The Virtual Laboratory - Resources on Experimental Life Sciences
  • Upload
Log in Sign up

Open Access

Zur Anatomie und Physiologie der Leber

beta


JSON Export

{"created":"2022-01-31T14:15:32.087028+00:00","id":"lit1404","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Asp, Georg","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 124-158","fulltext":[{"file":"p0124.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Anatomie und Physiologie der Leber.\nVon\nDr. G. Asp.\nMit S Holzschnitten ii. 1 Tufcl in Farbendruck.\nI. Anatomischer Theil.\nBei Versuchen Uber Gallenabsonderung, welche ich in dem physiologischen Laboratorium zu Leipzig anslellle, lag cs mir nahe, den feinem Bau der Kaninchenleber in der Absicht zu sludiren, ob aus ihm nicht ein Aufschluss dar\u00fcber zu gewinnen sei, warum und wie die aus dem Blute abgeschiedene Fl\u00fcssigkeit sich zwischen den Lymph- und den Gallenwegen theile. Eine andauernde Besch\u00e4ftigung mit dem Gegenst\u00e4nde licss erkennen, dass unsere Methoden noch bei Weitem nichtgen\u00fcgen, um das Ziel zu erreichen, welches ich mir gesteckt; dcsshalb sind jedoch, was die folgenden Miltheilungen beweisen sollen, meine Bem\u00fchungen nicht ganz vergebens gewesen. Das Neue, was ich gofunden zu haben glaube, werde ich m\u00f6glichst getreu beschreiben und mich jeder Hypothese enthalten. Denn bei dem hohen Grade von Deutlichkeit, zu welchem es die Anatomie bringen kann, erscheint es nicht gerade nolhwendig, auf Grundlage des schon Erkannten der Zukunft vorzuschreiben, wie sie das gegenw\u00e4rtig Unbekannte dereinst sehen soll.\nI. Obwohl, wie bekannt, der Kern der Leberzcllon oft doppelt vorhanden ist, so ist er doch kein nolhwcndigor Bestandtheil derselben, und wenn er, wie dieses ineist der Fall, vorhanden, so bietet er nicht immer dasselbe Ansehen dar (siche Figur \\ der","page":124},{"file":"p0125.txt","language":"de","ocr_de":"n\\]\nZur Anatomie und Physiologie her Lebeii.\n125\nFarbentafel). \u2014 Am h\u00e4ufigsten erscheint er in der Fl\u00e4chen-ansicht als eine runde Scheibe, die gegen das Centrum hin durch eine Anh\u00e4ufung von K\u00f6rnern getr\u00fcbt ist. Um diesen dunkeln Abschnitt erstreckt sich ein heller Hof, welchen eine doppelte Conlur umgicbt. Nicht selten fehlt jedoch der helle Saum, so dass dann nur der K\u00f6rnerhaufen allein \u00fcbrig bleibt. Zuweilen jedoch fehlt auch dieser K\u00f6rnerhaufen, so dass der Leberzelle auch jede Andeutung eines Kernes abgeht. Aussolchen kernlosen Zellen findet man nun entweder alle Schnittchen zusammengesetzt, die man der Untersuchung unterwirft, oder es zeigt sich, dass nur einzelne Theile der Leber kernlose Zellen enthalten, w\u00e4hrend andere aus kernlragenden zusammengesetzt sind. Die Behauptung, dass die Leberzellen kernlos sein k\u00f6nnen, gr\u00fcnde ich selbstverst\u00e4ndlich nicht blos auf das Ansehen feinster Schnittchen, die ich aus der gefrorenen oder durch chromsaures Kali geh\u00e4rteten Leber genommen habe. Denn da mir die Abwesenheit der Kerne sehr \u00fcberraschend war, so habe ich kein Mittel, durch welches man dieselben nachzuweisen vermag, unversucht gelassen. Aber trotzdem dass ich die Schnittchen mit heissem Aether, durch Kochen mit salzs\u00e4urchalligem Alkohol, durch w\u00e4sserige Essigs\u00e4ure oder durch mehrt\u00e4gige Einwirkung einer I Oprozenligen Kochsalzl\u00f6sung aufhelltc oder die Schnittchen in saurer Carminl\u00f6sung F\u00e4rbte, gelang es nicht, einen Kern sichtbar zu machen. Da mir nun eine Leber mit kernlosen Zellen zuerst an einem Thiere aufsticss, das, weil es zu Versuchen \u00fcber Gallenabsonderung benutzt war, viele Stunden hindurch ohne gef\u00fcttert zu werden gelegen hatte, so kam ich auf den Gedanken, dass dieser kernlose Zustand der Leberzelle vielleicht mit den Verdauungsperioden in Verbindung stehe. Um hier\u00fcber Aufschluss zu erhalten, wurde einigen Kaninchen das Futter bis zu 60 Stunden entzogen, und ihnen durch einen entsprechenden Schnitt in der linea alba ein kleiner Theil der Leber entnommen. Hierauf wurden die Wunden zur Heilung gebracht, was in der Hegel gelang. Wenn sich die Thiere wieder erholt und mehrere Tage reichlich gefressen hallen, wurden sie durch Verblutung gct\u00fcdlel und ihre Leber behufs weiterer Untersuchung m\u00f6glichst rasch ausgeschnitten. Auf dioso Weise gelang es, dio Leber derselben Thiere aus zwei verschiedenen Ern\u00e4hrungssladicn der mikroskopischen Beobachtung zu unterziehen. Das Resultat der Versuche* hat meine Vennuthung nicht, best\u00e4tigt. Die Leberzellen","page":125},{"file":"p0126.txt","language":"de","ocr_de":"I2G\nDr. G. Asi>,\n[472\n\u00ab1er hungernden Thiere zeigten sich stark getr\u00fcbt durch K\u00f6rnchen, welche sich durch Aether wegschafFon Dessen. War dieses geschehen, so erwies sich allerdings einigemal eine Anzahl der Zellen als kernlos, aber es fanden sich solche von gleicher Eigenschaft auch in der Leber desselben Thieres, nachdem cs wieder gef\u00fcttert worden war.\nDas Verhalten, welches die kernfreien Leberzellen bieten, ist noch anderweit so eigent\u00fcmlich, dass es sich der M\u00fche lohnt, bei seiner Betrachtung zu verweilen. Die Fig. 2, welche ich der Beschreibung zu Grunde lege, ist nach einem Pr\u00e4parate gefertigt, das dem Thiere entnommen wurde, in dessen Leber nirgends eine kernhaltige Leberzclle zu finden war. Es hatte dasselbe vor und nach der Durchschneidung des R\u00fcckenmarks in cura-resirlem Zustande zur Beobachtung Uber Absonderung der Galle gedient und im Verlaufe von 2 Stunden und 20 Minuten 30,6 Cubik-Cin. Galle ausgeschieden. Nach dem durch Erstickung herbeigef\u00fchrlen Tode des Thieres war so rasch als m\u00f6glich der Gallengang mit gel\u00f6stem Berlinerblau und die Pfortader mit Carininleim ausgespritzl. Darauf wurde die Leber mittelst einer Kultemischung in den gefrorenen Zustand versetzt. Sehr feine Schnittchen, die von ihr genommen waren, wurden vorder mikroskopischen Untersuchung zum Theil in Jodserum, zum Theil in I Oprozentiger Kochsalzl\u00f6sung aufbewahrt und nachtr\u00e4glich mit Carmin gef\u00e4rbt. An diesen Pr\u00e4paraten verliefen die Gallen-Capillaren als sehr feine blaue Streifen in der bekannten Weise. Das Parenchym, welches von ihnen und den Blutgef\u00e4ssen um-siiuml wurde, verhielt sich dagegen sehr eigenth\u00fcmlich, denn es ward durch ein sehr zartes, netzf\u00f6rmigem Bindegewebe sehr \u00e4hnliches Fadenwerk durchzogen, in dessen Maschen eine durchscheinende von dif\u00eeundirtem Carmin r\u00f6thlich gef\u00e4rbte Masse lag, welche durch ihr mattes Ansehen von den glanzenden Faden des Netzwerks deutlich abstach. Die Zelle erschien sonach aus einer Zahl deutlich von einander geschiedener Kl\u00fcmpchen ungleicher Gr\u00f6sse zusammengesetzt.\nWenn man die Frage erhebt, ob sich Aehnliches nicht auch an der gew\u00f6hnlichen Leberzelle finde, so kann man zum mindesten auf das Verhalten hinweisen, welches feine Schnittchen der Leber darbielen, die viele Tage hindurch in (Oprozentiger Kochsalzl\u00f6sung unter \u00f6fterer Erneuerung derselben gelegen haben. Diese L\u00f6sung lockert den Zusammenhang zwischen den Leber-","page":126},{"file":"p0127.txt","language":"de","ocr_de":"473]\tZur Anatomic uni\u00bb Piiysioi.ouik \u00bbkr I.kbkr.\t127\nzellen so sehr, dass sie bei selbst massigen Bewegungen des Pr\u00e4parates auseinanderfallen ; verweilen die isolirlen Zellen noch einige Tage in dor Kochsalzl\u00f6sung, so zerlegt sich jede derselben in eine Anzahl kleiner kugeliger \u00dfrOckchen; eins von diesem schliosst den Kern der Zelle ein, alle aber erweisen sich als ein Conglom\u00e9rat noch kleinerer K\u00f6rnchen. Sonach besteht auch die gew\u00f6hnliche Leberzelle aus kugeligen St\u00fcckchen , welche durch ein Bindemittel zusammcngehallcn sind, das sich leichter als alle \u00fcbrigen Thcile in lOprozenliger Kochsalzl\u00f6sung verfl\u00fcssigt. \u2014Mil dem Bilde, welches die Figur 2 von der Structur der Leberzelle entwirft, stehen m\u00f6glicherweise auch die oft beschriebenen Filden in Verbindung, welche man aus der Substanz der Zolle heraus sich erstrecken sieht. Diese FUdchen sind allerdings nur in der mit chromsaurem Kali geh\u00e4rteten Leber sichtbar, aber sie sind so scharf begrenzt und \u00f6fter mit so zahlreichen Aeslchen ausge-slaltcl, dass es schwer sein d\u00fcrfte, sie f\u00fcr Bruchst\u00fccke einer urspr\u00fcnglich formlosen Substanz zu erkl\u00e4ren, die erst durch die lliirlung eine Gestalt gewann.\nBeachtenswerlh erscheinen auch die Gestalten, welche die Zellen der ganz frischen Leber anzunehmen verm\u00f6gen, wenn die Pfortader unter einem Druck von mehr als 50 Mm. Quecksilber mit steifem Leim (10 Wasser zu I Gel.) injicirt wurde. Unter diesen Umst\u00fcnden pressen und zerren die nach allen Richtungen hin ausgedehnten Blulcapillaren die Leberzellen in die abenteuerlichsten Gestalten. Die Zellenbalken erscheinen viel schmaler als an der uninjicirten Leber. Die Br\u00fccken zwischen ihnen sind in die Lange gezogen. Diese Geslnllsvcranderung bezeugt, dass die Massenlheilc, aus welchen die Zelle besteht, gegen einander eine grosse Verschiebbarkeit besitzen. Als eine nolhwendige Folge derselben wird man es a\u00fczusehen haben, dass die sogenannten Gallencapillaren mit jeder Aenderung des Blutstromes ihre Lichtung und ihren Verlauf andern. Vorausgesetzt nun, es seien dieselben Inlcrcellulargange, w'of\u00fcr man sie gegenw\u00e4rtig allgemein halt, so w\u00fcrde man eine cigcnth\u00fcmlicho Verbindungsweise je zwei benachbarter Zellen anzunehmen haben, unies zu erkl\u00e4ren, warum dio Gnllencanille sich nicht \u00f6ffnen, trotzdem dass die Kr\u00e4fte, welche auf die Zellenoberfl\u00e4chen wirken, sie nach entgegengesetzter Richtung auseinanderzerren.