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Ueber die Veränderung der Hautfarbe, welche durch den innerlichen Gebrauch des salpetersauren Silbers verursacht wird

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{"created":"2022-01-31T16:21:13.840763+00:00","id":"lit14131","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Albers, J. A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 504-515","fulltext":[{"file":"p0504.txt","language":"de","ocr_de":"504\nH.\nlieber die Ver\u00e4nderung der Hautfarbe, welche durch den innerlichen Gebrauch des falpeterfauren Silbers venirfacht wird. Von Dr. J. A. Albers.\nIm Jahre 1815 thellte ich der medicinifch- chirurgifchen GefeJlfchaft in London einen Auffalz \u00fcber eine Ver\u00e4nderung der Hautfarbe, welche durch den inneren Gebrauch des falpeterfauren Silbers verurfacht worden ift, mit; der auch in den Abhandlungen diefer Gefellfchaft, mit einem Zul\u2019atze des ber\u00fchmten Londoner Arztes iioget aufgenommen wurde1 2); f\u00b0 wie er auch in den neuen Sammlungen auserlefener Abhandlungen zum Gebrauche praktischer Aerzte \u00fcberletzt3) erfchien, Ich habe feitdem, fo viel ich konnte, mir die fr\u00fcheren und fp\u00e4teren Erfahrungen hier\u00fcber gefammelt, die ich hier alle mittheilen will.\nEs iftfchwer, mit Gewifsheit zu beftimmen, wer zuerft diefe merkw\u00fcrdige Eigenfchaft des falpeterfauren Silbers beobachtete ; allein es ift mir noch frets wnhr-fcheinlich, dafs es ein Englifcher Arzt war. Nicht blofs die Verficherung des gelehrten Herrn Profeffors Auten-r'ieih, deren ich fchon in meinem fr\u00fchem Auffatze erw\u00e4hnte, dafs er fich n\u00e4mlich erinnere, in einem \u00e4lteren Englifchen Werke davon gelefen zu haben, l\u00e4fst mich diefes glauben; fondera eine Stelle in Hecke As Arzneimittellehre 3) macht es mir ebenfalls wahrfcliein\u00fceh,\n1)\tMedico - chirurgical Transactions, London iZlu. Vol. VII. Fart. I. y\u00bb- 284 \u2014 295.\n2)\tLeipzig 1817. 2ter Ed. 2tes St\u00fcck, S. 361\u2014373.\n3)\tA. F. Hecker\u2019s praktifehe Arzneimittellehre. Uevidirt uni mit den neneften Entdeckungen bereichert heraussrepeben von einem praktifchen Arzte. Frankfurt 1815. 2ter Theil, p. 649.","page":504},{"file":"p0505.txt","language":"de","ocr_de":"50 5\nwo es von diefem Mittel lieifst: ,, Von anhaltendem Gebrauche in kleinen Gaben foli ein Menfch in England \u201eganz fclnvarz geworden feyn.\u201c So viel auch in England \u00fcber den innerlichen Gebrauch diefes Mittels ge-fchrieben worden ift, fo erw\u00e4hnt doch kein Schrift-ftsller diefer Wirkung; auch Murray lagt in feiner Arzneimittellehre 1 ) nichts hiervon, und ich rnufs daher glauben, clafs der verdorbene Hecker diefe Bemerkung aus einer \u00e4lteren Engiifchen Schrift genommen habe.\nDie erfte Schrift, in welcher wir diele merkw\u00fcrdige Wirkung des falpeterfauren\u2019 Silbers beftimmt erw\u00e4hnt finden, ift: La m\u00e9decine \u00e9clair\u00e9e par les feien-, ces phyfiques, ou Journal des d\u00e9couvertes relatives aux diff\u00e9rentes parties de l\u2019art de gu\u00e9rir. R\u00e9dig\u00e9 par Four-croy. Paris 1791. Tom. I. p. 342.