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{"created":"2022-01-31T16:20:21.062132+00:00","id":"lit14140","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Seguin, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 585-599","fulltext":[{"file":"p0585.txt","language":"de","ocr_de":"585\n3)\tEs ift nicht erwiefen, dnfs die \u00fcbrigen Saugadern oder die Lj\u2019mphgef\u00e4fse Einfaugungsverm\u00f6gen beiitzen.\n4)\tDen Venen kommt das Einfaugungsverm\u00f6gen mit Beftimintheit zu.\n2. A. Seguin \u00fcber die einfaugenden und aus-bauchenden Gef\u00e4fse, und die Krankheiten, welche von einer Abnormit\u00e4t der-felben, oder der in ihnen enthaltnen Findigkeit en, oder endlich dielen beiden Urfachen zufammen entftehen k\u00f6nnen. (Aus den Ann. de Chimie T. 90. p. 185 \u2014 195. T. 92. p. 33 \u201451.)\nUm meine Arbeit \u00fcber die einfaugenden und aushauchenden Gef\u00e4fse, welche ich wegen der vielen, \u00fcber diefen Gegenftand obwaltenden Widerfpr\u00fccheunternahm, m\u00f6glichft zu vereinfachen, richtete ich meine Aufmerk-famkeit vorz\u00fcglich auf folgende Punkte :\n1)\tWelche Gef\u00e4fse unfers K\u00f6rpers laugen ein, und welche Umft\u00e4nde beg\u00fcnftigen diefe F\u00e4higkeit derfelben ?\n2)\tKommen die an der Oberfl\u00e4che des K\u00f6rpers und die in dem Innern deffelben befindlichen einfaugenden Gef\u00e4fse durch ihre Functionen mit einander \u00fcberein?\n3)\tBringen alle mit ihnen in Ber\u00fchrung gebrachten Subftanzen diefelbe Wirkung hervor?\n4)\tGiebt es in diefer Hinficht keinen Unterfchied zwifchen feften und fl\u00fcfligen Subftanzen ?\n5)\tMufs man nicht eben fo zwifchen verfchiednen feften und fl\u00fcfligen K\u00f6rpern einen Unterfchied machen ?\n6)\tWelche Functionen haben die innern einfaugen-den Gef\u00e4fse, vorz\u00fcglich die der Lungen, des Magens und des Darmkanals ?\n7)\tWorin ift die Einfaugungsf\u00e4higkeit der lebendest K\u00f6rper begr\u00fcndet ?\n8)\tWelches endlich find die Krankheiten, die aus den in der Ueberfehrift angef\u00fchrten Gr\u00fcnden entftehen?","page":585},{"file":"p0586.txt","language":"de","ocr_de":"586\nDie ungelieure Th\u00e4tigkeit der Saugadern der grofsen K\u00f6rperh\u00f6hlen il't durch eine Menge von Verfuchen erwie\u00bb len ; allein leider hat man f\u00fcr die an der Oberfl\u00e4che def-felben befindlichen nicht diefelhe Methode befolgt. Haller z. B. lagt viel zu beltiinmt, dafs die Haut die in einer feuchten Luft enthaltnen Wafferd\u00fcnfte und das Bad-waffer einfauge, das Gewicht des K\u00f6rpers hiebei zunehme. Es ift defto wichtiger, diefe S\u00e4tze genau zu unteifuchen, da, wenn wirklich die Oberfl\u00e4che des K\u00f6rpers fortw\u00e4hrend das in der Luft aufgel\u00f6fte Waffer auffaugt, lieh keine genauen Schl\u00fcffe \u00fcber die Wirkung der Ausd\u00fcnftuna\no\t4\to\to\nmachen laffen, indem diefe zuletzt nur das Refultat der Th\u00e4tigkeit zweier entgegengefetzter Kr\u00e4fte feyn w\u00fcrde.\nIch habe daher zuerft vielfach untcrfucht, ob wirklich durch einen, eine beltimmte Zeit fortgefetzten Aufenthalt im Bade Gewichtszunahme erfolgt, und die Hautfaug-adern das in der Luft aufgel\u00f6fte Waffer einfaugen. Zuerft badete ich mich einigemal, um meinen K\u00f6rper v\u00f6llig von allen, an feiner Oberfl\u00e4che befindlichen Subftanzen zureinigen. Hierauf liefs ich mich in der freien Luft wiegen und , indem dies nach Ablauf einer beftimmten Zeit zum zweitenmal gefchah, wurde der ganze Gewiclitsverluft durch die Zahl der Minuten, welche der Verfuch gedauert hatte, dividirt, wo dann der Quotient den mitt-lern Gewiclitsverluft f\u00fcr jede Minute angab.\nHierauf begab ich mich fogleich ins Bad und nach 3 bis 4 Stunden liefs ich mich, nachdem ich es vcrlaffen hatte, abermals wiegen, und berechnete gleichfalls den Gewiclitsverluft f\u00fcr jede Minute.\nDie Mittelzahl von 33 Verfuchen cliefer Art giebt Folgendes an:\n1)\tUnter keiner Bedingung erfolgt im Bade Gewichtszunahme.\n2)\tMan verliert im Bade in der That etwas weniger als an der Luft, allein diefer Veriuft variirt nach behindern Umft\u00e4nden bedeutend und namentlich nach dem Grade der Temperatur des Badewaffers.