\n2. Ueber die Structur, welche den Wandungen der kleinern Gallengange eigen ist, habe ich Folgendes tnilzulhcilcn. So lange","page":127},{"file":"p0128.txt","language":"de","ocr_de":"128\nDr. G. Asp,\n[t74\ndenselben das oil beschriebene Cylinderepilhcl zukonmil, isl auch auf der Mussern Seite dieses lei/.lern eine mehrfache Schicht eines gestreiften Gewebes sichlbnr, /.wischen das in regelm\u00e4ssigen Abst\u00e4nden zahlreiche Spindelchen eingesprengt sind. Die Streifen und die l\u00e4ngere Achse der Spindoln laufen nach der Lange des Ganges. Fig. ii im Quer- und Fig. i im Liingenschnill. Aus der streifigen Masse und namentlich aus ihren iiussern Lagen lassen sich leicht sehr lange ungelheill verlaufende Faserchen isoliren, welche den Bindege websfibri lien vollkommen \u00e4hnlich sehen. Werden feine Schnitte des intcrlobulUren Lebergewebes bis zwei Stunden hindurch in snl/.siiurchnlligem Alkohol (1 p. Mille) gekocht, so verschwindet das streifige Gewebe spurlos; dieses verhalt sich somit wesentlich anders als die Mittelschicht der kleinen Arterien^ welche zu jener Zeit von dem genannten Reagens noch nicht merklich angegriffen ist. Diese Thalsachen sprechen daf\u00fcr, dass die Streifen aus mehl fachen Lagen collagener Fibrillen gebildet sind. Die Spindelchen gewahren den Anschein von Zellenkernen. Ob sie als solche zu deuten sind, wird erst dann entschieden sein, wenn es gelungen ist, die Zellen, denen.sie angeh\u00f6ren, zu isoliren. An den Pr\u00e4paraten, die in salzs\u00e4urehalligem Alkohol gekocht sind , liegen die Spindeln noch fest in ihrer Lage ; ob dieses darum geschieht, weil ihre zugeh\u00f6rigen Zellen zu H\u00e4uten verschmolzen sind, bleibldarum unentschieden, weil nach dieser Behandlung auch elastische Formen in der Wand des Canals zu Tage kommen.\nNach <ler gegebenen Beschreibung w\u00fcrde die Umh\u00fcllung des Epithels der feinem Gallengange zu den Bindegewebsh\u00e4ulen gestellt werden d\u00fcrfen, die abwechselnd aus Fibrillen und Zellen bestehen, es w\u00fcrden derselben dagegen die Muskeln fehlen, welche ihr Hcidenhain zulheilt. Da die anatomische Zergliederung von faserigen Gebilden den physiologischen Beweis, auf welchen lli'iih'iiliiiiii seine Annahme gr\u00fcndet, nicht umslosscn kann, so muss es der Zukunft \u00fcberlassen bleiben, die Faserung nach/.u-woison, welche durch den electrischen Strom zu Zuckungen veranlasst wird. Sollten nun auch dereinst durch die anatomische Untersuchung Muskelfasern an der Wand der feinem Gallengange naehgew ieseu w erden, so w\u00fcrden dieses nur solche sein k\u00f6nnen, welche l\u00e4ngs der Achse des Gallengnngs verlaufen, niemals aber circulare, da, wie erw\u00e4hnt, die Streifung der Wand und die","page":128},{"file":"p0129.txt","language":"de","ocr_de":"4751\nZur Anatomik und Piiysiologir drr Lkbrr.\n129\ngr\u00f6sst; Achso der spintleir\u00f6rinigen Kerne immer dem L\u00e4ngsver-lauf der Glinge partdiel gehen.'\nInnerhalb des Raumes, der zwei Leberinseln von einander trennt, bilden die Gallcng\u00e4ngc bekanntlich ein sehr reichliches Netzwerk, l'ig. 4. Dit! zahlreichen Aestchen, welche aus diesen in die l.eberliippchen selbst hineinlrelon, f\u00fchren anf\u00e4nglich noch eine Wand, welche zwar zarter als die der grosseren G\u00e4nge, aber sonst noch aus denselben Elementen, wie diese, gebaut ist. Wenn sie.aber in das L\u00e4ppchen hineintreten, so verschwindet die streifige Umh\u00fcllung zugleich mit dem Cylinderepithel ; es verbleibt ihnen somit nur noch die Schicht platter Zellen mit spindelf\u00f6rmigem Kerne. Diese letzteren, welche in spiraliger Anordnung um das Gefilss herumliegen , treten in der Regel stark Uber die Wandfl\u00e4che hervor, welche sich als eine \u00e4usserst feine Haut von einem zu dem andern Kerne hin erstreckt. Can\u00e4le, deren W\u00e4nde die eben beschriebenen Eigenschaften besitzen, lassen sich zwischen die Leberzellen selbst verfolgen. Dies gelingt mit Sicherheit auf zweierlei Weise, von denen jede ihre besonderen Vorz\u00fcge besitzt.\nUeber den Verlauf der G\u00e4nge bis in die L\u00e4ppchen hinein gewinnt man sicheren Aufschluss an kleineren St\u00fcckchen Lebersubstanz . die unter wiederholter Erneuerung der Fl\u00fcssigkeit so lange in 4 Oprozenliger Kochsalzl\u00f6sung macerirt sind, bis bei leisem Sch\u00fctteln derselben die Leberzellen herausfallen, so dass im Wesentlichen nur noch die St\u00e4mrnchen der Blut- und Gallen-gef\u00fcsse sammt ihrem Bindegewebe \u00fcbrig bleiben. 1st das Pr\u00e4parat so weil gediehen, so kocht man dasselbe etwa 2 Stunden in salzs\u00e4urehaltigem Alkohol (1 p. Mille) , giesst diesen ab und w\u00e4scht die St\u00fcckchen unter wiederholter Erneuerung des Wassers in einer flachen Schale mehrere Tage hindurch aus. Unter dieser Behandlung quellen die St\u00fcckchen bedeutend auf und werden zugleich sehr br\u00fcchig, so dass dieselben nur bei grosser Vorsicht im Zusammenhang auf das Objeclglas zu bringen sind. Da die Slruclur der Wand des Gallonganges bei dieser Behandlung sich mehr oder weniger verwischt, so ist es ralhsam, die Galleng\u00e4nge mit einer w\u00e4sserigen L\u00f6sung von Berlincrblau zu iujiciren, bevor man die Leberst\u00fcckchen der beschriebenen Reihenfolge von Operationen unterwirft.\nUm die Einzelheiten der Wandstructur mit Deutlichkeit zu erkennen, spritzt man in den ductus choledochus der m\u00f6glichst\n9","page":129},{"file":"p0130.txt","language":"de","ocr_de":"130\nDr. G. Asp.\n[476\nfrischeu Leber eine 0.5prozentige L\u00f6sung von Chlorpalladium so lange ein, bis die wulstf\u00f6rmige Erhebung auf der Leber-Obcrll\u00fcehe das Kindringen der Fl\u00fcssigkeit in die Zwischenr\u00e4ume der LUppchcn anzeigl. Diese so vorbereitete Leber legt man in eine kalt eonccnlrirle L\u00f6sung von chromsaurein Kali; nachdem sie dort etwa zwei Tage vorweilt, f\u00fchrt man einige .Schnitte durch dieselbe , um das Eindringen der Salzl\u00f6sung zu erleichtern. Wenn nun etwa im Verlaufe von 8 Tagen die Leber den n\u00f6thigen H\u00f6rlegrad erreicht hat, so litsst sich mit H\u00fclfe einer Zahnb\u00fcrste, mit der man die in eine verd\u00fcnnte L\u00f6sung von chromsaurem Kali eingelauchle Leber klopft, die gr\u00f6sste Masse der Leberzellen leicht entfernen. 1st dieses geschehen, so bleibt ein steifes cubisches Netzwerk \u00fcbrig, das im Wesentlichen nur noch die Bestandlheile des Interlobulurengcwebes enth\u00fcll.\nAus diesem gelingt es nun leicht, mittelst der Scheere und des Pinsels Pr\u00e4parate herzustellen, an denen man den\u00fcebergang der feinen Gallencan\u00f6le zwischen die Leberzellen zu verfolgen vermag. F\u00fcr diese Pr\u00e4paralionen ist es nicht noth wendig, die Galleng\u00f6nge mit gef\u00e4rbter Masse auszuspritzen , weil sie an der unladclhaft erhaltenen Structur ihrer Wandungen kenntlich sind.\nDie Figur 4 giebt den Verlauf der Galleng\u00f6nge und zwar m\u00f6glichst getreu nach einem Pr\u00e4parate wieder, welches durch Macerationen und Kochen in salzs\u00f6urehaltigem Alkohol darge-stellt war. Die Structur, welche eine Anzahl von G\u00f6ngen in dieser Figur zeigt, ist dagegen Pr\u00e4paraten nachgebildel, welche durch Chlorpalladium und chromsaures Kali geh\u00f6rtet waren. \u2014 Aus den gr\u00f6sseren St\u00fcmmen, welche innerhalb eines Leberlappens laufen, trelon zahlreiche Aeslo hervor, und bilden in dem interlobularen Raume ein Netz, welches in vollkommenster Klarheit vorliegt, da alles verdeckende Bindegewebe entfernt ist. Dieser durchsichtige Raum ist beiderseits von H\u00fcuf-chen kr\u00fcmelichcr Massen begrenzt, welche durch die Reste von Leborzellon, die sic enthalten, sich als die Residuen der L\u00fcpp-ehon zu erkennen geben. Die ganze Masse dieser R\u00fcckst\u00e4nde der Lilppchen enth\u00fcll ausser den Tr\u00fcmmern von Leberzellen noch eine verfilzte elastische Masse, deren Formbestandtheile so innig miteinander verschmolzen sind, dass mir eine klare Einsicht in ihre Elemente nicht gelungen ist. ln und auf diesem elastischen Filz liegen feine netzf\u00f6rmig verbundene Galleng\u00f6nge zu Maschen angeordnet, welche denjenigen der Gallencapillaren","page":130},{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"477]\tZur Anatomie und Physiologie der Leber.\t131\nvollkommen gleichen. Wenn ich dennoch ansiehe, sie ohne Weiteres daf\u00fcr zu erkl\u00e4ren, so geschieht dieses darum, weil die (lef\u00e4sso des Mnschcnncl/.es einen grosseren Durchmesser haben, als er sonst den Gnllencapillaren eigen ist und weil ihre Lichtung von einer Haut umgeben, die namentlich an den Stellen deutlich hervorlrill, an welchen der blaue Inhalt des Canals von einander gewichen ist. Die beiden genannten Eigenschaften machen allerdings die Deutung der netzf\u00f6rmigen Gef\u00e4sse als Gallencapillaren nicht unm\u00f6glich, aber sic mahnen zur Vorsicht, so lange es nicht feststehl, dass die letzteren eine'selbst\u00e4ndige Wand besitzen, die elastisch genug ist, um nach ihrer L\u00f6sung aus der nat\u00fcrlichen Verbindung aus feinen und gestreckten in weile und kurze G\u00e4nge Uberzugehen.\n3. Aufgemuntert durch die Erfolge, welche die Injection einer L\u00f6sung von Alkannin in Terpentin\u00f6l im Bereich der Lyrnph-gef\u00e4sse erzielt hat, verwendete ich dieselbe Fl\u00fcssigkeit zur Ausspritzung der Gallengilnge. Die Alkanninl\u00fcsung gehl unter dem Druck von25Mm.Ilg. \u00e4usserst rasch indem Gallengang vorw\u00e4rts, wobei sich die peripherischen Theile der L\u00e4ppchen stark und glcichm\u00e4ssig roth f\u00e4rben. Um die Erfolge der Injection zu stu-diren, ist es am geralhenslen, aus der gefrornen Leber feine Schnittchen darzustellen und diese entweder frisch oder nach l\u00e4ngerem Liegen in 1 Oprozenliger Kochsalzl\u00f6sung zu untersuchen. Das Aussehen eines solchen Schnittes giebt die Figur 5 wieder. Die Sl\u00e4mmchen der Galleng\u00e4nge zeigen, so lange sie in den interlobul\u00e4ren R\u00e4umen verlaufen, nichts Abweichendes. Sehr eigent\u00fcmlich verhalten sie sich dagegen beim Uebergang in die L\u00e4ppchen selbst, ln diesen vermisst man jede Andeutung von Gallencapillaren. Statt in dieser weiter zu schreiten, ist die Farbstoffl\u00f6sung unmittelbar in die Lebcrzellen Ubergegangen und zwar, wie es scheint, durch G\u00e4nge, welche vom interlobul\u00e4ren Raum her unmittelbar in die angrenzenden Lebcrzellen aus-mUnden. So erscheinen denn dio Balkon der Loborzellen als eine directe Fortsetzung der Gallong\u00e4ngo, die zu den L\u00e4ppchen herantreton. Dioses Bild entspricht ganz der Beschreibung, welche H. II. Weber schon vor vielen Jahren nach dor Injection des Lehergangcs mit einer woingoistigon L\u00f6sung von Gummi gutlae gegeben hat. Durch eigene Versuche kann ich die von dem ber\u00fchmten Anatomen gelieferte Beschreibung nur best\u00e4tigen. Die Fl\u00fcssigkeit, welche ich zur Injection verwendete, be-\n9 *","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nDr. G. Asp,\n[478\nreilete ich dadurch, dass ich k\u00e4ufliches Gummi guttae mit Alkohol aus/.og, diesen (iltrille unil die L\u00f6sung durch Eindampfen con-centrirle. Diese klare, sehr intensiv gelb gef\u00e4rbte Fl\u00fcssigkeit wurde in den Gallengang eingespritzt. In dem Augenblick, wo sie mit den feuchten Wandungen des Ganges in Ber\u00fchrung kommt, f\u00e4llt das Harz in den bekannten \u00e4usserst feinen K\u00fcgelchen aus der L\u00f6sung aus. Trotzdem gelangt der Farbstoff in die Leberzellen und erf\u00fcllt diese mit einer grossen Zahl feiner K\u00f6rnchen.