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Beiträge zur Anatomie und Physiologie der Seescheiden (Ascidiae)

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{"created":"2022-01-31T16:19:11.210664+00:00","id":"lit14048","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Carus, Carl G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 2: 569-590","fulltext":[{"file":"p0569.txt","language":"de","ocr_de":"569\nIL\nBeitr\u00e4ge zur Anatomie und Phyfiologie der Seefcheiden (Ascidiae).\nVon\nDr. C. G. Caf.us, Profeffor der Entbindungskunde a. d. annt. cmr. Miihairakademie zu Dresden,\nDie U n ter fuel] ungen, welche ein g\u00fcnftiger Zufall mir iioer eine noch wenig gekannte Thiergattung anzuftel-len erlaubte, bringe ich in der Hoffnung zur \u00f6ffentlichen Kenntriifs, theils dadurch mehrere Dunkelheilen r ii d< heb\u2018lieh der Organifation diefer Thiere aufkl\u00e4ren, theils auf verfchiedene bisher wenig oder gar nicht beachtete Momente in der Entwicklungsgeschichte der-felben aufmerkfam machen zu k\u00f6nnen, Momente denen eine mannigfaltige Bedeutung fur die Lehre vom Thierleben \u00fcberhaupt wohl nicht abzufprechen ift.\nZum Behuf einer belfern Ueberficht habe ich geglaubt, diele Unterfurhungen in einen anatomifchen und phySologifcben Theil trennen zu muffen, und werde in der el ften H\u00e4lfte die Eigent\u00fcmlichkeiten in der Organifation des ausgewachfenen Thieres befchrei-ben, in der zweiten hingegen mich vorz\u00fcglich mit der Entwicklungsgel'chiehte diefer Organifation im Allgemeinen, und einzelner Organe insbefondre befch\u00e4ftigen.\nI. Ungeachtet der Beobachtungen von Arlfio-leh\u2019s l), Rondelet2 3 4'), Ba\u00dfer 3), Bohadfch 4), Bol-\n0 Hihoria animalinm Lib. IV. cap. 6. Ariftoteles kannte bereits die verl,Inedeiien S\u00e4cke, lo wie die Zufammenziehun-gen diefer Thiere.\n2)\tHiftoria aquatilium. P. II. 127.\n3)\tOpuscula fubfeciva Tom. I. Lib. II.\n4)\tBefolirf ibung einiger minder bekannten Seethiere. Aus cl. lat. \u00fcberietzt* mit Anmerk\u00bb von JV, G, J^eske, Dresden 1776.","page":569},{"file":"p0570.txt","language":"de","ocr_de":"570\nten *), O. F. Millier 7), Pallas * * 3 4 5), Cuvier 4) und Schalk f) bietet die Anatomie der Ascidien noch manche L\u00fccken dar; fehr erw\u00fcnfeht nnifste es mir daher feyn, als ich unter einer Menge der verfchieden-artigften Seethiere, welche der verftorbene Dr. Gehler in Leipzig auf feinen Reifen in Italien gefammelt und mir zur Unterfuchung \u00fcbergeben hatte, mehrere grofse wunderlich geftaltete K\u00f6rper vorfand , in denen ich bei genauerer Unterfuchung Ascidien einer und derfelben Species erkannte, durch welchen Fund ich mich denn in den Stand gefetzt fah, zur genauem Kenntnifs diefer wunderlichen Gefch\u00f6pfe ebenfalls das meinige beitragen zu k\u00f6nnen. Lieb w\u00e4re es mir allerdings noch ge-wefen, von meinem Freunde etwas N\u00e4heres \u00fcber den Fundort und das Anfehen diefer Thiere im ganz frilchen Zuftande zu erfahren, allein leider wurde ich hieran durch feinen unerwarteten Tod verhindert. Eben die-ferhalb wage ich auch die Species diefer Exemplare nicht genauer zu beltimmen ; zwar habe ich diefelben rnit allen lieh bei M\u00fcller, Boharlfch und Andern vor-lindenden Abbildungen forgf\u00e4ltig verglichen, indefs durchaus keine gefunden, welche den hier zu befchrei-benden in aller Hinficht entfpr\u00e4chen. Die einzige Asc,. papillofa, welche im adriatilchen Meere vorkommt,\nj) Bolten Befehreibung einer wunderbaren Thierpflanze. Ham-\nburg 1771.\n3)\tZoologia Danica. Havn. 1788. Voll. 1 \u2014 11.\n3)\tIn den Spieileg. Zoolog. III et X., fo wie in den Nov. act. Petropolit. II.\n4)\tLe\u00e7ons d\u2019Anatomie comp. (Auch unter den trefflichen Molluskenzergliederungen in den Annales du Muf. d\u2019Hift. n. findet lieh riicklichtlich der Ascidien nichts).\n5)\tFr. Schalk de Ascidiarum ftructura. Hal. 1814. 4. c. Tab,","page":570},{"file":"p0571.txt","language":"de","ocr_de":"571\nund von Bnhadfch abgebildet worden ift, k\u00e4me mit unfrer Art fo ziemlich \u00fcberein, wenn nicht die letztere lieh durch ihre bedeutende Gr\u00f6ise fo wie durch den Mangel der bei der Asc. papillofa vorhandenen fchar-lachrothen W\u00e4rzchen (welche indefs hier durch das lange Liegen in Branntwein undeutlich geworden feyn k\u00f6nnen) noch immer be leutend unterfchiede. Ich betrachte indefs meine Exemplare als zu einer gr\u00f6fsern Variet\u00e4t der Ascid. papillofa geh\u00f6rig, und hoffe, dafs, wer Gelegenheit hat, eineg vielleicht hier obwaltenden lrrthum zu befestigen, die Ls ni'lit unterlaffen werde.