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{"created":"2022-01-31T16:22:13.988924+00:00","id":"lit14023","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Davy, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 2: 312-317","fulltext":[{"file":"p0312.txt","language":"de","ocr_de":"312\nh\u00e4ltnifs /eftgefetzt. zu h a ben fch.eint. Mithin ift die Structur derer, die mit gr\u00f6fsern Athinungswerkzeugen verfelien find, sufammengefetzter, folglich find auch die Ahfondenmgen zahlreicher und vollkommner. Steigen wir in der Thierreihe herab, fo linden wir diefes Gefetz \u00fcberall befolgt. So fcheint bei den Thieren mit unbetr\u00e4chtlichen At.hmungsorganen der Abfonderungs-apparat aus einfachen K\u00f6hren zu beftehen, und in den Zoophyt.en, welche gar nicht zu athmen fcheinen, 1 \u00e4fffi lieh keine Spur eines Ablonderungsorgans nachweifen.\nSteht nun der Grad der thierifehen W\u00e4rme im geraden Verh\u00e4ltnifs mit der Energie der Abfonderung? Im Allgemeinen ift die Summe der letztem diefelbe: denn, wenn die Menge der einen Geh ver\u00e4ndert, fo tritt bei den \u00fcbrigen ein ent gegengefetztes Verh\u00e4ltnifs ein, wodurch die Menge der Abfonderungen gleich grofs erhalten wird. Bei vermehrter Harnabfonderimg wird weniger Speichel oder Hautausd\u00fcnftungsmaterie abgefondert. Wirkt indeffen eine allgemeine Urfache auf den ganzen K\u00f6rper, welche Verminderung aller feiner Abfonderungen hervorbringt, fo finkt die Temperatur, wovon der Schlaf und niederfchlagende Leidenfchaften Beifpiele liefern.\n2. J. Davy ii b e r die T e in p e r a l u r verfc h i e d -ner The il e des thierifehen K\u00f6rpers. Aus den phil. transact. lg 14. P. 2. p. 597\u25a0\u2014603.\nEine Angabe aller Verbuche \u00fcber die Temperatur verfohiedner Theile des thierifehen K\u00f6rpers, welche ich anftellte, w\u00fcrde diefen Auffatz aufserordentlich ausdehnen, und lie ift defto unn\u00f6tbiger, da die Kefultate ziem-f.ch gleichf\u00f6rmig waren. Ich erw\u00e4hne daher nur die am Menfchen und am Lamme gemachten.\nUm den Thermometer gleichm\u00e4fsig an allen Theilen anbringen zu k\u00f6nnen, wurde die Kugel deffelhen, deren Geftalt ziemlich cylindrifch war, an ein kleines, ausge-geh\u00f6hltes und mit einer d\u00fcnnen Holzfchicht oekleideies St\u00fcckchen Kork hefeftigt, fo clafs immer in jedem Falle die H\u00e4lfte ihrer Oberfl\u00e4che anlag. Die Beobachtungen wurden am nackten K\u00f6rper um lieben Uhr Morgens, gleich","page":312},{"file":"p0313.txt","language":"de","ocr_de":"513\nnach dem Aufftehen angeftellt, w\u00e4hrend die Temperatur des Zimmers 700 war. Ich erhielt folgende Refultate.\nIn der Mitte der Fufsfohle\t90.\nZwilchen dem innern Kn\u00f6chel und der Infertion der Achillesfehne, wo man die Pulsader f\u00fchlt\t93.\nUeber der Mitte des Schienbeins\t91. 5.\nUeber der Mitte der Wade .\t93,\nUeber der Schienbeinpulsader in der Kniekehle\t95'\nUeber der Schenkelpulsader in der Mitte\ndes Oberfchenkels.\t94.\nUeber der Mitte des geraden Unterfcbenkel-\nftreckers\t91.\nUeber den grofsen Gef\u00e4fsen in der Leiften-\ngegend\t96.5.\nUngef\u00e4hr drei Linien unter dem Nabel\t95.\nUeber der feehften linken Kippe, wo der\nHerzfchlag gef\u00fchlt wird\t94.\nAn derfelben Stelle auf der r echten Seite\t93.\nIn der Achfelh\u00f6hle, wo die ganze Oberfl\u00e4che der Kugel angebracht wurde\t98.