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Ueber die Organe der Einsaugung in den Säugethieren: Vorgelesen im Pariser Institut 1809

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{"created":"2022-01-31T16:09:36.799496+00:00","id":"lit14016","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Magendie ","role":"author"},{"name":"Delille","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 2: 250-258","fulltext":[{"file":"p0250.txt","language":"de","ocr_de":"250\ngert waren, was nothwendig der Fall gewefen feyn m\u00fcfs-te, wenn der K\u00f6rper nicht mit Nahrungsfubftanz verfe-hen worden w\u00e4re.\nBis jetzt hat man die Bildung des thierifchen Fetts als eine Abfonderung angefehen, ungeachtet lieh, meiner Meinung nach, kein directer Beweis f\u00fcr diefe Meinung Findet. F s hat durchaus nichts mit Abfonderimgen gemein, kommt in allen Zwifchenr\u00e4umen jrn K\u00f6rper vor, wird oft lehr fchnell gebildet, und eben fo oft wieder aufgei'ogen. In dielet\" Hiniicht kommt es mit der w\u00e4lfe-rigen Fi\u00fcfligkeit \u00fcberein, welche lieh im K\u00f6rper findet.\nBei einer andern Gelegenheit habe ich dargethan, dafs Waller aus dem Magen durch bis jetzt unbekannte Kan\u00e4le aufgenommen, und in den Kreislauf gef\u00fchrt wird, von wo es wieder in alle H\u00f6hlen des K\u00f6rpers gef\u00fchrt, oder durch die Nieren und die Hautdr\u00fcfen ausseftofsen\n\u2022\tO\nwird *)\u2022\nBei diefer Gelegenheit hoffe ich ziemlich deutlich nachgewiefen zu haben, dafs Fett im Darmkanal gebildet, von hier aus in den Kreislauf aufgenommen, und an alle Stellen des K\u00f6rpers gef\u00fchrt wird. In der Jugend, wo ein grofses Bediirlnil's zum Behuf des Wachsthums vorhanden ift, wird es unmittelbar unter der Haut oder in der N\u00e4he des Unterleibes abgefetzt, im hohem Alter dagegen, wo das Bed\u00fcrfnifs gering ift, zwifchen die Muskeln, um die Abnahme ihrer eigenth\u00fcmlichen Subftanz zu \u00abHetzen. Unmittelbare Wege , auf welchen es aus dein K\u00f6rper gefehafft w\u00fcrde, feheinen nicht vorhanden zu feyn, fo dafs eilt wenn feine Bereitung den Verbrauch \u00fcberfchreil et, feine Anh\u00e4ufung eine Krankheit, und oft eine lehr gef\u00e4hrliche wird.\nII. Ueber die Organe der Einfaugung in den S\u00e4ug-thieren. Von Magendie und Ve\u00fclle. (Vorgele-fen im Panier Inftitut 1S09.)\nUnter den Thatfachen, welche ich bei Verfuchen mit mehrernGiften bemerkte, findet lieh vorz\u00fcglich eine,\n\u00ee) Siebs Reils Archiv. Bd, 9. u. IS.","page":250},{"file":"p0251.txt","language":"de","ocr_de":"251\ndie mir einer lieferndem Aufmerkfamkeit wert\u00ab fcheint, die Schnelligkeit, womit diefe Subftanzen in das Blutfy-ftern gelangen. Kaum zwanzig Secunden lind erforderlich, um he von der H\u00f6hle des Bauchfelles zum R\u00fcckenmark zu bringen.\nN\u00e4ch der allgemein angenommenen Meinung \u00fcber die Organe der liinfaugung lind nur die Lymphgef\u00e4fse die Wege, auf welchen diefe Gifte in das Blutfyftein gelangen. In einem Verfuche, wo das Gift in die,.Mitte des \u00fcberfchenkels gebracht wurde, war die Annahme tmlhwendig, dafs es von den. verletzten Lymphgef\u00e4fse aufgenommen, durch lie in die Leihendriifen gef\u00fchrt, von diefen aus durch die h\u00f6her liegenden Lymphgef\u00e4fse in den Milchbruftgang, und aus diefem in die obere Hohlvene gelangt ley. Dies war auch unfere Anficht, und ohne eine anfehniiehe Menge von fp\u00e4tern Verhieben, die aber in der Abliclit