The Virtual Laboratory - Resources on Experimental Life Sciences
  • Upload
Log in Sign up

Open Access

Untersuchungen über das Athmen

beta


JSON Export

{"created":"2022-01-31T14:49:25.445359+00:00","id":"lit14013","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Nasse, Otto","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 2: 195-200","fulltext":[{"file":"p0195.txt","language":"de","ocr_de":"195\nDie abnorm gefteigerte Productivity kann \u00fcbrigens eben fo wie die abnorm verminderte, theils direct, theils indirect bedingt werden. Erfteres gefchieht durch eine unverh\u00e4itnifsm\u00e4fsig reichliche Ern\u00e4hrung, letzteres hingegen wird durch Hemmung confumireuder Prozeff'e erreicht, und es geh\u00f6rt zu letztem Veranlaffungen theils zu wenige Muskeibe-wegung, theils niedriger Stand der SenGbilit\u00e4t und pfychifchen Kraft, theils Hemmung der Gefchlechts-function (etwa durch Caftration) ; ja es fragte Geh wohl: ob in den F\u00e4llen, wo Menfchen w\u00e4hrend einer lehr langen Zeit ajle Nahrung entbehren konnten, das Fortbeftehen des Reproductionsprozeffes nicht blofs durch eine gehemmte Ausfonderung der Haut, Lungen, Nieren u. f. w. m\u00f6glich wurde?\nDoch diefe Unterfuchungen haben Geh nun \u00fcber die wichtigften aller der Gegenft\u00e4nde verbreitet, welche im Bereich jener Frage Jagen, deren Beantwortung hier, wo nicht gegeben, doch wenigftens verflicht Werden foJlte, und fo bleibt denn dem Verfaffer nur zu w\u00fcnfehen \u00fcbrig, dafs ein fo ergiebiges Feld k\u00fcnftig eben fo von andern Forfchern nicht unbearbeitet bleibe, und demnach, wenn auch nicht diefe Abhandlung, doch deren Gegenftand einer ernften Ber\u00fccklichtigung lieh erfreue.\nII.\nUnterfuchungen \u00fcber das Athmen.\nVon Nasse.\nSchwerlich giebt es einen Theil der Fliyfiologie, der die Lehr\u00ab vom Athmen an Verwirrung \u00fcbertr\u00e4fe, was, wie wohl jeder Unbefangene eingeftehen mufs, bei dem dermaligen Zuftande der Le-\nN a","page":195},{"file":"p0196.txt","language":"de","ocr_de":"196\nbensnaturlehre nicht wenig gefagt ift. F\u00fcr andere Vorg\u00e4nge de\u00ab thierifchen K\u00f6rpers ift man doch wenigftens \u00fcber einige Haupt-annahmen eins ; es find gewiffe Vermuthungen einmal in denBiichern g\u00e4ng und g\u00e4be geworden ; \u00fcber das Athmen hat hingegen bei uns Deutschen fait jeder Schriftfteller, der in der letzten Zeit davor\u00bb handelte, feine eigene Meinung; was der eine im Widerfpruch mit feinem Vorg\u00e4nger jetzt behauptet, wird von dem n\u00e4chftfolgenden wieder als unhaltbar verworfen, der dann wieder von dem, was zwifchen Luft und Blut in den Lungen vorgehe, feine eigene zu gleichem Schicklai beftimmte Lehre aufftellt. Die das Athmen (allein oder nebenbei) abhandelnden Schritten der letzten acht Jahre von Wilbrand l * 3 4 5), Nitzfeh2), Brandis 3), Mehes , Crcvc 5), Bartels6 7) und Sprengel 7) liefern die Belege hief\u00fcr.\nUnftreitig w\u00e4re zu wtinfehen, dafs es mit einem fo wichtigen Theile der Phyliologie, als die Lehre vom Athmen ift, beffer ftehen m\u00f6chte. Athmen ift die eine Hauptbedingung, der auf ere Faktor der fteten Lebenserzeugung; mit. feiner Erforschung mufs die Pliy-\u00fcologie beginnen, wenn fie das Leben in feiner Entftehung erfaffen will. Sollen wir in der Lehre von der Verrichtung des Blutes, von der Ern\u00e4hrung, von der Muskelth\u00e4tigkeit und von der lr\u00f6chften Aufgabe der Phyliologie, dem Rth'el des Nervenlebens, einen Schritt vorw\u00e4rts thun, fo mufs uns die Einficht in den Athmungsvorgang den Weg dazu bahnen. S\u00e4hen wir hier klar, fo w\u00e4re Hoffnung, dafs auch anderswo f\u00fcr die Erkenntnifs nicht blofs des gefunden, fondent auch des kranken Zuftandes, das aite Dunkel einige Licht-ftrahlen empfinge.