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{"created":"2022-01-31T16:11:51.480699+00:00","id":"lit14076","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Meckel, J. F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 1-84","fulltext":[{"file":"p0001.txt","language":"de","ocr_de":"De\u00fctfches Archiv\nf\u00fcr die\nPHYSIOLOGIE\nDritter Band. Erstes Heft,\nI.\nBildungsgefchichte des Darmkanals der S\u00e4ug-thiere und namentlich des Menfchen. Von J. F. Meckel.\nSeit einiger Zeit hat man eingefehen, dafs, wenige einzelne Theile, wiez. B. das Nervenfyftem, abgerechnet, in der Anatomie der hohem Thiere vorz\u00fcglich nur noch durch Unterfuchung der Entwicklungsweife der Organe etwas Befonderes zu leiften ift, und daher ziemlich allgemein gerade diefen Gegenftand zu Unterfuchungen gew\u00e4hlt. Unter die Organe, welchen man in diefer Hinficht eine befondere Aufmerkfamkeit gewidmet hat, geh\u00f6rt unftreitig der Darmkanal. Seit der erften Dar-ftellung feiner Entwicklung im H\u00fchnchen von C. F. Wolff1 * 3') blieb er zwar fehr lange unbeachtet, defto eifriger aber wurde er in den letzten zehn Jahren durch Herrn Oken* t mich H\u00f6chftetter und Emmert4),\nl) C. F. Wolff de formatione inteftinorum. Nov. comm. Petrop.\nT. XII. 1768. Ueberf. und mit einer einleitenden Vorrede verteilen von S. F. Meckel. Hall. I8I4.\n3) Beitr\u00e4ge zur vergleichenden Zoologie, Anatomie und Phyilolo-gie. Bamberg 1806. 1807.\n3)\tAbhandlungen a. d. menfchl. und vergl. Anatomie. Halle I806. Beitr\u00e4ge zur vergl. Anat. Halle 1808. \u00dfd. 1. Hit (. No. V. Beitr. zur Gefchichte des menlchlichen F\u00f6tus. Ueber die Divertikeln in P.eil\u2019s Archiv f\u00fcr die Phyfiologie Bd. 9. Handbuch der pathol. Anat. Bd. 1. I8i*. S. 491 \u2014<>o6-\n4)\tUeber das Nabelbl\u00e4schen. In Reil\u2019s Archiv. Bd, 10.\nM, d, Arshiv, III. I.\tA","page":1},{"file":"p0002.txt","language":"de","ocr_de":"2\nund ganz neuerlich durch Herrn Fleifihmann 1 ) bearbeitet. Da von den h\u00f6hern Thieren die niedern Bil-dungsftufen aufserordentiich fchnell durchlaufen werden, fo ift es nat\u00fcrlich, clafs, der vereinigten Bem\u00fchungen ungeachtet, noch mehrere Momente mehr odei1 weniger in Dunkel geh\u00fcllt find, und eine neue Bearbeitung des Gegenftandes kann daher um fo weniger \u00fcberfl\u00fcffig fcheinen, als man gerade bei diefer Unterfuchung fehr h\u00e4ufig Gelegenheit zu der Bemerkung findet, dafs auf einer Seite eben fo h\u00e4ufig durch voreilige, aber eben darum defto hartn\u00e4ckigere Annahme von Thatfachen ohne hinreichende Beobachtungen , als auf der andern durch L\u00e4ugnen der Wirklichkeit von Erfcheinungen, welche andre behaupten, blofs aus dem Grunde, weil man fie felbft nicht fahe, vielleicht auch, um die Meinung des andern nicht aufkommen zu laffen, gefehlt wird.\nDeshalb fchien es mir nicht \u00fcberfl\u00fcffig, auch nach den fr\u00fchem Arbeiten den Gegenftand nochmals vorzu-nehmen. Aufserdem hatte ich noch untergeordnete Gr\u00fcnde. Es ift weder f\u00fcr di,e Wiffenfchaft, noch ihre Bearbeiter gleichg\u00fcltig, auf welche Weife, fowohl dem Stoffe als der Form nach, Meinungen aufgeftellt und bek\u00e4mpft werden. Der grofse Haufe ift \u00fcberdies fo leicht zu leiten, dafs es faft nur auf die Dreiftigkeit, womit eine fp\u00e4tere Meinung v\u00f6rgetragen und eine fr\u00fchere angegriffen wird, ankommt, um cliefe in feinen Augen zu vernichten, und dafs man lieh, zumal da jetzt auf verfchiedne Weife wenigftens nicht immer competente Richter urtheilen, nicht wundern darf, Gr\u00fcnde als triftig angegeben zu finden, die, wenn auch nur mit einiger Aufmerkfamkeit betrachtet, nicht des Anf\u00fch-\nl) Leichen\u00f6ffnungen, Erlangen iSI\u00c7.","page":2},{"file":"p0003.txt","language":"de","ocr_de":"3\nrens werth waren. Ja, der Beweis ift fogar nicht fchwer zu ftkhren, dafs mancher K\u00e4mpfer auftritt, ohne fich nur \u00fcher die Lage der Streitfrage, gegen die er fich l\u00fcftet, .unterrichtet zu haben. Uebelft\u00e4nde in un-fereriLitter\u00e4tur, befonders dem kritifchen Theile der-felben, di\u00f6 wohl einer ernften Beriickfichtigung und Ab-b\u00fclfe verdienen, damit unfere kritifchen Bl\u00e4tter nicht endlich' geradezu ihrem Wefen v\u00f6llig untreu werden, und ihre urfpr\u00fcnglich hohe W\u00fcrde unwiederbringlich verlieren.\n/ Die in der Jenaifchen Litteraturzeitung *) ent-baltne Aufforderung hat durchaus keinen Antheil an der Abfaffung diefes Auffatzes, der fchon im Winter jgI4 \u2014 1815 niedergefchrieben, und theils der genauem Unterfuchung mancher noch ungewiffer Punkte wegen , theils um fremde Arbeiten erfcheinen zu laffen, bis jetzt ziiriickgehalten wurde. Indeffen ift es nat\u00fcrlich', dafs, ungeachtet er fr\u00fcher entftand, jetzt auf die betreffenden Punkte derfelben Riickficht genommen werden mufs. F\u00fcr den mit der Lage der Sache Bekannten ift cjie allgemeine Bemerkung \u00fcberfl\u00fcf\u00dfg, dafs Herrn Oken's Verdienfte um die Gefchichte diefes Theiles, wenn gleich unverkennbar, doch keinesweges fo grofs find, als man durch den angef\u00fchrten kleinen Auffatz zu glauben verleitet werden k\u00f6nnte, indem fie zuletzt darauf z.uriickkommen, dafs er die WoJfifchen Beobachtungen \u00fcber den anf\u00e4nglichen Zufammenhang des Vogeldarmkanals mit dem Dotter, die fr\u00fchem Beobachtungen \u00fcber die Nabelblafe der S\u00e4ugthiere, fo wie die Ver-\u25a0jnuthungen \u00fcber die Bedeutung derfelben, nebft fch\u00e4tz-baren eignen Unterluchungen benutzte, um es h\u00f6chft\n,\u20221\tA 2\n1) tg\u00efj. No. aS. S. 207. aoS, lieber das Darmbl\u00efsclien von Oken,\n\\\n\u00cf\nit","page":3},{"file":"p0004.txt","language":"de","ocr_de":"4\nwahrfcheinlich zu machen, dafs auch f\u00fcr die S\u00e4ugthiere daffelbe gelte. Diefe allgemeine Angabe ift richtig, faft alle befonderen Beftimmungen derfelbep aber find entweder unerwiefen, oder geradezu falfch, und er hat daher gewifs befond\u00e8rs in der herab w\u00fcrdigenden Behandlung des grofsen C. F. Wolff Unrecht, deffen Ver-dienfte indeffen hoch genug flehen, um, wenn auch fein Mund fchon lange fchweigt, durch folche Angriffe nicht erfch\u00fcttert zu werden. Dies glaube ich fchon vor mehrern Jahren in den Bemerkungen \u00fcber die Bildungs-gefchi\u00f6hte des Darmkanals, welche ich in meiner Vorrede zu der Ueberfetzung der Wolfffchen Abhandlung \u00fcber diefen Gegenstand lieferte, hinl\u00e4nglich dargethan zu haben.\nDie Hauptmomente der Bildungsgefchichte des Darmkanals, zu deren Ausmittlung theils die hier gelieferten , theils fr\u00fchere, fremde und eigne Thatfachen benutzt werden k\u00f6nnen, find :\n1)\tdie Entftehungsweife deffelben \u00fcberhaupt, und die verfchiednen Formen, welche er durchl\u00e4uft ;\n2)\tdie allm\u00e4hliche Entwicklung feiner Lage ;\n3)\tDie Verschiedenheiten, welche er in Hinficht auf feine Gr\u00f6fse darbietet;\n4)\tEntwicklungsverfchiedenheiten der Innern Fl\u00fcche und einzelner Abfelinitte deffelben.\nDie Gefchichte der Nebenorgane des Darmkanals, der Leber, Bauclifpeicheldr\u00fcfe und Milz, habe ich von der feinigen getrennt, um fie bei einer andern Gelegenheit allein zu liefern. Vorz\u00fcglich betrachte ich auch den eigentlichen Darm, werde indeffen am Ende die \u00fcber den Magen und die Netze gemachten Beobachtungen beif\u00fcgen.","page":4},{"file":"p0005.txt","language":"de","ocr_de":"5\n/. Entftrehung sw elfe und verfchiedne Eormen des Darmkcinals in den verfehle dnen Lebensperioden.\nDie genaueften Beobachtungen \u00fcber die fr\u00fchefte Form und Etitwicklungswejfe des Darmkanals wurden .von. Waiff am bebr\u00fcteten H\u00fchnchen gemacht1 ). Aus ihnen ergiebt fich, dafs der Darmkanal anf\u00e4nglich in feiner ganzen L\u00e4nge vorn offen ift, und hier in die Dotterhaut \u00fcbergeht. Diefe fetzt fich ziierft blofs an die .Vordere Fl\u00e4che der Wirbels\u00e4ule an, bald aber bildet fich in. der.,ganzen L\u00e4nge der letztem ein. kleiner Vorfprung. Beide vereinigen fich von den Seiten, oben und unten, und fo entfteht ein Rohr, welches fich|allm\u00e4hlich mehr verfchliefst, bis endlich nur an einer kleinen Stelle am d\u00fcnnen Darm, gegen das Ende deffelben, eine \u00d6effnung bleibt, von welcher aus fich ein Gang zum Dotter erftreckt, d\u00e8r fich allm\u00e4hlich immer betr\u00e4chtlicher verengt. Der Dotter verfchwindet allm\u00e4hlich v\u00f6llig, und es bleibt gegen das untere Ende desj d\u00fcnnen Darmes zuletzt nur ein mehr oder weniger deutlicher, k\u00fcrzerer oder l\u00e4ngerer, blinder Fortfatz \u00fcbrig.\nBjs vor wenig Jahren war diefe Darftellung der Entftehung des Darmkanals im H\u00fchnchen v\u00f6llig unbeachtet, und an eine Unterfuchung der Entftehungsweife des Darmkanals der S\u00e4ugthiere wurde fo gut als gar nicht gedacht, wenn gleich fchon Needham 2 3 4) und lange nachher Blumenbach 3) und S\u00f6mmerring*') an die\ni) A, a. O.\na) De form, foetu. Lend. 1667. p. 79 \u2014 gor\n3)\tSpec. pViyfiol. comp, inter anim. cal. fang, ovipara et vivipara. Gott. 1789. p- 11. 12.\n4)\tHallers Grundl. derPhyfiologie v. Leveling. 1796. Bd. I. S. I.","page":5},{"file":"p0006.txt","language":"de","ocr_de":"6\nGleichung des Dotters der V\u00f6gel und des Nabelblus chens (Veficula umbilicalis f. vefica erythroides) der S\u00e4ugthiere erinnert hatten 1 ),\nG Ich begreife daher nicht recht, wie man (J\u00f6rg Zeugung. S. 2g'4f) behaupt,en: kann y *claf9 bis- auf Ohens Arbeiten die Eunction des N\u00e0belbl\u00efschen\u00bb ganz unangetaftet geblieben fey. Sollten folche Bewejsftellen f\u00fcr das Gegentheil, welche die Schriften von Needham,, S\u00f6mmerring, Blumenbach, Brandt* und L'obft\u00e9in enthalten, gar nicht gekannt worden feyn? Dies i'ft mir durchaus nicht wahrscheinlich, da in der Compilation von D\u00e4iiz nicht blofs eine v\u00f6llft\u00e4hdige Zu-famihenftellung der bis auf feine Zeit bekaiint geword\u00ebn\u00e8n Thatfachen \u00fcber die Topographie deflelben, fondern auch eine Iturze Darftellung wenigftens der S\u00f6mmerring\u2019fchen Meinung \u00fcber deffen Nutzen fteht. (Grundrifs der Zergliederungskunft des nfeOgeb. Kihdfcs 1792. Th.T. S. 4.5 \u2014 51 ) Needham Tagt geradezu , wo er von der Nabelblafe der S\u00e4\u00fcgthiere Spricht (a. a. O.): Ucc\u00fcmque demu'm fit, de hisce animalibus certo dici poteft, quod funt oviparis proxirna, in quibus arteria et vena e mefenterio prodeunt et, peculiari humori inferviunt. Hoc t\u00e2men discrimin\u00e9 fit, quod vitellus, cujus ifta funt vafa, ultimo in I0C0 abfumitur, quum \u00e8 contra liquor hic eaninus primus in nutritionem cedit et, licet initio geftationis copiofus eft, tarnen ante partum prorfus evanefcit et ne guttulam qui-dem in membtana relinquit, adeo ui, fi recte computemus, wajd vitellaribus refpondeant, humor vero contentus albiimini tenuiori, nempe primus in embrybnis alimentant facej\u00dft et tenellis ejusdem ftaminibus augendis ac roborandis inJeruit, donee roluftior fiat et crajfiori fucco digerendo aptior. Eben fo Tagt Blumenbach (a. a. O.) : Veficulam umbilicalem de cujus univerfitate in reeentibus et intemeratis ovulis aborti-vis humanis alias (Inft. phyfiol. p. 449 et praef. p. XIII.) egi, multimodis cum Jacco vitellari pulli convenire ejtisque vafa omphalomeferaica cum iis, quae ad figurant venoiam ovi incubati pertinent, perfuafum habeo : et probabile -videtur I\u2019 weficulam ijtam itidem ad primam gelatinofi embryonis nutritionem conferre , anlequam adeo a dole ver it, at jam\nmaternas fanguis ipfi alendo fufficiat. (Vergl. auch S. 497_\n499. von Blumenbachs Handb. der vergl. Anat. G\u00f6tt. 1805.).","page":6},{"file":"p0007.txt","language":"de","ocr_de":"Nur feit Okens *) Unterfuchungen \u00fcber die Entwicklung des Darmkanals erfchienen, fing man an, mit befonderm Eifer Nachforfchungen \u00fcber diefen Gegenftand anzuftellen.\nS\u00f6mmerring fragt (a. a. O.) : tritt feine (diefes Bl\u00e4schens-) Feuchtigkeit , indem es fich zur\u00fcckzieht, nun allm\u00e4hlich in die D\u00e4rmchen, und ern\u00e4hrt es dadurch den Embryo in \u00fc\u00abn erlten Tagen? Es zeigt wenigften? eine neue Aehnlichkeit mit dem H\u00fchnchen. Lobftein (Effai fur la nutrition du foetus Strasbourg 1802. p. 135 ff.) ift, wenn er gleich irrig glaubt, dafs fich di\u00eb Nab\u00e9lblafe in die Harnblafe offne, ganz derfelben Meinung, indem er lagt, dafs aus ihrer Anwefenheit \u25a0 vor dem Erfcheinen des Embryo, aus ihrer anf\u00e4nglichen Anfiillung mit Feuchtigkeit, betr\u00e4chtlichen Gr\u00f6fse, Auffitzen auf dem K\u00f6rper des Embryo, fich fchliefseh lafle, ihre Function fey, fo lange fie ad den K\u00f6rper deffelben geheftet fey, ihm Nahrungs-fubftanz zu geben, Und erkl\u00e4rt ausdr\u00fccklich, dafs er Herrn Simmerring und Blumenbach beitrete. Brandis endlich ver-muthet (weniger wahrfcheinlich), dafs diefes Bl\u00e4schen den erften Vorrath von Sauerftoff enthalte, wodurch das Leben des Embryo bis zu mehrerer Communication durch den Mutterkuchen mit der Geb\u00e4rmutter erhalten werde. (Darwin\u2019s Zoo-nomie Bd. I. ste Abth. S. 408,).\nJene Behauptung ift defto merkw\u00fcrdiger, da die von Needham, Blumenbach, S\u00f6mmerring und Lobftein angenommene Meinung geradezu diefelbe ift, welche Herr h\u00f6r g, nachdem er einen Theil der bekannten Gr\u00fcnde gegen Oken\u2019s Meinung beigebracht bat, als eine neue aufftellt, wenn er ( Ebend. S. 286.1 fagt: Es fragt fich daher, ob nicht folgende Meinung ifbCr die Eunctioh diefer Blafe der Wahrheit n\u00e4her kommt, als die Okenfclie Hypothefe. Das Nabelbl\u00e4schen faugt aus dem Chorion durch irgend eine M\u00fcndung Chylus, und wird auf eine folche Weife eben To zurh Ern\u00e4hrungsorgan f\u00fcr den Embryo wie der Dotterfack f\u00fcr das H\u00fchnchen im Eie. Die Ern\u00e4hrung des Embryo dauert aber nie lange, und nur fo lange fie w\u00e4hrt, finden Wir vermuthlich die Saugaderm\u00fcndung derfelben offen.\n1} A. a. 0.","page":7},{"file":"p0008.txt","language":"de","ocr_de":"Oken fagte auch f\u00fcr die S\u00e4ugthiere aus, was aus fr\u00fchem Unterfuchungen f\u00fcr die V\u00f6gel bekannt war, dafs der Darmkanal mit dem Dotter urfpr\u00fcnglich in Verbindung ftehe, und behauptete \u00fcberdies, dafs er aus dem Dotter hervor und in den Unterleib hinein-w\u00fcchfe. Der Blinddarm wurde von ihm als Ueber-bleibfel der ehemaligen Verbindung des Darmkanals mit der Nabelblafe angefehen. Ihm trat Herr Kiefer *) bei, und neuerlich hat fich auch Herr J\u00f6rg 3) f\u00fcr die Oken'fche Meinung von der Entftehungsweife des Blinddarms erkl\u00e4rt.\nUngeachtet es fowohl der Analogie mit den V\u00f6geln, als mehrerer Beobachtungen an S\u00e4ugthieren wegen h\u00f6chft wahrfcheinlich ift, dafs der Darmkanal auch bei ihnen mit der Nabelblafe, deren Uebereinkunft mit \u00ablern Dotter durch Lage, Structur, und die Gef\u00e4fse, Welche fie erh\u00e4lt, hinl\u00e4nglich erwiefen wird, anf\u00e4nglich auf \u00e4hnliche Weife zufammenh\u00e4ngt, fo ergiebt fich doch theils aus eben diefer Analogie, theils aus beftimmten Beobachtungen :\n0 dafs fchwerlich der Darmkanal von dem Dotter aus v\u00f6llig auf die von Oken im Allgemeinen angegebne Weife in den K\u00f6rper wachfe;\n2) dafs der Blinddarm nicht ein Ueberbleibfel der fr\u00fcheren Vereinigung deffelben mit der Nabelblafe oder im Darmkanal feiner Entftehungsweife ift.\nEs wird vielmehr h\u00f6chft wahrfcheinlich, dafs\ni) der Darmkanal zuerft fich, wie bei den V\u00f6geln, l\u00e4ngs der Wirbelf\u00e4ule hervorbildet, fich erft fp\u00e4-\n*3 Die Entfteliung des Darmkanals aus der];Veficula umbilicalis. Gott, ig 10.\nZeugung des Menfchen und der Thiere.^Leipzig 1815. S. 2g?.","page":8},{"file":"p0009.txt","language":"de","ocr_de":"9\nter aus nachher anzugebenden Gr\u00fcnden bedeutender als bei vollkommner Entwicklung von derfelben entfernt ;\n2) nicht der Blinddarm, fondern die untere Gegend des d\u00fcnnen Darms die Stelle fey, an welcher lieh der Zufammenhang zwifchen dem Darmkanal und der Nabelblafe bis zuletzt erh\u00e4lt, bei v\u00f6llig normaler Entwicklung gar keine Spur diefes Zufammenhanges \u00fcbrig bleibt, bei nicht ganz regelm\u00e4fsiger aber der nicht ganz feiten am Krummdarm vorkommende Anhang (Diverticulum) als eine folche anzufehen ift I *).\nFolgendes find die Gr\u00fcnde f\u00fcr diefe Anficht, und die n\u00e4here Darftellung des Entwicklungsganges diefes Organs.\n1)\tDer Darmkanal ift anf\u00e4nglich gerade, verl\u00e4uft als ein kurzer Kanal l\u00e4ngs der Wirbelf\u00e4ule herab. Herr Fleifchmann fahe ihn bei einem zwei Linien langen menfchlichenEmbryo alseinen ununterbrochnen, gerade herablaufenden Faden von gleicher Dicke 3). Hierauf biegt fich der Darmkanal etwas nach vorn, tritt in die fehr weite Nabelfchnur, welche als eine Verl\u00e4ngerung der Unterleibsh\u00f6hle anzufehen ift, fchl\u00e4gt fich unter einem fpitzen Winkel gegen fich felbft um, und tritt in die eigentliche Unterleibsh\u00f6hle wieder zur\u00fcck.\n2)\tDiefes Vortreten und Beugen des Darmkanals fteht mit den verfchiednen Perioden, welche der Na-belftrang durchl\u00e4uft, im genauen Zufammenhange, und wird h\u00f6chft wahrfcheinlich durch diefe veranlafst. Der Nabelftrang n\u00e4mlich , der anf\u00e4nglich ganz fehlt, fo dafs\nl) Beitr. zur vergl. Anat. Bd. 1. Hft 1. Igog. S, $2 ff. Reii's\nArchiv Bd. 9. Path. Anat. 1812. Bd. 1.\na) Leichen\u00f6ffnungen, Erl, 1815. S. 66.\n*","page":9},{"file":"p0010.txt","language":"de","ocr_de":"10\nder Embryo unmittelbar mit feiner vordem K\u00f6rperfl\u00e4che auf dem Amnion auffafs *), w\u00e4chft fehr fchnell, und wird verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zum Embryo bedeutend l\u00e4nger. Dief\u00e9s fchnelle Wachsthum wird das Mittel erft zum Hervorziehen des Darmkanals, dann zur Trennung deffelben von der Nabelblafe.\nEhe aber der n\u00e4here Hergang diefes Theiles der Entwicklung des Darmkanals angegeben wird, mufs zuv\u00f6rderft i) die Exiftenz der Nabelblafe, und 2) der Zufammenhang derfelben mit dem Darmkanal erwiefen werden.\nDen erften Punkt h\u00e4tte man noch k\u00fcrzlich als Axiom anfehen k\u00f6nnen, wenn nicht ganz neuerlich O\u00dfander, der wegen vielfacher Gelegenheit zu Unterjochungen von Embryonen als Autorit\u00e4t ange-fehen werden kann, abermals behauptet h\u00e4tte, dafs die Nabelblafe nur eine krankhafte Erfcheinung fey, indem fie fich nur bei mifsgebildeten Embryonen finde 1 2). In der That, eine fchwer zu begreifende Behauptung, die im h\u00f6chften Grade unwahrfcheinlich wird, da man ihr nicht nur die zum Theil h\u00f6chften Autorit\u00e4ten in der Anatomie, einen Albin 3 * 5 6), Wrisb\u00e8rg 4), Hunter\tSandifort *), Lobfiehi 7), Emmett 8 ),\n1)\tMeckels Beitr. z. vergl. Anat, Bd. I. Hft. I. No. V.\n2)\tSalzb. med. Zeitung Jalirg. 1814.\n5)\tAnnot. acad. L. I. c. 19.\n4.) De ftruct. embryon. Gotting. 1764.\n5)\tAnat. Befelireibung des fchwangern Uterus. Ueberfetzt von Froricp. 1802.\n6)\tObferv. anat path. L. UI. c. 6.\n7)\tTiffai fur la nutrition du foetus, Strasbourg I8o\u00ef. \u00a7. 40,\n8)\tHeil\u2019s' Archiv. Bd. Io.","page":10},{"file":"p0011.txt","language":"de","ocr_de":"11\nP\u00e2H\u00e8ttcct f)r$r, welche fie vor O\u00dfander bei v\u00f6llig wohlgebildeten Embryonen fahen, entgegenfetzen kann,\nl) Deila vescichetta ombelicale da G. B, Palletta in Memorie f dell istitnto nazionale italiano. Tom. II. part. 2. Bologna, HS08. p. 3??. Da diefer Auffatz, wenn er gleich manches Ealfche enth\u00e4lt, doch in mehr als; einer Hinlicht intereffant, ' aber in einer feltnen und gr\u00f6fstentheils andern Gegenft\u00e4nden\n...gewidmeten Zeitfchrift enthalten, ift, fo mag fein Inhalt voll-\n, ft\u00e4ndig, ausgezogen in einer Note hier ftehen.