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Versuche über die chemische Beschaffenheit des Chylus, nebst einigen Bemerkungen über den Chymus: Aus dem sechsten Bande der Medico-chirurgical Transactions, 1815, p. 618-632

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{"created":"2022-01-31T16:08:30.970573+00:00","id":"lit14019","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Marcet, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 2: 268-278","fulltext":[{"file":"p0268.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a368\nhalb gerann er nicht von felbft. Seiner weit gr\u00f6fsern Fl\u00fcfligkeit und des Nichtgerinnens durch Hitze wegen erfchien er auch weit \u00e4rmer an Eiweifs. Dennoch war er lehr reich an Fett.\nDie durch diefe Unterfuchung gefetzte Ausnahme von dem oben aufgeftellten Grundfatze, dafs iich die Menge des Faferftoffes imChylus auf dem Wege zum Blute vermehrt , ift vermuthlich nur fcheinbar und aus der Be-Ichaffenheit der Nahrungsmittel oder vielleicht (und dies unftreitig richtiger) der Verdauungsorgane desTliieres zu erkl\u00e4ren.\nIch fchliefse mit der Bemerkung : i) dafs, wenn die Galle, der Magenfaft u.f. w. nach der Meinung der Phylio-Jogen zur Chylusbildung beitragen, diefe hlufligkeiten bis in ihre letzten Elemente zerfetzt werden miiffen, weil man irn Ghvlus keine Spur von ihnen, wiederlin del ; 2) dafs die Vergleichung, welche mehrere Schriftfteller zwifchen Chylus und Milch nach dem \u00e4ufsern Anfehen angeftellt haben, nicht gegr\u00fcndet ift, indem diefe Fliiffigkeit keine Subftanzen enth\u00e4lt, welche mit den Beftandtheilen der Milch v\u00f6llig \u00dcbereinkommen I).\na. Verfuche \u00fcber die chemifche Befchaffen* heit des Chylus, nebft einigen Bemerkungen \u00fcber den Chymus. Von Marcet. Aus dem fechften Bande der Medico - chirurgical Transactions. 1815- P- 618 \u2014\u2022 632.\nFolgende Verfuche wurden im November 1813 YOr~ z\u00fcglich in der Abiicht angeftellt, um auszumitteln, ob lieh eine merkliche chemifehe Verfchiedenheit zwifchen dem Chylus zweier Thiere derfelben Art ausmitteln liefse, von welchen das eine blofs thierifche, das andre blofs Pflanzenfpeifen gefreffen hatte. Der Chylus wurde durch Herrn A. Cooper aus dem Milchbruftgange von Hunden, drei Stunden nach eingenommener Speife, vor g\u00e4nzlich erlofehenem Leben, genommen.\n1) Siehe indeffen hier\u00fcber die folgenden Auffdtze.","page":268},{"file":"p0269.txt","language":"de","ocr_de":"269\nZ. Chylus aus Pflanzenfpeifen.\nEr erfchien, bald nachdem er gefammelt worden, als eine halb durchiichrige, geruch- und farblofe Fl\u00fcflig-keit, die eine fchwache Milch f\u00e4rbe, wie in Waffer aufge-l\u00f6fte Molken, hatte. In diefer befand fich ein Kuchen, oder eine kugelf\u00f6rmige Maffe, die gleichfalls halbdurch-lichtig und fait farblos war, das Anlehen und die Feftig-keit von Eiweifs oder der gallert\u00e4hnlichen, durchlieh tigert Klumpen eiweifsartiger Subftanz