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{"created":"2022-01-31T16:21:45.071021+00:00","id":"lit14021","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Brande, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 2: 299-308","fulltext":[{"file":"p0299.txt","language":"de","ocr_de":"299\nVI. Beobachtungen \u00fcber das Eiweifs und einige andere Fliiffigkeiten, mit Bemerkungen \u00fcber ihre AnaJyfe durch electro - chemifche Zerfetzung. Von W. Brande. Aus den Phil, transact. 1809.\nElfter Abfchriitt. Bemerkungen \u00fcber den. Schleim und die Zu fammenfe tz un g des fl\u00fcffigen Eiweifs es.\nDie Refultate der Analyfe der Fl\u00fcfligkeit zwilchen den Wirbeln des Squalus maximusx) f\u00fchrte mich zu einer Reihe von Verfuchen \u00fcber den Schleim, um feine Befchaffenheit im v\u00f6llig reinen Zuftande kennen zu lernen, und auszumitteln, wie weit er einer Umwandlung in Ab\u00e4nderungen von Gallert und Eiweifs f\u00e4hig ift.\ni) Zuerft richtete ich meine Aufmerkfamkeit auf den Speichel. Um das Eiweifs, welches er nach Boftock\u2019r Verfuchen 2) enth\u00e4lt, abzufondern, wurde er eine kurze Zeitlang mit einer gleichen Menge reinen Waffers gefch\u00fct-telt, die Aufl\u00f6fung dann gekocht und durchgefeihet. Die helle durchgefeihete Fl\u00fcfligkeit fahe ich als eine Aufl\u00f6fung von faft reinem Schleim an, fand aber bei Pr\u00fcfung derfelben durch falpeterfaures Silber und effigfaures Blei noch eine anfehnliche Menge Salze darin. Der Nieder-fchlag beftand aus falzfaurem und pliosphorfaurem Silber und Blei, mit einer geringen Menge thierifcher Subftanz verbunden, die lieh durch ihren Geruch zu erkennen gab, als fie ausgewafchen und getrocknet der W\u00e4rme ausgefetzt wurde.\nTaufend Gran Speichel gaben durch forgf\u00e4ltiges Verdunften in einem Wafferbade einen R\u00fcckftand von I\u00dfo Gran, woraus 20 Gran Salze, welche aus phosphor-fauremKalk und falzfaurem Natron beftanden, durch die Ein\u00e4fcherung gewonnen wurden.\nI) S. Home \u00fcber Ale Intervertebralfubftanz des Squalus maxi* raus in den Phil. tr. 1809.\nS) biicholfon s Journal Vol. XIV. daraus iiberfetzt iu Gehlen\u00bb Journal f\u00fcr die Chemie, Ed. 4. Hft. 4.","page":299},{"file":"p0300.txt","language":"de","ocr_de":"300\n2) Der Schleim aus der Luftr\u00f6hre und von der Au-fter enth\u00e4lt mehr Salze, ungeachtet durch Hitze, Alkohol und S\u00e4uren kein Ei weif, darin entdeckt wurde.\nDa alfo hiernach die Pr\u00fcfungsmittel auf Schleim, falpeterfaures Silber und effigfaures Blei, vorz\u00fcglich auf die in ihm enthaltnen Salze , nicht blofs auf die abge-fonderte Fl\u00fcffiglteit felbft wirken, fo wurde es nothwen-dig, eine Methode aufznunden, lie durch Mittel, welche auf den Schleim nicht einwirken, von jenen zu befreien. Zerfetzung durch F.lectricit\u00e4t fchien mir fogleieh das zweckm\u00e4fsigfte Mittel hiezu.