\n, , Ich bemitzte, lagt Palletta, die Gelegenheit, in deren Belitz ich mich befinde, um Unterfuchungen \u00fcber diefe r\u00e4th-felhafte Blafe anzuftellen. Einige der unterfuchten Embryonen waren aus den Leichen fchwangerer,. zuf\u00e4llig verdorbener Weiber genommen, andre mit unverletzten H\u00fcllen abgegangen. Bei\u2019h\u00f6chft, unvollkommnen Embryonen mit l\u00e4nglichem , platten. ;k\u00b0pfe > kaum merklicher Mundfpalte und extremit\u00e4ten-lofem K\u00f6rper fehlt die Haut, welche an der Wirbelf\u00e4ule deutlich ift, vom Bruftbein bis zu der Schamgegend durchaus, ihrer Stelle bekleidet hier eine fehr d\u00fcnne Membran die Eingeweide, und l\u00e4fst die Windungen der in diefer Periode faft noch ganz fchleimigen Ged\u00e4rme bindurchfchimmern. Bei Embryonen .von 30 \u2014 so Tagen nach der Empf\u00e4ngnifs ift der Unterleib fphildf\u00f6rmig erhaben, und von der, die Eingeweide bedeckenden Haut bekleidet, , Die Nabel\u00f6ffnung, durch welche die Ged\u00e4rme vorliegen, ift bald weiter, bald enger. Die Na-belblafe des zarten Embryo ift immer von einem d\u00fcnnen Fort-Tatze des Bauchfelles bedeckt, beim reifem F\u00f6tus erftreckt lieh die allgemeine Bedeckung, d. h. die Haut, \u00fcber lie, bis zum Bande des Nabelftranges.\nDiefer nimmt im Allgemeinen den obern Theil der Blafe ein, und die D\u00e4rme dringen zwifchen der Nabelvene und linken Nabelpulsader zur Blafe, die Leber ift gew\u00f6hnlich fehr grofs, nimmt beide Hypochondrien ein, und reicht bis zum Nabel herab, bildet auch bisweilen die ft\u00e4rkfte Hervorragung des Unterleibes. Hinter ihr, gegen die Wirbelf\u00e4ule, liegt der leere Magen, mit einer Oeffnung nach oben, mit der andern nach unten, dem grofsen Bogen nach der linken, dem kleinen nach der rechten Seite gewandt.\nVon der untern Oeffnung fteigt der Zw\u00f6lffingerdarm, den obern Lendenwirbel:ber\u00fchrend, herab, wendet fich dann nach der linken Seite, und tritt dann durch den Nabelring hervor.","page":11},{"file":"p0012.txt","language":"de","ocr_de":"12\nfondera auch ich fie bei wenigftens zwanzig' v\u00f6llig normal gebildeten Embryonen aus den fr\u00fchem Schwan-gerfchaftsperioden auf das deutlichfte fahe.\nAu\u00dferhalb des Unterleibes liegt auch der \u00fcbrige D\u00fcnndarm und 1\tder gr\u00f6fste Tbeil des dicken Darmes. Nur der letzte Theil\nvon diefem tritt zur\u00fcck, und fteigt auf dem Heiligbeine zum After herab. Dicker und d\u00fcnner Darm haben v\u00f6llig gleiche v Weite und der ganze Darmkanal wird durch diefelbe Membran, das Gekr\u00f6fe, befeftigt, welches unmittelbar Unter dem Magen \u2019 von der Wirbelf\u00e4ule abgeht. Meiftens findet lieh jetzt noch keine Spur von Milz und Netz. Die Bruft ift fehr eng, die wei\u00dfen Lungen find in Lappen und L\u00e4ppchen abgetheilt, die alle von einem \u00e4ufserft zarten und durchfichtigen Schleimge-webe umgehen find.\nDas Nabelbl\u00e4schen ift jetzt bisweilen \u00e4ufserft grofs, w\u00e4hrend vom Unterleibe faft keine Spur vorhanden ift, fo dafs es deffen Stelle vertritt, und die Ged\u00e4rme nebft dem Gekr\u00f6fe, blofs von einer fehr d\u00fcnnen Membran bedeckt, einfchliefst. Unter Teinem mittlern Theile verlaufen immer, in eine zarte Gallert eingefenkt, die beiden Nabelpulsadem.\nDas Nabelbl\u00e4schen nimmt daher verfchiedne ^Gehalten an, indem es zuerft nackt ift, die D\u00e4rme oder einige Eingeweide enth\u00e4lt, fo dafs Haut und Muskeln fehlen, dann fich mit Haut bedeckt, wo fich dann ein Weg durch die Bauchmuskeln bildet, der einen Bruch darftellt, endlich fich weiter ausdehnt, und als grofse Blafe zwEchen den Nabelgef\u00e4\u00dfen erfeheint.\nAus dem bisher \u00fcber den Zuftaiid der Nabelgegend beim Embryo Gefagten ergiebt fich deutlich, dafs die befchriehene Bildung nicht zuf\u00e4llig oder monftr\u00f6s ift, weil fie bei allen Embryonen bis in den dritten Schwangerfchaftsmonat vorkommt. Auch kann fie theils deshalb, theils, weil die Embryonen, wo fie beobachtet wurde, ohne die geringfte Verletzung abgegangen waren, nicht f\u00fcr krankhaft gehalten werden. Jene Nabel\u00f6ffnung ift alfo durchaus regelm\u00e4'fsig beim fr\u00fchen Embryo, durch fie tritt regelm\u00e4\u00dfig das Bauchfell hervor, und umh\u00fcllt den vorliegenden Darm und meiftens auch einige Eingeweide.\nDiele Bildung ift der, welche einige ber\u00fchmte M\u00e4nner beim H\u00fchnchen beobachteten, nicht un\u00e4hnlich.\nAus den Beobachtungen von Malpighi, Haller und meinen eignen \u00fcber das H\u00fchnchen (welche der Verf. genau at","page":12},{"file":"p0013.txt","language":"de","ocr_de":"13\nAuch kann man noch bemerken, dafo J\u00f6rg *) und Fleifchmann 1 ), nachdem O\u00dfancLer diefe Meinung\nf\u00fchrt) fcheint mit grofser Wahrfcheinlichkeit zu folgen, dafs die. Eingeweide der drei grofsen H\u00f6hlen fich nach und nach bilden, und, fo zu Tagen, nackt entwickeln, dafs lie, wenn lie einen gewiffen Grad ron Feftigkeit erlangt haben, fich mit Knorpeln, Fleifch und Haut bedecken, die des Unterleibes zuletzt von Muskeln und Haut umgeben werden, weil lie fich am langfamften ausbilden, dafs fie, ehe fie an der vordem J;lache bedeckt werden, vor der H\u00f6hle liegen, in welche fie in Idem Maafee fchl\u00fcpfen , als fich die Bedeckungen bilden, und dals endlich der Bauchfellfack, welcher eine merkliche Verl\u00e4ngerung durch die Nabel\u00f6ffnung bildet, zuletzt indie H\u00f6hle zuriicktritt, und fich verengt.\nDiefe Thatfachen fuhren zur Erkl\u00e4rung von urfpriinglichen Mifsbildungen, die an diefer Stelle nicht feiten Vorkommen. Es ift jetzt allgemein bekannt, dafs beim m\u00e4nnlichen F\u00f6tus die beiden Leiftenfortf\u00e4tze des Bauchfelles anf\u00e4nglich nach oben gegen die Nieren, in die Unterleibsh\u00f6hle gewandt find, ungef\u00e4hr \u00e8inen-Monat vor der Geburt aber mit den Hoden, welche fie tragen, in den Hodenfack herabfteigen, und dafs dadurch die angebornen Leiftenbriiche entftehen, wenn die Oeffnungen diefer Fortf\u00e4tze fich nicht verfchliefsen oder verengen. Aehn-liche, aber immer nur in der Leiftengegend befindliche Fortf\u00e4tze hat auch der weibliche F\u00f6tus. Eben fo nun findet fich in beiden Gefchlechtern von den fr\u00fcheften Perioden an ein eigner Nabelfortfatz des Bauchfelles, der die in ihm enthaltnen Eingeweide umgiebt. Zieht fich nun diefer nicht, wie Regel ift, mit den in ihm enthaltnen Eingeweiden in die Unterleibs-. h\u00f6hle zur\u00fcck, fchn\u00fcrt fich der Nabelring nicht zufammen fo \u25a0wird jener Fortfatz ein Bruch, der defto gef\u00e4hrlicher ift, wenn der Bauchfellfortfatz nicht von Muskeln und Haut bedeckt ift.\nIn der That kann man zwei Arten von Exomphalu3 anneh-men, den,'wo die vorliegenden Theile bedeckt, und den, wo fie nackt, und nur vom Bauchfell bedeckt find, die beide in dem Mangel des Zur\u00f6ektretens des Bauchfelles in den Unterleib und der Entwicklung der Bedeckungen deffelben begr\u00fcndet find, i) Ueber drie Zeugung.\n3) A. a. O. g, 361","page":13},{"file":"p0014.txt","language":"de","ocr_de":"14\nvorgetragen hatte, die Anwesenheit der Nabelblafe bei allen Embryonen best\u00e4tigt haben.\nBis alfo Ofiander nicht n\u00e4her nachweift, da\u00a3s fich alle \u00fcbrigen Beobachter geirrt haben , wird es erlaubt feyn, den von ihm aufgeftellten Satz h\u00f6chftens als das Refultat der Untersuchung folcher Eier anzu-fehen, bei welchen entweder das Nabelbl\u00e4schen zu fr\u00fch verfchwunden,; oder aus andern Gr\u00fcnden zu fchwer aufzufinden war. Die angef\u00fchrte Behauptung von Ofiander d\u00fcrfte auf den erften Anblick dadurch noch mehr Schein gewinnen, dafs auch der treffliche D\u00f6l\u00e4nger feine Meinung theilte *), und Samuel die Anwefenheit derfelben bei den Wiederk\u00e4uern l\u00e4ugnet i) 2 3). Allein theils icheint D\u00f6 l\u00e4nger felbft fp\u00e4ter von diefer Meinung abgegangen zu feyn \u00bb), theils ift die Samuel'fche Behauptung , wie ich mich durch vielf\u00e4ltige und fehr genaue Unterfuchungen, deren Refultate ich gr\u00f6fstentheils noch aufgeftellt auf bewahre, \u00fcberzeugt habe, nicht richtig. Seiner Meinung nach hat man das innere Blatt des Chorion bei den Wiederk\u00e4uern f\u00fcr die Darmblafe gehalten, allein beide find von einander verfchieden. Auch ift Herr Emmert nicht der einzige, welcher die Darmblafe bei den Wiederk\u00e4uern gefehen hat4 5), denn lange vorher hatte ich fie gleichfalls bei meinen Unterfuchungen fr\u00fcher Embryonen gefunden, und fp\u00e4terhin auch abgebildet *).\nDer zweite Punkt, der Zufammenhang der Nabelblafe mit dem Darmkanal, ift fchwieriger auszumit-teln. Es giebt hier mehrere Fragen zu beantworten,\ni) Samuel de ovorura mammal, velamentis. Wirceb. ISI6. p. 82,\ns) Ebend. S. 30. u- <5i*\n3)\tDiefes Archiv Bd. 2. S. 401.\n4)\tSamuel a. a. S. 61.\n5)\tM\u00fcller de genitalium evolutione. Hai.","page":14},{"file":"p0015.txt","language":"de","ocr_de":"15\nnamentlich i) ob \u00fcberhaupt ein Zufammenhang Statt findet ; \u2018 ferner 2) auf welche Art derfelbe vermittelt wird, lind 3) an welcher Stelle er Statt findet?\nDafs wirklich ein Zufammenhang zwifchen dem Darmkanal und der Nabelblafe Statt finde, l\u00e4fst fich wohl kaum bezweifeln, da nach vielen, lehr vorz\u00fcglichen Beobachtern, namentlich Albin, Wrisberg, San-difort, Hunter, Lobfiein, Kiefer ein Faden vom Darmkanal zu der Nabelblafe und der ihr v\u00f6llig entfprechen-den Tunica erythroides der S\u00e4ugthiere verl\u00e4uft, den auch ich jedesmal, wenn der Embryo in der geh\u00f6rigen Periode unterfucht wurde, deutlich gefunden habe.\nNur die Bedeutung diefes Fadens ift nicht v\u00f6llig beftimmt. Gewifs ift, dafs er Gef\u00e4fse, namentlich eine Arterie und: eine Vene, enth\u00e4lt, dafs jene aus den Ge-kr\u00f6sarterien entfpringt, diefe fich in die Pfortader ein-fenkt, ,dafs es mithin die Nabelgekr\u00f6sgef\u00fcfse (Vala onnphslo-'mefenterica) find, die fich auf der Nabelblafe verbreiten.\nDies haben f\u00fcr den menfchlichen Embryo hinl\u00e4ng-Jjch die Unterfuchungen von Albin, Wrisberg, Hunter , Lobftein, Chauffer, Kiefer und: mir dargethan.\nDiefe Gef\u00e4fse aber vermitteln nicht geradezu einen Zufammenhang der Nabelblafe mit dem Darmkanal, wenn gleich fchon die Verbindung der Gef\u00e4fse beider Theile hinreichen k\u00f6nnte, um jene Ortsver\u00e4nderung, die Entfernung des Darms von der Wirbelf\u00e4ule hervor-zubringefi, fobald durch die Verl\u00e4ngerung des Nabel-ftranges dieBlafe vom Darm entfernt wird, und dadurch die Gef\u00e4fse, mithin das Gekx\u00f6fe und der Darm ange-fpannt werden, ehe Zerreifsung derfelben erfolgt.\nAufser diefen Gef\u00e4fsen aber giebt es noch einen Theil, welcher einen unmittelbaren Zufammenhang zwifchen der Nabelblafe und dem Darme vermittelt, deffen Bedeutung befonders ftreitig ift.","page":15},{"file":"p0016.txt","language":"de","ocr_de":"16\nHier n\u00e4mlich fragt es Geh zuerft, ob diefer Thei} blofses Zellgewebe, oder ein Fortfatz des, den Darmkanal bekleidenden Bauchfelles, oder der ganzen Sub-^ itanz des Darmkanals felbft ift, ob alfo anf\u00e4nglich eine Continuit\u00e4t der Subftanz der Nabelblafe und des Darmkanals Statt findet, oder beide nur \u00e4ufserlich an einander geheftet find ?\nAlbin, Wrisberg, Sandifort, Lob\u00dfeiri haben hier\u00fcber nichts beftimmtes ge\u00e4ufsert, fondern fich blofs auf die Gef\u00e4fse in die fern Strange befchr\u00e4nkt.\nDagegen nimmt Oken eine anf\u00e4ngliche Vereinigung der H\u00f6hlen der Nabelblafe und des Darmkanals als er-wiefen an; w\u00e4hrend andre, namentlich Emmen T) und neuerlich Fleifchmann*) den, aufser den Nabelgekr\u00f6s-gef\u00e4fsen vorhandnen Faden f\u00fcr einen blofsen Fortfatz des Bauchfells halten.\nIch felbft bin fehr zu der Annahme der Meinung geneigt, dafs fich wirklich in fr\u00fchem Perioden Conti-nuit\u00e4t der H\u00f6hlen findet, Darmkanal und Nabelblafe in der That anf\u00e4nglich ein und daffelbe Organ lind.\nDie Gr\u00fcnde f\u00fcr diefe Meinung find vorz\u00fcglich folgende :\n1)\tdie Analogie mit dem Vogelembryo;\n2)\tder Umftand, dafs Hunter 3) mehrmals in dem Faden, welcher fich von der Nabelblafe in den Nabel-ftrang gegen den Embryo erftreckt, diefelbe Fl\u00fcffigkeit als in diefer fand, und fie hin und her dr\u00fccken konnte j\n3)\tdas beim reifen F\u00f6tus nicht feltne Vorkommen offner G\u00e4nge, welche vom Darmkanal zur vordem\nFl\u00e4che\nl) Rcil\u2019s Archiv Ed. 10. a) Leichen\u00f6ffnungen. i8i\u00e7,\n3) Anat, des fchwangem Uterus S.","page":16},{"file":"p0017.txt","language":"de","ocr_de":"Fl\u00e4che des Unterleibes verlaufen, von den Nabelge-kr\u00f6sgef\u00e4fsen begleitet find, und fich hier entweder, gew\u00f6hnlich offen, oder in eine, in Hinficht auf Lage und- Structur mit der Nabelblafe \u00fcbereinkommende An-fchrwellung endigen. H\u00f6chft wahrfcheinlich w\u00fcrde auch in den meiften Fallen diefer Art, wo fich der Darmkanal unmittelbar oder durch einen Gang an der vor\u00bb dern Fl\u00e4che des Unterleibes \u00f6ffnet, ein folcher Ueber-gang in eine Blafe, die fchwerlich f\u00fcr etwas anders als die Nabelblafe gehalten werden, kanngefunden werden, wenn man die Nabelfchnur und Nachgeburt \u00fcberhaupt immer geh\u00f6rig unterfuchte.\nDiefer Grund hat defto mehr Gewicht, wenn man erw\u00e4gt, dafs diefe G\u00e4nge, einen einzigen ausgenommen, in allen mir bekannten F\u00e4llen, von derfelben Stelle des Darmkanals entftanden, wo fich bei den V\u00f6geln der Dottergang anheftet, vom untern Tlieile des d\u00fcnnen Darmes.\nIch geftehe, dafs mir diefe Argumente hinreichend fcheinen, um die angegebene Anficht im hohen Grads Wahrfcheinlich zu machen, und den Grad von Ueber-zetigung zu gew\u00e4hren, welchen man \u00fcber einen Gegen-ftand, welcher wegen der Kleinheit und Zartheit der Theile, und der feltnen Gelegenheit, ihn geh\u00f6rig zu beobachten, vielleicht nie v\u00f6llig ins Reine gebracht werden wird, haben kann.\nAlles, was die Gegner diefer Meinung bis jetzt gcthan haben, ift auch nur die Nachweifung, dafs man diefe Gontinuit\u00e4t der H\u00f6hlen noch nicht mit Gewifs-heit gefehen hat, und dafs manche f\u00fcr fie angef\u00fchrte Argumente nicht ftringent find, was dann nat\u00fcrlich nur die trifft, welche lieh folcher Argumente bedient haben.\nKeinesweges aber haben fie bewiefen, dafs in allen F\u00e4llen, wo ihnen der von der Nabelblafe zum Darm-M. d> Archiv. Ill, i.\tB","page":17},{"file":"p0018.txt","language":"de","ocr_de":"48\nkan al \u2019gellende Fortfatz folide fchien, er nicht doch \u2022wirklich vielleicht hohl war, ein Beweis, den fie offenbar f\u00fchren m\u00fcffen, ehe fie aus diefem Grunde die fr\u00fchere Exiftenz eines Nabelblafenganges verwerfen wollen, und noch weit weniger haben fie bewiefen, dafs nicht in einer fr\u00fchem Periode der fp\u00e4ter (was niemand l\u00e4ugnet) folide Faden wirklich hohl gewefen fey.\nFleifchmann geht alfo wohl zu weit, wenn er, aus keinem andern Grunde, als weil Emmert den Fortfatz nie hohl gefunden zu haben fagt, behauptet, aus dem Umftande, dafs ich bei einem Embryo ein Divertikel gefunden, von welchem ein von den Nabelge-kr\u00f6sgef\u00e4fsen verfchiedner Faden in den Nabelftrang lief, dafs bei einem faft reifen F\u00f6tus fich ein offner Gang vom Krummdarm bis zum Nabel erftreckte, und aus mehrern Beobachtungen von F\u00e4den im Nabel-ftrange folge :\n\u201edafs der Zwifchenk\u00f6rper zwifchen Nabelblafo und \u201e Darm kein hohler, kanalartiger, fondern vielmehr \u201eein folider fey, und fich mithin die Exiftenz eines \u201eNabelblafenkanals nicht bew\u00e4hre *).\u201c\nBeinahe eben fo gut k\u00f6nnte man behauplen, dafs, weil der Erwachfene eine offne Pupille hat, fie bis zum fiehenten Monat nicht durch die Pupillarmembran verfchloffen fey und \u00fcberhaupt die Anwefenheit jeder F\u00f6tusdifferenz l\u00e4ugnen, weil man fie noch nicht gefehen hat?\nFleifchmann geht fogar fo weit, zu l\u00e4ugnen, dafs der merkw\u00fcrdige Tiedemannijche Fall, wo bei einem reifen F\u00f6tus ein offner Gang vom Krummdarm zum Nabel ging und fich in eine weite Blafe endigte, aitf welcher fich die, jenen begleitenden Nabelgekr\u00f6s-\ni) A. a. O. S","page":18},{"file":"p0019.txt","language":"de","ocr_de":"19\n'gef\u00e4fse verbreiteten, nichts zu Vergr\u00f6fserung derWahr-fcheinlichkeit jener Meinung beitrage , weil diefe Bildung nichts als ein gew\u00f6hnliches Divertikel mit fchma-lem j langen H\u00e4lfe und angefchwollnem K\u00f6rper fey. t\" Die Hunter'fchen Beobachtungen, welche ich \u00abeben anf\u00fchrte, find offenbar \u00e4ufserft wichtig, indem fie der Meinung, dafs ein offner Kanal von der Nabelblafe zum Darmkanal verlaufe, einen fehr hohen Grad vdn Wahrfcheinlichkeit geben. Ich wundre mich daher, dafs Fleifchmann gerade diefe Beobachtungen ganz aufser Acht l\u00e4fst, um fo mehr, da er Humer .als Autorit\u00e4t f\u00fcr die Anwefenheit der Nabelgekr\u00f6sgef\u00e4fse anf\u00fchrt l *).\nDies ift defto auffallender, da Fleifchmann, wenn %r auch vielleicht Hunters Werke felbft nicht zur Hand hatte, die Hunter \u00eeche Stelle in meiner patholo-I gifchen Anatomie, die er, wie fich aus feinem Auffatze \u00e8rgiebt, vor Augen hatte, finden konnte J).\nHier hatte ich fie fchon vor geraumer Zeit angef\u00fchrt und auf diefe Beobachtungen gr\u00f6fsentheils die Annahme jenes Kanals gegr\u00fcndet, fo dafs es.mir alfo \u25a0wieder unbegreiflich ift, wie Fleifchmann behaupten kann, dafs ich die Zufammenfetzung des zwifchenDarm und Nabelblafe liegenden Fadens aus einem Kanal und Blutgef\u00e4fsennur auf die vorher angef\u00fchrten Beobachtungen ft\u00fctze, indem ich ausdr\u00fccklich bemerke, dafsHunter den Kanal gefehen habe 3).\nAuf diefen Grund lege ich \u00fcbrigens jetzt ein defto gr\u00f6fseres Gewicht, da ich k\u00fcrzlich eine fehr \u00e4hnliche Beobachtung felbft gemacht habe. Bei einem ungef\u00e4hr f\u00fcnf Linien langen menfchlichen Embryo n\u00e4mlich liegt\nB 2\nl) A. a. O. S. lg.\n; 2) Bd. I. S. 56+.\n3) Ebend. S. 565.","page":19},{"file":"p0020.txt","language":"de","ocr_de":"20\ndie Nabelblafe deutlich zwifchen dem Amni\u00f6n umt der Allantois. Von ihr aus geht ein fehr deutlicher, mit ihr fichtbar ein Continuum bildender Gang, der v\u00f6llig diefelbe gelbliche Farbe als fie hat, ab, endigt lieh aber im Nabelftrange in einen fehr feinen Faden , der gegen den Embryo hin wieder anfchwillt und fich an den Darmkanal deffelben da heftet, wo diefer fich unter einem fpitzen Winkel von oben nach unten umbiegt.\nH\u00e4tte der Embryo nicht fchon fo lange im Wein-geift gelegen, f\u00f6 w\u00fcrde h\u00f6chft wahrscheinlich fich die FMffigkeit in Kanal und Blafe, wie in den Hunter'\u00efchen F\u00e4llen, verfchiebbar gezeigt und dadurch die Continuit\u00e4t beider noch beftimmter erwiefen haben.\nDiefe und die Huntei*fchen Beobachtungen werden hoffentlich beweifen, dafs keine fehr grolse K\u00fchnheit zu der Annahme geh\u00f6rt, dafs der Faden ein Ueberbleibfel eines Kanals.fey und dafs man die Verbindung derNabel-blafe und des Darmkanals nicht blofs aus der Nachbarschaft beider erfchliefst. Es ift aus den oben angef\u00fchrten Gr\u00fcnden vielleicht noch lange unm\u00f6glich, die reine anatomifche Wahrnehmung jenes Zufammenhanges dar-zuftellen, ohne dafs deshalb die hohe Wahrte hebt\u201c lichkeit deffelben, welche, man fage, was man wolle, entftelle den Gegenftand, wie fehr man wolle, aus einer Menge von Thatfachen hervorgeht, von vorurteilsfreien, gr\u00fcndlichen und mit der Lage der Sache hinl\u00e4nglich bekannten Unterfuchern ernftlich noch lange geleugnet werden k\u00f6nne. Uebrigens w\u00e4re es am Ende v\u00f6llig gleichg\u00fcltig, ob jener Anhang hohl oder folide w\u00e4re, da er darum nicht weniger den Zufammenha\u00fcg von Darm und Nabelblafe vermittelnd und als Theil von beiden erfcheinen w\u00fcrde. Bekanntlich giebtL\u00e9veitt\u00e9 fo-gar den Dottergang der V\u00f6gel f\u00fcr folide aus, die H\u00f6hle des Darms wird bei den Wanzen (Treviranus Ann. der","page":20},{"file":"p0021.txt","language":"de","ocr_de":"21\nWetter. Gefellfch. Bd. i. S. 175.) das ganze Leben hin-' durch von foliden Stellen unterbrochen und hundert Er-fcheinungen beweifen die Anwefenheit von Wegen, wo fich keine offnen Gange darthun laffen.