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{"created":"2022-01-31T16:20:31.385806+00:00","id":"lit14127","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Morveau, Guyton","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 473-476","fulltext":[{"file":"p0473.txt","language":"de","ocr_de":"473\nVerfchiedenheit ttev Stoffe der letzten Harnarten vorn Blutharn, und dar Mangel folcher Subftanzen, welche unzerfetzt mit dem Harn abgehen in den \u00e4ufsern Blutadern \u2019) fprechen.\n3, Guyton Morveau \u00fcber den phosphores-eirenden Harn, (Aus den Annal, de Chimie T. 89- 1814.)\nK\u00fcrzlich machten Herr Jilrine und Herr Guyton zwei an lieh felbft gemachte Beobachtungen einer Erfcheinung bekannt, die inan, nach der Analogie von H\u00e4maturie, mit dem Namen Phosphurie belegen k\u00f6nnte. Beide wurden im Winter gemaebt. In dem elften Falle wiederholte Itch drei Jahre hinter einander ungef\u00e4hr um diefelbe Zeit diele Erfcheinung. In diefem Falle phosphores-cirte der Harn beim Austreten aus der Harnr\u00f6hre, im zweiten nicht, fondera wurde erft durch den Stofs gegen die Erde leuchtend, und dies in dem Maafs ft\u00fcrker, als\nl) Tndeffen leuchtet es ein, dafs der letztere TJmftand aus meli-rern Gr\u00fcnden nicht viel erweift. Dies ergiebt fich auch aus Magendie' s Uuterfuchungen \u00fcber diefen Gegenftand, (Pr\u00e9cis da pliyfiol. T. II. 1S17. p. 580. gl.)\nEr fand 1) dafs blaufaures Kali, indie Venen, oder den Darmkanal, oder eine ferofe K\u00fchle eingebracht, bald in die Blafe \u00fcbergeht und hier leicht erkannt wird;\nw dafs es, wenn feine Menge betr\u00e4chtlich ift, im Blute durch die gew\u00f6hnlichen Pr\u00fcfungsmittel entdeckt, in geringer Menge aber hier durch diefelben Mittel nicht naelige-vviefen wird ;\n3) dafs daffe.be Statt findet, wenn man blaufaures Kali mit Blut aufserlialb der Gef\u00e4fse vermifcht;\n4J) dafs dagegen das blaufaure Kali im Harn in jedem Verh\u00e4ltniffe entdeckt wird.\nEs ift hiernach weniger auffallend, dafs man von eingenommenen Subftanzen, welche man felir deutlich im Harn heilet, oft keine Spur im Blute entdeckte.\nM,","page":473},{"file":"p0474.txt","language":"de","ocr_de":"/nt\n47\nder Stofs heftiger war. Im erften dauerte das Leuchten der einzelnen Harntropfen, welches mit dem der Johan-nisw\u00fcrmer verglichen wird, ungef\u00e4hr -1 Minute in voller Klarheit, und verfcliwand dann allm\u00e4hlich, w\u00e4hrend im letzten die einzelnen Tropfen diefe Eigenfchaft nicht behielten, und das Leuchten \u00fcberhaupt faft augenblicklich verfcliwand. Herr Guyton bemerkt ausdr\u00fccklich, dafs er weder W\u00e4rme, noch Reizung, noch irgend eine trage\u00ab wohnte Empfindung in der Harnr\u00f6hre hatte, welche auf die Annahme einer ungew\u00f6hnlichen Sch\u00e4rfe im Harn h\u00e4tte leiten k\u00f6nnen, und Herr Jilrine, dafs er hei meh-rern Verfuchen \u00fcber den innerlichen Gebrauch des Phosphors, ungeachtet genauer Aufmerkfamkeit, nie Phospho-rescenz des Harns bemerkt habe, felbft wenn der Phosphor zu 5 \u2014 8 Granen, die Phosphorf\u00e4ure zu zwei Unzen, t\u00e4glich genommen wurde.\nDer Phosphor findet lieh bekanntlich im Harn, allein immer mit Oxygen verbunden , mithin nicht verbrennlich. Rigerirt man frifchen Harn \u00fcber Phosphor, felbft wenn man ihn auf dem thierifchen W\u00e4rmegrade erh\u00e4lt, fo erh\u00e4lt er dadurch nicht im Geringften die F\u00e4higkeit, hei Ber\u00fchrung mit atmofpli\u00e4rifcher Luft zu leuchten.\nSelbft die Annahme ganz freier phasphoriger S\u00e4ure im Harn erkl\u00e4rt die Erfcheinung nicht, indem lieh diefe evft bei lehr hoher Temperatur durch Aufnahme des Oxygens in Fkosphorf\u00e4ure verwandelt, nachdem durch die Zer-letzung des Wallers Phosphorwafferftoffgas entftanden ift.\nNoch weniger ergiebt fie lieh aus der Anwefenheit phosphonger Verbindungen, indem diefe durch den Zutritt der atmofph\u00e4rifchen Luft nicht abge\u00e4ndert werden. Das phosphorige Ammonium, deffen Anwefenheit im Ham man feiner Aufl\u00f6slichkeit wegen annehmen k\u00f6nnte, tritt keinen freien Phosphor ab, indem es andre Verbindungen eingeht.\nGallert kann der Karn zuf\u00e4llig in gr\u00f6fserer oder geringerer Menge enthalten, weil fie bei einer Temperatur von 30\u00b0 Centigr. in einer w\u00e4fferigen Fliiffigkeit aufl\u00f6slich ift, allein Phosphor, der felbft bei h\u00f6herer Temperatur mit diefer Aufl\u00f6fung digevivt wird, t.heilt ihr durchaus keine leuchtende Eigenfchaft mit, felbft wenn lie","page":474},{"file":"p0475.txt","language":"de","ocr_de":"fiflh warm im Dunkeln befindet, und der Luft eine grofse Oberfl\u00e4che darbietet.