\nMer kwiirdige Wirk un g des fal pe cerf au ren Silbers auf einen Kranken.\n\u201eEin proteftantifcher Geiftliclier in der Gegend \u201evon Hamburg, der an einer Verftopfung der Leber \u201elitt, gebrauchte auf den Rath eines Empirikers eine \u201eAufl\u00f6fung des falpeterfauren Silbers. Nachdem er \u201eden Gebrauch diefes Mittels mehrere Monate hindurch \u201efortgefetzt hatte, fo ver\u00e4nderte fielt feine Haut un-merklich, und ward allm\u00e4hlich fchwarz. Diefe Farbe \u201edauerte mehrere Jahre fort, worauf fie indeffen anfing \u201efielt zu vermindern. \u2014 Diefe Beobachtung, welche \u201euns Herr Schwediauer mitgetheilt hat, ift iehr merkw\u00fcrdig; denn man follte glauben, dafs die Aufl\u00f6fung \u201edes Silbers auf den Magen und alle \u00fcbrigen Tlteile \u201eh\u00e4tte wirken feilen, ehe fte unter der Oberhaut w\u00e4re\nl) A Syhem oE Materia Medica and Pharmacy etc. By John Murray f\u00e9cond Edition, Edinburgh 1813, i Volum.","page":505},{"file":"p0506.txt","language":"de","ocr_de":"506\n\u201eabgelagert worden. Es fcheint, clafs das metallifche \u201eSalz fehl' fchncll in das abforbirende Syftem iiberge--, gangen ift. Es w\u00e4re zu w\u00fcnfchen, die weitere Folge \u201e diefer fonderbaren Ver\u00e4nderung der Hautfarbe zii er-\u201e fahren.\u201c\nDie zweite Nachricht findet man in einer Schrift, wo man fie fchwerlich fuchen wurde, n\u00e4mlich in einer liftjfebefchreibung des verftorbenen \u00d6berconfiftorialraths Z\u00f6llner *) , und die mir gewifs entgangen feyn w\u00fcrde, wenn ich nicht von meinem hochverehrten Freunde, dem Herrn Obermedicinalrathe Blumenbach w\u00e4re darauf aufmerkfam gemacht worden, deffen bekannter grofser Belefenheit ich fo Vieles verdanke. \u2014 Ich theile die ganze merkw\u00fcrdige Stelle S. 169 \u2014 172 hier mit: \u201eDie Zeit, welche uns zwifchen dem Spa\u00ab \u201e ziergange auf dem Walle und der Abendgefellfchaft \u00fcbrig blieb, widmeten wir einem Befuche des Pro-\u201e tophyficifs Dr. Weigel, Vaters des vortrefflichen Ar\u00ab \u201e chiaters in Greifswald. Er war uns als ein treuherzi\u00ab \u201eger freundlicher Alter befchrieben worden, der fichein \u201eVergn\u00fcgen daraus machte, das Eigenthiimliche feiner \u201e weitl\u00e4ufigen chemil\u2019chen Anlagen zu zeigen und zu \u201eerkl\u00e4ren; und wir fanden dies durch unfereAufnahme \u201ebeit\u00e4tigt. Er hatte es gar kein Hehl, dafs er ficli \u201eehedem mit chemifchen Arbeiten abgegeben habe, zu \u201edenen man heut zu Tage nicht mehr viel Vertrauen 3, hat. Auch bis jetzt macht er noch viele geheime Arz-\u201eneien; vornehmlich aber deftillirt er allerlei Sorten \u201evon Licjueuren, die wir koften mufsten, und zum\nJohann Friedrich ZiMna's, K\u00f6niglich Preufsifchen Ober-confiftorial - Raths und Probftes in Berlin, Reife durch Pommern nach der Infel R\u00fcgen und einem Theile des Herzogthums Mecklenburg im Jahre 1795. In Briefen, mit Kupfern und Tabellen. Berlin, bei Friedrich Maurer.","page":506},{"file":"p0507.txt","language":"de","ocr_de":"507\n\u201eTheil fehr wohlfehmeckend fanden. Sein Vorrath \u201evon Deftillirgef\u00e4fsen ift erftaunlich groi's, und die \u201eEinrichtung feiner Oefen konnte er uns nicht genug-\u201efatn anr\u00fchmen.