\nAuf diefelhe Weife ftellt auch Fleifchmann die Beobachtung des bis zum Nabelftrange in Begleitung der Nabelgekr\u00f6sgef\u00e4fse offen verlaufenden Ganges, welche ich felbft fahe und fr\u00fcher befchrieb, als einen einzelnen Fall hin, da doch gerade das nicht ganz feltne Vorkommen diefer Abweichung, auf welches ich, fowolil in meiner \u2022pathologifchen Anatomie *), als fr\u00fcher 3) aufnerkfam machte und mich deffelhen als eines Grundes f\u00fcr die Exiftenz einer ehemals Statt findenden Communication bediente, beachtenswerth ift.\n\u25a0\nDen erften Grund, welchen man von der Analogie mit den V\u00f6geln entlehnt, glaubt Fleifchmann durch die Wiederholung der Emmert'fchen Behauptung, dafs der Dottergang der V\u00f6gel lieh erft nach dem Darmkanal bilde, v\u00f6llig zu widerlegen; allein ich darf in diefer Hinficht fowohl auf Wolff de forma-tione inteftinprum und meine Vorrede zu der Ueber-fetzung derfelben, worin ich diefe und die \u00fcbrigen Einw\u00fcrfe von Emmert beleuchtet habe, als endlich auf eigne Unterfuchung der Entwicklung des bebr\u00fcteten H\u00fchnchens verweifen. Ich zweifle nicht, dafs man dann, wie Wolff und ich finden wird, dafs der Zufammenhang zwifchen Dotter und Darm fich nicht erft fp\u00e4ter bildet, fondera vom erften Entftehen an Statt findet, und fich yn Gegentheil allm\u00e4hlich vermindert.\nStatt dafs uns alfo hier die Analogie verliefse, er-feheint fie vielmehr als v\u00f6llig treue Fiihrerinn, indem wir\ni\") Bd. 1. S. 57s ff.\n\u00ee) In Reifs Archiv Bd. 9. H. \".","page":21},{"file":"p0022.txt","language":"de","ocr_de":"32\nbeim S\u00e4ugthier und dem Vogel den Zufammenbang zwiV fcheu Dotter, Nabelblafe und Darm in dem Maafse ft\u00e4r-ker und deutlicher finden, als der Embryo j\u00fcnger ift. *\nOhne die \u00fcbrigen Gr\u00fcnde w\u00fcrde ich mich \u00fcbrigens diefer Analogie nicht mit Vertrauen bedient und, blofs auf fie geft\u00fctzt, einen Nabelblafenkanal angenommen, haben.\t1\nWie \u00fcbrigens der Umftand, dafs einige (nicht' alle) Reptilien einen Dotter, aber keinen Dottergang haben, nicht be weife, dafs da, wo diefer fich findet, der Darm kanalartig vom Dotterfack aus fich entwickelt *), brauche ich um fo weniger zu bemerken , da ich felbft eine folche Entwicklung nicht annehme.\nDie Schw\u00e4che eines andern Grundes gegen die Annahme einer fr\u00fchem Einheit der Nabelblafe und des Darmkanals , die Verfchiedenheit der Structur der Nabelblafe und des Darmkanals, habe ich gleichfalls fchon an einem andern Orte erwiefen 2).\nWenn Fleifchmann endlich der Meinung ift, dafs das Voriiegen der D\u00e4rme nothwendig erwiefen feyn m\u00fcffe, damit die Meinung, dafs Darm und Nabelblafe fr\u00fcher in einem fogenannten organifchen Zufam-menhange ftehen, gegr\u00fcndet feyn k\u00f6nne 3), fo brauche ich wohl kaum zu bemerken, dafs diele Bedingung hierauf durchaus gar keinen Einflufs hat, indem nat\u00fcrlich der Darmkanal nie aus der Unterleibsh\u00f6hle vorzuragen braucht, und doch lehr wohl mit der Nabelblafe verbunden feyn k\u00f6nnte, Diefer Einwurf ift zwar eigent-\n1)\tFleifchmann A. a. O. S. 22.\n2)\tVorrede zur Ueberfetzung von Wolff \u00fcber die Bildung des Darmkanals.\n?) S. 25.","page":22},{"file":"p0023.txt","language":"de","ocr_de":"I\n23\nlieh gegen die Oken\u2019iche Meinung, dafs der Darmkanal von der Nabelblafe aus in den Unterleib hineinwachfe^ gerichtet'; allein, da Fleifchmann ihn da macht, wo er einen Theil meiner Anficht der Bildungsweife un-terfucht und glaubt, dafs diefe fich auf diefe Oken\u2019fche Anficht ftiitzt, fo mufste ich ihn auch hier ber\u00fcck* fichtigen.\nLeid thut es mir, bei diefer Gelegenheit bemerken zu miiffen, dafs Fleifchmann, den ich als fleifsigen und eifrigen Anatomen und befonders darum fehr hoch* fch\u00e4tze, weil er die wahre Richtung der Anatomie zu \u2022yv\u00fcrdigen weifs, und zu einer wiffenfchaftlichen Bearbeitung derfelben gl\u00fccklich beitr\u00e4gt, die eigentliche Lage des Streits \u00fcber die Bildungsgefchichte des Darmkanals wenigftens f\u00fcr den, welcher nicht felbft im Ba* fitz aller Aetenft\u00fccke ift, nicht ganz deutlich dargeftellt hat. Meine Anficht von der Bildung des Darmkanals, und namentlich dem Zufammenhange zwifchen ihm und der Nabelblafe ftiitzt fich fo durchaus gar nicht auf Okens und Kiefers Meinung \u00fcber den Urfprung des Darmkanals aus der Nabelblafe *) dafs ich mich vielmehr vielfach gegen die, beiden eigenth\u00fcmliche Anficht mit Gr\u00fcnden erkl\u00e4rt habe s), welche bis jetzt noch nicht widerlegt worden find.\n: Meine Anficht von der Bildung des Darmkanals ift, nach Wolffs und meinen Unterfuchungen am bebr\u00fcteten H\u00fchnchen, die, dafs anf\u00e4nglich der Dotter in der ganzen L\u00e4nge an der vordem Fl\u00e4che der Carina aufliegt, wo demnach von keinem Darmkanal die Rede feyn kann. Diefer\u201c entfteht erft, wenn aus der vordem Fl\u00e4che der Wirbel-\n1)\tFleifchipanns Leichen\u00f6ffnungen. I8I\u00c7. S. 12\u2014I\u00e4.\n2)\tUeber die Divertikel. B.eils Archiv Bd. 9. etc., und vorz\u00fcglich in der Vorrede zur Ueberfetzung von Wolffs Bildungsgefchichte des Darmkanalt. Halle Igia.","page":23},{"file":"p0024.txt","language":"de","ocr_de":"faule zwei neben einander liegende L\u00e4ngenplatten hertfor-wachfen, die aber anfangs noch in ihrer ganzen L\u00e4nge in den Dotterfack \u00fcbergehen und lieh erft allm\u00e4hlich in einen Kanal verwandeln. Diefe Anficht ift alfo der \u00d6\u00c4e/dfchen v\u00f6llig entgegengefetzt, indem nach der er-ften der Darm von der Wirbelf\u00e4ule aus w\u00e4chft. Meine Meinung \u00fcber die Entftehung und Bedeutung des Darmanhangs ift v\u00f6llig unabh\u00e4ngig von der einen oder der andern Angabe und gr\u00fcndet fich auf ganz andre That-fachen, welche ich theils fchon anderswo zulammenge-ftellt habe, theils unten noch angeben werde.\nAus dem Gef\u00fcgten ergiebt fich, wo ich nicht fehr irre, fo viel mit Gewifsheit, dafs durch die eben beleuchteten Einw\u00fcrfe gegen die H\u00f6hlencommunication der Nabelblafe und des Darmkanals der Mangel der-felben durchaus nicht mit Beftimmtheit erwiefen und die hohe Wahrfcheinlichkeit derfelben auf keine Weife gemindert ift.\nEs fragt fich nun ferner, an welcher Stelle der Zu-fammenhang des Darmkanals, er fey welcher Art er wolle, Statt findet?\nHier\u00fcber find die Meinungen getheilt.\nOken behauptete und behauptet noch jetzt, dafs der Blinddarm das Ueberbleibfel der Verbindung des Darmkanals mit der Nabelblafe fey. Seiner Meinung \u00bbach geht anf\u00e4nglich von der Nabelblafe nach oben und nach unten eine kanalf\u00f6rmige Verl\u00e4ngerung ab, von welcher jene zum Magendarm, diefe zum Afterdarm Wird. Indem die Nabelblafe vom K\u00f6rper des Embryo wegriiekt, entfteht zwifchen ihr und dem Darmkanal eine l\u00e4ngliche, halsf\u00f6rmige Verengerung. Diefe verengte Stelle wird Blinddarm, indem fich an ihrem Ende die Nabelblafe endlich abtrennt und der Darm eben dadurch verfchloffen wird.","page":24},{"file":"p0025.txt","language":"de","ocr_de":"25\nit\"' \u2022 .-Ungeachtet ich, nach dem Vorigen, fehl* zu der Annahme geneigt bin, dafs wirklich in fr\u00fchen Perioden Continuit\u00e4t der H\u00f6hlen zwifchen Nabelblafe und Darmkanal Statt findet, fo bezweifle ich doch fern*, dafs diefer Zufammenhang auf diefe Weife und an der Stelle gefchieht, welche Oken annimmt.\nDas Hineinwachfen zweier Kan\u00e4le von der Nabelblafe aus hat keine Erfahrung f\u00fcr, mehrere eben angegebene v\u00f6llig gegen fich.\nDafs der Zufammenhang an der von Oken angegebenen Stelle Statt finde, und der Blinddarm ein nothwendiges Ueberbleibfel der ehemaligen Verbindung fey, welches durch Zerren entftehe, ift gleichfalls aus mehrern Gr\u00fcnden unwahrfcheiniich.\n|) Ein nothwendiges Ueberbleibfel kann er nicht feyn, indem fonft alle mit einer Nabelblafe verfehenen Thiere einen Blinddarm haben miifsten, und diefer nur bei folchen Vorkommen k\u00f6nnte, die mit einer Nabelblafe verfehen find. Allein der Igel und Maulwurf haben eine betr\u00e4chtliche, lange beftehende Nabelblafe und keinen Blinddarm ; mehrere Nager, namentlich z. B. das Kaninchen, das Meer/chweinchen, keine wahre Nabelblafe und einen fehr langen Blinddarm. Hieraus ergiebt fich alfo mit vieler Wahrfcheinlichkeit, dafs der Blinddarm nicht auf die von Oken angegebene Weife entfteht, die \u2022\u00fcberdies fchon das fehr Mechanifche der Erkl\u00e4rungsart gegen fich hat. Diefen Grund wird Oken hoffentlich \u2022nicht durch feine Aeufserung \u201ein einem S\u00fcugthiere fehle der Blinddarm nicht, weil er nicht ellenlang fey\u201c *) im Voraus entkr\u00e4ftet glauben, da es ihm fchwer fallen m\u00f6chte, f\u00fcr die oben angef\u00fchrten und mehrere andere S\u00e4ugthiere auch nur einen Blinddarm von der L\u00e4nge Linie nachzuweifen.\ni) Jenaer Lit. Zeit. a. a, \u00d6, S. 207.","page":25},{"file":"p0026.txt","language":"de","ocr_de":"26\n\u00ab) Die Analogie mit den V\u00f6geln macht es h\u00f6chft unwahrfcheirilich, dafs der Anfang des Grimmdarms die Verbindungsftelle zwifchen Darm und Nabelblafe fey und der Blinddarm auf diefe Weife entftehe, indem fich der Dottergang bei diefen in den Krummdarm fenkt, wo fich auch bei den meiften das ganze Leben hindurch die Spur diefer Verbindung in einem kleinen H\u00f6cker erh\u00e4lt, welcher fich aufser den, meiftens doppelten Blindd\u00e4rmen der V\u00f6gel findet. Es ift allo der Analogie nach fehr viel wahrfcheinlicher, dafs, da fich hier Blindd\u00e4rme finden, die beftimmt nicht auf die angegebene Weife entftehen, auch der Blinddarm der S\u00e4ugthiere nicht auf die von Oken angenommene Art entftehen werde. Ein Grund, der mir nicht ohne Gewicht fcheint, den aber Herr Oken v\u00f6llig zu entkr\u00e4ften ge-fucht hat, indem er jenen, am Krummdarm befindlichen Fortfatz, der offenbar von der ehemaligen In-fertion des Dotterganges herr\u00fchrt, f\u00fcr den Blinddarm, die Blindd\u00e4rme dagegen f\u00fcr H\u00f6rner der Harnblafe erkl\u00e4rt und behauptet, dafs es nie mehr als einen Blinddarm gebe 1 ). Ein wenigftens fehr gewagter Verfuch, eine verlorne Sache zu retten, gegen den ich folgerndes einwenden m\u00f6chte:\na) Der Krummdarmanhang der V\u00f6gel verh\u00e4lt fich in keiner Hinficht wie der Blinddarm der S\u00e4ugthiere.\na. Bei diefen ift der Blinddarm immer das wahre Ende des Grimmdarms, er ift eine, \u00fcber den d\u00fcnnen Darm hinausreichende Verl\u00e4ngerung deffelben, diefer ift mehr oder weniger deutlich in den Grimmdarm ge-fchoben. Der Grimm - und D\u00fcnndarm find deutlich durch mehr als eine Bedingung von einander verfchieden.\nDagegen geht der oberhalb des Anhangs befindliche Theil des Darmkanals bei den V\u00f6geln in den untern,\ni) Zoologie isis- S. 9. io.","page":26},{"file":"p0027.txt","language":"de","ocr_de":"27\nohne Unterbrechung und Unterfchied der Structur fort, der Anha\u00abg ift feitlich aufgefetzt, pl\u00f6tzlich viel enger als der'\u00fcbrige Darm. Die bei den S\u00e4ugthieren zwifchen Grimm - und D\u00fcnndarm obwaltenden Verfchiedenheiten finden fich bei den .V\u00f6geln vollkommen deutlich an der Stelle* *; wo fich der gew\u00f6hnlich doppelte Blinddarm in den Grimmdarm fenkt.\n' b. Der Blinddarm der S\u00e4ugthiere und der V\u00f6gel bieten diefelbenAb\u00e4nderungen dar, ftehen mit der Verschiedenheit, der Lebensweife u. f. w. in demfelben Ver-haltnifs, indem fie bei den Fleifchfreffern fehlen oder Sehr kurz find, bei den Omnivoren eine m\u00e4fsige L\u00e4nge haben, bei den von Pflanzen lebenden dagegen betr\u00e4chtlich lang find. Beide Theile haben alfo h\u00fcchft wahrscheinlich diefelbe Function , was fich auch fchon daraus zu ergeben fcheint, dafs beide \u00fcberall mit Koth gef\u00fcllt find. , Der Krummdarmanhang der V\u00f6gel bietet\n<s. i \u2022\t,\t0\to\ndagegen durchaus gar keine Verfchiedenheiten diefer Art dar.\n\u2022f e. Bei mehrern S\u00e4ugthieren findet fich ein doppelter Blinddarm, ungeachtet die Harnblafe nicht vom gew\u00f6hnlichen Typus abweicht, bei mehrern V\u00f6geln gleichfalls mit der Harnblafe ein doppelter, fogar ungew\u00f6hnlich ftark entwickelter Blinddarm.\nS\u00e4\nBeifpiele erfterer Art geben, aus der Ordnung der Beutelthiere, der Phaskolom *), der Nager, der Kusla (Lepus pufillus), der Alpenhafe (L. alpinus), der Ogotona (L- ogotona), wovon der letztere fogar eigentlich drei hat s), aus der Ordnung der Zahnlofen der Ameifenfreffer (Myrmecophaga), aus der Ordnung der\nl) Cuvisr vergl. Anat. Bd. S. 495. Taf. 17. Fig. 11.\n*) Pallas novae fpec. e glir, ordioe. Erlangae 177g, Tab. IV. B.","page":27},{"file":"p0028.txt","language":"de","ocr_de":"Pachydermen der Daman (Hyrax capenfis *), unter den Cetaceen der Manati (Manatus aui'tralis l) * 3), wo es \u00fcberdies fehr merkw\u00fcrdig und gegen die Oken'fche Darftel-lung fprechend ift, dafs fich beim Kusla zugleich an derfelben Stelle als bei den V\u00f6geln eip Anhang findet.\nBeifpiele letzterer Art find der Strau\u00df und der KaJ\u2019oar.\nHieher geh\u00f6ren auch die F\u00e4lle von doppeltem Blinddarm oder Wurmfortfatz \u00bb welche bisweilen als Bildungsabweichung beim Menfilien Vorkommen.\nUnter den angef\u00fchrten S\u00e4ugthieren findet fich aber eines, welches fehr f\u00fcr Oken's\\Meinung zu fprechen fcheinen m\u00f6chte. Dies ift der Daman. Hier n\u00e4mlich liegt an der gew\u00f6hnlichen Stelle, beim Uebergange des d\u00fcnnen Darms in den dicken, ein gew\u00f6hnlicher, einfacher Blinddarm und unterhalb demfelben finden fich die doppelten, ungew\u00f6hnlichen Blindd\u00e4rme, welche v\u00f6llig vogelartig erfcheinen und die Oken'fche Anficht befonders infofern zu beft\u00e4tigen fcheinen, als fich beim Dainan die Harnleiter nicht, wie gew\u00f6hnlich / in den untern, fondern in den obern Theil der Harnblaie ein-fenken 3)- Es k\u00f6nnte alfo fcheinen, als w\u00e4re hier ein Theil der Ilarnblafe, und namentlich der obere, in den Darmkanal gezogen, und die Harnleiter inferirten fich Sn den obern Theil der Harnblafe, weil der eigentliche obere an der gew\u00f6hnlichen Stelle fehlte* allein theils bieten die \u00fcbrigen angef\u00fchrten Thiere nicht diefe Bedingung dar, theils fpricht gegen diefe Anficht immer fehr der Umftand, dafs beim Damau der d\u00fcnne Darm wie gew\u00f6hnlich in den dicken eingefchoben ift, wo-\nl) Fallas fpicil. zool. fafe. U. Tab. III. \u2014 Cuvier Vorl \u00fcber\nvergl. Anat. Bd. 3.\n3) Daubenton in B\u00fcffons Lift, naturelle Tome 13. p. 42g,\n3) Fallat e, a. 0. in der Ueberfetzung S, 33,","page":28},{"file":"p0029.txt","language":"de","ocr_de":"{furch eine Klappe entfteht, wovon bei den V\u00f6geln keine Spur vorhanden ift.\n\u2022Sehr gern w\u00fcrde ich dennoch Oken's Meinung \u00fcber die Bedeutung undEntftehungsweife des Blinddarms theilen, wenn er beftimmte Thati'achen fiir diefelbe anf\u00fchrte ; allein leider fehlen diefe durchaus. Dies wird fich leicht aus einer treuen Darftellung deffen, was er \u00fcber diefen Punkt fagt, und was er theils gefehen hat, theils vemiuthet, ergeben.\nGefehen hat er i) bei Schweinen den Darmkanal in der Nabelfchnur (Beitr. H. i. S. 77.); als zwei dicht neben einander liegende Kan\u00e4le (S. 81.), die unter einemfehr fpitzenWinkel in einander \u00fcbergehen(S. 82.), fich an diefer Uebergangsftelle durch einen Faden mit der Nabelblafe verbinden (S. gi.), dafs der vordere Kanal, der zum Magen geht, bedeutend l\u00e4nger und weiter als der hintere ift, der zum After geht (S. 77.u. 87.) und dafs jetzt fich noch kein Blinddarm findet.\n2)\tIn fp\u00e4tern Perioden bei Hunden, dafs, w\u00e4hrend der Darmkanal noch zumTheil in der Nabelfchnur liegt, alfo von der Nabelblafe getrennt ift, fich fchon *ierWurmfortfatz findet (H. 2. S. 12.)-\n3)\tIn die Nabelblafe jener Schweinsembryonen hat er Luft eingeblafen, und diefe ift aus ihr, l\u00e4ngs den vorliegenden Darmft\u00fccken, in die Bauchh\u00f6hle (H. 1. S. \u00dfk.), durchaus aber nicht in den Dannkanal gedrungen (S. 82.).\nVerrnuthet, gefchloffen und behauptet hat er aus diefen Thatfachen nicht blofs, dafs der Darinkanal anfangs grofsentheils in der Nabelfchnur liege, fondern l) dafs er mit der Nabelblafe eins fey, von aufsen nach jnnenin die Unterleibsh\u00f6ble wachfej\n2) dafs der vordere Kanal bis zum Uebergangs-winkel der ganze D\u00fcnndarm, der hintere, miter die-","page":29},{"file":"p0030.txt","language":"de","ocr_de":"50\nfern Winkel befindliche, blofs Dickdarm fey (H. j. S. 87O;\n3)\tdafs der Blinddarm ganz ficher in dem Ueber* gang der D\u00e4rme in die Darmblafe Verfehlungen fey, nirgends anders hinfallen k\u00f6nne, als in die Vereinigung des Magen - und Afterdarms mit der Darmblafe, nur bei der Lostrennung der D\u00e4rme von diefer fo entftehen k\u00f6nne, dafs ihr Hals an ihnen bleibt (H. 2. S. 14.);\n4)\tdafs die winklige Infertion des d\u00fcnnen Darmes in den dicken nur durch diefe Organifation zu begreifen, und fowohl einer der wichtigften Belege f\u00fcr die Darmheit der erw\u00e4hnten Kan\u00e4le, als eine der wichtigften Aufkl\u00e4rungen f\u00fcr diePhyfiologie fey (H. i.S.\nJa, er hat fogar die Idee, nach welcher fich auch beim Menfchen die D\u00e4rme von der Nabelblafe abl\u00f6fen, der Blinddarm und die Grimmclarmklappe entftehen muffen, durch Worte und Abbildungen auseinander gefetzt (H. 2. S. 85-)-\nAus allem ergiebt fich alfo\u2018, dafs Oken (wenig-Jtens nach dem, was er mittheilt) nicht gefehen hat, dafs wirklich der Hals der Darmblafe zum Blindd\u00e4rme wird. Denn, dafs feine Befunde feine Schl\u00fcffe nicht begr\u00fcnden, ift leicht zu beweifen.\n1) Aus der gr\u00f6fsern Weite des Magendarms folgt nicht, fiais er der ganze d\u00fcnne Darm, der Afterdarm blofs der dicke ift. Damit diefer Schlufs b\u00fcndig w\u00e4re, mufste der ganze d\u00fcnne Darm des Embryo gleichm\u00fcfsig weit, oder wenigftens der dicke pl\u00f6tzlich viel enger als das hintere Ende des d\u00fcnnen feyn. Man kann fich aber fehr leicht durch die Unterfuchung junger Embryonen \u00fcberzeugen, dafs dies nicht der Fall ift, fondera fich der d\u00fcnne Darm vom Pf\u00f6rtner an allm\u00e4hlich verengt und der Anfang des dicken nicht weiter als das Ende des d\u00fcnnen ift. Diefer Grund f\u00e4llt alfo weg.","page":30},{"file":"p0031.txt","language":"de","ocr_de":"31\n\u25a0 - ) 2) Eben fo wenig richtig ift die dritte Behauptung. Aus der Lage des Blinddarms in der Nabelichnur folgt Zwar,allenfalls (auch nicht einmal beftimmt), dafs der Wurmfortfatz nicht in der Bauchh\u00f6hle entftanden fey, keinesweges aber, wie Oken behauptet, dafs feine Entftehung mit der Verbindung zwifchenNabelblafe und Parmkanal zufammenhange u. f. w., denn er kann fehr wohl in der Nabelfchnur entfiehen, ohne lieh auf die Oken'{'ehe Weife zu bilden, fondern in der Nabelfchnur aus dem Darm hervorgewachfen feyn, fo gut als eine Menge hohler und folider Theile auf diefe Weife aus fr\u00fcher vorhandnen hervorfproffen, namentlich ein Theil der Gliedmafsen nach dem andern, die \u00e4ufsern \u0178 Schamtheile, die rechte Herzkammer aus der linken ijnd -r- die Blindd\u00e4rme der V\u00f6gel aus ihrem Grimmdarm!\n3) Auch die unter 4. zufammengeftellten Behauptungen find v\u00f6llig falfch. Man begreift aus den Yer\u00e4nderungen der Lage des Darmkanals und den von Herrp Oken gefehenen Erfcheinungen nur, jjafs ein anf\u00e4nglich fpitzer Winkel zu einem Jiumpfen wird und fich aHm&hlich verliert, nicht aber, dafs dev d\u00fcnne Darm Wirklich in den dicken hineiniv\u00e4chfi, hier eine Klappe und ein. blinder Fortfatz nothwendig entftehe. Es wurde hochft mifslich um die Anatomie ausfehen, wenn man all\u00e9 Bil\u00d6ungserfcheinungen auf eine fo mechanifche Weife erkl\u00e4ren wollte, nicht zu bedenken, dafs es eine Menge wipkliger Einf\u00fcgungen und Verbindungen giebt, vfo noch'iW\u2019eit weniger als hier auch nur ein Schein einer folchen Entftehungsweife vorhanden ift. Diefe \u00fcbrigen \u00e4hnlichen Bildungen machen es vielmehr, da a lis theils einzelnen, theils nachher anzuf\u00fchrenden Gr\u00fcnden es fo gut als erwiefen ift, dafs die Trennun^s-ftelle zwifchen Nabelblafe und Darm nicht die von Mrn. OAen angegebene, fondern eine ganz andere ift, h\u00fccb\u00eft","page":31},{"file":"p0032.txt","language":"de","ocr_de":"32\nwahrfchein\u00eeich, cl a fs eine folche Klappe' ohne eine folche mechanifche Veranlaffung entftehen kann.