\nAls die Summe aus fr\u00fchem Unterfuchungen erlangter Kenntnifs vom Bau der Ascidien k\u00f6nnen wir oimgar\u00e4hr folgendes aufftellen. Der K\u00f6rper diefer kop l\u00f6ten Mollusken har eine rundliche oder l\u00e4ngliche Geftait, und if; mit zwei M\u00fcndungen verfehen. Die \u00e4uisere H\u00fclle wird durch eine ftarke, lederartige, doch meiftens dure hf\u00e7heinende Haut gebildet, welche in mehrerer Hinficht der Schale der Mufcheln verglichen werden kann; innerhalb diefer H\u00fclle findet ficheine zweite fibr\u00f6fe Haut, welche die Eingeweide des Tu eres umfchlielst, und wohl dem fogenannteu Marnel der Mufcheln vergleichbar ift. Wird auch diele H\u00fclle ge\u00f6ffnet, fo ft\u00f6fst man auf einen dritten Sack von h\u00f6chft zartem, netzartigem Gewebe, den Cuvi r als Kiemenfack betrachtet, und welcher durch die Mund\u00f6ffnung nach aufsen ge\u00f6ffnet ift. Vom Grunde diefes Sackes nimmt nun der Darmkanal feinen Urfprung, bildet meiftens eine einfache Schlinge, und wendet fich dann gegen die zweite Oeffnung des K\u00f6rpers, auf welchem Wege er Von dem Ovkluctus begleitet wird, welcher letztere von dem Eierftocke aus-gehet, und fich mit hemMaftdarm zugleich in der N\u00e4he dei Afterm\u00fcndung des Muskelfacks endigt. Eine Leber und fonftige Eingeweide will man nie gefunden","page":571},{"file":"p0572.txt","language":"de","ocr_de":"573\nhaben. Als Gef\u00e4fsfyl'tem wird von Meckel und Schalk *) ein d\u00fcnnh\u00e4utige:; Herz mit wenigen Gef\u00e4fsverzwei-gungen, und als Nervenfyftem von Cuvier\u2022 ein oberes Ganglion mit einigen Aeften befchrieben, zu welchem jedoch nach Meckel noch zwei untere Nervenknoten hinzukomrnen.\nWird man nun diefe Schilderung mit der hier zu gebenden Befchreibung der Organifation unferer Gattung vergleichen, fo wird man finden, dafs entweder die fr\u00fchem Unterfuchurigen nicht genau genug gemacht worden find, oder dal's bei gewiffen Gattungen diefer Thiere Organe Vorkommen, welche andern v\u00f6llig abgehen.\nWas zuv\u00f6rderft das Eigenthiimliche diefer Gattung ihrer \u00e4ufsern Geftalt nach betrifft, fo wird diefs durch die Abbildung (Tab. I. F. i \u2014 a.) allerdings deutlich :: eu uh; ausgedriickt, doch mufs ich noch insbefondere darauf aufmerkfam machen, dafs die beiden Oeffnun-gen des K\u00f6rpers (a und b) hier ganz ungew\u00f6hnlich weit von einander entfernt find, eine Eigenthiimlichkeit welche inclefs nur bei wirklich ausgewachsenen Exemplaren bemerkbar ift. Anlangend die \u00e4ufsere H\u00fclle, fo 5ft diefe auch hier wirklich lederartig, fchwer zu fchneitlen, undurchfichtig, \u00e4ufserlich braun, uneben und mit Z\u00fcophyten, Eiern und jungen Ascidien, ja lelbft mit Mufcheln (Fig. I. e.) befetzt, innerlich und auf der Schnittfl\u00e4che gl\u00e4nzend weifs und glatt (f. Fig. li.).\nNach unten verl\u00e4ngert lieh diefe harte H\u00fclle in einen Stiel (Fig. I, II. d.), welcher lieh am Felfen ange-geheftet zu haben fcheint. Wird die \u00e4ufsere Schale ge\u00f6ffnet, fo erblickt man den die Eingeweide am-fchliefsenden Muskellack (Fig. II. 2.) , del\u2019fen Structur\nbereits\nl) De Ascidiarum ftructufa.","page":572},{"file":"p0573.txt","language":"de","ocr_de":"573\nbereits durch Herrn Meciel in der Schalk'frhen Monographie fehr gut entwickelt ift, deffen \u00e4ufsere Fiache indefs hier nicht, wie in der von jenem Verf. untcrfuch-ten Species mittelft Zellgewebes an die lederartige Hiiiie geheftet ift, fondera, fo wie es -Cuvier angiebt, ganz frei in erfterm liegt, und ihm nur durch Mund- und Afterr\u00f6hre anh\u00e4ngt. Der ganze Muskelfack bekommt dadurch auffallende Aehnlichkeit mit einem Magen, indem die Afterr\u00f6hre (Fig. II. n.) fich der Cardia, die Mundr\u00f6hre (m. p.) dem Pylorus f\u00fcglich vergleichen l\u00e4fst. Die Muskelfafern find auch liier ausnehmend ftark, und man fieht fie (Fig. II. 1. 1.) fich durc hkreuzend ziemlich \u00fcber den ganzen Sack ausgebreitet. Im Grunde des .Muskellacks bemerkt man (Fig, II. o.) jedoch , dafs die Muskelhaut pl\u00f6tzlich aufh\u00f6rt, die H die durchfichtig wird, eine Fl\u00fcffigkeit tiurchlchinnnern l\u00e4fst, und wir werden dann fp\u00e4ter finden, \u2019 dafs hier eine H\u00f6hlung hegt, welche man wohl f\u00fcr nichts anderes, als f\u00fcr ein receptacnlum chyli, oder wenn man will, f\u00fcr ein Herz halten kann. Er\u00f6ffnen wir nun behut-fam auch den Muskelfack, fo finden wir, dafs in die Mundr\u00f6hre deffelben (Tab. VII. Fig. 1. p. Tab. VIII. Fig. I. p. Y.) das Mundfi\u00fcck des Kiemenfacks eingef\u00fcgt ift, fo wie die Afterr\u00f6hre (Tab. VII. Fig.II. n. Tab. VIII. Fig. V. n. <y.) ganz auf gleiche Weife eine d\u00fcnnh\u00e4utige, dem Kiemenfack jedoch nirgends verbundene R\u00f6hre umf\u00e4ngt, welche man ungef\u00e4hr dem Infundibulum der S\u00e4pien, in welches auch dort Excremente und Eier ausgeleert werden, vergleichen k\u00f6nnte, welche aber mit dem Mundftiick des Kiemenfacks fo ganz gleiche Bildung hat, dafs auch hier fowohl eine Klappe (T. VIII. Fig. V. <p.) als die vier heil- und vier dunkelrothen Streifen, die in jenem Mundft\u00fcck Vorkommen, bemerkt werden k\u00f6nnen,\nP p\nM, d. Archiv. II. 4.","page":573},{"file":"p0574.txt","language":"de","ocr_de":"574\nIm Betreff des Kiemenfacks felbft haben wir fchon angef\u00fchrt, dafs er mittelft jenes Mundft\u00fcckes (welches innerlich durch eine zottige Haut ausgekleidet ift) (T.V1II. Fig. I. y.) fich \u00f6ffne. Da wo nun diefesMund-ft\u00fcck in die H\u00f6hle des Kiemenfacks \u00fcbergeht, liegt zu-v\u00f6rderft eine harke Klappe (T. VIII. F. I. x.). welcher nach innen zu , ein Kranz lanzettf\u00f6rmiger zarter Bl\u00e4ttchen folgt (ebendaf. x. x.), an dem dann wieder jedes Bl\u00e4ttchen fich, (unter den Vergr\u00f6fserungsglai'e betrachtet) auf der Mittelrippe mit 5 Franzen befetzt zeigt. Die H\u00f6hle des Kiemenfacks ift von der Ausdehnung, dafs fie den ganzen K\u00f6rper erf\u00fcllt, und da nun die \u00e4ufsere Fl\u00e4che des Kiemenfacks \u00fcberall, aufser in der Gegend der Afterr\u00f6hre oder des Inlundibuli, mittelft Zellgewebes und kurzer Gef\u00e4fse an den Muskelfack und die zwifchen beiden liegenden