\u201c -\n\u201eUnter feinen Arzneien ift Eine fehr ber\u00fchmt ge-\u201eworden. Man hat n\u00e4mlich von derfelben behauptet, \u201edafs fie die Kranken zwar gefund macht, aber fie daf\u00fcr \u201e blau oder fchivarzblau f\u00e4rbt. Wir fallen felbft in der \u201eKirche .einen Mann, der diele Wirkung erfahren haben \u201efollte. Das meifte Auffehen aber hatte die Cm eines \u201e Feldpredigers vom ehemaligen von Blixenfchen Regi-\u201ement, Namens Willich, gemacht. Herr D. Weigel j,gab ihm felbft bereitete Tropfen, Pulver und eine Art \u201evon. Modellen. Der Patient hatte vorher fehr heftige \u2022^h\u00e4morrhoidalifche undhypochondrifche Befchwerden, \u201eDas Uebel verfchwand, fo dafs der Kranke feinem 5, Amte wieder vorftehen, und fich verheirathenkonnte; ;,aber iunter dem Gebrauch jener Arzneien ward er zugleich dergeftalt blau oder eigentlich fchivarzblau, \u201edafs die verftorbene K\u00f6nigin von Schweden feinen Chef fragte, wie er dazu gekommen fey, einen Neger ^zum Feldprediger zu machen; und dafs feine neuver-\u201emahlte Gattin den Tag nach der Hochzeit in Sorgen gerieth, ob diefe Farbe nicht erblich feyn m\u00f6chte.1\n\u201eMan kann fich vorftellen, wie viel davon mit \u201eErnft und Spott geredet worden fey. Der Feldpredi-\u201eget fetzte eine Schrift auf, worin er Herrn D. Weigel \u201evertheidigte, und theilte diefe nicht nur bei dei 1 a-\u201erole, fondern auch unter alle feine Freunde und Bekannte aus. Ich habe fie eben vor mir1). Herr\nl) Sie behebt aus zwei Bogen in 4., ohne Druckort und Jahrzahl; am Ende Ift fie unterfchrieben Stralfand den 15. October l:77\u00ee* H. G. Willich. Der Titel ift: An Sr. Hoch \u25a0 Edelgeborn.cn, Herrn Bernhard Nielas Weigel, der Arsneikunfi Doctor,","page":507},{"file":"p0508.txt","language":"de","ocr_de":"508\n\u201e Will ich beantwortet darin folgende Fragen: i) babe \u201eich allgemeine oder belondere Gr\u00fcnde zu muthmafsen, \u201edafs Sie (Herr Protophyficus Weigel) mich durch \u201e Gefchicklichkeit oder Ungefchicklichkeit gef\u00e4rbt ha-\u201eben? ?,) Habe ich allgemeine oder befondere Gr\u00fcnde, \u201ezu glauben, dafs andere Urfaclien zu meiner Farbe \u201efind, als Ihre Arzneimittel? 