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{"created":"2022-01-31T14:03:54.177225+00:00","id":"lit13998","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Tiedemann, F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 2: 112-117","fulltext":[{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"Norm fo fehr abweichenden Bau der Kiemen gen\u00fcgend zu erkl\u00e4ren, und den Einflufs deffelben auf die Oeko-nomie und Lebensweife der Meernadein zu zeigen.\nvirr.\nBefchreibung der Hautdr\u00fcschen einiger Thiere. Von F. Tiedemann.\nEs ift bekannt, dafs faft jedes in der Luft lebende Thier einen eigenthiimlichen Geruch verbreitet, und gleich-fam eine befondere Atmofph\u00e4re hat. Der Geruch r\u00fchrt zum Theil von der eigenth\u00fcmlichenBefchaffenheit der Hautausd\u00fcnftung her, zum Theil aber auch von den in befonderen Dr\u00f6schen und S\u00e4ckchen der Haut abgefonderten \u00f6ligten und itark riechenden Fl\u00fcffigkei-ten. Bei vielen S\u00e4ugethieren find die Dr\u00f6schen und S\u00e4cke bekannt, in welchen die befonders riechenden Fl\u00fcffigkeiten abgefondert werden. Ich nenne nur die Pr\u00fcfen und S\u00e4cke, welche denMofchus, das Zibeth, das fogenannte Biebergeil abfondern, fo wie den Sack des Tajaffu - Schweins, die Schl\u00e4fendr\u00fcfen des Eie\u00ab phanten, die Afterhautdr\u00fcfen der Hundearten, der Marder, des Dachfes und anderer Raub- und Nage\u00ab thiere. Bei den V\u00f6geln h\u00e4ngt der eigenth\u00fcmliche Ge\u00ab ruch, welchen fie verbreiten, hauptf\u00e4chlich von der befonderen Befchaffenheit der in den Oeldr\u00fcfen des Steifses abgefonderten Fl\u00fcffigkeit ab. Auch viele Amphibien haben Hautdr\u00f6fen , die ftark riechende Fl\u00fcffigkeiten abfondern. Ich erinnere nur an die Mofchusdr\u00fc-fen der Krokodillarten, an die Hautdr\u00f6fen der Knoblauchskr\u00f6te , der Salamander, vieler Schlangen und\neiniger","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"115\nein'ger Eidechfen. Dafs \u00fcbrigens die Hautdr\u00fcfen vieler Thiere noch unbekannt find, erhellet daraus, dafs ich allein bei- drei Europ\u00e4ifchen S\u00e4ugthier-Gattungen neue, bisher unbekannte Hautdr\u00fcfen entdeckt habe, welche idh befchreiben will.\nDie gemeine Fledermaus (Vespertilio murinus), und die Speck-Fledermaus (Vefpertiho noctula) verbreiten einen fehr ftarken und unangenehmen Bifam-geruch, wie unter andern auch Schreher %) bereits angegeben hat. Diefer Geruch r\u00fchrt, wie ich an einer lebenden Fledermaus bemerkt habe, von einer fettigen oder \u00f6ligen Fl\u00fcffigkeit her, welche in zwei grofsen unter der Haut des Antlitzes liegenden S\u00e4cken a'oge-fondert, und durch befondere Ausf\u00fchrungsg\u00e4nge auf die Haut des Antlitzes ergoffen wird. Daher hat: die Haut des Antlitzes ftets ein fettiges und gl\u00e4nzendes Anfehn. Ich will diefe dr\u00fcfigen Sacke befchreiben, wie ich fie bei der Zergliederung der gemeinen Fleder-niaus gefunden habe.\nWenn man das Antlitz einer Fledermaus betrachtet, fo erblickt man zu beiden Seiten \u00fcber der Mund-fpalte eitte Stelle der Haut, die das Anfehen hat, als ob fie mit einem gelblich braunen Fette befchmiert w\u00e4re. Unterfucht man die Stelle genauer, f\u00f6 nimmt man zwife he n der Nafe und dem Auge eine kleine rundliche. Oeffnuhg wahr, die mit Haaren umgeben ift (Fig. g.a.>. Dr\u00fcckt man die Haut hinter, der Oeffnung, fo kommt eine gelbbraune fettige Fl\u00fcffigkeit zum Vorfchein, welche bei lebenden Flederm\u00e4ufen fehr flark nach Bifam riecht. Um das Abfonderungs - Organ diefer Fl\u00fcffigkeit kennen zu lernen, mufs man die Haut des Antlitzes einfehneiden und wegpr\u00e4pariren, alsdann lieht\nl) S\u00e4ugtliiere E\u00e0rid i. S. lC6, M, d, Archiv. II, I.