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{"created":"2022-01-31T16:16:56.923284+00:00","id":"lit14154","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Bojanus, L.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 34-46","fulltext":[{"file":"p0034.txt","language":"de","ocr_de":"54\nil.\nUeber die Darmblafe des ScbafsT\u00f6tns, zum Beweife, dafs die velicula umbilicalis mit dem Darm unmittelbar zufammenh\u00e4ngt. Von L. Bojanus, Profeffor in Wilna.\nE,s ift ein in der gefammten Arzneikunde m\u00e4chtig wirkendes Unheil, dafs man \u00fcber dem Lobpreifen der Erfahrung und Beobachtung zu bedenken vergifst, wie ungleich wichtiger und noth wendiger es fey, die Erfahrung zu w\u00fcrdigen ; damit nicht jedwede Beobachtung gleich bereitwillig zugeiaffen, und dadurch das Befte und Vollendetfte, was allein eine fefte St\u00fctze zu weitern Fortfehritten gew\u00e4hrt, in dem Wufte unz\u00e4hliger Meinungen, die Geh im Laufe der Jahrhunderte auf-h\u00e4ufen, erftickt und fodann vergelten werde.\nSucht man eiaen Beweis daf\u00fcr, wie es m\u00f6glich ift, dafs felbft unbeftreitbare Thatfachen, die von den ver-dienftvollften M\u00e4nnern ihrer Zeit mit Emit und Sorgfalt beobachtet, umft\u00e4ndlich befchrieben, mit deutlichen Abbildungen erl\u00e4utert und als abgefchloffen zu betrachten waren, durch das wogende Hin - und Hermeinen der Zeitgenoffen oder der Nachfolger verunftaltet werden, und f\u00fcr manche faft verloren gehen k\u00f6nnen, fo darf man nur die Gefchichte der Beobachtungen \u00fcber die Entwicklung des F\u00f6tus und der ihrn angeh\u00f6rigen Theile betrachten.\nSo war \u2014 um nur einiges diefer Art anzudeuten \u2014\u2014 fchon im Jahr 1775 von W. Hunter (Anat. of the human gravid uterus Tab. XXXIII, befonders Fjg. 5 und 6.) und vonS\u00f6mmerring (Iconcs embryonum 1 799. Titelkupfer) die membrana decidua reflexa deutlich und befriedigend nachgewieien, erkl\u00e4rt und abgebildet; und demungeachtet wollen die neueften Schriftiteller","page":34},{"file":"p0035.txt","language":"de","ocr_de":", fiber cjiefen Gegenftand, J\u00f6rg (die Zeugung des Men-fchen und der Thiere) und Samuel (Diff, de ovorum piammai. veiament.} nichts davon wiffen, noch ver-fteheo.\n4\nSo war es, nach einftimmiger Beobachtung vieler .Zergliederer, ein allgemein angenommener Satz geworden, dafs das Chorion aus zwei Bl\u00e4ttern beftehe, zwi-fchen denen die St\u00e4mme und Aefte der Nabelgef\u00e4fse verkaufen, an beide Bl\u00e4tter Zweige vertheilend. Diele Be-.hauptung war felbft fchon in die Compendien der Anatomie \u00fcbergegangen, und w\u00e4re fie es nicht, fo w\u00fcrde doch jeder darauf gef\u00fchrt, der die H\u00fcllen eines Wieder-.k\u00e4uers auch nur fl\u00fcchtig betrachten will; indem fleh hier mit leichter M\u00fche die beiden gef\u00e4fsreichen Bl\u00e4tter des Chorion fo abziehen laffen, dais die Allantois ganz und unverletzt darunter \u00fcbrig bleibt; auch befonders die beiden Bl\u00e4tter des Chorion an der Stelle des Amnios .abgenommen werden k\u00f6nnen, die von der Allantois nicht bedeckt wird.