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Einige Bemerkungen über die Wirkungsart und chemische Zusammmensetzung der Gifte

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{"created":"2022-01-31T13:45:44.260316+00:00","id":"lit13950","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Emmert, F. A. G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 1: 176-187","fulltext":[{"file":"p0176.txt","language":"de","ocr_de":"176\nIL\nEinige Bemerkungen\n\u00fcber\nd i e Wirk u n g *s % r t\nund\nchemifche Zufammenfetzung der Gifte.\nVon\nDr. Emmert, dem Aeltern.\n\u00f6chon meine fr\u00fcheren Urrterfuchungen \u00fcber die Wirkungsart der Gifte leiteten: mich auf die zwei wichtigen Refultate, dafs werfen die Nerven, noch die eip-fangenden Gef\u00e4fse Antheil an der Verbreitung ihrer fch\u00e4dlichen Wirkung von d\u00ean Theilen, an welche fie applicirt worden, \u00fcber den ganzen! K\u00f6rper nehmen, fondern dafs cliefes durch unmittelbares Eindringen der-felben in die Blutgef\u00e4fse und mit H\u00fclfe des Kreislaufs durch directe Einwirkung auf d\u00fbs R\u00fcckenmark ge-fchieht, dafs fomit alle Vergiftungsfymptome blol\u2019se Folgen von der Affection des R\u00fcckenmarks und eben deswegen, etwa bis auf die Nervenzuf\u00e4lle, zu den ver-fchiedenen Arten von Vergiftungen nicht nothwendig\nfind.","page":176},{"file":"p0177.txt","language":"de","ocr_de":"iind. In neueren Zeiten habe ich vorz\u00fcglich mit der Ariguftura virofa eine Reihe von Verfuchen ang&-i'tellt, welche diefes mit aller Beftimmtheit ausfagen und noch \u00fcberdies wenigftens einige n\u00e4here Auskunft \u00fcber die Natur der vegetabilifchen Gifte geben. Ehe ich diefe Verfuche hier ihren Hauptrefultaten nach bekannt mache, bemerke ich zuvor, dafs fich die oft-indifche Anguftura gegen die einzelnen Theile des thierifchen K\u00f6rpers \u00e4hnlich, wie die \u00fcbrigen ft\u00e4rkern Gifte verh\u00e4lt. Sie t\u00f6dtet n\u00e4mlich nicht allein von den \u2022Blutgef\u00e4fsen und den . reichlich damit verfehenen Theilen aus, fondern auch v:on den H\u00e4uten, welche ihre gr\u00f6fsern St\u00e4mme als eine d\u00fcnne Schicht bedecken , wie dem Bauchfelle und den Pleuren, wahrend fie von c^en Sehnen und Nerven keinen folchen -nachtheiligen Einflufs auf den K\u00f6rper \u00e4ufsert. Da-bey erregt fie befchwerliches, anfangs befchleunigtes Athmen, h\u00e4ufigen ,b krampfhaften Puls, verminderte Willk\u00fchr der Muskeln, befonders von den hintern Extremit\u00e4ten, krampfhaftes Erftarren der Glieder, ein fchreckhaftes Wefeny gleichlam eine Art von Panta-phobie, oder einen hohen 'Grad von hyfterifchem Zu-ftand, welcher fich durch Zittern, ein der electrifchen Erfchiitterung \u00e4hnliches Zucken und Zufammenfahren, vorz\u00fcglich l\u00e4ngs der ganzen Wirbelf\u00e4ule und Anf\u00e4lle von Starrkrampf, meiftens in Geftalt von Opiftho-tonus offenbart; Zuf\u00e4lle, welche theils von felblt, theils auf jede Anftrengung und jeden unbedeutenden \u00e4ufsern Eindruck, wie z. B. leifes Ger\u00e4ulch, Ber\u00fchrung der Haare des K\u00f6rpers durch eine Fliege u. f. w. eintre-M. d, Archiv. I. 2.