\n3)\tBei einem Luftdruck von 28 Zollen Queckfilber verh\u00e4lt lieh der Gewiclitsverluft im Waffer zu dem in der\n","page":586},{"file":"p0587.txt","language":"de","ocr_de":"Luft wie 6,5:17, wenn die Temperatur von beiden nur IO\u2014 12 Grade betr\u00e4gt.\n4)\tBei denselben Luftdruck ift der Gewichtsverluft wie 7,5:21,7, bei 15 \u2014 i8\u00b0 W\u00e4rme.\n5)\tBei demfelben Luftdruck ift dies Verh\u00e4ltnifs wie 13:23, wenn die Temperatur 26 oder 28\u00b0 ift.\nBei keinem diefer 33 Verfuche war die Differenz zwifchen den beiden vergleichenden W\u00e4gungen genau diefelbe; nimmt man aber eine Mittelzahl zwifchen allen diefen Differenzen , und dividirt fie durch die gr\u00f6fslm\u00f6g-liehe Unrichtigkeit der Waage, fo ergiebt lieh, dafs diefe llefultate von der Wahrheit nur um\n1)\tin der atmofph\u00e4rifclien Luft von IO\u00b0\n2)\tTh\t-\t-\t-\t-\t-\tl8\u201d\n3)\tT\u00efo_\t-\t-\t-\t-\t-\t28\u00b0\n4)\ttt im Bade von to \u2014 12\u00b0\n5)\tA -\t-\t- 18\u00b0\n6)\ttIy -\t-\t\u2022 26 \u2014 28\u00b0\nabweichen konnten *).\nUm die Anwendung diefer Unterfuchungen m\u00f6g-lichft zu verallgemeinern, wiederholte ich diefelben Verfuche an andern Perfonen , namentlich meinem Bruder und einem Freunde, beide jung undgefimd, und fand fie immer nach einem 3 bis 4 Stunden langen Aufenthalte im Bade leichter als beim Eintritt in daffelbe. Das Verh\u00e4ltnifs ihres Gewichtsverlufts in der Luft und dem Waf-\nl)\tln der That findet man, wenn man eine Mittelzahl der ver-fchiednen W\u00e4gungen nimmt, dafs die Differenz zwifchen den-felben war :\n\u00a3)\u2022\nGr.\n1)\tIn der atmofph'irifch. Luft von 10\u00b0\t=\t4\t5\t35\n2)\t\u2022\t-\t-\t- 2S\u00b0 = 6\t?\t38\n3)\t i8\u00b0\t\u2014\t6\t4\t5\u00ab\n4)\tIm Bade\t10\u2014 120 = 1\t5\t39\n5)\t-\t-\t28\u00b0\t=\t2\tO\t45\n6)\t-\t-\t18\u00b0\t=\t3\tI\t\u00abE\nDa nun die gebrauchte Waage h\u00f6chftens nur einen Trrthunt von l8Gran veraril- hie, lo folgt, dafs meine Rehdtate nur in den oben angegebnen Verh\u00e4ltmffen irrig feyn konnten.","page":587},{"file":"p0588.txt","language":"de","ocr_de":"588\nTer wich zwar etwas von dem obigen ab, allein dies ift nat\u00fcrlich individuell. Ueberdies wollte ich hiebei nur den wirklichen Gewichtsverlult im Waffer ausmitteln, und dies erreichte ich mit Beftimmtheit.\nGeivifs ift daher, dafs man im Bade nicht an Gewicht Zunimmt, allein weniger als in der Luft verliert.\nAls Grund dieier letztern Verfchiedenheit reichen folgende, aus meinen Unterfuchungen \u00fcber die Ausd\u00fcn-ftung lieh ergebende Refultate hin:\n1)\tDie unmerkliche Ausd\u00fcnftung ift nur eine un-merkliche Aufl\u00f6fung unferer Fl\u00fcffigkeiten in der Maffe der uns umgebenden Luft.\n2)\tDamit die Ausd\u00fcnftung vollkommen Statt linde, ift die Vereinigung der Aushauehungsth\u00e4tigkeit der Ge-false und der aufl\u00f6fenden Luft des umgebenden Mediums n\u00f6thig.\n3)\tAusfchlufs einer von beiden vernichtet die unmerkliche Ausd\u00fcnftung faft ganz.\n4)\tVerminderung derfelben vermindert die Ausd\u00fcnftung in demfelben Verh\u00e4ltnifs.\n5)\tDer Schweifs h\u00e4ngt nur von der Th\u00e4tigkeit des Herzens und der Muskeln ab, und kann ohne Ber\u00fchrung der Luft beftehen.\n6)\tBefindet fich der K\u00f6rper in feuchter Luft, fo ift es m\u00f6glich, dafs ein Theil des fich beim Einathmen bildenden Waffers beim Ausathmen nicht ausgeftofsen wird, und dann wird das Oxygen, welches zur Bildung diefes Waffers dient, in den Lungen bleiben, und in demfelben Verh\u00e4ltnifs das Gewicht vermehren1).\nIn einem Bade von IO\u201412\u00b0 wird daher der durch die Lungen- und Hautausdiinftung veranlafste Gewichts-verluft dem in einer Luft von derfelben Temperatur eben dadurch entftehenden nie gleich feyn, weil, wegen des Mangels von Einwirkung der Luft, der durch das kalte\ni) Man liebt leicht ein , dafs , auch bei der richtigem Annahme, dafs das beim Athmen ausgeftofsne Waffer nicht erft gebildet wird, dennoch diefer Grund, wegen der Unf\u00e4higkeit der feuchten Luft, daffelbe aufzul\u00fcfen, und des Statt findenden Oxygen-Zutrittes, feine v\u00f6llige St\u00e4rke beh\u00e4lt.","page":588},{"file":"p0589.txt","language":"de","ocr_de":"589\nBad bewirkten Zufammenziehung der Haut, und des Hin-derniffes, welches der Druck diefer Fl\u00fcfligkeit der Th\u00e4-tigkeit des Herzens und der Muskeln entgegenfetzt, in einem Bade von IO \u2014 12\u00b0 keine Hautausd\u00fcnftung Statt findet.