, um in weiten Grenzen wechselnde Belastungen ein ausserordentlich kleines St\u00fcck (\u00ef^tr Mm.) zu heben. Die Arbeitswerthe der Producte, welche als H\u00f6hen-Factor dieZahl haben, sind schon an und f\u00fcr sich sehr klein, selbst bei erheblichen Gewichten; da aber die Elasticit\u00e4t, auch wenn sie nicht als vollkommen angenommen\nw\u00fcrde , von der Gesammt-Arbeit :\tnur einen sehr kleinen\n400\nTheil der Energie des Muskels \u00fcberliesse, so wird das Resultat, auch ohne die Beschr\u00e4nkung auf den minimalen Reiz, welcher den Elasticit\u00e4tsmodulus intact lassen soll, erkl\u00e4rlich sein.\nNachdem wir jetzt erkannt haben, dass unter der Voraussetzung stets constanter Elasticit\u00e4t die Erm\u00fcdungsgesetze, in jeder Phase des Verlaufes ihre volle G\u00fcltigkeit behalten, w\u00e4re es noch erw\u00fcnscht, direct zu zeigen, dass die beiden Factoren, welche haupts\u00e4chlich den Endtheil der Erm\u00fcdungscurve in variablem Verh\u00e4ltnisse beeinflussen, auch gesondert ausgeschlossen werden k\u00f6nnen.\nWir wissen, dass die Erm\u00fcdung, bei jedem Intervall, bei jeder (normalen) Lastung, proportional der Zahl der Reize abnimmt. Wir haben also dehnende Einfl\u00fcsse w\u00e4hrend der Arbeit niemals g\u00e4nzlich ausgeschlossen, und in der That haben irgend erhebliche Gewichte ihre Spannungs-Wirkungen st\u00f6rend ein-gemengl. Es w\u00e4re eine letzte Gonsequenz des aufgestellten, ersten Gesetzes, dass ein Muskel, welcher durch einige Anfangszuckungen die Gr\u00f6sse seiner Erm\u00fcdungsdifferenz f\u00fcr das angewendete Reiztempo zu erkennen gegeben, v\u00f6llig frei, in beliebigem Tempo weiter gereizt, nach einer bestimmten Zahl von Reizen in dem Erm\u00fcdungsstadium gefunden werde, welches ihm zuk\u00e4me, wenn er die Anfangsarbeit fortgesetzt h\u00e4tte. Nach der Arbeitsprobe wiederum leer gereizt, bis nahe zur Ersch\u00f6pfung, m\u00fcsste er seine elastischen Eigenschaften intact erweisen,\n1) Ueber das Verh\u00e4ltniss der Muskelleistungen zu der St\u00e4rke der Reize. Reichert's und du Bois-Reymond\u2019s Archiv f. Anat. u. Physiolog. 1861. S. 382.\n17","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\tH. Kronecker,\t[772\ndurch gleichm\u00e4ssige Hebung jeglichen Gewichtes auf minimale H\u00f6hen.\nEin nach \u00e4hnlichem Plane behandelter Muskel (in 5 secun-digen Intervallen gereizt) ergab mir folgende Werthe : (Die Indices an den y bezeichnen die Ordnungszahlen der entsprechenden Zuckungen).\n.\t9 \u00df3__9 o\nK\u00fcr 20 Gr. b. 2/1 = 9,63\u20142/50 =9,0,/)=\t'\t\u2014 = 0,0126\n5U\n9,0 \u20144,0\no Gr.\tJ/61\t-\t2/400 , also 0=\t38q\u2014 =0,0143\n206\t2/401 = 4,9 -\u00ce/500 = 2,2, i>=\t= 0,018.\nSchliesslich hebt der sehr erm\u00fcdete Muskel 40 Gr. auf 0,25 Mm.\n20 Gr.\t0,25\n5 Gr.\t0,25\nDie Dehnung durch diese Gewichte betr\u00e4gt: d\u00ab) = 1,4 Mm.\nJ20 = 0,75\nW\u00e4hrend dieser Zeit hat der analoge, zweite Muskel des Doppelpr\u00e4parates mit 20 und 40 Gr. Lastung gearbeitet. Seine Anfangsdehnung durch 20 Gr. d20 war = 1,1 Mm.