\tM","page":177},{"file":"p0178.txt","language":"de","ocr_de":"478\ntea:'fie t\u00f6dtet meiftens in wenigen Minuten, felbft wenn ihah die Refpiration, welche in den Anf\u00e4llen von Starrkrampf g\u00e4nzlich unterdr\u00fcckt und nach denfelben fehr geh\u00f6rt ift, kiinftlich unterh\u00e4lt, und hinterl\u00e4fst in keinem Theile des K\u00f6rpers eine bemerkliche Ver\u00e4nderung.\nIn meinen Verfuchea mit diefer Subftanz fand ich nun\ni) dafs, wenn man das Decoct davon entweder ganz allein, oder in Verbindung mit Kali phlogiftic\u00e4-tum auf die unverletzte Haut in fehr grofser Menge bringt, es durchaus keine Zuf\u00e4lle erregt, wiewohl der Harn dadurch die Eigenfehaft erh\u00e4lt, mit Eifenfalzen im erftern Falle einen dunkelgr\u00fcnen, Und im letztem einen berlinerblauen Niederfchlag abzufetzen ;\n\u2022 a) dafs, wenn man die Aorta abdominalis unterbindet und in eine Wunde des einen Schenkels Kali phlogifticatum, in eine andere des zweitenden bittern Anguftura-Abfud in reichlicher Menge, und wiederholt applicirt,. durchaus keine von den erw\u00e4hnten Vergiftungszuf\u00e4llen eintreten, wiewohl der nach der Anbringung der Anguftura vir\u00f6fa und des blaufauern Kali abgefonderte Harn mit Eifenfalzen vermifcht eine grofse Menge von Berlinerblau abfetzt.\nHieraus folgt, dafs unter den angegebenen Um-ft\u00e4nden jenes Gift in die einfaugenden Gef\u00e4fse wirklich aufgenommen, aber durch fie fo affimilirt wird, dafs es nicht mehr als folches wirkt: eine Erfchei-nung, welche ich bei allen in diefer Hinficht unterrichten Giften wahrgenommen habe. Ich m\u00f6chte deswegen als gemeinfchaftlichen Character von den Gif-","page":178},{"file":"p0179.txt","language":"de","ocr_de":"179\nten, di\u00e8 Eigenfchaft aufftellen, mit H\u00fclfe der Anziehungskraft von dem Blute, die damit angef\u00fcIJten V\u00e9-nen zu durchdringen, wenn fie nicht auch andern nicht giftigen, fogar unsch\u00e4dlichen Materien, wie z. B. der atmosph\u00e4rifchen Luft, zuk\u00e4me und fie dagegen einigen andern Giften zu fehlen fchiene.\nBei dem letztem Verfuche l\u2019cheinen mir noch zwei Umft\u00e4nde bemerkenswert!\u00bb : n\u00e4mlich\na)\tdafs die Einfaugung noch l\u00e4ngere Zeit nach g\u00e4nzlicher Unterbrechung des Kreislaufs f\u00f6rtdauerte.\nb)\tDafs fich unter diefen Umft\u00e4nden die Irritabilit\u00e4t der Muskeln und ein gewiffer Grad von Empfindlichkeit in diefen Organen und der Haut erhielt, ohngeachtet beide Schenkel bald nach Unterbindung der Aorta die Temperatur von 130 R. des Zimmers annahmen. Noch auffallender war die Permanenz des Lebens in einem andern Verfuche der Art, welchen ich mit der Blauf\u00e4ure anftellte, denn hier kehrte, etwa -ro Stunden nach g\u00e4nzlicher Unterbrechung des Kreislaufs in den .hintern Extremit\u00e4ten, als ich die Ligatur von der Aorta abdominalis wieder entfernte, die W\u00e4rme allm\u00e4hlig in die F\u00fcfse zur\u00fcck, und etwa \u00a3 Stunde nach, Aufl\u00f6fung der Unterbindung ftellten fich alle Zuf\u00e4lle der Blauf\u00e4ure ein, welche ich einige Zeit vorher in eine Wunde des Schenkels gegoffen hatte.\nDiefen Erfcheinungen nach kann man nicht anders, als eine belebende Ausftr\u00f6murtg von den Cen-tralpuncten des Nervenfyftems, namentlich von dem\nM fl","page":179},{"file":"p0180.txt","language":"de","ocr_de":"180\nR\u00fcckenmark, in die Organe annehmen, in welche ihre \u25a0Nerven \u00fcbergehen.