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{"created":"2022-01-31T16:15:22.998332+00:00","id":"lit14065","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Henry, W.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 2: 658-666","fulltext":[{"file":"p0658.txt","language":"de","ocr_de":"HarnftofF, unbeachtet feines eon cnn triften Zu ftand e s. Die Entwicklung des Ammoniums durch die Zerfetzung des HarnftofFes verurfaclit den Niederfchlag der in reichlicher Menge vorhandnen und den Harn tr\u00fcbenden phosphor-fauren Salze. Er enth\u00e4lt eine Menge fchwefel - falz - und phosphorfaure Alkalien , viel F\u00e4rbeftofF und Eiweifs.\nUm genau die Beziehung zwifchen der cheinifchen Befchaff\u00e9nheit des Harns und den Krankheiten auszumit-teln, m\u00fcfste man den Harn mehrerer, an derleihen Krankheit leidender PerFonen im Anf\u00e4nge, der H\u00f6he und am Ende der Krankheit, vorz\u00fcglich den Harn von Fieberkranken, an verfchiednen Entz\u00fcndungen und Nervenkrankheiten leidenden, unterhielten. Der diabetifche und gichtifeite Harn ift am heften bekannt, doch m\u00fcfste man auch den letztem noch in Beziehung auf den Gehalt von phosphoiiaurem Kalk unterfuchen, um auszumitteln, ob, nach Bert hallet's Meinung, wenigftens bisweilen der-felbe die Ur Tache der Gichtfchmerzen ift.\nEben fo mufs auch der Harn in der Rachitis und faft in allen chronifchen Krankheiten nntei ftichi werden.\nVorz\u00fcglich zu her\u00fceklichtigende Punkte w\u00fcrden hiebei fe) n :\ni) die fpeetfifebe Schwere; 2) die fauve oder afka-lifche Beleb,dfenheil ;\t3) der Gehalt an a) Ilarnft\u00f6ff;\ni>) dem eiligen F\u00e4rhefloft} c) alkalileheii Salzen 5 d)Harn-Piure; e) phosrihorfaurer Ammomakvnagnefia ; f) phos-phorfaurem Kalk ; g) Schleim und Eiweifs.\n8. V/. Henry aber den diabetifchenHarn. (Aus den med. chir. Transact. Vol. II. p. 119 1\u2014 *37-)\nBei der Unterfuchung des diahetifchen Harns find einige wichtige und wirklich genauer beftinnnbare Utn-ft\u00e4nde nicht mit geh\u00f6riger Genauigkeit ausgemittelt worden. Da iclt k\u00fcrzlieh bei zwei eignen und einigen Kranit. n anderer Aerzte Gelegenheit zu Unterfuchungen hatte, fo benutzte ich he tlieils zu diefem Behuf, theils um leicli-tcie Pt \u00fcfungsmittel als die bisherigen aufzufinden, aus welchen lieh die Anwefenlieit der Krankheit und die","page":658},{"file":"p0659.txt","language":"de","ocr_de":"Ab\u00e4nderung derfelben durch Di\u00e4t und Arzneimittel ergeben k\u00f6nnte.\nI. Specififche Schwere und V erh\u00e4lt ni fr der festen Beftkndtheile des diahetifchcn Harns.\na)\tDie fpeclfifehe Schwere wurde von einigen der beften Schriftfteller, Cruikfhank, Nicolas, Gueudeville und Th\u00e9nard nicht unterfucht. In IO F\u00e4llen fand ich lie nie unter ioa\u00df. nie \u00fcber 1040 : IOOO Waffer bei 6o\u00b0 Fahr., was mit Boftock's, Daltons und Watt\u2019s Refuhaten nahe \u00fcbereinkonnnt. Die fpecififche Schwere halte ich f\u00fcr ein fehr gutes Pr\u00fcfungsmittel, fowohi f\u00fcr die Anwefeuheit als f\u00fcr den Grad der Krankheit, indem ich felbft den con-centrirteften gefunden Morgenharn von verfchiednen Menfelien nie \u00fcber 1020 fand. Auch wird diefer den Tag \u00fcber bedeutend leichter, w\u00e4hrend der diabetifche Harn faft unver\u00e4ndert bleibt. Durch Anwendung einer Wafferwaage l\u00e4fst lieh die fpecilifche Schwere felbft von ganz Unerfahrnen augenblicklich ausmitleln.