Eingeweide gekn\u00fcpft ift, fo er\u00f6ffnet man leicht mit dem Muskelfacke den Kiemenfack zugleich, wo es dann feheint als beftehe der ganze Thierk\u00f6rper nur aus einer einzigen grofsen H\u00f6hle, oder als fey es wirklich nur ein befonders gro-fser Magen; eine T\u00e4ufchung die dadurch noch bef\u00f6rdert wird, dafs die Haut des Kiemenfacks (welche \u00fcbrigens auch hier ganz von der netzartigen Bildung ift, wie fie bereits Maller, Cuvier und Meckel befchrieben haben) hier eine grofse Menge L\u00e4ngenfalten zeigt, welche fich von dem befchriebnen Bl\u00e4tterkranze am Eing\u00e4nge diefer H\u00f6hle bis zum Grunde derfelben erftrecken, fo dafs dann in Folge diefer Structur das Ganze dem Innern des Bl\u00e4ttermagens von einem wie-derk\u00e4uenden Thiere wirklich auffallend \u00e4hnlich wird.\nDa nun die fr\u00fchem Zergliederer an der H\u00f6hle des Kiemenfacks immer nur den befchriebenen Eingang durch die Mundr\u00f6hre, und dann den Eingang zur Speifer\u00f6hre gefunden haben, fo wrar es mir \u00e4ufserft merkw\u00fcrdig, als ich in dem gr\u00f6fsten Exemplare, welches","page":574},{"file":"p0575.txt","language":"de","ocr_de":"575\nich vorz\u00fcglich zur m\u00f6glichft genauen Unterfuchung des Kiemen fackes beftimmt hatte, aufser dielen beiden Oeffnungen noch eine dritte wahrnahm, mittelft welcher der Kiemenfack gegen die Afterrohre hin lieh \u00f6ffnete, und welche demnach wohl nur dazu beftimmt fevn konnte, das aufgeuommene VVaffer mittelft einer Seiten\u00f6ffnung fogieich wieder zu entla\u00dfen, ohne dafs es zuvor den Umweg durch den Dannkanal zu nehmen brauchte. Es ftirnmte mit diefer Bedeutung vollkommen \u00fcberein, dafs an diefer Oeffnung fowoh.1 \u00e4ufserlich als innerlich fich Klappen vorfanden, von denen die innere durch mehrere kleinere halbmondf\u00f6rmige Falten, (T. VIII. Fig. III. 2.) die \u00e4ufsere hingegen durch einen eigenen keulenf\u00f6rmigen Fortfatz (T. VIII. F. 11. 2.) gebildet wurde. Die eigenth\u00fciniiche Bildung diefer Klappen beweift zugleich fehr beftimmt, clal's diele Oeffnung nicht etwa zuf\u00e4llig entftanden war, wie ich dann \u00fcberhaupt das ganze Pr\u00e4parat als einen Beleg diefer Entdeckung aufbewahre, und nichts mehr w\u00fcnfehe, als dafs jeder, der Gelegenheit zu \u00e4hnlichen Unter-Eichungen hat, nachforfche, ob nicht auch bei andern Gattungen ein \u00e4hnlicher Bau gefunden werde, Ueber die Gr\u00fcnde, welche diefes wahrlcheinlich machen, fo wie \u00fcber das Verhalten diefer Oeffnung im unentwickelten Thier, behalte ich mir vor, im zweiten Theile diefes Aufl\u00e4tzes noch einiges hinzuzuf\u00fcgen. An langend den Darmkanal, lo macht diefer auch in diefer Gattung nur eine einfache Windung (T. VIII, F. IV, ww, \u00d4- 71- A-), 3\u00b0 welcher man in nicht allzugrofser Entfernung vom Kiemenfacke eine erweiterte Stelle wahrnimmt, welche f\u00fcglich als der Magen des Thieres betrachtet werden kann (ebendaf. $.). Als eine ganz neue Entdeckung mufste ich es hingegen abermals betrachten, als ich fand, dafs der ganze Darmkanal, ausgenommen den Anfang der Speifer\u00f6hr* und das Ende\nPp 2","page":575},{"file":"p0576.txt","language":"de","ocr_de":"576\ndes Maftdarms, in einem grofsen, in mehrere Lappen getheilten, an die innere Wand des Muskelfackes gehefteten Organe eingefenkt war, weiches feiner Lage, Subftanz und Geftait nach wohl durchaus nichts anderes feyn konnte, als die'fait bei allen Mollusken, und vorz\u00fcglich bei den kopfiolen, den Darm auf \u00e4hnliche Weife umgebende Leber, ein Organ, welches in den Ascidien bisher noch g\u00e4nzlich vermiet worden ift, und (was vorz\u00fcglich merkw\u00fcrdig ift) fidi auch bei dieler Gattung nur erft bei der vollendeteren Ausbildung des K\u00f6rpers entwickelt, wie ich dies in der zweiten Abtheilung n\u00e4her zu er\u00f6rtern gedenke. Von der Gehalt (Leies niitfarnmt dem Darmkaoal wunderbarer \"W\u00f6lfe hier ganz a n der reckten Sehe ties K\u00f6rpers 1 ) liegenden Organs geben the Aboildungen einen dout-Lohen Begriff (T.VIIJ. V. land IV. z. z.), und was die Snnltanz anbeiangt, io will ich noch erw\u00e4hnen, this ctiefelbe von rothbr\u00e4unlichcr Farbe t\u00fc, und innerlich ein Jockei es, k\u00f6rniges Gewebe zeigt. Deutliche Gc-f\u00e4fse oder Ausf\u00fchrungsg\u00e4nge habe ich darin auf keine Weife wahrnehmen k\u00f6nnen, indels feheiuen die letztem einigermafseri durch veri'diiedene tiefe Furchen im Grunde des Magens erfetzt (T. VI U. F. IV. t. ;.) und io der Gallenlaft vielleicht iiw,mittelbar in den Magen cr-goffen zu werden, wie Ja eine \u00e4hnliche Bildung auch bei manchen anderen Weichthieren beobachtet wird. Dient unter der Leber und zum Theil in den Vertiefungen derfelben, welche an ihrer dem Iviemeafack\nl) Nothwendig muh, zufolge der Analogie, die Seite, wo fielt die Afterm\u00fcndung befindet, und wo auch der bedeutendfee Nervenknoten Hegt, f\u00fcr die \u00dfauehfeite, die convexe Seite hingegen, an welcher das Herz und das gr\u00f6l'sere Gef\u00e4fs befindlich ift, f\u00fcr die Rtiekenfeite gehalten werden.","page":576},{"file":"p0577.txt","language":"de","ocr_de":"577\nzu\u00efrewendeten Seite fich vorfinden, liest nun das gelb-lichgriine aus vielen zufammengeb\u00e4uften Eierchen behebende Ovarium (deffen Lage folglich abermals fehr an die Lage diefes Organs bei andern Weichthieren, ?.. B. bei den Schnecken erinnert), und von