\nZu diefem Behuf f\u00fcllte ich von drei Gl\u00e4Cern, deren jedes etwas mehr als eine halbe Unze Waffer enthielt, eines mit einer Mifchung aus gleichen Theilen Speichel und reinem Waffer, und verband es mit den beiden \u00fcbrigen, mit reinem Waffer angef\u00fcllten, durch naffe Baumwolle. Das Waffer des einen Glafes wurde durch eine Vol-taifche S\u00e4ule, die aus 120 vierz\u00f6lligen Plattenpaaren beh\u00e4nd , und durch eine Aufl\u00f6fung von Salpeter-Salz-f\u00e4ure im Verh\u00e4ltnifs von einem Theile der S\u00e4ure zu drei-fsig Theilen Waffer, geladen war, pofitiv, das andere negativ electrifch gemacht, und vorausgefetzt, dafs die angewandte Electricit\u00e4t zwar zur Zerfetzung der Salze hinreichen , die thierifche Suhftanz aber nicht wefentlich ab\u00e4ndern w\u00fcrde. Auf diefe Weife hoffte ich die Salze des Speichels fo weit zu zerfetzen, dafs ftch die S\u00e4uren in dem poiitiven, die Alkalien in dem negativen Gef\u00e4fse anfam-meln, und fo der von den Salzen befreite Schleim und das Eiweifs in dem mittlern Gef\u00e4fs bleiben w\u00fcrde, die dann durch fiedendes deftillirtes Waffer von einander fo getrennt werden konnten, dafs eine Aufl\u00f6fung von reinem Schleim blieb. Nachdem die S\u00e4ule ungef\u00e4hr zehn Minuten gewirkt hatte, umgab eine betr\u00e4chtliche Menge weifser Subftanz die Baumwolle an dem negativen Theile ihres Umfangs, und hing an demfelben. Am poiitiven fand fich keine folche Ver\u00e4nderung. Diefe Erfcheinung konnte ich mir anfangs nicht erkl\u00e4ren, indem ich mir vorftellte, dafs, wenn lie von der Gerinnung des im Speichel enthaltnen Eiweifses abhinge, fie am poiitiven Pole wegen der hier angeh\u00e4uften S\u00e4ure entftanden feyn w\u00fcrde.","page":300},{"file":"p0301.txt","language":"de","ocr_de":"Um hier\u00fcber Gewifsheit zu erhalten, wurde ein Verfuch mit dem Weifsen des H\u00fchnereies gemacht.\nAls die Dr\u00e4the derfelben S\u00e4ule zwei Zoll weit vor\u00bb einander in diefe Fl\u00fcfligkeit gebracht wurden, entftand an dem negativenDratlie eine unmittelbare und pl\u00f6tzliche Gerinnung, w\u00e4hrend lieh am pofitiven nur ein d\u00fcnnes H\u00e4utchen bildete. Die Erfcheinung des letztem wurde durch die Einwirkung einer hier angeh\u00e4uften geringen Menge von S\u00e4ure leicht erkl\u00e4rt, allein fchwieriger war die Ausmittlung der Urfache der reichlichen Gerinnung am negativen Pole. Indeffen erkl\u00e4rte mir Herr Davy diefelbe durch die Annahme, dafs die Fl\u00fcfligkeit des Ei-weifses von der Anwefenheit der alkalifchen Subftanzen abh\u00e4ngen k\u00f6nne, deren Ausfcheidung am negativen Pola die Gerinnung veranlagen m\u00f6chte. ZuBeft\u00e4tigung diefer h\u00f6chft wahrfeheinlichen Meinung, weiche mit der von-Thomfon gegebnen Erkl\u00e4rung diefes Ph\u00e4nomens (Syfteni of chemiftry VoL V. p. 49T) viele Aehnlichkeit hat, wurden hauptf\u00e4chlich folgende Verfuche angeftellt.\nZweihundert Gran geronnenes Eiweifs aus dem H\u00fchnerei wurde wiederholentlich in vier Unzen deftillirten Waffers gewafchen und gerieben, diefes nachher durch-gefeihet und bis ungef\u00e4hr auf ein Viertheil feines urfpr\u00fcng-lichen Inhalts verdunftet. Bei Anwendung der gew\u00f6hnlichen Pr\u00fcfungsmittel fand ich es deutlich alkalifch, indem es die Kurkumaaufl\u00f6fung hellbraun f\u00e4rbte , die blaue Farbe des durch Weineflig ger\u00f6theten Lakmuspapiers wieder herftellte. Indeffen fchien es durch Zugiefsen einer verd\u00fcnnten S\u00e4ure nicht aufzubraufen.