\nb)\tUeber die feiten Beftandtheile weichen die Anga-\nben aufserordentlich ab , indem lieh theils wirklich Verleb iedenheiten finden, theils der Grad der Verdampfung deren erzeugt. Fin Fall von Cruikfhank feheint das Maximum zu feyn, indem lie liier des Harns bildeten. Boftock erhielt in einem andern (Mem. of the med. foc. Vol. VI. p. 240 ) -J- eines dicken Syrups, Nicolas und Gueudeville (An. de ebim. T. 44. p. 59.) groben Zuckers ; Th\u00e9nard (Ebend. T. 59. p. 47.)\t\u2014 -*\u00a3. Nach diefer Methode\nift es immer fchwer zu einer genauen Vergleichung zwilchen dem Harn verfchiedner Perfoncn und derfelben Perfon in verfchiednen Stadien zu gelangen : ich verfuchte daher durch eine Reihe genauer Verfuche die Menge des Extract ivftolfes mit dem lieberen Merkmale der fpec. Schwere zu verbinden. Die hiernach entworfene Tabelle liefert auf einen Blick die Menge fefter Sabftanzen im diabeti-fchen Harn von 1025 \u2014 1050 fpec. Schwere, und es ift leicht, lie nach beiden Richtungen \u00fcber diefe beiden hier gefetzten Extreme auszudehnen. Der Harn wurde immer durch eine Dampfbadw\u00e4rme verdunftet, bis er nichts mehr an Gewicht verlor, und ein beim Erkalten v\u00f6llig feftvver-dendes Extract \u00fcbrig blieb.","page":659},{"file":"p0660.txt","language":"de","ocr_de":"660\nTabelle,\nSpeci\u00c4fchc Schwere.\n/\t/\tw\t\t\t\tFefter Gehalt\nAach Graden\tVergleich, mit\tin einem Wein*\nund jV von\t1000 Theilenm\u00f6fsei (Pint/)\t\nTw add eis\tWaller bei\tnach Granen\nWaffei waage.\tCo\u00b0 Fahr.\tund Zehn-theilchen.\n4,\t1020\t382,4\n4,2\t1021\t40 ,6\n4/4\t1022\t420,8\n4,6\t1023\t440,\n4,8\t1024\t459-2\n5,\t102s\t4784\n5/2\t1026\t497/6\n5/4\t1027\t5 >6,8\n5/6\t1028\t536/\n5/8\t1029\t555/2\n6,\t1030\t574-4\n6,2\t1031\t593/6\n6/4\t1032\t612,8\n6,6\t1033\t632,\n6,8\t1034\t651,2\n7/\t1035\t670,4\n*7 0\t1036\t689-6\n7/4\t1037\t7\u00b08/8\n7/6\t1038\t728/\n7/8\t1039\t747,2\nH,\t1040\t766,4\n8/4/\t1042\t804/8\n8,8\t1044\t843,2\n9/2\t1046\t881,6\ny,6\t1048\t920,\n10,\t1050\t958,4\nFeiter Gei\u00dfle in einem Nofsel nach\n\u00a7\u25a0 5- 3- Gr.\n6\tI\t2\n6\t2\tI\n700\n7\ti\to\n7\t1\t19\n7\t2\t18\ni\to\to\t17\n10\t1\t16\n10\t2\t16\nI\tI\tO\tI5\n11\tJ I4\nI\tI\t2\t13\nI\t2\tO\t12\nI\t2\tI\t12\n1\t2\t2\tI r\n1\t3\to\t10\n1\t3\tI\t9\n1\t3\t2\tg\n1\t4\to\tg\n1\t4\ti\t7\n1\t4\t2\t6\n1\t5\ti\t4\n1\t6\to\t3\n1\t6\t2\t1\n1\t7\ti\to\n1\t7\t2\t18\nH. Leber die Menge des Harnstoffes im diabeti-fchert Harn a nebft Bemerkungen \u00fcber die Pathologie der Harnruhr.\nAuch \u00fcber den. Harnftoffgehalf des diabetifchen Harns ift man nicht einig. Cruikfhank, Dalton, Fourcroy, Nicolas","page":660},{"file":"p0661.txt","language":"de","ocr_de":"661\nunci Gueudeville, Th\u00e9nard laiign\u00e8n ihn ganz , eben fo Bojtock (Bardsley\u2019s reports p. I74.), ungeachtet er ihn fr\u00fcher annahm. Bis jetzt hat man fich des .Znfatzes der Salpeterf\u00e4ure zu einer Au H\u00f6fling des Harii^xtracts in. wenig Waffer bedient, die; I agi eich, wenn Ham-ftoff vorhanden ift, einen NiedetTchlag von glanzend pevlfarbnen , der Boraxfiiure lehr \u00e4hnlichen Schuppen her-vorbringt. Zwar hat man diefes f\u00fcr etw : - unlieber gehalten, weil eben fo gut durch L in