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{"created":"2022-01-31T13:05:58.970595+00:00","id":"lit1418","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Gr\u00fcbler, G.","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 51-68","fulltext":[{"file":"p0051.txt","language":"de","ocr_de":"Ucber die krystallisirenden Bestandteile des Lungensaftes.\nVon\nG. Gr\u00fcbner.\nDem Theile des Lungengewebes, in welchem sich die Ca-pillaren der Pulmonararteric verbreiten, soll nach der gegenw\u00e4rtig verbreiteten Ansicht eine sehr geringe chemische Bewegung eigenth\u00fcmlich sein, und zwar darum, weil an jenen Orten saft-reiche Zellen so gut wie g\u00e4nzlich fehlen. Darf man hieraus auch schliesscn, dass die chemische Umsetzung in dem Gewebe der Lungenbl\u00e4schen eine andere und vielleicht auch eine geringere als in den zcllcnroichcn Gebilden sei, so w\u00fcrde man in dem Schl\u00fcsse aus Analogien doch zu weit gehen, wenn man das Gewebe, welches die athmenden Gewisse tr\u00fcgt, f\u00fcr chemisch unwirksam erkl\u00e4ren wollte. Denn es ist uns aus einzelnen Beispielen u. a. dem des Bauchspeichels bekannt, dass innerhalb des Organismus auch ohne Beiheiligung der Zellen die Eiweissk\u00f6rper und Fette zerlegt worden k\u00f6nnen.\nDie Bef\u00e4higung des Gewebes der Lungenbl\u00e4schen zu einer \u00e4hnlichen Wirkung kann demnach im Prinzip nicht bestritten werden, umsoweniger als uns gen\u00fcgende Nachweise daf\u00fcr vor-liegon, dass in jenem Theile der Lunge chemische Umsetzungen slalllinden.\nZu diesen w\u00e4ren zu z\u00e4hlen die Erfahrungen, welche man \u00fcber die Temperatur des Blutes im rechten und linken Merzen gosnininoll hat. Beim Kaninchen, bei Wiederk\u00e4uern und beim Pferde haben Colin '), Jacobson und liernhardt'1) die W\u00e4rme des\nt) Annules <1. Sciences naturelles VII. S3\u2014103. 1807. \u2014 \u00ce) Cenlralblall f\u00fcr medizin. Wissenschaften 1808. Nr. 4t\n4\u00bb","page":51},{"file":"p0052.txt","language":"de","ocr_de":"52\nG. Gr\u00fcbler,\n[132\nin ilio Lunge str\u00f6mendem Blutes h\u00e4ufig geringer als diejenige des AorlcnliltJles gefunden. Da die eingeallimetc Luft, k\u00fchler und trockner als (lie ausgealhmelc ist, so bedingt der Luftwechsel einen Wurmeverlust, und wenn trotzdem das Blut jenseits der Lunge h\u00f6her temperirt anlangl, so muss in der letzteren selbst eine W\u00e4rmequelle vorhanden sein. Nun hat allerdings Colin \u00f6fters beim Pferde und Wiederk\u00e4uern, und cs haben G. v. Liebig '), Th. Bischo/J', Cl. Bernard1 2), Heidenhain3) und K\u00f6rner4) durchweg beim Hunde die rechte llcrzh\u00e4lfte h\u00f6her erw\u00e4rmt gefunden als die linke. Aber damit ist der Beweis, dass sich in der Lunge W\u00f6rme bilde, so lange nicht ersch\u00fcttert, als sich nicht zeigen litsst, dass zur Erkl\u00e4rung des Temperaturunterschieds beider Herzh\u00e4lften der in der Lunge erlittene W\u00e4rmeverlust ausreicht. Bevor dieses geschehen, bleibt es gestattet, das ver\u00e4nderliche Verhalten durch die Annahme zu erkl\u00e4ren, dass bei gewissen S\u00e4ugelhieren stets, bei andern aber zeitweilig die abk\u00fchlenden \u00fcber die erw\u00e4rmenden Vorg\u00e4nge das Uebergewichl besitzen. Demgem\u00e4ss w\u00fcrde man aus den Thalsachen, die gegenw\u00e4rtig \u00fcber den Temperaturunterschied des rechten und linken Herzens vorliegen, auf einen innerhalb des Lungengewebes slattfindenden Oxydalionsprozess zu schliessen berechtigt sein, wenn nicht Heidenhain durch seine Versuche den Verdacht erweckt h\u00e4tte, dass die Ungleichheiten der W\u00e4rme, welche diesseits und jenseits der Lunge in den Kreislaufsorganen gefunden wurden, nicht sowohl von dem Blute als vielmehr von den Wandungen des Herzens bedingt seien. Solange also die Gr\u00fcnde, welche lleidenhain f\u00fcr seine Meinung vorgebracht hat, nicht widerlegt sind, m\u00fcssen wir es dahingestellt sein lassen, ob die hier in Frage kommenden Temperaturunterschiede zum Beweise f\u00fcr einen chemischen Umsatz im Lungengewebe benutzt werden k\u00f6nnen.\nF\u00fcr einen chemischen Umsatz im Bercicho des Lungonge-webcs, welches die zur Athmung dienenden Blutgef\u00e4sse um-giebt, sprechen dagegen auf das unzweideutigste die Versuche von J. Miiller. Zu diesen wurden ausgeschnittene, noch mit\n1)\tlieber die Temperaturunterschiede dos nrtoriellon und ven\u00f6sen Ulules 18\u00dc3.\n2)\tl.c\u00e7ons sur les propri\u00e9t\u00e9s etc. des liquides de l'organisme Ht.\n3)\tlMl\u00fcgcr's Archiv IV. Bd.\n4)\tBeitr\u00fcge zur Temperaturlopographie. Breslau 487t.","page":52},{"file":"p0053.txt","language":"de","ocr_de":"133] \u00dcber die krystall. Bestandtiieile d. Lungensaetes. 53\nallen Lebcnsoigcnschaften begabte Lungen verwendet, welche m\u00f6glichst von der in ihrem Innern enthaltenen Luft befreit, und von einem Kaulschukbculcl umschlossen in Wasser vorsenkt waren, ln die Lungeuarterio wurde arterielles Blut eingeleitet, das nach seinem Austritt aus der Vene Uber Quecksilber aufgefangen ward. Hierbei fand sich nun jedesmal, wie lange auch das Blut durchgcleilet wurde, dass dasselbe w\u00e4hrend des Verlaufes durch die Lunge seinen Gehalt an Sauerstoff verringert und denjenigen der Kohlcns\u00e4uro vermehrt hatte.