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{"created":"2022-01-31T16:21:02.813640+00:00","id":"lit14109","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Peschier","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 363-368","fulltext":[{"file":"p0363.txt","language":"de","ocr_de":"3 65\nIII.\nChemifch - phyfiologifche Bemerkungen \u00fcber den Frofchlaich. Vom Hnrrn P esc h i i; r zu Genf. Mitglied der Gefellfchaft f\u00fcr Phyiik und Naturgefchichte..\nDer gemeine Frofch legt feine Eier auf einmal, und Ce find es, welche Frofchlaich genannt werden. Diefe Eier find vermittelft einer visc\u00f6fen, durebfichtigen Materie an einander befeftiget. Unmittelbar nach dem Laichen find fie fehr klein; allein nach einigen Tagen nehmen fie um das Sechsfache an Volumen zu. Im erften Falle wird man im Mittelpunkte jedes durchfich-tigen K\u00fcgelchens leicht einen fchwarzen Punkt gewahr, in deffen Centrum fich darauf ein Gelbes entdecken l\u00e4fst. Trennt man das glutin\u00f6fe Bindemittel nach einigen Tagen von einem der durchfichtigen K\u00fcgelchen: fo fieht man, dafs letzteres mit einer fehr d\u00fcnnen, durchfichtigen und hinl\u00e4nglich confiltenten Membran, um einem m\u00e4fsigen Druck zu widerftehen, und zu ge-ftatten, dafs diefelbe mit Gefchicklichkeit und Geduld abgefondert werden kann, umh\u00fcllt ift.\nOeffnet man diefe erfte Membran, fo quillt eine w\u00e4fferjge Fl\u00fcffigkeit hervor, von welcher mit unendlicher Schwierigkeit eine zweite, im Centrum gelegene Membran abzufondern ift. Letztere ift fo zart, dafs fie nur vermittelft eines Sonnenmikrofkops unterfucht werden kann; dann fcheint fie mit d\u00fcnnen Gef\u00e4lsen von etwas dunkler Farbe durchzogen zu feyn.\nIn der H\u00f6hlung diefer zweiten Membran beobachtet man einen fchwarzen Punkt, der durch eine Lupe als eine fchon gebildete Made oder Kauipatte fich um fich felbft bewegend erkannt wird.","page":363},{"file":"p0364.txt","language":"de","ocr_de":"Vermittelft des Sonnenmikrofkops entdeckt man zwifchen der Made und der Membran eine lehr transparente Fliiffigkeit.\nDie Exiftenz einer Nabelfchnur, oder eines \u00e4hnlichen K\u00f6rpers darzuthun, war nicht m\u00f6glich.\nChemifcke Untersuchung des Laichs gr\u00fcner JVafferfr\u00f6fcht (Kana esculenta).\nDer Frofchlaich ift z\u00e4he, visc\u00f6s, elaftifch, durch-fichtig, gebildet aus einem Haufwerk fph\u00e4rifcher K\u00f6rper, in deren jedem Mittelpunkt eine fich bewegende Made enthalten ift. Diefe fph\u00e4rifchen K\u00f6rper h\u00e4ngen durch eine gelatin\u00f6fe Materie von derfelben Natur zu* famnien.\nDer Laich zertheilt fich nur fehr fchwierig; er adh\u00e4rirt nicht ftark an K\u00f6rper, womit man ihn in Ber\u00fchrung bringt, fondern kanu vollkommen davon wieder abgefondert werden. Verm\u00f6ge diefer Eigen* fchaft wird der Laich in dem ftr\u00f6menden Waffer gegen, das Zerreifsen durch harte K\u00f6rper gefch\u00fctzt. Aus allem ergiebt fich daher feine von dem Eiweifs verfchie-dene phyfifehe Befchaffenheit, und letztere weicht in chemilcher Hinficht durchaus vom Eiweifs ab.\nij) Kocht man Frofchlaich einige Zeit mit Waffer, fo beh\u00e4lt er feine Coh\u00e4fion, Elafticit\u00e4t, Viscofit\u00e4t und Durchfichtigkeit ; die fph\u00e4rifchen K\u00f6rperchen verlieren ihre Form, und das Ganze erfcheint als eine vise\u00f6fe unregelm\u00e4fsig mit Madeneiern durchf\u00e4ete Maffe. W\u00e4hrend des Kochens bedeckt fich die Oberfl\u00e4che mit einem dicken, weifsen Schaum von der Geftalt des coagalirten Eiweifsftoffs ; allein diefer Schaum, welcher nur feine Durchfichtigkeit durch die Aufnahme einer Menge kleiner Luftbl\u00e4schen verloren hat, erh\u00e4lt nach einiger Zeit feine urfpriingliche Befchaffenheit wieder. Das zum","page":364},{"file":"p0365.txt","language":"de","ocr_de":"365\nA u sk o ch en angewandte Waffer enth\u00e4lt etwas Kochfalz, und giebt bei dem Zufatze von Weingeift nach einigen Woeben einen weifsen Niederfchlag.