diefem (T. VIII. F. I. \u00df.) aus verlauft dann der ziemlich kurze Oviductus (ebenda!', y.') zun\u00e4chft gegen den Kiemenfack, heftet fich feil an dielen an, und \u00f6ffnet fich endlich (T. VIII. F. II. y.) dem Eing\u00e4nge zur Afterr\u00f6hre, oder dein fogen\u00e4nnten Infundibulum gegen\u00fcber, und in der N\u00e4he der beschriebenen Seitlichen Oeffnung des Kiemenlacks, was denn allerdings ganz befondere Ber\u00fc\u00e4kfich-tigung zu verdienen Scheint, Jetzt ift nun noch ein Eingeweide zu beschreiben \u00fcbrig, deffen gleichfalls von keinem meiner \\ org\u00e4nger Meldung gelchehen ift, und was doch bei meinen Exemplaren von ausgezeichneter Gr\u00f6fse und fo beftimmter Geftali: ift, dais es nicht wohl \u00fcberleben werden kann. So wie n\u00e4mlich die rechte Seiten wand diefes Thieres von der lieber ausgef\u00fcllt wird, fo die linke von einem fchmalern, aber langem, ebenfalls ans mehreren Lappen (und zwar aus 5 grofsen nebft einigen kleinern) beftehenden Organe (T. VIII. F. I. II. u. u.), an deffen hinterftem Ende, d. i. an dem von der Mundr\u00f6hre tun weiteften Abftehenden, ein weiter Ausf\u00fchrungsgaug (T. VIII. F. II. \u00a7\u25a0.) fich \u00f6ffnet, und zwar fo, riafs er dem Oviductus und Maftdarm gerade gegen\u00fcber lieht. Auch bei diefem Organe ift die Farbe r\u00fcthlich und die Subftanz locker und k\u00f6rnig,. Anlangend die Bedeutung cleffelben , fo ift wohl in ihm eine beftimxnte Beziehung auf die GefchleehtsVerrichtung nicht zu verkennen, und am weuigCten m\u00f6chte man wohl fehl greifen, wenn man es als ein bodenartiges GebiH betrachtete, und auch hierin eine Ann\u00e4herung 1er Asckijen an diejenigen Mollusken vermuthetc, wo ein fehr ausgebildetes m\u00e4nnliches und weibliches Ge-","page":577},{"file":"p0578.txt","language":"de","ocr_de":"578\nfchlechtsfyftem neben einander exiftirt, jedoch mit. dem Unterfchiede, liafs dort mir eine wechfelfeitige Bes\u00e4t-tung zweier Individuen m\u00f6glich, hier aber eine Selbft-befruchtung wahrfchejnlieh ift.\nWas das Gef\u00e4fslyftem anbetrifft, fo finde ich in der von mir unterfuchten Art, fo wie es II. Merke! in der lei ui gen fand, eine h\u00e4utige H\u00f6hle im Grumte des Mus-kelfackes, welche allerdings vorzugsweife als das Herz betrachtet werden m\u00f6chte; merkw\u00fcrdig ift es iimefs, rial's in meinem Felle dieles iierz ganz mit den Muskellack felbft verwachten ilt. und lieh durchaus von ihm nicht trennen l\u00e4fst, weshalb man denn daffelbe auch fchon \u00e4ufserlich deutlich genug wahrnimmt (Tab. Vil. Fig. II. Oi), dahingegen H. Meckel in feinem Exemplaren eine \u00e4hnliche H\u00f6hle nur im Innern des Thieres und zwar zwilchen Magen und Kiemenfack bemerkte 1 ).\nAusg\u00e4nge zeigte diefe H\u00f6hle an meinen Exemplaren zwei, indem \u00dfe n\u00e4mlich auf einer Seite in ein langes und grofses, auf der Ruckenfeite des Thieres verlaufendes, ebenfalls fehr d\u00fcnnh\u00e4utiges Gef\u00e4fs \u00fcberging, drtfen Verlauf, fo wie dieLage des Herzens felbft, auch bei unge\u00f6ffnetem Muskelfacke fehr leicht erkannt werden konnte (T. V II. F. II. g.), auf der andern Seite hingegen in ein k\u00fcrzeres, nach der Leber und dem Magen gerichtetes Gef\u00e4fs fich fortletzt (T. VIII. F. IV. o*j, fo dafs dann erberes wohl f\u00fcr eine Art von Aorta, das zweite hingegen ungef\u00e4hr f\u00fcr eine Vena cava gehalten werden mag. Erw\u00e4hnen niufs ich indefs noch, dafs\nl) Abermals ein Beweis, wie wenig conftant der organifche Typus noch an den niedrigem i Inergefchleehtern ilt wie verfchieden demnach oft der innere Bau bei \u00e4ufserer Aehn-lichkeit feyn kann, und umgekehrt, und wie viel daher hier ttoen zu unterfuchen und zu ordnen \u00fcbrig ift.","page":578},{"file":"p0579.txt","language":"de","ocr_de":"579\neingeblafene Luft aus diefen Kan\u00e4len fich durchaus nicht weiter im K\u00f6rper verbreitete, vielmehr es immer fehlen, als wenn nach kurzem Verlaufe diefe Gef\u00e4fse fich blind endigten. Da jedoch meine Exemplare fo lange in Weingeift gelegen hatten, fo glaube ich mit Recht daraus keine weitern Folgerungen ziehen zu d\u00fcrfen.\nIm Betreff des Nervenfyftems habe ich endlich noch zu erinnern, dafs ich zwar das Ganglion zwilchen den beiden M\u00fcndungen , fo wie es Cuvier J) befchreibt, nebl't feinen Aeften immer fehr deutlich gefehen habe (es ift in einem jungem Thiere (T. VIII. F. IX. vj,.) abgebildet), hingegen von den \u00fcbrigen Ganglien, welche in der Schalkfcii^n Monographie befchrieben find, auch nicht einmal eine Spur gefunden habe, wovon indefs wohl die Urfache in dem hier fo ganz andern Verh\u00e4lt-nil\u2019s des Darms gefucht werden mufs.\nII. Die phyfiologifchen Betrachtungen \u00fcber die fo fonderbaren Gefch\u00f6pfe beginnen wir nun, indem wir zuv\u00f6rderft die Art und Weife ihrer Entwicklung, fo wie die Eigenth\u00fcmlichkeiten in der Structur j\u00fcngerer Individuen befchreiben.