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{"created":"2022-01-31T13:22:27.219234+00:00","id":"lit13992","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Meckel, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 2: 25-78","fulltext":[{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"2u machen. Um \u00fcbrigens an die Steile der Vennti thungen \u00fcber diefen GegCnftand Gfcwifsheit zu fetzen\u00bb depke ich bei oerfttr Gelegenheit IMaafs und Gehalt der von eine\u00bbtmgnetifirten Schlafwachenden ansgeath-meten Luft zu unterhielten; was vielleicht \u00bboch in anderer Beziehung \u00fcber .das eigent\u00fcmliche Lebensver-h\u00e4ltnifs der durch Mesmerfche Behandlung b\u00e9r vor gebrachten Zuft\u00e4nde Auffchlufs giebt.\nII.\nAnatomie des Gehirns der V\u00f6gel. Von A, Meckel.\nOogleich man die ganze Reihe der Thiere nach Ihren in die Augen fpringenden Eigenfchaften in eine gewiffe Anzahl voh Klaffen eintheilt, und als Richt-fchn\u00fcr bei diefer Eintheilung ihre auffallendften Ver-f\u00f6hiedenheiten unter einander annimmt; fo ift doch nicht zu l\u00e4ugnen, dafs es gewiffe Ueberg\u00e4nge giebt, \\Velche hei den meiften diefer Klaffen oder Haufen eine ganz beftimmte Begr\u00e4nzung durch allgemeine Kennzeichen' unm\u00f6glich machen. \u2019Nur die Klaffe der V\u00f6gel und z\u00fcrn Theil auch die gefl\u00fcgelten Infekten in ihrem vollkornmnfen Zuft\u00e4nde find auf eine anziehende Art fltiVch ihr freies Luftleben aus der \u00fcbrigen fchweren Kette d\u00ebr thi\u00eat\u00eefch\u00ebtt Gebilde hervorgehoben, und die V\u00f6gel \"zeigen fich von; allen \u00dcbrigen Thier en fch\u00e4rfer gefchie-den, tinter einander aber mehr \u00fcbereinfthnmend, als di\u00ea; Glieder irgend einer andern Thierklaffe unter lieh. Die Kraft des Darmk\u00e4nals und der Mangel lymphafi-'fcher Dr\u00fcfen befchle\u00fcnigen die Fortfchaffung der Safte 'zirtn Herzen, die grofse Refpirationsfl\u00e4che bildet diefe S\u00e4fte fchnell zu einem vollkommnen Blute um, und dies Blut geht bei ihnen wieder faft ohne alle Mittel-","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\nglieder von Lymphe, Gallerte, Zellgewebe, Knochenmark in die veri'chiedenen Gebilde des K\u00f6rpers \u00fcben Daher erfcheinen bei ihnen dieTheile ohne anatomifche Pr\u00e4paration oft reiner als die der S\u00e4ugthiere auch nach der forgf\u00e4ltigften Reinigung durch das Meffer, daher aber riihrt auch ihre gr\u00f6le Beweglichkeit und Kraft, weil alles zum augenblicklichen Leben Ueberfl\u00fcffige entfernt, und nur in gewiffen Jahreszeiten eine Maffe von Fett angeh\u00e4uft ift, welches jedoch bald wieder ver-fchwindet, und felbft in mehrern Riicklichten die Beweglichkeit unterft\u00fctzt. Um den Satz beft\u00e4tigt zu finden, dafs bei den V\u00f6geln Nerven und Gef\u00e4fse, Muskeln Und Knochen, um kr\u00e4ftige Beweglichkeit zu erlangen, reiner dargeftellt und abgefondert find, als bei irgend einer andern Thierklaffe, hat man nur den Kopf eines Vogels mit dem irgend eines andern Thieres zu vergleichen, denn der Kopf mufste\u2019vorz\u00fcglich leicht feyn, um den Schwerpunct nicht aus der Mitte des K\u00f6rpers zu verr\u00fccken. Die Sch\u00f6nheit der Formen und Farben, das Wunderbare der \u00e4ufsern Bedeckungen, welche wie Pflanzen aus dem Thiere hervorwachfen, aber in ihrer Vollendung in Vergleich mit andern thierifchen Thei-Jen fcbon abgeftorben dennoch am fch\u00f6nften find, und ihre Sch\u00f6nheit faft ewig unverg\u00e4nglich erhalten, machen die V\u00f6gel f\u00fcr den Sammler , ihr Leben und innerer Bau f\u00fcr den Naturforfcher zum anziehendften Ge-genftande feines Strebens, under f\u00fchlt fich noch mehr zu diefer Klaffe hingezogen, wenn er im Fortgange des Forfchens Erleichterungen findet, welche ihm bei keiner andern Thierklaffe zu Theil werden, und zwar deshalb, weil keine Thierklaffe fo viel Uebereinftim-miphg in ihren verfchiedenften Gliedern zeigt, als die der V\u00f6gel- Als Beweis diefes Satzes ift wohl eine blofse Zufammenftellung einiger Beifpiele aus den ver-","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"27\nfchiedenenThierklaffen hinreichend: Nehmen wir n\u00e4jp-lieb auf der einen Seite als die differenteften Glieder in der Klaffe der V\u00f6gel etwa den Edelfalken und den Pinguin oder dje Dronte \u00a3Didus ineptus ) und auf der anr dem Seite die differenteften Glieder einer jeden andern 'jt'hierklaffe, etwa unter den S\u00e4ugthieren den Menfchen pnd Wallfifch, unter den Reptilien die Schildkr\u00f6te und Schlange, unter den Fifchen den fchwimmenden Kopf und den Aal u. f. w., fo ift auffallend der Abftand die-fer -Gegenf\u00e4tze bei den V\u00f6geln geringer als bei irgend einer andern der angef\u00fchrten Klaffen von Wirhelthieren, lihd es ift von felbft einleuchtend, dafs in eben dem Maafse auch die vergleichende Anatomie diefer Klaffe einfacher feyn wird als die der \u00fcbrigen, da die augen-fcbeinlichen grofsen Verfchiedenheiten im Aeufsern immer von \u00e4hnlichen im Innern begleitet find.\nWir k\u00f6nnen alfa, da die Abweichungen hier weniger betr\u00e4chtlich find, die Anatomie der V\u00f6gel mit geringerer M\u00fche zu einer gewiffen Vollft\u00e4ndigkeit bringen , als dies bei andern Thierklaffen m\u00f6glich ift, aber wir k\u00f6nnen fie auch eben deswegen um fo genauer auf-ftellen, da fich in einer jeden Art gewiffermafsen die ganze Klaffe fpiegelt, und durch eine folche genaue Anatomie erhalten wir nun einen feften Pun\u00e7t, welcher die am allgemeinften verbreitete Klaffe unter den Wir-belthieren beftimmt, auf den wir dann h\u00f6here und jniedere Formen mit Sicherheit beziehen, und nach dem wir \"die Abweichungen erkl\u00e4ren k\u00f6nnen.\nDer verewigte Reil \u00fcbertrug mir die genaue Anatomie des Gehirns der V\u00f6gel, und ich habe unter feiner Leitung nach Kr\u00e4ften diefen Auftrag ausgerichtet.\nReil war in allen feinen Unternehmungen grols, und wo die Kr\u00e4fte eines Einzigen nicht ausreiphten, 4a nahm er fremde H\u00e4nde zu H\u00fclfe, welche, fich auch","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"0\n\u00a33S\t*^**-\u00ab\u2014\u25a0T*'\u201c**\nza feinen ftets guten und die Wiffenfchaft erhebenden Zwecken immergera darboten. Das Wefen diefesMarines war die h\u00f6chfte Befcheidenheit und Freundfchaft unter -Gleichgefinnten, aber Hafs und Stolz gegen kleinliche Selbftfucht b\u00e9i Aus\u00fcbung der Wiffenfchaft und gegen Eitelkeit und D\u00fcnkel welche er als urfpriinglich dem Deutfchen fremd nebft vielen andern \u00fcebeln vom franz\u00f6fifchen Volke auf ihn \u00fcbergegangen glaubte 1 ).\nReils Plan bei der Anatomie des Gehirns ging zwar langfatn aber ficher zum Ziele hin. Erft wollte er aufs Genauefte die Anatomie von einer Menge ver-fchiedener Thier-Hirne in einer ftufemyeifen Reihe haben, und dann am Ende durch Zufammenftellung fichere Refuitate \u00fcber die Formen und die ihnen entfprechen-den geiftigen Eigenfchaften herausfinden, aber fein Streben unterbrach der Tod im Berufe einer hohem Pflicht. Carus hatte denl\u2019elben Plan und f\u00fchrte ihn gewifs zum bedeutenden Vortheile der Wiffenfchaft auch zu Ende, jedoch nicht fo, dafs nicht in mehrern Zweigen diefes Theils der Wiffenfchaft noch L\u00fccken \u00fcbrig geblieben w\u00e4ren, welche zum Tbeil auch eine Vergleichung diefer Arbeit mit dem, was Er \u00fcber das Gehirn der V\u00f6gel fagt, einigermafsen nachweifen wird, und welche bei einem fo weit umfaflenden in wenig Jahren ausgef\u00fchrten Plane wohl unvermeidlich waren.\nDie Zeichnungen, weicheich zur Erl\u00e4uterung angefertigt' r habe, find in jedem Durchmeffer doppelte Vergr\u00f6fserungen, und wo dies nicht der Fall ift, habe ich es befonders angemerkt. Die Vergr\u00f6fserung hielt ich, der nat\u00fcrlichen Kleinheit wegen, welche mich h\u00e4ufig zum Gebrauche der Linfen n\u00f6thigte, f\u00fcr n\u00fctzlich ; weil\nl) M\u00f6ge leine Gefinnnng unter allen Gelehrten einheimifch werden, und ihnen die h\u00f6chfte Befcheidenheit in Beurtheilung verdienftvoller M\u00e4nner, vorz\u00fcglich ihres Vaterlandes, geben.","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"29\nes lehr (chyv\u00dfi ift, Sachen, die man durch Vergr\u00f6fse-tung deutlich fleht, ohne diefe richtig darzuftellen. XJm mich in dem, was ich fah, nicht zu t\u00e4ufchen, habe ich theils jedesmahls mehrere Gehirne bei der Hand gehabt, theils frifche und in Alkohol erh\u00e4rtete verglichen, theils auch h\u00f6here und niedere Thier-Hirne daneben gelegt, um auch fchwache Andeutungen, welche bei dielen vielleicht deutlicher ausgefprochen waren, nicht zu \u00fcberfeheu.\nDas Gehirn der GanS eignet fleh theils wegen der H\u00e4ufigkeit und Allgemeinheit diefes Vogels, theils wegen der Menge von Markfubftanz im Verh\u00e4ltnifs Zur grauen Malle, und vorz\u00fcglich wegen der gr\u00f6lsern Deutlichkeit der Theile mehr als irgend ein andrer Vogel zur Grundlage bei dielen Unterfuchungen, und ich gebe daher feine Befchreibung als Richtfchnur, ohne jedoch Abweichungen, welche ich bei diefem oder jenem Theile in verfchiedenen V\u00f6geln gefunden habe, zu \u00fcbergehen.\nBei einem fo kleinen Gehirn als die V\u00f6gel unifies Landes uns bieten, ift die genaue Entwicklung der innern Organifation mit noch gr\u00f6fsern Schwierigkeiten Verbunden als bei den Gehirnen h\u00f6herer Thiere, wo die gr\u00f6lsere Malle, welche durch Anwendung von chemi-fchen Mitteln leicht eine feftere Befchaffenheit annimmt, die Zergliederung durch mechanifche Handgriffe offenbar weniger mifslich macht. Aufserdem wird durch Anwendung von folchen chemifchen Mitteln die Oberfl\u00e4che des Gehirns zerft\u00f6rt oder wenigltens unkenntlich gemacht, dagegen die dar\u00fcber liegende Gef\u00e4fshaut noch verh\u00e4rtet, fo dafs man nachher bei Wegnahme dcrfelben lehr leicht die feinen Theile zerft\u00f6rt.\nAus dielen Gr\u00fcnden ift die m\u00f6glichft genaue An-ficht der \u00e4ufsern Fl\u00e4chen d#s Gehirns der V\u00f6gel als die","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"30\nGrundlage der Befchreibung feiner ganzen Conftruction anzufehen, wie es auch von allen Anatomen bisher ge-fehehen ift, aber die Unterfuchung \u00fcber die Verthei-lung der Fafern nach chemifcher Vorbereitung mufs ihr zur Seite gehn , und diefe ift bisher noch ganz ver-nachl\u00e4ffigt worden. Ich habe nach beiden Methoden eine fehr bedeutende Anzahl yon Vogelgehirnen unter-fucht, und wenn das, was ich an allen gefunden habe, und jetzt als an Einem vorkommend, der Reihe nach befchreiben werde, nicht am Erften Beften, welches man zur Vergleichung \u00f6ffnen wollte, vereinigt vorkommt; fo bedenke man, dafs an keinem Einzelnen alle Vollkommenheiten der Art Vorkommen, dafs bald diefer, bald jener Theil hervorgehoben oder zur\u00fcckgedr\u00e4ngt ift.\tN\nGrundfl\u00e4che des G\u00e4nfegehirns.\nUm diefe, als den wichtigften Theil der Oberfl\u00e4che richtig darftellen zu k\u00f6nnen, habe ich weder Zeit noch M\u00fche gefpart um eine grofse Menge von Gehirnen unter einander zu vergleichen, die mittlern Dimenfionen und die deutlichften Grenzen der einzelnen Theile unter einander genau ausfindig Zu machen. Hatte ich Dies und Jenes im Einzelnen genau ; fo zeichnete ich es fogleich auf, und aus diefen Skizzen entlehnte ich nachher die Zeichnung der ganzen Grundfl\u00e4che, welche ich alfo wegen ihrer Genauigkeit der Befchreibung zu Grunde legen kann.\nMan fieht auf ihr von den 7 Hauptmaffen, welch# das Vogelgehirn bilden, den beiden Hemifph\u00e4ren, der hypophyfis, den beiden Vierh\u00fcgeln, dem kleinen Gehirn und dem verl\u00e4ngerten Marke, theils gr\u00f6fsere theils kleinere Fl\u00e4chen, deren Befchreibung ich jetzt in der","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"---------- 31\nReifte v.on hinten nach vorn verfolgen, und daher mit der Bafis des verl\u00e4ngerten Markes -anfangen werde.