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{"created":"2022-01-31T16:20:43.026873+00:00","id":"lit14138","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Meckel, J. F.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 556-574","fulltext":[{"file":"p0556.txt","language":"de","ocr_de":"556\nVIL\nBeitrag zur Entwiddungsgefchichte der menschlichen Z\u00e4hne. Von j. F. Meckel. ,\nFaft fcheint es unm\u00f6glich, der Entwicklungsgefchichte der menfchlichen Z\u00e4hne nach den Arbeiten der Heroen in der Anatomie und Phyfiologie \u00fcber dielen Gegenftand noch etwas beizuf\u00fcgen, indeffen ftiefsich doch bei einer k\u00fcrzlichen Bearbeitung deffelben auf einige noch nicht hinl\u00e4nglich er\u00f6rterte Punkte, welche mir einer n\u00e4hern Beftimmung nicht unwerth fchienen. Diele Arbeit fchien mir um fo weniger unzweckm\u00e4fsig, als fich aus einer genauem Pr\u00fcfung der vorhandnen Arbeiten ergab, dafs nicht blofs L\u00fccken auszuf\u00fcllen, fondern befonders durch neuere Beobachtungen entftandne Irrth\u00fcmer zu verbef-fern feyen.\nDie genauer zu beftimmenden Punkte find vorz\u00fcglich i) die erfte \u00dfefchaffenheit der Zahnf\u00e4cke (Capfulae dentium); 2) die Zeit und Folge in welcher fie fich bilden ; 3) das erfte Erfcheinen des Keimes in ihnen; 4) die Formver\u00e4nderungen deffelben; 5) die Zeit und die Art der Knochenbildung des Zahnes; 6) die Zeitfolge des Ausbruches, fowolil der bleibenden als der Wechfelz\u00e4hne.\n1) Wie bilden fich die Zahnfi\u00e4cke? Entfteht jeder f\u00fcr fich, oder machen fie anfangs eine gemeinfchaftliche H\u00f6hle aus, welche fich, nach Art der Zahnh\u00f6hlenfort-f\u00e4tze der Kiefer erft allm\u00e4hlich durch Querw\u00e4nde iu mehrere Abtheilungen fcheidet?\nNach einer anfehnlichen Menge von Unterfuchun-gen anMenfchen- und Schafsembryonen glaube ich den Satz feftftellen zu k\u00f6nnen, dafs jedes S\u00e4ckchen f\u00fcr fich entfteht, wenn gleich alle innerhalb der Zahnh\u00f6hlenvertiefung von einem lockern blutreichen Zellgewebe gemeinfchaftlich umgeben find.","page":556},{"file":"p0557.txt","language":"de","ocr_de":"Hier verdient auch das Verh\u00e4ltnis der S\u00e4ckchen der bleibenden Z\u00e4hne zu denen der Wechfelz\u00e4hne eine Erw\u00e4hnung. Man weifs fchon l\u00e4ngfl, leit Albi/i's, von S\u00f6inmerrmg, Blake, Fox, Senes beft\u00e4tigten Unterfuchungen , dafs die erfteru, fo wie die in ihnen enthaltenen Z\u00e4hne anfangs fich in derfelben H\u00f6hle des Knochens befinden, dafs allm\u00e4hlich aber beide durch eine quere Scheidewand von einander getrennt werden, in-tleffen die H\u00f6hle mehrerer bleibender Z\u00e4hne gegen das Zahnfleifch hin ge\u00f6ffnet bleibt. Durch diefe Oeffnung ftehen, nach Blake's Entdeckung, auch die S\u00e4ckchen der bleibenden und Wechfelz\u00e4hne im Zufammenhange. Ja, die S\u00e4ckchen der bleibenden Z\u00e4hne lproffen von denen der Milchz\u00e4hne aus.\nDie Fragen, welche hier nach den Unterfuchungen meiner trefflichen Vorg\u00e4nger noch beantwortet werden muffen, find vorz\u00fcglich :\na) find beide H\u00e4ute des bleibenden Zahnf\u00e4ckchens Fortfetzungen des Milchzahnf\u00e4ckchens, oder vielleicht nur die \u00e4ufsere?\nb') wie verhalten fich die verfchiednen Z\u00e4hne in Hinficht auf jene Gommunications\u00f6ffnungen ?\na)\tNach meinen Unterfuchungen findet nie eine H\u00f6hlencommunication zwifc\u2019hen der innern Haut beider Zahnf\u00e4ekcben Statt, fondern nur die \u00e4ufsere fendet einen Fortfatz ab, und in diefem entwickelt fich, fogleich bei feinem Entheben durchaus verfchloffen, das S\u00e4ckchen des bleibenden Zahnes. Es findet alfo hier etwas \u00e4hnliches als beim Zwillingsei Statt, wo auch die Gef\u00e4fshaut und der Mutterkuchen gemeinfchaftlich, die Schafh\u00e4ute abgefondert find.\nb)\tNach Albin1 * *), dem auch Blake7) unbedingt beiftimmt, unterfcheiden fich die Schneide - und Eckz\u00e4hne\ni) Ann. ac. Lib. II. S. 13 \u2014 !?\u2022\na) On the ftruct. and form, of teeth. Dublin 180I1 S. 40. Nothing\ncan be more accurate than this defeription.","page":557},{"file":"p0558.txt","language":"de","ocr_de":"559\nin diefer Hinficht von allen \u00fcbrigen, indem nur ihre Hohlen, fehon aber nicht die der zweigezackten oder vordem kleinen Backz\u00e4hne, durch \u00d6ffnungen Geh bis zum Kieferrande erftrecken. Diefe offnen Geh dagegen in den Grund der H\u00f6hle der VVechfelz\u00e4hne, an deren Stelle Ge treten, und zun\u00e4chlt an dem Innern Theile des Umfangs ihrer Wurzeln. Auch Serres lagt auf (liefe ! be Weife, dais Geh die \u00e4ulsere Oelfnung der bleibenden vordem Backz\u00e4hne im hintern '1 heile der Zahnh\u00f6hle der Wechfeiback/.