\t,\ns Auf der andern Seite findet aber auch von fol-chen Theilen aus, welche bis auf den Zufammenhang ihrer Nerven mit dem R\u00fcckenmark von dem \u00fcbrigen K\u00f6rper g\u00e4nzlich getrennt find, noch eine R\u00fcckwirkung auf den \u00fcbrigen K\u00f6rper ftatt, weil nicht blofs Gifte, fondern alle- andre Reize, welche man in folche, bis auf das Nervenfyftem vom \u00fcbrigen K\u00f6rper g\u00e4nzlich ifolirte, Glieder bringt, den Tod diefer Thiere be-fchleunigt, ohne andre als die gew\u00f6hnlichen Reizzuf\u00e4lle hervorzubringen.\n3) Fand ich in Anfehung des Einfluffes der Gifte auf das R\u00fcckenmark:\n\u00ab) dafs, wenn man das Lendenmark zu oberft zer-fchneidet, und in eine Wunde der hintern Extremit\u00e4ten das Anguftura - Abfud applicirt, die Hinterf\u00fcfs\u00e8 ebenfalls, aber nicht gleichzeitig mit dem vordem Theile des K\u00f6rpers, fondern einige Zeit nachher, von der tetanifchen Erftarrung und Ausftreckung befallen wurden. b) Dafs, wenn man die Medulla oblongata entweder v\u00f6llig oder bis auf einen d\u00fcnnen Markftreifen an jeder Seite derfelben in die Quere zerfchnei-det, die Refpiratipn k\u00fcnftlich unterh\u00e4lt und die bittre Anguftura, innerlich oder \u00e4ufserlich, applicirt, fie ganz fo wie bei unverletztem R\u00fcckenmark, nur mit dem Unterfchiede wirkt, dafs < der K\u00f6rper unendlich gr\u00f6fsere Dofen davon ver-> tr\u00e4gt und ihrer Wirkung Stundenlang wider-","page":180},{"file":"p0181.txt","language":"de","ocr_de":"181\nfteht, w\u00e4hrend er fonft von dem fecliften bis achten Theile des Giftes, felbft wenn man die Rb-fpiration k\u00fcnftlich unterh\u00e4lt, in wenigen Minuten ftirbt.\nc) Endlich, dafs, wenn man n\u00e4ch Eintritt der Ver-giftungszuf\u00e4lle mit den eben (6) erw\u00e4hnten Um-ft\u00e4nden das R\u00fcckenmark zerft\u00f6rt, diefe Zuf\u00e4lle pl\u00f6tzlich 'verfehwinden, wiewohl die ent-bl\u00f6fsten Carotiden noch 2 bis J Minuten hindurch pulfiren.\nWoraus fich nun wohl mit ziemlicher Gewifshek ergiebt, dafs diefes Gift wirklich das R\u00fcckenmark auf eine f\u00fcr den \u00fcbrigen K\u00f6rper h\u00f6chft n\u00e4chtheilige Weife afficirt und hierdurch auf den \u00fcbrigen K\u00f6rper feinen zerft\u00f6renden Einflufs \u00e4ufsert.\nBei diefen letztem Verfuchen zeigten fich folgende merkw\u00fcrdige Erfcheinungen. Gleich nach Zerfchnei-dung des verl\u00e4ngerten Marks, unmittelbar unter dem Hinterhauptsbeine fterben das Auge und der gr\u00f6fste Theil des Kopfes f\u00fcr immer, hingegen im \u00fcbrigen K\u00f6rper kehrte das Leben mit der! Nachahmung der Refpiration zur\u00fcck, und die \u00e4ufserlich oder innerlich applicirte bittre Anguftura bef\u00f6rderte diefe\" R\u00fcckkehr des Lebens und fteigerte es offenbar. Bleibt auf jeder S\u00e8ite des verl\u00e4ngerten Marks ein fchmaler Streif um zertrennt, fo dafs dadurch die Verbindung des Gehirns und R\u00fcckenmarks noch unterhalten wird, fo kehrt unter den eben erw\u00e4hnten Umft\u00e4nderi ein h\u00f6herer Grad von Leben zur\u00fcck, d. h. die Bewegungen des Rumpfes und feiner Glieder find lebhafter und. ft\u00e4r-","page":181},{"file":"p0182.txt","language":"de","ocr_de":"482\nleer, and die Empfindlichkeit deffelben gr\u00f6fser, als in \u2018dein Falle, wo die Medulla oblongata v\u00f6llig zerfchnit-ien wird; auch ftel len fich alsdanh Refpirations-Ver-fuche ein, n\u00e4mlich ein periodifches