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Über den Färbestoff des Blutes: Aus den Ann. de Chimie et de Physique, Vol. V, 1817, p. 42-52

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{"created":"2022-01-31T16:17:16.392194+00:00","id":"lit14106","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Berzelius","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 318-322","fulltext":[{"file":"p0318.txt","language":"de","ocr_de":"318\nwo das Vevli\u00e4ltn'ifs vom Sauerftoff zum Wafferftoff ungef\u00e4hr wie 15:2 ift. Der Stickftoff k\u00f6nnte hiernach fchon tut dem Waffer im Darmkanal dadurch gebildet werden, daf* diefes durch Abgabe eines Ahtheiles von Sauerftoff auf eines geringem Grad von Oxydation zu r\u00fcck gef\u00fchrt w\u00fcrde. Die S\u00e4ure des Magenfaftes k\u00f6nnte zum Theil aus diefer Quelle fliefsen, und eben fo w\u00fcrde das bedeutende Oxygenbed\u00fcrf-nifs und die ihm entfprechende Aneignung des Oxygen* durch die Muskeln und \u00fcberhaupt alle Organe ein Mittel zu diefer Umwandlung des Waffers in Stickftoff feyn. Hierin k\u00f6nnte auch die vorz\u00fcgliche Tauglichkeit des im K\u00f6rper abgelagerten Fettes zur Ern\u00e4hrung und refpectiven Stickftoffbildung begr\u00fcndet feyn, fofern es lieh durch feinen Wafferftoffgehalt gleichfalls zur Aufnahme einet Theiles des Sauerftoffes des Waffers und dadurch zur Verbindung mit demfellien zu Stickftoff eignete. Indem auf diefe Weife das Waffer durch mehrfache Entziehung eines Theiles feines Sauerftoffes felbft, eben fo ein Theil des im K\u00f6rper fchon befindlichen Walferftoffes durch Verbindung mit dem entzogenen Sauerftoff in Stickftoff umgewandelt w\u00fcrde, liefse lieh auf diefem Wege die Stickftoffbildung, fo wie zum Theil die Gr\u00f6fse des Wafferbe-diirfniffes erkl\u00e4ren. Auf \u00e4hnliche Weife w\u00fcrde fich auch aus dem Waifer - und Sauerftoff der ftickftofflofen Nahrungsmittel Stickftoff bilden k\u00f6nnen, und die gr\u00f6fsere Muskelkraft der Fietfchh'effer k\u00f6nnte wenigftens zum Theil darin begr\u00fcndet feyn, daft bei ihnen, wo kein Sauerftoff erfordert wird, um mit Wafferftoff zur Bildung von Sticklioff zufarrimenzutreten , der in gr\u00f6fserer Menge frei vorhandene Sauerftoff auch reichlicher an die Mut-kelfafer tr\u00e4te.\tMeckel.\nVIT. Berzelius \u00fcber den F\u00e4rbeftoff des Blutes. (Au* tien Ann. tie Chimie et de Phyficjue. ' Vol. V. 18x7. p. 42 \u2014 52.)\nAnfangs glaubte ich beim Durchlefen der Verbuche des Herrn Brande \u00fcber den F\u00e4rbeftoff des Blutes1), er habe heb geirrt, und in der Ueberzeugung, das Ge-\n1) Siehe diefes Archiv Ed. 2. S. 278 ff.","page":318},{"file":"p0319.txt","language":"de","ocr_de":"319\njflricht meiner, den feinigen widerfprechenden, durch vdie von Lemery, Menghini, Ruuelle und einer Menge andrer Chemiker unterft\u00fctzten Verlache, winde die Meinung dar\u00fcber hinl\u00e4nglich begr\u00fcndet haben, glaubte ich nicht, den Fehlgriff eines \u00fcbrigens geachteten Chemikers weiter beachten zu muffen. Jetzt aber hat mich die \u2022Beft\u00e4tigung der Brande\u2019fchen Entdeckung durch Herrn Vauque\u00fcn zur genauem Pr\u00fcfung beftimmt.\nDie Frage zerf\u00e4llt in 2 Theile : i)enth\u00e4lt der f\u00e4rbende Stoff Eifen oder nicht? 