\nDiele (Fig. I.) ift im Ganzen l\u00e4nglich oval, nach vorn durch die Vierh\u00fcgel und Sehnerven, ( Fjg. 1.18.19.) nach hinten durch eine fchwache Furche, welche es vom R\u00fcckenmarke unterfcheidet, ( Fig. I. 2.) begrenzt. Die elliptifche Form ift in der hintern H\u00e4lfte ziemlich regelm\u00e4fsig, in der vordem aber, deshalb von diefer Geftalt abweichend , weil fie durch die R\u00e4nder der dar\u00fcber liegenden Theile, nach hinten der Vierhiigel, nach vorn der Sehnerven und des Hirnanhangs (Fig. I. 21.) keineswegs aber durch eine Eigent\u00fcmlichkeit der Structur des verl\u00e4ngerten Markes felbft, beftimmt wird. Den \u00e4ufsern Rand der hintern H\u00e4lfte bildet der an diefer Stelle hervortretende ftarke Nerve des 5ten Paares, (Fig. I. 3.) der hintere abgerundete Rand, der das verl\u00e4ngerte Mark vom R\u00fcckenmarke fcheidet, (Fig. I. 2.) ift nicht, wie beim Menfchen, ein blofs gedachter, fondern aufserdem dafs hier beide, R\u00fcckenmark und Verl\u00e4ngertes Mark einen ftarken Winkel bilden, welcher den Rand des Hinterhauptloches aufnimmt, ift die Grenze auch dadurch ziemlich beftimrut angegeben, dafs die grofse Verdickung des verl\u00e4ngerten Markes ziemlich fchnell aufh\u00f6rt, und ungef\u00e4hr auf die H\u00e4lfte des Durchmeffers im R\u00fcckenmarke, finkt. Einige Abnahme ift zwar auch noch an dem obern Theile des hier anfangenden R\u00fcckenmarkes fichtbar, doch ift diefe weit weniger auffallend, als an dem zun\u00e4chft hegenden Theile des verl\u00e4ngerten Markes, und ein folcher all-m\u00e2hl\u00eeger Uebergang, welcher uns bei den S\u00e4ugethie-ren berechtigt, das verl\u00e4ngerte Mark willkfihrlich fo weit es uns gef\u00e4llt, fortlaufen zu laffen, und \u00e9ine ge-wiffe Anzahl von Nerven aus ihm herzuleiten, findet hier nicht Statt. Von diefern Rande nun (Fig. I. 3.)","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"bis zur Mitte der BaSs des verl\u00e4ngerten Markes gehen auf beiden Seiten zwei Markftr\u00e4nge-fort, die Wurzeln des 5ten Nerven (I. 3.) welche ich hier befchreiben werde, weil fie der hintern H\u00e4lfte diefer Bafis eigen-th\u00fcmlich find. Diefer Nerve entfteht, wie bei den S\u00e4ugthieren aus einer grofsen hintern und \u00e4ufsern, (L 13.) und aus einer kleinen (I. 14.) vordem und jnnern Portion, welche in ihrem Urfprunge fchon ver-fchieden, nach ihrem Austritte aus der Gehirnmaffe fo liegen, dafs die kleinere, von beiden Seiten flach konvexe von einer leichten Furche der gr\u00f6fsern ausgenommen wird. Beide Portionen find von ihrem Austritte aus dem Marke an , deutlich gefafert, doch kann man bei frifchen Gehirnen die Faferung nicht abw\u00e4rts in das verl\u00e4ngerte Mark hinein verfolgen. Nimmt man aber ein in Alkohol verh\u00e4rtetes Gehirn, und hebt die grofse Portion des Nerven Von vorn her mit einem ftumpfen Meffer auf ; fo fch\u00e4lt fich mit ihr fortgefetzt ein dicker Strang im verl\u00e4ngerten Marke aus, den man f\u00fcr die Wurzel des Nerven halten mufs, weil er durch Spaltung des Nerven ebenfalls in mehrere B\u00fcndel gefpaltet W\u00f6rden kann. Verfolgt man diefe Wurzel ; fo fieht man, dafs fie fich nach hinten zu a\u00fcf die obere Fl\u00e4che des verl\u00e4ngerten Markes herumfchl\u00e4gt, und nun noch als ein bedeutender Strang in das R\u00fcckenmark \u00fcbergeht. Die Grenzen diefes Stranges (Fig. I. 3.) fieht man, hei giinftigen frifchen Gehirnen, fo von aufsen nach oben und hinten verlaufen, wie es die Figur zeigt.\nAnders verh\u00e4lt es fich mit der kleinen Portion des Nerven, welche fenkrecht in ein Fafer-B\u00fcndel des verl\u00e4ngerten Markes eindringt, weichesich jetzt befchreiben werde, und hier der Kleinheit wegen fehr bald rcrfchwindet. Dies Markb\u00fcndel (Fig. 1. 4.) ift ebenfalls","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"33\nfalls bei frifchen Gehirnen fichtbar, nach aufsen durch die Wurzeln des 5ten Nerven,, nach einer parabolifchen, in das R\u00fcckenmark hinabfteigenden Linie bezeichnet, l\u00e4fst \u00dfch jedoch auf keine Weife fo deutlich f\u00fcr fich dar-ftellen, wie das zuerft befchriebene, die grofse Wurzel des 5ten Nerven. Mit diefer hat es zwar nur durch wenige Fafern einen deutlichen Zufamtnenhang, aber es geht in mehrere andere, in der Folge zu befehrei-bende B\u00fcndel fo \u00fcber, dafs man es von ihnen nicht trennen kann, ohne eine Menge Fafern zu zerfl\u00fcren, und dafs nur in feiner Mitte der Verlauf feiner Fafern fichtbar wird, wie lie, vom R\u00fcckenmarke nach vorn verlaufend, allm\u00e4hlig immer mehr von der Mittellinie abweichen, dann i'chnell in parabolifcher Form dicht um den Urfprung des 5ten Nerven nach oben hinauf-fteigen, und fich hier in dem Marke der Hirnfchenkel verlieren. Aus diefem Markb\u00fcndel, welches mit dem von Reil mit dem Namen der Schleife belebten. Analogie zu haben fcheint, entfpringen Zwei Nervenpaare, der Hypogloffus (Fig. 1. 7.) und Facialis (Fig. I. 12.) ganz, und der Trigeminus zum Theil, n\u00e4mlich, wie wir oben fahen, feine kleinere Wurzel (Fig. I. 14.). Der Hypogloffus gleicht in Urfprunge ganz dem erften Halsnervenpaare (Fig. I. 1.), kommt aus demfelben Markftrange und entfpringt eben fo mit einer Menge feiner W\u00fcrzelchen, welche zu 2 oder 3 vereinigt immer ein St\u00e4mmchen ausmachen, deren 4\t6 exiftiren, Und durch ihr Zufammentreten den\nNervenftamm bilden, von dem man noch die Spuren, der Fafern erkennt. Die Stelle feines Urfprungs ift die Grenzlinie zwifchen verl\u00e4ngertem und R\u00fcckenmarke.\nDer Nervus facialis kommt in der Art des Ur-iprungs ganz mit der kleinen Portion des f\u00fcnften \u00fcberein, geht an der Stelle ans der Schleife hervor, wo M. d. Archiv, IL I,\tD","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\ndiefe unter der grofsen Wurzel des f\u00fcnften hindurch gehet, und fich nach oben wendet, und liegt gleich bei feinem Heraustreten aus der Maffe dicht neben dem Geh\u00f6rnerven. Seine Wurzeln laffen fich nicht weit in die Schleife hinein verfolgen, gehen aber wenigftens aus der Oberfl\u00e4che fenkrecht hervor.\nVerfolgen wir die Bafis des verl\u00e4ngerten Markes nach der Mittellinie zu ; fo erfcheint ein neues Markb\u00fcndel (Fig. I. 5.), vom innern Rande des vorigen und einer diefem \u00e4hnlichen parabolifchen Linie begrenzt, zwifchen welchen beiden es vom R\u00fcckenmarke nach vorn verlaufend allm\u00e4hlig, wie das vorige, breiter wird, und fich endlich gegen die Vierh\u00fcgel nach aufsen und oben wendet, um fich in ihnen auf eine eigne unten zu befchreibende Art feh\u00e7 fch\u00f6n zu endigen. Dies B\u00fcndel ift der eigentliche Urfprung des Sehnerven, denn er entfpringt aus den Vierh\u00fcgeln, und die Vierh\u00fcgel wach-fen aus diefem Markftrange hervor. Unmittelbar aber kommt noch der fechfte Nerv (Fig. I. 16.) aus diefer Markfubftanz und zwar grade fo wie der Hypogloffus aus der Schleife, mit vielen Wurzeln, die in 3 \u2014 4 F\u00e4den vereinigt zum gemeinfchaftlichen Stamme zufam-mentreten, welcher bei der Gans der d\u00fcnnfte Nerven-ftamin iit.\nJetzt bleibt unter den Markb\u00fcndeln auf der Bafis des verl\u00e4ngerten Markes nur noch die Befchreibung der Pyramiden \u00fcbrig, welche, wie bei den S\u00e4ugthieren, auf beiden Seiten der Mittellinie zun\u00e4chft liegen. Viele Schriftfteller haben fie den V\u00f6geln abgefprochen, welches in R\u00fcckficht auf ihr Wefen, als Anf\u00e4nge der Hirn-fchenkel, uurichtig ift, die \u00fcbrigen haben lie wenigftens noch nicht befchrieben, ob fie gleich unter die wichtigften Theile des Gehirns geh\u00f6ren. Freilich k\u00f6nnen wir, da die Br\u00fccke fehlt, nicht erwarten, dafs","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"wir fie fo deutlich unter ihr hervortreten fehen, wie beim Menfchen, indeffen als Fortfetzung der Hirnfchen-\u2022kel find lie da, und auch bei guten Gehirnen deutlich \u25a0begrenzet. Unter den Sehnerven lieht man die ilirn-fchenkel (Fig. I. 6.) als eine grofse Markfubftanz her-vertreten und nach hinten zu pyramidenf\u00f6rmig immer d\u00fcnner werden, fo dafs fie lieh als feine F\u00e4den neben der Mittellinie felbft zuweilen bis in das R\u00fcckenmark hinab verfolgen laffen. Sie liegen in der Mittellinie an einander, durch Gef\u00e4fshaut verbunden, ohne eine Spur von Kreuzung, welche doch beim Menfchen fo gewifs vorhanden ift, nach vorn aber, am Urfprunge des dritten Nerven, wo man fie nach der Analogie der hohem Thiere fchon Hirnfchenkel nennen mufs, durch eine Schicht grauer Subftanz von einander getrennt. Aus diefer grauen Subftanz, welche hinter und unter der dritten Hirnh\u00f6hle liegt, entfpringt das dritte Nervenpaar, fo dafs feine Wurzeln von beiden Seiten in der Mittellinie des Gehirns an einander liegen, und blofs durch Gef\u00e4fshaut getrennt find. Sie treten an der hintern Spitze der Hypophylis hervor, und wenn man das Gehirn mit wenig Sorgfalt aus dem Sch\u00e4del nimmt, fo reifsen fie ab und der Stumpf lieht aus wie die Markk\u00fcgelchen beim Menfchen, welches wirklich einige Sch rift-fteller fo get\u00e4ufcht hat, dafs fie den V\u00f6geln die Corpora candicantia gaben, ohne dafs fie einen Fornix nachwie-fen, von dem fie doch herkommen miifsten.\nDie \u00fcbrigen Nerven , welche noch am verl\u00e4ngerten Marke liegen, deren Urfprung jedoch bei Befchrei-bung feiner Bafis nicht angegeben werden kann, find der patheticus, facialis, acufticus, gloffopharyngeus, vagus, und accefforius. Von ihnen will ich jetzt nur den Ort angeben, wo man fie der Bafis zun\u00e4chft hervorgehen fieht.","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\nDer vierte Nerv (Fig. I. 15.) liegt immer in der Furche zwilchen dem verl\u00e4ngerten Marke und den Vierh\u00fcgeln. Den facialis (Fig. I. 12.) findet man, wenn man vom trigeminus etwas nach oben und hinten geht, dicht neben ihm liegt dann auch der acufticus (Fig.I.11). Dicht neben diefern folgen dann von vorn nach hinten, durch eine grofse Menge von Markf\u00e4den kenntlich, der glofiopharyngeus (Fig. I. 8-), vagus (Fig. I. 10.), und endlich der accefforius (Fig. I. 9.), den man als einen d\u00fcnnen Faden bis tief in den R\u00fcckenmarks - Kanal verfolgen kann.\nIch gehe nun zur Betrachtung der untern Fl\u00e4che der Sehnerven und Vierh\u00fcgel \u00fcber, welche fich fogleich durch ihre gl\u00e4nzend weifse Farbe vor allen Theiien des Gehirns kenntlich machen. D\u00eeefe (Fig. I. 18.) erfchei-nen auf der Grundfl\u00e4che als ovale, vollkommen glatte, mit ihrem l\u00e4ngften Du'rchmeTfer von vorn und innen nach hinten und aufsen gewandte H\u00fcgel, auf deren Oberfl\u00e4che man bei genauer Betrachtung ein auiserlt fchones Gewebe tier feinften Markfafern fleht, deren Richtung irn Ganzen der des l\u00e4ngften Durchme&rs gleich l\u00e4uft, und die nach hinten zu immer d\u00fcnner werden, fo dafs man hier zwilchen ihnen deutlich kleine Infein von grauer Subfl anz Unterfcheidet, die fielt aber gegen den Sehnerven hin immer mehr vereinigen und in ihn felhft \u00fcbergehen. Diefer (Fig. I. 19.) wendet fich bald nach feinem Austritte aus den Vierh\u00fcgeln durch eine Geni-culation nach innen, fo dafs beide faft gerade gegen einander laufen, und lieh auch in der Mittellinie des Gehirns zu vereinigen fcheinen. Diele Vereinigungsftelle fchneidet man gew\u00f6hnlich beim Herausnehmen des Gehirns aus der Sch\u00e4delh\u00f6hle durch, und ich betrachte daher diefe Schnittfl\u00e4che (Fig. I. 20.) als zur Bafis des Gehirns geh\u00f6rig. Sie ift oval und beliebt, dem erften","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"37\nAnfcheine nach , aus Streifen von verfchieclener Sub-ftanz, welche in der Richtung der Sehnerven von einer Seite zur andern quer \u00fcbergehen, in der Mitte des Ovals l\u00e4nger und grade, nach dem vordem und hintern Rande hin abnehmend und etwas gebogen find. Sie liegen fo begrenzt, als wenn man die Finger der einen Hand in die Zwifchenr\u00e4ume je zweier Finger der andern Hand 11 eckt (Fig. III.) und es find bei der Gans J5 bis 16, bei der Kr\u00e4he, wie die Figur zeigt, gegen go folcher Streifen , welche das Eigene haben, dafs fie ihre Farbe ver\u00e4ndern, je nachdem das Licht von verleih eden en Seiten darauf f\u00e4llt, fo dafs fie bald grau, bald weifs erfcheinen. Ihre Entftehung wird unten n\u00e4her angegeben werden., und ich bemerke hier nur noch* dafs diefe ovale Durchfchnittsfl\u00e4che ungef\u00e4hr um die H\u00e4lfte gr\u00f6fser als der Ouerdurchmeffer eines jeden Sehnerven vor der Kreuzung , dafs. fie aber wenigitens doppelt fo grofs. ift als der Durchmefier eines jeden Sehnerven nach der Kreuzung, weil fich die Maffe eines jeden Nerven an diefer Stelle nicht ver\u00e4ndert.\nGleich hinter und unter diefer Kreuzungsftelle liegt der Hirnanhang, die Hypophyfis, Fig. I. 21. Sie ift beim erwachfenen Menfchen klein, bei Embryonen gr\u00f6fser, und erfcheint \u00fcberhaupt in den Wirbel-thiereu immer gr\u00f6fser, je niedriger das Thier ift, in den V\u00f6geln gr\u00f6fser als den S\u00e4ugethieren, in den Reptilien, aber vorz\u00fcglich den Fifchen noch gr\u00f6fser.\nUeber ihre Verrichtung giebt es mancherlei Meinungen, welchen ich noch eine beizuf\u00fcgen wage. Wenn ich ihre Lage im Sattel des Keilbeins, umgeben von einer grofsen Menge Arterienbluts, ihre Verbindung mit der ganzen Innern Oberfl\u00e4che des Gehirns durch den Trichter, die Menge von Gef\u00e4fsen in ihrem Innern, ihre Zunahme abw\u00e4rts in der Thierreihe, und ihre be-","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\ntr\u00e4chtliche Gr\u00f6fse in den Fifchen, deren Gehirn in der Bildung fo fr\u00fch gehemmt ift, bedenke: fo vermuthe ich eine Analogie zwifchen ihr und denen Organen des F\u00f6tus, welche zu feiner Bildung beftimmt find, vorz\u00fcglich Dotterfack und Allantois. Dafs der Trichter, \u2022welcher hiernach -\u201cfnit dem Ductus vitello - inteftinalis und Urachus \u00fcbereink\u00e4me, nicht ganz hohl ift, und alfo die Nahrungsfl\u00fcffigkeit nicht in die Hirnh\u00f6hlen \u00fcberf\u00fchren k\u00f6nnte, beweift nichts dagegen, denn die Darinzotten find auch nicht hohl, und faugen doch ein. Grunde f\u00fcr meine Meinung finden fich leicht.