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{"created":"2022-01-31T16:15:58.050278+00:00","id":"lit14141","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Lavoisier","role":"author"},{"name":"Seguin, A.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 599-608","fulltext":[{"file":"p0599.txt","language":"de","ocr_de":"Alle diefe Thatfachen beft\u00e4tigen die An ficht, dafs die Oberhaut ein Hindernifs der fli\u00e4tigkeit der Saugadern der Haut ift. Sie bildet \u00fcber ihnen eine ArtFirnifs, dellen WiderFtand nur durch irgend eine Gewalt \u00fcberwunden werden kann. Bei der Ausbauchung \u00fcberwindet die Th\u00e4rigkeit des Herzens und der Muskeln diefes Hincler-nifs , eiten fo muFs eine Kraft vorhanden Feyn, welche den WiderFtand der Oberhaut \u00fcberwindet, damit Einfau-gung Statt finden kann. Fehlt dieFe Kraft und findet doch bei unverletzter OberhautEinFaugung Statt, fo kann dieFe nur durch die aushauchenden Gef\u00e4fse bewirkt werden. Hiernach l\u00e4fst lieh vermuthen, dafs die Saugadern fich an der innern Fluche, die aushauchenden Gef\u00e4fse dagegen an der \u00e4ufsern Fl\u00e4che der Oberhaut endigen.\n3. Lavoifier und A. Seguin \u00fcber die Ausd\u00fcnstung. (Aus den Annales de Chimie Tom. 90.\np. I \u2014 280\nIn einem fr\u00fchem Auffatze \u2019) \u00fcber die Ausdlinftung, wurden die vorz\u00fcglichften Erfcheinungen diefer wichtigen Function dargelegt; der gegenw\u00e4rtige enth\u00e4lt die befolgte Methode, die beobachteten Vorlichtsmaafsregeln und die noch nicht angegebnen Thatfachen. Die Waage, die wir brauchten, war h\u00f6chft genau. Auf beiden Seiten durch I2S Pfund beladen, fchwankte lie durch eine halbe Drachme mehr auf der einen fehr merklich, mithin konnte durch jedesmaliges W\u00e4gen nur eine Irrung von lg Gran zu viel oder zu wenig entheben. Da aber alle Verfuche zwei vergleichende W\u00e4gungen erforderten, fo konnte angenommen werden, dafs diefe Irrung in jeder fich auf entgegengefetzte Weife verhalte, mithin ganz ver-fchwinde. Gefetzt aller auch, dafs lie fich in beiden auf diefelbe Art verhielt, fo betrug fie dennoch bei jedem Verfuche nur 36 Gran. Da nun die gr\u00fcfste Verfchieden-heit zwilchen zwei vergleichenden W\u00e4gungen ungef\u00e4hr\nQq 2\nI) M\u00e9m. de l\u2019acad. des fciences.","page":599},{"file":"p0600.txt","language":"de","ocr_de":"600\n4000 Gran, oder 6 Unzen, 7 Drachmen, 40 Gran, die klein fte 1280 Gran, oder 1 Unzen I Dr. 56 Gr. betrug, io ergiebt ijcli, dafs, auch wenn man die ungiinftigften Bedingungen annimmt, der Irrthum im erften Falle nur _|.f im zweiten y5 feyn konnte.\nDie Genauigkeit der Waage erforderte eine grofse Bekanntfchaft mit ihrem Gebrauch. Oft verurfachte eine unwillk\u00fcrliche Bewegung der darauf befindlichen Perfon ein Schwanken der Zunge; noch ft\u00f6render aber war der Gewichtsverluft , welchen diefe w\u00e4hrend des Verfuches erlitt, und deffen Mittelzahl lieh auf 17 \u2014 lg Gran in der Minute belief. Sobald man alfo das richtige Gewicht hatte, mufste fogleich nach der Uhr gefehen werden, indem fclion in einer Minute die Waage lieh nach der Seite des Gewichtes zu neigen anfing.