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{"created":"2022-01-31T16:18:38.549932+00:00","id":"lit14123","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Bres","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 460-465","fulltext":[{"file":"p0460.txt","language":"de","ocr_de":"460\n1)\tDie \u00fcber Alierverfchiedenheiteti geben diefelben I\u2019eCuitate als die \u00e4hnlichen von Davy; der Verfaffer fand bei einem Kinde, wie diefer bei einem Lamme, die Temperatur um 1\u00b0 h\u00f6her.\n2)\tVon zwei jungen Leuten, davon einer fehr fan-guinifch, der andre fehr bili\u00f6s war, ftieg das Ther-monier er bei diefem beh\u00e4nd ig um 1\u00b0 h\u00f6her.\n3)\tHier fand der Verfaffer fowohl bei Menfchen als bei Thieren fehr merkliche Verfehiedenheiten, doch h\u00e4lt er die Verbuche weder f\u00fcr hinl\u00e4nglich genau, noch oft genug wiederholt, um die l\u2019efultate f\u00fcr best\u00e4ndig anzufehen.\nIn Folge, der fr\u00fchem Verfuche \u00fcber die Ver\u00e4nderung der thierifchen Temperatur durch die der umgebenden Medien, fteilte der Verf. andere an, um den Einflufs einer beftimmten \u00e4ufsern Temperatur auf einzelne Theile des K\u00f6rpers auszumitteln.\nZu diefem Behuf hielt er feine Hand IO Minuten lang in Waffer von 340. Ihre Temperatur ftieg um 1\u00b0. Der Fufs gab ein \u00e4hnliches Kefultat, allein diefe Temperaturerh\u00f6hung nahm in dem Maafs zu, als , immer bei demfelben \u00e4ufsern W\u00e4rmegrade, der Thail l\u00e4nger im Waffer blieb.\nAuch wurde hiedurch immer nicht hlofs die Temperatur des Tlieiles felbft, fondent des ganzen K\u00f6rpers ierh\u00f6ht,\ng. Br es \u00fcber die Art, wie die W\u00e4rme im m e n f ch 1 i ch e n K\u00f6rper vertheilt und ihre Verfl\u00fcchtigung von deffen Oberfl\u00e4che verhindert wird. (Aus Corvisart\u2019s journal de medecine 1816 im London medical repolitory. Vol. VII. p. 283 \u2014 287.)\nDie W\u00e4rme, welche wir empfinden, kann, nach den Urfachen, welche fxe erzeugen, in drei Arten einge-theilt werden.\nDie erfteiftdie, welche durch die Luft und alle Aufsen-dinge an den K\u00f6rper tritt, die Ur fache fey, welche fie wolle; die zweite die, welche ihre beft\u00e4ndige Quelle in","page":460},{"file":"p0461.txt","language":"de","ocr_de":"461\nden Organen felbft, gleich viel, wie fie entitehe, hat; die dritte endlich wird durch die Reibung verfchiedner Theile des K\u00f6rpers unter einander erzeugt.\nUm diele drei Arten in ihrem Verh\u00e4ltnifs zur thie-rifeben Organifation zu unterfuchen, miifste man die W\u00e4rme nach ihren verfchiednen urfpriinglie'ben Arten ftudiren, t) je nachdem fie von der Sonne ; 2) durch ls\u00fcnft-licbes Feuer; 3) durch Reiben fremder K\u00f6rper am Individuum; 4) durch Lebensw\u00e4rme eines andern K\u00f6rpers; j) durch das Individuum felbft; 6) durch G\u00e4hrung und die Wirkung von Gasarten entfteht.\nDurch das Individuum erzeugte W\u00e4rme miifste 1) in den Refpirationsorganen, dem Sitze, wo nicht der Quelle derfelben ; 2) in andern Organen, des Stammes , Kopfes, Unterleibes, den vordem und hintern Gliedmafsen; 3)\u2019n Entz\u00fcndungen und verfchiednen pathologifchen Zuft\u00e4n-den betrachtet werden.\nDie W\u00e4rme der dritten Art mufs nach der Wirkung yerfchiedner Theile auf einander, bei Reibung derfelben, unterfucht werden.\nNachdem die Wirkung der W\u00e4rme auf diefe Weife unterfucht worden, w\u00fcrde es nothwendig feyn, Beobachtungen \u00fcber die von der Natur, zur Bewahrung der Lebensw\u00e4rme , und zum gl\u00fccklichen Kampfe mit den Ab\u00e4nderungen der Atmofph\u00e4re angewandten Mittel, anzu-ftellen.