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{"created":"2022-01-31T14:07:05.746234+00:00","id":"lit1419","links":{},"metadata":{"alternative":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig","contributors":[{"name":"Kries, Johannes von","role":"author"}],"detailsRefDisplay":"Arbeiten aus der Physiologischen Anstalt zu Leipzig: 69-80","fulltext":[{"file":"p0069.txt","language":"de","ocr_de":"Ueber den Druck in den Blutcapillaren der menschlichen Haut.\nVon\nDr. IV. v. Kries.\nMit k Holzschnitten.\nDie bisherigen Untersuchungen \u00fcber den Druck des Blutes innerhalb der Gefiisse bezogen sich nur auf die gr\u00f6sseren Arterien und Venen, w\u00e4hrend der Blutdruck in den kleineren Gef\u00e4ssen und. in den Capillaren unbeachtet blieb. Nun ist aber f\u00fcr eine genauere Vorstellung von den Vorg\u00e4ngen des Stoffwechsels gerade die Kenntniss des Blutdrucks in den Capillaren von solcher Wichtigkeit, dass selbst eine Methode, welche nur zur Bestimmung von Grenzw'erlhen desselben f\u00fchrt, willkommen genannt werden muss. Mit einer so beschaffenen wurde ich durch die Millheilungen des Herrn Professor C. Ludwig bekannt; auf seine Aufforderung unternahm ich mit meinem Bruder gemeinschaftlich die Messungen, Uber welche ich zu berichten im Begriff bin. Die Methode, mit welcher wir arbeiteten, ging im Wesentlichen darauf aus, den niedrigsten Druck zu finden, durch welchen die Capillaren an einer bestimmten Stelle der Haut eben entleert werden konnten. Dies geschah in folgender Weise: Auf ein kleines Glaspl\u00e4ttchen von bekannten Dimensionen wurde ein bestimmter Druck ausgc\u00fcbl, der nach Belieben vermehrt und vermindert werden konnte; der niedrigste Druck, bei welchem die unter dem Glaspl\u00e4ttchen befindliche Hautslelle weiss erschien, wurde notirt.\nDie Applikation des Druckes auf das Glaspl\u00e4ttchen geschah in verschiedener Weise. An den Fingern, an welchen wir den gr\u00f6ssten Thcil unserer Vcrsucho gemacht haben, benutzten wir folgende Vorrichtung (sicho Figur <) : Hin Glaslcislchcn von etwa 2 ccntm. h\u00e4nge, 3 bis 4 mm Breite und 1 mm Dicke tr\u00e4gt in der Mitte seiner untern Fl\u00e4che, mittels Damarlack befestigt, das zur","page":69},{"file":"p0070.txt","language":"de","ocr_de":"Du. N. v. Krikn,\n70\n1450\nPis. t. Untersuchung bestimmte Glaspl\u00e4ttchen \u00ab; an den nach der anderen Soito umgchogeucn Enden des l.cislehens ist eine Fadenseidinge befestigt, an welcher mittelst eines lliikchens aus Platindrahl eine kleine Pappschalchllngt; auf diese k\u00f6nnen Bleischci-ben von bekanntem Gewichte aufgelegt werden. Die Hand und der Unterarm desjenigen, an welchem die Bestimmung gemacht wird, ruht auf einem viereckigen Brette, das mittels vier F\u00fcssen von etwa zehn cenlim. H\u00f6he auf dem Tische steht, ln dem einen Bande dieses Brettes ist ein Einschnitt von 10 cent. Liinge und 2\u2018/2 cent. Breite angebracht. Uebcr diesem Einschnitte befindet sich die Stelle des Fingers, welche untersucht werden soll; die Spitze des Fingers ruht auf der anderen Seite des Einschnittes auf, so dass die ganze Hand leicht vollst\u00e4ndig unbewegt gehalten werden kann. Der .beschriebene kleine Apparat war, wie man sieht, nur an den Fingern auwendbar. Um an anderen Stellen der Haut die entsprechenden Bestimmungen machen zu k\u00f6nnen, hatten wir noch zwei andere Vorrichtungen; die eine derselben wollen wir den Hebel, die andere das Stativ nennen.