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Beschreibung eines seltenen mißgestalteten Kindes ohne Bedeckung der Unterleibs-Eingeweide

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{"created":"2022-01-31T16:18:16.669269+00:00","id":"lit14114","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Klein","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 391-395","fulltext":[{"file":"p0391.txt","language":"de","ocr_de":"391\nVIII.\nBefclireibung eines feltenen mifsgeftalteten. Kindes ohne Bedeckung der Unterleibs-Eingeweide. Von Klein., Taf. VI,\nAuch diefe feltene Mifsgeburt befitzt das hiefige k\u00f6nigliche Naturalienkabinet.\nEs ift nicht unmerkw\u00fcrdig, dafs Kinder, welchen ein Theil des Beckens, der untern Extremit\u00e4ten und die Bauchbedeckungen fehlen, im Durchfchnitt nicht mit iem Kopf fich zur Geburt darbieten, fondern mit den hervorragenden Ged\u00e4rmen, und, um mich fo auszu-idr\u00fccken, mit dem Stumpf von Unterleib, w\u00e4hrend man doch gerade bei diefen arn eheften annehmen follte, der um fo viel fchwerere Kopf und Bruft miifsten nach unten gefenkt feyn. So brachte das von Fried (de foetu ioteftinis plane midis extra abdomen propendenti-bus nato, Argem. 1760 ), fo wie das von Herhold (Stark's Archiv St\u00fcck 1. p. 34.) entbundene Kind, die Geburtshelfer in diefelbe Verlegenheit, in welches das Zu befchreibende den feinigen durch feine Lage fetzte. Vorl\u00e4ufig bemerke ich, dafs Herhold's Kind mit dem unfrigen die auffallendfte Aehnlichkeit unter allen aufgefundenen habe.\n1 Das Kind wurde \u00fcbrigens von der Erftgeb\u00e4hrenden zu Ende des achten Monats leicht geboren, gab noch fchwache Lebenszeichen nach der Geburt von fich (welche es vor deri'elben fehr lebhaft \u00e4ufserte) und erhielt die Nothtaufe. Die mit ihm keinen Zufammen-hang ausweifende Nachgeburt kam eben fo leicht.\nDas \u00e4ufserft mifsgeftaltete Kind, ein M\u00e4dchen, wog nur zwei Pfund Loth Civilgewicht. Das Ge-ficht hatte eine Mulattenfarbe, war fehr gerunzelt. Der Querdurchmeffer des Kopfes hatte 2 Zoll 5 Linien\nCe 3","page":391},{"file":"p0392.txt","language":"de","ocr_de":"(Paris.)\u00bb c^er lan?e 3 Zoll 6 Linien, der fchiefe 4 Zoll. Der Achfeln urchmei.er betrug 3 Zoll. Die Kopfhaar\u00ab -waren fchwarz utjd ziemlich lang f\u00fcr diefes Alter, die\" Fontanellen irn ' N\u00e4the fehr weit offen; die Ohren platt, nient knorpiieh, die N\u00e4gel kaum bemerkbar.\nBis an den Rand Oer Bruft war das Kind wohl gebildet, an dem Ran e der Rippen aber h\u00f6rten die allgemeinen Bedeckungen auf, als w\u00e4ren fie weggefohnit-t\u00e8n, fo dal\u2019s alle Eingeweide des Unterleibes, nur von dem Bauchfell bedeckt, entbl\u00f6fst da lagen, und v\u00f6fi? dem linken Fuis keine .Spur vorhanden war. Nur a\u00fc\u00e9 der rechten Seite waren die Beckenknochen f\u00fchlbar;\u2019 auf der linken war nur das heilige Bein vorhanden, die\u2019 Beckenk\u00fcochen fe iten g\u00e4nzlich.