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{"created":"2022-01-31T16:18:58.855428+00:00","id":"lit13966","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Meckel, J. F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 1: 334-422","fulltext":[{"file":"p0334.txt","language":"de","ocr_de":"II.\nV e t f u c h\neiner Entwicklungsg efchich te der\nCentraltheile des Nervenfyftems in den S\u00e4ugthieren.\nVon\nJ. F. Meckel.\n(Fortfetzung des im iften Heft abgebroclmen Aulfatzes. )\nDie im Vorigen gegebenen Befchreibungen einzelner Centraltheile des Nervenfyftems in verfchiedenen Lebensperioden machen es m\u00f6glich, einen Verfuch zu einer allgemeinen Darftellung der allm\u00e4hligen Entwicklung diefer Organe zu machen.\nIch werde fie nach den verfchiedenen Momenten, welche fie darbieten, in der Zeitfolge, in welcher fie entftehen und fielt ausbilden,, betrachten, und mache daher mit dem R\u00fcckenmark den Anfang.\nI. R\u00fcckenmark.\n$\u2022 43.\nWie entsteht das R\u00fcckenmark? Schon vor geraumer Zeit habe ich die Vermuthung ge\u00e4ufsert, dafs das R\u00fcckenmark anf\u00e4nglich entweder aus einer, oder","page":334},{"file":"p0335.txt","language":"de","ocr_de":"535\naus zwei heben einander liegenden queren Platten be-ftehe, die fich entweder, wenn die letztere Meinung richtig ift, erft vorn* dann hinten verbinden, oder, wenn die erftere die wahre ift, blofs hinten anfangs einander entgegen biegen, dann vereinigen *). \u2022\t^\nF\u00fcr diefe Meinung beftimmte mich damals Vorz\u00fcglich die genaue Unterfuchung einiger fehr fr\u00fche\u00e7 Kaninchenembryonen, Wo ich bei mikroskopifcher Betrachtung querer Durchfchnitte des R\u00fcckenmarkes fehr deutlich die hintere Furche fich bis in die H\u00f6hle des R\u00fcckenmarkes fortfetzend \u2018und diefe fo anfehnlich und fich fo weit nach' vofn eifitreckend fand, dafs ich ungewifs war, ob nicht vielleicht das R\u00fcckenmark auch hier gefpalten fey, mithin aus zwei H\u00e4lften beftehe.\nEin1 ferneres Argument war mir die bei deriF\u00f6-ff ein und Schildkr\u00f6ten an beftimmten Stellen. Statt\nTJ\nfindende Aufrollung, das Auseinanderweichen der bfeiden Seitenh\u00e4lften des R\u00fcckenmarkes an der hintern Fl\u00e4che.\nAufserdem fpricht f\u00fcr diefe Meinung die Entfte. hungsweife des R\u00fcckenmarkes in der Thierreih\u00e8, indem es bei mehrern Infecten und Cruftaceen, ganz deutlich aus zwei feitlichen, oft ftellenweife weit aus einander weichenden Str\u00e4ngen befteht. Hier \u00e4lfo k\u00f6nnt\u00a9 man fich das R\u00fcckenmark auf der niedrigften Stufe itehend denken, wo fich die beiden longitudinalen Platten wenigftens noch nicht \u00fcberall in der Mittellinie\nl) Cuvier vergL Anat. Ueberf. \u00dfd. \u00ee S- l\u00a3l","page":335},{"file":"p0336.txt","language":"de","ocr_de":"536\nzu einer verfchmolzen, viel weniger ihre gerade Ge-ftalt in eine gew\u00f6lbte verwandelt und einander entgegengebogen h\u00e4tten, fo dafs ein Anfatz zu der H\u00f6hle, welche lieh bei allen Wirbelthieren, bis jetzt, fo viel ich weifs, nur mit Ausnahme des Menfchen, auch itn vollkommnen Zuftande als normale Bildung findet, noch durchaus nicht vorhanden w\u00e4re.\nDazu kommt, dafs auch das Gehirn, und diefes weit l\u00e4nger als das R\u00fcckenmark, anf\u00e4nglich aus zwei \u25a0weit vollkommner von einander getrennten, Seitenh\u00e4lften befteht, als fp\u00e4terhin, wo lieh diefe durch erft entftehende Commiffuren unter einander verbinden.\nFerner kann man fich, nach fo vielen Gr\u00fcnden auch der bei Bildungsabweichungen, deren Wefen ein Stehenbleiben auf einer fr\u00fchem Bildungsftufe ift, nicht ganz feiten, namentlich von Zucchias, Mangel, Graf-huis, Hull, Malacarne und Molu'-enheim beobachteten Theilung des R\u00fcckenmarkes in zwei fejtliche Str\u00e4nge lehr wohl als eines Hiilfsgrundes bedienen,\n\u00a7\u2022 44-\nGegen diefe Anficht hat fich neuerlich Herr Cams 1 'j in feiner mit aufserordentlich vielem Fleifs und Geift verfafsten Darftellung des Nervenfyftems ei'kl\u00e4rt, weil das R\u00fcckenmark anfangs immer ein, mit einer Fl\u00fcffig'keit angef\u00fcllter Kanal fey.\nDafs fich diefe Ueberzeugung auf Unterfuchun-gen von S\u00e4ugthierembryonen gr\u00fcnde, findet man nirgends\ni) S. an u. ai?.","page":336},{"file":"p0337.txt","language":"de","ocr_de":"337\ngends ; fie fcheint vielmehr nur von, befonders Nicolai's, Beobachtungen am bebr\u00fcteten H\u00fchnchen entlehnt zu feyn. Indeffen will ich fehr gern annehmen, clafs der Schlufs vom Vogel auf das S\u00e4ugthier feine Richtigkeit hat, da es in der Sache nichts \u00e4ndert. Es fragt fich n\u00e4mlich immer, was ift denn diefer Kanal? H\u00f6chft wahrfcheinlich find es doch wohl die H\u00fcllen des R\u00fcckenmarkes, das Schleimgewebe, aus welchem fie fich bilden. Dies mag immerhin die Geftalt eines Kanals haben, ohne dafs daraus folgte, clafs in der darin enthaltenen Fl\u00fcffigkeit nicht die Nervenfafern in Geftalt von Platten anfchiefsen, welche erft gerade find, dann fich w\u00f6lben und in der Mitte zufammenfchlagen.\nHerr Cams glaubt, man muffe vielmehr theils aus der Beobachtung des fich bildenden R\u00fcckenmarkes , theils durch Analogie, aus der Betrachtung der verfchiedenen Formen deffelben in der Stufenfolge der Thierklaffen, fchliefsen, dafs das erfte beftimmtere Gebilde deffelben der Kanal fey, dafs darauf, der fich in ihn einfenkenden Gef\u00e4fse wegen, die an diefem Kanal fich anfetzende Nervenmaffe wieder in zwei feitliche Str\u00e4nge zerfalle, deren jeder abermals gewiffermafsan die Urform des R\u00fcckenmarkes wiederholt.\nAllein das wichtigfte, die Beobachtung der Entwicklung des R\u00fcckenmarkes im Embryo, fehlt gerade, indem ich unm\u00f6glich die von Herrn Carus gegebene Darftellung der Bildungsgefchichte deffelben im H\u00fchnchen, als gen\u00fcgend anfehen kann. Die Entwicklung des R\u00fcckenmarkes in der Thierreihe fpricht, follte man denken, gerade gegen die Annahme diefes fcharf-M. d, Archiv I. 3.\tY","page":337},{"file":"p0338.txt","language":"de","ocr_de":"338\nfinnigen Gelehrten ; wenigftens halten mich f\u00fcr jetzt die oben 1 ) angef\u00fchrten Gr\u00fcnde noch ab, mit ihm das R\u00fc-ckengef\u00e4fs der Infekten f\u00fcr das erfte Rudiment des R\u00fcckenmarkes in der Thierreihe anzufehen 2), da daffelbe durch feine weitere Ausbildung in h\u00f6hern Thieren fo deutlich als Rudiment des Gef\u00e4fsfyftems erfcheint.\nUnd, was find denn, n\u00e4her betrachtet, die zwei feitlichen Str\u00e4nge anders als Platten? Lehrt nicht die Beobachtung am H\u00fchnchen, dafs die Bildung der Nervenfubftanz des R\u00fcckenmarkes zuerft an der untern, den Wirbelk\u00f6rpern zugewandten Fl\u00e4che anf\u00e4ngt und von hier aus fortfehreitet?\nUeberdies haben mich fowohl fr\u00fchere, als in die\u00ab fem Augenblicke noch an fehr jungen menfchlichen und Schafsembryonen wiederholte Beobachtungen in fo fern von der Richtigkeit meiner Anficht \u00fcberzeugt, als ich dadurch abermals mit der gr\u00f6fsten Beftimmt-heit belehrt worden bin, dafs das R\u00fcckenmark anfangs eine hohle Platte darftellt, deren beide Enden, an welchen fie d\u00fcnner als in ihrem \u00fcbrigen Verlauf ift, zwar hinten in der Mittellinie nahe an einander liegen, allein durchaus nicht mit einander verbunden find. Ich fehe namentlich bei dem, kaum f\u00fcnf Linien langen Schafsembryo, mit bewaffnetem und unbewaffnetem Auge, in der Mitte der ganzen L\u00e4nge der hintern R\u00fcckenmarksfl\u00e4che eine deutliche, verh\u00e4ltnifs-m\u00e4fsig fehr anfehnliche Furche verlaufen.\n1)\tH. i. S. i? ff.\n2)\tA. a. O. S. 76.","page":338},{"file":"p0339.txt","language":"de","ocr_de":"339\nQuerdurchfchnitte, durch das R\u00fcckenmark und die H\u00f6hle, worin es fich befindet, gef\u00fchrt, zeigen zwar eine \u00e4ufsere H\u00f6hle ; allein dies find offenbar die umgebenden Theile, welche fp\u00e4ter in die Haut, die Wirbel und die R\u00fcckenmarksh\u00fcllen zerfallen. Ganz von diefen getrennt erfcheint das R\u00fcckenmark felbft nach dem angegebenen Typus gebildet. Faft in feiner ganzen H\u00f6he ift es durch eine, vorz\u00fcglich etwas \u00fcber der-.Mitte fehr weite, im Ganzen rautenf\u00f6rmige Furche, in zwei H\u00e4lften getrennt. Nur unten, gegen die Wirbelk\u00f6rper, fcheint diefe Furche zu fehlen. Doch ift diefer untere, unpaare, mittlere Theil des R\u00fcckenmarkes fehr d\u00fcnn, weit d\u00fcnner als die zu-n\u00e4chft liegenden Abfchnitte der Seitentheile, und es w\u00e4re daher fehr wohl m\u00f6glich, dafs beim noch fr\u00fchem Embryo anf\u00e4nglich auch hier eine Trennung Statt f\u00e4nde. Die beiden, in diefer Periode, wie es fcheint, unten in der Mitte verwachfenen Seitenh\u00e4lften zerfallen fchon jetzt in fich felbft wieder in eine untere, fowohl h\u00f6here als breitere und eine obere, kleinere H\u00e4lfte, wodurch die Abtheilung in zwei vordere und zwei hintere Str\u00e4nge fchon angedeutet ift. Im Ganzen ift jede Seitenh\u00e4lfte nach aufsen gew\u00f6lbt, nach innen ausgeh\u00f6hlt, etwas \u00fcber ihrer Mitte aber, beim Anf\u00e4nge des obern Stranges, nach aufsen betr\u00e4chtlich eingefchniirt, wie fie auch in ihrem innern Umfange pl\u00f6tzlich hier ft\u00e4rker ausgeh\u00f6hlt wird. Ueber diefer Stelle biegen fich die obern Theile der beiden Seitenh\u00e4lften einander betr\u00e4chtlich entgegen, find aber, wie gefagt, durchaus von einander getrennt.\nY 3","page":339},{"file":"p0340.txt","language":"de","ocr_de":"540\nBeim menfchlichen Embryo habe 'ich zwar diefe Bildung noch nicht gefehen, indeffen beweift dies nicht geradezu, dafs fie fich hier nicht in fr\u00fchem Perioden wirklich finde. Theils war der j\u00fcngfte, von mir unterrichte menfchliche Embryo doppelt fo grofs als der kleinfte Schafsembryo, theils durchl\u00e4uft bekanntlich jeder Embryo die niedern Bildungsftufen defto fchnel-ler, je h\u00f6her feine Klaffe fteht ; alfo k\u00f6nnte man fehr wohl felbft bei viel kleinem menfchlichen Embryonen diefe Bildung nicht finden, ohne deshalb zu dem Schluffe berechtigt zu feyn, dafs fie in fr\u00fchem Pe. rioden nicht dennoch Statt f\u00e4nde.\nWirklich aber ift das R\u00fcckenmark beim fieberi-w\u00f6chentliclien menfchlichen Embryo fo angeordnet, dafs diefe Vermuthung auffallend beft\u00e4tigt wird. Auch hier verl\u00e4uft mitten durch das R\u00fcckenmark in der Richtung von der R\u00fccken- zur Unterleibsfl\u00e4che eine anfehnliche L\u00fccke, die fich gegen ihre beiden Enden allm\u00e4hlig zufpitzt. Diefe L\u00fccke habe ich zwar nicht \u00fcberall, als St\u00fccke aus den verfchiedenen Gegenden des R\u00fcckenmarkes unterfucht wurden, bis zum Umfange des R\u00fcckenmarks mit Beftirnmtheit dringen fehen, allein fehr deutlich bemerkt, dafs i) in der Mitte der Bauch- und der R\u00fcckenfl\u00e4che des R\u00fcckenmarkes die Subftanz weit durchfichtiger als auf den Seiten war; 2) die Spalte fich nach dem R\u00fccken viel weiter als nach vom fortfetzte. In einigen Abfchnit-ten aus der Lendengegend verlief fogar beftimint hier eine fehr feine Spalte bis zur Mitte der hintern H\u00e4lfte des R\u00fcckenmarkes, fo dafs hier diefelbe Bildung,","page":340},{"file":"p0341.txt","language":"de","ocr_de":"welche fich bei clem jungen Schafsf\u00f6tus auch in andern Gegenden findet, vorhanden war.\nHerr Carus vermuthet, dafs meine Meinung aus der Tiefe der hintern Spalte des R\u00fcckenmarkes im F\u00f6tus, befonders dem der Nagethiere, entftanden fey. Wahrfcheinlich glaubt er daher, dafs ich entweder diele Spalte f\u00fcr die H\u00f6hle angefehen, oder fie wenig-ftens bis in die wahre H\u00f6hle verl\u00e4ngert habe; allein djefer Vermuthung liegt eine nicht v\u00f6llig richtige Anficht der Bildung diefer Spalte zu Grunde, eine Bemerkung, die fich auch auf die vordere anwenden l\u00e4fst.\nNach Herrn Carus Darftellung n\u00e4mlich fcheint es ,\u2022 als, feyen diefe Spalten defto tiefer, je n\u00e4her der Organismus feinem Entftehen ift, indem er in der Lehre von der Bildung des R\u00fcckenmarkes der S\u00e4ug-ihiere (a. a. O. S- 217.) angiebt,' dafs die hintere Spalte der Nagethierf\u00f6tus befonders tief, beim Kalbe betr\u00e4chtlicher als beim Ockfen fey, bei der Entwick-lungsgefchichte des mebfchlichen R\u00fcckenmarkes gleichfalls der befondern Tiefe derfelben in der Schulter-und Lendenanfchwellung erw\u00e4hnt (a. a. O. S. 2 65 \u25a0) ; allein, ungeachtet diefe Angaben richtig find, wenn fp\u00e4-tere Embryonen mit dem Erwachfenen verglichen werden, fo muffen fie doch eingefchr\u00e4nkt werden, wenn auf die fr\u00fchem Entwicklungsperioden R\u00fcckficht genommen wird. Hier fehlt in der That fo-wohl die vordere als die hintere Spalte durchaus. Beide bilden fich erft lange nachdem fich die R\u00fcckenmarksh\u00f6hle fehr betr\u00e4chtlich verkleinert hat, die vor-","page":341},{"file":"p0342.txt","language":"de","ocr_de":"\nfchliefst fich, im Fall fie nur hinten offen ift, von aufsen nach innen fo, dafs fie zuletzt beim Menfchen ganz verfchwinclet, und bei den S\u00e4ugthieren und den \u00fcbrigen Klaffen nur eine rundliche, \u00fcberall von Mark-fubftanz umgebene H\u00f6hle \u00fcbrig bleibt. W\u00e4hrend die-fer Verkleinerung und Verwandlung der Spalte in eine H\u00f6hle vertieft fich erft die vordere, dann auch die hintere Wand des R\u00fcckenmarkes zu der vordem und hintern Spalte, die aber mit dem Kanal durchaus nie communiciren und eben fo wenig mit der anf\u00e4nglichen grofsen Spalte etwas gemein haben.\nF\u00fcr die Richtigkeit diefer Darftellung ftehe ich. Diefer Entwicklungsgang ift in fo fern h\u00f6chft wichtig, als er v\u00f6llig nach denfelben Gefetzen mit der Entwicklung des Gehirns gefchieht, wo gleichfalls fr\u00fcher die fp\u00e4ter getrennten Seitenh\u00e4lften, namentlich das grofse und kleine Gehirn, die Vierh\u00fcgel und die Sehhiigel nicht in der Mitte durch eine L\u00e4ngenvertiefung getrennt find, etwas fp\u00e4ter aber diefe longitudinalen Trennungsfurchen deutlicher und tiefer find als in den folgenden Lebensperioden, fie, wie in den allerfr\u00fcheften Perioden h\u00f6chft wahrfcheinlich auch die H\u00f6hlen des Gehirns oben nicht verfchloffen waren, wovon weiter unten die Rede feyn wird.\nWichtig ift auch der anf\u00e4ngliche Mangel der vordem und hintern R\u00fcckenmarksfpalte in fo fern, als er mit der anf\u00e4nglichen Gl\u00e4tte und Windungslofig-keit der Oberfl\u00e4che der Hirntheile zufammen zu fallen fcheint.","page":342},{"file":"p0343.txt","language":"de","ocr_de":"fchliefst fich, im Fall fie nur hinten offen ift, von aufsen nach innen fo, dafs fre zuletzt beim Menfclien ganz verfchwindet, und bei den S\u00e4ugthieren und den \u00fcbrigen Klaffen nur eine rundliche, \u00fcberall von Mark-fubftanz umgebene H\u00f6hle \u00fcbrig bleibt. W\u00e4hrend die-fer Verkleinerung und Verwandlung der Spalte in eine H\u00f6hle vertieft fich erft die vordere, dann auch die hintere Wand des R\u00fcckenmarkes zu der vordem und hintern Spalte, die aber mit dem Kanal durchaus. nie communiciren und eben fo wenig mit der anf\u00e4nglichen grofsen Spalte etwas gemein haben.\nF\u00fcr die Richtigkeit diefer Darftellung ftehe ich. Diefer Entwicklungsgang ift in fo fern h\u00f6chft wichtig, als er v\u00f6llig nach denfelben Gefetzen mit der Entwicklung des Gehirns gefchieht, wo gleichfalls fr\u00fcher die fp\u00e4ter getrennten Seitenh\u00e4lften, namentlich das grofse und kleine Gehirn, die Vierh\u00fcgel und die Sehhiigel nicht in der Mitte durch eine L\u00e4ngenvertiefung getrennt find, etwas fp\u00e4ter aber diefe longitudinalen Trennungsfurchen deutlicher und tiefer find als in den folgenden Lebensperioden, fie, wie in den allerfr\u00fcheften Perioden h\u00f6chft wahrfcheinlich auch die H\u00f6hlen des Gehirns oben nicht verfchloffen waren, wovon weiter unten die Rede feyn wird.\ny\nWichtig ift auch der anf\u00e4ngliche Mangel der vordem und hintern R\u00fcckenmarksfpalte in fo fern, als er mit der anf\u00e4nglichen Gl\u00e4tte und Windungslofig-keit der Oberfl\u00e4che der Hirntheile zufammen zu fallen fcheint.","page":343},{"file":"p0344.txt","language":"de","ocr_de":"Ich halte daher f\u00fcr jetzt den Satz: \u00bbda\u00df das \u00bbR\u00fcckenmark anf\u00e4nglich aus zwei, nur in ihrem \u00bb untern Theile an einer fchinalen Stelle vereinigten, \u00bb in noch fr\u00fchem Perioden vielleicht auch hier ge-jy trennten y und auch da y wo die Untere Vereinigung y, Statt findet, fa\u00df in ihrer ganzen \u00fcbrigen H\u00f6he, yyolfo auch jetzt noch faft gar nicht mit einander iter-\u201ehundnen Str\u00e4ngen beftehe, welche fich von beiden yy Seiten durch vermehrten Anfatz von Nervenfiubftanz yy einander y mit Verminderung der Capacit\u00e4t der zwi-yyfchen ihnen befindlichen L\u00fccken clergeftalt n\u00e4hern, \u201eda\u00df fie zuerft in der Mittellinie zu einem ver-yyfchmelzen, \u201c mehr als je f\u00fcr v\u00f6llig erwiefen.\n\u00a7\u2022 45*\nDie Unterfuchung etwas \u00e4lterer Embryonen dient zur Beft\u00e4tigung diefer Anficht und belehrt \u00fcber die Art der weitern Entwicklung des R\u00fcckenmarkes. Sp\u00e4ter n\u00e4mlich verwandelt fich die anfangs vorhandene Spalte in eine durch die ganze L\u00e4nge des R\u00fcckenmarkes verlaufende H\u00f6hle.\nDiefe ift anfangs bedeutend gr\u00f6fser als in fp\u00e4tern Perioden, ftellt eine von vorn nach hinten verlaufende, in der Mitte angefchwollene L\u00fccke dar, die fich bald gegen ihre beiden Enden betr\u00e4chtlich zugefpitzt, und in eine rundliche, ziemlich in der Mitte, doch mehr nach unten liegende H\u00f6hle verwandelt, die in dem Mafse enger ift, als der F\u00f6tus reift.\nIndeffen ift fie immer noch beim reifen F\u00f6tus und h\u00f6chft wahrfcheinlich noch in den erften Momenten nach der Geburt vorhanden. Wenigftens habe ich","page":344},{"file":"p0345.txt","language":"de","ocr_de":"345\nfie in den, erften drei Monaten nach der Gehurt, fp\u00e4ter dagegen nicht immer gefunden. Herr Tiedemann fcheint fie zwar nur bis zur zw\u00f6lften Schwanger-fchaftswoche anzunehmen I 2), allein ich fand fie in der That bis zur angegebenen Periode, und auch Herr Cams fcheint durch feine Unterfuchungen auf daf-felbe Refultat geleitet worden zu feyn, indem er ausdr\u00fccklich bemerkt, dafs er fie bei allen Embryonen gefunden habe 3).