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{"created":"2022-01-31T16:13:25.907984+00:00","id":"lit14080","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Saiffy, J. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 131-136","fulltext":[{"file":"p0131.txt","language":"de","ocr_de":"131\ntauben, Truth\u00e4hnen, G\u00e4nfen, Enten, Droffeln, Rebh\u00fchnern, Wachteln, Nachtigallen, mehrern Meifen-und Finkenarten und andern V\u00f6geln beft\u00e4tigt. Eben fp nahm ich bei den Fifchen und mit unvollkommnen Lungen verfehenen Reptilien nie diele Bewegungen wahr.\n3. J. A. Sdiffy\u2019s Beobachtungen \u00fcber einige winterfehl afende S\u00e4ugthiere. (Aus den M\u00e9m. de Turin 1810 \u2014 12. Sc. phyfiques et math\u00e9matiques l8l3- M\u00e9m, pr\u00e8s, pi I.}\nIch werde hier nur das Murmelthier, den Igel, die Hafel. maus und die Fledenn\u00e4ufe I) in Hinlicht auf die Nahrung, welche fie vorzugsweife lieben; 2) die Zeit, wo fie erftar-ren und v\u00f6llig erwachen ; 3) die angebliche Gefahr, welche ihr Erweckexi vor dem nat\u00fcrlichen Zeitpunkt, der fch\u00f6-nen Jahrszeit hat; 4) ihre F\u00e4higkeit, den SauerftofF aus der atmofph\u00e4rifchen Luft vollft\u00e4ndig auszufcheiden, und 5) ihre F\u00e4higkeit, betr\u00e4chtlich lange in einer fauerftoifleeren Gasart zu leben, unterfuchen.\ni) Nahrungsmittel. Diefe Thiere find fleifch- und pflanzenfreffend, doch giebt es Speifen, welche eine Art vorzieht, die andre zur\u00fcckft\u00f6fst,\na) Das Murmelthier liebt l) frifche, zarte, f\u00fcfsliehe Kr\u00e4uter, z. B. die Bl\u00e4tter, Stiele und Wurzeln der Scor-zonere, den Sallat, die Kohlarten und die R\u00fcben nebft ihren Bl\u00e4ttern; 2) die alkalifchen Pflanzen, z. B. die Ret-tigarten, weifser Senf, Pimperneile u. f. w. ;\t3) die\nFr\u00fcchte, z. B. Aepfel, Birnen, K\u00fcrbis, befonders Melonen; 4) das frifche Brod, Suppen von demfelben, Ka-Itanien, Bohnen, Erbfen ; 5) Butter, rohes und gekoch-tes Fleifch. Girtanner hat (Journ. de phyfique 1786.) behauptet, dafs fie kein Fleifch fr\u00e4fsen, weil es zwei, die er bei fich hatte, nie thaten, allein diefe machten entweder eine Ausnahme, oder die Beobachtung ift falfch, denn alle, die ich hatte, fralsen es begierig; 6) die Bl\u00e4tter von Mangold und Spinat r\u00fchren fie nicht an.\nEine, fo viel ich weifs, nirgends hinl\u00e4nglich be-fchriebne Eigenth\u00fcrolichkeit diefes Thieres ift die fchein-\nI 2","page":131},{"file":"p0132.txt","language":"de","ocr_de":"132\nbare Beweglichkeit ihrer untern Schneidez\u00e4hne, welch\u00ab es mit den Ratten, dem Eichh\u00f6rnchen, dem Schl\u00e4fer, del Hafelmaui und dem Meerfchweinchen gemein hat, und die vorz\u00fcglich von einer Seite zur andern \u00e4ufserft grol\u2019s und der Willk\u00fchr unterworfen ift. In der That aber find nicht die Z\u00e4hne, fondera die beiden Unterkieferh\u00e4iften beweglich , deren innere Fl\u00e4chen vorn unter einem fpifr ;zen Winkel in einer anfehnlichen Strecke durch Fafer* knorpelmaffe bis in das h\u00f6chfte Alter lehr loeker verbunden find. Indem fich die Unterkieferh\u00e4lften fenken, drehen fie fich zugleich fo, dafs die Winkel, an welche fich der Kaumuskel und innere Fl\u00fcgelmuskel heften, nach innen, der vorderfte Theil des Unterkiefers nach aufsen gezogen wird, wodurch denn zugleich die Z\u00e4hne, vor-z\u00fcglich ihre Spitzen, nach aufsen, bei dem Auffteigen des Unterkiefers nach innen, gezogen werden.