\nIn einem Bade von 15 \u201418\u00b0 ift der, durch dieHaut-und Lungenausd\u00fcnftung veranlafste Gewichtsverluft etwas weniger betr\u00e4chtlich als der durch die Lungenausdi'in-ftung in der Luft von derfelhen Temperatur, weil der eben angef\u00fchrte Grund , und die Feuchtigkeit der in die Lungen tretenden Luftmenge in einem folchen Bade die Hautausd\u00fcnftung vernichtet und die Lungenausd\u00fcnftung vermindert.\t\u2019\nIn einem Bade von 26 \u2014 28e ift der Gewichtsver-luft gr\u00f6fser als der durch die blofse Lungenausd\u00fcnftung in einer Luft von diefer Temperatur bewirkte, weil dort fowohl durch die Lungen- als die Hautausd\u00fcnftung Verlud Statt findet; allein felbft fo w\u00fcrde der ganze Gewichtsverluft im Bade nicht fo grofs als in der atmofph\u00e4rifehen Luft feyn, weil fich das Waffer verm\u00f6ge feines Gewichtes der Wirkung des Herzens und der Muskeln widerfetzt, welche die Ausd\u00fcnftungsfeuclitigkeit auszuftofsen flreben.\nJe nachdem daher die Temperatur des Bades h\u00f6her oder niedriger ift, ift der Gewichtsverluft im Waffer vorz\u00fcglich aus zwei Gr\u00fcnden geringer als in der Luft: I) wegen der Vernichtung oder Verminderung der Haut-ausdunftung; 2) der Verminderung der Lungenausd\u00fcnftung, mithin der, wegen des eintretenden Oxygens bewirkten reellen Gewichtsvermehrung.\nUngeachtet fich fchon aus diefen Verfuchen ergab, dafs im Waffer keine Gewichtszunahme erfolgt, fo ent-feheiden fie doch noch nicht die Fragen \u00fcber das Einfau-gungsverm\u00f6gen der Hautgef\u00e4fse. Man k\u00f6nnte mir in der That einwenden, dafs ich im Waffer weniger als in der Luft verloren habe , weil meine Saugadern einen Antheil Waffer aufn\u00e4hmen. Zwar verl\u00f6re diefer Einwurf durch dia einfache Betrachtung bedeutend, dafs, da der Gewichtsverluft im Waffer bei der niedrigften Temperatur am ge-ringften ift, man auf eine, allen Principien widerfprechende Weile fchliefsen m\u00fcfste, die Einfaugung fey defto betr\u00e4chtlicher, in einem je k\u00e4ltern Waffer man fich beim-","page":589},{"file":"p0590.txt","language":"de","ocr_de":"590\n\u00bb\nde; indeffen glaubte ich doch in neuen Verfuclien noch\nunmitte:barere Beweife zu linden.\nIch badete mich daher in Chinaaufl\u00f6fung, ohne irgend eine der fpecififchen Wirkungen zu empfinden, welche diefes Mittel, innerlich genommen, her vorbringt.\nB\u00e4der von Milch wurden mit demfelben Erfolge genommen: nur bemerkte ich, dafs bei mehr als 18\u2014'20\u00b0 die Milch fairer wurde, wenn ich mich einige Zeit darin aufhielt. Ob dies von der Ausd\u00fcnftung, oder dem ela-ftifeben Gummi herr\u00fchrte, womit der Ueberzug bekleidet war, deffen ich mich bei diefen Verfuclien bediente, weifs ich nicht.\nEndlich liefs ich mehrere Syphilitifche Fufsb\u00e4der von einer Sublimataufl\u00f6fung nehmen; da ich aber diefe Perfonen nicht unter geh\u00f6riger Aufficht hatte, fie \u00fcberdies aus\u00abehen mufsten , fo wirkte ich mir bei der Hofpitalver-waltung die Erlaubnifs aus, in Bic\u00e8tre diefe Verfuclie im Grofsen anftellen zu d\u00fcrfen, und wurde darin auf jede Weife unterft\u00fctzt.\nJedes Fufsbad beftand im Allgemeinen aus l6 Pfund Flufswaffer und 3 Drachmen Sublimat. Die Beine des Kranken befanden lieh bis \u00fcber die Wade darin. T\u00e4glich .wurde eines, I bis 2 Stunden lang, genommen. Einige diefer Verfuclie wurden ins auf 28 Tage lang fortgefetzt.\nEin Tripperkranker mit v\u00f6llig gefunden F\u00fcfsen erlitt keine Ver\u00e4nderung, welche auf Abforption des Sublimats h\u00e4tte fcbliefsen laffen, ungeachtet er 25 Fufsb\u00e4der von JO0 nahm, welche im Ganzen 36 Stunden dauerten, und wobei 9 Unzen 3 Drachmen Sublimat angewandt wurden. Die \u00dfefferung war febr unbedeutend.\nEben fo ein zweiter mit Bubonen, aber gefunden Beinen durch 16 Fufsb\u00e4der von io6, welche 22 Stunden dauerten, und 5 V Sublimat enthielten.