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{"created":"2022-01-31T16:16:34.254216+00:00","id":"lit14146","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Anonymous","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 3: 630-633","fulltext":[{"file":"p0630.txt","language":"de","ocr_de":"650\nIII.\tAudi bei durch irrefpirable Gasarten Erftickten ift diele Operation, in Verbindung mit andern Mitteln, vorz\u00fcglich dem Galvanismus, anzuwenden.\nIV.\tDa auch andre, auf \u00e4hnliche Weite als das Waller und irrefpirable Gasarten wirkende Urfachan, z. B. die Epilephe, andre Arten von Kr\u00e4mpfen, tiefe Ohnm\u00e4chten, gewiffe Sclilagfl\u00fcffe, den Scheintod herbei f\u00fchren k\u00f6nnen, fo mufs auch hier, jedoch ohne Weglal'fung anderer H\u00fclfsmittel, diefe Operation fchnell gemacht werden, weil, wenn dadurch das Athrnen liergeftelit wird, der Kreislauf wieder feinen Anfang nehmen, und fo, es m\u00fcfs-ten denn organifche Fehler vorhanden oder der wahre Tod fchon eingetreten feyn, das Lehen gerettet werden kann.\nDiefe S\u00e4tze lind defto wichtiger, da wir kein g\u00fcltiges Unterfcheidungsmerkmal des wahren und des Scheintodes haben, und die Operation fehr einfach ift J),\nIir. Zur Lehre von den Giften.\nI. Giftorgan des Ornithorynchus. (Aus dem Bulletin de la foc. philom. Mai 1817. p. 82 \u2014 84.)\nAm 18- M\u00e4rz 18 \u00a37 wurde in der Linn\u00e9ifchen Gefell-fchaft ein Brief von Herrn Jamefnn an Herrn Maclay ver-lefen, der die Angabe einer merkw\u00fcrdigen Eigenth\u00fcm-lichkeit enthielt, welche der Ornithorynchus paradoxus darbietet. Herr Jamefon der fielt jetzt in Neuholland aufh\u00e4lt , verwundete eines diefer Thiere durch einen fchwa-chen Flintenfchufs. Sein Begleiter, der das Thier aufnehmen wollte, wurde durch einen Hieb mit dem Sporn des Hinterfufses in den Arm verletzt. In kurzer Zeit fchwoll das Glied an, und alle Zeichen, welche den Bifs giftiger Thiere begleiten, fteilten fielt ein, wichen zwar dem \u00e4ufsernGebrauche desOels und dem innerndes Ammoniums; indeffen litt der Mann lange an einem heftigen Schmerz, und konnte \u00fcber einen Monat lang den Arm nicht gebrauchen. Bei Unterfuchung des Spornsfand man ihn hohl und konnte angeblich das Gift ausdr\u00fccken.\n1) Imleffea kann man fielt wohl nteiftens die Tracheotomie durch Vorziehen .des Kehldeckels mittelft der Zunge erfparen. M.","page":630},{"file":"p0631.txt","language":"de","ocr_de":"631\nDa die vorftehende Beobachtung zu eigenthiimlich war, fo wurden von Herrn Blainville zwei Ornithorynchen, welche lieh in dem Parifer Mufeum finden, unterfucht und folgende Thatfachen ausgemittelt.\nDer, von der Aehnlichkeit mit dem an der Fufswur-zel fitzenden Sporn der m\u00e4nnlichen H\u00fchnerv\u00f6gel mit demfelben Namen belegte Theil des Ornithorynchus nimmt eine ganz andre Stelle ein. Er befindet fich beinahe am Ende der \u00e4ufsern Seite des Fufses, ungef\u00e4hr in der Mitte der Gegend zwilchen dem untern Ende der beiden Un-terfchenkelknochen und dem Ferfenbeine, allein, ohne mit dem Knochen eingelenkt zu feyn, indem er in der That nur mit der Haut verbunden ift. Auch fchien er deutlich beweglich, namentlich nach innen und vorz\u00fcglich nach hinten, welches auch feine gew\u00f6hnliche Richtung ift, biegbar. Seine Dicke und L\u00e4nge, felbft der Grad feiner Spitzheit fcheinen viele Verfchiedenheiten darzubieten, und nach der allgemeinen Meinung kommt er nur den M\u00e4nnchen zu. Er ift weder ein Sporn noch eine fechste Zehe oder Nagel, fondernein, den Ornithorynchen ganz eigenthiimlicher Apparat.