\nDem allem ungeachtet will uns nun Herr Dutro-chet belehren (cf. Analyfe des travaux de la Claffe des fciences math\u00e9m. et phyf. de TInftit- roy. de Fr. pr. l\u2019ann\u00e9e 18 15 ; durch den Berichterftatter M, Cuvier) das Chorion f\u00fchre keine Gef\u00e4fse und \u2014- da man doch die Gef\u00e4fse nicht abl\u00e4ugnen kann -\u2014 die Gef\u00e4fshaut geh\u00f6re der Allantois und nicht dem Chorion an. Eine Meinung, die h\u00f6chltens zu einer Zeit h\u00e4tte aufgetii'cht werdet} d\u00fcrfen, wo man \u00fcber die H\u00fcllen des F\u00f6tus \u00fcberhaupt noch zu keiner feften Anficht gelangt war, und \u00abo der zweideutige Ausdruck einer Membrana media ein folches Hin - und Herwerfen der Behauptungen ver-ftattete; die aber, wie lchon erw\u00e4hnt, durch die offenbare Thatfache f\u00e4llt, dafs jene Gef\u00e4fshaut, Von der Allantois-der Wiederk\u00e4uer abfteigend, das Amnion","page":35},{"file":"p0036.txt","language":"de","ocr_de":"36\t-----------\nauch an der weiten Strecke feines Umfanges \u00fcberzieht, die mit der Allantois in gar keiner Ber\u00fchrung ift.\nEin \u00e4hnliches Verkennen l\u00e4ngft erwiefener Wahrheiten zeigt die Gefchichte der Darmblafe.\nNachdem fchon Needham und fp\u00e4ter Blumenbach, Sommerung und Oken, in-diefer veficula umbilicalis die Dotterhaut der V\u00f6gel nachgewiefen, nachdem die vergleichende Anatomie felhft an Fifchen und Amphibien die durchgreifende Aehnlichkeit beider beft\u00e4rkt, nachdem Oken und Andere ihre, oder eines ftellvertre-tenden Theiles, Gegenwart in allen S\u00e4ugthieren erkannt, und ihren Zufammenhang mit dem Darmkanal darge-than hatten; wird uns, in demfelben Berichte \u00fcber die Abhandlung Dutrochets, die Vergleichung derfelben mit der Dotterhaut faft als eine Neuigkeit angek\u00fcndigt; w\u00e4hrend zwei andere verdiente Beobachter (Emmen und H\u00f6chfieuer in Reils Archiv f\u00fcrPhyf. IX.) fich abm\u00fchen , die Aehnlichkeit beider Theile, und di\u00ab unmittelbare Verbindung der Darmblafe mit dem Darme zu beftreiten und ihre Behauptung felbft auf Gr\u00fcnde zu ft\u00fctzen, von den, fchon vor einem halben Jahrhundert gef\u00fchrten, \u00fcberzeugenden Beweifen Wolffs keinen Gebrauch machen, und, obgleich von Meckel (in der Einleitung zur Ueberfetzung der IVolJfkhea Abhandlung \u00fcber die Bildung des Darmkanals im bebr\u00fcteten H\u00fchnchen) fchon im Jahr 1812 aufs b\u00fcndigfte widerlegt, dennoch im Jahr 18*5 bei Cuvier eine Zu-ftimmung finden konnten.\nUnd fo fehen wir denn Dach viel j\u00e4hrigem Suchen und Befchreiberi und Erkl\u00e4ren, durch die Autorit\u00e4t der auftretenden Beobachter, auf einmal S\u00e4tze erfchiittert, die f\u00fcr anerkannte Wahrheiten galten, und befinden uns in der Nothwendigkeit, Verhandlungen wieder au fzufaffen, die man l\u00e4ngft als abgefchloffen betrachten durfte.","page":36},{"file":"p0037.txt","language":"de","ocr_de":"Bei diefef Verwirrung, die in einer f\u00f6 vielfeitigen Sache ieicbtiich von Tag zu Tage neue Mifsverft\u00e4nd-niffe erzeugen kann, fcheint es denn w\u00fcnfchenswerth, dafs es allen, denen diefe Angelegenheit ernftJich am llerzen liegt, und die fich dazu berufen glauben, zu ihrer F\u00f6rderung etwas beizutragen, gefallen m\u00f6ge, fich Vorl\u00e4ufig alles blofsen Meinens, welches nur zu Hin-und Herreden f\u00fchrt, und keinen ftreitigen Punkt abmacht, zu enthalten, dafs man Zeit und Kr\u00e4fte lieber daran wenden m\u00f6ge, einmal mit H\u00fclfe einer gefunden Kritik zu beleuchten und darzuthun, welche von den Vielen Beobachtungen denn feft ftehen und gelten, Und einzig Glauben verdienen; und dafs man endlich die unfichern, fchwankenden, und noch zu berichtigenden S\u00e4tze nach der Reihe vornehme und Schritt vor Schritt bearbeite, erg\u00e4nze und abfchliefse.