\nHier vorl\u00e4ufig nur ein Entwurf einer gr\u00f6fsern Arbeit \u00fcber die Art, wie die W\u00e4rme an der Oberfl\u00e4che des inenfehlichen K\u00f6rpers vertheilt, und vorz\u00fcglich, wie fie an den Stellen, an welche fie die Organe geleitet haben, bewahrt wird.\nJedermann weifs, dafs das Fett, als Nichtleiter der W\u00e4rme, diefelbe im K\u00f6rper concentrirt, indem es ihn faft \u00fcberall umgiebt ; indeffen geftattet es zugleich, durch feine, nach Erfordernifs der Umft\u00e4nde, fich \u00f6ffnenden und fchliefsenden Poren, vorz\u00fcglich der W\u00e4rme eine hinl\u00e4ngliche Str\u00f6mung, um zwifchen der individuellen und \u00e4ufsern W\u00e4rme das erforderliche Gleichgewicht hervorzubringen, welches den, Zuftand des Wohlbefindens erzeugt.","page":461},{"file":"p0462.txt","language":"de","ocr_de":"462\nDie Brufth\u00f6hle fell ei nt der vorziiglichfte Sitz der W\u00e4rmeentwicklung, von wo aus fie in alle \u00fcbrige Theil\u00bb ausftrahlt. Indem fie fo von dem Mittelpunkte nach der Oberfl\u00e4che ausltr\u00f6mt, wird fie aber an einzelnen Stellen aufbewahrt. Dies wird an der Oberfl\u00e4che des K\u00f6rpers durch Ann\u00e4herung der Theile bewirkt, wobei die W\u00e4rmemenge beider, fielt einander n\u00e4hernder Theile verbunden, und die Wirkung der umgebenden Luft, welche fie zu vernichten ftrebt , behindert wird. So werden di\u00ab Achfelh\u00f6hlen zwei W\u00e4rmebeh\u00e4lter, indem die Arme an die Brufth\u00f6hle gebracht werden, die defto n\u00fctzlicher find , da fie fielt nahe an der Oberfl\u00e4che des gr\u00f6fsten, mithin der W\u00e4rme bed\u00fcrftigften Theiles befinden, Diefe beiden, zwischen der vordem und hintern Fl\u00e4che der Brufth\u00f6hle angebrachten W\u00e4rmebeh\u00e4lter eignen lieh f\u00fcr die gleichf\u00f6rmige Verbreitung der W\u00e4rme am meiften.\nDie verfchiednen Beugungsftellen der vordem Glied-mafsen, der Ellenbogen, die verfchiednen Theile der Hohlhand und Finger , werden neue W\u00e4rmebeh\u00e4Jter. Die vordem Gliedmafsen k\u00f6nnen durch die verfchiednen Stellungen, die lie anzunehmen f\u00e4hig find, die wahrnehmbare W\u00e4rme vermehren oder vermindern. Durch die K\u00e4lte werden wir zum Beugen der Gelenke, zum Anlegen derfelben an den Stamm, und \u00fcberhaupt zur Befchr\u00e4nlcung des K\u00f6rpers auf den m\u00f6glichft, kleinin Raum veranlagt, um die, dadurch mehr concentrirte thierifche W\u00e4rme in voller Kraft zu erhalten. Vortheilhaft ift eben daher das Ballen der Hand , um die Entftehung der K\u00e4lte in den Fingern zu verhindern, deren Zahl, Ja wie die Zahl der fie zufammenfetzenden Theile, die Bildung einer gewiffen Zahl von W\u00e4rmebeh\u00e4ltern m\u00f6glich macht, welche defto n\u00fctzlicher find, da fie lieh an den kleinften, und von dem allgemeinen Mittelpunkte der W\u00e4rme entfernteften Organen befinden.\nDer Kopf hat unter dem H\u00e4lfe einen bedeutenden W\u00e4rmebeh\u00e4lter, der durch Beugen deffelhen gegen das Bvuftbein vermehrt wird. Aelinliche finden lieh hier hinter den Ohren und unter dem Haare.