\nGleichfalls ein dritter, fchwach und phlegmatifch, mit veraltetem Tripper und EicheJgefchw\u00fcren durch 17 Fufsb\u00e4der von 10\u00b0, welche 25 Stunden dauerten, un,d |VI 5jjj Sublimat enthielten.\nDaffelbe Refult\u00e4t gaben IO andre Kranke mit verfchiednen fyphilitu'ehen Symptomen, alter gefunden Beinen.","page":590},{"file":"p0591.txt","language":"de","ocr_de":"591\nGanz andere ein vierzehnter mit Tripper, fyphiliti-fclter Kr\u00e4tze, Anfchwellung der Leihengegend, und Hals-gefchw\u00fcren. Vom dritten Fufsbade von 18' an, bekam er Zahnfchmerz; beim 4ten entz\u00fcndete lieh das Gefchw\u00fcr; beim 5ten war die Kr\u00e4tze faft verfchwunden ; beim 6lcn Speichelflufs entbanden ; mit dem 7ten verlchwand die Kr\u00e4tze ganz, das Gefchwiir belferte fiel), und 8 Tage lang fand ein betr\u00e4chtlicher Speichelflufs Statt.\nDa hierin Vergleichung mit den vorherigen Verfuchen zwei verfchiedene Umft\u00e4nde, die h\u00f6here Temperatur des Fufsbades, und eine Kr\u00e4tze, welche den Zufammenbang der Oberhaut trennte , zugleich einwirkten, fo buchte ich den Einllufs beider zu ifoliren.\nIch nahm daher 5 Kranke, davon zwei die Kr\u00e4tze, die drei \u00fcbrigen gefunde Beine hatten. Die erbten bekamen Fufsb\u00e4der von JO\u201d, wobei dieAbforption fehr merk-lich war. Die letztem erhielten Fufsb\u00e4der von 180, dennoch war die Abforption weit langfamer und fchw\u00e4cher.\nErh\u00f6hung der Temperatur und Angreifen der Oberhaut haben daher wirklich einen Einllufs auf die Einfau-gung. Wie weit erftreclct lieh diefer? Fine Frage, welche mich von Neuem auf Ab\u00e4nderung meiner Verbuche und , Unternehmung andrer f\u00fchrte.\nZuerft fetzte ich mich in meine undurchdringliche H\u00fclle, und bestimmte fo den durch das Atlnnen bewirkten Gewichtsverluft. Hierauf wiederholte ich den Verbuch fo , dafs ich den Aermel der Bekleidung am ohern Theile eines meiner Arme fo bef\u00e4higte, dafs der ganze untere Theil mit der Luft in Ber\u00fchrung war. Der hiebei enthebende Gewichtsverluft r\u00fchrte von der Ausdiinftung meiner Lunge und meines Armes her; da ich nun durch den erbten Verbuch den blofs durch die Lungenausd\u00fcn-ftung bewirkten Gewichtsverluft kannte, fo brauchte ich von dem ganzen Gewichtsverluft nur den durch die Lun-genausd\u00fcnftung bewirkten abzuziehen, um den durch die Armausd\u00fcnl'tung veraulafsten Gewichtsverluft zu erhalten.\nHierauf nahm ich einen, an einem Ende offnen, am andern Ende verfchlofsnen Glas\u00e4rmel von 5 Zoll Ehtrch-mefier und l| Fufs H\u00f6he, an deffen ohern Ende ein mit elahilcbem Harz \u00fcberzogener Taffet\u00e4rmel von 5 Zoll L\u00e4nge genau befeftigt war. ln diefes Gef\u00e4fs gofs ich eine Auf-","page":591},{"file":"p0592.txt","language":"de","ocr_de":"l\u00f6fung von Sublimat aus zehn Pfund Waffer und zwei Drachmen Sublimat, wog das Gef\u00e4fs, brachte in daffelb\u00f6 den ganzen Theil meines Armes , der bei dem Verfuch mit der undurchdringlichen Bekleidung mit der Luft in Ber\u00fchrung gewefen war, und klebte den Taffet\u00e4rmel an fein oberes linde an.\nAm Ende des m\u00f6gliclift lange fortgefetzten Verfuches wurde der Arm ftark gekratzt, um l'o wenig Waffer als m\u00f6glich daran zu laffen. Hierauf wog ich zuerft mich, um zu fehen , oh der Gewichtsverluft verli\u00e4ltnifsm\u00e4fsig eben fo grofs gewefen ley, darauf das Glasgef\u00e4fs, und fand fo , was es verloren oder gewonnen hatte. Hierauf gofs ich eine fehr verd\u00fcnnte Aufl\u00f6fung von kauftifchem Kali in eine gegebne Menge von einer, der erften \u00e4hnlichen Subbmataufl\u00f6fung, und mittelte dadurch die Menge von Kali aus, welche zur vollft\u00e4ndigen Niederfchlagung einer beftimmten, in meiner Sublimataufl\u00f6fung enthalt-lien riueckfilbermenge erfordert wird. Indem ich nun daf-felbeAlkali in die Sublimatanfl\u00f6funggofs, worein ichmei-nen Arm getaucht halte, fchlofs ich aus dem Gewicht des, zur vollft\u00e4ndigen Niederfchlagung des Quecklilbers angewandten Alkali\u2019s auf die in der Fl\u00fclTigkeit \u00fcbriggebliebene Menge von Sublimat, mithin die Menge diefes Salzes, welche verfchwunden feyn konnte.