\t10\nDer R\u00fcckgrath war bei dem erften Lendenwirbel in einem fo fpitzen Winkel gegen die rechte Seite g'e--dri'ickt, dafs der Trochanter des rechten Schenkels gerade unter die rechte AchLlgrube kam, und die Rippen der rechten Seite ganz platt gedr\u00fcckt wurden. Die L\u00e4nge' des Kindes betrug daher nur 6~ Zoll (Paris), denn der allein vorhandene rechte Fufs war, indem die untern. Wirbel und das Becken von der linken zur rechten Seite ganz verdreht waren, fo gelagert, dal\u2019s der Unter\u00ab fchenkel auf der Bruft heraufgebogen, der Vorderfuf\u00ff ftark an den Unterfchenkel angedr\u00fcckt, und die Zehen ganz nach unten gerichtet waren. Durch diefe Lage kam die Ferfe bis an das Kinn, der rechte Oberarm lag auf dem Schenkel auf, der Ellenbogen ruhte in der Kniekehle, und der Vorderarm mit der Hand war an das Geficht hinaufgedr\u00fcckt. Durch diefe* fonderbare Kr\u00fcmmung des untern Theiles des R\u00fcck-* graths und Beckens kam der ganz offene After \u00fcber den Zeugungstheilen zufteben, von welchen nun der Eingang in die Mutterfcheide der obere, und der Kitzler der untere Theii war. Die Lippen waren ungew\u00f6hn-","page":392},{"file":"p0393.txt","language":"de","ocr_de":"Hcti ftark hervorragend, aus dem After kam Kinds\u00bb jp\u00ea\u00ebh hervor.\nMerkw\u00fcrdig ift es denn doch, dafs bei allen dergleichen Mifsg-daurten die untern Extremit\u00e4ten, oder,-tifetm nur eine vorhanden war, diefe, immer ftark gegen di\u00e9 \u00dfruft gekr\u00fcmmt waren, felbftSchenk (hift. de Monft. p. 84-) bildet fein abentheuerliches Kind auf Bi\u00e8fe Art ab, wodurch es an Glaubw\u00fcrdigkeit gewinnt. Auch fiel es mir auf, dafs bei Herhotd's Kind, welches Bie rneifte Aehnlichkeit mit diefem bat, gerade ebenfalls tfer linke Fufs fehlt.\nDie allgemeinen Bedeckungen des Unterleibes waren mit den Muskeln fo abgefchnitten, dafs fie, von dem untern Rande der linken Rippen quer her\u00fcber an dem untern Rande der rechten Rippen fehief unter dem rechten Fufs neben den Zeugungstheilen vorbeigehend , bis ln die Mitte des Riiekgraths und von da gerade her\u00fcber fct9''zu den linken Rippen g\u00e4nzlich fehlten, gleichfam Its* h\u00e4tte nian fie alle mit dem linken Fufs abgefchalt. AH8 'Unterleibseingeweide, Leber, Magen, Milz und ah Convoiut von Ged\u00e4rmen hingen nun v\u00f6llig frei da, hlofe Vom Darmfell \u00fcberzogen-, fo aber, dals diefes fie flieht in einem Sack einfchlofs, fondera nur tijeilweife i\u00f6fairmtenhielt. Die abgefchnitten\u00bb Haut ichien auf der rechten und hintern Seite mit dem Darmfell vernarbt, \u00dchcTirt diefes \u00fcberzugehen. Auf der vordem und lin-fcfert Seite fehien fie gerade erft abgefchnitten worden zu iftj?\u00bb, es fand ficb noch ein zerriflenes St\u00fcck von der flaut un d Oberhaut.\nDas Herz ragte, bedeckt vom Herzbeutel, gr\u00f6fs-tlllth\u00eb\u00eels frei hervor. Das Zwerchfell war deutlich ficht-fijr.1 ' Die Leber hing am ganzen ob\u00e9ra Rande an dem-felheri feft, ihr Ligamentum fufpenforium war fehr Wicht zu unterfchei len. Sie war fehr grofs, und bildete einen in der Mitte eingefchnittenen eif\u00f6rmigen","page":393},{"file":"p0394.txt","language":"de","ocr_de":"394\nK\u00f6rper, welcher beinahe die ganze Breite des offenen Unterleibes ausf\u00fcllte. Links unter ihr lag der Magen und die ziemlich grofse Milz, von dem Darmfell fo \u00fcber* zogen, dafs fie gleichfatn einen K\u00f6rper vorftellten.