\nMit Beobachtung diefer Vorfichtsmaafsregeln konnten wir leicht die vereinigte Wirkung der Haut- und Lungenausd\u00fcnftung beftimmen. Man wog mich, bemerkte das Gewicht und die Zeit, wo es beftimmt worden, war. Dann blieb ich 3 bis 4 Stunden ruhig, indem ich mich vorz\u00fcglich in Acht nahm, mich zu fchneuzen, auszufpueken, felbft mich pliylifch oder moralifeh mit Gegenlt\u00e4nden zu befeb\u00e4ftigen, welche meinen Puls h\u00e4tten hefchleunigen k\u00f6nnen. Nach 4 Stunden begab ich mich wieder auf die Waage, liefs mich von Neuem wiegen, und das Gewicht und die Zeit genau bemerken. Durch blo-fses Subtrahiren erhielt man daher die Dauer des Verfuches und die Grofse des w\u00e4hrend deffelben entftandnen Gewichtsverluftes. Durch Divilion des letztem mit der Minutenzahl ergab lieh der mittlere Gewichtsverluft f\u00fcr jede Minute.\nUm nachher die Wirkung der Haut - und Lungenausd\u00fcnftung abgefendert kennen zu lernen, bediente ich mich eines mit elaftifchem Harz \u00fcberzognen Tafl\u2019etkleides, das \u00fcberall fo gut verfchloffen war, dais w\u00e4hrend 14 Tagen durchaus nichts von der hineingeblafenen Luft austrat. Oben war es offen, und aufserdem, dem Munde gegen\u00fcber, mit einer von d\u00fcnnem Kupfer umgebnen \u00fceffnung verfehen.\nDieles Kleid wurde, nachdem ich es angezogen hatte, oben durch ein ftarkes Band verfchloffen, dann die","page":600},{"file":"p0601.txt","language":"de","ocr_de":"601\nKupferm\u00fcndung um meinen Mund geklebt, und durch F\u00e4den, welche am hintern Theile des Kopfes feft gekn\u00fcpft wurden, befeftigt. So fetzte ich mich auf die Waage, liefs mich w\u00e4gen, blieb 3 bis 4Stunden ruhig, und wurde dann von Neuem gewogen. Der Unterfchied zwifchen beiden W\u00e4gungen gab den, blofs durch die Lungenaus-d\u00fcnftung erlittnen Verluft.\nHierauf verliefs ich die H\u00fclle, liefs mich fogleich, dann nach Ablauf einer beftimmteu Zeit von Neuem w\u00e4gen. Der Unterfchied zwifchen den beiden letzten W\u00e4gungen gab den durch Lungen- und Hautausd\u00fcnftung zugleich erlittenen Verluft an. Zog ich nun von diefem ganzen Gewiclitsverluft den durch die Lungenausd\u00fcn-ftung erlittnen ab, fo hatte ich den durch die Hautaus-d\u00fcnftung bewirkten.\nBei Beobachtung aller diefer Vorfichtsmaafsregeln wurden endlich durch eine, eilf Monate lang fortgefetzte Arbeit gen\u00fcgende Refultate, fowohl \u00fcber die Aus-d\u00fcnftung \u00fcberhaupt, als die der Haut und der Lunge ins-befondere erhalten. In diefer Zeit wog man mich t\u00e4glich einmal zu derfelben Stunde, gew\u00f6hnlich aber drei bis viermal, je nachdem es n\u00f6tliig war, die Verhielte zu verringern. oder vergleichende anzuftellen. Bei jeder W\u00e4gung wurden die Grade des Thermometers , Barometers\n\u00fc O\t,\t.\t\u2019\nund Hygrometers, und die Lage bemerkt, in welcher ich mich befand. Bei etwas hoher Temperatur zog ich mich bis auf das Hemde aus, damit die Luft meine Ausd\u00fcn-ftungsfeuchtigkeit leichter a.ufl\u00f6fen k\u00f6nnte , dagegen bedeckte ich mich hei niedriger Temperatur ft\u00e4rker und bekleidete mich vorz\u00fcglich hei vergleichenden W\u00e4gungen auf diefelbe Weife.