hatte, welche bisweilen von entz\u00fcndeten Oberfl\u00e4chen abgefondert werden. Diele letztere Maffe haue eine helle Nelkenfarbe, und an ihrer Oberfl\u00e4che befanden lieh kleine, r\u00f6thliche F\u00e4den* 1). Das Gewicht des fl\u00fcffigen Theiles, oder des Serums im Gegenfatz diefes Kuchens, verh\u00e4lt lieh, nach-\nl) Wenn man geronnenen Chyles anfieht, fo findet man eine \u00e4ufserft auffallende Analogie zwilchen ihm und dem Blute. Indelfen hat dtr Chyluskuchen, abgefehen von dem Mangel der F\u00e4rbung, weit weniger Heftigkeit als der Blutkuchen, und\ni geht, wenn er eine Zeitlang in einem Gef\u00e4fse allein gehandelt hat, fait ganz in einen fl\u00fcffigen Zuftand \u00fcber, wo er, mit Ausnahme eines kleinen, \u00fcbrig bleibenden Kl\u00fcmpchens, fait durchaus nicht vom berufen Theile unterfchieden werden kann. Vauquelin (\u00df. oben S. 266.) nimmt eine unvollkommne Aehnlichkeit zwilchen dem Chylus und Rlutkuchen in Hinficht auf die Mifchung an, und betrachtet ihn als einen nicht v\u00f6llig ausgebildeten E\u00e4ferftoff, der zwifchen diefer Subftanz und dem Eiweifs in der Mitte ftelit, eine Vermuthung, welche die Vorausfetznn\u2019g enth\u00e4lt, dafs erft Eiweifs, dann Eaferftoff gebildet werde. Brande dagegen bemerkt (S. die folg. Abh.), dafs der geronnene Theil des Chylus dem K\u00e4fetheile der Milch \u00e4hnlicher il't, 'als dem Eaferftoffe des Blutes. Nach meinen Verhieben bin ich intleffen zn der Annahme geneigt, dafs die fragliche kiifige Subftanz von dem Chyluskuchen unabh\u00e4ngig, verh\u00e4ltnifsni\u00e4fsig nur in geringer Menge vorhanden ift, und dafs Eiweifs der Hauptbeftandtheil des Kuchens fey. Die kiifige oder fettige Subftanz im Kuchen kommt unftreitig v\u00f6llig mit der \u00fcberein, welche man bisweilen, wie fich aus dem Folgenden ergeben wird, in weit gr\u00f6fserer Menge au der Oberfl\u00e4che des Chylusferum findet.","page":269},{"file":"p0270.txt","language":"de","ocr_de":"\u00a370\nclem jenes durch forg faltige s Filtrireii von die fern \"gefcltie-den war, wie IOO : 48 ; als aber der Kuchen in einer Flafche fielt felbft \u00fcberlaffen wurde, drang nach und nach \u00abine Fl\u00fcffigkeit aus ihm, welche lieh vom Serum dem An-fchein nach durchaus nicht unterfchied, bis der Kuchen, zu einem kleinenGerinnfel eingefchwunden war. Diefes Eng am Ende einer Woche zu faulen au. Durch einen Zufatz von kauftifchem Kali zu der aus ihm gedrungenen Fl\u00fcffigkeit, entwickelte fielt, ohne Bildung eines Nieder-fehl ags, ein feliwacher ammoniakalifcher Geruch. Ivline-ralf\u00e4uren, vorz\u00fcglich die Salzf\u00e4ure, fehlugen daraus eine Menge dichter, weifser Flocken nieder, welche lieh im Waffer unter Einwi rkung von W\u00e4rme grofsentheils, wenn gleich nicht vollkommen, wieder aufl\u00f6ften.\nDer fer\u00f6fe Antlieil hatte folgende Eigenfchaften.