\nAus diesen Beobachtungen geht hervor, dass im Bereiche des Lungengewebes organische Stoffe einer Zersetzung anheimgefallen sind. Um nun zu erfahren, welche von den wesentlichen Bestandteilen des tierischen K\u00f6rpers in die letzteren eingegangen seien, empfiehlt es sich, zun\u00e4chst das Lungengewebe selbst zu untersuchen, in der Hoffnung, Producle zu finden, die einen Schluss auf den vorgegangenen Prozess ziehen lassen. Nach dieser Richtung hin haben nun Verdeill), Cloetta2) und Radziejewsky3) Beobachtungen angestellt, und dabei in den von den gr\u00f6beren Bronchial\u00e4sten befreiten Lungen Harns\u00e4ure, Leucin, Taurin und Inosit gefunden. Aus der Anwesenheit der genannten Verbindungen gehl hervor, dass mindestens eine Zersetzung von ciweissarligen K\u00f6rpern stattgefunden hat.\nEine Wiederaufnahme dieser Untersuchungen schien mir nicht ohne alles Interesse zu sein, namentlich, wenn man die methodische Untersuchung, welche Cloetta der Lunge des Ochsen zugewendet hatte, auch auf die des Hundes ausdehnte. Auch schien es mir der M\u00fche worth, zu pr\u00fcfen, ob man nicht durch dio Arbeit selbst auf eine Verbesserung der Zerlegungsmethode gef\u00fchrt werde, so dass man mit Sicherheit aus kleinen Gewichts-mengen der Lunge auf die Anwesenheit aller oder einzelner der obengenannten Stoffe h\u00fclto schliesson k\u00f6nnen. Denn es leuchtet ein, dass die Resultate einen erh\u00f6hten Werth gewinnen w\u00fcrden, wenn man die Orte der Lunge genauer zu bestimmen verm\u00f6chte, in welchen die Zerselzungsproduelo entstehen. Die Schwierigkeit der Untersuchung mag es entschuldigen, wenn ich nach der bezeichnelen Richtung hin nur kleine l'orlschritte gemacht habe;\nt) Comptes rend us XXXIII. 00t.\n2)\tChemisch-pharmazeutisches Centialblull 1855.\n3)\tCentralblalt der medizin, Wissenschaften t8G0. 405.","page":53},{"file":"p0054.txt","language":"de","ocr_de":"54\tG. Gr\u00fcbler,\t[134\nimmerhin erscheinen mir meine Ergebnisse der Mitlhcilung werlh.\nDas Verfahren, dessen sich Cloetta bei seiner Lungenuntersuchung bedient hallo, war kurz folgendes:\nEr r\u00fchrte zerkleinerte Ochsenlungen mit Wasser an, erhielt dann durch Auspressen den Saft und kochte denselben zur Entfernung von Albuminaten auf. Die von den congulirten Alburni-nalcn befreite Fl\u00fcssigkeit dampfte er bis auf ein gewisses Volumen ein und erhielt aus ihr durch Fallen mit Bleizuckerl\u00f6sung, darauf mit Bleiessig, je einen Niederschlag. In der nach den Bleif\u00e4l-lungcn noch \u00fcbrig bleibenden Fl\u00fcssigkeit entfernte er den Blei\u00fcberschuss durch Schwefelwasserstoff, dampfte das Filtrat vom Schwefelblei bis zur Syrupsdieke ein und konnte endlich, durch angemessene Behandlung mit Weingeist, Taurin und Leucin darin nachweisen. \u2014 Den Bleiessigniederschlag zersetzte er durch Schwefels\u00e4ure und entfernte den Ueberschuss der letzteren durch Barylwasser. In der L\u00f6sung fand er Harns\u00e4ure und Inosit. \u2014 Der Bleizuckerniederschlag wurde nicht untersucht.\nIndem ich dieses, von Cloetta angewendete Verfahren befolgte, gelang es mir gleichfalls, aus dem Safte dreier Ochscn-lungeu die genannten Stoffe zu erhalten. Zur Zersetzung des Bleiniederschlages zog ich vor, an Stelle der verd\u00fcnnten Schwefels\u00e4ure mich des Schwefelwasserstoffs zu bedienen, da ich auf diese W'ciso eine vollst\u00e4ndige Zersetzung der Bleisalzc herbeif\u00fchren konnte, ohne sp\u00e4ter eine besondere Entfernung der Schwefels\u00e4ure n\u00f6thig zu haben, und weil ferner auch das gebildete Schwefelblei sich als ein h\u00f6chst wirksames Mittel zur Entf\u00e4rbung der Fl\u00fcssigkeit erwies.\nIch fand im Bleicssigniedcrschlage Harns\u00e4ure und eine betr\u00e4chtliche Menge Inosit; in der nach Ausf\u00e4llung durch Blei-salz.c noch hinlcrblichcncn Fl\u00fcssigkeit Leucin und Taurin. Von \u00ab1er Identit\u00e4t des letzteren K\u00f6rpers mit Taurin \u00fcberzeugte ich mich, ausser durch Vergleichung der physikalischen Eigenschaf-len, noch durch Pr\u00fcfung auf einen Sohwofolgohall, indem ich einige Kryslalle mit Soda und Salpeter zusammenschmolz. Die erhaltene Schmelze, in verd\u00fcnnter flhlorwassorstoffs\u00e4uro gel\u00f6st, gab mit ('ihlorbarium starke lleaclion auf Schwefels\u00e4ure.\nEine Untersuchung des ersten, durch Blcizuckerl\u00f6sung entstandenen Niederschlages hatte Cloetta, wie schon erw\u00e4hnt, nicht ausgef\u00fchrt, da derselbo au kochenden Alkohol Nichts abgab. Ich","page":54},{"file":"p0055.txt","language":"de","ocr_de":"E\n435] \u00dcBER DIE KHYSTALL. \u00dfliSTANDTIlKILK I). LONGF.NSAFTES. 55\nzerlegte auch diesen Niederschlag durch Schwefelwasserstoff und fand in der L\u00f6sung, neben Massen amorpher, organischer Substanzen, meist anorganische Beslandtheilo, wie phosphorsauren Kalk, Chlorammonium, phosphorsaures Ammon. Was das von mir gefundene Ammoniak anlaugt, so ist es m\u00f6glich, dass dasselbe aus der Luft des Arbeitsraumes stammt. Heim Eindampfen der sauren L\u00f6sung, welche ich nach Zerlegung des Bloizucker-niedersehiages erhalten halle, setzte sich bald am Boden der Schale eine k\u00f6rnig-krystallinische Masse ab, dio sich bei der nachfolgend beschriebenen Untersuchung als phosphorsaurer Kalk erwies. Auf dem Platinblech erhitzt, hinterliess sie einen weissen R\u00fcckstand, zeigte also zun\u00e4chst einen anorganischen Bestandteil an. Da die Unl\u00f6slichkeit des R\u00fcckstandes in Wasser ein Kalksalz vermulhen liess, kochte ich die erhaltene Krystall-masse mit einer L\u00f6sung von Kupferchlorid und bewirkte so einen Umtausch der an die Basen gebundenen S\u00e4uren. Die hierbei entstandene Kupferverbindung schied sich als blaugr\u00fcner Niederschlag aus und wurde durch Filtration von der L\u00f6sung getrennt. In letzterer wurde der Kupfer\u00fcberschuss durch Schwefelwasserstoff beseitigt und darauf die wasserhelle L\u00f6sung vermittelst oxalsauren Ammons auf Kalk gepr\u00fcft; ein entstehender weisser, in Essigs\u00e4ure unl\u00f6slichor Niederschlag best\u00e4tigte die Anwesenheit des Kalkes. Der Kupferniederschlag gab, durch Schwefelwasserstoff zersetzt, eine L\u00f6sung, in welcher ich durch molybd\u00e4nsaures Ammon die Phosphors\u00e4ure nachweisen konnte.