\nIn diefer Beziehung aber ift das Ausathmen befon-ders wichtig. Hiebei entweicht eine mit W\u00e4rme gefchw\u00e4n-gerte Luft durch Mund und Nafe, und verbreitet lieh,","page":462},{"file":"p0463.txt","language":"de","ocr_de":"465\ntorz\u00fcglich der Th eil derfelben , welcher durch die N\u00eefe iustritt, gerade gegen den allgemeinen Mittelpunkt der W\u00e4rme, die Brufth\u00f6hle, fo dafs hiedurch der UeberHuls der innern W\u00e4rme ausgefchieden, und zum .Schutze der \u00e4ufsern Theile angewandt zu werden fcheint. Dies ift einer der Hauptvortheile des Beugens des Kopfes in der K\u00e4lte.\nBeim fchnellen Gehen wird die ausgeathmete Luft ton der atmofph\u00e4rifchen abgeleitet, und l'teigt nun nicht tmBruftbein herab, fondent wendet lieh gegen den Hals, *o fie vielleicht gef\u00e4hrliche Zuf\u00e4lle verh\u00fctet.\nDie untern Gliedmafsen bieten in den verfebiednen Gegenden mehrere W\u00e4rmebeh\u00e4lter, die anfehnlichften wifchen den beiden Oberfehenkeln, dar, welche durch lire Ann\u00e4herung, vorz\u00fcglich wegen ihrer anfehnlieben Gr\u00f6fse, das Entweichen der W\u00e4rme verhindern. Die Reibung jener Muskeln an einander vermehrt lie. Noch mehr gefchieht dies durch die Beugung der Oberfchenke! gegen den Unterleib, und vielleicht wird die W\u00e4nnever-tnehrung hier durch die, aus dem After tretenden Gasmen beg\u00fcnftigt, welche in diefer Hinficht der ausgeath-lueten Luft verglichen werden k\u00f6nnen.\nDie Beugung des Unterfchenltels auf dem Oberfchenke] bewirkt, in betr\u00e4chtlicher Entfernung von dem allgemeinen Mittelpunkte der W\u00e4rmeerzeugung, einen untergeordneten Mittelpunkt f\u00fcr diefelbe. Beugung der Knie und noch mehr Legen eines Schenkels \u00fcber den andern tragen zur Bewahrung derfelben bedeutend bei. Daffelbe bewirken Ann\u00e4herung und Beugung der Zehen, die betr\u00e4chtlicher als in der Hand lind, was, wegen weiterer Entfernung von dem allgemeinen Mittelpunkte der W\u00e4rmebildung , nothwendig war.\nSehr bemerkenswerth ift hier, dafs die Beugung aller Glieder, die allgemeine Beugung des Stammes felbft dahin Iirebt, vorz\u00fcglich auf den Unterleib die \u00e4ufsere W\u00e4rme tu concentviren. Bei kalter \u00e4ufserer Temperatur ftreben ille Glieder nach dem Unterleibe, die Wirbelf\u00e4ule, der Kopf auf den H\u00e4lfe beugen lieh. So werden die Beh\u00e4lter der oberfl\u00e4chlichen W\u00e4rme zufammenger\u00fcckt, um ft\u00e4rker xu wirken, und alle zu einem verbunden.","page":463},{"file":"p0464.txt","language":"de","ocr_de":"464\nSollen wir ails die Ter Zufammenftimmung der Theile, den Mittelpunkt der \u00e4ufsern W\u00e4rme an der Vorderfi\u00e4che des Stammes zu fixiren , auf die Notlnvendigkeit der Anbringung einer th\u00e4ligen, bleibenden \u00e4ufsern W\u00e4rme an di dem Theil fchliefsen, oder einfacher diefes Zufammen-E t eben blofs als ein Mittel anfehen, die W\u00e4rme in dem allgemeinen Mittelpunkte zu fixiren, wo die Ann\u00e4herung fo vieler Theile lie zu bewahren ftrebt?\nDie TJjothwendigkeit der W\u00e4rme zur Verdauung und zur Reifung des Embryo iE unbczweifelbar, und gerade diele Proceffe, die wichtigsten im K\u00f6rper, haben ihren Sitz da, wo die W\u00e4rme am leich teilen zufannnengedr\u00e4ngt, am l\u00e4ngfien bewahrt wird.\nIm Schlaffe hat die W\u00e4rme eine dauernde Wirkung auf den K\u00f6rper. Durch das th\u00e4tiga Uebergewicht der Beuger \u00fcber die Strecker entfteht der allgemeine Zuftand von Beugung, deffen Wirkungen, fo wie fein Haupt-refit]tat, die Concentration der W\u00e4rme an der Vorder-fl\u00e4che des Stammes, bemerkt wurden. Davon verbreitet fleh die W\u00e4rme an die Theile. Alle Glieder fuchen Ce, indem fie lieh auf dem Stamme beugen, an ihrer Quelle, und erhalten durch Aufnahme derleiben den , zu Erhaltung der Vegetationsproceffe in den Organen nothwendi-gen Zuftand von Ausdehnung.