2) in wiefern kann das darin enthaltene Eifen zur F\u00e4rbung beitragen ? Ich glaube im 2ten Theile meiner thierifchen Chemie, Stockholm 1808 *), \u00aeber das im f\u00e4rbenden Stoffe enthaltene Lifen und das Vorkommen deffelben genug gefagt zu haben, um hier alles Weiteren, \u00fcberhoben zu feyn, da ich die Genauigkeit der Beobachtungen verb\u00fcrgen kann. Dennoch wiederholte ich die Verfuclie des Herrn Vau que Un l) 2) , um die Sache ta\u00e4her zu beleuchten.\nBei meinen fr\u00fchem Verfuchen verfchaffte ich mir den f\u00e4rbenden Stoff auf folgende Art: der ausgetropfte Blutkuchen wurde in d\u00fcnne Streifen gefchnitten und auf L\u00f6fchpapier gelegt, um foviel Blutwaffer als m\u00f6glich her-\u00c4uszuziehen, Der f\u00e4rbende Stoff wurde durch Waffer aufgel\u00f6ft, fo dai's der unaufgel\u00f6fte Faferftoff ungef\u00e4rbt sur\u00fcckblieb. Der aufgel\u00f6fte F\u00e4rbeftoff wurde vom Waffer getrennt: a) durch Abdampfen , f\u00fcr die Verfuclie, wo ich. ihn unver\u00e4ndert und aufl\u00f6slich haben rnufste, b) durch Kochen , wobei er gerann.\nHerr Vauquelin meint auf folgende Art diefes, wie ich glaube, weder verwickelte noch uniiehere Verfahren einfacher und lieberer gemacht zu haben: man zerdr\u00fcckt den ausgetropften Blutkuchen in einer Schale mit 4 Theilen Schwefel f\u00e4ure, die mit 8 Th eil en Wafl'er verd\u00fcnnt il\u2019r, und l\u00e4fst das Gemifch 6 Stunden lang in 70\u00b0 Erw\u00e4rmung, filtrirt dann die noch heifse Fl\u00fcfiigkeit, w\u00e4fcht das nicht Aufgel\u00f6fte noch mit 8 Theilen Waffer aus, concentrirt das Filtrirte durch Abdampfung, und giefst faft bis zur v\u00f6lligen S\u00e4ttigung der S\u00e4ure Ammonium hinzu. Der F\u00e4r-\nl) Siehe auch Medico - chirurgical Transact. Vol. III.\na) Siehe oben S. 198 ff--","page":319},{"file":"p0320.txt","language":"de","ocr_de":"\u25a0beftofF tenkt fich, man filtrirt und w\u00e4fcht den Niedef-fchla\u201c auf Druckpapier, trocknet ihn, und nimmt ihn endlich vom Papiere mit einem elfenbeinernen Meffer we\u201e. Bei Wiederholung diefes Verfuches erhielt ich folgendes Refuitat.\n\u00b0 Der Blutkuchen wurde fchwarz, die S\u00e4ure dunkelbraun. Nach einigen Minuten entband ein leichtes Auf-braufen durch die Entwicklung von Stickgas, wie dies auch bei meinen fr\u00fchem Verfuchen gefchah. Darauf erw\u00e4rmte ich den Napf allm\u00e4hlich im Sandbade, hiebei zog hch der Faferftoff zufammen und das Ganze wurde fl\u00fcfiiger. Immer forgte ich f\u00fcr die Temperatur von \u2018fO0 Centi'W.. und gofs am Ende die Fl\u00fcfiigkeit durch ein Haar lieh\u201d, auf welchem der Faferftoff zur\u00fcck blieh. Das Alwelaufene wurde durch Papier filtrirt ; eine r\u00f6thlich braune Fl\u00fcfiigkeit lief hindurch, der gr\u00f6fste Theil des F\u00e4rbeftoffes aber blieb auf dem Filtrum ; auch die von Herrn Vauqwlin zum Auswafchen vorgefchriebene Menge Waffer wurde roth gef\u00e4rbt. Nun that ich Ammonium zur Fl\u00fcf\u00dfgkeit, bis nur noch fehr wenig S\u00e4ure vorftach; he wurde tr\u00fcbe, ich mufste \u00dfe von Neuem erw\u00e4rmen, um den Niederfchlag abzufcheiden; he wurde filtrirt, blieb aber faft eben fo ftark gef\u00e4rbt. Der Niederfchlag war flockig, braun grau, feine Menge, verglichen mit der des mit der Schwefelf\u00fcure verbundenen, auf dem Filtrum zur\u00fcckgebliebenen F\u00e4rbeftoffes, unbetr\u00e4chtlich, da ich doch um ihn zu erhalten, ein Pfund Scliwerelf\u00e4ure, und faft eben 10 viel Ammonium genommen batte. Der Nie-derfchla\" wurde gewafchen, getrocknet und einge\u00e4fchert. Die Afciie war roth, ins Gelbliche fpielend und enthielt bedeutend viel Eifenoxyd.