\nDer Hebel, welcher aus einem Glasst\u00e4bchcn von \u00f6 bis 8 cent. L\u00e4nge bestand, trug an dem einen Ende das Glaspl\u00e4ttchen, mildem andern lag er auf einer Schneide frei beweglich auf. Die Mitte des Hebels war durch ein Tr\u00f6pfchen Siegellack markirl, in welches ein Einschnitt gemacht war; an dieser Stelle wurde mittels einer Fadenschlinge das obenerw\u00e4hnte Pappsch\u00e4lchen aufgeh\u00e4ngt. \u2014 Die Einrichtung des Stativs zeigt die nebenstehende Zeichnung (Fig. 2) ; dasselbe ist aus feinen Tannenholzst\u00e4bchen zusammengesetzt; unten ist daran das Glaspl\u00e4ttchen befestigt, oben eine Pappscheibe, welche die Gewichte tr\u00e4gt. Das Ganze wird gehalten mit H\u00fclfe eines Glasr\u00f6hrchcns, in welchem es sich frei auf und ab bewegt.\nEs fragt sich nun zun\u00e4chst, ob der Druck, welcher auf eine llautstello bei gew\u00f6hnlicher Injektion ausge\u00fcbt werden muss, um dieselbo zu entf\u00e4rben, dem Drucke des Blutes in den Capiliaren gleich ist. Vergegenw\u00e4rtigen wir uns\nl\u00fcg. 8.","page":70},{"file":"p0071.txt","language":"de","ocr_de":"1\u00ceH J \u00dcbi\u00efu i\u00bb;n Dures in ni:N Iti.incAi'ii.i.AiiKN \u00bb. mknsciii.. Hait. 71\nzun\u00e4chst, um diese Frage zu entscheiden, die Vcrlhcilung der Blutgef\u00e4sse in der Haut. Dio Arterien und Venen vcrlaufon in der Cutis in ziemlich regelm\u00e4ssigen Ahstiinden senkrecht zur OberiUtche, um sieh in ein Capillarnelz aufzul\u00f6scn, welches sich in dem Niveau der Basen der Papillen befindet. Aus diesem Netzo steigen die Gef\u00e4ssschlingen f\u00fcr die Papillen empor. Das Bindegewebe der Cutis selbst erh\u00e4lt keine Capillarcn.\nlis zeigte sich nun bei unsoren Versuchen sehr bald, dass die Entf\u00e4rbung der untersuchten Hautstelle bei allm\u00e4hlicher Steigerung des Druckes nicht pl\u00f6tzlich, sondern allm\u00e4hlich eintral ; die betreffende Stelle wurde heller und heller, schliesslich ganz weiss. Es ist das auch bei der beschriebenen Anordnung der Capillaren sehr nat\u00fcrlich ; der von der Oberfl\u00e4che her ausge\u00fcbte Druck muss die Gef\u00e4ssschlingen der Papillen st\u00e4rker treffen, w\u00e4hrend von dem auf das horizontale Capillarnetz wirkenden Drucke ein Theil durch die Elasticit\u00e4t der Cutis aufgehoben wurde, und zwar werden die Gef\u00e4ssc dieses Netzes, da sie sich nicht ganz in einer Ebene befinden, ebenfalls nicht gleich stark gedr\u00fcckt; die tiefer liegenden etwas schw\u00e4cher. Ausserdem w\u00e4re es auch m\u00f6glich, dass zun\u00e4chst, bei zu schwachem Drucke, das Lumen der Capillaren verengert w\u00fcrde und dies bereits eine Farben\u00e4nderung bewirkte, und dass dann erst, bei st\u00e4rkerem Drucke, ein vollst\u00e4ndiger Verschluss der Gef\u00e4ssc eintr\u00e4te, welchem die weisse Farbe entspr\u00e4che. Offenbar handelte es sich darum, denjenigen Druck zu finden, bei welchem die oberfl\u00e4chlichsten Capillaren, also die der Papillen, eben vollst\u00e4ndig comprimirl wurden; denn auf die tiefer liegenden wirkte, wie wir sahen, nur noch ein abgeschw\u00e4chter Druck ein. Den Einfluss der Epidermis werden wir sp\u00e4ter noch in Betracht ziehen. Wir glaubten nun die richtige St\u00e4rke des Druckes dann anzuwenden, wenn durch denselben ein eben merklicher Unterschied gegen die Farbe der Umgebung und gegen diejenige derselben Stello ohne Belastung hervorge-braclil wurde. Diese Annahme ist zwar nicht frei von Willk\u00fcr; indessen darf man wohl vermuthen, dass sich kein deutlicher Farbonunlcrschicd zeigen w\u00fcrde, bovor dio oberfl\u00e4chlichsten Capillaren vollst\u00e4ndig comprimirl w\u00e4ren. Ausserdem halten wir nur die Wahl, enlwoder stets den Druck zu noliren, bei welchem die Haut vollst\u00e4ndig weiss wurde, oder don, bei welchem der erste deutliche Farbenunterschied auftral. Denn selbstverst\u00e4ndlich liess sich keine dazwischen liegende F\u00e4rbung mit irgend","page":71},{"file":"p0072.txt","language":"de","ocr_de":"72\nDr. N. v. Kriks,\n[152\nwelcher Sicherheit wiedererkennen. Nun ist es offenbar, dass der Druck, bei welchem die Haut unter dem Glaspl\u00e4ttchen v\u00f6llig weiss wird, bedeutend gr\u00f6sser sein muss, als der Blutdruck in den Gapillnrcn. Es sind dann unzweifelhaft nicht nur die Gcf\u00e4sse der Papillen, sondern auch die des horizontalen Culisnetzes entleert; es muss also ein nicht unbedeutender Theil des Druckes verbraucht werden, um den Widerstand der Cutis und wohl auch der Epidermis zu \u00dcberwinden.