\nBei dem elften Veifuche diefer Art blieb ich I St. 5 Minuten im Bade, bemerkte aber eine fo geringe Verminderung des Sublimats, dafs fie von den kleinen Irrungen herr\u00fchren konnte, denen auch die genaueften Verbuche unterworfen lind.\nEntfclieidendere Refultate konnte ich nur dadurch erhalten, dafs ich den Arm mehrmals in diefelbe Auf-l\u00f6fung tauchte, und das Alkali erft zugofs, nachdem ich die , meiner Meinung nach erforderliche Menge von B\u00e4dern genommen hatte.\nMehrere diefer Verfuche wurden I4Tage lang fortgefetzt, und jedesmal bis auf 3 Stunden verl\u00e4ngert. Die Sublimataufl\u00f6fung beftand aus 2 Dr. Sublimat in IO Pfund Waffer, und wurde w\u00e4hrend jedes Verfuches auf der beliebigen Temperatur erhalten. Aus der Mittelzahl von II Verfuclien ergiebt lieh Folgendes :","page":592},{"file":"p0593.txt","language":"de","ocr_de":"593\n1)\tSo lange man irgend einen Theil des K\u00f6rpers in ctiefer Aufl\u00f6fung bei 10\u00b0 oder 28s R. bei.unverletzter Oberhaut labst, ift die Menge des Sublimats am Ende des Ver-fucbes fehr merklich diefelbe als am Anf\u00e4nge.\n2)\tWird in diefelbe Aufl\u00f6fung, aber von lg0, faft der ganze Arm gebracht, fo findet, felbft bei unverletzter Oberhaut, Einfaugung des Sublimats an der Obeifl\u00e4che Statt, ungeachtet die Waffermenge durchaus nicht vermindert wird.\nDiefes letztem Umftandes wegen mufste ich noth-wendig vermuthen, dafs die Saugadern der Haut nicht die Urfache ties Verfchvvindens des Sublimats feyen. Diefe konnte ich nur in den aushauchenden Gef\u00e4fsen Tuchen, deren Ausd\u00fcnftungsfeuchtigkeit, wenn ihre Endigungen nicht durch die K\u00e4lte oder andere Urfachen z\u00fc-fammengezogen find , die Wirkung des Herzens und der Muskeln nicht ftark genug zur Erzeugung von Schweifs ift, und jene Feuchtigkeit lieh mit der Sublimataufl\u00f6fung inBer\u00fchrung befindet, nach und nach einenTheil davon aufl\u00f6ft, um eine nr\u00f6glichft gleichm\u00e4fsige S\u00e4ttigung hervorzubringen. Diefe Aufl\u00f6fung kann bei 9 \u2014 10\u00b0 nicht Statt finden, ungeachtet hier kein Schweifs eintritt und die aushauchenden Gel\u00e4fse mit ihrer Feuchtigkeit angef\u00fcllt find , weil die tonifch auf lie einwirkenden umgebenden Subftanzen he verengen , und dadurch jede Ge-meinfehaft zwifchen lieh und der Ausd\u00fcnftungsieuehtig-keit abfehneiden, ohne welche keine Einfaugung Statt linden kann.\nBei 26 \u2014 28\u00b0 findet diefe eben fo wenig Statt, weil die Ausd\u00fcnftungsfeuchtigkeit fortw\u00e4hrend durch die Th\u00e4-tigkeit des Gef\u00e4fsfyftems und der Muskeln ausgeftofsen wird, daher nicht in den Gef\u00e4fsen bleibt, mithin nicht nach und nach die aufl\u00f6slichen Subftanzen an der Hautoberfl\u00e4che aufl\u00f6fen und ailm\u00e4hlieii nachher in den Kreislauf f\u00fchren kann.\nDiefe allm\u00e4hliche Aufl\u00f6fung kann nur hei 18\u00b0 Statt finden, weil hiebei weder Schweifs noch Zufammenzie-ltung der aushauclienden Gef\u00e4fse eintritt.\nDiefe, in dem Streben nach gleichm\u00e4fsiger S\u00e4ttigung begr\u00fcndete Auli\u00f6fung ift daher \u00e4ufserft befchr\u00e4nkt, theils weil \u00fce nur von IQ \u2014II* JA,, bis ungef\u00e4hr zu 18\u00b0 beftehen","page":593},{"file":"p0594.txt","language":"de","ocr_de":"594\nkann, theils weil die elfte Bedingung dazu die Ber\u00fchrung einer Subftanz ift, in welcher die Ausd\u00fcnftungsfeuchtig. keit nicht felbft aufgel\u00f6ft wird, und felbft in diefem Falle he nur felir geringe Einfaugung der aufl\u00f6slichen Subfianzen , nie aber der feften unaufl\u00f6slichen , und der fi\u00fcffigen Subfianzen bewirkt.\nFolgende Verfuche werden diefe wichtige Wahrheit bekr\u00e4ftigest.\nBei einem Kranken mit fyphilitifchem Ausfchlag am Unterfchenkel , einem eiternden Bubo mit Entz\u00fcndung in der Leiftengegend und heftigen Gliederfchmerzen wurden t\u00e4glich J Stunde lang die Bruftwarzen mit einer Aufl\u00f6fung von I Theil Sublimat in 32 Theilen Waffer gew\u00e4hlten. Hierauf wurden ihm auf diefelben Stellen Covn-preffen mit derfelben Aufl\u00f6fung, 24Stunden lang, gelegt. Der Verfuch dauerte 6 Tage.\nBeim zweiten Mal war die Haut entz\u00fcndet, beirrt dritten hatte fielt ein Schorf gebildet, der noch an dem-felben Tage abfiel, zugleich hatte der Kranke Uebelkei-ten und Zahnfehmerzen ; beim vierten Anfchwellung des Zahnfleifches und Speichelflufs, die am 5ten und 6ten Zunahmen. Vom zweiten Tage an fingen die fypliiliti-fchen Zuf\u00e4lle an, lieh zu beffern.