\nOb fich vielleicht diefe H\u00f6hle an einer Stelle fr\u00fcher als an der andern verfchliefst, kann ich nicht beftimmen, da ich fie in allen Perioden, wo ich fie fand, durch das ganze R\u00fcckenmark verlaufen fahe. Indeffen ift es nicht unwahrfcheinlich, dafs, wenn fie fich an einer Stelle fr\u00fcher als an der andern verfchliefst, dies im Brufttheile gefchehen werde, theils, weil der obere Theil mit der vierten Hirnh\u00f6hle am n\u00e4chften in Verbindung fteht, theils, weil fich in der v Lendengegend die in den fr\u00fchem Perioden vorhandene Spalte' am fp\u00e4teften fchliefst, und hier am h\u00e4ufigften die Bildung des R\u00fcckenmarkes fich nicht auf Jen normalen Grad erhebt.\nSo gewifs nun nach diefen Unterfuchungen, welche mit denen von Herrn Cams \u00fcbereinftimmen, und einander, um fo mehr, da fie unter einander v\u00f6llig unabh\u00e4ngig find, gegenfeitig beft\u00e4tigen, die Anwefen-heit einer H\u00f6hle im R\u00fcckenmark im F\u00f6tuszuftande ift,\n1)\tZool. Bd. 3. S. 64$.\n2)\tA. a. O. S. 265.","page":345},{"file":"p0346.txt","language":"de","ocr_de":"346\nfo gewifs ift, auf der andern Seite, cliefe H\u00f6hle nur einfach, und ich habe, trotz der forgf\u00e4ltigften Unter-f\u00f9chung, die ich in alien Lebensperioden am R\u00fcckenmark des Menfchen und mehrerer S\u00e4ugthiere anftellte, die von Gail aufgeftellte Behauptung, dafs in jedem Strange, fogar beim Erwachfenen, ein Kanal verlaufe 1 ), fo wenig als fr\u00fcher beft\u00e4tigt gefunden 2 3).\n$\u2022 46-\nDas R\u00fcckenmark unterfcheidet lieh in den fr\u00fchem Lebensperioden von lieh felbft in fp\u00e4tern auch dufch verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig anfehnlichere Gr\u00f6fse, fofern es anfangs fowohl l\u00e4nger als dicker ift. Schon Wrisberg hat diefe Bemerkung in Beziehung auf die L\u00e4nge cleffel-ben gemacht 3).\nAuch habe ich diefe Beobachtung fchon' vor einiger Zeit, fowohl bei einer Darftellung der Parallele zwifchen dem Embryo und permanenten niedern Bildungen 4 5), als bei der Erkl\u00e4rung der meiften Mifsbil-dungen aus einer Hemmung auf Durchgangsbildungen benutzt *).\nIndeffen fcheint Wrisberg diefe Anordnung des R\u00fcckenmarkes nur durch die Bedeckungen erkannt, nicht nach Wegnahme derfelben n\u00e4her unterfucht zu haben, und feine Beobachtung k\u00f6nnte daher, vorz\u00fcg-\nl) Anat. u. Fhyf. des Nervenf. Paris 1810. S. I41 ff.\ns) Beitr. zur vergl. Anat. Bd. 2. H. I.\n3)\tDefer, anat. erabr. p. 23. Bei einem zehnw\u00f6chentl. Embryo.\n4)\tf\u00eeeitr, zur vergl. Anat. B. 2. H. X. S. 30.\n5)\tPathol, anat. Bd. x. S. 355.","page":346},{"file":"p0347.txt","language":"de","ocr_de":"lieh da er gar nichts n\u00e4heres dar\u00fcber, und namentlich nichts \u00fcber das Verh\u00e4ltnifs der Nerven zu dem R\u00fcckenmark fagt, defto ungen\u00fcgender fcheinen, da er bei den \u00fcbrigen Embryonen, die er unterfuchte, zwar einiges \u00fcber das Gehirn; \u00fcber das R\u00fcckenmark, dagegen gar nichts bemerkt.\nAn den angef\u00fchrten Stellen habe ich zugleich bemerkt, dafs ich bei mehrern S\u00e4ugthierembryonen das R\u00fcckenmark regelm\u00e4fsig durch die ganze Wirbelf\u00e4ule verlaufen gefehen; allein, da ich fp\u00e4ter fahe, dafs es fich auch im vollkommnen Zuftande bei mehrern Thieren diefer Klaffe viel tiefer herab erftreckt als beim Menfchen '), fo w\u00fcrden auch die von mir an S\u00e4ugthierembryonen gemachten Beobachtungen nicht geradezu darthun, dafs beim menfchlichen Embryo diefe Bildung vorkommt.\nDie Analogie mit dem vollkommnen Zuftande diefes Organs bei niedrigem Thieren, namentlich den V\u00f6geln, mehrern Reptilien, den meiften Fijchen, In-fie ten und IV\u00fcnfiem, ift zwar gleichfalls ein Grund f\u00fcr diefe Anficht; allein theils darf man fich diefer gerade in der Entwicfylungsgefchichte nur mit der \u00e4u-fserften Vorficht bedienen, theils bietet gerade die Form des Nervenfyftems in diefer Hinficht zu viele Abweichungen von der Regel dar, indem bei mehrern Fifchen und Reptilien, und fehr vielen Infecten das R\u00fcckenmark fich bei weitem nicht durch die ganze L\u00e4nge des K\u00f6rpers erftreckt.\nl) Arfaky de pifc, cerebro. Hai. igij. p. 4.","page":347},{"file":"p0348.txt","language":"de","ocr_de":"Es war daher befonders nothwendig, diefen Ge-genftand am menlchlich\u00e8n Embryo zu pr\u00fcfen. Die Unterfuchung mehrerer Embryonen von der fiebenten Schwangerfchaftswoche an hat mir mit Beftimmtheit dargethan, dafs das R\u00fcckenmark wirklich anfangs die gaitze L\u00e4nge der Wirbelf\u00e4ule, bis zu den Schwanzbeinen , einnimmt.\nBeim fiebenw\u00f6chentlichen Embryo hat es v\u00f6llig diefe L\u00e4nge und ift fogar bis an das Ende betr\u00e4chtlich click. Auch beim eilfw\u00f6chentlichen reicht es noch fo weit, und wird fr\u00fcher etwas d\u00fcnner als dort. Nach fp\u00e4tern Unterfuchungen kann ich mit Beftimmtheit feftfetzen, dafs das R\u00fcckenmark bis in den dritten Monat die ganze L\u00e4nge der Wirbelf\u00e4ule einnimmt. Schon in diefem aber f\u00e4ngt das Mark in dem untern Theile deffelben betr\u00e4chtlich zu fchwinden an, und d\u00e9r um die Unterfuchung deS Nervenfyftems fo wohl verdiente Carus fcheint mir daher die Periode, in welcher das R\u00fcckenmark beim menfchlichen Embryo die \u201eanze L\u00e4nge des Wirbelkanals einnimmt, etwas zu lang anzunehmen, wenn er fagt, dafs fie bis zur H\u00e4lfte der Schwangerfchaft daure 1 )\u2022\nDas R\u00fcckenmark ift alfo wirklich anfangs betr\u00e4chtlich l\u00e4nger als in fp\u00e4tern Perioden.\nEben fo ift es anf\u00e4nglich auch bedeutend dicker. fowohl im Verh\u00e4ltnifs zum Gehirn als zum ganzen K\u00f6rper: eine Behauptung, von %velcher keines der von mir unterfuchten S\u00e4ugthiere eine Ausnahme macht.","page":348},{"file":"p0349.txt","language":"de","ocr_de":"343\nEs ift.alfo in der That in fr\u00fchem Perioden gr\u00f6fser. Beim Menfchen unterfcheidet es fich auch in diefer Hinficht, vorz\u00fcglich aber in Beziehung auf feine L\u00e4nge t von fich felbft in den verfchiedenen Lebensperioden bedeutender als bei den \u00fcbrigen S\u00e4ugthieren, weil es bei diefen das ganze Leben hindurch weit tiefer als bei ihm herabreicht.\nNach Herrn Carus findet fich in Hinficlit auf das Verh\u00e4ltnifs der Muffe des R\u00fcckenmarkes zu der des Gehirns nur eine fehr unbedeutende Verfchieden-heit zwifchen dem F\u00f6tus und dem Erwachfenen *). Dies bezieht er vorz\u00fcglich^ auf die Dicke, indem er felbft anf\u00fchrt, dafs die L\u00e4nge deffelben bis zur Miit& der Schwangerfchaft der des ganzen Wirbelkanals ent-fpricht. Doch f\u00fchrt er felbft auch mehrere Thlftr i'achen an, welche beweifen, dafs das R\u00fcckenmark anfangs verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig dicker ift.\n- $. 47- :\nDie Betrachtung der verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsigeh Dicke des embryonifchen R\u00fcckenmarkes f\u00fchrt zun\u00e4chft zu Un-terfuchungen \u00fcber das Verh\u00e4ltnifs, welches in diefer Hinficht zwifchen den verfchiedenen Gegenden deffelben Statt findet. Das R\u00fcckenmark des Erwachfenen ift bekanntlich in der Mitte am d\u00fcnnften und fchwillt an feinem untern und obern Ende, an diefem bei weitem am ft\u00e4rkften, an. Diefe Anfchwellungen ftehen mit der gr\u00f6fsern St\u00e4rke der ah diefen Stellen aus ihm tretenden Nerven der Extremit\u00e4ten in Beziehung. Es\ni) A. a. 0. S. sCi,","page":349},{"file":"p0350.txt","language":"de","ocr_de":"350\nf\nfragt lieh, ob fie fich fchon in fr\u00fchen Lebensperioden, auch in den fr\u00fcheften, finden, und eben fo fich gegen-feitig zu einander und zu dem diinnern Theile immer auf diefelbe Weife verhalten? Das R\u00fcckenmark ift im vollkommnen Zuftande fo verfch'iedenartig befchrie-ben worden, dafs man kaum erwarten kann, diefe Frage von allen Beobachtern gleichm\u00e4fsig beantwortet zu fehen. Bei meinen Unterfuchungen fand ich, wie fich faft mit Gewifsheit voraus fagen liefs, den Unter-fchied zwifchen den angefchwollenen und der einge-zogenen Stelle defto geringer, je n\u00e4her der Embryo feiner Entftehung war, unftreitig wohl wegen der \u2022\u00fcm fo geringem Entwicklung der Gliedmafsen und ihrer Nerven und der \u00fcberhaupt verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig an-fehnlicheren Dicke des R\u00fcckenmarkes. Sobald diefe fich aber etwas bedeutend entwickelt haben, wird der Unterfchied \u00e4ufserft auffallend. Man vergleiche zu diefem Behuf z. B. die \u00e7te mit der 2iften und 22ften Abbildung auf Taf. a.\nIft aber das Verh\u00e4ltnifs zwifchen der obern und, untern Anfchwellung in allen Lebensperioden daffelbe? Diefe Frage kann einen doppelten- Sinn haben. Sie kann blofs heifsen: ift die obere Anfchwellung in allen Lebensperioden ungleich viel, dicker als die untere? Sie kann aber auch meinen ; ift die obere Anfchwellung immer dicker als die untere, oder ift fie nicht vielleicht fr\u00fcher d\u00fcnner als fie, oder ihr wenig-ftens gleich? Die erfte kann nat\u00fcrlich nur nach die-fer beantwortet werden.","page":350},{"file":"p0351.txt","language":"de","ocr_de":"351\nHerr Cams hat in Bezug auf die Anfchwellun-gen des R\u00fcckenmarkes den Satz aufgeftellt: \u201e dafs \u201efich das R\u00fcckenmark beim menfchlichen F\u00f6tus besonders in fo fern unterfcheide, als hier die untere^ \u201ejn der Lendengegend befindliche die den obern Extremit\u00e4ten entfprechende eben fo fehr \u00fcberwiegt: als \u201eim Erwachfenen die letztere die untere \u00fcb er trifft.\u201c Zugleich hat er hierin eine unverkennbare Analogie mit niedrigen Thiergattungen gefunden und erkl\u00e4rt, warum nothwendig erft die untere, dann die obere dicker feyn rniiffe. Die anf\u00e4nglich gr\u00f6fsere Dicke der untern foil mit der gr\u00f6fsern St\u00e4rke der Nerven der untern Extremit\u00e4ten und der anfehnlichern Maffe diefer letztem \u00fcberhaupt, die fp\u00e4ter entgehende der obern, ungeachtet der gr\u00f6fsern Feinheit der Nerven der obern Extremit\u00e4ten, mit der vollkommnern Entwicklung und gr\u00f6fsern Agilit\u00e4t der obern Extremit\u00e4ten im geraden Verh\u00e4ltnifs ftehen ').\nSo finnreich diefes R\u00e4fonnement auch ift, fo fcheint mir doch die Thatfache, zu deren Erkl\u00e4rung es an-geftellt wird, nicht ganz richtig zu feyn; denn ich habe in der That, den fehr fr\u00fchen Zuftand ausgenommen, wo, wie beim fie|)enw\u00f6chentlichen Embryo, fo gut als gar keine Verfchiedenheit wahrzunehmen ift, immer die obere Anfchwellung fehr deutlich ft\u00fcrker als die untere gefunden.\n$\u2022 48- .\nNach Herrn Cams h\u00f6ren die obern R\u00fcckenmarks-ftr\u00e4nge beim menfchlichen F\u00f6tus fr\u00fcher auf als di\u00ab\ni) S. a65-","page":351},{"file":"p0352.txt","language":"de","ocr_de":"552\nuntern, hierdurch kommt die graue Subftanz zu Tage und das R\u00fcckenmark fcheint fich daher mit einen Kn\u00f6tchen zu, endigen *). Ungeachtet forgf\u00e4ltiger Un-terfuchung habe ich doch bis in den fechften Monat nichts diefem \u00e4hnliches mit Beftimmtheit wahrnehmen k\u00f6nnen, und auch von diefer Periode an finde ich nicht fowohl, dafs die hintern Markftr\u00e4nge fr\u00fcher aufh\u00f6ren als die untern, als dafs fie gegen das untere Ende des R\u00fcckenmarkes nach Art des Lendentheiles im R\u00fcckenmark der V\u00f6gel aus einander weichen.\nDagegen bildet der obere und hintere Theil der obern oder hintern R\u00fcckenmarksftr\u00e4nge anfangs im ganzen Verlauf des R\u00fcckenmarkes einen betr\u00e4chtlichen fchmalen Vorfprung \u00fcber den untern, fo dafs diefer Theil nur auf den untern aufgefetzt fcheint. Allm\u00e4h-Rg verfchwindet diefes Anfehen, indeflen findet fich noch beim reifen F\u00f6tus im obern Theile des R\u00fcckenmarkes ein folcher, wenn gleich weniger merklicher, Vorfprung.\nDiefe Bildung findet fich bei den Fifchen, fo wie das Auseinanderweichen der Str\u00e4nge im untern Theile an das Vorkommen derfelben Anordnung im Lenden-theile des R\u00fcckenmarkes der V\u00f6gel und an die gerade hier am h\u00e4ufigften erfcheinende Rtickenmarksfpalte erinnert.\n.\t,\t\u00a7\u2022 49-\nDas R\u00fcckenmark der S\u00e4ugthiere durchl\u00e4uft daher alle bleibenden, unter ihnen {teilenden Thierftufen.\nIn\ni) S. 164.","page":352},{"file":"p0353.txt","language":"de","ocr_de":"353\nIn den friiheften Perioden, wo es aus zwei Seitenh\u00e4lften befteht, die wenigftens hinten nicht gefchlof-f\u00e8n find, entfpricht es dem R\u00fcckenmark der Infekten und Krufienthiere. Bei mehrern Reptilien, namentlich den Schildkr\u00f6ten, vereinigen fich die beiden H\u00e4lften hinten in der Gegend der Arm - und Schenkel-anfchwelluiJgen, bei den V\u00f6geln nur in der letztem nicht. Damit h\u00e4ngt es wahrfcheinlich zufammen, d\u00e4fs auch bei den S\u00e4ugthieren diefe Vereinigung hier aia fp\u00e4teften zu gefchehen fcheint.\nNachdem diefe Vereinigung gefchehen ift befteht bei den S\u00e4ugthieren das ganze Leben hindurch die dadurch gebildete H\u00f6hle, verengt fich aber allm\u00e4hlig bedeutend. Die gr\u00f6fsere Weite der H\u00f6hle ftellt das S\u00e4ugthier in feinen fr\u00fchem Lebensperioden denFifchent Reptilien und V\u00f6geln *) parallel.\nBeim Menfchen verfchliefst fich fchon im erften Lebensjahre der R\u00fcckenmarkskanal und nur als regelwidriges Verweilen auf einer fr\u00fchem Bildungs-ftufe bleibt er bisweilen in einer gr\u00f6fsern oder kurzem Strecke.\nEben fo entfpricht das fr\u00fchere Verh\u00e4ltnis des R\u00fcckenmarkes zum Gehirn und K\u00f6rper in Hinficht\nl) Nach Herrn Tiedemann fcheint zwar das R\u00fcckenmark der Vogel nur in den friiheften Zeiten einen, mit einer klaren lymplia-tifchen Fl\u00fcffigkeit angef\u00fcllten Kanal zu enthalten (A. a. O. S. 644h Allein ich habe bei allen meinen Unterfuchungen dia Richtigkeit der Angabe von Cams, dafs bei, den V\u00f6geln daa R\u00fcckenmark faeft\u00e4ndig einen folchen Kanal enthalte (A, a, O. S. 190) beft\u00e4tigt gefunden,\nM, d, Archiv. I. 3.\tZ","page":353},{"file":"p0354.txt","language":"de","ocr_de":"354\nauf Maffe clfiftQ niedrigem Bildungen, je j\u00fcnger dei' Embryo ift. Doch findet in Hinficht auf die Lunge des R\u00fcckenmarkes bei den m ei ft en Thieren fehr grofse Aehnlicbkeit in fo fern Statt, als es fait bei allen die ganze L\u00e4nge der Wirbelf\u00e4ule einnimmt, und der vollkommen entwickelte Zuftand des Menfchen unterfchei-det fich durch die K\u00fcrze feines R\u00fcckenmarkes faft von dem aller unter ihm ftehender Tjiiere. Ich fage mit Bedacht, fa\u00df aller, denn, ungeachtet ich bei meh-rern Nagethieren, Wiederk\u00e4uern und Zehengehern das R\u00fcckenmark durch die ganze Lendengegend fort-gefetzt fand *), und fchon fr\u00fcher bemerkte dafs bei den V\u00f6geln und Fifchen fich daffelbe durch die ganz^Wirbelf\u00e4ule erftreckt, auch bei mehren* Reptilien fifh ein \u00e4hnliches Verh\u00e4ltnifs findet, und Herr 'Cams i) * 3) die Anf\u00fcllung der ganzen Wirbelf\u00e4ule durch das R\u00fcckenmark als allgemeinen S\u00e4ugthiertypus auf-ftellt, wovon h\u00f6chftens die menfchen\u00e4hnlichen S\u00e4ug-thiere eine Ausnahme machen d\u00fcrften, fo bemerkte ich doch fchon fr\u00fcher, dafs einige Fifche vcm meiner fr\u00fchem Regel eine Ausnahme machen 4) und, indem ich dies fchreibe, bietet mir der Igel unter den S\u00e4ug-thieren eine nicht weniger merkw\u00fcrdige Ausnahme dar, indem bei diefem das R\u00fcckenmark nicht einmal bis zum Ende des Brufttheils der Wirbelf\u00e4ule reicht,\ni) Arfaky de pifcium cerebro. Halae 1813. p. 4>\ns) Cuvier Vorl. a. d. vergl. Anat. Bd. 2. S. 193.\n3)\tA. a. O. S. 215.\n4)\tArfaky a. a. O. p, 4 und f.","page":354},{"file":"p0355.txt","language":"de","ocr_de":"fondera fchon der fiebenten Rippe gegen\u00fcber auf h\u00f6rt, alfo kaum den vierten Theil der ganzen Wirbelf\u00e4ule, vom Atlas bis zum Ende derfelben, einnimmt. Ob andere, namentlich durch ihren \u00fcbrigen Bau verwandt\u00ab S\u00e4ugthiere diefelbe Bedingung darbieten, weifs ich bis jetzt noch nicht. Bei den Mardern ift es nicht der Fall, indem auch hier das R\u00fcckenmark bis zum Becken reicht. Dagegen findet fich bei den Flederm\u00e4ufen, namentlich Vespertilio auritus, die ich gerade vor mir habe, ungef\u00e4hr diefelbe Bildung. Eine Abweichung von dem Gew\u00f6hnlichen, die unftreitig intereffant genug ift, um weitere Nachforfchungen.; zum Auffinden des Gefetzes, nach welchem fie fich richtet, zu veranlaffen.\nII. Verl\u00e4ngertes Mark,\n' $. 