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Ueber die Knochenstücke im Kiefergerüst der Vögel

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{"created":"2022-01-31T13:46:47.871231+00:00","id":"lit13965","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Nitzsch, Christian L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 1: 321-333","fulltext":[{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"Deutfches Archiv\nf\u00fcr die\nPHYSIOLOGIE.\nErster Band. Drittes Heft.\nI.\nUeber\ndie Knochen / t ii c k e\nKieferger\u00fcft der V\u00f6gel.\nVon\nDr. Chi'. L. Nitzfeh,\nProfeffor der Naturgefchiclite zu Wittenberg.\nR\u00fcckgraththiere die Vermuthung zu begiinftigen fcheint, dafs die Kiefer der V\u00f6gel urfpr\u00fcnglich von vorn her durch eine Mittelnath in gepaarte Stucke getrennt feyen, und diefes auch neuerlich ganz beftimzntr behauptet worden ift, fo haben doch eigene \u00fcn-terfuchungen mich vom Gegentheil \u00fcberzeugt. CJm zuv\u00f6rderft bei dem Oberkiefer ftehen zu bleiben, ft* Wird zwar gefagt: man k\u00f6nne bei V\u00f6geln, welche eben das Ei verlaffen haben, die Trennung der beiden Zwifchenkief erb eine an der Spitze des Schnabels erkennen; allein, wenn ich nicht nur in differ Periode M. d, Archiv, I, 3\u00ab\tX","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"nicht, fondent nicht einmal im embryonifchen Zuftande der V\u00f6gel, nicht einmal beim Anfang der Offefcen? des Schnabels, eine Spur der angeblichen Trennung wahrnehmen konnte, fo mufs ich glauben, dafs jener Behauptung entweder T\u00e4ufchung oder eine, hf\u00f6fse Ver-muthung zum Grunde liege. Ich bin vielmehr durch h\u00e4ufige und genaue Beobachtung der jiingften V\u00f6gel-fqh\u00e4del \u00fcberzeugt worden, dafs der grofse Intermaxillarknochen diefer Thi\u2019ere von einem einzigen Partei, v&fi der Kinnl\u00e4denfpitze aus,, 'fich- bildetg imti d\u00e2jb fir folglich arfpr\u00fcnglich und ipimer ein ungepaartes einiges St\u00fcck i\u00df.\nEine andere Eigenheit der V\u00f6gel ift der Mangel hefonderer Nafenknochen. Die beiden langen, fchma-len, auf dem Schnabelr\u00fccken bis zur Stirn neben einander hinlaufenden Knochenftreifen, welche man mit jenem Namen belegt, find nichts als Fortf\u00e4tze des eben erw\u00e4hnten einfachen Zwifchenkieferbeins. Sie' find vom Schnabelende aus nach -der Stirn hinaufge-wachfen, keineswegs von einem eignen Punct aus of-fcfcirt und dann erft mit clem Interm\u00e4xillarft\u00fcck ver-) fchmolzen, wie auch wieder neuerlich unrichtig angenommen worden ift. Dabei bleiben jedoch di\u00e8fee Ford\u00e4tze die wahren Analoga der N\u00e4fenbeine (eben fo gut, a\\s der Quadratknochen nicht aufh\u00f6rt der Ge\u201c lenktheil des Schlafbeins zu feyn), ob fie gleich von' ihrem, in den S\u00e4ugthieren vorhandenen Simile in\u2019 mancher Hiritcht, befonders durch den g\u00e4nzlichen' Mangel des freien Endes, fich entfernen. \u25a0\t\u25a0\t\u2018","page":322},{"file":"p0323.txt","language":"de","ocr_de":"225\nWenn fonach ein vermeintes Knochenpaar des Vogelfch\u00e4dels auf ein ungepaartes St\u00fcck reducirt, ein \u00e4ndteres aber ganz ans der Zahl der befondern Kno-chenftiicke ausgeftrichen werden mufs, fo find daf\u00fcr andere in Rechnung zu hringen, die man bisher \u00fcberfah.