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Merkwürdiges Beispiel von vorschneller Entwicklung des Maulbeerschmetterlings (Bombyx mori): Aus dem Giornale di fisica etc. del regno italico, 1813, Bim. V, p. 399

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{"created":"2022-01-31T16:20:30.162935+00:00","id":"lit14046","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Majoli","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 2: 542-552","fulltext":[{"file":"p0542.txt","language":"de","ocr_de":"V. Merkw\u00fcrdiges Beifpiel von vorfchneller Entwicklung des Maulbeerfehmetterlings (Bombyx mori),\nVon Ma joli. (Aus dem Giornale di fifica etc. del\nregno italico. 1813. Bim. V. p. 399,) I)\nDie Seidenw\u00fcrmer follen fich, nach der Ausfage ihrer Ern\u00e4hrer, bisweilen vor dem Einfpinnen, nach der vier-len H\u00e4utung, in den Schmetterling verwandeln. Ungeachtet ich dies f\u00fcr eine Fabel hielt, \u00fcberzeugte ich mich doch i\u2019chon im Jahr 1792 felbft davon, indem in zwei F\u00e4llen in einer Nacht eine fehr anfehnliche Menge Raupen auskrochen, ohne ein Gefpinnft gebildet zu haben. Im J. lgn wurde daflelbe Ph\u00e4nomen -wieder an zwei Exemplaren von Dr. Siboni , Farini und mir beobachtet. Diefe Schmetterlinge unterfcheiden lieh aber von den gew\u00f6hnlichen durch folgende Kennzeichen. Sie haben einen kleinen Kopf, zwei fchwarzc zufammengefetzte Augen, der Thorax \u00e4hnelt dem dritten Ringe der Piaupe, der K\u00f6rper kommt ganz mit dem K\u00f6rper der Raupe in der vierten H\u00e4utung durch feine Geftalt und die Zahl der Ringe \u00fcberein, die obern Fl\u00fcgel find lang und fchmal, die F\u00fchlh\u00f6rner grauer.\nSollte diefe vorfchnelle Entwicklung in der aufser-ordentliehen W\u00e4rme des Ortes begr\u00fcndet feyn, die ' unftreitig tlieils im Allgemeinen bedeutende Ab\u00e4nderungen hervorbringt, theils befonders eine aufseror-dentliche Vermehrung der Ausdwnftung der Fl\u00fcffigkei-tsn der Raupe, vorz\u00fcglich der zum Spinnen beftimm-ten bewirkt, und fo die Metamorphofe befchleunigt? Hier\u00fcber k\u00f6nnte man leicht zur Gewifsbeit kommen, wenn man Raupen, die der vierten H\u00e4utung nahe find, einem bedeutend hohen W\u00e4rmegrade ausfetzte. Wichtig w\u00e4re auch die Unteriuchung, oli die zu fr\u00fch entwickelten Schmetterlinge der Form und Function nach regelm\u00e4fsig entwickelte Zeugungstlieile haben.\n1) Vergl. Maller d\u2019un Papillon \u00e0 t\u00eate de chenille. In M\u00e9m. pr\u00e9s. T. VI. p. 508 ff.","page":542},{"file":"p0543.txt","language":"de","ocr_de":"----------- 543\nIII. Zur Lehre von der blauen Krankheit.\nIn dem k\u00fcrzlich erhabnen vortrefflichen London medical and phylical journal finde ich einige merkw\u00fcrdige F\u00e4lle von blauer Krankheit, welche eine vollft\u00e4ndige nachtr\u00e4gliche Anzeige zu dem im zweiten Hefte des erften Bandes enthaltenen Auffalze \u00fcber die Formfehler des Herzens, welche die Bildung des lotlien. Blutes hindern, verdienen.