\nDurch Verdunftung diefer alkalifchen Fl \u00fcffigkeit bis zur Trocknifs, erhielt ich eine klebrige, im Waffer aufl\u00f6sliche Fl\u00fcfligkeit. Diefe Aufl\u00f6fung wurde durch S\u00e4uren etwas getr\u00fcbt, und durch Anwendung einer aus fechzig Plattenpaaren zufammengefetzten Voltaifchen S\u00e4ule entftand am negativen Pole eine betr\u00e4chtliche Gerinnung. Waffer alfo, worin geronnenes Eiweifs gekocht worden, iit in der That eine \u00e4ufserft verd\u00fcnnte alkalifche Aufl\u00f6fung von Eiweifs. Hiedurch wird auch, die Gerinnung da* Ei well's es durch blofse Hitze erkl\u00e4rlich.","page":301},{"file":"p0302.txt","language":"de","ocr_de":"303\nWird geronnenes Eiweifs in St\u00fccken gefchnitten, fo tritt allm\u00e4hlich eine geringe Menge einer braunen klebrigen Fl\u00fcfligkeit von demfelben ab, -wie Bofiock in feiner Abhandlung \u00fcber die prim\u00e4ren thierifchen Fl\u00fcffig-keiten r) bemerkt hat. Diefe linde ich vorz\u00fcglich aus einer alkalifchen Aufl\u00f6fung von Eiweifs gebildet. Sie r\u00f6thet Kurkuma, und gerinnt durch die negative Electricit\u00e4t betr\u00e4chtlich.\nDas Eiweifs in fl\u00fcfligem Zuftande fcheint daher aus Eiweifs, Alkali und Waffer zufammengefetzt. Durch die Einwirkung der W\u00e4rme werden die Verwandtfchaften zwifchen diefen K\u00f6rpern abge\u00e4ndert, das vorher mit dem Eiweifs verbundne Alkali wird vom Waffer aufgenommen, und diefe Abfonderung veranlafst die Gerinnung des Eiweifses ; die w\u00e4fferige Aufl\u00f6fung , welche auf diefe Weife gebildet wird, wirkt auf das geronnene Ei-vve\u00fcs zur\u00fcck, l\u00f6ft einen kleinen Antheil davon auf, und et fcheint dann in Geftalt der braunen, klebrigen Fl\u00fcffig-keit , wovon fehon die Rede war.\nDie Gerinnung des Eiweifses durch Alkohol und S\u00e4uren kann aus denfelben Grundf\u00e4tzen erkl\u00e4rt werden.\n1)\tF\u00fcnfhundert Gran Eiweifs wurden mit zwei Unzen reinen Alkohols gefch\u00fcttelt, worauf fogleich Gerinnung entftand, welche durch Anwendung einer fehr gelinden W\u00e4rme vervollft\u00e4ndigt wurde. Die Fl\u00fcfligkeit wurde durch Filtriren von dem geronnenen Theile ge-fchieden, und bis zur H\u00e4lfte ihres Umfangs verdampft. Die gew\u00f6hnlichen Pr\u00fcfungsmittel zeigten eine betr\u00e4chtliche Menge Alkali. Hier erft giebt das vom fliifligen zum feiten Zuftande \u00fcbergehende Eiweifs fein Alkali dem Alkohol ab. Die durch Alkohol bewirkte Gerinnung ift indeffen nie fo vollkommen als in mehrern andern F\u00e4llen, weil die, durch die chemifchen Verwandtfchaften bewirkte Abfonderung nicht fo vollft\u00e4ndig ift.\n2)\tDurch Zufatz von S\u00e4ure gerinnt das Eiweifs aus derfelben Urfache. Es wird fchnelier und vollkommner feft, weil die S\u00e4uren dem Alkali n\u00e4her verwandt lind.\ni) Aus Nicholfon s Journal Vol. XI. in Gehlens Journal a. a. O","page":302},{"file":"p0303.txt","language":"de","ocr_de":"303\nBehufs der Ausmittlung der Befchaffenheit und Menge des im fl\u00fcffigen Eiweifs enthaltenen Alkali wurden folgende Verfuche angeftellt.\nF\u00fcnfhundert Gran fl\u00fcffigen Eiweifses wurden mit zwei Unzen deftillirten Wallers vermifcht, und eine halbe Stunde lang einer Temperatur von 212\u00b0 feftgefetzt. Hierauf wurde der fl\u00fcffige Theil durch ein Filtrum abge-fchieden, das geronnene Eiweifs in kleine St\u00fccken gefehnitten, und mehrmals mit kochendem deftillirten Waffer gewafchen. Die filtrirte Fl\u00fcfiigkeit wurde bis auf eine halbe Unze verdampft. Sie hatte einen falzigen Ge-\u00fcchmaclc, war etwas tr\u00fcbe und fchwach alkali Ich : abgek\u00fchlt fetzte lie allm\u00e4hlich einige wenige