\nNur ein einziges Knochenpaar ift feither als dem der eigentlichen Obermaxillarknochen der S\u00e4ugthiere entfprechend bei den V\u00f6geln angenommen und be-fchrieben worden; allein alle jungen V\u00f6gel haben deren zwei, n\u00e4mlich i) die Joehkieferb eine ( off a jugo-muxillaria J 2) die Nafenkief erb eine (offa nafo * maxil-laria).\nDas Joehkief erb ein jeder Seite entfpricht dem gr\u00f6fsten Theil des eigentlichen Obermaxillarbeins der S\u00e4ugthiere. An ihm find die Ganmenjl\u00e4che des Antrum Highmori, der Jochfortfatz und auch wohl die Gejicht\u00df\u00e4che des letztgenannten Knochens deutlich nachzuweifen; nur der Proeeffus nafalis fehlt, als welcher durch das Os nafo - maxillare dargeftellt wird. Es verbindet fich diefer Knochen: 1) mit dem Inter* maxillarft\u00fccke, in welches er vorn grathenartig ein-gefchoben ift; 2) mit dem Gaumenknochen , der gleich unter ihm fich in das Zwifchenkieferbein einfehiebt; 3) mit dem Nafenkief erb ein, das ihn zum Theil oberw\u00e4rts und feitw\u00e4rts verdeckt ;\t4 und 5) durch\neinen, meift langen und d\u00fcnnen Fortfatz (den Pro-ceffus zygomaticus) mit dem Jochbeine fowohl, als mit dem Quadratjochbeine. Bei einigen V\u00f6geln, z. \u00df. beim Storch ujid der Ente verbindet er lieh auch poch\nX a","page":323},{"file":"p0324.txt","language":"de","ocr_de":"524\nmit dem gleichnamigen Knochen der andern Seile. Es ift der Jochkieferknochen nicht nur in allen J\u00fcngern V\u00f6geln l\u00e4ngere oder k\u00fcrzere Zeit ein v\u00f6llig un-terfchiedenes, gepaartes St\u00fcck, fondern er bleibt es auch in einigen H\u00fchnern , namentlich beim Auerhahn be\u00df\u00e4ndig. Von feiner Gr\u00fcfse und Form l\u00e4fst lieh ira Allgemeinen wenig fagen. In einigen V\u00f6geln, wie z. B. in den H\u00fchnern, ift er ziemlich klein, fchmal und gr\u00e4then\u00e4rtig, und es ift von der Kapfel, welche die Highmorsh\u00f6hle bildet, faft keine Spur da; bei andern aber, wie ganz vorz\u00fcglich beim Storch, bei den Raub- und vielen Schwimmv\u00f6geln, ift er von betr\u00e4chtlicher Gr\u00fcfse und bildet einen grofsen, oder den gr\u00f6fsten Theil des Qberfchnabeis, deffen gr\u00f6fseren, in-nern, pneumatifchen R\u00e4ume ihm immer angeboren.\nDas ebenfalls , gepaarte Najenkieferbein fleht, wie gefagt, die Najalportion der S\u00e4ugtl\u00fcerkiefer-beine dar. Diefer Knochen allein ift bisher von den Anatomen als eigentliches Oberkieferbein der V\u00f6gel befchrieben worden. Man kann denfelben nach feiner Figur mit einer Gabel f\u00fcglich vergleichen, und wenn, man diefen Vergleich gelten l\u00e4fst, fo liegt der breite, flache Griff der Gabel mit feiner Unterll\u00e4che auf der horizontalen Platte des Siebbeius und einem betr\u00e4chtlichen Theil des Stirnbeins feiner Seite auf ; nach aufsen