50-\nDas verl\u00e4ngerte Mark bildet, in den fr\u00fchesten Perioden, in Verbindung mit den Vierh\u00fcgeln, den gr\u00f6bsten Theil des Gehirns. Es biegt fich unter einem defto mehr rechten Winkel vom ob\u00e9ra Ende des R\u00fcckenmarks nach vorn ab, je j\u00fcnger der Embryo ift, und ift in denselben Verh\u00e4ltnifs l\u00e4nger,, breiter, und weiter offen, theils, weil das kleine Gehirn, das feine H\u00f6hle von oben bedeckt, in gleichem Maafse kleiner ift, weniger weit nach hinten reicht, theils, weil'feine W\u00e4nde nach hinten in einer gr\u00f6fsern Strecke von einander getrennt find. Die Str\u00e4nge, woraus es be-fteht, find anf\u00e4nglich niedriger, aber verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig breiter, wenden fich aber mit der Zeit nach innen\nZ 2","page":355},{"file":"p0356.txt","language":"de","ocr_de":"356\nund verdicken fich, wodurch gleichfalls die Hohle verengt wird. Allm\u00e4hlig bilden lieh von hinten nach vorn mehrere, in der Richtung von vorn nach hinten convergirende Anfchwellungen zu beiden Seiten der H\u00f6hle an, welche fie noch mehr verfchliefsen. Bei den Schafen finden fich zwei Paare, ein inneres, h\u00f6heres, dickeres, aber fclimaleres, ein \u00e4ufseres mehr breites, aber zugleich niedrigeres,. Hinter beiden Paaren liegt bisweilen eine unpaare, quere, etwas tyreite Erhabenheit, wovon fich bei mehrern Fifchen etwas \u00e4hnliches findet. H\u00f6clift wahrfcheinlich findet fich diele in fr\u00fchem Perioden immer, wenigftens fehe ich fo eben in einem i\" 4'\" langen menfchlichen Embryo fehr deutlich die hintere Wand des verl\u00e4ngerten Markes nach oben bis zum kipinen Gehirn in die H\u00f6he ragen und zwifchen beiden die Gef\u00e4fshaut in die vierte Hirnh\u00f6hle treten. Diefe hintere Wand verfchwindet bald, allein noch lange erhalten fich an \u2019 den Seiten der vierten Hirnh\u00f6hle anfehnliche, nach innen gewandte, fich von den ftrangf\u00f6rmigen K\u00f6rpern erhebende Falten, wovon man noch beim, reifen F\u00f6tus fehr deutliche Spuren findet. Beim menfchlichen Embryo finde ich drei kleine Paare, von denen die beiden \u00e4ufsern und erhabenen Str\u00e4nge in die vorher erw\u00e4hnten, die auf der hintern Fl\u00e4che des R\u00fcckenmarkes verlaufen, \u00fcbergehen. Diefe Erhabenheiten find die hintern Schenkel des kleinen Gehirns oder die ftrickf\u00f6rmigen K\u00f6rper. Die Pyramiden und Olivenk\u00f6rper werden erft fp\u00e4t deutlich, fpringen aber dann, befonders die letztem, beim Menfchen ungef\u00e4hr vom f\u00fcnften Monate","page":356},{"file":"p0357.txt","language":"de","ocr_de":"\n---------- 357\nan, ft\u00e4rker an der untern Fl\u00e4che hervor uncl haben eine mehr l\u00e4ngliche Geftalt.\nDiefe Anordnung des verl\u00e4ngerten Markes ift be-fonders der Aehnlichk\u00ebit mit niedern Thierbildungen wegen merkw\u00fcrdig, indem dies genau auf diefelbe Weife fich vergr\u00f6fsert, feine H\u00f6hle in einer l\u00e4ngern Strecke vom kleinen Gehirn nicht bedeckt ift, als das Thier niedriger fteht. Auch die Gr\u00f6fse der ftrangf\u00f6rmigen K\u00f6rper ift offenbar eine Fifch\u00e4hnlichkeit, indem bei mehrern Fifchen diefe \u00e4ufserft anfehnlich find.\nDie Br\u00fccke oder Erhabenheit, welche in den fr\u00fchem Perioden v\u00f6n dem einen ftrangf\u00f6rmigen K\u00f6rper zum andern geht und die vierte Hirnh\u00f6hle von hinten fchliefst, ift befonders infofern fehr merkw\u00fcrdig, als diefe Bildung ganz der bei mehrern Fifchen und auch der bei den V\u00f6geln vorkommenden entfpricht. Bei den erftern find anfehnliche Knoten, welche hinter dem kleinen Gehirn liegen, und die unftreitig jenen feitlichen Falten entfprechen, durch eine fehr deutliche Br\u00fccke unter einander verbunden, durch deren Durchfchneidung die vierte Hirn-fi\u00f6hle ge\u00f6ffnet wird 1 ). Auch bei den V\u00f6geln wird der hintere Theil der vierten Hirnh\u00f6hle durch eine d\u00fcnne, dreieckige, fehr deutlich markige Br\u00fccke ver-ichloffen, die bei den S\u00e4ugthieren und auch beim Men* fchen im vollkommnen Zuftande nur aus Gef\u00e4fshaut gebildet ift.\ni) Arfaky a. a. O. 8. 17.","page":357},{"file":"p0358.txt","language":"de","ocr_de":"558\nIII. Kleines Gehirn.\n$\u2022 51:\nDas kleine Gehirn ift vielleicht unter allen Thei-len des Nervenfyftenis in den verfchiedenen Bildungs-ftufen, welche es durchl\u00e4uft, am meiften von lieh felbft verfchieden. Uriftreitig geh\u00f6rt es zu den am fp\u00e4teften entftehenden Theilen der Gentralorgane des Nervenfyftenis. Bei den fr\u00fcheften Schafsembryonen, wo ich die \u00fcbrigen Hirntheile fchon angedeutet linde, fehe ich doch von ihm noch keine beftimmte Spur. Bei dem einen kann man h\u00f6chftens eine von dem hintern Ende der Vierh\u00fcgel etwas abgefetzte, kleine, quere Platte, welche den vordem, bei weitem kleinften Theil der H\u00f6hle des verl\u00e4ngerten Markes \u2019 bedeckt, daf\u00fcr an-fehen. In der That ift dies,! wie fp\u00e4tere Embryonen beweifen, das erfte Rudiment des kleinen Gehirns, welches fich alfo zuerft als eine, hinter den Vierh\u00fcgeln liegende, in fie \u00fcbergehende quere Platte bildet. Diefe quere Platte geht zugleich zu beiden Seiten in die Sei-tenftr\u00e4nge des verl\u00e4ngerten Markes \u00fcber. Sowohl bei Schafs - als Kaninchen-, Kuh- und Menfchenembryo-neh lieht man deutlich, dafs diefe Platte aus zwei Seitenh\u00e4lften entfteht, welche fich anf\u00e4nglich erft n\u00e4hern, dann aber \u00fcber einander fchieben, ohne noch verwach-fen zu feyn. Den erften Grad zeigt der fr\u00fchefte Schafsembryo: den zweiten der eilft\u00e4gige Kaninchenf\u00f6tus.\nBei fp\u00e4tern Schafs - und menfchlichen Embryonen Geht man noch fehr deutlich eine L\u00e4ngenfpalte und findet den hintern Rand auf beiden Seiten gew\u00f6lbt, in der Mitte vertieft ausgefchnitten.","page":358},{"file":"p0359.txt","language":"de","ocr_de":"Anfangs geht diefe quere, wagrechte Platte unmittelbar von dem hintern Ende der Vierh\u00fcgel ab: bald aber, und noch ehe ihre beiden H\u00e4lften v\u00f6llig mit einander verwachfen, wird fie von denfelben etwas mehr abgefondert. ' Die Vierh\u00fcgel n\u00e4mlich r\u00fccken weiter nach hinten, und mit ihrem hintern, anf\u00e4nglich mehr obern Ende etwas weiter herab, wodurch diefes \u00fcber die Platte des kleinen Gehirns etwas hin-ausgefchoben wird. Zugleich erfcheint eine Spur der Hirnklappe, indem' fich zwifchen jenem wagrechten Blatte1 und den Vierh\u00fcgeln ein kleines fenkrechtes Blatt bildet. Dies ift anfangs fehr klein und kaum von dem fr\u00fcheften wagerechten zu unterfcheiden, geht auch unter einem mehr ftumpfen Winkel in daffelbe und die untere Fl\u00e4che der Vierh\u00fcgel \u00fcber. Allm\u00e4h-lig aber vergr\u00f6fser.t es fich in denselben Maafse als fich das wagerechte Blatt verdickt, h\u00f6chft wahrfchein-lich mechanifch und auf Koften des hintern Endes der Vierh\u00fcgel, die in demfelben Maafse verk\u00fcrzt werden, fo dafs die Hirnklappe auf Koften der letztem dadurch gebildet zu werden fcheint, dafs das kleine Gehirn fich von unten nach oben zwifchen ihr und den Vierh\u00fcgeln entwickelt.\nDie wagerechte Klappe ift anf\u00e4nglich von oben nach unten bei weitem am d\u00fcnnften, von vorn nach hinten betr\u00e4chtlicher, allein von einer Seite zur andern am anfehnlichften ; hat alfo eine geringe Dicke und bedeutend mehr Breite als L\u00e4nge.\nSie verdickt fich allm\u00e4hlig von oben nach unten, ift aber in der Mitte noch lange am niedrigften, an","page":359},{"file":"p0360.txt","language":"de","ocr_de":"360\nbeiden Seiten rundlich angefchwollen. Ihr hinterer d\u00fcnner Rand biegt fleh, ftatt clafs fie vorher gerade und einfach war, gegen fleh felbft um, wodurch eine Vertiefung entfteht, welche nach unten in die H\u00f6hle des verl\u00e4ngerten Markes, unter die vierte Hirnh\u00f6hle, ge\u00f6ffnet ift. Sp\u00e4ter noch wird die obere Fl\u00e4che die-fer Platte durch quer verlaufende Vertiefungen ungleich. Diefe find anfangs in geringer Menge vorhanden und flach, vermehren' und verzweigen fich aber bald bedeutend. Zugleich erhebt fich allm\u00e4hlig der mittlere Theil, der Wurm, betr\u00e4chtlich \u00fcber die Sei-tentheile und h\u00e4ngt mit ihnen fp\u00e4ter durch eine etwas eingefchn\u00fcite Stelle zufammen. Bei diefer Vergr\u00f6fse-rung wendet fich das kleine Gehirn zugleich mit der Spitze ft\u00e4rker nach vorn, ftatt dafs diefe anfangs nach hinten, dann gerade nach oben gerichtet war. Dadurch wird die Vertiefung, welche erft nach hinten, dann nach oben gewandt war, allm\u00e4hlig etwas nach vorn gerichtet, die Hirnklappe immer ft\u00e4rker verl\u00e4ngert, ausgedehnt, mithin d\u00fcnner, herabgezogen, zugleich den Hirnfchenkeln gen\u00e4hert, mithin die Waf-ferleitung verengt, auch die hintern Vierh\u00fcgel auseinander gedr\u00e4ngt.\nDie innere fehr unbedeutende Verl\u00e4ngerung der vierten H\u00f6hle in das kleine Gehirn abgerechnet, er-fcheint daffelbe durchaus nie hohl. Die Entwicklung defielben fcheint daher nicht nach Art des grofsen Gehirns zu gefchehen, wo fich anf\u00e4nglich eine weite H\u00f6hle findet, die allm\u00e4hlig ftellenweife einfinkt, fondent eine dicke, folide, einfache Maffe fpaltet fich","page":360},{"file":"p0361.txt","language":"de","ocr_de":"allm\u00e4hlig und treibt, wenn ich fo fagen darf, Aefte und Zweige von innen nach aufsen.\n* Zuerft erfolgt diefe Spaltung und Furchenbildung im mittlern Theile des kleinen Gehirns, darauf an den Seitenh\u00e4lften und namentlich im vordem Theile derfelben. Fr\u00fcher erfcheinen dje Spalten, wodurch die Hauptabtheilungen von einander abgefondert werden, als die kleinern, welche die einzelnen Bl\u00e4ttchen bilden. Jene grofsen Spalten find daher in fr\u00fchem Perioden merklicher, und das kleine Gehirn hat daher dann Aehnlichkeit mit der von Kelch ') beim Erwachsenen gefehenen regelwidrigen Bildung deffelben, wo die obere von der untern H\u00e4lfte durch einen bis zur Mitte dringenden Einfchnitt abgefondert war.\nDie Flocken find noch lange verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig betr\u00e4chtlich gr\u00fcfser und liegen freier als bei vollkomm-ner Entwicklung, eine Bedingung, welche auf eine intereffante Weife gleichfalls an eine von Kelch ge-fehene Bildungsabweichung erinnert, wo bei einem f\u00fcnfzigj\u00e4hrigen Manne auf beiden Seiten an der untern Fl\u00e4che des Gehirns, da, wo die Antlitz-und Geh\u00f6rnerven zum Vorfchein kommen, ein aus grauer und Markfubftanz beftehender, windungslofer Anhang von der Gr\u00f6fse einer welfchen Nufs gefunden wurde, der mittelft eines markigen Fadens an den Schenkeln zur Br\u00fccke hing *).\nDas kleine Gehirn durchl\u00e4uft alfo fehr verfchie-dene Perioden, und, was befonders merkw\u00fcrdig jft,\ni) Beitr. zur path, Anat, 1813. S. ?0,\n0) A. a. O. S. \u00ffo,","page":361},{"file":"p0362.txt","language":"de","ocr_de":"362\nes erich\u00e9int lieh felbft in1 fp\u00e4tern und fr\u00fchem in mancher Hinficht \u00e4hnlicher als in mittlern; denn offenbar ift feine Th\u00e9ilung in Zwei Seitenh\u00e4lften bis zum dritten Monate deutlicher als fp\u00e4terhin, wo lieh der iriittlere Theil vorherrfchend entwickelt, und diefes Vorherrfchen des mittlern Theiles nimmt bei voll' kommnerer Entwicklung wieder ab.\nDiefe Bedingungen fcheinen wohl in dem Um-ftande begr\u00fcndet zu f\u00e8yn, dafs der zuerft vorhandene Theil des kleinen Gehirns hauptf\u00e4chlich dem untern Theile deffelben, vorz\u00fcglich den Flocken und dem Markfegel , entfpricht und fich auf diefem erft die \u00fcbrigen Theile anbilden. Durch diefe Annahme Jaffen fich die anfangs widerfprechenden Erfcheinungen vereinigen , wovon weiter unten.\n$\u2022 52-\nAus einer Zufammenftellung diefer Angaben mit dem, was ich bei meinen Unterfuchungen fand, er-giebt fich zun\u00e4chft die Beft\u00e4tigung der von Herrn Cams gegebenen Darftellung, dafs das kleine Gehirn zuerft als eine kleine, den vordem Theil der vierten Hirnh\u00f6hle bedeckende, Platte erfcheint.\nDagegen glaube ich kaum Herrn D\u00f6llinger\u2019s Anficht v\u00f6llig beitreten zu k\u00f6nnen, der zu Folge das kleine Gehirn die Theilung in zwei H\u00e4lften defto weniger, je j\u00fcnger der Embryo ift und in den friiheften Perioden noch gar nicht zeigt. Er ft\u00fctzt fich hiebei wie es fcheint, vorz\u00fcglich auf eine Autenrieth\u2019iche Beobachtung; allein unftreitig wurden hier die Vier-","page":362},{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"365.\nli fi gel f\u00fcr das kleine Gehirn angefehen. Wirklich ift, wie ich fchon bemerkt habe, die Platte anf\u00e4nglich in zwei Seitenh\u00e4lften getrennt und Spuren diefer Bildung finden fich auch noch fp\u00e4ter, fofern fie noch langein der Mitte am d\u00fcnnlten und niedrigften ift.\nEben fo wenig ift die Angabe der Herrn Wenzel richtig, dafs das kleine Gehirn des Menfchen in allen .Lebensperioden mehr lang als breit fey. \u2019Das Gegen-theil beweifen fowohl des Herrn Cams als meine Un-terfu\u00f6hungen. Indeffen beweift die Angabe der vom Alter abh\u00e4ngigen Verfchiedenheit des Verh\u00e4ltniffes beider Dimenfionen, welche die Herrn Wenzel liefern, dafs fie dem Auffinden der Wahrheit fehr nahe waren.\nEine H\u00f6hle an der Stelle des rautenf\u00f6rmigen K\u00f6rpers, welche Herr Cams beim dreimonatlichen Embryo fand, habe ich nicht mit Gewifsheit gefehen, vielleicht weil ich keinen Embryo aus der Periode un-terfuchte, in welcher er \u00dfe fand. H\u00f6chft wahrfchein-lich aber ftammt fie aus der Periode, in welcher das kleine Gehirn noch eine Querfalte ift, welche fich an den Seiten umfchl\u00e4gt, indem diefe umgefchlage-nen Theile hohl find und fich nach innen \u00f6ffnen. Diefe Bemerkung ift aber infofern fehr intereffant und einer n\u00e4hern Unterfuchung werth, als Kelch bei einem Erwachfenen einmal im kleinen Gehirn an der Stelle, wo es den linken Olivenk\u00f6rper ber\u00fchrt, eine kleine, \u00fcberall verfchloffene H\u00f6hle von der Gr\u00f6fse einer Ha-felnufs fand 1 ).\nD A. a. O. S. 284. 8\u00c7,","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"$. 53-\nDie Entwicklungsgefdhichte des kleinen Gehirns ift in mehrerer Hinficht merkw\u00fcrdig.\nDeutlich erkennt man i) Ann\u00e4herung feiner fr\u00fc-heften Form an niedrige Bildungen. Die quere Platte, welche es zuerft darftellt, und die fich an den Seiten fp\u00e4ter gegen fich felbft fo umfchl\u00e4gt, dafs dadurch auf jeder Seite eine H\u00f6hle entfteht, welche nach hinten offen ift und mit der vierten zufammenh\u00e4ngt, findet man fehr deutlich bei vielen und vermuthlich bei allen Fifchen.\nHier liegt indeffen freilich noch \u00fcber diefer Platte ein Theil, der mit* dem kleinen Gehirn der h\u00f6hern Thiere eine gr\u00fcfsere Aehnlichkeit hat, bei den niedrigem Fifchen, wie beim fr\u00fchem Embryo das kleine Gehirn, glatt und faft folide, bei den h\u00f6hern Knorpel-fifchen, wie bei dem fp\u00e4tern Embryo der h\u00f6hern Thiere in mehrere Lappen getheiltift, deren Zahl und Verzweigung nach Verfchiedenheit der Arten variirt, fo dafs alfo auch hier wieder gradweife Verfchieden-heiten einander entfprechen.\nUebrigens hat beim Frofch, wie Herr Carus richtig bemerkt hat, das kleine Gehirn noch ganz die Ge-ftalt einer einfachen Platte.\nFolgt nicht aus diefen Thatfachen zun\u00e4chft, dafs das, was zuerft an der Stelle des kleinen Gehirns vorhanden ift, nichts anders fey, als die grofse Hirnklappe , aber in ihrem ganzen Umfange, d. h. mit dem Markfegel, und dafs fich erft auf diefem die \u00fcbrigen, fie fp\u00e4ter fo bedeutend \u00fcberwiegenden Theile des klei-","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"365\nnen Gehirns nach oben entwickeln? In dem Maafse als dies gefchieht, wird der hintere Theil der Hirn-klappe nach hinten gedr\u00e4ngt und fchl\u00e4gt lieh von hier nach vorn um, oder fie verdickt lieh nach oben und der hintere, d\u00fcnne, umgefchlagene Theil ift eine neue Bildung. Doch ift mir das erftere wahrfchein-licher.\nDarf man aber nicht auch ferner weiter fchlie-fsen, dafs das kleine Gehirn und die Vierh\u00fcgel we-fentlich zu einem Ganzen geh\u00f6ren, unter einander in einer n\u00e4hern Beziehung ftehen als mit dem grofsen Gehirn? Wenigftens fcheint f\u00fcr diefe Vermuthung der bei den Gr\u00e4tenfifchen mit weit weniger entwickeltem kleinem Gehirn vorkommende zufammengefetztere Bau der Vierh\u00fcgel zu fprechen, wogegen bei den Knorpelfifchen die Vierh\u00fcgel weit kleiner und unvoll-kommner find. Die Richtigkeit diefer Anficht w\u00e4re befonders infofern fehr wiinfehenswerth, als dadurch die grofse Verfchiedenheit, welche in Hinficht auf die Entwicklung des kleinen Gehirns zwifchen dem Embryo der S\u00e4ugthiere und der Thierreihe Statt findet, einigermafsen ausgeglichen w\u00fcrde.\nDie Entwicklung des kleinen Gehirns in der Thierreihe bietet aufserdem noch eine Schwierigkeit dar. Bei den Fifchen ift diefes Organ fehr vollkommen ausgebildet; auffallend ift daher feine geringe Entwicklung bei den Reptilien. Hier erfcheint es beim Fr ofJi in der unvollkommenften, einfachften Geftalt, die es beim friiheften Embryo der h\u00f6hern Tbiere hat, da es doch bei den Fifchen, vorz\u00fcglich den Rochen.","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"3 66\nund Hayen, fo ganz vogel\u00e4hnlich entwickelt ift, und auch bei den hohem Reptilien erhebt es fich nicht zu dem Grade der Ausbildung, welchen die letztem darbieten, eine wirklich fo auffallende Erfcheinung,-dafs ich dadurch lange verflicht gewefen bin, das kleine Gehirn der Fifche gar nicht daf\u00fcr, fondera f\u00fcr die Vierhiigel zu halten. Mit diefer Annahme w\u00fcrden \u00dfch mehrere Bedingungen fehr wohl vereinigen laffen, vorz\u00fcglich die anfehnliche Gr\u00f6fse diefes Theiles, feine Einfachheit, feine Geftalt und Lage \u00fcberhaupt, wodurch er fich auffallend dem Vierh\u00fcgel des S\u00e4ugthierembryo n\u00e4hert, wenn er nicht auf der andern Seite durch andere Bedingungen fowohl bei den Fifchen als den Reptilien zu deutlich mit dem kleinen Gehirn der h\u00f6hern Thiere'\u00fcbereink\u00e4me.\nMan mufs daher hier, wie bei mancher andern Gelegenheit ge'ftehen, dafs, wenn gleich die Analogie zwifchen der Entwicklung des Embryo und der Thierreihe' fehr grofs ift, fie dennoch nicht vollft\u00e4ndig ift und dafs oft 'Thiere aus einer h\u00f6hern Klaffe in mancher Hinficht fich auf einer niedrigem Stufe befinden, als unter ihnen ftehende Klaffen. Ein Verfuch, Er-fcheinungen diefer Art zu erkl\u00e4ren, k\u00f6nnte vielleicht durch die Annahme gemacht werden, dafs ein Organ fich nur von einzelnen Stellen a\u00fcs Vervollkommnet. Namentlich w\u00fcrde dies f\u00fcr das Gehirn gelten, und auf den vorliegenden Fall anwendbar feyn. Das grofse Gehirn ift bei den Fifchen fehr unvollkommen entwickelt. Dagegen erfcheinen das kleine und die Vierh\u00fcgel bedeutend grofs und auch in andrer Hinficht","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"567\nvollkommen. Bei den Reptilien wird auf einmal die Bildung des grofsen Gehirns weit vollkommner, in. dem? nicht blofs H\u00f6hlen 1 fondent auch geftreifte K\u00f6rper erfcheinen, ein Grad der Ausbildung, der aber nur auf Koften der Entwicklung des kleinen Gehirns erreicht zu werden fcheint, ; weshalb diefes unter die Stufe herablinkt, auf. welcher es bei den Fifchen fteht. Diefe Anficht ift deft\u00f6 wahrfcheinlicher, da, wie fchori bemerkt, die Ausbildung de\u00ab kleinen Gehirns und der Vierh\u00fcgel bei den Fifchen in einem entgegengeletzten Verh\u00e4ltnis fteht.