Open Access
{"created":"2022-01-31T14:27:43.387775+00:00","id":"lit13954","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Sigwart","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 1: 202-220","fulltext":[{"file":"p0202.txt","language":"de","ocr_de":"202\nIV.\nBemerkungen\n\u00fcber\neinige Gegenft\u00e4nde der\nt h i e r i f c h e n Chemie.\nVon\nDr. 5 igwart zu T\u00fcbingen-.\nBei meinen chemifchen Unterfuchungen, welche ich bei Gelegenheit meiner Vorlefungen anftelle, bin ich auf Refultate gekommen, welche, wie ich glaube, f\u00fcr phyfiologifche Unterfuchungen von einiger Wichtigkeit werden k\u00f6nnen, und die ich deshalb dem Publicum verlegen zu d\u00fcrfen glaube.\nF\u00fcr diesmal einige Bemerkungen, welche das Ilefultat einer Unterfuehung des Bluts find, wozu ich mich des Bluts von Qchfen, von Menfchen und von H\u00fchnern, endlich des Eiweifses aus H\u00fchnereiern zur Vergleichung mit dem Biutvvaffer von ebendenfelben Thieren bediente. Aufser dem rothen eivveifsftoff-artigen Pigment fand ich zwei extractivftoffartige Pigmente in dem Blut, ein braunes, gr\u00fcn abf\u00e4rbendes, von einem eigenen, hinten nach bittern Gefchmack,","page":202},{"file":"p0203.txt","language":"de","ocr_de":"203\nim Blutkuchen; und ein gelbes im Blutwaffer, das demfelben die gelbe Farbe ertheilt. Beide werden vom Alkohol aufgel\u00f6ft und vom Gerfieftoff gef\u00e4llt. Die braune Subftatiz zieht die Feuchtigkeit aus der Luft an, was vielleicht nicht fowohl vom Pigment felbft, als von beigemifchten Salzen herr\u00fchrt; nach dem Verdampfen des Alkohols, wodurch man fie aufgel\u00f6ft hat, ftellt fie eine gl\u00e4nzende, harz\u00e4hnliche Maffe-dar, die aber im Waffer vollkommen wieder aufl\u00f6slich ift. Sie ift in der aus dem durch W\u00e4rme, im Wafferbad, geronnenen rothen Theil des Blutkuchens, ausgeprefs-ten Fl\u00fcffigkeit fchon ganz ihren ausgezeichneten Ei-genfchaften nach vorhanden, und kann aus derfelben nach Verdampfung der w\u00e4fferigten Theile durch blo-fses Sch\u00fctteln mit kaltem Alkohol erhalten werden. Eben fo verh\u00e4lt lieh die gelbe Subftanz im Blutwaffer, fie ift in der aus dem geronnenen Serum ausgeprefs-ten Fl\u00fcffigkeit 'enthalten, und durch Auskochen des Geronn\u00e9nen mit Waffer kann fie vbllends g\u00e4nzlich davon abgefondert werden, fo clafs die letzte Spur der gelblichen Farbe deffelben verloren geht. Sie wird vorn kalten Alkohol nicht fo leicht ausgezogen, als die braune Subftanz, und .wenn man fie nach dem 'Verdampfen des Alkohols mit Waffer vermifcht, fo bildet fie mit demfelben eine milchigte Fl\u00fcffigkeit; diefe Charaktere fcheinen indeffen von der Beimifchung einer fettwachsartigen Materie herzukommen, die man durch Cryftallifation abfondern kann. Diefe Materie fcheidet lieh aus der alkoholifchen Aufl\u00f6fting nach dem'Erkalten in Geftalt feiner, weifser, fettgl\u00e4nzen-","page":203},{"file":"p0204.txt","language":"de","ocr_de":"204\nder Nadeln aus ; \u00fcberdies enth\u00e4lt diefe gelbe Subftanz wahrfcheinlich poch einiges ira Alkohol aufl\u00f6sliches Salz, von welchem fie zu trennen eben fo fchwierig feyn w\u00fcrde, als bekanntlich es fchwierig ift, den Harnftoff von allen Salzen frei darzuftellen. Man konnte zwar leicht den Extractivftoff von den Salzen trennen, durch Nieclerfchlagung mit Gerbeftoff, aber nicht umgekehrt. Nach Abfonderung des gelben Ex-tractivftoffs und der fettwachsartigen Materie entdeckte ich in dem R\u00fcckftand der Serofit\u00e4t eine gallertartige Materie, die in Alkohol und kaltem Waffer unaufl\u00f6slich ift, vom kochenden Waffer aber aufgel\u00f6ft, vom Gerbeftoff gef\u00e4llt wird. Endlich enth\u00e4lt die aus dem geronnenen Serum ausgeprefste Fl\u00fcffigkeit noch eine eigene thierifche Subftanz, welche beim Erhitzen derfelben nicht coagulirt, aber beim Verdampfen der-felben H\u00e4ute bildet, und welche, nach Abfonderung der im Waffer und Alkohol aufl\u00f6slichen Stoffe in die-fen beiden Fl\u00fcffigkeiten ganz unaufl\u00f6slich ift. Diefe Subftanz fcheint eben fo eigenth\u00fcmlich zu feyn, als der Faferftoff, der Eiweifsftoff und der rothe Stoff des Bluts, es fehlt aber noch an hinl\u00e4nglichen Ver-fuchen zu einer unterfcheidenden Charakteriftik der\u00bb felben. Es fcheint \u00fcbrigens nach dem, was ich bisher vom Blut angef\u00fchrt habe, das etwas Analoges von allen den Stoffen, welche verfchiedene fefte und fl\u00fcffige Theile unfers K\u00f6rpers auszeichnen, im Blut vorhanden ley, Analoge von Gallenftoff, Harnftoff, Fett, Gallert und Schleim. Ob aber diefe verfchie-denen Subftanzen in dem Blutfyftem felbft