\n\u2022b) Der Igel liebt die Fr\u00fcchte fehr, noch mehr aber die Infekten und das Fleifch, felbft faules. Die von Pli. nius (Hift. anim. Lib. VIII.) aufgeftellte und nicht nur von Gesner, Aldrovand, Scaliger, fondera auch noch von Blumenbach wiederholte Behauptung, dafs er fich unter den abg\u00e9fallnen'Fr\u00fcchten w\u00e4lzt, und fie auf den Stacheln in feine Bucht forttr\u00e4gt, habe ich nie beft\u00e4tigt gefunden indem er immer die an die gewohnte Stelle gelebten Fr\u00fcchte vollkommen auffrafs, und nie einen Verfuch zum Auffpiefsen und Wegtragen derfelben machte.\nc)\tDie Hafelmaus frifst alle f\u00fcfsen Fr\u00fcchte, frifch oder trocken, Hanfk\u00f6rner, N\u00fcffe, f\u00fcfse Mandeln, Faines alle Arten von K\u00e4fe , Talg und Speck. Aeufsej ft begierig faugt fie das Blut kleiner V\u00f6gel, nachdem fie den Kopf derfelben eingedr\u00fcckt hat.\nd)\tDie Flederm\u00e4ufe Treffen Infekten, Speck und Talg.\nAlle diefe Thiere trinken fehr wenig, oder vielmehr gar nicht. Nie gab ich ihnen Waffer. Eine Hafel-maus, die ich zwei Jahre hielt, folf nie, ungeachtet ich ihr in langer Zeit mehrmals Waffer hinfetzte. Doch lecken \u00fce das Waffer, wenn lie fich in einer damit ge-Cperrten Glocke befinden. Dennoch geben fie eine be.","page":132},{"file":"p0133.txt","language":"de","ocr_de":"tr\u00e4chtliche Menge Harn von lieh. Unrichtig ift daher die Behauptung, dafs die Murmelthiere viel trinken.\n1\t'2) Zeit des Erftarrens und Erwachens. Allge-\nmein bekannt ift,. dafs die K\u00e4lte den Winterfchlaf mehrerer S\u00e4ugthiere bedingt, und dafs Winterfchl\u00e4fer, die man beft\u00e4ndig in einer Temperatur von 8 \u2014 9\u00b0 R-erh\u00e4lt, nicht in ihn verfallen. Spallanzani s Behauptung, dafs die Hafelmaus fchon bei der Temperatur, die auf \u00fcnfeftiThermometern als gem\u00e4fsigt angegeben wird, ein-fchlafe, habe ich nie beft\u00e4tigt gefehen, indem diefe Thiere immer-bis auf 50 \u00fcber Null (nach dem Deeimalthermo-meter) ihre ganze Lebendigkeit behielten. (Rech, fur la ph\u00fff. des mammif. hyber-nans. p. 18. Daraus in Reil\u2019s-Archiv Bd. 12.) Eben fo ftimmt Mangili's Auslage \u201edafs d\u00e8r Winterfchlaf von der Temperatur ganz unab-\u201e h\u00e4ngig fey, und auch bei fp\u00e4term Herbft und fr\u00fcherm \u201eFr\u00fchling darum weder fp\u00e4ter eintrete , noch fr\u00fcher auf-\u201eh\u00f6re,lt und die mit aller fr\u00fchem Erfahrung, und namentlich mit Buffons Angabe, dafs, wenn im Winter der Thermometer ' auf 12, 13, 140 fteht, die Schl\u00e4fer aus ihren Behaufungen kommen, um lieh Futter zu fuchen, im Widerfpruche fteht, durchaus nicht mit meinen Erfahrungen \u00fcberein.\nIgel und Hafelm\u00e4ufe, welche ich im tiefften Winter-fchlafe aus einer Atmofgh\u00e4re von 2\u00b0 unter Null in eine andre; die Tag und Nacht beft\u00e4ndig 9 \u2014 10\u00ae betrug, brachte, erwachten, liefen umher, frafsen, und bekamen ihre normale Temperatur binnen wenig Stunden. Wie ftreng auch die Jahreszeit feyn mag, fo fchlafen fie, wenn man fie beft\u00e4ndig, felbft 2 \u2014- 4 Wochen lang, in einer- fo-lchen Temperatur l\u00e4fst, nicht wieder ein, ungeachtet -lie, in eine Temperatur von 2\u00b0 unter Null oder auch Null gebracht, in 48 Stunden wieder vollkommen erftarren. Im Jahr 1807 , wo der Herbft fch\u00f6n und die Luft bis im December fehr- warm war, flogen die Flederm\u00e4ufe des Abends noch wie im September umher. Wie Pallas Murmelthiere, fo habe ich Igel und Schl\u00e4fer mitten im Sommer in einem Eiskeller zum Erftarren gebracht. Ein Murmelthier fchlief (k\u00fcnftlioh) am 28ften Mai und 3ten Juni 1807 ein. 