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Über das Sehen: Aus Thomson's Annals of philopsophy, Vol. X, 1817, p. 17-29

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{"created":"2022-01-31T14:01:43.631301+00:00","id":"lit14178","links":{},"metadata":{"alternative":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie","contributors":[{"name":"Campbell, J.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Deutsches Archiv f\u00fcr die Physiologie 4: 110-116","fulltext":[{"file":"p0110.txt","language":"de","ocr_de":"110\n9) um die EinTchnitte ift das Zellgewebe infiltrirt, die Schnittenden, der Nerven riechen h\u00f6chft \u00fcbel, die Wunde ift brandig.\nDie Aehnlichkeit mit dem Typhus des Bindviehs ift fclion bemerkt. Gleiche Athmungsbefchwerde, Zittern der Muskeln, W\u00e4rme des Kopfes, grofse Empfindlichkeit in der R\u00fcckenmarksgegend, der Tod am 5ten bis \"ten Tage, Anh\u00e4ufung von gallert\u00e4hnlicher oder ela-fiifcher Fl\u00fcffigkeit im Wirbelkanal, oft Weichheit des R\u00fcckenmarkes, befonders in der Lendengegend, Un-wirkfamkeit innerer Mittel.\nBei diefer Krankheit findet alfo zun\u00e4cbft Leiden der Bruft- und Baucheingeweide in Folge eines Leidens des R\u00fcckenmarkes und feiner Nerven Statt. Wahrfcheinlich w\u00fcrde man durch Ver\u00e4nderung der Methode, z. B. durch Einfpritzen der Mittel in die Halsvenen, mehr leiften.\n8. /. Campbell \u00fcber das Sehen. (Aus Thomforis Annals of philofophy. Vol. X. I8l7- P* 17 \u2014 29-)\nEine Menge von Thatfachen erweift den Satz, dafs die Nerven die Organe find, durch welche der Geift von den Aufsendingen Kenntnifs erh\u00e4lt, und welche die Le-bensth\u00e4tigkeit im K\u00f6rper verbreiten oder wecken. Wie aber bringen die verfchiednen Organe, durch welehe Em-pfindungen veranlagt werden, in den Nerven, welche lieh in ihnen verzweigen, eine Ver\u00e4nderung hervor, welche der Vorftellung, die durch fie veranlafst werden foil, einigerma\u00dfen entfpricht? Diefe ift bei den Sinnen des Geruches und des Gefchmackes z. B. v\u00f6llig aufser Zu-fammenhang mit der Geftalt des unterfuchten K\u00f6rpers. Nur die Mifchung des K\u00f6rpers foil erkannt werden, und hiezu ift die Anordnung beider Organe im hohen Grade geeignet. Die Functionen der h\u00f6hern Sinne, namentlich des Gefichtes, find weit fchwieriger zu erkl\u00e4ren. Die von Keppler entdeckte angebliche Entftehung eines Bildes auf der Netzhaut feheint mir ein Hauptgrund unferer Un-wiffenheit zu feyn. Man hielt fogleich diefes Bild f\u00fcr das","page":110},{"file":"p0111.txt","language":"de","ocr_de":"Ill\nMittel, wodurch die Vorftellung des Gegenftandes veran-lafst werde. Indeffen bietet lieh fogleicb die Schwierigkeit dar, dafs man durchaus nicht ahnden kann, wie \u00abliefe Bilder auf irgend eine Weife diefe Wirkung hervor-bringen. Unter diefen Umft\u00e4nden glaube ich die Exi-ftenz derfelben beftreiten zu k\u00f6nnen. Ich behaupte, dafs auf der menfcjilichen Netzhaut kein Bild entfteht, und dafs felbft bei Nachtraubthieren, deren Auge, wegen ihrer Lebensweife, eigenth\u00fcmlich und fo angeordnet ih, dafs, nicht auf der Netzhaut, fondern der Aderhaut, ein Bild entfteht, diefes Bild nur pafliv entfteht, ohne fich activ beim Act des Sehens zu verhalten. Das Argument f\u00fcr die Anwefenheit des Bildes ift die Thatfache, dafs, wenn ein Auge herausgenommen, die Fafer- und Gef\u00e4fs-haut entfernt, und irgend eine, zur Reflection der Licht-ftrahlen lieh eignende Subftanz hinter die Netzhaut oder an ihre Stelle gebracht wird, auf diefer ein deutliches Bild von Gegenft\u00e4nden entfteht, die fich vor der Pupille befinden. Allein die aus diefer Thatfache gezogenen SeHIflffe find falfeb, weil fich hier ganz andre Bedingungen als beim lebenden Auge finden.