\nUm diesen Befund mit demjenigen in Einklang zu bringen, welchen die Einspritzung einer w\u00e4sserigen L\u00f6sung von Berlinerblau herbeif\u00fchrl, k\u00f6nnte man zu verschiedenen Annahmen greifen. Eine der n\u00e4chstliegenden w\u00fcrde behaupten, dass durch den Alkohol und das Terpentin\u00f6l die Grenzschicht, welche die Binnenr\u00e4ume der Gallencapillaren und der Leberzellen von einander trennt, aufgel\u00f6st oder durch Schrumpfung zerrissen sei, so dass sich nun die genannten Fl\u00fcssigkeiten in das Innere der Leberzelle ergiessen konnten. Die Richtigkeit dieser Unterstellung suchte ich dadurch zu pr\u00fcfen, dass ich auf eine Injection mit Alkannin eine solche mit w\u00e4sserigem Berlinerblau folgen liess. Der Erfolg zeigte die Unhaltbarkeit der soeben versuchten Erkl\u00e4rung, denn das Berlinerblau beschr\u00e4nkte sich innerhalb der Leberl\u00e4ppchen durchaus nur auf die Wege, welche es auch ohne eine vorhergegangene Injection von Alkannin und die dadurch bewirkte R\u00f6thung der Leberzellen inneh\u00e4il. Somit konnte das Alkannin nicht durch grobe Oeffnungen in das Innere der Leberzellen gelangt sein. Die angestellte Doppcl-Injection war jedoch nach einer Richtung hin lehrreich. Der Durchmesser der gr\u00f6ssern G\u00e4nge, Fig. 8, und derjenige der Lebercapillaren war auffallend gr\u00f6sser, als er nach der einfachen Injection zu sein pflegt. Im Bereiche der Gnpillaren l\u00e4sst sich diese Aenderung kaum anders als durch eine Schrumpfung der Leberzellen erkl\u00e4ren. Wenn aber diese stallgefunden hat, so m\u00fcssen die beiden H\u00e4lften, aus welchen sich die als lnlercellulargang gedachten Gallencapillaren zu-sammenselzen sollen, sehr innig mit einander verschmolzen sein, weil sich der Durchmesser der letzteren so bedeutend erweitern kann, ohne eine Zerreissung, ja ohne eine Aenderung ihres kreisf\u00f6rmigen Querschnittes herbeizuf\u00fchren.\nNachdem die Vorstellung beseitigt war, dass dem Eindringen des harzigen Farbstoffes in die Leberzellen eine Zerreissung","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"479] Zur Anatomie und Physiologie der Leriir.\t133\nvorausgegangen sei, war an einen Ucbcrgang durch Inhibitionen zu denken. Um den Uebertritt der in Wasser unl\u00f6slichen Stolle in die mit letzterem durchlr\u00e4nklen Gebilde erkl\u00e4rlich zu machen, w\u00fcrde man die Anwesenheit von Gallenbestandtheilen zu H\u00fclfe zu nehmen haben. Aus einer genaueren Betrachtung der Pr\u00e4parate erwachst jedoch alsbald die Uchcrzeugung, dass keine Diffusion stattgefunden hat, denn es ist ein gew\u00f6hnliches Vorkommen, dass liefrothe und vollkommen farblose Zellen unmittelbar neben einander gelegen sind. Zudem lasst sich auch leicht nachweisen, dass die Alkanninl\u00f6sung in das Lebergewebc nicht zu diffundiren bestrebt ist. Denn wenn man St\u00fcckchen desselben in die Alkanninl\u00f6sung untertaucht und sie dort noch so lange verweilen lasst, so dringt die rothe Fl\u00fcssigkeit niemals in das Innere des Lebersl\u00fcckchens, wohl aber haftet sie fest an der Oberfl\u00e4che, woraus denn hervorgeht, dass das Terpentin\u00f6l nur bis zu dem Punkte vorschreit\u2019et, zu welchem es durch den Druck getrieben ist.\nSonach wird man auf dem Wege der Exclusion zu der Ueberzeugung gef\u00fchrt, dass die L\u00f6sungen in Terpentin\u00f6l und Spiritus durch Filtration in das Innere der Leberzellen gekommen seien. Da das Terpentin\u00f6l aus den gr\u00f6sseren Lebergangen nicht in das umgebende Bindegewebe filtrirt, so liegt der Gedanke nahe, dass sich die Umgrenzung der Gallencapillaren einer besonders por\u00f6sen Beschaffenheit erfreue, was ja auch der Fall sein m\u00fcsste, wenn die Capillare nichts Anderes als ein Ausschnitt der Zellenmassc selbst ware.\nMan k\u00f6nnte desshalb in dem Verhalten des fl\u00fcchtigen Oeles einen Beweis f\u00fcr die Abwesenheit einer selbst\u00e4ndigen Wand sehen. Dieser Schluss w\u00e4re jedoch ein voreiliger. Denn bcach-tcnswerlher Weise gelingt es, auch bei Anwendung von Dr\u00fccken, die 30 Mm. llg. nicht \u00fcberschreiten, von der Pfortader aus die Leberzcllcn mit alkanninhaltigem Terpentin\u00f6l roth zu f\u00e4rben und zwar ganz in derselben Weise, wie von dem Lebergange aus. ln diesem Falle musste also das Terpentin\u00f6l durch eine ausEndo-Ihclion gebildete Wand dringen, bevor es in die Leberzolle gelangen konnte. Bei dieser Gelegenheit scheint es der Erw\u00e4hnung werlh, dass Terpentin\u00f6l, welches aus den Pfortaderzweigen in die Leberzellen gelangt ist, nicht in die Gallencapillaren oder indie St\u00e4mmchcn der Gallenwegc \u00fcbergeht, eine Erscheinung, welche","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"Dr. G. Asp,\n134\n[480\nabermals f\u00fcr einen besondern Abschluss des Binnenraunis <lcr Zelle von demjenigen der Gallcncapillaren spricht.\n1. Mac Gillavry hat bekanntlich sowohl von den Lymph-gofiisscn aus als auch durch Einstich R\u00e4ume injicirl, welche die in den L\u00e4ppchen gelegenen Blutgef\u00e4sse umgeben. Diese Beobachtungen , welche urspr\u00fcnglich nur f\u00fcr die llundclebor galten, sind von Frey und Irminyev auch f\u00fcr die Leber der Kaninchen best\u00e4tigt worden. Gegen die Deutung dieser porivascul\u00e4rcn R\u00e4ume als Anf\u00e4nge der Lymphgef\u00e4ssc ist indess E. Ileriny in seiner ausgezeichneten Abhandlung aufgetreten.. Den Widerspruch mit seinen Vorg\u00e4ngern stutzt Hering vorzugsweise darauf, dass es ihm beim Kaninchen nicht gelungen sei, jene perivascu-l\u00e4rcn R\u00e4ume herzustellen. Aus diesem Grunde d\u00fcrfte es nicht ohne Interesse sein, zu erw\u00e4hnen, dass ich ebenfalls in der Kaninchenleber mittelst Einstichs die genannten R\u00e4ume mit w\u00e4sserigem Berlinerblau zu f\u00fcllen vermochte. Wenn dieses geschehen ist, so ziehen sich feine blaue Streifen zwischen den Blutcapillaren und den Leberzellen hin. Vorzugsweise sch\u00f6n wird das Bild, wenn sich die R\u00e4ume um die vena centralis gef\u00fcllt haben, weil von dem blauen Kreise, der sie umgiebt, den Blutcapillaren entlang feine blaue Streifen bis gegen den Umfang des Leberl\u00e4ppchens sich erstrecken. \u2014 Die perivascul\u00e4rcn R\u00e4ume kann man dadurch darstellen, dass man Blutserum unter einem Druck von 30\u201450 Mm. anhaltend in die Pfortader fliessen l\u00e4sst. Schnitte aus einer auf diese Weise behandelten und in chromsaurem Kali geh\u00e4rteten Leber lassen die perivascul\u00e4ren R\u00e4ume so erkennen, wie sie in Figur 6 dargestellt sind, ln solchen Pr\u00e4paraten werden die Blutgef\u00e4sse von scharf mnrkirten Kreisen ums\u00e4uml. Jenseits dieser, dicht an den Leberzellen, sieht man denn auch \u00f6fter Kerne, deren Deutung allerdings fraglich ist, die aber doch wahrscheinlich Endolhelzellen angeh\u00f6ren, welche man an Zer-zupfungspr\u00e4paraten der Leber h\u00e4ufig genug zu Gesicht bekommt.\nEin eigent\u00fcmliches Ansehen gewinnt die Umgebung in der Centralveno eines L\u00e4ppchens, wenn die Leber, aus welcher man sich einen feinen Schnitt bereitet hat, mit alkannahaltigem Terpentin\u00f6l injicirl war. Werden die feinen Schnittchen, die aus der gefronten frischen Leber bereitet wurden, eine Zeit hindurch in Essigs\u00e4ure inaccrirt, so gewinnt man ein Bild, wie es in Figur 7 wiedergegeben ist. Ich will hier gleich bemerken, dass es glcichgiltig ist, ob man die Schnitte senkrecht oder parallel zur","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"481] Zur Anatomie und Physiologie der Leber.\t135\nL\u00fcngcnachse der Cenlnilvcnen gcf\u00fclirl liai. Mun erkennt, dass die Lcberzellen von der Wand der Vene zurUckgcvvichcn sind und dass sich an ihrer Stelle kleine runde Hohlraume eingefunden haben, die, also, weil sic in zwei aufeinander senkrechten Schnitten dieselbe Gestalt aufzeigen, als kugolige R\u00e4ume anzusehen sind. Die Lage derselben entspricht einer Fortsetzung der Lebcrzollcnbalken. Durchzogen werden sic hilulig von sehr feinen Faden und getrennt werden je zwei benachbarte durch einen breitem Streifen faseriger Masse. Diese Fildcn k\u00f6nnen der gr\u00f6ssern Menge nach nichts Andores als Bindegewebe sein, das in dein Zwischenraum zwischen je zwei Balken von Leberzellen die L\u00e4ppchen durchzieht. Die Richtigkeit dieser Annahme ergiebl sich daraus, weil an dem Ort, wo jeno Stroifen auftrelcn, ausser den Blutgef\u00e4ssen gar nichts Anderes vorkommt, als Bindegewebe. Man hat also nur die Wahl zwischen beiden. Wollte man also auch annehmen, dass diese Streifen Blutgef\u00e4sse seien, so w\u00fcrde immer nur ein kleiner Theil derselben auf sie bezogen werden k\u00f6nnen, denn es dringen bekanntermaassen die Blutgef\u00e4sse nicht in so reichlicher Menge, als hier Streifen vorhanden sind, in die Centralvenc ein. Einer Deutung als Blutgef\u00e4sse sind die feinen Fasern, welche den kugeligen Hohlraum durchsetzen, \u00fcberhaupt nicht f\u00e4hig, somit bleibt kein anderer Ausweg, als einen grossen Theil der Fasern f\u00fcr Bindegewebe zu erkl\u00e4ren, wozu man denn auch durch ihr optisches Verhalten berechtigt ist. An den Schnitten, welche l\u00e4ngere Zeit in Essigs\u00e4ure mace-rirl sind, sieht man von den genannten Streifen aus Fortsetzungen in das L\u00e4ppchen hineindringen, welche \u00fcberall die Blutgef\u00e4sse begleiten. Diesen Erfahrungen gem\u00e4ss muss ich mich auf die Seite der Anatomen stellen, welche innerhalb des Leberl\u00e4ppchens ein Netz von zarten Bindegcwebsf\u00e4den annehmen. Eine Beziehung dieses letzteren zu den Lymphgef\u00e4ssen glaube ich darin zu erkennen, dass ich \u00f6fter an erh\u00e4rteten Pr\u00e4paraten um die Ge-f\u00fcsse herum, welche im Innern der L\u00e4ppchen liegen, Lymph-k\u00f6rperchen, zuweilen sogar in gr\u00f6sseren Massen, angetroHbn habe.