erzeugt","page":204},{"file":"p0205.txt","language":"de","ocr_de":"205\nwerden, oder aus den verfchiedenen Theilen des K\u00f6rpers zuriickgef\u00fchrt werden, dar\u00fcber d\u00fcrfte wohl eine chemifche Unterfuehung des lymphatifchen Syftem's Auffchlufs geben. Die erftere Vorausfetzung fcheint indeffen , wenigftens zum Theil, die richtigere zu feyn, weil die Analoga im Blut mehr den Charakter un* zerfetzter thierifcher Materien\u2019an fich tragen, als die fecernirten Materien. Man k\u00f6nnte auch glauben, jene Materien feyen blofs in unterem chemifchen Prozefs, aus den l\u00e4ngft bekannten Beftaudtheilen des Bluts erzeugt worden, das w\u00e4re fehr intereffant, weil wir alsdann Hoffnung h\u00e4tten, die Productionsweife der Natur feibft auszuforfchen ; allein untere Verfuche berechtigen uns noch wenig zu diefer Hoffnung, denn wenn jene Materien auf die angezeigte Weife einmal aus dem Blut abgefchieden find, fo ift es durchaus unm\u00f6glich, wenigftens auf dem n\u00e4mlichen Wege, fie aus dem Eiweifsftoff, dem Faferftoff oder dem rothen Stoff des Bluts felbft zu erzeugen. Dies gilt nicht allein von dem braunen und gelben Extractivftoff, fondern auch von der fettwachsartigen Materie, vori welcher Herr Prof. Berzelius behauptete, dafs fie fich aus jenen Stoffen durch Alkohol erzeugen laffe. Man mufs diefe Behauptung in Zweifel ziehen, wenn gefunden ift, dafs von Natur fchon \u00e4hnliche Materien mit jenen Stoffen verbunden find. Dies kommt mir aber fehr wahrfcheinlich vor, weil ich aus Eiweifsftoff und Faferftoff, die ich mit kaltem deftillirten Waller fehr lange ausgewafchen, dann fechs Stunden lang mit deftillirtem Waffer ausgekocht hatte, durch drei*","page":205},{"file":"p0206.txt","language":"de","ocr_de":"206\nft\u00fcndiges Kochen mit Alkohol von einem fpecififchen Gewicht ~ 0,810 keine Spur einer fettwachsartigen Materie erhielt. Das n\u00e4mliche gilt von der gallertartigen Materie, die derfelbe Chemiker f\u00fcr ein Kunftproduct h\u00e4lt. Hiermit fcheinen auch die Verfuche eines meiner Zuh\u00f6rer, des Herrn Dr. Wienholt, an denen ich indeffen keinen Antheil hatte, \u00fcber ein (deffen Differ-tatio fiftens analyfin organorum corporis humani prae-cipue fecei'nentiuin in partes conftituentes propiores, praefide I. H. F. de Autenrieth. Tubingae 1815.) Er bemerkte, dafs der Alkohol im Ueberllufs und wiederholt angewandt, doch nur eine beftimmte Menge geiftiges Extract,- hei verfchiedenen Organen eine ver-fchieden grofse Menge ausziehe, und folgert daraus, dafs jene Meinung des Herrn Prof. Berzelius gr\u00f6fs-tentheils falfch fey. Er machte auch die intereffante Bemerkung, dafs das des Gelatinifirens unf\u00e4hige w\u00e4f-ferigte Extract aus den Muskeln das Gelatinifiren zeigte, nachdem der Extractivftoff durch Alkohol davon getrennt war. Die Refultate feiner Unterfuchung, die er am Ende der Abhandlung tabellarifch aufgef\u00fchrt hat, find in der am Ende beigef\u00fcgten Tabelle zufammengeftellt.\nAus diefer Ueberficht der Refultate feiner Verfuche ergiebt fich nach den Bemerkungen des Ver\u00ab faffers folgendes: Haut und Zellgewebe zeichnen fich durch die grofse Menge Fiber und w\u00e4fferigten Ex-tractes; dagegen Herz und Lungen, Hoden, zottigte Haut des Darmkanals, Milz, Niere, Bauchfpeichel-dr\u00fcfe, Leber, Blut aus der untern Hohlader durch","page":206},{"file":"p0207.txt","language":"de","ocr_de":"die. grofse Menge Albumens und geiftigen Extrades aus;, und \u00fcberhaupt feyen die auf der Oberfl\u00e4che gelegenen Organe durch die Menge der Fiber, und die im Innern gelegenen Organe der Eingeweide durch die Menge des Albumens ausgezeichnet. Die Muskeln zeigen die gr\u00f6fste Uebereinftinnnung inv ihren Beftandtheilen mit dem Herzen, hingegen zeige fleh doch in dem zur unwillk\u00fcrlichen Bewegung beltimm-ten Herzen eine weit gr\u00f6fsere Menge Fiber, als jn den willk\u00fchrlich zu bewegenden Muskeln. In allen Organen des Unterleibs, fo wie bekanntlich im Kopf habe das Albumen das Uebergewicht, in clmen der Bruit und der Extremit\u00e4ten die Fiber.