\nSowohl 0. Fr. M\u00fcller als Bohadfch kannten fehr wohl das Anlegen und Fortwachfen der ausgeftofsenen Eier an der \u00e4ufsern Fl\u00e4che des Mutter-Thiers, und beide haben Ascidien abgebildet, an denen man, fo wie auf Tab. VII. Fig. I., junge Ascidien der Alten an hau gen Geht. Weniger gekannt waren die Wege, durch welche die Eier ausgef\u00fcbrt werden, bis fie nach H. MeckcFs Unterfucliungen in der Diff. von Schalk genauer befchrieben wurden. Da nun aber der Ovi-ductus fich nicht unmittelbar nach aufsen \u00f6ffnet, fo\nl) Le\u00e7ons d\u2019Anat. comp. T. II, p. ?I*.","page":579},{"file":"p0580.txt","language":"de","ocr_de":"580\nblieb es noch immer ftreitig, ob nun auch wirklich die Eier geradezu durch die Afterr\u00fchre ausgeleert w\u00fcrden, oder ob fie'nicht Vielleicht auf irgend eine Weife zuvor in den Kiemenfack tr\u00e4ten, was man , der Analogie mit den Mufcheln zufolge, wohl erwarten konnte. \u25a0. Frei-lieh war dazu nach der bisherigen Kenntnifs der Organisation diefer Thieve nirgends ein Weg zu finden, wenn man nicht annehmen wollte, dafs die durch die Afterr\u00f6hre ausgeftofsenen Eier vielleicht von der Mundr\u00f6hre wieder aufgenommen und fo in den Kiemenfack gef\u00fchrt w\u00fcrden. Dagegen jetzt, nach der Entdeckung einer feit liehen Oeffnung im Kiemenfack, welche lieh nur wenige Linien vom Ausgange des Gviductus entfernt zeigt (T. VIII. F. II. <y. <5), lafst lieh wohl ziemlich ficher annehmen, dafs allerdings die aus dem Oviduct hervor! ret ou len Eier in jene Oeffnung \u00fcbergehen, fich dort eine Zeitlang verweilen und endlich durch die Mundr\u00f6hre ausgeworfen, man k\u00f6nnte hier wohl fagen, ausgehuftet werden. Einen befoudern Beweis f\u00fcr diele Meinung finde ich in der Betrachtung des gr\u00f6fsern Exemplars der von mir unterfuchten Gattung (Fig. I. Tab. VII.), an dem ich jene mit doppelten Klappen verfehene Oeffnung im Kiemenfack yorfand. Hier liegen n\u00e4mlich die Eier ganz befonders um die obere Oeffnung geh\u00e4uft (Tab. VII. Fig. a. c.), was bei der aufrechten Stellung des Thiers wirklich unerkl\u00e4rlich bleibt, fobald man annimmt, dafs die Eier durch die untere Oeffnung herausgetreten w\u00e4ren. Vielmehr deutet die Lagerung der Eier felbft auf ein Herabgleiten am Thierk\u00f6rper, und befonders ift es nicht zu \u00fcber-fehen, dafs die altern anfitzenden Ascidien (Fig. I. A. B, C. D. E.) f\u00e4mmtlich mehr in den untern Gegenden fich befinden. Uebrigens fcheint es mir auch durchaus kein hinreichender Grund gegen meine Vermuthung, dafs die M\u00fcndung des Oviductus etwas weniges von der","page":580},{"file":"p0581.txt","language":"de","ocr_de":"581\nOeffnung des Kiemenfacks entfernt ift, d\u00eet \u00e4hnliche Bildungen in vielen Thieren fich vorfinden, und z. B, in den Fr\u00f6fchen die M\u00fcndung des Oviductus faft einen Zoll weit vorn Ovarium entfernt ift, obfchon nichts deftoweniger hier das Uebergehen der Eier vom Eierftock in den Oviductus keinesweges gel\u00e4ugnet werden kann.\nln dem Moment nun, wo die Eier der Ascidie aus dem Oviductus hervorgehen, fcheint auch das dem Ovarium gegen\u00fcber liegende, drii\u00dfge, hier ebenfalls zuerft befchriebene Organ feine Function auszu\u00fcben, welche wohl kaum eine andere feyn kann als eine befruchtende. Es ift oben der weite Ausf\u00fchrungsgang diefes Organs befchrieben worden , wir fehen denfelben der M\u00fcndung des Oviducts gerade gegen\u00fcber (T. VIII. F. II. I y )-, und es l\u00e4fst fich daraus alfo f\u00fcglich fchlie-fsen, dal's liier ein gewiffer mit der Gefchlechtsfunctiou in Beziehung ftehender Stoff ausgefchieden werden miiffe, von dem folglich nur zweifelhaft bleiben w\u00fcrde, ob er blol\u2019s befruchtend Wirke, oder nicht auch einen gewiffen Theil des Eies eonftituire? Am wahrfchein-lichften ift es mir, dafs beides Statt finde, und zwar aus folgenden Gr\u00fcnden. Vergleichen wir die Eierchen, deren Conglom\u00e9rat das Ovarium bildet, mit denen, welche wir auf der Oberfl\u00e4che des alten Thiers angeheftet fehen, l'o finden wir die im Eierftock nur als kleine bl\u00e4uliche oder gr\u00fcnliche K\u00f6rnchen von der Gr\u00f6fse eines Stecknadelknopfs, da hingegen die an der Oberfl\u00e4che anfitzenden zwar \u00e4hnliche K\u00f6rperchen enthalten, diefe aber dort f\u00e4mmtlich noch mit einem weichen gallertartigen Ueberzuge bedeckt find, aus dem fich, wie wir fp\u00e4ter fehen werden, die lederartige Schale, fo wie aus dem dunkeln K\u00f6rperchen der Muskelfack mit den Eingcweiden entwickelt. Wodurch aber tollten die Eierchen jenen Ueberzug erhalten, wenn es\ni","page":581},{"file":"p0582.txt","language":"de","ocr_de":"582\nnicht durch den von jenem hodenartigen Organe abge-fonderten Stoff gefch\u00e4he ? \u2014 Es werden daher nach meiner Meinung die Eier w\u00e4hrend dem Uebergange aus dem Oviduct in den Kiemenjack von jenem Organe zugleich befruchtet und mit der Gallerth\u00fclle verfehen, verweilen dann einige Zeit in dem Kiemenfacke und werden dann aus geworfen, um, an der \u00e4u\u00dfern Fl\u00e4che des Thiers anfitzend, fich weiter auszubilden. Eine Meinung, die allerdings noch weiterer Best\u00e4tigung bedarf, jedoch, wie ich glaube, durch jene Unterfuchun-gen zu einem ziemlichen Grade von WahrfcheinJichkeit erhoben wird.