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"i:j6\nDr. G. Asp,\n[482\nII. Physiologischer Theil. *)\nDio Entstehung dor Galle w\u00fcrde sich jeden hills genauer, als os Ins dahin m\u00f6glich war, beobachten lassen, wenn cs gel\u00e4nge, die absondernde Th\u00e4ligkeit der ausgeschnittenen Leber unter. Beihilfe eines k\u00fcnstlichen Blutslromcs zu erhallen. Die lioH'nung auf einen g\u00fcnstigen Erfolg ist von vornherein nicht mehr zu bestreiten, seitdem cs fest steht, dass der k\u00fcnstliche Blutstrom den Nerven und den Muskeln die Lebenseigenschaften lange Zeit hindurch bewahren kann. Gesetzt also, es seien zur Bildung und Fortf\u00fchrung der Galle die specifisehen Wirkungen der Nerven nolhwendig, so liegt von dieser Seite her kein Grund vor, warum w\u00e4hrend der k\u00fcnstlichen Str\u00f6mung des normalen Blutes die Gallenabsonderung unterbleiben sollte. Anderseits tritt auch dem Unternehmen, durch die m\u00f6glichst frische Leber einen raschen Strom defibrinirten Blutes zu leiten, nicht die Schwierigkeit entgegen, welche ihm andere Dr\u00fcsen z. B. die Nieren und die Darmschleimhaut entgegensetzen, da die Wandungen der Pfortader weitaus nicht mit so vielen Muskeln besetzt sind, wie die der zufuhrenden Gef\u00e4sse zu den genannten Organen. In der Thal str\u00f6mt das Blut, welches in die Pfortader eingelassen w ird, durch die Leber mit einer Geschwindigkeit, die den Dr\u00fccken, unter denen es ankam, proportional sind.\nAls vor f\u00fcnf Jahren Herr Prof. C. Ludwig diese Erw\u00e4gungen Herrn Dr. Schmulewitsch mittheilte, liess sich derselbe zur Ausf\u00fchrung einer Versuchsreihe bestimmen, aus der er in cinerkurzcn Notiz darum Einiges milgclhcilt hat, weil er durch seine Verh\u00e4ltnisse gezwungen war, seine Arbeit zu unterbrechen. Die Fortsetzung derselben hoffte er alsbald in dem hiesigen Laboratorium wieder aufnehmen zu k\u00f6nnen. Da ihm dieses jedoch mehrere Jahre hindurch unm\u00f6glich war, so habe ich keinen Ausland genommen , bei meinem Aufenthalte in Leipzig die abgebrochene Untersuchung weiter zu fuhren.\n\u2022) Wenn in den imcIistulmmUm llll\u00fclem mifdio iiuloss erschienene Abhandlung des llcmi Dr. Hiding kein Bezug genommen ist, so m\u00f6ge dieses darin seine Entschuldigung linden, dass Herr Dr. Asp dos Manuscript schon im Fr\u00fchjahr 1873 cingeschickt hat; die Ursache des versp\u00e4teten Drucks lag in gewerblichen Verh\u00e4ltnissen. C. Ludwig.","page":136},{"file":"p0137.txt","language":"de","ocr_de":"483]\tZun Anatomie und Physiologie der Lerer.\t137\nDon Versuchen, durch welche die gestellte Aufgabe erledigt werden solllo, schickte ich andere voraus, durch welche ich pr\u00fcfen wollte, welche St\u00f6rungen die Leber innerhalb ihres normalen Standortes zu ertragen vermochte, bevor sie ihre obsondernde Th\u00e4ligkeil einslclllc. Auf die Beschreibung dieser gehe ich zun\u00e4chst ein.\n1.\tDer leichteren Handhabung des Thicres wegen empfahl sich die Vergiftung desselben mit Curare. Man musste sich dess-halb vor Allem vergewissern, wie sich die Absonderung der Galle vor und wahrend der Curarc-Vergiftung stellte. Als der entsprechende Versuch an einem Kaninchen angestellt wurde, ergab es sich, dass nach vorgangiger Abbindung der Gallenblase aus dem R\u00f6hrchen, welches in den Gallengang eingesetzt war, vor der Vergiftung im Verlaufe von 30 Minuten 3,7 Ccm. aus-llossen. Nachdem das Thier mit Curare vergiftet und die k\u00fcnstliche Athmung eingeleitet war, fl\u00f6ssen im Verlaufe von I Stunde 5,6 Ccm. aus. Die Absonderungsgeschwindigkeit w\u00e4hrend der Vergiftung betrug also nur drei Viertheile von derjenigen, welche vor derselben vorhanden gewesen. Es mag dahingestellt bleiben, ob diese Verminderung auf Rechnung des Curare oder auf die anderer Umst\u00e4nde zu setzen ist; jedenfalls geht aus diesem Versuche hervor, dass auch w\u00e4hrend der Curarc-Vergiftung die Leber zu einer reichlichen Gallenbildung bef\u00e4higt ist. Da zu dieser Ueberzeugung auch andere Beobachter und unter diesen namentlich Sclimulewitsch gelangten, so hielt ich es nicht f\u00fcr nothwendig, diesen Versuch zu wiederholen.\n2.\tWenn man die Leber eines Thieres zur k\u00fcnstlichen Durehleitung von Blut vorbereitet, so wird man immer zu erwarten haben , dass w\u00e4hrend einiger Minuten , die zum Einfuhren einer Can\u00fclc in die Pfortader nothwendig sind, der \u00dflulslrom durch unser Organ entweder vollst\u00e4ndig unterdr\u00fcckt, oder zum mindesten sehr geschw\u00e4cht wird. Daraus floss die Nothwcn-digkeit, auch den Einfluss der Stromslockung zu pr\u00fcfen. Um diesen Versuch an lebenden Thiercn m\u00f6glich zu machen, bedarf es eines kleinen Kunstgriffes, weil die Kaninchen nach der totalen Unterbindung der Pfortader bekanntlich rasch abslerben. Das vorgcsleckle Ziel ist also nur dadurch zu erreichen, dass man einen Theil der Leber stromfrei macht und den Abfluss clor Galle aus dem andern verhindert. Zu diesem Ende werden zuerst die a. hcpalica die a. hepalico-duodcnalis und der ductus","page":137},{"file":"p0138.txt","language":"de","ocr_de":"138\nDr. G. Asc,\n[484\ncyslicus unlcrlmndcn, dann aber um einen starken Ast der v. porlnrum mit Hilfe des LignlursUibchcns eine Fndcnschlinge gelegt , und die Aesie des Gallongangs unterbunden, die zu den Tlieilen der Leber gehen, deren Pfortader\u00e4stc nicht umschlungen sind. Hat man dieser Anweisung gcmllss z. \u00df. um einen grossen nach links sieh wendenden Ast der Pfortader eine Schlinge gelegt und zugezogen, so wird nun, weil auch dio Arterie zugebunden ist, die linke Ablhcilung der Leber ihres \u00dflulstromcs vollkommen beraubt sein. Von der Richtigkeit dieser Behauptung habe ich mich durch die k\u00fcnstliche sorgf\u00e4ltig ausgef\u00fchrte Injection \u00fcberzeugt, wahrend welcher die vena hepatic\u00bb selbstverst\u00e4ndlich offen blieb. UmschnUrl man nach Unterbindung des linken Pfortader-Astesdie Zweige des Gallenganges, welche aus dem Theil der Leber hervorgehen, der noch vom Pfortaderblute durchsetzt wird, so wird man alle die Galle abhalten, welche in jenem Leber-Abschnitt gebildet wird. Auch hierf\u00fcr giebt die k\u00fcnstliche Injection des Gallenganges den Beweis. Da nun das Thier wegen nur theil\u2014 weiser Ver\u00f6dung der Pfortader ungest\u00f6rt fortlebt, so gelingt es jetzt, die Absonderung in einem Theile der Leber als Function des unterbrochenen und wiederkehrenden Stromes zu pr\u00fcfen. Der Bequemlichkeit der Operation wegen habe ich immer die G\u00e4nge der rechten Leber-Abtheilung festgeschlossen, um den linken Pfortader-Ast aber eine Ligatur gelegt, welche mittelst des St\u00e4bchens leicht ge\u00f6ffnet und leicht geschlossen werden kann. Dieso Operation, welche mancherlei Schwierigkeiten bietet, liefert das gew\u00fcnschte Resultat nicht immer im vollsten Maasse, insofern als cs nicht immer gelingt, alle die Aeste der Pfortader stromlos zu machen, welche sich in dem Revier verbreiten, aus dem die offen gebliebenen GallengUnge ihren Ursprung nehmen. Einigemal ist mir dieses jedoch vollkommen gelungen. Die Erscheinungen, welche die Gallenabsonderung in diesen F\u00e4llen bot, wird durch die folgende Zahlenreihe ersichtlich.\nI.\nFortlaufende Zeit Mittlere tiallcnmcngc Zustand der Pfortader in Minuten\tin der Minute\no bis iS von da bis 31 o \u00bb40\n1.\u00ce4\n4,0\n0,0\nPfortader offen\nlinker Pfortaderast geschlossen","page":138},{"file":"p0139.txt","language":"de","ocr_de":"485j\tZur Anatomie und Physiologie nrn Leber.\t139\nFortlaufende Zeit Miltlero Gallenmenge Zustand der Pfortader in Minuten\tin der Minuto\nvon du his 4S\t0,K\tlinker Pfortndorasl wieder gcbffnel\n\u00ab\t\u00bb6 k\tM\t\n\u00bb\t\u00bb\t72\t0,0\tPforlodcrslnmm geschlossen\n\u00bb\t\u00bb st\t0,J*\t\u00bb\t\u00bb\twieder ge\u00f6ffnet\n\u00bb \u00bb 1 16\t1,5\t\n2.\t\t\n0 bis 8\t2,8\t\nvon da bis 13\t1,0\t\n\u00bb\t\u00bb <7\t\tlinker Pforladcrnst geschlossen\nw\t\u00ab29\t0,0\t\n\u00bb\t\u00bb 31\t3,8\t\u00bb\t\u00bb\twieder ge\u00f6llncl\n\u00bb\t\u00bb 5t\t2,t\t\nAus diesen Versuchen ergiebt sich, dass eine Leber, welche den Blutstrom l\u00e4nger als 10 Minuten entbehrt hat, die Gallenbildung von Neuem vornehmen kann, wenn das Blut wieder zugelassen wird.\nAn die Mittheilung dieser, sehr vollkommen gelungenen Beobachtungen schliesse ich noch diejenigen zweier anderen, in welchen die Absonderung w\u00e4hrend der Unterbindung des Pfortaderastes nicht vollkommen stockte, sondern sich nur auffallend verminderte, weil, wie ich vermuthe , die Unterbindung der Pfortader nicht in der gew\u00fcnschten Ausdehnung gelungen war. Den festen, R\u00fcckstand der ausgeflossenen Galle, der unter den nachstehenden Zahlen aufgef\u00fchrt ist, habe ich in der Absicht bestimmt, um zu erfahren, ob die Galle, welche nach der Wieder-\u00f6ll'nung des Blutstromes abfloss, gleich beschallen sei mit der, welche vor dem Beginn der Verschliessung abtropfte.