Vorw\u00e4rtsbeugen des Kopfes, ein Anfpannen der Bauchmuskeln und ein fchwaches Austreiben von Ruft aus dem Munde. Einige Zeit nach der Application von der Anguftu-ra virofa entftehen auf gr\u00f6bere und fchw\u00e4bhere Reize, f\u00f6gar auf bl\u00f6fseS Ber\u00fchren der Haare Zuckungen und Starrkr\u00e4mpfe, an denen aber der Kopf keinen andern Antheil nimmt , als dafs er durch die Nackenmuskeln \"r\u00fcckw\u00e4rts gezogen wird, und i\u00fc einigen F\u00e4llen die Augenfpalte,1 : wie auch die Pupille fich w\u00e4hrend des Opifthotonus' zu erweitern fchien. Eben' fo vermogte kein Theil des Kopfes, felbft wenn man die ft\u00e4rkften Reize an ihn applicirte j jene Zuckungen und Starrkr\u00e4mpfe zu erwecken, .als das \u00e4ufsere Ohr und liach einigen Beobachtungen die Haut am Hinterhaupte. Alle Arten von mechanifcher, Verletzung der Lippen, der Zunge und der Haut des Geflehtes, heftiges Pref-fen der Augen, Kitzeln in der N\u00e4fe, Applicirung von fchwefligten D\u00e4mpfen und cauftifchem Salmiakgeift an die innere Nafenhaut, heftiges Schreien, Ann\u00e4hern einer Flamme an das Auge, felbft Zerfchneiden der beiden untern Aefte des Gefichtsnerven (N. durus) waren unf\u00e4hig, fowohl in diefen Organen felbft, als in dem \u00fcbrigen K\u00f6rper eine Reaction hervorzubrin-gen, wiewohl das Zerfchneiden des Gefichtsnerven Zuckungen der Lippen und Verletzung der Gefichts-muskeln lebhafte Contractionen derfelben erregte.","page":182},{"file":"p0183.txt","language":"de","ocr_de":"Dagegen veranla\u00df jede Reizung \u2022 des Rumpfes und. der Extremit\u00e4ten,i eben fo der \u00e4ufsern Ohren, allge-, i meine Zuckungen, und Kr\u00e4mpfe, , Reizung der Haut war ungleich wirkfainer, als die der Muskeln, eben fo Reizung des Rumpfes und ^r Extremit\u00e4ten, als die der Ohren,;, jene Zuf\u00e4lle, zu Recken. Spricht di\u00e8fes nicht :fae .^die- Behauptung, dafs das R\u00fcpken-mark alle confenfuellen Erf\u00e7heinungen vermittelt? ;dafs d\u00e9r ivons Rumpfe,losgetrennte Kopf , (wenn djs Los-trerinung dicht unter dem .Hinterhaupt gefch\u00e4he, was freilich wohl feiten 4er Fall feyn \u00abr\u00e4chte) der Empfindung und des Rewufstfpyns heraubt ift? Ferner, dafs der Impuls,z\u00abm Ajthmen unabh\u00e4ngig, vpn dem. ye-jj\u00f6fen und arteri\u00f6fefl Blute von dem verl\u00e4ngerten Rn? ckenmark ausgeht'? Endlich,, dafs das Gehirn \\venig oder keinen Anteil an Hervurbriugung der Vergiftungszuf\u00e4lle hat ?\n!\t, In diefen Verfiichen zeigte fich \u00fcbrigens gleich nach\n.Trennung d\u00e9s verl\u00e4ngerten; R\u00fcckenmarks die St\u00e4rke des Kreislaufs und der Bewegung des Herzens fehr vermindert, befonders in dem Falle, wo der Zufamr menhang des Gehirns und R\u00fcckenmarks g\u00e4nzlich unterbrochen wurde. Die entblpfsten Carotiden pulfir-ten zwar lebhaft, allein der Herzfchlag war nicht f\u00fchlbar, und wenn ein Arterienftamm zerfchnitten \u25a0wurde, fo trieb er das Blut weder in der Menge, noch auf die Entfernung hin, wie unter den gew\u00f6hnlichen Umft\u00e4nden, aus fich heraus, \u00fcberdies h\u00f6rte meiftens die Blutung auf, wenn man das zerfchnitteoe Gef\u00e4fs einige Secunden lang mit den Fipgern zufam-","page":183},{"file":"p0184.txt","language":"de","ocr_de":"\u00ce84\nmendr\u00fcckt\u00e8. Die Umwandlung d\u00e9s ven\u00f6fen Blutes