\nH","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nman eine l\u00e4ngliche, plattgedr\u00fcckte, braungelbe, dr\u00fc-fige Maffe (Fig. 9. a. ), welche \u00fcber dem Zahnh\u00f6hlenrand zwifchen der Nal'e und dem Auge an dem Nafen-und Oberkiefer - Bein liegt. In der von mir unterfuch-ten Fledermaus war die dr\u00fcfige Maffe drei Linien lang, und zwei Linien breit. Sie befteht aus einem h\u00e4utigen Sack, deffen dicke gef\u00e4fsreiche W\u00e4nde, nach innen vor-fpringende Lamellen oder Falten bilden, wodurch die H\u00f6hle des Sacks in mehrere Zellen abgetheilt wird. Alle Zellen ftehen mit einander in Verbindung, und endigen fich in dem grofsen Ausf\u00fchrungsgang (Fig. 2. b.), der eigentlich nur die \u00e4ufsere Oeffnung des Sacks ift. Offenbar geh\u00f6rt diefe dr\u00fcfige Maffe zu denjenigen dr\u00fcfenartigen Gebilden, welche die Anatomen Schmierb\u00e4lge, Schmierh\u00f6hlen (Folliculi febacei) nennen. lieber die Function der in den S\u00e4cken abgefonderten Fliif-figkeit kann ich nur eine Vermuthung angeben. Es ift wahrfcheinlich, dafs die reichlich abgefonderte Fl\u00fcffig-keit zur Ein\u00f6lung undSchl\u00fcpfrigmachung der Flughaut verwendet wird, und dafs die Flederm\u00e4ufe die Fl\u00fcgel an dem Kopfe herab bewegen, um dadurch die \u00f6lige Fl\u00fcffigkeit an die Fl\u00fcgel zu bringen. Uebrigens ver-fteht es fich wohl von felbft, dafs der Grund und die Nothwendigkeit der Abfonderung einer folchen \u00f6ligen Fl\u00fcffigkeit bei den Flederm\u00e4ufen in den uns noch unbekannten Vitalit\u00e4ts-Verh\u00e4ltniffen diefer Thiere liegt.\nBei Murmelthieren fand ich wiederholt mehrere kleine Hautdr\u00fcschen, welche eine nach Knoblauch riechende Fl\u00fcffigkeit abfondern, die, foviel mir bekannt ift, noch kein Zoolog und Anatom befchrieben hat. Sie liegen unter der Haut der Wangen, theils unter, theils hinter den Augen. Die dnifigen S\u00e4ckchen haben eine plattgedr\u00fcckte und rundliche Form, und halten nur eine bis zwei Linien im Durchmeffer. Jedes hat","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"115\neinen, die Haut durchbohrenden, und neben einer Wangenborfte zum Vorfchei\u00fc kommenden Ausfiihrungs-gang. Die in den S\u00e4ckchen abgefonderte Fl\u00fcfligkeit ift- weifslich, durchfichtig und riecht vollkommen wie Knoblauch\u00bb Ueber die Function diefer Fl\u00fcfligkeit vermag ich nicht einmal eine wahrfcheinliche Verjnuthung aufzuftellen.\nBei der Fifchotter (Lutra vulgaris) bemerkteich viele plattgedr\u00fcckte, Jinfenf\u00f6rmige, r\u00fcthlich weifse Dr\u00fcschen, welche zwifchen der Haut und dem Haut-muskel zerftreut lagen. Beim Druck gaben fie eine \u00f6lige oder fettige, wie Fifchthran riechende. Fl\u00fcfligkeit von fich, welche die Beftimmung zu haben fcheint, die Haare einzu\u00f6len, und dadurch das Abfliefsen des Walfers zu beg\u00fcnftigen, wenn das Thier das Waffer verl\u00e4fst.\nDie Haut des gefleckten Land - Salamanders (Sala-mandra terreftris) ift bekanntermaafsen mit vielen kleinen Oeffnungen verfehen, vorz\u00fcglich an denjenigen Stellen, wo fich die hochgelben Flecken befinden. Jede Oeffnung f\u00fchrt zu einem kleinen, unter der Haut liegenden rundlichen S\u00e4ckchen mit gef\u00e4fsreichen W\u00e4nden. Wenn man einen lebenden Salamander reizt oder ergreift, fo fliefst aus den Oeffnungen der Haut eine weifse, milchartige, etwas fcharfe Fl\u00fcfligkeit aus, die das Thier nicht feiten einige Zolle weit von fich fpritzt. Wurf bain * ), Maupertuis I) * 3), haurenti3) und andere, haben die Hautdr\u00fcschen des Land - Salamanders, und die in denfelben abgefonderte Fl\u00fcfligkeit gekannt und ausf\u00fchrlich befchrieben. Neu aber fcheint die von mir\nI) Salamandrologia Notimberg. 