\nWollte ich die Menge der genoffenen Nahrungsmittel genau kennen, fo wurden die feiten auf einen Teller, die fliifligen in eine Flafche gethan, dann die Gef\u00e4fse vor und nach dem Effen gewogen, wo der Unterfchied die Menge der genoffenen Nahrungsmittel angab. Wollte ich beftimmte Mengen effen und trinken , fo wog ich lie erft genau und verzehrte lie dann ganz. Bisweilen afs ich auch auf der Waage eine vorher abgewogene Menge Speifen , und beftimmte fo unmittelbar den w\u00e4hrend des Effens Statt findenden Gewichtsverluft.","page":601},{"file":"p0602.txt","language":"de","ocr_de":"602\nAufserdem wog ich mehrere \"tage lang alle meine Speifen , eben fo die lefien und fl\u00fc f\u00fcgen Excremente ab, und , indem ich das Gewicht von dielen zu dem der un-merblichen Hautausd\u00fcnltung fetzte, unterfuchte ich das Verbal mils diefer Summe zu dem Gewicht der genoffe-Iieu Nahrungsmittel.\nOft theilte ich 12 Tage lang die Speifen ab, liefs einen Tbeil davon in einem Backofen bei einer beftimmten Temperatur eindorren, verfuhr auf diel\u2019elbe Weife mit meinen feiten und fl\u00fcffigen Excrementen, und verglich dann den Unterfchied der W\u00e4gungen diefer feften Refiduen mit dem durch die Ausd\u00fcnftung bewirkten Gewichtsver-luft der feften Subftanzen.\nDurch oft angeftellte fehr ftarke Bewegungen wurde der Einflufs der Blutbewegung und des Athmens auf die Ausd\u00fcnftung befdnnnt,\nIMehrere diefer, und den Umft\u00e4nden nach abge\u00e4nderte Verbuche wurden von meinem Perfonen, namentlich meinem Bruder, wiederholt.\nMehrere Refultate wurden aus verTchiednen Gr\u00fcnden nicht benutzt, und nur die fehr emfcbeidenden bei-behalten, deren Anwendung v\u00f6llig allgemein fcbien, weil iie von, an verfchiednen Individuen gemachten Verbuchen abgezogen waren, und von, allen Organismen gemein-fchaftlichen Verbuchen abhingen.\nDie Eintheilung der Ausd\u00fcnftung in Lungen- und Haut aus diinflung , der letztem in unmerkliche Ausd\u00fcnftung und merkliche, oder Schweifs ift bekannt.\nDer letztere wird nur durch die Verdauung, dieTh\u00e4-tigkeir des Herzens und der Muskeln, und die Vermehrung der Herzfehl\u00e4ge und Athsmz\u00fcge ; die unmerkliche Ausd\u00fcnftung dagegen durch die Temperatur der umgebenden Luft, den Grad ihrer Trockenheit oder Feuchtigkeit, ihrer Dichtigkeit, die Verdauung, die Wirkung des Herzens und der Muskeln, und die Befchleunigung oder Verlangfamung des Kreislaufes und des Athmens abge\u00e4ndert,\nUm den Einflufs jedes diefer Momente f\u00fcr lieh zu befummelt , m\u00fcfste man ihre Wirkungen abfondern lt\u00f6n-","page":602},{"file":"p0603.txt","language":"de","ocr_de":"603\nnen, allein, da d\u00fcTes bei dem jetzigen Zuftande unfrei-Kenntniffe nicht m\u00f6glich ift, fo mufs man lieh mit den Refultaten ihres gemeinfamen Wirkens begn\u00fcgen.\n1.