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{"created":"2022-01-31T14:10:07.454429+00:00","id":"lit14110","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Tiedemann, Friedrich","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 368-374","fulltext":[{"file":"p0368.txt","language":"de","ocr_de":"368\ndie Herrn Home und Brande als ein Mittel zwifchea : Albumen und Gallerte betrachten, ift an und f\u00fcr lieb\u2019 nicht fl\u00fcchtig.\nIV.\nlieber den Blinddarm der Amphibien. Voq,\nFriedrich Tiedemann1).\nJ3ie feit einigen Jahren mit den Herrn Oppel und Libo> fchuz unternommene gemeinfchaftliche Bearbeitung der Anatomie und Naturgefchichte der Amphibien, und die zu diefem Behufe angeftellten Zergliederungen einer grol\u2019sen Anzahl folcher Thiere, haben mir Gelegen* heit gegeben die Bemerkung zu machen, dafsderBau derfelben in vieler Hinficht noch wenig erkannt ift. Ein daf\u00fcr zeugendes Beifpiel liefert der Blinddarm. Alle neueren , und felbft mehrere der ausgezeichnetften Zoth tomen und Phyfioiogen, fprechen den Amphibien, mit\n\u00ef) Obige Abhandlung wurde mir von dem trefflichen Verfall\u00ab eingefandt, nachdem die in dem 2ten Hefte diefes Bandei enthaltne meinige, \u00fcber den Darmkanal der Amphibien, fchoa abgedruckt, das Heft aber noch nicht ausgegeben war. Elfteres aufser Zweifel zu fetzen, ftellce ich dem Herrn Ver* faffer fogleich den betreffenden Bogen und einen Abdruck d\u00ab Abbildungen vorz\u00fcglich auch deshalb zu, weil auch der Druck des lntelligenzblattes fchon zu weit vorger\u00fcckt war, als dafil der Auffatz noch in dem zweiten Hefte h' tte erfebeinen k\u00f6nnen. Ich brauche nicht zu bemerken, dafs beiden Verfaffera die gegenfeitige, v\u00f6llig unabh\u00e4ngige \u00dfeft\u00e4tigung ihrer Erfund\u00ab nur h\u00f6chft angenehm feyn kann. Da, wo wir von einander abweichen, werden entweder wir felbft, oder ein Dritter lehr leicht bald das Rechte ausmitteln.\nM.","page":368},{"file":"p0369.txt","language":"de","ocr_de":"359\n^Ausnahme des Leguans, den Blinddarm ganz ab. Geigen diefe irrige Behauptung f\u00fchrte ich bereits vor meh-'\u2022\u25a0reren Jahren das Vorkommen des Blinddarms im Death en an, welchen ich in meiner Monographie diefer i Gattung befchrieben und abgebildet habe, und dagegen fprecht'\u00fc nun auch folgende von mir angeftellte Unter-fuohungen.\nObgleich Herr Cuvier '}das Dafeyn des Blinddarms beim Leguan zuerft dargethan hat, fo hat er jedoch den Merkw\u00fcrdigen inneren Bau diefes Darmft\u00fccks nicht angegeben, und daher will ich denfelben hier befchreiben. Der von mir zerghe lerte gew\u00f6hnliche amorikanifche Leguan (Lacerta Iguana L. Iguana tuberculata Laur.1 War ausgeftreckt von der Srhnapze bis zur Spitze des Schwanzes I Fufs und Zoll lang, und von der Schnauze bis zur M\u00fcndung des Afters 5 Zoll und 4 Linien. Die Speiler\u00f6hre, deren innere Haut mehrere L\u00e4ngenfal>en bildete, ging allm\u00e4hlich weiter werdend in den Magen \u00fcber. Diefer hatte die Geftalt eines langen von oben nach unten, oder eigentlich der horizontalen Stellung des Thieres nach, von vorn nach hinten, enger werdenden Schlauchs, welcher von der linken gegen die rechte Seite gekr\u00fcmmt war. Ein blinder Sack war nicht vorhanden. Die W\u00e4nde des Magens waren h\u00e4utig, wurden jedoch gegen das Pf\u00f6rtnerende hin merklich dicker und mu.skul\u00f6fer, fo clafs fie am