\nVerfolgen wir jetzt die Entwicklung diefer Eier weiter. Wie gefagt beheben diele aufsen anlitzenden Eier (von denen Tab. VU. Fig. V. eine Gruppe defenders dargeftellt ift) fchon deutlich aus einer weichen durchfcheineuden H\u00fclle (F. V. h*), und einem in der-felben liegenden dunkeln K\u00f6rperchen (1*). Hat fich das Ei nur etwas mehr entwickelt, fo kann man fchon die ganze Geftalt einer jungen Ascidie daran erkennen (T. Vil. F. VII. c.) indem inan fowohl die Mund - (a*) als After- (b*) Oeffnung daran wahrnimmt. Oeffnet man ein folches ganz junges Thier, fo findet man darin den Muskelfack (F. VII. 1.) mit feinen Eingeweiden und beiden Oeffnungen (F. VI!. I. n* p*), allein noch immer von ziemlich dunkler Farbe. So entwickelt fich nun das Thier weiter, die Geftalt wird deutlicher, die \u00e4ufsere H\u00fclle fefter, und der Muskelfack zeigt fich nun wie im ausgewachfenen Thier gegen die Schale von hellerer Farbe (f. F. VIII. E, und 1. fo wie F. III und IV. der VIItenTaf.). Alle j\u00fcngeren Ascidien unterfcheiden fich jedoch von den altern hauptfachlich dadurch, dafs Mund- und After-Oeffnung hier fehr nahe zufammen-ftehen \u25a0(f. die oben angef\u00fchrten Abbildungen), da im erwachfenen Thiere die Entfernung beider Mtindun-","page":582},{"file":"p0583.txt","language":"de","ocr_de":"583\ngen betr\u00e4chtlich ift, fo wie ferner dadurch, dafs die \u00e4ufsere H\u00fclle weit deutlicher den Muskelfack clurch-fchimmern l\u00e4fst, als in altern Individuen ; wobei denn befonders merkw\u00fcrdig ift, dafs viele der kleinern von M\u00fcller, Pallas und Andern abgebildeten Species, ebenfalls in diefen Hinfichten fich von den gr\u00f6fsern , zu denen die hier unterfuchte Art geh\u00f6rt, unterfcheiden , fo dafs demnach auch eine folche gr\u00f6bere Ascidie in ihrer Entwicklung die Bildung der kleinern allerdings zu wiederholen fcheint.\nNoch mufs ich nun einige Worte \u00fcber gewiffe fonclerbare K\u00f6rperchen hinzuf\u00fcgen, welche an meinen gr\u00f6fsern Exemplaren fich hin und wieder unter den Eiern vorfanden. Es find dies n\u00e4mlich fchw\u00e4rzliche hohle K\u00fcgelchen, welche mittelft eines fchvvachen Stiels dem alten Thier anh\u00e4ngen, und mit einer feitlichen Oen'nung verfehen find. (S. Taf. VII. F. I. c* c*, F. V. c* und F. VI.) Oeffnet man ein folches K\u00f6rperchen, fo findet man die H\u00f6hle leer (F. VI, s. s.), und inwendig mit einer weifslichen Haut bekleidet. Die \u00e4ufsere dunkle H\u00fclle ift ziemlich feft und geht allm\u00e4hlich in den kurzen Stiel \u00fcber, welcher F. VI. durch A bezeichnet ift.\nFragt man nach der Bedeutung diefer K\u00f6rperchen, fo wage ich diefeibe zwar nicht mit Gewifsheit zu be-ftimmen, glaube aber doch ihrer Bildung, wie ihrem Vorkommen nach, diefelben f\u00fcr Eier halten zu m\u00fcflen, \u2022welche jenen befruchtenden gallertartigen Ueberzug nicht erhielten, fich demnach auch nicht zu jungen Ascidien ausbilden konnten, fondera als Keime des Muskeliacks und der Eingeweide nackt auf die Oberfl\u00e4che des Mutterthiers ausgeworfen wurden, dort noch kurze Zeit fort vegetirten, und fo in ein krankhaftes Gebild, in eine hohle \u00dflafe ausarteten, an welcher die","page":583},{"file":"p0584.txt","language":"de","ocr_de":"Oeffniing, welche M\u00fcndung des Kiemenfacks werden f\u00fcllte, offen blieb.\nAnlangend nun den innern Bau j\u00fcngerer Individuen, fo weicht dieler aufserordentlich vom Bau der ausge-wachfenen ab. Oeffnet man n\u00e4mlich den Muskelfack (welcher bei allen j\u00fcngern Thieren ebenfalls gar nicht die ftark muskul\u00f6fe Struct ur zeigt wie bei altern) eines Thieresvon derGr\u00f6fse, wie es die VIH. Fig.d. VII. Taf. zeigt, fo trifft man faft nichts als einen dreimal gebotenen Darmkanal, welcher von tier Mund\u00f6ffnung gegen die After\u00f6ffnung ganz frei verl\u00e4uft, und nur an feinem Anf\u00e4nge, fo wie in der Mitte zwei Erweiterungen bemerken l\u00e4fst (f. d. vergr\u00f6fserte Abbildung T. VIII. F. VIII; 8- I ft dig nat\u00fcrl. Gr.). Die oberfte, nur wenig gr\u00f6fsere dieler Erweiterungen zeigt innerlich mehrere 14'ngenfalten (T. VIII. F. VIII. v *), und ift diejenige, welche fp\u00e4ter zum Kiemenfack lieh ausbildet, und an Weite immer mehr und mehr zunimmt; die mittlere hingegen zeigt ebenfalls viele, aber feinere L\u00e4ngenfalten, pnd (liefe ift es, welche die Bedeutung des Magens erh\u00e4lt (T. VIII. F. VIII. &\u25a0\tBeide H\u00f6hlen ent-\nwickeln fich alfo nur allm\u00e4hlich aus einem in den fr\u00fch-ften Bildungsperioden wahrfcheinlich ganz gleichf\u00f6rmigen Darmkanale, und weichen doch fp\u00e4ter in allen Hinfichten fo betr\u00e4chtlich aus einander! gewifs phy-fiologifch betrachtet fehr intereffant, befonders da eine Hohle fp\u00e4ter der Refpiration , die andere der Digeftion behimmt wird. Oeffnen wir jetzt den Muskelfack eines etwas altern Individuums (etwa wie das T. VIII. F. VI. dargeitekte), fo finden wir nun den Kiemenfack verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig fchon bei weitem ger\u00e4umiger, allein immer noch von ganz anderer Befc baffen he il als im aus-gewachfenen Thier. Seine W\u00e4nde n\u00e4mlich find um vieles ft\u00e4rker, obfehon immer lehr weich, die Klappen an der Mund\u00f6ffnung find noch nicht beltimmt ausge-","page":584},{"file":"p0585.txt","language":"de","ocr_de":"585\nbildet, die L\u00e4ngenfalten in geringerer Anzahl vorhanden (f. F. VI- v*. v*.), und obfohon der Eingang zur Speifer\u00f6hre fehr deutlich wahrzunehmen ift (dafelbft w*), fo habe ich doch die feitliche \u00d6ffnung des Kie-menfacks hier noch nicht wahrnehmen k\u00f6nnen, fo dafs ich glauben mufs, dafs auch diefe nur Product fp\u00e4terer Bildung fey. Anlangend den Darmkanal, fo liegt diefer jetzt nicht mehr io ganz frei, fondera in einem lockern Zellgewebe, welches zugleich ringsum den Kie-menfack an den Muskellack heftet. Lin daher den Darmkanal auf feiner jetzigen Entwicklungshilfe genauer zu