\tWelche Menge von Nahrungsmitteln man zu lieh nehme, wie auch die Atmofph\u00e4re variiren mag, fo kommt doch diefelbe Perfon, nachdem lie um das ganze Gewicht der eingenommenen Nahrungsmittel febwerer geworden ift, in 24 Stunden ungef\u00e4hr auf daffelbe Gewicht zur\u00fcck, das lie Tags zuvor hatte, wenn ihre Con-ftitution ftark ift, fie gut verdaut, nicht w\u00e4chft und nicht ausfehweift. Diefes lehr merkw\u00fcrdige llefultat beweift, mit welcher Weisheit die Natur die mehrmals erw\u00e4hnten Erhitze bewirkt. Vermeidung des Uebermaafses gen\u00fcgt zu Erreichung ihrer Zwecke und die von Sanctorius gew\u00e4hlte, zu einf\u00f6rmige und ftreng berechnete Lebensweife entfpriclit denfelben nicht. Er halte, in derUeber-zeugung, dafs es f\u00fcr die Gefundheit wichtig fey, regel-miifsig diefelbe Menge Nahrungsmittel zu fich zu nehmen, an dem Ende eines Waagebalkens einen Stuhl anbringen laffen, der fo eingerichtet war, dafs, fobald die darauf fitzende Perfon die durch mehrere andere Verfuche vorher beftimmte Menge von Speifen genoffen hatte, das Gleichgewicht geh\u00f6rt wurde, und herabftieg, fo dafs man nun nicht mehr die auf dem Tifche befindlichen Speifen erreichen konnte. Wer lieh auf die Berechnung, nicht aber auf das Bed\u00fcrfnis oder den Hunger verlaffen wollte, w\u00fcrde oft zu wenig oder zu viel effen. Da die Ausd\u00fcnnung oft in dem Verh\u00e4ltnifs von 1:3 variirt, fo w\u00fcrde fchon daraus folgen, dafs, wenn die Menge von Speifen immer im Verh\u00e4ltnifs mit dem Gewichtsverluft ftiinde, welchen wir erleiden, nicht jedenTag diefelbe Menge ge-Hoffen werden darf.\n2.\tWenn unter \u00fcbrigens gleichen Umft\u00e4nden die Menge der Speifen variirt, oder bei gleicher Speifenmenge die der Ausd\u00fcnftung abweicht, fo wird die Menge der Excremente dergeftalt vermehrt oder vermindert, dafs wir, wie fchon bemerkt, t\u00e4glich um diefelbe Stunde auf daffelbe Gewicht zur\u00fcckkommen, mithin bei gefunder Verdauung die verfchiednen Verrichtungen fich unter-ft\u00fctzen und die eine die andre vertritt.","page":603},{"file":"p0604.txt","language":"de","ocr_de":"604\n3.\tMangel an guter Verdauung vermindert ganz vorz\u00fcglich die Ausd\u00fcnstung. So z. B. als ich eines Abends mn 7 Uhr nach einem ftarken Mittagsefl'en zur Zeit der ft\u00e4rkftcn Verdauung ein St\u00fcck Kuchen. Am andern Morgen fand ich mich um die gew\u00f6hnliche VeiTuchsftunde II Unzen fchwerer. Ungeachtet ich mich unwohl f\u00fchlte, afs ich fo viel als gew\u00f6hnlich , um den Erfolg zu beobachten. Tags darauf wog ich 21 Unzen mehr als gew\u00f6hnlich, f\u00fchlte mich fehr fclnver, den Kopf eingenommen, l\u00fcffig, afs aber dennoch fo viel als fonft. Am 4tenTage wog ich 34 Unzen mehr, bekam aber am Abend eine ftavke Ausleerung, und erft nach 2 Tagen kam ich auf mein gew\u00f6hnliches Gewicht zur\u00fcck.\n4.\tBei guter Verdauung und unter \u00fcbrigens gleichen Umft\u00e4nden hat die .Menge cler Speifen keinen grofsen Einflufs auf die Ausd\u00fcnltung. Ort erhielt ich faft die-felben llefultate nach einem Mittagseflen von 2 oder 4 Pfunden. Doch ift dies nur wahr, wenn die Getr\u00e4nlcs-menge wenig variirt.\n5.