\nZum Verft\u00e4ndnifs der tabell\u00e4rifchen Ueberficht, und zur Beurtheilung diefer Folgerungen ift folgendes zu bemerken : Er zog die Subftanzen erft mit kaltem, fodann mit heifsem Waffer aus, und kochte zu dem Ende zwei Stunden lang. Zur geiltigen Extraction bediente er fich eines Alkohols von 0,809 fpec. Gewichts, und kochte: die Subftanzen mit dem fechzehnfachen ihres Gewichts von diefem Alkohol eine halbe Stunde lang. Unter dem fettwachsartigen Extractivftoff verfielet er das, was fich heim Erkalten der heifsen Aufl\u00f6fiung pr\u00e4cipitirte, ' und .wahrfcheinlich in wenigen F\u00e4llen Wirkliches Fett enthielt; unter wahrem Extractivftoff das,,.was noch beim Verdampfen der geiftigen Fl\u00fcffig-keit zur\u00fcckblieb, unter Albumen, was fich aus den .w\u00e4fferigten Auszugsfl\u00fcffigkeiten durch W\u00e4rme coagu-liren liefs, und alfo auch das, was fich von fufpen-dirten Materien mit coagulirte; daher enthielt fein Al*.","page":207},{"file":"p0208.txt","language":"de","ocr_de":"208\nbumen noch im Alkohol aufl\u00f6sliche Materien; endlich verfteht er unter Fiber alles das, was nach dem Auswafchen und Auskochen der Subftanzen mit Waf-fer zur\u00fcckbleibt, alfo auch von Natur geronnener Eiweifsftoff, erh\u00e4rteter Schleim und andere im Waf-fer unaufl\u00f6sliche Materien, tragen hier den gemein-fchaftlichen Namen der Fiber, und die Folgerungen, die der V'erfaffer gemacht hat, ftehen daher noch nicht hinl\u00e4nglich feft begr\u00fcndet, fo plaufibei fie fonft fcheinen m\u00f6gen. Seine fogenannte Fiber m\u00f6chte vielleicht bei einer n\u00e4hern Unterfuchung von der ver-fchiedenften Natur, fie k\u00f6nnte felbft Eiweifsftoff feyn\u00ab Aber bisher kannte man kein Mittel, den Faferftoff und Eiweifsftoff im geronnenen Zuftand zu unter-\ni\nfcheiden. Ich glaube fo gl\u00fccklich gewefen zu feyn, einen Weg gefunden zu haben, diefe Stoffe felblt im geronnenen Zuftande zu unterfcheiden und zu trennen.\nIn diefem Zuftande l\u00f6fe ich fie in cauftifchem Ammonium auf, verjage durch Kochen das \u00fcberfl\u00fcf-fige Ammonium, fo dafs die Fliiffigkeit nicht mehr alkalifch reagirt, w\u00e4hrend ich von Zeit zu Zeit Waf-fer zufetze; die w\u00e4fferigten Fl\u00fcffigkeiten dampfe ich nun fo lange ab, bis fich der Faferftoff oder der Eiweifsftoff auszufcheiden anfangen , d. i. bis die w\u00e4fferigten Aufl\u00f6fungen gef\u00e4ttigt find, hierauf fetze ich eine Aufl\u00f6fung von \u00e4tzendem falzfauren Queckfilber zu. Beide Stoffe geben einen flockigten weifsen Nie-clerfchlag, aber der Niederfchlag des Eiweifsftoffes wird von concentrirter Salzf\u00e4ure wieder aufgel\u00f6ft, der des Faferftoffs nicht. Wenn die Aufl\u00f6fungen auf\ndie","page":208},{"file":"p0209.txt","language":"de","ocr_de":"206\ndie eben erw\u00e4hnte Art gef\u00e4ttigt find, fo kann man finftatt des \u00e4tzenden falzfauren Oueckfilbers auch blofs Salzf\u00e4ure in geringer Menge, oder irgend eine andere S\u00e4ure in geh\u00f6rigem Verh\u00e4ltnifs anwenden, mehrere S\u00e4uren aber, namentlich Effigf\u00e4ure, l\u00f6fen, im Uebermafs angewandt, beide Niederichl\u00e4ge wieder auf. Andere\u00bb namentlich die Salpeterf\u00e4ure, l\u00f6fen, im Uebermafs angewandt, keinen von beiden auf. Die n\u00e4mlichen Er-fcheinungen zeigen fich bei frifchem, blofs kalt aus-gewafchenem Eiweifsftoff und Faferftoff, und nach dem Auskochen derfelben mit Waffer und mit Alkohol. Der Eiweifsftoff von H\u00fchnereiern zeigt eine Ann\u00e4herung zum Faferftoff des Bluts, indem das durch Sauren aus dem Eiweifs Geronnene durch Sch\u00fctteln mit \u00fcberfl\u00fcffiger Salzf\u00e4ure nur langfam wieder aufee-l\u00f6ft wird, das Geronnene aus dem Blutwaffer eben diefer Thiere augenblicklich. Der tothe Stoff des Bluts verh\u00e4lt fleh ebenfalls 'wie Eiweifsftoff, er zeigt aber eine ft\u00e4rkere Ann\u00e4herung zum Faferftoff. Um ihn vom Eiweifsftoff des Bluts, wenn er mit ihm vermengt ift, zu trennen, fand ich folgenden Weg: man loft fie in \u00fcberfl\u00fcffiger concentrirter Salzf\u00e4ure durch blofses Sch\u00fctteln auf; zu der Aufl\u00f6l'ung fetzt man hierauf tropfenweis Waffer, fo lange als ein brauner Niederfchlag erfolgt. Diefer r\u00fchrt von dem rothen Stoff her: fetzt man fodann mehr Waffer hinzu, fo entfteht ein weifser Niederfchlag des Eiweifsftoffs* Ungeachtet es folchergeftalt beftimmte Unterfcheidungs* merkmale diefer drei Stoffe Und fogar chemifche Trennungsmittel derfelben giebt, fo erhellt doch fchon aus M, d. Archiv. 1. 2,\tQ","page":209},{"file":"p0210.txt","language":"de","ocr_de":"dem bisherigen, dafs fie fich fehr \u00e4hnlich find. Jene Merkmale und Trennungsmittel beruhen blofs auf einem quantitativen Unterfchied, denn mit H\u00fclfe de\u00a3 W\u00e4rme und mit der L\u00e4nge der Zeit l\u00f6ft fich auch der geronnene Faferftoff in concentrirter Salzf\u00e4ure auf, aber eben die Beftimnjung der quantitativen Ver-fchiedenheiten ift in der Chemie der thierifchen K\u00f6r* per von der gr\u00f6fsten Wichtigkeit, denn alle thierifche Materien ftellen beinahe nur verfchiedene Modjfica-tionen einer Materie dar ; jene drei kommen! jedoch zun\u00e4chft unter fich, und vielleicht noch mit allen denen, die unter dem Namen des Eiweifsftoffs und des Faferftoffs anderer Organe Vorkommen, \u00fcberein. Sie befitzen in der That noch gemeinfchaftliche Eigen-Ichaften, die man bisher nicht kannte.