\n1)\tBekannt ift die Analogie zwifchen Darmkanal, Genitalien und Gehirn. Warum f\u00fcllte das Gehirn nicht auch auf \u00e4hnliche Art gebildet und ern\u00e4hrt werden, und des Theiles beraubt feyn, welcher jenen beiden Organen ihre Entftehung gjebt?\n2)\tDie Lage der Hypophyfis vor dem Gehirn und vor feiner Mitte kommt ganz mit der Lage der Allantois und Tunica erythroides \u00fcberein.\n3)\tIhre Verbindung mit dem Gehirne ift dem Zu-fammenhange jener beiden Bildungsh\u00e4ute mit dem K\u00f6rper fehr \u00e4hnlich. Der Darmkanal und die Blafe ziehen fich gegen diefelben in einen fpitzen Fortfatz aus, wie die dritte Hirnh\u00fchJe in den Trichter.\n4)\tDie Contenta kommen in vieler R\u00fcckficht mit einander \u00fcberein, die Hypophyfis zeigt zuweilen H\u00f6hlen, die mit Lymphe angef\u00fcllt find, in den Hirnh\u00f6hlen, vorz\u00fcglich der Embryonen, ift immer etwas Lymphe.\n5)\tSie ift wie alle diefe Organe von grofsen Ge-f\u00e4fsen umgeben.\n6)\tBei niedern Thieren, wo die Hirnbildung in Vergleich mit dem Menfchen noch unvollendet ift, ift auch die Hypophyfis grofs und belebt, beim Menfchen","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"39\ndagegen ift fie mehr ein abgeftorbener Theil, fo wie bei ihm auch die Allantois wenigftens fehr unbedeutend ift.\n7)\tAus ihrer in allen Thieren beft\u00e4ndigen Verbindung mit allen Hirnh\u00f6hlen hat man fchon immer auf eine Ern\u00e4hrungsbeziehung gefchloffen, warum foil fie nicht eben fo wohl die Ern\u00e4hrungsfl\u00fcffigkeit einf\u00fchren, als die Refidua der Ern\u00e4hrung abf\u00fchren?\n8)\tIhre Subftanz kommt in niedern Thieren, vorz\u00fcglich auffallend in den Fifchen, mit der grauen Subftanz des Gehirns \u00fcberein, beim Menfchen, als der vol-lendetften Form ift fie bedeutend davon verfchieden. So ift auch im fr\u00fchen Embryo dieNabelblafe und Allantois den mit ihr zufammenh\u00e4ngenden Organen im K\u00f6rper \u00e4hnlich, und erft fp\u00e4terhin, wo fie abfterben, davon verfchieden.\n9)\tDa fie in den Fifchen, Reptilien und V\u00f6geln der grauen Subftanz \u00e4hnlich ift, und man diefe als die ern\u00e4hrende anfieht, warum will man grade der Hypo* pliyfis die Einfaugung \u00fcbertragen?\nDie Hypophyfis ift bei den V\u00f6geln h\u00e4rter als die Markfubftanz, und r\u00f6thlicher als die graue, bei den Fr\u00f6fchen kommt fie ziemlich, bei den Fifchen ganz mit der grauen Subftanz \u00fcberein.\nBei der Gans ift fie ungef\u00e4hr ^\u00f6\u2019 \u2122 Frofche etwa 1, bei den Fifchen oft eben fo grofs als jeder Vierh\u00fcgel, ihre Form bei den V\u00f6geln l\u00e4nglich von vorn nach hinten. Ihre Subftanz variirte bei der Gans, bald war fie k\u00f6rnig, wie eine Speicheldr\u00fcfe, bald gleichf\u00f6rmig r\u00f6thlich, bald im Umfange heller als in der Mitte. Einigemal fah ich auf jeder Seite einen bedeutenden Markfaden von ihr zum dritten Nerven gehen, hohl habe ich fie nicht gefunden, doch ift der Trichter bis dahin hohl, wTo er fie ber\u00fchrt.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nIch komme jetzt zur Befchreibung der Bafis des grofsen Gehirns, und bemerke, dafs wie das grofse Gehirn \u00fcberhaupt, fo auch feine Grundfl\u00e4che unter allen Theilen des Gehirns bei den V\u00f6geln die meiften Ver-fchiedenheiten in der verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsigen Gr\u00f6fse zeigt, welche ihre einzelnen Theile' bei verfchiedenen Arten zu einander haben, obgleich diefe Theile, welche ich weiterhin befchreiben werde, bei allen Individuen con-ftant Vorkommen. Ich w\u00e4hle auch hier die Bafis des G\u00e4nfegehirns, weil an ihm nichts fehlt, was andre V\u00f6gel auch haben, und weil manches wegen der.voll-kommnern Entwicklung deutlicher ausgedr\u00fcckt ift.\nIhre Geftalt kommt nach vorn ira Allgemeinen bei allen V\u00f6geln mit der bei den S\u00e4ugethieren \u00fcberein, nach hinten aber unterfcheidet fie fich wefentlich dadurch ,. dafs die grofsen Vierh\u00fcgel den ganzen hintern Rand und auch einen Theil der Bafis felbft verftecken, jedoch einen Theil, welcher einf\u00f6rmig graue Maffe ift, und keiner Befchreibung bedarf, w\u00e4hrend dagegen der freiliegende Theil der Bafis des grofsen Gehirns wegen mehrerer fehr wichtiger, auf ihm fichtbarer Theile eine befonders genaue Befchreibung verdient.\nIch mache den Anfang mit dem Markb\u00fcndel der Sylvifchen Furche. Diele Furche felbft liegt, wie bei den S\u00e4ugethieren, im \u00e4ufsern Rande des grofsen Gehirns, und trennt hier den vordem Lappen vorn hintern. Auf dem Grunde diefer Furche bemerkte Reil beftandig bei allen Gehirnen der S\u00e4ugthiere ein ftarkes Markb\u00fcndel, welches quer \u00fcber fie hinlief, und fich nach hinten und vorn in die \u00fcbrige Maffe des Gehirns verlor. Die-fem, wie ich glaube, analog kommt im Gehirn der V\u00f6gel ein Markftrang vor, \\velcher fich auf der Bafis des grofsen Gehirns ftets und in allen Arten von V\u00f6geln unter allen Theilen der Bafis durch feine weifse Farbe am","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"41\ndeutlichften zeigt. Denn man lieht bei einem jeden Vogelgehirne ziemlich parallel mit feinem \u00e4ufsern Rande einen weifsen Streifen, welcher vorn von der Gegend des Corpus mammillare anf\u00e4ngt, und fich bis dahin l\u00e4ngft dem \u00e4ufsern Rande des Gehirns erftreckt, wo fich diefer in den hintern umbiegt, ln diefer einfachen Form erfcheint dies Markb\u00fcndel bei den allermeiften. V\u00f6geln, aber etwas verwickelter ift es bei der Ente und Gans, weil diefe \u00fcberhaupt in R\u00fcckficht des grofsen Gehirns unter den V\u00f6geln unferes Landes am h\u00f6chsten ftehen.\nBei ihnen liegt die Hauptmaffe diefes B\u00fcndels (Fig.I.24.) deutlich in der Gegend der Foffa Sylvii (23) und verbreitet fich von hieraus vorz\u00fcglich nach vorn und hinten, nach vorn faft in allen Richtungen zum ganzen Rande derBafis, fo dafs die Fafern zum Theil auf der innern Fl\u00e4che der grofsen Hemifph\u00e4ren (Fig.II. 34.) und der innern Fl\u00e4che des Corpus mammillare (II. 3 1.), zum Theil am ganzen \u00e4ufsern Umfange der vordem Lappen des grofsen Gehirns zum Vorfchein kommen, und fich hier erft in die graue Maffe verlieren. Ihr Verlauf ift bogenf\u00f6rmig, fo dafs das Ganze einem B\u00fc-fchel feinen Gr\u00e4fes gleicht, deffen Bl\u00e4tter fich, je mehr fie nach aufsen liegen, defto mehr durch eigne Schwere kr\u00fcmmen, je mehr nach innen liegend, defto mehr grade ftehen, und fich nach unten allein einen faferi-gen Stamm vereinigen, das Markbiinclel der Foffa Sylvii, \u2018Fig. I. 24-), von welchem dann nach hinten zu weniger auffallend und kleiner eine Anzahl Fafern ausgehn, welche man der Wurzel vergleichen k\u00f6nnte. Sie geht auf dem hintern Lappen des grofsen Gehirns aus der Gegend der Foffa Sylvii am \u00e4ufsern Rande undeutlich faferig fort, und verliert fich ganz unmerklich fehl\u201c bald in die graue Subftanz.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"42\nDies Markb\u00fcndel der Sylvifchen Grube ift keine unmittelbare Fortfetzung der Hirnfchenkel, fondern es liegt in einer jeden Hemifph\u00e4re, und verbindet ihren hintern und vordem Theil eben fo wie der Balken und die \u00fcbrigen Commiffuren die beiden Hemifph\u00e4ren. Der Geruchsnerv zieht von ihm einige Fafern, und ich \u2022werde deshalb fogleich feinen Urlprung hier angeben.\nScarpa befchreibt ihn in feinen Unterfuchungen \u00fcber die Organe des Geruchs und Geh\u00f6rs mit folgenden Worten : \u201e Beide Hemifph\u00e4ren geben nach vorn den zwiebel\u00e4hnlichen Fortfatz ab, an welchem, als an einer St\u00fctze, die Geruchsnerven auswendig befeftigt find und aufliegen, deren Anf\u00e4nge, welche fich durch einen wei-fsen Glanz von den grauen Fortf\u00e4tzen unterfcheiden, offenbar auswendig an der Ba\u00fcs diefer Fortf\u00e4tze verlaufen, und, allrn\u00e4hlig zu gr\u00f6fsern Faferbiindeln vereinigt, den Stamm des Geruchsnerven bilden. An dem Orte, wo die Nervenf\u00e4den in einen Stamm zufammentreffen, nehmen fie die ftumpfe Spitze des Proceffus mammillaris wie in einer eignen H\u00f6hle auf, und find durch die Ge-f\u00e4fshaut mit ihnen verbunden, fo dafs fie bei forgf\u00e4ltiger Behandlung ohne Zerreifsung von ihnen getrennt werden k\u00f6nnen. Merkw\u00fcrdig ift es, dafs bei allen Thieren die Geruchsnerven von einer eigenth\u00fcmlichen Markfub-ftanz des grofsen Gehirns, keinesweges aber vom verl\u00e4ngerten Marke kommen.\u201c\nDiefe Befchreibung ftimmt im Wefentlichen mit dem, was ich gefehen habe, \u00fcberein, doch mufs ich bekennen, dafs ich nicht fo deutlich als Scarpa die wei-fsen Markfafern unten am Proceffus mammillaris, ihr Zufammentreffen zum Stamme des Geruchsnerven, und die Aush\u00f6hlung in diefem zur Aufnahme des Proceffus mammillaris bemerken konnte, obgleich ich es der Analogie wegen gern f\u00fcr wahr annehmen m\u00f6chte.","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"43\nDas Corpus mammillare ift gr\u00f6fstentheils von den Hemifph\u00e4ren getrennt und nur durch Gef\u00e4fshaut an fie geheftet. Dies fieht man bei frifchen und erh\u00e4rteten Gehirnen, und auf der Bafis zeigt fleh die Trennungs-lipie Fig. \u00cf. 29. Fig. V. 3. ohne alle Pr\u00e4paration, welche fich von aufsen nach innen fo weit erltreckt, dafs nur ein fchmaler Verbindungstheil von grauerund Mark-fubftanz \u00fcbrig bleibt, durch welchen die Subftanz des Zitzentheils und der Hirnh\u00e4lften zufammenh\u00e4ngt, in deffen Innern die Fortfetzung des Seitenventrikels zum Zitzentheile durchgeht, und auf deffen unterer und.innerer Fl\u00e4che man bei der genaueften Unterfuchung doch nur feiten einigermafsen deutliche Fafern vom Markb\u00fcndel der Sylvifchen Grube zum Zitzenfortfatze, wie \u00fcber eine Br\u00fccke, hineinlaufen, und fich auf die-fem fogleich nach allen Seiten hin ausbreiten fieht. (Fig. V. 4. ) Bis zur Mitte des Fortfatzes geht die Ausbreitung, von da aber convergiren die Fafern zum Geruchsnerven , und laffen fich in feinem Innern, von grauer halbdurchfichtiger Maffe umgeben, welche immer den gr\u00f6fsten Theil diefes Nerven ausmacht, oft fehr deutlich und fch\u00f6n erkennen. Nie habe ich, fo wie Scarpa, den Geruchsnerven als eine Schaale vom vordem Theile des Zitzenfortfatzes abnehmen k\u00f6nnen, auch die Markfafern mit grofser Deutlichkeit auf dem Fort-fatze verlaufend gefehen, felbft nicht mit H\u00fclfe der Linfe.\nDer Geruchsnerv erh\u00e4lt alfo bei den V\u00f6geln, wie es fcheint, allein vom Markb\u00fcndel der Sylvifchen Grube einige Markf\u00e4den, da alle \u00fcbrigen Nerven weit mehr grade zu aus dem verl\u00e4ngerten Marke entfpringen. Darin kommt er mit den Sehnerven \u00fcberein, dafs beide vom Umfange eines hohlen K\u00f6rpers ihren Urfprung entlehnen.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nDie Befchreibung der Grundfl\u00e4che des Gehirns der Gans wird beendigt feyn, fobald ich noch die Bedeutung 7.weier auf ihr Achtbarer Markb\u00fcndel angegeben habe. An dem Orte n\u00e4mlich, wo der Sehnerv iich nach innen wendet, hebt man dicht vor ihm einen -weifsen Streifen Fig. I. 22. faft in gleicher Richtung mit ihm, doch etwas mehr nach vorn gewandt, gegen die Mittellinie hin verlaufen, und fleh in ihr, wo fich diefe Theile von beiden Seiten ber\u00fchren, fogleich in die Tiefe fenken. Dies find die Markb\u00fcndel der ftrahli-gen Scheidewand.\nFaft an demfelben Orte kommen unter den Sehnerven die Hirnfchenkel Fig. I. 26. kaum bemerkbar durch etwas weifslichere Farbe hervor, und verlieren fich in der Richtung nach aufsen fogleich in die graue Maffe.\nNoch f\u00fcge ich hinzu, dafs man bei der Gans und Ente \u00fcber dem 5ten und 7ten Nerven die Rudimente der Seitentheile des kleinen Gehirns hervorragen lieht, (Fig. I. 28.)j was bei andern V\u00f6geln, wo das Cerebellum kleiner ift, nie der Fall ift.\nAus der gegebenen Befchreibung, von deren Richtigkeit ich mich durch vielf\u00e4ltige Unterfuchungen \u00fcberzeugt habe, erfieht man, dafs auf der Grundfl\u00e4che des G\u00e4nfegehirns viele Theile Vorkommen, welche man bisher noch nicht befchrieben hatte. Einige Abweichungen , welche ich bei den H\u00fchnerartigen, als vom G\u00e4nfegefchlechte fehr weit abftehenden V\u00f6geln bemerkt habe, werde ich jetzt anf\u00fchren.\nDas verl\u00e4ngerte Mark des Truthahns kommt in Hin-ficht der Geftalt ziemlich mit dem der Gans \u00fcberein, ift aber im Verh\u00e4ltnifs zu feiner L\u00e4nge etwas breiter, im Verh\u00e4ltnis zu den Hemifph\u00e4ren aber gr\u00f6fser, und n\u00e4hert fich fo dem grofsen verl\u00e4ngerten Marke der Reptilien","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"45\nund Fifche. Die einzelnen Markb\u00fcndel, n\u00e4mlich der Urfprung des 5ten Nerven, die Schleife, das B\u00fcndel f\u00fcr die Vierh\u00fcgel und die Pyramiden laffen lieh zwar durch Erh\u00e4rtung mit Weingeift darftellen, aber \u00e4ufser-lich weit undeutlicher als bei der Gans und meiftens gar nicht nachweifen. Der 6te Nerv war bei der Gans um die H\u00e4lfte d\u00fcnner als der 4te, beim Truthahn ift er ft\u00e4rker als diefer.