\nDen Widerstand der Epidermis haben wir bis jetzt noch nicht ber\u00fccksichtigt; es fragt sich, ob durch denselben ein Theil des ausge\u00fcbten Druckes aufgehoben wird, so dass auf die Capil-laren faktisch ein geringerer Druck ein wirkt, als der, welcher beobachtet und notirt wird. Der Widerstand, welchen die Epidermis der Compression der Capillaren entgegensetzt, ist nur abh\u00e4ngig von der Gr\u00f6sse der Einbiegung, welche dieselbe an den R\u00e4ndern des Glaspl\u00e4ttchens zu erleiden hat; dagegen kommt die Compression, welche die Epidermis selbst in der Richtung senkrecht zur Oberfl\u00e4che erf\u00e4hrt, nicht in Betracht. Denken wir uns die Epidermis absolut starr, so dass sie also gar keine Einbiegung erleiden k\u00f6nnte, so w\u00fcrde \u00dcberhaupt kein auf sie wirkender Druck im Stande sein, die unter ihr liegenden Capillaren zu comprimiren. Denken wir sie uns dagegen aus einzelnen unendlich d\u00fcnnen, mit der L\u00e4ngsaxe senkrecht zur Oberfl\u00e4che gestellten Prismen bestehend, die ohne Reibungswiderstand an einander verschiebbar w\u00e4ren, so w\u00fcrde der ganze auf dio Oberfl\u00e4che der Epidermis wirkende Druck auch die unter ihr liegenden Capillaren treffen, gleichg\u00fcltig, ob und welche Ver\u00e4nderung in ihrer L\u00e4nge diese Prismen selbst dabei erf\u00fchren. Allerdings ist nun die Zusammensetzung der Epidermis nicht von dieser Art; ohne Zweifel setzt sie einer Einbiegung einen gewissen Widerstand entgegen. Da aber bei denjenigen Druckgraden, um welche es sich bei dieser Untersuchung handelt, nur eine minimale mit blossem Auge kaum wahrnehmbare Doprossion der Haut einlrill, so ist man wohl zu der Annahme berechtigt, dass der Fehler, welcher durch Vernachl\u00e4ssigung des Epidermiswider-standes gemacht wird, ein sehr unbedeutender sei. Denselben mit in Rechnung zu ziehen, ist jedenfalls unm\u00f6glich, du man nat\u00fcrlich nicht jedesmal die wahrscheinlich sehr wechselnde Elasticit\u00e4t der Epidermis bestimmen und die gemachte Einbiegung messen kann.","page":72},{"file":"p0073.txt","language":"de","ocr_de":"I!KJ] \u00dciikr iifn Druck in i>o I)i.uti:ai'1LLarkn i>. mknsciii.. Haut. 7!l\nDie Fehlergrenzen bei diesen Untersuchungen zeigten sieli iilso ziemlich weil. Der Grund hierf\u00fcr liegt darin, dass es sich dabei um die Absch\u00e4tzung sehr feiner Fnrbenunlcrschiede handelt. Nicht selten glaubt man einmal bei einer bestimmten Belastung eine deutliche Differenz zu sehen, die spiiler nicht vorhanden oder undeutlich zu sein scheint. Besonders im Anf\u00e4nge begegneten uns solche Irrth\u00fcmer h\u00e4utig; in Folge gr\u00f6sserer Uebung verminderten sie sich gl\u00fccklicherweise bedeutend und kamen sp\u00e4ter nur selten vor. Dagegen blieb 0,25 Gramm das kleinste Gewicht, welches wir brauchen konnten; noch kleinere Gewichte zeigten sich stets als einflusslos auf die F\u00e4rbung der belasteten llautstelle, oder wenigstens war die Differenz, die sic hervorbrachten, zu gering, um sicher erkannt zu werden. Wir machten wiederholt den Versuch auch Decigramme zu benutzen, kamen aber immer wieder davon zur\u00fcck, weil wir sahen, dass dadurch die Versuche nur complicirt wurden, ohne dass eine gr\u00f6ssere Genauigkeit