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{"created":"2022-01-31T16:15:00.103167+00:00","id":"lit14064","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Nysten, C. H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 2: 648-658","fulltext":[{"file":"p0648.txt","language":"de","ocr_de":"<548\n3)\tSalpeterf\u00e4ure bildet lie ebenfalls in Harnf\u00e4ure um,\n4)\tIn einer falpeterfauren Silberaufl\u00f6fung zerlaffen erh\u00e4lt die rofenfarbne S\u00e4ure nach Verlauf einigerStunden eine graubraune Farbe, und nach 24 Stunden wird lie dunkelgr\u00fcn.\nMit der Harnf\u00e4ure tbeilt lie diefe Eigenfchaft bis auf einen gewiffen Grad.\nAbgefehen von der Farbe und der Einwirkung der Schwefe!f\u00e4ure und fchwefligen S\u00e4ure, unterfcheidet lieh die rofenfarbne S\u00e4ure nicht viel von der Harnf\u00e4ure. In dem Uebergange von einer S\u00e4ure zur andern macht alfo die Natur keinen Sprung.\n7) Unterfuchung verfchiedner Harnarten. Von C. H. Nyften. (Aus deffen Recherches de Phy-fiologie et de Chimie pathologiques, \u00e0. Paris igii, p. 240 \u2014 265.)\nVor einigen Jahren unterfuchte ich mehrmals den Harn von Kranken, die an regelm\u00e4fsiger entz\u00fcndlicher Gicht litten, und fand immer Berthollct\u2019s Beobachtung, dafs derlei be am Ende des Anfalles bedeutend fauer fey, beit\u00e4tigt. Der anfehn\u00fcche ziegelfarbne Bodenfatz enthielt eine bedeutende Menge Harnf\u00e4ure, thierifche Subftanz, und wenig phosphorfauren Kalk. Indefs fand in Hinficht auf die S\u00e4ure diefes Harns zwifeben demfelben im Anf\u00e4nge und am Ende des Anfalles zwar ein grofser, aber doch nur ein gradweifer Unterfchied Statt, indem er auch im Anf\u00e4nge etwas fauer war. Dagegen fand ich, und gewifs mehrere Aerzte, den Harn bei mehrern chronifchen Leiden der Harnwerkzeuge lehr aromoniakalifch, zugleich dick, z\u00e4he, fehr fchwer durchzufeilien, den weifsen flockigen Bodenfatz gew\u00f6hnlich h\u00f6chft \u00fcbelriechend und aus einem reichlichen Antheil thierifcher Subftanz, phos-phorfaurer Ammoniakmagnefia und etwas phosphorfaurem Kalk gebildet. Aufserdem habe ich vorzugsweife den fogenannten entz\u00fcndlichen, den nerv\u00f6fen Harn, den tr\u00fcben, welcher in mehrern chronifchen Krankheiten, befonders der Wafferfucht gelaffen wird, und, um einen genauem","page":648},{"file":"p0649.txt","language":"de","ocr_de":"Maafsftab zu haben, auch den gefunden Harn unter ver-fchiednen Bedingungen unterfucht.\nI. Gefunder Verdauungsharn (Urina fanguinis). Diefer Harn, deffen Abfonderung durch keine ungew\u00f6hnlichen Bedingungen abge\u00e4ndert war, wurde mehrere Stunden nach einer gew\u00f6hnlichen Mahlzeit gelaffen, war citrongelb, hatte den gew\u00f6hnlichen Harngeruch und r\u00f6thete die Lack-mustinctur. Nach einigen Stunden warnoch keinNieder-fchlag von Harnf\u00e4ure erfolgt. Kin Litre (1/17 (du0 wurde in einem Piatinatiegel bis zu dem Grade verdampft, bei welchem der Harnftoff nicht zerfetzt wird, wobei lieh keine Eiweifsllocken abfonderten. Der R\u00fcckftand von 40 Grammen (lUnz. 2 Dr. 2 Ser.) wurde in einem Trichter, in deffen Spitze lieh etwas Baumwolle