\n3. Zeit dorAufsamm-lung in Minulon 48 136 130\tIn 10 Minuten nusgetlossene Galle in Ccm. U 0,25 0,22\tFeste Bostundtheile in Prozenten 1,72 1,00 1,0t\tZustand des linken Pforladerasles ollen geschlossen offen\ni. ti\t0,71\t2,15\toffen\n10t\t0,19\t1,86\tgeschlossen\n80\t0,27\t2,11\toffen","page":139},{"file":"p0140.txt","language":"de","ocr_de":"NO\nDr. G. Asp,\n[48<\u00ee\nAus diesen Zahlen gehl hervor, dass sich tlio Absonderung nicht wieder oder wenigstens nur sehr unvollkommen wieder herslellt, wenn nach stundenlanger Vcrschliessung der Blutstrom wieder beginnt, denn in Versuch 3 war die Absonderungsgeschwindigkeit der Galle, welche sich nach Wieder\u00f6ffnung des linken Pforladerastcs einfand, in Vergleich zu der, welche w\u00e4hrend des Schlusses vorhanden gewesen, gar nicht und im Versuch i nur sehr unbedeutend gewachsen. Die Qualit\u00e4t der abgesonderten Fl\u00fcssigkeit war dagegen, so weit dieses aus dem R\u00fcckstand zu schliessen ist, unver\u00e4ndert geblieben. Aus der soeben mitgelhcilten Versuchsreihe ist also zu ersehen, dass eine kurze, bis zu 10 Minuten andauernde Stromlosigkeil der Leber nicht daf\u00fcr verantwortlich zu machen ist, wenn nach der Ersetzung des nat\u00fcrlichen durch den k\u00fcnstlichen Blutstrom die Gallenbildung unterbleiben sollte. Denn die Einsetzung der Can\u00fcle behufs der Einleitung des k\u00fcnstlichen Blutstromes nimmt eine weit k\u00fcrzere Zeit in Anspruch.\n3. Do es bisher noch nicht gelungen ist, die Geschwindigkeit zu messen, mit welcher der Blutslrom durch die in der Gallcnabsonderung begriffene Leber des lebendigen Thiercs fliessl, so fehlt uns jeder Anhalt daf\u00fcr, welche Geschwindigkeit dem k\u00fcnstlichen Blutstrom zu geben sei, damit er am g\u00fcnstigsten f\u00fcr tlie Gallenbildung wirke. Die Beobachtungen an der ausgeschnittenen, von einem k\u00fcnstlichen Blutstrom durchsetzten Leber lehren, dass aus der Oberfl\u00e4che dieser letztem sehr bald eine reichliche Menge ser\u00f6ser Fl\u00fcssigkeit austritt, wenn das Blut, welches in die Pfortader eingelassen wurde, in einem raschen Strome aus der Lebervene hervorgeht. Da dieses nun bekanntlich im Leben nicht geschieht, und noch mehr, da ein Oedem der Leber schwerlich der Gallenbildung f\u00f6rderlich ist, so erscheint es rath-sam, sich bei den Versuchen von k\u00fcnstlicher Gallenbildung nur eines m\u00e4ssig raschen Blutstromes zu bedienen. Bei dieser, durch die Verh\u00e4ltnisse gebotenen Beschr\u00e4nkung war es nothwendig, zu ermitteln , w ie sich die Gallenabsonderung an einer lebendigen Leber verhalte, wenn die Geschwindigkeit ihres Blutstromes um ein Bedeutendes unter das gew\u00f6hnliche Maass derselben herab-gebraehl worden war. Zu diesem Endo stehen drei Wege offen: die Unterbindung eines Pfortaderastes, w\u00e4hrend dercnlsprcchende Zweig der Leberarteric often bleibt, die Verengung des Pfort-aderslammes, die Durchschneidung dos R\u00fcckenmarkes. Von","page":140},{"file":"p0141.txt","language":"de","ocr_de":"Zur Anatomik und Piivsioi.or.iK dk\u00ab I.rrrr.\n14t\n487]\ndun Versuchen, welche dieser Plan vorzeichnele, habe ich nur die der zweiten und drillen Reihe ausgef\u00fchrt, da die erste derselben schon von Schmulewilsch unternommen war. Der Vollst\u00e4ndigkeit wegen gestalte ich mir jedoch, die Beobachtungen des letztem aus seinen hier zur\u00fcekgelassenen Aufzeichnungen mitzulheilen.\na) In der Versuchsreihe, welcher die folgenden Zahlen entnommen sind, halte Dr. Schmulewilsch an Runden und Kaninchen einen Ast der Pfortader und einen solchen des Gallengangs unterbunden, und dieses zwar mit der Auswahl, dass die Gallen-g\u00e4ngc jener Leberabtheilung, deren Pfortaderzweige geschlossen waren , ollen blieben, w\u00e4hrend diejenigen der Lappen, welche noch Pforladerblut erhielten, zugeschn\u00fcrt wurden. Da die Leberarterie nirgends mit einer Ligatur versehen war, so konnte sich die in der Leber gebildete Galle nur aus den Zweigen des ductus choledochus entleeren, welche der Abtheilung angeh\u00f6rten, die allein aus Leberarlcrie ihr Blut empfing, ln dem der Beobachtung unterworfenen Thiere war selbstverst\u00e4ndlich auch die Gallenblase unterbunden. Zum Versl\u00fcndniss der folgenden Zahlen geh\u00f6rt noch die Bemerkung, dass Dr. Schmulewilsch die ausgeschiedene Galle in einem R\u00f6hrchen auffing, welches \u00fcberall gleichweil und mit einer Scala versehen war. Die Quantit\u00e4ten der ausgeflossenen Galle sind also in Scalenlheilen des R\u00f6hrchens\nausgodr\u00fcckl. Zeit des Auf-snminelns 0 bis 10 i 20 30 40 0 bis 10 2H\tGeschwindigkeit in 1 Minute 0,10 0,95 0,70 0,00 0,45 0,42\tRun d. Zustand der Gebisse Alles offen Rechter Pforlndorast unterbunden\n\t\tRund.\n0 bis 10\t3,3\tA llos (dien\n20\t2,0\t\n30\t1.\u00ab\t\n40\t4,1\t\n0 bis 15\t2,0\tDer rechte Pfortaderast unterbunden\n30\t2,4\t\n\u00ab0\t2,3\t\n","page":141},{"file":"p0142.txt","language":"de","ocr_de":"142\n[488\nZeit ties Aufsammelns\nPr. G. Asp, II und.\nGeschwindigkeit in 1 Minute\nZustand der GefSsse\no bis to 20 o bis 30 60\t4,6 3,1 0,3 0,4\tAlles often Der rechte Pfortadcrast unterbunden\n\tKaninchen.\t\n0 bis tO\t9,4\tAlles often\n0 \u00bb 20\t8,3\t\n0 \u201e 30\t7,8\t\n0 \u00ab 20\t*.<\tDer rechte Pfortaderasl unterbunden\n0 \u00bb 30\t4,8\t\n\tKaninchen.\t\n0 bis t7\tto,o\tAlles often\n\u00fc m 20\t3,3\tDer rechte Pfortaderasl unterbunden\n0 \u00bb 12\t0,9\tArterie und rechter Pforladerast zu\n0 \u00bb 43\t4,8\tRechter Pfortaderast ge\u00f6ffnet\n0 \u00bb 17\t1,8\tRedder Pforladerast geschlossen\n\tKaninchen.\t\n0 bis 4 4\t7,3\tAlles offen\t'\n0 \u00bb 27\t1,6\tRechter Pfortaderasl geschlossen\n0 \u00bb> 13\t1,5\tPfortaderasl ge\u00f6ffnet\nAus den Ergebnissen dieser beachlenswerthen Beobachtungen gehl hervor, dass die von der Leberarterie eingef\u00fchrle Blultnenge zur Unterhaltung der Gallenabsonderung gen\u00fcgt, keineswegs jedoch, dass das zu jener Funktion n\u00f6thigc Blut die Eigenschaften des arteriellen haben d\u00fcrfe. Denn die durch die Leberartcrie einslr\u00f6tnende Fl\u00fcssigkeit verliert bekanntlich, bevor sie in die Leberinseln cintritl, in ihrem orsten Capillgrsystem ihre hellrothe Farbe.\nb) Verengung des Durchmessers eines Pfortaderaslcs. Das Thier, an welchem der Versuch vorgenommen wurde, war in derselben Weise vorbereitet, wie in den bisher erwilhnten Beobachtungen. Anstatt jedoch tien Pfortaderast, welcher in das","page":142},{"file":"p0143.txt","language":"de","ocr_de":"489]\nZur Anatomie und Physiologie der Purer.\n143\nGebiet des oflenen Gallcngangs ging, g\u00e4nzlich zu verseil Hessen, wurde mit Hilfe der Schlinge nur eine Verengung desselben vorgenommen. Bei einer auf diese Weise nusgef\u00fchrten Beobachtung kam Folgendes zum Vorschein :\nZelt des\tGeschwindigkeit\tFester R\u00fcckstand\tZustand\nAuffangens\tder Absonderung in 10 Minuten\tin Prozenten\tder Pfortader\n0\u2014 80\t1,40 Ccm.\t1,78\toffen\n80\u2014 50\t1,60 \u00bb\t1,60\tein wenig verengt\n50\u2014HO\t0,45 \u00bb\t1,7#\tstarker verengt\n1\u2014140\t1,40\t\u00bb\t1,87\toffen\n200\t0,30\t\u00bb\t1,58\tverengt\n226\t0,88 \u00bb\t1,55\toffen\nc)- Das Resultat der Versuche, in welchen die Gallenmenge verglichen wurde, die vor und nach der Durchschneidung des R\u00fcckenmarks abgesondert war, theile ich nachstehend in tabellarischer Zusammenstellung mit, da die Methode, nach der sie unternommen sind, zu weiteren Bemerkungen keine Veranlassung giebt.\nVcrsuchs-Nr.\tZustand des lialsmarkcs\tBeobachtu ngs-Dauor\t\tAbgeson- derte Gallen- menge\t\tRelative Goschwin digkeit\tGehalt der Galle an festem R\u00fcckstand\tGehalt der Galle an unver- brennlich. Bestdthln.\n1\tUnversehrt\t30 Min.\t\t3,4 Ccm.\t\t1,00\t1,67\t0,94\n\tDurch schnitten\t80\t\u00bb\t2,9\t\u00bb\t0,85\t1,58\t0,96\n\tO\t60\t\u00bb\tM\t\u00bb\t0,72\t1,48\t0,95\n2\tUnversehrt\t45\t\u00bb\t16,0\t\u00bb\t1,00\t1,61\t0,89\n\tDurchschnitten\t60\tM\t9,3\t\u00bb\t0,44\t1,59\t0,99\n\t\u00bb\t80\t\u00bb\t5,1\t\u00bb\t0,48\t1,59\t0,93\n3\tUnversehrt\t60\t\u00bb\t5,7\tM\t1,00\t1,86\t0,88\n\tDurchschnitten\t70\t\u00bb\t8,0\tM\t0,58\t8,00\t0,84\n4\tUnversehrt\t50\t\u00bb\t6,0\t\u00bb\t1,00\t1,72\t0,98\n\tDurchschnitten\t80\t\u00bb\t2,0\t\u00bb\t0,56\t1,74\t0,87\n\t\u00bb\t70\t\u00bb\t4,5\t\u00bb\t0,18\t1,80\t0,92\n5\tUnversehrt\t40\t\u00bb\t6,1\t*>\t1,00\t1,78\t0,90\n\tDurchschnitten\t116\t\u00bb\t7,6\t\u00bb\t0,42\t1,78\t0,93\n\t\u00bb\t40\t\u00bb\tM\t\u00bb\t0,28\t\u2014\t\u2014\ni","page":143},{"file":"p0144.txt","language":"de","ocr_de":"144\nDr. G. Asp,\n[490\nDit' drei Versuchsreihen f\u00fchrten zu <lem \u00fcbereinstimmenden Krgebniss, dass mil der Verlangsamung des Blulslromes, welcher die Leber durchsetzt, die Absonderung der Galle im Abnehmen begriffen ist. Die genauere Beziehung, welche zwischen den Geschwindigkeiten des Blulslromes und der Gallen-absonderung besieht, bleibt durch diese Versuche selbstverst\u00e4ndlich unaufgekl\u00e4rt, weil jedes genauere Maass f\u00fcr die Geschwindigkeit des Blutstromes fehlt. Jedenfalls zeigen sie jedoch die innige Abh\u00e4ngigkeit, welche zwischen dem Blutstrome und der Gallenabsonderung vorhanden ist, wie dieses insbesondere daraus hervorgeht, dass mit der Unterbrechung des Blutstromes \u00ablie Absonderung augenblicklich stockt, und mit dem Wiederbeginn desselben auch alsbald Wiedereintritt.\nWenn man die Wirkung, welche die Durchschneidung des H\u00fcckenmarks auf die Gallenabsonderung ausllbt, mit derjenigen vergleicht, welche durch dieselbe Operation in der Niere hervorgerufen wird, so zeigte sich sogleich, dass die Absonderung der Galle durch den genannten Eingriff viel weniger beeintr\u00e4chtigt wird, als die des Harnes. Bekanntlich ist die Beziehung, welche zwischen dem Htlckenmarke und der Harnabsonderung besteht, nur auf die Aenderungen des Blutstromes gegr\u00fcndet; wollte man ein Gleiches auch f\u00fcr die gallenabsondernde Thatigkeil der Leber annchmen, so w\u00fcrde der Einfluss, welchen das verl\u00e4ngerte Mark mittelst des Blutstromes auf die Gallenabsonderung gewinnen kann, in viel engere Grenzen eingeschlossen sein, als die entsprechende auf die absondernde Thatigkeil der Niere. Die Zahlen, welche .