der Bestimmung erreicht werden konnte. Die Fehlergrenzen entsprechen also einem Werlhe von 0.25 Gramm, was selbst bei der gr\u00f6ssten der von uns benutzten Platten 55 mm Wasser, bei der kleinsten 99 ausmacht. Wir haben diesem Ucbclstande dadurch so viel als m\u00f6glich abzuhelfen gesucht, dass wir nicht nur mit jeder Platte eine gr\u00f6ssere Anzahl von Bestimmungen machten, sondern dieselben auch mit verschiedenen Glaspl\u00e4ttchen an denselben Stellen ausf\u00fchrlen, so dass wir die Resultate jedes einzelnen durch die der anderen controlliren konnten und damit zugleich ein Uriheil \u00fcber die Brauchbarkeit der ganzen Methode erhielten. Die Glaspl\u00e4ttchen, welche wir anwandten, hatten einen Fl\u00e4chengehall von 2,5, von 4,0 und von 5,0 Dmm. Es w\u00e4re gewiss w\u00fcnschenswert!) gewesen, noch gr\u00f6ssere Differenzen in der Gr\u00f6sse derselben zu haben, um eine m\u00f6glichst grosse Genauigkeit der Resultate zu erreichen. Aber bei noch kleineren Glaspl\u00e4ttchen, als solchen von 2,5Dmm w\u00e4re die ohnehin schwierige Beurlheilung der Farbondiff'erenzen noch mehr erschwert worden und \u00fcberdies w\u00e4ren alle Fehler in dem gefundenen Gewichte bei der Umrechnung desselben in hydrostatischen Druck der kleineren Fl\u00e4che entsprechend vermehrt worden. Gr\u00f6ssere Platten aber, wie die von 5,0 Dmm waren deshalb nicht anwendbar, weil dieselben nicht mehr ganz platt auf der Ruckenfl\u00e4che des Fingers aufliegen, und daher auch keinen","page":73},{"file":"p0074.txt","language":"de","ocr_de":"74\tDu. N. v. Kurus,\t[154\ngleich massigen Druck auf clio ganze von ihnen bodockle Fl\u00fcche aus\u00fcbon k\u00f6nnen.\nUm gegen T\u00e4uschungen, die bei irgend welcher Beeinflussung des Urlhcils durch fr\u00fcher gewonnene Resultate leicht ent-slehen k\u00f6nnen, m\u00f6glichst gesichoVt zu sein, machten wir unsere Versuche so, dass der eine die Gewichte in dio Schale legte und der andere, ohne dieselben zu sehen, angab, ob ein Farbenunterschied vorhanden w\u00e4re oder nicht. Wiederholt wurde dann die Belastung vermehrt und vermindert, um zu sehen, ob immer bei demselben Gewichte der erste deutliche Farbenuntorschied w\u00fcrde angegeben werden. Zuweilen differirten die Angaben dabei um 0,25 Gramm ; cs wurde dann das arithmetische Mittel genommen. Gr\u00f6ssere Differenzen kamen hierbei fast niemals vor.\nDie gr\u00f6sste Zahl unserer Versuche haben wir an den Fingern aul der R\u00fcckseite des Nagelgliedes gemacht. Wie zu erwarten, land sich keine Differenz in dem Capillardruck der verschiedenen Finger derselben Person und ebensowenig zwischen den Fingern von uns Beiden; die Abweichungen, die wir zuweilen erhielten, waren weder gr\u00f6sser noch zahlreicher, als diejenigen, welche sich bei unmittelbar hintereinander ausgef\u00fchrten Bestimmungen an derselben Stelle fanden. Ich habe daher immer die gesammten an den Fingern gemachten Beobachtungen vereinigt und aus allen den Durchschnitt genommen. Bei einer solchen Haltung der Hand, dass der R\u00fccken derselben 490 mm tiefer als der Scheitel lag, fanden wir f\u00fcr den Capillardruck auf der R\u00fcckseite der l inger einen Mittelwert!) von 513 mm Wasser oder 37,7 mm Quecksilber.