Wirkung dar S\u00e4ure auf Zucker (Boftock in med. Mera. VI. p. 251.) eine krykaPi-firte Sabftanz gebildet wird, indoileu finden lieh doch leicht aufzuiaffende, jede Ungcw'fsheit ItefeUigv.iule Verfehiedenheiten. Die Wirkung der S\u00e4ure auf Har liftoff tritt bei niedriger Temperatur ein, und wird, wenn fie mich t fogleich erfolgt, durch Erw\u00e4rmung des Ocmifoiics in Folge der Zerfs tzung eines Th eiles der Saure durch den Harnftoff, und. Bildung von fluchtigem Alkali verhindert, welches lieh mit der urizerfetzten S\u00e4ure za Pal \u2022 peterfaurem Ammonium verbindet. Dagegen entheben, kleefaure Kr y Italie nur bei hoher Temperatur. Auch unterfcheiden lieh die Kryftalle des falpeterfauren Harn-ftofFes durch ihre platte Geftalt und perlfarbnen Glanz lehr leicht von den kleefauren, feibfi wenn die Geftalt der letztem durch die Anwefenheit andrer Subftanzen abge\u00e4ndert wird. Ungewifsheit ift wohl bisweilen dadurch entbanden, dafs ein Gemifch von Klee lot: re und falpeter-faurem Ammonium vorhanden war, die beide wahrfchein-lich durch die gleichzeitige Anwefenheit von Harnftoff und Zucker im Harrt entftanden, welche bei den. ur.voll-kommnern Formender Harnruhr nicht ungew\u00f6hnlich ilt. Bei v\u00f6llig ausgebildeter Krankheit verstniafs!: die Anwendung von Salpeterf\u00e4ure nie Zeichen von Harnftoff J da dies indeffen vielleicht nur wegen der verbal mil\u2019s tnSfsig gr\u00f6fsern Menge von Zucket erfolgte, auf we: he die Stuns wirkte, fteilte ich vergleichende Verlache \u00fcbe\u00bb das Zufetzen von Salpeterf\u00e4ure zu k\u00fcnftlichen. M Hebungen. des Extracts von diabetifchein Harn von 1033 l\u2019pec. Schwere, und nat\u00fcrlichem Morgenharn von 1019 fpec. Schwere an , und erhielt folgende Refultate.","page":661},{"file":"p0662.txt","language":"de","ocr_de":"662\nExtract aus I Maafs diabet. und I Maafs gefundem Harn.\nExtract von 2 Maafs diabet. und I Maafs gefundem Harn.\nExtract, von 4 Maafs diabet. und l Maafs gefundem Harn.\nExtract von 6 Maafs diabet. und I Maafs gefundem Harn.\nExtract von 8 Maafs diabet. und \u00ef Maafs gefundem Harn.\ni\n\\\n}\n\\\n\\\nDas ganze fogleich durch den reichlichen Niederfchlag von falpeterfaurem Harnftoff feft.\nIn wenig Minuten ein reichlicher Niederfchlag von Schuppen.\nNicht fogleich Niederfchlag, doch in | Stunde, und nimmt allm\u00e4hlich zu.\nErft nach 24 Stunden ein fein-geringer Niederfchlag perlfarb-ner Schuppen.\nIn 48 Stunden keine Schuppen.\nHiernach wird HarnftofFdurch Salpeterf\u00e4ure in einem gemilchten Extract von diabetifchem und gefundem Harn nicht mehr dargeftellt, wenn der erfcere in einem gr\u00f6fseru Verh\u00e4ltnifs als von 6: 1 zugefetzt wird, oder wenn das Gewicht des feften Harnftoffs weniger als ~ des gemilchten Extracts betr\u00e4gt. Die Zerfetzbarkeit des Harnftoffes felbft hei einer fo geringen W\u00e4rme als 212\u00b0 Fahr., wobei Ammonium und Kohlenf\u00e4ure entftehn, und kohlenfaures Ammonium, deffen Gewicht ungef\u00e4hr -f des Gewichtes des Harnftoffes betr\u00e4gt, gebildet wird1), giebt indeffen ein\nl) Bei der Deftillation von frifchetn Harn geht kohlenlaures Ammonium, wenn gleich in geringer Menge, \u00fcber, bis fafc die ganze Fl\u00fcffigkeit verdunftet ift. Dann wird es in greiserer Menge gebildet, und legt fich als eine fefte Rinde