legt er fielt an das Thr\u00fcnenbein, nach innen aber an ein fogenanntes Nafenhem an; die obere Zacke der Gabel begleitet in derfelben Richtung nach vorn das Nafpiibein, die andere aber fteigt nach unten und dann nach vorn, und fohiebt fich zwilchen den Sei:","page":324},{"file":"p0325.txt","language":"de","ocr_de":"texifortfaiz des Intermaxillarft ticks und den K\u00f6rper des Os jugo - maxillare ein. Mit dem Zygoma fteht diefer Knochen in gar keiner Verbindung, nicht einmal mit dem Jochfortfatz des Jochkieferbeins. Bei den meiften V\u00f6geln verw\u00e4chft er zwar fr\u00fcher oder fp\u00e4ter mit allen, oder den meiften ihn ber\u00fchrende^ Knochen, allein bei den H\u00fchnern bleibt er, bis auf die Verbindung mit den Stirnbeinen, mehrentheils frei. Niemals aber habe ich bemerkt, dafs das Os na-fo-maxillare und jugo-maxillare mit einander fr\u00fcher als mit den \u00fcbrigen St\u00fccken zufammenw\u00fcchfen, fo dafs alfo in keiner Hinficht die bisherige Annahme eines einfachen \u00d6berkieferknochenpaares in den V\u00f6geln gerechtfertigt werden kann.\nDafs die Gaumenknochen, die Verbindungsbeine und die Quadrat - oder Gelenkbeine f\u00e4mmtlich eigne Knochenpaare find, ift hinl\u00e4nglich bekannt , und ich habe \u00fcber diefelben hier nichts weiter zu fagen.\nEben fo mangelhaft aber,. als die Unterfuchung der Oberkieferbeine, ift die der Jochb\u00f6gen bisher geblieben. Alle Anatomen nehmen an, dafs jeder Jochbogen ein einziges St\u00fcck fey, welches mit feinem hintern Ende am l^wadratknochen articulire, mit feinem vordem aber dem Oberkieferbein ( worunter das Na-fenkieferbein irrig verbanden wird ) einwachfe. Allein ich habe an allen j\u00dfngern Vogelfch\u00e4deln den Jochbogen mit leichter M\u00fche in mehrere St\u00fccke trennen k\u00f6nnen und gefunden, dafs die Zufammenfetzung deffelben bei den V\u00f6geln und S\u00e4ugthieren im Wefent-lichen v\u00f6llig \u00fcbereinftimmt. Bei den V\u00f6geln wird","page":325},{"file":"p0326.txt","language":"de","ocr_de":"326\ndas Zygoma gebildet i) aus dem Jochfortfatz des oben befchriebenen Jochkieferbeins ; 2) aus dem eigentlichen Jochbein (Os zygomaticum) und 3) aus dem Quadratjochbein (Os quadrato -jugale). Gerade fo jft es bei den S\u00e4ugthieren, denn der erft genannte Fortfatz entfpricht dem Jochfortfatz ihres Oberkieferbeins und das Os quadrato- jugale dem Jochfortfatz ihres Schlafbeins, welcher hier, fo wie andere Theile deffelben Knochens, zu einem befondern St\u00fcck geworden ift.\nDie Art aber, wie diefe drei, f\u00e4mmtlich d\u00fcnnen, gr\u00e4thenartigen St\u00fccke bei den V\u00f6geln zum Jochbogen verbunden werden, ift eigent\u00fcmlich. Das Os quadrato - jugale, welches als der hinterfte Theil des ganzen Jochbogens von dem Quadratknochen, mit dem es articulirt, herkommt, verbindet fich, ohne Dazwifchentreten des Jochbeins, unmittelbar mit dem, von vorn her ihm entgegenkommenden, Fortfatz des Jochkieferbeins, indem fich beide oft fo weit \u00fcbereinander fchieben, dafs jedes den gr\u00f6fsten Theil der