\nW\u00e4hrend diefer Verfuclie war eine Stunde ver-flofren. Jetzt wurde das Thermometer abermals an die Fufsfohle angebracht, flieg aber nun durchaus nichth\u00f6her als \u00a75, alfo 50 Grad niedriger als anf\u00e4nglich.\nEin unangenehmes Gef\u00fchl von K\u00e4lte wurde vorz\u00fcglich in den nicht mit grofsen Gef\u00e4fsen verfehenen, und aufser dem Laufe der grofsen Pulsadern gelegenen Theile wahrgenommen. Diefes Gef\u00fchl dauerte bis zum Friih-.ft\u00fcck, wo ein leichtes Fieber eintrat, die W\u00e4rme der Oberfl\u00e4che fich vermehrte, der Puls fchneller und der Mund etwas trocken wurde. Als nach dem Fr\u00fchft\u00fcck der Thermometer an beide Hypochondrien angebracht wurde, hand er im linken um einen Grad h\u00f6her als im rechten.\nUm die Temperatur der verfchiednen Theile unter der Haut auszumiuein , wurde die Kugel des Thermometers durch kleine Einfchnitte ungef\u00e4hr einen halben Zoll tieE zwilchen die Hatte und die darunter liegenden Theile eines eben get\u00f6dteten Lammes eingebracht. Zuerft wurde","page":313},{"file":"p0314.txt","language":"de","ocr_de":"314\ndie W\u00e4rme des Maftdarms ausgemittelt, um dadurch einen Maafsftab f\u00fcr das Erkalten zu haben, und hierauf die Temperatur der verfchiednen Theile in folgender Ordnung gerne (Ten.\nVenenblut aus der Halsvene Arterienblut aus der Kopfpulsader Maftdarm\nUeber dem Mittelfufsknochen Ueber dem Fufswurzelknochell\n105-5*\n107.\n105-5-\n97*\n90.\n102.\n103.\n104.\n105.\nUeber dem Kniegelenk Ueber dem Oberfchenkelkopf In der Leiftengegend\nW\u00e4hrend der Verfuche verflofs ungef\u00e4hr eine Viertelftunde. Jetzt war die Temperatur des Maftdarms Nun wurden die drei grofsen H\u00f6hlen in folgender Ordnung blofsgelegt.\nNahe an der untern Fl\u00e4che der\tLeber\t106,\nLeberfubftanz\t106.5*\nLungenfubftanz\t106.5.\nLinke Herzkammer\t107.\nRechte Herzkammer\t106,\nInnere Gegend des Gehirns\t104.\nMaftdarm\t104.5-\nErftaunt, dafs das Gehirn k\u00e4lter als der Maftdarm war, wiederholte ich den Verfuch mehrmals. EJnige Refultate anzuf\u00fchren, wird nicht unzweckm\u00e4fsig feyn, da lie diefe merkw\u00fcrdige Bedingung\tbeft\u00e4tigen. E>ie vier\nfogieich zu erw\u00e4hnenden Verfuclie wurden an L\u00e4mmern fo angeftellt, dafs augenblicklich nach dem Tode des Thiers der Sch\u00e4del durchbohrt, und ein empfindliches Thermometer in den innerften Theil des Gehirns eingebracht wurde.\n4\nV\u00ab d\nGehirn\nMaftdarm\n104.75-\n105-5-\n106.5.\n106.5.\n104.\n\u2014\t104.75.\n\u2014\t_\t105-5-\nHinterer Theil des Geh. 105. 5,\n\u2022r -r Theil des Gehirns 103.\nUm diefe Zeit war der W\u00e4rmegrad der Luft 68-Die Temperatur verfchiedner Theile des Gehirns va-bedeutend, indem lie in dem vordem, und eben fo","page":314},{"file":"p0315.txt","language":"de","ocr_de":"in den oberfl\u00e4chlichen niedriger war , als in dem hintern und tiefer liegenden.\nAus diefen und andern mit Venen - und Arterienblut angeftellten ^Verfluchen ergiebt lieh als allgemeinftes Re-fultat, dafs, die von der fpecilifchcn Schwere abh\u00e4ngige ausgenommen, keine Verfchiedenheit in der W\u00e4rmefaffungs-kraft des Arterien- und Venenblutes Statt findet, dafs die Temperatur des Arterienblutes hoher als die des Venenblutes ift, dafs die linke Herzkammer w\u00e4rmer als die rechte ift, endlich, dafs die W\u00e4rme der Theile im geraden Verh\u00e4lt-nifs mit ihrer Entfernung vom Herzen abnimmt.