\nEin dreizehnj\u00e4hriges M\u00e4dchen *), ziemlich ftark f\u00fcr ihr Alter, von mittlerer Statur, fkrophul\u00f6fem Anfehen, feiner Haut, hellbraunen Haaren, war v\u00f6llig wohl gen\u00e4hrt, aber heft\u00e4ndig, vorz\u00fcglich im Geficht, an den Lippen und Fin-gerfpitzen bl\u00e4ulich purpurfarben. Schon bei ihrer Geburt, die am regelm\u00e4fsigen Ende der Schwangerfchaft erfolgte, war fie weniger roth als neugeborne Kinder zu feyn pflegen. In den erften zwei Wochen war fie ungew\u00f6hnlich ftill , bekam aber bald nachher, und ohne wahrnehmbare Urfache, faft beft\u00e4ndig Anf\u00e4lle von Weinen, w\u00e4hrend derer fo lange und heftige \u00c4usathmungen erfolgten, dafs he h\u00e4ufig Erftickung drohten, und das Geficht faft ganz fchwarz gef\u00e4rbt wurde. Die folgenden Einathmun-gen waren immer fehr fchwer und von einem lueifchen-den Ger\u00e4ufch begleitet. Diefe Zuf\u00e4lle dauerten f\u00fcnf Monate lang mit gleicher Heftigkeit. Immer war der Zu-ftand des Nachts und bei der R\u00fcckenlage fchlimmer, der Schlaf wurde durch Seufzer und Verfuche zu fchreyen unterbrochen, und war faft immer fehr unvollkommen.\nAm Ende des zweiten Jahres minderte fich das Weinen, allein jetzt trat ein H\u00fcften ein, und, was vorher nicht der Fall war, die blaue Farbe hielt auch w\u00e4hrend der Zwifchenr\u00e4ume der Anf\u00e4lle an. Als lie im iSten Monate zu gehen anfing, wurde bemerkt, dafs w\u00e4hrend jeder Anftrengung heftige Athmungsbefehwerden eintra-ten, und eine Zeitlang nachher anhielten, fo dafs fie\nl) Hiftory of a girl with an extraordinary conformation of the heart, with obfervations on animal heat, illuftrative of the cafe. By M. Tupper, A, a. O. Vol. 8- p. 497 ff-","page":543},{"file":"p0544.txt","language":"de","ocr_de":"544\nnicht mit andern. Kindern umherlaufen und fpielen konnte, ohne dafs Erftickungszuf\u00e4lle eintraten. Auch die Th\u00e4tigkeit des Herzens wurde durch die geringfte An-ftrengimg geh\u00f6rt. Immer war fxe fehr froftig, und fuchte felbft an den heifseften Sonnnertagen das Feuer. Der Grad der Trockenheit der Atmofpli\u00e4re war v\u00f6llig ohne Einflufs auf ihr W\u00e4rmegef\u00fchl. Die Efsluft war gut, nicht vorzugsweife auf thierifche oder Pflanzenkoft gerichtet, Stuhlgang und Urin regelm\u00e4fsig. Der Schlaf war fp\u00e4ter, vorz\u00fcglich wenn der Kopf lehr hoch lag, ertr\u00e4glich, immer aber das Athemholen in demfelben fchnarchend. Immer lag lie jetzt auf dem R\u00fccken, den Kopf weit nach hinten geworfen , den Mund ge\u00f6ffnet. Oft fuhr lie im Schlafe auf, fehr oft wurde, wenn der Kopf zu tief herabgefunken war, das Schnarchen \u00e4ufserft heftig, wo fie dann im Gelicht ftark anfchwoil, und mit dem Gef\u00fchl des Erftiekens auffuhr.\nAuch bei der ft\u00e4rkften Bewegung gerieth fie nie in Schweifs, Immer war fie w\u00e4hrend und nach der gering-ften Anftrengung kalt, wenn gleich Befchleunigung des Pulfes und des Alhmens die Folge davon war. Ging fie bei kaltem Wetter, fo befchleunigte lie ihren Schritt nicht, um ihre W\u00e4rme zu vermehren, fondera blieb im Gegen-theil ftehen, um diefen Zweck zu erreichen.