'Spdlazani s Beobachtungen, dafs Salamander bei IO\u00b0 im October einfchlafen, beweifen nichts f\u00fcr die S\u00e4ugthiere.","page":133},{"file":"p0134.txt","language":"de","ocr_de":"134\n3)\tAngebliche Gefahr des vorzeitigen Erweckend Meine Erfahrung fcheint Blumenbach\u2019s Meinung, dafs diefe Gefahr Statt finde, nicht zu beft\u00e4tigen, denn in den Wintern 1806 und 1807, wo ich meiner Verfuche wegen diefelben Tliiere fehr oft abwechfelnd weckte und zum Schlaf brachte, habe ich nie den geringftea Nachtheil bemerkt.\n4)\tF\u00e4higkeit, den Sauerft off zu vermindern. Am 18 tea. Auguft I808 um IO Uhr 5 Min. Morgens fetzte ich einen jungen Igel von mittlerer Gr\u00f6fse unter eine mit Waffel1 gefperrte Glocke von 240 Cubikzollen Inhalt *). Uta IO Uhr 50 Min. taugte die Luft durchaus nicht mehr zum Verbrennen, dennoch ftarb das Thier erft um II Uhr 55 Minuten. Bei fogleich nachher angeftellter Pr\u00fcfung der Luft fand iclt folgendes. Der Phosphor, den ich durch die W\u00e4nde des Eudiometers angez\u00fcndet hatte, fchtnolz wie Wachs, ohne Glanz und ohne die geringfte Luftver-minderung, ohne dafs das Waffer aufgeftiegen w\u00e4re, ungeachtet ich den Eudiometer beft\u00e4ndig mit Luft angef\u00fcllt erhielt. Daffelbe Refultat erhielt ich beim langfamen Verbrennen deffelben nach Berthollet (Ann. de chim; No. 100.),. und durch Schwefelkali. Gleich nach Herausnahme des Antheils von Luft, der zu den erw\u00e4hnten Verbuchen diente, brachte ich nach einander einen Sperling, eine Maus und eine Ratte unter diefelbe. Der Sperling ftarb in weniger als 50 Secunden, die Maus und Platte in 2\u00a7 Minuten.\nAm heften ergiebt fich die Verfchiedenheit des Ath-rnungsvorgangs der Winterfchj\u00e4fer und andrer S\u00e4ugthiere durch vergleichende Verfuche mit dem Igel und andern Thieren diefer Klaffe.\nAm i\u00e7ten Aug. 1808 wurde, um I Uhr 15 Minuten Nachmittags, ein junges Kaninchen unter die Glocke gebracht. Um 2 Uhr 5 Minuten verlofch ein Wachslicht in der herausgenommenen Luft, und um 2 Uhr 25 Mina-\n1} Bei allen Verbuchen bediente ich mich derfelbert Glocke, deffelben in Cubikzolle abgetheilten, 20 Zolle haltenden Eudiometers, derfelben, gleichfalls nach Cubikzollen abgetheilten Flalchen,","page":134},{"file":"p0135.txt","language":"de","ocr_de":"135\nten ftarb; das Thier. Bei, genau auf diefelbe Weife als mit der Luft in welcher der Igel geltorben war, an gehellten Verfuchen, verbrannte der Phosphor ohne Glanz, es fand keine Verminderung Statt, indeffen ftieg dasWaffer im Eudiometer um einen Zoll. Die langfame Verbrennung deti Phosphors gab daffelbe Refultat, undj es bildete lieh eine ft\u00e4rkere Wolke als in der vom Igel geathmeten Luft. Das Schwefelkali brachte eine Verminderung von 1,5: 30 hervor. Am 20ften Aug. um II Uhr 35Minut. brachte ich eine grofse Ratte unter die Glocke, um 12 Uhr 35 Min. verl\u00f6fchte das Licht in der Luft, und 5 Minuten nachher ft\u00e4rb das ' Thier. Der Phosphor brannte im Eudiometer fehwach, und das Waffer ftieg If Zoll hoch. Die lang-fame Verbrennung des Phosphors gab daffelbe Refultat. Die Schwefelleber bewirkte Zoll hohes Auffteigen des Waffers in der Flafche. Am 2iften um 1 Uhr 30 Min. wurde ein Sperling unter die Glocke gebracht, um 3 Uhr 5 Min. fchwankte die Flamme und erlofch darauf, ein lumignon aber glimmte fort, um 3 Uhr 15 Min. erlo-fch\u2019eri beide, und das Thier ftarb. Der Phpsphor leuchtete einigermaCsen, das Waffer ftieg 2 Zoll hoch im Eudiometer. Eben fo verhielt lieh das langfame Verbrennen. Das Schwefelkali bewirkte eine Auffaugung von 3 :30.