\nDer Faferftoff wie der Eiweifsftoff gerinnt von allen S\u00e4uren, f\u00e4llt den Gallapfelaufgufs und metalli-fche Salze, z. B. effigfaures Blei, falzfaures Queckfil-ber, fchwefelfaures Silber. Da aber einige S\u00e4uren, wieEffigf\u00e4ure, Phosphorf\u00e4ure Und Weinfteinf\u00e4ure, fchon in geringer Menge das Geronnene wieder aufl\u00f6fen, fo darf man oft \u00e4ufserft wenig von der S\u00e4ure zufetzen, um das Gerinnen zu bemerken. Wenn man in die auf obige Weife bereiteten gef\u00e4ttigten w\u00e4fferigten Aufl\u00f6fungen des Faferftoffs und Eiweifsftoffs trocknes, mit Effig-f\u00e4ure oder irgend einer andern S\u00e4ure ger\u00f6thetes Lac-muspapier eintaucht, fo wird man weifse Wolken ent-ftehen fehen. Zwanzig Tropfen der Faferftoffaufl\u00f6-fung gerannen von einem eines Stecknadelknopfs gro-fsen St\u00fcckchen L\u00f6fchpapier, das in concentrirte Effig-","page":210},{"file":"p0211.txt","language":"de","ocr_de":"fiure eingetaucht und wieder ausgeprefst war, vollkommen, es bildeten fich fchnell eine Menge grobe, faferigte \u201eFlocken. Eben fo viel von der Eiweifsftoff-aufl\u00f6fung zeigte durch das n\u00e4mliche Mittel die Er-Icheinung undeutlicher, aber vollkommen, als noch ein gleiches St\u00fcckchen Papier hinzugefetzt wurde. Einer meiner Freunde, Herr Schl\u00fcpfer, konnte den geronnenen Faferftoff von dem geronnenen Eiweifs\u00bb ftoff fogleich unterfcheiden, fo wie aber die Coagulation fich vollendete, war der Unterfchied nicht mehr deutlich. Verfuche mit Blutwaffer und mit Eiweifs zeigen \u00e4hnliche Erfcheinungen. F\u00fcnf Tropfen Blutwaffer von einem Huhn mit zwei Tropfen concentrir-ter Salzfaure vermifcht gerannen ftark, beim Sch\u00fctteln mit zehn Tropfen derfelben S\u00e4ure l\u00f6fte fich das Geronnene fogleich wieder auf. Durch effigfaures Blei mit Ueberfchufs von S\u00e4ure geben beide Stoffe einen weifsen flockigten Niederfchiag ; fetzt man aber mehr von dem effigfaurem Blei hinzu, fo wird der Niederfchiag beim Sch\u00fctteln fogleich wieder nufgel\u00f6ft. Mit fchwefelfaurem Silber geben beide einen weifsen flockigten Niederfchiag, der aber allm\u00e4hlig orangegelb wird, und in Effigf\u00e4ure vollkommen aufl\u00f6slich ift. Durch langes Kochen des geronnenen Faferftoffs mit Waffer wird feine Aufl\u00f6slichkeit in Effigf\u00e4ure vermindert, aber nicht, wie Herr Prof. Berzelius fagt, aufgehoben,; durch das Kochen fchrumpft der Faferftoff fehr zufathmen, fein Zufammenhang vermehrt fich, und auch andere' Aufl\u00f6fungsmittel zeigen nur eine geringere Wirkung auf ihn, z. B. das - Ammonium.\nO a","page":211},{"file":"p0212.txt","language":"de","ocr_de":"212\nDer Eiweifsftoff und der rothe Stoff des Bluts verhalten fich eben fo. Kocht man jetzt aber den fechs Stunden im Waffer gekochten Faferftoff geh\u00f6rig lange in concentrirter Effigf\u00e4ure, fo erh\u00e4lt man immer noch eine Aufl\u00f6fung, die vom Gerbeftoff und vom Ammonium gef\u00e4llt und coagulirt wird. Wenn ich hierin, fo wie in Abficht auf das Verhalten diefer Stoffe gegen die S\u00e4uren \u00fcberhaupt, dem Herrn Prof. Berzelius, ungeachtet meiner grofsen Hochachtung f\u00fcr dielen Chemiker, zu widerfprechen wage, fo gefchieht diefes nicht allein, weil ich diefe Verfuche \u00f6fters wiederholt und das n\u00e4mliche gefehen habe, fondera auch, weil meine Verfuche nicht fowohl feinen Veifucheu als den daraus gezogenen Refultaten widerfprechen.\nDie Zoochemie des Herrn Prof. Berzelius, der wir in De\u00fctfchland fchon l\u00e4ngft mit Begierde entge-genfehen, wird nun vom Herrn Prof. Pf aff in N\u00fcrnberg \u00fcberfetzt werden. Der Inhalt derl'elben, wie er mir vom Herrn Prof. Gehlen in M\u00fcnchen mitgetheilt worden, ift folgender:\nInhalt der Berzeliics^chen Zoochemie.\n\u00a7. i. 2. 3. Leben. Lebenskraft. 4. 5. Lebens-erfclieinungen : Gefundheit; Krankheit. \u00a7. 6. Phyfio-logie, ihre Eintheilung. 7. 8- Fl\u00fcchtiger Blick auf die Gefchichte der Zoochemie. 9. Entfernte Beftand-theile des thierifchen K\u00f6rpers. IO. N\u00e4here Beftand-theile. it. N\u00e4here unorganifche Beftandtheile : a) Waf-fer, b) Natron, c) Kali, d) Ammonium mit ihren falzigten Verbindungen, e) Kalk, phosphorfaurer Kalk, faurer phosphorfaurer Kalk, /) kalkerdigte Salze, p) Eifenfalze. 