Eiweifsflocken ab. Sie wurde in einem kleinen Glafe politiv electri-firt, welches nachher durch angefeuchtete Baumwolle mit einem \u00e4hnlichen, etwas deftillirtes Waffer enthaltendem Gef\u00e4fse verbunden war , und das negativ electrifirt wurde. Die dazu angewandte S\u00e4ule beftand aus hundert vierz\u00f6lligen Platten, welche durch eine Aufl\u00f6fung von Salpeter- und Salzfaure von derfelben St\u00e4rke als bei fr\u00fchem Verfuchen geladen war. Fortw\u00e4hrend wurde frifches Waffer zugegoffen, um den, durch die Zerfetzung ent-ftehenden Verluft zu erfetzen. Wach einer Stunde wurden die Gl\u00e4fer aus dem Kreife der S\u00e4ule entfernt, und ihr Inhalt unterfucht. Die in dem negativ electrifchen Glafe enthaltne Fl\u00fcfiigkeit wandelte die Farbe des.Kurkuma pl\u00f6tzlich in ein dunkles Braun um. Durch Ver-dunftung und nachherige Einwirkung einer geringen Gl\u00fchhitze wurde aus ihr ein R\u00fcckftand von 55 Granen gewonnen, welcher mit faft reinem Natron \u00fcbereinkam. Das politive Glas enthielt eine geringe Menge geronnenes Eiweifs. Eine S\u00e4ure, die vorz\u00fcglich, wenn nicht ganz, Salzfaure war, fand lieh im Waffer aufgel\u00f6ft. Mit falpe-terfaurem Silber entftand ein betr\u00e4chtlicher Niederfchlag, der fogleich am Lichte fchwarz wurde. Mit kohlenfau-rem Natron gef\u00e4ttigt und verdunftet, erhielt man daraus epa Salz in kleinen w\u00fcrfelf\u00f6rmigen Kryftallen, aus welchem durch zugegoffene Schwefelf\u00e4ure lieh falzfaure tj\u00e4mpfe entwickelten.\nAus diefem Verfuche ergiebtlich, dafs fl\u00fcfliges Eiweifs aufssr reinem Natron etwas falzfaures Natron ent-","page":303},{"file":"p0304.txt","language":"de","ocr_de":"304\nh\u00e4lt1). Aus Hattchett's Verlachen ergiebt fich, dafs auch andre Salze in kleinen Mengen vorhanden iind 4).\nIn den vorigen Verfuchen hatte ich im Allgemeinen von 6o \u2014 300 vierz\u00f6llige Plattenpaare von Kupfer und Zink angewandt, in fp\u00e4tern dagegen, welche zum Behuf der Ausmittlung der Wirkung fchw\u00e4cherer Kr\u00e4fte ange-ftellt wurden, und deren Wirkung ich nachher angeben werde, fand ich, dafs eine S\u00e4ule von 24 dreiz\u00f6lligen Plattcupaaren eine vollkommne Gerinnung am negativen Pole felbft dann hervorbringt, wenn das Eiweifs mit einer fo reichlichen Menge Wallers verbunden ift, dafs es durch die gew\u00f6hnlichen Pr\u00fcfungsmittel nicht entdeckt werden kann.\nZw ei t er Ab fchnit t. Bemerkungen \u00fcber die Zufa m m e nfetz urig einiger t hi e rifch en, \u00a3i w eifs enthaltenden Fl\u00fcffigkeiten.\nDa fich aus den vorigen Verfuchen ergab, dafs Eiweil's in Verbindungszuft\u00e4nden Vorkommen kann,\nwelche\n!_) Sollte fich ira H\u00fcff\u00eeg\u00e9n Eiweifs nicht untollkominnes falz-i'aures Natron finden ?\n*) Nach der zerh\u00f6renden Defoliation vou geronnenem, trocknen, halbdurchfichtigen Eiweifs blieb \u201eeine fohwammige, \u201e fehr fchwer einzuafchernde Kohle \u00fcbrig, welche gegen das \u201eEnde des Proceffes verglafte und mit einer gefchmolzenen \u201e Salzdecke belegt wurde, die fich indeffen durch Waffer leicht \u201e aufi\u00f6fte. Der R\u00fcckhand wurde abermals einer lange fort-\u201ewirkenden Hitze ausgefetzt, und wieder mit Waffer behandelt, bis endlich einige kaum iichtbare Theilchen \u00fcbrig \u201eblieben, welche, fo weit es lieh bei einer fo geringen \u201eMenge beftimmen liefs, phosphorfaurer Kalk waren. Der in \u201eWaffer aufgel\u00f6fte Antheil, bei weitem der betr\u00e4chtlichfte, \u201ebeh\u00e4nd vorz\u00fcglich aus kohlenfaurem Natron, dem eine \u201egeringe Menge phosphorlaures beigemengt war. 500 Gr^i \u201egetrocknetes Eiweifs gaben 74.50 Gran Kohle, wovon \u201e11,25 Salze.