\nIn Betreff der Allantois des Hundsf\u00f6tus habe ich diefes Letztere vor einiger Zeit verfucht; und wenn es \u00abnir gelungen ift, darin den Beifall eines grofsen Meifters (Cuvier im Journal des Sa vans Jan. 1817. p. 57. 59.) zu erwerben, fo weifs ich dies Gl\u00fcck, alsfolches, um fo mehr zu fch\u00e4tzen, je feltener es Andern, die gr\u00f6fsere Anfpr\u00fcche darauf h\u00e4tten, zu Theil wird. An dem-felben Orte wird mir jedoch nachgefagt, \u201eich habe den \u201eZufamrnenhang der veficula umbilicalis mit dem Darm-\u201ekanal nicht dargelegt, fondern nur auf Okens Wort \u201eangenommen.\u201c\nWenn ich mich dadurch zu einer Antwort aufgefordert finde, fo f\u00fchle ich dabei gar wohl, welch kiz-lich Ding es fey, fich in Erl\u00e4uterungen einzulaffen, die leicht einen polemifchen Anftrich nehmen, und wie y?enig man geneigt feyn wird, in meinem Widerfpruche die Hochachtung zu finden, die ich gegen einen, um die vergleichende Anatomie und andere Zweige der Na-turwilfenfchaft fo h\u00f6chft verdienten Gelehrten hege.","page":37},{"file":"p0038.txt","language":"de","ocr_de":"38\nDa ich jedoch hoffe, bei cliefer Veranlaffung einen an-noch beftrittenen Satz zu erl\u00e4utern und bis auf einen gewiffen Punkt abzufchliefsen; fo fey es mir erlaubt, auf jene Behauptung Cuviers zu bemerken: dafs es aufser meinem Zwecke gelegen, bei der Unterfuchung Ober das Verh\u00e4ltnifs der Allantois auch das der Vefi-' cula umbilicalis zum Darmkanal zu er\u00f6rtern; dafs ich dieies felbft fiir unn\u00f6thig gehalten und damals in der Meinung geftanden habe, man zweifle ziemlich allgemein nicht an dem Zufammenhange diefer Darmblafe mit dem Darme; dafs ich es endlich auch nicht abwegs hielt, Oken als Autorit\u00e4t bei der Veficula umbilicalis zu citiren, indem es weltbekannt ift, dafs derlelbe Treffliches \u00fcber ihre Deutung geleiftet habe. Ich h\u00e4tte freilich ebenfalls hingeworfene Winke von Needham dar\u00fcber anfiihren und mich auf Kiefer und J. F. Meckel ft\u00fctzen k\u00f6nnen, ja, da die Aehnlichkeit der Darmblafe und des Dotterfacks einmal gilt, und, wie Meckel bewies, gegen alle Einwendungen fehr wohl zu halten ift, fo* h\u00e4tte ich vor allen C. Fr. Wolff a\\s Gew\u00e4hrsmann w\u00e4hlen k\u00f6nnen, aber es lag, wie getagt, nicht in meinem Plane, in UnterlHebungen \u00fcber die Darmblafe und ihr Verh\u00e4ltnifs zum Darme einzugehen.\nNunmehr aber, da ich die Erfahrung gemacht habe, dafs die Meinungen dar\u00fcber noch fch wanken, und dafs felbft Cuvier *) der Behauptung Ammern beitritt, welche den n\u00e4hern Zufatnmenhang der Darmblafe mit\n0 cf* Analyfe de travaux etc. ,, M. Cuvier a retrouv\u00e9, \u201ecomme M. Oken et M. M.HiSchfteuer et Emmen, la membrane \u201eombilicale dans tons les mammif\u00e8res, m\u00eame dans l\u2019homme; ,mais il n'a jamais pu appereevair le p\u00e9dicule par lec/uel le \u201dpremier de ces obfervateurs pr\u00e9tend qu'elle communique \u201eavec l\u2019inteftin.