\u00e4hne befindet1).\nAllein in der That hat Albin, und unftreitig weil er die Bedeutung jener Oeffnungen nicht, kannte, die Oeffnungen der H\u00f6hle der vordem bleibenden Backz\u00e4hne \u00fcberleben, wozu er \u00fcberdies durch die Anwefen-]leit der im Grunde der alten befindlichen um fo eher verleitet werden konnte, als diefe viel gr\u00f6fser find. Wirklich aber find jene an derfelben Stelle als die der \u00fcbrigen vorhanden. Immer liegen fie am inner\u00ab Rande und gegen den vordem innere Winkel der Zahnrand-\u00d6ffnung der H\u00f6hle des Wechfeizahnes hin. Von denen der \u00fcbrigen Z\u00e4hne unterlcheiden fie fich nur durch geringere vVeite, allein auf diefelbe Weile nimmt auch der Durchmeffer diefer Oeffnungen und der von ihnen zur H\u00f6hle des bleibenden Zahnes f\u00fchrenden G\u00e4nge vom in-nern Schneidezahne an bis zum Eckzahn ab, und immer kann man, diefes geringem Durchrneffers ungeachtet, diele Communications\u00f6ffnungen von den benachbarten Gef\u00e4fs\u00f6ffnungeu durch gr\u00f6fsere Weite und Durchg\u00e4ngigkeit unterlcheiden. Sie feheinen fich aber mit der Zeit zu verfchliefsen : wenigftens fand ich fie bis zum dritten Jahre immer, nachher oft nicht mehr.\nDie von Albin im Grunde der H\u00f6hlen der Milchbackz\u00e4hne bemerkten Oeffnungen haben eine ganz andere\nl) Auat, et Pliyfiol, des dents. Paris 1817. P- 38*","page":558},{"file":"p0559.txt","language":"de","ocr_de":"559\nBedeutung. Sie entftelin erft allm\u00e4hlich, indem der bleibende Zahn wach It und lieh dem Ausbruche n\u00e4hert, vergr\u00f6fsern fich daher auch in demfelben Verh\u00e4ltnis und kommen mit den auf diefelbe Weife entftehenden L\u00fccken in der hintern Wancl der H\u00f6hle der Wechfelfchneide-und Eckz\u00e4hne \u00fcberein.\nDia H\u00f6hlen aller zwanzig bleibenden Z\u00e4hne daher, welche Milchz\u00e4hne verdr\u00e4ngen, \u00f6ffnen fich am hintern Umfange des Zahnh\u00f6hlenrandes nach aufsen, und die der vordem Backz\u00e4hne unteri'cheiden fich von denen der Schneide- und Eckz\u00e4hne nur dadurch, dafs diefe Oeff-nungen bei ihnen kleiner find, nie mit clen fp\u00e4terentfte-henden Ausbruchs\u00f6ffnungen zufammenfliefsen, ja vielleicht vor dem Entftehen von diefen verfchwinden, w\u00e4hrend die gr\u00f6fsern, immer begehenden Gommunications-\u00f6ffnungen der letztem mit clen Ausbruchs\u00f6ffnungen der-felben zufammenfliefsen. Diefe Verfchiedenheiten haben uaftreitig einen dreifachen Grund. Den erften giebt die Lage der bleibenden Z\u00e4hne ab, fofern die bleibenden kleinen Backz\u00e4hne unter, d ie bleibenden Schneide-und Eckz\u00e4hne hinter den Milchz\u00e4hnen liegen, an deren Stelle fie treten. Der zweite ift die Verfchiedenheit der verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsigen Gr\u00f6fse diefer verfchieclnen Z\u00e4hne, indem die bleibenden Schneide- und Eckz\u00e4hne weit gr\u00f6fser, die Backz\u00e4hne viel kleiner als die Milchz\u00e4hne find. Als dritten Grund glaube ich den weit fp\u00e4tern Urfprung, befonders aber den weit fp\u00e4tern Ausbruch der Backz\u00e4hne anfehen zu k\u00f6nnen.\n2) Die Zahnfctckchen erscheinen fclion. [ehr fr\u00fch. Schon um die zehnte Embryowoche enth\u00e4lt jede H\u00e4lfte beider Kiefer vier S\u00e4ckchen, zwei vordere und zwei hintere. Die beiden vordem, fo wie die beiden hintern, ftehen dicht zulammen, find aber von einander durch eine anfehnliche L\u00fccke getrennt. Die vordem find kleiner als die hintern. Jene find offenbar die erften Rudimente","page":559},{"file":"p0560.txt","language":"de","ocr_de":"560\nder Schneidez\u00e4hne, diefe die der Hundsz\u00e4hne. Um das Ende des dritten Monates hat fich zwifchen den vordem und hintern ein f\u00fcnfter f\u00fcr den Eckzahn gebildet. Dafs nach dein vierten Monat auch das S\u00e4ckchen f\u00fcr den erften bleibenden Backzahn vorhanden ift, hat fchon Blake r) bevviefen.\n3) Enthalten diefe S\u00e4ckchen fogleich bei ihrem Erfcheiuen einen Keim, oder entwickelt er fich von ih rem Boden aus, erft nachdem fie einige Zeit als Eih\u00e4ute beh\u00e4nden haben?\nAnfangs erfchienen mir die S\u00e4ckchen blofs mit einer Fliiffigkeit angefiillt, ohne die aerinafte Spur eines Keimes. Sie find verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsig zu ihrer H\u00f6hle defto dickh\u00e4utiger, je n\u00e4her fie fich ihrem Entftehen befinden. Die Zeit des Erfcheinens der Keime f\u00e4llt in den Anfang des vierten Embryomonats.