\nUebrigens bietet die Klaffe der Reptilien eine Menge andrer Belege f\u00fcr diefes Gefetz dar. So ift offenbar das Syftem des Kreislaufs und des Athmens hier uiWollkommner als! hei den Fifchen. und felbft den Mollusken, eine Erfcheinung, welche h\u00f6chft wahr-fcheinlich daraus zu erkl\u00e4ren ift, dafs bei ihnen zuerft unter den Wirbelthieren-.theils die Luftrefpiration und ein in allen Theilen doppeltes Herz zum Auftritt kommt, theils die \u00fcbrige Organifation,: vorz\u00fcglich Knochen - und Muskelfyftem, lieh pl\u00f6tzlich vervoJZ\u00ab kommnet.\nDie Platte, welche das kleine Gehirn der Fr\u00f6fche und des fr\u00fcheften Embryo allein bildete, entfpricht h\u00f6chft wahrfcheinlich dem untern Theile deffelben bei den h\u00fchern Thieren, und bei weiter vorgefchrittner Entwicklung , namentlich * den Flo\u00e7ken und dem Markfegel. Die anfangs grofse Breite, geringe H\u00f6he und wagerechte Stellung reimen fich fehr wohl mit djefer Anficht. Auch kommt mit diefer fehr","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"Spar d\u00e9s Wurmes und des Einfchnittes zwifchen beider* Lappen.\nIV. Die V ierh\u00fcgel.\n$\u2022 54*\nDie Vierh\u00fcgel haben in den fr\u00fcheften Perioden des Embryo ein fo bedeutendes Uebergewicht \u00fcber alle \u00fcbrigen Theile des Gehirns, dafs es unbegreiflich fcheint, wie ein in fp\u00e4'terer Zeit fo unbedeutender Theil einft die Hemifph\u00e4ren an Maffe bei weitem \u00fcbertreffen konnte.\n1 Hierauf haben fchon die Herrn Wenzel einigerma* fsen aufmerkfam gemacht *). Sie fanden fie beim dreimonatlichen menfchlichen Embryo 4T'\" lang, 31-\"'breit, da das grofse Gehirn nur I \" 2 M lang, 1 u 1breit, das kleine nur 4'\" lang und 7 breit war. Beim neu-gebornen F\u00f6tus find fie nur 5-|'\" lang, die vordem 6, die hintern 7\"'breit, w\u00e4hrend die L\u00e4nge des gro* fsen Gehirns 4\" 2 feine Breite 4\" 7\u00ab' betr\u00e4gt.\nHerr Cams hat diefe Entdeckung weiter verfolgt und richtig bemerkt, dafs die Vierh\u00fcgel beim dreimonatlichen Embryo von den Hemifph\u00e4ren nicht v\u00f6llig bedeckt find, eine einfache Erhabenheit bilden, welche eine anfehnliche H\u00f6hle enth\u00e4lt und den Ganglien der Hemifph\u00e4ren an Gr\u00f6fse gleich kommen, aber fchon im vierten und F\u00fcnften Monat nicht mehr an der \u00e4ufsern Oberfl\u00e4che des Gehirns fichtbar find und an Gr\u00f6fse von nun an fehr unbedeutend zunehmen.\nl) De penitiori ftr, cerebri. Tab. I,\nM, d. Archiv. 1. 3.\tA a","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"Spar d\u00e9s Wurmes und des Einfchnittes zwifchen beider* Lappen.\nIV. Die V ierh\u00fcgel.\n$\u2022 54*\nDie Vierh\u00fcgel haben in den fr\u00fcheften Perioden des Embryo ein fo bedeutendes Uebergewicht \u00fcber alle \u00fcbrigen Theile des Gehirns, dafs es unbegreiflich fcheint, wie ein in fp\u00e4'terer Zeit fo unbedeutender Theil einft die Hemifph\u00e4ren an Maffe bei weitem \u00fcbertreffen konnte.\n1 Hierauf haben fchon die Herrn Wenzel einigerma* fsen aufmerkfam gemacht *). Sie fanden fie beim dreimonatlichen menfchlichen Embryo 4T'\" lang, 31-\"'breit, da das grofse Gehirn nur I \" 2 M lang, 1 u 1breit, das kleine nur 4'\" lang und 7 breit war. Beim neu-gebornen F\u00f6tus find fie nur 5-|'\" lang, die vordem 6, die hintern 7\"'breit, w\u00e4hrend die L\u00e4nge des gro* fsen Gehirns 4\" 2 feine Breite 4\" 7\u00ab' betr\u00e4gt.\nHerr Cams hat diefe Entdeckung weiter verfolgt und richtig bemerkt, dafs die Vierh\u00fcgel beim dreimonatlichen Embryo von den Hemifph\u00e4ren nicht v\u00f6llig bedeckt find, eine einfache Erhabenheit bilden, welche eine anfehnliche H\u00f6hle enth\u00e4lt und den Ganglien der Hemifph\u00e4ren an Gr\u00f6fse gleich kommen, aber fchon im vierten und F\u00fcnften Monat nicht mehr an der \u00e4ufsern Oberfl\u00e4che des Gehirns fichtbar find und an Gr\u00f6fse von nun an fehr unbedeutend zunehmen.\nl) De penitiori ftr, cerebri. Tab. I,\nM, d. Archiv. 1. 3.\tA a","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nDa di\u00e8 Herrn Wenzel nur der anfehnliehen Gr\u00f6fse der' Vierh\u00fcgel beim fr\u00fchen Embryo und aus der fp\u00e4-tern Periode nur der feitliclien und untern Gr\u00fcbchen im Kan\u00e4le unter den Vierh\u00fcgeln Erw\u00e4hnung thun, fo wirdes mir erlaubt feyn, liier auf das aufmerkfam zu machen, was fchon mehrere Jahre vor Herrn Cams ein Sch\u00fcler von mir \u00fcber diefen. Gegenftand bemerkte *).\nPafs es fich beim menfchlichen Embryo eben fo verhalten w\u00fcrde, liefs fich von felbft erwarten, in-deffen bemerkte ich erft fp\u00e4ter *), nachdem ich es wirklich fo gefunden -hatte, dafs die Wenzeffchen Gr\u00fcbchen unftreitig Ueberbleibfel jener anf\u00e4nglichen H\u00f6hlenbildung feyen, was nachher von Herrn Carus gleichfalls yermuthet worden ift\n5- 55-\nBei Unterf\u00fcchung des Ganges der Entwicklung der Vierh\u00fcgel fragt es fich zuerft, ob fie immer die Geftalt einer H\u00f6hle hatten, oder nicht vielleicht auch ihre Seitenh\u00e4lften anf\u00e4nglich oben nicht verfchloffen waren? Zu diefer Vermuthung berechtigt ihre Geftalt bei dem fr\u00fcheften Sch\u00e4fsembryo * * * 4), wo fie an ihrer obern Fl\u00e4che fehr deutlich offen waren, die Obern und innern R\u00e4nder ihrer Seitenw\u00e4nde weit von einander abhanden. Auch bei viel fp\u00e4tern verl\u00e4uft\nt) Arjaky de pifcium eerebro, Halae 1813' ]?\u2022 38\na) Arfaky a. a. O. -S. yj. 3 g.\n\\ 3) A. a, O. p. 282. Note **\u2019}.\n4) Taf. I. Fig. 21.","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"hier der L\u00e4nge nach eine #vyar fchm\u00e0lere, aber doch noch fehr deutliche, ganz durchfichtige Stelle '^-deren D\u00fcnne man felbft bei Embryonen Wahrnimmt, di\u00ea lange in Weingeift gelegen haben\u00bb Ganz \u00e4hnliche Er* fcheinungen \u201cbieten auch die Vierh\u00fcgel des Kaninchen* embryo noch bis beinahe zur Mitte der Tr\u00e4chtigkeit dar\u00bb Sehr deutlich Verl\u00e4uft hier in der Mitte vort vorn nach hinten eine, von hinten nach vorn allm\u00e4h-1 lig fich verengernde, fo d\u00fcnne Stelle, dafs m\u00e4n fie Wohl f\u00fcr eine L\u00fccke halten kann\u00bb Beim menfchlichen Embryo habe ich nichts \u00e4hnliches gefehen, eine longitu-dirale Vertiefung ausgenommen, welche fich an der* felben Stelle an den Vierh\u00fcgeln eines Ungef\u00e4hr zehn* w\u00f6chentlichen Embryo findet, die aber h\u00f6chft /wahr* fcheinlich diefelbe Bedeutung hat\u00bb\nBei den fr\u00fchera Embryonen fehlt diefe Sp\u00fcr, ver* \u00f6iuthiich, weil fie fchon zu lange in Weingeift auf* behalten waren.\nDie Vierhiige\u00ee bilden anfangs die h\u00f6chfie Stelle des Gehirns und ftellen eine V\u00f6llig einfache, l\u00e4ng* liehe, nach oben gew\u00f6lbte, nach Unten vertiefte, hohle Erhabenheit dar, welche auf dem ob\u00e9ra Theil der Hirn* fchenkel auffitzt, fo dafs man fie, wie bei den V\u00f6geln, Reptilien und Fifchen anf\u00e4nglich beim S\u00e4 ugthier embryo richtiger Zwei - als Vierhiigel nennen kann\u00bb\nIhre W\u00e4nde find anf\u00e4nglich \u00fcberall \u00e4ufserft diinfi, \u00fcberall gleichm\u00e4fsig gew\u00f6lbt und man nimmt keine","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"372\nSpur einer Ablheilting, \u201cweder in ein vorderes und. hinteres Paar, noch in eine rechte und Jinke Seitenh\u00e4lfte wahr. Die Scheidung in eine rechte und linke H\u00e4lfte entwickelt fich etwas fr\u00fcher als die Abtheilung in ein vorderes und hinteres Paar. Die W\u00e4nde der Vierhiigel verdicken fich allm\u00e4hlig, befonders vom und in ihrem mittlern Theile. Der hintere Theil bleibt lange weit d\u00fcnner, und fowohl feine \u00e4ufsere als feine innere Fl\u00e4che erfcheint daher etwas abgefetzt von dem gr\u00f6fsern vordem, feine H\u00f6hle verh\u00e4ltnifs-m\u00e4fsig zu feinen W\u00e4nden gr\u00f6fser, wenn gleich die W\u00e4nde fich an ihren innern Fl\u00e4chen faft ber\u00fchren. Dadurch entfteht die Abtheilung des anfangs einfachen Vier-, oder eigentlich Zweih\u00fcgelpaares in eine vordere und eine hintere H\u00e4lfte. Diefe bleibt auch \u00e4ufser-lich, wenn man auch, wegen Verdickung und Zu-fammenziehung der W\u00e4nde, keine Spur einer H\u00f6hle wahrnhnmt.\nDie Vierh\u00fcgel werden allm\u00e4hlig verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zu ihrer L\u00e4nge bedeutend breit, theils, weil fie in der erften Richtung ft\u00e4rker wachten ? theils, weil fie, befonders das hintere Paar, durch das fich ft\u00e4rker entwickelnde kleine Gehirn weiter aus einander gedr\u00e4ngt werden.\n\u00a7. 56*\nDie Bedingungen, welche die Entwicklungsge-fchichte der Vierh\u00fcgel beim Embryo der h\u00f6hern Thiere darbietet, find befonders infofern h\u00f6chft wichtig, als fie wieder einen Beitrag zu der Gleichung zwifchen","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"373\ntier Entwicklung fies letztem und der Thierreihe abgeben. Dafs die Theile des Fifchgehirns, welche Cuvier f\u00fcr die Hemifph\u00e4ren h\u00e4lt, nicht diefen, fondern den Vierh\u00fcgeln entfprechen, hat fchon ein Schiller von mir, Herr Arjaky, ans ihrer Geftalt und Lage, ihrem Verh\u00e4ltnis zum Sehnerven und zu den Vierh\u00fcgeln des Embryo gefchloffen *), und nach ihm hat Herr Carus diele Anficht vorz\u00fcglich zur Be-ftimmung der Theile des Reptiliengehirns benutzt 2).\nWie beim friiheften Embryo find bei vielen Fi-fchen die Vierh\u00fcgel nur eine grofse, einfache, in der Mitte gar nicht in eine rechte und linke, und noch weit weniger nach hinten in eine vordere und hintere H\u00e4lfte getrennte H\u00f6hle, die von vorn nach hinten betr\u00e4chtlich l\u00e4nger als breit ift, h\u00f6chftens einen der L\u00e4nge nach verlaufenden Einfchnitt zeigt, aus fehr diiihren W\u00e4nden gebildet ift, und die vordem und hintern Theile des Gehirns bedeutend an Maffe und Ausbildung \u00fcberwiegt.\nBei den hohem Fifchen, den Rochen und Haxen verkleinert fich diefe Maffe bedeutend und zugleich verdicken fich ihre W\u00e4nde betr\u00e4chtlich\u00bb fa dafs auch die H\u00f6hle fich fehr verringert, gerade, wie auf die-felbe Weife auch beim Enibryo der S\u00e4ugthiere all-m\u00e4hlig die Vierh\u00fcgel einfinken.\nBei den V\u00f6geln haben diefe Theile v\u00f6llig diefelbe Geltalt, daffelbe Verh\u00e4ltnifs der Dicke ihrer W\u00e4nde\ni) A. a. O. S. 36.\n3) A. a. O. S. 174 ff.","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"IM der in ihnen enthaltenen H\u00f6hle als bei den hohem Fifchen* Eben'fo wenig find fie hier in eine vordere upd hintere H\u00e4lfte abgetheilt, wenn fie gleich mehr guf die Seite geworfen find und nur durch eine d\u00fcnnere Marhbriicke unter einander zufammenh\u00e4ngen.\nBei den SiUtgthieren find fie zwar nicht mehr hohl, allein ihre, im Verh\u00e4ltnis zu den \u00fcbrigen Hirn-. theilen, ' anfelinliche Gr\u00fcfse ftellt doch offenhar die fp\u00e4tern Perioden des menfchlichen Embryo dar, wo fie genau diefelhen Bedingungen darbiet\u00e7n.\nAuch hier alfo find die verfchiedenen Bildungs-\u00bb ftufen in dem Maafse niedern Thierbildungen \u00e4hnlicher als, fie fr\u00fcher find,\nEhe meiden Fl\u00dfhe unterfcheiden fich von den h\u00f6her!i Rochen und Hciyen, und eben fo von d\u00e7n Reptilien und V\u00f6geln nicht blofs durch geringem Umfang der Zweih\u00fcgel und betr\u00e4chtlichere Dicke ihrer W\u00e4nde bei diefen, , fondern auch durch die Einfachheit ihres Innern Baues, indem lie, eine Hervorragung an ihrer untern Fl\u00e4che abgerechnet, v\u00f6llig glatt und leer find. W\u00e4hrend fie -bei den meilten Fjfchen mehrere Windungen, welche fich von ihrem hinterp Ende nach vorn erftrecken, enthalten, In diefer Hinficht find fie alfo defto zufammengefetzter, je niedriger das Thier fteht, Beim Embryo der S\u00fcugthiere findet fich von jener niedrigem Bildung keind Spur, und nur di0 geringe Pieke der W\u00e4nde und der anfehpliche Umfang diefer Abtheilung des Gehirns erinnert tan die niedrigere Thierbildung, Die Windungen, welche ich bisweilen bei Schafsembryonen an der qbern Fl\u00e4che be\u00ab","page":374},{"file":"p0375.txt","language":"de","ocr_de":"375\nmerkte *), geh\u00f6ren h\u00f6chft wahrscheinlich \u2018 nicht hierher, fonderai m\u00fcffen wohl richtiger f\u00fcr zuf\u00e4llige, durch die Einwirkung des Alkohols bewirkte Ver\u00e4nderungen angeffehen werden, da fie theils nicht bei allen Embryonen aus der Felben Periode wahrgenommen werden, theils bei fp\u00e4tem f'ich gar nichts \u00e4hnliches findet, fjeberdies ift die Stelle nicht v\u00f6llig diefeibe, indem bei den Fif\u00e7hen diefe Windungen von hinten nach vorn dringen, Verl\u00e4ngerungen und Einw\u00e4rtsfaftungen des hintern Endes lind, dagegen bei den S\u00e4ugthier-entbryonen die obere Wand einnehmen,.\nDoch bemerkt man fie freilich im hintern Theile der obern Fl\u00e4che bei den S\u00e4ugthierembryonen ,am\nft\u00e4rkfteiK\nIndeffen ift doch nicht zu l\u00e4ugnen, dafs fich eine entfernte Andeutung jener Bildung findet. Wenn gleich n\u00e4mlich anfangs die H\u00f6hle der Vierh\u00fcgel v\u00f6llig einfach ift, fo wird fie doch nachher etwas zufammen-gefetzter als fie fp\u00e4terhin wieder erfcheint, durch-, den neu entftehenden hintern Abfchnitt, welcher dem hintern H\u00fcgelpaare, entfpricht und der nachher wieder verFchwindet, und namentlich in dem MaaFse ver-fchwindet, als fich das kleine Gehirn ft\u00fcrker entwickelt. Diefe Anfichi wird durch, die Bemerkung gerechtfertigt, dafs auf ganz \u00e4hnliche Weife auch in der Thierreihe das kleine Gehirn in dem Maafse voll-kommner wird, als fich die Gr\u00f6fse und Zufammen-fetzung der Vierh\u00fcgel vermindert. Dies lehrt na-\nif) Siehe oben S.","page":375},{"file":"p0376.txt","language":"de","ocr_de":"376\nmentlich die Vergleichung der Struct\u00fcr beider Theile in den niedrigem Fifchen mit der, welche fie bei den h\u00f6her\u00ab und \u2022 den V\u00f6geln zeigen. Dort geringere Gr\u00f6fse, Mangel an Windungen, Gl\u00e4tte im kleinen Gehirn mit anfehnlicherer. Gr\u00f6fsq und Windungen in den Vierh\u00fcgeln, hier anfehnliche Entwicklung, vielfache Faltung und Ver\u00e4ftelung des kleinen . Gehirns mit Dicke der W\u00e4nde, geringerem Umfange und Klein* heit der H\u00f6hle der Vierh\u00fcgel. Es fcheint daher faft als geh\u00f6rten die in das Innere der Vierhiigeih\u00f6hle bei den niedrigem Fifchen dringenden Falten dem kleinen Gehirn an, als w\u00fcrden fie hei den hohem Fifchen nur gewiffermafsen hervorgezogen, und entweder zur Bildung der Maffe deffelben verwandt, oder wenigstens gerade geftreckt, wie beim Embryo die Hirn\u00bb klappe ausgezogen wird, welche nat\u00fcrlich in dem Maafse ft\u00e4rker geftreckt wird, als fick das kleine Gehirn vergr\u00f6fsert und nach oben zwifchen die Vierh\u00fcgel dringt.\nV. Grosses Gehirn.\n57-\nA. Hi rngan g lien.\nDie Hirnganglien haben anf\u00e4nglich bei weitem nicht die anfehnliche verh\u00e4ltnilsm\u00e4fsige Gr\u00f6fse als Sp\u00e4terhin ; doch ift es keine Frage, dafs fie anf\u00e4nglich im Verh\u00e4ltnis zu den Hemifph\u00e4ren und den geftr\u00e8iftep K\u00f6rpern gr\u00f6fser find als in fp\u00e4tern Perioden.","page":376},{"file":"p0377.txt","language":"de","ocr_de":"377\nSie bilden anfangs den vordem und untern, ah-fteigenden Theil einer grofsen, hufeifenf\u00f6rmigen Kr\u00fcmmung, deren hintern und obern die Vierh\u00fcgel dar-ftellen und mit diefen zufammen eine einfache H\u00f6hle mit d\u00fcnnen W\u00e4nden. Allm\u00e4hlig, und ziemlich fr\u00fch verdicken lieh aber die W\u00e4nde diefer H\u00f6hle von au-i'sen nach innen in ihrem gr\u00f6fsern untern Theile und wachfen einander entgegen, Ihre innern, einander entgegen gewandten Fl\u00e4chen werden fo erft gerade, glatt, dann etwas hervorragend und verwachfen zuletzt in der Mitte mit einander. Lange vorher aber find ihre obern R\u00e4nder mit einander durch eine diinne Br\u00fccke, von, wi\u00e9 es wenigftens fehr h\u00e4ufig den An-fchein hat, wahrer Nervenfubftanz verbunden. Diefe geht nach hinten in die W\u00e4nde der Vierh\u00fcgel, nach vorn in die Br\u00fccke zwifchen den beiden Hemifph\u00e4-ren \u00fcber, aus welcher fich Balken, Scheidewand und Bogen entwickeln. Zwifchen dem mittlern, von den Seiten nach innen vorfpringenden Theile der Hirnganglien, fobald diefe fich hinl\u00e4nglich verdickt haben, um einen folchen Vorfprung zu bilden, und diefer d\u00fcnnen Br\u00fccke nach \"oben, fo wie dem Boden der dritten Hirnh\u00f6hle nach unten, findet fich immer eine deutliche L\u00fccke, zwei Kan\u00e4le, die \u00fcber und unter dem R\u00fcttlern Theile der H^rnganglien weg, durch die dritte Hirnh\u00f6hle von der H\u00f6hle der Vierh\u00fcgel zu den grofsen Seitenh\u00f6hlen f\u00fchren.\nDie obere Br\u00fccke ift in den fr\u00fchem Perioden weit Vollft\u00e4ndiger als in etwas fp\u00e4tern\u00ab Sie verfchwin-det hier allm\u00e4hlig von vorn nach hinten, erfcheint als","page":377},{"file":"p0378.txt","language":"de","ocr_de":"aufgeworfner- H\u00e0mftreifeu (Stria cornea) am hintern Theile des obern Randes eines jeden Sehh\u00fcgels, die jetzt hie\u00df durchaus nicht mehr verwachfen find und seht in die Bildung der Zirbeldr\u00fcfe ein. Die hintere\n\u00f6\nCommiffur iit gewifs .ein Ueberbleihfel von ihr. Durch die L\u00fccke tritt das Adergellecht in die Seitenh\u00f6hlen. Es giebt alfo gewifs, nach mehrern. Beobachtungen zu fchliefsen, eine Periode, wo tlie Hirnganglion in ihrem obern Theile in einer weit gr\u00f6fsern Strecke verbunden find als fp\u00e4terhin. Dafs diefe Anordnung die noch fr\u00fchere g\u00e4nzliche Trennung derfelben nicht ausfchliefst, brauche ich nicht zu bemerken. In den fehr fr\u00fchen Schafs - und Kaninchenembryonen reicht die Spalte bis v\u00f6llig nach vorn, und es ift daher jfo-gar wahrfcheinlieh, dafs auch in \u00abliefern Theile des Gehirns die Seitenh\u00e4lften \u00e9inander anf\u00e4nglich, nicht mit ihrem innere Rande erreiche\u00ab.