3) Hin ich davon iiber-\u201e zeugt ? \u201c\n,, Zuerft : Keiner von den grofsen Arzneikundigen, \u201e die von den Wirkungen der Heilmittel gefchrieben \u201ehaben, f\u00fchre Arzneien an, welche die Farbe der Haut \u201egr\u00fcn, roth, gelb oder blau machen. Eine belondere \u201eWirkung der H'e/ge/\u2019fchcn Tropfen, Pulver und Mor-\u201e feilen k\u00f6nne es auch nicht feyn; theils weil nicht alle \u201eKranken, die folche gebraucht haben, fondern nur er \u201eund eine einzige Harne davon blau geworden find; \u201etheils auch Andere, ohne in Herrn Weigels Cur ge-a,wefen zu feyn, diefe Farbe gehabt haben. So habe \u201eer im Jahre 1756 zu Greifswald einen Strumpfweber \u201egekannt, der damals eben fo blau gewefen, als er \u201ejetzt felbft fey. Und ein Soldat Sc/i\u00f6nemufs habe fo \u201efchwarzblau ausgefehen, dafs er lieh fogar felbft vor s, ihm entfetzt habe.\u201c\n\u201e Zweitens : Die ber\u00fchmteften Aerzte reden von \u201eeiner Krankheit, welche die Haut blau oder fchwarz \u201ef\u00e4rbe, unter dem Namen der Melanochroie, welche \u201eeine Folge der Cachexie fey, wie es auch Krankheiten \u201e gebe, welche eine gr\u00fcne oder gelbe Hautfarbe her-5, Vorbringen. Er erz\u00e4hlt bei diefer Gelegenheit etwas 3, von feiner Krankengefchichte, und erinnert am Schluffe 3, derfelben Herrn Weigel an feinen Doctor - Eid.\u201c\nund hie/iger Proto- Phyficus; von Herrmann Gottfried Wil-lieh, Regiments - Paftor zum K\u00f6nigl. von Blixenfchen Re-gimente.","page":508},{"file":"p0509.txt","language":"de","ocr_de":"509\n\u201eBrittens: bemerkt er, dafs fieb der traurige j,'Zuftand, worin er fich w\u00e4hrend feiner Krankheit befunden habe, fowohl als feine fchwarzblaue Farbe,\n\u201eunter dem Gebrauche der WeigeVfchen Arzneien An-\u201e fangs immer mehr verfchlimmert habe; dafs Herr \u201eD. Weigel ihm aber viele Freundfchaft erwiefen, und '\u201enach eben diefer Arznei, in Verbindung mit andern \u201e Mitteln, die der Sohn deffelben verordnet habe, feine \u201eGefundheit beffer, und feine Farbe wieder nat\u00fcrlich 5, geworden fey. Ueberdies habe Herr D. Weigel ihn \u201edurch mehr als ein Dutzend medicinifcher Schriften \u201e\u00fcberzeugt, dafs es Krankheiten gebe, in welchen die \u201eKranken blau werden, aber Keiner der ihm bekannten Schriftfteller fetze hinzu, ein Menfch k\u00f6nne auch \u201edurch einen Doctor blau gef\u00e4rbt werden. Du \u201enimmft es wohl nicht \u00fcbel, wenn ich zweifle, ob die \u201egleichfalls gef\u00e4rbte Dame fich eben fo gut werde durch \u201eein Dutzend medicinifcher Schriftfteller haben \u00fcber-\u201ezeugen laffen.\u201c\nIch bedaure recht fehr, dafs ich die in der Note SU 170 erw\u00e4hnte Schrift, trotz aller Bem\u00fchung, nie erhalten konnte. Ein angefeliener noch lebender Arzt, deffen Namen ich aber nicht nennen darf, hat mir noch Folgendes zu diefer Gefchichte Geh\u00f6riges dar\u00fcber fchrift-lich mitgetheilt:\nn \u201eNicht leicht kamen dieMedicamente jenes Arztes \u201ein fremde H\u00e4nde; \u2014 doch hatte der l\u00e4ngft verftor-\u201ebene Hofapotheker Meyer in Stettin, ein bekanntlich \u201efehr gefchickter Chemiker, Gelegenheit, fich eine \u201eQuantit\u00e4t von feinen Pillen zu verfchaffen.