\nSein fpecififches Gewicht war in einem Verfuche 1021-5, in einem andern 1022. Nach 10 Tagen water, ungeachtet die Witterung warm war, nicht im gering-Iten faul, fondera noch etwas fauer , ungef\u00e4hr wie faut e Milch. Durch Hitze gerann er nicht eigentlich, fondera wurde tr\u00fcbe und milchig. Fortgefetzte Verdunltung verdickte ihn ohne Bildung eines Gerinnfels. Indeffen ergab fielt die Anwefenheit von Eiweifs in ihm aus Folgendem.\nNachdem die verdickte thierifclie Subftanz mit Waffer verd\u00fcnnt und durcligefeiliet worden war, fchlugen fich aus der hellen Fl\u00fcffigkeit durch Zufatz von Salpeterf\u00e4ure betr\u00e4chtlich viele weifse Flocken nieder, Concen-trirte Schwefel - und Salzf\u00e4ure brachten dichte, weifse Nie-derfchl\u00e4ge hervor, welche durch betr\u00e4chtliche Verd\u00fcnnung verfehwanden, und auf Zufatz von Salpeterf\u00e4ure wieder erfehieneri. Zufatz von Salpeterf\u00e4ure zu diefer fer\u00fc-fen Fl\u00fcffigkeit bildete augenblicklich einen v\u00f6llig weifsen Kuchen, der fielt auf Zufatz von kaltem Waffer nicht fo~ gleich wieder auflofte, durch Kochen fchneller verfielt wand.\nVerd\u00fcnnte Schwefel- und Salzf\u00e4ure brachten kein\u00bb weifse Flocken hervor*), verd\u00fcnnte Salpeterf\u00e4ure dage-\nl) Sehr \u00e4hnliche Erfeheinungen treten heim gew\u00f6hnlichen Eiweifs eia, verd\u00fcnnte S\u00e4uren find daher ein fcbleehtes","page":270},{"file":"p0271.txt","language":"de","ocr_de":"271\ngen erzeugt einefi'weifsenNiederfchlag, der durch Kochen verfchwand. Effigf\u00e4ure bewirkt weder Gerinnung noch Niederfchlag, unftreitig wegen des verd\u00fcnnten Zuftan-des des Eiweifses, indem Eiweifs oder unverd\u00fcnntes Serum durch Effigf\u00e4ure ftark zum Gerinnen gebracht werden.\nEine Aufl\u00f6fung von \u00e4tzendem Kali tr\u00fcbte diefe Fl\u00fcf-figkeit, und entwickelte keine aminoniakalifchen D\u00fcnfta aus ihr. Sie fchien nicht die geringfte Spur von Gallert zu enthalten.\nDie verb\u00e4ltnifsm\u00e4fsige Menge der feften Subftanz im Serum diefer Art von Chylus wurde durch Verdun-ftung derleiben im Waffe rbade ausgemittelt, welche fo lange fortgefetzt wurde, bis kein weiterer Gewichtsverluft erfolgte, ioo Theile derfo behandelten Fl\u00fcffigkeit gaben 4. g Theile fefter Subftanz, welche in Geftalt einer gelblichen, leicht zerf\u00fcefsenden Maffe erfchien. Bei andern Verfuchen war die Menge der feften Subftanz bei weitem gr\u00f6fser, ungeachtet lieh aus der angeh\u00e4ngten Tabelle eine grofse Eif\u00f6rmigkeit des fpecififclien Gewichtes ergiebt. Das gr\u00f6fste Verh\u00e4ltnifs der foliden Subftanz war 9,5 in ioo Theilen.\n2. Cliylus von thierifchen Speifen.