\nDie Pyramiden' find beim Truthahn im Verh\u00e4ltnis zum grofsen Gehirne gr\u00f6fser als bei der Gans.\nDer dritte Nerv kommt beim Truthahn an Dicke dem 5ten gleich, da er bei der Gans nur -i fo ltark ift, zum Theil, weil jener kleiner geworden ift.\nWas aber dem gten Nerven \u00e4bgeht, das fcheint dem Vagus, der \u00fcber und hinter ihm entfpringt, zugefetzt zu l'eyn, denn diefer ift beim Truthahn fait doppelt fo grofs als bei der Gans, was wieder eine Ann\u00e4herung zu den Reptilien und Fifcben ift, wo der Vagus unter allen Nerven bei weitem der ft\u00e4rkfte wird.\nDie Vierh\u00fcgel find beim Truthahn im Ve\u00e7h\u00e2ltnifs zum R\u00fcckenmarke faft doppelt fo grofs als bei der Gans.\nDie Sehnerven kreuzen fich beim Truthahne in weit wenigem Schichten als bei der Gaus, ungef\u00e4hr in 8 \u2014 10, bei der Gans aber 12 \u2014 15., bei den Fliehen nur 2.\nDie Hypophyfis n\u00e4hert fich beim Truthahne mehr der rundlichen Form, wie fie auch bei den Fr\u00f6fchen vorkommt.\nDie Grundfl\u00e4chen der grofsen Hirnh\u00e4lften gleichen fich, bei der Gans und dem Truthahn nur wenig. Bei cliefem find fie im Verh\u00e4ltnis zum verl\u00e4ngerten Marke und den Vierh\u00fcgeln wett kleiner, von einer","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nFoffa Sylvii am \u00e4ufsern Rande ift keine Spur, obgleich das Markb\u00fcndel, welches ich bei der Gans nach der Analogie mit dem Gehirn der S\u00e4ugthiere das Mark der Sylvifchen Furche genannt habe, beim Truthahn fogar weit deutlicher erfcheint, als bei der Gans, weil es nicht mit fo viel grauer Maffe umgeben ift. Doch zeigt es fich in feinem Verlaufe viel einfacher als dort, giebt wenigftens nicht deutliche Faden zu dem Geruchsnerven, geht als ganz reines Mark parallel mit dem \u00e4ufsern Rande der Hemifph\u00e4re von vorn nach hinten, und verliert fich hier mit ziemlich deutlicher Faferung in die graue Subftanz.\nDer Geruchsnerv verh\u00e4lt fich zu feinem Corpus mammillare wie bei der Gans, dies aber ift beim Truthahne im Verh\u00e4ltnifs zu den grofsen Hemifph\u00e4ren weit kleiner als dort.\nDer Hirnfchenkel kommt beim Truthahne weit deutlicher unter dem Sehnerven hervor als bei der Gans, und breitet fich deutlicher gefafert nach dem Umfange hin aus.\nZwifchen ihm und dem Markb\u00fcndel der Sylvifchen Grube kommt ein halbmondf\u00f6rmiger Markftreifen vor, deffen Bedeutung ich nicht kenne.\nIch habe jetzt die Grundfl\u00e4che des Gehirns fo voll-ft\u00e4ndig befchrieben, als ich konnte. Die \u00fcbrigen Theile feiner \u00e4ufsern Oberfl\u00e4che erfordern keine fo genaue Be-fchreibung, und das, was an ihnen bemerkenswerth ift, will ich jetzt mit wenigen Worten angeben.\nDas Gehirn der Gans, von oben angefehen, erfcheint als ein halbes Oval, deffen Spitze nach vorn gekehrt, und durch die Proceffus marnmillares etwas verl\u00e4ngert ift, an deffen hinteren, faft geraden Rande aber ein d\u00fcnner, in einen Schwanz auslaufender Anhang fitzt, das kleine Gehirn und R\u00fcckenmark. Betrachtet","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"47\nman das grofse Gehirn f\u00fcr lieh, fo lieht man auf feiner obern Fl\u00e4che einen ftarken Wulft, der fich auch im Sch\u00e4delknochen bei der Gans abgedr\u00fcckt hat, durch eine leichte Furche, welche von vorn nach hinten und etwas nach aufsen verl\u00e4uft, von der \u00fcbrigen Hirnmaffe etwas abgefchnitten ift, und bis zu diefer Furche aus ihr in der Mitte des grofsen Gehirns hervorragt. Seine Fafern gehen von innen aus der Mittellinie nach diefer Furche hin, und find die Enden der ftrahligen Scheidewand, mit grauer Subltanz vermifcht, die das Dach der Hirnh\u00f6hle bildet.\nWo diefe W\u00fclfte nach hinten aufh\u00f6ren und die innern R\u00e4nder beider Hemifph\u00e4ren in die hintern \u00fcbergehen, ent ft eilt ein Winkel, welcher den vordem Theil des Cerebelli aufnimmt, und in welchem auch zwifchen dem kleinen und grofsen Gehirne die Zirbeldr\u00fcfe liegt, welche aber weit fefter mit der feften Haut, als mit dem Gehirn zufammenh\u00e4ngt, und daher fehr forgf\u00e4ltig von jener abgefchnitten werden mufs, um fie am Gehirne fitzend zu erhalten.\nVom kleinen Gehirne fieht man von obenher den Wurm nach hinten abgerundet, nach vorn eine Kante bildend, die von jenem Winkel zwifchen den grofsen Hirnh\u00e4lften aufgenommen wird. SeineSeitentheile find von oben her ebenfalls fehr deutlich fichtbar, und ich werde deshalb jetzt die genauere Befchreibung des kleinen Gehirns anfangen. Man kann es, wie bei den hohem Thieren, in einen vordem und hintern Wurm, und die Seitentheile abtheilen. Letztere find nur Rudimente einer hohem Form, der elftere ift dem der S\u00e4ugthiere \u00e4hnlich gebildet und der Maffe nach \u00fcberwiegend. Seine ganze \u00e4ufsere Fl\u00e4che ift mit ziemlich gleich weit aus einander ftehenden Furchen bezeichnet, zwifchen welchen eben fo viele W\u00fclfte als","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nEnden der Bl\u00e4tter von einer Seite zur andern quer \u00fcber verlaufen, der Zahl nach ungef\u00e4hr 30 bei der Gans.\nAm untern mittlern Theile der beiden feitlichen Fl\u00e4chen des Wurms fieht man die Furchen nach den feitlichen Anh\u00e4ngen hin convergiren, in deren N\u00e4he die vordem und obern Furchen enden, und die W\u00fclfte zu einer Fl\u00e4che zufammenfchmelzen, w\u00e4hrend die Furchen und W\u00fclfte der hintern Fl\u00e4che zu einigen wenigen vereinigt in die feitlichen Anh\u00e4nge \u00fcbergehen, und hier, fich fchneckenf\u00f6rmignach aufsen etwas verl\u00e4ngernd, eben dadurch die feitlichen Anh\u00e4nge felbft bilden. Wie dies gefchieht, giebt Fig. VI. a. genau an.\nDie untere Fl\u00e4che des Wurms ift das Dach der vierten Hirnh\u00f6hle, auf jeder Seite von einem breiten Pfeiler, dem ein- und ausgehenden Schenkel des kleinen Gehirns, geftiitzt, nach vorn bis zum Urfprunge des 4tcn Nervenpaares Fig. If. 10. mit der Valvula cerebelii Fig. II. 9. \u00fcberzogen. Dies Dach ift hoch gew\u00f6lbt, denn die 4te Hirnh\u00f6hle fteigt bis zur Mitte des Wurms hinauf Fig. IV. 16-, und bildet lb die Trennung in einen vordem und hintern Wurm Fig, II. 20. fehr genau. Die ganze untere Fl\u00e4che der Hirnklappe zeigt deutliche Ouerfafem, welche vorn gegen den 4ten Nerven hin 10 dicht beilammen liegen , dafs \u00dfe weifs er-fclieint, nach hinten aber, wo fie in die H\u00f6hle hinauf-fteigt, weit einzelner liegen,, und die graue Subftanz der Hirnklappe durehfcheinen laffeu. Sie \u00fcberzieht nach vorn zu die ganze untere Fl\u00e4che des vordem Wurms, nach hinten aber, in der H\u00f6hle hinaufiteigend, nur deffen mittlern Theil, welcher daher auch als eine Erhabenheit in die H\u00f6hle hineinragt, doch erftreckt fie fich nicht bis in die Spitze der H\u00f6hle, fondera nur bis in die H\u00e4lfte derfeiben, wo man fie beftimmt aufh\u00f6ren\nfieht.","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"lieht. Fig. IV. 15. Ueber ihr, bis zur Spitze hinauf, ift die Wand der H\u00f6hle wieder rein markig, die Fafern verlaufen hier in der Richtung der Schenkel, w\u00e4hrend die Fafern der Klappe in querer Richtung gingen, und laffen in der Mitte eine feine flache Furche zwifchen fleh, Fig. IV. 16. welche auch tiefer unten durch die fie bedeckende Hirnklappe durchfcheint (Fig. IV. 14.). Was nun fo auf der vordem Wand der vierten Hirnh\u00f6hle im kleinen Gehirne fehr deutlich Achtbar ift, das wiederholt Ach weniger deutlich auf der entgegengefetzten hintern Wand, welche die vordere Fl\u00e4che des hintern Wurms ift. Auch hier fleht man nach unten Querfafern , \u00e4hnlich denen der Hirnklappe, auch hier ift eine mittlere Scheidungslinie Achtbar, aber alles weniger beftimmt als dort, fo wie \u00fcberhaupt die Aehn-lichkeiten der vordem und hintern H\u00e4lfte des K\u00f6rpers nur fchwach And. Gleich hinter den Schenkeln des kleinen Gehirns ift die H\u00f6hle von allen Seiten offen, und nur nach oben durch die untere Fl\u00e4che des hintern Wurms gr\u00f6fstentheils noch bedeckt, f. Fig. II. Sie verl\u00e4ngert Ach auch in die feitlichen Anh\u00e4nge des kleinen Gehirns faft bis zu deren Spitze hinein.\nAuf diefe Befchreibung der Oberfl\u00e4che des kleinen Gehirns folgt nun die feiner Markfafern, welche Ach nach der gew\u00f6hnlichen Ordnung in eintretende, austretende und verbindende theilen laffen.\nSo wie nun da, wo ein Nerv einen Aft abgiebt, allemal die oberfl\u00e4chlichen Fafern des ganzen Nerven zur Bildung des Aftes zufammentreten ; fo fcheint auch das Corpus reftiforme, oder der Aft des verl\u00e4ngerten Markes zum kleinen Gehirne, faft von der ganzen Oberfl\u00e4che der Medulla oblongata zufammen zu fliefsen. Zwar fehen wir \u00e4ufserlich, wie ich auch fchon oben anfiihrte, bis in das R\u00fcckenmark hinab die Spuren der M, d, Archiv* II. 1,\tD","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\n#\nMarkb\u00fcndel f\u00fcr das kleine Gehirn, aber auch nur \u00e4ufseriich, denn die innern Fafern des verl\u00e4ngerten Markes gehen zu ganz andern Theiien.\nDa, wo nun die oberfl\u00e4chlichen Fafern des verl\u00e4ngerten Markes znm Stamme des ftrickf\u00f6rmigen K\u00f6rpers vereinigt an das kleine Gehirn hinauffteigen, lieht man zwilchen den Markfafern eine oder einige Infein von grauer Subftanz Fig. VII. 7., die aber der Geftalt nach mit dem Corpus fimbriatum keine Aehnlichkeit haben. Vorn ftrickf\u00f6rmigen K\u00f6rper geht ein Markblatt in die feitiiclien Anh\u00e4nge, und eines in die Hirnklappe, es verdickt fleh, und die Fafern beider Seiten breiten fleh in Bl\u00e4tter aus, fo dafs fie fielt in der Mitte, parallel nach dem Umfange hinlaufend , von beiden Seiten ber\u00fchren, Fig. IV. 18. 19. aber nie von beiden Seiten kreuzen.\nDie Structur diefer Bl\u00e4tter, welche den Lebensbaum bilden, ift der von Reil im Menfchengehirn befchriebenen \u00e4hnlich, obgleich einfacher.\nDer Stamm des Lebensbaumes find die Hirnfchen-kel oder die aus dem Nebeneinanderliegen beider ent-ftandne Markmaffe, f. Fig. II. Von diefer gehen die Bl\u00e4tter in ziemlich gleicher Entfernung von einander, nach aufsen zu allm\u00e4hlig etwas divergirend, fort, entweder ungetheilt, blos fehr kleine Seitenbl\u00e4ttchen nach dem Umfange hin abfchickend, oder in einige Hauptufte zerfpalten, welche dann die feinem erft geben. Die ungetheilten find vorz\u00fcglich dem vordem, die mehrmals getheilten dem hintern Wurme eigen, der ft\u00e4rkfte und am. vielfachften getheilte Aft ift aber der, welcher nach der vordem obern Spitze gerichtet, und eigentlich als Fortfetzung des Stammes anzufehen ift. Die Zahl der Hauptft\u00e4mme ift bei der Gans 15 \u2014 16, von denen nur ein Drittheil einfach ift, die Zahl der kleinften Markbl\u00e4ttchen des Baumes an der Peripherie * welche","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"ich fogleich befchreiben werde, betr\u00e4gt bei der Gans gegen Hundert.\nBetrachtet man genau denDurcbfchnitt der Zweigs und Aefte: fo fieht man zuerft, dafs jeder Zweier ia feinem ganzen \u00e4ufsern Umfange mit einer, im Verh\u00e4lt-nifs zum Marke fehr dicken Lage grauer Subftanz belegt ift, welche an der Stelle des Urfprungs der Zweite aus dem Stamme von einem Zweige zum andern \u00fcbergeht , weiterhin aber, wie beim Menfchen, allein dem Zweige geh\u00f6rt, an dem fie liegt, und mit dem lie zu-fainmenh\u00e4ngt, und durch eine Hauptfurche, welche den Aeften Fig. VIII. a. und fehr feine Nebenfurchen, welche den feinften Bl\u00e4ttern Fig. VIII. b. entfprechen, getrennt ift. Die Grenze aber zwifchen Mark und grauer Subftanz wird man mit unbewaffnetem Auge nirgends deutlich angeben k\u00f6nnen, fondern meinen, beide gingen durch unmerkliche Schattirungen aus der weifsen Farbe des Marks in die r\u00f6thlich graue Rindenfubftanz \u00fcber. Anders erfcheint der Lebensbaum der V\u00f6gel durch eine fcharfe Linfe angefehen\u00bb und ganz fo wie die 6te Figur einen Aft darftellt. Flier fieht man die Markfubftanz deutlich gefafert in Enden auslaufend wie die Geweihe des Hirfches, welche fpitz in die gelbe Subftanz hineinragen Fig. VIII. c. Die Mark-fa fern laufen nicht alle von der Spitze nach dem Mit\u00ab puncte hin, fondern die \u00e4ufsern fchlagen fich br\u00fcckenf\u00f6rmig Fig. VIII. d. \u00fcber die gr\u00f6fsern und kleinern Furchen, welche aus dem Divergiren der Enden ent-ftehen, hinweg, und eben daher l\u00e4i'st fich die Oberfl\u00e4che, wie es Reil befchreibt, fehr leicht von einem Afte zum andern aufheben, wo dann bei den kleinen Bl\u00e4ttchen ein Riff (nach Reil), was im Querdurchfchnitt als eine kurze Spitze erfcheint, bei den gr\u00fcfseren aber eine l\u00e4ngere Spitze, oderein Blatt \u00fcbrig bleiben mufs. Fig.VIII.