\nHierzu kommt noch die Bildung des Gehirns der Hay\u00dffche und Rachen in der, diefer Stelle ent-fprechenden Gegend. Die Vierh\u00fcgel find bei ihnen durch eine nicht unbedeutende Strecke von den He-mifph\u00e4ren getrennt, die nur hinten durch eine nervige Commiffur verfchloffen, dagegen in ihrem gr\u00f6fsern vordere Theile offen, nur durch die Gef\u00e4fshaut verfchloffen und \u00fcberhaupt aus d\u00fcnnem W\u00e4nden als die Hemifph\u00e4ren gebildet ift, aber zu beiden Seifen eine kleine Erhabenheit auf ihrem Boden hat, alfo wohl unftr-eitig der dritten Hirnh\u00f6hle, ihren W\u00e4nden nach d\u00e7n 'Hirnganglien entfpricht. Eben fo find bei de*","page":378},{"file":"p0379.txt","language":"de","ocr_de":"379\nfa g ein die Hirnganglien in ihrer ganzen H\u00f6he von\neinander getrennt.\nVergleicht man diefe Darftellung mit den neueren Angaben \u00fcber den Zuftand der Hirnganglien beim F\u00f6tus, fo findet man mehrere Verfehiedenheiten, deren Gr\u00fcnde leicht erhellen.\nHerr Wenzd \u00efdcaA fie in zwei dreimonatlichen, zwei viermonatlichen und einem f\u00fcnfmonatlichen Embryo' gar nicht ririt einander verbunden, und nirgends eine Spur einer Erhabenheit oder Rauhigkeit an ihren innern Fl\u00e4chen, welche auf eine fr\u00fchere Verbindung hingedeutet h\u00e4tte. Eben dies fahe er auch beim reifen F\u00f6tus bisweilen.\nDa er auch bei Erwachfenen einigemal die Sehh\u00fcgel V\u00f6llig von einander getrennt fand, fo glaubt er lieh zu der Annahme berechtigt, dafs in jenen F\u00e4llen die Trennung wirklich urfpriinglich gewefen fey, und dies um fo mehr, weil er bei andern Embryonen, jedoch nur vom f\u00fcnften Monate an, die Sehh\u00fcgel fehr deutlich und fogar ft\u00e4rker verwachfen fand, als in fp\u00e4tern Perioden,\nAus diefem, letzten Grunde fclieint er daher aus den Beobachtungen el fterer Art nur den S\u00e7hlufs zu Ziehen, dafs, wenn gleich die. Sehh\u00fcgel beim Men-fchen meiftentheils mit einander an ihrer innern Fl\u00e4che verbunden find, fie dennoch in allen Lebensperioden bisweile\u00bb von einander getrennt gefunden w\u00e8rden r).\niQ A, a, o. s. 310. \u00ab,","page":379},{"file":"p0380.txt","language":"de","ocr_de":"380\nf \u25a0'Herr D\u00f6llinger nimmt an, dafs die Sehh\u00fcgel beim F\u00f6tus nur feiten und, wo dies der Fall ift, in einem gr\u00f6fsern Umfange als beim Erwachfenen, mit einander verwachfen feyen, bemerkt, dafs er diefe Verbindung nur einmal gefehen habe und f\u00fcgt hinzu, dafs er fie weder (in fr\u00fchen noeh fp\u00e4tern Perioden des F\u00f6tuslebens hohl zu finden im Stande gewefen fey *).\nNach Herrn Cams find diefe Theile an ihrer in-nern Fl\u00e4che beim F\u00f6tus \u00fcberhaupt fefter als beim Erwachfenen, mit einander verwachfen * 2).\n'-Unftreitig find diefe verfchiedenen Angaben zu der Annahme zu vereinigen, dafs anf\u00e4nglich die Hirnganglien , den obern Rand ausgenommen (worauf aber keiner der fr\u00fchem Schriftfteller bei Unterfuchung die-fer Frage R\u00fcckficht genommen hat), immer von einander getrennt find, und nur allm\u00e4hlig in der Mitte zufammenfliefsen, diefe Vereinigung fich aber allm\u00e4hlig in fp\u00e4tern Perioden wieder etwas vermindert. Daher fand auch Herr Wenzel fie vor dem f\u00fcnften Monat immer getrennt, und wenn Herr Cams nicht blofs diefen Theil der Wenze Ptchen Beobachtungen benutzt h\u00e4tte, fo w\u00fcrde er unftreitig nicht einen, der Wahrheit fo ganz zuwider laufenden Satz, von welchem die Herrn Wenzel und noch mehr Herr D\u00f6llinger fchon vor ihm fo richtig das Gegentheil feftgefetzt halten, aufgeftellt haben-\ni') A. a. O. S. 5.\n2) S. 295-","page":380},{"file":"p0381.txt","language":"de","ocr_de":"3.81\nEben fo ift auch wohl Herrn D\u00f4llingers Meinung \u00fcber die beft\u00e4ndige Solidit\u00e4t der Sehh\u00fcgel zu modi-ficiren. Offenbar n\u00e4mlich enthalten zwar die Sehh\u00fcgel nicht, w'ie Gail ganz falfch angegeben hat *) in ihrem Innern eine, etwa mit den Hirnfchenkeln. und der angeblichen. R\u00fcckenmarksh\u00f6hle zufammen-fliefsende H\u00f6hle; allein eben fo deutlich ift es, dafs lie anfangs v\u00f6llig auf diefelbe Weife hohl find als die Sehh\u00fcgel, indem fie zuerft aus d\u00fcnnen W\u00e4nden gebildet erfcheinen, welche fich, allm\u00e4hlig nach innen / wachfend, verdicken.\n$. 58-\nMerkw\u00fcrdig ift die Gleichung zwifchen der Entwicklung der Hirnganglien beim Embryo der S\u00e4ug-thiere und in der Thierreihe. Die friihefte Bildung, wo fie gewiffermafsen nur als vorderer Theil der Vierh\u00fcgelh\u00f6hle erfcheinen und aus fehr d\u00fcnnen W\u00e4nden gebildet find, entfpricht offenbar der Bildung der Hayffche und Rochen. Darauf folgt die Stufe, welche 'der Vogelbildung entfpricht, wo fich die W\u00e4nde die-fer H\u00f6hle durch Anh\u00e4ufung von grauer Subftanz zu Ganglien geftaltet haben, die aber noch nicht in der Mitte vereinigt find.\nWirklich aber find fie bei den V\u00f6geln in ihrer ganzen H\u00f6he getrennt und nicht, wie Herr Cams 3) angiebt, verwachfen: eine Befchreibung der Anord-\nl) Anat. u. Phyf. des Nexvenf. Paris ISIO. Bd. I. S. If4. i) A. a. O. S. i<j9.","page":381},{"file":"p0382.txt","language":"de","ocr_de":"383\nn\u00e4ng diefer Thei\u00eee, die beinahe eben fo unrichtig als die Angabe \u00fcber ihre Bedeutung ift, welche, ihnf Zu Folge, bisher faft von allen Zootomen g\u00e4nzlich verkannt worden ift 1 2 3 ). Da er die, welche diefer Aus-fpruch trifft, w\u00f6rtlich anf\u00fchrt, fo ift es fchwer zu errathen, warum er die Namen derer verfchweigt, welche die wahre Bedeutung derfelben enth\u00fcllten. Dies gefchah fchon lange durch Gail a), welcher fie aus der Lage, Subftanz und Geftalt derfelbeh abzog. Cuvier nahm 3), durch diefe Gr\u00fcnde bewogen, feine fr\u00fchere Erkl\u00e4rung, dafs diefen Theilen nichts im menfchlichen Gehirn entfpreche, zur\u00fcck, und ich trat diefer Anficht gleichfalls fchon lange \u00f6ffentlich bei 4).\nAuf diefe Stufe folgt die, wo die Hirnganglien ft\u00e4rker als fp\u00e4terhin an ihren innern Fl\u00e4chen ver-wachfen find und welche der bei den S\u00e4ugthieren im vollkonnnnen Zuftancle Statt findenden Bildung ent*\nl'p rieht.\nDie Verwachfung der Hirnga\u00fcgli\u00e9n ift \u00fcbrigens auch beim M'enfchen Attribut der normalen vollendeten Bildung. Ich habe durchaus bei vielf\u00e4ltiger \u00dcn-terf\u00fcchung nie die weiche- Commiffur fehlen gefehen, \\Vo fie aber von guten Beobachtern vermifst Wurde, ift unftreitig der Mangel derfelben f\u00fcr ein Stehenblei-ben auf einer fr\u00fchem Bildungsftufe zu halten, fo wie\n1)\tEbendaf. S. 198.\n2)\tRech, fur le fyfterae nerveux, Paris I8oJ). p. 19h\n3)\tUeberf. des ang, Werkes 3. 319.\n4)\tCuvitr Yorl. \u00fcber vergl, Anat. Ueberf. Bd. 3. S. Ijotl. 170.","page":382},{"file":"p0383.txt","language":"de","ocr_de":"583\ndievon Morgagni , Wenzel und auch von min einige* mal beobachteten F\u00e4lle von Duplicit\u00e4t derfelben vielleicht ein Ueberbleibfel der fp\u00e4tern Durcbgangsbil-dung find.\n$\u2022 59-\nB. G eftreifte K\u00f6rper.\nDie geftr ei ft en K\u00f6rper find anf\u00e4nglich gar nicht vorhanden, indem die Hemifph\u00e4ren durchaus nur als einfache, d\u00fcnnwandige H\u00f6hlen erscheinen. Doch entwickeln fie fich fehr fr\u00fch, und erfcheinen dann weit deutlicher als in fp\u00e4tern Perioden von den W\u00e4nden der Hirnh\u00f6hlen fowohl als von den Hirnganglien abgefetzt und durch tiefe Furchen vo\u00efi ihnen getrennt. Sie laufen nach vorn in Zwei Spitzen aus, die lieh allm\u00e4hlig weiter,von einander entfernen, und deren hintere fich nach innen biegt. Unftreitig fliefst diefe mit der gleichnamigen der entgegengefetzten Seite zu-fammen und ift die vordere Commi\u00dfur.\nDie geftreiften K\u00f6rper find, nachdem fie entbanden , verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig defto gr\u00f6fser zu den Hemifph\u00e4ren, je j\u00fcnger der Embryo ift, indem die W\u00e4nde der letztem in demfelben Verh\u00e4ltnifs d\u00fcnner find. Nie enthalten fie in ihrem Innern eine gefchloffene H\u00f6hle und eben fo wenig, entftehen fie, wenigftens fo weit bis jetzt meine Beobachtungen reichen, durch Ein-w\u00e4rtsfchlagen des untern Theiles der Ilirnh\u00f6hlen-w\u00e4nde, nach Art einer Windung, die nachher ver-w\u00fcchfe, fondera blofs durch allm\u00e4hlige Verdickung der untern Wand der Hemifph\u00e4re.","page":383},{"file":"p0384.txt","language":"de","ocr_de":"384'\t\u2014-------\u2014-\ni\n* Wie Wenig allgemeine G\u00fcltigkeit die durch Herrn Cams gegebene Darftellung des F\u00f6tusverh\u00e4ltniffes die-fer Theile habe, ergiebt fich hieraus leicht. Er fagt \u00fcber diefelbe nur : \u201e Anlaugend die geftreiften K\u00f6rper, \u201efo erfch\u00e8inen diefelben im F\u00f6tus blofs als wulftige, \u201eden \u00e4ufsern Rand der Ganglien der Hemifph\u00e4ren \u201e umkreifende Erhabenheiten, fie gehen nach aufsen \u201efaft unmerklich in die W\u00e4nde der Hirnh\u00f6hlen \u00fcber, \u201efind nach innen nur durch eine Blutader von den \u201eGanglien f\u00fcr die Hemifph\u00e4ren getrennt\u201c l).\nRichtiger Tagten die Herrn Wenzel fchon fr\u00fcher : \u201eEam corporum ftriatorum maffae partem, colliculis \u201e opticis fuperimpofitam, cultri manubrio elevari poffe \u201efacile eft, quo facto prope verum, corpora ftriata \u201einter et colliculos opticos, terminum nitida quae-\u201edam animadvertitur linea, quae poftero temp\u00f6re \u201eftria cornea exiftit\u201c 5).\nNoch beffer Herr D\u00f6llinger.* \u201eUeberhaupt ift \u201eder geftreifte K\u00f6rper in feiner ganzen Ausbreitung \u201eund Lage viel deutlicher, in feinen Umriffen be-\u201eftimmter beim F\u00f6tus als beim Erwachfenen, wo er \u201e mit dem anftofsenden Sehh\u00fcgel inniger verwachfen \u201e und zwifchen dielen und der Maffe des grofsen Hirn-\u201e wulftes (den Hemifph\u00e4ren) gleichfam eingekeilt ift.\u201c\n\u201eBei fortfehreitender Ausbildung verbinden fich \u201edie Sehenervenh\u00fcgel und geftreiften K\u00f6rper immer\n\u00bbj inniger\ni) A. a. O. S.\n3) A. a. O. S. 306.","page":384},{"file":"p0385.txt","language":"de","ocr_de":"585\n\u201einniger mit einander: die Grube zwifchen ihnen ver\u00bb \u201efchwindet, und es bJeibt nur noch eine oberfl\u00e4ch-\u201eliehe Furche \u00fcbrig, in welcher eine von der innen\u00bb \u201eHirnhaut bedeckte Vene verl\u00e4uft, wodurch die Tae-\u201enia femicircularis entfteht . . .\n\u201eIm Embryonenzuftande find die Sehnervenhiigel \u201e noch mehr von den geftreiften K\u00f6rpern getrennt 1 j.\u201c\n$* 60*\nC. Entwicklung de? Scheidewand., der Windungen und H\u00f6hlen des gro\u00dfen Gehirns.\nUeber die fr\u00fchfte Form des grofsen Gehirns, fo-W\u00f6hl beim menfchlichen Embryo, als dem der \u00fcbrigen S\u00e4ugthiere und felbft dem der V\u00f6gel jft bis jetzt noch fo gut als gar nichts bekannt und man weifs nur, und dies fchon feit langer Zeit, dafs die Hemilph\u00e4ren anfangs d\u00fcnnh\u00e4utige windungslofe Blafen find.\nSchon fr\u00fcher *) habe ich die Vermuth\u00fcng ge\u00bb \u00e4ufsert, dafs diefe Blafe anf\u00e4nglich einfach feyn m\u00f6chte, indem Malpighi und ich beim bebr\u00fcteten H\u00fchnchen Erfcheinungen gefehen hatten, welche diefer Meinung das Wort redeten und krankhafte Bildungen dieleiba li\u00f6chft wahrfcheinlieh machten. Den fr\u00fcher angef\u00fchrten pathologifchen F\u00e4llen kann man noch, wo ich nicht fehl' irre, die angeborne Hirnvvafferfucht im Allgemeinen und die Abweichungen des Gehirns beif\u00fcgen, welche man mit fehr unvollkornmner Entwicklung des Sch\u00e4dels und Geflehtes da findet, wo fich\ni) A. a. O. S. 4 u. 5,\n3) Path. Anat. Bd. 1. S. 399.\nM. d, Archiv I. 3.\tB b","page":385},{"file":"p0386.txt","language":"de","ocr_de":"386\nentweder kein oder nur ein Auge, und oft weder Nafe noch Mund finden, das grofse Gehirn aber nur \u00abine einfache, d\u00fcnnh\u00e4utige Blafe darftellt.\nHerr D\u00f6l\u00fcnger ') h\u00e4lt diefe Meinung nicht f\u00fcr wahrfcheinlich, indem er fchon beim fechsw\u00fcchent-lichen menfchlichen Embryo das grofse Gehirn fcharf in zwei H\u00e4lften getheilt falle.\nAuch ich geftehe, dafs ich in meiner Vorftellung, theils durch diefe Angabe eines fo gl\u00fccklichen For-fchers, theils durch das, was ich felbft, nachdem ich jene Vermuthung vorgetragen hatte, fowohl in menfchlichen als thierifchen Embryonen falle, irre wurde, bis ich fie in den fr\u00fchften Kaninchenembryonen, und Schafsembryonen, wo mich nicht alles t\u00e4ufcht, vollkommen beft\u00e4tigt fand. Denn offenbar ift hier das grofse Gehirn nur eine einfache, bei den Kaninchenembryonen gar nicht, bei den letztem in der Mitte \u00e4ufserft wenig eingefchniirte Blafe, und von innern Wanden findet lieh eben fo wenig eine Spur als von einer Scheidewand. Hochftens kann man den kleinen Vorfprung am untern Theile der vordem Wand, den ich bei den fr\u00fchften Schafsembryonen fand, daf\u00fcr an-fehen, der aber hier noch fo unbedeutend ift, dais man wohl um fo mehr zu der Annahme: er fey fr\u00fcher noch gar nicht vorhanden gewefen, und auch die mittlere, unbedeutende Einfchn\u00fcruiig zwifchen den beiden H\u00e4lften des grofsen Gehirns habe fieh eilt fp\u00e4ter gebildet, berechtigt ift, als bei den j\u00fcngflen\ni) A. i. O. S, 2\u00ae.","page":386},{"file":"p0387.txt","language":"de","ocr_de":"Kaninchenembryonen , die offenbar aus einer fn'iherii Periode; lind, keine Spur davor! wahrzunehmen iff.\nDiefe einfache Blafe ift aber jetzt in def Mitte an der eingefchniirten Stelle deutlich von oben ver-fchJoffen. Wof\u00fcr ift diefe mittlere Stelle zu halten ? Ift fie Gef\u00e4fshaitt oder Wahre NerV\u00ebnfubftan?: ? \u00eem letztere P\u00e2lie ift fi\u00e9 offenbar Balken oder ein TheiJ, der die Stelle der Verfchiedenert Gebilde, welche im vollkonimnen Zuftande Balken , Bogen und Scheidewand darftellen, vertritt.\n, Allein Wenzel lagt\u00ab auf mehrere Beobachtungen an drei his vierni\u00f6natlichen Embryonen g\u00e9ft\u00fctzt, wenn gleich lehr vorfichtig, doch fehr beftimhit: \u201e Nulli \u201eideo har\u00fcm r\u00ear\u00fcm ( dais er n\u00e4mlich mehrmals den Balken nur Vorn \u00fcnd immer in dem Ma\u00e2fs\u00e9 in einer geringen Strecke Verwachfe\u00fc gefunden habe, als der Embryo j\u00fcnger gewefert fey, tmd die R\u00e4nder der Spalte immer glatt und fcharf , begr\u00e4nzt \u00ebrfchien\u00e9n feyen) \u201e obfervatori tn\u00fclam in partein v\u00e9rti debete ce\u00fc-\u201e futim\u00fcsj fi ex pr\u00f6latis h\u00fccusque co\u00fccl\u00fcdat: corpus, \u201ecallofum nottnifi fub feptimUih graviditatis inenfem \u201e unam maffam forinare, ante hoc tempus in d\u00fcas fil-\u201efunt effe partes, ab anteriori ad pofterius directas \u201e et , haruin partium coalefcentiam anterius inchoari, \u201epofterius terininari *).\"\nAuch Herr D\u00f6llinger nimmt an, dafs anf\u00e4nglich die beiden Hemifph\u00e4ren getrennt feyen, der Balken fielt durch, um den f\u00fcnften Monat beim menfehlicheil\ni) De pe\u00fcit, cer. ftruct, p, 302.\nBb \u00a3","page":387},{"file":"p0388.txt","language":"de","ocr_de":"388\nEihbryo fchon gefchehene, Verwachfung eines Theiles der innern W\u00e4nde der Hemifph\u00e4ren bilde, h\u00e4lt es fur m\u00f6glich, dafs diefe Verwachfung von vorn nach hinten gefchebe, indem hier die vordere Commiffur anf\u00e4nglich als alleiniges Verbindungsmittel der beiden H\u00e4lften vorhanden fey und glaubt, dafs die Scheidewandh\u00f6hle daher anf\u00e4nglich, ehe der Balken fich durch jene Verwachfung gebildet hat, nach oben offen fey *)\u2022\nHerr Carus. (teilt hier\u00fcber, bei Angabe der Ent-wicklungsgefchichte des menfchlichen Embryo, nur allgemeine Betrachtungen an, bemerkt, dafs die fp\u00e4tere Entftehung der Gommiffuren im Gehirn dem einfachen Gange aller Naturbildungen vollkommen angemeffen und als alleiniger Unterfchied derfelben im F\u00f6tusza-ftande von den Bedingungen, welche fie nach vollendeter Entwicklung darbieten, ihre gr\u00f6fsere Zartheit anzu-fehen fey, indem ihm aufserdem keine befonders wichtige Abweichung von der bekannten Form,' fowohl r\u00fcckfichtlich der vordem Commiffur, als des Balkens, des Gew\u00f6lbes und der durchfichtigen Scheidewand bekannt geworden fey *).\nDafs in der Entwicklungsgefchichte des S\u00e4ugthiergehirns hier\u00fcber nichts Vorkommen werde, liefs fich im voraus erwarten.\nIch habe zwar gleichfalls den Balken im Allgemeinen in dem Maafse (jenen erften Zuftand ausge-\ni) A a. O. S. io- ix. (Q A. a. O. S. 2\u00ff(.","page":388},{"file":"p0389.txt","language":"de","ocr_de":"nommen) kleiner gefunden als der Embryo j\u00fcnger vvar; glaube mich indeffen doch kaum zu cler Annahme berechtigt, dafs in den fr\u00fchften Perioden die Hemifph\u00e4ren v\u00f6llig von einander getrennt feyen, da offenbar jene d\u00fcnne Br\u00fccke \u00fcber der eingefchn\u00fcrten Stelle eine Verbindung vermittelt. M\u00f6glich aber, und, aus der Befchaffenheit vieler gut erhaltener fp\u00e4-terer Hirne f\u00f6gar wahrfcheinlich ift es, dafs bei weiterer Entwicklung diefe Br\u00fccke und zugleich die Ver-bindungsftelle des obern Randes der Hirnganglien ver-fchwindet, einreifst. Dann find die Hemifph\u00e4ren ganz getrennt und durch die L\u00fccke dr\u00e4ngt fich die Ge-f\u00e4fshaut nach innen, w\u00e4chft hier zum Adernetz an, welches man in der fr\u00fchften Periode nicht findet. Nachdem diefe Trennung eine Zeitlang gedauert hat, r\u00fccken einander die Hemifph\u00e4ren n\u00e4her und verwach-fen von unten nach oben. Am fr\u00fchften wird die Vereinigung unftreitig blofs durch die vordere Commif-lur gebildet. Diefe erfcheint da, wo noch keine be-ftitnmte Spur von anderweitiger Verbindung vorhanden ift, als ein locker eingelegter markiger Streif, der quer die untern Theile der beiden geftreiften K\u00f6rper nach vorn mit einander verbindet.