\nDiefe Thiere wurden nach einander unter diefelbe Qlocke von 240 \u201c gebracht, von welchen man f\u00fcr den Igel 20, das Kaninchen 30, die Ratte IO, den Sperling 4 Kubikzolle ahrechnen mufs, fo dafs die vorhandne Luftmenge f\u00fcr den Igel 220, das Kaninchen 210, die I^atte 230, den Sperling 236 war. Nach den befchrieb-n\u00e8n Verfuchen verhielt lieh die Sauerftoffveiminderung, wenn man den Sauerftoffgehalt der atmofph\u00e4rjfchen Luft als 0/21 anfetzt , wie folgt.\nIgel.. .\nder ganze Gehalt,\nKaninchen.\tRatte.\n0/75\t0/62,5\nSperling.\n0/42/5\nHieraus fcheint lieh zu ergeben : 1) der Igel und waljrfcheinlich alle winterfchlafenden S\u00e4ugthiere haben eine l\u00e4nger dauernde und ft\u00e4rkere Athmungsth\u00e4tigkeit als die \u00fcbrigen S\u00e4ugthiere, verm\u00f6ge deren er 1 St. 5 Min.","page":135},{"file":"p0136.txt","language":"de","ocr_de":"136\nin. einer nicht mehr zum Verbrennen tauglichen Luft athmen und leben kann, w\u00e4hrend das Kaninchen nur 25, die Ratte nur 5 Minuten darin ausdauert, und der Sperling fogleich darin erftickt. 2) Er, und vermuth) ich alle winterfchlafenden S\u00e4ugthiere, abforbirt allen Sauerftoff aus der Luft, worin er eingefehloffen ift, 3) Er ftirbt erft einige Minuten nachdem er allen Sauer-ItofF zerft\u00f6rt hat, indefs die nicht winterfchlafenden herben, nachdem \u00fce 0,75, oder 0/02,5, oder 0,42,5 ver-fchluckt haben.\n5) Athmen im reinen Stickgas. Am 24ften Auguft Um 8 Uhr Morgens brachte ich nach einander in die mit reinem Stickgas angef\u00fcllte Glocke einen Sperling, eine Maus, eine Ratte und einen Igel, fo dafs das n\u00e4cliftfol-gende Thier immer erft eingef\u00fchrt wurde, nachdem di@ vorigen geftorben waren. Sie ftarben\nder\tdie\tdie\tder\t\nSperling\tMaus\tRatte\tIgel\tMinuten.\nin 0,5\t2,5\t2,5\t15\t\nHiernach ift es nicht auffallend, dafs die Winter-fchl\u00e4fer allen Sauerftoff einer gegebnen Luftmenge verzehren. Wahrfcheinlich ift diefes geringe Sauerftoffbed\u00fcrf-nifs in ihrer Organifation begr\u00fcndet, verm\u00f6ge deren fie das Athmen befchleunigen, hemmen, felbft ganz unterbrechen k\u00f6nnen. Die von mir fr\u00fcher erwiefene Enge der Hirngef\u00e4fse, und die Weite der Bruft- und Unter-leibsgef\u00e4fse fch\u00fctzt das Gehirn eine Zeitlang vor dem Drucke, welcher die Unterbrechung der Refpiration begleiten mufs, indem jene wenig Blut zulaffen, diefe den gr\u00f6fsten Theil deffelben aufnehmen. Andrerfeits find auch die Lungengef\u00e4fse nicht weit, und auch deshalb wird das Gehirn leicht mit Blut \u00fcberf\u00fcllt. Daher ift die Lunge bei den Winterfchl\u00e4fern viel langer thatig als bei den \u00fcbrigen. Unftreitig h\u00e4hgt damit auch das fchwerere Ertrinken diefer Thiere zufammen, in welcher Hinficht fie mit den nicht winterfchlafenden S\u00e4ugthiereu Aehnlichkeit befitzen, die noch nicht geathmet haben.\nI","page":136}],"identifier":"lit14080","issued":"1817","language":"de","pages":"131-136","startpages":"131","title":"Beobachtungen \u00fcber einige winterschlafende S\u00e4ugthiere: Aus den M\u00e9m. de Turin 1810-12, Sc. physiques et math\u00e9matiques 1813, M\u00e9m. pr\u00e9s., p. 1","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:13:25.907989+00:00"}