\tUnmittelbar nach dem Ellen wird am wenigsten ansged\u00fcnftet. Um dies, von andern fohon angedeutete, Und durch unfre Verfuche aufser Zweifel geletzte Refultat zu erkl\u00e4ren, ift die genauere Angabe einiger Umft\u00e4nde notwendig. Die Ausd\u00fcnftungsfeuch tigkeit bedarf einer gewiffen Menge W\u00e4rme, um lieh in der Luft aufzul\u00f6fen, und diefe liefert der K\u00f6rper. Wird alio, die Mittheilung diefer W\u00e4rme vermindert, fo linkt die Ausd tin flung in demlelben Verh\u00e4linifs, jene aber mufs lieh nothwendig vermindern, wenn andere Theile des K\u00f6rpers eine ungew\u00f6hnliche Menge W\u00e4rme erhalten. Dies aber gefchieht foglcioh nach dem Elfen, zum Behuf der Verdauung, weshalb auch um diele Zeit: gew\u00f6hnlich ein Fr\u00f6fteln eimritt, doffen Intenlit\u00e4t nach den Individuen und der W\u00e4rme-capacit\u00e4t ihrer Fl\u00fcfhgkciteu variirt. Hievon linden lieh nur feline Ausnahmen.\nSo fchwitzen manche Perfonen w\u00e4hrend, felbft noch nacli c\u2019en, Ellen; allein dies r\u00fchrt davon her, dafs die Th\u00e4righ cit des Herzens und der Pulsadern das Ueberge-wicht \u00fcber die gr\u00f6iVere W\u00e4rme verfehl uckung hat.\n6.\tUnter \u00fcbrigens gleichen Umft\u00e4nden ift der durch die Ausd\u00fcnftung verurfaelite Gewiehtsverluft w\u00e4hrend der","page":604},{"file":"p0605.txt","language":"de","ocr_de":"605\nVerdauung'am gr\u00f6fsten. Die Differenz zwiTeilen dem Verluft zu diefer Zeit und im n\u00fcchteren Zuftande betr\u00e4gt ungef\u00e4hr 2-,>j Gran in der Minute.\n7. Unter den giinftigften Umft\u00e4nden betr\u00e4gt der durch die AusdnnCtung veranlafste Gewichtsveriult in der Minute 32 Gran, mithin in der Stunde 3 Unzen 2 Drachmen 48 Gran, in 24 Stunden 5 Pfund.\ng. Unter den ungiinftigften Umft\u00e4nden, indefs bei guter Verdauung, betr\u00e4gt der geringlie Gevvicbtsverluft in der Minute II Gran, alfu in der Stunde I Unze I Drachme 12 Gran, in 24 Stunden 1 Pfund II Unzen. 4 Drachmen.\n9.\tSogleich nach dem Effen betr\u00e4gt der Gewichtsver-luft in der Minute IO,\"0- Gran, zur Zeit, wo die Allmendinge die Ausd\u00fcnftung am wenigftenbeg\u00fcningen; )9,hGr. dagegen, wenn, hei Gleichheit der innern Bedingungen, die Aufsendinge , am giinftigften wirken.\nDiefe, von den \u00e4ufsern Bedingungen abh\u00e4ngigen Verfchiedenheitcn der Ausd\u00fcnftung nach drat Effen flehen nicht in demfelben Verbal tnifs als die Vcrfcliiedenheiten, welche man unter \u00e4hnlichen Umft\u00e4nden zu andern Zeiten beobachtet, allein wir kennen den Grund diefer Er-fclieinung nicht.\n10.\tDie Uautausd\u00fcnftung h\u00e4ngt unmittelbar tlieils \u25a0von der aufl\u00f6fenden Kraft der umgebenden Luft, tlieils von der F\u00e4higkeit der aushauchenden Gef\u00e4fse ab, die Ausd\u00fcnftungsfeuchtigkeit bis zur Oberfl\u00e4che des K\u00f6rpers zu f\u00fchren. Deshalb fetzte lieh , wenn ich mich in meiner undurchdringlichen H\u00fclle befand, anfangs auf der Oberfl\u00e4che meiner Haut nur eine geringe Menge Feuchtigkeit ab , die auch am Ende nicht bedeutend zugenom-men hatte. H\u00e4tte hier Ausd\u00fcnftung Statt gefunden , fo h\u00e4tte fich die Feuchtigkeit, da lis nicht aufgel\u00f6ft