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{"created":"2022-01-31T13:48:44.751231+00:00","id":"lit13963","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Mayer, A. C.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 1: 310-312","fulltext":[{"file":"p0310.txt","language":"de","ocr_de":"310\nVIL Verfchimmelung (Mucedo) im lebenden K\u00f6rper. Von A. C. Mayer y Profector am anatomi-fchen Theater zu Bern.\nEin Holzheher (Corvus glandarius) ftarb neulich in der Nacht im Zimmer und wurde am Morgen fchon ziemlich fteif gefunden. Da die Todeserftarrung fich noch nicht v\u00f6llig entwickelt hatte, fo mochte er nicht \u00fcber ein Paar Stunden todt feyn. Er eilte fo dem Tode des Verfuehes, zu welchem er beftinjmt war, voraus. Ich bemerkte, dafs erden Tag vorher traurig, fchwer ath-mend und mit zwifchen die Schultern eingezognem Kopfe da fais. Als wir, Herr Prof. Emmert und ich, ihn \u00f6ffneten, fahen wir zu unferm Erftaunen auf der rechten Lunge einen wahren Schimmel, welcher dem Brod fchimmel \u00e4hnlich war, auffitzen. Alle Eingeweide der Bauch - und Brufth\u00f6hle, fo wie auch das Gehirn, waren nat\u00fcrlich b eich affen. Als die Lungen n\u00e4her betrachtet wurden, fand lieh, dafs an beiden fich ein Byfsus angefetzt hatte. Er ging auf beiden von dem mittlern Luftloch, wodurch die Lunge mit einem der feitlichen Bauchluftf\u00e4cke in Verbindung fteht, aus, und ragte auf der linken Lunge nur wenig \u00fcber den Stand diefes Luftloches heraus, dehnte fich aber auf der nach unten gegen das Abdomen gekehrten Oberfl\u00e4che der rechten Lunge vier Linien in die L\u00e4nge und zwei Linien in die Breite aus, Die Subftanz dev Lunge fchien \u00e4ufserlich gefund. Als ich diefe aber von den Rippen losfeh\u00e4lte, und hie und da Einfchnitte in felbige machte, fand fich, dafs fie an mehreren Stellen, befonders am obern Lappen, und fodann da, wo der Byfsus auffafs, im Ganzen fa/t zur H\u00e4lfte, in eine braune fpeckige Maffe degenerirt war, die zwar noch das zellige und \u00fcebf\u00f6rmige Anfehen, wie die noch gefunden Theile hatte, aber mehr der Leherfubftanz an Farbe und H\u00e4rte glich. In diefer","page":310},{"file":"p0311.txt","language":"de","ocr_de":"Maffe lagen, noch hie und da weifse kreidenartige Kn\u00f6tchen zerftreut. Als ich die Bronchien \u00f6ffnete , bemerkten wir, dafs der Byfsus da begann, wo der Bronchus lieh ip die Lunge einfenkte, und bei beiden Lungen fich in die Tiefe und zum Theil in jene braune fpecldge Maffe verbreitete, fo zwar, dafs er blofs in \u00ab1er H\u00f6hle der Aefte des Bronchus und mit diefem lieh verzweigte. Bei der rechten Lunge erftreckte er fich, wie getagt, auch durch das Luftloch auf die Oberfl\u00e4che der-felben hinaus. Jedoch war feine Gr\u00e4nze auch die der fpeckigten Maffe, fo dafs er nicht auf gefunden Stellen der Lunge Wurzel fchlug. Diefer Theil des Byfsus war haaricht und man bemerkte an den Enden derfelben Anfchwell ungen mit der Loupe. Im Innern der Lunge erfchien er nicht haaricht, fondern als K\u00f6rnchen ohne Stiel und fomit mehr einem Mucor \u00e4hnlich. Er erhielt lieh drei Tage lang ohne an Gr\u00f6fse zu - oder abzunehmen und verdarb mir dann, als ich ihn befeuchtete. Diefer Umftand, die K\u00fcrze der Zeit in welcher der Schimmel entftanden feyn mufste, und die Verbreitung1 deffelben in der Richtung des e\u00eenftromend\u00e9n Luftzuges beim Athmen, maejhen es wahrfcheinlich, dafs er fchon im Leben heranwuchs und mit Urfache der Kr\u00e4nklichkeit des Thieres war. Sein eigenth\u00fcmlicher Saaxnenboden fcheint die degenerirte Lungenfubftanz gewefen zu feyn, weil er fich nur da entwickelte, wo die Lunge fo krankhaft afficirt war, und die Luft fcheint Bedingung der Entwicklung gewefen zu feyn, weil er fich nicht \u00fcberall auf diefer entarteten Subftanz zeigte, fondern nur da, wo die Luft lie ber\u00fchrte, auffafs, und in dem Parenchyma derfelben blofs in den Aeften der Bronchien fich zeigte. Da die Erfcheinung des Byfsus immer von einem fauren G\u00e4hrungsprocefs oder einem Procefs vege-tabilifcher F\u00e4ulnife begleitet ift, fo hat man in die-","page":311},{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"31 w\nfern genannten Falle anzunehmen, dafs ein \u00e4hnliche*-G\u00e4hrungsproqefs w\u00e4hrend des Lebens in dem Secretum der Brochien Statt gefunden habe. Es ift mir weder bekannt , dafs ixch ein Schimmel bei animalifcher F\u00e4ul-nifs erzeugt habe, noch dafs ein folcher im lebenden K\u00f6rper eines Thieres beobachtet worden w\u00e4re.\nVIII. Einige Bemerkungen \u00fcber die Pbyfiologie des Eies. Von Paris 1 ).\nDie Eier der V\u00f6gel, deren Gefchiclite alles enth\u00e4lt, Was aus der Gefchi\u00e7hte der Keime niedrigerer Thiere wichtig ift, beftehen i) aus dem Dotter mit feiner Haut Und der Narbe; 2) dem doppelten Eiweifs mit feinen H\u00fcllen; 3) dem Hagel; 4) dem Lvftfacke ; 5) den gemeinen H\u00fcllen; 6) den iiufserti H\u00fcllen oder der Schale.\nJ\u00bb Der Hauptnutzen des Eiweifses ift unftreitig die Verforgung des Embryo mit Nahrungsfubftanz, Behufs feines Wachsthums und feiner Entwicklung; doch hat es aufserdem wahrf\u00e7heinlich noch eine andere Bef lim. mung. Nirgends findet man die Natur forgfamer f\u00fcr die Erhaltung ihrer neuen Sch\u00f6pfungen, nirgends weifere Anhalten getroffen, als um dem F\u00f6tus eine gleichm\u00e4fsige Temperatur zu verfchaffen, indem diefe eine zur Ent. Wicklung des Thieres f\u00f6 nothwendige Bedingung ift, dafs die geringfte Abweichung das feine Gleichgewicht zwifchen den verfchiedenen Th\u00e4tigkeiten, durch welche er wird und reift , ft\u00f6rt und verderbliche Wirkungen hervorbringt.\nl) Aus den Transactions oE the Linnean fociety. Vol. X. p. II. Loudon 18U. pag. 304 ff.","page":312}],"identifier":"lit13963","issued":"1815","language":"de","pages":"310-312","startpages":"310","title":"Verschimmelung (Mucedo) im lebenden K\u00f6rper","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:48:44.751237+00:00"}