unternommen wurden, ]ene Ver-muthung zu beft\u00e4tigen, w\u00fcrden wir fie nie vcrlaffen haben, \u00efiideffen batte fchon die aufserordentliche Schnelligkeit, womit das Gift Gef\u00e4fse durchdrang, deren Th\u00e4tigkeit lieh gew\u00f6hnlich fo langfam \u00e4ufsert, und der g\u00e4nzliche Mangel xiachtheiliger Wirkungen auf Lymphdr\u00fcfen und Gef\u00e4fse, durch welche es feinen Weg nehmen f\u00fcllte, Zweifel gegen die Richtigkeit diefer Meinung erregen k\u00f6nnen. Diefe wird indeffen fo allgemein, und von fo aciitungswerthen Autorit\u00e4ten angenommen, durch fo viele Verfuche und Beobachtungen beft\u00e4tigt, dafs wir feibft jetzt, wo wir manche gegentheilige Verfuche haben, nicht geradezu behaupten, dafs lie nicht dennoch f\u00fcr alle f\u00e4lle richtig fev.\nIch \u00fcbergehe die Darftellung der Gr\u00fcnde f\u00fcr und gegen die alleinige Einfaugung durch die Lymphgef\u00e4fse, mul f\u00fchre nur einige, lehr merkw\u00fcrdige Verfuche von Herrn Dupuytren an, deren Bekanntmachung mir die-Vr erlaubt hat, und die f\u00fcr die erftere Anlicbt fprechen. r r unterband den Milchbruftgang bei mehrern Pferden, t irrige rbvon ftarhen in f\u00fcnf fais iechs Tagen, w\u00e4hrend andre v\u00f6llig gef und blieben. Aus mehrern fr\u00fchem Ver-iuelien. von Unterbindung und Beobachtungen von Ver-ioiiiielsuwg des Milchhruftgangcs wiffen wir fchon, dafs \u20221er Tod bald erfolgte, bald nicht eintrat; allein man","page":251},{"file":"p0252.txt","language":"de","ocr_de":"252\nkannte die Urfache dieTer Verfcbiedenheit nicht. Herr Dupuytren hat lie durch feine Verfuche fehr gen\u00fcgend ausgeinittelt. Bei den Thieren , die f\u00fcnf bis fechs Tage nach Unterbindung des Milchbruftganges ftarben, konnte er durchaus niemals eine Einfpriizung durch denfelben in dieSchl\u00fcffeipulsader treiben, und wahrfcheinlich h\u00f6rte der Eintritt des Chylus unmittelbar nach der Unterbindung auf. Bei den \u00fcberlebenden Thieren dagegen konnte immer fehr leicht durch die vielen zwifchen demAlilchbruftgange und der Schl\u00fcffelpulsader in den beiden Mittelfellen befindlichen Anaftomofen, eine Einfpritzung in die Schl\u00fcffelpulsader gebracht werden. Ich habe fei lift mit Herrn Dupuytren ein Pferd ge\u00f6ffnet, bei welchem fechs Wochen vorher der Milchbruftgang unterbunden worden war, und mich leicht von der Anwefenheit diefer Wege \u00fcberzeugt.\nMeine, gr\u00f6fstentheils mit Herrn Delille \u00fcber diefen Gegenftand angeftellten Verfuche find folgende:\nEin Umftand, der immer die Verfuche \u00fcber die Einfaugung in einiges Dunkel geh\u00fcllt hat, ift die Schwierigkeit, mit Gewifsheit nachzuweifen, dafs die aufge-nommnen Suhftanzen wirklich in fl a \u2022 Lymphfyftem oder das Blutfyftem gelangt find. Bei Anwendung des Upas und der Nux vomica haben wir diefe Unannehmlichkeit nicht zu f\u00fcrchten, indem einige Atome diefer Subftanzen unbezweiielbare Wirkungen hervorbringen.\nDie erfte zu l\u00f6fende Frage war die, ob Unterbindung des Milchbruftganges den Eintritt diefes Giftes in das Blutfyftem, mithin feine Einwirkung aul das R\u00fcckenmark hindern w\u00fcrde.