\nZur Bildung des Gew\u00f6lbes tr\u00e4gt wahrfcheinlich der geftreifte K\u00f6rper bei , indem von der innern Fl\u00e4che feines vordem Endes fich ein Theil allm\u00e4hlig lostrennt und gegen die Mitte fich dem entgegengefetzten in demfelben Verh\u00e4ltnifs mehr n\u00e4hert. Dies find vorz\u00fcglich die S\u00e4ulchen des Gew\u00f6lbes, welche \u00bbach","page":389},{"file":"p0390.txt","language":"de","ocr_de":"qben mit dem Ammonshorn und dem Balken zufam-mei\\ fliefsen,\nDiefer fcheint \u00dfch allm\u00e4hlig von unten nach oben ZU entwickeln, und in demfelben Jvlaafse wird die Falte der irinern Fl\u00e4che fchw\u00e4cher und verfchwindet endlich faft ganz. Sie fcheint alfa zum Tlieil auf die Bildung des Balkens berechnet,\nPa fielt keine Spur einer Scheidewand findet, fo tft nat\u00fcrlich auch von keiner Scheide wandh\u00f6hle die Bede, Doch wird h\u00f6chft wahrscheinlich ein Theil der grofsen mittlern Oeffnung zur Scheidewandhqhle, verwandelt fich nicht ganz in die Cpmmunications\u00f6ff-nung zwifchen den beiden Seitenh\u00f6hlen, und man kann daher gewiffermafsen l\u00e4gen, dafs, jetzt alle B\u00f6hlen noch eine ausmachen,\nSchon die Herrn Wenzel haben verniuthet, dafs die Scheidewandh\u00f6hle mit den \u00fcbrigen und namentlich mit der dritten Hirnh\u00f6hle durch einen fehr feinen Gang Zusammenh\u00e4nge, der von einer Erweiterung, ip. welche die Scheidewandh\u00f6hle fielt vorn zu endigen fcheint, r\u00fcckw\u00e4rts verlaufe und . fich.h\u00f6chft wahr-fcheinlich zwifchen der vordern, Gommiffur und den Schenkeln des Bogens in jene H\u00f6hle \u00f6ffne\nDiefen Gang habe ich gleichfalls einigemal beim Frwachfenen auf \u00e4hnliche Weife verlaufen -gefeiten, Und mehrere , der oben angef\u00fchrten Beobachtungen Scheinen fehr deutlich f\u00fcr die anf\u00e4nglich weit, anfehn-Sichere Gr\u00f6lse diefes Iianals. zu fprechen,\n'Sffmr WWW*sm.\n*> b, <?\u2022. p. n","page":390},{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"Die yerfchiectenen Formen, welche diefe Gebend durchl\u00e4uft, fcheinen folgende zu feyn;.\nAnf\u00e4nglich find Monrol\u00e0xe Oeffnung und Scheidewandh\u00f6hle eins, und an ihrer Stelle findet fich eine grofse Oeffnung,. die anfangs gar nicht, allm\u00e4hlig nur wenig eingefchniirt wird,-\nDarauf fondera fich beide allm\u00e4hlig von einander ab, indem von oben nach unten und von unten nach oben Fortf\u00e4tze der Hirnfubftanz einander eut gegen wacluen , und es findet nur ein Zufaniinenhang durch einen engen, von vorn nach hinten verlaufenden, anfangs weitern, allm\u00e4hlig ,\u00a3ch, verengenden Gang zwilchen ihnen Statt, Hierher geh\u00f6rt unftrei-ijg cier kleine Wulft an der vordem Fl\u00e4che der He-jnifph\u00e4ren beim erften Schafsembryo. Ob ,cliefe Fort-l\u00e4tze einander je fp v\u00f6llig erreichen, dafs dadurch der vordere gr\u00f6fsere Theil der Oeffnung von dem hintern abgefondert wird,.* l\u00e4fst fich nach meinen Beobachtungen eben io wenig als nach den. llb/cce/fclieu f\u00fcr jetzt mit G ewifshe\u00e4 t. fielt irnmen.\nln eine H\u00f6hle verwandelt fich der vordere Theil jener Oeffnung,, .indem zn ihren beiden Seiten fich jene Fortf\u00e4tze erheben\u00ab v\nAnf\u00e4nglich find die feitliehen .W\u00e4nde clerfelben weiter von einander entfernt, als fp\u00e4ter ,> tragen daher etwas wulftig in die *gro\u00dfen Seitenh\u00f6hlen hinein und die Scheidewandh\u00f6hle h3t daher , vorz\u00fcglich in ihrem obern Theile, eine betr\u00e4chtliche Breite.\nDiefe Darftellung der Entwicklung der Sei-tenh\u00f6hleu, nebft der. Scheidewandh\u00f6hle und allen","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"393\nHirjph\u00f6hlen \u00fcberhaupt, ift, wo ich nicht irre, wohl infofern intereff\u00e4nt, als fie einen Beitrag mehr zu der Gleichung zwifchen Gehirn und Herz abgiebt, eine Parallele, welche ich fchon vor einiger Zeit gezogen und fp\u00e4ter von Herrn Cams angenommen finde * ). Anfangs eine grofse, einfache, d\u00fcnnwandige H\u00f6hle, wie beim Herzen des Embryo und der niedern Thiere, darauf Verengung und Abtheilung derfelben in mehrere Zellen, welche durch engere Oeffnungen zufammenh\u00e4ngen, endlich felbft g\u00e4nzliche Abfchn\u00fcrung eines Theiles derfelben von dem \u00fcbrigen, wie lieh die rechte und linke H\u00e4lfte des Herzens von einander durch die Scheidewand abfondern.\nDie W\u00e4nde des grofsen Gehirns find anf\u00e4nglich \u00fcberall ganz glatt und die Ungleichheiten, welche fie darbieten, find Produkte einer fp\u00e4ten Bildung. Alle entftehen erft nachdem fich die geftreiften K\u00f6rper entwickelt haben. Die Ungleichheiten der Hirnw\u00e4nde find von mehrfacher Art und es fragt lieh daher zu-erft, ob alle auf diefelbe Weife und zu derfelben Zeit \u25a0entftehen. Vom geftreiften K\u00f6rper ift hier fo Wenig die Rede als von den Hirnganglien-, fondern nur von denen, welche darin mit einander \u00dcbereinkommen, dafs fie als Falten der anfangs glatten Hirnw\u00e4nde er-fcheinen. Die hierher geh\u00f6rigen Ungleichheiten find die Windungen und W\u00fclfte des Gehirns mit den zwifchen ihnen befindlichen Furchen, von welchen jene\nI) Reih Archiv Bd. XI. H. 3. 181J, Heber Zwitterbildungen im Anfang. Cans A. a. 0. 9.78 u, aio.","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"393\nan der \u00e4ufsern Fl\u00e4che als Vorfpr\u00fcnge fichtbar find, und die Theile, welche an der innern Fl\u00e4che der grofsen H\u00f6hle als Vorfpr\u00fcnge erfcheinen, alfo das Ammonshorn mit feinen Anh\u00e4ngen, dem Saum und der Nebenerhabenheit (eminentia collaterals) im mittler n, die Vogelklaue oder das kleine Ammonshorn im hintern Horne.\nGew\u00f6hnlich fleht man dieffe Theile als gleichbedeutend an.\nSchon. Vicq d'Azyr fchlofs aus der Befchaffenheit des Ammonshorns im vollkommnen Zuftande, dafs es eine Hirnwindung fey, die fleh in einer nach au-fsen von dem Sehh\u00fcgel und dem geftreiften K\u00f6rper liegenden Vertiefung befinde, deren gew\u00f6lbter Theil durch Markfubftanz gebildet fey und die fleh von den \u00fcbrigen Hirnwindungen nur zuf\u00e4llig durch ihre Ge-ftalt unterfcheide, fo dafs die beiden Suhftanzen, woraus fie befteht, ohne Unterbrechung mit denen des mittlern Lappens, der fie umgiebt, zufammen-h\u00e4ngen l).\tt\n,Nachher hat Herr Wenzel diefelbe Meinung, theils auf den Zuftand der Theile im erwachfenen Zuftande, theils auf die- Befchaffenheit derfelben beim F\u00f6tus, theils auf krankhafte Bedingungen geft\u00fctzt, angenommen und erkl\u00e4rt:\tr\nHippocampus ergo manifefte nihil aliud eft, nifl continuatio fuperficiei cerebri intro flexa, five in unam\nl) Recherches fur la ftructure da eerveau etc. in m\u00eam. de Paria, an. 1781. p. 530,","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nlaterilium ventriculorum partem: five hippocampus nihil.aliud eft, nifi unus gyrorum in cerebri fuper-, ficie fitorum in interius cerebri, five in quamdam I3*.. teriilium venticulonun partem prolongatio l). Beim, kleinen Ammonshorn ift es auch im, vollkommnens Zuftande noch leichter nachzuweifen, dafs es eine nach innen gefchlagene Hirnwindung ift, indem es ver-fchwindet, wenn die Gef\u00e4fshaut weggenommen ift. Befonders merkw\u00fcrdig ift, dafs die pathologifchen Zu, ft\u00e4nde diefer Theile, welche Wenzel fand, Kleinheit oder Mangel derfelben, mit Geiftesverwirrung vorka* men, und dafs. in dem einen Falle, wo das kleine\u00bb Horn fehlte, die hintern Hirnwindungen \u00e4ufserfb wenig entwickelt waren,\nii; Here. Cams tritt diefer Anfieht gleichfalls 'bei, indem er , auf die Autorit\u00e4t der Herrn Wenzel geft\u00fctzt, die Ammonsh\u00f6rner aus den an, der innern Fl\u00e4che des Gehirns verlaufenden Falten herleitet, diefe mit der\u00bb \u00fcbrigen Windungen in eine Klaffe fetzt,, und bemerkt, dafs fie fich von den \u00fcbrigen nur durch fr\u00fchzeitige-\u00bb res Erfcheinen unterfcheiden.\nDagegen find nach Herrn Bollinger diefe Theile durchaus keine Hirnwindungen, wenn fie gleich durch Faltung der Hirnw\u00e4nde entftehen. Er unterfcheidet die Falten, woraus nicht nur das Ammanshorn, fom-r dern auch der Balken, die Scheidewand und der Bogen hervorgehen, von den Windungen, . und bemerkt,, dafs jene urfpr\u00fcnglich vorhanden find, diefe dagegen\nL. c. p- Ui.","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"nicht und ihr faltenartiger Bau jm Hirn des Erwach-fenen nicht dargeftellt werden k\u00f6nne. Jene grofse Hirnfaite liegt an der innern Wand, biegt fich nach innen > und wieder r\u00fcckw\u00e4rts nach aufsen, um in den \u00e4ufsern Umfang .-des Gehirns \u00fcberzugehen. So weit fich die Hemifph\u00e4ren ber\u00fchren, verw\u00e4chft fie, und fo entftehen der Balken, die Scheidewand und der Bogen, Hinten, wo fie aus einander weichen, findet kein,e Verwachiung Statt; hier entftehen durch diefe Falten die Ammonsh\u00f6rner,\nSo viel ift auf jeden Fall gewifs, dafs die von Herrn Bollinger angegebene urfpr\u00fcngliche Falte wirk* lieh vorhanden ift und mit der Entftehung der in die Mittellinie f\u00e4llenden Hirntheile, des Ammonshorns und? der Vogelklaue in Beziehung ftehW\nSie findet fich- fehr bald nach dem Sichtbarwerden des geftreiften K\u00f6rpers, weit fr\u00fcher als irgend eine Windung an 'der \u00fcbrigen Oberfl\u00e4che des Gehirns ficht-bar ift, bei allen von mir unterfuchten S\u00e4ugthier-embry\u00f6nert und hat eine deftq gr\u00f6fsere Ausdehnung, je j\u00fcnger der Embryo ift. Sie: bildet einen nach oben gew\u00f6lbten, nach unten concaveri, dem geftreiften K\u00f6rper concentrifchen Bogen, der an der innern Fl\u00e4che ftark vorfpringt, \u2022 - den geftreiften K\u00f6rper betr\u00e4chtlich \u00fcberragt und vom vordem Ende der Hemifph\u00e4re bis zum. hintern reicht-d Er ift bei .Thierembryonen fch wacher und einfachere als beim ' menfehhehen. Hier hat fie zwar gleichfalls bei ihrem erften Entftehen diefelbe Geft\u00e4lt als beim thierifchen Embryo, die eines ein-faclttti Bogens, allein bald nachher gehen aus ihrem","page":395},{"file":"p0396.txt","language":"de","ocr_de":"396\nvordem und hinfern Ende fowohl als nach oben Fort-f\u00e4tze ab, welche eben fo ftark in das Innere der H\u00f6hle vorfpringen. Allm\u00e4hlig verfchwindet erft der mittlere, dann der vordere Theil und es bleibt nur der hintere \u00fcbrig. Diefer ift bei den meiften S\u00e4ug-thieren einfach und fteigt nach unten und vorn: er ift das Ammonshorn. Beim Menfchen aber fpaltet fchon fehr fr\u00fch das hintere Ende des fenkrechten Theiles der Falte fich in mehrere Erhabenheiten, zuerft eine untere, grofse, das Ammonshorn, und eine hintere, gleichfalls anfehnliche, die Vogelklaue : darauf in mehrere\u00bb eine obere, welche fp\u00e4ter zu der kleinen Falte verftrichen wird, welche fich \u00fcber der Vogelklaue findet und eine untere, die Nebenerhabenheit, die gew\u00f6hnlich nicht fo tief herabreicht. Allm\u00e4hlig entwickelt fich auch vor dem Ammonshorn von oben nach unten der kleine markige Vorfprung, der Saum.\nAlle diefe W\u00fclfte find anf\u00e4nglich, ja das ganze F\u00f6tusleben hindurch und noch in den erften Jahren der Kindheit ganz hohl. Allm\u00e4hlig wird erft der Eingang ihrer H\u00f6hle enger, dann, indem fich immer mehr folide Subftanz in ihrem Innern anh\u00e4uft, diefe beim Menfchen, nicht aber beim Thiere verfchloffen. Indeffen zeigt doch immer noch ein querer Durch-fchnitt ihr Wefen deutlich.\nDiefe Falten finden fich auch bei S\u00e4ugthiergehirnen deutlich, die durchaus keine andern Windungen haben, z. B. bei den Nagern.\nDer Grund ihrer Entftehung ift wohl fchwer aus-zumitteln. Vielleicht darf man annehmen, dafs fie iu","page":396},{"file":"p0397.txt","language":"de","ocr_de":"Folge des Auseinanderweichens der anf\u00e4nglich verbundenen Hemifpb\u00e4ren entftehen, fofern die W\u00e4nde derfelben bei dem Auseinanderweichen angefpannt und dadurch verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zu grofs werden. Der hintere Theil, welcher zum Ammonshorn wird, ent-fpricht \u00fcberall fo genau den Sehh\u00fcgeln, dafs man kaum die Vermuthung unterdr\u00fccken kann, dafs diefe an feiner Beftehung Antheil haben, indem fie an diefer Stelle die innere Wand nach aufsen dr\u00e4ngen. Bei den S\u00e4ugthieren liegt das, das ganze Leben hindurch hohle, Ammonshorn immer auf dielen Theilen auf und bleibt vielleicht eben darum hohl. So k\u00f6nnte vielleicht diefer Theil die Veranlaffung zur JEnt-ftehung der ganzen Falte feyn, indem er anfangs weiter nach vorn ragt. Merkw\u00fcrdig ift in diefer Beziehung auch der Mangel des Ammonshorns mit \u00e4ufserft unbedeutender Entwicklung des Sehh\u00fcgels bei den\nV\u00f6geln. ,\t/\t'\nDoch verfteht es fidli von felbft, dafs hiermit nicht geradezu ein Capfalnexus behauptet wird, indem beide Bedingungen fehr wohl Wirkungen einer Urfache feyn k\u00f6nnen.\tv ,\nMit ihnen zugleich findet fich beim menfchlichen Embryo die fehr tiefe Spaltung des Gehirns in einen vordem und einen hintern Lappen, die hier Barker als in irgend einer Lebensperiode ift.\nAufserdem aber bemerkt man noch Falten und Windungen an der obern Fl\u00e4che, welche, anf\u00e4nglich zahlreicher, aber niedriger und k\u00fcrzer, nur vom obern Rande auslaufen, mit der grofsen Falte mehr oder","page":397},{"file":"p0398.txt","language":"de","ocr_de":"399\naus den Vertiefungen zwifchen den Windungen,. und nur hier, der Gef\u00e4fshaut und erfchien mit derfelben feft verbunden, und eben fo drang das Adernetz, welches vorher glatt ift, zwifchen die Windungen ein und erfchien nach ihnen gefaltet. Hier waren die W\u00e4nde noch auffallend d\u00fcnn, bei darauf folgenden, etwas altern Embryonen dagegen unverh\u00e4ltnifsmSfsig dick, wenige fchwache Furchen am vordem Lappen ausgenommen, v\u00f6llig glatt und erft allm\u00e4hlig ent-ftehen .von nun an fchwache Einriffe, die erft flach, feicht find, dann tiefer werden, und nie an der in-nern Fl\u00e4che Achtbar find.\nHierdurch l\u00e4fst fich die Verfchiedenheit, welche zwifchen meinen und meiner Vorg\u00e4nger Beobachtungen Statt findet, ausgleichen.\nNach S\u00f6mmetring 1) und Wentel *) fehlen die Windungen beim menichlichen Embryo bis zum vierten Monate g\u00e4nzlich, aufsef, wenn das Gehirn in ftar-ken W\u00ebingeift gelegt wird. Beim dreimonatlichen Embryo finden fich nach Wenzel unter letzterer Bedingung nur wenige und fchwache Rinnen in der N\u00e4he des innern und obern Randes der Hemifph\u00e4ren, die man als Spuren k\u00fcnftiger Furchen anfehen kann, die ganze obere Fl\u00e4che aber\u2019ift durchaus glatt. Auch beim f\u00fcnfmonatlichen Embryo fieht man nur in der Mitte der Oberfl\u00e4che des grofsen Lappens einige Ein-fchnitte. Nach dem fechften Monate findet figh eine\nl) Nervenlehre 3$.\n\u00ee) De penic. hum.mi. ceretiri ftructura p. 296 ff.","page":398},{"file":"p0399.txt","language":"de","ocr_de":"398\nweniger deutlich zufammenhangen, fp\u00e4ter an Zahl abnehmen, aber tiefer werden * und von derfelben getrennt an der aitlsern und Obern Fl\u00e4che des Gehirns erfcheinen. Zugleich ift das vordere Ende des hintern Lappens ftark nach hinten und innen gefchlagert. ,Eben fo biegt lieh hinten der Theil, welcher fp\u00e4ter hinteres Horn Wird, nach innen Und vorn, Woher l'owohl die verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig geringere L\u00e4nge als die deutliche Trennung des vordem und hintern Lappens wenig-ftenS Zum Theil r\u00fchrt. Alle Erhabenheiten und Vertiefungen erfcheinen jetzt, doch in entgegengefetzter Ordnung, an der \u00e4\u00fcfsern und Innern Fl\u00e4che des Gehirns zugleich als fehr deutliche Falten, deren innere W\u00e4nde durchaus nicht zufanunerigehaltett werden, \u00fcber Welche die Gef\u00e4fshaut glatt weggeht und die man fehr deicht aus einander ziehen kann. Zugleich find die W\u00e4nde \u00e4ufserft d\u00fcnn.\nAlle (liefe Windungen und Furchen, mit Ausnahme des Ammonshorn und der Vogelklaue aber verfchwinden , oder werden wenigftens h\u00f6chft undeutlich, zugleich verdicken fich die W\u00e4nde auffallend und pl\u00f6tzlich Und werden wieder glatt. Von einer Abtheilung in vordem und hintern Lappen, die vorher fo deutlich war, fieht man kaum eine Spur. Der Hergang diefer merkw\u00fcrdigen Ver\u00e4nderung fcheint darin begr\u00fcndet zu feyn, dafs von a\u00fcfsen Und von innen zwifchen die Windungen Hirnfubftanz von der Gef\u00e4fshaut abgefetzt wird. Wenigftens folgte bei einem viermonatlichen Embryo, deflen Hirnfl\u00e4che auf den erften Anblick glatt erfchien, die Hirnfubftanz","page":399},{"file":"p0400.txt","language":"de","ocr_de":"400\nglatte Furche in der Gegend der Sylvifchen Grube. Im fiebenten Monate find die Furchen und W\u00fclfte deutlich.\nAuch nach Herrn D\u00f6llinger find beim f\u00fcnfmonatlichen Embryo nur hier und da Riffe, aber noch keine Furchen und Windungen vorhanden. Die zuerft erfcheinenden find die tiefften und bringen nicht fo-\\Vohl Windungen als Hauptlappen hervor *).\nEben fo erfcheinen auch nach Herrn Cams die Windungen an der \u00e4ufsern Fl\u00e4che des Gehirns erft im ^ f\u00fcnften Monat, fr\u00fcher am vordem als am hintern Lappen s).\nMeine Beobachtungen geben zum Theil daffelbe Refultat, entfernen fich aber zugleich bedeutend von diefen Angaben.\nEs ift n\u00e4mlich keine Frage, dafs die Oberfl\u00e4che des grofsen Gehirns wenigftens bis zum f\u00fcnften Schwan-gerfchaftsmonate ganz glatt ift und dafs in diefer Zeit die Einwirkung des Weingeiftes nur fehr leichte und wenige Vertiefungen hervorbringt.\nAllein ganz anders verh\u00e4lt es fich in fr\u00fchem Perioden. Denn, ungeachtet ich das Gehirn beim fechs-bis fiebenw\u00f6chentlichen Embryo ganz glatt finde, fo fcheinen fich doch beft\u00e4ndig um die achte bis neunte Woche die noch fehr d\u00fcnnen W\u00e4nde der Seitenh\u00f6hlen zu \u00e4ufserft vielfachen und tiefen Windungen und Furchen zu gehalten, wie fich aus der Befchreibung\ndes\ns) A. a. O. S. i6.