\nl) Ueber das Verhalten der Luft zur Organifatioa ; 1807.\ns) Comment, de refpir. animalium; Vitebergae 1808.\n3)\tPathologie; 1&08. S. 317 ff.\n4)\tDe refpirat. animalium comment, 1810.\n5)\tVom Chemismus der Rcfpirution ; 18 u.\n6)\tDie Refpiration ; Breslau, I8l?, S. 29t ff.\n7)\tCommentarius de partibns quibus infecta fpiritus ducunt ; \u00ceSI\u00c7.","page":196},{"file":"p0197.txt","language":"de","ocr_de":"197\nDafs nun gerade in der Lehre vom Atlimen der Kampf der Meinungen Io grofs ift, erfcheint um fo auffallender, da eben diefe Lehre, Dank fey es dem Fleifse trefflicher Chemiker und Phyfiker, vorzugsweife vor andern Zweigen der Phyfiologie an genau erforfch-ten Thatfacheti reich ift, fo dafs es hiernach fcheinen folite, es m\u00fcffe vor Allem f\u00fcr fie eine minder wankende, dem Wechfel der Meinungen entzogene Erkenntnifs gewonnen feyn. Zwar finden wir von dem, was hier \u00fcber den reichen Vorrath von Thatfaclien zum Behuf der Lehre vom Athmen ausgefagt worden, in einer neueren \u00fcber diefe Lehre erfchienenen Schrift gerade das Gegentheil behauptet, und derVerfaffer differ Schrift h\u00e4ltes, des von ihm an folchen Thatfachen Vorgefundenen Mangels wegen, fogar f\u00fcr ein Bediirfnifs des vom Athmen handelnden Phyfiologen, dafs derfelbe zuweilen einen kleinen Vermuthungsfprung wage, wie es denn in der That an folchen Spr\u00fcngen, kleinen und grofsen, keineswegs gefehlt hat ; aber die Schriften der Beobachter widerlegen jene Behauptung und zeigen, dafs dieles vermeinte Bediirfnifs eben nur ein vermeinte* war. Hat doch die Lehre vom Athmen zufolge der durch genau forfchende Chemiker und Phyfiker f\u00fcr fie angeftellten Verfuche und Beobachtungen vor andern Zweigen der Phyfiologie felbft den fo wichtigen Vortheil voraus , dafs fie ihren Gegenftand feinen Hauptpunkten nach bereits der Rechnung unterwerfen, und auf diefe Weife wenigftens den Anfang zu dem Verfahren machen kann, das bekanntlich der Chemie in der letzten Zeit fo grofsen Nutzen gebracht hat, und welches, in die Behandlung der Phyfiologie aufgenommen, der echten in gleichem Maafse f\u00f6rderlich feyn m\u00fcfste, als der fehlechten verderblich. Es gilt blofs, jene Thatfachen in den Schriften der Beobachter aufzufachen, fie unbefangen zu vergleichen, und erft auf diefe Vergleichung aller die Entfcbeidurtg zu bauen. Das haben nun aber die neuern Schriftfteller \u00fcber das Athmen nicht gethanf man unterliefs es, den vollen Vorrath der \u00fcber diefe Verrichtung gefammelten Erfahrungen zu benutzen, brauchte immer nur einen Theil derfelben, ja zuweilen nur eine einzelne zur Begr\u00fcndung feines Urtheils, und fo entftand denn nach der Verfchie-denheit der Thatfachen, worauf die angeblichen Entfcheidungen","page":197},{"file":"p0198.txt","language":"de","ocr_de":"198\ngebaut wurden, jener auffallende Kampf und Wechfel der Meinungen.