(auf der Seite 143) den Gehall der Galle an festem HUcksland, beziehungsweise an Asche bei verschiedener Absonderungsgeschwindigkeit der Galle darlegen, verdienen, wie mir scheint, alle Beachtung, denn sie weisen darauf hin, dass die Galle eine wesentlich andere Stellung wie der Harn, der Speichel und die Lymphe einnimmt. Die Zusammensetzung jedes der drei gemannten Sectrcla ist, wie bekannt, onlweder von der Geschwindigkeit der Absonderung oder von der Menge der Fl\u00fcssigkeit abh\u00e4ngig, welche vor der untersuchten Probe schon ausge-llossen war. Aehnliehes zeigt sich nicht bei der Galle; sie behauptet, trotz grosser Variationen des in der Zeiteinheit abgeschiedenen Volums, ihren Wasser- und Salzgehalt, so dass hieraus auf eine vollst\u00e4ndige Unabh\u00e4ngigkeit der Qualiliitdes gallenbildenden Processes von dem Blulslromc geschlossen werden","page":144},{"file":"p0145.txt","language":"de","ocr_de":"491]\t. Zur Anatouik und Piiysiolouik iikr Lerer.\t145\nlionn. Allerdings wird, wenn mehr Blut zulliesst, auch mehr Galle gebildet, die Galle aber, welche entsteht, ist immer gleich zusammengesetzt, gleichgiltig, ob viel oder wenig dargestellt wird toezw. ob sie langsam oder rasch aus der Leber hervorfliesst.\n4. F\u00fcr die Absicht, die ich schliesslich zu erreichen w\u00fcnschte, reichten die bis dahin ausgef\u00fchrlen Vorversuche noch nicht aus. Sie bezogen sich im Wesentlichen nur auf die Pr\u00fcfung des Einflusses , welchen die ver\u00e4nderte Stromgeschwindigkeit auf die Gallenabsonderung \u00fcbt. Dieses war nun aber nicht der einzige Umstand, durch welchen sich die Bedingungen, unter denen ich \u2022die sogenannte k\u00fcnstliche Gallenbildung einleiten musste, von denjenigen unterschieden, unter welchen die nat\u00fcrliche vor sich geht. Das Blut, welches zu diesem Versuche benutzt werden konnte, musste de\u00dfbrinirt, also jedenfalls zum Theilc seiner lebendigen Eigenschaften beraubt sein; ausserdem erschien es auch vortheilhaft, die Leber dem Kaninchen, das Blut dagegen dem Hund zu entnehmen, damit das grossere Quantum an Blut f\u00fcr einen langer andauernden Durchleilungsversuch durch die kleine Leber ausreichte. Bei dieser Wahl der Versuchsbedingungen musste sich die Frage erheben, inwieweit die Gallenabsonderung von der Zusammensetzung des Blutes abh\u00e4ngig sei. Zur Erledigung derselben sollten die folgenden Versuche dienen.\na) ,Wenn gewisse Stoffe des Blutes f\u00fcr die Absonderung der Galle nothwendig sind, in der Art, dass eine bestimmte Menge derselben zur Leber gef\u00fchrt sein muss, um ein bestimmtes Maass an Galle zu erzeugen, so muss die Geschwindigkeit der Absonderung vermindert werden, wenn das Blut durch ein indifferentes Mittel verd\u00fcnnt wird. Von dieser Ueberlegung ausgehend verd\u00fcnnte ich das Blut des lebenden Kaninchens mit einer 0,75-prozentigen L\u00f6sung von Kochsalz und verglich die Absonderungsgeschwindigkeit der Galle bevor und nachdem dieses ge-than war. Das Genauere der Anordnung, unter welcher die Beobachtungen geschahen, bestand darin, dass zuerst aus dem Gallengang unter den fr\u00fcher schon beschriebenen Maassregeln die Geschwindigkeit der Gallenabsonderung eine halbe Stunde hindurch bestimmt wurde. War dies geschehen, so wurden 5 Ccm. der 0,75prozenligen Kochsalzl\u00f6sung, die auf 38\u00b0 C. orw\u00fcrml war, durch die v. jugularis eingcspritzl. In bestimmten Intervallen wurde mit der Injection der gleichen Menge forlgcfahren ; withrenddess aber die abgeflossone Gallo aufgefangen und goto","page":145},{"file":"p0146.txt","language":"de","ocr_de":"14C\u00bb\nDit. G. Asr,\n[492\nmessen. Nach diesem Plane habe ich drei Versuche angestellt. Einen derselben will ich ausf\u00fchrlich mittheilen, um dem Leser eine deutliche Anschauung Uber den Gang eines solchen Versuches zu gewahren.\nVor der Injection wurden binnen 30 Minuten 3,1 Ccm. Galle abgeschieden, also f\u00fcr je 10 Minuten 1,03 Ccm. \u2014 Hierauf wurden 5 Ccm. der Kochsalzl\u00f6sung eingespritzt; in den darauf folgenden 10 Minuten fl\u00f6ssen 1,1 Ccm. Galle aus. Nach Verfluss derselben geschah abermals die Einspritzung von 5 Ccm. Kochsalzl\u00f6sung; in den darauf folgenden 10 Minuten fl\u00f6ssen 1,1 Ccm. Galle aus. In derselben Reihenfolge wurde jetzt noch zum 3., 4., 5. und 6. Male 5 Ccm. Kochsalz eingespritzt und in den auf jede derselben folgenden 10 Minuten 1,1 Ccm. Galle gewonnen. Als darauf zum 7. Male die Injection ausgef\u00fchrt war, wurden in den darauf folgenden 10 Minuten nur 0,8 Ccm. Galle erhalten, worauf denn das Thier in wenigen Minuten seinen Herzschlag sislirte. Der trockene R\u00fcckstand wurde an drei Portionen der aufgefangenen Galle eripittelt. Zuerst an derjenigen, welche vor der ersten Einspritzung von Kochsalzl\u00f6sung abgeschieden war. dann an derjenigen, welche nach der ersten bis f\u00fcnften Einspritzung abfloss und endlich an derjenigen, welche nach der f\u00fcnften bis siebenten Einspritzung erhalten worden war. Die erste dieser Portionen gab 1,79, die zweite 1,68 und die dritte 1,62 Prozent fester Bestandtheile.\nNach dieser ausf\u00fchrlichen Schilderung eines Versuches wird zur Einsicht in den Verlauf der andern eine tabellarische Zusammenstellung gen\u00fcgen. Diese f\u00fcge ich, der besseren Vergleiche wegen, den eben mitgetheilten noch einmal bei.\nVersuchs- I\tE E 3\tInjection von NnCl\tDauer der Gallen- Sammlung\tAbgeson- derte Gallen- menge\tIn 40 Minuten abgeson- dert\tProzcn- tischcr Gehalt an festem R\u00fcckstand\tProzen- tiseber Gehallan Asche\n\t\\\tVor \u00abIrr Injection\t30 Min.\t3,1 Ccm.\t1,03 Ccm.\t1,79\t\n\t\tInjection von Z0 Ccm. in je 10 Min.\t40 \u00bb\t1,1 \u00bb\t1,10 \u00bb\t1,68\t\n\t\tInjection von 15 Ccm. in je 10 Min.\t30\t<>\t3,0\t\u00bb\t4,00 \u00bb\t1,68\t","page":146},{"file":"p0147.txt","language":"de","ocr_de":"493j Zou Anatomik oni\u00bb Piiysiolo\u00f6ik i>kii Lkrkr.\t147\nVersuchs- Nummer \u25a0\tInjection von NaCl\tDauerder Gallen- sammlung\t\tAbgeson- derte Gallen- mengc\t\tIn 10 Minuten abgeson- dert\tProzen-lischer Gehalt an festem R\u00fcckstand\tProzentischer Gehalt an Asche\n\u00ce\tVor der Injection\t30 Min.\t\t3,6 Ccm.\t\t1,87 Ccm.\t2,03\t\t\n\tInjection von SO Ccm. in je SO Min.\t70\t\u00bb\t9,S\t\u00bb\t<,80 \u00bb\t1,72\t\nKU. K\u00f6r-\tInjection von 10 Ccm. in je 80 Min.\t80\t\u00bb\t9,6\tU\t1,20 \u00bb\t1,(5\t\nperge- wicht\tInjection von 10 Ccm. in je 30 Min.\t80\t0\t9,3\t0\t1,16 \u00bb\t1,36\t\n\tInjection von 10 Ccm. in je (0 Min.\t30\tO\t6,0\t0\t1,20 \u00bb\t1,35\t\t\n3\tVor der Injection\t30\t0\t(,6\tu\t1,53\t\u00bb\t1,96\t0,36\n1,36 Kil. K\u00f6r-\tInjection von SO Ccm. in je SO Min.\t80\t0\t9,7\t\u00bb\t1,21 \u00bb\t1,77\t0,39\n\tKeine Injection\t30\t\u00bb\t3,3\t0\t1,10 0\t1,52\t\u2014\nperge- wicht\tInjection von 10 Ccm. in je 30 Min.\t60\t\u00bb\t6,7\t0\t1,11 \u00bb\t1,(8\t\n\t(hjection von 10 Ccm. in je 30 Min.\t60\t\u00bb\t8,0\t0\t1,83 \u00bb\t1,66\t\n\tKeine Injection\t30\t0\t3,S\t0\t1,07 \u00bb\t.\t1,72\t\u2014\nAus diesen Zahlen isl zu ersehen, dass (Ion curarosirlon Kaninchen sehr grosso Quantit\u00e4ten von Kochsalzl\u00f6sung bcigo-bracht werden k\u00f6nnen, ohne dass hierdurch eine merkliche Aenderung des abgeschiedenen Gallen Volumens bewirkt wird, denn die Schwankungen, welche nach der Injection von Kochsalz in der Gallenabscheidung auftroten, fallen nicht gr\u00f6sser aus, als sie Anfangs Vorkommen. Der Gehalt an festen Bestandteilen ' (0*","page":147},{"file":"p0148.txt","language":"de","ocr_de":"Dh. Ci. Asp.\n148\n[494\nscheint sich dagegen in der Galle nach der Injection von Kochsalzl\u00f6sung um ein Merkliches zu mindern.\nDiese Versuche sprechen also daf\u00fcr, dass das Blut sehr bedeutende Aendcrungen in seiner Zusammensetzung erfahren kann, ohne seine gallenbildende F\u00e4higkeit zu verlieren.\nb) Nun schien es mir doch noch wesentlich, dar\u00fcber ins Klare zu kommen, ob ein Kaninchen, dessen Blut gegen defibri-nirtos llundeldut ausgelauscht war, eine merkliche Menge von Galle absondern k\u00f6nne. -Um dieses zu erfahren, reichte es aus, dem Kaninchen reichlich zur Ader zu lassen und ein dem entzogenen gleiches Volumen defibrinirten Ilundeblutes einzuspritzen. Durch mehrmalige Wiederholung der Entleerung und der Ersetzung des abgenommenen durch Hundeblut w\u00fcrde man sicher zur Herstellung eines Thieres gelangen, welches statt seines urspr\u00fcnglichen nur noch Blut von den Eigenschaften des fremdartigen bes\u00e4sse. Bei der Ausf\u00fchrung dieses Vorhabens stellte sich jedoch alsbald der Tod des Kaninchens ein, trotz aller Vorsichlsmnssregcln, welche bei wiederholten Versuchen genommen wurden. Das rasche Absterben der Thiere kann ich in Folge der Section nur der Blutgerinnung zuschreiben, welche in dem Reste des Kaninchenblutes durch den Hinzutritt des defibrinirten Hundeblutes hervorgerufen wurde.\nMil dieser nach den Mittheilungen von Alexander Schmidt gerade nicht unerwarteten Erfahrung musste die Hoffnung auf ein g\u00fcnstiges Resultat f\u00fcr die k\u00fcnstliche Gallenbildung sehr schwinden, vorausgesetzt dass man sie mit defibrinirtem Hunde-blute in der Kaninchenleber hervorrufen wollte. Da dieses jedoch nach den Versicherungen von Schmulewitsch gelungen war, so wollte ich es nicht unterlassen, die genannte Combination zu pr\u00fcfen. Hierbei ging ich nun folgepdermassen zu Werke. Zuerst stellte ich mir das defibrinirte Hundeblut dar, von Thieren, welche bis dahin reichlich gef\u00fcttert waren, die jedoch seit 12 Stunden vorher, als ihnen das Blut abgezogen wurde, keine Nahrung mehr empfangen halten. Die Zeit zwischen der letzten F\u00fctterung und der Verblutung des Thieres w\u00fchlte ichdesshnlb so gross, iiin den Fettreichthum des Serums zu vermeiden, der den Hunden wiihrend und einige Stunden nach der Verdauung eigen zu sein pflegt. Das gewonnene und sorgf\u00e4ltig fillrirte Blut ward auf 40\u00b0 C. erw\u00e4rmt und darauf mit seinem Dritttheile einer 0,7;iprozentigen Kochsalzl\u00f6sung versetzt. Hierauf wurdees indie","page":148},{"file":"p0149.txt","language":"de","ocr_de":"4!)!>1 Zun Anatomik und Piiysioi.ooik dkk I.kbkii.