\nDiefer Chylus war dem vorigen \u00e4hnlich, unterfchied fielt alter durch folgende Bedingungen. Er war nicht faft durchlichtig und farblos, fondera weifs und undurch-ftchtig, wie llalnn* 1). Auch der Kuchen war weifs und undurclilichtig, deutlicher nelkenfarben, und \u00e4hnelte felir kleinen Blutgef\u00e4fsen. Der fl \u00fc f\u00fcge The il verhielt lieh zum Kuchen wie IOO : 465. Auch hier drang aus dem Kuchen nach und nach fer\u00f6fe Fl\u00fcffigkeit, bis nur eine geringe Menge einer breiigen dicken, eiter\u00e4hnlichen Fl\u00fcffigkeit \u00fcbrig blieb, welche, aufserden erw\u00e4hnten rothen Theilchen, kleine K\u00fcgelchen enthielt. Diefe\nNiederfchlagungsmittel, mithin ein tmgewiffes Entfleckungsmittel des Eiweifses,\nl) Keines diefer Thiere hatte Milch getrunken.","page":271},{"file":"p0272.txt","language":"de","ocr_de":"272\nwurde binnen 3 Tagen ganz faul, wo die aus dem Pflan-zejifpeifencliylus noch keine Spur diefer Ver\u00e4nderung zeigte. Der durch Salpeterf\u00e4ure gebildete Niederfchlag wurde durch W\u00e4rme und Verd\u00fcnnung unvollkommner als dort aufgel\u00f6ft, und Zufatz von Kali erzeugte eine weit betr\u00e4chtlichere Ammoniumentwicklung.\nAuch die Eigenfchaften des Serums wichen von dem des vorigen etwas ab. In der Ruhe ftieg eine weifse, undurchlichtige, rahm\u00e4hnliche Subftanz an die Oberfl\u00e4che *). Durch die Hitze wurde es ft\u00e4rker als das\nyori-\nl) Diele Subftanz kommt im frifchen Zuftande durch ihr Anteilen und ihre Eigenfchaften fehr mit Rahm \u00fcberein. Sie nimmt einen f\u00e4uerlichen Geruch an, fcheint aber nicht zur F\u00e4ulnifs geneigt. Abgefondert aufbewahrt wird fie allnlali-lieh dicker, nimmt die Confiftenz von weichem Fett oder Butter an, und kann in diefem Zuftande aufbewahrt werden.\nEine ganz \u00e4hnliche, offenbar vom Chylus flammende Subftanz findet lieh bisweilen auf der Oberfl\u00e4che des aus der Ader gelaffenen Blutes. Anfangs giebt fie dem Serum eine milchige Farbe, trennt lieh aber bald von demfelben und feeigt an die Oberfl\u00e4che, wodurch das Serum feine gew\u00f6hnliche Durchfichtigkeit erh\u00e4lt. Zu diefer Trennung werden bisweilen 2 bis 9 Tage erfordert. Ich f\u00fcllte vor ungef\u00e4hr zwei Jahren einen Glascylinder mit diefer rahm\u00e4hnlichen Subftanz an, die fich auf der Oberfl\u00e4che von diabetifebem Blute gebildet hatte, und fandte ihn Herrn Berzelius. Diefer erkannte fie f\u00fcr ein Gemifeh von F.iweifs mit einem Theile wahren Puihms oder Butter, wo das Eiweifs lieh noch nicht in K\u00e4fe verwandelt hatte; ein Theil deffelben Serums aber, welchen ich noch jetzt habe, fcheint diele Ver\u00e4nderung erlitten zu haben. Es hat die Fefligkeit, und gewilTermafsen auch die Fettigkeit der Butter angenommen, fclim\u00fczt aber flicht bei Einwirkung der W\u00e4rme, wie Butter, fondern wird trocken und hart, und verbrennt zuletzt mit .einem dem K\u00e4fe \u00c4hnlichen Geruch.\nAus einer Menge von Beobachtungen, welche ich in den letzten Jahren angeftellt habe, bin ich zu der Annahme geneigt,","page":272},{"file":"p0273.txt","language":"de","ocr_de":"vorige getr\u00fcbt. Die durch concentrirte S\u00e4uren Gebildeten N i e der fehl \u00e4ge wurden auch hier durch Zufatz von Waffer wieder aufgel\u00f6ft, allein die Aufl\u00f6ftmg blieb immer, gekocht oder ungekocht, milchig, was unftreitig von einer in der FlLifligkeit fchwimmenden \u00d6ligen Subftanz herr\u00fchrte. Zufatz der Pottafche hellte lie nicht wie die vom Pflanzenfpeifenchylus, auf. Es fand lieh keine Spur von Gallert, und nach IO Tagen war die FlLifligkeit v\u00f6llig faul.