L\u00e4nge des andern ausmifst. Auf diefe Weife w\u00e4re der Jochbogen fchon gebildet, ohne dafs das Hinzukommen des Jochbeins n\u00fcthig w\u00e4re. Diefes aber legt fich nun noch von oben an jene beiden zufammenge-fetzten oberen Theile, als eine an beiden Enden zu-gefch\u00e4rfte Gr\u00e4the, an, und verft\u00e4rkt fo eine ziemliche Strecke weit den Jochbogen. Demnach kommen in der Mitte alle drei befchriebenen St\u00fccke \u00fcber einander zu liegen, und ein vertical er Durchfchnitt des Bogens W\u00fcrde fie f\u00e4mmtlich auf einmal durchfchneiden. So","page":326},{"file":"p0327.txt","language":"de","ocr_de":"327\nvei'fehietten \u00fcbrigens die relative L\u00e4nge des eigentlichen Jochbeins bei'verfchiedenen V\u00f6gelarten feyn mag, lo erreicht es doch gew\u00f6hnlich weder den K\u00f6rper des Jochkieferknochens, noch den Quadratknochen-, eher den erften als den letzten. Das Getrenntfeyn f\u00e4mmt-\u2022licher St\u00fccke dauert wenigftens bis zum Fl\u00fcggewerden der V\u00f6gel, oft viel l\u00e2ng\u00e8r; bei einigen H\u00fchnern wohl lebenslang. Ich habe Sch\u00e4del von jungen, aber l\u00e4ngft ausgeflogenen St\u00f6rchen und Uhus vor mir, an welchen fie noch ganz unverwachfen find, und an v\u00f6llig ausgewachfenen Pfau - und Auerhahnk\u00f6pfen \u25a0finde ich blofs das Jochbein mit dem Quadratjochbein eines Theils vereinigt.\nWas endlich die Unterkinnlade der V\u00f6gel betrifft, fo ift fchon von Cuvier gewifs richtig bemerkt worden, dafs fie wohl feitw\u00e4rts in ihren.Aeften, aber nie vorn im Vereinigungswinkel derfelben , oder an der Schhabelfpitze, Nathe habe. Weder im embryonifchen Zuftande, noch in fp\u00e4tern Altersperioden der V\u00f6gel konnte ich jemals an dem bezeichneten vordem Schna-belftiick eine Theilungsnath erkennen, und es offefcirt daffelbe ganz unftreitig eben fo, wie der Intermaxillarknochen im Oberkiefer, von einem ungepaarten, mittlern Punct aus von vorn oder der Spitze her nach beiden Seiten hin, und ift folglich urfpr\u00fcnglich imgepaart und einfach. Zwar fagt der verdienftvolle Meckel in einer Anmerkung zu feiner Ueberfetzung von Cuviers Vorlefungen (III. Th. S. I3): \u201eAnf\u00e4nglich fcheinen auch beim F\u00f6tus der V\u00f6gel die beiden feitlichen H\u00e4lften des Unterkiefers getrennt und an","page":327},{"file":"p0328.txt","language":"de","ocr_de":"528\nihrem vordem Ende durch Knorpel vereinigt zu \u00eeeyn ; fo fcheint es wenigftens in einer Abbildung vom Unterbiet er eines Straufsf\u00f6tus, welche Geoffroy (Mus. d\u2019hift.. nat. T. XX. 27 f. 29) giebt;^ allein, ob ich gleich den Unterkiefer des Straufsf\u00f6tus weder in der Natur, noch in der angef\u00fchrten Abbildung fehen konnte, und alfo bei Ermangelung eigener Anficht das vermuthete Verh\u00e4ltnis geradezu weder l\u00e4ugnen, noch beft\u00e4tigen kann, fo mufs ich doch daffelbe fo lange bezweifeln, als es mir in der Natur noch nicht beftimmt nachgewiefen ift. In dem Falle aber, dafs diefes gefchehe, meine\u00bb ich doch, dafs vom Straufs kein richtiger Schlufs auf die \u00fcbrigen V\u00f6gel gemacht werden k\u00f6nne, da der Straufs in fo manchen andern Puncten fich von den V\u00f6geln entfernen und den S\u00e4ug-thieren n\u00e4hern konnte.