\t149\nZuleilungsUaschcn cingcfUllt, die in dem gleich zu erw\u00e4hnenden Apparate standen. \u2014 Unmittelbar nach der Vorbereitung des Blutes wurde ein Kaninchen mit Curare vergiftet und durch k\u00fcnstliche Alhmung lebend erhalten. Diesem Thiere wurde nach Er\u00f6ffnung der Unterleibsh\u00f6hle dieGallcnblosc unterbunden, ein R\u00f6hrchen in den G'allcngang eingesetzt und dann um den Stamm der Pfortader eine Schlinge gelegt, nachdem kleine Aest-chen, die er unmittelbar vor seiner Verkeilung aus dem Pancreas empf\u00e4ngt, unterbunden waren. Wenn die Vorbereitung so weit gediehen war, so wurde das Kaninchen, ohne dass die k\u00fcnstliche Athmung unterbrochen wurde, auf den gleich zu beschreibenden Zuleilungsapparal gelegt, eine Cantlle in die Pfortader eingesetzt, diese mit den Blulllaschcn in Verbindung gebracht, deren schon vorher Erw\u00e4hnung geschah, und der k\u00fcnstliche Blutstrom begonnen , w\u00e4hrend die Leber noch von ihrer Arterie aus mit Blut versorgt wurde. War auch dieses geschehen, so wurde nun so rasch als m\u00f6glich die Leber ausgeschnitten, die untere Hohl-Vene unmittelbar vor ihrem Eintritt in die Leber durch einen Faden geschlossen und in dasselbe Gef\u00e4ss jenseits des Zwerchfelles ein weites Glasrohr eingesetzt, um das aus der Leber hervortretende Blut auffangen zu k\u00f6nnen. W\u00e4hrend somit der Blutstrom in der Leber entweder gar nicht, oder nur h\u00f6chst vor\u00fcbergehend unterbrochen war, wurde dieselbe in die f\u00fcr sie gebaute Abtheilung des Zuleitungsapparates zweckm\u00e4ssig gelegt, ein getheiltes R\u00f6hrchen mit der Can\u00fcle des Gallenganges verbunden und dann die Beobachtung weitergef\u00fchrt.\nEhe ich auf die Schilderung dieser selbst eingehe, wird es am Orte sein, den Zuleitungsapparal zu beschreiben, in welchem das defibrinirie Blut und die Leber sich befanden. Da die Anschauung des Lesers durch die beigedruckten Holzschnitte unterst\u00fctzt wird, so kann ich mich bei der Schilderung des ohnehin sehr einfachen Apparates kurz fassen. Der Kasten, welcher zum Warmhalten des Blutes und der Leber (Fig. \\ im Durchschnitt) diente, war mit Wasser gef\u00fcllt, unter ihm stand eine Flamme, welche durch den Regulator Bunsen\u2019s rr die Temperatur des Kastcninhallcs auf 4(1\" erhielt. In den vordem Theil des Kastens ist eine kleinere Ablhoilung m eingel\u00f6lhel, welche zur Aufnahme der Leber dient. In der hintern Abtheilung stehen auf einem Bocke n die Blulllaschcn c. Die hintere Wand der Abtheilung m, in welcher die Leber lag, ist von einem R\u00f6hrchen durchbohrt,","page":149},{"file":"p0150.txt","language":"de","ocr_de":"150\nDr. G. Asp, .Figur\n[496\ndamit die aus den Flaschen c hervorgehende Leilungsr\u00f6hre des Blutes ohne den warmen Raum zu verlassen zur Leber gelangen konnte. Das Blut, welches zur Durchleitung bereit stand , war auf zwei Flaschen verlheilt, deren Inhalt nach einander zur Verwendung kam. Diese Einrichtung gewahrte den Vortheil, dass der Strom lange Zeit hindurch ununterbrochen zu unterhalten war. Wenn sich die eine der Flaschen entleert hatte, so konnte sie, w\u00e4hrend nun die andere in den Gang kam, von Neuem mit Blut gef\u00fcllt werden. Der Druck, welcher das Blut aus den Flaschen in die Leber trieb, wurde durch ein mit Quecksilber gef\u00fclltes Gelass erzeugt. Zwischen diesem und der Blul-flasche war ein mit Luft gef\u00fclltes Glas eingeschaltet, so dass das Quecksilber nicht unmittelbar mit dem Blute in Ber\u00fchrung kam. I'ig. 2. welche die ganze Einrichtung in der Vogelperspective wiodergiebl, l\u00e4sst, ohne dass eine Beschreibung nolhwendig w\u00e4re, den Zusammenhang der Flaschen erkennen. Um den Druck, den das Quccksilbergef\u00e4ss aus\u00fcbte, leicht und genau regeln zu k\u00f6nnen, stand die schwere Quecksilberllasche auf einem Brett n, welches an einem eisernen Schlitten befestigt war, der sich durch eine 1100 Mm. lange Schraube c bequem heben und","page":150},{"file":"p0151.txt","language":"de","ocr_de":"497]\nZur Anatomie und Physiologie der Lerer.\n151\nFigur 2.\nFigur 3.","page":151},{"file":"p0152.txt","language":"de","ocr_de":"152\nI)r. G. Asi>,\n[498\nsenken liess. Die Fig. 3 soll von dieser sehr bequemen Einrichtung ein Bild geben. Selbstverst\u00e4ndlich musste wegen des stetigen Abfliesscns von Quecksilber in die Luftflaschen ein Goh\u00fclfe den Stand des Qiiccksilhcrbchilllcrs wahrend der ganzen Vor\u2014 suehsdauer regeln, damit der auf die Blutoberfl\u00fcche wirkende Druck constant blieb.\nDer k\u00fcnstliche Blutstrom, welcher auf die beschriebene Weise durch die Leber geleitet wurde, giebl noch zu einigen Bemerkungen Veranlassung. Vor der Einleitung desselben muss man daf\u00fcr sorgen, dass keine LuflblUschcn in den R\u00f6hren, die von der Blulflasche bis zur Pfortader hinlaufen, zur\u00fcckbleibt. \u2014 Wenn einmal der k\u00fcnstliche Blutstrom in die Leber eingedrungen ist, so muss man dem aus der llohlvene hervorkommenden Blute einen m\u00f6glichst ungehinderten Ausgang gestatten und den in der Pfortader ankommenden Blutstrom ununterbrochen zu erhallen suchen, bis die letzten Spuren des noch vorhandenen Kaninchenblutes entfernt sind. Diese Vorsichten sind geboten, weil das Blut des Kaninchens bei der Ber\u00fchrung mit dem defi-brinirlen des Hundes alsbald zu gerinnen beginnt. Trotzdem dass ich den hier beschriebenen Handgriffen die h\u00f6chste Aufmerksamkeit zugewendet habe, ist mir doch mehr als ein Versuch in Folge der raschen Gerinnung zu Grunde gegangen. \u2014 Wenn das Blut aus der Hohlvene nicht in Tropfen, sondern in einem massigen Strahle ausfliessen soll, so muss der Druck, unter dem der Inhalt der Pfortader steht, 30\u201440 Mm. Quecksilber betragen. Dieser Druck ist, so weit wir wissen, allerdings h\u00f6her wie derjenige des lebendigen Pfortaderblutes und dennoch liefert nach einer freilich nur wenig Genauigkeit beanspruchenden Sch\u00e4tzung die lebendige Leber mehr Blut in die Hohlvene, als dieses der k\u00fcnstliche Strom unter dem vorhin genannten Drucke thul. Die soeben besprochene Erscheinung verdient, wie mir scheint, alle Aufmerksamkeit, und ich w\u00fcrde ihr auf dem Wege des Experiments gern n\u00e4her getreten sein, wenn dieses durch sichere Methoden gegenw\u00e4rtig m\u00f6glich w\u00e4re. \u2014 Eine Steigerung ties Druckes Uber 50 Mm. hinaus habe ich sorgf\u00e4ltig vermieden, weil sieh bei h\u00f6heren Dr\u00fccken sehr bald Oedeme und ser\u00f6se Ausschwitzungen auf der Leberoberfl\u00fcche cin\u00fcnden, wodurch denn offenbar der normale Zustand der Leberzellen ge\u00e4ndert wird. \u2014 Durch einen mit allen Vorsichten geleiteten Aderlass eines grossen Hundes erh\u00e4lt man seilen mehr als 800\u20141000","page":152},{"file":"p0153.txt","language":"de","ocr_de":"499]\nZur Anatomic und Piivsiolouik dkr Lkbkr.\n153\nCcin. lilul. Diese beschriinkle Menge reiebl, selbst wenn man sie noch mit ihrem Drilttheile0,75prozentiger Kochsalzl\u00f6sung versetzt, nicht aus, um den Strom durch die Leber stundenlang zu erhalten. Will inan dieses letztere erreichen, so muss man das durch-geflossene Blut von Neuem ben\u00fctzen. Aus diesem Grunde fing ich die aus der Hohlvene hervorslr\u00f6mende Fl\u00fcssigkeit sorgf\u00e4ltig auf, fillrirtc dieselbe durch Leinwand und gab ihr, da sie ven\u00f6s geworden, durch Sch\u00fctteln mit Luft ihre arterielle Farbe wieder, um sie dann von Neuem in die zuleitende Blutfiasche einzu-fttllen.\nNachdem alle Vorbereitungen beendet, die Leber in die Lage gebracht war, welche sie wahrend der ganzen Dauer des Versuches behaupten sollte, wurde sie und ihre Umgebung sorgf\u00e4ltig vom Blut gereinigt und der Stand der Galle in dem graduirten R\u00f6hrchen bemerkt, das in den Gang eingebunden war. War auch dieses vollendet, so Hess ich noch eine halbe Stunde ver-Diessen, inwelcherderBlutstrom ununterbrochenerhalten wurde, bevor ich mit der Messung der jetzt noch aus dem Gallengang hervortretenden Fl\u00fcssigkeit begann. Auf diese Weise glaubte ich vor dem Verdachte sicher zu sein, dass die erhaltene Fl\u00fcssigkeit nichts Anderes als ein R\u00fcckstand fr\u00fcher gebildeter Galle ware, welcher durch den Blutstrom, bezw. durch eine Schwellung der Leberzellen aus den G\u00e4ngen hervorgepresst w\u00e4re.\nAuch jenseits der ersten halben Stunde, die nach dem Be-\u2022 ginn des k\u00fcnstlichen Stromes verflossen war, schritt die Absonderung weiter fort und sie stockte nicht vollst\u00e4ndig, so lange der Strom andauerte , selbst wenn, wie dies gew\u00f6hnlich geschah, der Strom des Blutes drei Stunden hindurchgeleitet wurde. Die Menge von Fl\u00fcssigkeit jedoch, welche auf diese Weise erhalten wurde, war im Verh\u00e4ltniss zu derjenigen , die von der lebendigen Leber in gleichen Zeiten abgesondert worden, \u00e4usserst gering, denn sie betrug imGanzen g\u00fcnstigsten Falles nur 0,5 Ccm., also nur so viel, als aus der lebendigen Leber mit stark verengerter Pfortader (siehe pag. 143} in 10 Minuten gewonnen war. Krw\u00e4gl man diesen Unterschied, so d\u00fcrfte es auf den ersten Blick gerechtfertigt erscheinen , diese Versuche als einen Gegenbeweis f\u00fcr die noch statlfindende Gallenbildung anzusehen. Dieser Meinung w\u00fcrde ich ebenfalls beistimmen, wenn mich nicht Folgendes bedenklich machte.","page":153},{"file":"p0154.txt","language":"de","ocr_de":"154\nDr. G. Asp,\n[500\nDie Fl\u00fcssigkeit, welche wahrend des k\u00fcnstlichen Blutslro-mes aus dem Gallengang hervorlrat, besass, soweit qualitative Pr\u00fcfungen reichen, alle Eigenschaften der Galle. Namentlich gab sie ausgesprochen die Reaction von Gmelin und Pettenkofer, w\u00e4hrend sie nach den Vorschriften von Hoppe-Seyler gepr\u00fcft keine Spur von Eiweis enthielt. Somit lag kein Grund vor, die Fl\u00fcssigkeit f\u00fcr etwas Anderes als f\u00fcr Galle anzusprechen. W\u00e4re nun diese schon vorgebildet in den G\u00e4ngen enthalten und aus den oben angef\u00fchrten Gr\u00fcnden ausgepresst worden, so h\u00e4tte doch jedenfalls das Hervorlrclen ein rasches Ende nehmen oder zum mindesten alsbald langsamer werden m\u00fcssen. Dieses war jedoch entschieden nicht der Fall. Denn in der Regel floss in den ersten zwei Stunden der definitiven Beobachtung, also zwei und einhalb Stunden nach dem Beginn des Blutstromes, bei un-verr\u00fcckt erhaltener Lage der Leber, aus dem Gallengang die Fl\u00fcssigkeit mit nahezu gleichm\u00e4ssiger Geschwindigkeit aus, indem dieselbe f\u00fcr je 10 Minuten um 1,5 bis 1,6 Tfieilstriche des R\u00f6hrchens vorw\u00e4rts r\u00fcckte, ein Fortschreiten, das mit unverf\u00e4nglicher Deutlichkeit zu beobachten war.