\nAus seiner Arbeitsreihe resultiren folgende Werthe:\n9,38\u20148,0\n20 6 i/i =9,38-2/50 = 8,0, D206= ----^-- = 0,0276, djo = bl bis 1,2\n5U\n9 5__5 75\n20\u00ab 2/51\t=9,5\u20142/145 =6,85,\t020\u00ab=\t- \u2019\t95\t\u2019--= 0,0289,\td'20 = 1,5 bis 1,62\n40\u00ab 2/140=5,5\u20142/245 = 3>13,\tD,ma=\t\u2019\t\u2019\u2014\t= 0,0237,\tJ40 =2,62 bis3,13\n4 00\n40 \u00ab 2/246 = 3,13 \u2014 \u00ce/335 = 1,75, 04o\u00ab= \u2014\u2014!\u2014 = 0,0153, 1/40 = 3,13 bis 3,25\nSchliesslich hebt der ersch\u00f6pfte Muskel 40 Gr. auf 0 Mm., ^40 = 1,4 Mm.\n20\tGr.\t0\td*2o = 0,9\n5\tGr.\t0,1\nDie Elasticit\u00e4t ist sehr unvollkommen geworden, der Muskel bewahrt mit teigiger Z\u00e4higkeit die einmal angenommene Form.\nMan kann demnach wirklich die Energie des Muskels f\u00fcr sich erm\u00fcden, und ebenso, gesondert, die Elasticit\u00e4t abstumpfen. Dies Letztere ist schon von vielen Beobachtern erw\u00e4hnt worden.\nBisher haben wir, bei Pr\u00fcfung unserer Gesetze, nur maximale Reize in Betracht genommen, um die Bedingungen nicht","page":258},{"file":"p0259.txt","language":"de","ocr_de":"773]\n\u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln.\n259\n\u00bb\nja\np\n\u2022o\nmehr, als nothwendig, zu compliciren. Der lebende Organismus arbeitet aber nur mit sehr geringen Reizst\u00e4rken, und es w\u00e4re daher h\u00f6chst interessant, die G\u00fcltigkeit der Thesen auch f\u00fcr schw\u00e4chere Reize zu erweisen. Einige Versuche, welche ich in dieser Richtung angestellt habe, haben ergeben, dass der proportionale Erm\u00fcdungsabfall auch unter solchen Umst\u00e4nden , welche das Zuckungsmaximum ausschliessen, zu Stande kommt. Die Resultate werden aber st\u00f6rend beeinflusst, durch die, bei untermaximalen Reizen gew\u00f6hnliche Verschiedenheit in den Wirkungen der beiden Stromesrichtungen.\nDie folgende Fig. 29 giebt eine Probe des Ablaufes solcher Zuckungsreihe. Die h\u00f6heren, aufsteigenden Str\u00f6men entsprechenden\tf\nZuckungen haben einen flacheren\t;\u25a0\nErm\u00fcdungsabfall, als die kleineren (absteigender Str\u00f6me).\nDie Reihe der ersteren hat :\n/)=0,005; erste Zuckung =5,5, diejenige der letzteren, die Differenz Z> = 0,012,\t2/1=4,0.\nNachdem die s c h w a c h e n Reize unwirksam geworden, veranlassen maximale anf\u00e4ngliche Zuckungsh\u00f6hen von 4,5 Mm. H\u00f6he, welche mit der Differenz 0,02 abnehmen.\nVon der entsprechenden Erm\u00fcdungsreihe des anderen, mit 20 Gr. belasteten Muskels ist schon fr\u00fcher, zu anderen Zwecken, in Fig. 26 ein St\u00fcck dargestellt worden.\nDie Erm\u00fcdungsdifferenz dieser Zuckungsreihe betr\u00e4gt:\nP .5\nt .5\u00b0\nC rc c\n\u00f6B s s\na rC o\n\u25a0S f\n\u00a3 g \u00a9 v\nc\n. \u00a9 s- fc\u00df O c\n3\nN\n3\ns\nT3\n:2\nM*","page":259},{"file":"p0260.txt","language":"de","ocr_de":"260\nII. Kronecker\n[774\nbei aufsteigenden Str\u00f6men 77=0,007,\t=6,25,\nbei absteigenden Str\u00f6men 77 = 0,012, yj = 4,9, schliesslich bei Maximalreizen 77=0,02, t/t = 5,0. Bemerkenswert!! ist, dass die Erm\u00fcdungslinie bei absteigenden Str\u00f6men, trotzdem der Muskel belastet ist, auch im letzten Stadium sich nicht mit derjenigen, durch aufsteigende Str\u00f6me gewonnenen vereinigt, sondern fr\u00fcher in der Abscissen-Axe endet. Dies bedeutet eine Abnahme der Erregbarkeit, welche den Muskel schliesslich f\u00fcr die schw\u00e4cher wirkende Richtung g\u00e4nzlich unempfindlich macht.