\nVon besonderem Interesse war es, den Capillardruck bei verschiedener Haltung der Hand zu untersuchen. Wie erw\u00e4hnt, kann man den Fehler, welcher durch den Widerstand der Epidermis cingef\u00fchrl wird, nicht eliminiren, und wenn man auch, wie ich zu zeigen mich bem\u00fchte, allen Grund hat, diesen Fehler f\u00fcr sehr gering zu halten, so bceinlrltchtigt er doch immerhin die Bedeutung der auf diesem Wege gefundenen absoluten Werlhe. Dagegen mussten alle Differenzen in dem Blutdr\u00fccke, auf welcho Weise sie auch herbeigef\u00fchrt wurdon, sich richtig zu erkennen geben, wenn nur der Widerstand der Epidermis solbsl dadurch nicht alterirl wurde, wie dieses z. B. durch Eintauchen in heisses oder kaltes Wasser m\u00f6glicherweise hatte geschehen k\u00f6nnen. Die Ver\u00e4nderungen des Blutdruckes in den Capillaren, welche","page":74},{"file":"p0075.txt","language":"de","ocr_de":"155] \u00dcber den Druck in den Blutcapillaren d. menscul. Haut. 75\ndurch einen Logo Wechsel des betreffenden Theiles horvorgelirnehl wurden, mussten also sicher richtig zum Ausdrucke kommen. Wir haben nun bei 4 verschiedenen Haltungen der Hand die Druckbestimmungen gemacht: bei der ersten befand sich der Handr\u00fccken in der H\u00f6he des Scheitels. Der Untersuchte sass auf einem niedrigen Schemel, die Hand lag auf dem Brette in derselben Weise wie bei allen diesen \u00dfeslirnmungen ; durch unlcr-gelegte T\u00fccher wurde der Arm gest\u00fctzt und dabei Sorge getragen, dass nicht etwa durch Druck auf die Venen eine Stauung entstehen konnte. Die zweite Haltung war so, dass der Handr\u00fccken 205 mm unter dem Niveau des Scheitels lag; bei der dritten sass der Untersuchte auf einem Stuhle, die Hand halte 490 mm Vcr-licalabsland vom Scheitel. Endlich wurden die Bestimmungen im Stehen gemacht, wobei sich der Handr\u00fccken 840mm unterhalb des Scheitels befand. Die bei diesen verschiedenen Haltungen gefundenen Werthe f\u00fcr den Blutdruck in den (lapidaren zeigt die folgende Tabelle.\nFl\u00e4ch en geh alt der\tBlutdruck in den Capillaren des letzten Kingcrgliedes bei einem vcrticolon Abstand desselben unter der Scheitelh\u00f6he.\t\t\t\nGlauplatte.\tvon 0mm\tvon 205 mm\tvon 400 mm\tvon 840 mm\n2.56\tnimm 3.2\tO \u00bb 4.0 \u25a1 \u00bb 4.3\t\u25a1 \u00bb 4.56\t\u25a1 \u00bb\t- 326 mm //) O 335\t\u00bb\t\u00bb 322\t\u00bb\t\u00ab\t4 t7 mm IUO 394\t\u00bb\t\u00bb\u2019 400\t\u00bb\t\u00bb 376\t\u00bb\t\u00bb\t550 mm H2 O 541\t\u00bb\t\u00bb 485\t\u00bb\t\u00bb 526\t\u00bb\t\u00bb 4 63\t\u00bb\t\u00bb\t773 mm H2 O 750 m \u00bb 687\t\u00bb\t\u00bb 783\t\u00bb\t\u00bb 699\t\u00bb\t\u00bb\nDurchschnitt\t328\t397\t513\t733\nDie durchschnittlichen Werthe sind in Wasser 328, 397, 513 und 738. Die Abweichungen zwischen den von den verschiedenen Platten erhaltenen Zahlen sind zwar nicht unbedeutend, d\u00fcrften aber geringer nicht erwartet werden; denn selbst die gr\u00f6sste Dii\u00eforonz, 9G mm, zwischen dem gr\u00f6ssten und kleinsten Worth f\u00fcr den Gapillmdruck im Finger beim Stehen betr\u00fcgt f\u00fcr alle Platten noch nicht das Doppelte des unvermeidlichen Fehlers: es macht n\u00fcmlich f\u00fcr die gr\u00f6sslo Platte 0,44 Gramm aus. Das kleinste angewandte Gewicht war, wie oben erwilhnt, 0,25 Gramm.\nW'enn man die angegebenen Werthe des Blutdruckes betrachtet, so sieht man, dass derselbe um so gr\u00f6sser ist, je tiefer die Hand gehalten wird : ein leicht vorauszuschcndes Resultat,","page":75},{"file":"p0076.txt","language":"de","ocr_de":"7ft\tDu. N. v. Khiks,\t[\u00fcifi\nAber cs lillll. sol'orl ;mf, dass die Differenzen des Druckes weit geringer sind, als den H\u00f6hendifferenzen der verschiedenen Lagen nach hjdrnslaliselten Gesetzen (>nlsprochon w\u00fcrdo; viel goringer als\u00bb, als sie nusfallen wtlnlen, wenn wir einfach eine ruhende l''l(lssigkcit von dem specilischen Gewichte des Blutes hatten. Die H\u00f6hendifferenz zwischen der ersten und zweiten Lage der Hand betr\u00e4gt 205 mm, dio entsprechende Diffcronz im Blutdr\u00fccke (59; zwischen der 2. und 3. Lage ist die H\u00f6hendifferenz 285, die Druckdifferenz HC; und zwischen der 3. und 4. endlich betr\u00f6gt die H\u00f6hendifferenz 350 mm, die Druckdifferenz 225. Dabei ist noch zu beachten, dass diese Druckangaben in Millim. Wasser gemacht sind, dass das Blut aber ein h\u00f6heres specifischcs Gewicht besitzt.