\nMit jedem Winter wurde der Zuftand fcldimmer. Im Herbft, 1^ Jahr vor ihrem Tode wurden die Refpira-tionsbefchwerden , H\u00fcften und Auffahren im Schlaf, au-fserordentlich heftig. Die Bewegungen des Herzens wurden jetzt h\u00e4ufig fehr unordentlich, und die Athmungsbe-fchwerde ftand mit dem Grade ihrer Abweichung im Ver-h\u00e4ltnifs. Auch Verftopfung trat ein. Der Zuftand blieb in den letzten IJ Jahren ungef\u00e4hr derfelbe. Jetzt werden einige thermometrifche Verfucbe gemacht T) und gefunden, dafs, als das Thermometer auf 420 Fahrenheit ftand, es, unter die Zunge gebracht, auf 96\u00b0 ftieg. So fand es fich auch, als der Verfuch wiederholt wurde. Der Puls hatte 82 Schl\u00e4ge und war fclmell und klein. Im Februar 1801\ni) Alfo die erften an Blauliichtigen, da das Kind im Jahr igoi ftarb.","page":544},{"file":"p0545.txt","language":"de","ocr_de":"545\nwurde die Kranke allm\u00e4hlich ungew\u00f6hnlich fchwerf\u00e4llig und fchl\u00e4frig, bekam in den letzten Tagen heftigen D\u00fcrft und ftarb pl\u00f6tzlich am l8ten Februar, ohne Erftickungs-zuf\u00e4lle und Zuckungen.\nSie war nie furchtfam und immer fehr leidenfchafts-los. Menftruation hatte nie Statt gefunden.\nBei der Leichen\u00f6ffnung fand man die Lungen fehr klein, weit nach hinten neben der Wirbelf\u00e4ule\u00b0lieaend in der rechten H\u00e4lfte der Brufth\u00f6hle mehr Feuchtigkeit als gew\u00f6hnlich. Das Herz war in Hinficht auf Lawe^md Geftalt, eben fo die Menge der Herzbeutelfl\u00fcfligkeit normal, die Leber gr\u00f6fser, die Milz kleiner als gew\u00f6hnlich letzteres doch nicht bedeutend. Am Darmkanal wich nur der Quergrimmdarm durch ungew\u00f6hnliche Enge von der Regel ab. Das Zellgewebe war \u00f6demat\u00f6s, die Lungen fehr roth und feft. In Hinficht auf die Weite wichen die Kammern und Vorh\u00f6fe nicht von der Regel ab, allein hier war das eirunde Loch fo weit als beim F\u00f6tus, dort befand fich in der Scheidewand der Kammern an der Grundfl\u00e4che eine L\u00fccke, die folag, dafs das Blut ungef\u00e4hr in gleicher Menge aus beiden Kammern in die Aorte getreten feyn mufste, indem fich der Rand der Oeffnuna-genau der Mitte der Aortenm\u00fcndung gegen\u00fcber befand.\u00b0\nNat\u00fcrlich mufste hiedurch der Kreislauf unordentlich werden.\nDer zweite Fall betrifft gleichfalls ein M\u00e4dchen, welches aber fclion im dritten Jahre, nach einer f\u00fcnft\u00e4gigen Krankheit, ftarb *). Anf\u00e4nglich waren Erbrechen und Durchfall die einzigen Erfcheinungen. Das Erbrechen verfchwand, die letztere Erfcheinung aber blieb. Die St\u00fchle waren betr\u00e4chtlich fchwarz und klebrig, wurden zuletzt gr\u00fcnlich. Zugleich war Gef\u00e4fs-fieber und geiftige Stumpfheit vorhanden. Das Athmen war aufserordentlich befchleunigt, ward auf eine befon-dere Weife unregelm\u00e4fsig, vorz\u00fcglich, wenn der Puls befonders h\u00e4ufig war. Die Bewegungen des Herzens\ni) Jackfon cafe of inflammation in the alimentary canal and of malformation of the heart. Ebend. No, Jp$, Auguft igiy.\np. 100 \u2014 103.","page":545},{"file":"p0546.txt","language":"de","ocr_de":"5 46\nwaren nickt blofs jetit lehr fchnell und unregelm\u00e4\u00dfig* fondera, fchon lange vorher hatte das Kind h\u00e4ufig an Herzklopfen, K\u00fcrze und Schnelligkeit des Athmens gelitten, befonders, wenn es lieh bewegte. Immer ftieg es lehr ungern Treppen, ging dann fehr langfam, und bat oft, hinauf getragen zu werden. Doch hatte es nie Er-ftickungszufalle gehabt, nie eine bl\u00e4uliche Farbe bekommen. Der Tod erfolgte pl\u00f6tzlich.