\nDie von dem phosphorsauren Kalk getrennte Fl\u00fcssigkeit schied bei weiterem Eindampfen schliosslich Krusten von Am-monsalzcn ab. Dieselben verfl\u00fcchtigten sich beim Erhitzen vollst\u00e4ndig, entwickelten auf Zusatz von Natronlauge schon in der K\u00e4lte Ammoniak und gaben mit Platinchlorid den bekannten Niederschlag von Platinsalmiak. Auf Phosphors\u00e4uro und Salzs\u00e4ure pr\u00fcfte ich durch molybd\u00e4nsaures Ammon und Silbcrl\u00f6sung.\nW\u00e4hrend des ersten Eindampfens des aufgckochtcn Lungcn-safles wurde auch ein Alhuminnt bemerkt, welches sich auf der Oberfl\u00e4che der Fl\u00fcssigkeit als rothbrauno z\u00e4he Haut ausschied und sich dann nicht wieder in Wasser l\u00f6ste. Die Asche dieses Albuminates fand ich reich an Natron, Eisenoxyd und Kiesels\u00e4ure.\nCloelta\u2019s Untersuchungen beschr\u00e4nkten sich auf die Lungen von Ochsen ; die von ihm erzielten Resultate liessen cs jedoch","page":55},{"file":"p0056.txt","language":"de","ocr_de":"56\nG. Gr\u00fcbler,\n[436\nals sehr wUnschonsworlh erscheinen, auch dio Lungen von fleischfressenden Thieren einer iilinlichon Behandlung zu unter-vverfen.\nUm letzteres nuszuf\u00fchron, wilhllc ich llundelungen, da dieselhen verbal ln issmilssig leicht in gen\u00fcgender Mengo zu beschallen sind. Sie wurden stets von gesunden Hunden, kurze Zeit nach durch Verblutung erfolgtem Tode entnommen. Im Ganzen habe ich siebzehn Lungen, von durchschnittlich mittlerer Gr\u00f6sse, verarbeitet; allein selbst aus diesor Menge erhielt ich nur so kleine Quantit\u00e4ten der sp\u00e4terhin aufzuf\u00fchrenden Substanzen , dass eine quantitative Bestimmung derselben nicht m\u00f6glich war. Letzteres darf nicht befremden, da bekannt ist, dass die verschiedenen Organo einen sehr niedrigen Prozentsatz an krystallinischcn Extraclivstoffen enthalten; es Hess dahor auch die Gesammtmassc der mir zu Gebote stehenden Lungen im Voraus nur kleine Mengen der einzelnen, daraus abzuscheidenden Stolle erwarten.\nBei der folgenden Untersuchung arbeitete ich, wie schon erw\u00e4hnt, im Allgemeinen nach der Vorschrift von Cloetta, fand indessen einzelne Ablinderungen, welche sich aus dem Weiteren ergeben werden, f\u00fcr zweckmassig.\nDie llundelungen wurden, nachdem sie selbst durch Ab-sp\u00fclen mit doslillirlem Wasser vom anh\u00e4ngonden Blute m\u00f6glichst gereinigt waren, in einer Fleischschneidemaschine zerkleinert, mit deslillirtem Wasser zu einem d\u00fcnnen Breie unger\u00fchrt und so 12 bis 18 Stunden lang im Eiskeller aufbewahrt. Nach genannter Zeit wurde die Fl\u00fcssigkeit abgeprossl, der R\u00fcckstand nochmals mit Wasser cinigo Stunden lang macerirt und dann wiederum ausgepresst. Die bei dem jedesmaligen Auspressen orhaltcnc Fl\u00fcssigkeit versetzte ich mit einigen Tropfen Essigs\u00e4ure und bewirkte durch Aufkochen eine Abschoidung der coagulirbarcn Albuminate. Die hellgelbe, klare Fl\u00fcssigkeit trennte ich durch Colircn und Fillrircn vom Coagulum, um sio dann weiter auf dem Wasserbado einzudampfen. Das bis auf ungef\u00e4hr den achten Thoil seines fr\u00fcheren Volumens eingo-ilampfle Filtrat gab, mit Bloizuckerl\u00f6sung versetzt, einen reichlichen Niederschlag (A), der auf einem Filler gesammelt und mit Wasser ausgewaschen wurde. Das Filtrat vereinigte ich mit dem Waschwasser und konnte dann in dieser Fl\u00fcssigkeit durch Zusatz von Bleiessig eine zweite F\u00e4llung (JS) hervorrufen. Als sich der","page":56},{"file":"p0057.txt","language":"de","ocr_de":"137] \u00dcber die krystall. Bestandteile d. Lungensaftes. 57\nsehr voluminflso Niederschlag hinreichend zu Bodon gesetzt hallo, hrachle icli ihn ebenfalls auf ein Filter, wusch ihn aus und onlr-fornlo den Blei\u00fcborschuss des Filtrates durch Einleilen von SchwefoIwassorsloUgns. Das sich bildende Schwcfclbloi cnl-filrble hierbei dio Fl\u00fcssigkeit (C) derartig, dass sie meist ganz farblos erschien.\nAuf die eben beschriebene Weise wurde die ganze Arbeit in drei Theilo zerlegt und somit eine leichtere Ucbbrsicht der w\u00e4hrend des Ganges der Untersuchung erzielten Besultate m\u00f6glich gemacht. Diese drei Theile bestehen demnach in der Untersuchung:\ndes Blcizuckerniederschlages\tA\ndes Blciessiguicderschlagcs\tU\nder \u00fcbrig bleibenden Fl\u00fcssigkeit C.\nAnalyse des Bleizuckerniederschlutjes (/l).