\u201c Diefe n\u00e4mlich, und nicht die von Z\u00f6llner genannten Arznei' mittel, hatten die Eigenfchaft, die Haut zu f\u00e4rben, wie wenigftens von den Tropfen der von mir eben erw\u00e4hnte Arzt beftimmt verfichert. \u201eBei der cliemifchen Untersuchung der Pillen fand Herr Hofapotheker Meyer,","page":509},{"file":"p0510.txt","language":"de","ocr_de":"510\ncJafs fie Silber-Vitriol enthielten.\u201c Als er diefes meinem Freunde m\u00fcndlich erz\u00e4hlte, fetzte er hinzu: \u201edafs \u201ees ihm dadurch ganz klar geworden fey, dafs von dem \u201eanhaltenden Gebrauch dieferPillen die fchvvarze Haut-\u201e f\u00e4rbe einiger in dortigem Lande fehr bekannter \u201e Menfchen herr\u00fchre.\u201c\nDiefes war in den achtziger Jahren des vorigen Scculi, das Jahr felbft ift meinem Freunde entfallen. Letzterer fetzt nun aus feiner eignen Erfahrung noch folgende h\u00f6chft wichtige Bemerkungen hinzu. \u201eSo \u201emerkw\u00fcrdig dies Ph\u00e4nomen allerdings ift, fo weifs \u201eich doch nicht, dafs man andre Unterfuchungen \u00fcber \u201edaffelbe und \u00fcber jenes Mittel angeftellt hat, wenig-\u201eftens zu jener Zeit nicht; mir kam die Sache ebenfalls \u201eaus dem Ged\u00e4chtnifs. Vor etwa 12 Jahren gaben \u201eaber einige Vorf\u00e4lle mir Gelegenheit, mich derfelben \u201ewieder zu erinnern. Einem jungen Menfchen aus \u201eeiner angefeheuen Familie, der an der Epilepfie litt, \u201ewurde von einem Parifer Arzte gegen diele fehreck* \u201eliehe Krankheit ein Mittel verordnet, welches Lap. ,, infernal, x Gr. in Waller gjjj und Syrup aufge-\u201el\u00f6ft beftand, und wovon Morgens und Abends \u00e9in \u201eEfsl\u00f6ffel voll genommen werden follte, mit der Au-. \u201e weifung, die Dofis des lap. infernal, in jener Mifchung \u201enach und nach zu erh\u00f6hen, ja wohl bis zu 6 Gran \u201eund h\u00f6her, und ich weifs, dafs von diefem jungen \u201eMenfchen unter \u00e4rztlicher Aufficht bis zu 7 Gran ge-\u201e ftiegen worden ift. Nach dem Gebrauch diefes Mit-\u201etels, welches anf\u00e4nglich mit anicheinencl gutem Er-\u201efolge, der aber nachher wieder verfchwand, genom* \u201emen wurde, bekam der junge Menfch eine graue ins \u201efchw\u00e4rzliche fallende Farbe der Haut, besonders des \u201e Gefichts. Ich wurde diefes Kranken wegen vor meh-\u201erern Jahren um Rath gefragt, als er noch von dem \u201eMittel Gebrauch machte: Mir fiel zugleich mit der","page":510},{"file":"p0511.txt","language":"de","ocr_de":"611\n\u201ever\u00e4nderten Hautfarbe die Sache mit den Pillen aus \u201eSilber - Vitriol und das Urtheil des Hofapothekers \u201eMeyer fofort bei, und dachte, das Silber ift hier \u201e wahrfcbeinlich das die Haut f\u00e4rbende Princip, gleich \u201egut, ob es mit Vitriol- oder Salperf\u00e4ure verbunden \u201ein den K\u00f6rper gebracht wird; es ift hier der n\u00e4mliche \u201eFall , als mit dem Queckfilber, welches die damit vereinigte Salzf\u00e4ure in dem K\u00f6rper fahren l\u00e4fst, und \u201e wieder reviviscirt. \u2014 In der Folge habe ich mehreren epileptifchen Kranken dies n\u00e4mliche Mittel zwar \u201eohne Erfolg hinfichtlich der Epilepfie verordnet, aber \u201ebei einigen fehr deutlich den Anfang der gr\u00e4ulichen \u201eHautfarbe darnach entftehen l'ehen ; keiner meiner \u201eKranken hat es aber zu einer fo gef\u00e4ttigten fchwarzen \u201eFarbe gebracht, als einige jener Kranken des Arztes, \u201eder die Pillen aus Silber-Vitriol anwandte, weil meine \u201eKranken das Mittel gew\u00f6hnlich nicht lange genug fort-\u201efetzen wollten, welches hingegen der Fall bei Jenen \u201ewar, welche die Pillen Jahre lang nahmen,\u201c\nIch will jetzt aus meinem Auffatze nur dasjenige .hier wieder mittheilen , was theils in hiftorifcher Hinlicht diefes Gegenftandes davon liolhwendig, theils aber auch dazu erforderlich ift, um bei den phvliologifcheu Bemerkungen \u00fcber cliefe gewifs merkw\u00fcrdige Erfchei-nung darauf verweilen zu k\u00f6nnen. Da die fchon vorher erw\u00e4hnte Ueberfetzung in den \u201eneuen Sammlungen \u201eauserlefener Abhandlungen zum Gebrauch praktifcher \u201eAerzte\u201c \u2014 unverbefferlich ift, fo will ich mich daher derfelben auch hier bedienen.","page":511},{"file":"p0512.txt","language":"de","ocr_de":"J. A. \u00c2\u00efb\u00e8rs \u00fcber eine Ver\u00e4nderung der Hautfarbe-, welche durch den Innern. Gebrauch des fidpeterfaurai Silbers v'erurf\u00e4cht worden i\u00df.\nDie Haut der Frau, deren Krankengefchichte ich in dem Folgenden mit\u00fcieilen will, hatte \u00fcber den ganzen K\u00f6rper eine fchwarze Farbe angenommen. Da nicht der geringfte Anfchein von irgend einer Herzkrankheit vorhanden, und weder das Athemholen, noch der Blutumlauf im Geringften ver\u00e4ndert war, fo war es mir unm\u00f6glich, die Urfache diefer Erfcheinung aufzufinden, und ich w\u00fcrde wahrfcheinlich vergeblich, lie zu entdecken, bem\u00fcht gewefen feyn ; w\u00e4re meine Auf-merkfamkeit nicht durch einen Brief des verftorbenen Dr. Reimarus zu Hamburg, auf fie geleitet worden, welcher mich benachrichtigte , dafs in feiner Stadt zwei Kranke nach dem innern Gebrauch des falperfauren Silbers eine blaue Hautfarbe bekommen h\u00e4tten. Kurz darauf theilte mir Herr Profeffor Rudolphi in Berlin, welcher damals in Greifswalde lebte, eine \u00e4hnliche Beobachtung mit, welche ihm ein Arzt feiner Stadt bekannt gemacht hatte. Ich will nun den Fall erz\u00e4hlen, welchen ich felbft behandelt habe , und wo nicht bezweifelt werden kann, dafs die Ver\u00e4nderung der Hautfarbe dem erw\u00e4hnten Arzneimittel zugefchrieben werden m\u00fcffe.\nEine fette, dreifsig Jahr alte Frauensperfon, von einer fchlaffen K\u00f6rperbefchaffenheit, aber fonft gefund, und Mutter von vier bl\u00fchenden Kindern, bekam im Jahre igoi w\u00e4hrend der Nacht einen fallf\u00fcchtigen Anfall, ohne dafs fie davon die Urfache anzugeben im Stande gewefen w\u00e4re. Diefe Anf\u00e4lle kehrten von vier bis fechs Uhr vier Mal zur\u00fcck. Ich verfchrieb ihr das falpeterfaure Silber in Pillenform in folgender Gabe:\nMan nehme falpeterfaures Silber 4 Gran,","page":512},{"file":"p0513.txt","language":"de","ocr_de":"Semmelgrume fo viel, als zureichty um 84 Pillen von zweier Grane Schwere machen zu k\u00f6nnen. Ueberziehe fie mit Silberbl\u00e4ttchen. Fr\u00fch und Abends vier St\u00fcck.