\nBei der Leichen\u00f6ffnung fand man im Unterleibe die Schleimhaut faft des ganzen Darmkanals betr\u00e4chtlich roth und gefchwollen, rauh, mit anklebendem Schleime bedeckt, ihren Inhalt meiftens Thonfarben, ftel len weife auch gelb und griin, nirgends, wie im Leben, fchwarz. Wahr-fcheinlich hatte die fchwarze Farbe von Beimifchung von Blut aus der entz\u00fcndeten Schleimhaut herger\u00fchrt.\nIn der Brufth\u00f6hle waren die Lungen normal, das Herz aber ungew\u00f6hnlich grofs. Unter den grofsen Gef\u00e4\u00dfen war die Lungenpulsader bei weitem arngr\u00f6fsten, ragte ftark vor, und bildete einen kleinen Bogen vor der Aorte. Am untern Ende deffelben theilte fie fich fogleich in zwei Aefte, von denen der linke der weitere war, und einen kleinen Aft in die linke Schl\u00fcffelpulsader fchickte. Die Aorte ftieg faft fenkrecht aus dem Herzen empor, verlief rechterfeits neben der Lungenpulsader, und fpaltete fich, nachdem fie ungef\u00e4hr zwei Zoll weit verlaufen war, in zwei Aefte, welche fogleich in die beiden Karotiden und Schl\u00fcffelpulsadern zerfielen. Die Vorh\u00f6fe waren befon-ders weit. Das eirunde Loch hatte fich nicht verfchloffen, und die Kammerfcheidewand war von einer Oeffnung durchbohrt, welche den Finger durehJiefs.\nIn diefen beiden F\u00e4llen war die gew\u00f6hnlichfte abweichende Herzbiklung, offnes eirundes Loch und Durchbohrung der Kammerfcheidewand, die Urfache der Krank-heitserfcheinungen und des Todes. Beide lind vorz\u00fcglich des Gefchlechts wegen merkw\u00fcrdig, fofern dadurch die Zahl der weiblichen Falle vermehrt wird. Auch die Zeit des Todes ift in doppelter Hinlicht wichtig, einmal, fofern beide F\u00e4lle doch zu denen geh\u00f6ren, in welchen das Leben, im Verh\u00e4ltnifs zu der Bildungsabweichung des Herzens, welche die Krankheit und den Tod lierbei-f\u00fclirte, lange gefriftet wurde, dann, weil der Todesfall","page":546},{"file":"p0547.txt","language":"de","ocr_de":"547\ndes altern M\u00e4dchens in einer Periode erfolgte, wo der Tod nach den fr\u00fchem Angaben feiten eintritt. Naffe hatte n\u00e4mlich die Bemerkung gemacht, dafs, wenn gleich, die fr\u00fchefte Periode des Lebens abgerechnet, die Zeit vom Ilten bis l8ten Jahre f\u00fcr die Blauf\u00fcchtigen die gef\u00e4hr-lichfte ift, dennoch beim weiblichen Gefchlechte es das I5te bis i8te, beim m\u00e4nnlichen dagegen das Ute bis I5te fey. Ich bin diefer Angabe beigetreten, doch mit dem Bemerken, dafs vielleicht die verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig geringere Menge der blauf\u00fcchtigen M\u00e4dchen den Grund der Verfchiedenheit enthalten m\u00f6ge*}, und in der That fcheint diele Vermuthung nicht ganz ungegr\u00fcndet, da in. diefem weiblichen Falle der Tod wirklich im dreizehnten Jahre erfolgte.\nDurch den Leichenbefund fcheint eine andre Ver-muthung beft\u00e4tigt zu werden, die, dafs der Grund der Verfchiedenheit der Lebensdauer unter \u00fcbrigens gleichen Umft\u00e4nden, vorz\u00fcglich von der Befchaftenheit der Lungenpulsader abh\u00e4ngen m\u00f6ge*), fofern diefe in beiden F\u00e4llen wenigftens von normaler Weite war.