\nEin Bild entfteht, wenn Lichtftrahlen in einem fol-chen Verh\u00e4ltnifs zur\u00fcckgeworfen werden, dafs fie genau mit den verfchiednen Theilen des K\u00f6rpers \u00dcbereinkommen, den das Bild darftellen foil. Ein Werkzeug mufs daher, um Bilder zu erzeugen: l) die vom Gegen-ftande ausgehenden Strahlen fo fammeln, dafs lie auf die 'zur\u00fcckwerfende Fl\u00e4che in R\u00fccklicht aufGeftalt und Farbe 'genau einfallen, und 2) wirklich eine Fl\u00e4che enthalten, welche die Strahlen fo zur\u00fcckwirft, dafs der Zufchauer 'die Empfindung eines Bildes erh\u00e4lt. Die erfte Bedingung ift durch die w\u00e4fferige und Kryftal 1 Feuchtigkeit im lebenden und todten Auge gegeben, in Hinficht auf ,, die zweite aber weichen beide v\u00f6llig von einander ab. Das lebende Auge hat keine zur\u00fcckwerfende Fl\u00e4che, indem die Netzhaut fo gut als ganz durchfichtig ift. Dies beweift fchon die voilkommne Schw\u00e4rze der Pupille. Zwischen der lebenden Netzhaut und dem weifsen Papier findet derfelbe Unterfchied als zwifchen einem durchfich-tigeft Glafe und einem Spiegel Statt. So zeigt in einem Fernrohr ein Spiegel, nicht aber ein durchsichtiges Glas","page":111},{"file":"p0112.txt","language":"de","ocr_de":"112\ndas Bild eines Gegenftandes, Hier entfteht in dem Glafe nicht etwa ein, nur unhchtbares Bild, denn ein Bild ent-fteht nicht idol's durch Sammlung von Strahlen, die, zu-r\u00fcckgeworfen, ein Bild erzeugen w\u00fcrden: die Zur\u00fcclc-werfung der Strahlen allein bringt das Bild hervor, denn, werden die Strahlen nicht zur\u00fcckgeworfen, und gelangen he blofs in das Auge, fo fehen wir kein Bild, fondera den Gegenftand felbft. Offenbar wirft alfo die Netzhaut des lebenden Auges das Bild nicht fo, wiedas Papier hinter dem herausgenommenen Auge zur\u00fcck.\nNach mehrern Phyhologen entfteht ein Bild nicht auf der Netzhaut, fondera auf der Gef\u00e4fshaut. Abge-fehen indeffen von der Widerhnnigkeit, welche in der, hiedurch gefetzten Sonderung des Sehnerven von der Sehfunction enthalten ift, fpriclit gegen diefe Anficht die Schw\u00e4rze der Aderhaut, die unftreitig nur darin begr\u00fcndet ift, dafs he die Lichtftrahlen nicht zur\u00fcckwirft, fondera verfchluckt. Offenbar alfo kann, was wir auch \u00fcber die Reflexion im Auge der Nachtthiere urtheilen m\u00f6gen, im menfchlichen Auge weder auf der Netzhaut noch der Gef\u00e4fshaut ein Bild entftehen, weil jene alle Lichtftrahlen durch!\u00e4fst, diefe alle verfchluckt.\nVergleichen wir daher lieber die Gehchtsempfindun-gen mit denen anderer verwandter Organe.