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Merkwürdige Erfahrung über die krampfstillende Wirkung des Bestreichens mit Eisen im Starrkrampfe

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{"created":"2022-01-31T16:14:17.161834+00:00","id":"lit14089","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Pfaff, C. H.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 165-168","fulltext":[{"file":"p0165.txt","language":"de","ocr_de":"165\nterfaure Oueckfilber mit weifser Farbe niederfchlagen. Diefe K\u00f6rner enthielten als den einen \u00dfeftandtheil Ammoniak, der andere fehlen eine ver\u00e4nderte Harnf\u00e4ure zu feyn, die fich durch die angezeigten Reactionen offenbar der Gallusf\u00e4ure n\u00e4herte.\nm.\nMerk w\u00fcrdige Erfahrung \u00fcber die krampfftil-lende Wirkung des Beftreichens mit Eifern im Starrkrampfe. Von C. H. Pr a if.\nMein fch\u00e4tzbarer College, Herr Prof. Weber hiefelbft, erz\u00e4hlte mir, bei einer Kranken, die fich auf dem acade-milchen Inftitute befand, und die fchon zweimal einen kataleptifchen Anfall mit Starrkrampf der obern Glied-mafsen gehabt hatte, eine auffallend krampfftillende Wirkung des Beftreichens mit Eifen beobachtet zu haben, Die Kranke felbft war eine verheirathete Frau, noch in ihren beften Jahren, deren Hauptfibel in einer v\u00f6lligen Melancholie beftand, in der fie mit gelenktem Kopfe ftumm und gleichfam bewegungslos den ganzen Tag br\u00fctend hinfafs, ohne eigentlich fixe Idee, ohne dafs \u00fcbrigens bis dahin das vegetative Leben merklich gelitten hatte, indem vielmehr der K\u00f6rper noch wohl gen\u00e4hrt, auch die nat\u00fcrlichen Verrichtungen in guter Ordnung waren. Der Fall intereffirte mich, da er fich zur Anwendung und Pr\u00fcfung des thierifchen Magnetismus zu qualificiren fchien. Ich bat, mich hinzuzurufen, wenn fie wieder von ihrem kataleptifchen Zuftande befallen w\u00fcrde. Ein heftiges Verlangen nach ihrem Manne, der in das Krankenhaus gekommen war, um fie zu befuchen, deffen Befuch aber der Arzt nicht erlaubt, und deffen Stimme die Kranke daher nur geh\u00f6rt hatte, war die gelegentliche Urfache zur Wiederkehr desParoxismus. Ich fand alle eharakteriftifchenKenn-","page":165},{"file":"p0166.txt","language":"de","ocr_de":"166\nZeichen der Katalepfis, verbunden mit einem partiellen Starrkrampfe, v\u00f6llige Suspenfion aller willk\u00fchrlichen fenforiellen Verrichtungen, weit ge\u00f6ffnete, fiarre, doch nicht merklich verdrehte Augen mit fehr erweiterter unbeweglicher Pupille, Unempfindlichkeit f\u00fcr all# Eindr\u00fccke, namentlich f\u00fcr Gefichtseindr\u00fccke, f\u00fcr Schall, auch wenn heftig in die Ohren gerufen wurde, f\u00fcr Befprengen mit kaltem Waffer, f\u00fcr Kneipen, Stechen u. f, w. Der Kopf behielt jede Lage, die man ihn gab. Damit war nun ein fehr heftiger Starrkrampf der obern Gliedmafsen verbunden , die lieh im Zuftande der Beugung befanden, und auch bei Anwendung grofser Gewalt nicht ausgeftreckt werden konnten, doch ohne dafs die Finger in die flache Hand eingeklemmt waren, lind ein ftarker Kinnbackenkrampf., mit fo heftigfzu-fammengebiffenen Z\u00e4hnen, dafs nichts beigebracht wer* den konnte. Die untern Gliedmafsen waren vollkommen beweglich. Da diefer Zuitand (mit Ausnahme des partiellen Starrkrampfes) die gr\u00fcfste Aehnlichkeit mit den von Renard befchriebenen F\u00e4llen hatte ( Hufe-land\u2019s Journal), fo wurden alle von diefem Arzte erz\u00e4hlten Verl uche, mit dem Sprechen gegen die Herzgrube, die H\u00e4nde u. f, f. wiederholt, und zwar nicht blofs von mir, fondera von einem der jungem Aerzte, zu welchem die Kranke ein befonderes Zutrauen hatte, aber ohne allen Erfo 1 g. Es zeigte lieh auch nicht die geringfte Ver\u00e4nderung in den Mienen der Kranken, oder irgend ein Zeichen, dafs fie diefe Einwirkung empfunden h\u00e4tte. Die magnetifche Manipulation im grofsen Bogen, ungeachtet fie \u00fcber eine Vier-telftunde fortgefetzt wurde, war gleichfalls ohne alle Wirkung. Der kataieptifch - tetanifche Zuftand der Kranken dauerte die ganze Nacht fort; nur hatte fiel der Kinnbackenkrampf foweit etwas vermindert, daC man etwas Mofchus, in Form einer