\u201c Sp\u00e4tere, von Herrn Cuvier verbrochene Nachrichten, lind mir leider noch nicht zugekommen.","page":38},{"file":"p0039.txt","language":"de","ocr_de":"dein Darme l\u00e4ugnet ; will ich es verflachen, durch eine Beobachtung am Schafsf\u00f6tus darzuthun :\t-\t\u2022\ndafs die veficula umbilicalis in der fr\u00fchem Zeit der Entwicklung des F\u00f6tus mit dem Darmkanc\u00fce unmitr f t eibar zufummenh\u00fcngt, nicht blo\u00df durch einen Fort\u00bb [atz des Bauchfells, fondent als offenbares Conti--, nuum.\t'*\t'\n\u2022 ' Ich w\u00e4hle dazu (wegen gr\u00f6fserer Zuverl\u00e4ffigkeit aller doppelt bew\u00e4hrten Beobachtungen) einen Zwillingsf\u00f6tus aus einem fehr fr\u00fchen Zeitr\u00e4ume ; deffen Alter ich Jedoch hier nicht genau beftiinmen kann, und nach Halier' und Kuhlemann auszumitteln nicht unternehmen Will ; weil die von ihnen angegebene Maafs\u00e9 nicht liehet* lgjten, und auch die befchriebene Entwicklung der Organe nicht in einer fo deutlichen Reihe aufgefte-llt wird, \u00c4afis man \u00fcberall darauf fufsen k\u00f6nne. Da ich jedoch den zu befchreibenden F\u00f6tus in Fig. 1. und 2. genau in iiat\u00fcrlicher Gr\u00f6fse gezeichnet habe , fo wird es nicht fchwer feyn, ihm, zu einer andern Zeit, w\u00f6 durch eine' Reihe von Beobachtungen die ftufenweife Ausbildung' der Embryonen dargeftellt werden foil, feinen Platz Und fein zukommendes Alter anzuweifen. Darum habe ich auch in den \u00fcbrigen Abbildungen die Andeutung anderer Tbcile des F\u00f6tus nicht vernachl\u00e4ffigt, ob ich gleich hier nicht umft\u00e4ndlich davon fpreche.\nDer ganze tr\u00e4chtige Uterus, welcher diefe Zwillingsfrucht enthielt, war aus einem gefunden, gefchlach-teten Schafe genommen, und hatte, unaufgefchnitten, a Tage in frifchem Waifer gelegen. Am 3ten wurde \u00e8r unterfucht, und zeigte-im Innern warzenartig vorfte-hende, aber noch mit keinen Gruben verfehene, Coty-l\u00e9donen. ln jeder der beiden Abtheilungen der B\u00e4r mutter lag ein F\u00f6tus, mit dem einen, frei endenden Horn f\u00e9irter H\u00e4ute ce\u00b0:en die tuba, mit dem andern dem ent-gegenl\u00e4ufenden Ende der H\u00fcllen des nachbarlichen F o-","page":39},{"file":"p0040.txt","language":"de","ocr_de":"40\ntus zugekehrt und verbunden. An der Oberfl\u00e4che der H\u00e4ute war noch keine Spur von Cotyledonen zu fehen ; wohl aber eine fehr vielfache Ver\u00e4ftung der Biutgef\u00e4fse; m\u00e4chtiger und von Blut ftrotzencler in der Mitte der, den Embryo umgebenden H\u00fcllen; gegen ihre Enden hin allm\u00e4hlich feiner und blaffer werdend. IDie in den H\u00f6rnern der H\u00e4ute enthaltene Fl\u00fcffigkeit (bekanntlich liquor AHantoidis) konnte bis an die freien Enden der H\u00fcllen getrieben werden, die hier kein \u2014 weder nach aul'sen Vo*ftehendes, noch nach innen umgeft\u00fclptes \u2014 Diverticulum zeigten. Doch klebten diefen Enden einige gelbliche undurchfichtige K\u00f6rnchen an, diefich, ohne, Verletzung der H\u00e4ute, in ein verfchrumpftes Kn\u00f6tchen und einige gef\u00e4fsartige F\u00e4den entwickeln liefsen. (Fig. I. c. d.).