Endftiicke des Magens faft eine Linie im Durchmeffer hatten. Im untern Theile bildete die Schleimhaut mehrere L\u00e4ngenfalten. Da wo der Magen in den d\u00fcnnen Darm \u00fcberging befand fich ein wahrer Pf\u00f6rtner in Geftalt einer kleinen kreisf\u00f6rmigen, mit einer Oeffnung\nl) Anat. compar\u00e9e. T. %. p. 470. Divifion des Inteftins dans le reptiles. L\u2019iguana eft le feul des animaux de cette claffe o\u00f9 nous avons obferv\u00e9 un v\u00e9ritable coecum,","page":369},{"file":"p0370.txt","language":"de","ocr_de":"370\nverfehenen Membran. Der Magen war ganz mit zu\u00bb fammengeballten St\u00fccken von Bl\u00e4ttern angef\u00fcllt, di# ielbft im Innern der Maffe noch gr\u00fcn waren.\nDer 6 Zoll und 2 Liqien lange d\u00fcnne Darm machte bis zu feiner Verbindung mit dem dicken Darm mehrere Kr\u00fcmmungen, und wurde von oben nach unten allm\u00e4h* lieh enger. Seine innere Haut zeigte kleine zahlreiche L\u00e4ngenfalten. Der 3 Zoll und 10 Linien lange weite oder dicke Darm beftand aus einem grofsen weilen, mi| einem abgerundeten Anhang verfehenen St\u00fcck, welches trichterf\u00f6rmig enger werdend und gekr\u00fcmmt in das zweite St\u00fcck, den Maftdarm, \u00fcberging. Diefes erfte, den Blinddarm darftellende St\u00fcck, welches den Mageq an Gr\u00f6fse etwas \u00fcbertraf, lag fchr\u00e4g mit feinem blindea Sack nach der rechten Seite gekehrt. Seine L\u00e4nge betrug vom blinden Anhang bis zur Umbeugung in den Maftdarm 2 Zoll 3 Linien, und fein Ouerdurchmeffer an der weiteften Stelle 9 Linien. Der vorfpringende kleine Sack war 6 Linien lang. Die \u00e4ufsere Fl\u00e4che zeigte mehrere rings um den Darm laufende Einfchn\u00e4-rungen und Vorfpriingc, welchen klappenartige Verdoppelungen oder Falten der inneren Haut entfprachen. Da, wo lieh der d\u00fcnne Darm in den Blinddarm ein-fenkte, war eine ftark vorfpringende Falte vorhanden, in der lieh der d\u00fcnne Darm fpaltenf\u00f6rmig \u00f6ffnete. Die R\u00e4nder der Spalte waren wulftig und bildeten eine wahre Grimmdarmsklappe. Ohngef\u00e4hr 6 Linien unterhalb der Einm\u00fcndung des d\u00fcnnen Darms befand fielt eine lehr ftark vorfpringende kreisf\u00f6rmige Falte oder Klappe mit einem runden Loche, welche einem wahren, fehr grofsen Pf\u00f6rtner glich. Das unterhalb der Klappe befindliche, allm\u00e4hlich trichterf\u00f6rmig enger werdende St\u00fcck des Darms enthielt mehrere fchelf\u00fcrmig gekr\u00fcmmte Falten. Der Blinddarm war ganz mit Reft\u00e9n von Bl\u00e4ttern angef\u00fcllt, die jedoch mehr aufgel\u00f6ft als","page":370},{"file":"p0371.txt","language":"de","ocr_de":"37 i\nim Magen waren, und nur aus den Rippen und Fafern j|erBl\u00e4tter bestanden. Auch hatten fie ihre gr\u00fcne Farbe wrloren. Im Blinddarm waren zugleich fowohl ober \u25a0 als unterhalb der pf\u00f6rtnerartigen Klappe eine grolse Menge Eingeweidew\u00fcrmer aus der Gattung Afearis vorhanden, Welche eine halbe bis drei Linien lang waren, und djp ich als eine eigene Species Afearis Iguanae nennen will.\nAus diefer Bildung des Blinddarms geht unverkennbar die grolse Aehnlichkeit riei'feiben mit einem wahren Magen hervor, welche fegar durch die Bildung einer dem Pf\u00f6rtner ganz \u00e4hnlichen Klappe vermehrt \u2666ird. Es ift daher wohl nicht zu bezweifeln, dafs die Verrichtung des Blinddarms darin befteht, dafs die Hoch nicht geh\u00f6rig verdauten und aufgel\u00f6ften Reite der Nahrung in ihrem Laufe durch die Klappe im Blind-dtarm zuriickgehalten werden, um von neuem durch eine aus dem Blute abgefonderte und dem Magenfaft \u00e4hnliche Fl\u00fcffigkeit aufgel\u00f6ft und al\u2019fimilirt zu werden, und um dadurch alle ern\u00e4hrenden Beftandtheile der Speifen zu gewinnen.