\nAuch in den letzten B\u00e4nden von Leroux\u2019s journal de m\u00e9decine und Duncan\u2019s Edinburgh journal finden lieh einige nicht unmerkw\u00fcrdige, hieher geh\u00f6rige F\u00e4lle, welche ich deshalb hier gleichfalls folgen laffe.\ni) Der Gegenftand der erften Beobachtung 5) , ein Knabe, war bis zum vierten Jahre, felbft w\u00e4hrend des Zahnausbruches, vollkommen gefund, Zuf\u00e4lle abgerechnet, welche den durch W\u00fcrmer verurfachten \u00e4hnelten. Als er 3 Jahr alt war, wurde ihm die Hand durch eine pl\u00f6tzlich zugemachte Th \u00fcre ftark gequetfeht, und hiererfchien zuerft und fogleicli ein \u00e4ufserft heftiger Erf tick ungszufall. Das Kind wurde anfangs blafs, bekam dann Kr\u00e4mpfe, fchrie heftig, und wurde bald nachher ganz blau. Der Anfall dauerte lange, hinterliefs aber keine St\u00f6rung der\n1)\tDiefes Archiv Bd. I. S. 266.\n2)\tEbend. S. agi.\n3)\tEin Fall von blauer Krankheit. Von Rihcs. Aus Corvisart und Leroux journal de m\u00e9decine. Vol. 34. p. 422 433,","page":547},{"file":"p0548.txt","language":"de","ocr_de":"543\nGefundheit. Bald traten von neuem mehrere Monate lang, t\u00e4glich Anf\u00e4lle ein, die aber weniger heftig als der erfte waren, und oft durch die geringfte Unannehmlichkeit veranlafst wurden. {Von jetzt an fchwanden die Kr\u00e4fte und die Ern\u00e4hrung, befonders der untern Gliedmafsen, fo, dafs der Knabe nicht mehr gehen konnte, ungeachtet die Efsluft ftark blieb. Die Haut wurde trocken. Ziemlich heftige Schmerzen , die bisweilen in der Unterbauchgegend eintraten, abgerechnet, war er indeffen ziemlich gefund. Doch litt er, hauptf\u00e4clilich in und vor den Anf\u00e4llen, an heftigem D\u00fcrft. Nachdem alle Zuf\u00e4lle eine gewifle H\u00f6he erreicht hatten, bekamen he eine Zeitlang auf diefer Stufe, und minderten lieh nachher. Die Anf\u00e4lle erfchieuen nur I \u20142 Mal in der Woche, 'bisweilen fand lieh fogar eine freie Zwi-fchenzeit von 2 Wochen, allein die blaue Farbe der Wangen, Lippen, N\u00e4gel und elften Fingergiieder blieb.\nZuletzt minderte lieh die Krankheit bedeutend, die Anf\u00e4lle dauerten nur 12 bis 15 Minuten, und kamen fehr feiten. Das Kind wurde ft\u00e4rker, die Gliedmafsen beffer gen\u00e4hrt, fo dafs es wieder mit Leichtigkeit ging und fpielte. In den Anf\u00e4llen hatte es fehr heftige Leibfchmer-zen, Trieb zum Stuhl und Hanilaffen, bisweilen unwill-k\u00fchrliche Excretionen, ftiefs ein heftiges Gefclirei aus, das Gelicht wurde blau, die Lippen und das Zahnfleifch , die N\u00e4gel und dritten Fingerglieder faft fchwarz und fchwollen an, die Zunge war gleichfalls gefchwollen und roth, das Athmen fchwer, fchnarchend, faft erftickend, die Herz-fchl\u00e4ge fehr ausgebreifet, Herzklopfen anhaltend, der Puls befchleunigt, ftark und ausfetzend, der D\u00fcrft heftig. Der Tod erfolgte, als man das Kind geheilt glaubte, in einem heftigen, wahrfcheinlich durch die Freude \u00fcber feines Vaters Ankunft veranlafsten Anfalle, im fechften Jahre.