\t\u00b0\nObgleich diefe F\u00e4den ziemlich feft an den H\u00e4uten hingen, und :eine Fortfetzung im Innern des Chorion laufender St\u00e4mme zu feyn fchienen ; fo konnte doch ihr offenbarer Zulammenhang mit derselben, felbit durch' das .Suchglas, nicht deutlich ausgemittelt werden ; indem alle Gef\u00e4fse und das Chorion felbft^ gegen das \u00e4ufserfte Ende hin, ein abgeftorbenes Anfehen hatten, und in der gelblich grauen, opaken Haut diefes Endzipfels fleh kein Theil von dem andern, mit voller \u00dfe-ftimmtheit, unterfcheiden liefs.\nAn dem andern, mit dem benachbarten F\u00f6tus zu-fammenftofsenden Ende der H\u00fcllen, zeigte die Vereinigung der beiderlei H\u00f6rner zwar eine leichte Schn\u00fc-rung (Fig. i. a.); doch waren fie offenbar in ein Continuum verbunden, und liefsen fich ohne Zerreifsung nicht trennen. Die Gef\u00e4fse des \u00e4ufsern Blattes des Chorion konnten zwar hier nicht von den H\u00fcllen des einen F\u00f6tus auf die des andern hin\u00fcber verfolgt werden; aber es ift mir aus Unterfuchungen reiferer Fr\u00fcchte bekannt, dafs ein folches Uebertreten Statt finde, und","page":40},{"file":"p0041.txt","language":"de","ocr_de":"41\njjdv' kann eS aft\u00ee eifte zitverl\u00fcfsige Behauptung aufftellen, d\u00e9fit bei\u2022 Schafszwillingen, das \u00e4ufsere Blatt des Chorion fich von einem Embryo auf den andern, als Con-\u00dcB\u00d6um, fortfetzt'.\nDer liqtior Allantoidis flofs jedoch aus dem Horn des einen F\u00f6tus nicht in das des andern \u00fcber, und es ift \u00e8ben fo u\u00c2b\u00e92w\u00e8if\u00e8lt, d\u00e4fs die Allantoideri volllt\u00e4ndig grfchied&H find. ' ^ '\n\u2022\"h \u2022\u2022 4ei g\u00e8iw\u00e0e^'\u00dcilferfuchung der gefchn\u00fcrten Stelle, l\u00f6s ia W\u00e9lch\u00e9i* der liquor Allantoidis beiderfeits fluthete, \u00c4fcigte fi\u00e8ft' au\u00e9h ein in die H\u00fcllen des einen F\u00f6tus einge-'feflktWiTheil (Fig. i. b.) von gelblicher, abgeltorbener Cfewrfl\u00e4ehe, wie ein Endzipfel der H\u00fcllen ausfehend, und beiden zufamihenftofsenclen H\u00f6rnern gemeinfchaft-\u00dcch* angeh\u00f6rend ; aber in die H\u00f6hlen keiner Allantois\noffen, dbndern an der Stelle der Schn\u00fcrung verfehloffen, Auch diefe Eiiifenkung ift eine ganz beft\u00e4n^ dige, ohne Zweifel durch das Gegeneinanderwachfen der Theile beider Embryonen veranlafste Erfcheinung *); lie geh\u00f6rt aber zu einer ganz andern Reihe von Unter-fuchungen (\u00fcb\u00e8r die Bildung der Divertikeln der Allantois) und kanft- hier nicht in vollem Umfange beleuchtet werden.\nUngef\u00e4hr in d\u00e9r Mitte der H\u00fcllen eines jeden F\u00f6tus ichien durch die \u00e4ufsern H\u00e4ute das den Embryo fotbaltende Amnion durch, von deffen Mitte aus die St\u00e4mme der Gef\u00e4fse deutlich wahrgenommen, und, lSngft der concaven Seite der H\u00fcllen, verfolgt werden konnten, und zwar in jedem H\u00f6rn drei St\u00e4mme. Davon je zwei blutroth und nahe an einander liegend, (vena und arteria umbil. Fig. i, e. e. f. f.) der dritte Stamm etwas davon entfernt, gelblich, aus einem Kno-tfen von der Mitte des Amnion dicker anfangend, und,\nl) 6. Meckel bei Wolff \u00fc ber die-Bildung des Darmkanal;. S. 46 h.","page":41},{"file":"p0042.txt","language":"de","ocr_de":"allm\u00e4hlich feiner werdend, gegen die Enden der H\u00f6rner zwilchen den St\u00e4mmen der Blutgef\u00e4fse verlaufend. (Fig. i. g. h. i.)