\nAber d\u00fcrfen wir lioffen, alafs auch die zalilreicbften That-fachen, welche man auf chemifchem Wege theils an der ausgeath-meten Luft, theils an dem Blute erforfcht hat, uns Auffehlufs geben \u00fcber einen Vorgang, der in einem lebenden K\u00f6rper, wenig-ftens an der Oberfl\u00e4che deffelben, gefchielit? Der zuvor gedachte Schriftfteller \u00fcber das Athmen hat diefe Frage verneint ; die Chemie, behauptet derfelbe, die blofs mit dem, was greifbar, befch\u00e4ftigt fey, k\u00f6nne uns von dem im lebenden Iv\u00f6rper, wo das Unw\u00e4gbare herrfche, Gefchehenden nichts Gen\u00fcgendes lehren. Es fcheint in-defs nicht, dafs diefe Behauptung auf \u00fcberzeugenden Gr\u00fcnden ruhe. Die in den Lungen Statt findende Weohfelwirkung zwifchen Luft und Blut ift ein gegenfeitiges Ver\u00e4ndern der Mifchungen beider K\u00f6rper; fie gefchiekt unabh\u00e4ngig vom Einflufs der Nervent\u00e4tigkeit; ja fie ift von dem, was bei der Ber\u00fchrung von Luft und Blut aufser dem K\u00f6rper vorgeht, durch kein bekanntes wefentli-ches Merkmal ve^fchieden. Mifchungsvorg\u00e4nge vermag aber die Chemie zu erforfchen. Welche electrifche Spannungen und Spannungsver\u00e4nderungen in den Lungen walten, zeigt \u00dfe uns zwar nicht unmittelbar; \u00dfe fetzt uns aber in den Stand, den Antheil, den dergleichen Einfl\u00fcffe an dem Athmungsvorgange haben k\u00f6nnten, aus den von ihr erforfchten Mifcliungsver\u00e4nderungen \u00dfcherer zu erfchliefsen, als wir denfelben je auf einem andern Wege kennen zu lernen hoffen d\u00fcrfen. Freilich, nach den Behauptungen einiger Schriftfteller f\u00fcllte man faft glauben, \u00dfe hielten die Farbe eines K\u00f6rpers f\u00fcr ein zuverl\u00e4ffigeres Mittel zur Erkenntnifs von deffen Mifcliung, als die chemifche Unterfuchung. Es ift wahr, Stoffe und Stoffverh\u00e4ltniffe, die im Blute, in der Luft nicht find, weifst uns die Chemie nicht nach; aber eben darum wollen wir \u00dfe prei-fen, und nicht tadeln, weil fie dadurch in der Lehre vom Athmen zum Pr\u00fcfftein wird f\u00fcr manches phyfiologifche Schein - und Flittergold. Allerdings ift das unangenehm, dafs Chemiker und Phyfiker auf folche Weife bei der F.ntfcheidung \u00fcber das, was in den Ath-mungswegen zwifchen Luft und Blut vorgeht, ein Wort mitzufpre-","page":198},{"file":"p0199.txt","language":"de","ocr_de":"199\neben haben; indefs bleibt uns denn nicht in der Lehre von der Muskel-,von der Nerventh\u00e4tigkeit, von den Abfonderungen u. i.w. noch Raum genug fiir eine F\u00fclle von Vermuthungen, und Tr\u00e4umen, in die keine Seele einreden darf?\nIn der Voraurfetzung, dafs der Lehre vom Athmen eine pr\u00fcfende Durchficht Noth thue, ift diefem Gefch\u00e4fte vor Kurzem bereits eine eigene Schrift gewidmet, und viel Seharffinn auf deffen Ausf\u00fchrung verwandt worden. Ueber das Bed\u00fcrfnifs einer folchen Durchficht konnte kein Zweifel feyn; nicht blofs der bunte Wech-fel der Meinungen forderte lie, fondern auch das in den Abhandlungen der Phyfiologen vom Athmen fo h\u00e4ufige Vorkommen unrichtiger Thatfaohenangaben, die auf dem gewohnten Wege des Ausfehreibens auf Treu und Glauben ohne Pr\u00fcfung der Quellen aus dem fr\u00fchem Buche in das n\u00e4chftfolgende dergeftalt hin\u00fcbergewandert find, dafs fich f\u00fcr mehrerediefer Ueber\u00dceferungen f\u00f6rmliche Reifekarten entwerfen liefsen. Nicht fo einig d\u00fcrften indefs Alle \u00fcber die Frage feyn, ob die Aufgabe einer folchen Durchficht durch jen& Schrift befriedigend erledigt fey. Auf unvollft\u00e4ndig erforfchte Thatfachen kann ein gewandter Richter zwar ein Unheil bauen, welches Zeugnifs giebt von feinem Seharffinn ; aller Seharffinn vermag jedoch nicht das zu erfetzen, was bei Erforfchung des That-fachenbeftandes vernachl\u00e4ffigt worden.