\nD \u00bb","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nf. g. h. Uebrigens l\u00e4uft der Zweig auch da, wo er keine Bl\u00e4ttchen abgiebt, nicht immer in gerader Richtung fort, foudern macht zuweilen Biegungen, und zugleich bemerkt man an den Stelleu, wo dergleichen Biegungen Vorkommen, eine kleine Anfchwellung des Markes Fig. VIII. g., gleichfam einen fch wachen Anfatz zu einem nicht wirklich gewordenen Aeftchen.\nDie gelbe Subftanz wird zwar von vielen Anatomen als ein Theil der Gehirnmaffe angenommen, jedoch von den meiften nicht weiter ber\u00fcckfichtigt. Dies kommt vielleicht daher, weil man fie nur in wenig Gehirnen und bei fehr genauer Unterfuchung mittelft der Linfe deutlich begrenzt fieht. Auch ich habe fie nur einmal im Gehirne eines fchwarzen Truthahns fo deutlich begrenzt gefehen als es die Fig. VIII darftellt, und diefe beftimmte Abgrenzung von der Rindenfubftanz fchien mir um fo merkw\u00fcrdiger, da fie, die Farbe und Lage als Mittel-Subftanz ausgenommen, ganz mit ihr \u00fcbereinkommt Fig. VIII. h. Sie ift gelblich oder r\u00f6th-lich weil's, ohne alle Fafer\u00fcng, umgiebt abgerundet alle Spitzen der Markfubftanz, und alle ihre R\u00e4nder, im Ganzen fehr d\u00fcnn, in den Beugungen und Bl\u00e4ttchen betr\u00e4chtlich anfchwellend, gleichfam als ob in ihr als einer Bildungsfliiffigkeit die Bl\u00e4ttchen w\u00fcchfen, wie die Gef\u00e4fse des Embryo in feiner Gallerte, denn eben fo verlieren fich zuweilen die feinen Markfafern in ihr, wie die Gef\u00e4fse im Umfange des K\u00f6rpers, Fig. VIII. i. Auch k\u00f6nnte man wohl mit Recht die halbkreisf\u00f6rmigen Erh\u00f6hungen, welche die gelbe Subftanz an den R\u00e4ndern hin und wieder bildet, und welche in der Geftalt mit den erften Sproffen der jungen hervorwach-fenden Polypen \u00dcbereinkommen, als unentwickelte Stoffe f\u00fcr neue Bl\u00e4ttchen anfehen, in welche nachher erl\u2019t diefe Bl\u00e4ttchen felbft hineinwachfen, Fig. VIII. i.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"53\neben fo, wie fich auch die H\u00f6hle des Polypen in jene Sproffen hinein verl\u00e4ngert Auf diefe Art erkl\u00e4rte man auch das Uebergehen der \u00e4ufserften Markbl\u00e4tter von einem Afte zum andern. So zeigt auch die gelbe Subftanz, fobald das Bl\u00e4ttchen erft etwas l\u00e4nger geworden ift, eine Einfchn\u00fcrung (Fig. VIII. bei d.) wie die Polypen anch, nur dafs beim Gehirn nie die Einfchn\u00fcrung bis zur wirklichen Abfchneidung fortfehreiten kann, wie es doch bei der Vermehrung der Polypen durch die nat\u00fcrliche Trennung der Fall ift.\nDie graue Subftanz endlich ift die \u00e4ufserfte, bekleidet die Aefte und ift an ihnen ungef\u00e4hr doppelt fo ftark als die \u00fcbrigen Subftanzen zufammen, wof\u00fcr denn aber auch der ganze Markftainm des kleinen Gehirns in feinem Innern ohne alle graue Maffe ift. Sie umgiebt die gelbe Subftanz, gleich dick bei dem d\u00fcnn-ften und dickften Afte, richtet fich in der Form ganz nach der gelben Subftanz, und hat daher an den Stellen, wo diefe d\u00fcnn ift, auch kleine Abf\u00e4tze. Fig. VIII. b.\nUebrigens ift die Befchaffenheit der verfchiedeuen Subftanzen in allen Stellen des kleinen Gehirns gleich. Die F\u00e4rbung richtet fich bei allen V\u00f6geln fehr nach der hellem oder dunklern F\u00e4rbung der Federn.\nEs fehlen den V\u00f6geln die Hirnbr\u00fccke und die Schenkel des kleinen Gehirns, aus denen fie entfteht, und fie wird durch verh\u00e4ltnifsin\u00e4fsig ehen fo unbedeutende Markf\u00e4den erfetzt, als das Corpus callofum im grolsen Gehirn^, n\u00e4mlich durch die Querf\u00e4den der Valvula magna, welche von den Seiten her aus Bl\u00e4ttchen des ftrickf\u00f6rmigen K\u00f6rpers und des kleinen Hirnfehenkels zu den Vierh\u00fcgeln entftehen, und in der Mitte der Hirnklappe anaftomofiren. Fig. IV. 13.\nEben fo gehen auch aufserhalb des kleinen Gehirns auf der untern Wand der 4ten Hirnh\u00f6hle quer \u00fcber","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\ndas verl\u00e4ngerte Mark, von einem vordem Schenkel zum andern her\u00fcber, einige deutliche Markf\u00e4den Fig. IX. 8. welche, als Verbindungsf\u00e4den von einer Seite zur andern laufend, Aehnlichkeit mit der Br\u00fccke haben, aber dadurch ganz von ihr abweichen, dafs jene das verl\u00e4ngerte Mark wie ein Ring umf\u00e4fst.\nFehlen nun aber den V\u00f6geln die Schenkel zur Br\u00fccke, fo haben he doch die Schenkel zu den Vier-hiigeln fehr beftimmt und deutlich, obgleich man he ihnen bisher auch abgefprochen hat. Biegt man n\u00e4mlich das kleine Gehirn r\u00fcckw\u00e4rts, fo heht man aus feiner Mitte Markf\u00e4den in der Richtung nach vorn hervortreten, zwar dicht an den eintretenden Schenkeln oder ftrickf\u00f6rmigen K\u00f6rpern anliegend, doch deutlich bis in das kleine Gehirn hinauf, durch Verfchiedenheit der Richtung von jenen getrennt. Nach oben gehen he fo vermifcht mit dem Marke der ftrickf\u00f6rmigen K\u00f6rper in die Bl\u00e4tter des kleinen Gehirns \u00fcber, dafs man ihren Anfang nicht angeben kann, nach unten aber wenden fie hch in der Richtung nach vorn von jenen ab, und da werden wir ihren Verlauf unten n\u00e4her kennen lernen. Da wo das verl\u00e4ngerte Mark aus dem R\u00fcckeri-marke durch beigemifchte graue Subftanz entfteht, gehen die beiden obern Str\u00e4nge des letztem aus einander, und laffen einen Zwifchenraum zwifehen hch, die untere Wand der 4ten Hirnh\u00f6hle, deren hintere Spitze die Schreibfeder heifst, Fig. IV. 33. IX. 13. Der Urfprung des Geh\u00f6rnerven theilt den Grund der 4ten H\u00f6hle in einen vordem und hintern Raum ab. Der Raum zwifehen diefem und der Schreibfeder ift durch die divergirenden Str\u00e4nge des R\u00fcckenmarks begrenzt, und auf jeder Seite mit einem Fliigel grauer Subftanz ausgefiillt Fig. IV. 10. 11., zwifehen welchen in der Mitte eine Furche ift, in deren Tiefe man 2 weifte","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"55\nStreifen fi\u00e9ht, Fig. IV. 12. IX. 1, die Anf\u00e4nge der Hirnfchenkel auf der ob\u00e9ra Fl\u00e4che, oder die obern Pyramiden. Von den obern Str\u00e4ngen des Riicken-und verl\u00e4ngerten Markes entfpringen von hinten nach vorn der Nervus accefforius, vagus und gloffopharyn\u00ab geus. Fig. IV. 5. 6 und 7. Fig. IX. 19. 20.\nNimmt man die Knochen und das kleine Gehirn vorfichtig von oben her weg, fo lieht man in einer langen Reihe, bis tief in das R\u00fcckenmark hinab, eine Menge feiner Wiirzelchen, bei der Gans ungef\u00e4hr 30, beim Truthahne noch weit mehr, fehr fch\u00f6n und regelm\u00e4fsig entfpringen, welche fich in 2 St\u00e4mme vereinigen, die vordem, ungef\u00e4hr 4\u20146, etwas mehr vom Innern Rande kommenden Fig. IV. 7. zum Nervus gloffopharyngeus, die \u00fcbrigen ununterbrochen bis an den iften Halsnerven hinab zum vagus und accefforius, indem diefer der aus allen F\u00e4den im Kan\u00e4le der Wirbelf\u00e4ule zufammen-gefloffene ft\u00e4rkere Faden ift, welcher fich innigft mit dem vagus vereinigt. In entgegengefetzter Richtung mit den Wurzelfaf\u00e9rn des erften Halsnerven Fig. IV. 1. welche von oben nach unten herabfteigen, f\u00e4ngt der Nervus accefforius mit auffteigenden vVurzeln an, welche vom innern Markb\u00fcndel des R\u00fcckenmarks kommen, dicht an der Furche zwifchen ihm und dem \u00e4ufsern, Fig. IV. 2. 3. 4. 5. Diefe F\u00e4den find unten weniger zahlreich, und denen der Halsnerven und des hypo-gloffus \u00e4hnlich, werden aber nach oben gegen den vagus hin immer h\u00e4ufiger, und gehen mit den Wurzeln diefes Nerven in einer ft\u00e4tigen Reihe fort, treten auch mit ihm duBch Eine Oeffnung der harten Hirnhaut. Doch unterfcheiden fich die Wurzeln des gloffopharyn-geus und die meiften des vagus fehr wefentlich von denen des accefforius dadurch, dafs diefe fadenf\u00f6rmig, Fig. X. jene-blatter- oder zungenf\u00f6rmig find, Fig. XL","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nDenn diefe fitzen mit einer feinen Spitze am Marke feft, werden dann breiter, ftellen ein fehr in die L\u00e4nge gezogenes Oval dar, und ziehen fich dann wieder in F\u00e4den zufammen. Jene aber behalten gleiche Dicke, oder nehmen wenigftens zu und nicht wieder ab.\nAm Calamus fcriptorius verdienen die feitlichen F\u00e4den eine Erw\u00e4hnung, von welchen der Name Schreibfeder hergenommen il\u2019t. Sie gehen als eine Commiffur von einem grauen H\u00fcgel zum andern \u00fcber die Furche hinweg, Fig. IV, 9. Fig, Xll, Fig, IX. 13, und vereinigen fich auf jeder Seite zu einem Markfaden, Fig. IX, 13. welcher dem Rande parallel zu den Schenkeln des kleinen Gehirns hinl\u00e4uft, und fich in ihnen verliert.\nDer halbmondf\u00f6rmige Urfprung des Geh\u00f6rnerven fcheidet den jetzt hefchriebenen Theil der vierten Hirnh\u00f6hle ab. Er liegt als ein grauer H\u00fcgel, von defl'en Oberfl\u00e4che die Markf\u00e4den entfpringen , um den Schenkel des kleinen Gehirns herum, Fig.IV. 20. Fig.IX.21, vom kleinen Gehirne bedeckt, ganz in der 4ten Hirnh\u00f6hle verborgen, bis da, wo er fich \u00fcber die divergiren-den Markb\u00fcndel des R\u00fcckenmarks wegfehl\u00e4gt, und nun mit dem facialis, welcher dicht unter ihm aus dem verl\u00e4ngerten Marke hervortritt, Achtbar wird, ganz fo, wie es die Abbildungen darftellen, in welchen die Markfubftanz immer durch deutliche Faferung ausge-driiekt ift. Der runde Wulft endet nach vorn an der Seite des kleinen Hirnfchenkels zu den Vierh\u00fcgeln, und der oben bemerkte Markfaden Fig. IX- 13. Fig. IV. 9. fchl\u00e4gt fich an feinem Fufse, leicht mit grauer Subftanz bedeckt, herum, und geht endlich zur Seite in die Schenkel des kleinen Gehirns hinein, an der Stelle, wo deffen aus- und eintretender Schenkel zufam-mengrenzen, und wo auch die Querf\u00e4den entfpringen,","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"57\nderen ich oben Erw\u00e4hnung that, welche, am Grunds der 4ten Hirnh\u00f6hl\u00df von einer Seite zur andern laufend, Fig. IX. 8- als fchwache Spur einer Br\u00fccke angefehen werden k\u00f6nnten. Der ganze vordere Theil der 4ten Hirnh\u00f6hle wird feitlich durch die Schenkel des kleinen Gehirns zu den Vierhiigeln, nach vorn durch diele H\u00fcgel lelbft, und den Urfprung des 4ten Nerven begrenzt und erh\u00e4lt unter diefem, (welcher felbft der hintere Theil des Pons Sylvii ift), den Namen des Aquaeductus Sylvii.\nDie vordem oder austretenden Schenkel des kleinen Gehirns, Crura cerebelli ad corpora quadrigemina Fig IX. 7., welche noch von keinem Anatomen beim Vogelgehirne befchrieben worden find, ftellt nebft dem Urfprunge des vierten Nervenpaars, mit dem fie innig verwebt find, die I3te Figur um das vierfache ver-gr\u00f6fsert, genau dar. Diefe Markb\u00fcndel gehen, nachdem fie die Corpora reftiformia verlaffen haben, gerade nach vorn, zwilchen fich die Hirnklappe, auf deren-untern Fl\u00e4che fie die queren, oben befchriebenen Markf\u00e4den abgeben, durch die beide anaftomofiren, und die nach hinten, ohne fich zu kreuzen, ineinander \u00fcbergehn, nach vorn aber, wo fie fchr\u00e4ger vom Schenkel herkommen, fich kreuzweis \u00fcber einander wegfchlagen.\nDiefe Kreuzungen finden fich vorz\u00fcglich am vordem Ende der Hirnklappe, wo unmittelbar der vierte Nerv anliegt, Fig. XIII. 7. Die letzten queren Markf\u00e4den, welche der austretende Schenkel des kleinen Gehirns giebt, Fig. XIII. 3. liegen lofe, mit der Hirnklappe nur ganz fchwach verbunden, \u00fcber der vierten Hirnh\u00f6hle weg. Unmittelbar vor diefen kommen andere F\u00e4den, welche von einer Seite zur andern \u00fcbergehn, Fig, XIII. 2. und fich in den Urfprung des vier-","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"53\nten Nerven Fig. XIII. 7. verlieren. Hierauf geht der Schenkel unter dem vierten Nerven durch, und verbreitet fich nun ohne weitere Kreuzung auf dem Pons Sylvii in 3 \u25a0\u2014 4 B\u00fcndel getheilt, von denen das erfte Fig. XIII. 4. \u00bbiiclit vor dem vierten Nerven an der Mittellinie des Gehirns, das 2te und 3te Fig. XIII. 5. auf die Mitte der Sylvifchen Br\u00fccke geht und lieh hier ausbreitet, d\u00ebr 4ta, Fig. XIII. 6. endlich durch den Pons Sylvii nach vorn noch in die Schenkel des grofsen Gehirns eindringt. Der vierte Nerv entfpringt nun theils von den genannten Fafern vom vordem Schenkel des kleinen Gehirns, Fig. XIII. 2. theils von Fafern der Theile, an denen er anliegt, aus der Sylvifchen Br\u00fccke, Fig. XIII, 11. die theils von der entgegengefetzten, theils von feiner Seite kommen, und zum Theil, wie es fchon der erfte Anblick lehrt, eine wahre Commiffur bilden. Man kann den Urfprung des vierten Nerven von vorn uach hinten in 2 B\u00e4ndchen theilen, die ungef\u00e4hr gleich breit find, und von denen das vordere Fig. XIII. 9. eine wahre einfache Kreuzung bildet, wie die Sehnerven der Fifche, das hintere Fig. XIII. 8-aber mehr eine wahre Commiffur ift. Beide B\u00e4ndchen vereinigen fich am Rande des verl\u00e4ngerten Markes zum vierten Nerven, welcher in der Furche zwifchen den Sehh\u00fcgeln und dem verl\u00e4ngerten Marke hinabfteigt.