\nUebrigens ift der Unterkiefer aller V\u00f6gel ur-fpr\u00fcnglich aus mehrern St\u00fccken zufammengefetzt. Cuvier fagt: aus dreien; n\u00e4mlich aus dem vordem, imgepaarten, welches allein das Schnabelende des Kiefers bildet und zivei feitliclien, welche die Aefte nach hinten fortfetzen. Dies find auch ganz ausgemacht bei allen V\u00f6geln, felbft diejenigen nicht aus-genommen, wo Cuvier r) gar keine Trennung anz\u00fc-nehmen geneigt ift, die Hauptft\u00fccke des Unterkiefers.\nDans la plupart des ptiffircmix, dans les pics, la plupart des oiseaux de proie diurnes, on ne voit aucune trace de future, et la m\u00e2choire inf\u00e9rieure ne paroit form\u00e9e que d\u2019une pi\u00e8ce. Chv. Lc\u00e7, d\u2019an. comp. T. III. p. 14. \u2014 N\u00e4the find freilich an der Kinnlade vieler, felbft gan\u00ee junger V\u00f6gel, wo doch die St\u00fccke","page":328},{"file":"p0329.txt","language":"de","ocr_de":"Allein bei den meiften, wo nicht bei allen V\u00f6geln, kommen noch zweierlei gepaarte Nebenft\u00fccke hinzu. Das eine ift eine l\u00e4ngliche, bisweilen dreieckige, d\u00fcnne Knochen platte, welche lieh an die innere Fl\u00e4che jedes Kieferaftes gew\u00f6hnlich fo anlegt, dafs. fie fowohl das vordere Hauptftiick, als dafs hintere ihrer Seite ber\u00fchrt. Diefe Platte findet fich nicht nur beim Ka-fuar, an dem fie fchon Meckel (l. die angef. Amnerk.) deutlich beobachtet hat, fondern vermuthlich bei allen V\u00f6geln. Wenigftens fand ich diefelbe am Unterkiefer der Falken, der Eiden, des Kukkuks , dev Raben, der Tauben, des Huhns, Puters, Auerhahns, dos Storchs, der Bl\u00e4\u00dflinge (Fulica) und des Stei\u00dffu\u00dfes, und noch habe ich diefe Lamelle bei keiner Art ver-mifst, deren Unterkinnlade in ihrer fr\u00fchem Bildung von mir unterfucht wurde. Auch an l\u00e4ngft ausge-wachfenen Sch\u00e4deln ift fie oft noch an ihren gebliebenen Umriffen zu erkennen. Das andere, noch hinzukommende St\u00fcck befindet fich am hintern Ende der Unterkiefer\u00e4fte, und bildet da den bekannten inner/\u00bb Seitenfortfatz, den Heriffant den griff eif\u00f6rmigen (apophyfe ftyloule) nennt. Denn dafs diefer Fortfalz aus einem eigenen Knochenkern gebildet wird, und dafs er bei mehrern V\u00f6geln ziemlich lange blofs durch Knorpel mit feinem Unterkiefer\u00e4fte vereinigt ift, habe ich am Weihen, am Uhu, am gemeinen Huhn und\nleicht von emanier gehen, nicht zu bemerken, indem fich die St\u00fccke mit lehr zugefch\u00e4rften und feit angelegten Enden \u00fcbereinander fchieben.","page":329},{"file":"p0330.txt","language":"de","ocr_de":"330\nandern, wider alles Vermuthen, wahrgenommen. Ob indeffen bei allen V\u00f6geln und insbefondere bei, den Waferv\u00f6geln ,i derfelbe Fall ift, wage ich nicht zu beftimmen ; ich bezweifle es faft, da ich an jungen Storchk\u00f6pfen, an denen die andern Kieferftiicke