befand, gethan, und vier bis f\u00fcnf Tage lang an der feuchten Luit gelaffen, wobei lieh eine fehr braune, fyrupartige Fi\u00fcfiigkeit abfonderte, die lieh, mit Salpeterf\u00e4ure behandelt, zu glimmerartigen Kry-ftallen geftaitete. Das Ganze wurde auf ein Filtrum gegof-fen, und bei O R. mit etwas deftillirtem Waller gewaichen, um die \u00fcberfch\u00fcfiige S\u00e4ure und f\u00e4rbende Subftanz des Harns wegzunehmen. Das Waffer hatte eine dunkelrothe Farbe, im h\u00f6ehl\u2019ten Grade den Harngerueh, und enthielt eine, grofse Menge der \u00f6ligen Subftanz, welcher der Harn feine Farbe und feinen Geruch verdankt. Der auf dem Seihwerkzeuge zur\u00fcckgebliebene falpeterfaure Harnftoff hatte eine gelbliche Farbe, und wog getrocknet dreizehn Grammen. (3 Dr. 1 Scr. 8 Gr.)\nDie Saizmaife, welche in dem Trichter nach Abfonderung des an der Luft fl\u00fcflig gewordenen Theiles \u00fcbrig blieb, und die 1,75 Gramme (l Scr. 8 Gr.) wog, wurde vom deftillirieri Waffer zum Theil aufgel\u00f6ft.\nDie fiitrirte Fi\u00fcfiigkeit wurde in vier gleiche Tlieile zerlegt, deren erfter mit dem falpeterfauren Silber einen reichlichen, in Salpeterf\u00e4ure unaufl\u00f6slichen Niederfchlag gab. Auf Zufatz von falzfaurem Baryt zum zweiten entftandein k\u00f6rniger, in Saizf\u00fcure unaufl\u00f6slicher Niederfchlag. Der dritte gab mitKalkwaffer einen unbedeutenden, gallertigen Niederfchlag. Diefe Niederfchl\u00e4ge, welche die An-wefenheit der Salzf\u00e4ure, Schwefelf\u00e4ure und Phosphorf\u00e4ure in Verbindung mit Alkalien in der Fi\u00fcfiigkeit andeuteten, wurden nicht abgeiondert. Der vierte Antheil verlor,","page":649},{"file":"p0650.txt","language":"de","ocr_de":"650\nmit ldeefaurem Ammonium behandelt, feine Durchficli-tigkeit nicht.\nDie im deftiilivten Waffer unaufl\u00f6sliche, aus Harnf\u00e4ure, phosphorfaurer Ammoniakmagnefia, phosphorfaurem Kalk und thierifcliem Stoffe gebildete Subftanz war weifs, und wog X Gramme. (l6 Gr.) Sie wurde in einem Achatm\u00f6vfer mit \u00fcberfch\u00fcffigem Kali gerieben, und davon \u2022/ui\u00bb Theil aufgel\u00f6l\u2019t. W\u00e4hrend der Einwirkung des Kali entwickelte lieh, wegen der Zerfelzung der phosphorfau-rem Ammoniakmagnefia, ein ftarker Ammoniumgeruch. \u2019Das Ganze wurde mit Waffer verd\u00fcnnt und filtrirt. Die f\u00fclvirte Fliiffigke.lt war r\u00f6thlichgelb. Salzf\u00e4ure in Ueber-maafs zugefetzt, fchlug Harnf\u00e4ure nieder, die, getrocknet, 0,5 Gramme (8-j Gr.) wog.\nDie auffchwimmende Fl\u00fcfligkeit mufste die Phosphor-f\u00e4ure enthalten, welche aus der, durch das Kali zerfetzten phosphorfauren Ammoniakmagnefia flammte : auch ent-ftand, nachdem Jie durch Ammonium gef\u00e4ttigt war, auf Zufatz von Kalltwalfer ein Niederfehlag in ihr.\nDer nicht durch das Kali angegriffene Theil der unaufl\u00f6slichen Subftanz konnte nur phosphorfauren Kalk, Magnefia und etwas thierifche Subftanz enthalten, welche gr\u00f6fstentheils durch das Kali weggenommen war. Durch in Ueberrriaafs zugefetzte Salpeterf\u00e4ure wurde lie g\u00e4nzlich auigel\u00f6ft. Ammonium, womit die Fl\u00fcfligkeit gef\u00e4ttigt ward, bewirkte einen Niederfchlag von phosphorfaurem Kalk, der, auf einem Filtrum gefammelt und getrocknet, 0,20 Gramme (3 Gr.) wog. Unvollkommen k oh len-lau res Kali zur Jiltrirten Fl\u00fcfligkeit gefetzt, fchlug eine anfehnliche Menge Magnefia nieder.