\nIch komme jetzt im Fortgange der Befchreibung des Gehirns, in der Folge feiner Theile von hinten nach vorn, zu den fchon oft erw\u00e4hnten Vierhngeln und ihrer oberu \\ereiuigung, der Sylvifchen Br\u00fccke, welche zun\u00e4chft dem Urfprunge des vierten Nei ven, fo wie er, die Sylvifche Wafferleitung deckt. Seitlich von ihr liegen die beiden grofsen runden H\u00fcgel, die man in R\u00fcckficht auf ihre Function Sehh\u00fcgel nennen mtifste, die aber richtiger wegen des bei h\u00f6hern Thieren","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"fchon l\u00e4ngft Eingef\u00fchrten und zur Erleichterung der Vergleichung, Vierh\u00fcgel genannt werden. Sie liegen zwilchen dem grofsen und kleinen Gehirne, und umgeben mit den aus ihnen tretenden Sehnerven als ein gefchloffener Ring die Markb\u00fcndel der Hirnfchenkel. Aeufserlich find fie, eben fo, wie wires unten fchon fahen, \u00fcberall mit einer feinen Markhaut bekleidet, deren Fafern man, fehr fch\u00f6n netzf\u00f6rmig, befonders am hintern Theile der Hiigel unterfcheidet und welche von der Sylvifchen Br\u00fccke aus, welche zwifchen ihnen eine wahre Vereinigung bildet, immer in der Richtung zum Sehnerven hinlaufen, am vordem Rande der Sylvifchen Br\u00fccke und Vierh\u00fcgel ft\u00e4rker find, und diefen Rand etwas wulftig abgefchnitten machen, am hintern Theile aber eben fo, wie wir es fchon an der untern Fl\u00e4che fahen, durchfcheinender werden.\nUnter dem vordem dickem Rande des Pons Sylvii liegt die Commiffura pofterior, welche nach vorn mit jener Br\u00fccke zufammenh\u00e4ngt, und als eine Falte Fig. II. 12. der Br\u00fccke angefehen werden kann, welche fich nach hinten und dann wieder nach vorn biegt, und auf den Thalamis endigt, wie wir unten fehen werden.\nHebt man den Pons Sylvii ohne diefe Falte, die hintere Commiffur, nachdem man fie' \u00fcber dem Kanal durchgefchnitten hat, nach aufsen zu auf, fo kann man mit ihr bei einem erh\u00e4rteten Gehirne die ganze \u00e4ufsere markige Bekleidung der Vierh\u00fcgel bis nach unten und vorn abfch\u00e4len, wo fie ganz in den Sehnerven \u00fcbergeht, und man diefen dann zugleich mit aufhebt. Der Zu-fammenhang des Sehnerven mit dem Gehirne ift alfo nur fehr lofe, und wird nur durch graue Subftanz gebildet, nirgends geht unmittelbar aus den Hirnfchen-keln irgend ein ft\u00e4rkeres Markb\u00fcndel in ihn \u00fcber.","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nHebt man in entgegengefetzter Richtung vom Sehnerven nach oben zu Markfchichten auf, fo findet man, dafs die \u00e4ufsern Schichten deffeJben lieh bis zur Sylvifchen Br\u00fccke aufheben laffen, die innern aber all-m\u00e4hlig immer k\u00fcrzer werden, und immer tiefer an den Vierh\u00fcgeln entfpringen. Diefe Art der Trennung des Sehnerven in verfchiedene Schichten ift aus feiner eigent\u00fcmlichen Art der Kreuzung mit dem entgegengefetzten zu erkl\u00e4ren. Rei Beobachtung der Bafis cerebri erw\u00e4hnte ich die Dhrchfchnittsfl\u00e4che der Kreuzungs-ftelle beider Sehnerven, jetzt mufs ich die Art cliefer Kreuzung etwas genauer angeben.\nDie Sehnerven der V\u00f6gel find, wie bei allen Thie-ren, ohne Aefte, haben aber die eigenth\u00fcmliche Befchaf\u00bb fenheit, dafs lie \u00fcch an der SteJle, wo fie von beiden Seiten in Ber\u00fchrung kommen, in eine gewiffe Anzahl von Bl\u00e4ttern fpalten, welche fich von beiden Seiten ge-genfeitig aufnehmen, fo dafs zwilchen zweien Platten des einen immer eine des andern Nerven hindurchgeht, und nach diefem Durchg\u00e4nge alle Platten wieder zur Bildung des ganzen Nerven zufammen treten. Die Markfafern, aus welchen der Nerv beftehet, fcheinen hierbei mit denen des andern Nerven blofs in genauere Ber\u00fchrung zu kommen, aber keine Vermifchung zu erleiden, denn man kann bei einem erh\u00e4rteten Gehirne fehr leicht die ganze Kreuzung der Sehnerven aufbl\u00e4ttern, ohne fichtbare Zerreifsung der Fafern entftehen zu fehn, was jedoch die Verbindung durch einzelne feine Fafern nicht ausfchliefst.\nWill man diefe Spaltung des Nerven vor und hinter der Kreuzung noch weiter verfolgen, fo ift dies wohl m\u00f6glich, ebenfo, wie man jeden Nerven- oder Gehirnmarkftrang nach dem Laufe feiner Fafern in viele Platten fpalten kann, aber unm\u00f6glich ift es, diefe","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"61\nSpaltung; wenigftens nach dem Auge hin, zu verfolgen, ohne eine Menge der feinften Markfafern zu zerreii\u2019sen, welche hier, wie in allen Nerven, beft\u00e4ndig anaftomoliren. Eher fetzt lie lieh einigermafsen deutlich gegen die Vierh\u00fcgel hin fort, und man kann leicht, wie ich fchon vorhin fagle, die einzelnen Bl\u00e4tter des Sehnerven auch als Bl\u00e4tter von jenen H\u00fcgeln abheben.\nVerl\u00e4ngerungen der Gef\u00e4fshaut (neurilema) gehen zwar zwifchen die Platten der Nerven bei der Kreuzung ein', eben fo wie lie jedes etwas abgefonderte Markb\u00fcndel, ja jede einzelne Markfafer umgeben, aber keineswegs weder vor noch hinter der Kreuzung als befondere Membranen durch den Sehnerven zum Auge oder Gehirne fort. Bl\u00e4ttert man nun forgf\u00e4ltig die Kreuzung der Sehnerven von hinten nach vorn auf, fowird man, ungef\u00e4hr an ihrer Mitte, dicht \u00fcber ihr, von jedem Nerven ein d\u00fcnnes Markb\u00fcndel kommen fehn, welches lieh zwar auch mit dem der andern Seite in der Mitte kreuzt, aber gleich darauf in den Nerven der andern Seite wahrhaft \u00fcbergeht, und alfo eine deutliche und ftarke Verbindung beider Sehnerven unter einander bildet, wie fie auch beim Menfchen zum Theil Statt findet. Dies find alfo zwei Commiffuren der Sehnerven unter einander, welche aber beim mittleren Durchfchnitte des Gehirns Fig. II. 29. als eine einzige erfcheinen, weil fie in der Mitte dicht neben einander liegen.\nAus der gegebenen Befchreibung erkl\u00e4rt lieh \u00fcbrigens von felbft die Bedeutung der Streifen, welche ich oben bei Befchreibung der Bafis des Gehirns auf der Durchfchnittsfl\u00e4che der Kreuzungsftelle bemerkt habe, und welche die quer durchfchnittenen Platten beider Nerven find. Die Zahl diefer Streifen ift daher notfi-wendig doppelt fo grofs als die Zahl der Platten eines jeden einzelnen Nerven, bei der Gans 14 -\u2014 16, bahn Truthahne 8, bei der Kr\u00e4he (f. Fig. III.) etwa 30.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"Hebt man nun vom Vierh\u00fcgel den ganzen Ur-fprung des Sehnerven Fig. XV. 3. 4. als eine \u00e4ufsere markige Haut ab; Fig. XIV- 3. fo findet man dafs die ganze Fl\u00e4che von welcher der Nerv entfpringt, eine Lage grauer Subftanz ift, (Fig. XIV. 4. im Querdurch-fchnitt.) welche in ihrer Mitte den vom verl\u00e4ngerten Marke kommenden Markkern (Fig. XlV. 1. 2. 5.) einfchliefst. Diefen Markkern, oder den eintretenden Markftrang der Vierh\u00fcgel, fahen wir fchon bei Befchrei-bung der Grundfl\u00e4che des Gehirns Fig. I. 5. bis zu der Stelle, wo ihn der Rand feines Vierh\u00fcgels verbirgt. Diefen Rand mufs man aufheben, um den weitern Verlauf diefes fehr bedeutenden Theils im Gehirne der V\u00f6gel wahrnehmen zu k\u00f6nnen. Denn, fobalcl er unter diefen Rand eingetreten ift, breitet er fich in Bl\u00e4ttern, wie der Stiel eines Pilzes nach allen Richtungen zum Umfange des Vierh\u00fcgels aus (Fig. XIV. 2.), fo dafs zwi-fclien der Ausbreitung der Bl\u00e4tter, welche an der Peripherie nach oben dringen, und in ein Dach zufam-men kommen, die H\u00f6hle der Vierh\u00fcgel und ihre Oeff-nung in die Sylvifche Wafferleitung \u00fcbrig bleibt. Alle diefe Bl\u00e4tter alfo bilden den knopff\u00f6rmigen hohlen Markkern, welcher nach aufsen zu mit einer concen-trifchen Schicht von grauer Maffe umgeben ift, in welche die innern Markfafern fich enden, und von welcher wiederum die \u00e4ufsern austretenden Markfafern herkommen und allm\u00e4hlig zufaminenfliefsen.\nAuch in dem jetzt befchriebenen eintretenden Markftrange kommt eine Vereinigung vor, die der Syl-vifchen Br\u00fccke \u00e4hnlich ift, und auch mit ihr zufammen-h\u00e4ngt. N\u00e4mlich der vordere Theil der Sylvifchen Br\u00fccke fchl\u00e4gt fich blattf\u00f6rmig zur\u00fcck, Fig. VI. 12. und diefer zur\u00fcckgefchlagene Theil, welcher etwas ft\u00e4r-ker ift, und fich auch, wie es der Durchfchnitt Fig. II.","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"63\ndeutlich zeigt, bald wieder nach vorn wendet, ift die fogenannte Commiffura pofterior. Ihre Fa fern treten aus dem Markkerne eines jeden Vierh\u00fcgels \u00fcber deffen H\u00f6hle zu einem Bande zufammen ( Fig. IX. 9.) welches unter und etwas vor der obern Commiffur der Sehnerven (Pons Sylvii), \u00e4ber genau an ihr anliegend, quer \u00fcber den vordem Theil der Sylvifchen W afferleitung hinweggeht, und mit dem der andern Seite zufammen-m\u00fcndet.\nNachdem nun die Markftr\u00e4nge zu den Vierhiigeln vom verl\u00e4ngerten Marke abgegangen find, fo geht die-fes, ohne weitere Aefte zu geben, durch den Ring, welchen die Vierh\u00fcgel und Sehnerven zufammen ausmachen, zum grofsen Gehirne \u00fcber. Die beiden feit-lichen H\u00e4lften des verl\u00e4ngerten Markes lagen bisher dicht nebeneinander, und bildeten den Boden der vierten Hirnh\u00f6hle und der Sylvifchen WafferJeitung, aber jetzt entfernen fie fich allm\u00e4hlig von einander und laffen einen Raum zwifchen fich , die dritte Hirnh\u00f6hle, und eine Lage grauer Subltanz, welche die W\u00e4nde diefer H\u00f6hle umgiebt, das fogenannte Tuber cinereum, aus deffen Mitte nach hinten zu der dritte Hirnnerv mit von oben nach unten convergirenden Fafern Fig. II. 15. feinen Urfprung nimmt. Dicht vor ihm fteigt, in derfelben Richtung wie der dritte Nerv, auch die H\u00f6hle des Trichters zum Hirnanhange hinab , indem fich die fchm^fe, platte dritte Hirnh\u00f6hle nach unten zu einem runden Kanal zufammenzieht, welcher durch den Trichter, bis dicht an die Hypophyfis, zuweilen auch wohl bis in fie hinein geht. Fig. 11. 18.\nDie dritte Hirnh\u00f6hle ift begrenzt : nach hinten durch die Urfpriinge des dritten Hirnnerven, \u00fcber denen fie in die Sylvifche Walferleitung \u00fcbergeht, nach unten durch die R\u00e4nder des Trichters und die Kreu-","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nzungsftelle der Sehnerven, nach vorn durch die ftrah-lige Scheidewand, Fig. II. 27. nach oben durch die vordere Commiffur Fig. II. 26., durch eine kleinere Commiffur, die erfte Andeutung des Balkens, und durch die Thalami.\nDie innere Befchaffenheit der beiden H\u00e4lften des verl\u00e4ngerten Markes ver\u00e4ndert fich, nachdem fie vor dem Urfprunge des dritten Nerven aus einander gewichen find, infofern wefentlich, als in ihnen nun graue und weifse Subftanz deutlich von einander getrennt erfcheinen, ftatt dafs vorher beide innig mit einander gemilcht waren , und nur am obern und untern Theile des verl\u00e4ngerten Markes die Markfubftanz als obere und untere Pyramiden etwas deutlicher fichtbar wurde. An den Seiten der dritten Hirnh\u00f6hle liegen die Schenkel des; grofsen Gehirns, und find, ihre \u00e4ufsere Fl\u00e4che ausgenommen, ganz mit grauer Subftanz bedeckt, nach innen durch die graue Wand der dritten Hirnh\u00f6hle, nach unten durch die Maffe des Trichters, pach oben durch die Thalami. Dafs diefe Theile keine andern als die beim Menfchen fogenannten Thalami find, beweift ihre Lage und Umgebung vollkommen deutlich, wie fchon Gail gezeigt hat. Denn fie liegen hinter der vordem Commiffur, vor und unter der Zirbel, vor der Sylvifchen Br\u00fccke, an ih ren hintern Rand legt fich der Sehnerv an, fie i'elbft find durch ihre graue Maffe, als weiche Commiffur, mit einander in der Mittellinie verbunden.\nDiefe Theile Fig. II. 23. Fig. IX. 25. 11. 16. find hier aber bei weitem einfacher als bei den S\u00e4ugthieren, denn fie beftehen aus grauer Subftanz, welche auf dem Hirnfchenkel liegt, ohne fich mit ihm Zu verweben, und aus deren oberer Fl\u00e4che mehrere B\u00fcndel von Markfa-fern entfpringen. Diefe find von Bedeutung und follen jetzt befchrieben werden.\nEs","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"65\nEs find deren drei, zwei von ihnen paarig, das dritte unpaarig. Letzteres ift eine feine Commiffur, Fig- IX. 16. Fortfetzung des Pons Sylvii oder der mit diefem innig verbundenen Commiffura pofiterior, liegt am hintern Rande der Thalami queer von einer Seite zur andern her\u00fcber, und verliert fich auf jeder Seite in den vordem Rand der Vierhiigel oder vielmehr des Sehnerven, welcher diefen H\u00fcgel bedeckt.