\nDieses Verhalten beobachtete ich auch in einem anderen Experimente, in welchem maximale und submaximale Reize, in periodischem Wechsel einander folgten. \u2014 Es fielen die maximalen Zuckungen mit der mittleren Differenz 77=0,03, die submaximalen mit der mittleren Differenz 77 = 0,027. Schliesslich nahm die Curve der ersteren den normalen, hyperbolischen Verlauf, w\u00e4hrend diejenige der letzteren, nur schwach concav in die Abscissenaxe sank. Es verschwanden die Zuckungen auf schwache Reize g\u00e4nzlich, als die st\u00e4rkeren noch etwa 1 Mm. hoch waren. \u2014 Ein St\u00fcck aus dem anf\u00e4nglichen Verlaufe giebt das folgende Facsimile.\n17,5\t<550\t1 7,5\t(550 Stromeinheiten\nFrischer Muskel, mit 20 Gr. belastet, abwechselnd mit maximalen und untermaximalen Reizen erregt. Intervall 4 Secunden.\nEin St\u00fcck aus dem Endverlaufe stellt die n\u00e4chste Figur dar.\nKg. 31.\n;\t17,5 j\t650\t17,5 Stromeinheiten\nErm\u00fcdeter Muskel, mit 20 Gr. belastet, abwechselnd mit maximalen und untermaximalen Reizen erregt. Intervall 4 Secunden.","page":260},{"file":"p0261.txt","language":"de","ocr_de":"775] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln.\n261\nDie h\u00f6heren Zuckungen, im Beginn der Periode maximaler Reize r\u00fchren nicht etwa, wie es den Anschein hat, von l\u00e4ngerer, kurz zuvor gew\u00e4hrter Ruhe, sondern sind dem eigent\u00fcmlichen Zustande zuzuschreiben, dass schw\u00e4chere Reize, wenn sie keinen erheblichen Effect mehr haben, nicht erm\u00fcden ; wie es maximale Reize thun, auch ohne mechanische Wirkung zu \u00e4ussern. Es verh\u00e4lt sich der mit unwirksamen Reizen behandelte Muskel fast wie ein ruhender.\nDer Wunsch war naheliegend, zu untersuchen, ob die Muskeln des lebenden Thieres denselben Gesetzen gehorchen, welche wir an den ausgeschnittenen kennen gelernt haben. Zwei gr\u00f6ssere Versuchsreihen habe ich an lebenden, unversehrten Fr\u00f6schen ausgef\u00fchrt.\nIn der Mitte des Fersentheiles der zwei Froschbisse wurden Schlingen befestigt, welche in F\u00e4den zu den Zeichenhebeln ausliefen. Oeffnungsinductionsstr\u00f6me, von jedesmal wechselnder Richtung, und meist, wenigstens am Ende jeder Versuchsreihe, maximal, reizten in regelm\u00e4ssigen Intervallen (gew\u00f6hnlich von 4 Sec.) die Schenkel, deren Gastroknemien die gebotene Arbeit \u00fcbernahmen.\nDiese Experimente entsprachen im Allgemeinen, soweit es die unsichere Befestigung und die normale Beschr\u00e4nkung der Contractionsgr\u00f6ssen zuliessen meiner Erwartung :\nBei gleichen Bedingungen war die Erm\u00fcdungscurve eine gerade Linie. Die Ruhepausen gewannen erst mit vorschreitender Erm\u00fcdung einen merklichen Einfluss auf die Zuckungsh\u00f6he, und verloren denselben wieder, wenn die sehr kleinen Zuckungen weit in das Elasticit\u00e4tsgebiet gelangt waren.