\nBei Vergleichung des durch Ammonium erhaltenen Niedevfchlsgs mit dem von der S\u00e4ure unaufgel\u00f6ften Stoffe ze'wie lieh der letztere viel dunkler, ganz wie Venenblut \u00abel\u00e4rbt \u2018 in ihm ift alfo der F\u00e4rlteftoff nothwendig concen-U-irter 'd. h. weniger mit Faferftoff und Eiweifs vennifcht, anzunehmen, als in dem von der S\u00e4ure aufgel\u00f6ftem Theile. Diefe Subftanz f\u00e4rbte reines WalTer viel dunkler als die laure Solution war; das Ammonium brachte hierin einen dem vorigen \u00e4hnlichen Niederfchlag hervor. Diefen nahm ich vom Papier, milchte ihn mit etwas reinem Waffer, bis\nweder","page":320},{"file":"p0321.txt","language":"de","ocr_de":"weder di\u00e9 Fl\u00fcffigkeit, noch der unaufgel\u00f6fte Stoff mehr fauer -waren. Die faft fchwarze Maffe wurde auf ein Filtrant gethan, als fie aber fchwer durch das Papier drang, mit 2 Theilen Alkohol von 0,39\u00b0 vermifcht und fo das Durchfeihen erleichtert; dann mit derfelben Fl\u00fcffigkeit \u00abatgewafchen und ftark getrocknet. Diefer Stoff gab eine V\u00f6llig wie rothes Eifenoxyd gef\u00e4rbte Maffe, fo dafs man glauben konnte, fie beftehe ganz daraus.\n; Ein anderer Theil diefes Stoffes wurde durch eoncen-trirtes Ammonium aufgel\u00f6ft. Die Aufl\u00f6fung war wegen ftarker F\u00e4rbung undurchfichtig, mit Waffer vermifcht aber fehr fch\u00f6n >oth und durchfichtig. Dies erw\u00e4hn\u00bb ich zum Beweife, dafs der in Schwefelf\u00e4ure unaufl\u00f6sbare Theil reinerer F\u00e4rbeftoff war als der aufgel\u00f6fte,\nDiefer in Schwefelf\u00e4ure unaufl\u00f6sbare Theil ift eine Verbindung der S\u00e4ure mit dem F\u00e4rbeftoff: er r\u00f6thet das Lackmuspapier, blofses Waffer nimmt feine S\u00e4ure nicht weg. Ich behandelte ihn mit fiedendem Waffer ; er wurde fchwarz, und die Fl\u00fcffigkeit roch fo ftark nach Galle, dafs ich einen Tropfen auf der Zunge verfuchte, welcher gallenbitter fchmeckte. Die genannten Eigenfchaften der Galle verloren fich aber v\u00f6llig bei der Verdampfung and der Alkohol l\u00f6fte nichts von der getrockneten Maffe auf, was mit dem harzigen, durch Mineralf\u00e4uren aus der Galle gebildeten Stoffe Achnlichkeit gehabt h\u00e4tte.\n\u00bb IOO Theile aus der unaufl\u00f6sbaren Verbindung mit Schwefelf\u00e4ure durch Ammonium erhaltenen F\u00e4rbeftoffes, gaben 1,25 Th. rothe Afche. IOO Theile diefer Afche mit Selzf\u00e4ure behandelt und die Aufl\u00f6fung durch Schwefel-Wafferftoff - Ammonium niedergefchlagen gaben einen reichlichen fchwarzen Satz ; diefer mit K\u00f6nigswaffer aufgel\u00f6ft, durch Ammonium gef\u00e4llt, gewafchen und rotl* gegl\u00fcht wog 55,5. Dies f\u00e4llt ganz mit dem Refultate meiner alten Verfuche \u00fcber diefen Stoff zufammen.\n; Es folgt alfo hieraus, dafs der F\u00e4rbeftoff des Bluts \u00c6 p. Ct. rothes Eifenoxyd bei der Ein\u00e4fcherung giebt, dafs er alfo \u2022\u00a7 p. Ct. metallifches Eifen enthalten mufs.