\nVon den beiden paarigen kommt das eine, mehr nach innen gelegene, auf jeder Seite aus dem Hirnfchen-kel, fchl\u00e4gt fich um den vordem Rand des Thalamus herum Fig. IX. i2. und breitet fich, fobald es defien obere Fl\u00e4che erreicht hat, allm\u00e4hlig aus, fo dafs man deutlich eine Menge Faferb\u00fcndel lieht, von denen die meiften gerade zum Pons Sylvii hingehen, aber noch vor ihm auf der grauen Maffe des Thalamus aufh\u00f6ren, Von denen die icnern aber gegen die entfprech\u00e8ndera der andern Seite convergiren, fo dafs fie auch dicht Vor dem unpaarigen Markbiindel der Thalami noch eine fehr feine Commiffur bilden, Fig. IX. 25. zum Theil aber auch auf jeder Seite vom Gehirne abgehen, und fich als Schenkel der Zirbel an den Strang begeben, welcher zu diefer Dr\u00fcfe hinauffteigt, und gr\u00f6fstentheils aus Gef\u00e4fsen befteht. Hoch habe ich fie nie bis zur Zirbel felbft verfolgen k\u00f6nnen.\nDas dritte Markb\u00fcndel, welches auf der Oberfl\u00e4che der Thalami vorkommt, ift der Urfprung der ftrahligen Scheidewand. Fig. IX. ij, Vom hintern \u00e4ufsern Theile der Thalami, und, wenn man den Pons Sylvii aufhebt, von der grauen Subftanz, welche unter diefem den Hirnfchenkel bedeckt, fieht man fehr zahlreiche Markfafern entfpringen, von denen ich jedoch keine, weder bei frifchen noch bei erh\u00e4rteten Gehirnen, b\u00e8ftimmt bi? in die Hirnfchenkel hinein M, d. Archiv. II. t.\tE","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"66\nverfolgen konnte, fondern welche allej' ungef\u00e4hr fo wie die F\u00e4den des Geh\u00f6rnerven, vom Boden der vierten Hirnh\u00f6hle aus der grauen Subftanz hervorwachfen. \u00d6le gehen in der Richtung des vordem Randes der Vierh\u00fcgel, dicht an diefen anliegend, zu einem Stamme zu-fammen, welcher bei der Gans ungef\u00e4hr halb fo dick ift als der f\u00fcnfte Nerve. Immer geht dies Markb\u00fcndel am vordem Rande des Sehnerven feiner Seite nach aufseu und unten zu um den Hirnfchenkel herum, wird durch den vordem Rand des Sehnerven etwas bedeckt, und kommt erft in der Bafis cerebri wieder zum Vorschein , wo es lieh, wie wir bei Betrachtung der Bafis cerebri fahen, grade zur Mittellinie hinwendet, und fich hier in die Tiefe des Gehirns auf folgende Art einfenkt. Dicht vor der Kreuzungsftelle der Sehnerven; Fig. II. 20. liegen diele Theile von beiden Seiten dicht beifammen, Fig. II. 22. Sie find durch Gef\u00e4fshaut verbunden, und wenn man diefe vorfichtig zwifchen die Hemifph\u00e4ren hinauf trennt ; fo erh\u00e4lt man die fehr fch\u00f6ne ftrahlige Ausbreitung eines jeden diefer Markb\u00fcndel f\u00fcr fich. Fig. 11. 27. Diefe Ausbreitung ift \u00e4hnlich der desSepti iuckli im Menfchen, und das Markb\u00fcndel, aus welchem jenes nach Gail entlieht, entfpricht dem jetzt befchrie-benen im Vogel, ift aber beim Menfchen noch nicht bis zu feinem Urfprunge hin verfolgt worden. Die Fafern diefes Markb\u00fcndels divergiren nun, fobald fie auf der innern Fl\u00e4che einer jeden Hirnh\u00e4lfte erfcheinen, in der Richtung nach hinten, oben, und auch etwas nach vorn mit vielem Glanz und Zierlichkeit, bilden unter einander fehr vielfache Kreuzungen, Anaftomo-fen, Durchdringungen, welche dem Gewebe ein buntes netzf\u00f6rmiges Anfehn geben, und welche immer feiner werden, je weiter fie fich vom Stamme ausbreiten, am Ende in die graue Subftanz der obern und hintern Fl\u00e4che des Gehirns verfchwinden.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"67\n(>\u25a0 Ich habe oben einen Wulft befchrieben , weicher fich bei der Gans auf der obern Fl\u00e4che des Gehirns an der Mittellinie fortlaufend findet ; er deckt nach oben die grofsen Hirnh\u00f6hlen, und feine Fafern laffen fich \u00fcber die ganze obere und \u00e4ufsere Fl\u00e4che des Gehirns verfolgen. Er wird allein von den Fafern der Markfeheidewand, die fich in ihm mit grauer Subftanz vermifchen gebildet, und deutlich kann man bei erh\u00e4rteten Gehirnen die Richtung diefer Fafern durch ihn verfolgen aber als Markfafern bei der Gans nicht, weil fie iich bei ihr gleich am obern Rande des Gehirns mit der grauen Subftanz vermifchen ; wohl aber beim Truthahn, wo fie, ohne jenen Wulft zu bilden, als zarte weifse F\u00e4den \u00fcber den obern Theil des Gehirns von innen nach aufsen weglaufen, und fich erft weiter hin in die graue Maffe Verlierern Vor dem genannten W\u00fclfte giebt es noch viele Fafern, welche fich noch auf der innern Fl\u00e4che des Gehirns in die graue Subftanz verlieren, hinten gehen fehr viele Fafern zur hintern Fl\u00e4che des grofsen Gehirns und bilden hier, mit grauer Subftanz vermifcht, ebenfalls die hintere Decke der grofsen Ventrikeln, indem fie das grofse Gehirn auch hier umgeben.\nDie Fafern der ftrahligen Scheidewand gehen, wie gefagt, vom Stamme aus immer feiner und allm\u00e4hlig auch undeutlicher werdend, von innen nach aufsen fort3 aber nicht v\u00f6llig gleichm\u00e4fsig, denn nachdem fie von .unten herauf ungef\u00e4hr die Mitte der innern Fl\u00e4che des Gehirns Fig. If, 24. 24. erreicht haben, geht, von vorn nach hinten, parallel mit dem obern Rande der innern Fl\u00e4che, und gleich ihr im Bogen, ein weifser Streif gleichfam queer durch die Faferung bis zur hintern Fl\u00e4che des Gehirns fort, und h\u00f6rt mit der Fafer\u00fcatis-breitung am hintern untern Rande des grofsen Gehirns","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\neri\u2019t auf. Diefer Streif wird nicht durch weifse Fafern gebildet, welche in diefer Richtung die ftrahlige Scheidewand durchfchneidend von vorn nach hinten liefen, fondern, wie ich glaube, dadurch, dafs an diefer Stelle eine Kreuzung der \u00e4ufsern mit den innern Fafern der Markfclieidewand unter einander Statt findet, fo dafs die, welche tiefer unten unmittelbar die Hirnh\u00f6hle deckten, jetzt heraus, und die welche auf jenen lagen, hineintreten, diefe alfo zu innern, jene zu \u00e4ufsern werden.\nVerfolgt man die Fafern von diefem weifsen Halb-kreife noch mehr nach aufsen hin, fo lieht man noch einen \u00e4hnlichen, aber fchw\u00e4chern Streifen, gleichfam einen zweiten fchw\u00e4chern, aber dem erften \u00e4hnlichen Regenbogen f. Fig. II. mit jenem parallel, eben fo verlaufend, aber nach hinten zu, fr\u00fcher als jener verlieh windend. Wahrfcheinlich entfteht er auf gleiche Art als der vorige, und durch diefe doppelte Kreuzung treten dann die urfpr\u00fcnglich \u00e4ufsern Fafern wieder als \u00e4ufsere hervor, aber wegen ihrer aufserordentliehen Feinheit an diefer Stelle ift dies noch weniger als beim erften Bogen mit Gewifsheit auszumitteln.\nDie ftrahlige Scheidewand bildet alfo die ganze innere und hintere Decke der grolsen Hirnh\u00f6hlen, ausgenommen den Theil zwifchen ihrem vordem Rande und dem Corpus mamillare des Geruchsnerven, denn an diefer Stelle ift die Decke des Ventrikels eine d\u00fcnne graue Platte, auf der fich nur einige feine Markfafern aus der Foffa Svlvii her von unten lierauffehlagen.\nDie ftrahlige Scheidewand ift auswendig fowohl, als nach innen vollkommen eben, nach aufsen mit der Gef\u00e4lshaut des Gehirns, nach innen mit der gemein-fchaftlichen Auskleidung der Hirnh\u00f6hlen und, den Theil vom Stamme bis zum innern Bogen der Markfeheide-","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"69\nwand ausgenommen, auch \u00fcberall mit einer d\u00fcnnen Lage grauer Subftanz \u00fcberzogen. Schneidet man nun die ftrahlige Scheidewand an ihrem Stamme durch, und hebt fie auf, fo erh\u00e4lt man die ganze grobe Hirnh\u00f6hle frei, und die innere und hintere Oberfl\u00e4che der Hauptmaffe des grofsen Gehirns, die hier mit dem Corpus ftriatum \u00fcberein zu kommen fcheint, unbedeckt.\nDie grofse Hirnh\u00f6hle ift zweigeh\u00f6rnt, und hat ein inneres und ein hinteres Horn. Das innere erftreckt fich vom Urfprunge des Geruchsnerven aus feinem Corpus mamillare bis dahin, wo fich die Fafern der ftrahli-gen Scheidewand nach hinten umwenden, das hintere von hier aus bis gegen die \u00e4ufsere Fl\u00e4che hin. Nach oben ragt fie nicht bis zum obern Rande des Gehirns hinauf, nach unten aber bis zum untern hinab. Sie ift verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig weit gr\u00f6fser als im Menfehen, denn faft die ganze Hemifph\u00e4re ragt in fie hinein, als ein grofser langer Htigel, den man fogleich bei Wegnahme der ftrahligen Scheidewand vor fich hat. Er kommt der Lage nach mit dem geftreiften K\u00f6rper \u00fcberein, aber feine Gr\u00f6fse und Ausbreitung zeigt an, dafs der Theil des Gehirns, welcher beim Menfehen jenfeit diefer H\u00fcgel und der H\u00f6hlen liegt, und die grofse Mafle des Gehirns bildet, dem Vogel fehle. Hier ift die Grenze, bis zu welcher das Vogelgehirn fortwachfea konnte, damit der Vogel darnach gebildet wurde, was jenfeits, liegt, was beim Menfehen die grofsen Hemifpharen, ihre noch nicht entzifferte Structur und das zufamraen-gefetzte Balkenlyltem geworden ift, davon erhielt der Vogel nichts, was von Bedeutung feyn k\u00f6nnte, und nur fchwache Spuren zeigen uns an, dafs die erften Regungen zur Bildung jener Theile auch hier febon bei der Hemmung vorgetreten waren. Denn die Hemifph\u00e4ren wachfen aus den geftreiften K\u00f6rpern hervor,","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nund dafs aufser diefen im grofsen Gehirne der V\u00fcgel noch etwas da fey, dies bezeugt dje Verwebung der l'afem der ftrahligen Scheidewand und der Sylvi-fchen Grube mit den geftreiften K\u00f6rpern zu einer ge-meinfchaftlichen Mafl\u2019e, wie auch eine fchwache Andeutung des Balkens, welche ich bei allen V\u00f6geln gefunden habe, und von der ich unten reden werde.\nDie Ausbreitung der Hirnfchenkel zum grofsen Gehirne l\u00e4fst lieh zugleich mit der Befchreibung der \u00e4ufsern Fl\u00e4che des geftreiften K\u00f6rpers verbinden, und nur fo deutlich machen; denn nur die Fl\u00e4chen, welche die Natur uns giebt, find confiant und bei jedem Gehirne gleich deutlich nachzuweifen, diejenigen aber, welche wir felbft erft machen muffen, k\u00f6nnen wir ftets anders darftellen, und werden uns nie ein deutliches Bild geben. Diele Schwierigkeit hemmt die Unterfuchung der Hirnmaffe in ihrem Innern, und f\u00fchrt uns immer wieder auf die Unterfuchungsweife derfelben zur\u00fcck, wo man die nat\u00fcrlichen Oberfl\u00e4chen des Gehirns als fixe genau zu befchreibende Puncte anfieht, und dann durch wenige, gut gef\u00fchrte Theilungen von unten her ihre Entftehungswejfe aus dem verl\u00e4ngerten Marke darthut.\nDie Oberfl\u00e4chen, welche bei Er\u00f6ffnung der Seitenh\u00f6hlen im Gehirne der V\u00f6gel Vorkommen, find fo vveni.o-ausgezeichnet, dafs fie kaum eine Befchreibung zulaf-fen, und eben fo einfach ift, wie wir bald fehen werden, die Entftehung der grofsen Hirnh\u00e4lften aus den Hirnfchenkeln. Nimmt man die ganze ltrahlige Scheidewand auf der innern und hintern Fl\u00e4che weg; fo hat man nichts vor fich, als einen H\u00fcgel von grauer Sub-ftanz, welcher nach hinten, da, wo die hintere, innere und untere Fl\u00e4che zufammen kommen, fo hervorra\u00abt, dafs er in die Vertiefung, welche das kleine Gehirn,","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"71\ndie Vjerh\u00fcgel und die Thalami bilden, hineinpalst. Diefer fpitzere H\u00fcgel ift ein Theil des geftreiften K\u00f6rpers , und durch keine Grenze von ihm gefchieden ; unter ihm tritt der Hirnfchenkel und die vordere Com-miffur ein, und man mufs ihn aufheben, um diefe zu fehn. Seine Oberfl\u00e4che ift gleichf\u00f6rmig, aber he hat, genau angefehn, einige leichte Eindr\u00fccke, welche durch die anliegenden Vierh\u00fcgel und Thalami entftanden find, indem fielt nach dielen, als den fr\u00fcher vorhandenen , die fp\u00e4ter gebildete graue Maffe der Iiemifph\u00e4ren etwas geformt zu haben fcheint. Zwilchen jenen Vertiefungen find erhabene Riffe, welche den Furchen zwifchen dem Vierh\u00fcgel und Thalamus, und zwifchen dem Thaiainus und Cerebellum entfprechen.\nDer Eintritt der Hirnfchenkel in die genannte Vertiefung unter jenem H\u00fcgel, gefchieht auf folgende Art.\nDie Thalami, mit dem von ihnen kommenden, nach aufsen und unten verlaufendenUrfprung der ftrah-ligen Markfeheidewand Fig. IX. u. und jene graue Subftanz, welche die W\u00e4nde der dritten Hirnh\u00f6hle \u00fcberzieht, bilden zufammen einen Ring, der den Hirnfchenkel umfchliefst, und aus dem diefer unbedeckt zum grofsen Gehirne hin\u00fcbergeht. Am vordem Rande des Ringes giebt er das Markb\u00fcndel ab, welches \u00fcber den Thalamus weggeht, und der Zirbel einen Aft giebt Fig. IX. 12. und fobald er aus dem Ringe hervortritt, befindet er fich der Grube unter dem geftreiften K\u00f6rper gegen\u00fcber, tritt auch fogleich fait in. der Mitte des grofsen Gehirns, jedoch etwas mehr nach hinten zu Fig. IX. $. in die Maffe deffelben ein, und breitet fich, w\u00e4hrend er von unten nach oben hinauffteigt, in allen Richtungen, vorz\u00fcglich aber mittelft zweier Haupt-\u00e4fte nach hinten und vorn aus. Dies l\u00e4fst fich auf der Grundfl\u00e4che bei frifchen Gehirnen fehr wohl nachwei-","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nfen, denn fobald man nur von dem Orte aus, wo der Hirnfchenkel an das Gehirn tritt, feine Markfubftanz nach aufsen und hinten verfolgt, fo erh\u00e4lt man fehr leicht den Theil derfelben, welcher fich in den hintern dickem Wulft der Hemifph\u00e4re ausbreitet, und der eben wegen der Gr\u00f6fse diefes Theils auch der ft\u00e4rkfte Aft des Hirnfchenkels ift, So lieht man nun auch, obgleich weniger deutlich, den kleinen Theil diefer Markfubftanz nach vorn zu gehen, aber hier dringt er fogleich mehr in die Tiefe des Gehirns, verbreitet fich \u00fcber dem Marke der Sylvifchen Grube in die graue Subftanz des vordem Theils der Hemifph\u00e4re, und nun kann man die Richtung der Fafern an frifcben Gehirnen nicht weiter verfolgen, denn man mache nun Durch-fchnitte des Gehirns, wie man will, io wird man \u00fcberall nichts als gleichf\u00f6rmige graue Maffe finden, eine ichwache etwas gelbliche Linie ausgenommen, die man faft bei jedem Durchfchnitte der Hemifph\u00e4re in der Entfernung einer Linie von ihrer Peripherie mit diefer parallel durch die graue Subftanz gehen lieht.