\nWoher kommt es nun, dass die Differenzen des Blutdruckes in verschiedenen Lagen nicht einfach gleich sind den den H\u00f6hendifferenzen entsprechenden hydrostatischen Druckwerlhen? Zun\u00e4chst ist es unzweifelhaft, dass, wenn wir ruhendes Blut in einem System communicirender R\u00f6hren h\u00e4tten, das an Gestalt und Inhalt dem Gef\u00e4sssystem gleich w\u00e4re, die durch Stellungswechsel hervorgebrachle Druckdifferenz an jeder Stelle des Systems, in den Cnpillarcn, wie in den grossen Gcf\u00e4ssen, gleich sein w\u00fcrde dem H\u00f6henunterschiede der betreffenden beiden Lagen. I'.s stehe z. B. (Fig. 3) mit den Gef\u00e4ssen A und A' eine schleifenformige R\u00f6hre Ec beziehungsweise E c in Verbindung, die gesenkt und gehoben werden kann, jedoch nicht Uber das Niveau der Fl\u00fcssigkeit in A und A\". Wenn nun das R\u00f6hren-st\u00fcck E, das urspr\u00fcnglich horizontal lag, in die Lage E gebracht, so entsteht dadurch keine Bewegung der Fl\u00fcssigkeit; nur der Druck in dem gesenkten R\u00f6hrensl\u00fccke E \u00e4ndert sich und zwar folgondermasson. Ist <\u2022 ein beliebiger Funkt der R\u00fchre /:', und x sein Verlicalabstand von dein Fl\u00fcssig-keilsnivoau in A, so ist der Druck in c gleich einer Fl\u00fcssigkeilss\u00e4ule von der H\u00f6he .r. Ist nun c die neue Lage des Punktes c', as' sein jetziger Ycrlicalahstand vom Niveau, so ist der Druck in c = as' und die\nFig. 3.\nI-----------","page":76},{"file":"p0077.txt","language":"de","ocr_de":"I i>7l\t1>KN DmiCK IN DKN Ill.UTCAI-II.I.AHICN I). MKNSCIIL. IIaIIT. 77\ndurch den Lagevvechsel bewirkte Druckdifferenz ist gleich der verticalen Verschiebung x'\u2014x.\nGenau dieselben Differenzen des Druckes m\u00fcssten wir auch finden, wenn das Blut sich in einem System starrer R\u00f6hren bewegte. Sehen wir zun\u00e4chst ab von der complicirlen Gestalt des Gefitsssyslems und betrachten wir den folgenden einfacheren Fall (Fig. 4). Aus dem Gef\u00e4sso A str\u00f6me Fl\u00fcssigkeit unter con-slanlem Drucke in die gerade R\u00f6lno, welche in die Schleife \u00a3 \u00fcbergeht und dann frei\tFig. t.\nnusm\u00fcndel. Die Geschwindigkeit des Stromes in allen Theilen des R\u00f6hrensyslems ist dann nat\u00fcrlich auch constant und abhiingig von der Druckdifferenz zwischen A und der Ausflussm\u00fcndung oder, da der Druck hier Null ist, von dem Drucke in A und dem Widerstando innerhalb des R\u00f6hrensyslems.\nEs werde nun das anfangs horizontal liegende schleifenf\u00f6rmige R\u00f6hrensl\u00fcek E in die Lage E versetzt. An der Slromge-schwindigkeit im Ganzen, sowie auch in dem St\u00fccke E selbst wird dadurch nichts ge\u00e4ndert. Ebensowenig wie in der Ruhe die Senkung dieses St\u00fcckes eine Bewegung hervorzubringen vermag, kann sie an einer vorhandenen Bewegung etwas {indem. Gerade wie in der Ruhe wird die in dem absteigenden Schenkel positive, in dem aufsteigenden negative Beschleunigung durch die Schwere \u00fcberall dadurch compensirt, dass jeder R\u00f6hrenquerschnitt einen Druckzuwachs erh\u00e4lt, welcher gerade dem Verticalabstande seiner jetzigen Lage von der fr\u00fcheren entspricht.