\n2)\tWirft man den Laich in Alkohol, io wird das vise\u00f6fe Bindemittel pl\u00f6tzlich weifs; allein die Eierchen nur in dem V'erh\u00e4ltniffe, in welchem fie den Alkohol abforbiren.\n3)\tSowohl durch Oeffnung der Membran, als auch durch Auspreffen l\u00e4fst fich aus den Eierchen eine klare w\u00e4fferige Fliiffigkeit erhalten , w\u00e4hrend der R\u00fcck-ft\u00e4nd z\u00e4he und formlos erfcheint.\n4)\tDas ausgeprefste Waller ift gefchmacklos, farblos, reagift nicht gegen farbige Pigmente, wird durch falpeterfaure Silber- und effigfaure Bleiaufi\u00f6fung weifs gefallet, und hinterl\u00e4fst nach der Verdunftung einige Kryftalle von Kochfalz und eine gelbliche Materie, welche die Feuchtigkeit abforbirt und von zwei Unzen Fl\u00fcffigkeit 2 Gran betr\u00e4gt.\n5)\tDi\u00ab \u00e4tzende Lauge giebt im Frofchlaich keine Spur des Ammoniums zu erkennen ; allein es erfolgt eine w\u00e4fferige Aufl\u00f6fung, aus welcher S\u00e4uren nichts f\u00e4llen.\n6)\tDie concentrirte Schwefelf\u00e4ure zerft\u00f6rt die fph\u00e4rifchen K\u00f6rperchen und fondert die Maden ab, ohne fie dem Anfcheine nach zu ver\u00e4ndern.\n7)\tDie kalte Salpeterf\u00e4ure wirkt nicht darauf ; allein bei Anwendung der W\u00e4rme wirkte fie, wie auf alle organifche K\u00f6rper.\n8)\tDie Gallusinfufion verurfachte keine Gerinnung, und ver\u00e4nderte nicht die Viscofit\u00e4t; fie f\u00e4rbte Jedoch die Membran, welche die Eierchen umh\u00fcllet, und machte fie kenntlicher.\n9)\tKohlenfaure Alkalien und oxydirt falzfaures Queckfiiber wirkten nicht darauf.","page":365},{"file":"p0366.txt","language":"de","ocr_de":"366\n10)\tBei vorfichtiger Deftillation giebt rter Laich eine vV\u00e4isrigkeit, in welcher Alkohol diefelbe oben erw\u00e4hnte weifse Materie erkennen lieft. Nach einigen Monaten findet diele Reaction nicht mehr Statt.\n11)\tio Pfund Frofchlaich geber. durch Verdun-ftu lg 800 Gran R\u00fcckftand, welcher durch Anfeuchten mit Waffer einen etwas geringem , als feinen ur-fpriinglichen Umfang wieder annimmt. Nach der Ein-Sicherung blieben 58 Gran gelblich grauer Afche zur\u00fcck, aus welcher Wafler keine Spur Alkali- wohl aber 2 Gran Kochfalz extrahirte.\n12.) 50 Gran ausgelaugte Afche hinterliefsen nach Aufl\u00f6fung in Salzf\u00e4ure 12 Gran Kiefelerde. Die Auflegung lieferte verniittelft Ammonium 30 Gran phos-phorfauren Kalk und darauf mit Kali y | Gran kohlen-fauren Kalk.\nAus diefer Analyfe folgt, dafs der Frofchlaich Geh von allen animaliiehen Fl\u00fcffigkeiten unterfcheidet, dafs man darin keine der Subftanzen, namentlich Eiweifs-ftoff, Gallerte, Natrmn u. f. w., welche in, dem An-fcheine nach, analogen Fl\u00fcffigkeiten enthalten find, entdeckt, und endlich dafs er einen eigenth\u00fcmlichen, gefchmaeklofen, ungef\u00e4rbten, fl\u00fcchtigen Stoff, welchen Alkohol anzeigt, enthalte.\nAnmerkung vom Pr of eff or J. F. John.\nDer Herr Verfaffer vorftehender intereffanter Un\u00bb terfuchungen hatte die Gef\u00e4lligkeit, mir diefelben , in der Abficht, eine L\u00fccke in meinen chemifehen Tabellen des Thierreichs, Berlin 1814. Tab. V. auszufiillen, zu tiberfchicken. Ungeachtet fchon andere Naturfor-foher \u00fcber die Erzeugung der Fr\u00f6fche, 7.. US. Spallanzani, Beriinghieri, Silve\u00dfre, Robilliard (Annales de Chi-","page":366},{"file":"p0367.txt","language":"de","ocr_de":"367\nmie T. XII. p. 77 \u2014 93- v. Crells chetnifche Annalen 1795. Bd. 2. St. 9. S. 252.), ganz vortreffliche Beobachtungen gemacht haben, und Herr Brande auf VerarilalTung Rome's den Frofchlaich zum Ge-genftand feiner Unteri\u2019uchung gemacht hat (Meckel's deutfehes Archiv Bd. 2. Hft. 2. S. 534.)' fo theile ich doch den Leiern diefes Archivs auch dielen Auffatz in der Ueberfetzung mit, weil fie darin eine Vollkommene Bet\u00e4tigung deffen finden, was dartib\u00ealais anerkannte Thatfache bekannt ift.