\nIch erw\u00e4hnte ohen , die vordere Gommiffur gehe zugleich mit den Hirnfchenkeln auf jeder Sejte in das grot'se Gehirn, und ich tnufs hier noch einige Worte dar\u00fcber fagen. Ihr Verlauf ift wohl unter allen Thei-len bei frifcben Gehirnen am leichteften und deutlich-fteu nachzuweifen, denn nie wird man fie verfehlen, fobald man beide Hemifph\u00e4ren etwas aus einander zieht, und von oben her betrachtet. Hier geht fie als ein gl\u00e4nzendweifser ftarker runder Faden Fig. IX. 18. II. 26. dicht vor dem Thalamus , queer von einer He-tnifph\u00e4re zur andern \u00fcber, und l\u00e4fst fich leicht zwifchen den Hirnfchenkeln bis tief in die Maffe des Gehirns verfolgen. Denn fie liegt zwar verborgen in der Maffe der Hirnfchenkel, aber ohne Verbindungen mit ihr zu","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"73\nMben, von einer Scheide der Gef\u00e4fshaut umgeben, aus der man fie bis tief in das Innere hinein fehr leicht ohne Verletzung oder Zerreifsung von Fafern aufheben kann, wenn man behutfam die dar\u00fcber liegende Maffe wegnimmt. In diefer Scheide alfo, welche das Mark des Hirnfchenkels, in dem fie gleichfam ausgeh\u00f6hlt ift, um fie herum bildet, geht lie nun bis gegen die Mitte der Hemifph\u00e4ren, wie eine Sehne in ihrer Scheide, aber ungef\u00e4hr im Mittelpuncte der Hemifph\u00e4re f\u00e4ngt fie an, lieh pinfelf\u00f6rmig nach der Peripherie hin aus-zubreiten, und zwar fo, dafs die Fafern weit mehr horizontal nach vorn nnd hinten, als nach andern Richtungen hin divergiren, und man fie erft nahe an der Peripherie verfchwinden fieht. So verh\u00e4lt fich die vordere Commiffur v\u00f6llig gleich in beiden Hirnh\u00e4lften, und ihr Verlauf zeigt an, dafs fie der vordem Commiffur im Menfchengehirne fehr \u00e4hnlich, und der ihr entfnre-chende Hirntheil beim Vogel fey. Aber wunderbar fcheint es, wenn wir \u00fcber und hinter ihr den heim Menfchen fo grofsen Balken fuchen, und nichts weiter finden, als eine ganz fchwache Spur deffelben, die inan fogar bisher v\u00f6llig \u00fcberfehen hat, die ich aber nie fehlend gefehen habe, fobald das Gehirn nur frifch war.\nBiegt man die Hemifph\u00e4ren von vorn nach hinten fo weit aus einander, dafs man im Grunde der Spalte die vordere Commiffur als einen weifsen Faden fieht, fo hat man auch das Corpus callofum vor Augen , Fig.\nIX. 17. II. 25. denn ganz dicht \u00fcber ihr bemerkt man\neinen zweiten 1'ehr feinen Faden, der mit ihr parallel geht. Hat man ihn erft hier gefehen, fo wird man ihn auch fehr leicht von oben und hinten her finden, und nun feinen weitern Verlauf verfolgen k\u00f6nnen.\nMan fieht leicht, dafs es ein d\u00fcnnes Markbl\u00e4ttchen ift, welches in der Mitte, dicht \u00fcber und hinter der vor-","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\ndem Commiffur eine eigne Commiffur ausmacht, welche aber dem Durchmeffer nach nur ungef\u00e4hr ^ von jener feyn mag. Beide liegen allein in der Mitte des Gehirns fo beifammen, denn an der Stelle, wo die vordere Commiffur mit dem Hirnichenkel unter dem untern Rande der ftrahligen Scheidewand weggeht und an das Gehirn tritt, geht das genannte Bl\u00e4ttchen f\u00fcr fich nicht weiter, fondern verliert fich am untern und hintern Rande der ftrahligen Scheidewand, mit deren Fa-fern innig gemilcht.\nDie Gr\u00fcnde, welche mich beftimmen, diefen fo unbedeutend fcheinenclen Theil f\u00fcr die erfte Spur vom Balken in der Thierreihe zu halten find folgende:\n1)\tIch habe die \u00fcbrigen Commiffuren welche in den Gehirnen der hohem Thiere Vorkommen, auch im Vogel nachgewiefen, das Corpus callolum und das jetzt befchriebene Bl\u00e4ttchen bleiben \u00fcbrig, alfo glaubeich fie zufammenftellen zu d\u00fcrfen. Dafs der Balken beim Vogel klein feyn muffe, lafst feine Analogie mit dem Pons cerebelli vermuthen, dafs er aber nicht ganz fehlen werde, daf\u00fcr fpricht auch das Vorkommen einiger verbindenden Markfaiern im kleinen Gehirne felbft.\n2)\tDie Lage in Beziehung auf die \u00fcbrigen Theile des Gehirns ift im VVefentlichen diefelbe als bei den hohem Thieren. Er bildet mit dem Septum lucidum oder der ftrahligen Scheidewand die innere Wand der Seitenh\u00f6hlen, und liegt felbft an diefen und breitet fich \u00fcber ihnen aus, und das Septum lucidum h\u00e4ngt mit ihm feft zufammen ; unter dem Fornix, einer Fortfetzung des Balkens, tritt beimMenfchen der Plexus choroideus in die Seitenh\u00f6hle, und eben fo geht auch das Adergeflecht beim Vogel deutlich dicht unter den genannten Bl\u00e4ttchen in die Seitenh\u00f6hle hinein.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"75\n3)\tDie Form eines Bl\u00e4ttchens ift der des Balkens analog, denn in beiden herrfcht die L\u00e4nge und Breite \u00fcber die Dicke vor.\n4)\tGanz vorz\u00fcglich leitet die Vergleichung des abnehmenden Balkens in der Reihe der S\u00e4ugethiere darauf, und man kann faft fagen, das Corpus caliofum des Hafen fteht von dem des Menfchen eben fo weit ab, als das beim Vogel befchriebene Bl\u00e4ttchen vom Balken des Hafen.\nIch fchliefse die Betrachtung des G\u00e4nfegehirns im frifchen Zuftande mit einer Bemerkung \u00fcber die Plexus ehoroidei, deren Verlauf \u00fcbrigens nicht zum Gegenftande diefer Abhandlung geh\u00f6rt, und auch fchon hinl\u00e4nglich bekannt ift. Mikrofkopifch betrachtet zeigt fich das Adergeflecht aus einer Menge von Gef\u00e4fsen be-ftehend, deren feinfte Zweige alle in Bl\u00e4schen aufh\u00f6-ren, welche l\u00e4nglich rund find, und mit den Gef\u00e4fsen, an denen fie fitzen, belaubten Baumzweigen gleichen. Da dies fowohl bei Arterien als Venen zu feyn fcheint, fo w\u00e4re in diefem Falle ein unmittelbarer Uebergang des Arterienbluts in die Venen unm\u00f6glich, doch glaube ich, dafs es Anaftomofen zwifchen den Arterien und Venen in den gr\u00f6fsern Zweigen giebt, und dafs diefe Bl\u00e4schen nur zur Ausfchwitzung und Einfaugung der fer\u00f6fen Fliiffigkeit beftimmt find. Diefe Bl\u00e4schen k\u00f6nnen vielleicht auf irgend eine Art die F\u00e4higkeit zur Durch-fchwitzung oder Zur\u00fcckf\u00fchrung der Lymphe verlieren, und auf diefe Art, glaube ich, k\u00f6nnten wohl die h\u00e4ufigen Hydatiden in den Adernetzen aller Thiere, fo wie man fie auch beim Menfchen aufserordentlich oft findet, entftehen.\nIch f\u00fcge nun noch einige Refultate hinzu, welche mich die Behandlung der Vogelgehirne mit Alkohol gelehrt hat. Die ganze, im frifchen Zuftande fo gleichf\u00f6rmig ungeformt fcheinende grauliche Maffe des gro-","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"76\nfsen Gehirns wird durch den Weingeift in einigen Tagen deutlich in Fafern und Bl\u00e4tter umgebildet, welche auf eine, im Ganzen fehr einfache Art \u00fcber einander liegen, und fo die Maffe der Hemifph\u00e4ren ausmachen, Das wichtigfte Refultat, welches ich durch dies Verfahren erhalten zu haben glaube, ift, dafs der Geruchsnerve zwar einen \u00e4ufserft geringen k\u00f6rperlichen Zusammenhang mit dem grofsen Gehirne hat, dafs er aber dennoch die gr\u00f6fste Wirkung haben kann, weil er mit einem aufserordentlich verbreiteten Theilo des Gehirns nahe zufammenh\u00e4ngt.\nIch hahe obenerw\u00e4hnt, dafs einige wenige Fafern von dem Marke der Sylvifchen Grube zum Geruchsnerven gehen Fig. I\u00bb Fig. V. 4. Diefes Mark l\u00e4fst lieh bei erh\u00e4rteten Gehirnen fehr deutlich \u00fcber die ganze untere, \u00e4ufsere und obere Fl\u00e4che des grofsen Gehirns verfolgen, und als eine Decke vom Gehirne wegnehmen, welche eins ift mit der Ausbreitung der ftrahli-gen Scheidewand. Diefe fammelt fich zu ihrem Markb\u00fcndel, welches wiederum den Hirnfchenkel umfchlingt, und fich endlich auf dem Thalamus, felbft unter der Sylvifchen Br\u00fccke auf den Vierh\u00fcgeln verliert. Wie genau ift alfo diefer Theil mit dem ganzen grofsen Gehirn verflochten, und wie m\u00e4chtig kann alfo beim Vogel der Geruchsfinn, da er faft das ganze Gehirn umfchliefst und beherrfcht, auf das ganze Leben des Thiers einwirken ; k\u00f6nnen wir uns wundern, wenn wir die V\u00f6gel weiter als andre Thiere dem Ger\u00fcche nachziehen fehen, da diefer Sinn ihr ganzes Leben leiten mufs?\nUm hier\u00fcber einer erm\u00fcdenden Befchreibung \u00fcberhoben zu feyn, verweife ich auf die Zeichnung Fig- XVI. wo der ganze Verlauf jener Fafern von Mark- und grauer Subllanz nach einem in Alkohol er-","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"77\nh\u00e4rteten Gehirne in nat\u00fcrlicher Gr\u00f6fse deutlich nach-gewiefen ift.\nIch habe nun noch das Refultat einer Menge Un-terfuchungen an erh\u00e4rteten Gehirnen \u00fcber die Ausbreitung der Hirnfchenkel zum Innern der Hemifph\u00e4ren, nachdem ich die ganze \u00e4ufsere Decke clerfelben von der ftrahligen Scheidewand bis zur Sylvifchen Grube dar-geftellt habe, zu geben.\nDer ganze Hirnfchenkel zeigt lieh bei feinem Eintritte in die Hemifph\u00e4re aus drei dicken rundlichen Faferbiindeln, einem untern, mittlernfund obern zu-fammengefetzt. Von diefen ift das untere das fchw\u00e4chfte, das mittlere nimmt die vordere Commiffur in fich auf, das obere ift das ft\u00e4rkfte, und verforgt den gr\u00f6fsten Theil der Hemifph\u00e4re. W\u00e4hrend der Hirnfchenkel in die Hemifph\u00e4re \u00fcbergeht, dreht er fich etwas um feine Axe, fo dafs das untere B\u00fcndel zum vordem, das obere zum hintern wird, und nun breitet er fich weiter aus\u00bb Seine Fafern divergiren nach vorn, hinten, aufsen und oben zur Peripherie hin, kr\u00fcmmen fich aber, noch ehe fie die vorher befchriebene Decke erreicht haben, in Bl\u00e4tter geformt, alle in der Richtung, dafs fie.zu dem H\u00f6cker, welcher, wie wir gefehen haben, hinten hervorragt, und zu dem vom Hocker nach vorn gehenden, in die Hirnh\u00f6hle hineinragenden W\u00fclfte, hingehen. Da nun, der H\u00f6cker und der Wulft dicht \u00fcber dem Eintritte des Hirnfchenkels liegen, fo kommen fie folglich in entgegengefetzter Richtung, als fie einge-tretsn waren, zur\u00fcck, und da die Fafern der \u00e4ufsern Decke von innen nach vorn, oben, aufsen und hinten gingen, fo kommen die zur\u00fccklaufenden Fafern und Bl\u00e4tter zwar in entgegengefetzte, aber doch in parallele Richtung mit jenen, und find daher auch ianig mit ihnen verwebt.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nZum Theil gehen aber die an der Peripherie um-gefchlagenen Fafern nicht nach dem H\u00f6cker und W\u00fclfte, fondern gerade in der Richtung zum Eintritte des Hirn-fchenkels zur\u00fcck, als vordere Commiffur.\nDie \u00fcbrigen erreichen den H\u00f6cker und Wulft, und hier drehen fie {ich fchneckenf\u00f6rmig zufammen, bilden eben daher den H\u00f6cker und Wulft, und verfchwinden in ihrem Innern. Etwas anders als den jetzt befchrie-benen fehr einfachen Verlauf habe ich nie mit Gewifs-heit finden k\u00f6nnen, obgleich man bei jedem neuen Gehirn, welches man unterfucht, etwas Neues zu finden glaubt, was denn aber die Unterfuchungen bei mehrern nicht weiter beft\u00e4tigt haben.\nIII.\nUeber eine befondere Einwirkung des Waffers auf die Muskelreizbarkeit. Von Nasse.\nBei einigen Verfuchen, wo ich reizbare Frofchfchenkel unter Waffer getaucht hielt, fand ich, dafs die Muskeln in diefem Mittel eine, fo viel ich weifs, bisher noch nicht bemerkte Ver\u00e4nderung erlitten. Carlisle hat bei feiner Unterfuchung \u00fcber das Fifehkr\u00e4ufeln (the crimping of fish) gefunden, dafs noch nicht fteif gewordene Muskeln get\u00f6dteter Thiere, mit Waffer in unmittelbare Ber\u00fchrung gebracht, Waffer einfaugen, und dadurch fowohl an abfolutem, als an fpecififchem Gewicht zu-\nl) Philofophical Transactions for t8o$, p. 3?; und Neues Jour-nal der ausl\u00e4ndifchen raed. cliir\u00fcrg. Literatur, von Harlet und Rite fr, fiebenten Bandes erftes Heft, S. Sf.","page":78}],"identifier":"lit13992","issued":"1816","language":"de","pages":"25-78","startpages":"25","title":"Anatomie des Gehirns der V\u00f6gel","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:22:27.219240+00:00"}