\n4) Welche Geftalt hat der Keim bei feinem Entftehen, und welche Ver\u00e4nderungen erleidet diefe? Dafs tier Keim die Geftalt der Krone des Zahnes, welcher um ihn entlieht, hat, und dafs fich diefer genau nach ihm bildet, ilt bekannt. Allein die Krone mehrerer Z\u00e4hne eutfteht aus mehrern Knochenft\u00fccken : entwickelt fich daher der Keim vielleicht auch von mehrern Punkten oder nur von einem aus? Oder hat er, auf entgegengefetzte Weife, anfangs vielleicht feinen ganzen Umfang, ift aber an feiner Oberfl\u00e4che einfach, glatt, ftatt dafs er fp\u00e4ter, befonders an den Schneide- und Backz\u00e4hnen, durch mehrere Erhabenheiten ungleich ift? Diefe Frage entftand bei mir befonders durch die Betrachtung, dafs die meiden Mahlz\u00e4hne der Fliehe eine einfache Kaufl\u00e4che haben.\nO A. a. O. S, I.","page":560},{"file":"p0561.txt","language":"de","ocr_de":"561\nBei mehrmals wiederholter Unterfuclnmg fand ich die Keime aller Z\u00e4hne anfangs einfach, rundlich zuge-fpitzt. Die Schneide- und Eckz\u00e4hne haben einen durchaus einfachen Keim; dagegen ift er bei den Eckz\u00e4hnen, mehrfach. Wenigftens fand ich hier immer anfangs blofs einen vordem \u00e4ufsern, der allm\u00e4hlich breiter wurde, ohne bedeutend an Dicke zuzunehmen , auf dem Boden des S\u00e4ckchens. Neben ihm erheben fich die \u00fcbrigen, die erft allm\u00e4hlich mit ihm zufammen-fliefsen. Da die einzelnen Zacken der Backz\u00e4hne auf diefe Weife anf\u00e4nglich bis zum Boden des S\u00e4ckchens getrennt find, fo haben die Keime der Backz\u00e4hne in diefer Periode viele Aehnlichkeit mit den Backz\u00e4hnen der Fleifchfreffer, vorz\u00fcglich da fie von aufsen nach innen , wegen der noch nicht vorhandnen innern Zacken, fchmaler find als nachher.\n5) Verkn\u00f6cherung der Z\u00e4hne. Sowohl \u00fcber die Verkn\u00f6cherung der Wechfel- als der bleibenden Z\u00e4hne l\u00e4fst fich in Hinficht auf die Zeit, als die Art, wie fie gefchieht, dem Vorhandnen manches beif\u00fcgen.\n/4. Zeit der Verkn\u00f6cherung. a. Mil cli z\u00e4hne.\nDie Schriftfteller find keinesweges \u00fcber die Lebensperiode, in welcher die Verkn\u00f6cherung der Wech.felz\u00e4hne anf\u00e4ngt, und \u00fcber die Zeitfolge, in welcher fie Statt findet, einig. Eufiach fagt nur, dais fie fichfchon vor der Geburt bilden, und die Schneidez\u00e4hne fr\u00fcher als die Backz\u00e4hne entliehen \u2019). Dies ift fehr richtig, allein zu unbeftimmt, ungeachtet fp\u00e4tere Schrift-\n1) A, a. O. S. C\u00dc.","page":561},{"file":"p0562.txt","language":"de","ocr_de":"562\nfteller, z. B. Courtois1 * 3 4 5) und Blake1) noch weniger genau er ft beim fechften, ja der letztere erft beim achten bis neunten Monat von der gleichzeitigen Anwefenheit der Knochenkerne reden. Blake\u2019\u2019s wenige Genauigkeit ift defto auffallender, da fehon Humer weit belfere Angaben hatte. Nach Hunter nimmt die Verkn\u00f6cherung im f\u00fcnften F\u00f6tusmonat in den innern Schneidez\u00e4hnen ihren Anfang, und im fechften oder fiebenten haben alle Weehfelz\u00e4hne Knochenfchuppen. DieSchrift-fteller nach Hunter fetzen im Allgemeinen mit ihm den Anfang der Verkn\u00f6cherung der Zahne in die Mitte des F\u00f6tuslebens, und laflen lieh auf den zweiten Punkt, die Beftimmung der Zeitfolge, in welcher die verfchied-. nen Z\u00e4hne entliehen, nicht weiter ein, ja in vielen ana-tomiicheri Handb\u00fcchern, einheimifchen fowohl als fremden , findet man nicht einmal die Zeit der erften Enthebung der Knochenfubftanz bemerkt. Nur Mayer 4) und Serres haben die fr\u00fchem Angaben noch n\u00e4her dahin bef\u00fcmmt, dafs fich der erfte Knochenkern nach beiden in den innern, der folgende in den \u00e4ufsern, der dritte nach Mayer in dem Eckzahn, nach Serres in den vordem Backz\u00e4hnen, der vierte nach Mayer in den vordem Backz\u00e4hnen, nach Serres in den Eckz\u00e4hnen, der f\u00fcnfte in den hintern Backz\u00e4hnen zeige.\nEs war bei diefem Stande der Kenntniffe nicht un-interefiant, auch mit Beftimmtheit auszumitteln, in welcher Ordnung die Verkn\u00f6cherung eintritt. Bei forgf\u00e4ltiger Unteriuchung mehrerer Embryonen aus der\nl) Effais fur la formation des dents etc. \u00e0 Paris l\u2019jC\u00e9. p. ;g.\ns) On tlte ftructure and formation of teetii etc. Dublin i8oi. p. 5.