\nAeufserlich fleht man nur eine Art Hornfpitze , die kegelf\u00f6rmig, mehr oder weniger gekr\u00fcmmt ift, und ziemlich feft an der Haut h\u00e4ngt, welche an ihrer Grundfl\u00e4che einen Wulft bildet, und in welche lie, bis zu einer fehr merklichen Zufammenziehung, ziemlich tief eindringt. In der N\u00e4he ihrer, oft fehr abgeftumpftenSpitze, befindet fich an der gew\u00f6lbten Fl\u00e4che eine ziemlich grofse, eif\u00f6rmige Oeffnung, welche fich gegen die Grundfl\u00e4che in eine Furche verl\u00e4ngert, und durch welche die Spitze des fo-gleich zu betrachtenden Knochens austreten kann. Die Grundfl\u00e4che der ausgeh\u00f6hlten Fl\u00e4che der hornartigen H\u00fclle zeigt eine Art von Leifte oder Falte, welche vorz\u00fcglich an ihrer, am Rande der H\u00f6hle befindlichen Oeffnung deutlich ift, aus einer fchuppenartigen, graugelben, fait durchfichtigen , \u00fcberall, vorz\u00fcglich aber gegen die Spitze, fehr d\u00fcnnen Subftanz befteht.\nIn diefern Beh\u00e4lter findet man wirklich ein Angriffs-organ, welches vielleicht nicht feine ganze H\u00f6hle ani\u00fcllt, aber von einer weifslichen, fchleimartigen Subftanz umgeben ift. Das Organ felbft hat ungef\u00e4hr die Gehalt des\n2","page":631},{"file":"p0632.txt","language":"de","ocr_de":"632\nBeh\u00e4lters, ift aber mehr pfriemenf\u00fcrmig, weit fpitziger, und hefteht aus einer Subftanz, die im zufammenge-troekneten Zuftande den in ihrem Innern enthaltnen Kanal etwas durchfchimmern J\u00e4fst. Ein runzlicher, an ihrer Grundfl\u00e4che befindlicher Wulft verbindet he mit der Haut, und an ihrem fpitzen Ende befindet lieh eine fein-feine , fchiefe Spalte , welche im Iluhezuftande die Oeff-nung der Scheide ber\u00fchrt.\nOeffnet man diefe Art von Zahn forgf\u00e4ltig, fo findet man ihn durchaus hohl, und hebt, dafs feine, an der Wurzel fehr d\u00fcnnen W\u00e4nde allm\u00e4hlich gegen die Spitze dicker werden. Diefe H\u00f6hle enth\u00e4lt einen, h\u00f6chftwahr-fcheinlich giftigen, aus einer Blafe und dnem Kanal zu-fammengefetzten Apparat. Die Blafe, welche mit ihrem Grunde gegen die B\u00e4nder der Fufslcnochen gerichtet ift, war in dem Zuftande, worin ich he fah, gelblich, fehr hart und etwas gerunzelt, doch konnte ich ihre H\u00f6hle leicht erkennen, und bemerkte, dafs he nach aufsen in einen engen Kanal \u00fcbergeht, der zweimal l\u00e4nger als he ift, in dem Knochenkanal verl\u00e4uft, und lieh in der, an ihrer Spitze befindlichen Oefifiiun\u00ab endigt.\nIch konnte, weil ich weder frifche , noch in Branntwein gut erhabne Filiere unterfuchen konnte, nicht aus-mitteln, ob die befchriebnen Organe allein den Giftapparat ausmachen, oder ob fich aufser der Blafe ein Ahfonde-rungsorgan findet, welches feine Fl\u00fcfixgkeit nur in he fend et -, das erftere ift mir indeffen wahrfcheinlicher.