\nDas Verh\u00e4ltnis der feften Subftanz war 7 in 100. Aufserdem glich der R\u00fcckftand dem vom Pflanzenfpeifenchylus vollkommen.\nneigt, dafs rahmartige Subftanz in weit gr\u00f6fserer Menge in Blute von Thieren, welche ganz oder fait ganz von thierifchen Sub-ftanzen leben, verkommt als bei PHanzenfreffenden. Diefs ma\u201e-zum Theil von der gr\u00f6fseren Schnelligkeit herr\u00fchren , womit Fleifclifreffer ihre Nahrung zu fich nehmen, wodurch mehr Chylus in das Blut gelangt als fogleich dem letztem ver\u00e4hnlicht werden kann. Beim Menfohen mag diefe Erfcheinung bei ver-fchiedner Lebensweife Vorkommen, indeffen habe ich fre im Blute von nicht weniger als 5 blofs von thierifeber Koft lebenden diabetifclien Kranken gefunden, w\u00e4hrend fie bei einem vierten der lieh nicht fo ftreng an diefe Koft band, nicht beobachtet wurde. Auch hatte ich Gelegenheit, vergleichend das Serum eines Pferdes und eines Hundes, der eine ganze Woche lang blofs von thierifeber Koft gelebt, aber keine Milch getrunken hatte, zu unterhielten.\nDas Serum des Pferdes war und blieb durchfrchtig, dage-gen war das Serum des Hundes milchig, und bildete eine an-fehnlicbe Menge ralnn\u00e4hnlicher Subftanz. Das fpeeififclie Gewicht des erltern betrug 1025.9, des letztem 1024.6. Jenes enthielt 8, diefes 7 Theile fefter Subftanz in 100 Theilen. Das Serum des Hundes faulte, ungeachtet der kalten Witterung, in drei oder vier Tagen, w\u00e4hrend diefe Ver\u00e4nderung im Pferdeferum erft nach zwei Monaten eintrat. Doch fand Vauquelim (S. oben S. 267.) immer etwas von diehr rahmartigen Subftanz-im Pferdcchylus,\nM, d. Archiv. II. 2,\ns","page":273},{"file":"p0274.txt","language":"de","ocr_de":"Reful tat ' de r zerft\u00f6fenden Deftillatlon des Chylus.\nEine kleine Quantit\u00e4t Chylus wurde bis zur Troek-nifs abgedampft, und der Riickftand in einer Glasr\u00f6hre erhitzt. Diefer wurde fogleicb fcliwarz, bl\u00e4hte lieh auch betr\u00e4chtlich auf, und ftiefs erft einen weifslichen, dann eitien br\u00e4unlichen Dampf aus, von denen jener feucht und aus koblenfaurem Ammonium, welches lieh beim Erkalten kryftallifirte, gebildet war, diefer aus einem ich wer en fixen Oel beftand. Das Gewicht des Oels betrug ungef\u00e4hr -|des Gewichtes der ganzen Maffe. Der fchwarze, kohlige Riickftand, welcher in der R\u00f6hre blieb, gab einige Salztheile, unter welchen man durch blaufaure Pott-afche leicht Eifen entdeckte. Die, von diefen getrennte Kohle betrug ungef\u00e4hr gTheile von 1000 des unterfachten Chylus. Die angef\u00fchrten Reful t\u00e4te lieferte der Pflanzen-fpeifenchylus ; der thierifche unterfchied lieh durch einen dem Anfchein nach gr\u00f6fsern Gehalt von kohlenfaurem Ammonium und Oel, geringem von Kohle.\nC h y m u s.