f\u00e4mmt-lich noch v\u00f6llig unverwachfen find, nichts davon bemerken kann. Im Gegentheil ift der befagte Fortfatz am Storch, fo Avie an den meiften Sumpfb\u00f6geln und manchen Schwimmv\u00f6geln, fo kurz und fo wenig an dem dicken Kieferaftencle ausgezeichnet, dafs er wirklich kein befonderer Knochen gewefen, und von dem hintern St\u00fcck unmittelbar hervorgewachfen zu feyn fcheint. Da aber, wo er anf\u00e4nglich ein eigenes St\u00fcck ift, verw\u00e2chft diefes doch fr\u00fcher mit dem Hinterende des Aftes, als die \u00fcbrigen St\u00fccke des Unterkiefers.\nDer Unterkiefer befteht alfo, wie im vorigen gezeigt ift, bei vielen und h\u00f6chft wahrfcheinb'ch bei allen V\u00f6geln urfpr\u00fcnglich wenigftens aus f\u00fcnf Knochen, n\u00e4mlich: i) aus dem ungepaarten Vorderfe\u00fcck (Os mandibulae furcatum), 2 und 3) aus den beiden Verl\u00e4ngerungsft\u00fccken, welche die Aefte des vorigen St\u00fccks fortfetzen (Offa prolonganda), 4 und 5) aus den beiden innern Seitenlamellen (Of a lamelliformia). Bei vielen aber befteht er gar aus Jieben, n\u00e4mlich noch : 6 und 7) aus den beiden Fortfatzknochen (Offa a pophvfeos ).\nUnter diefen viererlei St\u00fccken find doch, wie oben gef\u00fcgt, das vor durfte und die Verl\u00e4ngerungs-ft\u00fccke immer als die Haupttheile anzufehen. Die Zu- , Cammenfetzung des Unterkiefers aus diefen Haupt-","page":330},{"file":"p0331.txt","language":"de","ocr_de":"331\nfiucken aber entfpriclit vortrefflich Oken\u2019s fcharf finniger fldee, dafs die Kiefer am Sch\u00e4del, als der Wiederholung des Rumpfs, gleich den Fufspaaren feyen ; einer Idee, die fleh auch fonft durch unz\u00e4hlige, bei Vergleichung der verfchieclenen Wirbelthierformen findbare That-fachen insbefondere beft\u00e4tigt. Fehlt auch diefer Parallele in einem Falle ein fonft gew\u00f6hnliches Moment, fo bietet fleh daf\u00fcr ein anderes dar, was aufserdem vermifst wird. So ift es hier. Die vordere Mittel-nath des Unterkiefers, welche die S\u00e4ugthiere und andere haben, und welche n\u00f6thig fcheint, um die Kinnlade zu einem Gliederpaar zu machen, fehlt zwar den V\u00f6geln, aber daf\u00fcr ift in den feitlichen Aeften eine Trennung, deren die S\u00e4ugthiere ermangeln und die das Knie der Hinterf\u00fcfse darftellt. Diefes Knie der Kiefer\u00e4fte wird zwar gew\u00f6hnlich nach gerade wieder obliterirt, und es war auch vorher kein wahres Gelenk, ein Jolches \u00fcber ift es und bleibt es imitier beim Tagfchl\u00fcfer (Caprimulgus) deffen merkw\u00fcrdiges Kiaferaftgelenk fchon an einem andern Orte ') von\nl) In meinen ofteographighen Beitr\u00e4gen zur Naturgefcliichte der V\u00f6gel. Leipzig 1811. Ein Recenfent diefer Schrift ftellt die voreilige Vermuthung auf; dafs ich bei der \u00dfefchreibung der Kinnlade des Capri,,m/gus K\u00f6pfe junger V\u00f6gel vor mir gehabt haben m\u00f6ge, und will damit, w eil er eigener Beobachtung ermangelte, fernen Unglauben an die Permanenz des da befebriebenen Knies der Kiefer\u00e4fte zu erkennen geben. Allein alle fechs