\nBei einem Hunde wurde der Milchbruftgang kurz vor feinem Eintritte in die linke Schl\u00fcffelpulsader unterbunden, und darauf eine Aufi\u00f6fung von Upas in die H\u00f6hle d es Bauchfelles gebracht. Die Wirkung war fo fcbnell und deutlich, als wenn der Milchbruftgang nicht unterbunden gewefen w\u00e4re. Bei andern Verfuchen der-felben Art, wurde nun die Stelle ge\u00e4ndert, an welcher das Gift angebracht wurde, und ftatt jener die Bruft-h\u00f6hle, der Magen, der Darmkanal, die Obeifchenkel-lxraskeln u. f. w. gew\u00e4hlt; immer waren lie aber von demfelben Erfolge begleitet.","page":252},{"file":"p0253.txt","language":"de","ocr_de":"253\nDoch entfcheiden diele erften Verfuche wegen der bekannten Anwefenheit mehrerer F.inm\u00fcndungsftellen des Lymphfyftems in das Blutfyftem nicht mit Beftimmtheir, ja in der That fanden wir bei den von uns unterfuchten Thieren entweder einen rechten Milchbrufrgang, der faft eben fo grofs als der linke war, oder die grofsen Lymphgef\u00e4fse einzeln, oder den JViilchbruftgang felbft durch mehrere M\u00fcndungen in die Schl\u00fcffeiblutadern ge\u00f6ffnet.\nDaher mufsten wir unfere Verfuche ab\u00e4nclern, um fiebere Kefultate zu erhalten.\nBei einem Hunde, dem lieben Stunden vorher eine anfehnliclie Menge Fleifeh zu freffen gegeben worden war, um die Milchgef\u00e4fse iichtbar zu machen, wurde ein Einfchnitt in die Unterleibsw\u00e4nde gemacht, ein B\u00fcndel des d\u00fcnnen Darms hervorgezogen, und zwei F\u00e4den, f\u00fcnf Zoil weit von einander, um daffelbe gelegt. Die zwifchen beiden begriffenen Lymphgef\u00e4fse waren fehr weifs und von Chylus Trotzend. Hierauf wurden zwei F\u00e4den, einen halben Zoll weit von einander, um jedes diefer Lymphgef\u00e4fse gelegt, und die Gef\u00e4fse zwifchen ihnen durchfohnitten, wobei wir mit gr\u00f6fster Sorgfalt ausmittelten , dafs das aus dem Unterleibe genommene Darmft\u00fcck in keinem weitern Zufammenhange mit dem Lymphfyfteme ftehe. In den zwifchen beiden B\u00e4ndern begriffnen Theil des Darms endigten lieh f\u00fcnf Gekr\u00f6s-arterien und Venen. Von dielen wurden vier, wie die Lymphgef\u00e4fse, unterbunden und durchfohnitten, eben fo das Darmft\u00fcck durchfohnitten und ganz von dem \u00fcbrigen Darme getrennt. So hatten wir ein f\u00fcnf Zoll langes St\u00fcck Darm, welches mit dem K\u00f6rper nur durch eine Gekr\u00f6s-arterie und Vene zufammenhing, Diefe wurde vier Finger breiL in die H\u00f6he gehoben und felbft vom Zellgewebe frei gemacht, um die lie etwa begleitenden Lymphgef\u00e4fse zu zerft\u00f6ren. Jetzt brauchten wir, um ein h\u00f6heres Refultat zu erhalten, nur in die H\u00f6hle des abgefclmitlnen Darmft\u00fcekes eine kleine Quantit\u00e4t des Upasgiftes einzu-fpritzen, Dies gefehah mit geh\u00f6riger Vorlicht, fo dafs nichts ausflofs, worauf das Darmft\u00fcck, in feine Leinwand gefchlagen, zur\u00fcckgebracht wurde. Es war gerade I Uhr, aber zu unferm grofsen brftaunen erfchienen fechs","page":253},{"file":"p0254.txt","language":"de","ocr_de":"254\nMinuten nachher alle Symptome der Vergiftung eben fo heftig, als wenn der Darmkanal v\u00f6llig in feinem normalen Zuftande geblieben w\u00e4re.\nNach dem Tode des Thieres wurden die Theile un-terfuclit, und alle F\u00e4den an ihrer Stelle gefunden, fo dafs nicht der geringfte Verdacht von ausgefloffenern Gifte entftand.\nDie mehrmals mit demfelhen Erfolge gemachte Wiederholung deffelben Verfuches beweift genau, fo viel we-nigftens in der Phyliologie bewiefen werden kann, dals die Milcligef\u00e4fse nicht die einzigen Finfaugungsorgane find.\nDa diefe Art der Einfaugung vielleicht nur dem Darmkanal eigen feyn konnte, fo war es wichtig, zu unterfuchen, ob lie nicht auch in andern Organen ausge-jnittelt werden k\u00f6nne.