\nDazu kommt nun noch 4) dafs Herr Oken etwas nicht gefehen hat, was andere gefehen haben und feiner Meinung bedeutend im Wege fteht. W\u00e4re n\u00e4mlich diefe richtig, fo m\u00fcfste der Blinddarm als folcher offenbar an der Umbiegungsftelle gefehen worden feyn. Dies jft aber nicht der Fall. Oken hat es nie gefehen, andere dagegen, namentlich H\u00f6chftetter und Emmere (Reih Archiv a. a. O. S. 56. 58- 59- 63.) beim Embryo der Kuh , des Schweines, der Katze; Fleijch-mann beim Embryo des Menfchen (Leichen\u00f6ffnungen S. 67.), ich hei den erw\u00e4hnten, aufserclem beim Embryo aller einl\u00e4ndifchen Wiederk\u00e4uer, des Kaninchen, des Hafen, haben beft\u00e4ndig den Blinddarm an einer ganz andern Stelle, in einiger Entfernung vomUmbiegungs-winkel des Magendarms in den Afterdarm an diefem, und dies zum Theil mit Anwefenheit eines Fadens, der vom Krummdarm abging, gefehen. Einmal m\u00fcfste man doch wohl, h\u00e4tte Oken Recht, den Wurmfortfatz an der Umbiegungsftelle gefehen haben! So fchildert es freilich auch genau Oken in feiner idealifchen Dar-ftellung.\nDiefe Uebereinftimmung von vier Beobachtern be* {t\u00e4tigt denn wohl unftreitig die Vermuthung, dafs beim S\u00e4ugthiere, wie beim Vogel, der Blinddarm erft all-m\u00e4hlig hervorivachfe, nicht hervorgezerrt werde.\nUngeachtet daher auch J\u00f6rg (Zeuguflg.,S. 287-) nach Oken annimmt: \u201eder Umftand, dafs die Na-, balblafe, fo lange fie in Wirkfamkeit ift, mit dem .Darmkanal in Verbindung bleibt, k\u00f6nne und m\u00f6ge zur Bildung des Wurmfortfatzes, der eignen Einf\u00fcgung des Darmes in den dicken und der Entftehung der\nGrimm-","page":32},{"file":"p0033.txt","language":"de","ocr_de":"33\nGrimmdarmklappe beitragen, indem, wenn der ge-wundne Darm und der Blinddarm die \u00e4ufserfte Spitze des in der Nabelfchnur liegenden Darmkanals ausmachen, und beide unter einem lehr fpitzen Winkel in einander \u00fcbergehen, jene eigne Einf\u00fcgung, zumal, wenn dia fchnelle Entwicklung des Darmkanals in diefer Zeit zu H\u00fclfe genommen wird, leicht erkl\u00e4rt werden k\u00f6nne, fo hat doch feine Stimme wenig Gewicht, theils, weil auch er keine eigne Beobachtung zu haben fcheint, theils, weil er von der falfchen Fr\u00e4miffe ausgeht, dafs wirklich der Blinddarm die \u00e4ufserfte Spitze des vorliegende\u00ab Darmes bilde.\nDie Behauptung von Oken, dafs die winklige Infertion des d\u00fcnnen Darmes in den dicken f\u00fcr die Richtigkeit feiner Anficht fpreche und nur in ihr ihre Erkl\u00e4rung finde, war zu der Zeit, wo er fie zuerft auf-ftellte, nicht auffallend, dafs er aber noch jetzt, feit-dem er, um feine Sache zu retten, fich hinter die merkw\u00fcrdige Behauptung der Identit\u00e4t des Darmanhangs der V\u00f6gel mit dem Wurmfortfatze der S\u00e4ugthiere ver-fteckt hat, den geringften Werth auf fie legt '), mufs allerdings einen jeden ein wenig befremden, der weifs, dafs fich hier bei den V\u00f6geln keine Klappe findet.\nIch Erlaube daher kaum, dafs durch die neue Wendung, welche Oken feiner Anficht gegeben hat, die von ihm gegebene Darftellung der Bedeutung und Entftehungsweife des Blinddarmes und Wurmfortfatzes wahrfcheinlicher wird als bisher, und finde mich immer mehr zu der Ueberzeugung berechtigt, dafs beim Menfichen und den S\u00fcugthieren die Verbindung der Nabel-blafie mit dem Darmkanal nicht an der von ihm angegebnen Stelle, fiondern an derfelben als bei den V\u00f6geln, i \\r\nl) Jenaifche Zeitung S. aog. Ai. d. Archiv. Ill, I.\nc","page":33},{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"34\nam Krummdarm gefchieht, eine Meinung, die ich fchon feit fieben Jahren \u00f6ffentlich vorgetragen habe, tind f\u00fcr welche mir Gr\u00fcnde zu fprechen fcheinen, die \u25a0wenigftens bis jetzt noch nicht widerlegt find.\nSie find vorz\u00fcglich folgende :\nl) Die Art und Entwicklung des Darmkanals. Bei allen fr\u00fchen menfchlichen und thierifchen Embryonen, namentlich von K\u00fchen, Schafen, Ziegen, Schweinen und Kaninchen, welche ich bis jetzt unter-fucht habe, gehen die Nabelgekr\u00f6sgef\u00e4fse in einiger Entfernung vom Ende des d\u00fcnnen Darmes \u00fcber diefen weg, und find hier fehr deutlich an ihn geheftet, ehe fie in den Nabelftrang treten. Noch bis zum Ende des dritten Monates treten jedesmal bei menfchlichen Em\u00ab bryonen die Nabelgekr\u00f6sgef\u00e4fse an diefer Stelle \u00fcber den d\u00fcnnen Darm weg zum Nabel, etwas fp\u00e4ter h\u00e4ngen fie herab.\nIn fehr fr\u00fchen Perioden, wo fich noch keine Spur eines Blinddarms findet, biegt fich gerade an diefer Stelle der einf\u00f6rmige, nur von oben nach unten enger werdende Darmkanal unter einem fpitzen Winkel gegen fich felbft um.\nSp\u00e4ter, nachdem fich fchon der Blinddarm gebildet hat, liegt immer diefeUmbiegungsftelle am weiteften vor der Nabel\u00f6ffnung vor, der Blinddarm dagegen fchon bei feinem erften Erfcheinen etwas weiter r\u00fcckw\u00e4rts, detn Unterleibe n\u00e4her. Auch tritt er und der ganze Grimmdarm fr\u00fcher als der d\u00fcnne Darm in den Unterleib zur\u00fcck, wenn er gleich anfangs nach vorn gerichtet ift.\nBei j\u00fcngern Embryonen, vorz\u00fcglich von K\u00fchen und Schafen, wo man fehr deutlich einen, anfangs k\u00fcr-zern und weitern, dann l\u00e4ngern und d\u00fcnnem Fortfatz, aufser den Nabelgekr\u00f6sgef\u00e4fsen, vom Darm zur Nabel-blafe verlaufen fieht, fitzt diefer immer gerade auf dem\n*","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":"35\nr\u00f6rfpriogenden Winkel des Darmes und dem Darmf\u00f6hr \u00fcberhaupt auf, durchaus nicht fchr\u00e4g, wieder Blinddarm, und man fieht, wie bei allm\u00e4hlichem Ab-fterben diefes Theiles und Stumpfwerden des Winkels der obern und untern Darmh\u00e4lfte lieh, wenn die Entwicklung v\u00f6llig regelm\u00e4fsig ift, jede Spur diefes An-fatzes verliert.\nDagegen ift der Blinddarm immer v\u00f6llig frei, und etfeheint als ein anf\u00e4nglich k\u00fcrzerer, rundlicher, allm\u00e4hlich fich etwas vergr\u00f6fsernder H\u00f6cker.\n2) An derfelben Stelle, wo fich bei den V\u00f6geln deutlich der Dottergang einm\u00fcndet, und wo bei ihnen das ganze Leben hindurch ein k\u00fcrzerer oder l\u00e4ngerer Anhang auffitzt, kommen nicht ganz feiten beim Men-fehen und andern S\u00e4ugthieren Spuren vor, welche auf denfelben Zufammenhang hindeuten.\nDies find a) die zur Nabel\u00f6ffnung in Begleitung der Nabelgekr\u00f6sgef\u00e4fse verlaufenden G\u00e4nge, deren ich oben (S. 16.) erw\u00e4hnte. Diefe fitzen in der That immer gerade hier am Krummdarm, gegen das untere Ende deffelben, auf. Mehrere F\u00e4lle, welche dies bewerten, habe ich fchon fr\u00fcher *) zufammengeftellt. Diefen kann pian noch den von Tiedemannl) * 3) be-fchriebnen und abgebildeten, fo wie einen von Peake *) beobachteten beif\u00fcgen.\nb) Aufser diefen G\u00e4ngen finden fich an eben diefer Stelle h\u00e4ufiger blinde Fortfatze oder Anh\u00e4nge (Divertikeln), welche, den Umftand ausgenommen, dafs fie an ihrem freien Ende verfchloffen find, v\u00f6llig mit ihnen\nC 2\nl) Ueber die Divertikel in Reils Archiv Bd. 9. Pathol. Anat. Bd. 1. S.567.\na) Anat. der kopflofen Mifsgeb. Landshut 1813. S, 66, Taf. 4.\n' 3) S. diefes Archiv Bd. 1. S, 396.","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\n\u00dcbereinkommen, fofern fie frei in den Darm einm\u00fcnden, diefelbe Structur als er haben, und fehr h\u00e4ufig auf ihnen die Nabelgekr\u00f6sgef\u00e4fse herab verlaufen, bisweilen an ihrem freien Ende herabh\u00e4ngen, ja fogar an der vordem Unterleibswand befeftigt find, und zugleich genau die regelm\u00e4fsigen Darmanh\u00e4nge der V\u00f6gel, -welche ganz deutlich nur Ueberbleibfel des Nabelblai'en-ganges find, wiederholen. Den Ucbergang von diefen Divertikeln zu den am Nabel offnen G\u00e4ngen der erftern Art macht die Bildung, wo das blindgeendigte Divertikel an den Nabel geheftet war. Ein folcher Fall \u25a0wurde k\u00fcrzlich von Francis beobachtet *). Bei einem Manne, der an einer Darmentz\u00fcndung ftarb, fand man aufser der dabei gew\u00f6hnlichen Ver\u00e4nderung des Darm-kanals einen Anhang am Krummdarm, der fich io genau an den Nabel heftete, dafs clia Urfpr\u00fcnglichkeit der Bildungsabweichung nicht verkannt werden konnte.\nSowohl mit jenen G\u00e4ngen als diefen Fortf\u00e4tzeij ift jedesmal ein v\u00f6llig regelm\u00e4fsiger Blinddarm und Wurmfortfatz vorhanden.\n3) Diefe Anh\u00e4nge des Krummdarms kommen vorz\u00fcglich in Verbindung mit andern Bildungsabweichungen vor, die nicht immer derfelben Art lind. Am h\u00e4uft gft eu beheben fie in einer Hemmung auf einer fr\u00fchem SBildungsftufe, nicht ganz feiten aber findet man den Darmanhang und die Nabelgekr\u00f6sgef\u00e4fse da, wo der ganze K\u00f6rper mehr oder weniger doppelt ilt, vorz\u00fcglich, wenn fich der oben oder unten einfache Darm gerade an diefer Stelle theilt. Auiserdem kommen fie auch bei qualitativen, allgemeinen Bildungsabweichungen vor, z. B. bei Inverfion der Bruft- und Unterleibsorgane.\n1) Bradley new medical and phyfical journal Vol. 1, isn<\np- 113.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"37\nDiefe \u2019Ginge und Fortf\u00e4tze find offenbar ihrem Wefen nach? eins, und die erftern nur ein h\u00f6herer Grad von Bildungsabweichung als die letztem. Beide glaube ich' Sus den angef\u00fchrten Bedingungen als Beweife an-fehen zu d\u00fcrfen, dafs die Verbindung zwifchen Nabel-blafe und Darmkanal an diefer Stelle Statt fand, und fie daher \u2022 die Producte eines nicht ganz regelm\u00e4fsig ge-fchehenden Trennungsproceffes beider Theile von einander find. Sie enveifen ferner zwar nicht geradezu. machen es aber li\u00f6chft walufch ein lieh, dafs fr\u00fcher wirklich H\u00f6hlen Verbindung zwifchen Dannkanal und Nabel-blafe Statt fand, indem fie als mehr oder weniger lange Theile eines, nicht v\u00f6llig verfchloffenen, Ganges erscheinen.\nEs ift mir unbegreiflich, wie man die Bedeutung jener, immer an derfelben Stelle, wo fich bei den V\u00f6geln der Dottergang einfenkt, vorkommenden, bis zum Nabel nicht feiten offnen, in Begleitung der Nabelge-lcr\u00f6sgef\u00e4fse verlaufenden G\u00e4nge verkennen kann. Sie find fo wichtig, dafs, wenn mir Oken mir einige beglaubigte F\u00e4lle nachweifen k\u00f6nnte, wo fich der Wurm-fortfatz offen und m Verbindung mit den Nabelgekr\u00f6s-gef\u00e4fsen zum Nabel erftreckte, ich geneigt feyn k\u00f6nnte, zu erwarten, dafs fich die \u00fcbrigen Unwahrfcheinlich-'keiten feiner Meinung auch noch ausgleichen lafien m\u00f6chten.\nF\u00fcr die Richtigkeit diefer Anficht fcheint mir der Uniftand zu fprechen, dafs, feitdem ich fie vortrug, andre und ich nur beft\u00e4tigende, keine widerfprechenden Thaf-fachen gefunden haben, und dafs einer von denen, welche die Anatomie von der richtigften Seite auffaffen, der treffliche Tiedemann, diefer Meinung beigetreten ift *).\nl)l Zoologie Ed. a. Arm, der kopfl, Mifsgeb, S. 66.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nZwar hat Emmert noch^k\u00fcrzlich behauptet, es gebe keinen H\u00f6hlenzufammenhang zwilchen Darm und Na-belblafe *), auch das Divertikel fey daher kein Ueber-bleibfel und kein Beweis derfelben s); indeffen lagt dies nur, dafs bis jetzt diefer Gang nicht mit Beftimmtheit gefehen worden ift : die Nichtexiftenz deffelben in lehr fr\u00fchen Perioden ift durchaus nicht erwiefen.\nDafs Okens Meinung, der zu Folge zwar beftimmt ein Communicationsgang vorhanden ift, der fich aber in den Grimmdarm \u00f6ffnet und den Blinddarm als Ueber-bleibfel zur\u00fcckl\u00e4fst, alle die Gr\u00fcnde gegen fich hat, Welche f\u00fcr die angegebne Bedeutung des Divertikels fprechen, habe ich fchon bemerkt, und es bleibt mir daher nur noch \u00fcbrig, Fleifchmanns Einw\u00fcrfe gegen meine Anficht und feine Theorie der Entftehungsweife der Divertikel zu unterfuchen.\nDie Gr\u00fcnde, welche Fleifchmcmn davon hernimmt, dafs der Verbindungsgang bis jetzt noch nicht gefehen worden fey \u2019), dafs dieSiructur der Nabelblafe von der des Darmkanals verfchieden fey* * 3 4 *), dafs der Darmkanal vermuthlich anf\u00e4nglich nicht vorliege f), \u00fcbergehe ich, da fie nicht blofs gegen die Bedeutung des Divertikels, fondern die Verbindung des Darmkanals mit der Nabelblafe \u00fcberhaupt gerichtet, und deshalb fchon oben 6) betrachtet worden find. Nur bei feinem fechften und fiebenten Argument bleibe ich ftehen.\nHier fucht er zuerft zu beweifen , dafs die Gr\u00fcnde f\u00fcr die Annahme der Bedeutung des Divertikels nicht\n\u00ef) A. a. 0. in Reils Archiv Ed. io, S, 71.\na) Salzburger med. chir. Zeit, l%l6.\n3)\tA. a. O. S. 16. 17. Ig \u2014 33.\n4)\tEbend. S. Ig.\n\u00c7) Ebend. S. 3\u00c7,\nf) S. 18 ff.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"\u2014--------- 39\nenveifend find * ). Hierbei mufs ich leider wieder bemerken, dafs Fleifchmann fich wieder des wenig erlaubten Mittels bedient, meine Gr\u00fcnde in Iiinficht auf Materie und Form fo darzuftellen, dafs ein Vorurtheil gegen diefelben entfteht. Seiner Darftellung nach habe ich mit apodiktifcher Gewifsheit behauptet, dafs die f\u00fcr meine Meinung angef\u00fchrten Thatfachen durchaus keine andre Erkl\u00e4rung zulaffen. Diefer Schein, den er auf mich zu werfen fucht, oder, vielleicht ohne es zu wollen, wirft, oft mir an andern, die nur im Tone von Gesetzgebern reden, fo \u00e4ufserft verhafst, dafs ich mich, bei jeder Gelegenheit auf das \u00e4ufserfte vor demfelben Fehler geh\u00fctet habe. Dies f\u00fcr die Form. F\u00fcr die Materie gilt, dafs Fleifchmann meine Gr\u00fcnde verft\u00fcm-jnelt vortr\u00e4gt. Diefe find nicht blofs i) ein von der Spitze des Divertikels herabh\u00e4ngender Faden; a) der Sitz deffelben am Krummdarm; 3) das Vorkommen des .Divertikels bei V\u00f6geln an der Einm\u00fcndungsftelle des Dotterganges, fondera aufserdem das Vorkommen eines, ,bis\u201dzur Nabel\u00f6ffnung in Begleitung der Nabelgekr\u00f6sge-f\u00e4fse verlaufenden offnen Ganges, der von derfelben .Stelle entfteht und mit dem Divertikel diefelbe Betjeu-tung hat, und die Hunterjchen, von mir zum Theil beft\u00e4tigten Beobachtungen eines wahren Nabelblafen-ganges.\nFleifchmanns Anficht von der Entftehungs weife diefer Divertikel felbft endlich ift, dafs diefelben Aus-w\u00fcehfe f\u00fcr Producte einer zu hohen Th\u00e4tigkeit der bildenden Kraft zu halten feyen, fo dafs in der That hier alfo nur die alte Meinung vorgetragen wird, welche alle die haben, nach deren Urtheil diefe Bildungsabweichung zuf\u00e4llig, und nicht, nach der von mir\n\\\ni) S. 2\u00ce \u2014 25.","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\nvorgetragnen Darftellung, in einer Bildungshemmung begr\u00fcndet ift.\nNeu ift an feiner Darftellung nur die von ihm gegebne Erkl\u00e4rung, weshalb gerade am Krummdarm die bildende Th\u00e4tigkeit h\u00e4ufig fo ungew\u00f6hnlich erh\u00f6ht wird. Das Urf\u00e4chliche hievon ift n\u00e4mlich nach ihm vorz\u00fcglich der Umftand, \u201edafs hier das Gef\u00e4fsfyftem \u201efich mehr frei gegeben ift, und dem Drange, fich 3,nach aufsen fortzufetzen, ungez\u00fcgelter, freier fol-3, gen kann. \u201c Diefe gr\u00f6fsere Freiheit des Gef\u00e4fs-fyftems leitet Fleifchmann \u201eaus dem Klappenman-s, gel, der geringem Dichtigkeit des Gef\u00e4fsnetzes, 3,dem fchw\u00e4chern Secretions- und Reforptionstriebe 3,her.\u201c Dazu kommt nach ihm noch der Umftand, 3, dafs der hier angeheftete Darmfellfortfatz den Krumm-3,darm theils mechanifch vorzerrt, theils durch den 3, vermittelft diefes Zerrens bewirkten Reiz erh\u00f6hte ,,Vegetationsproceffe einleitet. Ja, bei den V\u00f6geln 3, f\u00fcllen fogar darum hier befonders h\u00e4ufig Divertikel 3, entftehen, weil hier die Bildungsth\u00e4tigkeit durch die '\u201efp\u00e4'ter entftehende Einm\u00fcndung des Dotterganges und 3, das Durchftr\u00fcmen des Dotterfaftes beft\u00e4ndig erh\u00f6ht ,, wird \u201c 1 ).\nDie Divertikel find alfo blofs Ausw\u00fcchfe, wie ein jeder andre \u00fcberfch\u00fcffige Theil. Da fie aus den angegebnen Gr\u00fcnden arn Krummdarm und namentlich der beftimmten Stelle deffelben am h\u00e4ufigften entftehen, fo heben fie nat\u00fcrlich den Faden in die H\u00f6he, indem fie vom Darm auswachfen 2 3).\nEndlich ift nach Fleifchmann meine Annahme unftatthaft, weil auch an andern Stellen des Darmkanals wahre Divertikel Vorkommen 3 ).\n1) S. 2*.\na) S. 29.\n3) S. 3 6.","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"\n41\nDurchaus undenkbar ift es aber, dafs Gebilde von einer ganz gleichen mechanifchen Verjaffung nicht auch gleichen Urfprung haben und nach gleichen Gefetzen gebildet werden follen *).\nSeine Meinung geht von einfachen, unbezweifel-ten Thatfachen aus, umfafst das ganze Gebilde jener Afterplasmen, w\u00e4hrend die \u00fcbrigen nur allzufehr das\nI Gepr\u00e4ge hypothetifcher Ungewifsheit tragen, da fie Schlufsfolgerungen aus unerwiefenen Vorderf\u00e4lzen find *).\nDies find Fleijchmanns Gr\u00fcnde; denn, dafs die Darftellung des Antheils der Gefafse am Vegetations-proceffe und der allen \u00fcbrigen Gebilden vorangehenden Entftehung der Nabelblafe weder neu noch eigen, noch hieher geh\u00f6rig ift, bedarf wohl keines Beweifes.\nI\nKeiner Frage ift es nun wohl unterworfen, dafs der Drang der Krummdarmgef\u00e4fse, fich nach aufsen fortzufetzen, und die gr\u00f6fsere Freiheit derfelben von Fleifch-mann erft n\u00e4her bewiefen werden miifste, ehe man ihn f\u00fcr etwas anders als im h\u00f6chften Grade hypothetifch und ungewifs halten foil. Die geringere Secretions-th\u00e4tigkeit des Krummdarms als des Leerdarms ift eben fo hypothetifch und durch die hier erft zum Auftritt kommende ftarke Entwicklung des Drtifenfyftems fogar wenigftens fehr unwahrfcheinlich. Dafs die Zerrung des Krummdarms Antheil an der Bildung des Darmanhangs habe, ift m\u00f6glich, allein infofern nicht wahr-fcheinlich , als er, wie oben bemerkt, fehr h\u00e4ufig unter Bedingungen vorkommt, weiche auf eine andere, als diefe mechanifche Entftehungsweife hindeuten. Von\n0 S. ji. a) Ebend.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"43\nden Gr\u00fcnden f\u00fcr die Entftehung deffelben bei den V\u00f6geln am Krummdarm ift der erfte, durch das oben (S. 21.) \u00fcber das vorgebliche erft fp\u00e4ter erfolgende Einm\u00fcnden des Dotterganges bei diefen Gefagte, widerlegt. Der zweite hat nicht den geringften Schein f\u00fcr fich, da man doch wohl auch an andern Stellen, durch welche Fliiffigkeiten ftr\u00f6men, h\u00e4ufig Ausw\u00fcchfe finden m\u00fcfste. Ueberhaupt begreife ich nicht recht, wie Fleifchmann auch den V\u00f6geln diele Entftehungsweife des Darmdivertikels anerkl\u00e4ren will, da man es bei ihnen ganz allm\u00e4hlich durch Verfchwinden des Dotters bis auf einen gewiffen Grad entftehen Geht. Seiner Meinung nach m\u00fcfste aber erft der Dotter und fein Gang verfchwinden und dann ein Fortfatz hervorwach-fen. Ob es wahrfcheinlicher fey, dafs ein immer deutlich vorhandener Theil nicht v\u00f6llig verfchwindet, oder dafs er erft ganz verfchwindet und ein neuer, dem Refite des erften ganz \u00e4hnlicher wieder an derfelben Stelle hervorw\u00e4chft, wo jener einmal da war, mag Fleifchmann felbft entfcheiden. Ich glaube das erfte.\nDafs der Faden von einem vorfproffenden Aus-wuchfe aufgehoben werden kann, wird niemand l\u00e4ug-nen, nur m\u00fcfste Fleifchmann Beweife haben, clafs wirklich ein folcher Fortfatz hervorw\u00e4chft.