\nHieraus ergiebt heb , dafs die unterfuclrte Menge des Verdauungsbavues enthielt:\n1)\tSoviel Harn 1\u2019tofF, dafs 13 Grammen ( 3 Drach. I Scr. 8 Gr.) falpeterfaurer Harnftoff gebildet werden konnten.\n2)\tZiemlich viel von der \u00f6ligen Subftanz, welcher der Harn feinen Geruch und Gefelnnack verdankt.\n3)\tSchwefelfaures, falzfaures und phosphorfaures Kali und Ammonium, zufammen 0,75 Grammen (12 Gr.), aufser dem kleinen Antheil von laizlaurom Natron und Ammonium , welche der an der Luft zerfliefsende Harnftoff entzogen hatte.","page":650},{"file":"p0651.txt","language":"de","ocr_de":"651\n4)\tHarnf\u00e4ure 0,50 Grammen. (8 Gr.)\n5)\tPhosphor laufen Kalk 0,20 Gramme. (3 Gr.)\n6)\tPhosphorfaure Ammoniakmagneha) zufammen\n7)\tEinen thierifchen, wahrleheinlichs. 0,30 Gram-\nfchleimigen Stoff\t3 men. (4^ Gr.)\nII. Gefunder Getr\u00e4nksharn (Urina potus). WafCerhell, fait gefchmacklos , r\u00f6theie aber doch die Lackmustinctur etwas. Ein Litre (1,17 <*)\u00ab.) davon wurde in einem Plati-natiegel im Wafferbade verdampft, w\u00e4hrend dem er citron-gelb wurde, und den Harngeruch annahm. Der, Io weit es die Erhaltung des Harnftoffes geftattete, ausgetrocknete H\u00fcckftand wog 5,56 Gramme (I Scr. 3 Gr.), mithin 7Mal weniger als der ll\u00fcckftand des Verdauungsharns. Wie beim vorigen, fonderte lieh von diefem R\u00fcckftande an feuchter Luft eine dicke, braune Fl\u00fcffigkeit, aber in weit geringerer Menge ab. Der Harnftoff wurde durch Salpe-terf\u00e4ure niedergefchlagen. Der gelbliche mit etwas Wafler bei O gewafchene und getrocknete falpeterfaure Harnftoff wog I Gramme. (16 Gr.) Das angewandte Waffer enthielt viel weniger f\u00e4rbende \u00f6lige Subftanz als beim Verdauungsharn. Die auf dem Filtrum nach Abfcheidung des an der Luft zerfloffenen Theiles \u00fcbrigbleibende falzige Maffe wog nur 30 entigrammen (5 Gr.), und wurde durch deftillirtes Waffer auf 12 (3 Gr.) vermindert.\nDie iiltririe Fl\u00fcfligkeit wurde in vier gleiche Theile zerlegt, zum erften falpeteifaures Silber, zum zweiten f\u00e0lzfaurer Baryt, zum dritten Kalk waffer, -zum vierten kleefaures Ammonium gegoffen. Die drei erften Pr\u00fcfung!\u00ab mittel bildeten \u00e4hnliche, aber fch wachere Nieder leidige als bei der vorigen Unterfuchung, das kleefaure Ammonium bewirkte keine Tr\u00fcbung.\nDie zwei Gran der im Waffer unaufl\u00f6slichen Sub-ftanz wurden in einem Achatm\u00f6rfer mit einer anfehn-lichen Menge concentrirter Ka\u00fcatifl\u00f6fung gerieben, die fie zum Theil, unter Entwicklung eines fchw\u00e4chern Ammoniumgeruehes als beim vorigen Verfuche, aufl\u00f6fte. Die Subftanz wurde mit Waffer verd\u00fcnnt und durchge-feihet, durch \u00fcberfch\u00fcflig zugefetzte Salzf\u00e4ure Harnf\u00e4ure niedergefchlagen. Die \u00f6lige Fl\u00fcfligkeit, welche Phos-phorf\u00e4ure aus der durch das Kali bewirkten Zerfetzung\n\\","page":651},{"file":"p0652.txt","language":"de","ocr_de":"653\nder phosphorfauren Ammoniakmagnefia entwickelt, ent-kalten mufste, wurde mit Ammonium gef\u00e4ttigt und daun Kalk waller zugegoffen, wodurch ein weifser Niederfchiag von phospliorfaurem Kalk entftand.