\n3)\tOn teeth, p. 77.\n4)\tBefchreibnng des ganzen menfchl. K\u00f6rpers. Th. 2. S. 7?,\n5)\tA. a. O. S. 58.","page":562},{"file":"p0563.txt","language":"de","ocr_de":"565\nMitte rfer Schwangerschaft fand ich die fr\u00fchem Angeben dahin beft\u00e4tigt, dafs wirklich anf\u00e4nglich nur der innere Schneidezahn verkn\u00f6chert ift. Allein , gegen die Angaben von Eu\u00dfachi, Mayer und Serres folgt die Verkn\u00f6cherung des \u00fculsern Schneidezahns nicht zueift auf die des innern, fondera der vordere Backzahn folgt auf diefen, dann erft der \u00e4ufsere Schneidezalm, hierauf der Eckzahn, und auf diefen der hintere Backzahn, der lieh aber meiftentheils mit dem Eckzahn zugleich zu bilden fcheint. Diefen Gang habe ich bei einer io betr\u00e4chtlichen Menge von Embryonen aus demfelben Alter gefunden , dafs ich ihn unbedenklich als Regel an nehmen zu k\u00f6nnen glaube, wenn er gleich den Umftand gegen fich zu haben fcheint, dafs der \u00e4ufsere Schneidezahn fr\u00fcher als der vordere Backzahn ausbricht. Allein die-fer Umftand erfcheint minder wichtig, wenn man erw\u00e4gt, dafs fich auch der fp\u00e4ter ausbrechen.le bleibende Eckzahn fr\u00fcher als die bleibenden Backz\u00e4hne zu bilden anf\u00e4ngt, und er erkl\u00e4rt fich am vvahrfcheinlichlten aus der anfehnlichern Gr\u00f6fse des vordem Backzahns.\nb. Bleibende Z\u00e4hne.\nUeber die Zeit des erften Eintrittes der Verkn\u00f6cherung in den bleibenden Z\u00e4hnen haben die altern Schriftsteller wenig Beftimmtes.\nDer el fte vordere bleibende Backzahn verkn\u00f6chert, fo wie fein Balg und Keim bei weitem am fr\u00fcheften er-fcheinen , um mehrere Monate fr\u00fcher als die erften unter den \u00fcbrigen bleibenden Z\u00e4hnen. Zwar fagt noch ganz neuerlich Serres '), beim reifen und wohlausgebil-\ni) A. a. O. S. \u00f6l.\nA la naiffance er, dies im foetus Vien eonftitu\u00e9 ,\t,\t.\nla premi\u00e8re groffe molaire n\u2019offre encore aucune trace d\u2019offif\u00eeca. tion.","page":563},{"file":"p0564.txt","language":"de","ocr_de":"5 64\ncleten F\u00f6tus babe der erfte grofse Backzahn noch keine Spur von Verkn\u00f6cherung; indeffen ift dies nach einer fehr betr\u00e4chtlichen Menge von Unterfuchungen an wenigftens 30 F\u00f6tus aus dem letzten Scliwangerfchafts-monat durchaus ein Irrthum, indem ich bei alien, ohne Ausnahme, einen zwar kleinen, aber fehr deutlichen Verkn\u00f6cherungspunkt auf dem innern vordem H\u00f6cker diefes Backzahns fand. Die(ern Relultat meiner Unterfuchungen glaube ich, ungeachtet auch nach Hunter1 2) der erfte hintere Backzahn fogar erft mit dem erften bleibenden Schneidezahn im f\u00fcnften oder fechften Monat nach der Geburt verkn\u00f6chern foil, und mehrere Schrift-ftelier ihm ftillfchweigend oder durch ausdr\u00fcckliche Erkl\u00e4rung beipflichten, um fo mehr eine allgemeine G\u00fcltigkeit zuerkennen zu d\u00fcrfen, als nicht nur fchon\nO\nEuftadd 3) daffelbe fand, fondent es auch mit den Angaben von Blake 3) und Fox 4 5) \u00fcbereinftimmt, von welchen jener ausdr\u00fccklich bemerkt, dafs bei einem F\u00f6tus aus dem 8ten bis 9 len Monat felbft eine Spitze der vordem bleibenden Backz\u00e4hne verkn\u00f6chert war, diefer fogar, was ich indeffen noch nie fand., diele Zahne beim reifen F\u00f6tus an den li\u00f6chften Steilen mit Knoclienfchiippchen bedeckt fand. Indeffen fahe ich auch die Verkn\u00f6cherung nie vor der letzten H\u00e4lfte des letzten Schwanger\u00ab fehaftsmonates.\nZun\u00e4chft nach dem erften bleibenden Backzahn nimmt die Knochenbildung in den bleibenden Schneide\u00ab und Eckz\u00e4hnen ihren Anfang. Meine Beobachtungen kommen mit denen von Humer und Serres \u00fcberein,\ndafs\n1)\tA. a. O. S. 46.\n2)\tA. a. O. S. SS2. 83.\n3)\tA. a. O. S. 3.\n4)\tA. a. O. S. Ij.\n5)\tS. 83-","page":564},{"file":"p0565.txt","language":"de","ocr_de":"565\ndafs r\u00eeer innere Schneidezahn znerft, und um den f\u00fcnften bis fechften Monat nach der Geburt verkn\u00f6chert, ja ich habe hier einigemal fchon im Anf\u00e4nge <les vierten .Monates einen fchmalen Knochenftreif gefunden ; dagegen die Verkn\u00f6cherung in dem \u00e4ufsern Schneidezahn und dem Eckzahn nie fo fp\u00e4t als Hunter und Serres an-geben, acht bis neun Monat nach der Geburt, fondern gleich ('alls im fechlten bis fiebenten Monat eintreten fehen, wenn fie gleich weit hinter dem innern Schneidezahn zur\u00fcck waren. Zwar k\u00f6nnen individuelle Ver-fchiedenheiten Statt finden, finden auch wirklich Statt, allein eben fo gut wird oft das erfte Entftehen eines Theils, der Kleinheit wegen, iiberfehen.