\u201c S, ehemifche Verfuche \u00fcber Zoophyten mit einigen Bemerkungen \u00fcber die Behandtheile der Membranen, Phil, transact, igoo. Daraus in Scherers Journal Bd. 6.","page":304},{"file":"p0305.txt","language":"de","ocr_de":"welche feine Entdeckung durch gew\u00f6hnliche Pr\u00fcfungsmittel unm\u00f6glich machen, aus welchen es aber du ich electrifche Zerfetzung ausgefchieden werden kann, i\u2019o wandte ich diefe Unterfuchungsmethode auf thieriiche Fl\u00fcf\u00fcgkeiten im Allgemeinen an.\n1.\tSpeichel. Wird Speichel in Waffer gekocht, fo finken einige wenige Flocken geronnenen Eiweifses zu Boden, allein dies ift bei weitem nicht die ganze darin enthaltene Eiweilsmenge, denn, wendet man die negative Electricit\u00e4t auf die fdtrirte Fl\u00fcffigkeit an, welche man nach der, durch Hitze bewirkten Ausfcheidung des Eiweifses erh\u00e4lt, fo entfteht am negativen Pole eine betr\u00e4chtliche Gerinnung und Ausfcheidung von Alkali. Daher kann eine anfehnliche, nicht durch Hitze aus-fcheidbare, und wie im vorliegenden Falle, nicht durch S\u00e4uren entdeckbare Menge vonEiweifs meiner Fl\u00fcffigkeit enthalten feyn.\n2.\tSchleim der Auftern< Eine Aull\u00f6fung von Schleim, welche durch Bewegen von Auftern in Waller erhalten wird, zeigt hei den gew\u00f6hnlichen Pr\u00fcfungsmitteln keine Spuren von Eiweifs, dagegen entfteht durch Einwirkung der Voltaifehen S\u00e4ule am negativen Pole eine betr\u00e4chtliche Gerinnung.\n3.\tSchleim der Luftr\u00f6hre u. f. w. Die \u00fcbrigen Variet\u00e4ten des Schleims, z. B. aus der Luftr\u00f6hre oder Nafe, kommen infofern mit den vorigen \u00fcberein, als lie durch die electrifche Zerfetzung eine Menge von Eiweifs liefern, w\u00e4hrend die gew\u00f6hnlichen Pr\u00fcfungsmittel, S\u00e4uren, Hitze und Alkohol keine Spur davon zeigen.\nBei diefen Verbuchen entwickelte fich immer alka-lifche Subftanz am negativen, S\u00e4ure am poiitiven Pole. Genauere, in der Ablicht, die Befchaffenheit der alkali-fchen und fauren auf diefe Weife gebildeten Subftanz aus-zumitteln, angeftellte Verbuche zeigten die elftere aus Natron mit Spuren von Kalk, die letztere im Speichel und dem Schleim der Luftr\u00f6hre und Nafe aus Salzf\u00e4ure mit Spuren von Phosphorf\u00e4ure zufammengefetzt. Im Aufternfchleim fand lieh nur Natron und Salzf\u00e4ure. Immer feinen die Menge des Alkali die der S\u00e4ure zu \u00fcberwiegen, weijn M. d, Archiv. II. 2.\tV","page":305},{"file":"p0306.txt","language":"de","ocr_de":"3U6\ngleich in deli uvfpr\u00fcnglichen Fl\u00fcffigkeken nicht, wie im H\u00fchnereiweifs , Spuren von reinem Alkali Vorkommen.\nDiefe 1 hatfachen f\u00fchren zu neuen Anfxchten von der Zufammenfetzung des Schleims. Ift er eine eigen-th\u00fcmliche Verbindung von falzfaurem Natron und Eiweifs ? oder ift er nicht vielleicht eine-Zufan;roenfetzung aus Natron und Eiweifs, worin das Alkali nicht durch die gew\u00f6hnliche Unterfuchungsmfethode trennbar ift, wohl aber der hohem zerfetzenden Kraft der Electricit\u00e4t weicht?