\nDer nicht durch das Kali angegriffene Theil der unaufl\u00f6slichen Subftanz wog ungef\u00e4hr 6 Centigr. ( i Gr.) Zuge-fetzte Salpeterf\u00e4ure l\u00fcfte ihn, mit Ausnahme einer geringen Menge thierilcher Subftanz auf. Zur Fl\u00fcffigkeit gegoffe-n.es Ammonium bildete einen hochft unbedeutenden Nie-derfeldag. Er wurde durch das Fiitrum weggefchafft, dann unvollkommen kohlenfaures Kali zugefetzt, wodurch eine leichte Tr\u00fcbung entftand. Die Fl\u00fcfiigkeit enthielt alfo eine lehr geringe Menge Magnefia und phosphorfau-ren Kalk.\nDer Getr\u00e4nksharn enth\u00e4lt daher :\n}) Harnftoff in fo geringer Menge, dafs nur 16 Gr. falpeterfauier Harnftoff gebildet werden konnte, alfo *3 Mal weniger als der Verdauungsharn.\n2)\tViel weniger \u00f6ligen F\u00e4rbeft off.\n3)\tViermal weniger fchwefelfaures,\t, falzfaures,\nphosphorfaures Natron und Ammonium als der vorige Harn.\n4)\tSeohzehnmal weniger Harnf\u00e4ure.\n5)\tUnbefthnmbar kleine Mengen phosphorfauren Kalks, phosphorfaurer Ammoniakmagnefia und thieri-feher Subftanz.\nIII. Nerv'\u00f6fer Harn. Er war faft eben fo durchfich-tig als der vorige, roch nicht ft\u00e4rlcer, r\u00f6thete aber die Lackmustinctur mehr, und wurde in geringer Menge von einem 26j\u00e4hrigen M\u00e4dchen w\u00e4hrend convulllvifcher, I \u2014 3 Stunden dauernder Anf\u00e4lle gelaffen. Nach meh-rern Stunden hatte er eine citrongeibe Farbe angenommen. Ein Litre ( 1,17 Quart) wurde im Marienbade verdun-ftet, wobei fleh keinEiweifs abfonderte, aber die Fl\u00fcfiigkeit dunkler wurde, und lieh ein ftarker Harngeruch entwickelte. Der ll\u00fcckftand von der Verdunftung wog 3 Unz. 16 Gr., der, wie vorher, abgefchiedne Harnftoff bildete etwas \u00fcber I Setup. 12 Gr. falpeterfauren Harnftoff, die Menge der \u00f6iigf\u00e4iLenden Subftanz war weit geringer als beim Getr\u00e4nksharn.\nDie","page":652},{"file":"p0653.txt","language":"de","ocr_de":"653\nDie nach Abfondertmg diefer Beftandtheile auf dem Seihwerkzeuge gebliebnen Subftanzon wogen 0,42 Gramm, (etwas \u00fcber 7 Gran). Der im deftiilirten Waller aufgel\u00f6fte Theil enthielt fchwefelfanre, falzfaure und phosphorfaure Alkalien, die beiden letztem in weit geringerer, dieerftern in gr\u00f6fserer Menge als der Getr\u00e4nksharn, Auch enthielt die Fl\u00fcfligkeit etwas phosphorfauren Kalk, der /ich bei den vorigen Vetfuchen nicht zeigte. Die im Waffer unaufl\u00f6sliche Subftanz war weifs, und wog 0,31 Grammen (5 Gran), die aufl\u00f6slichen Salze daher nicht v\u00f6llig 2 Gran die daraus abgefchiedne Harnf\u00e4ure, die fchw\u00e4cher als bei den beiden erften Arten gef\u00e4rbt war, etwas \u00fcber 2 Gran. Aufserdem diefelben unaufl\u00f6slichen Salze, etwas mehr phosphorfauren Kalk als der Getr\u00e4nksharn, lehr werii\u00ab phosphorfaure Ammoniakmagnefia.