an den Hals der Retorte. Die ans einem frifchen Morgenharn erhaltne Menge von kohlenfaurem Ammonium belief fich auf 2 \u2014 9 Unzen. Vorz\u00fcglich entfteht es wohl aus dein durch Hitze und F\u00e4ulnifs leicht zerfetzten Harnftoff, In der That weifs ich von Perfonen, welche in technifcher Hinficht Ham deftilliren, dafs die Ammoniumbildung durch vorg\u00e4ngige F\u00e4ul-rdfs deffelben wenig oder gar nicht vermehrt wird.","page":662},{"file":"p0663.txt","language":"de","ocr_de":"663\nAdheres Mittel zur Ausmittelung des HarnftofFgebaltes ab. In der, w\u00e4hrend der Verdunftung des diabetifchen Harnes verdichteten Fl\u00fcfbgkeit mufs man nach Spuren von Harnftoff Tuchen, und hierin fand ich wirklich immer kohlenfaures Ammonium genug, um die Farbe des ger\u00f6-theten Lackmuspapiers lierzuftellen, und mit falzfaurem Kalk einen Niedcrfehlag zu bilden. Wird die Defoliation bis zur Verkohlung des R\u00fcckftandes fortgefetzt, fo lind die letzten Froducte, in Folge der Bildung von brenzlicher Holzf\u00e4ul e aus dem zerfetzten Zucker, ftark fauer. Auch in diefen aber Endet lieh etwas, wenn gleich oft fehr wenig Ammonium, das durch S\u00e4ttigung der Fl\u00fcfligkeit durch reines Kali, und darauf angeftellte zweite Defoliation deffelben frei dargeftellt werden kann. Vorz\u00fcglich das anfangs \u00fcbergehende Ammonium fclieint f\u00fcr die Exiitenz des Harnftoffes zu fprechen, weil wir aufserdem keine thierifche Subftanz kennen, aus welcher es unter folchen Umft\u00e4nden gebildet werden kann.\nDie fp\u00e4tere Zerfetzung des diabetifchen Harns liefert bisweilen andere Beweife f\u00fcr die Anwefenheit von Harnftoff in ihm. Bei mehr als 6o\u00b0 Fahr, geht er fchnell in einen Zuftand von Eilig \u00fcber: ehe dieler aber einlritr, erh\u00e4lt man bei genauer Aufrnerkfamkeit durch genaue l\u2019r\u00fcfungsmittel deutliche Zeichen von Alkalescenz.\nUngeachtet ich hier, wegen der Ver\u00e4nderlichkeit der Mifchungsverli\u00e4ltniffe des gefunden und des kranken Harns, die verli\u00e4ltnifsm\u00e4fsige Menge des Harnftoffes im diabetifchen Harn nicht bemerkt habe, fo kann man doch feftfetzen, dafs he, auch wenn man die verft\u00e4rkte Harn-abfonderung noch fo hoch aiifchl\u00e4gt, immer fehr gering ift. Wo ich Ixe aus der Menge des durch die zerft\u00f6rende Defoliation des Harns entwickelten Ammoniums zu be-ftimmen verfachte, fchien fie nicht \u00fcber 4^ \u2014 -gV der im gefunden Zuftande vorhandnen zu betragen. Eine mir von Dr. Barels 1er mitgetheilte Probe war foweils, dafs ich durchaus keinen Harnftoff darin vermuthete, in-deffen fand ich auch hier bei der Defoliation Ammonium. Doch fchien die Harnftoffmenge bei weitem geringer als in irgend einem fr\u00fchem Falle, nicht \u00fcber 5V ties i\u201c1 \u00a3\u25a0\u2019'","page":663},{"file":"p0664.txt","language":"de","ocr_de":"66 4\nfunden Hain vorhandnen. Bei noch nicht v\u00f6llig ?.ungebildeter Krankheit findet man nehft, dein Zuckeritoff ge nug Harnftoff, um durch Zufatz von Salpeterf\u00e4ure zu dem aufgel\u00fcften Extract einen deutlichen Niederfchlag zu erzeugen. Daffelbe wird auch bisweilen durch ausfchiiefs-liehe Fleifchnahrung bewirkt. Die Verh\u00e4ltniffe beider Subftanzen fachte ich hier dadurch zu heftimmen, dafs ein Theil des Extractes zuerft durch zerft\u00f6rende;Defoliation