\nGanz diefelbe Bildung des Blinddarms habe ich in. sswei fchieferblauen Leguanen (Jguana coerulea Deludin') gefunden.\nIn einer 16 Zoll io Linien langen marmorirten Eidechfe aus Guiana (Lacerta marmorata L. Aga ma rfiarmorata Detudin), welche Herr Cuvier I) mit Recht als eine befondere Gattung, unter dem Namen Poiychrus \u00e0ufgeftellt hat, erweiterte fich die Speifer\u00f6hre allm\u00e4hlich zu einem langen fchlauchartigen Magen, deffen\nTT--------\nh) Le Regne animal diftribu\u00e9 d\u2019apr\u00e8s [on organifation. Pu vu\n\u25a0 1817. T. 2. p. 10.","page":371},{"file":"p0372.txt","language":"de","ocr_de":"unteres enges Ende fleh gegen den d\u00fcnnen Darm um\u00ab bog. Der Magen war 2 Zoll i Linie lang, und feim Querdurchmeffer betrug in der Mitte, wo er am vvei\u00bb teften war, 6 Linien. Seine W\u00e4nde nahmen allm\u00e4hlich von oben nach unten an Dicke zu. Zwilchen dem Magen und dem d\u00fcnnen Darm befand fich, wie im Le guan, ein wahrer kreisf\u00f6rmiger Pf\u00f6rtner. Im M gep-bemerkte ich einige kleine K\u00e4fer, Refte von 11 iifeiire* cken und eine Biene. Der 3 Zoll 8 Linien lange und fucceffiv enger werdende d\u00fcnne Darm machte mehrere\u00bb Kr\u00fcmmungen und m\u00fcndete in einen Blinddarm ein, Die Stelle, wo die Einm\u00fcndung Statt fand , war ungemein enge und hatte die Geftalt einer rundlichen, mit einem vorfpringenden wulftigen Rande umgebenen Oeff-nung. Dennoch m.'fs fie fehr ausdehnbar feyn, weil lieh in dem Blinddarm und Maltdarm grofse Sticke von K\u00e4ferfl\u00fcgeln, K\u00f6pfen und Fl\u00fcgeldecken vorfanden. Der io Linien lange, mit einem grofsen abgerundeten blinden Sack verfehene Blinddarm hatte fall die Geftalt einer Retorte, und ging etwas gekr\u00fcmmt und enger werdend in den Maftdarm \u00fcber. An der verengten Stelle waren die W\u00e4nde merklich dicker als am blinden Sack, und die innere Haut bildete gegen 20 vor* fpringende L\u00e4ngsfalten. Im Blinddarm fand ich Refte von Infekten und ein fchmales, lancettlormiges Blatt-, chen, welches noch feine gr\u00fcne Farbe hatte. Es iit dieser angegebenen Bildung nach wohl nicht zu bezweifeln, dafs auch hier der Blinddarm die Stelle eines Behalten vertritt, in welchem die noch nicht verdauten Refte eine Zeit lang Zur\u00fcckbleiben, um m\u00fcglicbft ai'iimilirt zu werden.\nIn einem 2 Zoll 6 Linien langen kleinen Cham\u00e4leon vom Kap der guten Hoffnung (Chamaeleon pumi-lus f. capenfis) hatte der Magen die Geftalt eines engen l\u00e4nglichen Schlauchs, deffen Ende von der linken gegen\ndie","page":372},{"file":"p0373.txt","language":"de","ocr_de":"375\n\u00fcs redite Seite gekr\u00fcmmt war. Vor dem Eintritt in den d\u00fcnnen Darin bildete er noch eine kleine Erweite-long. Eine wahre kreisf\u00f6rmige, vori'pringencle Falte Wrtrat die Steile des Pf\u00f6rtners. Der fehr weite, von \u00fcben nach unten merklich enger werdende, zwei Zulia |pge d\u00fcnne Darm m\u00fcndete in den io Linien langen Blinddarm ein, der lieh gegen den Maltdarm hin trichterf\u00f6rmig verengte und eine itarke Kr\u00fcmmung bildete. Mehrere L\u00e4ngsfalten der innern Haut befanden lieh an der Stelle, wo der Blinddarm in den Maftdarm \u00fcberging. Der B linddarm war mit Reften von Infekten angef\u00fcllt.