\nIch hatte nur den Chymus eines Truthahns zuunter-fuchen, der blofs Pflanzenfpeifen gefreffen batte. Er er-lchien als ein homogener , br\u00e4unlicher, undurchfichtiger Brei, der den, den H\u00fchnern eigenthiimlichen Geruch hatte. Er war kaum fl\u00fcfiig genug, um aus einer weitge-m\u00fcndeten Flafche zu rinnen, fiel aber, als diefe gefch\u00fct-telt wurde, in grofsen, z\u00e4hen Klumpen, wie Eiweifs, heraus. Er war weder beftimmt fauer noch allcalifcb, ungeachtet das Lakmus Neigung zur erftern Befehaffen-heit anzudeuten fchien, und unterfchied lieh hiedurch von dem deutlich alkalifchen Chylus, Nach zw\u00f6lf Tagen war er ganz faul.\nDurch Verdimftung bis zur Trocknifs wurde ein R\u00fcckftand erhalten, der nur -J des Ganzen wog. W\u00e4hrend diefer Operation entwickelte lieh ein ftarker Geruch nach Federvieh, und bildete lieh ein lederartiges H\u00e4utchen an der Oberfl\u00e4che. Nachdem ein Theil des Chymus in","page":274},{"file":"p0275.txt","language":"de","ocr_de":"275\nWaller macerirtund auf ein Fi] train gegoffen worden war, bildete lieh auf Zufatz einer Mineralf\u00e4ure in der hellen Aufl\u00f6fung ein betr\u00e4chtlicher, flockiger Niederfchlag. Auch W\u00e4rme erzeugte eine Menge von Flocken. Nachdem alle gerinnbare Subftanz durch Kochen der Aufl\u00f6fung mit \u00e4tzendem Sublimat ausgefchieclen war, entitand durch Zufatz von Gall\u00e4pfelaufgufs nicht der geringfte Niederfchlag.\nDer, durch die Verdunftung des Chymus erhaltene trockne R\u00fcckftand wurde in einem Platinatiegel v\u00f6llig verbrannt. Der kohlige R\u00fcckftand betrug ungef\u00e4hr 12 von IOOO Theilen des zur Unterfuchung angewandten Chymus. Aufserdevn waren der Kohle noch mehrere falzige Verbindungen, ungef\u00e4hr in dem Verh\u00e4ltnifs wie 6 zu IOOO Theilen des angewandten Chymus, beigemengt, unter welchen man deutlich Eifen, Kalk , und eine falz-faure alkalifche Verbindung entdeckte.\nEiligfiure l\u00f6fie, ohne H\u00fclfe der W\u00e4rme, den Chymus faft ganz auf, und blaufaures Eifen pr\u00e4cipitirte kleine weifse Flocken aus diefer Aufl\u00f6fung, wodurch die Anwefenheit von Eiweifs und Faferftoff im Chymus be-ft\u00e4tigt wird.\nHiebei bemerke ich, dafs diefe Art, das Eiweifs niederzufchlagen, welche Berzelius (Med. ch. tr. Vol.III. p. 202.) angegeben hat, jeden Verdacht entfernt, dafs vielleicht gewiffe vegetabilifche Subftanzen durch Mineral-f\u00e4uren aus ihren Aufl\u00f6fungen niedergefchlagen feyn m\u00f6chten. Dies ift um fo wichtiger, da lieh dadurch aus dem vorigen mit Gewifsheit ergiebt, dafs Enveifs lieh im Chymus findet, der aus Subftanzen gebildet ift, welche keines enthalten, wodurch die bewundernsw\u00fcrdigen cheini-fchen Kr\u00e4fte der Verdauung in das hellfte Licht gefetzt werden. Diefe faft augenblickliche Verwandlung von Speifen, erft in Eiweifs, dann bald nachher in Faferftoff, Fett, rothe Blutk\u00fcgelchen und gewiffe Salze kann, um fo mehr als diefe Subftanzen in beftimmten und beft\u00e4ndi-gen Verh\u00e4ltniffen gemengt fmd, unter die auffallendften Erfcheinungen im thierifchen Organismus gez\u00e4hlt werden, und, da offenbar diefe Ver\u00e4nderungen chemifch fmd , fo ift zu hoffen, dafs unfere erweiterten Anlichten\nS 2","page":275},{"file":"p0276.txt","language":"de","ocr_de":"hi der Chemie und die verbefferten Methoden in der-felben bald neues Licht \u00fcber dielen wichtigen Theil der PhyfioJogie verbreiten werden.