\nDer linke Gaslroknemius eines Frosches vollbrachte am ersten Arbeitstage (Februar 1870), mit 20 Gr. Belastung, w\u00e4hrend l^st\u00fcndiger Th\u00e4tigkeil 740 Zuckungen (maximale 6.5 Mm.), welche ihn fast vollkommen ersch\u00f6pften.\nDer ganze Frosch vermochte sich, freigelassen, nicht selbstst\u00e4ndig zu bewegen. Nach 21 Stundjen war er noch sehr lahm, brachte, wieder angespannt, nur geringere Maximalzuckung zu Stande (4,8 Mm.), und verbrauchte seine Leistungsf\u00e4higkeit durch 380 Zuckungen fast g\u00e4nzlich.","page":261},{"file":"p0262.txt","language":"de","ocr_de":"262\nH. Kronecker,\n[776\nNach zwei Ruhetagen war seine Maximalzuckung 4,3 Mm. hoch; 420 Contractionen reducirten sie auf 0,2Mm. DasThierwar nach dieser Anstrengung zusammengesunken, wie ein curare-sirtes. 24st\u00fcndige Ruhe schaffte ihm wenig Erholung. Erneute Arbeit (die 4te Reihe, am Sten Versuchstage) f\u00f6rderte nur 250 Hebungen, deren gr\u00f6sste 2 Mm. betrug. Es ist dabei noch in Anschlag zu bringen, dass die Zuckungsh\u00f6hen, insoweit sie der als Hebel wirkende Fuss vergr\u00f6sserl aufzeichneu liess, nicht re-ducirt sind.\nBemerkenswerth ist, dass die Minimalzuckungen im Beginne der ersten 3 Arbeitsreihen bei ziemlich gleicher Reizst\u00e4rke auftraten. Erst am letzten Tage muste diese etwas gesteigert werden.\nIm frisch, mikroskopisch untersuchten, linken Gastroknemius fanden sich, besonders am Sehnenende, einzelne Muskelb\u00fcndel, welche Ver\u00e4nderungen zeigten, wie sie du Bois-Reymond1) an Fasern aus unbeweglich gespannten, tetanisirten Gastrokne-mien beobachtet hat: Einige Fibrillen enthielten feink\u00f6rnige, oder kr\u00fcmlige Massen, w\u00e4hrend bei anderen nur die Querstreifen verschoben waren. Die meisten hatten ein normales Aussehen bewahrt.\nNoch auffallendere Erscheinungen boten die Fasern der Gaslroknemien eines anderen Frosches, welcher in \u00e4hnlicher Weise wie der vorerw\u00e4hnte zu ersch\u00f6pfender Arbeit gezwungen worden war.\nDer rechte Gastroknemius hatte an seinem Islen Arbeitstage, mit 20 Gr. belastet, bei Reizinlervallen von 2 bis 6 Sec. 2550 Contractionen ausgef\u00fchrt, deren gr\u00f6sste 6,0 Mm., deren kleinste 0,5 Mm. hoch war. Am 2len Tage hob er das Gewicht durch 950 Zuckungen (4,3 Mm. bis 0); am 3ten Tage durch 360 Zuckungen (3,35 Mm. bis 0). Endlich nach 7 Ruhetagen, im frischen Beh\u00e4lter, vermochte er nicht mehr, ais 350 kleine Contractionen von 1,0 Mm. bis 0,0 Mm. H\u00f6he zu vollf\u00fchren. 18 Stunden sp\u00e4ter fand ich den Frosch in seinem Kasten todt.\nDie Muskeln der Unterschenkel waren roth und weich, die des \u00fcbrigen K\u00f6rpers blass und steif.\nDie in.lodserumgelegten, sogleich mikroskopirlenFasern von den Gastroknemien und Peroncen zeigten an vielen Stellen, ne-\n1) 1. c. Bd. II. Abth. 1. S. 71.","page":262},{"file":"p0263.txt","language":"de","ocr_de":"777] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 263\nben k\u00f6rniger auch wachsarlige Degeneration. Der Sarkolemm-schlauch erschien an einzelnen Stellen bauchig geschwellt, mit matt gl\u00e4nzender Masse gef\u00fcllt. Die Querstreifen waren an vielen Orten verschwunden : ein Bild, wie es Erbgeschildert hat. Der 2le Satz, welchen er auf Grund seiner Beobachtungen aufstellt: es gebe pathologisch ver\u00e4nderte Muskeln, in welchen nach dem Tode, auch in unverletzten Fasern die wachsartige Ver\u00e4nderung auftrete, passt auf meinen Fall.