\nDaher wurde der Oberfclienkel eines, um den Schmerz zu erfparen, vorher durch Opium fchlaftrunken gemachten Hundes vorn K\u00f6rper fo getrennt, dafs er mit demfeiben nur noch durch den Stamm der Schenkelpuls-und Blutader im Zufammenhange blieb. Mit diefen Ge-f\u00e4i\u2019sen verfuhren wir auf diele!be Weife als mit den Ge-kr\u00f6sgef\u00e4fsen im vorigen Verfuche, legten lie zwei Zoll weit v\u00f6llig blofs, nahmen das Zellgewebe weg, indem es vielleicht einige Lymphgef\u00e4fse enthalten konnte, und brachten dann zwei Gran des Giftes in den Fuis. Die Wirkungen traten mit eben der Schnelligkeit und Heftigkeit ein, als wenn der Schenkel nicht vom K\u00f6rper getrennt gewefen w\u00e4re, fo dafs die erften Zeichen noch vor der vierten Minute erfchienen, und der Tod des Thieres vor der zehnten erfolgte.\nDer Finwurf, dafs, aller Vorficht ungeachtet, dennoch die W\u00e4nde der grofsen Gef\u00e4fse noch einige Lymphgef\u00e4fse enthalten m\u00f6chten, welche zum Durchg\u00e4nge des Giftes hinreichten, war leicht zu widerlegen.\nBei einem andern Hunde wurde der vorige Verfuch mit der Ab\u00e4nderung wiederholt , dafs die Puls - und Blutader durchfchnitten, und in beide eine Rabenfeder eingc-foracht wurde, fo dafs blofs das Blut in beiden Gef\u00e4fsen den Zui\u00e4mmenhang zwifchen K\u00f6rper und Schenkel ver-","page":254},{"file":"p0255.txt","language":"de","ocr_de":"mi H elle. Audi liier erfehienen die Wirkungen des am Fufse angebrachten Giftes binnen vier Minuten.\nAus dielen Verfuchen kann man wohl mit Recht fchliefsen, dafs das Lymphfyftem wenigftens in gewiffen F\u00e4llen nicht der einzige Weg ift, auf dem fremde Sub-ftanzen in das VenenfyCteift gelangen.\nDiefer neue Weg, der unmittelbarer als der durch die Lymphgef\u00e4\u00dfe ift, macht die Schnelligkeit begreiflich, womit feh\u00e4d\u00fcche und andere Subflanzen eingefogen werden, lind aid den K\u00f6rper wirken.\nAllein welches find die Organe, die zuerft das, in die Theile eingebrachte Gift aufnehmen? Sind es die Wurzeln der Venen, oder vielmehr der Lymphgef\u00e4fse, die mit dem Haargef\u00e4fsfyltem des Blutes unmittelbar ana-flomoliren und dadurch das Gift dem Venenfyftem unmittelbar Zufuhren ?\nMeine fowohl, als fr\u00fchere Verfuche reichen durchaus nicht hin, (liefe Frage mit Beftimmtheit zu entfehei-den, und ich kann nur bemerken, dafs mir die unmittelbare Einfatigung durch die Venen wahrfcheinlichei' ift.\nDie erz\u00e4hlten Verfuche thun mit Gewifsheit dar, dafs das Venenblut mit dem Gifte gefchw\u00e4ngert wird, und dafs durch diefes Blut das Gilt feine t\u00f6dt-licben Wirkungen hervorbringt. In der That, wenn man in den erz\u00e4hlten Verfuchen den Lauf des ven\u00f6fen Blutes durch 13ruck auf die Schenkelvene unterbricht, fo mindert oder unterbricht man g\u00e4nzlich den Eintritt feiner Wirkungen. Das Blut eines Thiers, in deffen K\u00f6rper lieh die Zeichen der Wirkung des Upasgiftes entwickelt haben, enth\u00e4lt einen Theil der giftigen Sub-ftanz, und kann in der Tha\u00ef als vergiftet angefehen werden. Es war nun wichtig zu erfahren, ob diefes Blut, in das Gefafsfyftem eines gefunden Thiers gebracht, \u00e4hnliche Wirkungen als auf das vergiftete Thier felbft hervorbringen w\u00fcrde. Auf den eilten Anblick fchien dies hoehft Wahrfcbeinlich, ja gewifs; allein die folgenden Verfuche werden bewelfen, wie forgf\u00e4ltig wir in der Phy-liologie das Wahrfcheinliche von dem durch den Verfuch erwiefenen zu unterfcheiden haben.