\nZur Ausf\u00fchrung dieser Analyse vertheiltc ich zun\u00e4chst den Niederschlag, durch Anreiben in einem M\u00f6rser, m\u00f6glichst fein in ungef\u00e4hr einem Liter Wasser. Nach l\u00e4ngerem Einleilen von SchwefclwasserstolTgas zeigte das Schwarzwerden der Fl\u00fcssigkeit eine v\u00f6llige Zersetzung dos Blcinicderschlagcs an, doch blieb das entstandene Schwefelblei, auch nach l\u00e4ngerem Stehen in einer fest verschlossenen Flasche, in der Fl\u00fcssigkeit suspcndirl. . Eine Behandlung in der Centrifuge bewirkte ebenfalls keine Abscheidung des Schwefelblcies. Ich brachte dcsshalb versuchsweise eine geringe Quantit\u00e4t kohlensaures Nalr\u00f6n in die Fl\u00fcssigkeit. Das Schwefelblei setzte sich hierauf schnell zu Boden und war nun ein Abliltriren der \u00fcberstellenden braunen Fl\u00fcssigkeit leicht auszuf\u00fchren. W\u00e4hrend des Eindampfens schied dieso L\u00f6sung eine k\u00f6rnig-krystallinischo Masse ab, die auf oinem Filter gesammelt und getrocknet wurde. Sie hintorlioss, auf dem l\u2019lalinblech gegl\u00fcht, einen alkalinischen Itlleksland von grau-woissor Farbe, der in Wasser unl\u00f6slich war. Nach meiner, schon bei Untersuchung des Ochsonlungonsafles gemachten Erfahrung vermutheto ich in dieser Krystallmasso phosphorsauren Kalk und zerlegte sie desshalb auf die schon fr\u00fcher beschriebene Weise durch Kochen mit Kupfcrchloridt\u00f6sung. Es gelang mir infolgedessen auch hier, in der betreffenden L\u00f6sung durch Zu-","page":57},{"file":"p0058.txt","language":"de","ocr_de":"58\nG. Gr\u00fcbler,\n[138\nsalz von oxalsaurem Ammon den in Essigs\u00e4ure unl\u00f6slichen Niederschlag von oxalsaurem Kalk zu erhalten und ebenso die Phosphors\u00e4ure durch molybd\u00e4nsaurcs Ammon naebzuweisen. Nach weiterer Concentration der Fl\u00fcssigkeit durch fortgesetztes Eindampfen setzten sich am Rando des Sch\u00e4lchens Krystall-krusten fest, die, wie es ebenfalls schon beim Nachweis des Chlorammoniums und phosphorsauren Ammons in Ochscnlungen geschehenauf ihre Bcstandthcilc gepr\u00fcft wurden. Infolgedessen konnte auch hier Chlorammonium und phosphorsaures Ammon nachgewieson werden, ln dem Reste der Fl\u00fcssigkeit befand sich noch eine Masse amorpher Substanzen, von denen ich eine Probe auf dem Platinbleche erhitzte. W\u00e4hrend des Er-hilzens entstand ein Geruch nach verbranntem Horn ; der R\u00fcckstand bestand aus einer por\u00f6sen Kohle. Es waren demnach eiweiss\u00e4hnliche Substanzen als Hauptbestandteil dieser amorphen Masse anzunehmen.\nDemnach waren die im Bleizuckerniederschlage gefundenen Bestandteile :\nPhosphors\u00e4ure\nChlor wasserstoffs\u00e4ure\nKalk\nAmmoniak\nUnbestimmte eiweiss\u00e4hnliche Stolle.\nAnalyse des Bleiessigniederschlages (fl).\nIch verteilte denselben ebenfalls in viel dcslillirlem Wasser und bewirkte durch Einleiten von Schwefelwasserstoff bis zur v\u00f6lligen S\u00e4ttigung seine Zersetzung. Das sich diesmal schnell absetzende Schwcfolblci gestattete sofortige Filtration der Fl\u00fcssigkeit, die dann mildem Waschwasser des Schwefelbleies vereinigt w unie. Um aus dem Filtrate den \u00fcbersch\u00fcssigen Schwofol-wassorsloll' zu verjagen, ohne eine Oxydation desselben bo-f\u00fcrchlen zu m\u00fcssen, brachte ich cs in oiner lubylirlen Retorte auf das Wasserbad und dampfte im Kohlons\u00e4urostromc ein. Als nach l\u00e4ngerem Erw\u00e4rmen kein Schwcfclwassorstoll', durch in die D\u00e4mpfe gehaltenes Bleizuckerpapior, mehr wahrzunohmen war, verdampfte ich die L\u00f6sung in einer Schale bis auf ungef\u00e4hr ein F\u00fcnfzehntel ihres Volumeus und liess sie dann in einem Becher-","page":58},{"file":"p0059.txt","language":"de","ocr_de":"139] \u00dcber die krystall. Bestasdtiieii.e d. Lungensaktes. 59\nglase crkallcn. Nach Verlauf eines Tages halle sich am Boden und an den Riindern des Gewisses eine br\u00e4unliche Krystallmasse angesetzt. Die von den Krystallen vorsichtig abgegossene Fl\u00fcssigkeit wurde nochmals, und zwar bis auf die H\u00e4lfte ihres vorherigen Volumens, eingedampft und zur abermaligen Krystalli-salion in die Kalte gestellt. Die zweite, auf diese Weise erhaltene Krystallmasse wurde, nachdem auch hier die Fl\u00fcssigkeit durch D\u00e9cantation entfernt worden war, mit den zuerst gewonnenen Krystallen vereinigt. Eine Probe zcigto unter dom Mikroskop ein Gemisch verschiedener Kryslallformen, unter welchen nur die, der Harns\u00e4ure eigent\u00fcmlichen, halb cylinder - oder spindcl-ahnlichon Krystallo, meist rothbraun gef\u00e4rbt, deutlich hervor-traten. Um die hier vorliegenden, verschiedenen K\u00f6rper zu trennen, zeigte die Unl\u00f6slichkeit der Harns\u00e4ure in Chlorwasserstoff den Weg. Ich versetzte das ganze Quantum der erhaltenen Krystalle mit verd\u00fcnnter Salzsaure unter gelindem Erw\u00e4rmen. Ein Thcil l\u00f6ste sich hierbei allmalig auf, wahrend ein rothbraun gef\u00e4rbter R\u00fcckstand hinterblieb. Letzterer wurde, nach mehrmaligem Auswaschen mit kaltem Wasser, von einigen Tropfen Natronlauge leicht gel\u00f6st. Aus dieser L\u00f6sung schied sich auf Zusatz von verd\u00fcnnter Salzsaure ein amorpher, weisser Niederschlag aus, der nach l\u00e4ngerem Stehen wieder krystallinisch wurde. Liess nun schon, ausser seiner Schwerl\u00f6slichkeit in Wasser, das Verhallen gogon Salzsaure und kaustisches Alkali die Harns\u00e4ure vcrmulhen, so best\u00e4tigten diese Vermuthung auch die aus dem amorphen Niederschlage entstandenen Krystalle; sic besassen, mikroskopisch betrachtet, ganz die f\u00fcr Harns\u00e4ure charakteristischen Formen, wie sie bei Zusatz von Salzs\u00e4ure entstehen. Zur definitiven Best\u00e4tigung der Harns\u00e4ure endlich l\u00f6ste ich einen Thcil der Krystallo, behufs Ausf\u00fchrung der Murexidprobe, in verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure. Nach vorsichtigem Verdampfen bis zur Trockne zcigto der R\u00fcckstand bei Zusatz von wenig Ammoniak das entstandene Murexid durch eine purpiir-rolho F\u00e4rbung an; durch einige Tropfen verd\u00fcnnter Natronlauge wurde eine Blauf\u00e4rbung des R\u00fcckstandes hervorgerufen.