\n4. Galle. Hier bildete lieh augenblicklich am negativen Pole ein durchaus gr\u00fcn gef\u00e4rbtes Gerinn fei, de\u00effen gr\u00fcn\u00e7 F\u00e4rbung von der gleichzeitigen Abfcheidung der f\u00e4rbenden Subftanz herr\u00fchrt. Die verh\u00e4hnifsm\u00e4fsige Menge des Eiweifses, welche aus verfchiednen Theilen von Ochfengalle durch die Electricit\u00e4t abgefchieden werden kann, fand lieh hei meinen Verfuchen betr\u00e4chtlich verfchieden, fo dafs eine fpecielle Unterfuchung diefer Fl\u00fcfligkeit im Allgemeinen unzuverl\u00e4ffig ift. In der That variirt das Verh\u00e4ltnifs des Eiweifses von O, 5 zu 3 Procent , und merkw\u00fcrdig ift es, dafs geringer Eiweifsgehalt auch mit geringem Harzgehalt verbunden ift. Aufser den angef\u00fchrten Refnltaten bildet fielt durch die electro- che-mifehe Zerfetzung diefer Fl\u00fcfligkeit noch eine betr\u00e4chtliche Menge Natron am negativen, am pofitiven Pole dagegen eine Milchling von Salz- und Phosphorf\u00e4ure.\n5. Milch. Auch hier entfteht am negativen Pole eben fo deutlich, wenn gleich nicht fofchnell, Gerinnung als in den meiften andern Fluffgkeiten, die Dr\u00e4the von feehzig vierz\u00f6lligen, ftark geladenen Plattenpaaren, welche eine Stunde lang vier Zoll weit von einander in drei Unzen Kuhmilch getaucht wurden ,. erzeugten den Anfcliein von Lab und Molken, wobei fielt die erftern vorz\u00fcglich im Umfange des negativen, faft gar nicht am pofitiven Pole anh\u00e4uften. Stellte man diefe Verfuche fo an, dafs die Producte in abgefonderten Gel'\u00e4fsen gefammelt wurden, fo waren die in dem Inhalte des negativen Ge-f\u00e4fses vorkommenden Beftandtheile Natron und Spuren von Kalk, am pofitiven fand lieh eine Mifchung von Salz-und Phosphorf\u00e4ure.\nNachdem die Milch auf dieTe Weife zerfetzt worden \u00fct, enth\u00e4lt doch das Serum dot feilten noch Milchzucker.","page":306},{"file":"p0307.txt","language":"de","ocr_de":"507\n6.\tS chaf w aff er, Folgendes find die B.efultate einer Unterfuchung diefer Fl\u00fcffigkeit vom menfchlichen Weibe im unvermifchten und frifchen Zui\u2019tande*\nSie ifit fait ganz durch\u00fcclitig, wird aber an der Luft allm\u00e4hlich tr\u00fcbe, und fetzt eine weifse, flockige Subftanz ab. Die Veilchentmetur f\u00e4rbt fie gr\u00fcn, und \u00e4ndert im ganz frifchen Zuftande das Lakmus nicht ab, bald aber entwickelt fie gefehwefeltes Hydrogen, und dann bringt fie eine leichte Rothe im Lakmus hervor. Durch die Hitze wird fie tr\u00fcbe, und l\u00e4fst Flocken von geronnenem Eiweifs niederfallen. S\u00e4uren bringen aus demfelben Grunde eine leichte Tr\u00fcbung hervor. Alkalien erzeugen keine Ver\u00e4nderung, aufser, wenn fie in betr\u00e4chtlichem Ueberfchufs zugefetzt werden, wodurch ein ammoniaka-lifcher Geruch entfteht. Durch die electrifche Zerfetzung entlieht am negativen Pole Eiweifs und Natron, am poli-tiven Salzf\u00e4ure. Hieraus ergiebt lieh, dafs das Schafwaffer die Eigenfchaften einer verd\u00fcnnten Aufl\u00f6fung von fi\u00fcfli-gern Eiweifs hat *).\n7.\tE i t e r. In dem Eiter eines gefunden Gefc\u2019hw\u00fcrs entftand an beiden Polen Gerinnung, doch war fie am negativen ft\u00e4rker. Da ein geringer F\u00e4ulnifsgrad in dem zur Unterfuchung angewandten Eiter entftand, fo beachtete ich die \u00fcbrigen Ergebniffe des Verfuehes nicht befonders.