\nDie Frage ift, wie die Lichtftrahlen, welche, ehe he die Netzhaut erreichen, keine Empfindung veranlaf-fen, und hinter ihr unmittelbar von der Gef\u00e4fshaut verfchluckt werden, auf die Netzhaut fo einwirken k\u00f6nnen, dafs der Act des Sehens Statt findet. Diefer befteht aus zwei Momenten, der Wahrnehmung der Geftalt und der Farbe, die fo fehr von einander verschieden find, dafs man he eignen Sinnen zufchreiben follte. Geruch und Geicbmack unterfcheiden heb gewils weniger als Farbe \u2022und Geftalt. Nur weil he durch daffelbe Organ wahrgenommen werden, und hch zur vollft\u00e4ndigen Belehrung \u00fcber lichtbare Dinge vereinigen, hat man he verbunden, he muffen aber, wenn ihr Urfprung ergr\u00fcndet werden foil, getrennt werden. Die Wahrnehmung der Geftalt \u2022und des Umfangs durch das Auge entfpricht offenbar der Wahrnehmung diefer Eigenfchaften durch das Gef\u00fchl,\nw\u00e4h-","page":112},{"file":"p0113.txt","language":"de","ocr_de":"w\u00e4hrend die Unterfcheidung von Farben mehr Aehnlich-keit mit den Geruchsempfindungen hat.\nVorl\u00e4ufig einige Bemerkungen \u00fcber die Art, wie durch das Gef\u00fchl Empfindungen ent flehen. Die unmittelbar unter der Haut, vorz\u00fcglich der F\u00fcfse und H\u00e4nde Statt findende, Cehr vielfache Verzweigung der Nerven macht die Enrftehung der Vorftellung von Ausdehnung durch diefes Organ fehr begreiflich. leder, auch der feinfte Nervenzweig mufs als ein eigner Nerv betrachtet werden, der f\u00fcr lieh eine Vorftellung feiner eignen Exi-ftenz veranlaffen kann. Wird daher irgend ein Punkt ber\u00fchrt, fo wird die Lokalit\u00e4t deffelben unmittelbar vor-geheilt. Diefe F\u00e4higkeit, jeden einzelnen Punkt an feiner Stelle darzuftellen, ift unftreitig in der feinen Verzweigung der Nerven begr\u00fcndet. Wird aber durch die Nerven die Lokalit\u00e4t in Beziehung auf einen Punkt angedeutet, fo muffen lie lieh eben fo in Beziehung auf alle ber\u00fchrten Punkte verhalten, mithin wird, wenn eine betr\u00e4chtliche Fl\u00e4che gedr\u00fcckt wdrd, der Umfang der, auf diefe Weife afficirten Nerven wahrgenommen werden. Neben einander miiffen irgendwo zwei Aefte feyn, wovon einer gedr\u00fcckt wird, der andre nicht, und diefe Ver-fchiedenheit, fo wie die Stelle, an welcher lie Stau findet , mufs augenblicklich wahrgenommen werden. Die Wahrnehmung derfelben aber giebt die VorfteJlungen von Umfang und Geftalt, denn unfere Vorftellung von Umfang ift die Ausdehnung \u00fcber zwei oder mehrere Punkte, ftatt \u00fcbereinen, und die von Geftalt, dafs eine Stelle des gedr\u00fcckten Nerven lieh von der andern unterfcheidet. Ift der unterfuchte K\u00f6rper zu grofs, als dafs feine Geftalt in einem Eindruck enthalten feyn k\u00f6nnte, fo beftimmt der Blinde erft feine Enden, und f\u00fchrt dann feine H\u00e4nde \u00fcberden Raum zwifchen denfelben. Erfahrung aber belehrt ihn, diefes Verfahren abzuk\u00fcrzen, er legt die Ellenbogen an die Seiten, und berechnet fehr genau nach der Stellung der Vorderarme und H\u00e4nde die Gr\u00f6fse des s\u00e7wifchen ihnen liegenden K\u00f6rpers. Hier wird die Vor-ftellung durch Anwendung der vorher erworbnen Kennt-nifs der Entfernung zwifchen Armen und H\u00e4nden ver-fchafft. Urfpr\u00fcnglich aber w\u00fcrde man, um den Umfang eines K\u00f6rpers kennen zu. lernen, der gr\u00f6fser als die Hand M. d, Archiv IV. I.\tH","page":113},{"file":"p0114.txt","language":"de","ocr_de":"114\nwave, \u00abliefe wiederholt anbringen muffen, um hierdurch zu bewirken, dafs eine, dem unterfuchten Gegenftande gleiche Nervenfl\u00e4che zufammengedr\u00fcckt w\u00fcrde. Immer ergiebt lieh leicht, wie auf diefe Weife die Vor fiel lun-gen von Umfang und Geftalt durch das Gef\u00fchl entftehen. Unftreitig haben wir oft Empfindungen, deren Stelle wir nicht beftimmt unterfcheiden k\u00f6nnen. Bekanntlich klagen Amputirte bisweilen \u00fcber Schmerzen in dem abgenom-menen Gliede, indeffen dies