werden konnte, als Schweifs auf der Haut anfammehr muffen. Dies gefchafie nicht, mithin fand keine Ausd\u00fcnftung Statt. Vereinigen lieh daher aufl\u00f6fende Kraft der Luft und Tb\u00e4tigkeit der aushauchenden Gef\u00e4fse, fo gefebieht die Ausd\u00fcnftung mit Leichtigkeit, wird dagegen eine die. fer Bedingungen unterdr\u00fcckt, fo mindert lieh die letztere. Die eben angef\u00fchrte Thatfache liefert ein Beifpiel der Verminderung durch Wegnahme der aufl\u00f6fenden\n*_>\tO\t>","page":605},{"file":"p0606.txt","language":"de","ocr_de":"606\nKraft dev Luft, dev oben angef\u00fchrte, bei geft\u00f6vter Verdauung angeftellte Verfuch ein Beifpiel von Unterdr\u00fcckung der fei'neu wegen Unth\u00e4tigkeit oder Zufammenzieliung der aushauclienden Gef\u00e4fse.\n11.\tNach einer aus allen Verfuchen entlehnten Mittelzahl ift der durch die Ausd\u00fcnftung vernrfachte Ge-wichtsverluft in der Minute 18 Gran, wovon IT auf die Hautausd\u00fcnftung, 7 auf die Lungenausd\u00fcnftung kommen.\n12.\tDie Lungenausd\u00fcnftung gehorcht denfelben Ge-fetzen als die Hautausd\u00fcnftung; allein, je nachdem diefe Gefetze fielt mehr oder weniger vovtheilliaft vereinigen, tritt einer von den folgenden Erfolgen ein :\na)\tdie aus den Lungen tretende Luft kann entweder nicht alles fielt in ihnen bildende Waffer auflcifen ;\nb)\toder fie vermag dies ;\nc)\toder endlich lie kann nicht blofs alles in den Lungen gebildete, fondent auch das mit dem Kohlenwaffer-JftofFgas aus ihnen tretende Waffer aufl\u00f6fen.\nHieraus folgt, dafs l) unter gevviffen Umft\u00e4nden ein weit geringerer Gewichlsverluft durch die Ausd\u00fcnftung Statt linden kann als gew\u00f6hnlich ; 2) fclbft bisweilen eine wirkliche Gewichtszunahme Statt linden kann, wenn das in den Lungen mit Wafferftoff zu Waffer verbundne Oxygen das Gewicht der Hautausd\u00fcnftung und des in den Lungen verloren gehenden Kohlenwaiferftofifgas \u00fcber-trilfi:.\n13.\tDie Lungenausd\u00fcnftung ift im Verh\u00e4ltnifs zur Oberfl\u00e4che der Lunge weit hetr\u00e4cbtlicher als die Hautaus-d\u00fcnflung zu . der Hauioberfl\u00e4che, weil ]) die Luft der Lungen mit dem darin befindlichen W a fl er in unmittelbarer Ber\u00fchrung ift, und 2) ihre Temperatur weit betr\u00e4chtlicher erh\u00f6het wird.\n14.\tUnter \u00fcbrigens gleichen Umft\u00e4nden ift die Lun-\ngenausd\u00fcnftung kurz vor und nach dein Ellen faft gleich, indem fie dort nach einer Mittelzahl ungef\u00e4hr\tGran\nin der Minute betr\u00e4gt.\n15.\tUnter gleichen Umft\u00e4nden ift im Winter das Gewicht der feften Excremente am geringften, weil dann in den Lungen mehr Kolilemvafferl'toffgas verbrennt, in-","page":606},{"file":"p0607.txt","language":"de","ocr_de":"607\ndem die umgebende Luft melir W\u00e4rme roitgetheilt bekommt, und wir einer Temperatur von. ungef\u00e4hr 30 Gran bed\u00fcrfen.\nNachdem die Producte der Lungenausd\u00fcnftung und der HaiUausd\u00fcnfmng von einander getrennt worden find, muffen noch die Factoren der Lungenausd\u00fcnftung f\u00fcr lieh betrachtet und genau aasgeinitteit werden, wieviel fchon gebildetes Waffer, Kohlenftoff und Wafferftoff aus-gedunftet wird.