\nDas Fett wirkt ft\u00e4rker auf den Phosphor; allein, die dadurch bewirkte Verbindung ift io eng, dafs he nur durch einen fehr hohen W\u00e4rmegrad, wobei durch Wafferzerfetzung Phosphorwafferftoffgas entfteht, gel\u00f6ft werden kann. Auch d\u00fcrfte ixch fchwerlich itn Harn eine zu diefer Aufl\u00f6fung hinreichende Menge von Fett-fubftanz nachweifen laffen.\nEine zu Erkl\u00e4rung der vorerw\u00e4hnten Erfcheinung fich mehr eignende Subftanz ift die, welche durch die Einwirkung des StickftofFs auf den Phosphor entfteht, und von Fourcroy, der fie in Verbindung mit Humboldt beobachtet, mit dem Namen des gasf\u00f6rmigen Azot - und Phosphoroxyds oder des oxydirien Phosphor - Azoturs belegt worden ift *). Nach ihm f\u00e4ttigt der Phosphor das Azot ohne darin zu brennen oder zu leuchten ; vermifcht man. aber diefe Verbindung felbft bei niedriger Temperatur mit Oxygen, Io entfteht Leuchten und langfame Verbrennung\nAuf (liefe Verbindung w\u00fcrde man alfo beim gegenw\u00e4rtigen Zuftande unterer Kenntniffe zu einer wahrfchein-lichen Erkl\u00e4rung der vorerw\u00e4hnten Erfcheinung vorz\u00fcglich feine Aufmerkfamkeit zu richten haben. Der Stick-ItofF findet lieh bekanntlich in grofser Menge im Harn-ftoff, dem Ammonium und allen Producten felbft der fpontanen Zerfetzung des Harns. Es w\u00e4re wohl nicht unm\u00f6glich, das wenigftens zuf\u00e4llige Vorkommen des freien Stickftoffs in der Harnblafe nachzuweifen, da man luftf\u00f6rmige Ausfl\u00fcffe durch die Harnr\u00f6hre bemerkt bat, welche nicht mit dem, aus dem After tretenden Hydrogengas zu verwechfeln waren, und nach den Erfahrungen\" von J\u00fcrine '), Stickftoff in ziemlicher Meng\u00ae im Darmkanal findet\nl) Sylt. des connoiff. chim. T. I. p. 20*. a) Ebend, p. 163.\n3)\tS. Diet, des fc. m\u00e9dic. Art, Aedoeopfopfaie und Air. T, I. p. lij.\n4)\tAuch nach Msgendin, S. \u00e0ie\u00eees Archiv Bd. 3* J\u00d6t. 1.","page":475},{"file":"p0476.txt","language":"de","ocr_de":"47 6\nZwar Wiebe die Frage \u00fcber den Urfprung des verbrennlichen Phosphors in der El aie \u00fcbrig, indem keine Suhftunz bekannt ift, durch welche er dalelbl\u2019t feine* Oxygens beraubt werden kann. Allein diefer Einwurf, der gegen die zuerft gemachten Verfuche zu Erkl\u00e4rung diefer Erfcheinung beftimmt entfcheidet, ift auf die letzte nicht im gleichen Maafse anvvendbar, indem nach ihr nicht fowohl ein v\u00f6llig freier Phosphor, fondera 'eine phosphorige S\u00e4ure dem Stickftoff einen verbrennlichen Beftandtheil abtriUe. Es bliebe hiernach nur diefelbe Schwierigkeit \u00fcbrig, welche die gleichzeitige Anwefenheit des Harnftoi\u00ees und der Harnfiiure in derfelben Fl\u00fcf\u00dfgkeit darbietet, indem mau, wie houixray bemerkt, noch nicht zu beftimmen im Stande gewefen ift, ob lieh diefe S\u00e4ure zum rheii an Harn bildet, oder zum Theil zerfetzt und durch welche Art von Ver\u00e4nderung eine von beiden Subltanzen fich in die andre umvvandclt\n4. Gaultier de Clauhry \u00fcber N i e r c n f t e ine.\n(Aus den Ann. de Chimie. T. 93. p. 67 ff.)\nAlle bis jetzt in den Nieren gefundenen Steine be* ftanden, meines Willens, aus Harnf\u00e4ure, phosphorfau-remKalk. oder pliosphorfaurer Amrnoniakmagnefia. Vor Kurzem hatte ich indeffen Gelegenheit, Steine andrer Art zu anterfneheu, welche in den Nieren eines Mannes gefunden wurden, der feit 9* Tagen an einer vollkomm* nen, pl\u00f6tzlich eingetretnen Unterdr\u00fcckung der Harnab-fonderung gelitten hatte.\nDie Nieren waren fahr feft und etwas zu klein. Das rechte Nierenbecken enthielt einen Stein von 14''' L\u00e4nge, 7\"' Breite, 4\"' Dicke und 54 Gran Gewicht Der L\u00e4nge nach durehf\u00e4gt, erfebien er holzfarben und von k\u00f6rnigem Gewebe. Mit kauftifchem Kali behandelt, wurde er zum Theil, ohne Entwicklung von Ammoniumgeruch , aufgel\u00fcft, die mit S\u00e4ure gef\u00e4ttigte Aufl\u00fcfung gab\nG A. a. O. V. 51*.","page":476}],"identifier":"lit14127","issued":"1817","language":"de","pages":"473-476","startpages":"473","title":"\u00dcber den phosphorescierenden Harn: Aus den Annal. de Chimie T. 89, 1814","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:20:31.385813+00:00"}