\nI) A. a. O. S. 292.","page":400},{"file":"p0401.txt","language":"de","ocr_de":"401\ndes grofsen Gehirns aus neun - und zehn w\u00f6chentlichen Embryonen ergiebt. Diefe Windungen und Furchen find bei dem etwas fr\u00fchen Embryo niedriger als bei den fp\u00e4tern, hier aber tiefer und breiter. Bei beiden find die Windungen und Furchen an der innern Fl\u00e4che, der H\u00f6hlenw\u00e4nde \u00fcberall eben fo deutlich fichtbar als an der \u00e4ufsern und die W\u00e4nde erfcheinen daher durchaus nur als vollkommen hohle Falten der Hirnfub-ftanz. Die fp\u00e4ter im f\u00fcnften Monate zuerft durch Einwirkung des Weingeiftes enthebenden, kaum merklichen Erhabenheiten und Vertiefungen laffen lieh gar nicht mit diefen vergleichen, indem diefe fcharf be-gr\u00e4nzt, fehr tief, eng, jene flach und breit find Und unmerklich in einander \u00fcbergehen.\nWie l\u00e4fst lieh diefe Abweichung von den gew\u00f6hnlichen Angaben und die noch viel fchwerer zu erkl\u00e4rende Verfchiedenheit der fr\u00fchem und fp\u00e4tern Formen begreifen?\nDer erfte Verfuch zu einer Erkl\u00e4rung ift die Annahme, dafs jene fr\u00fchem Windungen durch die Einwirkung , des Weingeifts hervorgebracht feyen, eine Annahme, welche das f\u00fcr fleh zu haben fcheint, dafs fp\u00e4ter nach d\u00e9r Angabe andrer Schriftfteller und meiner eignen Erfahrung Windungen auch da, wo im fdfehen Zuftande keine vorhanden lind, entftehen, woran /ich auch die oben angef\u00fchrten Beobachtungen der Windungen an den Vierh\u00fcgeln von Schafsembryo-nen fchliefsen. Ich kann hier\u00fcber zwar infofern nicht mit Beftimmtheit abfprechen, als ich gerade jene Embryonen, bei welchen ich fia fand, nicht im frifchen M, d, Archiv, I. 3.\tG c","page":401},{"file":"p0402.txt","language":"de","ocr_de":"Zuftande, fondera crft, nachdem lie eine Zeitlang in Alkohol gelegen hatten, erhielt und unterfuchte, alfo nicht weifs, wie fich das Gehirn im frifchen Zuftande verhielt. Allein ich geltehe, dafs mir diefe Ver. mutlmng unftatthaft feheint und zwar aus folgenden Gr\u00fcnden :\n1)\tWaren die Gehirne der Embryonen in den unverletzten Sch\u00e4deln, enthalten und f\u00fcllten diefelben ganz an, was unftreitig nicht der Fall gewefen feyn w\u00fcrde, wenn fie fr\u00fcher nicht vorhanden gewefen w\u00e4ren, indem dann noth wendig, vorz\u00fcglich wegen der lehr bedeutenden Zufammenfaltung, eine fehr anfehn-liche L\u00fccke zwifchen der Sch\u00e4del- und Hirnh\u00f6hle ent-itanden feyn w\u00fcrde.\n2)\tBei Schafsembryonen, wo ich in einer fehr vollft\u00e4ndigen Reihe die allm\u00e4hligen Ver\u00e4nderungen des Gehirns und die Belchaffenheit deffelben im frifchen und dem durch den Weingeift hervorgebrachten Zuftande vergleichen konnte, habe ich nie etwas \u00e4hnliches bemerkt. Zwar bringt hier der Weingeift, Wie bei den fp\u00e4tern menfchlichen Embryonen, in gewiffen Perioden auch da Windungen hervor, wo fich jm frifchen Zuftande keine, oder wenigi'tens hur fchw\u00e4-ehere wahrnehmen laffen; allein diefe find ohne Vergleich kleiner, flacher, unmerklicher, in weit geringerer Anzahl vorhanden als in fp\u00e4tern Perioden und zugleich bildet fich dann eine verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsige L\u00fccke zwifchen Sch\u00e4del und Gehirn.\n3)\tIn fr\u00fchem Perioden finde ich fie unter keiner Bedingung bei irgend einem Embryo, ungeachtet die","page":402},{"file":"p0403.txt","language":"de","ocr_de":"405\nW\u00e4nde d\u00fcnner und die H\u00f6hle ger\u00e4umiger ift, mithin die Veranlaffung zu ihrer Entftehung weit leichter ge-wefen w\u00e4re. Eben fo wenig entftehen an den d\u00fcnnen Hirnw\u00e4nden der Reptilien und Fifche durch die Einwirkung des Wejngeiftes \u00e4hnliche Ungleichheiten.\nGrund genug, wie es mir fcheint, um diefe Annahme zu verwerfen und die Meinung aufzuftelien, da\u00df diefe Windungen nrfpr\u00fcngliche Bildungen und in die Entwicklung des Gehirns nothwendig verwebt \u2022find. Ift diefe gegr\u00fcndet, fo giebt es alfo in derBil-dungsgefchichte des Gehirns, wenigftens des rnenfch-lichen, eine Periode, wo fich die d\u00fcnnen Gehirnw\u00e4nde zu zahlreichen und tiefen Windungen'zufammenfalten, deren innere W\u00e4nde zwar dicht an einander liegen, allein nicht mit einander verwachfen find, in welche fich daher die H\u00f6hlen erftrecken. Auf diefe JPeriode aber folgt eine andere, in welcher diefe Windungen, fowohl an ihrer \u00e4ufsern als innern Fl\u00e4che dergeftalt mit einander verwachfen, dafs die Oberfl\u00e4che des Gehirns, fowohl inwendig als auswendig, von neuem glatt wird. Erft nach mehrern Monaten tritt wieder eine zweite, jener fr\u00fchen \u00e4hnliche Periode, eine zweite Bildung von Windungen und Furchen ein, die fich aber von der erften durch den merkw\u00fcrdigen Umftand unterfcheidet, dafs nur \u00e4ufsere, keine inneren Furchen erfcheinen und die Windungen nur an ihren \u00e4ufsern Fl\u00e2\u00e7hert von einander getrennt, in ihrem Innern dagegen folide find und fich die Seiten* h\u00f6hlen durchaus nicht in fie fortfetzen.\nG c a","page":403},{"file":"p0404.txt","language":"de","ocr_de":"404\nJene erfte Periode w\u00e4re demnach ein Mittel zur Verdickung der W\u00e4nde und zur Vermehrung der Markfubiianz: eine Anficht, welche durch die bekannte Bedingung, dafs fich bei keinem Thiere die fo-genannte ungeformte Markfubftanz im grofsen Gehirn in fo anfehnlicher Menge findet, als beim Menfchen vielen Schein erh\u00e4lt.\nWahrfcheinlich tritt daher auch nur bei ihm jene erfte Periode der Bildung von Windungen ein, bei den \u00fcbrigen Thieren fallen beide zufammen. Dies wird wenigftens durch den in diefer Hinficht ganz ver-fchiedenen Gang der Entwicklung des menfchlichen und des Schafsgehirns h\u00f6chft wahrfcheinlich, indem hier offenbar die zuerft erfcheinenclen Windungen fich ailm\u00e4hlig, aber ununterbrochen vergr\u00f6\u00dfern und vervielfachen , dort dagegen ganz verfchwinden, und fich erft fp\u00e4ter neue bilden.\nIch halte diefe Erfcheih\u00fcngen um fo weniger f\u00fcr zuf\u00e4llig und felbft nicht einmal f\u00fcr blofs individuell, da die Entwicklung anderer Theile ganz \u00e4hnliche darbietet. Hierher geh\u00f6rt offenbar die Bildung des Hinterhauptbeines aus mehrern, v\u00f6llig \u00e4hnlichen, nacheinander erfcheinenden Paaren von Knochenkernen, welche unter einander verwachfen und fich \u00fcber einander entwickeln, das glieder weife Hervorwachfen der Extremit\u00e4ten.\nDie lp\u00e4tern und das ganze Leben hindurch bleibenden Windungen entftehen zuerft an der obern Fl\u00e4che d\u00e8s vordem Lappens und verlaufen der L\u00e4nge nach. Anfangs finden fich, bei dem Schafe wenigftens, nur awei, welche eine kleine der L\u00e4nge nach verlaufende","page":404},{"file":"p0405.txt","language":"de","ocr_de":"Erhabenheit, die weiter nach innen liegt, von der \u00fcbrigen Oberfl\u00e4che des Gehirns abfondern. Darauf vergrofsert dich die Zahl und. Tiefe der Windungen ziemlich fchnell, es fliefsen mehrere zufammen, fie ver\u00e4fteln fielt, ftatt dafs fie vorher getrennt und einfacher waren.\nDie W\u00e4nde der Hirnh\u00f6hlen find anf\u00e4nglich \u00e4u-fserft d\u00fcnn und der Raum, welchen fie einfchliefsen, Verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig fehr grofs, dies uni fo mehr, da anf\u00e4nglich weder geftreifte K\u00f6rper noch Windungen vorhanden find, wodurch er verengt wurde. Dafs fich anf\u00e4nglich nur eine grofse vordere H\u00f6hle findet, glaube ich fchon oben ( S. 385-) wenigftens fehr . wahr-fcheinlich gemacht zu haben. Die H\u00f6hle wird all-m\u00e4hlig auf die gleichfalls angegebene Weife in zwei getrennt, die nur durch die anfangs eine fehr weite,' von oben nach unten abfteigende L\u00fccke, nachher nur einen kleinen Zwifchenraum darf teilende Moi/ro'i'cha Oeffnung verbunden werden, immer aber durch diefe und l\u00e4ngs des ganzen vordem Randes des Ammons* horns nach hinten offen find, fo dafs hier die innere f lache des' Gehirns in die \u00e4ufsere \u00fcbergeht. Die Thei-lung derfelben in mehrere H\u00f6rner wird zuerft durch das Emporwachfen des geftreiften K\u00f6rpers an der um tern Fl\u00e4che bewirkt, wodurch das vordere von dem rnittlern Horn gefchieden wird. Diefe Abgrenzung gefehieht fehr fr\u00fch : weit fp\u00e4ter die Abfonderung des rnittlern vom hintern Horne, welche dadurch bewirkt wird, dafs die hintere lackf\u00f6rmige Erweiterung der anfangs einfachen H\u00f6hle fich allm\u00e4hlig von dem Am-","page":405},{"file":"p0406.txt","language":"de","ocr_de":"406\nmonshorn abfondert, mit dem fie anf\u00e4nglich zufam-menhing.\nIn Beziehung auf die Seitenh\u00f6hlen des Gehirns hat Herr Cams feftgefetzt, dafs der menfchliche Embryo fchon fehr fr\u00fch durch anfehnliche Weite derfelben fich vor den \u00fcbrigen S\u00e4ugthieren auszeichne. Dies ift richtig: indeffen ift in derfelben Periode, wo der \u00e4u-fsere Umfang der Hemifph\u00e4ren auch beim menfchlichen Embryo verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig nicht gr\u00f6fser als beim S\u00e4ugthierembryo ift, auch feine H\u00f6hle nicht ger\u00e4umiger.\nOb feine Meinung, dafs die betr\u00e4chtliche H\u00f6hlenbildung nicht allein bei menfchlichen Embryo, fondera beim Erfibryo \u00fcberhaupt, von dem Gef\u00e4fsgeflecht herr\u00fchre und dafs die beim Embryo zu bemerkende anfehnliche Gr\u00f6fse cleffelben damit in Beziehung ft ehe, v\u00f6llig richtig fey , wage ich nicht geradehin zu ent-fcheiden; doch ift fie nicht als beftimmt erwiefen an-zufehen und ich glaube fie f\u00f6gar bezweifeln zu k\u00f6nnen. Es ift n\u00e4mlich zwar richtig, dafs das Gef\u00e4fsgeflecht in fr\u00fchem Perioden weit anfehnlicher als in fp\u00e4tern ift, allein in der allerfr\u00fcheften Periode, wo die H\u00f6hle verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zu den W\u00e4nden am anfehnlichften ift,\n1 fehlt es erft ganz und ift in etwas fp\u00e4tern verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig kleiner als in darauffolgenden, wo die W\u00e4nde, befonders durch Entwicklung des geftreiften K\u00f6rpers, etwas an Dicke zunehmen: wo die Urwindungen zu-famrnenfallen, faltet es fich zwifchen ihnen. Ich m\u00f6chte daher vielmehr annehmen, dafs das Gef\u00e4fsgeflecht nicht fowohl mit der H\u00f6hlenbildung, als mit der Bildung fefter Nervenfyfaftanz in urf\u00e4chlicher Beziehung ftehe.","page":406},{"file":"p0407.txt","language":"de","ocr_de":"407\nHerr Cams li\u00e2t im Allgemeinen das Gefetz auf-geftellt, dafs der Nerv im Gegenfatz zuni Gef\u00e4fs ent-ftehe, felbft anfangs Gef\u00e4fs fey, und dem zu Folge auf feiner h\u00f6chften Stufe die Gef\u00e4fsform wiederhole, h\u00f6hl werden muffe, da ftets die h\u00f6hern und fp\u00e4tern Formationen die niedrigem und fr\u00fchem wiederholen. Die Centralmaffe als edelfte Form der Nervenmaffe miiffe demnach hohl, und je h\u00f6her ihr Typus fteige, defto bedeutender ihre H\u00f6hlenbildung feyn\nIft dies wirklich richtig? Zwar ift es keine Frage, dafs H\u00f6hlenbildung im Nervenfyftem erft bei den Wirbelthieren vorkommt, dafs die Abtheilungen des Fifchgehirns, welche nach meiner, auch von Herrn Cams angenommenen Anficht den Hemifph\u00e4-ren entfprechen, beinahe \u00fcberall folide find, dafs die Vierhtigel da, wo die Sehnerven und der Gefichtsfinn am ft\u00e4rkften entwickelt find, bei den V\u00f6geln dief\u00e8lbe Bedingung darbieten, dafs die H\u00f6hle des nienfchlichen Gehirns durch die Anwefenheit eines dritten hintern Horns ger\u00e4umiger als bei den \u00fcbrigen S\u00e4ugthieren erfcheint; allein, wo ich nicht fehr irre, fo ftimmt dennoch das aus diefen und \u00e4ndern Thatfachen abgezogene Gefetz nicht mit der Wahrheit \u00fcberein. Die einfache Bemerkung, dafs, mit Ausnahme vielleicht des kleinen Gehirns, die H\u00f6hle eines jeden Theiles des Nervenfyftems, und die der Hettiifph\u00e4ren wenig-ftens eben fo fehr als die irgend eines andern, ln dem Maafse gr\u00f6fser ift, als der Eijibryo feiner Entftehung n\u00e4\u00ab\nj) \u00c2. a. O, p. 106.","page":407},{"file":"p0408.txt","language":"de","ocr_de":"her iff, reicht, d\u00fcnkt mich, hin, uni bedeutende Zweifel an clemfelb\u00ebn zu erwecken. H\u00f6chft w\u00e0hrfcheinlich ift das richtigere Gefetz das, dafs Gr\u00f6fse der H\u00f6hle und Verh\u00e4ltnifs derfelben zur foliden Nervenfubftanz im geraden Widerfpruch mit der Vollkommenheit der Entwicklung ftehen und dafs, wo anfcheinend bedeutende H\u00f6hlenbildung erfcheint, dies nur im Verh\u00e4ltnifs zu dem bedeutenden Umfange des refpectiven Theiles Statt findeh Die Seitenh\u00f6hlen des grofsen Gehirns find nur darum beim Menfchen gr\u00f6fser, weil die Malle des grof$en Gehins verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig fo bedeutend anfehn-licher ift als bei allen \u00fcbrigen Thieren. Irn Verh\u00e4lt-nifs zur Menge der Gehirnfubft\u00e0nz find dennoch beim Menfchen ganz unftreitig die H\u00f6hlen kleiner als bei den Thieren. Aus demfelben Grunde find die Seh-h\u00fcgel der V\u00f6gel hohl. Der vollkommne Zuftand ift immer der Zuftand des Uebergewichts der foliden Subftanz \u00fcber die Fl\u00fcffigkeit, der W\u00e4nde \u00fcber die H\u00f6hle. W\u00e4re das Entgegengefetzte richtig, fo l\u00e4fst fich nicht einfehen, warum man nicht die Hirnh\u00f6hlen-waiferfucht f\u00fcr den h\u00f6chften anfeh\u00e9n d\u00fcrfte.\n\u00a7. 61-\nAus einer allgemeinen Betrachtung der Entwicklung der ge\u00dfreiften K\u00f6rper, der H\u00f6hlen-, der Scheidewand und der Oberfl\u00e4che der Hen\u00fcfph\u00e4ren und einer Vergleichung derfelben mit der Entwicklung in der Thierreihe ergiebt fich Folgendes:\nUngeachtet bei den meiften Fifchen der Theil, \u201cwelcher dem grofsen Gehirn entfpricht, folide ift,","page":408},{"file":"p0409.txt","language":"de","ocr_de":"409\nungeachtet die wirhellofen Thiere diefelbe Bedingung darbieten, fo entwickelt fich doch das grofse Gehirn bei den S\u00e4ugthieren nicht auf \u00e4hnliche Weife aus einer innern foliden Maffe, in welcher fich etwa, allm\u00e4hlig eine H\u00f6hle bildete, oder von welcher aus fich; nach einer oder mehrerjn Richtungen d\u00fcnne W\u00e4nde entfalteten, wie man im Allgemeinen, ohne jedoch dadurch den Gang der Bildung angeben zu.wollen, das Verh\u00fcll nil's der W\u00e4nde der grofsen Hirnh\u00f6hlen zu den geftreiften K\u00f6rpern befchreibt.\n\u2022 Indeffen ift es m\u00f6glich, dafs vielleicht in fr\u00fchem Perioden das grofse Gehirn doch wirklich eine folicle Maffe ift, in welcher fich erft allm\u00e4hlig eine H\u00f6hle entwickelt, oder dafs, eine Vermuth ung, welche mit der Bildungsgefchichte der \u00fcbrigen The\u00e4ie, wenigftens des R\u00fcckenmarkes, des kleinen Gehirns, der Viferh\u00fcgel n\u00e4her \u00fcbereinzuftimmenScheint, fich erft der Boden bildet und dann von diefem aus auf beiden Seiten fich W\u00e4nde erheben, die in der Mitte zufaruin en fliefSen.\nHier\u00fcber miiffen Beobachtungen aus fr\u00fchem Perioden entfcheiden.\nSehr merkw\u00fcrdig ift, f\u00f6wohl an und f\u00fcr fich, als in cliefer Beziehung, < die Entwicklung der Hemisph\u00e4ren in der Reihe der Fifche felbft, indem ich diefe bei den Hayfifchen und Rochen nicht folide, Ion* dem hohl, und ihre H\u00f6hle in einer ununterbrochenen Verbindung mit der H\u00f6hle der Riechnerven gefunden habe.","page":409},{"file":"p0410.txt","language":"de","ocr_de":"410\nDas grofse Gehirn diefer h\u00f6hern Fifche ent-fp rieht alfo wenigftens fehr beftimmt einer fehr fr\u00fchen Bildungsftufe deffelben beim Embryo der hohem Thiere; denn ganz unverkennbar ift die Aehnlichkeit zwifchen der Form der Hemifph\u00e4ren des Hay\u00dffchge-l\u00fcrns l) mit der Bildung derfelben beim fr\u00fchen Schafsembryo, wo fich gleichfalls vorn und unten ein an-fehnlicher Vorfprung befindet, der eine, nach hinten \u2022unvollkommne Scheidewand darftellt, und die H\u00f6hle in der Mitte zu einer Communications\u00f6ffnung verengt -).\nHier find fowohi beim Embryo der h\u00f6hern Thiere als bei niedern Thieren, deren Hirnbildung der fei-uigen entfprieht , keine geftreiften K\u00f6rper vorhanden.\nAuf einer etwas h\u00f6hern Stufe finden fich diefe beim Embryo fowohi als beim Frofche. Bei diefem fliefsen vorn die Hemifph\u00e4ren noch auf \u00e4hnliche Weife zufammen, allein es haben fich weiter hinten, in ihrer L\u00e4nge verlaufende geftreifte K\u00f6rper gebildet. Dagegen fehlt hier der vordere, nach hinten verlaufende Vorfprung, der fich beim Hayfifch findet, und die Hemifph\u00e4ren und Seitenh\u00f6hlen des Fro\u00dfhes haben, verglichen mit denen des Hayfifches, das Anfehen, als w\u00e4ren ciiefe allm\u00e4hlig fo, erft in gerader Richtung, und dann mit ihren \u00e4ufsern Enden nach hinten gezogen worden, dafs der vordere Vorfprung, hinter welchem beide communiciren, zur Bildung der\nl) Arfaky *. *. O. Taf. III. Fig. J. s) Taf. I. Fig, 27. 2%.","page":410},{"file":"p0411.txt","language":"de","ocr_de":"vordem Wand verwendet worden und nur die Ver-bincluhgs\u00f6ffnung \u00fcbrig geblieben fe\u00ff.\nHierauf folgt die Bildung, welche bei hohem Reptilien und den V\u00f6geln den vollkommnen Zuftand bezeichnet. Die Hemifph\u00e4ren find ganz von einander getrennt und h\u00e4ngen nur hinten und unten durch die Hirnfclienkel und durch kleine Commiffuren zu-fammen. Bei diefen Thieren find die innern W\u00e4nde der, von den Hirnganglien v\u00f6llig getrennten Hemi-fph\u00e4ren ganz glatt, wie bei dem Embryo der S\u00e4ug-thieTe, nachdem die oben angegebene Trennung ein-get|eten ift, und fich die Falten an ihrer innern Fl\u00e4che noch nicht gebildet haben.\nBei den V\u00f6geln find fie fehr diinb, inwendig mit einer markigen Schicht bedeckt, die aus auffteigen-den, von unten nach oben divergirenden Strahlen, be-fteht. Diefe Schicht hat man fehr verfchieden\u00fcich gedeutet. Haller h\u00e4lt fie f\u00fcr den Bogen, Franke f\u00fcr die Scheidewand, die L\u00fccke zwifchen der rechten und linken f\u00fcr die Scheidewandh\u00f6hle.