\nBei ausgeschnittenen, durch Arbeit ersch\u00f6pften Muskeln, haben sich \u00e4hnliche Ver\u00e4nderungen vergeblich suchen lassen.\nEs scheint, dass solche Degeneration in unverletzten, lebenden Muskeln erst nach l\u00e4ngerer Dauer der Misshandlung, und consecutiv gest\u00f6rter Ern\u00e4hrung zu Stande kommt, wenn man nicht durch sehr grosse Lasten, oder Dehnungen das Muskelgef\u00fcge gewaltsam \u00e4ndert.\nProfessorSchweigger-Seidel, mein unvergesslicher, verehrter Freund hat mich seiner Zeit, mit gewohnter Liebensw\u00fcrdigkeit bei der mikroskopischen Untersuchung der betreffenden Objecte unterst\u00fctzt.\nSchon manche Thatsachen (s. S. 733) sind uns im Laufe dieser Untersuchung begegnet, welche darauf gedeutet haben, dass der Muskel, in Folge der Arbeit, auch in seinem Gef\u00fcge sich ver\u00e4ndert. Solche Aenderung kann weder durch Ruhe, noch durch Blut sogleich aufgehoben werden, ln ihren extremsten Fortschritten wird sie mikroskopisch nachweisbar. Diese Abn\u00fctzung ist von Fick1 2) als Ursache des kleinen Eiweiss Verbrauches bei der Muskelaction angesehen worden.\nWir wissen ja auch aus Erfahrung, dass nach heftiger, andauernder Anstrengung, die Muskeln oft tagelanger Restitution ben\u00f6thigen.\nD\u00fcrfen wir nun die in vorliegender Untersuchung gewonnenen Erfahrungen, als Anhaltspuncte, f\u00fcr das Verst\u00e4ndniss von Vorg\u00e4ngen im menschlichen Organismus verwerthen ? Sind wir damit der Erledigung der Frage n\u00e4her ger\u00fcckt : wie die \u00bbso kostbare Muskelarbeit ihre gewinnbringendste Verwendung\u00bb finden kann ?\t1\n1)\tVirchow\u2019s Archiv Bd. 43. S. 108 ff.\n2)\tMedicin. Physik. 1866. S. 203.","page":263},{"file":"p0264.txt","language":"de","ocr_de":"364\nH. Kronkcker\n778\nWir k\u00f6nnen nur mit gr\u00f6sster Reserve antworten.\nln unseren Experimenten haben wir durch ziemlich com-plicirte Methoden die allereinfachsten Bedingungen herbeif\u00fchren m\u00fcssen, um die Erm\u00fcdungsgesetze zum reinen Ausdrucke zu bringen.\nDas Thier wendet, seinen Willen zu vollstrecken, alle ihm zu Gebote stehenden Mittel an. Jedoch verf\u00e4hrt es dabei insofern sparsam, als es mit den geringsten Impulsen seine Zwecke zu erreichen sucht, und erst, wenn ihm dies nicht gelingt, zu den st\u00e4rkeren Anregungen seine Zuflucht nimmt4). Ueber eigentlich maximale Reize verf\u00fcgt der Organismus wohl kaum. Den scheinbar v\u00f6llig erm\u00fcdeten Menschen k\u00f6nnen starke Affecte noch zu erstaunlichen Leistungen bef\u00e4higen, und auch dann wird er sich schwerlich bis zu dem Grade der Ersch\u00f6pfung spornen k\u00f6nnen, wel\u00e7hen wir bei dem g\u00e4nzlich ausgenutzten Winterfrosche erreicht haben.\nDurch die Erfahrung, \u00fcber die beste Art der Ausn\u00fctzung seiner Muskelkr\u00e4fte belehrt, wendet der Organismus allerlei Kunstgriffe an, um, ohne ausserordentliche Willensreize seine Leistungen zu steigern, und nach Bed\u00fcrfnis abzustufen.