\t'\nDer nerv\u00f6fe Harn enthielt daher :\n1)\tHarnftoff genug, um 2,06 Grammen (1 Scr. 13 Gr.) falpeterfauren Harnftoff zu bilden, aifo das Doppelte des Vorigen;\n2)\tviel weniger \u00f6ligen F\u00e4rbeftoff als der Getr\u00e4nksharn ;\n3)\t0,07 Grammen (etwas \u00fcber 1 Gran) weniger fchwefel - falz- und phosphorfaure Salze als der Getr\u00e4nksharn, aber unter diefcn mehr fchwefelfanre Salze,\n4)\tEtwa 0,13 Grammen (2 Gran), alfo viermal weniger Harnf\u00e4ure als der Verdauungsharn.\n5)\tWeit mehr phosphorfauren Kalk als der Getr\u00e4nksharn, aber dreimal weniger als der Verdauungsharn.\n6)\tEtwa 0,I8 Grammen (3 Gr.) phosphorfaure Am-moniakmagnelia und thierii'clie Subftanz , von der erftern h\u00f6chft wenig.\nIV. Entz\u00fcndungsharn, Er war dunkelroth, v\u00f6llig durchlichtig, hatte den gew\u00f6hnlichenHarngernch, r\u00f6thete dieLackmustinctur, und w\u00fcrdevoll einem 23j\u00e4hrigen, an hitziger Bauchfellentz\u00fcndung leidenden und nur wenig harnenden Kranken genommen.\nW\u00e4hrend der Verdunklung eines Decilitres (-J Quart) bildete fich eine eiweifsartige Haut an der Oberfl\u00e4che, und am Ende gerann das Ganze zu einer zitternden Gallert.\nM. d, Archiv II. 4.\tU u","page":653},{"file":"p0654.txt","language":"de","ocr_de":"654\nDiefer, 7,63 Grammen (i Dr. aScr. 12 Gr.) wiegende R\u00fcck-ftand wurde durch Alkohol behandelt, der fleh dunkel-braunroth f\u00e4rbte. Die Alkoholaufl\u00f6fung bis zur Syrups-dicke verdunftet, gerann durch \u00fcberfch\u00fcffig zugefetzte Sal-peterf\u00e4ure zu einer kryftallinifchen Maffe. Der getrocknete falpeterfau re Harnftoff wog 2,13 Grammen (l Scr. 14 Gr.), war ganz von den drei vorigen verfchieden, weifs-, gelblich. Das vom Welchen deffelben \u00fcbrig gebliebne Waffer war orangegelb wie eine Platinaaufl\u00f6fung, und roch wie der \u00f6lige F\u00e4rbeftoff des gew\u00f6hnlichen Harnes. Die Salz- und Eiweifsfubftanz, woraus der Alkohol den Harnftoff abgefchieden hatte, wurde mit deftillirtem Waller verd\u00fcnnt, auf die gew\u00f6hnliche Weife in vier Theile zerlegt und behandelt. Salpeterfaures Silber tr\u00fcbte fie kaum, unftreitig, weil der Alkohol einen Theil der falz-l'auren Salze weggenommen hatte. Kleefaures Ammonium bewirkte keinen merklichenNiederfchlag, dagegen waren die durch falzfauren Baryt und Kalkwaffer erzeugten wenigftens eben fo ftark als die aus dem Verdauungsharn.\nDer im Waffer unaufl\u00f6sliche Antheil wog 0/30 Gramm. (5 Gr.) und mufste aus Harnf\u00e4ure, unaufl\u00f6slichen Salzen, vielem Eiweifs, und etwas Schleim beftehen. Reiben mit Kaliaufi\u00f6fung entwickelte einen merklichen Ammoniumgeruch. In der mit Waffer verd\u00fcnnten und iiltrirten FJ\u00fcf-iigkeit entftand durch Salzf\u00e4ure ein unbeftimmbar kleiner Kiederfch\u2019ag von Harnf\u00e4ure, der \u00fcberdies mit der auf-gel\u00f6ften thierifcben Subftanz verbunden war.\nDer Entz\u00fcndungsbarn enth\u00e4lt alfo :\n1)\tdreimal mehr Harnftoff als der Verdauungsharn;\n2)\tmehr aufl\u00f6sliche Salze, vorz\u00fcglich fchwefel - und phospho*faute Alkalien;\n3)\teine Menge Eiweifs, das im gefunden Harne nicht\nvorkommt.