\nOb ei ei ch die Kr\u00e4mpfe nach dem Gebrauche diefer Pillen nicht wieder zur\u00fcekkehrten, fo brauchte diefe Frau doch das Mittel, ohne mein Wiffen, beinahe drei und ein halbes Jahr fort ; in dem letzten Theile dieles Zeitraums nahm fie jedoch die Pillen nur Abends. Gegen Ende des letzten Jahres, wo fie mit ihrem; vierten Kinde fchwanger ging, wurde die Ver\u00e4nderung der Hautfarbe zuerft, und vornehmlich im Geliebte, bemerkbar. Die Farbe war erft bl\u00e4ulich , wurde allm\u00e4hlich dunkler, bis fie endlich, wie lie feitdem fortge-dauert hat, fehr dunkel und beinahe fchwarz ward. Diefe blaue Farbe hat lieh \u00fcber den ganzen K\u00f6rper verbreitet, ift jedoch am ft\u00e4rkften im Geflehte, am vordem Theile des Halles, in der Mitte ihres \u00dfufens und an den H\u00e4nden und N\u00e4geln. Wenn die Kranke ihre Arniein einer aufrechten Lage h\u00e4lt, fo wird die blaue Farbe betr\u00e4chtlich vermindert und verfchwindet beinahe ganz. Die undurchfichtige Hornhaut ift gleichfalls betr\u00e4chtlich gef\u00e4rbt. Die Kranke hat am Arme eine grofse Narbe von einem ehemaligen Fontanelle, welche ganz, weifs ift; . wenigftens kann ich keine bl\u00e4uliche Farbe in ihr erblicken. Diefe Bl\u00e4ue ift nicht zu allen Zeiten gleich tief, fondern ver\u00e4ndert fich oft an einem und demfelben Tage einige Male, ohne dafs man einen Grund von diefer Erfcheinung anzugeben im Stande w\u00e4re. Zu einer gewiffen Zeit, n\u00e4mlich w\u00e4hrend des monatlichen . Blutabgangs, erfeheint fie am dunkelften; nach diefer Periode wird fie wieder bl\u00e4ffer.\nDas Blut diefer Frau fah \u00fcbrigens aus, wie das Blut einer vollkommen gefunden Perfon. Sie befindet lieh ganz wohl und empfindet beim Athemholen nicht","page":513},{"file":"p0514.txt","language":"de","ocr_de":"die geririgfte Befchwerde. Seit dem Gebrauche des fal-peterfauren Silbers haben fich ihre epileptifchen Anf\u00e4lle nur eia einziges Mal eingeftellt. Eine Menge von Arzneimitteln, z. B. Schwefelf\u00e4ure, Salpeterf\u00e4ure, Eifen-zubereitungen, B\u00e4der verfchiedener Art u. f. w. hat man zeither ohne den geringften Nutzen angewendet. Die F\u00e4rbe ift feit io Jahren die n\u00e4mliche geblieben.\nUnter den drei folgenden, von dem Herrn Dr. Schleiden in Hamburg mir mitgetheilten F\u00e4llen, geh\u00f6rt nur der letzte ihm zu ; die zwei erftern hat fein College, Herr Dr. Chaufepi\u00e9, beobachtet.\nEin f\u00fcnf und drei\u2019fsigj\u00e4hriges Frauenzimmer brauchte diefes Mittel gegen epileptifche Anf\u00e4lle feit acht Jahren , und ihre drei Jahre \u00e4ltere Schwefter feit zehn Jahren, ohne dafs das Uebel dadurch g\u00e4nzlich befeitigt worden w\u00e4re ; biofs konnte ein feltneres Zur\u00fcckkehren der Anf\u00e4lle dadurch bewirkt werden. Bei beiden kam die blaue Farbe zu der n\u00e4mlichen Zeit zum Vorfchein, und vorz\u00fcglich an folchen Theilen, welche dem Lichte ausgefetzt find, z. B. das Gefleht, die H\u00e4nde, der Hals und die Gelenke ; am \u00fcbrigen K\u00f6rper ift die Farbe minder dunkel. Die \u00e4ltere Schwefter ift tiefer gef\u00e4rbt, als die j\u00fcngere.