\nDeutlich konnte man den Gang der d\u00fcnnen Ge\u00ab d\u00e4rme verfolgen, welche bis zum Leerdarm nicht in einen Klumpen zufammengeballt, aber eben fo mit dem Darmfell \u00fcberzogen waren. Der Leer- und Blinddarm bildeten gleiehfam das unterfte Ende des Kindes, und waren vereint mit dem Darmfell \u00fcberzogen, aus ihnen ftieg ganz hinten auf der linken Seite das auff\u00eeeigend\u00e7 Colon bis an den fehlenden Theil der allgemeinen Be* deckungen, ging dann quer am Rande derfelben auf di\u00ab rechte Seite, bildete fo das nach oben fteigende S, und endigte fich durch den ebenfalls auffteigenden Maftdarm in den After, welcher einen ftarken Querfinger \u00fcber ihm lag.\t(\nGerade bei dem Winkel, welchen das quergehendjf Colon \u00fcbergehend in das S' machte, war die recht\u00ab Niere in der Gr\u00f6fse einer gew\u00f6hnlichen Bohne fo geljt* gert, dafs ihre Convexit\u00e4t gegen die linke Seite , d\u00fb) Concavit\u00e4t gegen die rechte fah. Die Nebenniere\u00bb beinahe noch einmal fo grofs als die Niere, kam durch diefe Verdrehung, da der obere Theil der Niere nach unten fah, ebenfalls nach unten zu liegen.\nAuch fie waren, fo wie das r\u00f6inifche 5 und der Maftdarm von einer, von den allgemeinen Bedeckung gen abgehenden durchfichtigen Haut bedeckt, welch\u00ab fich an der Leber verlor.\t:\nDie linke Niere lag aufserhalb dem Darmfell unter der Milz am Rande der Rippen, wo die allgemeine\u00ab: Bedeckungen zu fehlen anfingen, die Nebenniere auf dem obern Theil derfelben , weil diefe hier ihre nat\u00fcr* liehe Lage hatte. Beide Nebennieren hatten einen frei* ftehenden franzigen Rand, wie die Muttertrompeten,","page":394},{"file":"p0395.txt","language":"de","ocr_de":"395\nDurch die fonderbare Umkriimmung des Beckens kam auch die Geb\u00e4rmutter ebenfalls verkehrt zu flehen, fo dafs ihr Grund neben der rechten Niere frei nach unten hervorragte. Gerade \u00fcber der Mitte deffelben horten die allgemeinen Bedeckungen auf, \u00fcberzogen aber auch diefen, wie die \u00fcbrigen Theile, als eine durchfichtige, fehr Ttarke Haut, Eine Mutiertrompete legte iich unten an die rechte Nebenniere, die andere ging nach hinten. Wenn man eine Sonde in die Harnr\u00f6hre einbrachte, f\u00fchlte man fie deutlich \u00fcber der Geb\u00e4rmutter, dort mufste alfo die Ur'mhlafe liegen.\nGerade von oben betrachtet iahe man alfo unter dem rechtenTrochanter des fo ftark nach oben verdrehten Schenkels, die mit ihrer Spitze nach unten gerichteten Zeugungstheile, dann den nach unten gerichteten Grund der Geb\u00e4rmutter, unter diefer die rechte Nebenniere und etwas von der rechten Niere ; in der Mitte die grofse gefpaltene Leber, links den Magen, und die Milz, und zwif&\u00fcc-'M\tx\u00bbi.tgen und der Leber da$\nhervorragende Herz, unter diefem das zufammenge-klumpte Ileum und C\u00f6cum, und zwifcben diefen Convoluten den Anfang des ganz von der linken Seite gegen die rechte nach hinten und oben auf-fteigenden Colon,\nMeiner mir gegebenen M\u00fche ungeachtet fand ich fchleehterdings keine Spur vom Eintritt der Nabel-fchnur und von den Nabelgef\u00e4fsen. Das Melier anzuwenden, war mir nicht geftattet. Den Eintritt der-felben mufs man fich wohl unter der Leber denken.","page":395}],"identifier":"lit14114","issued":"1817","language":"de","pages":"391-395","startpages":"391","title":"Beschreibung eines seltenen mi\u00dfgestalteten Kindes ohne Bedeckung der Unterleibs-Eingeweide","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:16.669275+00:00"}

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