\nDie rothe Farbe des Entz\u00fcndungsharns fcheint von der gr\u00f6fsern Menge Harnftoff und F\u00e4rbeftoff, und der Veifehiedenheit in der F\u00e4rbung deffelben abzuh\u00e4ngen.\nV. Harn eines Wafferf\u00fcchtigen. Diefer unterfcheidet floh vom gefunden nur dann , wenn die Kranken, wie","page":654},{"file":"p0655.txt","language":"de","ocr_de":"655\ngew\u00f6hnlich, wenig harnen, und ift dannroth, tr\u00fcbe, und l\u00e4fst einen reichlichen, bald weifslichen, bald r\u00f6th-lichen Bodenfatz fallen.\nEinen folchen unterfuchte ich von einem 18j\u00e4hrigen, feitmehrernMonaten bauchwaflerf\u00fcchtigenJVl\u00f6nfchen, der h\u00f6chftens 2 Decilitre\u2019s (\u00a3 Quart) in 24Stunden liefs. Der rothe, tr\u00fcbe Harn roch aminoniakalilch, und f\u00e4rbte, dem gem\u00e4fs, das Kurkumapapier r\u00f6thlieh, fch\u00e4utnte nach dem Sch\u00fctteln ftark und lange, liefs in der Ruhe einen weifsen, flockigen Bodenfatz lallen, \u00fcber welchem er hell blieb, und ging \u00e4ufserft fchwer durch das Filtrum.\nDer auf dem Filtrum bleibende R\u00fcckftand war gelblich weifs, mit deftillirtem Waffer gewafchen und ge. trocknet betrug er von I Litre (1,17 Quart) 1,5 Grammen, (l Scr. 4 Gr). Er beftand aus phosphorfaurer Ammoniak-magneiia, phosphorfaurem Kalk und thierifcher Subftanz.\nDer durchgefeihte Harn war fch\u00f6n dunkelroth und ganz durchfichtig, entwickelte beim Verdunften einen ftarken Ammoniumgeruch, w\u00e4hrend lieh nach und nach Eiweifsh\u00e4utehen bildeten, die ich wegzunehmen gen\u00f6lhigt wurde. Gegen das Ende der Verdunftung nahm der Ammoniumgeruch immer mehr zu, mit bedeutender Entwicklung von Ammoniuinblafen, Endlich , als nur noch fehr wenig Fl\u00fcffigkeit \u00fcbrig war, gerann die Subftanz zu einer eiweifs\u00e4hnlichen Maffe, welche mit den weggenoia-menen H\u00e4utchen, 1,85 Grammen (l Scr. 9 Gr.) wog.\nMehrmals zu derfelben gefetzter Alkohol f\u00e4rbte lieh roth. Die gefammelten und zur Syrupsconliftenz eingedickten geiftigen Aull\u00f6fungen wurden mit \u00fcberfch\u00fcflige r Salpeterf\u00e4ure behandelt, wodurch nur einige Flocken, aber keine deutlichen Kryftalle entftanden, und wobei lieh ein deutlicher, dem gew\u00f6hnlichen Harn fehlender Efliggeruch entwickelte. Die Fl\u00fcfiigkeit enthielt daher keinen deutlichen Harnftoff, dagegen mehr F\u00e4rbeftolF als der Verdauungsharn.\nDie nach Einwirkung des Alkohols auf dem Filtrum bleibende Subftanz wurde mit deftillirtem Waffer behandelt, welches lieh durch ein Ueberbleibfel des, mit dem Eivveifs verbundnen F\u00e4rbeftoffes gleichfalls rothbvauu\nVit 2","page":655},{"file":"p0656.txt","language":"de","ocr_de":"656\nf\u00e4rbte. Die gew\u00f6hnlichen, zu der filinnen Aufi\u00f6fung gefetzten Pr\u00fcfungsmittel wiefen viermal mehr falz- und phosphorfaure, und eben fo viel fehwefei fiure Salze nach als im Verdauungsharn, abgefehen von den durch den Alkohol aufgel\u00f6hen falzfauren Salzen.