\nNach dem Tode wurde die Haut braungrau, Lippen, Zunge, Augenlieder, N\u00e4gel bl\u00e4ulich, die N\u00e4gel der Zehen etwas heller als die der Finger gefunden. Leber und Milz waren dunkelbraun, der ganze Darmkanal graubraun, alle Unterleibsgef\u00e4fse voll Blut, der Magen etwas grofs, der abfteigende Grimmdarm zufammengezogen und weit enger als der d\u00fcnne Darm, eben fo die ganz leere Harnblafe. In der Brujthohle Zog die J'thr ansehnliche Thy-","page":548},{"file":"p0549.txt","language":"de","ocr_de":"549\nmus fogleich die Augen der Aerzte auffich. Die Lungen waren, dicht, phw\u00e4rzlich, und etwas zu klein, die rechte hing \u00fcberall, die linke nur hie und da, feit an. Das Herz war von gew\u00f6hnliche*- Gr\u00f6fse, verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig breiter und platter als gew\u00f6hnlich, lag beinahe quer, feine Blutgef\u00e4fse ftrotzten von fchwarzem Blute. Der rechte Vorhof war ftark ausgedehnt, das eirunde Loch fo weit offen, dafs es die Spitze eines weiblichen Katheters zuliefs. Die Venen des K\u00f6rpers und der Lungen lenkten lieh ander gew\u00f6hnlichen Stelle ein. Die rechte Kammer war lehr weit und \u00e4ufserft dickwandig, durch eine doppelte S\u00e4ule der veH\u00f6fen Klappe, die lieh oben und vorn einesthcils an den freien Rand der ven\u00f6fen Klappe, anderntheils mitten an die vordere Wand diefer H\u00f6hle heftete, unvollkommen in zwei H\u00f6hlen getheilt. Oben und hinten hing diefe Kammer mit dem rechten Vorhofe, vorn und links mit der Aorte zufammen, die aus ihr entfprang. Linkerfeits, etwa Iovon der Aortenm\u00fcndung, fand heb eine kleinere, 3\"' weite Oeffnung, die zu einem X \" langen Gange f\u00fchrte, der lieh, allm\u00e4hlich verengt, in die Lungenpulsader \u00f6ffnete, die viermal fo weit als er felbft war. Diefer Gang hatte an feinem Urfprunge zwei Klappen von ungleicher Gr\u00f6fse. Zwifehen feinem Urfprunge und der Aortenm\u00fcndung befand lieh eine andre, ungef\u00e4hr | \u201c weite, von einem fehnigen Bande umgebne Oeffnung, an welche lieh die Aortenklappen hefteten, und welche aus der rechten in die linke Kammer f\u00fchrte. Diefe war we-nigftens viermal kleiner als die rechte, fehr d\u00fcnnwandig, hatte aber deutlich entwickelte und zahlreiche Muskelb\u00fcndel, und hing, wie gew\u00f6hnlich, mit dem linken Vorhofe zufammen.\nDas Hohlvenenblut gelangte alfo in den rechten Vorhof und die rechte Kammer, zu einem kleinen Theile auch durch das eirunde Loch in die linke Herzh\u00e4lfte, wurde gr\u00f6fstentheils aus der rechten Kammer durch die Aorte in den K\u00f6rper, zu einem fehr kleinen Theile durch die kleinere Oeffnung in die Lungenpulsader getrieben. Diefer letzte Theil gelangte durch die Lungenvenen in das linke Herz, und von hier aus durch die Verbindungs\u00f6ffnung in die rechte Kammer, aus welcher die Arterien ent-fprangen.","page":549},{"file":"p0550.txt","language":"de","ocr_de":"550\ns) Ein Frauenzimmer von 46 Jahren \u2019), die w\u00e4hrend ihres ganzen Lebens ertr\u00e4glich gefund gewefen war, bekam im letzten Sommer dunkelgef\u00e4rbte Lippen und Mund, ohne dafs fich ihr Befinden ge\u00e4ndert h\u00e4tte. Drei Monate fplter bekam fie Bruftbefchwerden, und die blaue Farbe wurde allgemeiner, nur in den letzten drei Woehen ihres Lebens war l'te bettl\u00e4gerig. Drei Tage vor ihrem Tode, wo lie der Verf. fahe, fanden fich alle Zeichen der heftigften Bruftwafferfucht. Im Tode war die blaue Farbe fchw\u00e4cher, beim Anfchlagen des Bruft-kaftens, vorz\u00fcglich auf der finken Seite, fand fich nicht