\nWir brachten arterielles Blut eines Thieres, in welchem fielt der Nervenkrautpf in Folge des Upas voll-","page":255},{"file":"p0256.txt","language":"de","ocr_de":"256\nkommen entwickelt hatte, in die Halsvene eines gefunden Der Verfuch dauerte beinahe zwanzig MinufcSn, fo dafs das Thier eine fehr aufehnliche Menge von vergiftetem Blute erhielt, welches anf\u00e4nglich heliro'h, nachher, als das Thier in Folge der Wirkung des Giftes apoplektifch wurde, purpurn und fchwarz flofs. Dennoch trat kein Zeichen einer Reizung des R\u00fcckenmarkes ein, und das Thier bot nur die Erfclieinungen dar, welche gew\u00f6hnlich die forgf\u00e4ltig angeftellte Transfulion zu heg ei-ten pfle\u00aben, d. h. einige Stunden lang fehr befehleunigte Athmungsbewegungen und betr\u00e4chtliche Lungenausd\u00fca-\n\u00a3tml\u201c Mehrmals haben wir diefe Verfuche immer mit dem-\nfelben Erfolge wiederholt..\nHiedurch wurden wir \u00fcberzeugt, dals das Aite-rien-Dut von, durch Ufas tieute und Kux vomica vergifteten Thieren nicht f\u00e4hig ift, \u00e4hnliche Wirkungen in muiern Thieren hervorzubringen. Das ven\u00f6le Blut w mr t* iich vielleicht nicht auf diei'elbe Weife verhalten. Mai; kann annehmen, dafs die Wirkung des Athmens die Natur der <nfti\u00aben Subftanzen \u00e4nderte , und hieraus hch, bis auf einen gewiffen Punkt, die Unfch\u00e4dlichkeit der Ti ans-fufion des arteriellen Blutes jener vergifteten Tliiere erkl\u00e4ren liefse.\t. , r ,\t-r ui\nDiefe Bedingung trat nicht f\u00fcr aas venule Wut ein,\nwelches von den Theilen zur\u00fcckkehrt, auf welche das Gift unmittelbar angebracht wird. Mach den fr\u00fcher von uns mit dem Upas angeftellten , fo wie nach den m .liefern Aul fat'/.e erz\u00e4hlten Verfuchen leidet es keinen Zweifel daf diefes Blut das Gift zu den Lungen f\u00fchrt. Sehr\nvvahrfcheinlich war es daher, dafs Einbringen deffelben in das Gef\u00e4fsf y item eines gefunden Thieres diefeliie Er-feheinun\u00abn als indem vergifteten hervorbringen wurde.\nUm\u00b0uns hier\u00fcber zu belehren, wurde emSt\u00fcckchen Holz mit zwei Gran Uvas tieute bedeckt, tu die linkt* Seite der Nafe eines Hundes gebracht, drei Minuten nachher leiteten wir aus der Halsvene derfelben Seite das Blut in das Venenfyftem eines andern Hundes. Die Transfulion fing eine Minute vor dem Eintritt der Vei -gjftuimszuf\u00e4lle im elften Thiere an, und wurde bis zum s \u201c\tTode","page":256},{"file":"p0257.txt","language":"de","ocr_de":"Tode cleffelben fortgefetzt, dennoch entftand nicht das geringfte Zeichen von Riickenmarksreizu ng in dem zweiten, fo grofs auch die Menge des in daffelbe \u00fcbergef\u00fchrten Biutes war.\nUngeachtet mehrmaliger Wiederholung diefes Ver-fuches, wobei wir nur die Stelle, an welcher das Gift eingebracht wurde, ab\u00e4nderten, traten nie in dem Thiere in welches das vergiftete Blut geleitet wurde, die \"ering--ften Spuren einer Wirkung des Upas ein.\tt!\nSo beftimmte Refultate fcbeinen uns durchaus zu dem Schluffe zu berechtigen, clafs das ven\u00f6fe Blut von durch Upas und Nox vomica vergifteten Thieren eben fo wenig als das arteri\u00f6fe im Stande ift, in einem andern Thiere die Wirkungen hervorzubringen, welche es in dem erzeugt, von welchem es genommen wird.\nJeder etwanige Zweifel \u00fcber diefen Punkt wird durch die folgenden Verfuche befeitigt werden.