\n' Den Grund der Verfchiedenheit in den Refuhaten ftieiner und Herrn Vauquelins Verfuche weifs ich nicht, doch ftimmt das von mir Angef\u00fchrte ganz mit meinen fr\u00fchem Erfahrungen; zufammen. Dort zeigte ich, dafs fich der F\u00e4rbeftoff mit S\u00e4uren verbindet, tfiefe fich f\u00e4rben, AI. d. Archiv, III, 2.\tX","page":321},{"file":"p0322.txt","language":"de","ocr_de":"jedoch wenig davon aufl\u00f6fen. Nimmt man die auffchwimr inende, Taure Fl\u00fcfligkeit weg, und w\u00e4fcht den unaufgg, 3\u00f6Tien Theil mit wenig Waffer, To l\u00f6ft lieh der F\u00e4rber ftoff in reinem Waffer auf, fo dafs er hierin fo zu fageu mit der S\u00e4ure neutrali\u00fcrt ift. Thut man von Neuem S\u00e4ure hinzu, fo wird der aufgel\u00f6fte Theil von Neuem gef\u00e4llt; erw\u00e4rmt man den F\u00e4rbeftofFmiteiner S\u00e4ure, fo wird die Verbindung in reinem Waffer \u00fcber 6o\u00b0 unaufl\u00f6slich.;\nDiefe Verfuche beweifen alfo, dafs der F\u00e4rbeftoif des Blutes , felbft feine Zerfetzung bezweckenden Beagentie\u00bb ausgefetzt, weiche fonft das Eifen aufl\u00f6fen, dennoch die* Metall als einen feiner Beftandlheile, wie ihn feine Afche zeigt, fefth\u00e4lt.\nDie Frage nun : Hat das Eifen Theil an der Farbe det Blutes? ift lehr fehwer ficher zu entfeheiden. Doch hat man eben fo wenig Grund \u00fce zu verneinen als zu bejahen;' Offenbar erzeugt das Eifen die Farbe nicht fo, als w\u00e4re; es im oxydirten Zuftande im Blute aufgel\u00f6ft, doch kann feine Gegenwart im F\u00e4rbeftoffe einigen Einflufs auf die Farbe haben. Der F\u00e4rbeftoif hat die meiften Eigen-lehaften mit dem Faferftoffe und Eiweifs gemein, und ift nur durch die Farbe und das enthaltene Eifen verfehie\u00ab den ; er gleicht noch vollkommner, mit Ausnahme der. Farbe, der Kryftallinfe, deren Afche kaum Spuren von Eifen enth\u00e4lt. Von der andern Seite giebtdas fchwarze Pigment der Aderliaut des Auges eine rothe, fehr viel Eifenoxyd enthaltende Afche.\nIch glaube, das, wasichgel'agt habe,beweife geriugfam, dafs ft ch der F\u00e4rbeftoif des Blutes von den ungef\u00e4rbten tliieri\u00ab fehen Suuftanzen durch die Menge Ei fanoxyd bei der Eia* afche rung unterfcheidet, und dafs nicht ganz unwahrfchein* lieh dies Eifen zur dunklen Farbe deffeiben beitragen kann,\nHerr Vauquelin fcheint hei feiner Pr\u00fcfung der vorgeblichen Entdeckung des Herrn Brande den F\u00e4rbeftoif nicht ein, ge\u00e4fchert zu haben, und ohne diefes Mittel erh\u00e4lt man das Eifen nicht daraus. Das Refultat aber, welches Herr Brande angiebt, der doch die Ein\u00e4fcherung vorgenommen und biofs Spuren von Eifen gefunden hat, die faft der Beobachtung entgingen, zu erkl\u00e4ren, ift fehr fehwer. Ich enthalte mich aller Bemerkungen hier\u00fcber um fo lieber, als diefer Chemiker in der Zeitfchrift, die er beforgt, mir Ui fache genug gegeben hat, jeden Verkehr mit ihm zu vermeiden.","page":322}],"identifier":"lit14106","issued":"1817","language":"de","pages":"318-322","startpages":"318","title":"\u00dcber den F\u00e4rbestoff des Blutes: Aus den Ann. de Chimie et de Physique, Vol. V, 1817, p. 42-52","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:17:16.392199+00:00"}

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