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{"created":"2022-01-31T16:15:37.262211+00:00","id":"lit14166","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Patissier","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 102-104","fulltext":[{"file":"p0102.txt","language":"de","ocr_de":"102\nift, clafs da, wo die Krankheit langfatner t\u00f6dtlich wurde, ftatt der erw\u00e4hnten Ergiefsung eine w\u00e4fferige Statt fand, was vermuthlich immer nach dem dritten Tage eintritt.\nNach diefer Darftellung k\u00f6nnte man auf den erften Anblick Blutlaffen f\u00fcr das Hauptmittel halten. Da in-deffen dies vorz\u00fcglich auf das Gehirn fchw\u00e4chend wirkt, diefes aber der Krankheit Einhalt zu thun fcheint, fo er-fcheint die Anwendung diefes Mittels vielmehr h\u00f6clift verwerflich. Auch half wenigftens Blutlaffen nie, und das Blut hatte keine Entz\u00fcndungshaut. Das zweckm\u00e4fsige Heilverfahren w\u00fcrde daher Anbringung eines Blafenpfia-fters l\u00e4ngs der ganzen Wirbelf\u00e4ule, Erregung des Darmkanals durch ftarke Abf\u00fchrungsmittel, dann (nach Latham) der Haut durch ftarke Diaphoretica feyn.\n4. P at iffier \u00fcber einen Fall von Tetanus.\n(Aus Leroux\u2019s journ. de m\u00e9d. T. 38- p- 252 \u2014 257.)\nEin gefunder, Barker, cholertfoher Mann, von 28 Jahren, der feit 6 Monaten als Schanzgr\u00e4ber fehrauhaltend arbeitete, und dabei mehrmals durchn\u00e4fst wurde, verletzte lieh Anfangs des Decembers l8r6 durch einen Nagel im Schuh am linken Fufse. Am 7ten December R\u00fc\u00e7kenfchmerzen, Hindernifs beim Gehen, letzteres durch die Wunde. Am loten heftige Erm\u00fcdung bei der R\u00fcckkehr zur Arbeit, leichte Mundfperre. Am 12ten. erfchwerte Bewegung des Halfes und Stammes, Kopf, Bruft, Unterleib frei, Efsluft und Schlaf normal. Am I3ten Unf\u00e4higkeit zur Arbeit; nur im R\u00fccken Schmerzen, die lieh, fo wie die Steifheit des Kopfes und Stammes, und die Mundfperre, in der Nacht vermehren. Am Itjten Mittags kommt der Kranke in das H\u00f4tel-Dieu mit g\u00e4nzlicher Unbeweglichkeit des Kopfes und Stammes, freierer Beweglichkeit dagegen der obern und untern Gliedmaafsen, erfchwertem Schlingen von Fl\u00fcfligkeiten, etwas rothem Gelicht, reinerer Zunge, vollem, regehn\u00e4-fsigem, h\u00e4ufigem Puls, W\u00e4rme der Haut, SpeicheJlufs, freiem Kopf und Unterleib, heftiger Bruftheklemmung. Am untern Tlieile des linken Fufses, nahe an der groben","page":102},{"file":"p0103.txt","language":"de","ocr_de":"403\nZ\u00e9he fand fich ein Stich mit ungleichen, fchw\u00e4rzlichen, wenig entz\u00fcndeten R\u00e4ndern, unter demfelben ein Schwappen. Es werden 2-f Schalen Blut am Arm gelaffen, inZwifchen-zeit von % Stunde I Gran Opium bis auf 6 Gran gegeben, und das laue Bad I Stunde lang angewandt. Aus dem ge\u00f6ffneten Abfcefs fliefst ein jauchiger, fchw\u00e4rzlicher Eiter. Die Stelle wird mit einem erweichenden Pflafter und Laudanum bedeckt. Um 8 Uhr Zunahme der Schmerzen, der Kranke verzweifelt, durch ein zweih\u00e4ndiges Bad wird er erleichtert Um JO Uhr ein Klyftier aus Opium, Affa foetida und Kampfer, Nacht fchlaflos, angftvoll, Athmen und Schlingen erfchwert. Am I5ten Morgens Vermehrung des Trismus, fettiger Schweifs, Puls hart und h\u00e4utig, Athmen etwas fchnarchend. Um io Uhr pl\u00f6tzliche Vermehrung des Leidens, Gefleht und Zunge blau-roth, Athmen feiten, Puls klein und h\u00e4ufig. Zw\u00f6lf Blutigel auf den Hals und ein Blafenpflafter mit fl\u00fcchtigem Alkali auf die Bruft. Um I Uhr erfolgte der Tod, am5ten Tage der Krankheit, w\u00e4hrend der Verftand bis auf die letzten Augenblicke ungeft\u00f6rt geblieben war.