\nSchon bei meinen Unterfuchungen der Eier der Thiere und Infekten entftand in mir der VVunfch, auch die Frofcheier, fo wie den Harn der Fr\u00fcfche, zu deffen Erlangung mir Herr Prof. Rudolphi gleichfalls beh\u00fclf-lich zu ieyn verfprach, vergleichend zu analyfiren ; allein fonderbarer Weife fand ich in einigen Wafferbe-haltern bei Berlin, wo ich in fr\u00fcheren Zeiten unz\u00e4hlige Maffen von Laich falle, feit 3 Jahren keine Spuren davon. Einige von mir vor ungef\u00e4hr 6 Jahren zu Frankfurth a. d. O. mit dem gallertartigen Bindemittel des Laichs gemachte Verfuche entfprechen \u00fcbrigens im We-fentlichen den Beobachtungen jener Gelehrten. Von derfelben Natur ift auch die gallertartige Materie der Wafferfchneckeneier.\nI . i\nDie Deftillationsverfuche des Herrn Verfaffers obigen Auffatzes, welche derfelbe r\u00fcckuchtlich der fl\u00fcchtigen Materie noch fortzufetzen verfpricht, erinnern an das ehemals in der Medicin fo ber\u00fchmte aqua fpermatis ranarum, und meine Entdeckung einer fl\u00fcchtigen \u00e4therifchen Materie in den H\u00f6rnern des Hornviehs (N. Journ. f. Chemie und Phyfik \u00dfd. 14. Hft. 3. S. 302.) machen es nicht unwahrfeheinlich, dafs eine analoge Materie in dem Frofchlaiehe enthalten fey, denn die eigenth\u00fcmliche, fchl\u00fcpfrige Subftanz des Laiches, welche","page":367},{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\ndie Herrn Home und Brande als ein Mittel zwifcheo Albumen und Gallerte betrachten, ift an und f\u00fcr fiel\u00bb nicht fl\u00fcchtig.\nIV.\nlieber den Blinddarm der Amphibien. V04\nFriedrich Tiedemann1).\nJDie feit einigen Jahren mit den Herrn Oppel und Libo\u2022 Jbhr.cz unternommene gemeinfchaftliche Bearbeitung der Anatomie und Naturgefchichte der Amphibien, und die zu diefem Behufe angeftellten Zergliederungen einer grofsen Anzahl folcher Thiere, haben mir Gelegenheit gegeben die Bemerkung zu machen, dafs der Bau tierfelben in vieler Hinficht noch wenig erkannt ift. Eia daf\u00fcr zeugendes Beifpiel liefert der Blinddarm. Alle neueren , und felbft mehrere der ausgezeichnetften Zoo tomen und Phyfioiogen, fprechen den Amphibien, mit\nt) Obige Abhandlung wurde mir von dem trefflichen Verfall\u00ab eingefandt, nachdem die in dem 2ten Hefte diefes Bande* enthaltne meinige, \u00fcber den Darmkanal der Amphibien, fchon ah gedruckt, das Heft aber noch nicht ausgegeben war. Elfteres aufser Zweifel zu fetzen, ftellte ich dem Herrn Ver\u00bb faffer fogleich den betreffenden Bogen und einen Abdruck de* Abbildungen vorz\u00fcglich auch deshalb zu, weil auch der Druck des Intelligenzblattes fchon zu weit vorger\u00fcckt war, als daft der Auffatz noch in dem zweiten Hefte h tte erfcheinen k\u00f6nnen. Ich brauche nicht zu bemerken, dafs beiden Verfaffen* die gegenfeitige, v\u00f6llig unabh\u00e4ngige Befestigung ihrer Erfund* nur h\u00f6chft angenehm feyn kann. Da, wo wir von einander abweichen, werden entweder wir felbft, oder ein Dritte* fehr leicht bald das Rechte ausmitteln.\nM.","page":368}],"identifier":"lit14109","issued":"1817","language":"de","pages":"363-368","startpages":"363","title":"Chemisch-physiologische Bemerkungen \u00fcber den Froschlaich","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:21:02.813646+00:00"}