\nDas Vorkommen wahrer Divertikel an andern Stellen des Darmkanals, und die Behauptung, dafs Gebilde, welche diefelbe Structur haben, nothwendig auf diefelbe Weife entftehen muffen, m\u00f6chte gleichfalls bei n\u00e4herer Unterfuchung weniger beweifen, als Fleifchmann zu glauben fcheint.\nDer letzte Punkt ift gewifs unrichtig. Man kann zum Gl\u00fcck Fleifchmann mit feinen eignen Waffen fchla-gen, da er felbft glaubt, dafs fowohl durch mechanifche Zerrung und Druck, als durch zu \u00fcppige Vegetation","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"43\ndie D\u00e4rmfdrtf\u00e4tze entftehen k\u00f6nnen 1 Eben fo ift es keinem Zweifel unterworfen, dafs die Fortf\u00e4tze der Harnfalafe bisweilen angeboren find, ohne mechanifche Veranlaffung fich bilden*), h\u00e4ufig aber, ohne darum, vorz\u00fcglich anfangs, blofs Br\u00fcche der innern Haut durch die Muskelhaut zu feyn, blofs mechanifch, durch den Druck von Steinen entftehen.\nEs ift im Gegentheil v\u00f6llig gedenkbar, dafs durch die verfchiedenften Veranlagungen Gebilde von derfel-ben Structur entftehen k\u00f6nnen. Wenigftens fehe ich nicht.\u00abin,-warum nicht eben fo gut fich zuf\u00e4llig an einer Stelle des Darms ein kleiner Fortfatz regelwidrig \u00fcber-fch\u00fcffig bilden, ein regelm\u00e4fsig fchon vorhandner Fortfatz eben fo gut regelwidrig bleiben foil, als Fortf\u00e4tze bald mechanifch hervorgezerrt, bald eigenm\u00e4chtig hervor-wachfen follen. Das erftere fcheint mir fogar etwas richtiger als das letztere.\nDie F\u00e4lle von wahren Divertikeln an andern Stellen des Darmkanals habe ich felbft angef\u00fchrt 3). Sie find -fo feiten, dafs fie kaum in Betracht gezogen zu werden verdienen, indem h\u00f6chftens unter hundert Divertikeln am Krummdarm eines an einer andern Stelle des Darms Vorkommen wird. Sie k\u00f6nnen, auch wenn fie wirklich wahre find, zuf\u00e4llig fp\u00e4ter entftanden feyn, und die urfpr\u00fcnglichen unter ihnen k\u00f6nnen fo gut als jeder andre Bildungsfehler als blofse Abweichung von der Regel Vorkommen, ohne dafs deshalb meine Meinung von der Entftelmngsweife der Krummdarmfort-fatze im Geringften gef\u00e4hrdet w\u00fcrde.\nOffenbleiben des arteri\u00f6fen oder des ven\u00f6fen Ganges, der Nabelvene, der Nabelpulsadern, des eirunden\n...........\nI) S. 24. 38. 40\u201444.\na) Sandi/ort obfexv. path. an. III. I.\n3) Path, Anat. Bd. I. S. 574.","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"44\nff\nLoches, des Urachus ift darum nicht weniger Verweilen auf einer fr\u00fchem Bildungsftufe, weil fehr h\u00e4ufig durch Zerfallen grofser St\u00e4mme in ihre Aei\u2019te fich die Zahl der St\u00e4mme des Aortenbogens vermehrt, oder auch ohne ein folches Zerfallen auf ganz ungew\u00f6hnliche Weife fich die Zahl der Gef\u00e4fse vergr\u00f6fsert, wie z. B. die Aorte bisweilen wirklich nicht blofs gefpalten, fondera doppelt ift. aufser der gew\u00f6hnlichen Lungenarterie lehr grofse Nebengef\u00e4fse aus der Aorte zu den Lungen gehen! \u2014 Endlich ift es nicht unm\u00f6glich, dafs die Verbindung zwifchen Nabelblafe und Darmkanal bisweilen auch an andern Stellen gefchehen kann, um fo mehr, da bekanntlich auch in der Thierreihe diefe nicht \u00fcberall diefelbe ift, bei den Hayfifclien z. B. das obere Ende des Darmkanals, bei den S\u00e4pien der Maftdarm. Ganz bel'onders w\u00fcrde ich hieher die unbedeutenden und doch fo feltnen Abweichungen rechnen, wo der Darmanhang nicht am Krummdarm, fondern am Leerdarm auffafs.\nWenn nun Fleifchmcinn endlich feine Meinung, dafs die Divertikel f\u00fcrProducte erh\u00f6hter Bildungsth\u00e4tig-keit zu halten feyen, durch den Ausfpruch v\u00f6llig zu begr\u00fcnden glaubt, dafs alle Ausw\u00fcchfe jeder Art Producte erh\u00f6hter Bildungsth\u00e4tigkeit, und eine Auswucherung des Gef\u00e4fsfyftems feyen *), fo l\u00e4fst fich wieder ziemlich leicht nachweifen, dafs feine Anfichten von der Vegetation im Allgemeinen und der krankhaften msbefondere ihn wieder zu einem viel zu harten Aus-i': ruche gegen die verleitet haben, \u201ewelche er eines \u201e geflifi'entiichen Verfchliefsens der Augen vor den Na-\u201eturwivkungen, eines abfichtlicben Verkennenwollens \u201edes Gleichen, nur um nicht ihnen gen\u00fcgenden Auf-\n0 S- 3\u00ce-","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"45\n5, fchlufs \u00fcber die Erzeugung der Darmdivertikeln zu \u201efinden\u201c*), befchuldigt, weil fie andrer Meinung als\ner find.\nDafs unftreitig die meifien Ausw\u00fccbfe Producte erh\u00f6hter Bildungsth\u00e4tigkeit find, ift wohl keinem Zweifel unterworfen : dafs aber Auswiichfe folcber Art, wie der Urachus und die \u00fcbrigbleibenden F\u00f6tusgef\u00e4fse keine Producte erh\u00f6hter Bildungsth\u00e4tigkeit find, ift eben fo klar. Und w\u00e4re es das auch nicht, erhielten fich diefe Theile nur, weil ihre Vegetation regelwidrig fort w\u00e4hrt, W\u00f6rde daraus folgen, dafs ein folcher Theil nicht vorher vorhanden gewefen, fondern erft fp\u00e4ter entfianden fey? Freilich fcheint dies Fleifchmann f\u00fcr das Divertikel der V\u00f6gel zu glauben, aber auch wohl allein.\nDer zweite Punkt aber ift ganz falfch. Nicht das regelwidrige Ausfchiefsen von Gef\u00e4fsen bedingt die Bildung eines neuen Theiles, fondern Gef\u00e4fse entwickeln fich in einer regelwidrig zu reichlich niedergelegten , der Bildung f\u00e4higen Subftanz, fo wie auch bei der normalen Bildung kein Theil aus Gef\u00e4fsen entfteht, fondern die Gef\u00e4fse fich in der bildfamen homogenen Maffe entwickeln, und nur, wenn fie einmal entbanden, die Wege der zu feiner Vergr\u00f6fseriuig nothwen-digen Subftanz find. Dies lehrt die Unterfuchung des H\u00fchnchens, jedes Embryo, jedes regelwidrigen Gebildes, Von der Entftehung der Pieudomembran an bis zur voll-kommenften Wiederholung eines normalen Theiles, der nur durch feine Stelle abnorm ift. Doppelte F\u00f6tus und \u00fcberz\u00e4hlige Theile entftehen, nicht, weil das Ge-f\u00e4fsfyftem doppelt ift, oder \u00fcberz\u00e4hlige Aefte abgehen, fondern diefe abweichenden Anordnungen des Gef\u00e4fs-fyftems bilden fich, weil bei der erften Grundlage zur\nU S. 35.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\nBildung des neuen Organismus, noch ehe Gef\u00e4fse ent-ftanden, fchon die bildende Th\u00e4tigkeit in Hinficht auf Matte und Zahl zu energifch wirkte. Dafs diefe Anficht des Caufalnexus die richtige itt, beweift hinl\u00e4nglich die Bemerkung, dafs ein doppeltes Herz, eine doppelte\u00bb nicht blofs gefpaltne Aorte, vorhanden feyn kann, ohne Duplicit\u00e4t des K\u00f6rpers, ja mit entgegengefetzter Abweichung der Theile des Kopfes vom Normal 1 ).\nSomit glaube ich alfo hinl\u00e4nglich erwiefen zu haben, dafs Fleifchmanns Erkl\u00e4rung der Entftehungs-weife der Divertikeln nicht auf fo fichera St\u00fctzen ruht, als er zu glauben fcheint, und dafs meine Anficht nicht fo hypothetifch ift, als fie von ihm dargeftellt wird. Sie hat vielmehr eine folche Menge von Thatfachen f\u00fcr fich, und empfiehlt fich durch ungezwungnes Anfchlie-fsen an die Entwicklungsgefchichte des Embryo fo fehr, dafs ich wenigftens beffern Gr\u00fcnden entgegenfehe, um fie aufzugeben.\nDie Meinung, dafs das Divertikel ein Ueberbleib-fel des Nabelblafenganges fey, ift offenbar nur dann aufzugeben, wenn erwiefen wird, dafs die Exiftenz def-felben unm\u00f6glich fey, und in keiner Periode Statt finde. Dies aber wird fich, meiner feften Ueberzeu-gung nach, nie mit v\u00f6lliger Gewifsheit nachweifen laf-ien, und bis jetzt find Gr\u00fcnde genug f\u00fcr jene Annahme vorhanden, um fie im hohen Grade wahrfcheinlich zu machen, wenigftens wahrfcheinlicher als eine jede andre und namentlich die neufte.\nEinen letzten Grund gegen meine Anficht kann man von d m Umftande entlehnen, dafs das Divertikel keine beft\u00e4ndige Erfcheinung ift. Dies hat auch Oken, k\u00fcrzlich gethan1), allein mit wenigem Gl\u00fccke,\n>\ni) Siehe meine path.\u2019Anat. Ed. 2, S. 35, s) Jen. Litterat. Zeit. a. a. O. S. sog.","page":46},{"file":"p0047.txt","language":"de","ocr_de":"47\ndenn mit d\u00e9mfelben Rechte k\u00f6nnte man von einer jeden Bildungsabweichung, weil fie Bildungsabweichung ift, und als folche nur bisweilen vorkommt, l\u00e4ugnen, dafs fie fr\u00fcher normaler Zuftand gewefen fey, Dafs der Blinddarm (bei vielen Thieren) normaler Zuftand ift, kann, da im vorigen erwiefen ift, dafs er kein Ueber-bleibfel der Verbindung zwifchen Darmblafe und Darmkanal feyn kann, nichts f\u00fcr Okens Einwand beweifen. Weit h\u00e4ufiger kommen manche Bildungsabweichungen vor, die nie normaler Zuftand waren, als manche andre, welche beftimmt Hemmungen auf einer fr\u00fchem Bildungsftufe find. Wird man deshalb diefe nicht f\u00fcr das halten was fie find, weil fie feltner als jene Vorkommen , und jene lieber f\u00fcr Hemmungen, ungeachtet lieh beweifen l\u00e4fst, dafs fie es nv.ht find, wohl aber jene?\nAus diefer Pr\u00fcfung der Art des Zufammenhangs zwifchen Darm und Nabelblaie und der Bedeutung der Divertikel ergiebt lieh alfo, dafs Oken in feinem neu-lichen Auffatze \u00fcber das Darmbl\u00e4schen etwas zu keck \u00e4ufsert, \u201e dafs, wer die unmittelbare Fortfetzung \u201edes Blinddarms aus dem Nabelbl\u00e4schen nicht gefehen \u201ehat, den Satz bedenken m\u00f6ge, dafs Millionenmal \u201efehen nichts gelte gegen einmal fehen, dafs es daher \u201eein wenig keck fey, Augenfeheine mit Nichtaugen-\u201efcheinen befcheinen, d. h. blenden zu wollen.\u201c\nLeider hat Oken, wie oben bewiefen wurde, nirgends diefe unmittelbare Fortfetzung des Blinddarms gefehen, fondent nur, um mich feiner eignen Ausdr\u00fccke zu bedienen, \u201edie Thatfachen, die er fahe\u201c, wie ich gleichfalls bewiefen habe, \u201everdreht\u201c, indem er Schl\u00fcffe daraus gezogen hat, zu welchen fie keines-weges hinreichten. Wenn alfo jemand blenden will, fo ift er es, indem er Dinge als Augenfehein darltellt, die kein Unbefangner daf\u00fcr halten kann. Freilich ift auch der grofse Haufe und der gl\u00e4ubige Zuh\u00f6rer \u00abur zu","page":47},{"file":"p0048.txt","language":"de","ocr_de":"48\nleicht zu blenden, vorz\u00fcglich, wenn man Reinekem Batbfchl\u00e4ge treu befolgt und noch weiter ausgedehnt werden.\nEben fo wenig follte wohl Oken, da er den wahren Sinn der Naturforfchung kennt, und es ihm blofs um die Sache zu thun ift, denen, welche lieh durch unzureichende Thatfachen und voreilige Schl\u00fcffe nicht verleiten laffen, die Bedeutung des Blinddarms und Wurmfortfatzes, die fonderbare Einf\u00fcgung des D\u00fcnndarms . in den dicken unwiderfprechlich erkl\u00e4rt zu halten, Tr\u00e4gheit und Wegl\u00e4ugnung von Thatfachen Schuld geben. Leider find der Thatfachen fo wenig, und die wenigen find von der Art, dafs es keines Weg-l\u00e4ugnens bedarf, um die Nichtigkeit feiner Behauptungen an den Tag zu bringen, und der Tr\u00e4gheit w\u00e4ren gerade die zu befchuldigen, welche fich bei feinen Behauptungen beruhigten, ohne ihre Gr\u00fcndlichkeit durch eigne und fremde Beobachtungen zu pr\u00fcfen!\nNoch weniger follte er fich die Ehre der Entdeckung, ciafs bei den S\u00e4ugthieren, wie bei den V\u00f6geln, der Darmkanal mit dem Dotterfacke zufammenh\u00e4nge, beimefl\u2019en. Lange vor ihm hatte dies Hunter, wie fchon oben bemerkt, f\u00fcr den Menfchen h\u00f6chft wahrlcheinlich gemacht, und Oken hat blofs das Verdienft, nach Needham, Blumenbach und Sommer ring diele Analogie n\u00e4her nachgewiefen zu haben, indem er den Faden, den Hunter beim Menfchen iahe, auch bei Schweinen fand, und fich an den Darm fetzen fahe, ohne jedoch Contmuit\u00fct des Kanals und der Blafie gefunden zu haben, da er felbft ausdr\u00fccklich lagt, in der Periode, wo er feine Beobachtungen anftellte, fchiene der Gang fchon verfchloflcn zu feyn (Beitr. Hft i. S. 32.).\nWas auch Oken \u00fcber die Art, wie die Naturforfchung am beiten gef\u00f6rdert werde, denken mag, fo\nfcheint","page":48},{"file":"p0049.txt","language":"de","ocr_de":"49\nfcheint mir (und ich bin, wie er es mit bitterm Schmerze erfahren hat, nicht der einzige, dem es fo fcheint), dafs bei fchwierigen und ihrer Natur wegen zweifelhaften Gegenft\u00e4nden der mehr n\u00fctzt, der meint, lieh mit einem befcheidnen vielleicht behilft und fich begn\u00fcgt, eine Meinung wahrjcheinlich gemacht zu haben, als der, welcher auf .ein Paar Beobachtungen geft\u00fctzt, alle anderen verwirft, und dieDreiftigkeit hat, als unbezweifelte Wahrheit aufzuftellen, was nur einen fehr entfernten Schein davon hat. Auf jene Weife bin ich verfahren, auf die letztere Oken. Dafs er wirklich fo verf\u00e4hrt, ift ihm hinl\u00e4nglich von mehr als einer Seite bewiefen worden. Er h\u00f6re alfo endlich auf zu behaupten, dafs der Darm-khnal von der Nabelblafe aus in Geftalt zweier Kan\u00e4le nach oben und nach unten in den K\u00f6rper hinein wachfe, und der Wurmfortfatz und Blinddarm auf die von ihm angenommene Weife entftehe, dafs der Darmanhang der V\u00f6gel dem Blinddarm der Saugthiere entfpreche, und, da er in der Gefchichte des Darmkanals nur diefen Satz fds eignen und neuen aufgeftellt hat, fo ift wohl mit \u00c4echt zu erwarten, dafs er \u00fcberhaupt den Streit fo lange ruhen laffen werde, bis er neue Thatfachen auf-gefunden haben wird. Als folche m\u00f6chte man ihm befonders die Ausmittelung eines wirklich hohlen Gantai^'\u00fcberhaupt eine H\u00f6hlencohtinuit\u00e4t zwifchen Na-belblafe und. Dann beim S\u00e4ugthier empfehlen , die mir trwar felbft h\u00f6chft wahrfcheinlich, aber beim Embryo als normaler Zuftand noch nicht erwiefen ift. Kann cs ihm gelingen, zu zeigen, dafs jener hohle Gang \u2022Wirklich zum Ende des Grimmdarms wird, deftp teffer! Ich werde mit Vergn\u00fcgen meine Meinung aufgeben, bis dahin aber ift es zu w\u00fcnfchen, dafs er nicht l\u00e4nger die Ueberzeugung zu erwecken fuchen m\u00f6ge, als habe er jene Entftehungsweifa des Darmkanals \u00fcberhaupt und des Blinddarms insbe-M. d. Arehiv. III. I.\tD","page":49},{"file":"p0050.txt","language":"de","ocr_de":"50\nfondere entdeckt *). Nur wird er gebeten, als neue Thatfa\u00e7hen nicht Darftellungen anzufehen, wie die von der Bedeutung der Blindd\u00e4rme der V\u00f6gel u. f. w., die man felbft ohne grofse Irrung f\u00fcr Scherze von feiner Seite halten kann. Hat er diefes und \u00e4hnliches gethan, fo wird man gern eingeftehen, dafs man nun einen ziemlich deutlichen Begriff von der Entwicklung des S\u00e4ugthiers habe, wenn man gleich auch dann keineswegs der Meinung feyn wird, einen deutlichem Begriff von der Entwicklung des S\u00e4ugthierembryo als des Vogelembryo zu haben, wie er zu glauben fcheint, wenn er fchliefslich fragt: \u201eOb in Europa auch nur ein Menfcb \u201eley, der es wagen k\u00f6nne, hervorzutreten und zu \u201e fagen, er habe von der Entwickelungsgefchichte des suKichels im Ei einen fo deutlichen Begriff, als er ihn \u201evon der Entwicklung des S\u00e4ugthiers nach feinen Ab-\u201ehandlungen habe?\u201c\nDa Oken nur f\u00fcr die S\u00e4ugthiere wahrfcheinM gemacht hat, was man f\u00fcr den Vogel mit Gewifsheit wufste, da er das, was man fchon vor ihm wufste, und den Werth deffen, was er hinzuf\u00fcgt, durch keck behauptete Irrth\u00fcmer felbft fehr gemindert hat, fo ift die Antwort auf diefe Frage fehr leicht.\nWenn er \u00fcbrigens einen befondern Werth auf die Deutlichkeit der durch ihn in Umlauf gefetzten Begriffe legt, und den grofsen C. F. Wolff der Verworrenheit und Unverftandlichkeit befchuldigt, fo darf man ihm mit Recht antworten, dafs es freilich leichter ift, einige Thatfachen willk\u00fchrlich zu einem deutlichen Bilde zu-fammenzuftellen, als durch m\u00fchfame und fchwierige Forfchungen die Wahrheit zu ergr\u00fcnden\u00bb\ni) Zoologie S. J.","page":50},{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"I\n51\nBildet: Jeh der Darmkanal als ununterbrochnes Ganze, oder aus mehrern Theilen, die lieh nur all-m\u00e4hlich vereinigen?\nDiefe Frage ift, aus Gr\u00fcnden von verfchiednem Gewicht, mehrmals bejahend beantwortet worden.\nx) Die nicht feiten vorkommenden ftelienweifen Verfchliefsungen des Dannkanals find als Grund f\u00fcr diefe Meinung angefehen worden, fofern man annehmen zu k\u00f6nnen glaubte, dafs die fr\u00fcher immer getrennt gewefenen Theile des Darms fich nicht regelm\u00e4\u00dfig vereinigt h\u00e4tten *).\n2)\tEben fo hat man die aus mehrern getrennten St\u00fccken gefchehende Bildung des Darmkanals aus dem Umftande folgern zu k\u00f6nnen geglaubt, dafs, wenn nur ein Theil des K\u00f6rpers gebildet ift, auch nur ein Theil des Darmkanals gefunden wird * 2 3).\n3)\tF\u00fchrt man als Grund f\u00fcr diefe Meinung Wolffs Beobachtung \u00fcber die Bildung des Darmkanals im Vogel an, wodurch ein folcher getheilter Urfprung nachge-wiefen werden foil 5),\nIch weifs nicht, ob auch nur einer diefer Gr\u00fcnde erweifend ift. K\u00e4me die Vferfchliefsung des Darmkanals immer an einer beftfiumten Stelle vor, fo w\u00fcrde ich auf das erfte Argument einen grofsen Werth legen, allein die Erfahrung beweift fo lehr das Gegentheil 4), dafs es von keinem befondern Gewicht ift, indem der Darmkanal nicht nur nicht immer an einer und derfelben\nD 2\n!i) Lucii anat. Bern. \u00fcber, die Diverticula am Darmkanal. Erlau\u00bb gen 1813. Auch Erlang. Abhandl. Bd, 2.\n\u00fb) Tiedemann kop\u00a3lofe Mifsgeb. S. 64.\n3) Tiedemann a. a. O.\n4)\tS. z, B. path, Anat, 8d, h S, 4?4 \u2014 5\u00ae?\u00bb","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"Stelle unterbrochen, fondera gar nicht feiten aus vier bis f\u00fcnf einzelnen.B\u00fcndeln gebildet ift.\nDer zweite Grund beweift nat\u00fcrlich gar nichts f\u00fcr -irgend eine \u25a0 Entftehungsweife des Darmkanals, indem der Mangel des ober\u00ab Theiles des Darmes mit Mangel ,<!es obern Theiles des ganzen K\u00f6rpers, Anweien-heit des untern \u00fcannft\u00fccks dagegen mit Anwefen-hfit der untern K\u00f6rperh\u00e4lfte lehr wohl zufammen-fallen kann, : ohne dafs, daraus auf einen Antheil, welcher ein Theil des fehlenden A-bfchnittes, z. B. die Wirbelf\u00e4ule, an Hervorbringung des andern, z. B. des Darmkanals, h\u00e4tte, gefchloffen werden kann. Viel weniger noch folgt daraus, dafs ein St\u00fcck des Darmkanals fehlt, dafs derfelb\u00eb'fich aus mehrern St\u00fccken bilde, die erft unter einander verwachfen.\nWas Wolffs Beobachtungen \u00fcber die Bildung des Darmkanals am bebr\u00fcteten H\u00fchnchen betrifft, fo weifs ich in der That nicht, wie man fie f\u00fcr diele Anficht an-f\u00fchren kann, indem er nur Tagt, dafs nach einander erft der obere, dann der mittlere und untere Theil des Darmkanals aus der Wirbelf\u00e4ule hervorwachfen *), nirgends aber, was doch nothwendig w\u00e4re, wenn aus feinen Tbatfachen folche Schl\u00fcffe gezogen werden foil-ten , angiebt, dafs diefe Theile urfpr\u00fcnglich von einander -getrennt feyen, und erft allm\u00e4hlich zufammen-fl\u00f6ifen.\nIndeffen bin ich weit entfernt, hiedurch andeuten zu wollen, dafs nicht doch vielleicht in fr\u00fchem Perioden eine folche Trennung Statt finde, ja fie ift aus mehrern der angef\u00fchrten Erfcheinungen in der That fehr wahrfcheinlich, nur bis jetzt noch nicht beftimmt er-wiefen.\ni) Uebejr die Bildung de\u00ab Dsrmkanals S. tj\u00ee.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"53\n/ 1*Tsh f\u00a3&c^3i^rat'; fogar auf die Annahme, dafs d r Darmk\u00e4nal fich' urfpr\u00fcnglich aus zwei St\u00fccken bil e, dl\u00e8\u2019V\u00e9n\u00f4uthung gegr\u00fcndet, dafs die Darmanhange eine Folge derfelben feyen, und entft\u00fcnden , indem fich das \u00f6bere und untere Darmft\u00fcck nicht gerade mit ihren Enden erreichten, fondera fchr\u00e4g von der Seite in einander w\u00fcchfen *). Eine Meinung, deren Schwierigkeiten ich an einem andern Orte 2) hinl\u00e4nglich aus 1 Einander gefetzt zu haben glaube,- um hier darauf vergreifen tu k\u00f6nnen. Dies um fo mehr,- da , wie . ich &\u00f6eh bemerken kann,- der Darmanhang gerade an einer Steife'^ des Darmkanals am gew\u00f6hnlichften verkommt, Welche bei weitem am feltenften der Sitz regelwidriger \u25a0Verfchliefsung des Darmkanals ift. Diefe kommt dagegen* n\u00e4chft der Verfchliefsung des Afters und dem Mangel des Maftdarms, am h\u00e4ufigften an der Vereini-gungsfteile;des d\u00fcnnen und dicken Darmes vor, und \u2019tfiefer1 Urriftand karin'daher zur Vergr\u00f6fserung der W\u00e4Hrfcheinlichkeit der Meinung derer, welche ein Zu-farnmenftofsen der beiden Darmhalft\u00ebn an diefer Stelle annehnlen, etwas beitragen.