\nGegen die Annahme, dass die aus dem Galiengang hervorgekommene Fl\u00fcssigkeit einem Vorrathe fertiger Galle entflossen sei, sprechen auch noch Versuche, in welchen ich statt defibri-nirten Blutes Rinderserum durch die Leber f\u00fchrte. Solcher Beobachtungen habe ich sechs angestellt. So lange sich der Druck, unter welchem das Serum in die Pfortader eindrang, auf 30 Mm. hielt, kam aus dem Gallengang Anfangs eine kleine Menge von Fl\u00fcssigkeit mit den Eigenschaften der Galle hervor, ln den sp\u00e4tem Stadien des Versuches floss entweder gar nichts oder nur eine Spur von Fl\u00fcssigkeit ob, selbst wenn der Versuch mehrere Stunden hindurch fortgesetzt wurde. Wenn dagegen der Druck auf 50 Mm. gehoben wurde, so begann die Fl\u00fcssigkeit zwarnicht in allen, aber doch in einzelnen Lebern, wenn auch langsam aber regelm\u00e4ssig zu fliessen; diese halte jedoch nun nicht mehr die Eigenschaften der Galle; denn es licssen sich reichliche Eiweissmengen in ihr nachweisen. Von diesem eben geschilderten Verhallen machte nur eine Leber insofern eine Ausnahme, als sie schon bei 35 Mm. Druck des cinstr\u00fcmenden Serums im Verlaufe von zwei Stunden eine merkliche Menge von Fl\u00fcssigkeit durch den Gallengang ausschied. Die Untersuchung derselben habe ich leider unterlassen.","page":154},{"file":"p0155.txt","language":"de","ocr_de":"501]\tZuit AnatOmie und Physiologie her Leber.\t155\nDie Resultate, welche somit unter sonst vollkommen gleichen Bedingungen die Durchleitungen des Serums und des Blutes bieten, fallen demnach wesentlich verschieden aus; hierdurch wird, wie mir scheint, dem Verdachte widersprochen, als sei die Fl\u00fcssigkeit, welche beim k\u00fcnstlichen Blutslrom aus den Galleng\u00e4ngen hervorkommt, aus einem schon vorhandenen Vorrathe nur einfach in die gr\u00f6sseren G\u00e4nge hineingcprcssl worden.\nAus einem Vergleiche der Beobachtungen von Dr. Schmule-witsc/i milden meinen geht, soweit dieses nach den mir zur Einsicht vorliegenden Aufzeichnungen desselben m\u00f6glich, eine vollkommene Uebereinslimmung beider hervor; denn auch er gewann bei stundenlang andauerndem k\u00fcnstlichem Blutstrom keine gr\u00f6ssere Gallenmenge als ich. Obwohl ich somit die Angaben von Dr. Schmulewilsch vollkommen best\u00e4tigen kann, halte ich es dennoch f\u00fcr gewagt, seine Meinung zu theilen, dass durch diese Beobachtungen schon der Beweis f\u00fcr die k\u00fcnstliche Gallenbildung erbracht sei. Dieser Ansicht w\u00fcrde ich erst dann beizutreten geneigt sein, wenn es entweder gel\u00e4nge zu zeigen, dass in der Leber, die schon eine halbe Stunde lang vom k\u00fcnstlichen Blutslrom durchsetzt war, betr\u00e4chtlich weniger als ein halbes Ccm. Galle als Rest der fr\u00fcheren Absonderung enthalten sei, oder, wenn man mittelst der k\u00fcnstlichen Durchleitungsversuche viel gr\u00f6ssere Quantit\u00e4ten von Galle als wir sie erhalten haben, darslellen k\u00f6nnte.\nGesetzt aber, es sei in unsern Versuchen keine neue Galle . gebildet'worden, so entscheiden sie noch immer nichts gegen die M\u00f6glichkeit der k\u00fcnstlichen Gallenbildung. Denn da das defi-brinirle Blut des Hundes in demjenigen des lebenden Kaninchens eine rasche Gerinnung cinleitet, so ist es zum mindesten nicht unwahrscheinlich, dass das erstere auch in den Leberzellen des Kaninchens Ver\u00e4nderungen hervorrufe und damit ihre absondernde Th\u00e4tigkcil herabsetze oder sogar vernichte. \u2014 Gesetzt aber, es sei in unsern Versuchen Galle gebildet worden, was allerdings wahrscheinlich ist, so w\u00fcrde dieses zwar nicht ohne Interesse sein , aber es bliebe, weil sich die Gallenbildung an ihrer untern Grenze bewegt, die M\u00f6glichkeit ausgeschlossen, auf dem betretenen Wege dio Bedingungen derselben genauer zu studiren.\nNachdem die Untersuchung bis zu diesem Punkte gediehen, w\u00e4re es am Platze gewesen, die Leber des Kaninchens mit der","page":155},{"file":"p0156.txt","language":"de","ocr_de":"156\nUr. G. Asp,\n[502\ndes Hundes zu vertauschen, da das lebendige Blut dieses letztem durch einen beliebigen Zusatz defibrinirten Hundeblutes nicht zum Gerinnen gebracht wird. Leider reichtediessmal meine Zeit zur Ausf\u00fchrung einer gr\u00f6ssern Versuchsreihe nicht mehr aus; nur noch eine Beobachtung, die ich fr\u00fcherem Kaninchen zu erlangen vergebens versucht hatte, war mir verg\u00f6nnt. Ihre Ausf\u00fchrung lag mir besonders darum an, weil sie mir geeignet schien, ein Licht auf die M\u00f6glichkeit der k\u00fcnstlichen Gallenbildung zu werfen. Uic Aufgabe des Versuches bestand darin, die Geschwindigkeit der Gallenabsonderung zu messen, bevor und nachdem das gerinnbare Blut eines lebendigen Hundes durch defibrinirtes ausgetauscht war. Dieses Vorhaben wurde folgen-dermassen ausgef\u00fchrt.\nEin Hund von 4,5 Kil. K\u00f6rpergewicht wurde mehrere Tage hindurch reichlich mit Fleisch gef\u00fcttert, damit sich seine Leber in den m\u00f6glichst g\u00fcnstigen Bedingungen f\u00fcr die Gallenbildung befinden sollte. Zugleich wurde ein zweiter grosser Hund reichlich mit Fleisch gef\u00fcttert. Der letztere Hund wurde aus der Carotis verblutet, das gewonnene Blut geschlagen, filtrirt und auf 38\u00b0 C. warm gehalten. Unmittelbar nachdem dieses Blut gewonnen war, wurde der kleine Hund nach Anlegung einer Luftr\u00f6hrenfistel mit Curare vergiftet und der k\u00fcnstlichen Ath-mung unterworfen. Darauf wurde der Gang der Gallenblase unterbunden und R\u00f6hrchen in den Gallengang, in die v. jugu-laris und in die art. carotis gesetzt. Als nach diesen Vorbereitungen die Gallenabsonderung beobachtet wurde, fand man sie im besten Gange. Nun wurde dem Hund eine gemessene Quantit\u00e4t von Blut aus der carotis entzogen und darauf eine gleich grosse defibrinirten Blutes in die v. jugularis eingesprilzt, darauf etwa 10 Minuten hindurch die Gallenabsonderung beobachtet, und nun von Neuem Blut entzogen und wieder zugef\u00fchrt. Das entzogene Blut wurde von seinem Faserstoff befreit, filtrirt und dem Vorralh an dofibrinirtem Blute zugef\u00fcgt. Auf diese Weise gelang es, die Umwechslung des Blutes so oft zu wiederholen, bis das aus den Adern des Thieres herausgenommene nicht mehr gerann. Uebcr den Verlauf und Erfolg des Versuchs giobl die folgende Tabelle Aufschluss. Zu den Ueberschriflon derselben ist zu bemerken, dass das Muass f\u00fcr die unter dem zweiten Stabe stehende Gallenmenge durch die Scalcntheile eines R\u00f6hrchens von 2,5 Millimeter im Durchmesser gegeben ist.","page":156},{"file":"p0157.txt","language":"de","ocr_de":"503]\nZur Anatomie und Physiologie der Leber.\n157\nKortlou- fendo Zeit\tGallon-meiigo pro Minute In Millimetn. il. R\u00f6hrcli.\t\tBlut entleert\t\tBlut zugef\u00fcgt\t\tTcmpcru- tur in ono\tBemerkungen\nObis 19\t3,0\tMm.\t12\u00ab Ccm.\t\t125 Ccm.\t\t\t\t\n39\ta.1\t\u00bb\t121\t\u00bb\t132\t\u00bb\t\u2014\t\n55\t1,9\tM\t127\tM\t127\t\u00bb\t37,5\u201c C.\t\n72\t2,5\tn\t130\t\u00bb\t130\t\u00bb\t\u2014\t\n89\t1,7\t\u00bb\t130\t\u00bb\t130\t))\t37,0\u00b0 C.\t\n98\t1,8\tM\t128\tu\t130\t\u00bb\t\u2014\t\n110\tM\t\u00bb\t120\tu\t127\t0\t\u2014\t\n119\t0,8\t\u00bb\t127\t\u00bb\t130\t\u00bb\t\u2014\tDas entleerte Blut\n137\t0,5\t\u00bb\t120\t\u00bb\t130\t\u00bb\t\u2014\tgerinnt nicht mehr\n185\t0,5\t\u00bb\t117\tM\t130\t\u00bb\t33,3\u00b0 C.\t\n206\t0,5\t\u00bb\t90\tD\t130\t\u00bb\t33,0\u00b0 C.\t\nIn diesem Versuche sank demnach die Geschwindigkeit, mit welcher die Galle ausQoss, als sich die Menge des defibrinirten Blutes in dem Gef\u00e4sssystem des Thieres mehrte, so dass sie auf einen sehr geringen Werth hcrabfiel, nachdem das Blut seine Gerinnbarkeit eingebtlsst hatte. Der Versuch l\u00e4sst es jedoch unentschieden, ob das Absinken der Gallenabsonderung eine unmittelbare Folge des Blutaustausches ist, da gleichzeitig mit diesem auch noch das Thier abk\u00fchlte und die Geschwindigkeit des Blutslromes sich minderte. Ueber die Aenderung der Temperatur verschaffen die in der Tabelle verzeichneten Angaben des Thermometers Aufschluss. Die Verlangsamung der Geschwindigkeit des Blutstroms aber ergab sich aus der Beschaffenheit des Strahls, mit welchem das abgeflossene Blut aus der art. carotis hervorschoss. Dieser ward im Verlaufe des Versuches schw\u00e4cher und schw\u00e4cher, so dass es immer l\u00e4ngerer Zeiten bedurfte, um das gleiche Blulvolumcn zu erhalten. Als zum zehnten und elften Male Blut onllcert wurde, konnten \u00fcberhaupt nicht mehr als 117 bezw. 00 Ccm. erhallen werden.\nTrotz dieser Complicalioncn wurde jedoch noch eine sehr merkliche Monge von Gallo entleert, so dass dio Gallenbildung bei der Anwesenheit librinfreion Blutes nicht still stellt. Unter diesen Umst\u00e4nden wird cs sich immerhin lohnen, die Versuche an der m\u00f6glichst frischen llundeleber mit m\u00f6glichst frischem","page":157},{"file":"p0158.txt","language":"de","ocr_de":"158 Dr. G. Asp, Zur Anatomie und Physiologie der Lbber. [504\ndeObrinirtcm Blute forlzuselzen. Die Ergebnisse einer solchen Versuchsreihe wurden jedenfalls interessant sein, gleichgiltig wie sie auch ausfallen. Gesetzt, es tr\u00e4te auch jetzt die k\u00fcnstliche Gallenbildung nur spurweise auf, so w\u00fcrde man hieraus Veranlassung zum ernsten Nachdenken dar\u00fcber zu nehmen haben, worin denn nun noch der Unterschied des lebendigen und des \u00fcberlebenden Organes best\u00fcnde.","page":158}],"identifier":"lit1404","issued":"1873","language":"de","pages":"124-158","startpages":"124","title":"Zur Anatomie und Physiologie der Leber","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:15:32.087034+00:00"}

VL Library

Journal Article
Permalink (old)
http://vlp.uni-regensburg.de/library/journals.html?id=lit1404
Licence (for files):
Creative Commons Attribution-NonCommercial
cc-by-nc

Export

  • BibTeX
  • Dublin Core
  • JSON

Language:

© Universitätsbibliothek Regensburg | Imprint | Privacy policy | Contact | Icons by Font Awesome and Icons8 | Powered by Invenio & Zenodo