in arteri\u00f6fes und d\u00e8s letztem in das erftere dauerte, wie bei der nat\u00fcrlichen Refpiration, fort, (fo weit fich die-fes aus der Farbe der Gef\u00e4fse und-des aus ihnen her-ausgelaffenen Blutes beurtheilen l\u00e4fst), ohngeachtet fie nicht mit H\u00fclfe \u00e9\u00efn\u00e8S \u00dflafebalgs, fondern durch Ein-blafen der'Luft mit dem Muncte find dem Tubulus nadhgeahmt wurde/ Die thierifche W\u00e4rme nahm ab, aber langfamer, als in Brodie's Verfuohenh ltt *\u00abinern Falle -\u00e4tir um 3\u00b0R. ih' 74.1 Minuten^ bei-einer Stubentemperatur von I2f0 Ri (Diefe Abweichung von den Beobachtungen von R/odzer\u00fchrte w\u00e4hrfcheiniich daher, dafs'er fich ihsfeinen Verf\u00fc\u00f6hen: zur k\u00fctiftliohen Unterhaltung des AthmehS des Bi\u00e0febalgs 'bediente). Allein diefe Verminderung der 'thierifchen War me-berechtiget, ' wie *}<&-glaube, tuns nicht, -eine nnmittel-bare Abh\u00e4ngigkeit ihrer Erzeugung von dem Gehirne anz\u00fcnehmen, weil unter' den erW\u00e4hnten Umft\u00e4nden die Energie des Kreislaufs ! fichtb\u00e4r gefchwacht war, und die; k\u00fcnftliche Refpiration die*! nat\u00fcrliche nie V\u00f6llig erfetzen kamt, denn ich fand immer in den Leichen von den Thieren, deren Refpiration ich eine Zeitlang k\u00fcnftlich unterhalten hatte, die Lungen erripbyfemat\u00f6s und mit ausgetretenem Blute infiltrirt. Ueberdies wurde unter jenen Umft\u00e4nden wirklich W\u00e4rme erzeugt, fofern die des K\u00f6rpers von diefen Thieren weder fo fchnell, noch \u00a30 betr\u00e4chtlich abnahm, als in den hintern Extremit\u00e4ten von den Kaninchen, denen die Aorta abdominalis unterbunden worden war\u00bb","page":184},{"file":"p0185.txt","language":"de","ocr_de":": In Anfehiing des giftigen Bitterftoffs machte ioh die Beobachtung, dafs, wenn man aus der oftindjfchen Anguftura die ihr, mit den \u00fcbrigen giftigen amarjs gemeinfchaftlich'e;Materie, welche mit den Eifenfalzen einen gr\u00fcnen Nieilerfchlag und ein\u00e9 gr\u00fcne Aufl\u00f6fung giebt, herausfcheidet, fie ihr\u00eb giftige Wirkung nicht Verliert ; ferner^ ,d\u00e4f$ jener gr\u00fcne Niederfchlag, welcher^- wie das .Berlinerblau, wirklich Eifen enth\u00e4lt, keineii nachtheiligen lEinflufs auf, den thierifchen K\u00f6r-, per \u00e4u\u00dferte : :Obiiftreitig hat das Verhalten der bitt\u00ebrn G$ft\u00ae rgegen Eifen\u00dflge einige Aehnliehkeit mit dem der Blauf\u00e4ure: S\u00f6llte nicht auch eine der Blauf\u00e4ure \u00e4hnliche Verhindimg. den- Grund der,, giftigem . \u00ab\u00fcd: bitter ni .Eigenfchaften jener Materien,enthalten?, \u2019s \u201cer Die bittern Mandeln verdanken ihrem Blauf\u00e4ure enthaltenden Oehle nicht allein die Giftigkeit, fondent auch Bitterkeit , denn : mit Entziehung .deffelben verlieren fie diefe beiden, ch\u00e4racteriftifchen Eigenfchaften ; ein bitterer Extractivftoff, welchen Herr Profeflbr ff aff in feiner vortrefflichen Materia medica ihnen, zufchreibt, l\u00e4fst fich daraus nicht abfcheiden. Auch find jene giftigen amara, ( wie \u00dcberhaupt die meiften vegetabilifchen Gifte) reich an Stickftoff. Zwar kann man aus dem gr\u00fcnen Niederfchlag\u00e9, welchen der Auf-gufs und Abfud der bittern Anguftura mit den Eifenfalzen abfetzt, keine Blauf\u00e4ure abfcheiden, allein die fl\u00fcffige Blauf\u00e4ure ift ebenfalls von