\nNach dielen, an beiden Embryonen vollkommen iibereinftimmenden Beobachtungen, wurde die Unter-Eichung auf die innern Theile fortgefetzt, und zwar, erft an dem einen , dann an dem andern F\u00f6tus, Da dia> Refultate in beiden gleichf\u00f6rmig ausfielen, und ich \u2014 um \u00fcber alles, was bei voller Schonung der Theile undeutlich geblieben w\u00e4re, g\u00e4nzliche Gewifsheit zu erlangen \u2014 den einen F\u00f6tus felbft aufopferte; fo be-fchreibe ich den weitern Befund nur nach demjenigen, der zur Anfertigung der Zeichnungen diente und noch* als \u00e7in beweisf\u00fchrendes Pr\u00e4parat, aufbewahrt wird.\nWenn alfo das \u00e4ufsere Blatt des Chorion, am con-caven Rande der Hellen, in der Gegend des Amnios ge\u00f6ffnet und in deffen Umfang zur\u00fcckgefchlagen wird, fo zeigt fich ein zweites, darunter liegendes, gef\u00e4\u00dfreiches Blatt des Chorion, den tiefer liegenden Theilen,\u2019 der Allantois und dem Amnion feft anh\u00e4ngend und die St\u00e4mme der Blutgef\u00e4fse f\u00fchrend ; dergeftalt jedoch, dafs die ausgehenden Aefte und Zweige diefer \u00dflutge-f\u00e4fse vielfach vom innern Blatte des Chorion auf das \u00e4ufsere \u00fcberfpringen, und alfo beiden gemeinfchaftlich zuzufchreiben find. (Fig. 2.)\nDas von diefer feinen Gef\u00e4fshaut bedeckte Amnion jft nierenf\u00f6rmig, kaum 5 Linien im L\u00e4ngendurchmeffer haltend. Aus feinem Einfchnitt (hilum) tritt der, in die Allantois \u00fcbergehende Urachus mit den Blutgef\u00e4fs-ft\u00e4mmen (vafa umbilicalia) als ein ftarker Wulft hervor. Neben dem Eintritt diefer Theile in das Amnion liegt der, oben fchon angedeutete, gewundene, gelbe, einer zufammengefallenen Blafe \u00e4hnliche Knoten; breiter als der eintretende Urachus, und, wie man jetzt deutlich unterfcheiden kann, aufserhalb des Amnion, fo dafs er","page":42},{"file":"p0043.txt","language":"de","ocr_de":"43\ndeffen .unbefchadet hin und her gefchoben werden kann. Aus; diefem Knoten l\u00e4uft zu jedem Born der H\u00e4ute ein ftarker, ebenfalls gelblicher Kanal, und verliert fich zuletzt fadenartig mit den, an R\u00f6the abnehmenden und daher fchwieriger von einander zu unterfcheidenden Blutgef\u00e4fsen gegen das Ende des Horns; doch fo, dafs es fcheint als fey er es hauptf\u00e4chlich, welcher in die, am letzten Zipfel des Horns h\u00e4ngenden F\u00e4den \u00fcbergeht. (Fig. i. und 2. c. d.) In feinem ganzen Verlaufe liegt diefer Kanal zwar hart unter dem \u00e4ulsern Blatte des Chorion, und l\u00e4fst lieh auch ftreckemveife auf dem Innern Blatte deffelben hin - und herfchieben ; doch nicht mit grofsem Spielr\u00e4ume; weil die aus denNabelgef\u00e4fsen zu den beiden Bl\u00e4ttern des Chorion laufenden Aefte theils dar\u00fcber, theils darunter hinweggehen, und jenen Kanal zwifchen ihren Spaltungen fefthaiten; vielleicht auch, weil das innere Blatt des Chorion diefem Kanal einen feinen Ueberzug leiht, und er nur fchembar zwifchen beiden Bl\u00e4ttern des Chorion liegt; was hier nicht mit Gewifsheit auszumitteln war und Unterfuchungen aus einer fr\u00fchem Periode erfordert, wo die Darrnblafe noch in vollem Leben ift.