\nHieraus ergab lieh die Einfaugung des Sublimats; allein, da die Haut angegriffen war, mufste der Verfuch wiederholt werden, um zu feiten, ob he auch aufserdem Statt linden w\u00fcrde.\nDaher wurde ein Kranker mit einem fyphilitifchen Gefchw\u00fcr am Arm, der Stirn, einer Lymphgefchwulft und Gliederfchmerzen, aber gefunden Beinen genommen. Diefe wurden 6 Tage hindurch mit einer Aufl\u00f6fung von 5 Dr. Sublimat in I Pfund Waffer 4 bis 5 Minuten lang gewa-iehen , wobei immer die Stellen ver\u00e4ndert wurden, um das Wundwetvien zu verhindern. Die gewafehne Stelle wurde mit trocknen Compreffeii bedeckt. W\u00e4hrenddes ganzen Verfuchs kein Zeichen von Einfaugung. Derfelbe Verfuch mit einem Kranken, der Hoden - und Leiften-gefchwulft hatte, und wo nur an der Stelle der Beine die Arme eingerieben wurden. W\u00e4hrend der el ften 7 Tage, wo ich die Stelle immer ver\u00e4nderte, kein Zeichen von","page":594},{"file":"p0595.txt","language":"de","ocr_de":"595\nEinfaugung. Vom 8ten an wurde 6 Tage lang die Einreibung an derfelben Stelle gemacht. Am loten bildete lieh ein Schorf, am 13teil trat Speichelflufs ein.\nEinern andern Kranken mit Tripper, Anfchwellung der Leiftendr\u00fcfen, und Gefchw\u00fcren am Unterlchenkel, wurden auf jeden Arm an fehr gefunden Stellen 4A Gr. Sublimat unter im Umfange klebenden Pflaftern angebracht. Der Verfuch dauerte 5 Tage. T\u00e4glich wurden, von Neuem 9 Gr. Sublimat aufgelegt. Am zweiten fchon bildete fich ein Schorf und traten Zahnfehmerzen ein. Das zweite Pflafter wurde nun neben die angegriffne Stelle gelegt. Am dritten Tage Zahnfleifcbgefchwullt, Parker Blutflufs aus deinfelben, Speichelflufs und Gefchwulft der Unterkiefetdr\u00fcfen. Am 4ten Tage vermehrten lieh alle Zuf\u00e4lle, am 5ten trat ein Parker Blutflufs aus dem H\u00e4lfe und Munde ein. Unterdeffen hatte lieh das Gefchw\u00fcr bedeutend verkleinert, einige Tage nach dem letzten Verband war die Dr\u00fcfengefehwulft verfchvvunden, das Gefchw\u00fcr ganz vernarbt, die \u00fcbrigen Zuf\u00e4lle ganz ver-fchwunden. Das Blutfpucken trat nach dem letzten Verba rule zweimal wieder ein. Von die fein an fpeiehelte der Kranke 14 Tage lang, und hatte dabei oft Blutflufs aus dem Munde und dem Zahnfleifch.\nEinem Kranken mit mehrern Chankern an der \u00e4ufsern Vorhautfl\u00e4che , Tripper und periodifchen Rinnla-denl'chmerzen wurden auf jeden Arm an gefunden Stellen 9 Gran verf\u00fcfstes Quecklxlber , t\u00e4glich von Neuem gelegt. W\u00e4hrend 17 Tagen entftand weder cineEro\u00fcon, noch Minderung der Zuf\u00e4lle, noch irgend ein anderes Zeichen von Einfaugung, ungeachtet 4 Drachmen angewandt wurden. Hierauf wurde 7 Tage lang das Queek\u00fclber auf die Bruftwarzen gelegt, am \u00eePenzehn, an den \u00fcbrigen; 6 Tagen f\u00fcnfzehn, mithin im Ganzen 100 Gran. Es entftand weder E'.rolion noch irgend ein Zeichen von Einfaugung des Queek\u00fclber,?.\nAuf die fehr gefunden Beine eines Kranken wurde verf\u00fcfstes Queckiilher durch ein Klebepflafter angebracht. Zehn Tage lang wurden jedesmal 36 Gran ohne das <>e-ringfte Zeichen von Einfaugung angewandt.\nHieraus ergiebfc lieh, dais der Sublimat, nicht aber das verf\u00fclste Quecklilbcr, von der Haut eingelogcn wird;","page":595},{"file":"p0596.txt","language":"de","ocr_de":"596\nallein, da jener die Oberhaut zerft\u00f6rte und die Haut an-griff, fo mufsten noch andre Verfuche angeftellt werden, um zu wiffen, ob fefte, aufl\u00f6sliche und nicht \u00e4tzende Subftanzen von der Haut aufgelogen werden.\nDeshalb wurden hei 15\u2014 18\u00b0 R. 15 Gran Brechweinflein mittelft eines Pflafters auf die Magengegend eines Kranken gelegt, die zehn Tage lang t\u00e4glich erneuert wurden.\nW\u00e4hrend der elften 8 Tage keine Ver\u00e4nderung, am 9ten zweimal Durchfall, der am IOlen fehr heftig war.\nAn 16 verfchiednen Stellen des Unterleibes eines Kranken wurden zwei Unzen Brechweinftein angebracht. Am 5ten Tage h\u00e4ufiger Stuhlgang, am 6ten und 7ten heftige Ausleerungen, allein weder Leibl'chneiden noch Erbrechen.