unterfuchen, und eben fo auch die Keime der Gefchlechtsorgane freier beobachten zu k\u00f6nnen, entfernte ich jetzt aus einem nur wenig gr\u00f6fsern Exemplare den Kiemenfack g\u00e4nzlich (T. VIII. F. EL), und konnte nun deutlich wahrnehmen, dafs obfehon, wie gefagt, der Dannkanal faft \u00fcberall mittelft eines lockern Zellgewebes an die innere Wand des Muskelfacks, geheftet war, doch auch hier immer noch, fo wie bei j\u00fcngern Individuen, jenes Organ, welches ich feiner Lage und Geftalt nach als Leber betrachten mniste, g\u00e4nzlich vermi\u00dft werde, wovon man ficii \u00fcberzeugen wird, wenn man die VIII. und XI. Fig, mit der i. feig-auf der VIII. Taf. vergleicht. Auch diefe ipatere A usbildung der Leber aber, mufs dem Phyfiologen febr m-tereffant feyn, indem fie nicht nur inlbfern ganz folgerichtig erfcheint, als auch in tiefem Thiergattungen em folches Organ nicht vorkommt, fondera auch dadurch merkw\u00fcrdig wird, dafs nach den Unterfilchungen anderer Naturforfcher felbft in fo vielen andern Arten von Ascidien ein folches Organ durenaus nicht gefunden wird.\nEben fo merkw\u00fcrdig find nun auch die Keime der Gefchlechtsorgane durch ihre Abweichungen von der Form derfelben im ausgebildetem TI hier. N\u00e4mlich an-","page":585},{"file":"p0586.txt","language":"de","ocr_de":"586\nftatt des Ovariums fowohl, als auch des hodenartigen Organs findet fich zu beiden Seiten der Afterr\u00f6hre ein doppeltes Gef\u00e4fs vor, davon jedes Paar nach hinten in einen B\u00fcfchel, wie es fcheint, blinder Anh\u00e4nge fich endigt. (Manfieht T. VIII. F. XL bei w die beiden Ge-f\u00e4fse, welche an der Stelle liegen, wo k\u00fcnftig Ovarium und Oviductus entftehen f\u00fcllen, nebft ihren biifchelf\u00f6r-migen Endigungen w * ; bei x hingegen das Gef\u00e4fspaar, welches die Stelle des hodenartigen Organs einnimmt, ebenfalls nebft feinen Endigungen in x *). Es wird daher wahrfcheinlich, dafs die M\u00fcndungen diefer Ge-f\u00e4lse allm\u00e4hlich zufammenfliefsen, und fo theils den Oviduct, theils den Ausf\u00fchrungsgang des hodenartigen Organs bilden.\nDer Darmkanal endigte fich hier wie im ausge-wachfenen Thier in der N\u00e4he der Afterr\u00f6hre, und fancl fich ziemlich ftark von dunkeln Excrementen angefiillt (T. VIII. F. XL 7i- A- %\u2022), der Magen aber immer noch fo, wie ich ihn fchon in einem jungem Exemplare be-fchrieben habe, fowohl \u00e4ufserlich (ebendaf. 3.) als innerlich (F. VII. & *) feiner L\u00e4nge nach zart gefaltet.\nVon der H\u00f6hle des fogenannten Herzens habe ich bei fo jungen Exemplaren, trotz aller M\u00fche, keine Spur finden k\u00f6nnen; der Nervenknoten zwifchen beiden M\u00fcndungen hingegen liefs fich auch hier, nebft feinen Aelten, welche er zu beiden M\u00fcndungen abgiebt, fehr wohl darftellen (T. VIII. F. XL \\p.).\nNoch kann ich hier eine Bemerkung nicht ver-fchweigen, welche f\u00fcr die Phyfiologie diefer Thiere, und zumal der j\u00fcngern, nicht ohne Wichtigkeit zu feyn fcheint, indem es dadurch wahrfcheinlich wird, dafs der Kiemenfack, welcher, wie wir Iahen, nur allm\u00e4hlich aus dem Darmkanal fich entwickelt, fr\u00fcher auch wirklich die Function eines Magens aus be. N\u00e4mlich als ich eine der kleinern Ascidien, welche fchon \u00e4ufser-","page":586},{"file":"p0587.txt","language":"de","ocr_de":"587\nlieh durch die Entfernung ihrer beiden M\u00fcndungen fich auszeichnete (T. VIII. F. X.), er\u00f6ffnete, fand ich in ihrem Kiemenfack einen kleinen Tafchenkrebs, welcher diele ganze H\u00f6hle ausf\u00fcllte, und deffen eine Schpere fo wie einige F\u00fcfse bereits confumirt zu feyn fchienen (T. VIII. F.IX.)1\u2014 W\u00fcrdenundurchmehrereBeobach-tuitgen eine \u00e4hnliche Function des Kiemenfacks w\u00e4hrend den fr\u00fchem L. hensperioden diefer Thiere noch weiter beft\u00e4tigt, fo w\u00fcrde dadurch der Mangel der Seiten\u00f6ff-nung am Kiemenfack in diefer Zeit lehr verft\u00e4ndlich werden, indem jetzt weder die Gefchlechtsfunction in Th\u00e4tigkeit treten, noch der Kiemenfack fo vollkommen uem A'hmungsgefih\u00e4ft vorftehen kann, als fp\u00e4ter-hin, folglich auch jener Seiten\u00f6ffnung, welche eben mit diefer Function in enger Beziehung 2u ftehen fcheint, noch keinesweges bedarf.\nWas nun endlich die Art und Weife der verfchie-denen Lebensverrichtungen im vollkommen ausgebildeten Thiere betrifft, fo haben wir dar\u00fcber allerdings noch bei weitern nicht eine fo vollft\u00e4ndige Erfahrung als wohl zu wiinfehen w\u00e4re, doch will ich hier noch das Wichtigfte von dem, was ich in den Schriften der Naturfovfcher hier\u00fcber auffinden konnte, mittheilen. Am bekannteften find die abwechfelnden Ausdehnungen und Zulammenziehungen ihres K\u00f6rpers, deren bereits von Arifioceles Erw\u00e4hnung gefchieht. Man weifs, dafs die Ascidien in der Diaftole Waffer einziehen, und dafielbe in der Syftole und zwar durch beide Oeffnungen 1 ) wieder von fich geben. Man hat diefgs\nl) Bohad\u00dfh (\u00fcber einige minder bekannte Seethiere) erw\u00e4hnt nach Ba\u00dfer das Ansfpritzen aus beiden M\u00fcndungen, Auch ift eine Ascidie bereits von Rondelet, das Waffer aus beiden M\u00fcndungen ausfpriuend, abgebildet worden.","page":587},{"file":"p0588.txt","language":"de","ocr_de":"588\nals ihre Refpirationsbewegung betrachtet, und ficher nicht mit Unrecht; allein ob cfiffe Refpirationsbewegung nicht auch zugleich der Ern\u00e4hrung diene, und welchen Weg Ras eingel'chluckte Waller durch den K\u00f6rper zur\u00fccklege, \u00ab.tiefes verdient allerdings noch eine befondere Betrachtung.