\nIm zweiten Jahre f\u00e4ngt die Bildung der kleinen vordem Backz\u00e4hne, im dritten die des zweiten bleibenden Backzahnes, nach meinen Unterfuchungen nie vor dem neunten die des Weisheitszahnes an.\nFreilich bedarf es keiner Erinnerung, dafs ficli aus mehr als einem Grunde \u00fcber das erfte Erfcheinen der bleibenden Z\u00e4hne, mit Ausnahme des erften Backzahnes, viel fchwerer eia beftimmtes Gefetz feftftellen l\u00e4lst, als f\u00fcr die \u00fcbrigen.\nVerkn\u00f6chern vielleicht die Z\u00e4hne des einen Kiefers fr\u00fcher als die des andern? Da die des Unterkiefers im Allgemeinen fr\u00fcher hervorbrechen, der Unterkiefer lieh weit fchneller als der Oberkiefer entwickelt, leine beiden H\u00e4lften fchon fr\u00fch verfchmelzen, w\u00e4hrend die des Oberkiefers bis in das fp\u00e4'tefte Alter getrennt bleiben, fo k\u00f6nnte man auch ein fr\u00fcheres Erfcheinen der erften Verkn\u00f6cherung in ihnen erwarten, wenn gleich die oben angef\u00fchrten Thatfachen beweifen, dafs man fich nicht unbedingt auf diefe Induction verlafien kann. Auch haben Fox1) und Serres 2) wirklich feltgefetzt, dafs\nQ o\n1)\tS. 16.\n2)\tS. $8.\nM, d, Archiv. Ill. 4-","page":565},{"file":"p0566.txt","language":"de","ocr_de":"566\ndie untern Z\u00e4hne fr\u00fcher als die obern verkn\u00f6chern. In der That habe ich diele Angaben fowohl f\u00fcr die Milchz\u00e4hne als die bleibenden fa\u00df immer beft\u00e4tigt gefunden, bei ungef\u00e4hr viermonatlichen Embryonen nur den untern innern Schneidezahn, bei lechsmonatlichen Kindern die untern Schneidez\u00e4hne, befonders aber die Eckz\u00e4hne bedeutend weiter entwickelt gefehen als die obern. Da die gleichnamigen Z\u00e4hne in beiden Kiefern faft zugleich ausbrechen, fo find bisweilen vorkommende Ausnahmen von diefer Regel um fo weniger auffallend, als fie fich aufserdem auch durch die betr\u00e4chtlichere Gr\u00f6fse der obern Z\u00e4hne lehr wohl zu erkl\u00e4ren fcheinen.\nB. Art der Verkn\u00f6cherung des Zahnes.\nHier entftehen mehrere Fragen, a) Welches Orts-und Continuit\u00e4tsvei'h\u00e4ltnifs findet zwifchen dem Knochenkern und dem Zahnkeim Statt ? b) Entlieht der Knochentheil oder der Schmelz des Zahnes zuerft?\nc)\tBilden fich die innern oder die \u00e4ufsern Bl\u00e4tter fr\u00fcher ?\nd)\tWie verhalten fich die Z\u00e4hnein Hinficht auf die Zahl der Knochenft\u00fccke, aus welchen fie fich bilden ?\na) Durch eine Menge von Unterfuchungen fteht feft, dafs fich die Knoclienfubftanz nicht in, hindern auf dem Zahnkeime bildet. Nur der ber\u00fchmte Sommer-ring giebt das Verh\u00e4ltnis anders an, indem nach ihm die Knochenfcherbchen der Z\u00e4hne \u201e in der gef\u00e4fsreichen \u201eGallert, welche in einer gef\u00e4fsreichen Haut einge-\u201efchloffen ift1 )\u201c erfcheinen. Doch habe ich durchaus nie eine Erfcheinung gefunden, welche mich auf den Grund diefer Angabe leiten k\u00f6nnte.\nZwifchen den Knochenfcherbchen und den Keimen findet durchaus kein iichtbarer Zufammenhang Statt,\ni) Knochenlehre S, sof.","page":566},{"file":"p0567.txt","language":"de","ocr_de":"567\nwenn man die letztem gleich, befonders fp\u00e4ter, wenn fchon die Knochenfubftanz eine gewiffe Hohe erlangt, und fich befonders unten zufammengezogen hat, nur mit M\u00fche aus den erftern ziehen kann. Nur Bichat behauptet, dafs Knochentheil und Zahnkeim durch Gef\u00e4fsverl\u00e4ngerungen verbunden feyen *), nachdem auch Blake die Richtigkeit der Humer ichen Angabe, dafs keine folche Verbindung Statt finde, bezweifelt hatte 1 2 3)\u2022 allein ich finde mich durch eine Menge von Unterfuchun-gen mit dem blofsen und bewaffneten Auge beftimmt ver-anlafst, der Hunter'icheu Angabe beizupflichten. Nie fnhe ich, fowohl wenn in dem Verhaltniffe derTheile nichts ge\u00e4ndert war, als bei gutgelungenen lrijeetionen von Thier - und Menfchenz\u00e4hnen, Gef\u00e4fse diefer Art, wmn gleich der freie Theil des Zahnkeimes unter beiden Bedingungen ft\u00e4rker als der \u00fcbrige ger\u00f6thet war. Die-felben Refultate erhielt auch Serres, und S\u00f6mmerring erw\u00e4hnt genau claffelbe, fo dafs ich diefe und feine oben angef\u00fchrten Angaben nicht wohl mit einander vereinigen kann,\nb) Bekanntlich bildet fich, der allgemeinen Annahme zu Folge, der Knochentheil fr\u00fcher als der Schmelz. Da Jourdain in feiner noch immer fehr fch\u00e4tzbaren Abhandlung 3) hiervon das Gegentheil fagt, fo habe ich den Gegenftand genau unterfucht und gefunden, dafs die Entftehung von beiden gleichzeitig jft, indem ich auch fehr kleine Zahnfcherbchen von einer weifsen Schmelzfchicht bedeckt fand. Auf meine Bitte hat der, durch Arbeiten \u00fcber die organifche Chemie r\u00fchmlichft bekannte Herr Doctor Mei\u00dfner Unterfuchungen \u00fcber\nOo 2\n1)\tAnat. g\u00e8n. II, p. 9:.