\nDie im deftillirten Waffer unaufl\u00f6sliche Suhftanz wog 94 Grammen (3 Unz. 1 Dr. 4 Gr.). Wegen der Menge Ei weif s konnte die Harnf\u00e4\u00fcre nicht abgefchieclen werden, indem fich das elftere in dem Kali aufgeloft h\u00e4tte, und ich belchr&nkte mich daher auf die Unterfuchung der noch vot-handnen unaufl\u00f6slichen Salze, wozu ich die Suhftanz in einem Platinatiegcl ein\u00e4fcherte. Das, ungeachtet der langen Dauer der Operation mit vieler Kohle vermifchte Erzeugnis der Ein\u00e4fcherung wurde1, um die etwanigen aufl\u00f6s\u00bb liehen Suhftanzen auszufcheiden, mit etwas deftillirteiu Waffer gewafche.n, dann mit Salpeterfdure behandelt. Die liltririe Fl\u00fcffigkeit wurde durch Ammonium milchig, doch war die Menge des aus, vielleicht mit etwas phos-phovfaurer Ammoniakmagneiia vermifchtem, pliosphorfuu-ren Kalk begehenden Niederfchlages nicht zu berechnen,\nDiefe Unter fuchung beweift:\n1)\tdafs das vor der Ausfonderung des Harns entwickelte Ammonium lieh mit der \u00fcberfeh\u00fcfiigen S\u00e4ure verbunden hatte, welche gew\u00f6hnlich den phosphorfauren Kalk und die phosphorfaure Ammoniakmagneiia aufgeloft erh\u00e4lt ;\n2)\tdafs, da diefe beiden Salze von fei lift zu Boden gefallen waren, der fihrirte Harn, wie lieh auch ergab , nur eine kaum merkliche Menge davon enthalten konnte ;\n3)\tdafs die dunkle Farbe von einer weit gr\u00f6fsern Menge F\u00e4rbeftolt herr\u00fclm, die Menge deifelben und der Salze wahrfcheinlich in der bedeutenden Verminderung der Harnabfonderung begr\u00fcndet waren, da, w\u00e4hrend der blofs w\u00e4fferige Theil des Harns fich itn Bauchfelle an h\u00e4uft, lieh in dem ausgeftofsnen Harn nat\u00fcrlich die verh\u00e4ltnils-m\u00e4fsige Menge feiner Beh\u00e4nd tlieile vermehrt '\n4)\tdafs durch den Aufenthalt im K\u00f6rper der Harn\u00bb ftoff lieh zerfetzt und wahrfcheinlich in Ammonium und Efiigf\u00e4ure verwandelt Laue,","page":656},{"file":"p0657.txt","language":"de","ocr_de":"657\nOb die Menge Eiweifs von c!er Wafferfucht oder einem hefondern Zuftande der Nieren abhing, ift ungewifs. .Das letztere wird durch die Eiweifstnenge in dem zuletzt unterfuchien Harn wahrfcheinlicli, da der Zoftand der Nieren durch Peritonitis auf \u00e4hnliche Weife als durch Ascites umge\u00e4ndert werden kann *). Ift dies , fo w\u00fcrde der Eiweifsgehalt des Entz\u00fcndungsharas nach dem Sitze der Entz\u00fcndung variiren.\nDer Harn, welcher bei, in einem \u00f6rtlichen Fahler begr\u00fcndeter und oft mit Gelhfucht verbundner Wafferfucht gelal'Cen wird, enth\u00e4lt oft einen rothgelbenNiederfclilag. In \u00bbliefern habe ich, aufser Harnf\u00e4ure, phosphorfauret-Aminoniakmagnefia, phosphorfaurem Kalk, eine harzige gr\u00fcne Suhftanz gefunden, was mit Herrn Clarion\u2019s Unter-fiiehungen \u00fcber den Harn der G\u00e9lbf\u00fcchtigeu \u00fcberein-ftimint.\nAus den vorftehenden Unterfuchimgen erglebt lieh :\n1)\tDer Getr\u00e4nksharn weicht vom Verdaunngsham hanptf\u00e4chlich nur durch die Verbreitung feiner Ileftand-tiieile in einer weit gr\u00f6fsern Waffermenge ab, und enth\u00e4lt verh\u00e4ltnifsni\u00e4fsig weniger ph\u00f6sphorfaure Ammoniak-magnclia und pbosphorfauren Kalk als aufl\u00f6sliche Salze.\n2)\tDev nerv\u00f6fe Harn \u00e4hnelt zwar dem Getr\u00e4nksharn fehr, doch enthielt der tmterfuchte verbaltnifsm\u00e4fsig weniger Fdrbeftoff und. aufl\u00f6sliche Salze, mehr Harnftoff, Harnf\u00e4ure und unaufl\u00f6sliche Salze.