\nAnders gestaltet sich nun aber die Sache, wenn statt eines Rohres mit steifen ein solches mit elastischen W\u00e4nden zu dem soeben geschilderten Versuche benutzt wird. Geschieht dieses, so \u00e4ndern sich mit der Stellung des U f\u00f6rmigen Rohres die Dimensionen desselben, und es wird damit eine Variation der Bedingungen eingefllhrl, welche von Einfluss auf die Geschwindigkeit ist. Namentlich wird diese letztere bei der gesenkten Lage des Rohres gr\u00f6ssor als bei der waagrechten sein, wenn man es zu bewirken wusste dass bei der ersten die L\u00e4ngen-Ausdehnung des Rohres sich nicht hemerklich machen konnte, w\u00e4hrend die Weile desselben zunahm.","page":77},{"file":"p0078.txt","language":"de","ocr_de":"7S\nI)h. N. v. Khiks,\n[158\nZur Best\u00e4tigung der soeben mitgetheilten Bemerkung wurde in dem It\u00fchrcnsyslem, welches in Fig. 4 schematisch dargeslcllt ist, statt des starren U f\u00f6rmigen St\u00fcckes ein d\u00fcnnwandiges Kaul-schukrohr von etwa 2 Meter bange eingeschaltet. Dieser Schlauch war auf einem Brette befestigt, das horizontal und vertical gestellt werden konnte, ohne dass dabei die Rin- und Ausflussm\u00fcndung aus ihrer Lage verr\u00fcckt wurde. Als nun das Wasser unter genau demselben Drucke in beiden Stellungen durch das Hohr gef\u00fchrt wurde, zeigte sich bei der verticalen Lage des Schlauches die Ausflussmenge ganz unzweideutig vermehrt. Von einer Angabe der gefundenen Zahlen sehe ich ab, da dieselben nur f\u00fcr meinen speciellcn Fall von Interesse sind.\nWenn man auf diese Erfahrungen gest\u00fctzt \u00fcberlegt, wie sich wohl der Strom des Blutes durch die Finger des herabh\u00e4n-genden Armes im Gegensatz zu denen im erhobenen gestalten m\u00fcsse, so wird man zunilcbst annehmen d\u00fcrfen, dass sich durch die Stellungs\u00fcnderung des Armes der Druck in der Aorta ebensowenig wie in der vena cava \u00e4ndern werde. In dem herabh\u00e4ngenden Arme werden dagegen die Lichtungen der Gef\u00e4sse im Allgemeinen weiter als im erhobenen sein, und dieses um so mehr je n\u00e4her dieselben gegen die Hand hin liegen. Wegen der Verschiedenheiten in den Dimensionen und den Elaslizit\u00e4tsco\u00f6ffi-cienten der Hand wird aber auch in gleicher H\u00f6he der Zuwachs der Durchmesser nicht \u00fcberall derselbe sein, in den Arterien wird er namentlich geringer als in den Venen ausfallen. In Folge hiervon wird der Zufluss des Blutes zu den Capillaren weniger vermehrt, der Widerstand dagegen bedeutender vermindert sein, welcher sich dem Abfluss des Blutes aus den Capillaren in die Venen enlgegonslelll. Treffen diese aus bekannten Eigenschaften der Gefitsswand abgeleiteten Voraussetzungen das Richtige, so folgt hieraus dass der von der Str\u00f6mung als solcher abh\u00e4ngige Druck in den Fingcrcapillaren des herabh\u00e4ngenden Armes niedriger als in denen des erhobenen Armes sein m\u00fcsse. Demnach muss mm auch der gesammle Druck in den Capillaren der hor-abhlingenden Hand wenige!\u201c als die Summe der Dr\u00fccke betragen, welche hervorgeht aus der Addition der Spannung in dem Strome der erhobenen Hand zu der Last der Bluls\u00e4ulo, welche auf der herabhangenden ruht.\nOb nun aber die Aenderungen der Gef\u00fcssdurchmesser wegen der Rlnslizit\u00e4l ihrer Wandung die einzige Ursache der auffallenden","page":78},{"file":"p0079.txt","language":"de","ocr_de":"159] \u00dcber \u00bbkn Druck in den Blutcapii.laren n. mbnScbl. Haut. 79\nErscheinung sind, deren auf p. 76 Erw\u00e4hnung geschah oder oh hier noch andere, vielleicht von den Gef\u00e4ssnerven ausgehende Einfl\u00fcsse mitwirken, k\u00f6nnen wir bei unserer Unkennlniss \u00fcber die specielleren Verh\u00e4ltnisse des Blulslromes und derGef\u00e4ssw\u00e4nde nat\u00fcrlich nicht beurlheilcn, um so weniger, als wir nicht einmal wissen, in wie weit unsere Annahme, dass der Druck in der Aorta und der vena cava durch Senkung des Armes nicht beeinflusst werde, mit der Wirklichkeit Ubcreinslimml. Dies ist indessen eine Frage von untergeordneter Bedeutung: jedenfalls werden in dem Blutdruck der Aorta durch die Lagever\u00e4nderung eines Armes nicht so erhebliche Ver\u00e4nderungen eintreten, dass dadurch der Druck in den Capillarcn wesentlich modificirt werden k\u00f6nnte.