12. Befchreibuug der von unorgani-","page":212},{"file":"p0213.txt","language":"de","ocr_de":"213\nfclien Stoffen auf thierifche K\u00f6rper iin Allgemeinen hervorgebrachten Ver\u00e4nderungen: a) der W\u00e4rme \u2014 Deftillationsproducte, brenzlichtes Waffer, zoonifche S\u00e4ure, fubiimirtes Salz (kohlenfaures Ammonium), brenzlichtes Oel, Gasarten, Kohle; b) atmofph\u00e4rifcher Luft; c) einiger anderer Gasarten; t/) des Waffers; e) der S\u00e4uren ; f') der Alkalien; g) der Salze und Metalloxyde; }i) vegetabilifche Stoffe; i) Einbalfamirung der Egypter und fp\u00e4tere. 13. Tod, allgemeiner und lokaler. 14. F\u00e4ulnifs mit ihren Erfcheinungen. 15. Gasarten, die fich in derfelben entwickeln. 16.R\u00e4ucherung mit S\u00e4uren. 17. Allgemeine phyfifche Eigen-fchaften der thierifchen Stoffe, als lebendige betrachtet. 18. N\u00e4chfte organifche Beftandtheile des thieri-i\u2019chen K\u00f6rpers. 19. Nerven fyftero, 20. Gehirn. 2 1. Seine Geftalt, Verrichtungen. 22. Hirnwaf-fer. 23. Nerven, Nervenh\u00e4ute, Nervenmark, Nervenknoten, Verrichtungen der Nerven. 24. Medicin, als ein Theil der Zoochemie betrachtet (aus dem zoo-chemifchen Gefichtspunct vielmehr G.j; ihre Theorie, Heilmittel. 25. Organifche Inftrumente (Gef\u00e4fse).\n26.\tA. Gef\u00e4fse f\u00fcr den Umlauf der Fliiffigkeiten.\n27.\ta) Blutgef\u00e4fse. 2g. Blut, riechender Stoff, Blut-waffer, Leim, Eiweifsfroff, Blutkuchen, Faferftoff, F\u00e4rbeftoff, Verhalten des Bluts aufserhalb des K\u00f6rpers, arterj\u00f6fes und ven\u00f6fes Blut, im kranken Zu-ftand, in verfebiedenen Thierklaffen. 29. N\u00e4here Be-fchreibung der Gef\u00e4fse f\u00fcr den Blutumlauf, Herz, Pulsadern, deren innere H\u00e4ute, faferige Haut, Ver-theilung, Haargef\u00e4fse, Venen, ihre eigenthiunliehe Haut. 30. Mechanik des Umlaufs, der grofse Umlauf, Puls. 31. Umlauf in den Haargef\u00e4fsen, Repro-ductionsprocefs, Ausd\u00fcnitung. 32. Secretion und Excretion. 33. Entz\u00fcndung, Gangr\u00e4n. 34. Der kleine Umlauf, Lungenathemholen, Ver\u00e4nderung des","page":213},{"file":"p0214.txt","language":"de","ocr_de":"Bluts und der Luft, Einathmung t\u00f6dtlicher Gasarten, des oxydirten Stickgafes, Erftickung ; \u00fcber einige Ein w\u00fcrfe gegen die Theorie des Athmens, Verfchie-denheit des Athmens in verfchiedenem Alter, Mutterkuchen, Athmen der Thiere, Winterfchlaf einiger. 36) b) Saugadern. 37. Fl\u00fcffigkeit in derfelben, Lymphe. 38. 39. Thierifche W\u00e4rme. 40. Cellulofa, 41. Eiter. 42. Vernarbung der Wunden. \u201eGranulation nach Bichtu.\u201c 43. Wildes Fleifch, Polypen, Balggefchw\u00fclfte. 44. Fl\u00fcffigkeiten in den Zwifehen-r\u00e4umen der Celluloia. 45. Fett., 46. Deffen chemi-fches Verhalten, Fettf\u00e4ure. 47. Unguent, hydrarg. \u00a3mpl. Axungia oxygenata. Unguent, mercur. compof. 48- Verfchiedenheit des Fetts bei verfchiedenen Thier-klalfen. 49. B. Werkzeuge f\u00fcr die Blutbildung. 50. Schleimh\u00e4ute (membranae mucofae) ihre Ausbreitung, Gewebe und Papillen, Schleim. 51. Membranae ferofae. 52. Mund und Feuchtigkeiten deflelben, Speichel, Steine in den Speichelg\u00e4ngen, Weini'tein. 53. Speifer\u00f6hre. 54. Magen. 55. Magenfaft. 56. Verrichtungen des Mundes und Magens. 57. Netzhaut, Mefenterium. 58. Pancreas. 59. Leber. 60. Galla und Gallenblafe, Gallenfteine. 6\u00ef. Milchfaft. 6a. Ged\u00e4rme. 63. Chylificationsprocefs, krankhafte Erfchei-nungen deifelben: Winde, Durchlauf, Verftopfung. 64- Koth, Analyfe deflelben. Verfchiedenheit bei verfchiedenen Thieren. 65. Kurze Wiederholung des che-mifchen Verlaufs des Ghylificationspraceffes. 66. Ghy-Ihs. 67. Nahrungsmittel, Hunger und D\u00fcrft, 68- C. Werkzeuge zur Bewegung. 69. Knochen. 70. Analyfe der Knochen. 71. Offiffication. 72. Krankheiten der Knochen. 73. Z\u00e4hne. 74. Offa fefamoidea. 75- Mifchung der Knochen in den \u00fcbrigen Thierklaffen. 76. Mark. 77. Knorpel. 78. Knochen-und Knorpelhaut, 79. Gelenke und Gelenki'chmiere. 80. Muskel,","page":214},{"file":"p0215.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a3215\ngl. Analyfe des Fleifches. 82. Verfchiedenheiten zwi-fchen der Feuchtigkeit des FJeifches und dem Blute. 83. Ver\u00e4nderung des Fleifches durch Kochen, Braten, R\u00e4uchern, Einfalzen. 84- Muskelbewegung. 85-Ver\u00ab ichiedenheit der Muskeln in verfchiedenen Altern und verfchiedehen Thierklaffen. 86. Krankheiten der Muskeln. 87- Die faferigen H\u00e4ute der Pulsadern find nicht muskelartig, weder der Form, noch der chemi-fchen Befchaffenheit nach. 88- Sehnen. 89. Aponeu-rofeu. 90. D. Sinn Werkzeuge. 91. Augen, Sclerotica, Choroidea, Pigment, Cornea, Iris. 92. Feuchtigkeiten des Auges, w\u00e4lferigteFeuchtigkeit, Cryftall-k\u00f6rper, Glasfeuchtigkeit. 93. Das Sehen. 94. Thr\u00e4nen. 95. Qrgan des Geruchs, Nafenfchleim. 96.Ohr, Oh-renfchmalz. 97. E. Abfonderungswerkzeuge. 