\nII. E n t Wicklung sv erfehle denkt eit en der Lage des Darmkanals.\nDer Darmkanal durchl\u00e4uft auch in Hinficht auf feine Lage fehr bedeutend verfchiedne Perioden.\nUngeachtet er von der Wirbelf\u00e4ule hervorw\u00e4chft und anf\u00e4nglich ganz gerade ift, fo ift es doch wohl keinen Zweifel unterworfen, dafs er in fp\u00e4tern Perioden, welche indeffen in Bezug auf das ganze F\u00f6tusleben\ni) Anat. Bemerk, \u00fcber die Diverticula am Darmkanal. Frankf.\n1819. Auch in de\u00bb Erlanger Abh. Bd. 2. s) Allgem. Litt. Zeit. 1813. No. 304.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\ndennoch fehr fr\u00fche find, fich betr\u00e4chtlicher von der-felben entfernt, als fp\u00e4terhin und das ganze \u00fcbrige Leben hindurch, namentlich , dafs er aus der Unterleibsh\u00f6hle hervorragt, an der Stelle, welche fp\u00e4-ter zum Nabel wird, fich hervorbegiebt, und durch die hier befindliche Oeffnung in den Nabelftrang hinein-ragt.\nDurch einen mir fehr angenehmen Zufall haben Oken und ich, zugleich und v\u00f6llig unabh\u00e4ngig von einander!, die Vermuthung ge\u00e4ufsert, und den Satz \u00bbufgeftellt, dafs das Vorliegen des Darmkanals in einer fehr fr\u00fchen Embryoperiode normaler Zui'tand fey.\nNachdem ich fr\u00fcher nur bemerkt hatte, \u201eder Nabelbruch \u00f6ntftehe nur daher, dafs fich die Haut an der Stelle, wo fich der Nabelftrang in den Unterleib \u25a0einfenkt, nicht bilde, indem Mangel der allgemeinen Bedeckungen an diefer Stelle bei ganz jungen Embryonen normaler Zuftand fey1);\u201c fo erkl\u00e4rte ich fp\u00e4ter meine Ueberzeugung beftimmter dahin, nach der, theils Innern, ! theils \u00e4ufsern Unterfuchung mehrerer Embryonen aus dem zweiten Schwangerfchaftsmonat annehmen zu k\u00f6nnen, \u201edafs der Nabelbruch durch den Nabel-ring, wie fo viele andre Diffor mit Uten, nichts als ein -partieller Mangel an Entwicklung aus einer niedrigem Bildungsftu'fe fey, womit auch der in den elften Tagen der Exiftenz des bebr\u00fcteten H\u00fchnchens Statt findende Mangel der Bauchbedeckungen fehr gut \u00fcberein-ftimme J). \u201c\nTn demfelben Jahre erfchienen Oke ns Beitr\u00e4ge, worin derfelbe Satz theils durch Unterfuchung von mehrern S\u00e4ugthierembryonen, theils durch eine fehr\nI) Reil' s Archiv Ed. 6. I805. S. 581.\na) Abh, a. d. vergl, und menfchl. Anat. und Phyfiol. i8q<S, S. 301.","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"55\ngute.\u2019 Z\u00fcfammenftellung mehrerer Beobachtungen an menfchlichen Embryonen nachgewiefen wurde.\nK\u00fcrzlich hat fich indeffen Ofiander, wie gegen die Exiftenz der Nabelblafe, fo auch gegen das Freiliegen des Darmkanals im normalen Zuftande erkl\u00e4rt, und es in allen Perioden als krankhaften Zu-ft\u00e4nd gefchildert I). Fleifchmarm f\u00fchlt fich durch eigne Unterfuchungen geneigt, diefer Meinung feine Zuftimmung nicht ganz zu verfagen, wenn er gleich zu {einer vollen Ueberzeugung , noch mehrerer Verfuche bedarf*).\n.y-j Ich geftehe, dafs, fo grofs auch meine Achtung gegen O\u00dfanders Verdienfte ift, ich doch, nach allen ipeinen Unterfuchungen und der Vergleichung derfelben ijnit zahlreichen einzelnen Beobachtungen andrer Anatomen\u00ab welche Oken und mich auf die Annahme leiteten, dafs das Vorliegen des Darmkanals in fr\u00fchen Perioden normaler Zuftand fey, dennoch unm\u00f6glich feiner Meinung beitreten kann. Aufser den von mir fr\u00fcher* fowohl in meinen Abhandlungen als meinen Beitr\u00e4gen befchriebnen F\u00e4llen habe ich fp\u00e4ter in der an jtingen ^Embryonen reichen Sammlung des verewigten Nolde und andern, welche ich zu unterfuchen Gelegen-h\u00dfit h\u00e4tte, jedesmal bis in den Anfang des dritten Mo-\u00fb\u00e2tk ein\u00e8n Theil des Darmkanals im Nabelftrange gefunden, ohne dafs die \u00fcbrige Anordnung der Embryonen auch nur die geringfte Spur von unvollkommner Bildung dargeftellt h\u00e4tte. Die F\u00e4lle, wo man den t)afrtik\u00e4nal in diefer Periode nicht zum Theil im Nabelftrange liegend findet, muffen alfo, da ich in wenigstens dreifsig auch nicht einen einzigen fand, fehr felfexi feyn,\nl) Gott. Anz. 1814- S. Salzb. med. chir. Zeit. 1814. No. 89,* \u00ee\u00e2 Leichen\u00f6ffnungen 18K. S. 26.","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\n\u25a0und es w\u00e4re daher in der That h\u00f6chft fonderbar, wenn man hier den feltnern Zuftand als den normalen an-fehen wollte. Uebrigens ift es auch wohl h\u00f6chft wahr-fcheinlich, dafs in den wenigen F\u00e4llen, wo der Darmkanal nicht vorlag, er doch Vorgelegen hatte, nur fr\u00fcher als gew\u00f6hnlich zur\u00fcckgetreten war.\t:i\nUm fo weniger kann ich meiner fr\u00fchem An ficht untreu werden, da ich bei einer grofsen Menge S\u00e4ugthierembryonen mehrerer Ordnungen und Gefchlechter, namentlich' Ziegen -, Schafs-, Kuh-, Schweins- und Kaninchenembryonen beft\u00e4ndig in einer gewiffen Periode den gr\u00f6fsten Theil des Darmkanals im Nabelftrange gefunden habe.\nSehr'angenehm ift es mir, diefe Meinung auch durch den Ausfpruch'cler wackern Naturforfcher Emmer t und H\u00f6chftetter unterftiitZen zu k\u00f6nnen, die aus-dr\u00fccklich fageii, dafs auch nach ihren Beobachtungen immer in fr\u00fchen Perioden der Entwicklung des S\u00e4ugthierembryo ein Theil des 'Darmkanals in der Nabel fchnur, wie in einem Bruchfacke gefunden werde *).\nDafs auch Valletta l) * 3) derfelben Meinung ift, trag nat\u00fcrlich nicht wenig zu Beft\u00e4tigung derfelben bei.\nUngeachtet es mir indeffen keinem Zweifel unter worfen fcheint, dafs wirklich in einer fr\u00fchen Periodi der gr\u00f6fste Theil des Darmkanals in der Nabelfchnui vorliegt, fo ift es doch wohl eben fo gewifs, dafs ei in noch fr\u00fchem nicht vorragt, fondern lieh erft allm\u00e4h lieh vorw\u00e4rts biegt, indem fich die Nabelblafe von ihn entfernt, er fich vergr\u00f6fsert, und deshalb und wegen dei anfehnlichqn Gr\u00f6fse der Leber keinen Platz zur voll\nl) Ueber das Nabelblaschen. In Reil's Archiv Ed. io. Hit. i\nSv 4*.\n\u00e4) Siehe die obige Note.","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"57\nkotnwinen .Ausbildung in der engem Unterleibsh\u00f6hle hat. Dies beweifen die oben angef\u00fchrten Beobachtungen, meinst Ueberzeugung nach, vollkommen, und man kamt daher , wie fchon bemerkt,, nicht annehmen, dafs der J Darriikanal von der Nabelblafe a\u00fcs in den Unterleib; Iw\u00e4chft j fondern, zum Theil durch fie , hervorgezogen wird, und fich nur in der Nabelfchnur weiter entwickelt; Anf\u00e4nglich liegt nur; ein kleiner Theil vor, der .einen fpitzen Winkel .bildet, von welchem cler oben erw\u00e4hnte.Faden auSl\u00e4Ufty.\u00fcjid der lieh\u2019ungef\u00e4hr in der Mitte, den .L\u00e4nge des ganzen, noch fehr kurzen Darm-k\u00e4n\u00f6ls - befindet. Hierauf vergr\u00f6fsert fich diefer vorliegende Theil und faltet fich zu rundlichen Windungen zufammen, der Winkel wird erft fturnpf und verwandelt fich dann in einen Bogen. Zu der Zeit, wo fich dier/erften Windungen bilden, erfcheint der Blinddarm als ein kleines, mit der Spitze nach vorn gewandtes H\u00f6ckerchen am untern Schenkel des Winkels, nie am Winkel felbft. Der Faden geht auch, nachdem fich der \u00fcbrige, weit gr\u00f6fsere Theil gewunden hat, immer oberhalb, des Blinddarms \u00fcber den untern Theil des d\u00fcnnen Darmes weg.\nso*. Der Blinddarm liegt daher zwar anfangs imNabel-fitange,. aber nie am weiteften nach vorn. Von ihm \u00e4hs geht der Grimmdarm, wie vor feinem Erfcheinen, gerade nach hinten , und fchl\u00e4gt fich, in den Unterleib gel\u00e4ngt, nach vorn und unten in das Becken um, in welchem. er gerade zum After verl\u00e4uft. Allm\u00e4hlich r\u00fccken die Windungen n\u00e4her zufammen, der vorliegende Theil verwandelt fich in ein mehr rundliches Kn\u00e4uel, welches dicht vor der Nabel\u00f6ffnung liegt, diefe verengt fich, die H\u00f6hle des Nabelftranges, welche den- vorliegenden Darmtheil enth\u00e4lt, ift aifo von der Unterleibs\u00f6ffnung mehr abgefchn\u00fcrt. Allm\u00e4hlich r\u00fcckt der Darmkanal fo in den Unterleib herein, dafs zuerft","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nder vorliegende Theil des Grimmdarms, zuletzt der des d\u00fcnnen Darmes eintritt.\nAuch nachdem der Darmkanal aber v\u00f6llig in den Unterleib getreten ift, ver\u00e4ndert fich feine Lage allm\u00e4hlich, bis er die v\u00f6llig normale Lage erreicht. Der Anfang des Grimmdarms liegt anf\u00e4nglich, in der achten Woche, in der Mitte des Unterleibes, vor dem d\u00fcnnen t\tDarm. Von hier aus fteigt der Grimmdarm etwas nach\noben, und wendet fich dann vor und neben der linken Niere weiter nach unten. Allm\u00e4hlich r\u00fcckt der Grimmdarm h\u00f6her nach oben, hierauf nach der linken Seite, endlich vor der rechten Niere herab an die Stelle, welche er das ganze Leben hindurch einnimmt. Im dritten Monat befindet er fich in der Mitte des Unterleibes, im vierten am obern, im f\u00fcnften am untern Ende der rechten Niere, erft im fiebenten Monat an feiner normalen Stelle.\nAnf\u00e4nglich ift daher eigentlich nur der abfteigende und ein fehr kleiner Theil des aiiffteigenden oder des queren Grimmdarms Vorhanden, der abfteigende unver-h\u00e4ltnifsm\u00e4fsig lang. Indeffen findet fich der Unterfchied zwifchen dem auffteigenden und queren Grimmdarmtheil fchon fr\u00fch angedeutet, fofern der Anfangstheil des Grimmdarms vom Blinddarm aus etwas fteiler als der darauf folgende, den queren Theil darftellende auf-fteigt. Der auffteigende und quere gehen aber unter einem ftumpfern Winkel als fp\u00e4terhin in einander \u00fcber.\nAnfangs erfcheint der ganze Grimmdarm nur als ein weiter Bogen von rechts und unten nach links und oben, dann wieder nach unten. Allm\u00e4hlich, indem fich der Darmkanal in der ganzen Unterleibsh\u00f6hle verl\u00e4ngert und erweitert, f\u00e4ngt er an, mehrere Beugungen zu machen. Zuerft erfcheinen diefe im abfteigenden verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig l\u00e4ngften Theile, ganz befonders am obern und untern Ende, wo fie oft mehrfach find. In","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"59\nJem Maafse als der Blinddarm herabfteigt, und fich der Quergrimmclarm vergr\u00fcfsert, f\u00e4ngt auch diefer an, Beugungen zu bekommen, vorz\u00fcglich findet fich faft immer eine fehr anfehnliche nach unten.\n' Mit diefer allm\u00e4hlichen Ver\u00e4nderung der Lage des Grimmdarms h\u00e4ngt auch die Ver\u00e4nderung der Be/efd-gungswmfe deffelben zufammen. Sein Gekr\u00f6fe ift anf\u00e4nglich sfehr lang, ftatt dafs -beim Erwachfenen und felbft beim reifen Lotus hur \"das Queirgnim mdarmge-kr\u00f6fe und das Gekr\u00f6fe der S f\u00f6rmigen Beugung des abfteigenden Th ei les betr\u00e4chtlich find. Befonders ift das Gekr\u00f6fe des abfteigenden Grimmdarms, das fp\u00e4ter \u00ab\u00bbmittelbar auf der linken Niere fitzt, betr\u00e4chtlich, entfteht von der Mitte der Wirbelf\u00e4ule, w\u00e4hrend der Darm doch nach aufsen von der Niere herabfteigt. Das Gekr\u00f6fe des auffteigenden Tbeiles ift k\u00fcrzer und geht \u00bb\u25a1mittelbar in das Gekr\u00f6fe des D\u00fcnndarms \u00fcber, ohne \u25a0fioh an die Wirbelf\u00e4ule zu heften. Sowohl am abftei-\u00abgenden als am auffteigenden Grimmdarm verk\u00fcrzt fich \u00abEm\u00e4hlich t|as Gekr\u00f6fe von oben bis unten, und ift zu-'letzt nur noch am untern Theile des erftern betr\u00e4chtlich, -ichon im fechften Monat \u00fcbrigens ganz kurz, fo dafs \u2022der abfteigende Grimmdarm v\u00f6llig an die Niere geheftet fift. An der S f\u00f6rmigen Beugung ift es aber noch beim .reifen F\u00f6tus fehr betr\u00e4chtlich, diefe daher weit nach der rechten Seite gewandt und betr\u00e4chtlich gr\u00f6fser, fo-\u2022 Wohl in fr\u00fchem als in fp\u00e4tern Perioden, unftreitig Wegen Enge des Beckens und der Bauchh\u00f6hle auf der einen, und anfehnlicher Gr\u00f6fse der Leber auf der andern Seite.\nMehrere F\u00e4lle, wo fich diefe fr\u00fchere Anordnung des Grimmdarms mehr oder weniger auch in fp\u00e4tern Perioden erhalten hatte, \u2018findet \u2018man von Fleifchmunn zufammengeftellt, und richtig als Wefen derselben ein","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"60\nStehenbleiben auf einer fr\u00fchem Bildungsftufe nach-gewiefen 1 2 ).\nDurch diefe Darftellung der Entwicklung der Lage des Darmkanals ift alfo das, was ich fr\u00fcher \u00fcber diefen Gegenftand, theils fpeciell, theils als allgemeines Re-fultat einzelner Beobachtungen feftfelzte, beftatigt, und in den beigef\u00fcgten Tafeln auch bildlich dargeftellt. Aufser der Angabe, dafs der Darmkanal im normalen Zuftande in fr\u00fchen Perioden grofsentheils im Nabel-ftrange vorliege, bemerkte ich auch befonders, dafs der gr\u00f6\u00dfte\u2022 Theil des Vorliegenden D\u00fcnndarm fey% und das Grimmdannfe\u00fcck Jlch zuerft zur\u00fcckziehe 3). Dafs der Grimmdarm \u00dfch allm\u00e4hlich von der linken nach der rechten Seite fo entwickle, da\u00df der .Blind.-dann, erft weiter in der Mitte und h\u00f6her oben, dicht unter der Leber liege, dann allm\u00e4hlich weitet rechts und herab r\u00fccke, Tagten fchon fr\u00fchere Unterfuchungen aus 3), und endlich bemerkte ich als allgemeines Reful-tat fp\u00e4terer Unterfuchungen, weil die einzelne Angabe nicht am Orte gewefen w\u00e4re, dafs ich \u201ebei jungen \u201e Embryonen den Blinddarm, fowohl wenn er mit dem \u201e d\u00fcnnen Darm noch in einem Kn\u00e4uel vor der Nabel-\u201e \u00d6ffnung lag, als wenn er fchon in den Unterleib ge* \u201e treten war, anfangs immer auf der linken Sehe, \u201edann in der Mitte, zuletzt erft auf der rechten Seite ,, gefunden habe 4). \u201c\nEs gereicht mir zu nicht geringem Vergn\u00fcgen, die Allgemeing\u00fcltigkeit diefer S\u00e4tze neuerlich auch durch\n1)\tLeichen\u00f6ffnungen 1815.\n2)\tBeitr. zur vergleichenden Anat. 1808. Bd. 1. Heft. 1. S. 12}. Abhandl. aus der menfthl. und vergl. Anat. igo\u00f6, S. 316,\n332. 353 ff-\n4) Pathol. Anat, 1812. Bd, 1. S. 131,","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"61\nd\u00e8s fleifsigen Fleifihmanns Unterfuchungen beft\u00e4tigt gefunden zu haben, wenn mir gleich \u00fcber einen Punkt ein kleines Mifsverft\u00e4ndnifs einer Aeufserung von mir Statt zu finden fcheint. Es leuchtet ein, er glaube durch feine Unterfuchungen das, was ich in meiner pathologifchen Anatomie nur wahrfcheinlich fand, evident dargethan zu haben *). Es leuchtet ein, dafs ich nicht die angegebne Entwicklungsweije des dicken \u2022Darmes wahrfcheinlich fand. Ueber diele war ich nach einer nicht unanfehnlichen Menge von Unter-fuchilngen hinl\u00e4nglich im Reinen, und ausdr\u00fccklich fogte \u25a0ich daher : \u201e dafs die bisweilen bei Nabelbr\u00fcchen \u201e reifer F\u00f6tus vorkommende Linkslage des Blinddarms ^Wahrfcheinlich in der normalen Bildungsge/chichte j,des Darmkanals, namentlich der Linkslage des Blind-^,'darms begr\u00fcndet fey. \u201c Abfichtlich dr\u00fcckte ich mich tjier\u00fcber nicht beftimmter aus. theils weil die Linkslage b\u00eeSweil\u00e8n von totaler Inverfion des Darmkanals abh\u00e4n-gen kann, wo dann nat\u00fcrlich jene Aetiologie falfch ge-Wefenvw\u00e4re, theils, weil ich glaube, dafs man bei Aufteilung Von neuen Gefetzen nicht vorfichtig genug zu Yf\u00dfrke g'eh\u00e8n kann, um nicht nachher das immer unangenehme Gefeh\u00e4ft des Widerrufes oder das noch unangenehmere des kiinftlichen Verdrehens und Verzerrens en haben.\n..... ^ ; .\nHL \u2022 Eh tivi cklun gsv erfehledenheiten des\nDarmkanals in Hinficht auf Gr\u00f6fse.\n\u25a0\nSn,, i) L\u00e4nge des Darmkanals. Dafs der Darmkanal anf\u00e4nglich, gegen die gew\u00f6hnliche Ausfage, der zu Folge der Darmkanal des F\u00f6tus verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig l\u00e4nger als beim Erwachfenen ift, verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zum K\u00f6rper\nl) Leichen\u00f6ffnungen ijij. S, 66.","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"62\nweit k\u00fcrzer ley als in fp\u00e4tern Perioden, habe icli fchoa fr\u00fcher 1 * ) bewiefen, und diefer Satz wird durch mein\u00ab fp\u00e4tern \u00dcnterfuchungen vollkommen bet\u00e4tigt3).\nAllein, wenn gleich in den fr\u00fcheften Perioden di\u00ab verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsige L\u00e4nge des Darmkanals immer geringer ift als im vollkonunnen Zuftande, fo wandelt fiel\u00bb jenes fr\u00fchere Verh\u00e4ltnifs doch nicht allm\u00e4hlich in die? fes um, fondera, nachdem eine Zeitlang wirklich der Darmkanal verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zum K\u00f6rper l\u00e4nger geworden ift, tritt, erft in dem letzten Abfchnitte des F\u00f6tuslebens, und in den Jahren der Kindheit, ein v\u00f6llig entgewengefetztes ein, wo der Darmkanal verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zum K\u00f6rper bedeutend l\u00e4nger ift.\nBei den Schriftftellern finden fich zum Theil Beobachtungen, welche fchon hierauf deuten. Haller giebt die L\u00e4nge der D\u00e4rme beim F\u00f6tus im Allgemeinen betr\u00e4chtlicher als beim Erwachfenen an, und f\u00fchrt aufserdem an einem andern Orte 3) mehrere Beweis-ftellen an, dafs die d\u00fcnnen D\u00e4rme beim F\u00f6tus verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig l\u00e4nger feyen als beim Erwachfenen, eine Angabe, welche S\u00f6rninerring 4) aus eigner Erfahrung beft\u00e4tigt. Dies gilt aber nur f\u00fcr fp\u00e4tere Perioden, denn noch um den Ausgang des fechften Monates ift das Verh\u00e4ltnifs der L\u00e4nge des d\u00fcnnen Darms zu der Entfernung von Mund bis After wie 7:1, felbft wie 5\u00a7 : 1, in\u00bb achten wie 8 \u2022' 1, wie gew\u00f6hnlich beim Erwachfenen, erft um die Zeit der Reife finde ich es bedeutender, wie 12:1. Nicht blofs der d\u00fcnne Darm ift aber beim reifen F\u00f6tus verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig l\u00e4nger als beim Erwachfenen, denn bei denselben F\u00f6tus, wo jenes Verh\u00e4ltnifs wie\nl) Beitr. Bd. I. Hft. I.\n3) Siehe die beigef\u00fcgte Tabelle.\n3)\tElem. phyfiol. Fig. VII. p. 9, EJ.ffm, pfiyiiol, T. VIII, p-36{<\n4)\tBei Dana a, \u00bb, 0, g, ih","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"65\nf3\u2019J I iftT, '-finde ich das Verh\u00e4ltnifs des dicken zum K\u00f6rper wie aj : I, da es beim Erwachfenen meiftens nicht' v\u00f6llig wie 2:1, wenn gleich bisweilen bedeutender, als beim reifen F\u00f6tus, wie 2f:i ift. In fr\u00fchem Perioden ift der dicke Darm gleichfalls verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig bedeutend k\u00fcrzer, doch nie fo bedeutend als der d\u00fcnne, was fich leicht daraus ergiebt, dafs der dicke Verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zum d\u00fcnnen defto l\u00e4nger ift, je j\u00fcnger der Embryo, w\u00e4hrend der diinne zum K\u00f6rper in dem-felben Maafse k\u00fcrzer ift. Die Ungewissheit \u00fcber diefen Gegenftand, welche Wrisberg zu fagen n\u00f6thigt1 ) : \u201e Num jH infantibus fint ejusdem longitudinis inteftina quam adulfo aut num longiora fint in pueris, cum homo inaequaliter crescat, illud certe determinatum hue usque non eft. \u201c Man kann alfo wohl jetzt als Regel \u25a0feftfetzen, dafs der ganze Darmkanal in den erften Zeiteb des Lebens verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig k\u00fcrzer ift, fich aber allm\u00e4hlich fo vergr\u00f6fsert, dafs er beim reifen F\u00f6tus ver--fc'\u00e4itnifsm\u00e4fsig bedeutend gr\u00f6fser ift, dann aher wieder '\u2022abnimmt.