\nWesentlich unterst\u00fctzt ihn dabei die Elasticit\u00e4t der Muskeln. H\u00fcter1 2) hat interessante Wahrnehmungen dar\u00fcber ver\u00f6ffentlicht, wie die elastische Spannung der Muskeln bei solchen Verrichtungen des Menschen nutzbar gemacht wird, welche Kraft und Festigkeit verlangen, wie-dagegen die Muskeln von losem Ruhezust\u00e4nde aus in Action versetzt werden, wo es auf feine Abstufung der Bewegungen ankommt.\nGerade in der Elasticit\u00e4t haben wir ein Mittel, Energie aufzuspeichern 3), und somit lebendige Kraft in Spannkraft (in der urspr\u00fcnglichsten Bedeutung der Worte) umzusetzen, die wir dann, zu beliebiger Zeit, mit um so gr\u00f6sserer Promptheit auszugeben verm\u00f6gen, als die latente Reizung beim belasteten Muskel k\u00fcrzer ist, als beim \u00fcberlasteten.\n1)\tDiese Verst\u00e4rkung des Willensimpulses w\u00e4hrend der Erm\u00fcdung haben Donders und van Mansvelt experimentell nachgewiesen. Anomalien der Refraction und Accommodation des Auges, Wien 1866. S. 223. Over de Elasticiteit der Spieren. Utrecht 1863. S. 54.\n2)\tVirchow's Archiv Band 46, S. 37. It.\n3)\tVergl. Fick. Muskelarbeit. S. 39.","page":264},{"file":"p0265.txt","language":"de","ocr_de":"779] \u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der Muskeln. 265\nWer zum Sprunge sich duckt, oder zum Schlage ausholt, verfahrt nach diesem Principe.\nBeim Ziehen und Heben schwerer Lasten werden die wirksamen Muskeln zuvor gedehnt, um deren Elasticit\u00e4t auszuntitzen. Die Erm\u00fcdung wird, durch diese Vertheilung der Arbeit auf viele Muskeln, weit hinausgeschoben.\nViele Stunden hintereinander schwingt der Schmied den Hammer, hebt der Pflasterer die Ramme, wirft der Handlanger die Ziegeln. Alle diese Arbeiten, in langsamer Folge ausgef\u00fchrt, verlangen, gleichm\u00e4ssig auf lange Zeit vertheilte, grosse Leistungen. Ein schnelles Arbeitstempo aber wird von den Muskeln, selbst bei geringer Einzelleistung, nur kurze Zeit vertragen. Unsere Finger, welche, bei massigen Ruheintervallen, den ganzen Tag th\u00e4tig zu sein verm\u00f6gen, erlahmen bald, wenn sie zum Presto-Spiel, oder zur hastigen Schrift gezwungen werden. Zuvor tritt zuweilen, bei sehr forcirtem Tempo, eift Krampfein, welcher uns lebhaft an den Tetanus erinnert, zu dem die anf\u00e4nglich kurzen (gesonderten), mit zunehmender Erm\u00fcdung sich verl\u00e4ngernden Einzelzuckungen der Froschmuskeln verschmelzen. So ist es auch beim Laufen vortheilhafter und weniger anstrengend, gr\u00f6ssere Geschwindigkeit der Fortbewegung durch Verl\u00e4ngerung der Schritte, als durch Vermehrung der Schrittzahl in der Zeiteinheit.zu erstreben. Wir verwandeln daher den anf\u00e4nglichen \u00bbEillauf\u00ab in den \u00bbSprunglauf\u00ab, welcher gr\u00f6ssere Schritte langsam zu machen gestattet, ohne dass die Schnelligkeit der Bef\u00f6rderung wesentlich verringert wird.t)\nZur L\u00f6sung der Aufgabe, einen weiten Weg in m\u00f6glichst kurzer Zeit zur\u00fcckzulegen. wie