zerfetzt, dann kolilenfaures Ammonium zugefetzt, und das Product von Neuem deftillirt, die verdichtete Fl\u00fcfligkeit mit Schwefelf\u00e4ure von bekannter fpecififeher Schwere gef\u00e4ttigt wurde. Aus der Menge der erforder-liehen S\u00e4ure wurde dann auf den Gehalt an feftem koli-lenfauren Ammonium gefchloffen und angenommen, dafs 2 Thoile von diefem 3 Theile von Harnftoff anzeigten. Diefes Verfahren fcheint mir weit ficherer als die Behandlung eines folchen gemifchten Extrades mit Salpeterf\u00e4ure, weil lieh faipeterfaures Ammonium bildet und mit den kleefauren Kryftallen verbindet, wodurch ihre Menge fcheinbar vermehrt wird. Indeffen bedarf man in prakti-fcher \u2022;Hinficht nicht diefer Genauigkeit, fondera die Wafferwaage und der Zulatz von Salpeterf\u00e4ure zu dem Extract reichen vollkommen hin.\nMan hat vorz\u00fcglich zwei Hypotbefen zur Erkl\u00e4rung der vorz\u00fcglichften Ph\u00e4nomene der Harnruhr gebildet. Nach der einen hat fie ihren Sitzblofs in den Verdauungs-Werkzeugen; allein die Verfuche von Nicolas und Gueu-deville (An. de China. 44. p. 69.), IVollafton (Siehe weiter unten), meine eignen (Ferriar\u2019s med. Hift. zweite Ausgabe I. S. 14b.), die ich durch neuere beft\u00e4tigt habe, beweifen hinl\u00e4nglich die Abwefenheit des Zuckerftoffes im Serum des diabetifchen Blutes, und, kann man daher nicht eigne unmittelbare Wege zwifchen Darmkana.1 und Nieren nachweifen, fo mufs diefe Annahme dahin n\u00e4her beftimmt werden, dafs das zu den Nieren gelangend\u00ab Blut bei der Harnruhr die GrundfiofFe des Zuckers enth\u00e4lt, und derer des Harnftoffes ermangelt. Diefer Theorie indeffen , welche die Nieren als gefund anlieht, latst lieh einwenden, dafs fie diefen eine nat\u00fcrliche Neigung zur Zuckerbildung, wenn ihnen die GrundfiofFe diefer Sub-","page":664},{"file":"p0665.txt","language":"de","ocr_de":"665\n{tan7, dargeboten werden, zufchreibt, was theils wegen der Harnftoffbildnng bei reiner Pflanzennabrung, tbeiis weil es gegen die zweckm\u00e4\u00dfige Anordnung des K\u00f6rpers feyn w\u00fcrde, der zu Folg -, ';ades Organ eine, zu dem gefunden Zuftande nothwendige , eigenth\u00fcmliclie Verrichtung bat, unwahrfcheinlich iit. Wahrfcbeinlicher lind, daher unftr\u00e8itig in diefer Krankheit die Nieren auf eine, freilich noch unbeftirmnte Weife, krank. Zugleich aber lind wohl die Verdauungswerkzeuge krank, indem die Nieren, ungeachtet lie Zucker abfondern, doch das Verm\u00f6gen, Harn-ftoff zu bilden, behalten, wenn ihnen angemeffene Sub-ltanzen dargeboten werden, fodafsiich faft immer, indem mir nur eine Ausnahme von Ferriar (Med. Lift. I. p. 144.) bekannt ift, hei Fieifchnahrung die Harnmenge vermindert und Harnftoff erzeugt. Nicht immer aber ift deshalb in folchen F\u00e4llen die Krankheit als geheilt anzufehen. In meinem erften Falle verminderte lieh der Harn in 8 Tagen von 14 \u2014 16 N\u00f6fseln in 24 St. auf 6. Seine fpee. Schwere blieb nach diefer Zeit cliefelbe, allein das Extract gab mit Salpeterf\u00e4ure einen reichlichen fchnppi-gen Niederfchlag. Dennoch Tanken die fchon durch die Dauer der Krankheit fehr erfch\u00f6pften Kr\u00e4fte fo bedeutend, dafs ich den Kranken, feinem Wunfche gem\u00e4fs entliefs, um in feiner Familie zu flerben. Hier und irj. \u00e4hnlichen F\u00e4llen waren wohl die Nieren zu ihrer normalen Th\u00e4tigkeit zum Theil zur\u00fcckgekehrt, die allgemeine Krankheit aber blieb unangefochten, o dafs walirfehein-lich Krankheit der Verdauungswerkzeuge und der Nieren zugleich zur Entftehung der Harnruhr erforderlich lind T).