Mandelmilch, zwi","page":166},{"file":"p0167.txt","language":"de","ocr_de":"167\nfehen den Z\u00e4hnen durchbringen konnte, eile dann vom Schlunde, fo wie derfelbe davon ber\u00fchrt ward, gleich-fam unwillk\u00fcrlich verfchluckt wurde. Den folgenden Morgen um 9 Uhr fand ich die Kranke in demfelbea Zuftande, nur war die Haut w\u00e4rmer und etwas duftend, das Gefleht etwas r\u00f6ther; \u00fcbrigens diefelbe vollkommene Unempfindlichkeit f\u00fcr alle Eindr\u00fccke, und der heftige Starrkrampf der obern GJiedmafsen. Auch diesmal war die Manipulation- im grofsen Bogen ohne allen Erfolg. Nun verfuchte ich die Anwendung des Eifens. Die Arme wurden bis zum Ellbogen entbl\u00f6fst, und ich ftrich mit einem grofsen eilernen Spatel von der Achfelgrube an herab bis zu den Spitzen der Finger auf der innern Seite, erft des einen und nachher des andern Arms, indem ich vorz\u00fcglich der Richtung der^ Nerven folgte. Die Wirkung war h\u00f6chft \u00fcberrafchendr Allm\u00e4hlich liefs der tetanifohe Krampf nach, und zwa f\u00e7 ftufenweife, dafs man recht auffallend Urfaehe und Wirkung in dem Zeitverh\u00e4ltnifs erkannte. Auch ftellte lieh w\u00e4hrend des Fortgangs der Operation der Starrkrampf fogleich wieder mehr ein, wenn ich mit dem Streichen nachliefs. Am Ende hatte der Arm feine vollkommene Biegfamkeit wieder erhalten, ja eine Schlaffheit, die beinahe gr\u00f6fser als im. nat\u00fcrlichen Zuftande war, er liefs fich nun in alle Lagen bringen, und behielt jede bei, in die er gebracht wurde. Auf diefelbe Weife wurde auch der andere Arm in den Zuftand v\u00f6lliger Schlaffheit zur\u00fcckgebracht. Auf den eigentlichen kataleptifchen Zuftand hatte das Herabftreichen vom Kopfe an \u00fcber die Bruft und Herzgrube, das Verweilen in der Gegend der letztem mit dem eifernen Spatel Dicht den geringften Einflufs. Der tetanifche Zuitand der obern Gliedmafsen kehrte auch nicht wieder zur\u00fcck, und nach einer Stunde erwachte die Kranke aus ihrem kataleptifchen Zuftande, doch ohne dafs man bei ihrer","page":167},{"file":"p0168.txt","language":"de","ocr_de":"168\nfortdauernden melancholifchen Stummbeit weiter etwas aus ihr herausbringen konnte. Seit diefer Zeit hat die Kranke keine neue Anf\u00e4lle von Katalepfis gehabt, und fcheint iich \u00fcberhaupt etwas zu beffern. Das v\u00f6llige Mifslingen der nach Renard\u2019s Anleitung angeftellten Verfuche in einem fo \u00e4hnlichen Falle m\u00f6chte einiges Milstrauen in die Richtigkeit der Beobachtungen jenes Arztes einil\u00f6fsen, fo wie denn \u00fcberhaupt die in neuern Zeiten fo h\u00e4ufig wieder an\u2019s Tageslicht gekommenen \"Wundergefchichten mit dem thiarifchen Magnetismus bei einer ftrengen Sichtung wohl gr\u00f6fstentheils als Pro-ducte der T\u00e4ufchnng oder des Betrugs QKlappern geh\u00f6rt zum Handwerk \u2014 rnundus vult decipi, ergo \u2014) erfcheinen d\u00fcrften.\nIV.\nUeberdie mitblofsem Dunft angefiillten R\u00e4ume im menfchlichen K\u00f6rper. Eine phyfiologi-fche Frage. Von C. H. Pfaff.\nIm F\u00f6tus, der nicht geathmet hat, finden fich dieLungen tief in den Hintergrund der Brufth\u00f6hle zur\u00fcckgezogen, die von ihnen bei weitem nicht ausgef\u00fcllt wird, fo dafs dadurch ein relativ leerer Raum \u00fcbrig bleibt. In clie-fem Raume befindet fich, wie bekannt, keine Luft. Es Rann alfo h\u00f6chftens nur Wafer dunft darin feyn , da diefer Raum auch von keiner tropfbaren w\u00e4fferigen Fl\u00fcffig* Jceit erf\u00fcllt ift. Bei der Temperatur des menfchlichen K\u00f6rpers, die der F\u00f6tus mit der Mutter theilt, hat der 2v\u00e4jferige Dunft., nach Dalton's Verfuchen, nur eine Expanfivkraft von \u00ef,%$n englifch. Der F\u00f6tus befindet fich, verrnittelft der Amniosfeuehtigkeit unter dem D ruck der Atmofph\u00e4re, alfo von 30^ englifch. Diefer Druck wirkt auf das Blut des F\u00f6tus, und treibt daf-","page":168}],"identifier":"lit14089","issued":"1817","language":"de","pages":"165-168","startpages":"165","title":"Merkw\u00fcrdige Erfahrung \u00fcber die krampfstillende Wirkung des Bestreichens mit Eisen im Starrkrampfe","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:14:17.161840+00:00"}

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