\nFolgendes ift eine tabellarifche Ueberlicht \u00fcber die obenerw\u00e4hnten Ilefui t\u00e4te.-\n\tSpeciSfcbe Schwere,\tFette Subftanz in 1000 Theilen, mit Inbegriff der Salze.\tSalzgehalt in loco Theilen.\tKoh- lengchaltirt loco Theilen,\nVerfuch r. Cliylus von thieri-fcher Ko ft. \u2014\t\u2014 Fflan- zenkoft. Verlach 2. Chylus von thieri-fcher Koft.\t1021. 5.\t70. 4?. 95-\t9. 2.\tI*\n\u2014\t\u2014 Pflan- zenkoft.\t1021. \u00c7.\t7h\t9. 2-\t3.\nVerfuch 3. C\u2019nylus von thieri-i'cher Koft. \u2014\t\u2014 Pflan- zenkoft. Chytnus von Pflan-zenkoft.\t1032. 1022.\t74- 78- 200.\t6.\t1\tTt.\nIm Ganzen kann man bei dem gegenw\u00e4rtigen un-vollkommnen Zuftancle der Unterfuchung folgende lle-fultate ziehen.\n1)\tDie fpecififche Schwere des Chylusferum fcheint zwifchen 1021 und 1022 zu feyn, er fey aus thierifcher oder Ptlanzenkoft gebildet.\n2)\tDie Menge der feften, fowohl thierifchen als fal-zigen Subftanz, welche durch Verdunftung in der Sied-hitzs \u00fcbrig bleibt, kann im Allgemeinen zwilchen 50 und 90 in 1000 Theilen gefetzt werden.","page":276},{"file":"p0277.txt","language":"de","ocr_de":"3)\tDie Menge der Salze kann ungef\u00e4hr als 9 in 1000 Theilen angenommen werden, worin alfo der Chylus mit allen \u00fcbrigen thierifchen Fl\u00fcffigkeiten \u00fcbereinkommt l).\n4)\tChylus von Pflanzenkoft giebt bei der Analyfe dreimal mehr Kohle als Chylus von thierifcher Koft.\n5)\tChylus von thierifcher Koft ift geneigter zur F\u00e4ulnifs, und geht im Allgemeinen in drei bis vier Tagen in diefe \u00fcber; dagegen kann der von Pflanzenkoft gebildete Wochen, felbft Monate lang ohne diefe Ver\u00e4nderung erhalten werden.\n6)\tDer Chyluskuchen ift geneigter zur F\u00e4ulnifs als der fer\u00f6fe Theil.\n7)\tAus Pflanzenkoft entftandner Chylus ift immer milchig, und in der lluhe bildet hell eine fchrnierige, weifse, rahmartige Subftanz an der Oberfl\u00e4che, fein Kuchen ift undurchiichtig und r\u00f6thlich, nelkenfarben.\n8)\tAus thierifcher Koft gebildeter Chylus ift gew\u00f6hnlichem Blutwaffer \u00e4hnlich, durchlichtig, fein Kuchen ift beinahe farblos, es bildet lieh keine rahm\u00e4hnliche Subftanz an feiner Oberfl\u00e4che.\n9)\tDer Hauptbeftandtheil der thierifchen Subftanz des Chylus ift Eiweifs, aufserdem aber enth\u00e4lt er, vorz\u00fcglich, wenn er aus thierifchen Subftanzen gebildet ift, K\u00fcgelchen aus einer \u00f6ligen Subftanz, welche dem Kahm \u00e4ufserft \u00e4hnlich ift.