\nWar nun die Harns\u00e4ure als solcho nachgowiesen, so lag cs nahe, bei weiterer Untersuchung auf die, h\u00e4ufig als Begleiter der Harns\u00e4ure auflrolondon, Stolle Xanthin, Sarkin und Guanin R\u00fccksicht zu nehmen. Ich versetzte desshalb die salzsaure L\u00f6sung, welche ich beim Ausziehen der urspr\u00fcnglich mit Harns\u00e4ure","page":59},{"file":"p0060.txt","language":"de","ocr_de":"GO\nG. Gr\u00fcbi.kii,\n[140\nviirtnisr.illen Kryslnllmoiigo erhullon hutte , mil \u00fcbersch\u00fcssigem Ammoniak und bewirkte hierdurch die Ausscheidung eines llockigen, braunen Niederschlages. Denselben sammelte ich auf einem vorher mit Salzs\u00e4ure ausgezogenen Filler und brachte ihn, da er sehr gering war, sammt dom Filler in warme, verd\u00fcnnte Salzs\u00e4ure. Als der Niederschlag v\u00f6llig in letzterer gel\u00f6st war, entfernte ich das Filter, dampfte die liltrirle L\u00f6sung auf ' einem Uhrglasc bis zur beginnenden Kryslallisation ein und liess im Exsiccator erkalten. Die so dargestcllte salzsaure Verbindung bildete mikroskopische, monoklinische Kryslalle. Die noch \u00fcbersch\u00fcssige Salzs\u00e4ure liess ich bei gelinder W\u00f6rme verdunsten, l\u00f6ste dann die Kryslalle wieder in wenig heissem Wasser und liess erkalten. Durch letztere Umkrystallisation aus heissem Wasser wurden die monoklinischen Krystalle in lange \u00fcbereinander liegende Nadeln verwandelt, welche ganz das Aussehen von salzsaurem Guanin besassen. Je nach verschiedenem S\u00e4uregehalt der L\u00f6sung schien demnach der K\u00f6rper in zwei verschiedenen Kryslallformen auftreten zu k\u00f6nnen. Eine kleine Quantit\u00e4t des Salzes, zur Ausf\u00fchrung der ScAerer\u2019schen Probe mit verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure eingedampft, hintcrliess einen hellgelben R\u00fcckstand, der durch Ammoniak und Kali mit intensiv rolhgclbcr Farbe gel\u00f6st wurde. Die durch Behandeln des Salzes mit salpclcrsaurem Silber dargestcllte Silberoxydverbindung bestand aus feinen, zu Sternchen vereinigten Nadeln. Es blieb daher bei Beobachtung des Verhaltens der Verbindung gegen Chlorwasserstoffs\u00e4urc, ihrer Unl\u00f6slichkeit in Wasser und Ammoniak, ferner der Krystallform des salzsauren Salzes und des Salpeters\u00e4uren Silberdoppelsalzcs, endlich nach Anstellung der Seilerei''sehen Probe kein Zweifel, dass der untersuchte K\u00f6rper Guanin sei. Zu einer Silberbestimmung reichte die gewonnene Menge nicht aus.\nDie vom ersten Guaninniederschlage abliltrirtc ammoniaka-lisehe Fl\u00fcssigkeit erzeugte auf Zusatz einer ammoniakalischen Silberl\u00f6sung einen weissgrauen Niederschlag, welcher, gut ausgewaschen, noch feucht vom Fillor auf ein Uhrglas gesp\u00fclt wurde. Nach Entfernung des Sp\u00fclwassers durch Verdampfen l\u00f6ste ich den Niederschlag in heisser, conccntrirler Salpeters\u00e4ure und stellte die L\u00f6sung zum Kryslallisiren bei Seite. Nach mehrst\u00fcndigem Stehen waren mikroskopisch kleine Schuppen und Bl\u00e4ttchen von gelber bis gr\u00fcnlicher Farbe auskrystallisirl, die","page":60},{"file":"p0061.txt","language":"de","ocr_de":"\\W\\ iJnun djk krystall. Bkstandtiikile d. Lungknsaftrs. 61\nauch nach mehrmaligem Umkryslallisiren dieselbe Krystallform behielten. Das Quantum dieses Silbersalzes (Xanthin oder Sarkin?) war jedoch so gering, dass eine Zerlegung desselben nicht gut thunlich erschien, ich also von weiterer Untersuchung dieses K\u00fcrpors behufs genauer Feststellung seiner Eigenschaften Abstand nehmcu musste.\nEs blieb mir nun noch \u00fcbrig, in dem Reste der Fl\u00fcssigkeit, aus welchem Ilarns\u00fcure und Guanin urspr\u00fcnglich auskrystallisirt waren, lnosit nachzuweisen. Behufs dessen dampfte ich die noch Uberbliebene Fl\u00fcssigkeit so weit ein, bis eine herausgenommene, abgck\u00fchlte Probe mit dem gleichen Volumen starken Weingeistes eine bleibende Tr\u00fcbung gab, worauf ich die ge-sammlc Fl\u00fcssigkeit mit ihrem gleicnen Volumen Alkohol versetzte. Als die dadurch entstandene tr\u00fcbe L\u00f6sung nach l\u00e4ngerem Erw\u00e4rmen wieder v\u00f6llig klar geworden war, goss ich sie in einen Glascylinder und \u00fcberliess sie der Kryslallisation. Nach Verlauf eines Tages war der Boden des Gef\u00e4sses mit einer weissen Kry-stallmasse bedeckt. Die Uberstehende, braune Fl\u00fcssigkeit wurde abgegossen, die Krystalle auf ein Filter gebracht und zur Entfernung der Fl\u00fcssigkeitsreste mit Alkohol abgesp\u00fclt. Mit Wasser \u00fcbergossen, l\u00f6ste sich der krystallinische K\u00f6rper leicht; das Filtrat dieser w\u00e4ssrigen L\u00f6sung zeigte nach dem Eindampfen und Stehen im Exsiccator dem blossen Auge erkennbare blumenkohlartig gruppirte Krystalle.