\nIch fege, die Darrnblafe, denn es bedarf wohl kaum einer Erinnerung, dafs der befchriebene Knoten, mit feinen zwei gef\u00e4fsartigen Enden , die ve\u00dfei/la vmbi-iicalis felbft fey, welche aus einer in zwei H\u00f6rner ausgehenden Blafe befteht.\nSchon fein Vorhandenfeyn neben dem Amnion, der Allantois und den beiden Nabelblutgef\u00e4f'sen berechtiget zu diefer Annahme, die zur vollen Gewifsheit wird, wenn man feinen Zufammenhang mit den Theilen des F\u00f6tus weiter verfolgt.\nOeffnet man n\u00e4mlich das den F\u00f6tus knapp um-fAliefsende Amnion, fo findet fich, dafs die an feinem Einlchpitt eingehenden Theile unmittelbar auf die Bauch-","page":43},{"file":"p0044.txt","language":"de","ocr_de":"* fi\n44\nwand des Embryo treffen, die hier bis ans Amnion ft\u00f6fst, und dafs von einer wahren, gedrehten, indie L\u00e4nge gezogenen Nabeifcbnur, weder innerhalb noch aufeerhalb des Amnion, eine Spur iey.\nWird endlich auch die Bauchh\u00f6hle des F\u00f6tus ge\u00f6ffnet, fo zeigt fich, dafs der Urachus, ohne alle bla-fenartige Erweiterung, zum Hintertheil des Embryo ab-fteigt; neben fich die beiden Nabelarterien f\u00fchrend, (Fig.. 4. p.) die Nabelvene aber, gleich beim Eintritt in die Bauchh\u00f6hle, an die Leber abgebend. (Fig. 4. \u00df.)\nDer Knotender ve\u00dfculci umbilicalis hingegen geht, an und innerhalb der Bauchwand, aus einer leichten Schn\u00fcrung unmittelbar in den Darmkanal \u00fcber, und zwar in einen auffteigenden Magendarm und einen ab-fteigenden Enddarm, (Fig. 4-h. aa. &.) die beide, ohne alle Wind ung\u00f6n, an der Vereinigung mit derDarmblafe in einem fpitzigen Winkel zufammentreffen ; fo dafs zwi-fchen ihnen und der R\u00fcckenf\u00e4ule nur ein kleiner, dreieckiger, vom Mefenterium ausgef\u00fcllter Raum \u00fcbrig bleibt, in welchem die Spur einer vena omphalomefen-terica , jedoch etwas unbeftimmt, zu fehen war, (Fig.\n4. \u00a3)\u2022\nSo gewifs aus allem diefem erfcheint, dafs jener in zwei H\u00f6rner auslaufende Knoten nur die Darmbla\u00df feyn k\u00f6nne, fo augenfcheinlich geht daraus hervor, dafs diele Dannblafe hier fchon ftark im Abfterben begriffen war.\nDer zufammengefallene, verfchrumpfte Zuftand des blaligen Theils, die anfangende Schn\u00fcrung an der Stelle des Durchganges durch die Bauchwand, die gelbe Farbe, ohne merkliches Gef\u00e4l'snetz, und die fadenartig verlaufenden Enden liefsen keine Zweifel dar\u00fcber. Wenn fich daher auch bei der Oeffnung diefer Darm-blafe nur wenig Fl\u00fcffigkeit zeigte (deren Sch\u00e4tzung dadurch noch um fo unficherer wurde, dafs die ganze","page":44},{"file":"p0045.txt","language":"de","ocr_de":"45\nUnterfuchung unter Waffer gefcliehen mufste), wenn die zarte Haut diefer Blafe zwar wohl ein Auffcbneiden ihrer W\u00e4nde und ein Erkennen der, in ihre H\u00f6rner fortgefetzten, H\u00f6hle zuliefs, fo vertrug fie dagegen nicht ein hinl\u00e4ngliches Aufblafen noch Einfpritzen, um de\u00fc Uebergang aus ihr in das lumen des Darrt kanals darzu-{hun. Ein umgekehrtes, aus der H\u00f6hle des Darms \u25a0aber in die Darrr.blafe vorzunehmendes Einfpritzen, wurde durch die Kleinheit der Theile, das geringe lumen ties Darms, und die markige Befch affen heit feiner AHf\u00e4nde unm\u00f6glich, und w\u00e4re es auch gelungen, fo fcliebe denen, die fich vorgenommen haben nicht zu 'glauben, wieder der neue Einwurf \u00fcbrig: der Ueber-Jritt der Luft fey gewaltfam, und durch innere Zer-ntifsung der Theile erfolgt; fo wie, von der andern \u00abSeite, das Nichtgelingen diefes Verfuchs, in der, am gefchn\u00fcrten Orte fchon Statt habenden Verwachfung, eine Erkl\u00e4rung findet.