\nAngenommen, und ich glaube, dafs man es bei der Wiederholung finden wird, dafs diefe Verfluche genau find, was folgt aus ihnen in theoretifcher Hinficht?\nOffenbar ftehen fie mit Crawford\u2019s Annahme im Wi-derfpruch, deren wefentlicher Inhalt ift, dafs das Arterienblut eine gr\u00f6fsere W\u00e4rmecapacit\u00e4t habe, als das Venenblut, dafs zwifchcn beiden Herzkammern keine Temperaturverfchiedenheit Statt finde, und dafs in der That die W\u00e4rme aller Theile ungef\u00e4hr diefelbe fey.\nDagegen unterft\u00fctzen fie die Blackfche Theorie, der zu Folge die W\u00e4rme in den Lungen entfteht, und fielt \u00fcber alle Theile des K\u00f6rpers durch das Arterienblut verbreitet. Eben fo ftehen lie auch mit der Annahme nicht im Widerfpruch, dafs die thierifche W\u00e4rme von der Tli\u00e4-tigkeit des Nervenfyftems und dem beft\u00e4ndig fortgehenden Lebensprocefs abh\u00e4ngt.\nAufser den angef\u00fchrtenThatfachen kann man noch mehrere Gr\u00fcnde gegen Crawford\u2019s Hypothefe anf\u00fchren.\nDa wir nie Capacit\u00e4tsverfchiedenheiten in K\u00f6rpern, ohne Verfchiedenheit der Geftalt und Zufammenfetzung wahrnehmen, und fehr geringe Verfchiedenheiten der erftern nur durch fehr bedeutende der letztem bewirkt werden, fo liefs fleh in der That, da zwifchen dem arte-ri\u00fcfen ttnd ven\u00f6fen Blute nur der Unterfchied der Farbe nachgewiefen ift, a priori annehmen, dafs die fpeeififche W\u00e4rme beider fehr \u00e4hnlich fey. Auch der Analogie nach liefs fleh annehmen, dafs die W\u00e4rmecapacit\u00e4t des Arterienblutes weit geringer als die des Walters fey, da Waf-\ni) Siehe diefes Archiv Bd. I. Hft i.","page":315},{"file":"p0316.txt","language":"de","ocr_de":"316\nfer hierin faft jede Flfiffigkeit \u00fcbertrifft, und die W\u00e4rme-capacit\u00e4t in dem Maafse abnimmt, als heb die Brennbarkeit der Gemifehe vermehrt. Allein die ft\u00e4rkften Gr\u00fcnde gegen diefe Annahme ergeben fielt aus den Verbuchen voti Brodie. de la Roche und Berard\nBlack's Hypothefe fcheint mir weit, gen\u00fcgender und ausreichender zu feyn als die Cratvford\u2019J\u2019che, indeffen laffen fich auch gegen fie Einvw\u00fcrfe machen, die widerlegt feyn m\u00fcffen, ehe lie angenommen werden kann.\nDie zuletzt erw\u00e4hnte Hypothefe, weiche die tliie\u00bb rUche W\u00e4rme von der Lebenswirkung ableitet, wird durch viele Thatfachen , befonders die Refultate von Herrn Brodie\u2019 s merkw\u00fcrdigen und wichtiganVerfuehen befL\u00e4tigt, und mit ihr laffen lieh die Refultate meiner Unterf\u00fcchungen fehr wohl vereinigen. Man kann lagen, dafs die Bruft-uncl Unterleibseingeweide den b\u00f6chften W\u00e4rmegrad haben , weil diele Tbeile die Biklungsif\u00e4tte des Lebens lind, und dafs das Arterienblut und die am reichften mit ilnn verfehenen Theile am w\u00e4nnften find, weil fie am tieffteu liegen, und das Lebensprincip im h\u00f6chften Grade helitzen. Diefe Erkl\u00e4rung gab mir mein Bruder an. Einige von mir beobachtete Thatfachen kommen mit ihr, allein eben fo gut auch mit der Black\u2019feilen Theorie \u00fcberein.\nIch fand den Magen des G'chfen, den Pf\u00f6rtnertheil deffelben w\u00e4rmer als felbft die linke Herzkammer, diefe fogleich nach dem Tode 103, jenen IO*. 