der gew\u00f6hnliche Ton, derBruftkaften war auf eine eigen-tli\u00fcmlicbe, bei Herzkrankheiten gew\u00f6hnliche Weife gebaut. Der Herzbeutel enthielt 6 Unzen helles Waffer, die rechte H\u00e4lfte war von fchwarzem Blute ungeheuer ausgedehnt, der rechte Vorhof wenig verdickt und erweitert. An der Stelle des eirunden Loches fand fich eine kreisf\u00f6rmige , die Spitzen der 4 Finger betr\u00e4chtlich weit einladende Qeffnung von nicht deutlich beftimmter Richtung, in deren Umfange der Vieuffensfche Ring fehlte. Die rechte Kammer war betr\u00e4chtlich erweitert und verdickt, der linke Vorhof eng, die linke Kammer normal, der arteri\u00f6fe Gang verfchloffen, im Anf\u00e4nge der Aorte viel Blut, die Lungen ftark verwachfen, dunkel, voll Blut und Luft, im untern Theile der linken etwas ergoffenes Blut, die Venen, vorz\u00fcglich die der Leber, ftark mit Blut angef\u00fcllt, die Luftr\u00f6hre an der Theilung fehr roth, der Magen inwendig rothgefleckt, die innere Fl\u00e4che der Ged\u00e4rme durchaus fehr dunkel.\t\u201e\nDie Gl\u00e4tte der R\u00e4nder, der Umftand, dafs man noch eine Zeitlang nach der Geburt die F\u00f6tuswege ohne Nachtheil offen findet, dann fogar die Vorh\u00f6fe einfpritzen kann, ohne dafs die Fl\u00fcffigkeiten fich vermifchen, die Unfch\u00e4dlichkeit der in der Kammerfcheidewand bisweilen vorkommenden Oeffnungen, fo lange beide Kammern dielelbe Blutmenge austreiben, macht es h\u00f6chft wahr-\nl) Beobachtung einer Bildungsabweichung des Herzens. Von J. 7hom/on.\tIm Auszuge aus dem Edinb. aned. and furg.\njournal. Vol. XII. p. 3 \u2014 11.","page":550},{"file":"p0551.txt","language":"de","ocr_de":"551\n.fch\u00e9inliclt, dafs (Tiefe Formabweichung angeboren war ungeachtet fie w\u00e4hrend einer fo langen Zeit die Gefund-heit nicht ft\u00f6rte. In diefem Falle dauerte, ungeachtet der Anwefenheit des fehr weiten eirunden Loches, Leben und Gefundheit unftieitig fo lange, weil zwilchen den Herzh\u00f6hlen ein normales Verh\u00e4ltnifs beftand, Krankheit und Tod waren die Folgen des Lungenleidens' und der Ver-gr\u00f6fserung und Verdickung des rechten Vorhofes. Dies wird aufser den angef\u00fchrten Gr\u00fcnden, auch noch durch; folgende, vom Vf. beobachtete. Thatfachen wahrfcheinlich.\nBei mehrern Kindern trat einige Tage vor dem Tode allgemeine oder \u00f6rtliche Bl\u00e4ue der Haut ein, und bei den meiften, die ge\u00f6ffnet wurden, war das eirunde Loch offen. In dem letzten Falle diefer Art hatte das Kind mehrere Tage vor dem Tode an Krampfzuf\u00e4llen gelitten, w\u00e4hrend derer zwar Arhmen und Herzfchlag fortdauerte, die Haut aber t.lau wurde, und es den Tag \u00fcber blieb. Das eirunde Loch war fehr grofs. In allen diefen F\u00e4llen , wo das Leiten longfam enifcht, werden die Glieder zuerft kalt die geifrige Th\u00e4tigkeit fchwindet, die Lungen find immer \u00e4ufserft blutvoll. Daher tritt eine geringere BJutmenge in die linke Herzh\u00e4lfte, eine anfehnlichere durch das eirunde Loch aus der rechten in die linke, und fo ent-fteht die blaue Farbe.