\n2)\tA. a. O. S. 8.\n3)\tEffai fur la formation des dents compar\u00e9e avec celle des os. Paris 17C0. p. 54.","page":567},{"file":"p0568.txt","language":"de","ocr_de":"568\ndie Mischung der in den Zahnf\u00e4ckchen enthaltnen Feuchtigkeit, aus der h\u00f6chft wahrfclieinlich der Schmelz auf das Knochenfcherbchen abgefetzt wird, angefteilt, um aufzufinden, ob ihre Mi Ich ung durch bedeutenden Gehalt von phosphorfaurem Kalk mit der des Schmelzes \u00fcbereinkomme, und fich die verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsige Menge deffelben mit der vorr\u00fcckenden Schmelzbildung ab\u00e4ndere. Die Relultate derfelben wird er bei einer andern Gelegenheit in cliefem Archiv mittheilen.\nc) Nach Hunter 1 ) bilden fich die \u00e4ufsern Bl\u00e4tter des kn\u00f6chernen Zahntheiles zuerft und find die kiirze-ften. Der erfte Satz ift unftreitig vollkommen richtig, und, da die Knochenfubftanz von dem Zahnkeim abgefetzt wird, fo kann der Hergang nicht wohl ein anderer feyn; allein nach Blake2) find die \u00e4ufsern Bl\u00e4tter die l\u00e4nglten und die zuletzt gebildeten innern die k\u00fcr Zeiten. Er glaubt hieraus fogar die allm\u00e4hliche Entfernung der Zahnh\u00f6hle von der Kaufl\u00e4che erkl\u00e4ren zu k\u00f6nnen, ungeachtet es fehl- einleuchtend ift, dafs diele in der That eben fo gut bei der erftern Form Statt finden w\u00fcrde. Bichat fagt3) fehr richtig, dafs die Anordnung der Fafern, welche im Allgemeinen der Richtung der Wurzel entfpricht, fehr fchwer auszumitteln fey. In der That ilt dies h\u00e4ufig, befonders bei altern Z\u00e4hnen der Fall : bei j\u00fcngern aber habe ich fait immer die Hirn-ter'fche Angabe beft\u00e4tigt gefunden.\nd) Ueber die Art der Entwicklung der verfchiednen Z\u00e4hne in R\u00fcckficht auf Zahl und Geltalt der Knochenkerne findet gleichfalls eine bedeutende Verfchiedenheit in den Angaben Statt, indem einige Beobachter auch\nif) On teeth, p. 92.\na) A. a. O. S. 12.\n3) Anat. g\u00e9n. T. II. p. 57.","page":568},{"file":"p0569.txt","language":"de","ocr_de":"569\ndie einfachen Z\u00e4hne fi aus mehrern, andre alle nur aus einem einfachen Knochenpunkt bilden Jafl\u2019en, andre auf verfchieclne VVeife clas Mittel zwifchen dielen Angaben halten.\nSo folgert Rudolphi aus feinen Unterfuchungen mit Beftfmmtheit, dafs alle Z\u00e4hne des Menfchen nicht aus einem St\u00fccke, fondera die Schneidez\u00e4hne, mit lehr feltnen Ausnahmen, ans drei, die Eckz\u00e4hne aus zwei, die kleinen Backz\u00e4hne aus zwei bis drei, die grofsen aus vier bis f\u00fcnf St\u00fccken entftehen !). Hievon ift nur die Angabe der Verkn\u00f6cherungsweife der Eckz\u00e4hne neu, denn von den Schneidez\u00e4hnen hatte fchon der treffliche Hunter gefagt, dafs fie gew\u00f6hnlich aus drei Stacken, einem miltlern, h\u00f6hern und zuerft er-fcheinenden, und zwei feitlichen entftehen, und von den kleinen und grofsen Backz\u00e4hnen diefelbe Darftel-lung als Rudolphi gegeben, dagegen den Eckz\u00e4hnen nur einen Verkn\u00f6cherungspunkt zugefchrieben s).\nDafs dagegen die Verkn\u00f6cherung aller Z\u00e4hne nur von einem Punkte ausgehe, hat, meines Wiffens, auf eine unerkl\u00e4rliche Weife, nur Cloquet ausge-fagtl) * 3), eine Behauptung, die, befonders im Munde eines fo genauen Anatomen, fo fonderbar klingt, dafs man fie nur durch die Annahme erkl\u00e4rlich finden kann, fie fey durch den Umftand veranlafst worden, dafs, da auch in den zufammengefetzten Z\u00e4hnen fich anfangs nur ein Knochenkern findet, Cloquet die Periode zwifchen diefer Anordnung, und der, wo die fp\u00e4ter\nl) Ueber die Z\u00e4hne, Anat, pliyf. Abhandlungen. Berlin 1802. S. 13i.\nOn teeth, p. 88-\n3) Les dents ne fe d\u00e9veloppent que par un feulpeint d'olfification. Tr. d\u2019anat. defer. X. i. p, 115. \u00a7. 299.","page":569},{"file":"p0570.txt","language":"de","ocr_de":"570\nentgehenden einzelnen Knochenfcherbchen fchon zufam-menge\u00dfqffen find, iiberfehen, und deshalb angenommen habe, dais diefe ihrer Enthebung nach nur Fortfetzungen der erften feyen.