\nDiefe geringe Menge Brechweinftein bringt diefe Wirkung nur dann hervor, wenn der Kranke eine geringe Menge Nahrungsmittel geniefst, nie aber, wenn er viel ifst, folia!d man nur die Stellen ver\u00e4ndert, wenn fleh Pufteln bilden.\nDies gefchah in den beiden vorigen Verfuchen. Bei einem dritten Kranken, wo ich in fechs Tagen nach einander 36 Gran Brechweinftein, jedesmal 6, auf derfelben Stelle des Unterleibes anbrachte, entftanden am dritten Tage Pufteln, am gien Durchfall, der am 5ten und 6ten fehr betr\u00e4chtlich wurde\u00bb\nAus diefem Verfuche ergiebt hch, dafs der Brech-weinftein weit Ichneller eingefogen wird, wenn die Oberhaut angegriffen , als wenn lie un ver lehrt ift.\n2 t Tage lang wurde t\u00e4glich I Unze Gummiguttae auf den Unterleib eines Kranken angebracht, ohne dafs ein Zeichen von F.infaugung deffelben entftanden w\u00e4re.\nDerfelbe Verfuch wurde mit demfelben Erfolg mit Scammonium wiederliolt.\nEinem Kranken mit fyphilitifchen Vorhautgefohw\u00fc-ren , Pufteln am After, und Leiftengefchwulft, wurden auf die angefchwollnen Dr\u00fcfen 24 Gr. angebracht; die Stelle wegen der entftehenden Pufteln t\u00e4glich fo gut als m\u00f6glich ver\u00e4ndert. Am 6ten Tage trat Speichelflufs und Halsfchmerz ein. Am jten wurde diefelbe Menge auf eine\nfeiner","page":596},{"file":"p0597.txt","language":"de","ocr_de":"597\nfeiner Ohrfpeieheldr\u00fcfen, am Sien auf die andre, am \u00e7ten unter das Knie gelegt.\nIn diefer Zeit fchwoll das Zalmfleifch an und es trat heftiger Speichelflufs ein.\nEinem Kranken mit Hodengefchwulft und Glieder-fchmerzen wurden in 5 Tagen an verfchiednen Stellen 100 Gr. deffelbcn Mittels angebracht. Am 5Len trat leichter Speichelflufs ein.\nDies beft\u00e4tigt den Satz, dafs bei unverletzter Oberhaut unaufl\u00f6sliche fefte Subftanzen von der Haut gar nicht, aufl\u00f6sliclie nur fehr wenig eingefogen werden.\nUm indeffen dem Eimviufe zu begegnen, dafs hiebei doch vielleicht unaufl\u00f6sliche Subftanzen, aber in zu geringer Menge, um eine merkliche Ver\u00e4nderung hervorzubringen, eingefogen worden leyen, i'tellte ich die folgenden Verlache an.\nIch w\u00e4hlte einen Kranken, der, nach einem etwas vernachl\u00e4fligten Tripper, noch einen heftigen Schmerz in der Harnr\u00f6hre hatte, und wog abgefondert 2 Drachme Merc, dulcis, I Dr. Scammonium, I Dr. Gummiguttae,\nI Dr. Alemhrothfalz und I Dr. Brecluveinftein. Kach-dem der Unterleib geh\u00f6rig abgewafehen worden war, legte ich diefe 5 Subftanzen an eben fo vielen, v\u00f6llig gefunden Stellen auf, bedeckte lie mit wohl bef\u00e4higten Uhrgl\u00e4fern, erhielt eine Temperatur von 15 Graden, und blieb iok Stunden bei dem Kranken, um ihn zur R\u00fcbe zu n\u00f6thigen. Hierauf wurden mit der gr\u00f6fsten Vorficht die angebrachten Subftanzen weggenommen und gefunden, dafs die Drachme Merc. dale, nur 71-I Gr., das Scammonium 72 \u00a3 Gr.; das Guinmig. etwas \u00fcber 71 Gr.; das Sal Alernbroth 62 Gr.; der Brecluveinftein 67 Gr. wog. Hiebei bemerke ich, dais an der von dem vorletzten Mittel bedeckten Stelle viele Pufteln entbanden waren.\nDas Quecklilber hatte alio Z Gran verloren, das Scammonium fait \\ Gr. gewonnen, das < >umrni faft \u00ef Gr. ; das Sal Alernbr. faft io Gr.; der Brechweinftein 5 Grau verloren.\nBei 1, 2 und 3 war der Unter lebten fo gering, dafs er als Folge der Manipulation augefeheu werden konnte, bei 4 und 5 aber konnte er wohl nur ans Statt gefundner Einfaugung erkl\u00e4rt werden. Der UnterCchied zwilchen\nM. d. Archiv. III. 4,\t'1","page":597},{"file":"p0598.txt","language":"de","ocr_de":"598\n4 und 5 r\u00fchrt unftreitig davon her, dafs hei 5 die Ober-haut unverletzt geblieben, bei 4 Pufteln entftanden waren. Bei 4 konnte daher fowohl durch die ausliauchenden, als die einfaugenden, hei 5 nur durch die erftern Gef\u00e4fsa Aufnahme Statt gefunden haben.