h\u00e4ngt von einem krankhaften Zuftande der Nerven und von Ideenaffociationen ab, und kann nichts gegen den allgemeinen Satz beweifen, dafs die Nerven die Oertlichkeit der Ver\u00e4nderungen, Welche fie mittheilen, beftimmen. Ich fchliefse daher, dals, wenn ich einen zwei Zoll langen K\u00f6rper ber\u00fchre und mit den Fingern dr\u00fccke, ich die Ausdehnung des Druckes wahrnehmen werde, weil ich wahrnehme, wo diefer aufh\u00f6rt. Wird der K\u00f6rper um die H\u00e4lfte verk\u00fcrzt, fo werde ich die Verminderung des Umfangs wahrnehmen. Ich kann Reid (Inquiry into the human mind p. 121.) nicht zngeben, dafs die Entftehung der Vorftellung von Umfang durch das Gef\u00fchl durchaus unerkl\u00e4rlich ift. Offenbar w\u00fcrde keine Vorftellung von einer relativen Ausdehnung in einem gegebnen Falle m\u00f6glich feyn, wenn nicht ein Maafsftab vorhanden w\u00e4re ; allein eben fo un-l\u00e4ugbar ift, dafs ein Blinder eine verfchiedne Vorftellung von einer Kugel und von einem Drei- oder Viereck haben mufs. Diefe Verfchiedenheit ift darin begr\u00fcndet, dafs dort die zufammengedr\u00fcckte Nervenfl\u00e4che rund, hier eckig ift. Allerdings w\u00fcrde er nicht, wie in dem vorher angenommenen Falle, die K\u00f6rper oder die durch lie afii-cirte Nervenfl\u00e4che mit der Fl\u00e4che feines eignen K\u00f6rpers oder des gew\u00f6hnlich zu Beftimmung der Gr\u00f6l'se angewandten Theiles, des Fufses, vergleichen k\u00f6nnen, wohl aber unter einander, und fo ihre verh\u00e4ltnifsm\u00e4fsige Gr\u00f6fse erkennen. Was aber kann der genauefte Beobachter in Bezug auf Umfang lernen, als dafs \u00e9in K\u00f6rper gr\u00f6lser oder kleiner oder ungef\u00e4hr gleichgrofs als ein andrer ift? Aus der genauen Uebereinftimmung zwifchen dem Umfange eines K\u00f6rpers und der gedr\u00fcckten Nervenfl\u00e4che er-giebt fleh, wenn wir gleich zugeftehn , dafs die Idee eines Rreifes mit dem Gegenftande felbft fo wenig \u00fcbereinkommt,","page":114},{"file":"p0115.txt","language":"de","ocr_de":"115\nals z. B. mit Gerechtigkeit oder Muth, wie die Nerven die verfchiednen, auf die angegebne Weife erhabnen Eindr\u00fccke mittheilen.\nWie l\u00e4fst lieh aber alles dies auf das Auge anwenden? In Beziehung auf Umfang wohl vollkommen, denn f\u00fcr beide Organe gelten diefelben Principien und die Empfindung, welche die Vorftellung von Umfang und Geftalt veranlafst, entfteht im Auge in Folge einer \u00e4hnlichen Erregung der Netzhaut, zwar nicht, wie beim Gef\u00fchl durch den K\u00f6rper felbft, aber durch die von ihm reflectirten Lichtftrahlen, welche durch eine Fl\u00e4che der Netzhaut dringen, die der lichtbaren Geftalt deffelben genau entfpricht. Hier ift das Bild anwendbar. Es zeigt, dafs die Strahlen in einer beftimmten Geftalt und in derfelben Ordnung der Farben dringen, welche den Gegenftand, von welchem lie ausgehen, bezeichnen. Daher mufs der Sehnerv an verfchiednen Stellen erregt werden , die gr\u00f6fser oder kleiner, rund oder viereckig u. f. w. find, genau fo, wie die Geftalt des betrachteten Gegenftandes gr\u00f6fser oder kleiner, rund oder viereckig u. f. w. ift; alles wie beim Gef\u00fchl.