\nBeim Schluffe diefes Abfchnittes bemerke ich, dafs die St\u00e4rke der angewandten Voltaifchen Electricit\u00e4t die Art der durch fie bewirkten Zerfetzung der thierifchen.\n. Fl\u00fcffigkeit ab\u00e4ndert. Bei einer verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig ftarken. electrifcben Kraft gefchieht die Gerinnung am negativen Pole fehr fclmell, am politiven fehr langfam, dagegen wird fie durch eine fehr geringe Kraft hier vergleichungsweife weit fchneller bewirkt, w\u00e4hrend der negative Pol von einer\nU 2\ni) Die zwifehen meinen und den von Vauquelin und Bunivct (S. An. de chimie. T. 33. p. 270.) hei Unterfuchung des Scliafwaflers gefundnen Refuitaten Statt findenden Verfchie-\u25a0denheiten find h\u00f6chft wahrfcheinlich in einem geringen Grade von F \u00e4ulnifs, oder in der nicht v\u00f6lligen Reinheit d\u00aer Yon '~~i' \u00bblen unterfuchten Fl\u00fcffigkeit begr\u00fcndet.","page":307},{"file":"p0308.txt","language":"de","ocr_de":"alkalifehen Aufl\u00f6fung von Eiweifs umgeben wird. So z. B., wenn die Dr\u00e4the von 24 vierz\u00f6lligen ftark geladenen Plattenpaaren einander in einer d\u00fcnnen Eiweifsftoff-aufl\u00f6fung im Verli\u00e4ltnifs von einem Theile Eiweifs zu 6 Theilen Waffer auf lg-Zoll gen\u00e4hert werden, fo war die Gerinnung am negativen Pole betr\u00e4chtlich ft\u00e4rker als am pofitiven; wurden aber die Dr\u00e4the auf 8 Zoll weit von einander entfernt, oder, wenn he nur l| Zoll weit von einander abhanden, nur mit einer S\u00e4ule von 6 Plattenpaaren verbunden, fo war nur am pofitiven Pole, wegen der dafelbft angeh\u00e4uften S\u00e4ure , Gerinnung zu bemerken. Hieraus darf man wohl fchliefsen, dafs pl\u00f6tzliche Entziehung von Alkali zur vollkommnen Gerinnung des Eiweifses erforderlich ift, da es in den erw\u00e4hnten F\u00e4llen aufgel\u00f6ft bleibt.\nVIT. Zur Lehre von der thierifchen W\u00e4rme, \u00ef, Paris \u00fcber die thierifche W\u00e4rme *).\nDafs Crawford's Theorie der thierifchen W\u00e4rme fein geiftreich ift, und die zu ihrer Begr\u00fcndung ange-ftellteu Verfuche richtig und fehr bedeutend find, mufs jeder Pliyliologe zugeftehen, indeffen werden auch die eifrigften Vertheidiger derfelben nicht l\u00e4ugnen, dafs lie viele fchwache Seiten hat. Ehe ich zu der Darftellung der Modification \u00fcbergehe, welche ich diefer Theorie geben m\u00f6chte, mufs ich lie kurz darfteilen.\nDie Grundlage von Crawford\u2019s Theorie ift der Satz, dafs Arterienblut ven\u00f6s wird, und feine Eigenfchaften verliert, weil es lieh mit Hydro-Karbon in den Haarge-f\u00e4fsen verbindet, welches, feiner Meinung nach, ein Product der in den unn\u00fctz gewordenen und abgeftorbnen Theilen angehenden F\u00e4uhiils ift. Indeffen ift die Anwesenheit eines laichen Products weder durch Verfuche, noch durch Induction uachgewiefen. Nicht die Venen,\n\u00cf) London medical and physical journal Vol. ai. igop. S. 67 \u2014 70,","page":308}],"identifier":"lit14021","issued":"1816","language":"de","pages":"299-308","startpages":"299","title":"Beobachtungen \u00fcber das Eiwei\u00df und einige andere Fl\u00fcssigkeiten, mit Bemerkungen \u00fcber ihre Analyse durch electro-chemische Zersetzung: Aus den Phil. Transact., 1809","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:21:45.071026+00:00"}