\nDie hier dargelegten Auflatze find dazu beftimmt, die Erfah-rnngskenntniffe, die wir bisher, befonders durch den Fleifs genau forfchender Chemiker und Phyfiker, \u00fcber das Athmen erlangt, zur Beleuchtung deffen, was die neueren phyfiologifchen Schrift-fteller \u00fcber djefen Vorgang gelehrt haben, fo umfaffend als m\u00f6glich zu benutzen; fie Tollen es verfuchen, ob der Streit der Meinungen nicht vielleicht durch eine forgf\u00fcltige Pr\u00fcfung der Gr\u00fcnde, worauf die verfchiedenen Behauptungen fich ft\u00fctzen, zum friedlichen Ende zu bringen fey. Der Verfaffer derfelben hat aus einer wiederholten Durchficht alles deffen, was durch Erfahrungsunterfuchungen bisher \u00fcber das Athmen dargethan worden, f\u00fcr fich die Ueberzeugung gewonnen, es fey die Lehre von diefem Vorg\u00e4nge einer Vollendung","page":199},{"file":"p0200.txt","language":"de","ocr_de":"200\nf\u00e4hig, die \u00fcber die Hauptpunkte deffelben keine weitere Ungewi\u00dfheit und keinen fernem Streit der Meinungen verftattet ; und diefe Anff\u00e4tze find jene Lehre auf folche Weife darzuftellen beftimmt. Mit welchem Erfolge, dar\u00fcber m\u00f6gen ftrenge, aber unbefangene Richter entfcheiden! Der Weg zu dem hier bezeichneten Ziele f\u00fchrt freilich durch manche dem Anfchein nach kleinliche Er\u00f6rterungen, f\u00fcr die der freundliche Lefer g\u00fctige Nachficht bereit zu halten gebeten wird; es ift mancher Kampf mit Meinungen und ungn\u00fcgen-den Erkl\u00e4rungsverfuchen auf demfelben zu beftehen; man erz\u00e4hlt felbft, dafs es gar unheimlich fey auf diefem Wege, und wohl mag hier und da wenigftens ein Irrwifch auf ihm umherfchw\u00e4rmen. Indefs wir nehmen von der Erfahrung ficheres Geleit, und fehen, wie diefes und eigene Wachfamkeit uns durchhilft.\nI. Ueber die Urfachen der Luftver\u00e4nderung in den Lungen des Menfchen und der, hohem Thiere.\nWodurch verliert die Luft in den Lungen einen Theil ihres freien Sauerftoffes, und woher erh\u00e4lt fie die Kohlenf\u00e4ure, womit bereichert fie aus denfelben zur\u00fcckkehrt? \u2014 Diefe Frage fchien durch dasjenige, was die Nachforfchungen Humphry Davys und Spallanzanis thejls \u00fcber die in geathmeten Luftarten vorgehen-den Ver\u00e4nderungen, theils \u00fcber die Mifchungsverfchie-clenheit des hellrothen Blutes vom dunkelrothen ergeben hatten, faft entfcheidend der Lehre Lagranges ge-m\u00e4fs, der unter uns in der Hauptfache auch Ackermann, Nitzjch und Mehes gefolgt waren, dahin beantwor-\n\u00ef) Zu denen jetzt auch noch G\u00bb J\u00ce. Treviranus zufolge feiner fch\u00f6nen Abhandlung \u00fcber das Athmen im vierten Theil feiner Biologie hinzuzurechnen ift. Ich darf hier nicht unterlaffep","page":200}],"identifier":"lit14013","issued":"1816","language":"de","pages":"195-200","startpages":"195","title":"Untersuchungen \u00fcber das Athmen","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:49:25.445364+00:00"}

VL Library

Journal Article
Permalink (old)
http://vlp.uni-regensburg.de/library/journals.html?id=lit14013
Licence (for files):
Creative Commons Attribution-NonCommercial
cc-by-nc

Export

  • BibTeX
  • Dublin Core
  • JSON

Language:

© Universitätsbibliothek Regensburg | Imprint | Privacy policy | Contact | Icons by Font Awesome and Icons8 | Powered by Invenio & Zenodo