anderer Be-fchaffenheit als die im Kali phlogifticatum enthaltene, denn mit Eifenfalzen giebt fie keinen berlinerblauen, fondern einen dunkelgr\u00fcnen Niederfchlag und mit Kali","page":185},{"file":"p0186.txt","language":"de","ocr_de":"486\ngemilcht verliert fie ihre giftigen Eigenfchaften nicht, W\u00e4hrend das Kali phl\u00f6gifticatum, felbft in den gr\u00f6fs-. ten\u2019 Dofen, keine Spur davon \u00e4ufsert. Deswegen ift nun auch das Kali weder gegen Blauf\u00e4ure, noch gegen das \u00e4therifche Oehl der bittern Mandeln, dem Prunus Laurocerafus und Pr. Pad us (welches wie\" die Blauf\u00e4ure wirkt) Gegengift, wiewohl diefes fchoh Schaub und in neuern Zeiten wieder Iftner, behauptet haben. nXfeherdies erh\u00e4lt inan ja durch! Behandlung von tbierifchen und diefen \u00e4hnlichen, ve-getabilifchen Theilen, wie Indigo, einen bittern K\u00f6r-; per, jenes h\u00f6chft merkw\u00fcrdige Am\u00e8re von Weiter-(Annales de Chimie T. XXIX.). Da>diefem verpuffenden K\u00f6rper eine der Blauf\u00e4ure; \u00e4hnliche Mifchung zuk\u00f6mmt, fo war ich fehr begierig, feine Wirkung auf den thierifchen K\u00f6rper zu pr\u00fcfen* Zu diefem Ende gab ich kleine Quantit\u00e4ten dation einigen Eidech-fen und V\u00f6geln zu verfchlucken; . und applicirte ihn auch * diefen Thieren in Wunden : j in beiden F\u00e4llen ftarben die Thiere in kurzer Zeit mit allen Zuf\u00e4llen der Anguftura virofa.\nBemerkenswerth ift noch in diefer Hinficht, dafs die Kr\u00e4henaugen, die, Ignatiusbohnen und das Upas nicht allein in Anfehung des bittern Gefchmacks, fondera auch ihrer giftigen Wirkung mit der Anguftura v\u00f6llig \u00fcbereinftimmen ; ferner, daffelbe Pfeilgift (auch , das Opium) bitter fchmecken \u2014 dafs nach den vortrefflichen Unterfuchungen von Magendie und Delile jn der Differtation des letztem zwar alle bitter fchme-ckenden Strycbnos- Arten giftig find, aber die nicht","page":186},{"file":"p0187.txt","language":"de","ocr_de":"bittern, wie Str. Potatorum urid V\u00f4\u00efttac unfch\u00e4dlich lind. Ferner, dafs nach Lefchenault das Innre von der Wurzel des' Strychnos tieute gefchmacklos und ohne alle nachtheilige Wirkung ift, w\u00e4hrend die \u00e4ufsere bittere Rinde derfelben das heftigfte Upasgift giebt. Endlich find manche Sorten der Quaffia amara, namentlich folcjie, die mit Eifenfalzen einen ftahl-gfauen NiederfcHlag abfetzen, fiir Fliegen, Eidechfen und V\u00f6gel, gegen welche Thiere ich fie bisher aHein verflicht habe, Gift.\nNoch f\u00fcge ich diefem, wegen' einer meiner fr\u00fchem, in das Publicum gekommenen Anficht? die Bemerkung bei, dafs in Anfehung der Wirkungsart der Gifte auf die einzelnen Theile des thierifqhen K\u00f6rpers doch eine Verfchiedenheit Statt zu finden fcheint, fofern ich in meinen bisherigen Verfuchen mit dem Stechapfel, der Belladonna, dem Fingerhut, Giftlattig und dem Aconitum keine giftige Wirkung wahrnehmen konnte, wenn ich fie \u00e4ufserlieh in Wunden, oder auch als CJyftier beibrachte.","page":187}],"identifier":"lit13950","issued":"1815","language":"de","pages":"176-187","startpages":"176","title":"Einige Bemerkungen \u00fcber die Wirkungsart und chemische Zusammmensetzung der Gifte","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:45:44.260321+00:00"}

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