\nSchon Hunter fteht zwifchen den beiden Extremen welche durch die Angaben von Cloquet und Rudolphi gebildet werden, iofern er den Eckz\u00e4hnen nur einen Verkn\u00f6cherungspunkt zufchreibt. Noch mehr gilt dies f\u00fcr die Angaben der meiften Schriftfteller, welche, wie z. 15. Albtn 1 ), Blake* 2 3), Serres 5), auch die Schneidez\u00e4hne nur aus einem Knochenkern, mithin nur die Backz\u00e4hne aus mehrern, entheben laffen. Mit diefen kommen in der Ihat die Refultate meiner Unterfuchun-gen genau \u00fcberein. Ungeachtet anf\u00e4nglich das Scherb-chen des Schneidezahns nur ein fchmales dreieckiges Spitzchen, nicht, wie nachher, breit und in der Mitte bedeutend h\u00f6her als auf den Seitentheilen ift, fo habe ich doch nie, weder in Ober- noch Unterkieferz\u00e4hnen eine Periode gefunden, wo neben jenem Spitzchen fich getrennte Kerne gebildet h\u00e4tten. Diefes breitet fich daher durchaus nur nach beiden Seiten aus, und die anfangs niedrigeren Seitentheile erheben fich nur allm\u00e4hlich zu gleicher H\u00f6he mit dem mittlern.\nEben fo entheben nach allen meinen Unterfuchun-gen die Eckz\u00e4hne nur aus einem Kern, und ich zweifle um fo weniger an der Richtigkeit diefer Angabe, als die Knochenfchuppe diefer Z\u00e4hne nie ein rechtwinkliges Dreieck bildet, was doch wahrfcheinlich in fr\u00fchem Perioden der Fall feyn w\u00fcrde, wenn die liudolplu {che Angabe richtig w\u00e4re. Eben fo fpricht gegen diefe An-ficht der Umftand, dafs der einfache Kern diefer Z\u00e4hne\nO De dentium oitu et incremento. In aiinot, acad. L. II. p. ifi,\n&) A. a. O. S. 6.\n3) A. a. 0. S. 6j.","page":570},{"file":"p0571.txt","language":"de","ocr_de":"571\nimmer genau in der Mittellinie enthebt, was auch nicht wohl der Fall feyn k\u00f6nnte, wenn er lieh aus zwei H\u00e4lften bildete.\nDie, den meinigen, fo wie denen von Albin und Blake entgegengefetzten Angaben von Hunter und Rudolph! fcheinen mir \u00fcbrigens befonders deshalb von nicht zu grofsem Gewicht, weil die Hunteriche nur fehr kurz ift, und Rudolphi gar nicht die Entwick-lungsgefchichte befragte, fondern feine Refultate nur von der Einwirkung von S\u00e4uren auf v\u00f6llig ausgebildete Z\u00e4hne entlehnte, welche h\u00f6chl'tens beweift, dafs die Z\u00e4hne an den Stellen, wo fie fich durch diefe Einwirkung trennen, fchw\u00e4cher und d\u00fcnner als an den \u00fcbrigen find, keinesweges aber darthut, dais he fich aus io vielen urfpriinglich getrennten Kernen bildeten.\nDie von Rudolphi nach Mayer felbft bemerkte Erfcheinung des Zerfaliens der Z\u00e4hne in mehrere durch Quereinfchnitte getrennte, \u00fcber einander liegende St\u00fccke bei diefer Behandlung beweift gleichfalls gegen die Richtigkeit feiner Erkl\u00e4rung der von ihm beobachteten Erfcheinung. Auch ift es falfch, dafs jene Theilung fich nur bis auf die Krone fortfetze, indem ich fie fehr h\u00e4ufig fich, bei Schneide- und Eckz\u00e4hnen, durch die ganze Wurzel fortfetzen fahe. Ueberhaupt habe ich bei mehrmaliger und foigf\u00e4ltiger Wiederholung diefer Unterfuchungen immer eine folche Dnregelm\u00e4fsigkeit und Unbeftimrntheit in den Refultaten gefunden, dafs ich ihnen in der That gar keine Beweiskraft f\u00fcr die Entwicklungsweife der Z\u00e4hne Zutrauen zu d\u00fcrfen glaube.\nDie genauere Unterfuchung der erften Form der Knochenkerne der Z\u00e4hne ift nicht ohne Intereffe, fofern fich daraus ein neuer Beitrag zu dem Gef tz er-giebt, dafs die fp\u00e4terhin verfchieclenften Theile einander","page":571},{"file":"p0572.txt","language":"de","ocr_de":"572\nanf\u00e4nglich h\u00f6chft \u00e4hnlich find, und erft allm\u00e4hlich von einander ab weichen.\nDie erfte Knochenfpur bei allen Schneide-, Eck-und Backz\u00e4hnen, ift ein rundlich dreieckiges, fpitzes H\u00f6ckerchen. Dieles wird bei den Schneidez\u00e4hnen allm\u00e4hlich von einer Seite zur andern breiter, bei den Eckz\u00e4hnen dagegen w\u00e4chft es mehr nach der Form, welche es bei feinem erften Erlcheinen hatte, fort, auch bei den Backz\u00e4hnen dagegen breitet es fich, wie bei den Schneidez\u00e4hnen, aus. Das erfte H\u00f6ckerchen der Backz\u00e4hne erfcheint am meiften nach innen und vorn, alfo theils clem mittlern Theile des Kiefers, an welchem die erfte Verkn\u00f6cherung anhebt, am n\u00e4chften, theils in derfelben Fl\u00e4che mit diefem. Erft nachdem fich das erfte, vordere Scherbchen der Backz\u00e4hne ausgebreitet hat, i\u2019chneidezahn\u00e4hnlich geworden ift, erfcheint ihm gegen\u00fcber ein neues, welches, in Verbindung mit meh-rern nachher enthebenden, diefelbe Form durchl\u00e4uft.