\nUnter dem Mikroskop waren sic als wasserhelle, oft b\u00fcndelweise \u00fcbereinander liegende S\u00e4ulchen erkennbar. Die Eigenschaften der Krystalle waren folgende :\nSie verwitterten leicht beim Stehen an der Luft und bo-sassen einen deutlich s\u00fcssen Geschmack. Auf dem Platinblech vorsichtig erhitzt, schmolzen sie unter Wasserabgabe und erstarrten beim Erkalten wieder krystallinisch. Beim Gl\u00fchen wurden sie schwarz und verbrannten endlich vollst\u00e4ndig. Die w\u00e4ssrige L\u00f6sung der Substanz gab mit Bloiossig einen gallertartigen Niederschlag, der nach Erw\u00e4rmen \u00ab1er M\u00fcssigkoil bis zum Sicdon sich zu Boden setzte. Ein wenig der Substanz mit einer L\u00f6sung von weinsaurem Kupferoxydkali erw\u00e4rmt, bewirkte in letzterer eine lebhaft gr\u00fcne F\u00e4rbung, die allmUlig, unter Abscheidung eines flockigen Niederschlages, wieder in Blau \u00fcberging. Es bedurfte nach den angcslellten Pr\u00fcfungen nur noch der Scherer'sehen Probe, um den K\u00f6rper zweifellos als","page":61},{"file":"p0062.txt","language":"de","ocr_de":"G. Gr\u00fcbler,\n(\u00bb2\n[142\nInosit zu cbarakterisiren. Ich benutzte hierzu einige ganz reine Krystalle und erhitzte sie auf dem Platinbleche vorsichtig mit einigen Tropfen Salpetersliuro. Der trockne R\u00fcckstand nahm, mit wenig Ammoniak und Chlorcalciuml\u00f6sung versetzt, nach Verdunsten bis zur Trockne, eine rosenrolhe Farbe an. Hiernach konnte kein Zweifel mehr obwalten Uber die Identit\u00e4t dieser Substanz mit Inosit.\nAus der dunkelbraunen Fl\u00fcssigkeit, welche mir nach dem Auskrystallisiren des Inosits noch \u00fcbrig blieb, konnte ich kry-stallinische K\u00f6rper nicht mehr erhalten.\nDie im Bleiessigniederschlage gefundenen Stoffe bestanden somit in :\nIlarnsiiure\nGuanin\nXanthin? Sarkin?\nInosit\nUnbestimmbare andere Substanzen.\nAnalyse der rcstirenden Fl\u00fcssigkeit (C).\nIch dampfte sie bis zur Consistenz eines d\u00fcnnen Syrups ein, in welchem sich nach Verlauf einiger Stunden neben W\u00fcrfeln von Chloralkalien, Gruppen von grossen, stark lichtbrechenden prismatischen Kryslallen ausschieden. Letztere schmolzen, auf dem Platinblech erhitzt, zun\u00e4chst in ihrem Kryslallwasser, erstarrten dann wieder, schmolzen bei noch st\u00e4rkerem Erhitzen und hinlcrlicssen endlich in der Gl\u00fchhitze einen weissen, alkalischen R\u00fcckstand. Ich pr\u00fcfte die Krystalle, da schon Cloetta in dem gleichen Extract der Ochsenlungen viel essigsauro Alkalien fand, direct auf essigsaures Natron. Zu dem Zwecke wurde zun\u00e4chst die Essigs\u00e4uro nachgewiesen, durch Erhitzen des Salzes mit Schwefels\u00e4ure und Alkohol, wobei ein deutlicher Geruch nach Essig\u00e4lher auflrat, und ferner durch die bei Destillation einer L\u00f6sung des Salzes mit vord\u00fcnnter Schwefels\u00e4ure erhaltene freie Essigs\u00e4ure, welche im Destillat durch Silberl\u00f6sung nachgewiesen wurde. Das an die Essigs\u00e4ure gebundono Alkali erwies sich durch die Flainmenfiirbung als Natron ; die Gegenwart von Kali konnte durch Platinchlorid nicht constalirl werden. Behufs Entfernung des essigsauren Natrons behandelte ich das","page":62},{"file":"p0063.txt","language":"de","ocr_de":"H3] \u00dcber die krystall. Bkstandthbit.e d. Longensaftes. 63\nExtract in der Wiirme mit verd\u00fcnnter Schwefelst)ure und vermischte dann die Fl\u00fcssigkeit, nach Verjagung der Essigs\u00e4ure durch Eiudampfen auf dem Wasserbade, mit verd\u00fcnntem Weingeist. Der entstandene Niederschlag von schwcfclsaurcm Natron wurde nbfillrirl und die dein Extrade \u00fcbersch\u00fcssig zugcsolzlc Schwcfelsilurc durch Barytwasser beseitigt. Das Filtrat vom Schwefels\u00e4uren Baryt dampfte ich so weil ein, dass in einer herausgenommenen Probe ein gleiches Volumen Alkohol eine beim Umr\u00fchren bleibende Tr\u00fcbung hervorbrachle. Auf gleiche Weise wurde dann die ganze Extractmcnge behandelt, und, nachdem die Tr\u00fcbung beim Erw\u00e4rmen wieder verschwunden, in einem Cylindergl\u00e4schen zum Auskrystallisiren in die K\u00fclte gestellt. Da jedoch nach l\u00e4ngerem Stehen, auch bei Zusatz gr\u00f6sserer Quantit\u00e4ten absoluten Alkohols, im Extrade Krystalle organischer Natur nicht zu finden waren, sondern sich neben Chloralkalien betr\u00e4chtliche Mengen Leim abselzten, suchte ich vor Allem den letzteren zu entfernen. Ich verjagte zu dem Zwecke den Alkohol durch gelindes Erw\u00e4rmen und l\u00f6ste den R\u00fcckstand in destillirtem Wasser, ungef\u00e4hr dem f\u00fcnfzehnfachen Volumen. Die so erhaltene braune L\u00f6sung gab auf Zusatz von Gerbs\u00e4ure einen starken, flockigen Niederschlag von gerbsaurem Leim. Eine geringe Menge zu viel zugesetzter Gerbs\u00e4ure f\u00e4llte ich im Filtrate durch Bleizuckerl\u00f6sung und entfernte endlich den Blei-Uberschuss durch Einleiten von Schwefelwasserstoff. Das vom Sehwefelbloi erhaltene, nur noch schwach gelblich gef\u00e4rbte Filtrat dampfte ich auf dem Wasserbade ein. Bei wieder erlangter Syrupsconsistenz halte diesmal das Extract zwar eine weit hellere Farbe, immer aber noch die z\u00e4he Beschaffenheit des Leimes und einen s\u00fcsslichcn Geschmack. Die Pr\u00fcfung auf Traubenzucker, vermittelst einer alkalischen L\u00f6sung von weinsaurem Kupferoxvd, ergab ein negatives Resultat. Es scheint demnach der Leim durch Gerbs\u00e4ure nicht v\u00f6llig ausscheidbar zu sein odor es muss im vorliegenden Falle die Existenz einer leim-\u00e4hnlichen, durch Gerbs\u00e4ure nicht f\u00e4llbaren Substanz angenommen werden.\nDas Extract, von Neuem mit absolutem Alkohol behandelt, schiod auch jetzt nach l\u00e4ngerem Stehen keine Krystalle aus, doch setzte sich auf Zuf\u00fcgung yon Aether an verschiedenen Thcilcn des Gef\u00e4sses eine gelblich weisse, fein krystallinischc Masse an. Eine Probe der letzteren l\u00f6ste ich in weuig Wasser und Iiess","page":63},{"file":"p0064.txt","language":"de","ocr_de":"G4\nG. Grcblbr,\n[144\ndann auf oincm Uhrglase langsam verdunsten. Bei mikroskopischer Untersuchung des R\u00fcckstandes zeigten sich deutlich die schwach lichlbrechendcn Scheibchen und kuglich vereinigten Nadeln, die f\u00fcr Leucin charakteristisch sind. Den Rest der vorsichtig zwischen Fliesspapier getrockneten Krystallmasse erhitzte ich in einem Prober\u00f6hrchen ; es entstand ein weisses, lockeres Sublimat, bei Steigerung der Hitze ein gelber, Olarliger Tropfen, wahrend sich die Bildung von Amylamin durch den eigent\u00fcmlichen Geruch kund gab.