\nWie in den oben erz\u00e4hlten Verfuchen wurde der Schenkel eines Thieres vom K\u00f6rper getrennt, die Schen-kelblut- und Pulsader ifolirt, in den Fufs cleffelben Gift eingebracht, und das Blut aus der Schenkelvene in die Halsvene eines andern Thieres gef\u00fchrt. Der Uebergang dauerte l\u00e4nger als zehn Minuten, alfo betr\u00e4chtlich l\u00e4nger als zum Entftehen der Zuf\u00e4lle des Upas erforderlich iff allein in keinem von beiden Thieren traten Zeichen der Wirkung des Giftes ein. Das eine blieb v\u00f6llig gef und, und das andre ftarb, in Folge der Amputation , nach einigen Tagen.\nDer folgende Verfuch beweift, clafs in diefem Verbuche das \u00fcbergef\u00fchrte Blut nicht etwa aus einem befon-dern Grunde keine fch\u00e4dlichen Eigenfehaften hatte.\nWie beim vorigen wurde der Schenkel vom K\u00f6rper getrennt, drei Minuten nach Einbringung des Giftes in den Fufs das Blut der Schenkelvene in die Halsvene eines andern Thieres gef\u00fchrt, und die Trans-fufion f\u00fcnf Minuten lang ohne die geringfte Wirkung fortgefetzt. Jetztj wurde lie beendigt und ailes fo angeordnet, dafs das Blut durch die Schenkelvene in den K\u00f6rper des Thieres zur\u00fccktrat, welchem he geh\u00f6rte. Augenblicklich traten alle Zeichen der Wirkung des Giftes auf das R\u00fcckenmark ein.\nM. d, Archiv. II. 2\nR","page":257},{"file":"p0258.txt","language":"de","ocr_de":"258\nAus den verfchiednen , in diefem Auffatze\u2019[erz\u00e4hl-\nten Verhieben fchliefse ich :\n1)\tdafs das Lymphfyftem nicht immer der Weg ift, auf weichen fremde Subftanzen in das Blutfyftem gelangen ;\n2)\tdafs das Blut von Thieren, auf welche I das Strychn\u00f6Sgift eingewirkt hat, auf andre Thiere keine t\u00f6dtlichen Wirkungen \u00e4ufsern kann.\nEine Erkl\u00e4rung diefer auffallenden Erfcheinung, w\u00fcrde, meines Erachtens nach, f\u00fcr jetzt noch zu fr\u00fch feyn, denn in der Phvfiologie f\u00fcllten wir mit Vermuthungen fparfam, verfchwenderifch mit Thatfachen feyn.\nIII. Ueber die einfaugenden Gef\u00e4fse des Mutterkuchens. Von G. Uttiiii1 * * *').\nEs ift noch heutiges Tages Gegenftand des Streites, ob der Nabelftrang und der Mutterkuchen blofs Arterien und Venen, oder auch Lymphgef\u00e4fse belitzen* Monro l\u00e4ugnete iie, und f\u00fchrte ihren Mangel als Grund f\u00fcr die Meinung an, dafs auch die Venen das Gefch\u00e4ft der Entlaugung h\u00e4tten, w\u00e4hrend Hunter behauptete, dafs Monro ihren Mangel nicht erwiefen habe. So viel ich weifs, find feitdem keine beftimmten Unterfuchungen \u00fcber diefen Gegenftand angeftellt worden5), und felbft Mascagni, fo vielfach er lieh mit diefem Gegenftande befeh\u00e4ftigt hat, betrachtet in feinen Werken blofs den gebornen und erwachfenen Menfchen, nirgends den F\u00f6tus. Auf den Hath und unter der Leitung unfers vortrefflichen Anatomen Mondini habe ich mich daher bem\u00fcht, etwas zur Ausmittelung der Wahrheit beizutragen. Bei Erwegung der lieber!ten Mittel f\u00fcrchtete ich die Queclc-\u00efilbereinfpritzungen, eben fo die klebrigen und zufam-\ni) Aus den Memorie dll\u2019 iftituto nazionale Italiano. Tomo \u00cf.\nparte 2. Bologna I8c\u00f6. p. 209 \u2014 216.\n-) S. Michails obferv. circa placentae ac funiculi umbilicalis\nvafa abforbentia. Gott. 1790.","page":258}],"identifier":"lit14016","issued":"1816","language":"de","pages":"250-258","startpages":"250","title":"Ueber die Organe der Einsaugung in den S\u00e4ugethieren: Vorgelesen im Pariser Institut 1809","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:09:36.799502+00:00"}

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