\nAuf jeden Fall ift lo viel gewifs, dafs die Ornithoryn-chen, und felir wahrfcheinlich auch die Echidnen , ein Vertheidigungsorgan haben, wodurch he f\u00fcr die Schw\u00e4che ihres \u00fcbrigen Baues, und vorz\u00fcglich ihres Zahnapparates entfeh\u00e4digt werden. Ob es aber gegen ihre Feinde, oder gegen die 1 liiere, welche ihnen zur Nahrung dienen f\u00fcllen , beftimmt fey, iafst lieh bis jetzt noch nicht wohl be-f tim men, ungeachtet ich mehr f\u00fcr die erftere Meinung bin. Gewifs ift es wohl, dals ein fo zufammengefetzter Apparat weder f\u00fcr eine blofseZierde, noch f\u00fcr ein Kampforgan der M\u00e4nnchen um den Belitz der Weibchen, wie der Sporn der H\u00e4hne, und noch weniger blofs f\u00fcr ein Organ zuin Fefthaiten der Weibchen bei der Begattung","page":632},{"file":"p0633.txt","language":"de","ocr_de":"633\nanzufelm ift, ungeachtet alle Schrift [tel! er es nur den M\u00e4nnchen zufclireiben *\u25a0).\n2. Verfuclie und Beobachtungen \u00fcber die Wirkung verfchicdner Gifte und anderer Subftanzen auf die Tliiere. Von Vaj-fallt - Eartdi, R off i und Borfarelli, (Aus den Mein, de Turin 18 \u00cf 3- p- 41?')\nSeit mehrern Jahren befch\u00e4ftigen lieh die Verfaffer diefes Auffatzes mit Unterfuchungen \u00fcber den Gegenftand deffelben, Vuffalli- Eandi vorz\u00fcglich mit den Wirkungen verfehiedner Gifte und andrer Subftanzen auf die Pflanzen, Roffi vorz\u00fcglich mit der Wirkung dcrfelben auf die verfchiednen Syfteme der Thiere, Borfarelli mit denVer-v/andtfchaften der verfchiednen Subftanzen, den Ab\u00e4nderungen , welche he durch ihre \u00bbetfehiednen Yerbin-\nl) Am wahrfcheinlichften ift das merkw\u00fcrdige Organ , wenn es damit v\u00f6llig feine Richtigkeit hat, wohl zugleich Ver-tlieidigungs - und Angriffswaffe, um das zur Nahrung dienende Thier fchneller zu t\u00f6dten. Die Anwefenheit eines Giftorgans \u00fcberhaupt, eines aut diele Weife angeordneten insbefondere , ift bei einem , den Amphibien faft mehr als den S\u00e4ugthieren verwandten Vierfiifser fchon deshalb h\u00f6chft merk-wurdig, weil es die Amphibien\u00e4hnlichkeit vermehrt, tinter den eierlegenden Vierf\u00e4fsern bietet die giftige Sohle der Gecko's nur eine h\u00f6chft entfernte Aehniichkeit dar; dagegen komme es faft ganz mit den Giftz\u00e4hnen der Schlangen \u00fcberein, und d\u00fcrfte wegen der dadurch bewirkten Vergr\u00f6fserung der Analogie zwifchen den Kiefern und den Gliedinaafsen ein defto gr\u00f6beres Intereffe erwecken, als gerade b&i den Schlangen, und namentlich wieder unter ihnen am meiften bei den giftigen, die beiden Kieferh\u00e4lften durch ihre Nichtvereinigung unter einander und darin begr\u00fcndete \u00e4ufserft grofse Beweglichkeit, die gr\u00f6fste Analogie mit den Gliedinaafsen an den lag legen, ln R\u00fccklicht auf die Stelle, den Bau, und die, nach der allgemeinen Annahme Statt findende Befchv\u00e4nkung auf das m\u00e4nnliche Gefchlecht kommt \u00fcbrigens diefes Organ am meiften mit dem der m\u00e4nnlichen Rochen und Haififche \u00fcberein.\tM-","page":633}],"identifier":"lit14146","issued":"1817","language":"de","pages":"630-633","startpages":"630","title":"Giftorgan des Ornithorynchus: Aus dem Bulletin de la soc. philom., Mai 1817, p. 82-84","type":"Journal Article","volume":"3"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:16:34.254221+00:00"}