\nj) K\u00fcrzlich verfuchte ich die Watt\u2019fche Methode des P.liitl\u00e4ffe\u00bb\u00ab bei einer robuften Frau von 54. Jahren, die feit einem Jahre an der Harnruhr litt, und t\u00e4glich 12 \u2014 18 N\u00f6fsel Harn von fich gab, der 1037 fpec. Schwere hatte, und nur bei der Deftilla-tion Spuren von Harnftoff gab. Vom 28. Decbv. \u2014 14. Jan. wurde 4mal, jedesmal 12\u201414Unzen Blut weggelaffen, Queck-lilber gegeben, und keine'ftrenge Di\u00e4t beobaciitet. Die Methode aber wurde unterla\u00dfen, da durchaus keine Aenderung erfolgte.","page":665},{"file":"p0666.txt","language":"de","ocr_de":"666\nIlf. Andre Beftandiheile des Harnes. Ueber die che-itiifchen Pr\u00fcfungsmittel des diabetifchen Harnes und die Natur und das Verh\u00e4ltnifs der falzigen Beftandtheile kann ich den genauen Unterfuchungen von Nicolas und Gueu\u2018 deudie, und Boftock nichts beif\u00fcgen, indem meine Ver-fuche die ihrigen dahin bet\u00e4tigen, dafs die Menge der-felben weit geringer als im gefunden Zuftande, ihr Verh\u00e4ltnifs unter einander aber das normale ift.\nDie Befchaffenheit und Menge der prim\u00e4ren Fl\u00fcffig-keiten (von Boftock) im diabetifchen Harn kann, fo lange wir keine, nur fie niederfchlagende und nicht zugleich auf die Salze wirkende Pr\u00fcfungsmittel, was leider nicht der Fall ift, indem z. B. efligfaures Blei nicht blofs durch Schleim, fondern auch durch falzfaure und phosphorfaure Salze pr\u00e4cipitirt wird, beiitzen, nicht genau ausgemittelt werden.\nAuch \u00fcber die Identit\u00e4t des Harnzuckers mit dem vegetabilifchenhat man geftritten. Nach Cruik\u00dfiank geben beide nach Abzug der Salztheile des diabetifchen Extrades durch Salpeterf\u00e4ure faft diefelbe Menge kleefau-rer Kryftalle. Durch G\u00e4hrung des diabetifchen Extrades haben Nicolas und Gueudeoille und Th\u00e9nard faft daffelbe Gewicht von Alkohol als aus derfelben Gewichtsmenge von Pflanzenzucker erhalten. Hieraus kann man fehr befthnmt auf die genaue Uebereinkunft beider Subftanzen fchliefsen. Dagegen hat man die Unf\u00e4higkeit des diabetifchen Zuckers, zu kryftallifiren, angef\u00fchrt. Diefe in-deffen ift nicht allgemein, indem ich die Kryftalle im Zucker aus diabetifchen), lange der Luft ausgefetztem Syrup deutlich gefeiten habe. Es bildete lieh ein fchimmliger Schaum auf der Oberfl\u00e4che, der, wiederholt weggenom-nten, von Neuem entftand, wodurch unftreitig viel thieri-fche Subftanz entfernt, und durch fp\u00e4tere Verdunftungder \u00fcbrig bleibende Syrup zu Bildung von Kryftallen f\u00e4hig gemacht wurde. Indeffen m\u00f6gen in der That fchwache, aber f\u00fcr jetzt nicht entdeckbare Verfchiedenheiten zvvi* fchen dem thierifchen und Pflanzenzucker Statt finden.","page":666}],"identifier":"lit14065","issued":"1816","language":"de","pages":"658-666","startpages":"658","title":"\u00dcber den diabetischen Harn: Aus den med. chir. Transact., Vol. II, p. 119-137","type":"Journal Article","volume":"2"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:15:22.998337+00:00"}