98. Haut, Corium, Malpigh\u2019s Netz, Epidermis, Verhalten, F\u00e4rbung durch verfchiedene Metallfalze, die Zeichnungen der Wilden nicht in der Epidermis, fondern mechanifche Abfetzung im Schleimnetz, fettiger Ueber-zug der Haut. 99. Hautabforption. Ioo. Ausd\u00fcn-ftung, 101. Krankheiten der Haut. 102. N\u00e4gel und Horn. 103. Haare.^ 104.Nieren und Harn. io5.Harn-ftoff, S\u00e4uregehalt des Harns. 106. Gehalt von phos-phorfaurem Kalk. xoy.Salzigte Beftandtheile. 108. Zuf\u00e4llige und bleibende Beftandtheile des Harns. 109. Ver\u00e4nderungen des Harns durch andere Stoffe. iio. Verfchiedenheiten nach dem Alter, der Jahrs - und Tageszeit, in Krankheiten u. f. w., diabetes mellitus. III. Gedanken zur chemifchen Analyfe des Harns. II2. Harn verfchiedener Thiere. 113. Technifche Anwendungen des Harns. 1 i4.Harnfteine, Harnconcremente. 115. Beftandtheile. 116. Eintheilung. 117. Entftehung. Vor-fchl\u00e4ge zur Heilung. 118. Steine bei den Ihieren. 119. Gichtknoten. 120, F. Gefchlechts - Organe. 131. M\u00e4nnliche' Geburtstheile. 122. Saamenfeuch-","page":215},{"file":"p0216.txt","language":"de","ocr_de":"216\ntigkeit. 123. Weibliche Geburtstheile, Empf\u00e4ngnifs. J24. Ern\u00e4hrung der Frucht im Mutterleibe. 125. Am* nios\u00fc\u00fcffigkeit, AJlantoisfl\u00fcffigkeit, Anmiosf\u00e4ure, Kindspech. 126. Vergleichung des Zeugungsproceffes bei verfchiedenen Thieren. Eier der V\u00f6gel und ihre Be-fchaffenheit. 127. Briifte. 12 8-Milch, Rahm, K\u00e4fe, Butter, Molken, Milchzucker, Milchf\u00e4ure, merkw\u00fcrdige milchfaure Salze. 129. Verhalten der Milch im Allgemeinen; faure Milch. 130. Verfchiedenhei* ten der Milch nach Verfchiedenheit des Alters der Th>ere, der Nahrungsmittel und anderer Umft\u00e4nde; krankhafte Befchaffenheiten. 131. Soll eine Mutter ihr Kind felbft ftiUen?\nAnhang von verfchiedenen thieri\u00dfhen Stoffen, die im Vorigen nicht bejchrieben werden konnten.\nX. Elfenbein. 2. Hirfchhorn. 3. Horn. 4. Mo* fchus. 5. Bibergeil. 6. Zibeth. 7. Ambra. 8. Wallrath, 9. Bezoare. io. Federn, ix. Schlangengift. 12. Hau-fenblafe. 13. Fifchfchuppen. 14. Spanifche Fliegen, 35. Maiwi'.rmer. 16.Cochenille. 17. Kermes. 18.Seide. 39. Wachs und Honig. 20. Ameifenf\u00e4ure. 21.Spinnenweben. 22. Kellerw\u00fcrmer. 23. Farbe des Dintenfif\u00e7hes, 34. Krebsi\u2019teine, 25. Perlen,\nBei diefer Ueberficht von dem Inhalt der Berze-Ziws\u2019fchen Zoochemie wird man bemerken, dafs manche Gegenft\u00e4nde in derielhen aufgenommen find, die nicht eigentlich hierher geh\u00f6ren. Die Abhandlung von Leben und Organifation der Thiere, Geftalt und Function ihrer Organe geh\u00f6rt h\u00f6chftens in eine Einleitung in die Zoochemie, und mufs nicht mit dem wefentlichen Inhalt vermengt werden. Eben fo wenig geh\u00f6ren die verfchiedene Anwendungen hierher, welche von der Zoochemie in der Medicin und an\u00bb","page":216},{"file":"p0217.txt","language":"de","ocr_de":"derw\u00e4rts gemacht werden, wie das Capitel \u00fcber die Frage, ob eine Mutter ihr Kind felbi\u2019t ftillen foil? Diefe Anwendungen der Zoochemie geh\u00f6ren nicht in eine wiffenfchaftliche Abhandlung derfelben, -fondern in diejenige Wiffenfchaft, welche die Anwendung zu machen gen\u00f6thigt ift; fuum cuique. Dagegen finden wir in dem Anhang Gegenft\u00e4nde, die zum wefent-lichen Inhalt geh\u00f6ren. Die Gegenft\u00e4nde find nicht fowohl aus einem zoochemifchen, als aus einem ana-tomifch- phyfiologifchen Gefichtspunct gew\u00e4hlt. Endlich find wichtige Capitel, z. E. \u00fcber die Vertheilung der Stoffe in der thierifchen Organifation, \u00fcber die Art, wie die Mifchung in den thierifchen Organismen \u00fcberhaupt gefchieht u. a. ganz \u00fcbergangen. Was die Anordnung des Inhalts betrifft, fo vermifst man die Voranftellung der allgemeinen Refultate der Zooche, mie, welche fchicklicher als jene allgemeinen phyfio-Jogifehen Bemerkungen, an der Spitze des Werks und feiner Hauptabtheil ungen ftehen w\u00fcrden. Die Producte und die Productions weifen werden untereinander ver-mengt vorgetragen, allein erft nach einer vollft\u00e4ndigen Kenntnifs der Producte insgefammt kann eine freie, ungehinderte Betrachtung und ein verbindlicher Vortrag der Productionsweifen Statt finden. Folgender Plan einer Zoochemie fcheint mir daher zweckm\u00e4fsiger zu feyn :\nDie thierifchen Organismen haben chetnifche Wir-kun gen, die von Leben und Organifation abh\u00e4ngeo, und die wir unter dem Namen: chemifeher Lebens-precefs \u2014 zufammenfaffen, ungef\u00e4hr \u00e4hnlich dein Galvanismus oder den chemifchen Wirkungen der Volta\u2019-","page":217},{"file":"p0218.txt","language":"de","ocr_de":"21S\nfchen S\u00e4ule, welche von der Electricit\u00e4t und von dem Bau der S\u00e4ule abh\u00e4ngen. Diefe chemifchen Wirkungen der thierifchen Organismen oder der thierifch - chemifche Lebensprocefs machen den Gegenftand der Zoochemie aus. Sie betrachtet i) die Producte diefes chemilchen Lebensproceffes, in Abficht auf ihre chemifche Befchaf-fenheit. 