\nDa es mir, trotz verschiedener Versuche, nicht gelingen wollte, noch mehr dieser Substanz frei von Leim zu erhallen, musste ich auf Anstellung weiterer Reactionen Verzicht leisten. Aus der Krystallform jedoch und aus dem Verhalten beim Erhitzen lasst sich schon mit ziemlicher Sicherheit der K\u00f6rper als Leucin erkennen.\nKrystalle von der Form des Taurin oder Tyrosin waren, auch nach l\u00e4ngerer Aufbewahrung der alkoholischen Fl\u00fcssigkeit, unter dem Mikroskop nicht zu entdecken.\nDemnach enthielt diese Fl\u00fcssigkeit (C) noch Leucin und Natronsalze\nneben einem gr\u00f6sseren Quantum Leim und leimahnlichen Substanzen.\nEine Zusammenstellung der Resultate, welche ich in der vorstehend geschilderten Untersuchung erhallen, ergiebl also einen Gehalt des Lungengewebes an folgenden K\u00f6rpern :\nI.\tAus dem Bleizuckerniederschlage (/l) :\nPhosphors\u00e4ure\nSalzs\u00e4ure\nKalk\nAmmoniak (?)\nII.\tAus dem Bloiossigniodorschlngo (\u00ab) :\nHarns\u00e4ure\nGuanin (Xanthin? Sarkin?)\nInosil\nIII.\tAus der restirendon Fl\u00fcssigkeit (C) :\nLeucin\nAlkalisalze,","page":64},{"file":"p0065.txt","language":"de","ocr_de":"li\u00fc]\tIJ n K II 1)11! KHYSTAM.. BkST ANDTIIKII.K I). LlINGKNSAI'TKS. G5\nsovvio bei den Ochsenlungen ein kiesels\u00fcure-, eisen- und natronhaltiges Albuininnt (Casein?). Ein Gehall an verschiedenen Albuininaten und leimiihnlirhen, amorphen Substanzen fand sich in jeder der :S Portionen A, B und C.\nAls ein Nachtheil dieses Unlersuehungsverfahrens der FleischsUfle hat sich herausgeslellt, dass es Zweifel dar\u00fcber auf-kommen lassen muss, ob die gefundenen Stoffe als Educle des Organes, oder als Producte der Bearbeitung zu betrachten seien. Beweise f\u00fcr ein solches Auftreten gefundener Stoffe als Producte liefern bekanntlich Leucin und Tyrosin, welche K\u00f6rper man schon k\u00fcnstlich aus in Zersetzung befindlichen Albuininaten hat darstellen k\u00f6nnen. Um daher auch bei dem im Lungengewebe gefundenen Leucin, hinsichtlich seines Vorkommens als wirklicher Bestandlheil des Lungengevytebes, Gewissheit zu erhalten, wurde folgender Versuch nusgef\u00fchrt, bei welchem haupts\u00e4chlich auf Leucin und Tyrosin R\u00fccksicht genommen wurde.\nDrei grossen, durch Verblutung get\u00f6dteten Hunden wurde durch die schon fr\u00fcher blossgelegle Luftr\u00f6hre starker Weingeist in die Lungen gegossen. Die sofort den K\u00f6rpern entnommenen Lungen wurden uuler Alkohol gebracht, etwa in den Lungenbl\u00e4schen noch enthaltene Luft durch Pressen in der Hand ausgetrieben und endlich die Lungen unter Alkohol zerkleinert. Nach mehrst\u00fcndigem Stehen presste ich den gelben, alkoholischen Auszug ab, Gltrirle und unterwarf das Filtrat der Destillation. Der hierbei gebliebene hellbraune, klare R\u00fcckstand schied beim Erkalten betr\u00e4chtliche Mengen einer vveisseu, felt-oder talgiihnlichcn Masse aus, die bei mikroskopischer Betrachtung Felltr\u00f6pfchen und myelinilhnliche Gebilde wahrnehmen Hess; letztere traten besonders sch\u00f6n hervor, als die mittelst Filtrirpapicr m\u00f6glichst von Fl\u00fcssigkeit befreite Masse mit Wasser zusammengebracht wurde. In absolutem Alkohol war die Masse in der Wllrrne leicht l\u00f6slich, wurde aber beim Erkalten wieder kryslallilhnlich ausgeschieden. Beim Verkohlen auf dom Platinbleche entwickelte sic Gase, die sich w\u00e4hrend des Gl\u00fchens leicht entz\u00fcndeten und dann mit heller Flamme brannten. Der schwach salpetersaure Auszug der zur\u00fcckgebliebenen Kohle zeigte, mit molybd\u00f6nsnurem Ammon gepr\u00fcft, durch einen gelben Niederschlag das Vorhandensein von Phosphorsilure an. Zufolge der,","page":65},{"file":"p0066.txt","language":"de","ocr_de":"M\u00bb\tG. Guiiiii.nn,\t[146\nbei mikroskopischer Untersuchung bemerkten, mye\u00fcn\u00e4hnlichen Gebilde, sowie des nachgewiesenen Phosphorsiiuregehalles, musste Lecithin als Hauptbestandteil der feltartigen Masse angesehen worden. Das Quantum des erhaltenen, phosphors\u00e4ure-haltigen Lettes war, im Verh\u00e4llniss zur Gesammlmengc der verarbeiteten Organe, ein sehr grosses. Es w\u00fcrde hiermit dio von <loriij)-It<\u2018siutc,a ausgesprochene Vermutung, dass der h\u00e4ufig sehr hohe Prozentsatz der in Lungenaschen gefundenen Phos-phors\u00e4urc von phosphorhaltigen Fetten herr\u00fchre, best\u00e4tigt.\nDie vom Lecithin abfillrirte Fl\u00fcssigkeit lieferte nach weiterem Eindampfen eine geringe Menge Extract, in welchem unter dem Mikroskop nur eine kleine Anzahl Scheibchen- oder kugelf\u00f6rmiger Kryslalle von Leucin bemerkbar war. Ein Auszug des Extrades mit heissem Alkohol ergab eine Gewichtsmenge von ann\u00e4hernd 2 Centigr. Leucin\nDie im Extrade befindlichen Chloralkalien deuteten, da sie eine ausgepr\u00e4gte octa\u00ebdrische Form besassen, auf Gegenwart von Harnstoff. Ich pr\u00fcfte daher den oben erw\u00e4hnten alkoholischen Auszug des Extrades auf Harnstoff, indem ich, als der Alkohol durch Erw\u00e4rmen verjagt, den R\u00fcckstand mit einigen Tropfen verd\u00fcnnter Salpeters\u00e4ure versetzte. Die beim Salpeters\u00e4urezusatz sich zeigenden Fetttr\u00f6pfchen entfernte ich durch Sch\u00fctteln mit Aether und Hess dann den salpeters\u00e4urehaltigen R\u00fcckstand im Exsiccator verdunsten. Die bald sich ausscheidenden Kryst\u00e4llchen halten jedoch, mikroskopisch untersucht, wenig Aehnlichkeit mit den charakteristischen Formen des Salpeters\u00e4uren Harnstoffs.