\nWas zuv\u00fcrderft die Ern\u00e4hrungsweife des Thieres anbelangt, fo fcheint aus der oben mitgelheilten Bemerkung allerdings zu erhellen, dais j\u00fcngere Ascidien, bei denen der Kiemenfack noch von dickem W\u00e4nden, und gleichfam als eine Art V ormagen erfcheint, folide Nahrung, kleinere Thiere z. B., zu fich zu nehmen imStande find, eine Meinung, ciie noch durch die betr\u00e4chtliche Anf\u00fcllung des Dannkanals mit Excrementen beft\u00e4tigt wird. Ob aber auch bei altern Thieren, wo der Kiemenfack fo \u00e4ufserf: zart und leicht zerreifs-licli ift, noch eine \u00e4hnliche Ern\u00e4hrungsweife Statt finde, zumal da hier nun wohl gar jenes Organ von Zeit zu Zeit als Eierbeh\u00e4lter dient, ili: wohl mit Recht zu bezweifeln, und ich bin daher der Meinung, clafs fp\u00e4ter-hin diele Thiere fich wohl, wie fo viele andere Seege-fch\u00f6pfe einzig und allein aus dem Meerwaffer ielbft ern\u00e4hren, indem bei dem Aufenthalt deffelhen jm Kiemenfack die n\u00e4hrenden Theilchen entweder durch feinere Gef\u00e4fschen des Kiemenfacks felbft dem Thiere angeeignet, oder wohl auch durch die Speife-r\u00f6hre als gleichfam durch ein gr\u00f6fseres Chylusgef\u00e4fs, aufrefaugt werden k\u00f6nnten. Weuigftens fand ich in tien gr\u00fcfsern Thieren den Magen ganz leer, und nur im Darmkanal einige feftere Excremente (T. VIII. F. IV.**), die wohl aber auch Product der Leber feyn k\u00f6nnten, und dann dem Meconium des F\u00f6tus zu vergleichen w\u00e4ren.\nEine\ni) M. f. GavoUni Pilaazanthiere des Mittelmeers S. 6.","page":588},{"file":"p0589.txt","language":"de","ocr_de":"589\nEine andere ftreitige Frage betraf noch den Ein -und Austritt des Wallers bei diefem Thierk\u00f6rper. Da n\u00e4mlich, wie bereits oben erw\u00e4hnt, diele Thiere das eingefaugte Waffer durch beide M\u00fcndungen von fich fpritzen , fo war man, fo lange jene feitliohe Oeffnung des Kiemenfacks \u00fcberfehoii wurde, durchaus anzunehmen gen\u00f6thigt, dal's das eingefaugte W ffer zur H\u00e4lfte durch den Darmkanal hindurohltr\u00f6men muffe, um durch die Afterr\u00f6hre ausgeleert zu werden; eine Annahme, bei welcher doch die Dauungsfunction des Darmkanals kaum als m\u00f6glich zu denken war, noch weit weniger aber erkl\u00e4rt werden konnte, auf welche Weife iich ohnerachtet diefes fteten Hindurchftr\u00f6mens von VVaf-fer fefte Excremente im Darmkanal bilden k\u00f6nnten. Nach der Auffindung der befchrieheuen feitlichen Oeffnung des Kiemenfacks ift nun aber auch jene Athmun.gs-bewegung leichter zu erkl\u00e4ren, until man lieht ein, wie das Ein- und Ausfti\u00f6rnen ties Wallers liier fait auf eine, gleiche Weife Statt linden k\u00f6nne, wie etwa in den Fifchen, wo auch das Waffer nur in tien Anfang des Dannkanals gelangt, und dann durch Seiten-M n funken zwifchen den Kiemenbl\u00e4ttern wieder ausgeleert wird.\nWas das Empfindungsverm\u00f6gen diefer Thiere anbelangt, fo find dar\u00fcber zumal noch fehr wenige, und nur ziemlich rohe Verlache bekannt geworden, welche fich fait einzig auf die Beobachtung befchr\u00e4nken, dafs die Ascidie auf das Stechen mit einer Nadel lieh zu-fammenkr\u00fcmme, und zwar dann befonders ftark, wenn durch den Stich die obere Gegend des K\u00f6rpers (ailo <lie wo der Nervenknoten zwifchen beiden M\u00fcndungen liegt) getroffen wird 1 ); eine Bemerkung, wodurch man\nQ q\ni) S. Bohadfch a. a. O. S. I\u00eeS. M, d. Archiv. II. 4>","page":589},{"file":"p0590.txt","language":"de","ocr_de":"590\nzuerft lieh davon \u00fcberzeugte, dafs da, wo mehrere Ascl-clien aufeinander und an einander fitzen, denfelben doch durchaus kein gemeinfehaftliches Leben zugefehrieben werden d\u00fcrfe, indem jede Reizung immer nur das Thier, welches eben davon getroffen wurde, afficirte. Dafs indefs diefe fonder baren Geich\u00f6pfe noch zu vielen andern gewifs phyliologifch h\u00f6chit intereffanten Ver-fuchen und Beobachtungen Gelegenheit geben k\u00f6nnten, glaube ich durch die Unterfuchungen\u2019, welche ich hiermit befchliefse, hinreichend gezeigt zu haben, und w\u00fcrden nun durch vorliegende Abhandlung, Naturfor-fcher, denen hierzu die Gelegenheit nicht verfagt ilt, angeregt, die Arbeiten \u00fcber dielen Gegenstand fortzufetzen, fo hielte ich auch die aufgewendete Zeit und M\u00fche f\u00fcr angenehm und hinl\u00e4nglich vergolten.\nIII.\nUeber die vordem runden Mutterbander in Saugthieren.\nVon\nDr- C. L. Nitzsch, ProfetTor zu Halle.\nUnter mehreren fch\u00e4tzbaren Beobachtungen, welche \u25a0der verdiente Rudolplii in einer beiondern _ Schrift \u00fcber die Hy\u00e4ne *) bekannt gemacht hat, befindet ficht auch die Wahrnehmung eines, von den Fiedermausfl\u00fcgeln des Fruchthauers zum Zwerchfell hin gehenden B\u00e4nderpaares, welches in der angef\u00fchrten Schrift abgebildet, und mit Erw\u00e4hnung der bekannten runden Mut-\n, i) Spicilegium obfervatioinun anatomicarum de Hyaena. Bera-lini 18 ii.","page":590}],"identifier":"lit14048","issued":"1816","language":"de","pages":"569-590","startpages":"569","title":"Beitr\u00e4ge zur Anatomie und Physiologie der Seescheiden (Ascidiae)","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:19:11.210670+00:00"}

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