1683-\na) M\u00e9m. de l\u2019Acad. des Scienc. de Paris, Ann. if\n3) Synopfi\u00bb reptilium, Viennae 1768, g. p 151.\nH 3","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\ngemachte Beobachtung zu feyn, dafs diele Fl\u00fcffigkeit itn Winter einen ungemein ftarken Jasmin - Geruch verbreitet. Im Herbft des Jahrs 1813 erhielt ich mehrere Land-Salamander, an denen ich Beobachtungen \u00fcber den \"Winterfchlaf anftellte. Ich bewahrte fie in einem mit feuchtem Moos angefiillten K\u00e4ftchen, welches in einem kalten Zimmer ftand. Im Monat October und November waren die Thiere noch munter, fie athmeten oft, und bewegten fich bisweilen von einem Ort zum andern, wiewohl fie in der Regel ruhig beifammen lagen. Im Monat December trat Froft ein, das Thermometer lank im Zimmer, worin die Salamander aufbewahrt wurden, auf einen Grad unter Null. Jetzt hatten fich die Thiere ins Moos verkrochen, fie lagen mit gefchlof-fenen Augen ohne Bewegung zu \u00e4ufsern, und ohne zu athmen. F\u00fcr eine leife Ber\u00fchrung waren fie empfindungslos; ber\u00fchrte ich fie aber ft\u00e4rker, fo bewegten lie lieh etwas, fie zogen trag einen Fufs an, oder kr\u00fcmmten fich etwas; auch fingen fie Iangfam wieder an zu athmen, wie ich aus den Bewegungen der Haut unter dem Unterkiefer und unter der Zunge fchlofs. Brachte .ich lie aus inrer Lage, fo \u00f6ffneten fie bisweilen die Augen , und bem\u00fchten fich wieder eine neue fchickliche Lage zu gewinnen, wobei fie fich h\u00f6chft trag und lang-iam bewegten. Kaum hatten fie irgend eine paffende Lage erlangt, fo ichloffen die Thiere die Augen, das Athmen wurde langfamer, und h\u00f6rte nach einer Minute ganz auf. In cliefem Zuftand durchfchnitt ich einem Salamander das R\u00fcckenmark da, wo es in das Hinterhauptsloch eindrang, um zu erfahren, wie lange das L hier in diefem Zuftande leben k\u00f6nnte. Beim Einfchnitt in die Haut flofs die weifse Fl\u00fcffigkeit fehr reichlich aus den Hautdrfischen aus, zugleich verbreitete fich aber auch ein fehr ftarker Jasmjngeruch, den","page":116},{"file":"p0117.txt","language":"de","ocr_de":"117\nich nicht allein bemerkte, fondern den auch mehrere umftehende Studierende wahrnahmen. Anfangs wufste ich nicht, Woher diefer Jasmingeruch kommen m\u00f6gte, doch vermuthete ich bald , dafs ihn vielleicht die aas-fliefsende Feuchtigkeit der Haut verbreiten k\u00f6nnte. Meine Vermuthung wurde vollkommen beftiitigt; denn da ich mit einem Meffer die weifse Fl\u00fcffigkeit aus der Haut ausprefste und an die Nafe brachte, io fand ich, dafs diefe Fl\u00fcffigkeit den Jasmingeruch aushauche. Bei meinen fortgefetzten Experimenten habe ich wiederholt denfelben Geruch an der Fl\u00fcffigkeit wahrgenommen. Im Sommer habe ich diefen Geruch niemals an der weifsen Fl\u00fcffigkeit der Salamander bemerkt.\n4\nIX.\nUeber den regelwidrigen Verlauf der Armpulsadern. Von J. F. Meckel.\nIm verfloffenen Winter hatte ich h\u00e4ufig Gelegenheit, regelwidrig verlaufende Armpulsadern zu unterfuchen, und theile ]etzt_ die Refultate meiner eignen und fremder Beobachtungen \u00fcber diefen Gegenftand mit.\nDieSchl\u00fcffel- oder Armpulsadern Aveichen vorz\u00fcglich, die Variet\u00e4ten ihres Urfprungs aus der Aorte abgerechnet, durch ungew\u00f6hnlich hohe Theilung der Oberarmpulsader in die Vorderarmpulsadern vom Normal ab.\nDiefe ungew\u00f6hnlich hohe Theilung der Arm-pulsader bietet mehrere nicht unmerkw\u00fcrdige, fo-wohl gradweife als qualitative Verfchiedenheiteu dar.","page":117}],"identifier":"lit13998","issued":"1816","language":"de","pages":"112-117","startpages":"112","title":"Beschreibung der Hautdr\u00fcschen einiger Thiere","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:03:54.177230+00:00"}