\nDiefelbe Geftalt nimmt der F\u00f6tus in der Geb\u00e4rmutter, lange Zeit auch das Kind an, dem W\u00e4rme in den erfreu Lebensmonaten fo n\u00f6tliig ift. Eben he kommtauch den Winterfclil\u00e4fern inderWintererftarrungzu, woihnen, der Bewegung der Glieder und der Bewegung n\u00e4hrender Subftanzen im Innern des K\u00f6rpers beraubt, Erhaltung der eignen W\u00e4rme durch jedes Mittel nothwendig ift.\nBei den n\u00f6rdlichen V\u00f6lkern ift, der \u00e4ufsern K\u00e4lte wegen, eine hockende Stellung weit \u00fcblicher als bei den Eidlichen, und vielleicht liefse fielt hieraus die geradere Stellung der Eidlichen als der n\u00f6rdlichen, die eine mehr oder weniger gebogene haben, erkl\u00e4ren. Zu weit ginge man aber wohl, wenn man die H\u00e4fslichlceit der Laplander zum Theil von jener Stellung herleitete.\nZum Schlufs bemerke ich dafs ein Theil unfrer angenehmen Gef\u00fchle in der F\u00e4higkeit begr\u00fcndet ift, durch","page":464},{"file":"p0465.txt","language":"de","ocr_de":"465\nwilik\u00fchrliche Ann\u00e4herung und Entfernung der Glieder die \u00e4ufsere merkliche W\u00e4rme zu vermehren und zu rennindern.\n5. Thomfon \u00fcber die W\u00e4rme, welche fich bei Entz\u00fcndung im menfcblichen K\u00f6rper entwickelt. (Aus Thomfon s Annals of philofophy. Vol. IL p. 26 \u2014 28.)\nUngeachtet jedermann weifs, dafs die W\u00e4rmeentwicklung im meni'chlichenK\u00f6rper fehr bedeutend ift, und beiEntz\u00fcndung lieh anfehnlich vermehrt, kenne ich doch keinen Verbuch, die H\u00f6he der Zunahme der W\u00e4rmeentwicklung bei Entz\u00fcndung zu beftimmen, und fetze daher folgende, an mir felbft k\u00fcrzlich im Winter gemachte Beobachtung her, die zwar keinesweges die ganze, bei derEntz\u00fcndung entwickelte W\u00e4rmemenge beftimmt, aber doch ziemlich genau und daher f\u00fcr die Phyliologie nicht ohne Intereffe ift.\nIch erk\u00e4ltete mich betr\u00e4chtlich, weil ich bei regnig-tem Wetter iu d\u00fcnnen Schuhen einen weiten Weg gemacht, und nachher mehrere Stunden mit naffen F\u00fcfsen gefe\u00fcen hatte, bekam dabei Fieber, und, unter andern Entz\u00fcndungszuf\u00e4llen eine klopfende Hitze in der rechten Leiftengegend mit Gefchwulft einer Leiftendr\u00fcfe. Um Eiterung zu verh\u00fcten, legte ich vier Tage lang, jeden Tag 36 iVlal zwei nach einander in kaltem Waffer, deffen Temperatur ungef\u00e4hr 40\u00b0 betrug, ausgerungene baumwollene T\u00fccher auf. Diefe wurden abgenommen, wenn fie fich heifs anf\u00fchlten, wobei lie nach mehrern Verfuchen 93\u2019 hielten, fo dafs alfo jedes Tuch und das darin enthaltne Waffer 50\u00b0 W\u00e4rme gewonnen hatte.\nDas erfte Tuch wog trocken 530 Gran.\nDas zweite -\t-\t-\t458\t-\nDas erfte, befeuchtet, 1459 oder 929 Waffer -f- 530 Tuch. Das zweite, -\t1434 oder 976\t-\t-j- 458 Tuch.\nDie fpecififche W\u00e4rme der Baumwolle zu beftimmen, wurden mehrere, aber mit unerwarteten Hinderniffen","page":465}],"identifier":"lit14123","issued":"1817","language":"de","pages":"460-465","startpages":"460","title":"\u00dcber die Art, wie die W\u00e4rme im menschlichen K\u00f6rper verteilt und ihre Verfl\u00fcchtigung von dessen Oberfl\u00e4che verhindert wird: Aus Corvisart's journal de m\u00e9dicine 1816 im London medical repository, Vol. VII, p. 283-287","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:18:38.549938+00:00"}