\nIn einem 6 Zoll 4 Linien langen dreiteiligen Seps (Seps tridactylus) fand ich den Magen fehr lang und ipv. Die Stelle des Pf\u00f6rtners wurde durch einige verbringende L\u00e4ngenfalten vertreten. Der Magen enthielt line noch unverdaute und eine halb verdaute Spinne, \u00bbtbft zwei Eieriacken dieler Thiere. Der 1 Zoll U Linien lange d\u00fcnne Darm bildete einige Kr\u00fcmmungen', und m\u00fcndete in einen 2 Linien langen Blinddarm ein, der nach unten mittelft eines engen gekr\u00fcmmten Darmft\u00fceks mit dem Maftdarm in Verbindung ftand. Der Blinddarm enthielt Rehe von Infekten. So ift alfo auch bei diefen beiden letzteren Thieren die Aehnlich-keit des Blinddarms mit einem Magen und die zuvor angegebene Baftimmung deflelben nicht zu verkennen.\nBei mehreren anderen eidechfenartigen Amphibien, namentlich Arten der Gattung Crocodilus, Laeerta \u00e9tellio und Gecko habe ich keinen Blinddarm gefunden, eben fo wenig bei Schlangenarten der Gattungen Coluber, Vipera, Crotalus, Boa, Anguis, Amphisbaena und Caecilia, und bei den frofehartigen Amphibien der Gattungen Rana, Bufo, Hyla, Salamandra und Proteus. Dagegen habe ich wieder einen wahren Blinddarm in der griechifchen Schildkr\u00f6te (Teftudo graeca) beobachtet. Der d\u00fcnne Darm m\u00fcndet in den fehr weiten dicken M. d, Archill, Ul, 3*\tB b","page":373},{"file":"p0374.txt","language":"de","ocr_de":"374\nDarm ein, welcher an feinem Urfprunge einen grofsen abgerundet vorfpringenden Sack bildete. An der Stell\u00ab der Einm\u00fcndung des d\u00fcnnen Darms befand fich eia\u00ab rundliche wulftige Grimmdarmsklappe. Die Wand\u00ab des blinden Sackes waren fehr anfehnlich dick, und wurden nach unten, wo der Blinddarm trichterf\u00f6rmig in i!en Maftdahn \u00fcbergeht, merklich d\u00fcnner, ln di* fern einem Blinddarm \u00e4hnlichen St\u00fccke, welches bei de* Land childkr\u00f6ten auch von Caldeji 1 * ) und Blajius 3J befchrieben worden ift, fand Redi 3) eine grofse Mengi kleiner W\u00fcrmchen, die ich ebenfalls in drei griechifch# Schildkr\u00f6ten bemerkt habe, und die als eine besondere Art der Gattung Afcaris, unter dem Namen Afcarfc Teftu'mis aufgef\u00fchrt werden muffen. In den Meer-fchildkr\u00f6ten ift kein Blinddarm vorhanden, fondent der d\u00fcnne Darrih geht allm\u00e4hlich weiter werdend in den dicken Darm \u00fcber. So fand ich es in einer Teftud\u00ab caretta, und damit ftimmen die anatomifchen Unter\u00ab fuchungen der Riefenfchildkr\u00f6te von Plumier \u00fcberein,\nV.\nBefchreibung eines zweik\u00f6pfigen M\u00e4dchens\u00bb Von Klein.\nZufammengewachfene Zwillinge find zwar nicht unter die Seltenheiten zu rechnen , aber gerade diefe Art von\u201d Ineinanderfchiebung, wie fie fich, bei den zu befchrei*' benden vorfiudet, geh\u00f6rt unter die feltnern, und ver-'\nI) Offervaz. anat. intorno alle Tartarughe. Firenz. 1687.4. Tab. 4, Kg. \u00ce-\na) Mifcellanea anai omica p. 474, und Anat. Animal. Tab, 30. Fig. f\n3) \u00d6ffervazioni intorno agli Auimali vivent!, che ii trovano negli Animali viventi. p. i\u00ee6.","page":374}],"identifier":"lit14110","issued":"1817","language":"de","pages":"368-374","startpages":"368","title":"Ueber den Blinddarm der Amphibien","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:10:07.454434+00:00"}