\nIch m\u00f6chte jedoch noch auf Folgendes aufmerksam machen. Der Umstand, welcher den Einfluss des Lagewechsels auf den Blutdruck in den Capillaren theilweise compensirt, ist, wie wir sahen, die Schlaffheit der Venen, die bedeutend geringere Elastizit\u00e4t ihrer Wandungen iip Vergleiche mit denen der Arterien. Dem entsprechend muss diese Compensation geringer sein, wenn die Venen bereits gef\u00fcllt sind, ihre Wandungen eine gewisse Spannung besitzen. Und in der Thal fanden wir dies. Die H\u00f6hendifferenz zwischen der h\u00f6chsten und der n\u00e4chstfolgenden Haltung der Hand betr\u00e4gt 205 mm, die durch diese Senkung bewirkte Ver\u00e4nderung im Capillardruck 69 mm, also 0,33 des hydrostatischen Werthes der H\u00f6hendifferenz. Die nun folgende Senkung um 285 mm bewirkt eine Drucksteigerung um 116 mm, also 0,40, die letzte Senkung von 350 mm eine Drucksteigerung von 225 mm, also um 0,64 ihres hydrostatischen Druckwerlhes. Trotz der unvermeidlichen Ungonauigkcit dieser Bestimmungen k\u00f6nnen diese Erscheinungen ihrer regelm\u00e4ssigen Wiederkehr wegen nicht zuf\u00e4llig sein.\nIn habe jetzt noch Uber einige andere Bestimmungen des Blutdruckes in den Capillaren zu berichten. Am Finger haben wir wiodorholl den Versuch gemacht die Steigerung des Blutdruckes durch artoriello Hyper\u00e4mie nnchzuwoisen. Dio Finger wurden zu diesem Zwocko in hoisscs oder kaltes Wasser getaucht, die Haut durch einen Induklionsstrom gereizt etc. Aber selbst hei ziemlich lebhafter R\u00f6lhung der Haut war eine Vermehrung des Blutdruckes durch unsere Methode nicht nachweisbar. Man muss also annehmen, dass die Gr\u00f6sse, um welche der Blutdruck","page":79},{"file":"p0080.txt","language":"de","ocr_de":"80 v. Kries, Druck in i>. Blctcapillaren d. menschl. Haut. [1(>0\nin den Capillaren bei \u00bbl\u00e4ssig starker arterieller Hyper\u00e4mie steigt, ganz innerhalb der Fehlergrenzen unserer Methode liegt, also jedenfalls kleiner ist, als 55 mm Wasser. Dagegen war es leicht, eine nachweisbare Steigerung des Capillardruckes durch Compression der Venen, z. B. durch Umschn\u00fcrung des Fingers hervorzubringen.\nlis ist ja auch selbstverst\u00e4ndlich dass der Druck in den Capillnrcn hierbei bedeutend mehr steigen muss, als bei arterieller Hyper\u00e4mie. Bei Verschluss der Venen eines Fingers muss der Druck in den Capillarcn steigen, bis er dem in den Arterien des Fingers gleich kommt. Wir fanden ihn zu 1562 bis 1953 mm Wasser, entsprechend 114 143 mm Quecksilber.\nAm Ohre machten wir eine Anzahl von Versuchen mit 4 verschiedenen Platten von 5.54 \u2014 3.38 \u20142.79 \u20143.64 \u25a1mm unter Benutzung des Stativs und des Hebels. Die durch dieselben gewonnenen Resultate sind in Milliin. Wasser: 251, 268, 315, 255, im Durchschnitt also 272 mm Wasser oder 20 mm Quecksilber. Die Bestimmungen zeigten nat\u00fcrlich keine Differenzen zwischen beiden Seiten. Die hier beobachteten Werthe stimmen innerhalb der Fehlergrenzen mit denen, die an der bis zum Scheitel erhobenen Hand gewannen wurden.\nEndlich sind noch Bestimmungen am Zahnfleisch des Kaninchens zu erw\u00e4hnen. Diese wurden immer an demselben Kaninchen, aber an mehreren Tagen hintereinander gemacht. Mit 4 Platten wurde als Durchschnitt der verschiedenen Beobachtungen gefunden: 429, 480, 433 und 435 Millirn. Wasser, im Mittel 44 t Wasser oder 33 mm Quecksilber.","page":80}],"identifier":"lit1419","issued":"1875","language":"de","pages":"69-80","startpages":"69","title":"\u00dcber den Druck in den Blutcapillaren der menschlichen Haut","type":"Journal Article"},"revision":0,"updated":"2022-01-31T14:07:05.746239+00:00"}