\n3)\tDer Entz\u00fcnde ngsharn variirt unftreitig nach dem Sitze der Entz\u00fcndung und der abgefonderten Menge. Der fparfam abgefonderte, welchen ich muerCuchte, enthielt viel Harnftoff, Salze und Eiweifs, woraus lieh fchlte-fsen Eilst, dafs der Harn wenigftens in der Peritonitis eiweifshaltig wird. Die K\u00fcthe r\u00fchrt unltreitig von einer Ab\u00e4nderung der F\u00e4rbefubftanz her.\n4)\tDer tr\u00fcbe Harn der wenig harnenden Wafferfueh-tigen ift ammoniakalifch, enth\u00e4lt Efligf\u00e4ure und wenig\nt) TheUs ift die Vermuthung unwahrfcheinlieb, tbeils wird fie durch andre Unterfuchungen widerlegt. S. namentlich diefes\nArchiv Bd. 1. H. 2.\tAf.","page":657},{"file":"p0658.txt","language":"de","ocr_de":"HarnfiofF, Ungeachtetfeines concentrirtenZuftandes. Die Entwicklung des Ammoniums durch die Zerfetzung des HarnftofFes veruri'acht den Niederfchlag der in reichlicher Menge vorhandnen und den Harn tr\u00fcbenden phosphor-fauren Salze. Er enth\u00e4lt eine Menge fchwefel - falz- und phosphorfaure Alkalien , viel F\u00e4rbcftofF und Eiweifs.\nUm genau die Beziehung zwilchen der chemifchen Befchaffcnhcit des Harns und den Krankheiten auszumit-teln, ro\u00fcfste man den Harn mehrerer, an derfclben Krankheit leidender Perfonen im Anf\u00e4nge, der H\u00f6he und am Ende der Krankheit, vorz\u00fcglich den Harn von Fieberkranken, an verfchiednen Entz\u00fcndungen und Nervenkrankheiten leidenden, unterhielten. Der diabetifche und frichtifehe Harn iffc am heften bekannt, doch ra\u00fcfste man auch den letztem noch in Beziehung auf den Gehalt von phosphoii\u00e4uremKalk unterfuchen, um auszumitteln, ob, nach Berthollet's Meinung, weuigftens bisweilen der-felbe die Uvfache der Gichtfehmerzen ift.\nEben fo inufs auch der Harn in der Rachitis und faft in allen chronifchen Krankheiten nnterfneht werden.\nVorz\u00fcglich zu ber\u00fceklicbligende Punkte w\u00fcrden hiebei fe yn :\nt) die fpccififche Schwere; 2) die fauve oder alka-]iCelie Befihalieriheil ; 3) der Gehalt an a) Harnftoff; i>) dem \u00f6ligen F\u00e4rbefiofl j c) alkalilchen Salzen ; d) Harn-kiure; e) phosnhorfaurer Ammoniakinagneha ; f) phos-phorfaurem Kalk; g) Schleim und Eiweifs.\n8. iV. Henry \u00fcber den diabetifchenHarn. (Aus den med. chir,Transact. Vol. II. p. 119 1\u2014 1 37-)\nBei der Unterfuchung des diahetifchen Harns lind einige wichtige und wirklich genauer beftiminbare U111-ft\u00e4nde nicht mit geh\u00f6riger Genauigkeit ausgemittelt worden. Da icli k\u00fcrzlich bei zwei eignen und einigen Kranit. n anderer Aerzte Gelegenheit zu Unterfuchungen hatte, fo benutzte ich lie theils zu diefem Behuf, theils um leichtem Pi\u00fcfungsmittel als die bisherigen aufzufinden, aus welchen lieh die Anwefenheit der Krankheit und die","page":658}],"identifier":"lit14064","issued":"1816","language":"de","pages":"648-658","startpages":"648","title":"Untersuchungen verschiedener Harnarten: Aus dessen Recherches de physiologie et de Chimie pathologiques, Paris 1811, p. 240-265","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:15:00.103173+00:00"}