\nIm Unterleibe, Magen und Darmkanal, Harnfyftem und Milz normal, Leber etwas, blafs, Qallenblafe voll lehr d\u00fcnner Galle\u00bb.\nIn der Bruft ift die Lunge etwas voll Blut, im Herzbeutel kein Serum, das Herz normal, allein die innere Haut deffelben \u00fcberall, vorz\u00fcglich rechterfeits und in der Gegend der Klappen, eben fo die der Aorte, der Kopf-und Schl\u00fcffelpulsadern, der Lungenpulsader, der Hohladern fehr roth. Die Il\u00f6the verfchwindet nicht durch wiederholtes Auswafchen, felbft nicht durch Kratzen der Membran mit dem Skalpell. Das Fleifch des Herzens ift nicht merklich ger\u00f6thet. Im Kopfe ift die Bekleidung der Hoble etwas ger\u00f6thet, keine Serofit\u00e4t in derfaiben, auf der gew\u00f6lbten Fl\u00e4che des Gehirns finden lieh hie und da r\u00f6thliche Flecken, die Gef\u00e4fse des Gehirns find blutvoll, im rechten Adernetz eine Hydatide, die Confiftenz des Gehirns ift normal. Iin Wirbelkanal ift die \u00e4ufsere Fl\u00e4che der harten Haut ger\u00f6thet, der lie bekleidende Theil der Spinnwebenhaut, fo wie die Nervenfortf\u00e4tze derfelben dunkeiroth, der ll\u00fcckenmarkstheil derfelben wenig ent-","page":103},{"file":"p0104.txt","language":"de","ocr_de":"104\nz\u00fcndet, auf dem \u00e4ufsern Theile derfelben etwas Eiter; Die \u00a7ubitanz des R\u00fcckenmarkes ift lehr weich.\nDie Wunde erftreckt lieh nur auf die Haut und das fefte Zellgewebe der Fufsfohle, die Nerven und Sehnen-auvbreitung der Sohle find unverletzt. Die Muskeln ftarl\u00e7 ger\u00f6thet, die in der Rinne des R\u00fcckens liegenden lehr zerreifslich,\nZeugen waren Herr D\u00fcp\u00fcylren, Recamier und Genf-\nfroy.\nUngeachtet die Urfache der Krankheit die Entz\u00fcndung der Spinnwebenliaut des R\u00fcckenmarkes und der innern Haut der grofsen Gef\u00e4fse gewefen zu feyn fcheint, fo halte ich doch diefe Urfache nicht f\u00fcr beft\u00e4ndig, indem ich bei mehrern Leichen\u00f6ffnungen alle Theile normal fand.\n5\u2022 Verrenkung des f\u00fcnften Halswirbels auf dem Tech ft en. Von Thill aye. ( Ans Leroux\u2019s Journ. de m\u00e9d. T. 35. H\u00fcllet, de la facult\u00e9 et de la foc. de rn\u00e9dec. p. 26 \u2014 28 )\nEin ftarker Mann von 41 Jahren, wurde durch ein St\u00fcck Holz, welches er auf den Wagen laden wollte, umgeworfen, fiel dabei mit dem hintern Theile des Halles auf die Achfe des Wagens, und konnte, ungeachtet nur der Nacken ftark gerjuetfcht worden war, weder aufftehen , noch irgend eine Bewegung vornehmen. Ich fand beide untere und die linke vordere Gliedmaafse gel\u00e4hmt, die rechte fehr bet\u00e4ubt, das Adamen fehr er-fehwert, die vorher ftarke und deutliche Stimme fchwach und heifer, dagegen die geiftige Th\u00e4ligkeit unverletzt, die Pupillen ausgedehnt, biofs leichte Schmerzen im Nacken, der Lendengegend und dem Heiligbein, ungeachtet die beiden letztem unverletzt waren, den Puls klein und zufammengezogen. Der Tod erfolgte 19 Stunden nach dem Zufalle, nach fruchdofer Anwendung von B\u00e4dern, Einreibungen, Umfchl\u00e4gen und beruhigenden Mitteln.\nIn den drei H\u00f6hlen wurde nichts Regelwidriges gefunden. Die Muskeln der gequetfchten Stelle waren mit Blut","page":104}],"identifier":"lit14166","issued":"1818","language":"de","pages":"102-104","startpages":"102","title":"\u00dcber einen Fall von Tetanus: Aus Leroux's Journ. de m\u00e9d., T. 38, p. 252-257","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T16:15:37.262217+00:00"}