2) Die Productions weifen, die Genefis jener Producte, in Abficht auf den chemifchen Vorgang.\nDie Wirkungen des chemifchen Lebensproceffes \u00e4ufsern fich aber einmal in Abficht auf die eigene Sub-fianz der thierifchen Organismen ; 2) auf andere Materien, auf fremde Stoffe, die mit den thierifchen Organismen und mit der eben ber\u00fchrten eigenen Subftanz derfelhen in eine chemifche Wechfelwirkung kommen.\nDie Betrachtung f\u00e4llt daher zuerft auf die eigene Subftanz der thierifchen Organismen j Charakteriftik der thierifchen Materie \u00fcberhaupt, und der befondern thierifchen Materie, entfernte und n\u00e4here Beftandtheile, unorganifche Gemifche des Thierreichs und thierifche Materien im engern Sinne, Verbindung und Verthei-lung diefer Materien in den thierifchen Organifatio-. nen, fpecielle Betrachtung der chemifchen Zufammen-fetzung der verfchiedenen 0rganifationen und ihrer Organe und der Producte derfelben in den verfchiedenen Entwicklungsftadien, unter verfchiedenen Um* f\u00e4nden, Modificationen der Mifchung durch Klima und Jahreszeit u. f. w., pathologifche Producte* Producte der Zerft\u00f6rung der thierifchen Organismen, zu welchen die Producte, die bl\u00f6fs durch eine Verwandlung der eigenen Subftanz gebildet werden,","page":218},{"file":"p0219.txt","language":"de","ocr_de":"219\nden Uebergang machen. Ich mache bei der fpe-ciellen Betrachtung der thierifch- chemifchen Products mit den ern\u00e4hrenden plaftifchen Fluffgkeit en, Blut, Chylus und Lymphe den Anfang; fodann betrachte ich die Organe, die aus diefer Fliiffigkeit abgefondert und gebildet werden ; darauf die abgefonderten Fliif-figkeiten, die aus jenen Organen abgefondert werden, und endlich die Producte, die aus diefen abge/onder^ ten Fl\u00fcfjigkeiten und den fremden Stoffen , wie z. B. den Speifen, womit fie zufammenkommen, entftehen. Diefe Ordnung foheint mir nat\u00fcrlich, einfach und zweckm\u00e4fsig. Ich glaube, dafs es ihr nicht zum Vor-, Wurf gereicht, das ich faft mit dem n\u00e4mlichen Gegen-ftande anfangen und aufh\u00f6ren mufs, denn dies liegt in der Natur des Organismus.\nWas die Productions weifen betrifft, fo kann zuerft von der Art, wie die thierifche Mifchung \u00fcberhaupt gefchieht, die Rede feyn. Animalifation, Stoffwech-fel, Entwicklung und Verwandlung der thierifchen Materie, Desorganifation und Verwefung derfelben. Sodann von der Genefis aller einzelnen, vorhin betrachteten thierifchen Producte, hierin ift Verdauung und Refpiration, Chylification, Sanguification und Erzeugung der thierifchen W\u00e4rme, find die chemifchen Wirkungen aller Organe und ihrer Functionen, die chemifchen Wirkungen der Entwicklungsver\u00e4nderungen, der Krankheiten, der Aufsenverh\u00e4ltniffe begriffen. Die Wirklingen der verfchiedenen Organe geh\u00f6ren nur in foweit hierher als fie chemifche find; als folche aber haben fie ein chemifches Product und","page":219},{"file":"p0220.txt","language":"de","ocr_de":"320\ngeh\u00f6rt ihre Betrachtung zur Betrachtung der Pro-ductionsweifen. Auf die n\u00e4mliche Art find die Gegenwirkungen fremder Stoffe in der Betrachtung der Productionsweifen begriffen. Endlich'find noch die Schickfale der fremden Stoffe felbft durch die chemi-fchen Wirkungen der thierifchen Organismen zu betrachten \u00fcbrig. Die Ver\u00e4nderungen und Wanderungen der Arzneien u. f. w. durch den thierifchen K\u00f6rper, Abfatz an gewiffe Organe, Ausfcheidung durch andere, Affimilation der affimilirbaren Materien, welches uns wieder auf das Capitel der Animalifationizu-r\u00fcckf\u00fchrt, womit angefangen worden.\nAufgernuntert durch Herrn Prof. Gehlen und einige Freunde, denen ich meine Ideen mittheilte, habe ich es felbft unternommen, eine Zooehemie nach die-fem Plan auszuarbeiten, und in diefem Winter den erften Theil derfelben vorzutragen. Die grofsen L\u00fccken aber, die ich in dem Gegebenen fand, und die unfichero Grundlage in allen zoochemifchen Unter-fuchungen, n\u00f6thigen mich eigene Unterfuchungen zu machen, ehe ich an die Vollendung diefer Arbeit denken darf. ' Sobald ich eine gen\u00fcgende Charakteriftik und Einficht: in die Natur der verfchiedenen gerinnbaren Materien des Bluts erlangt habe, wovon wir aber leider noch weit entfernt find, fo f\u00fcll meine n\u00e4chfte Arbeit eine vergleichende Unterfuchung der fdgenannten Fiber der verfchiedenen Organe feyn, deren Unterfuchung uns gewifs in der Zoochemie einen guten Schritt weiter bringen wird.","page":220},{"file":"p0220s0001table.txt","language":"de","ocr_de":"Zu p, 220,\nTabelle\nvon den n\u00e4hern Beftandtheilen der Organe des menfchlichen K\u00f6rpers *).