\nAus den durch Alkohol exlrahirten Lungen bereitete ich mir noch einen w\u00e4ssrigen Auszug, in welchem ich durch Bleizucker und Bloiessig Niederschl\u00e4ge erhielt. Die geringe Menge der letzteren jedoch Hess eine vortheilhafte Analyse nicht erwarten. Die von den Bleiniederschl\u00e4gen restirende Fl\u00fcssigkeit gab, nachdem sie durch Schwefelwasserstoff entbloit, nach dem Verdampfen ein Extract, welches roioh un Chlorulkalion war und eine grosse Menge mikroskopischer Kryslalle von Leucin enthielt. Eine Reindarslellung des letzteren wollte mir, wegen zu schwieriger Beseitigung des im Extrade enthaltenen Leimes nicht gelingen.\nGarbenf\u00f6rmige Krystalle von Tyrosin waren, ebensowenig als Taurin, durch das Mikroskop zu entdecken.","page":66},{"file":"p0067.txt","language":"de","ocr_de":"U/] \u00dcBER IHK KRYSTAL!.. BbsTANOTHHRR D. LunGBNSAFTKS. 67\nDie Ergebnisse des letzteren Versuches lassen folgern, dass das Leucin als solches irn lebenden Lungengewebe enthalten ist, jedoch in geringeren Mengen, als in einem solchen, dos erst einige Stunden nach dem Tode der Untersuchung unterworfen wird.\nAn der hier befolgten Methode der Untersuchung, welche von Lie,big zum ersten Male bei der Zerlegung des Fleischsafles angewendet wurde, lassen sich leicht die Vorz\u00fcge, aber auch die Mangel erkennen. Zu den letzteren zahlt die M\u00f6glichkeit, dass sich iu den w\u00e4ssrigen Ausz\u00fcgen Stoffe wie z. B. Leucin bilden, die urspr\u00fcnglich nicht vorhanden waren.\u2014Ein gr\u00f6sserer Uebel-stand liegt in der Anwesenheit einiger Stoffe, deren Beseitigung ebenso schwierig als nothwendig ist. Unter sie geh\u00f6ren Leim-, Eiweiss- und Farbstoffe, welche, solange sie anwesend, der Erkennung und Beindarstellung krystallinischer K\u00f6rper sein-hinderlich entgegentrelen. Die bis jetzt bekannten Mittel zur Entfernung dieser amorphen Extractstoffe haben sich meist als unzureichend erwiesen.\nVon den Bemerkungen, welche sich an die chemische Untersuchung des Lungensaftes kn\u00fcpfen lassen, m\u00f6chte ich folgende betonen :\nDer Unterschied, welcher sich zwischen den Stiften der Hunde- und Ochsenlunge dadurch zu erkennen giebt, dass in der ersteren das Taurin nicht nachzuweisen war, ist vielleicht nur ein scheinbarer, jedenfalls aber von untergeordneter Bedeutung. Das erste m\u00f6glicherweise darum, weil es bei dem geringen Gehalte der Lunge au Taurin in den kleinen Gewichten von Hundelunge, die zur Verarbeitung kamen, nicht gefunden werden konnte. Die Verwendung gr\u00f6sserer Mengen von Hundelungen m\u00fcsste darum bei einer Wiederholung des Versuches angerathen werden. \u2014 Sollte aber das Taurin in der Thal den Hundelungen fehlen, so w\u00fcrde dieses wahrscheinlicherweise nur darum der Fall sein, weil das bei der Zersetzung des Ei-weissos entstandene Taurin weiter zerfallen oder rasch entfernt worden wlfre. Denn da die \u00fcbrigen'Bestandthcilc des Auszuges beider Lungen miteinander \u00fcbereinstimmon, so wird man auch auf einen wesentlich \u00fcbereinstimmenden chemischen Vorgang schliessen m\u00fcssen.\nWenn man aus den entstandenen Produclen einen Schluss auf ihre Entslehungsart zu machen berechtigt ist, so wird man","page":67},{"file":"p0068.txt","language":"de","ocr_de":"(>8 Giuini.Hit, TJbhr r>. krystall. Bestanotii. n. Luxgknsaptks. [148\nden in dem Lungongewebo stattfindenden Vorgang f\u00fcr keinen diesem letztem eigent\u00fcmlichen zu hallen haben. Denn nach den vorliegenden Beobachtungen enthalten die w\u00e4sserigen Ausz\u00fcge des Gehirns, der Muskeln, der Leber, des Pankreas, der Nebenniere, der Thyreoidea, der Lymphdr\u00fcsen Stoffe, welche mit den aus den Lungen gewonnenen entweder identisch, oder so nahe verwandt sind, dass ihre Entstehung aus einander h\u00fcchsl wahrscheinlich ist. Denn in allen den genannte\u00bb Orten wurde Harnsaure (oder Guanin, Sarkin und Xanthin) und Inosit (oder Glykogen, Traubenzucker und Milchs\u00e4ure), dazu noch in einigen Taurin (im Muskel der Pferde, in der Leber und Nebenniere) und in einigen auch Leucin (Leber, Milz, Pankreas) gefunden. Der chemische Prozess, welcher in dem Lungengewebe auflritt, muss sich also an gewisse Eigenschaften kn\u00fcpfen, die nahezu allen Organen des S\u00e4ugetieres zukommen.\nDie Anwesenheit des Guanins und der Harns\u00e4ure in der Lunge des Hundes wirft ein Licht auf die Bildungsweise des Harnstoffs. Da dem Harn des Hundes die Harns\u00e4ure fehlt, und da das genannte Thier nahezu die gesammte Menge des mit der Nahrung aufgenommenen Stickstoffs mit dem Harnstoff ausscheidet, so muss auch die in den Lungen gebildete Harns\u00e4ure bez. das Guanin u. a. schliesslich in Harnstoff umgewandclt sein.\nAm Schl\u00fcsse meiner Arbeit sei es mir verg\u00f6nnt, Herrn Dr. Drechsel f\u00fcr das stete Interesse, welches er meiner Arbeit gezollt, sowie f\u00fcr die Erteilung freundlicher Ratschl\u00e4ge, meinen innigsten Dank auszusprechen.","page":68}],"identifier":"lit1418","issued":"1875","language":"de","pages":"51-68","startpages":"51","title":"\u00dcber die kristallisirenden Bestandteile des Lungensaftes","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T13:05:58.970601+00:00"}