5. Eben fo fand ich die Temperatur junger Thiere, wo die Lebensth\u00e4tig-keit energifcher ift, h\u00f6her als bei altern, was ich um fo lieber durch Anf\u00fchrung einiger Verhiebe beft\u00e4tige, als mir noch keine andern \u00fcber dielen Gegenftand bekannt find. In einem Falle war bei einem eben gebornenKin.de die Temperatur unter der Achfel 98-5, zw\u00f6lf Stunden nachher 990; nach drei Tagen, w\u00e4hremd welcher Zeit das Kind vollkommen gefund fchien, eben fo hoch. Bei f\u00fcnf Kindern deffelben, Alters verhielt es fielt ungef\u00e4hr eben fo. In zwei F\u00e4llen, wo die Kinder fchwach waren, Lieg das Thermometer eine Stunde nach der Geburt nicht \u00fcber 9 60 , alfo zwei fi rade weniger als die gew\u00f6hnliche Temperatur des Menfchen im gefunden Zu-\n1) S, Reils Archiv Bd. 12.","page":316},{"file":"p0317.txt","language":"de","ocr_de":"317\nJftande, allein das Atlimen war fchwach, und am folgenden Tage war die W\u00e4rme der Achfelgrube bei dem einen auf 98.5, beim andern auf 990 geftiegen.\nZum Schluffe bemerke ich Folgendes. Da bei jeder der erw\u00e4hnten Hypothefen hch bedeutende Schwierigkeiten linden, fo muffen wir entweder gegenw\u00e4rtig das Theo-retifiren ganz aufgeben, und uns nach v\u00f6llig entfprechen-den Verfuchen umfehen , oder die Hypotbefe annehmen, welche fich mit der gr\u00f6fsten Menge von Thatfachen vereinigen l\u00e4fst. Unftreitig ift die erfte Verfahrungsweife die richtigfte, indeffen find wir von Natur zur letztem mehr geneigt, und, wenn ich meine Meinung \u00fcber die Vorz\u00fcglichkeit der verfchiednen Anlichten geben follte, To w\u00fcrde ich mich nnbedenldich f\u00fcr die Black\u2019fche Annahme erkl\u00e4ren, welche mir fowohl am einfaehften, als am gen\u00fcgendften fcheint.\n3. Gordon \u00fcber die Entwicklung von W\u00e4rme\nw\u00e4hrend des Gerinnens des Blutes. Aus\nThomfons annals of philofophy. Vol. IV. p. 139\u2014.\n\u00cf42.\nDa es Thatfache ift, dafs Uebergang eines K\u00f6rpers aus dem fl\u00fcfligen Zuftande in den feften immer mit W\u00e4rmeentwicklung verbunden ift, fo liefs lieh im Voraus erwarten, dafs beim Gerinnen des Blutes W\u00e4rme frei werden muffe. Four er oy gab \u00fcberdies nach Verfuchen an, dafs die durch Gerinnung von Ochfenblut bewirkte Temperaturerh\u00f6hung 5 Grade betrage. (An. de chimie T. VII. p. 147O Indeffen fcheint man den Verfuchen von. J. Hunter mehr Glauben beigemeffen zu haben, der (Tr. on the blood, p. 27. deutfehe Ueberfetzung Bd. I. S. 95.) das aus den Gef\u00e4fs einer gefunden Schildkr\u00f6te fliefsende Blut 65\u00b0 , nachdem es gcfammelt worden, 66\u00b0 fand, und es w\u00e4hrend der langfamen Gerinnung wieder auf 65\u00b0 fallen falle, worauf es, auch nachdem es geronnen war, beharrte, und aus diefen und andern \u00e4hnlichen Verfuchen fehlofs, dafs beim Gerinnen des Blutes keine W\u00e4rme frei ward. Ein ganz verfchiednes Befultat aber erhielt feitdem der Verf. eines kurzen Artikels in Rees's Cyklop\u00e4die. Zehn Unzen Blut wurden in ein h\u00f6lzernes","page":317}],"identifier":"lit14023","issued":"1816","language":"de","pages":"312-317","startpages":"312","title":"J. Davy \u00fcber die Temperatur verschiedener Theile des thierischen K\u00f6rpers: Aus den phil. Transact., 1814, P. 2, p. 597-603","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:22:13.988929+00:00"}