\n10)\tDurch die zerft-\u00f6rende Deftillation entwickelt lieh aus dem Chylus zuerft eine mit kohlenfaurem Ammonium gefchw\u00e4ngerte Fl\u00fcffxgkeit, dann ein fchweres fixes Oel. Der Chylus aus Pflanzenkoft liefert beide in gr\u00f6fse-rer Menge, der R\u00fcckftand aber enth\u00e4lt, die Unterfuchung fey welcher Art fie wolle, eine geringere Menge von Kohle als der aus Pflanzenkoft gebildete Chylus. Irr der Kohle entdeckt man leicht Eifen und. Salze.\n11)\tChymus aus Vegetabilien enth\u00e4lt mehr fefte Subftanzen als irgend eine andere thierifche Fl\u00fcffigkeit, wenn fich gleich weniger Salze darin zu finden fcheinen.\nl) S. Marcel \u00fcber die walferf\u00fcchtigen Fl\u00fcffigkeiten in Med. ch. transact. Vol. II.","page":277},{"file":"p0278.txt","language":"de","ocr_de":"278\n12)\tChymus enth\u00e4lt Eiweifs.\n13)\tChymus liefert ungef\u00e4hr viermal mehr Kohle als Chylu s aus Pflanzenkoft.\n14)\tWeder Chylus, noch Chymus enth\u00e4lt Gallert.\nV. Chemifche Unterfu\u00e7hung des Blutes und einiger andern thierifchen Fliiffigkeiten. Von IV. Th. Brande der Gefellfchaft zur Bef\u00f6rderung der thierifchen Chemie, und durch diefe der k\u00f6niglichen Gefellfchaft zu London mitgetheilt. (Aus den Philofoph. Transact. von 1812.)\nErfter Ahfchnitt. Einleitun g.\nDie folgenden Seiten enthalten einige Verfuche mit dem Blute, welche urfpr\u00fcnglich zur Ausmittelung der Befchaffenheit feiner f\u00e4rbenden Subftanz angeftellt wurden. Die mit der \u00dcnterfuchung thierifcher Subftanzen verkn\u00fcpften Schwierigkeiten lind Schuld, dafs einige Refultate derfelben weniger entfcheidend geworden lind, als ich w\u00fcnfchte, indeffen bin ich \u00fcberzeugt, dafs die allgemeinen Schl\u00fcffe, zu welchen \u00dfe f\u00fchren, der Auf-merkfamkeit nicht unwerth fcheinen werden.\nDie Anwefenheit des Eifens im Blute wurde zuerft durch Menghini bemerkt, und die eigenth\u00fcmliche rothe Farbe diefer Fl\u00fcffigkeit ift neuerlich durch Fourcroy und Vauquclin einer Verbindung diefes Metalls mit der Phosphorf\u00e4ure zugefchrieben worden. Die \u00e4ufserft geringe Entf\u00e4rbung, welche durch den Zufatz einer Gall-\u00e4pfelinfufion zu einer Aufl\u00f6fung von f\u00e4rbender Subftanz, felbft unter Umft\u00e4nden bewirkt wird, welche gerade diefem \u00e4ufserft feinen Pr\u00fcfungsmittel des Eifens \u00e4ufserft g\u00fcnftig lind, brachten mir zuerft Zweifel gegen die Meinung jener gefchickten Chemiker bei : fp\u00e4tere Verfuche mit den Verbindungen, deren Ile erw\u00e4hnen, beft\u00e4tigten mich in diefem Verdachte, und veranlafste mich zu einer anhaltenden Arbeit \u00fcber diefen Gegenftand,","page":278}],"identifier":"lit14019","issued":"1816","language":"de","pages":"268-278","startpages":"268","title":"Versuche \u00fcber die chemische Beschaffenheit des Chylus, nebst einigen Bemerkungen \u00fcber den Chymus: Aus dem sechsten Bande der Medico-chirurgical Transactions, 1815, p. 618-632","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:08:30.970579+00:00"}

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