\n\tbeftehen aus A.\t\t\tenthalten ..\t\tund find [\tgeben Niederfchl\u00e4ge mit v A\t\t\t\n100 Theile der trockenen Subftanz (folgender Theile des menfeh-lichen K\u00f6rpers)\t( Fiber,\tAlbamen.\tW\u00e4fferigtes Extract.\tGeiftiges beftehe wahrem geiftigen Extractiv- ftoff.\tExtract nd aus fettwachsartigen Extractiv-ftoff.\tverbnndenj im natiir-: lieh feuchten Zuftani mit Waffer,\tr Gerbeftoff.\tSalzfaurem Queck- lilberoxyd.\tSalpeter- faurem Queckfil- beroxydnl.\tEfiigfau-rem Bley.\nZellgewebe ....\t83,67\t4,08\t12,24\tIO\tI\t380,07\t\u2014\t\t\t\t\u2014\t\t\t\nKaltes w\u00e4fferigtes Extract deffelben\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t33\t\u2014\t\u2014\t27\nWarmes ....\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t71\t44\t80\t22\nHaut .\t.\t78,08\t3,69\t18,24\t8\t<2\t138,20\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nKaltes w\u00e4fferigtes Extract derfelben\t\u2014\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t28\t\u2022\t\t\u2014\t17\nWarmes .....\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t(8\t(2\t\u2014\t236\tunw\u00e4gbar\t71\tunw\u00e4gbar\nHerz .....\t42,86\t40,82\t16,33\t14\ti\t375,28\t\u2014\t\u2014\t\t\u2014\nLungen\t....\t28,57\t61,87\t9,55\t13\ti\t419,24\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nW\u00e4fferigtes Extract derfelben .\t\t\t\t\t\u2014\t\u2014\t58\t18\t78\t33\nMuskel ...\t27,71\t57,74\t14,52\t15\t3\t309,16\t\u2014\t\u2014\t\t\nFiber deffelben\t\t\t\u2014\t(T 4\tr i\t\t\t\t_\t\t\t_\t_\nAlbumen ...\t\u2014\t-\t\u2014\u2014\t> 12\t<7\t\t\t\t\u2014\t\u2014\u2014\t\u2014\t\nW\u00e4fferigtes Extract .\t\u2014\t\u2014\t\u2014\tC30\tC 2\t\u2014\t55\t20\t59\t24\nZottigte Haut des leeren Darms\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t25\t3\t. , .\t\t\t\t\t\t\nZottigte Haut des Magens\t21,87\t65,00\tI3,i3\t20\t.... 7\t533,33\t\u2014\t\t\t\t\u2014\t\u2014\nW\u00e4llet igtes Extract .\t\u2014\t\u2014\u2022\t'\t\t\u2014\t\t\t52\t\u2014\t\u2014\t19\nZottigte Haut des Grimmdarms\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t18\t4\t\t\t\t\u25a0\t\t\u2022\t\t\t\u2014\t\u2014\nHoden .....\t17,01\t64,04\t19,26\t20\t3\t605,71 \u25a0\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nW\u00e4fferigtes Extract derfelben\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t\t31\t\u2014\t\u2014\t19\nNiere .....\t16,00\t72,00\t12,00\t20\t2\t455A9\t\t\u2014\t\u2014\t\nW\u00e4fferigtes Extract derfelben\t\u2014\u2014\t\t\u25a0\t\t\t\tblofs Milchigt- werden.\tunw\u00e4gbar\t68\t46\nBauchfpeicheldr\u00fcfe .\t12,29\t2,95\t84,74\t26\t7\t523,44\t\u2022\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nKaltes w\u00e4fferigtes Extract\t\u2014\t\u2014\t\t(45\t(5\t\u2014\t33\t17\t84\t17\nWarmes .....\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\t\t\u2014\t62\t\t\u2014\t18\nMilz\t\t10,24\t7\u00b0,\u00b05\t19,69\t20\t5\t330,47\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nW\u00e4fferigtes Extract .\t\u2014\t\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t59\t15\t83\t27\nLeber\t\t9,67\t80,74\t4,6l2 u. fettwachs-\t40\t14\t193,25\t\t\u2019\t\t\u2022\u2014\nW\u00e4fferigtes Extract .\t.\t\u2014\trir--\tartige Mat.\t.\t\u2014\t\u2014-\t49\t26\t73\t4 34\nBlut aus der Pfortader \u2022\t\u2022\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t10\t0\t\u2014 ;\t\u2014\t\u2014\t\t\u2014\nBlut aus der untern Hohlader\t3,20\t96,00\t0,80\t8\tunw\u00e4gbar\t268,32\t\u2022\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\nW\u00e4fferigtes Extract deffelben .\t\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t37\t\u2014\t~\t31\nBlut aus der linken Herzh\u00f6hle\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t5\tunw\u00e4gbar\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\u2014\t\n*) S, Differtatio inauguralis Jiftens analylin organorum corporis liumani praecipue fecernentium in partes conftituentes propiores etc, quam Praeiide J. H, P. dt Anttnritlh etc. publico examini fubmittit menfe Aprilis 1815, Auctor Daniel WitHhoif Ertmaims,","page":0}],"identifier":"lit13954","issued":"1815","language":"de","pages":"202-220","startpages":"202","title":"Bemerkungen \u00fcber einige Gegenst\u00e4nde der thierischen Chemie","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:27:43.387780+00:00"}