\nDer dritte Kranke war ein junger Mann von zwanzig Jahren, der Sohn eines Hamburger Kaufmanns, welcher von einer fallluchtigen Mutter geboren worden war, und feit feiner Kindheit mit (liefern Uebel zu k\u00e4mpfen hatte. In diefem Kranken war noch \u00fcberdies ein un\u00fcberwindlicher Hang zur Selbftbefleckung feit feiner Jugend vorhanden. Alle gebrauchten Mittel waren un-wirkfam, und fehr oft bekam er an einem Tage drei bis vier Anf\u00e4lle. Als er vor f\u00fcnf Jahren in Dr. Schlei-, dens Cur kam, gab er ihm das falpeterfaure Silber, welches allein noch nicht gebraucht worden war. Ein Vierteljahr lang wurde dies mit dem Erfolge fort-","page":514},{"file":"p0515.txt","language":"de","ocr_de":"515\ngefetzt, dafs die Anf\u00e4lle binnen vierzehn Tagen nur einmal wiederkehrten. Weil aber die Urfache des Ue-bels fortdauerte, und unter diefen Um ft \u00e4\u00f6 den keine Vollft\u00e4ndige Heilung erwartet werden konnte, fo glaubte er mit diefem Erfolge zufrieden feyn zu muffen. Denn' er f\u00fcrchtete, dafs ein fortgefetzter Qebraueh diefes \u00e4tzenden Mittels dem Magen eines fo geichw\u00e4chten Kranken nachtheilig werdet* m\u00f6chte.\nP. M. Rogets Zufatz zu dem vorhergehenden Auffatze.\nDa mir fchon feit einigen Jahren ein Fall bekannt ift, wo die von dem Dr. Albers beobachtete Ver\u00e4nderung der Hautfarbe aus der n\u00e4mlichen Urfache entftand, fo fey es mir erlaubt, eine kurze Erz\u00e4hlung nicht biais diefes Falles, fondern auch einiger andrer, welche auf dem feften Lande vorgekommen find, hier beizuf\u00fcgen. Denn nur dadurch, dals wir die Thatfache immer mehr aufser Zweifel fetzen, k\u00f6nnen wir hoffen, endlich eine fichere Theorie diefer fonderbaren Erfcheinung aufzufinden'.;\n'Ein junges Frauenzimmer, ungef\u00e4hr f\u00fcnf und zwanzig Jahre alt, und dem Anfcheine nach von guter Gefmidheit, wurde von einem fallftichtigen Anfalle ergriffen , welcher zwanzig Minuten dauerte. Der Mittel , von Zeit zu Zeit durch Abf\u00fchrmittel unterft\u00fctzt, wurde lange Zeit ohne einen fichtbaren Erfolg gebraucht, und drei Monate nach dem erften erfolgte ein zweiter Anfall. Er war heftiger, und dauerte ungef\u00e4hr eine Stunde. Ich verordnete nun das falpeterfaure Silber in Pillenform und fing' mit einem Grane an, ftieg aber allm\u00e4hlich bis auf zwei Gran t\u00e4glich. Nach einem","page":515}],"identifier":"lit14131","issued":"1817","language":"de","pages":"504-515","startpages":"504","title":"Ueber die Ver\u00e4nderung der Hautfarbe, welche durch den innerlichen Gebrauch des salpetersauren Silbers verursacht wird","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:21:13.840768+00:00"}

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