\nAus meinen Unterfuchungen ergiebt fich ferner, d\u00dcfe \"das Verh\u00e4ltnifs zwifchen dem dicken und d\u00fcnnen liaritf'nicht in allen Lebensperioden daffelbe ift, namentlich dafs, je fr\u00fcher der Darmkanal unterfucht wird, djeft\u00f6 l\u00e4nger verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig der dicke Darm ift. Beim erften Erfcheinen des Blinddarms ift der dicke Darm fogar ohne den Blinddarm beinahe halb fo lang als der d\u00fciitie, und nur allm\u00e4hlich vergr\u00f6fsert er fich fo, dafs er das im ganzen Leben beftehende Verh\u00e4ltnifs von 1:6 .erh\u00e4lt\u00bb Dies tritt erft im fechften Monat ein.\nEs thut mir leid, dafs in diefer Hinlicht meine Unterfuchungen mit denen von FleiJ\u2019chmann nicht iiberein-ftimmen, der zwar im Allgemeinen die verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsige\n1) A. a. O. S. Ci.","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"64\nL\u00e4nge des d\u00fcnnen und dicken Darms nicht beriickfich-tigt, aber bei einem u Linien langen Embryo den dicken Darm \u00e4ufserft kurz, fein Verh\u00e4ltnifs zum d\u00fcnnen nur wie i : 6 angiebt1 ). Indeffen mufs dies eine einzelne Abweichung feyn, da ich theils aus derfelben Periode mehrere Embryonen unter einander verglich, theils die ftufenweife Ver\u00e4nderung diefes Verh\u00e4ltniffes f\u00fcr mich fpricht. Auch giebt es Fleifchmann durchaus nicht als Regel an. Dafs es dies nicht fey, be weifen auch wohl Wrisbergs Beobachtungen. Bei einem ungef\u00e4hr dreimonatlichen Embryo fand er \u201ecolon majore descenfu et elongatione quam in adultis praeditum s),\u2018c und bei einem viermonatlichen fogar das Verh\u00e4ltnifs noch weit mehr zu Gunften des dicken Darms, indem diefer 6, der d\u00fcnne nur lang war * ) , was aber offenbar regelwidrig, indeffen nach dem Angef\u00fchrten als ein Stehenbleiben auf einer fr\u00fchem \u00dfil-dungsftufe anzufehen ift.\nDiele Verfchiedenheiten haben unftreitig eine phy\u00ab fiologifche Bedeutung. Nicht unwahrfcheinlich ift es wohl, dafs fie mit der Verfchiedenheit des Bildungsge-fch\u00e4ftes und des Nahrungsbed\u00fcrfniffes in verfchiednen Lebensperioden in unmittelbarer Beziehung ftehen. Der Darmkanal ift kurz, fo lange noch keine Nahrung durch den Mund von aufsen aufgenommen wird., er in Beziehung auf die Bildung neuer Subftanz wenig th\u00e4tig ift, vergr\u00f6fsert fich aber gegen die Periode allm\u00e4hlich, wo er in Th\u00e4tigkeit zu treten hat, und wenn das Bed\u00fcrfnifs \u2014\u2014.......der\nl) Leichen\u00f6ffnungen. S. C%. Uebrigens glaubt Fleifchmann ganz unrichtig, diefes Verh\u00e4ltnifs wie i : 6 bezeichne eine ganz ungew\u00f6hnliche K\u00fcrze des Dickdarms, da es gerade das ift, welches f\u00fcr den bei weitem gr\u00fcfsten TLeii des Lebens als Regel befteht.\n\u00a3) A. a. O. S. io.\nD A. a. O. S. 7c-","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"65\n\nder Bereitung neuer Substanzen des Wachsthums wegen, bedeutender als in fp\u00e4tern Perioden ift, fo iiberfteigt feine L\u00e4nge die fp\u00e4tere betr\u00e4chtlich. Einigen An\\heil an diefer Verfchiedenheit zwifohen der L\u00e4nge des Darmkanals beim reifen F\u00f6tus und dem Kinde und der, welche er beim Erwachfenen hat, kann man vielleicht auch der erft nach der Geburt gefchehenden v\u00f6llkommnen Entwicklung der Kerkring\u2019fchen Klappen zufchreiben.\nMerkw\u00fcrdig ift aufserdem in Hinficht auf diele Umwandlungen die Uebereinkunft, welche zwifchen der Entwicklung des menfchlichen Embryo und der Thierreihe Statt findet.\nDie anf\u00e4ngliche K\u00fcrze des Darmkanals kommt auffallend mit der K\u00fcrze deffelben bei den meiften wir* i\u00e7llofen und den drei untern Klaffen der Wirbelthiere fiberein, feine betr\u00e4chtliche L\u00e4nge- in den Perioden der Reife dagegen erinnert fehr auffallend an mehrere S\u00e4ugthierenamentlich die Amphibienf\u00e4ugthiere und die Cetaceen, wo das Verh\u00e4ltnis Z. fi. beim Seehunde zwifchen der Entfernung vom'Munde bis After und der L\u00e4nge des Darms wie 1:28 ift.\n; - Die anfehnlichere verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsige L\u00e4nge des dicken Darms in fr\u00fchem Perioden entfpricht zwar keiner pernanenten Bildung in den Klaffen, welche unter den 'S\u00e4ugthieren ftehen, allein dagegen fcheint es mir fchr merkw\u00fcrdig, dafs fich gerade ein \u00e4hnliches Verh\u00e4ltnis zwifchen dem dicken und d\u00fcnnen Darm unter den S\u00e4ugthieren bei den Nagern, Wiederk\u00e4uern und mehrern Maki\u2019s und Affen findet* 1 ).\nv Aufserdem ift diefes Verh\u00e4ltnis noch infofern merkw\u00fcrdig, als fich daraus ergiebt, dafs die bisweilen vorkommende yerh\u00e4ltnifsrn\u00e4fsig betr\u00e4chtlichere L\u00e4nge\n1\tI. ... '\nr. \\ .\nl) iCuvier Vorl. fiber vergl. Anat. Ed. 3. S. 475,\nM. d. Archiv. Ill, I.\t\u00ae","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"ties Grimmdarms ein Stehenbleiben auf einer fr\u00fchem Bildungsfttife ift.\n2) Weite. Der Durchmeffer des Darmkanals bietet in mehrern Hin (lebten in den verfchiednen Lebens-, periotlen Verfchiedenheiten dar, namentlich: 1) auf fein! Verh\u00e4ltnifs zur L\u00e4nge; a) auf die ver h\u00e4ltnifsm\u00e4fsige 1 \"Weite des dicken und d\u00fcnnen Darmes.\ti\nIn erfterer Beziehung kann man im Allgemeinen mit ziemlicher Gewifsheit feftfetzen, dafs in den fr\u00fche-ften Perioden der- Barmk\u00e4nal im Verh\u00e4ltnifs zu feiner1 L\u00e4nge weiter als in fp\u00e4tern F\u00f6tusperioden, in diefen letztem l'ogar verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zu feiner L\u00e4nge enger ift als im vollkommnen Zuftande.\nIn der zweiten Beziehung ift es fowohl durch \u00e4ltere als neuere Beobachtungen keinem Zweifel unterworfen, dafs anfangs der Darmkanal gleiche Weite hat, hierauf in dem Maafse, wie es fcheint, als die Bildung des Me-; coniums zunimmt, fich allm\u00e4h ich von oben nach unten erweitert, fo dafs der Anfangstheil des d\u00fcnnen Darmes den \u00fcbrigen Theil deffelben und den dicken Darm bedeutend an Weite \u00fcbertrifft, jedoch fo, dafs der Efld-\ntheil des d\u00fcnnen Darmes nicht weiter als der Anfang des dicken ift. Hierauf tritt eine Periode ein, wo beide einander wieder ungef\u00e4hr gleich find, bis endlich in den letzten Monaten des F\u00f6tuslebens der dicke Darm wieder weiter winj, wenn er gleich auch beim reifen F\u00f6tus noch bei weitem nicht verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig fo betr\u00e4chtlichweiter ift als beim Erwachfenen.\nAuf \u00e4hnliche Weife ift bei den meiften Fifchen der Darmkanal in feinem ganzen Verlauf entweder gleich weit, oder gegen fein Ende verengt.\nHieher geh\u00f6rt auch di & Entwicklung der Ungleich-heitert oder Zellen des Grimmdarmes. Bis zum Ende des f\u00fcnften Monats nimmt man deren keine w\u00e4hr, und der Grimmdarm ift fo glatt als der d\u00fcnne Darm. Von","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"67\ndiefer Zeit an aber finden fie ficli confiant, wenn fie gleich noch beim reifen F\u00f6tus gew\u00f6hnlich weniger deutlich als in fp\u00e4tern Perioden find. Die Entwicklung der Zellen enth\u00e4lt den vorziiglichften Grund der gr\u00f6l'sern Weite des dicken Darmes, Beft\u00e4ndig habe ich \u00fcbrigens, wie auch Morgagni *) angiebt, die erften, anfehnlichften und meifien Zellen im Quergrimmdarm gefunden, die S f\u00f6rmige Beugung des dicken Darmes dagegen ganz glatt. Sollte nicht die grqfsere Menge und das fr\u00fchere Entftehe.n der Zellen im Quergrimmdarm von der Anheftung des Netzes an denfelben herr\u00fchren? Wenigftens ift beim dreimonatlichen F\u00f6tus der Magen nicht feiten an feinem grofsen Bogen auf \u00e4hnliche VVeife in Zellen eingefchniirt. Dafs \u00fcbrigens auch der Zellenmangel iD den fr\u00fchem Perioden eine Aehnliclikeit nicht nur mit faft allen Thieren von der Klaffe der V\u00f6gel an, fondera auch mit mehrern S\u00e4ugthieren ift, brauche ich nient zu bemerken.\nSo viel \u00fcber die Anordnung des eigentlichen Parmes in Hinficht auf Entftehungsweife und \u00e4ufsere Form im Allgemeinen, Entwicklungsverfchiedenhei-ten der Lage und des Umfangs. Jetzt noch einige Bemerkungen \u00fcber die Ver\u00e4nderungen, welche feine innere Fl\u00e4che und \u00fcberhaupt die Schleimhaut durchl\u00e4uft. Die hier vorkommenden Verfchiedenheiten beziehen fich vorz\u00fcglich auf das Erfcheinen und die Be-fchaffenheit der Zotten, der Falten, der Grbmndarnl-hlappe, der Einm\u00fcndung des Bauchfpeicheldr\u00fcfen- un4 Gallenganges und des Pf\u00f6rtners,\nAuf diefe m\u00f6gen zuletzt noch einige Unterfuohun-gen \u00fcber die Entwicklungsverfchiedenheiten des Md* gens, d\u00e9s Blinddarms und der Netze folgen.\n______\tE a\ni) Ep, anat. XIV. a. 15,","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"68\nI. Entwicklungsverfchiedenheiten der innern Fl\u00e4che.\na. Zotten.\nUeber die Entwicklung der Zotten findet man bei den SchriftfteJlern gar nichts erw\u00e4hnt, und doch ift ihre Entwicklungsweife nicht ohne intereffe. Sie er-fcheinen fchon fr\u00fch, durchlaufen aber mehrere, nicht unmerkw\u00fcrdige Bildungsftufen. Im Anf\u00e4nge des dritten Monates habe ich fie zuerft mit Beftimmtheit gefe-hen- doch erkennt man fie nicht fogleich f\u00fcr das, was fie find. Die innere Oberfl\u00e4che des Darms ift jetzt n\u00e4mlich durch mehrere anfehnliche L\u00e4ngen falten, ungleich , welche dicht neben einander ftehen und doch kaum an ihrem freien Rande eingekerbt find. Allm\u00e4hlich vermehrt fich die Zahl diefer Falten, eben fo die der Einfchnitte, wodurch fie von oben nach unten abgetheilt werden, und zugleich die Tiefe derfelben, fo clafs am Ende des vierten Monates, bisweilen fr\u00fcher, an der Stelle der einfachen L\u00e4ngenfalten eine Menge unregeJni\u00e4fsig geheilter kleiner Erhabenheiten wahrgenommen werden, die nur verh\u00e4itnifsm\u00e4fsig gr\u00f6fser als -in fp\u00e4tern Lebensperioden find.\nDie Zotten entftehen alfo durch die allm\u00e4hlich ge-fchehende Einkerbung und dadurch bewirkte Zerf\u00e4l-lung von einfachen L\u00e4ngenfalten.\nEine andere, nicht unmerkw\u00fcrdige Verfchieden-heit der Darmzotten ift ihre anfangs viel weitere Verbreitung als in fp\u00e4tern Lebensperiqden. Noch bis in den fiebenten Monat finden fie fich in der That \u00fcberall. Ob fie anfangs \u00fcberall gleich grofs und zahlreich find, weifs ich nicht. Schon im dritten Monat ift die Verfchieden-heit bedeutend, fofern fie im dicken Darm weit niedriger find, indeffen find fie jetzt noch eben fo zahlreich, und ftehen gleich dicht gedr\u00e4ngt. Im vierten find fie","page":68},{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"69\nnicht blofs bedeutend kleiner, fondera auch weniger keulenf\u00f6rmig und weniger zahlreich, viel d\u00fcnner ge-faet. Dies nimmt allm\u00e4hlich immer mehr zu, bis im achten Monate an der Stelle der Zotten nur fehr niedrige, flach eingefchnittne L\u00e4ngenfalten die innere Fl\u00e4che des dicken Darmes ungleich machen.\nAlles fehr merkw\u00fcrdige Erfcheinungen, wenn fie mit der Gefchichte der Entwicklung der innern Darmfl\u00e4che in der Thierreihe zufammen gehalten werden. Denn gerade fo ift bei den meiften Fifchen und Amphibien die innere Darmhaut der L\u00e4nge nach gefaltet, bei vielen werden diefe Falten in querer Richtung oberfl\u00e4chlich eingefchnitten, bei einigen gehen diefe Einfchnitte durch die ganze H\u00f6he der Falten, und es entftehen die erften, roheften Anf\u00e4tze zur Zottenbildung, bei wenigen, namentlich bei Tetrodon mola, Teftudinarius und Mugil cephalus finden fich wirkliche, \u00e4ufserft zahlreiche, dicht neben einander ftehende, d\u00fcnne Zotten, die vollkommen mit denen der S\u00e4iigthiere und V\u00f6gel \u00dcbereinkommen. Eben fo habe ich fie auch k\u00fcrzlich fehr beftimmt bei Lacerta Ameiva, jamaicenfis und ftriata Baud, gefunden * ). Eben fo merkw\u00fcrdig ift es auch, dals die\ni) Man Tollte wenigftens nur das mit Beftimmtheit l\u00e4ugnen, wai man, im Unterfuchen bewandert, vergeblich gefucht hat. Von diefer Regel, fo einleuchtend auch ihre Wahrheit ift, fcheint der Verf. der Differtation de Hyaena, Berol, 1811. nichts ge-wufst zu haben, wenn er (S. 17.) fagt: Auctores plicas tunicae (piscium) intimae ali\u00e9nas pro villis habuere. Gerte qui mam-malium et avium villos cxaminavit, piscibus et amphibiis tales adfcribere nequit.\nDa fich weder hier noch anderw\u00e4rts Beweife finden, dafs der Verf. auch die Fifche, namentlich den Tetrodon mola, von welchem, bew\u00e4hrte Beobachter die Anwefenheit der Zotten behaupten, unterfuclit h\u00e4tte, fo wundert man fich mie Recht \u00fcber diefe Behauptung, wodurch \u00fcber die, welche die Zotten bei einigen Fifchen behaupten, nicht auf die befchei-denfte Weife der Stab gebrochen wird.","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"70\nZotten fich anf\u00e4nglich durch den ganzen Darmkanal erftrecken, theils, weil auch die \u00fcbrigen Verfchieden* heiten zwifchen d\u00fcnnem und dickem Darm fich erft fp\u00e4* terbin entwickeln, theils, weil der faltige und zottige Bau bei den Fifchen gleichfalls durch den ganzen Dam* kanal reicht.\nb.\tFalten.\nWeit fp\u00e4ter als die Zotten entftehen die Falten des d\u00fcnnen Darms. Bis gegen den fiebenten Monat findet fich durchaus keine Spur davon. Dann erfcheinen fie Zuerft als fchwache Erhabenheiten, welche noch lehr leicht verfchwinden, Wenn der Darm etwas ftark an* gefpannt wird, und noch beim reifen F\u00f6tus find fie fehr Unbedeutend.\nc.\tG rimmd, armklapp e.\nDie Grimmdarmklappe ift fchon fr\u00fch, im dritten Monat, fehr deutlich und bildet einen anfehnlichen, rundlichen Vorfprung. Bis zu diefer Periode aber ift fie unvollkommen, faft gar nicht merklich, Wenn gleich die Oeffnung des d\u00fcnnen Darms in den dicken fehr deutlich ift. Dafs fie noch beim reifen F\u00f6tus unvollkommen fey ift v\u00f6llig unrichtig.\nd.\tBauchfpeichel- und G alle tun Und un g,\nBei meinen erften Unterfuchungen \u00fcber den tnenfchlichen Embryo fand ich in vier F\u00e4llen eine, von der M\u00fcndung des Gallenganges ganz verlchiedne Oeff-nung des Bauchfpeicheldr\u00fcfenganges *).\ni) Mayer vom Bau des menfchl. K\u00f6rpers. Vol. \u00ef. 305. Nach Danz a. a. O. Th. s. S. 8$.\n*> Abhandl. S. 33U 353. 366. 380.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"-\u00ab\u00bb-\u00ab\u00bb\u20227 J \u25a0\nIch wagte damals noch nicht mit Gewifsheit aus-Ztifagen, ob dies qualitative, zuf\u00e4llig vorhandne Bil* dungsabweiehung, oder beft\u00e4ndige Entwicklungsver-fchiedenheit w\u00e4re 1 ), um fo mehr, da ich in einem Falle bei einem Embryo, der j\u00fcnger als ein andrer war, bei welchem diefe Bildung deutlich beftand, keine Spur davon wahrzunehmen glaubte *).\nJetzt glaube ich mit Sicherheit an geben zu k\u00f6nnen , dafs wirklich der \"Galien- und Bauchfpeicheldr\u00fc-J\u00e8ngang anf\u00e4nglich immer v\u00f6llig von einander getrennt find, uttder\u00df allm\u00e4hlich verfchmelzen. Der pankrea-tifche Gang \u00f6ffnet lieh durch ein weiter links und oben im abfteigenden Theile des Zw\u00f6lffingerdarms liegendes, rundliches W\u00e4rzchen in denfelben. Die M\u00fcndung des Gallengangs liegt weiter unten und rechts. Anf\u00e4nglich ift fie viel weiter offen als fp\u00e4terhin, und erfcheint noch bis in die Mitte des dritten Monats deutlich als eine anfehnlich lange Longitudinalfpalte, die fich allm\u00e4hlich, wie es fcheint, durch Herabwachfen der Schleimhaut, vielleicht auch durch Zur\u00fccktreten des Gallengangs bis auf ihren untern Theil fchliefst. Beide verkleinern fich allm\u00e4hlich, und tiiekett einander entgegen. Wann das eigne W\u00e4rzchen des Bauohfpei-cheldr\u00fcfenganges v\u00f6llig verfchwindet, weifs ich nicht mit Gewifsheit anzugeben, gewifs aber findet es fich meiftens noch beim reifen F\u00f6tus.\nSehr merkw\u00fcrdige Bedingungen, weil fie offenbar auf Thier\u00e4hnlichkeiten hinweifea. Die Trennung des Bauchfpeicheldr\u00fcfenganges von der Oeffnung des Gailen-ganges ift bei einer Menge S\u00e4ugthieren, allen V\u00f6geln, Reptilien und F\u00effch\u00e8n als normale Bildung vorhan-\nl) S. 3*0.\na) S. 375-","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nden, fehr intereffant ift es, dafs fie beim menfehlichen Embryo gerade nach demfelben Typus gefchieht, indem fowohl bei ihm als bei weitem den meiften Thieren fich der pankreatifche Gang vor dem Gallen-: gange einlenkt. Die freiere Communication zwifchen Gallengang und Darmkanal ift gleichfalls als Aehnlich-fceit mit den Infekten, Kruftaceen, Mollusken, Fifcben, Reptilien und V\u00f6geln merkw\u00fcrdig, bei denen fie fich, wenn gleich verfchiedentlich modificirt, immer findet.\nDafs die bisweilen als Abweichung vom Normal vorkommende Trennung des Bauchfpeichelganges vom Gallengange mithin ein Stehenbleiben auf einer fr\u00fchem Bildungsftufe ift, brauche ich nicht zu bemerken.\n\u00e4. Pf'\u00f4rtA\u00e8rhlapp\u00e8.\nDen Pf\u00f6rtner habe ich vor Ablauf des vierten Monates durchaus nicht wahrgenommen : bis dahin ift alfo der Darm auch in diefer Hinficht einfacher als in fp\u00e4tern Perioden, Der klappen\u00e4hnliche Vorfprung , welchen er in den Zw\u00f6lffingerdarm bildet, entfteht fehr allm\u00e4hlich, und ift noch im fechften Monat fehr unbedeutend, auch beim reifen F\u00f6tus verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig noch fehr niedrig.\n\u2022j, Entwicklungsverfcliiedenheiten des Magens, des Blinddarms und der Netze.\n\u00e4. M-\u00e4gtri.\nDer Magen fteht anf\u00e4nglich fenkrecht, Wendet fich nur allm\u00e4hlich fchief von oben und links nach unten und rechts.\nAnf\u00e4nglich ift er verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig mehr l\u00e4nglich, darauf rundlicher als in fp\u00e4tern Lebensperioden und im vollkommnen Zuftande.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"Der Blindfack fehlt anfangs, entfteht aber fchon fehr fr\u00fch-, ja er ift fogar merklicher als fp\u00e4terhin, indem er ftch unter einem fpitzen Winkel vom linken Magenmunde nach oben wendet. Diefes Verh\u00e4ltnis mindert fich vom Ende des dritten Monates an wieder, und der Blindfack ift jetzt wieder weniger deutlich. Davon h\u00e4ngt unftreitig die erft l\u00e4nglichere, dann rundlichere Geftalt des Magens ab.\nWo ich nicht fehr irre, fo haben diefe Verfchie-denheiten, welche beft\u00e4ndig zu feyn fcheinen, da ich aus derfelb\u00e9n Periode jedesmal zwei bis drei Embryonen unterfuchte, keinen mechanifchen Grund, den man f\u00fcr die Ver\u00e4nderungen des Blindfackes des Magens etwa in der anfehnlichen Gr\u00f6fse der Leber fuchen m\u00f6chte. Vielmehr fcheinen fie mir rein dynamifchen Urfprungs zu feyn, und mit der Aebnlichkeit der Form und der Entwicklung der verfchiednen Gegenden des Darrnka-nales in Beziehung zu ftehen '). So wie anfangs der ganze Darmkanal nur ein fortlaufendes Rohr ift, der Blinddarm fehlt, fo ift auch der Magen anf\u00e4nglich l\u00e4nglicher und ohne Blindfack. In den erften\u2019Perioden feiner Exiftenz ift der Blinddarm verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig am anfehnlichften : auf diefelbe Weife der Blindfack des Magens.\nSehr merkw\u00fcrdig Wurde mir bei mehrmals wiederholter Unterfuchung das Verhalten der innerften Magenhaut bis in den Anfang des vierten Embryomo-nates. Immer fand ich fie n\u00e4mlich vor Ablauf diefer Periode nicht nur verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig dicker als fp\u00e4ter, fondera ganz von der \u00e4ufsern Haut getrennt, fo dafs fie einen vollft\u00e4ndigen, ganz freien Sack bildete. Die Trennung ift unftreitig wohl Folge des Todes, allein\nl) Siehe meine \u00cbeitr. Bd, 2. H. S,","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"fie deutet offenbar auf fehr lofe Verbindung im Leben-hin, und diefe fowohl als die anfehnliche Dicke erinnern lebhaft an die Anordnung der ganzen innern Magenhaut oder einzelner Abfchnitte derfelben bei mehrern Thieren, wo fie fich betr\u00e4chtlich verdickt, hornartig wird, und, dies hauptf\u00e4chlich bei den niedern, fehr leicht trennt, bei der H\u00e4utung mehrerer Infektenordnungen fogar regelm\u00e4fsig abgeftofsen und wiedererzeugt wird. Vielleicht trennt fich auf diefejbe Weife auch die innerfte Magenhaut [beim menfchlichen Embryo in einer fr\u00fchen Periode, und wird wieder erzeugt, wie die Seidenhaare und fp\u00e4ter die Z\u00e4hne abgeftofsen und erneuert werden.