\nNach einer Mittelzahl aus den, mit der oben befchrieb-nen Vorrichtung angeftellten Verfuclien ergiebt lieh Folgendes :\n1)\tdie unmerkliche Ausd\u00fcnftung betr\u00e4gt 18 Gran in der Minute, mithin gefetzt, dafs lie den ganzen Tag hindurch gleichf\u00f6rmig fey, 1080 Gran oder 1 Unze 7 Drachmen in der Stunde, 2 Pfund 13 Unzen in 24 Stunden.\n2)\tIn der Stunde werden 1600 K. Z., mithin in 24 St. 38,413 K. Z. oder ungef\u00e4hr 22 K. F., d. h. 2 Pfd.\nX Dr. IO Gr. Oxygen verbraucht.\n3)\tHievon werden zur Bildung der Kohlenf\u00e4ure 8,6 K. F., des Waffers 13,6 K. Z. verwandt, mithin zur erftern ungef\u00e4hr -}, zum letztem \u2019 des Oxygens.\n4)\tDie in 24 Stunden gebildete Kohlenf\u00e4ure betr\u00e4gt ungef\u00e4hr 14,930 K. Z., oder 8,6 K. F. oder 1 Pfd. 7 Dr. 4 Gr. welche beftehen aus\nPfd. Unz, Dr. Gr. Kohlenftoff\t\u2014\t5\t7\t\u2014\nSauerftoff\t\u2014\t12\t\u2014\t4\nSumma II 74.\n5)\tIn 24 Stunden werden in den Lungen I Pfund r Unz. 5 Drachm. 20 Gr. gebildet, welche beftehen aus\nPfd. Unz. Dr. Gr.\nWafferftoff\t\u2014\t3\t3\tIO.\nSauerftoff\tI\t4\t2\tIO.\nS. T 7\t5\t2\u00d6~\n6)\tSchon vorher gebildetes Waffer tritt aus den Lungen ab, in der Menge von 5 Unz. 5 Dr. 63 Gr.","page":607},{"file":"p0608.txt","language":"de","ocr_de":"608\n7) Rechnet man zufammen :\nPfd. Unz. Dr. Gr.\na)\tDas in 24 Stunden durch die Hautausd\u00fcnftung abgehende\n\u2022 Waller\t.......\t1\t14\t\u2014\t\u2014\nb)\tDas durch die Lungenaus-\ndiinftung\tausgefchiedrie .\t\u2014\t5\t5\t63\nc)\tDen in derfelbcn Zeit in den Lungen austretenden Kohlen\nftoff ........\t\u2014\t5\t7\t\u2014\nd)\tDen in derfelben Zeit in den\nLungen austretenden Wa ff erhoff ......................\u2014\t5\t3\tIO\nSo erh\u00e4lt man als den durch die ganze Ausdiinftung bewirkten mittlern Gewiclits-\nverluft eines Meirichen in ______\n24 Stunden.\tSumma 2\t13\t\u2014\t1\n4. Ueber die Kohle nf\u00e4urebildung durch die H a u tI).\nAbernethy s Verfuche, woraus er auf die Ausftofsung von Kolilenf\u00e4ure durch die Hautfchlofs, wurden von Klapp in Philadelphia in Gegenwart des dafigen Profeffors der Chemie, Dr. Woodhoufe, aber mit ganz verfehiednem Erfolge, wiederholt. Nachdem alle anh\u00e4ngende Luft durch IO Minuten lang unter Queekiilber vorgenommene Bewegung von der Haut der Hand und des Vorderarms entfernt worden war, hielt er lie in 2 Verfucheti drei Stunden lang in ein mit Queckfilber angef\u00fclltes gl\u00e4fernes Gef\u00e4fs bei einer Temperatur von 73 \u00b0. W\u00e4hrend der ganzen Zeit erfchien keine Blafe von kohlenfaurem oder Stichgas. Hierauf wurden Vorderarm und Hand mehr-\nl) Aus Ellis inquiry into the changes produced on the atmofphae-ric air by the germination etc. Edinb. 1807. S, 189. 190. und Edinb. igll. S. 555 \u2014 358-","page":608}],"identifier":"lit14141","issued":"1817","language":"de","pages":"599-608","startpages":"599","title":"\u00dcber die Ausd\u00fcnstung: Aus den Annales de Chimie, Tom. 90, p. 1-28","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:15:58.050283+00:00"}