\nImmer war bei diefen Verfuchen die Einfaugung in denselben Verh\u00e4ltnifs ft\u00e4rlcer als die entftandnen Pufteln die Oberhaut mehr angegriffen hatten, und es kam daher nur auf die Ausmittl ung des Grades des Hinderniffes an, welches die Oberhaut der Einfaugung entgegenfetzte. Zu die-fern Behuf wurden einem fchw\u00e4ehlichen Kranken mit Vor-hautgefchw\u00fcren und gefchwollnen Leiftendriifen mit einer Nadel mehrere P\u00fcffe am Unterfchenkel gemacht, und unter einem, wie immer, nur am H\u00e4nde klebenden Pflafter 5 Gr. Mere, dulcis aufgelegt. Nach dreimaliger Erneuerung empfand der Kranke nichts, allein die Riffe waren auch fchon in 2 bis 3 Stunden verfchloffen, mithin keine Wechselwirkung zwilchen den Quecklilber und der Saugadern m\u00f6glich.\nEinem andern Kranken mit Vorhautgefchw\u00fcren und heftigen Gliederfclimerzen wurden ftarke Riffe an dem Arme gemacht, und auf jeden IO Gr. Mere, dulcis gelegt, was 5 Tage lang t\u00e4glich fo erneuert wurde, dafs ich das Quecklilber zwifchen die Wundlippen brachte. Am dritten warf der Kranke ftark aus, und hatte am 4ten und 5ten einen leichten Speichelflufs. Um eine noch fclmel-lere Wirkung zu erhalten, wurden am \u00f6tenTage auf dem Arm deffelben Kranken Blafenpflafter von der Gr\u00f6fse eines Achtgrofchenft\u00f6ckes gelegt, diefe am yten weggenommen und auf die wunde Stelle 15 Gr. Mere, dulcis gebracht, dies am g ten wiederholt. Am 9ten trat reichli-eher Speichelflufs ein.\nEinem dritten Kranken mit einem Harken Tripper, Ruthengefchwiiren, Gefchwulft der Ohrfpeicheldr\u00fcfe und Gliederfclimerzen wurden mit einem Barbiermeffer Einfchnitte in die gefchwollne Dr\u00fcfe gemacht, und darauf ein Pflafter mit 10 Gr. Mere. dulc. gelegt, dies 9 Taga lang t\u00e4glich erneuert. Am dritten Tage noch keine Aen-derung, am 4te.11 Halsfchmerz, am 6ten Bluten des Zahn-fleifclies, am jten bis 9ten Speichelflufs und Vermehrung der \u00fcbrigen Zuf\u00e4lle.","page":598},{"file":"p0599.txt","language":"de","ocr_de":"599\nAlle (liefe Thatfachen beft\u00e4tigen die An ficht, da Cs die Oberhaut ein Hindernifs der fh\u00e0t\u00efgkeit der Saugadern der Haut ift. Sie bildet \u00fcber ihnen eine ArtFirnifs, deffen Widerftand nur durch irgend eine Gewalt \u00fcberwunden werden kann. Bei der Aushauchung \u00fcberwindet die Th\u00e4tigkeit des Herzens und der Muskeln diefes Hindernifs, eben fo mufs eine Kraft vorhanden feyn, welche den Widerftand der Oberhaut \u00fcberwindet, damit Einiau-gung Statt finden kann. Fehlt diefe Kraft und findet doch bei unverletzter OberhautEinfaugung Statt, fo kann diefe nur durch die aushauchenden Gef\u00e4fse bewirkt werden. Hiernach l\u00e4fst lieh vermuthen, dafs die Saugadern fich an der innern Fl\u00e4che, die aushauchenden Gef\u00e4fse dagegen an der \u00e4ufsern Fl\u00e4che der Oberhaut endigen.\n3, Lavoifier und A. Seguin \u00fcber die Ausd\u00fcnstung. (Aus den Annales de Chimie Tom. 90.\np. I \u2014 280\nIn einem fr\u00fchem Auffatze T) \u00fcber die Ausdlinftung, wurden die vorz\u00fcglichftenErfcheinungen diefer wichtigen Function dargelegt; der gegenw\u00e4rtige enth\u00e4lt die befolgte Methode, die beobachteten Vorfichtsmaafsregeln und die noch nicht angegebnen Thatfachen. Die Waage, die wir brauchten, war h\u00f6chft genau. Auf beiden Seiten durch I2S Pfund beladen, fchwankte lie durch eine halbe Drachme mehr auf der einen fehr merklich, mithin konnte durch jedesmaliges W\u00e4gen nur eine Irrung von lg Gran zu viel oder zu wenig entliehen. Da aber alle Verfuche zwei vergleichende W\u00e4gungen erforderten, fo konnte angenommen werden, dafs diefe Irrung in jeder fich auf entgegengefetzte Weife verhalte, mithin ganz ver-fchwinde. Gefetzt aller auch, dafs lie fich in beiden auf diefelbe Art verhielt, fo betrug fie dennoch bei jedem Verfuche nur 36 Gran. Da nun die gr\u00fci'ste Verfchieden-heit zwilchen zwei vergleichenden W\u00e4gungen ungef\u00e4hr\nQ<1 2\nI) M\u00e9m. de I\u2019acad. des fciences. 179e.","page":599}],"identifier":"lit14140","issued":"1817","language":"de","pages":"585-599","startpages":"585","title":"\u00dcber die einsaugenden und aushauchenden Gef\u00e4\u00dfe, und die Krankheiten, welche von einer Abnormit\u00e4t derselben, oder der in ihnen enthaltenen Fl\u00fcssigkeiten, oder endlich diesen beiden Ursachen zusammen entstehen k\u00f6nnen: Aus den Ann. de. Chimie, T. 90, p. 185-195, T. 92, p. 33-51","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:20:21.062142+00:00"}