\nTreten Hinderniffe f\u00fcr die Blutbewegung in den Lungen ein, w\u00e4hrend das eirunde Loch noch offen ift, fo wird der F\u00f6tusblutlauf zum Tlieil wieder hergeftellt. Ein fchw\u00e4chliches einige Tage altes Kind bekam pl\u00f6tzlich heftige Refpirationsbefchwerden, Fieber, allgemeine blaue Farbe, und ftarb pl\u00f6tzlich. Das Gehirn war normal, an. der Oberfl\u00e4che voll fchwarzen Blutes, die linke Lunge lehr hart, ftellenweife faft weifs, an andern viel rother, fchien wenig Blut, keine Luft erhalten zu haben, ln der Brufth\u00f6hle viel Waffer, Die rechte Lunge normal, der Herzbeutel voll Waffer, das eirunde Loch und der arte-ri\u00f6fe Gang faft fo weit als beim.reifen F\u00f6tus, das Herz ftrotzend von Blut.\nEin 6 Wochen zu fr\u00fch gebornes Kind war bis in die zweite Woche gefund, dann traten wiederholte Anf\u00e4lle von Ohnm\u00e4chten ein, und der K\u00f6rper wurde blau. Die Anf\u00e4lle dauerten io-\u201416 Minuten, und folgten \u00e4ufserft","page":551},{"file":"p0552.txt","language":"de","ocr_de":"55 3\nfclmell. Das Athmen h\u00f6rte dann auf, der Herzfchlag wurde nur fchwach. Die Lippen wurden zuerft dunkel und nachher wieder hell. Warme B\u00e4der und Umh\u00fcllungen fchienen die Anf\u00e4lle zu verk\u00fcrzen. Nachdem diefer Zuftand 3 Tage gedauert hatte, verging er und kehrte nicht wieder.\nDafs die blaue Farbe nicht immer in einem Herzfehler begr\u00fcndet ift, beweifen aufser dem Marcet\u2019fchen Falla (Edinb. journal Vol. I. p, 412.) zwei andere, vom Vf. beobachtete. Ein fchvv\u00e4chliches, 21 Jahr altes M\u00e4dchen, die w\u00e4hrend des Winters h\u00e4ufig huftete, bekam w\u00e4hrend der Menftruation naffc F\u00fcfse, wodurch ihre Befchwerden. fleh bedeutend vermehrten. Nach 6 Monaten entftand fehr erfchwertes Athmen. Die Menftruation verfchwand v\u00f6llig, die H\u00e4nde fchwollen an, und die ganze Oberfl\u00e4che des K\u00f6rpers wurde in einem Tage bl\u00e4ulich. Jetzt war nur bei R\u00fcckenlage mit erhobnem Kopfe das Ath-men m\u00f6glich. Der Puls ftieg auf 1200. Die blaue Farbe wurde viel ft\u00e4rker, und der Tod erfolgte pl\u00f6tzlich. Das Herz war v\u00f6llig normal, die Lungen aber \u00fcberall verwach-fen, die Venen von Blut ftrotzend. Im zweiten Falle fand gleichfalls Unterdr\u00fcckung der Menftruation Statt, auf welche fogleich allgemeine Bl\u00e4ue, die durch Bewegung vermehrt ward, folgte. Die Gefundheit fchwand allm\u00e4hlich und der Tod erfolgte nach 3 Jahren. Beide Lungen, vorz\u00fcglich die linke, waren betr\u00e4chtlich verwachfen, die linke Herzh\u00e4lfte war erweitert, die rechte normal T).\nl) Indem diele Bemerkungen gedruckt werden, erhalteicheine mit vorz\u00fcglichem Fleifs ausgearbeitete Differtation von Hein de cordis deformationibus, quae fanguinem venofum cum ar-teriofo mifceri permittunt. Gott. 1S16., die, aufser der genauen Zulammenftellung fremder F\u00e4lle, auch einige eigne, fehr merkw\u00fcrdige und genau beobachtete enth\u00e4lt.\nM.\nErklii-","page":552}],"identifier":"lit14046","issued":"1816","language":"de","pages":"542-552","startpages":"542","title":"Merkw\u00fcrdiges Beispiel von vorschneller Entwicklung des Maulbeerschmetterlings (Bombyx mori): Aus dem Giornale di fisica etc. del regno italico, 1813, Bim. V, p. 399","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:20:30.162940+00:00"}

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