\nAus diefen R\u00fcckfichten, nnd weil \u00fcberhaupt das Einm\u00fcnden der Darmblafe in den Darm nur durch eine Reihe von Beobachtungen aus verfchiedenen Perioden ganz \u00fcberf\u00fchrend dargethan werden kann, was hier nicht unfere Abficht war, halte ich es f\u00fcr \u00fcberfl\u00fcffig, mit Worten den Zufammenhang zwifchen der Darmblafe und dem Darm weiter zu befchreiben, und \u00fcber-Jaffe den nachdr\u00fccklichen und augenfcheinlichen Beweis dar\u00fcber den, treu nach derNatur gemachten Abbildungen (Fig. 3. und 4.), die, wie ich glaube, jeden Unbefangenen davon \u00fcberzeugen werden, dafs die Darmblafe im Schafsf\u00f6tus mit dem Darme unmittelbar zufammen-b\u00e4ngt; und zwar genau fo, wie diefes (wenn wir \u00fcber die Stelle diefes Zufammenhangs und andere, hier un-wefentliche Dinge nicht richten wollen) von Oken am Schweinsembryo befchrieben und abgebildet worden ift.","page":45},{"file":"p0046.txt","language":"de","ocr_de":"46\n(Siehe defien Beitr\u00e4ge zur vergleichenden Zool. Anat-und Phyl'. I. p. 59. und Tab. 3.).\nSo fehr ich aber auch , nach den vorliegenden That fachen, nach vielen andern Erfahrungen und aus inniger Ueberzeugung der O\u00c4m\u2019fchen Anficht hierin beiftimmen mufs ; fo wenig kann ich jedoch feiner, fchon von Meckel und nach ihm von Samuel mit triftigen Gr\u00fcnden be-ftrittenen Meinung beitreten, nach welcher die Diverticula Allantoidis aus denabgel\u00f6ften H\u00f6rnern derDarm-blafe entftehen f\u00fcllen. Ich glaube vielmehr, dafs die vorliegende Beobachtung, auf eine entjcheidende Weife, das Unzul\u00e4ffige diefer Meinung darthue; und ich ft\u00fctza diefe Behauptung auf folgende Gr\u00fcnde:\n1)\tweil hier die Enden der Darmblafe fchon abge* ftorben und noch keine Divertikeln gebildet waren; weil\n2)\tder Augenfehein die Unm\u00f6glichkeit zeigt, dafs aus folchen fadenartigen Enden der Darmblafe je noch ein, den blafigen Divertikeln \u00e4hnlicher Anhang entftehen k\u00f6nne;\n3)\tweil mir aus andern Beobachtungen bekannt ift, dafs die Darmblafe, bei weiterm Schwinden, je mehr' und mehr an ihren H\u00f6rnern abftirbt, fo dafs zuletzt nur der blafenartige Knoten \u00fcbrig bleibt; und weil endlich\n4)\taus einer Reihe von Beobachtungen, die ich, wofern es noting w\u00e4re, alle mit Abbildungen belegen w\u00fcrde, bewiefen werden kann, dafs die Bildung der Divertikeln erft anf\u00e4ngt, nachdem keine Spur der Darm-blale mehr \u00fcbrig, und auch der zuletzt gebliebene, bla-fige Knoten verfchwunden ift; wo alfo von einer Ent-ftehung aus der Darmblafe gar nicht mehr die Rede feyn kann.","page":46}],"identifier":"lit14154","issued":"1818","language":"de","pages":"34-46","startpages":"34","title":"Ueber die Darmblase des Schafsf\u00f6tus, zum Beweise, da\u00df die vesicula umbilicalis mit dem Darm unmittelbar zusammenh\u00e4ngt","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:16:56.923294+00:00"}