\nNach Cuvier haben die V\u00f6gel weder Balken noch Bogen, noch durch\u00dfch\u00e4ge Scheidewand; das d\u00fcnne Blatt ift die innere Wand der grofsen Hirn-h\u00f6hlen. Wo ich nicht fehr irre, fo ift diefe M\u00e4rk-fchicht das Rudiment diefer drei Theile. Die innern Fl\u00e4chen deffelben find fehr genau durch Zellgewebe und Gef\u00e4fse an einander geheftet, weit genauer, als die beiden Bl\u00e4tter der Scheidewand: nur im untern Theile', vor den Hirnganglien, ift die Verbindung lockerer. An der innern Fl\u00e4che diefes untern Thef*","page":411},{"file":"p0412.txt","language":"de","ocr_de":"les findet fich, auf den, von den Sehh\u00fcgeln entfprun-genen, und unter den Hirnganglien hervortretenden Schenkeln der Strahlenausbreitung auffitzend und der Seitenh\u00f6hle zugewandt, eine deutliche Anh\u00e4ufung von grauer Subftanz, das vordere Paar der beiden Erhabenheiten\u00bb welche Cuvier richtig angiebt, und wovon die Hirnganglien die hintern bilden, welches aber durchaus nicht, wie Herr Cams gethan hat, zu den letztem gezogen werden darf.. H\u00f6chft wahrfcheinjich en tip rieht diefer fpecielle Theil der Scheidewand der S\u00e4ugthiere, die markige Ausbreitung an der innern Fl\u00e4che dagegen ift eine Andeutung des Balkens, die Subftanz, aus .weicherer fich bei den S\u00e4ugthieren bildet,\nHierauf folgt die Stufe der inelften S\u00e4ugthiere, bei welchen die H\u00f6hle der Scheidewand ger\u00e4umiger, der Balken kleiner ift als beim Menfchen.\nGl\u00e4tte der W\u00e4ncle kommt den meiften Ff dien und Reptilien zu. Auch bei den V\u00f6geln und mehrern S\u00e4ugthieren bieten fich diefelben Erfcheinungen dar. Die Ungleichheiten, welche fich bei diefen finden, entfprechen genau den erften bleibenden Windungen, die fich beim Schafe bilden.\nEben fo find die W\u00e4nde bei allen \u00fcbrigen Thie-ren verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zu der H\u00f6hle d\u00fcnner als beim Menfchen und dies in dem Maafse mehr als fie fich weiter von ihm entfernen.\nDas- hintere Horn der H\u00f6hle findet fich nur bei den, dem Menfchen am n\u00e4chften flehenden Affen, fehlt","page":412},{"file":"p0413.txt","language":"de","ocr_de":"allen \u00fcbrigen -Thieren, wie es lieh auch beim liehen: F\u00f6tus nur lehr allm\u00e4hlig bildet.\nEben fo fehlt auch bei \u00d6en P'\u00f6gela', der\u00e9n Ge4 hirn einen grofsen geftreiften K\u00f6rper enth\u00e4lt,' jede Spur eines Ammons horns, das auch beim Menfcheh und dem S\u00e4iigthier embryo; fp\u00e4ter entfteht als der ge-ftreifte K\u00f6rper, und die' Vogelkl\u00e4ue, welche allen S\u00e4ugthieren abgeht, kommt beim menfchlicheir Embryo fp\u00e4ter zum Auftritt als das Ammonshorn.\n$. 62-\nIn Beziehung auf die Gr\u00f6\u00dfe des grofsen-Gehirns kann man bemerken, dafs fie anf\u00e4nglich, im Verh\u00e4lt-nifs zu allen; \u00fcbrigen Theilen des Gehirns-, mit Ausnahme des kleinen, und zum R\u00fcckenmark, bei allen S\u00e4ugthieren ohne Ausnahme, weit unbedeutender als in fp\u00e4tern Perioden ift. Die Hemifph\u00e4ren find anfangs kamn fo grofs, felbft kleiner, als Theile, die fiefp\u00e4ter-hin mehr als hundertmal an Gr\u00f6fse \u00fcbertreffen. \u2018Hier-: von macht der menfehliclu;. Embryo keine Ausnahme, fo fehr auch im vollkoinmpen Zuftande die: Hemi-fph\u00e4renr die \u00fcbrigen. Abfchnitte . der -Gentraltheile : des Nervenfyftems; \u00fcberwiegeni\nSchon'\u2018fr\u00fcher habe 'ich als .junte'rfcheidenden Charakter der hohem rind nietferh Bildungen das fi\u00f6j\u00dfre Einheitsftr\u00e8ben bei den erftetn aiifgeftellt x). Jedes Syftem liefert zu cHefem'Gefetze Belege. Aus denen,\nl) Beitr. zur vergl Anat. B. 4. H. I, lieber denUnt^rfehied, zv.\u2019i* fchen hohem und nieder\u00ab Bildungen.","page":413},{"file":"p0414.txt","language":"de","ocr_de":"414\nwelche dag Nervenfyftem dar bietet, ergiebt fich, dafs das grofse Gehirn allm\u00e4hlig die Oberherrfchaft \u00fcber dag \u00fcbrige Nervenfyftem gewinnt und als Mittelpunkt d\u00e8s Lebens erfcheint. In feinem bedeutenden Uebergewicht \u00fcber die \u00fcbrigen Theile des Nervenfyftems, und namentlich des R\u00fcckenmarkes ift eins der Hauptmerkmale der menfchlichen Bildung enthalten. Es fragt fich aber, ob diefe Bedingungen dem menfchlichen Nervenfyftem in allen Perioden des Lebens zukommen, oder ob fie, wie ich eben bemerkte, erft fp\u00e4terhin eintreten?\nDer erftern Meinung fcheint Herr Carus zu feyn. \u201eAnlangend, fagt\u00e9r, das Verh\u00e4ltnifs der Maffe \u201edes R\u00fcckenmarkes zu der des Hirns, fo ift gerade \u201ein diefer Hinficht die wenigfte Verfchiedenheit zwischen dem R\u00fcckenmark des menfchlichen F\u00f6tus und \u201edem desErwachfenen fichtbar Als Grund hiervon giebt er i) die bei jedem F\u00f6tus fehr ftarke Entwicklung des Kopfes im Verh\u00e4ltnifs zum K\u00f6rper an und 2) dafs der Begriff der Wiederholung niederer Thierklaffen in den vor\u00fcbergehenden Bildungsftufen h\u00f6herer Thiere nicht zu weit ausgedehnt werden m\u00fcffe, indem es nat\u00fcrlich an fich unm\u00f6glich fey, dafs der menfch-liche Embryo erft etwa als ausgebildetes Mollusk, dann als Fifch, darauf als Amphibium u. f. w. erscheinen k\u00f6nne; Vielmehr feyen die Thier\u00e4hnlichkeiten, welche er in feiner Entwicklung darbietet, nur Ankl\u00e4nge niederer Bildungen, die nie von der Art feyn k\u00f6nnten, dafs fie mit dem eigentlich menfch-\n1) A. a. O. S\u00bb 262.","page":414},{"file":"p0415.txt","language":"de","ocr_de":"lichen Typus im vollkomnmen VTiderfpruch ft\u00e4nden* zu deffen Erreichung man fchon in den fr\u00fcheften Perioden ein Streben bemerke. \u201eEben fo, fagt er, \u201efteht das Uebergewicht der \u00fcbrigen Theile des Ge* \u201e hirns \u00fcber die Hemifph\u00e4ren, welches bei vielen Fi-\u201efchen Statt findet, mit dem der menfchlichen Gattung eigenthiimlichen Charakter der nervigen Cen-\u201etralmaffen, welcher eben in vollkomtnner Allein-\u201eheirlebaft des Gehirns \u00fcberhaupt und der Hemifph\u00e4-\u201eren insbefondere begr\u00fcndet ift, im directen Wider-\u201efpruchund f\u00fcgt hinzu, \u201edafs der menfchliche \u201e Embryo folche Bildungen , nicht wiederholen k\u00f6nne, \u201ees daher nicht befremden k\u00f6nne, die Hemifph\u00e4ren \u201efchon in fehr fr\u00fchen Perioden, fowohl durch ihre \u201e Gr\u00f6fse, vorz\u00fcglich aber durch ihre aufserprdentlich \u201eentwickelte H\u00f6hlenbildung ihre Beftimmung auf das \u201edeutlichfte beurkunden , und nur in weniger wefent-\u201e lieber R\u00fcckficht Ankl\u00e4nge niederer Organiiationen \u201edarbieten zu feilen\nIch glaube zwar, dafs Herr Cams vollkommen Recht hat, wenn er fich gegen, das \u00fcberwitzige Spiel mit der merkw\u00fcrdigen Gleichung zwifchen der Entwicklung des menfchlichen Embryo und der Entwicklung der Organiiationen erkl\u00e4rt, halte aber doch die-felbe f\u00fcr weiter ausdehnbar als er und Herr Bartels zu glauben feheint, der die von Herrn Walther i) 2) gegebene Durchf\u00fchrung des Embryo durch alle Thierklaffen f\u00fcr\ni) Ebendaf. S. 29t.\nG Phj-iiol. Bd. a. j, 643,","page":415},{"file":"p0416.txt","language":"de","ocr_de":"416\nfo gut h\u00e4lt, als fie bei der unvollkommnm Analogie \u00fcberhaupt m\u00f6glich fey1 *), Offenbar n\u00e4mlich erfcheint diefe Analogie in dem M\u00e4afse-.Weniger deutlich, als J\u00fcan den Embry\u00f6 fp\u00e4ter unterfucht. Auch verweift Herr Cams ausdr\u00fccklich zu Beftatigung feines Satzes auf feine Abbildungen des Hirns und R\u00fcckenmarkes eines menlchlichen Embryo von f\u00fcnf bis fechs Monaten 3 y Unterfucht m\u00e2n aber den menfehlichen Embryo in hinl\u00e4nglich fr\u00fchen Perioden, fo findet man leicht, \u00d6afs er fowohl im Allgemeinen als in Beziehung auf das Nervenfyftem insbefondere weit niedrigere Formen durchl\u00e4uft als es nach jenen Aeufse-rungen wahrfcheinlich ift und h\u00f6chftens findet man das Gefetz beft\u00e4tigt, dafs die niedrigem Formen in dem Maafse fchneller durchlaufen werden als das Thier, im vollkommnen Z\u00fcftande h\u00f6her fteht 3). Nat\u00fcrlich werden auch bald beim menfehlichen Embryo die He-lnifph\u00e4ren verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig gr\u00f6fser als bei andern Embryonen, indem gerade diefes Uebergewicht derfelben entfcheidendes Merkmal des menfehlichen Gehirns ift : allein es giebt eine Periode, wo fie verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zu den \u00fcbrigen Hirntheilen, und das ganze Gehirn zum R\u00fcckenmark auch beim menfehlichen Embryo fo klein find, dafs fich offenbar das menfehliche Gehirn gar nicht von dem Embryogehirn des niedrigften S\u00e4ugthiers unterfcheidet. i Nur* wie gefagt, dauert\nbeim\ni) Pliyfiol. p. ',99-\na) A. a. O. S. 262.\n3) M\u00e8ok\u00e9ls Bei\u00ab, aur vergl. Anat. M. a. H. I. S. s.","page":416},{"file":"p0417.txt","language":"de","ocr_de":"beim S\u00e4ugthier jene Periode fchon darum l\u00e4nger\u00bb weil lieh das Gehirn des S\u00e4ugthiers auch im voll-kominnen Zuftande nicht \u00fcber eine Bildung erhebt, die beim Menfchen nur einem vor\u00fcbergehenden Zuftande zuk\u00f6mmt.\n$\u2022 <53-\nAufser den verfchiedenen Formen, welche das Nervenfyftem durchl\u00e4uft, bietet auch das innere Ge\u00ab webe deffelben fehr bedeutende Entwicklungsverfchie\u00ab denheiten dar. Bekannt ift die Bemerkung, dafs es, Wie alle Gebilde\", anfangs fehr weich ift, und nur all\u00ab m\u00e4hlig erh\u00e4rtet.\nEben fo entwickelt fich auch der Unterfchied zwifchen grauer und Markfubftanz nur mit der Zeit,\nIn den erften Monaten befteht das Gehirn blofs aus einer einfachen, perlfarbenen, grauf\u00f6thlichen oder gelblichen, halbdurchfichtigen Maffe, die fehr deutlich aus K\u00fcgelchen zufammengefetzt ift. Nach dem dritten Monat Geht man durch Erh\u00e4rten im Weingeift diefe K\u00fcgelchen faft deutlicher als in fp\u00e4tern Lebensperi\u00f6den zu Fa fern zufammengefteilt, die vorz\u00fcglich im grofsen Gehirn auf den W\u00e4nden der H\u00f6hle fenkrecht ftehend, fich nach allen Richtungen gegen die Oberfl\u00e4che hin entfalten. Bei mehrern menfeh-lichen Embryonengehirnen aus dem vierten bis fechs-ten Monat habe ich aufserdem die Bemerkung gemacht, dafs die Oberfl\u00e4che des Gehirns aus einer grofsen Menge kleiner, rundlich - eckiger Abtheilungen befteht, welche die Grundfl\u00e4chen eben fo vieler Kegel fdteinen, M, d. Archiv, L 3,\tDd","page":417},{"file":"p0418.txt","language":"de","ocr_de":"auf den -H\u00f6hlenW\u00e4nden auffitzen. Vorz\u00fcglich war dies der Fall bei1 Gehirnen, die entweder nicht fo-(gleich, oder in nicht, hinl\u00e4nglich ftarken Weingeift gethan und nicht geh\u00f6rig erh\u00e4rtet waren. Demnach fchiene auch die Gehirnfubftanz, fo wie die mehrerer andrer Organe, z. B. der Lungen, Leber, Nieren aus mehrern L\u00e4ppchen zufammengefetzt, die anf\u00e4nglich lockerer mit einander verbunden w\u00e4ren Und fp\u00e4ter auf 'die\u00ef\u00e9lhe Weife genauer mit einander verfchm\u00f6lzen.\nMit der Angabe, dafs in den fr\u00fchem Perioden \u00c6pch kein Unterfchied zwilchen grauer und weiiser Subftanz wahrnehmbar ift, kommen auch die Beobach? fangen der Herrn Hri>/iz<'! \u00fcberein. Uni verfilm, l\u00e4gen He, circa omnia, quae hunc in finem inte.rfpeximus, embryonum cerebra dicendum eit, nullam adhuc in iis diftingui einer.iti.em et medullam. . . . Certius iftud a medulla diferimen, poft partuin non femper pari con-fpicitur temporjs fpatio,. fenfirn tantum ienfimquq cortex,,in grifeum \u00e4bit , medulla. In. album. Dann bemerken lie, dafs fie einigen, aber fehwachen, Unterfchied bei einem achtmonatlichen Knaben, bei einem neuaebovnen Kinde das. Mark nicht weifs, fondera wegen der \u2019 Menge feiner Blutgef\u00e4fse hochroth, die Binde fehr bleich gefunden haben I). Damit kommen auch S\u00f6mmerrings a) und meine .Beobachtungen im Allgemeinen \u00fcberein-\ni) L. c. p, a99. ?cp. a) Narfwlehie \u00a7\u2022 3f--","page":418},{"file":"p0419.txt","language":"de","ocr_de":"Bei den fiber die Zeit der Entftehung diefes Un-terfchiedes \u00fcberhaupt und die Zeitfolge., in welcher fich derfelbe entwickelt, angelteil ten Unter fuchungen insbefondere bemerkte ich folgendes.\nBeim neugebornen Kinde ift er im R\u00fcckenmark im Allgemeinen fchon vollkommen fo deutlich entwickelt, als fp\u00e4terhin: nur findet fich hier jetzt noch (wie \u00fcberall, jedoch hier verh\u00e4 1 tnifsm\u00e4fsig weniger), weit mehr graue Subftanz als beim Erwachfenen, und gegen den hintern Umfang liegt auf beiden Seiten die graue Subftanz zu Tage, indem fich ihre Schenkel\u2019bis zur hintern Fl\u00e4che fortfetzen. D\u00ebr untere Theil des: R\u00fcckenmarkes befteht ganz aus grauer Subftanz.\t--\t;\u25a0\t.\nIm Sch\u00e4del unterfcheiden fich das grofse und kleine Gehirn in diefer Periode-, und noch mehr nach Ablauf der erften Lebenswochen bedeutend \u2019 iv\u00f6h einander. Das kleine kommt mehr mit dem R\u00fcckenmark \u00fcberein; indem der Unterfchied zwifchen grauer und weifser Subftanz wegen ft\u00e4rkerer Dunkelheit der erfteren Und hellerer F\u00e4rbung der letzteren viel deutlicher als' im grofsen Gehirn ift, wo man beide, vorz\u00fcglich wegen des grofsen Gef\u00e4fsreichthums der Mark-fubftanz, kaum unterfcheiclet. An den Grunzen fchemt fich der Unterfchied.zuerft zu entwickeln, denn in der Mitte ift die Markfubftanz durch eine anfehnliche Mengs von Blutgef\u00e4fsen grauroth, darauf folgt eine etwas weifsere Schicht, zuletzt die fehr hellgraue Rinde.'\nUm die achte und zehnte Woche nach der Geburt ift der Unterfchied zwifchen grauer und weifser\n.D d 3","page":419},{"file":"p0420.txt","language":"de","ocr_de":"420\nSubftanz im Gehirn weit deutlicher entwickelt ; nur ift verh\u00e4ltnifsm\u00e4ftig immer noch bei weitem mehr gtaue als weifse vorhanden. Auch hier ift im kleinen Gehirn die Rinde. weit dunkler , das Mark viel weifser als ira. grofs\u00e9n: doch find die feinften Verzweigungen, des Lebensbaumes noch nicht markig, auch ift das corpus ciliare verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig gr\u00fcfser als fp\u00e4terhin. In den Hemifph\u00e4ren gelangt man erft durch Spalten von der Tiefe eines Zolles zu v\u00f6llig weifser Subftanz. Gew\u00f6hnlich liegt aufserdem zwilchen ihr und, der an lieh fchon breiten Rinde, noch ein breiterer, ftarkger\u00f6theter Streif. Bisweilen ift der Balken noch ganzgrau, , bisweilen fchon ganz weife. Grau fand ich ihn bei einem zehnw\u00f6chenfe liehen M\u00e4dchen, da \u2019 er bei \u2022 einem, achtw\u00f6client-lichen Knaben fchon weife war. Alle in den H\u00f6hlen befindlichen Theile, auch die Markkiigelchen am Boden der dritten Hirnh\u00f6hle find noch ganz grau. Bei dem erw\u00e4hnten Knaben war auch das Gew\u00f6lbe grau, ungeachtet der Balken.fbhon aus vollkommner M\u00e4rk-ftibftanz beftand. Die vordere Cominiffur ift da, wo die \u00fcbrigen mittlern Theile grau find , etwas heller als fie, doch fchw\u00e4cher und weniger weit als in fp\u00e4T tem Perioden zu vei'folgen. Die hintere ift gew\u00f6hnlich vollkommen weife, vielleicht weil fie fr\u00fcher ent-fteht. Die Hirnfchenkel find an ihrem untern Umfange und in der Mitte ganz weife, \u00fcbrigens gr\u00f6fe-tentheils dunkelgrau, doch verl\u00e4uft auch an dem obern und. \u00e4ufsem Theile ihres Umfangs ein weifser Streif , in welchen fich die Pyramiden fehr deutlich","page":420},{"file":"p0421.txt","language":"de","ocr_de":"fortfetzen! Der Hirnknoten enth\u00e4lt nur an feiner \u00e4ufsern untern Fi\u00e4che deutliches Mark und Ouerftrei-fen, die inwendig undeutlich und nur in fehr gerin-s'er Menge vorhanden find. In den geftreiften K\u00f6rpern find die graue und weifse Subftanz fo deutlich, bisweilen fogar noch deutlicher als fp\u00e4ter von einander verfchieden.\t,\t>\nUm den fechften Monat nach der Geburt habe ich gew\u00f6hnlich graue und Markfubftanz ganz in dem-felben Verh\u00e4ltnis zu einander gefunden, welches das ganze Leben befteht.\nAuch diefer allm\u00e4hlig erft entftehende Unter-fehied zwifchen grauer und Markfubftanz ift befon-ders wegen des Zufammenfallens der Entwicklung des Embryo mit der Entwicklung der Thierreihe merkw\u00fcrdig.\n\u00a7. 64-\nUnterfcheiden fich vielleicht h\u00f6here und niedere S\u00e4ugthiere von einander dadurch, dafs bei jenen die Centraltheile des N\u00e8rvenfyftems fich fr\u00fcher zum voll-kommnen Zuftande' erheben oder wenigftens die fr\u00fchem Periode ichneller durchlaufen, als bei diefen?\nHerr Garns fcheint dies bei Gelegenheit der BM-dungsgefchichte des S\u00e4ugthiergehirns anzudeuten; doch glaube ich wenigftens nicht, dafs diefes Gefetz ohne Einfchr\u00e4nkung f\u00fcr das Erreichen aller hohem Bil-dungsftufen gilt. Wo ich mich bei der vergleichenden Betrachtung der Kaninchen -, i>chaf- und menfcli-lichen Embryonen nicht fehr .geirrt habe, fo tritt zwar","page":421},{"file":"p0422.txt","language":"de","ocr_de":"bei (liefen letztem fr\u00fcher als bei den \u00fcbrigen ein von dem fr\u00fchem abweichendes Gr\u00f6fseverhaltnifs der ver-fchiedenen Theile ein, namentlich bekommen die He-mifph\u00e4ren fr\u00fcher ein bedeutendes Uebergewicht ; allein die innere Ausbildung der Theile fcheirit nicht fr\u00fcher anzufangen und fchneller fortzufchreiten.. Das kleine Gehirn vergr\u00f6fsert und furcht lieh keinesweges fchneller, die W\u00e4nde der Vierh\u00fcgel verdicken lieh, die Hirrjganglien verwachfen unter einander nicht fr\u00fcher als bei den \u00fcbrigen S\u00e4ugthieren, und die H\u00f6hle des R\u00fcckenmarkes fchliefst fich erft nach der Geburt.\n(Der Befehlufs folgt im n\u00e4chften, Hefte.)","page":422}],"identifier":"lit13966","issued":"1815","language":"de","pages":"334-422","startpages":"334","title":"Versuch einer Entwicklungsgeschichte der Centraltheile des Nervensystems in den S\u00e4ugthieren: Fortsetzung des im 1sten Heft abgebrochnen Aufsatzes","type":"Journal Article","volume":"1"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:58.855434+00:00"}