\nIndeffen reicht diefe Erkl\u00e4rung nicht f\u00fcr die Unter-fcheidung der Farben hin. Folgende Bemerkungen werden den Gegenftand vielleicht wenigftens etwas erl\u00e4utern. Die Vorftellung der Farbe hat einige Aehnlichkeit mit der von Gefchmack und Geruch. Wir begreifen nicht, warum ein eigenth\u00fcmlicher, durch eine Materie veranlafster Eindruck die Vorftellung von S\u00e4ure, S\u00fcfsigkeit u. f. w. erweckt. Dies find befondere VorfteJlungen, welche in Folge der Kenntnifs entftehn, welche die Seele erh\u00e4lt, dafs die Nerven auf eigenth\u00fcmliche Weife afficirt wurden, und nachinnern, angebornen, urfpr\u00fcnglichen Gefetzen unfrer Organifation mit diefem eigenth\u00fcmliclien Eindr\u00fccke verb\u00fcnden find. Die Vorftellungender Farbenlind von derfelben Befchaffenheit. Sie entftehen, wenn die Seele durch den Sehnerven belehrt wird, dafs er auf die verfchiedne W.ed'e, wodurch die verfchiednen Lichtftrahlen auf ihn, wirken, erregt worden ift. Diefe Strahlen unterfcheiden lieh ihrer Natur nach von einander, muffen alfo verfchie-dentlich wirken. Erw\u00e4gen wir nun, dafs jedes diefer gef\u00e4rbten Theilchen, indem es durch die Netzhaut genau\nH 2","page":115},{"file":"p0116.txt","language":"de","ocr_de":"116\nin derfelben Anordnung dringt, in der es von dem beobachteten K\u00f6rper ausgeht, rothwendig die ihm eigne Ver\u00e4nderung in ihr, und namentlich in dem Punkte der Fl\u00e4che, welcher feiner Lage in dem gefehenen Gegenftande entflicht, erzeugen muffe, fo erkl\u00e4rt fich, wie nicht blof'i der Umfang und die Geftalt, fondera auch die ver-fcl'icdiie F\u00e4rbung und Schattirung des Gegenftandes wahrgenommen wird.\nIn den Augen einiger, namentlich Nachtraubthiere, ift der hintere Theil der Aderhaut weifs und gl\u00e4nzend, un-ftreitig um hiedurch die Schw\u00e4che der Lichtftrahlen zu erfetzen. Dagegen ift die Aderhaut bei den Tagthieren dunkel, fo dafs die Lichtftrahlen nach ihrem Durchg\u00e4nge durch die Netzhaut verfchluckt, und dadurch die R\u00fcckkehr derfelben, und die hiedurch enthebende Verwirrung des urfpr\u00fcnglichen Eindruckes verhindert whd. Aus der andern Seite bed\u00fcrfen die Nachtthiere nicht fo-wohl eines deutlichen Sehens, als einer Belehrung \u00fcber die Stelle, wo lieh ihre Beute zu einer Zeit befindet, wo fie lieh in Sicherheit glaubt. Wegen der geringen Zahl der Lichtftrahlen mufs die Erregung fehwach feyn , jette aber werden durch die hinter der Netzhaut befindliche helle Fl\u00e4che wahrfcheinlich in derfelben Richtung zur\u00fcckgeworfen, und dadurch die St\u00e4rke der Erregung verdoppelt. . Vielleicht ift diefer Theil der Ader-\"und Netzhaut bei ihnen eigenthiiniliob, Behufs des Zur\u00fcck-Werfens der Strahlen in der Richtung, in welcher lie einfallen, augeotdnet.\nDurch die gegebne Anficht verliert das Problem des Sehens viel von feiner Schwierigkeit, defto bewundernsw\u00fcrdiger aber erfcheint die im Auge Statt findende Vereinigung vonEinf'achheit und Kraft. \u2018 Offenbar ift das Auge der wichtigfte Sinn. Das Gef\u00fchl belehrt uns zwar \u00fcber die Wirkungen von Licht und Schatten, fo dafs wir aus der fichtbaren Geftalt die wahre erkennen, allein dennoch letzt uns das Auge vorz\u00fcglich mit der Aufsenwelt in Verbindung, und fein Bau eignet fielt vorz\u00fcglich zu Erlangung der Kenntniffe von derfelben.","page":116}],"identifier":"lit14178","issued":"1818","language":"de","pages":"110-116","startpages":"110","title":"\u00dcber das Sehen: Aus Thomson's Annals of philopsophy, Vol. X, 1817, p. 17-29","type":"Journal Article","volume":"4"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:01:43.631307+00:00"}

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