\nDafs alle Z\u00e4hne, auch die einzelnen Knochenftiicke der zufammengefetzten, gerade die Form der Eckz\u00e4hne durchlaufen, ift wahrfcheinlich infofern kein gleichg\u00fcltiger Umitand, als, mit wenigen Ausnahmen, die-ies die Geftalt der Z\u00e4hne der niedern Wirbelthiere ift, welche nur eine Ordnung von Z\u00e4hnen befitzen.\n6) Audi \u00fcber den Ausbruch, fowohl der Wech-felz\u00e4lme als der bleibenden Z\u00e4hne, weichen die Angaben der Schriftftcller mehr oder weniger ab. Allgemein ift die, dafs die innern Schneidez\u00e4hne zuerft hervorbrechen, hierauf die\u00e4ufsern folgen. Dagegen varii-ren die Angaben \u00fcber das Zeitvcrh\u00e4ltnifs zwilchen den Back- und Eckz\u00e4hnen. Nach einer Menge von Schrift-ftellern, altern fowohl als neuern, namentlich Rau l)\nl) De ortu et regenerate one dentium L. B. 1694. rec. in Hallen coll. diff. T. VI. p. igl.","page":572},{"file":"p0573.txt","language":"de","ocr_de":"573\nMartin1 11'), Leel\u00fcfe 5), Bourdet 3), Berdmore4), Saba-tier*), Brunner6), WaJJerberg7), Berger*), Cuvier9), Murat10), ift es Regel, dafs die Eckz\u00fchne, i\u2019o wie fie r\u00e4umlich den Schneidez\u00e4hnen zun\u00e4chft ftehen, auch der Zeit nach im Ausbruche auf fie folgen, uncl einige unter ihnen reden von dem fja\u00e4tern Erfcheinen der Eckz\u00e4hne nur als von einer feltnern Erfcheinung. Dagegen brechen nach einer grofsen Anzahl von Beobachtern, namentlich Hunter 1 1 ); S\u00f6mmerring 1 2), HirJ'ch 1 3), Blake 1\t, Fox 1 ?) , Serres l6), die in-\nnern Backz\u00e4hne, fowohl die einzelnen vordem unter den Wechfelz\u00e4hnen, als die zweifpitzigen unter den bleibenden, gefelzm\u00e4fsig fr\u00fcher als die Eckz\u00e4hne hervor. Einige, z. B. Flormann17), Hildebrandt 1 8)\n1)\tDiff. fur les dents. Paris 1779. p. 12.\n2)\tO dentologie. Paris 1757- P- -6.\nj) Rech, fur l\u2019art du dentifte. Paris 1757. T. 1. p. 51.\n4)\tKrankheiten der Z\u00e4hne. Aus d. E. Altenburg 1771. p. 16,\n5)\tAnatomie, T. 1. p. 86.\n6)\tDe er, dent, lact. In Wafferbergii Opp. min, F. I. p, 364.\n7)\tEbendaf. p. 404.\nSj) De dentibus. Kiliae 1788. T. 1. p. 5. p) Diet, des fc. medic. T. 8, p, 324.\n10)\tEbend. p. 410.\n11)\tOn teeth p. 78.\n12)\tKnochenlehre S. 209.\n13)\tKnochenlehre S. 32.\n14)\tS. 24. 25. J never faw an inftance of the cufpidati appearing previous to the fmall grinders.\n15)\tA. a. O. S. 7.\n16)\tS. 80. Les canines ne fortent jamais qu* apr\u00e8s les premieres petites molaires. Nach Unterfuchungen von mehr als 50 Kiefern und einer grofsen Menge von Kindern.\n17)\tObf. in doctr. de dentibus. S. 20. Lundae 1793.\n18)\tAnatomie Bd. I, S, 220.","page":573},{"file":"p0574.txt","language":"de","ocr_de":"574\ngehen das Hervorbrechm der vordem Backz\u00e4hne und der Eckz\u00e4hne als gleichzeitig an, ohne fich beftimmt zu \u00e4ufsern, ob die einen, oder die andern fr\u00fcher oder fp\u00e4ter erl'cheinen.\nNach andern, z. B. Gariot*) brechen fogar auch die hintern Backz\u00e4hne mit den vordem ungef\u00e4hr zugleich, vor den Eckz\u00e4hnen aus, und Brunner fagt gleichfalls : non raro canini ferius veniunt in confpe-ctum, dum jam ipfi adfunt molares i) 2),\nNach meinen Unterfuchungen, die an einer fehr grofsen Anzahl von Kiefern fowohl todter als lebender Kinder angeftellt wurden, haben unftreitig diejenigen Beobachter Recht, welche den vordem Backzahn unmittelbar auf den \u00e4ufsern Schneidezahn, erft auf jenen den Eckzahn folgen Jaflen, und h\u00e4ufiger bricht felbft der vordere Backzahn vor dem \u00e4ufsern Schneidezahn, oder der hintere vor dem Eckzahn, als diefer vor dem vordem Backzahn aus. Ungeachtet die Zahl der Beobachter, welche die entgegengefetzte Meinung auf-ftellen, weit gr\u00f6fser als die Zahl derer ift, welcher ich beitrete, fo fcheinen mir doch die erftern einander grofsentheils mehr abgefcnrieben, als die Natur getreu befragt zu haben. Die von mir angegebene Folge gilt \u00fcbrigens fowohl f\u00fcr die Milchz\u00e4hne als die bleibenden , ungeachtet hier die Eckz\u00e4hne allen ihren Theilen nach weit fr\u00fcher ent\u00dfehen als die Backz\u00e4hne.\ni) Mal. de la bouche. Paris lgo$. p. 28.\ns) A. a. O. S. 365.","page":574}],"identifier":"lit14138","issued":"1817","language":"de","pages":"556-574","startpages":"556","title":"Beitrag zur Entwicklungsgeschichte der menschlichen Z\u00e4hne","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:20:43.026878+00:00"}