dies bei Eilm\u00e4rschen n\u00f6thig ist, macht Dr. Thum1 2) die theoretische Voraussetzung, \u00bb dass dieselbe Arbeitssumme vortheilhafter dadurch erlangt wird, dass ein Muskel ein Gewicht \u00f6fter auf kleinere, als seltener auf gr\u00f6ssere H\u00f6hen bringt\u00ab; und ferner: dass es g\u00fcnstiger f\u00fcr die Ausn\u00fctzung desselben sei, ihn \u00bb\u00f6fters, kurze Zeit, mit nachfolgenden, kurzen Pausen arbeiten zu lassen, als l\u00e4ngere Zeit, mit nachfolgenden, l\u00e4ngeren Pausen\u00ab.\nHieraus leitet Thum die praktische Regel : \u00bbEs ist vorthei 1-\n1)\tWilhelm Weber und Eduard Webei\\ Mechanik der menschlichen Gehwerkzeuge. G\u00f6ttingen. 1837. S. 73 um 293.\n2)\tMarsch-Di\u00e4tetik. Berlin. 1S70. S. aa.","page":265},{"file":"p0266.txt","language":"de","ocr_de":"266 H. Kronecker, Erm\u00fcdung u. Erholung d. Muskeln. [780\nhafter, einen gegebenen Weg in kleinere Abschnitte mit k\u00fcrzeren Pausen, als in gr\u00f6ssere Abschnitte mit l\u00e4ngeren Pausen einzu-theilen.\u00ab\nAus meinen Versuchen habeu sich, von den angef\u00fchrten abweichende Voraussetzungen ergeben. Nach solchen w\u00fcrde es vortheilhafter sein , mit grosser Geschwindigkeit den Marsch zu beginnen und gradatim das Tempo zu massigen, eingeschaltete Ruhepausen aber so lang zu w\u00e4hlen, dass den auch in ihrem Gef\u00fcge etwas mitgenommenenen Muskeln einige Wiederherstellung m\u00f6glich ist.\nDiese sp\u00e4rlichen Beispiele sollen nur dienen, die M\u00f6glichkeit einer Verwerthung der gewonnenen Resultate anzudeuten.\nInwieweit es zul\u00e4ssig ist, die am Frosche gemachten Erfahrungen auf den Menschen zu \u00fcbertragen, m\u00fcssen passende Versuche lehren, denn wir wissen, dass bei den verschiedenen Thier-CIassen die Dauer der Muskelzuckung und, wie es scheint, auch die Geschwindigkeit der Restitution sehr variirt. \u2014 Aus' der Beobachtung des lange Zeit hindurch wiederholten, und dabei ausserordentlich h\u00e4ufigen Fl\u00fcgelschlages der Zugv\u00f6gel wird Niemand, unmittelbar, Regeln f\u00fcr die Bewegung einer tr\u00e4gen Schildkr\u00f6te ableiten. \u2014\nDruck von Breitkopf und H\u00e4rtel in Leipzig.","page":266},{"file":"p0266s0001tablei.txt","language":"de","ocr_de":"2$er. d. JCS. (fes.d.fffiss. maffi.pfu/& \u00db. /87s. Zur udZZiartdl. v. ff. Kror/crkcr:","page":0},{"file":"p0266s0002tableii.txt","language":"de","ocr_de":"Taf. H.\nBer ii.\u00c4.S/}exd.Wis.f.math.ph/s.d.iUji. Zwslh/umdl. v. BJironecAer","page":0},{"file":"p0266s0003tableiii.txt","language":"de","ocr_de":"TaflH.\nBer? d.JC.S. \u00fber.d. ID iss. maih.phys. CL. 1871.\nZur Abharidl.p. H. Krone eher?\tLith.Anst.v,j.G.Bach, Lefpzi","page":0},{"file":"p0266s0005tablev.txt","language":"de","ocr_de":"Berichte d. K.SGes.d Wiss. math.phys.CI. i8/t\nZur Abhandlung v. H. Kronecker.\nLilh. Anst.v.J.G.\u00dfdcH, Leipzig","page":0}],"identifier":"lit1388","issued":"1871","language":"de","pages":"177-266","startpages":"177","title":"\u00dcber die Erm\u00fcdung und Erholung der quergestreiften Muskeln","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:00:26.467653+00:00"}