\nNicht ohne Tntereffe fchien mir die Entwicklungs-gefchichte des Magens in Thieren, wo er einen zufam-mengefetztern Bau hat. Die Refultate der in diefer Hinficht an Wiederk\u00e4uern, namentlich an Schafs-, Ziegen , und Kuhembryonen angeftellten Unterfuchun-gen find vorz\u00fcglich folgende :\nDie Schafsembryonen, bei welchen ich den Magen zuerft mit Beltimmtheit entdecken konnte, waren, in gerader Linie gemeffen, f\u00fcnf Linien Jang, wegen der ftarken Kr\u00fcmmung des K\u00f6rpers, vom Munde bis zur Schwanzfpitze weit l\u00e4nger.\nHier fteht der Magen, wie wahrfcheinlich anf\u00e4nglich bei allen Thieren, fenkrecht. Der vordere, zugleich etwas nach rechts gewandte Rand ift faft gerade, wenig ausgeh\u00f6hlt, der hintere und linke dagegen ziemlich ftark gew\u00f6lbt, fteigt von derSpeifer\u00f6hre an gerade nach unten, und ift aufserdem hier durch zwei quere Ein-fchn\u00fcrungen in drei, \u00fcber einander liegende Tafchen ab-getheilt, von welchen die mittlere die gr\u00f6fste ift, die obere, etwas zugefpitzte, fi\u00e9 nach hinten etwas \u00fcberragt.","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"Hierauf r\u00fcckt der Magen von der erften Stelle auf die linke Seite, fo dafs er fchiefvon oben und links nach miten und rechts herabfteigt. So finde ich ihn bei acht bis neun Linien langen, viel weniger als jene gekr\u00fcmmten Embryonen, Zugleich ift die Geftalt des Magens bedeutend ver\u00e4ndert. Die oberfte, immer noch kleinfte Abtheilung ift von der Speifer\u00f6hre aus nach aufsen, eben, hinten und links gerichtet, und von der darauf folgenden nicht blofs durch einen Einfchnitt im linken Rande, fondern durch eine, den ganzen Umfang des Magens umgebende kreisf\u00f6rmige Vertiefung abgefchn\u00fcrt. Oft ift fie in ihrem blinden, freien Ende einfach, und nicht feiten auch in der Mitte hier durch eine flache Vertiefung zweigefpitzt. Sie nimmt die Speifer\u00f6hre nicht auf, fondern diefe \u00f6ffnet fich mehr rechts in die mittlere Abtheilung. Diefe ift nicht ft\u00e4rker von ihr abgefchn\u00fcrt, und zugleich ift hier der rechte Rand nicht mehr ausgeh\u00f6hlt, fondern etwas gew\u00f6lbt. Die nnterfte dritte Abtheilung ift jetzt die gr\u00f6fste, und bildet einen nach unten gew\u00f6lbten, nach oben ausgeh\u00f6hlten, fo ftark gekr\u00fcmmten Bogen, dafs die beiden H\u00e4lften feines ob\u00e9ra Randes dicht an einander liegen.\nAehnlich ift die Bildung bei einem Ituhembryo von 2IU L\u00e4nge.\nBei altern, durchaus weit vollkommner ausgebildeten Schafsembryonen von i'1 Cliu L\u00e4nge ift auch die Bildung des Magens fehr bedeutend vorgefchritten. Die linke und oberfte Abth\u00e9ilung ift vorn noch weit ft\u00e4rker als vorher durch einen fehr tiefen Einfchnitt von der darauf folgenden abgefondert, indeffen lenkt fich che Speifer\u00f6hre n\u00e4her an diefer rechten Abtheilung in die zweite. Aufser dem jetzt immer vorhandnen queren Einfchnitte im linken Rande, wodurch diefer in einen obern und einen untern Abfchnitt getheilt wird, ift ferner ein zweiter entftanden, welcher vom untern","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"7 6\nRande emporfteigt, fo dafs diefe linke Magenabtheilung dreigezackt erfcheint. Die mittlere AhtheiJung erfcheint in zwei zerfallen, eine linke und eine rechte. Die linke, etwas gr\u00f6fsere und ft\u00e4rker vori\u2019pringende, nimmt den gr\u00f6fsten linken Theil der Speifer\u00fchre auf, und wird an der vordem Fl\u00e4che oben durch eine flache Vertiefung, in ihrer untern H\u00e4lfte durch einen fehr ftarken Einfchnitt von der rechten und der letzten, jetzt vierten Abtheilung abgegr\u00e4nzt. Sie hat die Geftalt eines l\u00e4nglich rundlichen Beutels.\nDie rechte etwas kleinere H\u00e4lfte, jetzt die dritte Abtheilung, ift l\u00e4nglich rundlich , nimmt den kleinften rechten Theil der Speifer\u00fchre auf, und f\u00fchrt von der Speifer\u00fchre und der zweiten Abtheilung nach unten und rechts in die vierte.\nDiefe \u00fcberragt fie nach rechts etwas, bildet hier einen kleinen Blindfack, und fchl\u00e4gt fich von da aus nach oben, wo fie in den Zw\u00fclffingerdarm \u00fcbergeht.\nAuf diefe Weife find nach und nach die vier M\u00e4gen entftanden. Ob anf\u00e4nglich der Magen einfach ift, weifs ich aus meinen bisherigen Unterfuchungen um fo weniger zu beftimmen, als bei dem fr\u00fcheften Embryo, wo ich hier\u00fcber etwas beftimmtes erkennen konnte, fchon eine doppelte Einfchn\u00fcrung vorhanden war. Gewifs aber ift aus dielen Unterfuchungen, dafs der Wiederk\u00e4uermagen anfangs nicht vierfach, fondern h\u00fcchftens dreifach ift, der zweite und dritte Magen durch von oben nach unten fich bildende Einfchn\u00fcrungen entftehen, dafs die Abtheilungen verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig weit weniger ftark von einander abgefondert find, dafs der dritte Magen lange nicht nur verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig, fondern abfo-lut viel kleiner als die \u00fcbrigen, und dafs er weit einfacher ift.\nAuf einen Blick ergiebt fich hieraus, dafs der Wiederk\u00e4uermagen von feinem erften Erfcheinen an","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"77\n-die bleibenden Formen mehrerer Thierm\u00e4gen durch-J\u00e4uft. Ganz befonders nimmt er nach und nach die Form des Magens mehrerer Nager und verfchiedner Arten des Schweingefchlechtes an.\nOffenbar ift der kleine linke blinde Anhang am \u25a0Magen der Schweine eine Andeutung des Panfen. Dieser ift bei denrneiften einfach, beimPekari 1 * 3 ) aber fpaltet \u00abr fich, wie der Panfen der Wiederk\u00e4uer. Zugleich ift der rechte Theil des Pekarimagens auf eine \u00e4hnliche Art abgetheilt, als der rechte Theil des Wiederk\u00e4uer-taagens.\nUnter den Wiederk\u00e4uern felbft giebt es wieder Verfchiedenheiten, welche den aufeinanderfolgenden Entwicklungsverfchiedenheiten des Magens der Schafe pntfprechen. - Namentlich bildet der Magen des Lama. eine folche niedere Stufe , indem die dritte Abtheilung ein? <tormnh>?Mche, l\u00e4ngliche GeJ'talt hat s), wo es befonders merkw\u00fcrdig ift, dafs, wie beim Schwein, auch hier in den Pf\u00f6rtner ein einfacher, fehr ftarker Wulft vorfpringt.\n.. Nicht zu iiberfehen fcheint mir auch der Umftand,\nfofe bei den Cetaceen, deren Magen durch die mehrfachen Abtheilungen, in welche er zerf\u00e4llt, dem Wiederk\u00e4uermagen fo fehr \u00e4hnelt, die erfte Abtheilung zwar $pch in Riickficht auf Gr\u00f6fse zu den \u00fcbrigen in dem-(jdbpn Verh\u00e4ltnifs fteht als der Panfen am Wiederk\u00e4uer-l\u00ffagen, aber doch infofern an die fr\u00fchere Form des Pr\u00fcden, erinnert, als feine einfache Hohle durch keine \u00c7infchnitte abgetheilt wird, und die dritte Abtheilung unter allen die kleinfte ift5 ),\n0 %uffon Hift. nat. Tom. X.\na) Cuvier vergl. AnaC. Bd. 3. S. 40f.\n3) Home comparative anatomy. T. U. Tab. 4t.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"78\nDie fernem Ver\u00e4nderungen laffen fich auf die allm\u00e4hliche Vergr\u00f6fserung des erften und dritten Mage\u00ab und auf das Rundlichwerden des letztem zur\u00fcckf\u00fchren, Schon lange vor der Geburt ift der Panfen weit gr\u00f6fser als die \u00fcbrigen M\u00e4gen, und der dritte gr\u00f6fser als der zweite. Wenn man bei den {\u00e4ugenden Jungen der Wiederk\u00e4uer den Laabmagen gr\u00f6fser als die \u00fcbrigen findet fo ift dies nur in einer zuf\u00e4lligen Ausdehnung deffelr ben durch die Milch begr\u00fcndet: ift diefe daher noch nicht .eingetreten, fo findet man immer das w\u00e4hrend des ganzen Lebens beftehende Verh\u00e4ltnifs, und, waj Cuvier beim neugebornen Lama f\u00fcr Abweichung zu halten fcheint1 ), ift in der That Regel.\nDiefe Entwicklungsverfchiedenheiten des Wieder* k\u00e4uermagens, aus welchen fich deutlich ergiebt, da\u00fcl feine fehr zufammengefetzte Form nur lehr allm\u00e4hlich entfteht, machen wohl die Vermuthung nicht ganz n\u00ff wahrfcheinlich, dafs die bisweilen bei Thieren mit einfachem Magen, namentlich beim Menfchen, verkommenden Einfchn\u00fcrungen, wodurch der Magen meijt oder weniger deutlich in zwei, oder, dies weit feltner, in drei H\u00e4lften getheilt wird, wenigftens nicht immer* wie ich fr\u00fcher vermuthete 2), in einem Stehenbleibea der eingefchniirten Stelle auf einer fr\u00fchem Bildung* ftufe, l'ofern fie nicht gleichm\u00e4fsig mit dem \u00fcbrigen Theile des Magens wiichfe, fondern darin begr\u00fcnde find, dafs der anfangs einfache Magen fp\u00e4ter diefe h\u00f6here Ausbildung des thierifchen nachahmt. Didelbe Formabweichung k\u00f6nnte alfo, dieTexturabweichungeD, die dazu Veranlaffung geben k\u00f6nnen, ungerechnet, auf dreifache Weife m\u00f6glich werden, i) durch Stehen-\ni) A. a. O.\na) Pathol. Anat. Bd. I. S. 513.","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"79\nbleibe\u00bb, a)\u2019durch einen- fp\u00e4ter eintretenden Bildungs-frocefs,;^ durch ungew\u00f6hnlich ftarke Zufammenfchn\u00fc-tung def Muskelhaut an diefer Stelle, die aber mehr \u00e9det \"weniger leicht zu \u00fcberwinden ift, und man lieht aKo hier, was befonders fiir manche oben beleuchtete Gr\u00fcnde gegen die Bedeutung des Darmanhanges wichtig ift, dafs, wenn auch mehrere Entftehungsweifen derfelben Form fehr wohl m\u00f6glich find , man dennoch die \u00fcbrigen deshalb keinesweges l\u00e4ugnen darf, wenn fich entfeheidende Gr\u00fcnde f\u00fcr diefelben finden.\nb. Blinddarm,\nSo wenig fich in allen Lebensperioden der dicke Und' d\u00fcnne Darm in Hinficht auf Durchmeffer und Sufser\u00e8 Geftalt auf diefelbe Weife unterfcheiden, fo \u2022ttenig- find,fie auch immer durch die Anwefenheit des Blinddarms und Wurmfortfatzes von einander abge-gr\u00e4nzL\nDas erfte Erfcheinen deffelben fcheint in die \u00abreite H\u00e4lfte des zweiten Monats zu fallen. Wenig-fteos finde ich ihn nicht bei Embryonen unter lieben \u00fcnien L\u00e4nge. Diefe Periode habe ich daher auch '{ofcon in meinen Beitr\u00e4gen angegeben, und ich wundere \u00abich .daher, dafs Fleifchmann *) mich das erfte Erfchei-\u2022Hend.es Blinddarms gegen die neunte bis zehnte Woche letzen l\u00e4ist. Er felbft erw\u00e4hnt daffelbe zuerft bei Embryonen von eilf Linien L\u00e4nge 7 ), und ich bemerke an der von ihm citirten Stelle l) * 3) keinesweges, dafs ich den Blinddarm zuerft um die neunte bis zehnte Woche, fondern bei einem Embryo, der fogar kleiner als ein\nl) Leichen\u00f6ffnungen S. SS\u2022\ni) Ebendaf. S. 67.\n3) Beitt. Bd, 1. Hft. 1. S. St.","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80\nneun Linien langer war, fand. Bei einem Embryo von der L\u00e4nge eines Zolles fand ich ihn zwar nicht *); allein bei diefer Gelegenheit bemerke ich ausdr\u00fccklich * * 3 4), dafs dies wahrfcheinlich eine Abweichung fey, da er an dem viel kleinern und unausgebildetern F\u00f6tus 5) fehr deutlich war. Dafs fowohl Fleifchmanns als meine fp\u00e4tern Unterfuchungen meine fr\u00fchem Angaben bel't\u00e4-tigen, ift mir nat\u00fcrlich h\u00f6chft angenehm.\nUeber die verh\u00fcltnifsm\u00fcfsige Gr\u00f6fse des Wurm-fortfcitzes find die Meinungen der Anatomen fo getheilt, als \u00fcber irgend einen Gegenftand in der Entwicklungs-gefchichte des Darmkanals. Spigel lagt, der Wurm-fortfatz fey beim F\u00f6tus immer, fowohl weiter als l\u00e4nger als beim Erwachfenen 4), R\u00f6/s/ein giebt ihn auch ver-h\u00e4ltnifsm\u00e4fsig weiter an f). Glijjbn bemerkt, er fey beim F\u00f6tus nicht kleiner, vielleicht felbft gr\u00f6fser als bei Erwachfenen 6),\nMorgagni dagegen fand ihn bei allen von ihm unterrichten Embryonen zwar verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig l\u00e4nger, bei einem fiebenmonatlichen fo lang als die Hand defl\u2019el-ben, aber nicht weiter als beim Erwachfenen 7). Aehn-lich fagt Haller, er fey beim F\u00f6tus auch im Verh\u00e4ltnifs zum Grimmdarm nicht viel weiter als beim Erwach* ihnen 8 9), Auch Senac s) erkl\u00e4rt die gew\u00f6hnlich ange-\nnom-\nj) Ebendaf. S. 99,\ns) Ebenda!'. S. 99.\t:\t'i\n3)\tEbendaf. S. 88-\n4)\tDe formate foetu c. lg,\nG Bei Danz,\n6) De ventr. et inteft. No. 10\u00bb\ny~) Ep. anat. 14. p. 39-\t; \u2022\ng) Elem. phyiiol. T. VIII. p. 367,\n9) Sur la ftr. du coeur, T. II. p.","page":80},{"file":"p0081.txt","language":"de","ocr_de":"nommene anfehnliche Gr\u00f6fse diefes Theils f\u00fcr \u00fcbertrieben, und fetzt feft, dafs er bei fr\u00fchen Embryonen fehr klein, und beim Erwachfenen immer gr\u00f6fser als beim reifen F\u00f6tus fey.\nWrisberg giebt nichts Beftimmtes \u00fcber die verh\u00e4lt-nifsm\u00e4fsige Gr\u00f6fse des Wurmfortfatzes an; doch fand er ihn bei einem dreimonatlichen Embryo lang '), in einem andern, viermonatlichen Embryo gleichfalls betr\u00e4chtlich, da die L\u00e4nge deffelben einen Zoll betrug\nDie Unbeftimmtheit r\u00fchrt hier wieder weniger \u25bcon mangelhafter Beobachtung der einzelnen F\u00e4lle, als von nicht durch alle Bildungsftufen fortgefetzter Unter-fuchung her.\nNach meinen Beobachtungen ift er anfangs, vielleicht das erfte Erfcheinen ausgenommen, verh\u00e4ltnifs-m\u00e4fsig zum Darmkanal, fowohl zum ganzen als zum Grimmdarm und zum K\u00f6rper, am l\u00e4ngften und weite-ften, und verkleinert fich nur allm\u00e4hlich. Senac irrt fich daher durchaus, wenn er den Wurmfortfatz bei fr\u00fchen Embryonen f\u00fcr verh\u00fcltnifsm\u00e4fiig lehr klein h\u00e4lt.\nGegen die Zeit der Reife ift er nicht verh\u00e4ltnifs-m\u00e4fsig zum Darmkanal, wohl aber zum ganzen K\u00f6rper gew\u00f6hnlich l\u00e4nger als beim Erwachfenen, und keinem Zweifel ift es wohl unterworfen, dafs er auch noch jetzt verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zu feiner L\u00e4nge fowohl als zum Darmkanal, namentlich dem dicken, weiter ift als in fp\u00e4tern Perioden.\nDiefe verfchiednen Perioden, welche der Darmkanal in Hinficht auf die Scheidung des d\u00fcnnen und\nF\ni) A. a. O. S. ao9.\n3) Ebenda!. S. 244.\nM. A. Archiv, 111, I;","page":81},{"file":"p0082.txt","language":"de","ocr_de":"82\ndicken Darmes durchl\u00e4uft, find der Thier\u00e4hnlichkeit wegen fehr merkw\u00fcrdig. Bei den Fifchen findet fich gar keine Sonderung des d\u00fcnnen vom dicken Darnf, und f\u00fcr die meiften wirbellofen Thiere gilt daffelbe; Eben fo wenig findet fich hier und bei den Fifchen ein Blinddarm. Bei den damit verfehenen Reptilien *) ift er kurz und weit, bei den meiften V\u00f6geln anfehnlich und wenigftens faft immer verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig weit. Eben fo ift bei den S\u00e4ugthieren der Blinddarm, er feykuri oder lang, doch immer betr\u00e4chtlich weit, weiter oder eben fo weit, oder wenig enger als der Grimmdarm; Selten ift er an feinem Ende zu einem Wurmfort-fatze verengt, und wo dies, wie bei mehrern Nagern, der Fall ift, hat auch cliefer Theil eine betr\u00e4chtliche L\u00e4nge und Weite.\nc. Netze.\nDas grofse Netz fehlt in den friiheften Perioden v\u00f6llig. Im zweiten Monate erfcheint es zuerft als eine kleine, fcharfe Hervorragung am grofsen Bogen des Magens, die fich allm\u00e4hlich, vorz\u00fcglich in ihrem untern Theile, vergr\u00f6\u00dfert, aber noch lange in keiner Ber\u00fchrung mit dem Quergrimmdarm oder feinem Gekr\u00f6fe ift. Im Anf\u00e4nge des dritten Monates fieht man zuerft deutlich, dafs das untere Blatt von der Bauchfpeichel-driife entfteht, w\u00e4hrend das obere fich, wie immer, aa den grofsen Bogen des Magens heftet.\nDie Bauchfpeicheldr\u00fcfe liegt alfo anf\u00e4nglich h\u00f6ehft wahrfcheinlich dicht am Magen, und ift in feine Sub-\nl) Unrichtig fchreibt Cuvier (Vergl. Anat. Bd. 3.) nur dem Leguan einen Blinddarm zu, der fich bei einer weit griifsera Menge von Reptilien findet, was ich n\u00e4chftens in einem eignen Auffatze \u00fcber den Darmkanal derfelben beweifen werde.","page":82},{"file":"p0083.txt","language":"de","ocr_de":"83\n{tanz gewiffettmfsen verwebt, gerade wie fie bei keinem 'Wirbellofen Thiere vorhanden ift, (wenn man nicht die, aufser den Gallengef\u00e4fsen vorhandnen Blindd\u00e4rme am Magen vieler Infekten daf\u00fcr anfebn will), entfernt fleh hierauf von ihm und zugleich werden dadurch die beiden Bl\u00e4tter des Netzes j von einander gedr\u00e4ngt. Noch ift kein Quergrimmdarmgekr\u00f6fe vorhanden. Allm\u00e4hlich aber r\u00fcckt der Grimmdarm aufw\u00e4rts, und, indem fich in demfelben Maafse ein Quergrimmdarmgekr\u00f6fe bildet, geht anf\u00e4nglich das Netz an dem obern Rande feines untern Blattes unter einem fpitzen Winkel auf die Bauchfpeicheldr\u00fcfe \u00fcber. Allm\u00e4hlich r\u00fcckt das Netz, welches bisher ganz frei war, herab, und fein unteres Blatt verw\u00e4chft von oben nach unten mit dem Quergrimmdarmgekr\u00f6fe, bis es zuletzt den Quergrimmdarm erreicht, Diefe Verwachfung gefchieht im vierten Monat, ift aber noch einige Zeitlang \u00e4ufserft locker, fo dafs das Netz leicht vom Darm und Gekr\u00f6fe getrennt werden kann. Anfangs ift das Netz verh\u00e4ltnilsm\u00e4fsig weit ft\u00e4rker, und fefter, als fp\u00e4terhin, noch beim reifen F\u00f6tus ganz oder faft ganz ohne Fett.\nSchon infofern fehr merkw\u00fcrdige Entwicklungg-Verfchiedenheiten, als auch bei den drei untern Klaffen der Wirbelthiere das Netz fehlt *), und die, meines Wiffens, noch von niemand angegeben worden find, ungeachtet mich vielf\u00e4ltige Unterfuchungen \u00fcberzeugt haben, dafs die angegebne Darftellung nicht auf individuellen Verfchiedenheiten, fondera wirklich allgemeinen und feft beftimmten periodifchen Ver\u00e4nderungen beruht. Befonders merkw\u00fcrdig ift es , dafs, wie ich mich durch Unterfuchung des Hundes, der Katze* das Igels, des Hamfeers, des Kaninchens, des Pferdes\nl) Cuvitr v*rgl. Anat. Bd. 3. S- 645-","page":83},{"file":"p0084.txt","language":"de","ocr_de":"84\n\u00fcberzeugt habe, bei den meiften S\u00e4ugthieren fich das ganze Leben hindurch das Netz zum Grimmdarm v\u00f6llig in demfelben Ortsverh\u00e4ltniffe findet, als beim menfch-liehen Embryo, fich bei mehrern gar nicht, bei andern nur zu einem kleinen Theile an denfelben heilet, fo dafs alfo auch diefe, beim Menfchen vor\u00fcbergehende Bildungsftufe, einer bleibenden in der Thierreihe ent-fpricht.\nVon den netzf\u00f6rmigen Anh\u00e4ngen (Appendices epi-ploicae) am Grimmdarm nimmt man an, dafs fie noch be im reifen F\u00f6tus fehlen. Wenigstens fagt dies Mayer \u2019), nach ihm Danz 3 ), und Sommer rin g widerfpricht die-fer Angabe nicht. Sie ift indeffen v\u00f6llig falfch , indem fp\u00e4teltens fchon im f\u00fcnften Monat fie vollkommen deutlich vorhanden find, wenn fie gleich, fo wenig als das Netz, Fett enthalten.\nII.\nU\u00e9ber eine neue BegrifTsbeftimmung (Definition) des Lebens. Von Dr. A. C. Mayei, Profeffor der Anatomie und Phyfiologie zu Bern.\n\"Wer nur immer Hand an die Bearbeitung einer allge-meinen Phyfiologie legte, wird mit mir die Verlegenheit gef\u00fchlt haben, in welcher man fich befindet, wenn die Rede von einer Definition des Lebens iftj und wenn man eine allgemeing\u00fcltige und erfch\u00f6pfende Definition deffelben zu geben aufgefordert wird. Es\nl) Eefchreibung des ganzen menlcMiehen K\u00f6rpers. Ed.' \u00c7. S. 305, \u00bb) A. a. O. S. SS7,","page":84}],"identifier":"lit14076","issued":"1817","language":"de","pages":"1-84","startpages":"1","title":"Bildungsgeschichte des Darmkanals der S\u00e4ugthiere und namentlich des Menschen","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:11:51.480705+00:00"}