Individuen d.efes merkw\u00fcrdigen Vogels, welche ich bis jetzt habe untergeben k\u00f6nnen, waren alt, mehrentheils gleich nach ihrem R\u00fcckzuge im Fr\u00fchjahr gefchoffen; eins war br\u00fctend auf dem Nefte gefangen. Ich mufs alfo im Gegenthed beklagen, dafs ich Kopfe junger Tagfchl\u00fcfer zu beobachten noch gar keine Gelegenheit fand,","page":331},{"file":"p0332.txt","language":"de","ocr_de":"333\ntnir ausf\u00fchrlich befchrieben und durch Abbildungen dargeftellt worden ift. Bei \u00abIndern V\u00f6geln biegen lieh die Aefte etwa nur mehr oder weniger nach aufsea oder innen, ohne clafs die St\u00fccke an ihren Vereinigungsfl\u00e4chen lieh im mindeften bewegten oder ver-fch\u00f6ben, was fchon in Hinficht der Art, wie diefe St\u00fccke da einander ber\u00fchren, und noch mehr in Hinficht der gew\u00f6hnlich bald eintretenden v\u00f6lligen Synoftofe derfelben fchlechterdings unm\u00f6glich ift. Ich .jnufs mich daher geradezu gegen die von Geoffroy und Meckel (am angef. Ort S. 62) gegebene Anficht erkl\u00e4ren; als trage die Zufammenfetzung der Kiefer-\u00e4fte zu einer Bewegung, die in einer blofsen Biegung der genannten Aefte befteht, und deren die Unterkinnlade der mehreften V\u00f6gel nicht einmal f\u00e4hig ift, etwas bei ; und ich verliehene nochmals, dafs unter der grofsen Menge V\u00f6gel, -die ich in obiger R\u00fccklicht unterfucht habe, der Caprimulgus der einzige ift bei dem das vordere Gabelftiick des Unterkiefers mit den Verl\u00e4ngerungsknochen wirklich articulirt.\n*\nDie Hauptrefultate, welche fich aus diefer Betrachtung der Knochenftiicke des Kieferger\u00fcftes der V\u00f6gel ergeben, und nach welchen das, was Tiedemann im zweiten Bande feiner Zoologie \u00fcber denfel-ben Gegenftand fagt, durchg\u00e4ngig berichtigt und er-g\u00e4nzt werden mufs, find iiberfichtlich folgende ;\nl) Der Intermaxillarknochen der V\u00f6gel ift immer\n\u00abin einfaches, ungepaartes St\u00fcck.","page":332},{"file":"p0333.txt","language":"de","ocr_de":"2)\tDi\u00e8 Nafenknochen d. V* find blofse Fortf\u00e4tze des\nIntermaxillarknochens. \u00bb\t,\n3)\tDie Oberkieferbeine der S\u00e4ugthiere werden durch\nzwei diftincte Knochenpaare in den V\u00f6geln dar-geftelit, durch a) die Jochkieferbeine,\tb~) die\nNafenkieferb eine.\n4)\tDer Jochbogen jeder Seite befteht aus drei\nTheilen, welche find a) der Fortfatz des Wangenkieferbeins,\tb') das eigentliche Jochbein7\nc) das Quadratjochbein.\n5)\tDie Unterkinnlade d. V. hat vorn keine Nath und befteht aus fieben Knochenftttcken. Diefe find n\u00e4mlich a) das vordere ungepaarte Cabel-ftiick, b und c) die beiden Verl\u00e4ngerungsft\u00fccke,\nd u. e) die beiden Lamellenknochen, f u. gj die beiden Fortfatzhrochen.","page":333}],"identifier":"lit13965","issued":"1815","language":"de","pages":"321-333","startpages":"321","title":"Ueber die Knochenst\u00fccke im Kieferger\u00fcst der V\u00f6gel","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:46:47.871237+00:00"}

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